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Februar 1812 <br>Liebe Freundin! Ich bin hocherfreut, daß Sie mit den ärmlichen Bemerkungen über Camoëns, die ich Ihnen wirklich in Ermangelung von etwas Besserem zusandte, nicht allzu unzufrieden gewesen sind. Das läßt mich hoffen, daß wir viel Freude daran haben werden, uns wieder über Literatur zu unterhalten. Nur werfen Sie mir mehr als jemals vor, ich vergrabe mich zu tief in die alten Zeiten und sei über die neuesten Geschehnisse nicht auf dem laufenden. Seit einiger Zeit lese ich garnichts mehr als alte Schwarten und Zeitungen – die beiden größten Gegensätze. Ich habe mich letzthin in einen Briefwechsel mit Herrn von Mulinen über Ereignisse der Schweizer Geschichte eingelassen.<br>Ich bitte Sie dringend, für Ihre Gesundheit in richtiger Weise zu sorgen. Sie ist doch schließlich die Grundlage für alles andere; und wenn man sich einige Zeit Unannehmlichkeiten und Vorsichtsmaßregeln unterwirft, so kommt man schneller voran. Ich hoffe, die Jahreszeit wird Ihren Landaufenthalt begünstigen – wenigstens macht hier der Frühling erhebliche Fortschritte. Der Schnee schmilzt, die Bäche sind ganz angeschwollen, und man kann bereits schöne Spaziergänge machen.<br>Ich hatte Ihnen einige Neuigkeiten mitzuteilen, aber sie sind seit Sonntag schon alt geworden. Sie werden aus der Schweizer Zeitung die militärische Besetzung von Schwedisch-Vorpommern durch die Fr[anzosen] erfahren haben. Ich kann dem nur einige Einzelheiten zufügen. Die Division Friand stand bis jetzt in Mecklenburg; plötzlich erhielt sie den Befehl, in Pommern einzurücken, aber sie wurde vorher noch in Mecklenburg durch die Division Compans ersetzt, die stärker als sie war. Das erzählte mir ein mecklenburgischer Adliger. Sie haben dann nicht nur das Festland besetzt, sondern sind auch auf die Insel Rügen hinübergegangen. Das scheint ein merkwürdiges Vorgehen gegen Schweden zu sein; indessen ich glaube, daß es sich hauptsächlich gegen Preußen richtet – umso mehr, als sie auch eine kleine Insel an der Odermündung – Usedom oder Wollin – sozusagen besetzt haben, wie mir ein Regierungsmitglied versicherte. Das versteht man erst richtig, wenn man sich die Karte ansieht. Sie besetzen noch die Festung Stettin, die nahe dabei liegt, und das Ganze bildet einen Keil [in das preußische Gebiet].<br>Was den Frieden mit der Türkei betrifft, so differieren meine Nachrichten von den Ihren. Hier wird behauptet, die Verhandlungen ständen nahe vor dem Abschluß. Im Norden wird der Krieg jetzt bestimmt bald ausbrechen. Die fr[anzösische] Regierung hat die Besetzung von Riga gefordert, um die Durchführung der Kontinentalsperre besser beobachten zu können. Man spricht hier von einem Regentschaftsrat unter dem Vorsitz von Berthier während der Abwesenheit des Kais[ers]. 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Ich höre, daß die, die darüber arbeiten, über die Stärke, mit der ich mich das erste Mal auf diesem Gebiet zeigte, erstaunt waren; – während einer ganzen Reihe von Jahren hatte ich mich darauf vorbereitet.<br>Sagen Sie doch Frau N[ecker von Saussure], ihre Übersetzung werde mir zeigen, wie ich gleich hätte schreiben müssen, und ich hätte Lust, ihre Übersetzung, wenn sie fertig sei, zurückzuübersetzen. Die Ansteckungsgefahr der verstaubten Sprache deutscher Schulen ist so groß, daß immer Spuren zurückbleiben, so sehr man sich auch bemüht, ganz einfach, ungebunden und gewandt sich auszudrücken. Die Vorsicht, die Sie mir für meine Briefe an sie vorschreiben, hat bei mir ein leises Lächeln hervorgerufen. Das wäre doch ein spaßiges Gespräch: ›Ich habe mit einer Dame ein Geheimnis, das ihre Familie, wenn es entdeckt würde, zur Verzweiflung bringen würde.