• August Wilhelm von Schlegel to Anne Louise Germaine de Staël-Holstein

  • Place of Dispatch: Stralsund · Place of Destination: Unknown · Date: 28.06.1813
Edition Status: Single collated printed full text without registry labelling not including a registry
    Metadata Concerning Header
  • Sender: August Wilhelm von Schlegel
  • Recipient: Anne Louise Germaine de Staël-Holstein
  • Place of Dispatch: Stralsund
  • Place of Destination: Unknown
  • Date: 28.06.1813
  • Notations: Aus rechtlichen Gründen wird vorerst die deutsche Übersetzung angezeigt.
    Printed Text
  • Bibliography: Pange, Pauline de: August Wilhelm Schlegel und Frau von Staël. Eine schicksalhafte Begegnung. Nach unveröffentlichten Briefen erzählt von Pauline Gräfin de Pange. Dt. Ausg. von Willy Grabert. Hamburg 1940, S. 346‒349.
  • Incipit: „Stralsund, den 28. Juni 1813
    Liebe Freundin!
    Vorgestern ist der Kr[on[pr[inz] von hier abgereist; er macht eine Rundreise nach Rostock und Wismar, um [...]“
    Language
  • German
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Stralsund, den 28. Juni 1813
Liebe Freundin!
Vorgestern ist der Kr[on[pr[inz] von hier abgereist; er macht eine Rundreise nach Rostock und Wismar, um die Lagerplätze seiner Truppen zu inspizieren und sie selber zu mustern; von dort geht er nach Greifswald, acht Stunden von hier; er rechnet darauf, in sechs Tagen nach dort zu kommen. Ich fahre schon heute hin, um dort eine Streitschrift, die ich in diesen Tagen geschrieben habe, drucken zu lassen. Die Universität ist leider recht mittelmäßig, aber ich werde einige Professoren besuchen und mehr Möglichkeiten haben, Bücher zu bekommen als hier.
Die Herren von Wetterstedt und Gyllensköld versichern mir positiv, der Kr[on]pr[inz] werde hierher zurückkehren. Wenn ihn indessen der Kurier, der vom Hauptquartier entsandt ist, um die Zusammenkunft der drei Herrscher in die Wege zu leiten, unterwegs trifft, so denke ich, wird er sich sofort dorthin begeben.
Seit dem Waffenstillstand haben wir gar keine Nachricht vom Hauptquartier. Ein englischer Offizier ist mit Depeschen von Lord Cathcart durchgekommen, aber ohne uns etwas mitzuteilen. Dieser Verzug läßt mich fürchten, daß die Verhandlungen zum Frieden führen. Dies Leben mit dem ewigen Warten ist ein Schwebezustand; man muß sich auf zwei völlig verschiedene Möglichkeiten vorbereiten.
Was meine Unruhe vergrößert, ist ein Brief meines Bruders vom 8. Juni, der mir einen sehr unbefriedigenden Bericht über die Rolle abstattet, die Gentz heute spielt und über die Grundsätze, zu denen er sich bekennt.
Er ist vollständig Anhänger des Systems der bewaffneten Neutralität und der Vermittlung: das beweist, daß er gänzlich zum Echo des Ministers herabgesunken ist, von dem er sich wahrscheinlich ganz abhängig gemacht hat. P[ozzo] di Borgo hofft, Bonap[arte] werde nicht einmal die gemäßigtsten Forderungen Österreichs annehmen. Da sie sich dann nicht so abspeisen lassen können, nachdem sie ungeheuer aufgerüstet haben, würden sie doch zu den Waffen greifen müssen, und dann sei es ganz gleichgültig, was der Minister und seine bezahlten Politiker denken.
Sollte Österreich in den Tanz eintreten, dann wird man zweifellos jemand von England nach Wien schicken, und dann würde es vielleicht gut sein, etwas für Gentz zu tun, um ihn dazu zu bringen, so zu reden und zu schreiben, wie er es aus eigenem Gefühl heraus müßte.
