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Auch haben Sie durch Vergleichung der Handschriften, durch die wörtliche lateinische Uebersetzung und die Anmerkungen gerade das geleistet, was ich von einem wahrhaft philologischen Herausgeber neulich foderte, in <span class="index-2555 tp-65178 ">einem Aufsatze </span><span class="index-2555 tp-65178 weight-bold ">über den gegenwärtigen Zustand der Indischen Philologie</span>, den Sie <span class="index-9926 tp-65179 ">französisch, freylich fehlerhaft übersetzt</span>, in <span class="index-2470 tp-65181 ">der </span><span class="index-2470 tp-65181 index-280 tp-65180 ">Genfer</span><span class="index-2470 tp-65181 "> Bibliothèque Universelle</span> finden werden. 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wollen, um Ihnen <span class="index-3482 tp-65175 ">zur Herausgabe Ihres </span><span class="index-3482 tp-65175 index-6593 tp-65224 ">Nalus</span> Glück zu wünschen, und Ihnen an meinem Theil für diese Förderung der Brahmanischen Studien den herzlichsten Dank zu sagen. Die Richtigkeit des Textes ist musterhaft, und ich darf sagen beyspiellos: ich habe alles zwey bis dreymal gelesen, und kaum drey bis vier Druckfehler entdeckt. Die Wahl ist vortrefflich: diese Episode macht ein Ganzes aus; die Geschichte ist unendlich interessant; die Darstellung ist zugleich erhaben und allgemein faßlich, und alles, Sitten, Leidenschaft, Verwickelung, und das mäßig eingemischte Wunderbare, ist geeignet den vortheilhaftesten Begriff von der Indischen Poesie zu geben.<br><span class="index-3521 tp-65177 ">Das Buch</span> ist weit angemeßner für den ersten Unterricht als <span class="index-3696 tp-65176 ">der Hitopadesa</span>, den man ja ohnehin, wie ich höre, nicht mehr haben kann, u. es bedarf nun weiter keiner Chrestomathie. Auch haben Sie durch Vergleichung der Handschriften, durch die wörtliche lateinische Uebersetzung und die Anmerkungen gerade das geleistet, was ich von einem wahrhaft philologischen Herausgeber neulich foderte, in <span class="index-2555 tp-65178 ">einem Aufsatze </span><span class="index-2555 tp-65178 weight-bold ">über den gegenwärtigen Zustand der Indischen Philologie</span>, den Sie <span class="index-9926 tp-65179 ">französisch, freylich fehlerhaft übersetzt</span>, in <span class="index-2470 tp-65181 ">der </span><span class="index-2470 tp-65181 index-280 tp-65180 ">Genfer</span><span class="index-2470 tp-65181 "> Bibliothèque Universelle</span> finden werden. Ich benutze meine nächste Muße, um <span class="index-3506 tp-65182 ">das Buch nach Verdienst anzuzeigen</span>, ich denke in <span class="index-3547 tp-65184 ">den </span><span class="index-3547 tp-65184 index-16 tp-65183 ">Wiener</span><span class="index-3547 tp-65184 "> Jahrbüchern</span>.<br>Die einzige Seite Ihrer Arbeit, die ich nicht unbedingt loben kann, ist die Lateinische. Ich will darauf keinen sonderlichen Nachdruck legen, daß die Uebersetzung häufig in classischerem Latein und doch wörtlicher hätte abgefaßt werden können. Bey den zusammengesetzten Beywörtern wäre der Sprachgebrauch der älteren Lateinischen Dichter, z. B. <span class="slant-italic ">incurvicervicum pecus</span>, zu benutzen gewesen. <span class="index-9927 tp-65185 ">Scaliger</span> hat davon in <span class="index-9929 tp-65187 ">seiner Uebersetzung </span><span class="index-9929 tp-65187 index-9928 tp-65186 ">der Orphischen Hymnen</span> ein schönes Beispiel gegeben, und neuerdings <span class="index-2027 tp-65188 ">Hermann</span> bey <span class="index-3891 tp-65189 ">Uebertragung der mythologischen Namen aus dem Griechischen</span>, wiewohl seine Deutungen oft nicht zu billigen sind. Ein wesentlicher Mangel scheint es mir aber, daß Ihre Uebersetzung für den, welcher das Original nicht vergleichen kann, in vielen Stellen ganz unverständlich bleiben muß. Auch sind Ihnen eigentlich grammatische