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Juni 1813<br>Liebe Freundin!<br>Ich habe Ihren Brief vom 8. und später auch die Schreiben vom 5. und 7. erhalten. Das Herz möchte mir brechen, wenn ich daran denke, welche Angst Sie vor dem Meere haben, aber ich hoffe, Sie sind glücklich und auch ohne große Beschwerden in dieser schönen Jahreszeit hinübergekommen. Ich dachte, Sie blieben noch länger in Schweden und ich habe die Briefe immer an Herrn Laurent adressiert. Das kommt ungefähr auf dasselbe hinaus, da Ihr kürzester Weg nach England über Göteborg führt.<br>Anbei ein Brief vom Grafen Neipperg, den ich in diesem Augenblick erhalten habe und der folglich sehr lange unterwegs war; ich glaube, er ist geöffnet worden, aber das ist ganz natürlich.<br>Die Angelegenheit Alberts ist beigelegt; er ist billiger davongekommen, als ich dachte. Ich habe Sie etwas beunruhigt und war es auch selbst – die schweigende Ungnade, die in den ersten Tagen auf ihm lastete, brachte ihn zur Verzweiflung, und dann fürchtete ich, er würde seinen Kameraden gegenüber sich hinreißen lassen, wenn es ihnen eingefallen wäre, es ihn fühlen zu lassen.<br>Ich wünschte, daß er in Arrest gesteckt würde, um endlich eine andere Lage für ihn herbeizuführen, und ich dachte auch, es würde so kommen. Schließlich aber bestellte ihn der Kr[on]pr[inz] zu sich und schalt ihn aus, aber nur milde. Aus dieser Unterredung kam Alb[ert] ganz gerührt von der Güte des Prinzen heraus, und jetzt ist er ihm ergebener denn je... Der Arrest wurde in eine leichte Art Verbannung auf die Insel Rügen verwandelt, wo er augenblicklich noch ist. Der Kr[on]pr[inz] äußerte mir gegenüber, daß er am 24. zurückberufen werden würde. Alberts Fehler bestand vor allem darin, daß er nicht sofort zurückkam, nachdem er erfahren hatte, daß der Kr[on]pr[inz] eingetroffen sei; dann mußte man es falsch auffassen, daß er sich von Tettenborn zum Adjutanten hatte machen lassen, in dessen Hauptquartier übrigens eine schauderhafte Unordnung herrschte. Wenn Sie an Alb[ert] schreiben, so reden Sie ihm besonders ernst ins Gewissen wegen des Spielens – es ist eine verhängnisvolle Leidenschaft, die der Kr[on]pr[inz] unter keinen Umständen in seinem Heer dulden will.<br>Montrichard hat sich in dieser Angelegenheit sehr gut benommen – er hat, wie ich, Alb[ert] die ganze Zeit Vernunft gepredigt, im übrigen aber hat er seine Partei ergriffen.<br>Sicher spricht das Interesse, das der Kr[on]pr[inz] an allem nimmt, was Sie angeht, viel mit bei der wahrhaft väterlichen Art, mit der er Albert behandelt hat. Sie wären von der Liebenswürdigkeit, mit der er zu mir davon redete, gerührt gewesen. 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Graf von Wallmoden ist mit mehreren englischen und hannöverschen Generälen und Offizieren hierhergekommen. Admiral Hope hat uns verlassen, und Sie werden ihn sicher in London sehen.<br>Die Nachrichten aus Hamburg sind niederschmetternd – die Stadt ist mit einer Kontribution von 48 Millionen Francs, zahlbar in einem Monat, belegt; für sie haftet alle Habe der Einwohner, bewegliche und unbewegliche. Man sprach davon, daß diese Kontribution auf 16 Millionen herabgesetzt sei – aber das ist auch noch ungeheuer, und da die erste Rate nicht bezahlt werden konnte, wurden 34 Patrizier und Familienväter als Geiseln nach Frankreich verschleppt.<br>In diesen Tagen lief die Nachricht ein, ein großer Mann leide in Dresden an einer geheimnisvollen Krankheit, und man wiegte sich schon in Hoffnungen, aber das wäre zu bequem. Sie wissen, daß Duroc an seiner Seite getötet wurde.<br>Gibt es eine ähnliche Schandtat wie die Besetzung Hamburgs durch die Dänen? 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Sie heiratete 1786 den schwedischen Diplomaten Erik Magnus von Staël-Holstein in Paris. Die Eheleute lebten von Anfang an getrennt. Zu ihren ersten Veröffentlichungen zählten die „Lettres sur les ecrits et le charactère de J.