Nach dem, was ich höre, bezieht G[entz] keine feste Pension von der englischen Regierung; er hat allerdings für diese oder jene Arbeit mehrere Male beträchtliche Summen erhalten, aber Sie wissen, daß sie sich bei seiner ›Sparsamkeit‹ sehr schnell aufzehren. Ich bitte Sie, von dieser Information nur mit Vorsicht und nur, wenn es etwas nützen kann, Gebrauch zu machen.
Wenn der Krieg wieder beginnt, können wir noch große Dinge erleben. Was ich am meisten fürchte, ist die Verlängerung des Waffenstillstandes über die sechs Wochen hinaus, ohne daß Friedenspräliminarien unterzeichnet werden und ohne daß man ein Pfand für die Räumung der Festungen in Polen und an der Oder in der Hand hat. Bonap[arte] arbeitet auf einen allgemeinen Kongreß hin – um Zeit zu gewinnen und die Lücken in seinem Heer auszufüllen. Wenn sich die Verbündeten fangen lassen, wird es damit enden, daß er sie mit all ihren Forderungen zum Teufel jagt.
Ich habe sehr wenig Hoffnung für mein Vaterland. Wer hätte gedacht, daß man die Hilfe, die die Vorsehung Europa zu bieten schien, so in Rauch aufgehen lassen würde! Ich stehe allen diesen Fragen etwa so gegenüber, wie König David seinem kranken Sohn: er weinte, fastete, betete und wälzte sich in der Asche, solange das Kind lebte; als er hörte, daß es gestorben sei, nahm er ein Bad und begann wieder zu essen und zu trinken. Die völlige Unmöglichkeit, an den Ereignissen etwas zu ändern, beruhigt einen notwendigerweise. Denken Sie von den Deutschen nicht schlechter, wenn sie diesmal nicht dazu kommen, ihr Joch abzuschütteln; man ist ihnen nicht zu Hilfe gekommen. Überall, wo es Aufstände gab, brachen sie zu früh los und sind erstickt worden – vom Herzogtum Berg bis zur Elbe und an die Nordseeküste. Im übrigen hat jedes Volk seinen eigenen Charakter – der spanische Krieg entspricht dem unseren nicht. Deutsche muß man in Massen zusammentrommeln, um sie zum Handeln zu bringen, und das hätte man leicht gekonnt, wenn man hätte vorwärtsgehen können oder wollen. Die Preußen haben unglaubliche Aufopferungsfähigkeit gezeigt.
Wahrscheinlich werde ich künftighin kein Vaterland mehr haben; das wird mir sehr schmerzlich sein, denn ich empfinde für Deutschland lebhafte Zuneigung, obwohl ich es hier wieder einmal von seiner schlechten Seite gesehen habe. Ich werde kein Vaterland mehr haben, aber mir bleiben die Poesie, die schönen Künste, Philosophie, Religion und vielleicht die Freundschaft – denn an Liebe darf ich nicht mehr denken. Und dann hoffe ich noch ein tüchtiges Buch zu schreiben, um zu beweisen, daß mein Ich sich nicht der allgemeinen Sklaverei verkauft hat. Sie werden das Gleiche tun.
Sollte wirklich der Friede geschlossen werden, und ich also kein Amt mehr haben, wäre ich stark in Versuchung, nach Berlin zu gehen, um unsere Literatur ein letztes Mal in vollen Zügen zu genießen, würde dann aber noch vor dem Herbst nach England kommen. Für alle Fälle halten Sie mir einen Platz offen; den Ihren haben Sie sich zweifellos schon geschaffen. Nach all dem, was geschehen, wird mich die Politik anekeln, und ich werde mich dann in irgend etwas, mag es sein, was es will, hineinbohren – in die Brahmanische Gelehrsamkeit oder in die Etymologie – nur, um nicht mehr denken zu müssen. Leider werde ich für meine Lieblingsbeschäftigung, die Geschichte unserer Sprache und unserer Dichtkunst, in England wie ein Fisch auf dem Trockenen sitzen, da ich dann meine Bibliothek nicht habe.