Fehler entschlüpft, selbst in den Noten, wo Sie durch nichts gebunden waren. ZB p. 211 steht <span class="slant-italic ">interpretantur</span> als Passivum, p. 216 ebenfalls. Ebenso p. 205 <span class="slant-italic ">usitatur</span>. p. 179. <span class="slant-italic ">mirissimum</span>: unerhört! Doch dieß sind Einzelheiten; weit wichtiger ist es, daß die Ausdrücke u. Wendungen dem Geiste ächter Latinität im ganzen nicht gemäß sind. Befragen Sie darüber einen Kenner, wenn Sie meinem Urtheile nicht trauen. Ich habe jetzt vor, auch etwas Lateinisches drucken zu lassen, aber ich lege mein Manuscript mehreren philologischen Freunden zur Prüfung vor, um meiner Sache gewiß zu seyn, u. dieß rathe ich Ihnen auch für die Zukunft. Verzeihen Sie meine Offenherzigkeit der freundschaftlichen Gesinnung.<br>Was mir unser gemeinschaftlicher verehrter Freund von Ihren Arbeiten und ferneren Unternehmungen aus Ihren Briefen mitgetheilt, hat mir lebhafte Freude gemacht. Wenn Sie nach Deutschland zurückkommen, so wollen wir, denke ich, einander in die Hände arbeiten.<br>Erlauben Sie mir, Ihnen einige Fragen vorzulegen, und Sie um Nachrichten von den neuesten Erscheinungen im Fache der Indischen Litteratur zu bitten.<br>Ich sehe, Sie haben <span class="index-3484 tp-65191 ">das Wörterbuch von </span><span class="index-3484 tp-65191 index-2553 tp-65190 ">Wilson</span> noch nicht gehabt? Ist gar keine Hoffnung da, daß dieß lange angekündigte Werk endlich erscheinen wird?<br>Wäre es Ihnen nicht möglich, mir <span class="index-3483 tp-65193 ">das Wurzel-Lexicon von </span><span class="index-3483 tp-65193 index-3481 tp-65192 ">Wilkins</span> zu verschaffen? Hat es in der That Vorzüge vor <span class="index-7022 tp-65195 ">dem </span><span class="index-7022 tp-65195 index-3715 tp-65194 ">Careyschen</span>? – Ist Wilkins wirklich stark in der Auslegung schwieriger Texte? Sie haben natürlich <span class="index-5662 tp-65197 ">seine Uebersetzung </span><span class="index-5662 tp-65197 index-3764 tp-65196 ">des Bhagavad-Gita</span> loben müssen, von der wir doch wissen, wie es damit beschaffen ist. <span class="index-5498 tp-65199 ">Seine Uebersetzung </span><span class="index-5498 tp-65199 index-3696 tp-65198 ">des Hitopadesa</span> ist ein einziges großes Mißverständniß, u. noch in seiner Grammatik hat er hier und da ganz einfache Zeilen falsch gedeutet. – Wilkins hat sich gegen mich sehr grob betragen; ich habe ihm zweymal geschrieben, ein Mitglied <span class="index-6669 tp-65200 ">des Parlaments</span> hat die Briefe an ihn gefördert u. er hat mit keiner Sylbe geantwortet. – Ist von <span class="index-2385 tp-65201 ">Colebrooke</span> noch etwas zu erwarten?<br>Mir fehlen noch folgende Originale: <span class="index-3717 tp-65202 ">die Gesetze des Manu</span> – <span class="index-3764 tp-65203 ">Bhagavad-Gita</span> – <span class="index-9351 tp-65204 ">Gita Govinda</span>. Wenn Sie Gelegenheit haben, diese Bücher zu kaufen, beym Buchhändler, in Auctionen oder sonst aus der Hand, so werde ich Ihnen unendlich verbunden sein, und Sorge tragen, die Auslage schleunigst zu erstatten. Auch <span class="index-9349 tp-65205 ">den </span><span class="index-9349 tp-65205 weight-bold ">Kirat-Arjuniya</span> habe ich noch nicht. Mit diesen Ausnahmen ist meine Sammlung der in Devanagari gedruckten Texte ziemlich vollständig.<br>Sie sind glücklicher als ich, mein Freund, Sie können Ihre ganze Muße auf dieses Eine Studium verwenden. Mir bleiben bey meinem Akademischen Lehramt nur Nebenstunden dazu übrig. lch hatte eine Dissertation angekündigt: <span class="index-3475 tp-65206 slant-italic ">De usu linguae Brachmanum sacrae in caussis linguae Latinae et Graecae indagandis</span>, als Probe eines größeren Werkes. Ich werde aber wohl gleich zur Ausführung dieses letzteren schreiten, welches heißen soll <span class="index-3476 tp-65207 slant-italic ">Etymologicum novum s. 