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Januar 1822.<br>Theuerster Freund! Nach Empfang Ihres Briefes vom 4. Januar habe ich augenblicklich, also nun schon vor vierzehn Tagen, <span class="index-2497 tp-65740 ">meine Anzeige </span><span class="index-2497 tp-65740 index-8531 tp-65739 ">des Bildes von </span><span class="index-2497 tp-65740 index-8531 tp-65739 index-2022 tp-65738 ">Gérard</span> an Sie abgesendet. Ich hoffe, sie wird richtig angekommen seyn und wünsche, der kleine Aufsatz möge Ihrer Erwartung einigermaßen entsprochen haben.<br><span class="index-9976 tp-65744 ">Was </span><span class="index-9976 tp-65744 index-137 tp-65741 ">Goethe</span><span class="index-9976 tp-65744 "> über die indischen Idole gesagt</span>, habe ich noch nicht gelesen, meine aber ich hätte auf jeden Fall schon im voraus darauf geantwortet. Es ist närrisch, daß der alte Herr die indische Poesie loben will, sich aber dabei verstockt, die Mythologie durchaus verwerflich zu finden. Es ist gerade als ob man die Früchte eines Baumes loben, den Stamm und die Wurzel aber schelten wollte. Goethe muß schlecht im <span class="index-8616 tp-65742 ">Pausanias</span> bewandert seyn, sonst würde er wissen, daß die griechischen Idole ebenfalls sinnbildliche Ungeheuer waren, bis sich die Kunst völlig emancipirte, wie es denn die Diana von <span class="index-9975 tp-65743 ">Ephesus</span> immer geblieben ist.<br>Ich habe dieselbe Klage zu führen wie Sie, ich bin von der Last meiner Arbeiten fast erdrückt, doch dabei recht gesund und wohlgemuth. Ich hoffe es so einzurichten, daß ich den Frühling und Sommer ein wenig freier aufathmen kann. Auf jeden Fall habe ich immer Muße zu heiterer geselliger Unterhaltung, so oft Sie unser Bonn besuchen. Es ist wahrlich Schade, daß Leute, die einander etwas zu sagen hätten, entfernt von einander leben und sich nur auf so kurze Zeit sehen. Haben Sie wohl wieder an unsere Rotunde im <span class="index-2189 tp-65745 ">Titurel</span> gedacht? Freilich müßte man auf eine Zeit lang beisammen seyn, um das auszuführen. Ich könnte allerdings die Handschriften von <span class="index-574 tp-65746 ">Heidelberg</span> kommen lassen, und die ganze Beschreibung im voraus philologisch bearbeiten; aber wie soll ich jetzt dazu kommen? ‒ Haben Sie <span class="index-8940 tp-65747 ">das letzte vortreffliche Heft der </span><span class="index-8940 tp-65747 weight-bold ">Pachydermen</span> von <span class="index-3529 tp-65748 ">dʼAlton</span> gelesen? Mich dünkt, das verdient eine Anzeige im <span class="index-2498 tp-65749 ">Kunstblatt</span>, denn der Gedanke, das Knochengerüste der organischen Gebilde in den äußern Umriß hinein zu zeichnen, ist auch für die bildende Kunst sehr fruchtbar.<br>Leben Sie tausendmal wohl und lassen Sie mich bald wieder etwas von sich hören.' $isaprint = true $isnewtranslation = false $statemsg = 'betamsg13' $cittitle = '' $description = 'August Wilhelm von Schlegel an Sulpiz Boisserée am 26.01.1822, Bonn' $adressatort = 'Unknown' $absendeort = 'Bonn <a class="gndmetadata" target="_blank" href="http://d-nb.info/gnd/1001909-1">GND</a>' $date = '26.01.1822' $adressat = array( (int) 1375 => array( 'ID' => '1375', 'project' => '1', 'timecreate' => '2013-02-18 12:31:18', 'timelastchg' => '2017-12-20 14:32:02', 'key' => 'AWS-ap-003o', 'docTyp' => array( 'name' => 'Person', 'id' => '39' ), '39_name' => 'Boisserée, Sulpiz', '39_geschlecht' => 'm', '39_gebdatum' => '1783-08-02', '39_toddatum' => '1854-05-01', '39_lebenwirken' => 'Kunsthistoriker, Kunstsammler Sulpiz Boisserée war der Sohn eines Kaufmanns. 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Ab 1804 sammelten Bertram und die Boisserées Gemälde und gründeten eine Galerie in Heidelberg. 