• August Wilhelm von Schlegel to Anne Louise Germaine de Staël-Holstein

  • Place of Dispatch: Kiel · Place of Destination: Unknown · Date: 13.01.1814
Edition Status: Single collated printed full text without registry labelling not including a registry
    Metadata Concerning Header
  • Sender: August Wilhelm von Schlegel
  • Recipient: Anne Louise Germaine de Staël-Holstein
  • Place of Dispatch: Kiel
  • Place of Destination: Unknown
  • Date: 13.01.1814
  • Notations: Aus rechtlichen Gründen wird vorerst die deutsche Übersetzung angezeigt.
    Printed Text
  • Bibliography: Pange, Pauline de: August Wilhelm Schlegel und Frau von Staël. Eine schicksalhafte Begegnung. Nach unveröffentlichten Briefen erzählt von Pauline Gräfin de Pange. Dt. Ausg. von Willy Grabert. Hamburg 1940, S. 401–404.
  • Incipit: „Kiel, 13. Januar 1814.
    Nun ist also der Friede wirklich unterzeichnet – das heißt: unser kleiner Friede mit Dänemark. De la Maisonfort [...]“
    Language
  • German
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Kiel, 13. Januar 1814.
Nun ist also der Friede wirklich unterzeichnet – das heißt: unser kleiner Friede mit Dänemark. De la Maisonfort wird Depeschen nach London bringen – daher will ich schnell meinen Brief fertigmachen.
Zunächst, liebe Freundin, werde ich Ihnen die Chronologie unseres Briefwechsels aufstellen, um mich vor Vorwürfen zu schützen, falls ein unglücklicher Zufall dazwischenkommt. Die letzten Briefe, die ich von Ihnen erhalten habe, sind vom 30. November und 12. Dezember. Inzwischen haben wir hier die Londoner Zeitungen bis zum 24. des gleichen Monats bekommen. Seitdem scheint der Wind dauernd widrig gewesen zu sein, sonst müßten wir doch Nachrichten viel jüngeren Datums haben. Allerdings höre ich soeben, daß die Zeitungen bis zum 29. gerade eingetroffen sind.
Ich habe das Hauptquartier erst in Segeberg nach einer fünfwöchigen Abwesenheit und einem Weg von achtzig Stunden in kleinen Tagereisen wieder eingeholt. Das verursachte die Unterbrechung unseres Briefwechsels, über die Sie mir in Ihrem Brief vom 12. Dezember so ungerechte Vorwürfe machen. Kaum war ich angekommen, als ich Ihnen schrieb und Exemplare meiner Bemerkungen sandte; weiter habe ich August vor mehr als vierzehn Tagen mein Manuskript der Abgefangenen Depeschen geschickt. Hoffentlich ist es schon unter der Presse. Dann habe ich Ihnen beiden durch Graf Balmen geschrieben und Ihnen über meine Unterhaltung mit dem Pr[inzen] über Ihr Schreiben berichtet.
Ich habe noch kein Exemplar Ihres Buches und verstehe das überhaupt nicht. Ich sehe doch, daß Hitzig in Berlin es schon bekommen haben muß; er hat bereits angekündigt, daß die Vorrede schon übersetzt sei, und verspricht, unverzüglich die Übertragung des Ganzen zu liefern. Ich hätte mit Vergnügen das schöne Werk wiedergelesen, und es hätte mein Ansehen erhöht, wenn ich es anderen hätte leihen können. Es wäre wohl richtig gewesen, die Exemplare, die verteilt werden sollten, durch meine Hände gehen zu lassen. Ich bin überzeugt davon, daß das Ihre Absicht war, aber wohin hat sich denn Ihre Sendung verirrt? Jetzt ist das Werk seit drei Monaten erschienen – das ist doch wirklich zum Verzweifeln.