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Aber dieß werde ich freylich durchaus nicht anders drucken als mit Indischen Typen.<br>Leben Sie recht wohl, lassen Sie mich bald erfreuliche Nachrichten hören, bewahren Sie mir Ihre freundschaftlichen Gesinnungen, und seyn Sie der meinigen gewiß.<br>Ganz der Ihrige<br>A. W. von Schlegel.' $isaprint = true $isnewtranslation = false $statemsg = 'betamsg13' $cittitle = '' $description = 'August Wilhelm von Schlegel an Franz Bopp am 05.03.1820, Bonn' $adressatort = 'Unknown' $absendeort = 'Bonn <a class="gndmetadata" target="_blank" href="http://d-nb.info/gnd/1001909-1">GND</a>' $date = '05.03.1820' $adressat = array( (int) 1455 => array( 'ID' => '1455', 'project' => '1', 'timecreate' => '2013-03-25 09:51:58', 'timelastchg' => '2017-10-04 11:43:31', 'key' => 'AWS-ap-004f', 'docTyp' => array( 'name' => 'Person', 'id' => '39' ), '39_name' => 'Bopp, Franz', '39_geschlecht' => 'm', '39_gebdatum' => '1791-09-14', '39_toddatum' => '1867-10-23', '39_lebenwirken' => 'Linguist, Orientalist, Indologe Franz Bopp war ein Schüler Karl Joseph Hieronymus Windischmanns in Aschaffenburg. Angeregt durch Friedrich Schlegels „Über die Sprache und Weisheit der Indier“ (1808) zog Bopp 1812 nach Paris, um sich dem Studium der orientalischen Sprachen zu widmen. 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Die Wahl ist vortrefflich: diese Episode macht ein Ganzes aus; die Geschichte ist unendlich interessant; die Darstellung ist zugleich erhaben und allgemein faßlich, und alles, Sitten, Leidenschaft, Verwickelung, und das mäßig eingemischte Wunderbare, ist geeignet den vortheilhaftesten Begriff von der Indischen Poesie zu geben.<br><span class="index-3521 tp-65177 ">Das Buch</span> ist weit angemeßner für den ersten Unterricht als <span class="index-3696 tp-65176 ">der Hitopadesa</span>, den man ja ohnehin, wie ich höre, nicht mehr haben kann, u. es bedarf nun weiter keiner Chrestomathie. 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Synopsis linguarum</hi>, <hi rend="slant:italic">Indicae</hi>, <hi rend="slant:italic">Graecae</hi>, <hi rend="slant:italic">Latinae</hi>, <hi rend="slant:italic">Etruscae</hi>, <hi rend="slant:italic">Gothicae</hi>, <hi rend="slant:italic">Anglosaxonicae</hi>, <hi rend="slant:italic">Francicae</hi>, <hi rend="slant:italic">Alemmanicae</hi></name>. Aber dieß werde ich freylich durchaus nicht anders drucken als mit Indischen Typen.<lb/>Leben Sie recht wohl, lassen Sie mich bald erfreuliche Nachrichten hören, bewahren Sie mir Ihre freundschaftlichen Gesinnungen, und seyn Sie der meinigen gewiß.<lb/>Ganz der Ihrige<lb/>A. W. von Schlegel.</p>', '36_xml_standoff' => '<anchor type="b" n="887" ana="10" xml:id="NidB65174"/>Bonn<anchor type="e" n="887" ana="10" xml:id="NidE65174"/> d. 5ten März 20.<lb/>Schon längst habe ich Ihnen, mein theuerster Herr und Freund, schreiben wollen, um Ihnen <anchor type="b" n="3482" ana="12" xml:id="NidB65175"/>zur Herausgabe Ihres <anchor type="b" n="6593" ana="12" xml:id="NidB65224"/>Nalus<anchor type="e" n="6593" ana="12" xml:id="NidE65224"/><anchor type="e" n="3482" ana="12" xml:id="NidE65175"/> Glück zu wünschen, und Ihnen an meinem Theil für diese Förderung der Brahmanischen Studien den herzlichsten Dank zu sagen. Die Richtigkeit des Textes ist musterhaft, und ich darf sagen beyspiellos: ich habe alles zwey bis dreymal gelesen, und kaum drey bis vier Druckfehler entdeckt. Die Wahl ist vortrefflich: diese Episode macht ein Ganzes aus; die Geschichte ist unendlich interessant; die Darstellung ist zugleich erhaben und allgemein faßlich, und alles, Sitten, Leidenschaft, Verwickelung, und das mäßig eingemischte Wunderbare, ist geeignet den vortheilhaftesten Begriff von der Indischen Poesie zu geben.