‹ – ›Sie liebt Sie also?› – ›Nein, sie übersetzt mich.‹<br>Sagen Sie Favre, daß ich, wenn er auch noch so jung verheiratet ist und nicht aus seinen Flitterwochen herauskommt, doch bei meiner Rückkehr sein reiches Wissen in Anspruch nehmen werde.<br>Ich habe mich lebhaft für das Glück des Herrn O. d’Éclépens interessiert. Es ist schade, daß Albert gerade jetzt krank ist. Ich hoffe aber, es ist nichts Ernstes.<br>Leben Sie wohl, liebe Freundin. 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Sie heiratete 1786 den schwedischen Diplomaten Erik Magnus von Staël-Holstein in Paris. Die Eheleute lebten von Anfang an getrennt. Zu ihren ersten Veröffentlichungen zählten die „Lettres sur les ecrits et le charactère de J.-J. Rousseau“, die 1788 erschienen. Neben der Tätigkeit als Schriftstellerin wurde Germaine de Staël-Holstein als einflussreiche Salonnière berühmt. Unter ihrem politischen Einfluss stand u.a. Benjamin Constant, mit dem sie eine langjährige Beziehung führte und der der Vater ihrer Tochter Albertine war. Ihr politischer Liberalismus und die Befürwortung einer konstitutionellen Monarchie führten 1792 zu ihrer Verbannung ins schweizerische Exil. Gemeinsam mit ihren Kindern bezog sie Schloss Coppet am Genfer See, das nun zum Treffpunkt Intellektueller und Künstler ganz Europas avancierte. Nur selten war der Schriftstellerin der Aufenthalt in Frankreich gestattet. Während ausgedehnter Reisen in den Folgejahren nach Deutschland (1803/04 und 1808) und Italien (1805) war sie zumeist in Begleitung ihres Freundes und Hauslehrers AWS sowie Benjamin Constants. Großen Erfolg hatte sie mit ihrem Werk „De LʼAllemagne“ (1810) sowie mit ihrem Roman „Corinne ou LʼItalie“ (1807) und politischen Schriften. Die Verfolgung durch die französische Regierung veranlasste Germaine de Staël-Holstein am 23. Mai 1812 zur Flucht über die Schweiz nach Österreich, Russland und schließlich Schweden. Anschließend hielten sie sich von 1813 bis 1814 in London auf. Nach der Rückkehr in die Schweiz heiratete de Staël-Holstein 1816 den Vater ihres jüngsten Kindes, John Rocca.', '39_quellen' => 'WBIS@http://db.saur.de/WBIS/basicSearch.jsf@D834-624-6@ extern@Roger Paulin: August Wilhelm Schlegel. Cosmopolitan of Art and Poetry. Cambridge 2016.@ extern@Briefe von und an August Wilhelm Schlegel. Ges. u. erl. d. Josef Körner. 2. Bd. Die Erläuterungen. 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Nur werfen Sie mir mehr als jemals vor, ich vergrabe mich zu tief in die alten Zeiten und sei über die neuesten Geschehnisse nicht auf dem laufenden. Seit einiger Zeit lese ich garnichts mehr als alte Schwarten und Zeitungen – die beiden größten Gegensätze. Ich habe mich letzthin in einen Briefwechsel mit Herrn von Mulinen über Ereignisse der Schweizer Geschichte eingelassen.<br>Ich bitte Sie dringend, für Ihre Gesundheit in richtiger Weise zu sorgen. Sie ist doch schließlich die Grundlage für alles andere; und wenn man sich einige Zeit Unannehmlichkeiten und Vorsichtsmaßregeln unterwirft, so kommt man schneller voran. Ich hoffe, die Jahreszeit wird Ihren Landaufenthalt begünstigen – wenigstens macht hier der Frühling erhebliche Fortschritte. Der Schnee schmilzt, die Bäche sind ganz angeschwollen, und man kann bereits schöne Spaziergänge machen.<br>Ich hatte Ihnen einige Neuigkeiten mitzuteilen, aber sie sind seit Sonntag schon alt geworden. 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Sie heiratete 1786 den schwedischen Diplomaten Erik Magnus von Staël-Holstein in Paris. Die Eheleute lebten von Anfang an getrennt. Zu ihren ersten Veröffentlichungen zählten die „Lettres sur les ecrits et le charactère de J.