Ich glaube, Ihnen geschrieben zu haben, daß ich von Ihrer Abhandlung über den Selbstmord in Berlin eine Neuausgabe habe erscheinen lassen. Ich habe aber kein Exemplar davon bekommen – die Franzosen haben sie bei ihrem Ausmarsch aus Wittenberg vor der Schlacht bei Leipzig unterwegs abgefangen. Ich bin unendlich neugierig auf Ihre Schilderung Englands und Frankreichs. Darf man hoffen, sie bald erscheinen zu sehen oder wollen Sie ihr Zeit zum Reifen gönnen? Sie wollen nicht öffentlich für die große Sache arbeiten, und das ist vielleicht klug. Sie dürfen nichts tun, was Ihre Freiheit beeinträchtigen könnte, Ihren Aufenthalt dort zu wählen, wo Sie wollen. Sie dürfen keine Partei gegen sich aufbringen, außer die der Bonapartisten. Alles, was ich Ihnen letzthin über die B[ourbo]nen schrieb, war in diesem Sinne gehalten. Sie stoßen sie durchaus nicht vor den Kopf, wenn Sie ihren Freunden sagen, daß sie ihnen nur schadeten, wenn sie sie zu früh in den Vordergrund treten ließen. Um ihretwillen werden die Franzosen nicht die geringste Anstrengung machen, Napoleon zu stürzen – lediglich um des Frieden willen. Wenn er [Napoleon] erst nicht mehr da ist, wird man sehen können, was zu machen ist.
Ich wünsche sehr, daß Sie mit meiner Vorrede einverstanden sind, und ich habe das dringende Verlangen, sie gedruckt zu sehen. August würde mir einen Beweis seiner Freundschaft geben, wenn er sich um diese Angelegenheit kümmerte, und würde mich verpflichten, wenn er mir möglichst bald Exemplare schickte. Durch so etwas kann ich mein Ansehen heben – denn bis jetzt habe ich keine anderen Aufgaben.
Ich ärgere mich über die neapolitanischen Depeschen: ihre Herausgabe hätte erhebliche Zeit in Anspruch genommen, weil man sie zum großen Teil aus dem Italienischen übersetzen müßte. So hatte ich sie für ein zweites Heft zurückgestellt; und nun, fürchte ich, sind sie für die Öffentlichkeit verloren. Wenn König Joachim [Murat] sich nämlich auf die andere Seite schlagen will, werden die Verbündeten ihn bei sich aufnehmen. Graf von Neipperg ist zu diesem Zweck zu ihm geschickt worden.
Ich habe noch eine Schrift in deutscher Sprache verfaßt, die einstweilen in meinem Schreibtisch bleibt: über die verfassungsmäßigen Rechte dieses Landes [Holstein] und ihre Wiederherstellung. Ich habe mich bis über die Ohren in die holsteinische Geschichte vertieft.
Der Prinz hat sich sehr entgegenkommend, gemäßigt, ja, man kann sagen, edelmütig gegen Dänemark gezeigt. Wollte Gott, daß er die Nachsicht, die er beim Abschluß dieses Friedens bewiesen hat, niemals zu bereuen braucht. Vielleicht wäre es besser gewesen, dieser Monarchie, die schon in den letzten Zügen lag, völlig den Garaus zu machen. Es hätte nicht viel mehr Zeit gekostet als ihre Winkelzüge. Zuerst wurde ihnen ein Waffenstillstand bewilligt, dann eine Verlängerung, dann stillschweigend eine Einstellung der Feindseligkeiten. Wäre man stattdessen immer weiter vormaschiert, so wären wir heute nicht nur Herren von ganz Jütland – das versteht sich von selbst, denn es ist so gut wie unverteidigt – sondern wahrscheinlich auch Fünens. Wenn die jetzige Kälte anhält, werden der große und der kleine Belt zufrieren. Die beiden Dinge, über die ich mich bei diesem Friedensschluß ärgere, sind die glatte Rückgabe dieses Landes ohne den Vorbehalt, daß ihm seine Verfassung wiedergegeben und es wieder zum Deutschen Bund gerechnet wird, und die Abtretung Pommerns. Die Einwohner werden verzweifelt sein – die einen unter dänischer Herrschaft zu bleiben, die anderen, darunter zu kommen, denn sie stellt den albernsten, ungeschicktesten Despotismus dar, der sonst, wie ich glaube, nirgends existiert. Und dann: Deutsche von Dänen regiert – das ist die umgekehrte Welt!