<lb/><anchor type="b" n="3521" ana="12" xml:id="NidB65177"/>Das Buch<anchor type="e" n="3521" ana="12" xml:id="NidE65177"/> ist weit angemeßner für den ersten Unterricht als <anchor type="b" n="3696" ana="12" xml:id="NidB65176"/>der Hitopadesa<anchor type="e" n="3696" ana="12" xml:id="NidE65176"/>, den man ja ohnehin, wie ich höre, nicht mehr haben kann, u. es bedarf nun weiter keiner Chrestomathie. Auch haben Sie durch Vergleichung der Handschriften, durch die wörtliche lateinische Uebersetzung und die Anmerkungen gerade das geleistet, was ich von einem wahrhaft philologischen Herausgeber neulich foderte, in <anchor type="b" n="2555" ana="12" xml:id="NidB65178"/>einem Aufsatze <hi rend="weight:bold">über den gegenwärtigen Zustand der Indischen Philologie</hi><anchor type="e" n="2555" ana="12" xml:id="NidE65178"/>, den Sie <anchor type="b" n="9926" ana="12" xml:id="NidB65179"/>französisch, freylich fehlerhaft übersetzt<anchor type="e" n="9926" ana="12" xml:id="NidE65179"/>, in <anchor type="b" n="2470" ana="13" xml:id="NidB65181"/>der <anchor type="b" n="280" ana="10" xml:id="NidB65180"/>Genfer<anchor type="e" n="280" ana="10" xml:id="NidE65180"/> Bibliothèque Universelle<anchor type="e" n="2470" ana="13" xml:id="NidE65181"/> finden werden. Ich benutze meine nächste Muße, um <anchor type="b" n="3506" ana="12" xml:id="NidB65182"/>das Buch nach Verdienst anzuzeigen<anchor type="e" n="3506" ana="12" xml:id="NidE65182"/>, ich denke in <anchor type="b" n="3547" ana="13" xml:id="NidB65184"/>den <anchor type="b" n="16" ana="10" xml:id="NidB65183"/>Wiener<anchor type="e" n="16" ana="10" xml:id="NidE65183"/> Jahrbüchern<anchor type="e" n="3547" ana="13" xml:id="NidE65184"/>.<lb/>Die einzige Seite Ihrer Arbeit, die ich nicht unbedingt loben kann, ist die Lateinische. Ich will darauf keinen sonderlichen Nachdruck legen, daß die Uebersetzung häufig in classischerem Latein und doch wörtlicher hätte abgefaßt werden können. Bey den zusammengesetzten Beywörtern wäre der Sprachgebrauch der älteren Lateinischen Dichter, z. B. <hi rend="slant:italic">incurvicervicum pecus</hi>, zu benutzen gewesen. <anchor type="b" n="9927" ana="11" xml:id="NidB65185"/>Scaliger<anchor type="e" n="9927" ana="11" xml:id="NidE65185"/> hat davon in <anchor type="b" n="9929" ana="12" xml:id="NidB65187"/>seiner Uebersetzung <anchor type="b" n="9928" ana="12" xml:id="NidB65186"/>der Orphischen Hymnen<anchor type="e" n="9928" ana="12" xml:id="NidE65186"/><anchor type="e" n="9929" ana="12" xml:id="NidE65187"/> ein schönes Beispiel gegeben, und neuerdings <anchor type="b" n="2027" ana="11" xml:id="NidB65188"/>Hermann<anchor type="e" n="2027" ana="11" xml:id="NidE65188"/> bey <anchor type="b" n="3891" ana="12" xml:id="NidB65189"/>Uebertragung der mythologischen Namen aus dem Griechischen<anchor type="e" n="3891" ana="12" xml:id="NidE65189"/>, wiewohl seine Deutungen oft nicht zu billigen sind. Ein wesentlicher Mangel scheint es mir aber, daß Ihre Uebersetzung für den, welcher das Original nicht vergleichen kann, in vielen Stellen ganz unverständlich bleiben muß. Auch sind Ihnen eigentlich grammatische Fehler entschlüpft, selbst in den Noten, wo Sie durch nichts gebunden waren. ZB p. 211 steht <hi rend="slant:italic">interpretantur</hi> als Passivum, p. 216 ebenfalls. Ebenso p. 205 <hi rend="slant:italic">usitatur</hi>. p. 179. <hi rend="slant:italic">mirissimum</hi>: unerhört! Doch dieß sind Einzelheiten; weit wichtiger ist es, daß die Ausdrücke u. Wendungen dem Geiste ächter Latinität im ganzen nicht gemäß sind. Befragen Sie darüber einen Kenner, wenn Sie meinem Urtheile nicht trauen. Ich habe jetzt vor, auch etwas Lateinisches drucken zu lassen, aber ich lege mein Manuscript mehreren philologischen Freunden zur Prüfung vor, um meiner Sache gewiß zu seyn, u. dieß rathe ich Ihnen auch für die Zukunft. Verzeihen Sie meine Offenherzigkeit der freundschaftlichen Gesinnung.