-J. Rousseau“, die 1788 erschienen. Neben der Tätigkeit als Schriftstellerin wurde Germaine de Staël-Holstein als einflussreiche Salonnière berühmt. Unter ihrem politischen Einfluss stand u.a. Benjamin Constant, mit dem sie eine langjährige Beziehung führte und der der Vater ihrer Tochter Albertine war. Ihr politischer Liberalismus und die Befürwortung einer konstitutionellen Monarchie führten 1792 zu ihrer Verbannung ins schweizerische Exil. Gemeinsam mit ihren Kindern bezog sie Schloss Coppet am Genfer See, das nun zum Treffpunkt Intellektueller und Künstler ganz Europas avancierte. Nur selten war der Schriftstellerin der Aufenthalt in Frankreich gestattet. Während ausgedehnter Reisen in den Folgejahren nach Deutschland (1803/04 und 1808) und Italien (1805) war sie zumeist in Begleitung ihres Freundes und Hauslehrers AWS sowie Benjamin Constants. Großen Erfolg hatte sie mit ihrem Werk „De LʼAllemagne“ (1810) sowie mit ihrem Roman „Corinne ou LʼItalie“ (1807) und politischen Schriften. Die Verfolgung durch die französische Regierung veranlasste Germaine de Staël-Holstein am 23. Mai 1812 zur Flucht über die Schweiz nach Österreich, Russland und schließlich Schweden. Anschließend hielten sie sich von 1813 bis 1814 in London auf. Nach der Rückkehr in die Schweiz heiratete de Staël-Holstein 1816 den Vater ihres jüngsten Kindes, John Rocca.', '39_quellen' => 'WBIS@http://db.saur.de/WBIS/basicSearch.jsf@D834-624-6@ extern@Roger Paulin: August Wilhelm Schlegel. Cosmopolitan of Art and Poetry. Cambridge 2016.@ extern@Briefe von und an August Wilhelm Schlegel. Ges. u. erl. d. Josef Körner. 2. Bd. Die Erläuterungen. Zürich u.a. 1930, S. 121, 138. 138-139.@ extern@Hofmann, Etienne „Staël, Germaine de“, URL: http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/f/F16051.php@ Wikipedia@http://de.wikipedia.org/wiki/Anne_Louise_Germaine_de_Sta%C3%ABl@', '39_beziehung' => 'AWS machte gegen Ende des Jahres 1804 in Berlin die persönliche Bekanntschaft mit Germaine de Staël-Holstein. Als Hauslehrer ihrer Kinder gehörte er zum Coppeter Zirkel. Er begleitete Mme de Staël-Holstein auf ihren zahlreichen Reisen und war auch als ihr Berater im Hinblick auf die deutsche Literatur tätig; sein wichtiger Anteil an ihrem bedeutendsten Werk „De LʼAllemagne“ (1810) ist heute unbestritten. Auch Friedrich von Schlegel gehörte zu den zahlreichen Gästen auf Schloss Coppet. In Zeiten des politischen Umbruches begleitete AWS die Familie de Staël-Holstein durch Europa. Den Kindern Mme de Staël-Holsteins blieb AWS auch nach ihrem Tod verbunden. 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[Donnerstag] Bern, den 20. Februar 1812
Liebe Freundin! Ich bin hocherfreut, daß Sie mit den ärmlichen Bemerkungen über Camoëns, die ich Ihnen wirklich in Ermangelung von etwas Besserem zusandte, nicht allzu unzufrieden gewesen sind. Das läßt mich hoffen, daß wir viel Freude daran haben werden, uns wieder über Literatur zu unterhalten. Nur werfen Sie mir mehr als jemals vor, ich vergrabe mich zu tief in die alten Zeiten und sei über die neuesten Geschehnisse nicht auf dem laufenden. Seit einiger Zeit lese ich garnichts mehr als alte Schwarten und Zeitungen – die beiden größten Gegensätze. Ich habe mich letzthin in einen Briefwechsel mit Herrn von Mulinen über Ereignisse der Schweizer Geschichte eingelassen.
Ich bitte Sie dringend, für Ihre Gesundheit in richtiger Weise zu sorgen. Sie ist doch schließlich die Grundlage für alles andere; und wenn man sich einige Zeit Unannehmlichkeiten und Vorsichtsmaßregeln unterwirft, so kommt man schneller voran. Ich hoffe, die Jahreszeit wird Ihren Landaufenthalt begünstigen – wenigstens macht hier der Frühling erhebliche Fortschritte. Der Schnee schmilzt, die Bäche sind ganz angeschwollen, und man kann bereits schöne Spaziergänge machen.