Das Verhalten Baudissins in allen diesen Dingen war sehr vornehm; er hat sich krampfhaft ins Zeug gelegt, um etwas für dies Land zu erreichen; er allein hat sich vorgewagt. Er brachte die wichtigsten Herren der vorläufigen Regierungskommission zu mir; ich predigte ihnen vergeblich, sie müßten handeln, ein Protest gegen die dänische Besitzergreifung, die es von Deutschland losgerissen hat, müßte veröffentlicht werden, der gesamte Adel in corpore müßte vorgehen und ihnen würde dann nichts Schlimmes geschehen, weil der Prinz und die Verbündeten sie zu schützen wissen würden. Jeder antwortete mir: die anderen werden den Mut dazu nicht aufbringen. Der Oheim Baudissins, der Graf Reventlow, hätte die Initiative ergreifen sollen. Ich sagte ihm eines Tages: Ich erbiete mich, Ihnen eine Adresse an die Verbündeten zu schreiben, die Steine rühren, in Europa Widerhall finden und im englischen Parlament besprochen werden wird. Kurz: Baudissin und ich haben alle unsere Anstrengungen scheitern sehen, aber wir haben bei dieser Gelegenheit von neuem unsere Freundschaft befestigt.
Ich habe dabei vielleicht ein sehr ehrenvolles Amt eingebüßt: für den Fall, daß man den Krieg doch weiterführen und ernsthaft daran denken müßte, diese Provinzen von der Monarchie zu trennen, war ein Generalgouverneur für sie ernannt. Herr von Wrisen wollte mich dem Pr[inzen] als Civiladjutanten des Gouverneurs vorschlagen. Freilich hätte mich das vom Pr[inzen] und dem großen Schauplatz, dem wir uns jetzt nähern, entfernt.
Ich habe schon eine neue kleine Schrift begonnen, die mehr als jede andere dazu bestimmt ist, ihren Weg durch Frankreich zu machen.
Ich werde bei diesem Brief, der viel länger werden sollte, unterbrochen. Aber Herr von Bouillé reist ja in wenigen Tagen; da werde ich ihm das Übrige für Sie, August und Albertine mitgeben.
Endlich ist denn nun Ihr neuer Titel Fürstin von Genf auf dem besten Wege, – die Verbündeten sind dort eingezogen; ich habe noch nicht ermitteln können, ob die Genfer irgend etwas getan haben, um ihre Unabhängigkeit wiederzuerlangen. Dieser elende Kerl von Capelle ist auf der Flucht – das bedeutet den Anfang einer Genugtuung für uns, die uns das Schicksal wahrlich schuldet. Wahrscheinlich wird General Bubna am Vorabend seines Einzugs in Genf in Coppet übernachtet haben. Ach! das liebe Coppet und mein blaues Zimmer! Wir werden wieder hinkommen – glauben Sie mir! Leben Sie wohl – tausend Grüße!
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Kiel, 13. Januar 1814.
Nun ist also der Friede wirklich unterzeichnet – das heißt: unser kleiner Friede mit Dänemark. De la Maisonfort wird Depeschen nach London bringen – daher will ich schnell meinen Brief fertigmachen.
Zunächst, liebe Freundin, werde ich Ihnen die Chronologie unseres Briefwechsels aufstellen, um mich vor Vorwürfen zu schützen, falls ein unglücklicher Zufall dazwischenkommt. Die letzten Briefe, die ich von Ihnen erhalten habe, sind vom 30. November und 12. Dezember. Inzwischen haben wir hier die Londoner Zeitungen bis zum 24. des gleichen Monats bekommen. Seitdem scheint der Wind dauernd widrig gewesen zu sein, sonst müßten wir doch Nachrichten viel jüngeren Datums haben. Allerdings höre ich soeben, daß die Zeitungen bis zum 29. gerade eingetroffen sind.
Ich habe das Hauptquartier erst in Segeberg nach einer fünfwöchigen Abwesenheit und einem Weg von achtzig Stunden in kleinen Tagereisen wieder eingeholt. Das verursachte die Unterbrechung unseres Briefwechsels, über die Sie mir in Ihrem Brief vom 12. Dezember so ungerechte Vorwürfe machen. Kaum war ich angekommen, als ich Ihnen schrieb und Exemplare meiner Bemerkungen sandte; weiter habe ich August vor mehr als vierzehn Tagen mein Manuskript der Abgefangenen Depeschen geschickt. Hoffentlich ist es schon unter der Presse. Dann habe ich Ihnen beiden durch Graf Balmen geschrieben und Ihnen über meine Unterhaltung mit dem Pr[inzen] über Ihr Schreiben berichtet.
