Endlich, mein werthgeschätzter Herr und Freund, mache ich den Anfang damit, Ihnen mein Versprechen in Ansehung der Heidelb[ergischen] Jahrbücher zu halten. Ich wünsche von Herzen, daß Sie den Spruch bewährt finden mögen, was lange währt, wird gut. Die Anzeige von Gries übersetztem Ariost liegt schon halb fertig auf dem Ambos, und in kurzem hoffe ich auch die übrigen Sachen, die ich übernommen oder selbst vorgeschlagen zu liefern. Ich weiß nicht, ob das Buch der Liebe ausdrücklich darunter war. Wäre mir jemand damit zuvorgekommen, so würde ich Sie bitten, die Anzeige an H[er]rn Hofr[ath] Eichstädt für die Jenaische Lit[eratur] Zeitung zu schicken, doch wäre es mir nicht lieb. Den Roman von Goethe würde ich lieber meinem Bruder zuweisen, der ja wohl noch mit 8 Bänden von dessen sämtlichen Werken im Rückstande ist. Falls er ihn nicht übernehmen wollte oder könnte, thäte ich es wohl, jedoch müßte ich mir dabey die strengste Anonymität vorbehalten, was überhaupt für die Bücher gilt, bey deren Beurtheilung ich mich nicht ohne Unbequemlichkeit nennen zu können glaube.
Mein Bruder war nach den letzten Briefen aus Wien noch in Ungarn, wurde aber dort erwartet, ich habe ihm unterdessen Ihre Auffoderung zu Beyträgen zukommen lassen.
Das Exemplar von Goetheʼs Roman habe ich richtig erhalten, die von der ersten Abtheilung des 2ten Bandes meiner Vorlesungen sind aber noch nicht angekommen. Ich erwarte sie mit Ungeduld.
Die zweyte Abtheilung werde ich Ihnen nun nächstens zu liefern anfangen, und damit so fortfahren, daß das Ganze bequem zur Ostermesse fertig seyn kann. Ich hatte wirklich eine Unterbrechung dabey nöthig, um meinen Geist wieder anzufrischen. Ich war es ganz überdrüssig geworden, hunderte von Schauspielen nacheinander zu lesen.
Von dem Honorar welches ich für die erste Abtheilung des 2ten B[andes] zu fodern habe, bitte ich Sie, meinem Bruder, dem Consistorial-Secretär Schlegel in Hannover eine Anweisung von 12 Carol[inen], und mir eine andere von 20 Carol[inen] hieher zu schicken, das übrige aber an H[er]rn Buchhändler Reimer in Berlin baldmöglichst auszuzahlen, und mir dann unsre Rechnung vorzulegen.
Da wir bisher, wie es scheint, gegenseitig mit einander zufrieden gewesen, so bin ich so frey Ihnen einen Vorschlag zu einer neuen gemeinschaftlichen Unternehmung zu thun. Dieß ist eine neue fast um das Dreyfache vermehrte Ausgabe meiner Gedichte, die ich auf Ostern zu veranstalten wünsche. Meine Bedingungen lege ich auf einem besondern Zettel bey. Cotta hat die erste Ausgabe verlegt, ich habe ihm die zweyte angeboten, er hat aber meine Bedingungen nicht eingehen wollen, ich bin also aller Verpflichtungen gegen ihn entledigt, welches mir auch sehr lieb ist. Denn ich bin sowohl mit seinem persönlichen Benehmen gegen mich sehr unzufrieden, als mir sein ganzer Verlag misfällt. Er druckt geschmacklos u[nd] ärmlich, um daran zu sparen, setzt die Preise der Bücher übermäßig hoch, und bedenkt überhaupt gar nichts als seinen Vortheil. Er hat ein paar schlechte Scribenten an der Hand, durch die er Journale in dem schlechtesten Sinne abgefaßt, ans Licht fördert; wie das Morgenblatt und die allgemeine Zeitung. Soeben ist bey ihm auch ein elendes Pasquill von Baggesen erschienen, worin alle meine Freunde und auch die Ihrigen besonders H[er]r von Arnim und Görres angegriffen werden. Ich erwähne dieß nur, damit Sie nicht etwa aus Rücksicht auf ihn Bedenken tragen mögen, auf meinen Vorschlag einzugehen. Denn ich bin ganz entschieden, ihm die neue Ausgabe meiner Gedichte nicht zu geben. Von der alten hat er noch vielleicht einige von den schlechten Exemplaren auf Druckpapier, die er bloß zur Steuerung des Nachdrucks hatte absetzen lassen, wogegen sie aber nicht geholfen haben, denn im Österreichischen habe ich überall einen in Prag und Wien veranstalteten Nachdruck in Umlauf gefunden. Er selbst hat diesen kleinen Überrest des Vorraths schon vor 2 Jahren nicht als ein Hinderniß einer zweyten Ausgabe geltend gemacht, um so mehr als diese als ein ganz neues Buch betrachtet werden muß.
