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$viewFile = '/var/www/awschlegel/version-04-20/app/View/Letters/view.ctp' $dataForView = array( 'html' => 'Verehrte gnädige Frau!<br>Ich verstehe wirklich nicht, was Sie mein ›Betragen‹ nennen. Ich war unabhängig und habe mich freiwillig in Abhängigkeit von Ihnen begeben. Vaterland, Familie und Freunde habe ich seit sechseinhalb Jahren verlassen, habe mich Ihnen angeschlossen und in der uneigennützigsten Weise mein Schicksal an das Ihre geknüpft, ohne meine Neigungen zu befragen und an meine Zukunft zu denken. Ich habe einzig und allein die Aussicht, gealtert und ohne alle Verbindungen, die ich entweder abgebrochen oder vernachlässigt habe, in mein Vaterland zurückzukehren, wenn eine zweite Ehe oder eine andere Veränderung bei Ihnen es mir unmöglich macht, in Ihrem Hause weiter zu leben. Das ist mein ›Betragen‹, und ich werde dabei verharren, solange Sie es selber wünschen.<br>Dagegen bitte ich Sie, sich in keiner Weise um mein Schicksal zu kümmern. 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Sie heiratete 1786 den schwedischen Diplomaten Erik Magnus von Staël-Holstein in Paris. Die Eheleute lebten von Anfang an getrennt. Zu ihren ersten Veröffentlichungen zählten die „Lettres sur les ecrits et le charactère de J.-J. Rousseau“, die 1788 erschienen. Neben der Tätigkeit als Schriftstellerin wurde Germaine de Staël-Holstein als einflussreiche Salonnière berühmt. Unter ihrem politischen Einfluss stand u.a. Benjamin Constant, mit dem sie eine langjährige Beziehung führte und der der Vater ihrer Tochter Albertine war. Ihr politischer Liberalismus und die Befürwortung einer konstitutionellen Monarchie führten 1792 zu ihrer Verbannung ins schweizerische Exil. Gemeinsam mit ihren Kindern bezog sie Schloss Coppet am Genfer See, das nun zum Treffpunkt Intellektueller und Künstler ganz Europas avancierte. Nur selten war der Schriftstellerin der Aufenthalt in Frankreich gestattet. Während ausgedehnter Reisen in den Folgejahren nach Deutschland (1803/04 und 1808) und Italien (1805) war sie zumeist in Begleitung ihres Freundes und Hauslehrers AWS sowie Benjamin Constants. Großen Erfolg hatte sie mit ihrem Werk „De LʼAllemagne“ (1810) sowie mit ihrem Roman „Corinne ou LʼItalie“ (1807) und politischen Schriften. Die Verfolgung durch die französische Regierung veranlasste Germaine de Staël-Holstein am 23. Mai 1812 zur Flucht über die Schweiz nach Österreich, Russland und schließlich Schweden. Anschließend hielten sie sich von 1813 bis 1814 in London auf. Nach der Rückkehr in die Schweiz heiratete de Staël-Holstein 1816 den Vater ihres jüngsten Kindes, John Rocca.', '39_quellen' => 'WBIS@http://db.saur.de/WBIS/basicSearch.jsf@D834-624-6@ extern@Roger Paulin: August Wilhelm Schlegel. Cosmopolitan of Art and Poetry. Cambridge 2016.@ extern@Briefe von und an August Wilhelm Schlegel. Ges. u. erl. d. Josef Körner. 2. Bd. Die Erläuterungen. 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Verehrte gnädige Frau!
Ich verstehe wirklich nicht, was Sie mein ›Betragen‹ nennen. Ich war unabhängig und habe mich freiwillig in Abhängigkeit von Ihnen begeben. Vaterland, Familie und Freunde habe ich seit sechseinhalb Jahren verlassen, habe mich Ihnen angeschlossen und in der uneigennützigsten Weise mein Schicksal an das Ihre geknüpft, ohne meine Neigungen zu befragen und an meine Zukunft zu denken. Ich habe einzig und allein die Aussicht, gealtert und ohne alle Verbindungen, die ich entweder abgebrochen oder vernachlässigt habe, in mein Vaterland zurückzukehren, wenn eine zweite Ehe oder eine andere Veränderung bei Ihnen es mir unmöglich macht, in Ihrem Hause weiter zu leben. Das ist mein ›Betragen‹, und ich werde dabei verharren, solange Sie es selber wünschen.
Dagegen bitte ich Sie, sich in keiner Weise um mein Schicksal zu kümmern. Ich glaube nicht, daß ich mit Ihnen viel von mir spreche. Lieber schütte ich einem Freunde, der dreihundert Stunden entfernt wohnt, mein Herz aus. Ich wünsche mir nur eine Kleinigkeit, nämlich dasselbe Recht in Ihrem Salon zu genießen, wie alle anderen, die sich dort einfinden: d. h. so zu sein, wie ich bin und mich nicht mehr als Vierzigjähriger noch einer neuen Erziehung unterwerfen zu müssen. Ich versichere Sie, daß es mein Bestreben ist, in der Gesellschaft zu gefallen. Gelingt mir dies nicht, so bitte ich Sie zu bedenken, daß es der Gesellschaft mir gegenüber auch nicht immer gelingt, und daß wir uns also gegenseitig etwas Nachsicht schulden. Wenn man mich aber mit jeder gesellschaftlichen Kleinigkeit quält, wenn man mir sechs Stunden lang darüber Vorwürfe macht, so muß das notwendig meine Hemmungen, meine Verlegenheit und meine Abneigung vergrößern, in diese Gesellschaft zu gehen, die ich, wenn es auf mich ankäme, dreiviertel der Zeit nicht aufsuchen würde.
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