• August Wilhelm von Schlegel to Friedrich August Rosen

  • Place of Dispatch: Bonn · Place of Destination: Hannover · Date: 23.09.1829
Edition Status: Newly transcribed and labelled; double collated
    Metadata Concerning Header
  • Sender: August Wilhelm von Schlegel
  • Recipient: Friedrich August Rosen
  • Place of Dispatch: Bonn
  • Place of Destination: Hannover
  • Date: 23.09.1829
  • Notations: Empfangsort erschlossen.
    Manuscript
  • Provider: Marbach am Neckar, Deutsches Literaturarchiv
  • Classification Number: B:Schlegel, August Wilhelm 62.197
  • Number of Pages: 4 S., hs. m. U.
  • Incipit: „[1] Bonn d. 23sten Sept.
    1829.
    Ich war ungemein erfreut, mein hochgeehrtester Herr und Freund, durch Hrn. Lassen gute Nachrichten zu erhalten. [...]“
    Language
  • German
  • Sanskrit
    Editors
  • Bamberg, Claudia
  • Hanneder, Jürgen
  • Varwig, Olivia
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[1] Bonn d. 23sten Sept.
1829.
Ich war ungemein erfreut, mein hochgeehrtester Herr und Freund, durch Hrn. Lassen gute Nachrichten zu erhalten. Nur das einzige habe ich in Ihrem Briefe ungern gelesen, daß Sie es ungewiß machen, ob Sie über Bonn zurückkehren werden. Sie werden sich in der späten Jahreszeit ja nicht in Hamburg einschiffen wollen, u so bleibt dieß der einzige bequeme, so zu sagen, der nothwendige Weg von Dettmold nach London. Höchstens könnten Sie einige Meilen ersparen, wenn Sie Bonn nicht berührten. Sollten Sie hier auch nur Einen Tag verweilen, so würde er doch für unsre gemeinschaftlichen Studien nicht unfruchtbar bleiben. Vermuthlich treffen Sie gleichzeitig mit diesem Briefe oder kurz nachher von der Wallfahrt zu Ihrem Guru, dem aupākhyānikaḥ mahābhāratīyaḥ in Dettmold wieder ein. Alsdann melden Sie mir doch sogleich Ihren Entschluß, ob ich noch auf das Vergnügen rechnen darf, Sie im October wieder hier zu sehen. In diesem Falle würde ich die Absendung der zu verschenkenden Exemplare meines Hitôpadêsá bis dahin verschieben, u Sie bitten, das kleine Packet mitzunehmen. Ich wäre dann der sichern Bestellung gewiß, u vielleicht wäre es Ihnen auch angenehm den Asiat. Gesellschaften u den Gelehrten des Faches etwas neues vom festen Lande mitzubringen. Ein schönes Exemplar an die Directoren der Ostindischen Compagnie begleite ich mit einem Schreiben, worin ich [2] die Herren mit der Nase darauf stoße, daß sie das Studium ganz anders aufmuntern müssen, wenn es nicht in England rückgängig werden soll.
Daß Sie Schwierigkeiten im Râmâyańa gefunden, wundert mich fast. Burnouf schrieb mir, er lese das Gedicht in meiner Ausgabe mit der größten Leichtigkeit. Freilich bleiben wohl einige Knoten übrig, aber diese sind von der Art, daß sie nur durch die Scholiasten gelöst werden können. Hierauf bezog sich meine schon an Sie gethane Bitte. Wenn Sie wieder in London zurück sind, werde ich Ihnen die Stellen genau angeben, wo ich die Commentare nachgesehen wünsche. Sie werden, denke ich, nicht in großer Anzahl seyn. Nur bei dem Pferdeopfer etwa u bei der Überlieferung der Zauberwaffen des Viśvâmitras hätte ich eine Abschrift der Commentare zu wünschen. Zu allen Gegenständen werde ich gern bereit seyn.
Das neueste ist eine hübsche Ausgabe des Manus, ferner ein Abdruck Yajṇadatta-Badhah, nebst derselben Geschichte aus dem Raghu-Vañsah, u einigen Sentenzen von Bhartŕiharis, alles von Loiseleur des Longchamps. Er hat mir diese Sachen mit einem verbindlichen Schreiben zugeschickt. Der Manus scheint sehr correct zu seyn, u hat darin einen wahren Vorzug vor der Haughtonschen Ausgabe, daß er meine Grundsätze der gemäßigten u erlaubten Worttheilung angenommen hat. Chezy wollte sonst alles zusammengeschrieben wissen. Ich denke ich werde wohl die Oberhand damit behalten. Die Boppische gewaltsame und halsbrechende Worttrennung konnte nur im Kali-yuga [3] ersonnen werden, wo der Zwiespalt in allen menschlichen Dingen herrscht.
