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Man kann also wirklich sagen, daß das Publikum nicht das Geringste, was Sie schreiben, unbeachtet läßt.<br>Herr von Wattenwyl ist zurück von der Reise, aber ich habe ihn noch nicht gesehen. Man sagt hier, sein Sohn sei in den Grafenstand erhoben und habe ein Majorat von 18000 Francs Einkommen erhalten. Bis jetzt stand das meines Wissens noch nicht in den Zeitungen.<br>Frau von Freudenreich ist immer noch Rekonvaleszentin – ihrem Mann ging es auch nicht gut. Er bedauerte Herrn de St.-Priest sehr und meinte, die Lausanner Ärzte würden ihm bezeugen, daß seine Krankheit ihm nicht gestatte, in der gegenwärtigen Jahreszeit zu reisen.<br>Gestern hat eine Dilettantenvereinigung ein großes Konzert gegeben und starken Erfolg gehabt. Haydns <span class="slant-italic ">Schöpfung</span> wurde aufgeführt; im himmlischen Chor waren viele hübsche blonde Engel, unter ihnen Frau Haller. Sonst weiß ich keine Neuigkeiten zu berichten. Es scheint, sie sind eingefroren. Vielleicht werden sie plötzlich im Frühjahr auftauen, wie die Töne in Münchhausens Jagdhorn. Leben Sie wohl, liebe Freundin! Nehmen Sie nicht daran Anstoß, daß meine Briefe so wenig Neues zu sagen haben. Sie sehen wenigstens meinen guten Willen. Ich vervollkommne mich im Whistspiel. Eine andere Unterhaltung gibt es auf den Gesellschaften nicht, und ich habe besondere Gründe mitzuspielen.<br>Wenn Sie das Buch von Jacobi haben wollen, so teilen Sie es mir mit, und ich werde es so schnell wie möglich kommen lassen.<br>Ich bin immer noch unglücklich, daß ich keinen Ofen habe. 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Sie heiratete 1786 den schwedischen Diplomaten Erik Magnus von Staël-Holstein in Paris. Die Eheleute lebten von Anfang an getrennt. Zu ihren ersten Veröffentlichungen zählten die „Lettres sur les ecrits et le charactère de J.-J. Rousseau“, die 1788 erschienen. Neben der Tätigkeit als Schriftstellerin wurde Germaine de Staël-Holstein als einflussreiche Salonnière berühmt. Unter ihrem politischen Einfluss stand u.a. Benjamin Constant, mit dem sie eine langjährige Beziehung führte und der der Vater ihrer Tochter Albertine war. Ihr politischer Liberalismus und die Befürwortung einer konstitutionellen Monarchie führten 1792 zu ihrer Verbannung ins schweizerische Exil. Gemeinsam mit ihren Kindern bezog sie Schloss Coppet am Genfer See, das nun zum Treffpunkt Intellektueller und Künstler ganz Europas avancierte. Nur selten war der Schriftstellerin der Aufenthalt in Frankreich gestattet. 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B[ern], den 19. Januar 1812.
Liebe Freundin!
Durch Binet erhielt ich ein kleines Paket mit schönem Piqué für eine Weste, aber ohne eine einzige Zeile – ich nehme an, es ist ein Neujahrsgeschenk von Ihnen, und ich danke Ihnen tausendmal dafür, wiewohl es der Phantasie schwer fällt, sich in dieser Jahreszeit mit eleganten, luftigen Westen zu befreunden, wo ihr ein Bärenpelz sicher mehr Eindruck machen würde.
Ich habe Binets Rückkehr benutzt, um Ihnen Goethes Buch schneller zukommen zu lassen. Er hat mir versprochen, es Ihnen noch am Sonnabend zuzustellen.
Achten Sie doch auf die Beschreibung des Opfers – es ist seltsam, wie Goethe schon in seiner Kindheit sozusagen das Heidentum erfand, für das er später eine Vorliebe empfand, die sich immer mehr vertiefte.
Cachet wird Ihnen Freitag die Zeitschrift Europa gebracht haben, in der sich der Artikel meines Bruders über Camoëns befindet. Schreiben Sie mir doch, ob er Ihnen gefällt. Um hierüber etwas zu veröffentlichen, müßte ich meine Erinnerungen durch nochmaliges Lesen der Lusiaden auffrischen. Vergessen Sie auch die übrigen poëtischen Werke Camoëns’ nicht, besonders nicht seine Liebesgedichte und das Sonett Jacob und Rahel. In den letzten Ausgaben hat man ihm allerdings viele Gedichte zugeschrieben, die sehr zweifelhaften Ursprungs sind. Achten Sie wohl darauf, daß zwar beide Gedichte derselben Zeit angehören, daß aber die Lusiaden vor Tassos Jerusalem erschienen sind.
Aus einem Katalog deutscher Bücher ersehe ich, daß Ihr Aspasia-Artikel in der Biographie Universelle in deutscher Übersetzung als Sonderdruck erschienen ist. Man kann also wirklich sagen, daß das Publikum nicht das Geringste, was Sie schreiben, unbeachtet läßt.
Herr von Wattenwyl ist zurück von der Reise, aber ich habe ihn noch nicht gesehen. Man sagt hier, sein Sohn sei in den Grafenstand erhoben und habe ein Majorat von 18000 Francs Einkommen erhalten. Bis jetzt stand das meines Wissens noch nicht in den Zeitungen.
Frau von Freudenreich ist immer noch Rekonvaleszentin – ihrem Mann ging es auch nicht gut. Er bedauerte Herrn de St.-Priest sehr und meinte, die Lausanner Ärzte würden ihm bezeugen, daß seine Krankheit ihm nicht gestatte, in der gegenwärtigen Jahreszeit zu reisen.
Gestern hat eine Dilettantenvereinigung ein großes Konzert gegeben und starken Erfolg gehabt. Haydns Schöpfung wurde aufgeführt; im himmlischen Chor waren viele hübsche blonde Engel, unter ihnen Frau Haller. Sonst weiß ich keine Neuigkeiten zu berichten. Es scheint, sie sind eingefroren. Vielleicht werden sie plötzlich im Frühjahr auftauen, wie die Töne in Münchhausens Jagdhorn. Leben Sie wohl, liebe Freundin! Nehmen Sie nicht daran Anstoß, daß meine Briefe so wenig Neues zu sagen haben. Sie sehen wenigstens meinen guten Willen. Ich vervollkommne mich im Whistspiel. Eine andere Unterhaltung gibt es auf den Gesellschaften nicht, und ich habe besondere Gründe mitzuspielen.
Wenn Sie das Buch von Jacobi haben wollen, so teilen Sie es mir mit, und ich werde es so schnell wie möglich kommen lassen.
Ich bin immer noch unglücklich, daß ich keinen Ofen habe. Die Kälte hindert mich an der Arbeit, obgleich ich doch so gern etwas in Friedrichs Zeitschrift erscheinen ließe, damit ich in Österreich gelesen werde.
Liebe Freundin!
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Ich bin immer noch unglücklich, daß ich keinen Ofen habe. Die Kälte hindert mich an der Arbeit, obgleich ich doch so gern etwas in Friedrichs Zeitschrift erscheinen ließe, damit ich in Österreich gelesen werde.
· Original , 19.01.1812
· Pange, Pauline de: Auguste-Guillaume Schlegel et Madame de Staël d’apres des documents inédits. Paris 1938, S. 349‒350.
· Pange, Pauline de: Auguste-Guillaume Schlegel et Madame de Staël d’apres des documents inédits. Paris 1938, S. 349‒350.