Ich habe noch kein Exemplar Ihres Buches und verstehe das überhaupt nicht. Ich sehe doch, daß Hitzig in Berlin es schon bekommen haben muß; er hat bereits angekündigt, daß die Vorrede schon übersetzt sei, und verspricht, unverzüglich die Übertragung des Ganzen zu liefern. Ich hätte mit Vergnügen das schöne Werk wiedergelesen, und es hätte mein Ansehen erhöht, wenn ich es anderen hätte leihen können. Es wäre wohl richtig gewesen, die Exemplare, die verteilt werden sollten, durch meine Hände gehen zu lassen. Ich bin überzeugt davon, daß das Ihre Absicht war, aber wohin hat sich denn Ihre Sendung verirrt? Jetzt ist das Werk seit drei Monaten erschienen – das ist doch wirklich zum Verzweifeln.
Ich glaube, Ihnen geschrieben zu haben, daß ich von Ihrer Abhandlung über den Selbstmord in Berlin eine Neuausgabe habe erscheinen lassen. Ich habe aber kein Exemplar davon bekommen – die Franzosen haben sie bei ihrem Ausmarsch aus Wittenberg vor der Schlacht bei Leipzig unterwegs abgefangen. Ich bin unendlich neugierig auf Ihre Schilderung Englands und Frankreichs. Darf man hoffen, sie bald erscheinen zu sehen oder wollen Sie ihr Zeit zum Reifen gönnen? Sie wollen nicht öffentlich für die große Sache arbeiten, und das ist vielleicht klug. Sie dürfen nichts tun, was Ihre Freiheit beeinträchtigen könnte, Ihren Aufenthalt dort zu wählen, wo Sie wollen. Sie dürfen keine Partei gegen sich aufbringen, außer die der Bonapartisten. Alles, was ich Ihnen letzthin über die B[ourbo]nen schrieb, war in diesem Sinne gehalten. Sie stoßen sie durchaus nicht vor den Kopf, wenn Sie ihren Freunden sagen, daß sie ihnen nur schadeten, wenn sie sie zu früh in den Vordergrund treten ließen. Um ihretwillen werden die Franzosen nicht die geringste Anstrengung machen, Napoleon zu stürzen – lediglich um des Frieden willen. Wenn er [Napoleon] erst nicht mehr da ist, wird man sehen können, was zu machen ist.
Ich wünsche sehr, daß Sie mit meiner Vorrede einverstanden sind, und ich habe das dringende Verlangen, sie gedruckt zu sehen. August würde mir einen Beweis seiner Freundschaft geben, wenn er sich um diese Angelegenheit kümmerte, und würde mich verpflichten, wenn er mir möglichst bald Exemplare schickte. Durch so etwas kann ich mein Ansehen heben – denn bis jetzt habe ich keine anderen Aufgaben.
Ich ärgere mich über die neapolitanischen Depeschen: ihre Herausgabe hätte erhebliche Zeit in Anspruch genommen, weil man sie zum großen Teil aus dem Italienischen übersetzen müßte. So hatte ich sie für ein zweites Heft zurückgestellt; und nun, fürchte ich, sind sie für die Öffentlichkeit verloren. Wenn König Joachim [Murat] sich nämlich auf die andere Seite schlagen will, werden die Verbündeten ihn bei sich aufnehmen. Graf von Neipperg ist zu diesem Zweck zu ihm geschickt worden.
Ich habe noch eine Schrift in deutscher Sprache verfaßt, die einstweilen in meinem Schreibtisch bleibt: über die verfassungsmäßigen Rechte dieses Landes [Holstein] und ihre Wiederherstellung. Ich habe mich bis über die Ohren in die holsteinische Geschichte vertieft.