Die Diplomaten sind hier geblieben, aber sie wollen heute nach Greifswald übersiedeln, wie ich annehme; wenn dann die Zusammenkunft stattfindet, kann man wieder Hoffnung schöpfen. Ich habe Ihnen letzthin einen langen Brief mit Einlagen von Neipperg und Albert geschickt und Ihnen über Alberts Angelegenheit Bericht erstattet, die sehr milde mit achttägiger Verbannung nach Rügen geendet hat. Seit dem 24. ist er von dort zurück. Aber er und mehrere seiner Kameraden haben den Kr[on]pr[inz] nicht begleitet, und er wird sich in einigen Tagen unmittelbar nach Greifswald begeben.
Viele Grüße an August und Albertine.
Aug[ust] hat in Stockholm Aufsehen erregt. Man spricht dort nur noch von diesem vollendeten Gentleman – und was Fräulein Albertine anbetrifft, so stoßen die jungen Leute unserer Gesellschaft, wenn sie ihren Namen hören, Seufzer aus, die Windmühlen in Bewegung setzen könnten. Pozzo sagt mir immer wieder, wie sehr er Sie bewundert, Ihren Geist und Ihre einzigartige Unterhaltungsgabe. Geht alles schief, dann treffen wir uns alle in London. Mein armer Bruder in Wien tut mir leid; er erstickt in der Atmosphäre dort und hat nicht die Stellung, die er haben müßte.
In diesen letzten müßigen Augenblicken seit der Abfahrt des Pr[inzen] habe ich mich an die Lektüre einiger Bücher gemacht. Tieck hat eine Sammlung seiner Märchen und phantastischen Dramen unter dem Titel Phantasus veranstaltet; einige von ihnen sind neu – alles ist in eine Rahmenerzählung von Unterredungen eingeschlossen, in denen er sich selbst und einige seiner Freunde in der Art des Dekameron zeichnen wollte. Er hat mir das Ganze gewidmet, und ich wußte garnichts davon, bis es mir in die Hände fiel. Es hat mich schmerzlich berührt, weil es mir frühere glückliche und unglückliche Zeiten vor Augen führte – ach! wie traurig wird das Leben, je älter man wird.
Ich lege diesem Brief eine Drucksache bei, die in diesen Tagen veröffentlicht wurde: Herr von W[etterstedt] und ich schlagen darin die Dänen kurz und klein – es fehlen nur die Kanonenschüsse. Leben Sie wohl, liebe Freundin! ich erwarte mit Ungeduld Ihre Nachricht vom Eintreffen in England.
Die Briefe, die mit der letzten Post eingegangen sind, reichen nur bis zum 11., also kann ich die Nachricht noch nicht haben. Tausend Grüße!
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Stralsund, den 28. Juni 1813
Liebe Freundin!
Vorgestern ist der Kr[on[pr[inz] von hier abgereist; er macht eine Rundreise nach Rostock und Wismar, um die Lagerplätze seiner Truppen zu inspizieren und sie selber zu mustern; von dort geht er nach Greifswald, acht Stunden von hier; er rechnet darauf, in sechs Tagen nach dort zu kommen. Ich fahre schon heute hin, um dort eine Streitschrift, die ich in diesen Tagen geschrieben habe, drucken zu lassen. Die Universität ist leider recht mittelmäßig, aber ich werde einige Professoren besuchen und mehr Möglichkeiten haben, Bücher zu bekommen als hier.
Die Herren von Wetterstedt und Gyllensköld versichern mir positiv, der Kr[on]pr[inz] werde hierher zurückkehren. Wenn ihn indessen der Kurier, der vom Hauptquartier entsandt ist, um die Zusammenkunft der drei Herrscher in die Wege zu leiten, unterwegs trifft, so denke ich, wird er sich sofort dorthin begeben.
Seit dem Waffenstillstand haben wir gar keine Nachricht vom Hauptquartier. Ein englischer Offizier ist mit Depeschen von Lord Cathcart durchgekommen, aber ohne uns etwas mitzuteilen. Dieser Verzug läßt mich fürchten, daß die Verhandlungen zum Frieden führen. Dies Leben mit dem ewigen Warten ist ein Schwebezustand; man muß sich auf zwei völlig verschiedene Möglichkeiten vorbereiten.