1819 zogen sie nach Stuttgart, wo die mittlerweile berühmte Sammlung der Brüder öffentlich ausgestellt wurde. 1827 zogen die Boisserées nach München, wo der bayerische König Ludwig ihre Sammlung aufkaufte. Sulpiz trat als Architekturhistoriker hervor, in den Jahren 1823 bis 1832 brachte er eine „Geschichte und Beschreibung des Doms von Köln“ heraus. Er war zudem Mitherausgeber von Goethes Zeitschrift „Über Kunst und Altertum“. Die Ernennung zum Geheimen Rat erfolgte im Jahr 1845 durch den preußischen König. 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Später reisten beide mit Bertram nach Paris, um mittelalterliche Kunstschätze zu sehen und Friedrich Schlegel zu besuchen. Schlegel nahm die drei Freunde in sein Haus auf und gab ihnen Privatvorlesungen. Zwischen 1804 und 1805 unternahmen sie gemeinsam mit Friedrich Schlegel Reisen nach Holland und Köln. Friedrich Schlegel beschreibt die Erlebnisse im „Poetischen Taschenbuch für das Jahr 1806“. Die Brüder Sulpiz und Melchior Boisserée begannen nach der Rückkehr mit dem Aufbau einer Sammlung altdeutscher und altniederländischer Gemälde. Ab 1804 sammelten Bertram und die Boisserées Gemälde und gründeten eine Galerie in Heidelberg. 1819 zogen sie nach Stuttgart, wo die mittlerweile berühmte Sammlung der Brüder öffentlich ausgestellt wurde. 1827 zogen die Boisserées nach München, wo der bayerische König Ludwig ihre Sammlung aufkaufte. Sulpiz trat als Architekturhistoriker hervor, in den Jahren 1823 bis 1832 brachte er eine „Geschichte und Beschreibung des Doms von Köln“ heraus. 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Paderborn u.a. 2009. S. 185, 218f.@ extern@Roger Paulin: August Wilhelm Schlegel. Cosmopolitan of Art and Poetry. Cambridge 2016,S. 570. Wikipedia@http://de.wikipedia.org/wiki/Sulpiz_Boisser%C3%A9e@', '39_beziehung' => 'Boisserée betrachtete sich als einen Schüler Friedrich Schlegels und wurde zu dessen engem Freund. AWS besprach François Gérards Gemälde „Corinne au Cap Misène“ 1822 in Boisserées „Kunstblatt“. Auch er engagierte sich wie Sulpiz Boisserée für die Vollendung des Kölner Doms.', '39_namevar' => 'Boisserée, Johann Sulpice Melchior Dominikus Boisserée, Sulpiz Boisserée, Johann Sulpice Melchior Dominikus Boisserée, Sulpice', '39_pdb' => 'GND', '39_status_person' => 'Vollständig', '39_sourcename0' => 'AWS-ap-003o-0.jpg', 'folders' => array( (int) 0 => 'Personen', (int) 1 => 'Personen' ), '_label' => '', '_descr' => '', '_model' => 'Person', '_model_title' => 'Person', '_model_titles' => 'People', '_url' => '' ) $version = 'version-04-20' $domain = 'https://august-wilhelm-schlegel.de' $url = 'https://august-wilhelm-schlegel.de/version-04-20' $purl_web = 'https://august-wilhelm-schlegel.de/version-04-20/letters/view/2156' $state = '01.04.2020' $citation = 'Digitale Edition der Korrespondenz August Wilhelm Schlegels [01.04.2020]; August Wilhelm von Schlegel an Sulpiz Boisserée; 26.01.1822' $lettermsg1 = 'August Wilhelm Schlegel: Digitale Edition der Korrespondenz [Version-04-20]' $lettermsg2 = ' <a href="https://august-wilhelm-schlegel.de/version-04-20/letters/view/2156">https://august-wilhelm-schlegel.de/version-04-20/letters/view/2156</a>.' $changeLeit = array() $sprache = 'Deutsch' $caption = array( 'exists' => '1', 'content' => 'Digitalisat Druck' ) $tab = 'druck' $n = (int) 1
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Bonn, 26. Januar 1822.
Theuerster Freund! Nach Empfang Ihres Briefes vom 4. Januar habe ich augenblicklich, also nun schon vor vierzehn Tagen, meine Anzeige des Bildes von Gérard an Sie abgesendet. Ich hoffe, sie wird richtig angekommen seyn und wünsche, der kleine Aufsatz möge Ihrer Erwartung einigermaßen entsprochen haben.