-J. Rousseau“, die 1788 erschienen. Neben der Tätigkeit als Schriftstellerin wurde Germaine de Staël-Holstein als einflussreiche Salonnière berühmt. Unter ihrem politischen Einfluss stand u.a. Benjamin Constant, mit dem sie eine langjährige Beziehung führte und der der Vater ihrer Tochter Albertine war. Ihr politischer Liberalismus und die Befürwortung einer konstitutionellen Monarchie führten 1792 zu ihrer Verbannung ins schweizerische Exil. Gemeinsam mit ihren Kindern bezog sie Schloss Coppet am Genfer See, das nun zum Treffpunkt Intellektueller und Künstler ganz Europas avancierte. Nur selten war der Schriftstellerin der Aufenthalt in Frankreich gestattet. Während ausgedehnter Reisen in den Folgejahren nach Deutschland (1803/04 und 1808) und Italien (1805) war sie zumeist in Begleitung ihres Freundes und Hauslehrers AWS sowie Benjamin Constants. Großen Erfolg hatte sie mit ihrem Werk „De LʼAllemagne“ (1810) sowie mit ihrem Roman „Corinne ou LʼItalie“ (1807) und politischen Schriften. Die Verfolgung durch die französische Regierung veranlasste Germaine de Staël-Holstein am 23. Mai 1812 zur Flucht über die Schweiz nach Österreich, Russland und schließlich Schweden. Anschließend hielten sie sich von 1813 bis 1814 in London auf. Nach der Rückkehr in die Schweiz heiratete de Staël-Holstein 1816 den Vater ihres jüngsten Kindes, John Rocca.', '39_quellen' => 'WBIS@http://db.saur.de/WBIS/basicSearch.jsf@D834-624-6@ extern@Roger Paulin: August Wilhelm Schlegel. Cosmopolitan of Art and Poetry. Cambridge 2016.@ extern@Briefe von und an August Wilhelm Schlegel. Ges. u. erl. d. Josef Körner. 2. Bd. Die Erläuterungen. 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Das kommt ungefähr auf dasselbe hinaus, da Ihr kürzester Weg nach England über Göteborg führt.<br>Anbei ein Brief vom Grafen Neipperg, den ich in diesem Augenblick erhalten habe und der folglich sehr lange unterwegs war; ich glaube, er ist geöffnet worden, aber das ist ganz natürlich.<br>Die Angelegenheit Alberts ist beigelegt; er ist billiger davongekommen, als ich dachte. Ich habe Sie etwas beunruhigt und war es auch selbst – die schweigende Ungnade, die in den ersten Tagen auf ihm lastete, brachte ihn zur Verzweiflung, und dann fürchtete ich, er würde seinen Kameraden gegenüber sich hinreißen lassen, wenn es ihnen eingefallen wäre, es ihn fühlen zu lassen.<br>Ich wünschte, daß er in Arrest gesteckt würde, um endlich eine andere Lage für ihn herbeizuführen, und ich dachte auch, es würde so kommen. Schließlich aber bestellte ihn der Kr[on]pr[inz] zu sich und schalt ihn aus, aber nur milde. 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Ich glaube immer noch, daß die scheinbare Unschlüssigkeit Österreichs darin begründet liegt, daß seine Vorbereitungen nicht genug vorangeschritten waren. Der Finanzminister hat zwei Monate gegen eine Aufrüstung gekämpft, ehe er aus dem Ministerium ausschied. Die Stimmung im Volke ist in Preußen ausgezeichnet: Kein Friede! Das ist der Ruf aller. Man ist auf dem rechten Ufer der Niederelbe nicht untätig, und ich hoffe, daß der Kr[on]pr[inz] vor Ablauf des Waffenstillstandes eine beträchtliche Anzahl von Deutschen unter seinen Fahnen gesammelt haben wird. Graf von Wallmoden ist mit mehreren englischen und hannöverschen Generälen und Offizieren hierhergekommen. Admiral Hope hat uns verlassen, und Sie werden ihn sicher in London sehen.<br>Die Nachrichten aus Hamburg sind niederschmetternd – die Stadt ist mit einer Kontribution von 48 Millionen Francs, zahlbar in einem Monat, belegt; für sie haftet alle Habe der Einwohner, bewegliche und unbewegliche. 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Sie heiratete 1786 den schwedischen Diplomaten Erik Magnus von Staël-Holstein in Paris. Die Eheleute lebten von Anfang an getrennt. Zu ihren ersten Veröffentlichungen zählten die „Lettres sur les ecrits et le charactère de J.-J. Rousseau“, die 1788 erschienen. Neben der Tätigkeit als Schriftstellerin wurde Germaine de Staël-Holstein als einflussreiche Salonnière berühmt. Unter ihrem politischen Einfluss stand u.a. Benjamin Constant, mit dem sie eine langjährige Beziehung führte und der der Vater ihrer Tochter Albertine war. Ihr politischer Liberalismus und die Befürwortung einer konstitutionellen Monarchie führten 1792 zu ihrer Verbannung ins schweizerische Exil. Gemeinsam mit ihren Kindern bezog sie Schloss Coppet am Genfer See, das nun zum Treffpunkt Intellektueller und Künstler ganz Europas avancierte. Nur selten war der Schriftstellerin der Aufenthalt in Frankreich gestattet. 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Stralsund, den 21. Juni 1813
Liebe Freundin!