Was meine Unruhe vergrößert, ist ein Brief meines Bruders vom 8. Juni, der mir einen sehr unbefriedigenden Bericht über die Rolle abstattet, die Gentz heute spielt und über die Grundsätze, zu denen er sich bekennt.
Er ist vollständig Anhänger des Systems der bewaffneten Neutralität und der Vermittlung: das beweist, daß er gänzlich zum Echo des Ministers herabgesunken ist, von dem er sich wahrscheinlich ganz abhängig gemacht hat. P[ozzo] di Borgo hofft, Bonap[arte] werde nicht einmal die gemäßigtsten Forderungen Österreichs annehmen. Da sie sich dann nicht so abspeisen lassen können, nachdem sie ungeheuer aufgerüstet haben, würden sie doch zu den Waffen greifen müssen, und dann sei es ganz gleichgültig, was der Minister und seine bezahlten Politiker denken.
Sollte Österreich in den Tanz eintreten, dann wird man zweifellos jemand von England nach Wien schicken, und dann würde es vielleicht gut sein, etwas für Gentz zu tun, um ihn dazu zu bringen, so zu reden und zu schreiben, wie er es aus eigenem Gefühl heraus müßte.
Nach dem, was ich höre, bezieht G[entz] keine feste Pension von der englischen Regierung; er hat allerdings für diese oder jene Arbeit mehrere Male beträchtliche Summen erhalten, aber Sie wissen, daß sie sich bei seiner ›Sparsamkeit‹ sehr schnell aufzehren. Ich bitte Sie, von dieser Information nur mit Vorsicht und nur, wenn es etwas nützen kann, Gebrauch zu machen.
Wenn der Krieg wieder beginnt, können wir noch große Dinge erleben. Was ich am meisten fürchte, ist die Verlängerung des Waffenstillstandes über die sechs Wochen hinaus, ohne daß Friedenspräliminarien unterzeichnet werden und ohne daß man ein Pfand für die Räumung der Festungen in Polen und an der Oder in der Hand hat. Bonap[arte] arbeitet auf einen allgemeinen Kongreß hin – um Zeit zu gewinnen und die Lücken in seinem Heer auszufüllen. Wenn sich die Verbündeten fangen lassen, wird es damit enden, daß er sie mit all ihren Forderungen zum Teufel jagt.
Ich habe sehr wenig Hoffnung für mein Vaterland. Wer hätte gedacht, daß man die Hilfe, die die Vorsehung Europa zu bieten schien, so in Rauch aufgehen lassen würde! Ich stehe allen diesen Fragen etwa so gegenüber, wie König David seinem kranken Sohn: er weinte, fastete, betete und wälzte sich in der Asche, solange das Kind lebte; als er hörte, daß es gestorben sei, nahm er ein Bad und begann wieder zu essen und zu trinken. Die völlige Unmöglichkeit, an den Ereignissen etwas zu ändern, beruhigt einen notwendigerweise. Denken Sie von den Deutschen nicht schlechter, wenn sie diesmal nicht dazu kommen, ihr Joch abzuschütteln; man ist ihnen nicht zu Hilfe gekommen. Überall, wo es Aufstände gab, brachen sie zu früh los und sind erstickt worden – vom Herzogtum Berg bis zur Elbe und an die Nordseeküste. Im übrigen hat jedes Volk seinen eigenen Charakter – der spanische Krieg entspricht dem unseren nicht. Deutsche muß man in Massen zusammentrommeln, um sie zum Handeln zu bringen, und das hätte man leicht gekonnt, wenn man hätte vorwärtsgehen können oder wollen. Die Preußen haben unglaubliche Aufopferungsfähigkeit gezeigt.
Wahrscheinlich werde ich künftighin kein Vaterland mehr haben; das wird mir sehr schmerzlich sein, denn ich empfinde für Deutschland lebhafte Zuneigung, obwohl ich es hier wieder einmal von seiner schlechten Seite gesehen habe. Ich werde kein Vaterland mehr haben, aber mir bleiben die Poesie, die schönen Künste, Philosophie, Religion und vielleicht die Freundschaft – denn an Liebe darf ich nicht mehr denken. Und dann hoffe ich noch ein tüchtiges Buch zu schreiben, um zu beweisen, daß mein Ich sich nicht der allgemeinen Sklaverei verkauft hat. Sie werden das Gleiche tun.