<lb/>Was mir unser gemeinschaftlicher verehrter Freund von Ihren Arbeiten und ferneren Unternehmungen aus Ihren Briefen mitgetheilt, hat mir lebhafte Freude gemacht. Wenn Sie nach Deutschland zurückkommen, so wollen wir, denke ich, einander in die Hände arbeiten.<lb/>Erlauben Sie mir, Ihnen einige Fragen vorzulegen, und Sie um Nachrichten von den neuesten Erscheinungen im Fache der Indischen Litteratur zu bitten.<lb/>Ich sehe, Sie haben <anchor type="b" n="3484" ana="12" xml:id="NidB65191"/>das Wörterbuch von <anchor type="b" n="2553" ana="11" xml:id="NidB65190"/>Wilson<anchor type="e" n="2553" ana="11" xml:id="NidE65190"/><anchor type="e" n="3484" ana="12" xml:id="NidE65191"/> noch nicht gehabt? Ist gar keine Hoffnung da, daß dieß lange angekündigte Werk endlich erscheinen wird?<lb/>Wäre es Ihnen nicht möglich, mir <anchor type="b" n="3483" ana="12" xml:id="NidB65193"/>das Wurzel-Lexicon von <anchor type="b" n="3481" ana="11" xml:id="NidB65192"/>Wilkins<anchor type="e" n="3481" ana="11" xml:id="NidE65192"/><anchor type="e" n="3483" ana="12" xml:id="NidE65193"/> zu verschaffen? Hat es in der That Vorzüge vor <anchor type="b" n="7022" ana="12" xml:id="NidB65195"/>dem <anchor type="b" n="3715" ana="11" xml:id="NidB65194"/>Careyschen<anchor type="e" n="3715" ana="11" xml:id="NidE65194"/><anchor type="e" n="7022" ana="12" xml:id="NidE65195"/>? – Ist Wilkins wirklich stark in der Auslegung schwieriger Texte? Sie haben natürlich <anchor type="b" n="5662" ana="12" xml:id="NidB65197"/>seine Uebersetzung <anchor type="b" n="3764" ana="12" xml:id="NidB65196"/>des Bhagavad-Gita<anchor type="e" n="3764" ana="12" xml:id="NidE65196"/><anchor type="e" n="5662" ana="12" xml:id="NidE65197"/> loben müssen, von der wir doch wissen, wie es damit beschaffen ist. <anchor type="b" n="5498" ana="12" xml:id="NidB65199"/>Seine Uebersetzung <anchor type="b" n="3696" ana="12" xml:id="NidB65198"/>des Hitopadesa<anchor type="e" n="3696" ana="12" xml:id="NidE65198"/><anchor type="e" n="5498" ana="12" xml:id="NidE65199"/> ist ein einziges großes Mißverständniß, u. noch in seiner Grammatik hat er hier und da ganz einfache Zeilen falsch gedeutet. – Wilkins hat sich gegen mich sehr grob betragen; ich habe ihm zweymal geschrieben, ein Mitglied <anchor type="b" n="6669" ana="15" xml:id="NidB65200"/>des Parlaments<anchor type="e" n="6669" ana="15" xml:id="NidE65200"/> hat die Briefe an ihn gefördert u. er hat mit keiner Sylbe geantwortet. – Ist von <anchor type="b" n="2385" ana="11" xml:id="NidB65201"/>Colebrooke<anchor type="e" n="2385" ana="11" xml:id="NidE65201"/> noch etwas zu erwarten?<lb/>Mir fehlen noch folgende Originale: <anchor type="b" n="3717" ana="12" xml:id="NidB65202"/>die Gesetze des Manu<anchor type="e" n="3717" ana="12" xml:id="NidE65202"/> – <anchor type="b" n="3764" ana="12" xml:id="NidB65203"/>Bhagavad-Gita<anchor type="e" n="3764" ana="12" xml:id="NidE65203"/> – <anchor type="b" n="9351" ana="12" xml:id="NidB65204"/>Gita Govinda<anchor type="e" n="9351" ana="12" xml:id="NidE65204"/>. 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Angeregt durch Friedrich Schlegels „Über die Sprache und Weisheit der Indier“ (1808) zog Bopp 1812 nach Paris, um sich dem Studium der orientalischen Sprachen zu widmen. Seine Forschung betrieb er im Anschluss in London weiter. Als bahnbrechend gilt seine erste Studie „Über das Conjugationssystem der Sanskritsprache in Vergleichung mit jenem der griechischen, lateinischen, persischen und germanischen Sprache“ (1816). Nach zweijährigem Aufenthalt in England erhielt er durch die Vermittlung Wilhelm von Humboldts 1821 eine außerordentliche Professur. 1825 wurde ihm eine ordentliche Professur in Berlin angeboten, womit er zum Konkurrenten Schlegels wurde. Als sein Hauptwerk gilt die „Vergleichende Grammatik des Sanskrit, Zend, Griechischen, Lateinischen, Lithauischen, Gothischen und Deutschen“ (1833–52). 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Bonn d. 5ten März 20.
