• Johanna Christiane Erdmuthe Schlegel an August Wilhelm von Schlegel

  • Absendeort: Hannover · Empfangsort: Jena · Datum: 12.02.1800
Editionsstatus: Neu transkribiert und ausgezeichnet; zweimal kollationiert
    Briefkopfdaten
  • Absender: Johanna Christiane Erdmuthe Schlegel
  • Empfänger: August Wilhelm von Schlegel
  • Absendeort: Hannover
  • Empfangsort: Jena
  • Datum: 12.02.1800
  • Anmerkung: Da der Brief im Druck nur teilweise wiedergegeben ist, wurde er neu transkribiert. – Absende- und Empfangsort erschlossen.
    Druck
  • Datengeber: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: 362657327
  • Bibliographische Angabe: Waitz, Georg: Caroline und ihre Freunde. Mittheilungen aus Briefen. Leipzig 1882, S. 77‒78.
  • Incipit: „[1] den 12 ten Februar
    1800
    Lieber bester Willhelm.
    Ich habe etwan vor 3 bis 4 Wochen an Dich geschrieben, Ich hatte in den [...]“
    Handschrift
  • Datengeber: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: DE-611-36881
  • Signatur: Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.21,Nr.56
  • Blatt-/Seitenzahl: 3 S. auf Doppelbl., hs. m. U.
  • Format: 23,9 x 18,7 cm
    Sprache
  • Deutsch
    Editorische Bearbeitung
  • Bamberg, Claudia
[1] den 12 ten Februar
1800
Lieber bester Willhelm.
Ich habe etwan vor 3 bis 4 Wochen an Dich geschrieben, Ich hatte in den Briefe einige Fragen wegen Fritzen gethan, u Dich recht sehr gebethen, mir bald zu antworten. Hast Du den Brief nicht erhalten, u warum schreibst Du mir nicht? Es macht mich recht ungelücklich daß ich so selten was von meinen Kindern höre, die ich so sehr liebe. Es sollen ja Unruhen in Jena vorgefallen seyn. Du hast doch keine Nachtheiligen Folgen davon, da Du nach Deiner Profeßer stelle eben nichts fragst. Des Abts Bartels Sohn soll ja auch religirt seyn, ist das wahr? Die Alte Madam Leisewitz, die itzo seit den Tot von Winckelmann hier lebt bey eine Schwester, hat mir ein Compliment gemacht, daß ihr GroßSohn Winckelmann in Jena, viel Güte von Euch genöß, worin bestehte die? Herr Brandes hat ein Lange Abhandelung über die Leserey der Modebücher, u ihre Folgen in unser Hannöverisches Magazin setzen laßen. Es fündet gar keinen Beyfall, weil es zu weitläuftig ist, nichts Neues gesagt, u verräth viel Anmaßung, er belehrt alle Gelehrtenstände. Er macht sich viel Feinde damit, indem man manches auch auf hisige Leute teutet. Du u Fritze u Eures Gleichen bekommen auch ihr Theil, u zwar in recht [2] Harten Ausdrücken. Wenn Ihr es Bekommen könntet so wünschte ich wohl daß Ihr es Lesen möchtet. Auch wünschte ich daß er darüber was krigte, nur nicht von Denen, die sich in etwas getrofen fiehlen. Der Naseweiße Bursche verdiente es. Ich hoffe daß Ihr Euch zusammen wohl befündet. Mein Befünden ist nach meinen Alter gröstentheils gut. Ich Lebe sehr Diät nehme mich vor Verkältung in Acht, gehe täglich in Kleine Gesellschafften, oder habe welche, damit beuge ich meinen Hange zur Traurigkeit viel vor, aber freylich entfinde ich oft die Lehre u Überdruß des Lebens, zu mal wenn Lange keine Aufheiterung vorfällt. Die Freude die Moringer Näher zu bekommen, wird mir durch manches verbittert. Jettchen ist Lange Kräncklich geweßen, u ist noch nicht ganz hergestellt, doch ist nun viel Hofnung daß sie ganz