Haben Sie die Güte, mir recht bald hierauf zu antworten; da alles zum Druck bereit ist könnte man sehr bald zum Werke schreiten.
An wen haben Sie die 8 meinem Bruder bestimmten Exemplare meiner Vorlesungen nach Wien geschickt?
Ist für eine baldige Anzeige dieser, und des 2ten Bandes vom Spanischen Theater in Ihren Jahrbüchern gesorgt? Nur H[er]rn Richter bitte ich sie nicht zu geben, denn dieser ist in der That kein Kenner der dramatischen Kunst.
Empfehlen Sie mich H[er]rn Hofrath Creuzer bestens.
Mit vollkommenster Hochachtung
Ew Wohlgeb[ohren]
ergebenster
A W Schlegel
Soeben sehe ich in einem Ihrer Briefe, daß Sie die Ex[emplare] für meinen Bruder an Weppler u[nd] Beck beygeschlossen. Seine neue Wohnung weiß ich noch nicht. Sie dürfen aber einstweilen nur adressiren: an H[er]rn Hofsecretär Friedrich Schlegel, abzugeben bey H[er]rn Baron von Arnstein.
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Bedingungen des Verlags für die Gedichte von A. W. Schlegel.
1. Die neue Sammlung meiner Gedichte wird bestehen aus den Gedichten der ersten, mit Weglassung einiger älteren; aus den seitdem zerstreut erschienenen, z. B. in dem von mir und Tieck herausgegebenen Musenalmanach, der Elegie Rom pp.; aus dem Schauspiel Jon (wovon die erste Auflage vergriffen ist, und an welches H[er]r Perthes in Hamburg weiter keine Ansprüche macht); aus dem größten Theil der scherzhaften Gedichte, die zuerst unter dem Titel Ehrenpforte ohne meinen Namen erschienen, nebst verschiedenen Andern; endlich aus einer beträchtlichen Anzahl noch ungedruckter Stücke. Sie wird mehr als das doppelte der ersten Ausgabe (16½ Bogen stark) also zwey Bändchen, jedes wenigstens zu 20 Bogen ausmachen.
2. Ich wünsche sie zierlich gedruckt zu sehen, mit Deutschen neu geschnittnen Lettern, in klein Octav oder Taschenformat, den Druck so eingerichtet, daß die gereimten 10‒11 sylbigen Verse niemals, die 13‒14 sylbigen Hexameter immer gebrochen werden. Eine beliebige Anzahl Exemplare auf Velin, die übrigen auf feines Schreibpapier, und soviel dem Nachdrucke zu steuern und für die Bedürfnisse einiger Provinzen nöthig ist, auf Druckpapier. Die beyden ersten Arten werden nur sauber brochirt ausgegeben.
3. Bey einer Auflage von 1500 Exemplaren verlange ich für einen Bogen von 16 Seiten zu 24 Zeilen auf die Seite ein Honorar von drey neuen Louis dʼor oder 12 Laubthalern. Findet der Verleger eine stärkere Auflage rathsam, so müßte das Honorar verhältnißmäßig gesteigert werden. Ausgezahlt wird es sogleich nach Vollendung des Drucks.
4. Ich bedinge mir 25 Exemplare aus, 10 auf Velin und 15 auf Schreibpapier.
5. Die beyden Bände erscheinen zusammen auf die Ostermesse 1810. Der Druck kann gleich anfangen, indem alles schon fertig ist, und meistens nach schon gedrucktem, nur anders geordnet wie in der ersten Sammlung, vorgenommen werden kann. Eine Probe des Drucks zu meiner Billigung, und dann die Aushängebogen müssen mir einzeln hieher geschickt werden, damit ich die Druckfehler anzeigen, oder falls es nöthig Cartons einfügen lassen kann.