Der Oberste Tod kam hier durch u brachte einen Abend bei mir zu. Er wünscht eine Anzeige seines Werkes von mir, welches mich einigermaßen in Verlegenheit setzt. Denn wie kann man seine unkritischen Hypothesen über die Vorzeit Indiens u sein eingebildetes u unerhörtes Sanskrit ungerügt lassen?
Vergessen Sie ja nicht den Sûrya-siddhânta. Leben Sie recht wohl, und empfehlen Sie mich unbekannter Weise Ihrem Herrn Vater. Sie sind immer bei mir bestens eingeladen.
Ganz der Ihrige
AWvSchlegel
[4] [leer]
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[1] Bonn d. 23sten Sept.
1829.
Ich war ungemein erfreut, mein hochgeehrtester Herr und Freund, durch Hrn. Lassen gute Nachrichten zu erhalten. Nur das einzige habe ich in Ihrem Briefe ungern gelesen, daß Sie es ungewiß machen, ob Sie über Bonn zurückkehren werden. Sie werden sich in der späten Jahreszeit ja nicht in Hamburg einschiffen wollen, u so bleibt dieß der einzige bequeme, so zu sagen, der nothwendige Weg von Dettmold nach London. Höchstens könnten Sie einige Meilen ersparen, wenn Sie Bonn nicht berührten. Sollten Sie hier auch nur Einen Tag verweilen, so würde er doch für unsre gemeinschaftlichen Studien nicht unfruchtbar bleiben. Vermuthlich treffen Sie gleichzeitig mit diesem Briefe oder kurz nachher von der Wallfahrt zu Ihrem Guru, dem aupākhyānikaḥ mahābhāratīyaḥ in Dettmold wieder ein. Alsdann melden Sie mir doch sogleich Ihren Entschluß, ob ich noch auf das Vergnügen rechnen darf, Sie im October wieder hier zu sehen. In diesem Falle würde ich die Absendung der zu verschenkenden Exemplare meines Hitôpadêsá bis dahin verschieben, u Sie bitten, das kleine Packet mitzunehmen. Ich wäre dann der sichern Bestellung gewiß, u vielleicht wäre es Ihnen auch angenehm den Asiat. Gesellschaften u den Gelehrten des Faches etwas neues vom festen Lande mitzubringen. Ein schönes Exemplar an die Directoren der Ostindischen Compagnie begleite ich mit einem Schreiben, worin ich [2] die Herren mit der Nase darauf stoße, daß sie das Studium ganz anders aufmuntern müssen, wenn es nicht in England rückgängig werden soll.
Daß Sie Schwierigkeiten im Râmâyańa gefunden, wundert mich fast. Burnouf schrieb mir, er lese das Gedicht in meiner Ausgabe mit der größten Leichtigkeit. Freilich bleiben wohl einige Knoten übrig, aber diese sind von der Art, daß sie nur durch die Scholiasten gelöst werden können. Hierauf bezog sich meine schon an Sie gethane Bitte. Wenn Sie wieder in London zurück sind, werde ich Ihnen die Stellen genau angeben, wo ich die Commentare nachgesehen wünsche. Sie werden, denke ich, nicht in großer Anzahl seyn. Nur bei dem Pferdeopfer etwa u bei der Überlieferung der Zauberwaffen des Viśvâmitras hätte ich eine Abschrift der Commentare zu wünschen. Zu allen Gegenständen werde ich gern bereit seyn.
Das neueste ist eine hübsche Ausgabe des Manus, ferner ein Abdruck Yajṇadatta-Badhah, nebst derselben Geschichte aus dem Raghu-Vañsah, u einigen Sentenzen von Bhartŕiharis, alles von Loiseleur des Longchamps. Er hat mir diese Sachen mit einem verbindlichen Schreiben zugeschickt. Der Manus scheint sehr correct zu seyn, u hat darin einen wahren Vorzug vor der Haughtonschen Ausgabe, daß er meine Grundsätze der gemäßigten u erlaubten Worttheilung angenommen hat. Chezy wollte sonst alles zusammengeschrieben wissen. Ich denke ich werde wohl die Oberhand damit behalten. Die Boppische gewaltsame und halsbrechende Worttrennung konnte nur im Kali-yuga [3] ersonnen werden, wo der Zwiespalt in allen menschlichen Dingen herrscht.
Der Oberste Tod kam hier durch u brachte einen Abend bei mir zu. Er wünscht eine Anzeige seines Werkes von mir, welches mich einigermaßen in Verlegenheit setzt. Denn wie kann man seine unkritischen Hypothesen über die Vorzeit Indiens u sein eingebildetes u unerhörtes Sanskrit ungerügt lassen?
Vergessen Sie ja nicht den Sûrya-siddhânta. Leben Sie recht wohl, und empfehlen Sie mich unbekannter Weise Ihrem Herrn Vater. Sie sind immer bei mir bestens eingeladen.
Ganz der Ihrige
AWvSchlegel
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