Der Prinz hat sich sehr entgegenkommend, gemäßigt, ja, man kann sagen, edelmütig gegen Dänemark gezeigt. Wollte Gott, daß er die Nachsicht, die er beim Abschluß dieses Friedens bewiesen hat, niemals zu bereuen braucht. Vielleicht wäre es besser gewesen, dieser Monarchie, die schon in den letzten Zügen lag, völlig den Garaus zu machen. Es hätte nicht viel mehr Zeit gekostet als ihre Winkelzüge. Zuerst wurde ihnen ein Waffenstillstand bewilligt, dann eine Verlängerung, dann stillschweigend eine Einstellung der Feindseligkeiten. Wäre man stattdessen immer weiter vormaschiert, so wären wir heute nicht nur Herren von ganz Jütland – das versteht sich von selbst, denn es ist so gut wie unverteidigt – sondern wahrscheinlich auch Fünens. Wenn die jetzige Kälte anhält, werden der große und der kleine Belt zufrieren. Die beiden Dinge, über die ich mich bei diesem Friedensschluß ärgere, sind die glatte Rückgabe dieses Landes ohne den Vorbehalt, daß ihm seine Verfassung wiedergegeben und es wieder zum Deutschen Bund gerechnet wird, und die Abtretung Pommerns. Die Einwohner werden verzweifelt sein – die einen unter dänischer Herrschaft zu bleiben, die anderen, darunter zu kommen, denn sie stellt den albernsten, ungeschicktesten Despotismus dar, der sonst, wie ich glaube, nirgends existiert. Und dann: Deutsche von Dänen regiert – das ist die umgekehrte Welt!
Das Verhalten Baudissins in allen diesen Dingen war sehr vornehm; er hat sich krampfhaft ins Zeug gelegt, um etwas für dies Land zu erreichen; er allein hat sich vorgewagt. Er brachte die wichtigsten Herren der vorläufigen Regierungskommission zu mir; ich predigte ihnen vergeblich, sie müßten handeln, ein Protest gegen die dänische Besitzergreifung, die es von Deutschland losgerissen hat, müßte veröffentlicht werden, der gesamte Adel in corpore müßte vorgehen und ihnen würde dann nichts Schlimmes geschehen, weil der Prinz und die Verbündeten sie zu schützen wissen würden. Jeder antwortete mir: die anderen werden den Mut dazu nicht aufbringen. Der Oheim Baudissins, der Graf Reventlow, hätte die Initiative ergreifen sollen. Ich sagte ihm eines Tages: Ich erbiete mich, Ihnen eine Adresse an die Verbündeten zu schreiben, die Steine rühren, in Europa Widerhall finden und im englischen Parlament besprochen werden wird. Kurz: Baudissin und ich haben alle unsere Anstrengungen scheitern sehen, aber wir haben bei dieser Gelegenheit von neuem unsere Freundschaft befestigt.
Ich habe dabei vielleicht ein sehr ehrenvolles Amt eingebüßt: für den Fall, daß man den Krieg doch weiterführen und ernsthaft daran denken müßte, diese Provinzen von der Monarchie zu trennen, war ein Generalgouverneur für sie ernannt. Herr von Wrisen wollte mich dem Pr[inzen] als Civiladjutanten des Gouverneurs vorschlagen. Freilich hätte mich das vom Pr[inzen] und dem großen Schauplatz, dem wir uns jetzt nähern, entfernt.
Ich habe schon eine neue kleine Schrift begonnen, die mehr als jede andere dazu bestimmt ist, ihren Weg durch Frankreich zu machen.
Ich werde bei diesem Brief, der viel länger werden sollte, unterbrochen. Aber Herr von Bouillé reist ja in wenigen Tagen; da werde ich ihm das Übrige für Sie, August und Albertine mitgeben.
Endlich ist denn nun Ihr neuer Titel Fürstin von Genf auf dem besten Wege, – die Verbündeten sind dort eingezogen; ich habe noch nicht ermitteln können, ob die Genfer irgend etwas getan haben, um ihre Unabhängigkeit wiederzuerlangen. Dieser elende Kerl von Capelle ist auf der Flucht – das bedeutet den Anfang einer Genugtuung für uns, die uns das Schicksal wahrlich schuldet. Wahrscheinlich wird General Bubna am Vorabend seines Einzugs in Genf in Coppet übernachtet haben. Ach! das liebe Coppet und mein blaues Zimmer! Wir werden wieder hinkommen – glauben Sie mir! Leben Sie wohl – tausend Grüße!
· Original , 13.01.1814
· Pange, Pauline de: Auguste-Guillaume Schlegel et Madame de Staël d’apres des documents inédits. Paris 1938, S. 484‒486.
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