Schon längst habe ich Ihnen, mein theuerster Herr und Freund, schreiben wollen, um Ihnen zur Herausgabe Ihres Nalus Glück zu wünschen, und Ihnen an meinem Theil für diese Förderung der Brahmanischen Studien den herzlichsten Dank zu sagen. Die Richtigkeit des Textes ist musterhaft, und ich darf sagen beyspiellos: ich habe alles zwey bis dreymal gelesen, und kaum drey bis vier Druckfehler entdeckt. Die Wahl ist vortrefflich: diese Episode macht ein Ganzes aus; die Geschichte ist unendlich interessant; die Darstellung ist zugleich erhaben und allgemein faßlich, und alles, Sitten, Leidenschaft, Verwickelung, und das mäßig eingemischte Wunderbare, ist geeignet den vortheilhaftesten Begriff von der Indischen Poesie zu geben.
Das Buch ist weit angemeßner für den ersten Unterricht als der Hitopadesa, den man ja ohnehin, wie ich höre, nicht mehr haben kann, u. es bedarf nun weiter keiner Chrestomathie. Auch haben Sie durch Vergleichung der Handschriften, durch die wörtliche lateinische Uebersetzung und die Anmerkungen gerade das geleistet, was ich von einem wahrhaft philologischen Herausgeber neulich foderte, in einem Aufsatze über den gegenwärtigen Zustand der Indischen Philologie, den Sie französisch, freylich fehlerhaft übersetzt, in der Genfer Bibliothèque Universelle finden werden. Ich benutze meine nächste Muße, um das Buch nach Verdienst anzuzeigen, ich denke in den Wiener Jahrbüchern.
Die einzige Seite Ihrer Arbeit, die ich nicht unbedingt loben kann, ist die Lateinische. Ich will darauf keinen sonderlichen Nachdruck legen, daß die Uebersetzung häufig in classischerem Latein und doch wörtlicher hätte abgefaßt werden können. Bey den zusammengesetzten Beywörtern wäre der Sprachgebrauch der älteren Lateinischen Dichter, z. B. incurvicervicum pecus, zu benutzen gewesen. Scaliger hat davon in seiner Uebersetzung der Orphischen Hymnen ein schönes Beispiel gegeben, und neuerdings Hermann bey Uebertragung der mythologischen Namen aus dem Griechischen, wiewohl seine Deutungen oft nicht zu billigen sind. Ein wesentlicher Mangel scheint es mir aber, daß Ihre Uebersetzung für den, welcher das Original nicht vergleichen kann, in vielen Stellen ganz unverständlich bleiben muß. Auch sind Ihnen eigentlich grammatische Fehler entschlüpft, selbst in den Noten, wo Sie durch nichts gebunden waren. ZB p. 211 steht interpretantur als Passivum, p. 216 ebenfalls. Ebenso p. 205 usitatur. p. 179. mirissimum: unerhört! Doch dieß sind Einzelheiten; weit wichtiger ist es, daß die Ausdrücke u. Wendungen dem Geiste ächter Latinität im ganzen nicht gemäß sind. Befragen Sie darüber einen Kenner, wenn Sie meinem Urtheile nicht trauen. Ich habe jetzt vor, auch etwas Lateinisches drucken zu lassen, aber ich lege mein Manuscript mehreren philologischen Freunden zur Prüfung vor, um meiner Sache gewiß zu seyn, u. dieß rathe ich Ihnen auch für die Zukunft. Verzeihen Sie meine Offenherzigkeit der freundschaftlichen Gesinnung.
Was mir unser gemeinschaftlicher verehrter Freund von Ihren Arbeiten und ferneren Unternehmungen aus Ihren Briefen mitgetheilt, hat mir lebhafte Freude gemacht. Wenn Sie nach Deutschland zurückkommen, so wollen wir, denke ich, einander in die Hände arbeiten.
Erlauben Sie mir, Ihnen einige Fragen vorzulegen, und Sie um Nachrichten von den neuesten Erscheinungen im Fache der Indischen Litteratur zu bitten.