Was Goethe über die indischen Idole gesagt, habe ich noch nicht gelesen, meine aber ich hätte auf jeden Fall schon im voraus darauf geantwortet. Es ist närrisch, daß der alte Herr die indische Poesie loben will, sich aber dabei verstockt, die Mythologie durchaus verwerflich zu finden. Es ist gerade als ob man die Früchte eines Baumes loben, den Stamm und die Wurzel aber schelten wollte. Goethe muß schlecht im Pausanias bewandert seyn, sonst würde er wissen, daß die griechischen Idole ebenfalls sinnbildliche Ungeheuer waren, bis sich die Kunst völlig emancipirte, wie es denn die Diana von Ephesus immer geblieben ist.
Ich habe dieselbe Klage zu führen wie Sie, ich bin von der Last meiner Arbeiten fast erdrückt, doch dabei recht gesund und wohlgemuth. Ich hoffe es so einzurichten, daß ich den Frühling und Sommer ein wenig freier aufathmen kann. Auf jeden Fall habe ich immer Muße zu heiterer geselliger Unterhaltung, so oft Sie unser Bonn besuchen. Es ist wahrlich Schade, daß Leute, die einander etwas zu sagen hätten, entfernt von einander leben und sich nur auf so kurze Zeit sehen. Haben Sie wohl wieder an unsere Rotunde im Titurel gedacht? Freilich müßte man auf eine Zeit lang beisammen seyn, um das auszuführen. Ich könnte allerdings die Handschriften von Heidelberg kommen lassen, und die ganze Beschreibung im voraus philologisch bearbeiten; aber wie soll ich jetzt dazu kommen? ‒ Haben Sie das letzte vortreffliche Heft der Pachydermen von dʼAlton gelesen? Mich dünkt, das verdient eine Anzeige im Kunstblatt, denn der Gedanke, das Knochengerüste der organischen Gebilde in den äußern Umriß hinein zu zeichnen, ist auch für die bildende Kunst sehr fruchtbar.
Leben Sie tausendmal wohl und lassen Sie mich bald wieder etwas von sich hören.
Theuerster Freund! Nach Empfang Ihres Briefes vom 4. Januar habe ich augenblicklich, also nun schon vor vierzehn Tagen, meine Anzeige des Bildes von Gérard an Sie abgesendet. Ich hoffe, sie wird richtig angekommen seyn und wünsche, der kleine Aufsatz möge Ihrer Erwartung einigermaßen entsprochen haben.
Was Goethe über die indischen Idole gesagt, habe ich noch nicht gelesen, meine aber ich hätte auf jeden Fall schon im voraus darauf geantwortet. Es ist närrisch, daß der alte Herr die indische Poesie loben will, sich aber dabei verstockt, die Mythologie durchaus verwerflich zu finden. Es ist gerade als ob man die Früchte eines Baumes loben, den Stamm und die Wurzel aber schelten wollte. Goethe muß schlecht im Pausanias bewandert seyn, sonst würde er wissen, daß die griechischen Idole ebenfalls sinnbildliche Ungeheuer waren, bis sich die Kunst völlig emancipirte, wie es denn die Diana von Ephesus immer geblieben ist.
Ich habe dieselbe Klage zu führen wie Sie, ich bin von der Last meiner Arbeiten fast erdrückt, doch dabei recht gesund und wohlgemuth. Ich hoffe es so einzurichten, daß ich den Frühling und Sommer ein wenig freier aufathmen kann. Auf jeden Fall habe ich immer Muße zu heiterer geselliger Unterhaltung, so oft Sie unser Bonn besuchen. Es ist wahrlich Schade, daß Leute, die einander etwas zu sagen hätten, entfernt von einander leben und sich nur auf so kurze Zeit sehen. Haben Sie wohl wieder an unsere Rotunde im Titurel gedacht? Freilich müßte man auf eine Zeit lang beisammen seyn, um das auszuführen. Ich könnte allerdings die Handschriften von Heidelberg kommen lassen, und die ganze Beschreibung im voraus philologisch bearbeiten; aber wie soll ich jetzt dazu kommen? ‒ Haben Sie das letzte vortreffliche Heft der Pachydermen von dʼAlton gelesen? Mich dünkt, das verdient eine Anzeige im Kunstblatt, denn der Gedanke, das Knochengerüste der organischen Gebilde in den äußern Umriß hinein zu zeichnen, ist auch für die bildende Kunst sehr fruchtbar.
Leben Sie tausendmal wohl und lassen Sie mich bald wieder etwas von sich hören.