• August Wilhelm von Schlegel to Ludolf Christian Treviranus

  • Place of Dispatch: Bonn · Place of Destination: Poppelsdorf · Date: [1836]
Edition Status: Newly transcribed and labelled; double collated
    Metadata Concerning Header
  • Sender: August Wilhelm von Schlegel
  • Recipient: Ludolf Christian Treviranus
  • Place of Dispatch: Bonn
  • Place of Destination: Poppelsdorf
  • Date: [1836]
  • Notations: Konzept. – Empfänger, Datum sowie Absende- und Empfangsort erschlossen. – Datierung: Imanuel Hermann Fichte wurde 1836 als ordentlicher Professor an die Universität Bonn berufen.
    Manuscript
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: id-512516790
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,IV,Nr.7b
  • Number of Pages: 2 1/2 S.
  • Incipit: „[1] Hochgeehrtester Herr Decan!
    Mit der größten Bestürzung habe ich aus dem durch Ew. Spectabilität in Umlauf gesetzten Ministerial-Schreiben die eben [...]“
    Language
  • German
    Editors
  • Bamberg, Claudia
  • Varwig, Olivia
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[1] Hochgeehrtester Herr Decan!
Mit der größten Bestürzung habe ich aus dem durch Ew. Spectabilität in Umlauf gesetzten Ministerial-Schreiben die eben so unerwünschte als unerwartete Ernennung des Hrn. Fichte zum Professor ordinarius der Paedagogik und Philosophie ersehen.
Dr. Fichte ist der letzte in der Reihe der außerordentlichen Professoren, und zwischen ihm und Herrn Lassen stehen noch dreie in der Zeitordnung ihm voran. Dem letztgenannten ist demnach durch diese Zurücksetzung eine schwere und unverdiente Kränkung widerfahren. Ich bitte Ew. Spectabilität bei der verehrlichen Facultät eine Vorstellung an das hohe Königl. Ministerium zu beantragen, worin die schon früher ins Licht gesetzten Ansprüche des Hrn. Prof. Lassen, und seine Verdienste um die hiesiege Universität als Lehrer und gelehrter Schriftsteller nachdrücklich in Erinnerung zu bringen wären.
Die Bestimmung des Lehrfaches [2] bei der Ernennung eines akademischen Lehrers zum prof. ordinarius ist keineswegs unerläßlich: wie ich mich denn seit zwei und zwanzig Jahren ohne eine Nominal-Professur beholfen habe, obwohl wenigstens Ein schicklicher Anlaß vorgekommen ist, mir eine solche zu ertheilen. Sollte aber eine besondre Bestimmung für Hrn. Lassen beantragt werden, so würde ich vorschlagen: ordentlicher Professor der Alt-Indischen Sprache und Litteratur. In dieser Eigenschaft hat Hr. Lassen, derselbe schon seit seinem Antritt als Privat-Docent mit dem besten Erfolge gewirkt, und mir einen großen Theil der Arbeit abgenommen, welche erfoderlich war, um Bonn zum Hauptsitze dieses Studiums nicht nur in Deutschland sondern in Europa zu erheben.
Unsere Universitäts-Statuten zählen nur eine einzige Professur Linguarum orientalium, worunter als die wichtigsten hauptsächlich das Hebräische, das Arabische und das Syrische verstanden werden. Wir haben das Glück, dieses Lehrfach durch unsern würdigen Collegen Freytag, dessen gelehrte Werke nicht nur im In- und Auslande längst nach ihrem hohen Werthe anerkannt worden sind, sondern auch seinen Ruhm bis nach Indien verbreitet haben, so vollkommen ausgefüllt zu sehen, daß die Facultät jede [3] Ernenn vorgeschlagene Ernennung eines zweiten Professors linguarum orientalium mit Recht als überflüßig ablehnen würde. Die Ernennungen sind freilich schon weit über die Aufzählung der Statuen hinausgegangen; aber in Beziehung auf meinen obigen Vorschlag tritt ein triftiger Grund ein; nämlich der erweiterte Umfang der Gelehrsamkeit, in dem bereits auf allen Preußischen Universitäten das Sanskrit gelehrt wird.