Ich sehe, Sie haben das Wörterbuch von Wilson noch nicht gehabt? Ist gar keine Hoffnung da, daß dieß lange angekündigte Werk endlich erscheinen wird?
Wäre es Ihnen nicht möglich, mir das Wurzel-Lexicon von Wilkins zu verschaffen? Hat es in der That Vorzüge vor dem Careyschen? – Ist Wilkins wirklich stark in der Auslegung schwieriger Texte? Sie haben natürlich seine Uebersetzung des Bhagavad-Gita loben müssen, von der wir doch wissen, wie es damit beschaffen ist. Seine Uebersetzung des Hitopadesa ist ein einziges großes Mißverständniß, u. noch in seiner Grammatik hat er hier und da ganz einfache Zeilen falsch gedeutet. – Wilkins hat sich gegen mich sehr grob betragen; ich habe ihm zweymal geschrieben, ein Mitglied des Parlaments hat die Briefe an ihn gefördert u. er hat mit keiner Sylbe geantwortet. – Ist von Colebrooke noch etwas zu erwarten?
Mir fehlen noch folgende Originale: die Gesetze des Manu – Bhagavad-Gita – Gita Govinda. Wenn Sie Gelegenheit haben, diese Bücher zu kaufen, beym Buchhändler, in Auctionen oder sonst aus der Hand, so werde ich Ihnen unendlich verbunden sein, und Sorge tragen, die Auslage schleunigst zu erstatten. Auch den Kirat-Arjuniya habe ich noch nicht. Mit diesen Ausnahmen ist meine Sammlung der in Devanagari gedruckten Texte ziemlich vollständig.
Sie sind glücklicher als ich, mein Freund, Sie können Ihre ganze Muße auf dieses Eine Studium verwenden. Mir bleiben bey meinem Akademischen Lehramt nur Nebenstunden dazu übrig. lch hatte eine Dissertation angekündigt: De usu linguae Brachmanum sacrae in caussis linguae Latinae et Graecae indagandis, als Probe eines größeren Werkes. Ich werde aber wohl gleich zur Ausführung dieses letzteren schreiten, welches heißen soll Etymologicum novum s. Synopsis linguarum, Indicae, Graecae, Latinae, Etruscae, Gothicae, Anglosaxonicae, Francicae, Alemmanicae. Aber dieß werde ich freylich durchaus nicht anders drucken als mit Indischen Typen.
Leben Sie recht wohl, lassen Sie mich bald erfreuliche Nachrichten hören, bewahren Sie mir Ihre freundschaftlichen Gesinnungen, und seyn Sie der meinigen gewiß.
Ganz der Ihrige
A. W. von Schlegel.
Schon längst habe ich Ihnen, mein theuerster Herr und Freund, schreiben wollen, um Ihnen zur Herausgabe Ihres Nalus Glück zu wünschen, und Ihnen an meinem Theil für diese Förderung der Brahmanischen Studien den herzlichsten Dank zu sagen. Die Richtigkeit des Textes ist musterhaft, und ich darf sagen beyspiellos: ich habe alles zwey bis dreymal gelesen, und kaum drey bis vier Druckfehler entdeckt. Die Wahl ist vortrefflich: diese Episode macht ein Ganzes aus; die Geschichte ist unendlich interessant; die Darstellung ist zugleich erhaben und allgemein faßlich, und alles, Sitten, Leidenschaft, Verwickelung, und das mäßig eingemischte Wunderbare, ist geeignet den vortheilhaftesten Begriff von der Indischen Poesie zu geben.
Das Buch ist weit angemeßner für den ersten Unterricht als der Hitopadesa, den man ja ohnehin, wie ich höre, nicht mehr haben kann, u. es bedarf nun weiter keiner Chrestomathie. Auch haben Sie durch Vergleichung der Handschriften, durch die wörtliche lateinische Uebersetzung und die Anmerkungen gerade das geleistet, was ich von einem wahrhaft philologischen Herausgeber neulich foderte, in einem Aufsatze über den gegenwärtigen Zustand der Indischen Philologie, den Sie französisch, freylich fehlerhaft übersetzt, in der Genfer Bibliothèque Universelle finden werden. Ich benutze meine nächste Muße, um das Buch nach Verdienst anzuzeigen, ich denke in den Wiener Jahrbüchern.