Ich hatte Ihnen einige Neuigkeiten mitzuteilen, aber sie sind seit Sonntag schon alt geworden. Sie werden aus der Schweizer Zeitung die militärische Besetzung von Schwedisch-Vorpommern durch die Fr[anzosen] erfahren haben. Ich kann dem nur einige Einzelheiten zufügen. Die Division Friand stand bis jetzt in Mecklenburg; plötzlich erhielt sie den Befehl, in Pommern einzurücken, aber sie wurde vorher noch in Mecklenburg durch die Division Compans ersetzt, die stärker als sie war. Das erzählte mir ein mecklenburgischer Adliger. Sie haben dann nicht nur das Festland besetzt, sondern sind auch auf die Insel Rügen hinübergegangen. Das scheint ein merkwürdiges Vorgehen gegen Schweden zu sein; indessen ich glaube, daß es sich hauptsächlich gegen Preußen richtet – umso mehr, als sie auch eine kleine Insel an der Odermündung – Usedom oder Wollin – sozusagen besetzt haben, wie mir ein Regierungsmitglied versicherte. Das versteht man erst richtig, wenn man sich die Karte ansieht. Sie besetzen noch die Festung Stettin, die nahe dabei liegt, und das Ganze bildet einen Keil [in das preußische Gebiet].
Was den Frieden mit der Türkei betrifft, so differieren meine Nachrichten von den Ihren. Hier wird behauptet, die Verhandlungen ständen nahe vor dem Abschluß. Im Norden wird der Krieg jetzt bestimmt bald ausbrechen. Die fr[anzösische] Regierung hat die Besetzung von Riga gefordert, um die Durchführung der Kontinentalsperre besser beobachten zu können. Man spricht hier von einem Regentschaftsrat unter dem Vorsitz von Berthier während der Abwesenheit des Kais[ers]. Alles dies verdanke ich der gleichen Quelle.
Beaumesnil Präfekt in Tortosa – das ist wirklich amüsant! Die Dummköpfe und Tröpfe sind also zum Regieren berufen? Bringt er seine hübsche Frau mit dorthin? Mit einem gewissen Vergnügen las ich in den Zeitungen, daß Herr Savoye Rollin wahrscheinlich seines Amtes enthoben werden wird.
Sie haben mit Ihren literarischen Ratschlägen völlig recht, aber einzelne Abhandlungen in Zeitschriften zu veröffentlichen, ist eine gute Methode, einen Literaturzweig, in dem man noch nichts veröffentlicht hat, sozusagen mit Beschlag zu belegen. So habe ich es im Hinblick auf die Geschichte unserer Dichtung in diesem Herbst und Winter gehalten. Ich höre, daß die, die darüber arbeiten, über die Stärke, mit der ich mich das erste Mal auf diesem Gebiet zeigte, erstaunt waren; – während einer ganzen Reihe von Jahren hatte ich mich darauf vorbereitet.
Sagen Sie doch Frau N[ecker von Saussure], ihre Übersetzung werde mir zeigen, wie ich gleich hätte schreiben müssen, und ich hätte Lust, ihre Übersetzung, wenn sie fertig sei, zurückzuübersetzen. Die Ansteckungsgefahr der verstaubten Sprache deutscher Schulen ist so groß, daß immer Spuren zurückbleiben, so sehr man sich auch bemüht, ganz einfach, ungebunden und gewandt sich auszudrücken. Die Vorsicht, die Sie mir für meine Briefe an sie vorschreiben, hat bei mir ein leises Lächeln hervorgerufen. Das wäre doch ein spaßiges Gespräch: ›Ich habe mit einer Dame ein Geheimnis, das ihre Familie, wenn es entdeckt würde, zur Verzweiflung bringen würde.‹ – ›Sie liebt Sie also?› – ›Nein, sie übersetzt mich.‹
Sagen Sie Favre, daß ich, wenn er auch noch so jung verheiratet ist und nicht aus seinen Flitterwochen herauskommt, doch bei meiner Rückkehr sein reiches Wissen in Anspruch nehmen werde.
Ich habe mich lebhaft für das Glück des Herrn O. d’Éclépens interessiert. Es ist schade, daß Albert gerade jetzt krank ist. Ich hoffe aber, es ist nichts Ernstes.
Leben Sie wohl, liebe Freundin. Der Tag, an dem ich Sie wiedersehe, wird ein Festtag für mich sein.