Ich habe Ihren Brief vom 8. und später auch die Schreiben vom 5. und 7. erhalten. Das Herz möchte mir brechen, wenn ich daran denke, welche Angst Sie vor dem Meere haben, aber ich hoffe, Sie sind glücklich und auch ohne große Beschwerden in dieser schönen Jahreszeit hinübergekommen. Ich dachte, Sie blieben noch länger in Schweden und ich habe die Briefe immer an Herrn Laurent adressiert. Das kommt ungefähr auf dasselbe hinaus, da Ihr kürzester Weg nach England über Göteborg führt.
Anbei ein Brief vom Grafen Neipperg, den ich in diesem Augenblick erhalten habe und der folglich sehr lange unterwegs war; ich glaube, er ist geöffnet worden, aber das ist ganz natürlich.
Die Angelegenheit Alberts ist beigelegt; er ist billiger davongekommen, als ich dachte. Ich habe Sie etwas beunruhigt und war es auch selbst – die schweigende Ungnade, die in den ersten Tagen auf ihm lastete, brachte ihn zur Verzweiflung, und dann fürchtete ich, er würde seinen Kameraden gegenüber sich hinreißen lassen, wenn es ihnen eingefallen wäre, es ihn fühlen zu lassen.
Ich wünschte, daß er in Arrest gesteckt würde, um endlich eine andere Lage für ihn herbeizuführen, und ich dachte auch, es würde so kommen. Schließlich aber bestellte ihn der Kr[on]pr[inz] zu sich und schalt ihn aus, aber nur milde. Aus dieser Unterredung kam Alb[ert] ganz gerührt von der Güte des Prinzen heraus, und jetzt ist er ihm ergebener denn je... Der Arrest wurde in eine leichte Art Verbannung auf die Insel Rügen verwandelt, wo er augenblicklich noch ist. Der Kr[on]pr[inz] äußerte mir gegenüber, daß er am 24. zurückberufen werden würde. Alberts Fehler bestand vor allem darin, daß er nicht sofort zurückkam, nachdem er erfahren hatte, daß der Kr[on]pr[inz] eingetroffen sei; dann mußte man es falsch auffassen, daß er sich von Tettenborn zum Adjutanten hatte machen lassen, in dessen Hauptquartier übrigens eine schauderhafte Unordnung herrschte. Wenn Sie an Alb[ert] schreiben, so reden Sie ihm besonders ernst ins Gewissen wegen des Spielens – es ist eine verhängnisvolle Leidenschaft, die der Kr[on]pr[inz] unter keinen Umständen in seinem Heer dulden will.
Montrichard hat sich in dieser Angelegenheit sehr gut benommen – er hat, wie ich, Alb[ert] die ganze Zeit Vernunft gepredigt, im übrigen aber hat er seine Partei ergriffen.
Sicher spricht das Interesse, das der Kr[on]pr[inz] an allem nimmt, was Sie angeht, viel mit bei der wahrhaft väterlichen Art, mit der er Albert behandelt hat. Sie wären von der Liebenswürdigkeit, mit der er zu mir davon redete, gerührt gewesen. Er hat mich beauftragt, Ihnen über Ihren Sohn zu schreiben, bis er selbst Zeit findet, es zu tun.