Die Ernennung des p Fichte kann noch aus einem andern Gesichtspunkte betrachtet werden: aber dieser fällt den verehrten Mitgliedern der philosophischen Section anheim, denen ich nicht vorgreifen will. Ich zweifle nicht, sie werden ihre jetzt gekränkten Rechte mit aller Freimüthigkeit für die Zukunft zu verwahren wissen.
Mit der ausgezeichnetsten Hochachtung p
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[1] Hochgeehrtester Herr Decan!
Mit der größten Bestürzung habe ich aus dem durch Ew. Spectabilität in Umlauf gesetzten Ministerial-Schreiben die eben so unerwünschte als unerwartete Ernennung des Hrn. Fichte zum Professor ordinarius der Paedagogik und Philosophie ersehen.
Dr. Fichte ist der letzte in der Reihe der außerordentlichen Professoren, und zwischen ihm und Herrn Lassen stehen noch dreie in der Zeitordnung ihm voran. Dem letztgenannten ist demnach durch diese Zurücksetzung eine schwere und unverdiente Kränkung widerfahren. Ich bitte Ew. Spectabilität bei der verehrlichen Facultät eine Vorstellung an das hohe Königl. Ministerium zu beantragen, worin die schon früher ins Licht gesetzten Ansprüche des Hrn. Prof. Lassen, und seine Verdienste um die hiesiege Universität als Lehrer und gelehrter Schriftsteller nachdrücklich in Erinnerung zu bringen wären.
Die Bestimmung des Lehrfaches [2] bei der Ernennung eines akademischen Lehrers zum prof. ordinarius ist keineswegs unerläßlich: wie ich mich denn seit zwei und zwanzig Jahren ohne eine Nominal-Professur beholfen habe, obwohl wenigstens Ein schicklicher Anlaß vorgekommen ist, mir eine solche zu ertheilen. Sollte aber eine besondre Bestimmung für Hrn. Lassen beantragt werden, so würde ich vorschlagen: ordentlicher Professor der Alt-Indischen Sprache und Litteratur. In dieser Eigenschaft hat Hr. Lassen, derselbe schon seit seinem Antritt als Privat-Docent mit dem besten Erfolge gewirkt, und mir einen großen Theil der Arbeit abgenommen, welche erfoderlich war, um Bonn zum Hauptsitze dieses Studiums nicht nur in Deutschland sondern in Europa zu erheben.
Unsere Universitäts-Statuten zählen nur eine einzige Professur Linguarum orientalium, worunter als die wichtigsten hauptsächlich das Hebräische, das Arabische und das Syrische verstanden werden. Wir haben das Glück, dieses Lehrfach durch unsern würdigen Collegen Freytag, dessen gelehrte Werke nicht nur im In- und Auslande längst nach ihrem hohen Werthe anerkannt worden sind, sondern auch seinen Ruhm bis nach Indien verbreitet haben, so vollkommen ausgefüllt zu sehen, daß die Facultät jede [3] Ernenn vorgeschlagene Ernennung eines zweiten Professors linguarum orientalium mit Recht als überflüßig ablehnen würde. Die Ernennungen sind freilich schon weit über die Aufzählung der Statuen hinausgegangen; aber in Beziehung auf meinen obigen Vorschlag tritt ein triftiger Grund ein; nämlich der erweiterte Umfang der Gelehrsamkeit, in dem bereits auf allen Preußischen Universitäten das Sanskrit gelehrt wird.
Die Ernennung des p Fichte kann noch aus einem andern Gesichtspunkte betrachtet werden: aber dieser fällt den verehrten Mitgliedern der philosophischen Section anheim, denen ich nicht vorgreifen will. Ich zweifle nicht, sie werden ihre jetzt gekränkten Rechte mit aller Freimüthigkeit für die Zukunft zu verwahren wissen.
Mit der ausgezeichnetsten Hochachtung p
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