Sollte wirklich der Friede geschlossen werden, und ich also kein Amt mehr haben, wäre ich stark in Versuchung, nach Berlin zu gehen, um unsere Literatur ein letztes Mal in vollen Zügen zu genießen, würde dann aber noch vor dem Herbst nach England kommen. Für alle Fälle halten Sie mir einen Platz offen; den Ihren haben Sie sich zweifellos schon geschaffen. Nach all dem, was geschehen, wird mich die Politik anekeln, und ich werde mich dann in irgend etwas, mag es sein, was es will, hineinbohren – in die Brahmanische Gelehrsamkeit oder in die Etymologie – nur, um nicht mehr denken zu müssen. Leider werde ich für meine Lieblingsbeschäftigung, die Geschichte unserer Sprache und unserer Dichtkunst, in England wie ein Fisch auf dem Trockenen sitzen, da ich dann meine Bibliothek nicht habe.
Die Diplomaten sind hier geblieben, aber sie wollen heute nach Greifswald übersiedeln, wie ich annehme; wenn dann die Zusammenkunft stattfindet, kann man wieder Hoffnung schöpfen. Ich habe Ihnen letzthin einen langen Brief mit Einlagen von Neipperg und Albert geschickt und Ihnen über Alberts Angelegenheit Bericht erstattet, die sehr milde mit achttägiger Verbannung nach Rügen geendet hat. Seit dem 24. ist er von dort zurück. Aber er und mehrere seiner Kameraden haben den Kr[on]pr[inz] nicht begleitet, und er wird sich in einigen Tagen unmittelbar nach Greifswald begeben.
Viele Grüße an August und Albertine.
Aug[ust] hat in Stockholm Aufsehen erregt. Man spricht dort nur noch von diesem vollendeten Gentleman – und was Fräulein Albertine anbetrifft, so stoßen die jungen Leute unserer Gesellschaft, wenn sie ihren Namen hören, Seufzer aus, die Windmühlen in Bewegung setzen könnten. Pozzo sagt mir immer wieder, wie sehr er Sie bewundert, Ihren Geist und Ihre einzigartige Unterhaltungsgabe. Geht alles schief, dann treffen wir uns alle in London. Mein armer Bruder in Wien tut mir leid; er erstickt in der Atmosphäre dort und hat nicht die Stellung, die er haben müßte.
In diesen letzten müßigen Augenblicken seit der Abfahrt des Pr[inzen] habe ich mich an die Lektüre einiger Bücher gemacht. Tieck hat eine Sammlung seiner Märchen und phantastischen Dramen unter dem Titel Phantasus veranstaltet; einige von ihnen sind neu – alles ist in eine Rahmenerzählung von Unterredungen eingeschlossen, in denen er sich selbst und einige seiner Freunde in der Art des Dekameron zeichnen wollte. Er hat mir das Ganze gewidmet, und ich wußte garnichts davon, bis es mir in die Hände fiel. Es hat mich schmerzlich berührt, weil es mir frühere glückliche und unglückliche Zeiten vor Augen führte – ach! wie traurig wird das Leben, je älter man wird.
Ich lege diesem Brief eine Drucksache bei, die in diesen Tagen veröffentlicht wurde: Herr von W[etterstedt] und ich schlagen darin die Dänen kurz und klein – es fehlen nur die Kanonenschüsse. Leben Sie wohl, liebe Freundin! ich erwarte mit Ungeduld Ihre Nachricht vom Eintreffen in England.
Die Briefe, die mit der letzten Post eingegangen sind, reichen nur bis zum 11., also kann ich die Nachricht noch nicht haben. Tausend Grüße!
· Original , 28.06.1813
· Pange, Pauline de: Auguste-Guillaume Schlegel et Madame de Staël d’apres des documents inédits. Paris 1938, S. 425‒427.
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