Wir erwarten morgen eine Botschaft aus dem Hauptquartier; dann werden wir sehen, ob die Zusammenkunft der drei Kaiser stattfinden wird. Ich wünsche es von ganzem Herzen. Ich kann nicht an Frieden glauben; er würde alle unsere Hoffnungen zunichte machen. Ich glaube immer noch, daß die scheinbare Unschlüssigkeit Österreichs darin begründet liegt, daß seine Vorbereitungen nicht genug vorangeschritten waren. Der Finanzminister hat zwei Monate gegen eine Aufrüstung gekämpft, ehe er aus dem Ministerium ausschied. Die Stimmung im Volke ist in Preußen ausgezeichnet: Kein Friede! Das ist der Ruf aller. Man ist auf dem rechten Ufer der Niederelbe nicht untätig, und ich hoffe, daß der Kr[on]pr[inz] vor Ablauf des Waffenstillstandes eine beträchtliche Anzahl von Deutschen unter seinen Fahnen gesammelt haben wird. Graf von Wallmoden ist mit mehreren englischen und hannöverschen Generälen und Offizieren hierhergekommen. Admiral Hope hat uns verlassen, und Sie werden ihn sicher in London sehen.
Die Nachrichten aus Hamburg sind niederschmetternd – die Stadt ist mit einer Kontribution von 48 Millionen Francs, zahlbar in einem Monat, belegt; für sie haftet alle Habe der Einwohner, bewegliche und unbewegliche. Man sprach davon, daß diese Kontribution auf 16 Millionen herabgesetzt sei – aber das ist auch noch ungeheuer, und da die erste Rate nicht bezahlt werden konnte, wurden 34 Patrizier und Familienväter als Geiseln nach Frankreich verschleppt.
In diesen Tagen lief die Nachricht ein, ein großer Mann leide in Dresden an einer geheimnisvollen Krankheit, und man wiegte sich schon in Hoffnungen, aber das wäre zu bequem. Sie wissen, daß Duroc an seiner Seite getötet wurde.
Gibt es eine ähnliche Schandtat wie die Besetzung Hamburgs durch die Dänen? Was wird jetzt die Fee Fanfreluche – ich meine Frau Brun – sagen? Mein Kehrreim ist derselbe wie Catos: Praeterea censeo Daniam esse delendam. Ich arbeite in diesem Augenblick an einer Schrift, die hierauf Bezug hat und schnell beendet werden muß; daher kann ich Ihnen nicht ausführlicher schreiben.
Ein Engländer, Oberst Cook, versichert mir, Sie würden in seinem Vaterland wunderbar aufgenommen werden und auch ich würde dort gern gesehen sein.
Leben Sie wohl, liebe Freundin – tausend Grüße!
Fragen Sie doch bitte den Grafen von Münster, ob er meinen langen Brief erhalten hat. Der Brief vom Grafen N[eipperg] aus Berlin ist nicht durch meine Hände gegangen.
In Wien hat man einen sehr heftigen Aufruf für den Krieg angeschlagen; er richtet sich an den Kais[er] und ist in Versen geschrieben.
Liebe Freundin!
Ich habe Ihren Brief vom 8. und später auch die Schreiben vom 5. und 7. erhalten. Das Herz möchte mir brechen, wenn ich daran denke, welche Angst Sie vor dem Meere haben, aber ich hoffe, Sie sind glücklich und auch ohne große Beschwerden in dieser schönen Jahreszeit hinübergekommen. Ich dachte, Sie blieben noch länger in Schweden und ich habe die Briefe immer an Herrn Laurent adressiert. Das kommt ungefähr auf dasselbe hinaus, da Ihr kürzester Weg nach England über Göteborg führt.
Anbei ein Brief vom Grafen Neipperg, den ich in diesem Augenblick erhalten habe und der folglich sehr lange unterwegs war; ich glaube, er ist geöffnet worden, aber das ist ganz natürlich.
Die Angelegenheit Alberts ist beigelegt; er ist billiger davongekommen, als ich dachte. Ich habe Sie etwas beunruhigt und war es auch selbst – die schweigende Ungnade, die in den ersten Tagen auf ihm lastete, brachte ihn zur Verzweiflung, und dann fürchtete ich, er würde seinen Kameraden gegenüber sich hinreißen lassen, wenn es ihnen eingefallen wäre, es ihn fühlen zu lassen.
Ich wünschte, daß er in Arrest gesteckt würde, um endlich eine andere Lage für ihn herbeizuführen, und ich dachte auch, es würde so kommen. Schließlich aber bestellte ihn der Kr[on]pr[inz] zu sich und schalt ihn aus, aber nur milde. Aus dieser Unterredung kam Alb[ert] ganz gerührt von der Güte des Prinzen heraus, und jetzt ist er ihm ergebener denn je... Der Arrest wurde in eine leichte Art Verbannung auf die Insel Rügen verwandelt, wo er augenblicklich noch ist. Der Kr[on]pr[inz] äußerte mir gegenüber, daß er am 24. zurückberufen werden würde. Alberts Fehler bestand vor allem darin, daß er nicht sofort zurückkam, nachdem er erfahren hatte, daß der Kr[on]pr[inz] eingetroffen sei; dann mußte man es falsch auffassen, daß er sich von Tettenborn zum Adjutanten hatte machen lassen, in dessen Hauptquartier übrigens eine schauderhafte Unordnung herrschte. Wenn Sie an Alb[ert] schreiben, so reden Sie ihm besonders ernst ins Gewissen wegen des Spielens – es ist eine verhängnisvolle Leidenschaft, die der Kr[on]pr[inz] unter keinen Umständen in seinem Heer dulden will.