Die einzige Seite Ihrer Arbeit, die ich nicht unbedingt loben kann, ist die Lateinische. Ich will darauf keinen sonderlichen Nachdruck legen, daß die Uebersetzung häufig in classischerem Latein und doch wörtlicher hätte abgefaßt werden können. Bey den zusammengesetzten Beywörtern wäre der Sprachgebrauch der älteren Lateinischen Dichter, z. B. incurvicervicum pecus, zu benutzen gewesen. Scaliger hat davon in seiner Uebersetzung der Orphischen Hymnen ein schönes Beispiel gegeben, und neuerdings Hermann bey Uebertragung der mythologischen Namen aus dem Griechischen, wiewohl seine Deutungen oft nicht zu billigen sind. Ein wesentlicher Mangel scheint es mir aber, daß Ihre Uebersetzung für den, welcher das Original nicht vergleichen kann, in vielen Stellen ganz unverständlich bleiben muß. Auch sind Ihnen eigentlich grammatische Fehler entschlüpft, selbst in den Noten, wo Sie durch nichts gebunden waren. ZB p. 211 steht interpretantur als Passivum, p. 216 ebenfalls. Ebenso p. 205 usitatur. p. 179. mirissimum: unerhört! Doch dieß sind Einzelheiten; weit wichtiger ist es, daß die Ausdrücke u. Wendungen dem Geiste ächter Latinität im ganzen nicht gemäß sind. Befragen Sie darüber einen Kenner, wenn Sie meinem Urtheile nicht trauen. Ich habe jetzt vor, auch etwas Lateinisches drucken zu lassen, aber ich lege mein Manuscript mehreren philologischen Freunden zur Prüfung vor, um meiner Sache gewiß zu seyn, u. dieß rathe ich Ihnen auch für die Zukunft. Verzeihen Sie meine Offenherzigkeit der freundschaftlichen Gesinnung.
Was mir unser gemeinschaftlicher verehrter Freund von Ihren Arbeiten und ferneren Unternehmungen aus Ihren Briefen mitgetheilt, hat mir lebhafte Freude gemacht. Wenn Sie nach Deutschland zurückkommen, so wollen wir, denke ich, einander in die Hände arbeiten.
Erlauben Sie mir, Ihnen einige Fragen vorzulegen, und Sie um Nachrichten von den neuesten Erscheinungen im Fache der Indischen Litteratur zu bitten.
Ich sehe, Sie haben das Wörterbuch von Wilson noch nicht gehabt? Ist gar keine Hoffnung da, daß dieß lange angekündigte Werk endlich erscheinen wird?
Wäre es Ihnen nicht möglich, mir das Wurzel-Lexicon von Wilkins zu verschaffen? Hat es in der That Vorzüge vor dem Careyschen? – Ist Wilkins wirklich stark in der Auslegung schwieriger Texte? Sie haben natürlich seine Uebersetzung des Bhagavad-Gita loben müssen, von der wir doch wissen, wie es damit beschaffen ist. Seine Uebersetzung des Hitopadesa ist ein einziges großes Mißverständniß, u. noch in seiner Grammatik hat er hier und da ganz einfache Zeilen falsch gedeutet. – Wilkins hat sich gegen mich sehr grob betragen; ich habe ihm zweymal geschrieben, ein Mitglied des Parlaments hat die Briefe an ihn gefördert u. er hat mit keiner Sylbe geantwortet. – Ist von Colebrooke noch etwas zu erwarten?
Mir fehlen noch folgende Originale: die Gesetze des Manu – Bhagavad-Gita – Gita Govinda. Wenn Sie Gelegenheit haben, diese Bücher zu kaufen, beym Buchhändler, in Auctionen oder sonst aus der Hand, so werde ich Ihnen unendlich verbunden sein, und Sorge tragen, die Auslage schleunigst zu erstatten. Auch den Kirat-Arjuniya habe ich noch nicht. Mit diesen Ausnahmen ist meine Sammlung der in Devanagari gedruckten Texte ziemlich vollständig.
Sie sind glücklicher als ich, mein Freund, Sie können Ihre ganze Muße auf dieses Eine Studium verwenden. Mir bleiben bey meinem Akademischen Lehramt nur Nebenstunden dazu übrig. lch hatte eine Dissertation angekündigt: De usu linguae Brachmanum sacrae in caussis linguae Latinae et Graecae indagandis, als Probe eines größeren Werkes. Ich werde aber wohl gleich zur Ausführung dieses letzteren schreiten, welches heißen soll Etymologicum novum s. Synopsis linguarum, Indicae, Graecae, Latinae, Etruscae, Gothicae, Anglosaxonicae, Francicae, Alemmanicae. Aber dieß werde ich freylich durchaus nicht anders drucken als mit Indischen Typen.
Leben Sie recht wohl, lassen Sie mich bald erfreuliche Nachrichten hören, bewahren Sie mir Ihre freundschaftlichen Gesinnungen, und seyn Sie der meinigen gewiß.
Ganz der Ihrige
A. W. von Schlegel.