Bei Herrn Guyot habe ich zehn Louisdor abgehoben.
Liebe Freundin! Ich bin hocherfreut, daß Sie mit den ärmlichen Bemerkungen über Camoëns, die ich Ihnen wirklich in Ermangelung von etwas Besserem zusandte, nicht allzu unzufrieden gewesen sind. Das läßt mich hoffen, daß wir viel Freude daran haben werden, uns wieder über Literatur zu unterhalten. Nur werfen Sie mir mehr als jemals vor, ich vergrabe mich zu tief in die alten Zeiten und sei über die neuesten Geschehnisse nicht auf dem laufenden. Seit einiger Zeit lese ich garnichts mehr als alte Schwarten und Zeitungen – die beiden größten Gegensätze. Ich habe mich letzthin in einen Briefwechsel mit Herrn von Mulinen über Ereignisse der Schweizer Geschichte eingelassen.
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Was den Frieden mit der Türkei betrifft, so differieren meine Nachrichten von den Ihren. Hier wird behauptet, die Verhandlungen ständen nahe vor dem Abschluß. Im Norden wird der Krieg jetzt bestimmt bald ausbrechen. Die fr[anzösische] Regierung hat die Besetzung von Riga gefordert, um die Durchführung der Kontinentalsperre besser beobachten zu können. Man spricht hier von einem Regentschaftsrat unter dem Vorsitz von Berthier während der Abwesenheit des Kais[ers]. Alles dies verdanke ich der gleichen Quelle.
Beaumesnil Präfekt in Tortosa – das ist wirklich amüsant! Die Dummköpfe und Tröpfe sind also zum Regieren berufen? Bringt er seine hübsche Frau mit dorthin? Mit einem gewissen Vergnügen las ich in den Zeitungen, daß Herr Savoye Rollin wahrscheinlich seines Amtes enthoben werden wird.
Sie haben mit Ihren literarischen Ratschlägen völlig recht, aber einzelne Abhandlungen in Zeitschriften zu veröffentlichen, ist eine gute Methode, einen Literaturzweig, in dem man noch nichts veröffentlicht hat, sozusagen mit Beschlag zu belegen. So habe ich es im Hinblick auf die Geschichte unserer Dichtung in diesem Herbst und Winter gehalten. Ich höre, daß die, die darüber arbeiten, über die Stärke, mit der ich mich das erste Mal auf diesem Gebiet zeigte, erstaunt waren; – während einer ganzen Reihe von Jahren hatte ich mich darauf vorbereitet.
Sagen Sie doch Frau N[ecker von Saussure], ihre Übersetzung werde mir zeigen, wie ich gleich hätte schreiben müssen, und ich hätte Lust, ihre Übersetzung, wenn sie fertig sei, zurückzuübersetzen. Die Ansteckungsgefahr der verstaubten Sprache deutscher Schulen ist so groß, daß immer Spuren zurückbleiben, so sehr man sich auch bemüht, ganz einfach, ungebunden und gewandt sich auszudrücken. Die Vorsicht, die Sie mir für meine Briefe an sie vorschreiben, hat bei mir ein leises Lächeln hervorgerufen. Das wäre doch ein spaßiges Gespräch: ›Ich habe mit einer Dame ein Geheimnis, das ihre Familie, wenn es entdeckt würde, zur Verzweiflung bringen würde.‹ – ›Sie liebt Sie also?› – ›Nein, sie übersetzt mich.‹
Sagen Sie Favre, daß ich, wenn er auch noch so jung verheiratet ist und nicht aus seinen Flitterwochen herauskommt, doch bei meiner Rückkehr sein reiches Wissen in Anspruch nehmen werde.
Ich habe mich lebhaft für das Glück des Herrn O. d’Éclépens interessiert. Es ist schade, daß Albert gerade jetzt krank ist. Ich hoffe aber, es ist nichts Ernstes.
Leben Sie wohl, liebe Freundin. Der Tag, an dem ich Sie wiedersehe, wird ein Festtag für mich sein.
Bei Herrn Guyot habe ich zehn Louisdor abgehoben.
· Original , 20.02.1812
· Pange, Pauline de: Auguste-Guillaume Schlegel et Madame de Staël d’apres des documents inédits. Paris 1938, S. 364‒365.
· Pange, Pauline de: Auguste-Guillaume Schlegel et Madame de Staël d’apres des documents inédits. Paris 1938, S. 364‒365.