Montrichard hat sich in dieser Angelegenheit sehr gut benommen – er hat, wie ich, Alb[ert] die ganze Zeit Vernunft gepredigt, im übrigen aber hat er seine Partei ergriffen.
Sicher spricht das Interesse, das der Kr[on]pr[inz] an allem nimmt, was Sie angeht, viel mit bei der wahrhaft väterlichen Art, mit der er Albert behandelt hat. Sie wären von der Liebenswürdigkeit, mit der er zu mir davon redete, gerührt gewesen. Er hat mich beauftragt, Ihnen über Ihren Sohn zu schreiben, bis er selbst Zeit findet, es zu tun.
Wir erwarten morgen eine Botschaft aus dem Hauptquartier; dann werden wir sehen, ob die Zusammenkunft der drei Kaiser stattfinden wird. Ich wünsche es von ganzem Herzen. Ich kann nicht an Frieden glauben; er würde alle unsere Hoffnungen zunichte machen. Ich glaube immer noch, daß die scheinbare Unschlüssigkeit Österreichs darin begründet liegt, daß seine Vorbereitungen nicht genug vorangeschritten waren. Der Finanzminister hat zwei Monate gegen eine Aufrüstung gekämpft, ehe er aus dem Ministerium ausschied. Die Stimmung im Volke ist in Preußen ausgezeichnet: Kein Friede! Das ist der Ruf aller. Man ist auf dem rechten Ufer der Niederelbe nicht untätig, und ich hoffe, daß der Kr[on]pr[inz] vor Ablauf des Waffenstillstandes eine beträchtliche Anzahl von Deutschen unter seinen Fahnen gesammelt haben wird. Graf von Wallmoden ist mit mehreren englischen und hannöverschen Generälen und Offizieren hierhergekommen. Admiral Hope hat uns verlassen, und Sie werden ihn sicher in London sehen.
Die Nachrichten aus Hamburg sind niederschmetternd – die Stadt ist mit einer Kontribution von 48 Millionen Francs, zahlbar in einem Monat, belegt; für sie haftet alle Habe der Einwohner, bewegliche und unbewegliche. Man sprach davon, daß diese Kontribution auf 16 Millionen herabgesetzt sei – aber das ist auch noch ungeheuer, und da die erste Rate nicht bezahlt werden konnte, wurden 34 Patrizier und Familienväter als Geiseln nach Frankreich verschleppt.
In diesen Tagen lief die Nachricht ein, ein großer Mann leide in Dresden an einer geheimnisvollen Krankheit, und man wiegte sich schon in Hoffnungen, aber das wäre zu bequem. Sie wissen, daß Duroc an seiner Seite getötet wurde.
Gibt es eine ähnliche Schandtat wie die Besetzung Hamburgs durch die Dänen? Was wird jetzt die Fee Fanfreluche – ich meine Frau Brun – sagen? Mein Kehrreim ist derselbe wie Catos: Praeterea censeo Daniam esse delendam. Ich arbeite in diesem Augenblick an einer Schrift, die hierauf Bezug hat und schnell beendet werden muß; daher kann ich Ihnen nicht ausführlicher schreiben.
Ein Engländer, Oberst Cook, versichert mir, Sie würden in seinem Vaterland wunderbar aufgenommen werden und auch ich würde dort gern gesehen sein.
Leben Sie wohl, liebe Freundin – tausend Grüße!
Fragen Sie doch bitte den Grafen von Münster, ob er meinen langen Brief erhalten hat. Der Brief vom Grafen N[eipperg] aus Berlin ist nicht durch meine Hände gegangen.
In Wien hat man einen sehr heftigen Aufruf für den Krieg angeschlagen; er richtet sich an den Kais[er] und ist in Versen geschrieben.
· Original , 21.06.1813
· Pange, Pauline de: Auguste-Guillaume Schlegel et Madame de Staël d’apres des documents inédits. Paris 1938, S. 423‒425.
· Pange, Pauline de: Auguste-Guillaume Schlegel et Madame de Staël d’apres des documents inédits. Paris 1938, S. 423‒425.