beßer wird. Denn ist es mir unangenehm, daß es sich mit den Anzuge so lange hinzieht, die Witwe ist des Abts Verwande der zu gefallen bleibt die Stelle 1 ½ Jahr ofen, sie werden also erst zu Jehanne anziehn. Das Hauß ist sehr alt u muß stark rebarirt werden, daß führt auch unannehmlichkeiten nach sich. Nun es wird ja auch entlich überstanden werden. In Götting befünden sie sich wohl sonst ist noch alles beym Alten, so auch bey Carls Carl muß übermäßig viel Arbeiten, daher leitet er in unterleibe, u an Augen. Sie ist an sich kräncklig [3] nimt sich in keinen Sticke in Acht, sie ist also mehr unpaß als gesund. Das Kind bekömmt unortedlich u zuviel zu eßen, u ist also auch oft unpaß. Sonst ist es vor sein alter Groß u Starck, sein Gesicht ist ortenär u Gemeine. Die un artige Lottchen schreibt sehr selten, Ich bin den paßjonirten Zeichnen ganz böse, sie vertirbt gewiß ihre Augen damit, u an Nutzen, das Vergnügen ausgenommen, daß das Talend jemals haben könnte, glaube ich nicht. Ich mache mir Ängstlichkeiten, wenn Lottchen den Kinde, die Blattern gäben läst. Hat sie noch in Willens damit nach Jena zu gehn? vor einen Jahre oder so ohngefehr sollen Leute auch in der Absicht dahin gegangen seyn, u die sollen 2 Kinder an Inocelirten blattern verlohren haben. Mann giebt itzo hier verschiednen K. die Kuhblattern, die Maderie kömmt von England. Von 3 hiesigen K. hat man schon die Erfahrung gemacht, daß wenn ihnen nachher die rechten Blattern gegäben werden, sie dieselben nicht bekommen. Nun Lieber Willhelm Du schreibst mir recht bald, u antwortest mir hübsch auf alles wor nach ich gefragt habe in dem vorhergehenden Briefe. Viele hertzliche Grüße an Deine liebe Frau an Fritze u Augustchen
Mutter Schlegel
[4] [leer]
[1] den 12 ten Februar
1800
Lieber bester Willhelm.
Ich habe etwan vor 3 bis 4 Wochen an Dich geschrieben, Ich hatte in den Briefe einige Fragen wegen Fritzen gethan, u Dich recht sehr gebethen, mir bald zu antworten. Hast Du den Brief nicht erhalten, u warum schreibst Du mir nicht? Es macht mich recht ungelücklich daß ich so selten was von meinen Kindern höre, die ich so sehr liebe. Es sollen ja Unruhen in Jena vorgefallen seyn. Du hast doch keine Nachtheiligen Folgen davon, da Du nach Deiner Profeßer stelle eben nichts fragst. Des Abts Bartels Sohn soll ja auch religirt seyn, ist das wahr? Die Alte Madam Leisewitz, die itzo seit den Tot von Winckelmann hier lebt bey eine Schwester, hat mir ein Compliment gemacht, daß ihr GroßSohn Winckelmann in Jena, viel Güte von Euch genöß, worin bestehte die? Herr Brandes hat ein Lange Abhandelung über die Leserey der Modebücher, u ihre Folgen in unser Hannöverisches Magazin setzen laßen. Es fündet gar keinen Beyfall, weil es zu weitläuftig ist, nichts Neues gesagt, u verräth viel Anmaßung, er belehrt alle Gelehrtenstände. Er macht sich viel Feinde damit, indem man manches auch auf hisige Leute teutet. Du u Fritze u Eures Gleichen bekommen auch ihr Theil, u zwar in recht [2] Harten Ausdrücken. Wenn Ihr es Bekommen könntet so wünschte ich wohl daß Ihr es Lesen möchtet. Auch wünschte ich daß er darüber was krigte, nur nicht von Denen, die sich in etwas getrofen fiehlen. Der Naseweiße Bursche verdiente es. Ich hoffe daß Ihr Euch zusammen wohl befündet. Mein Befünden ist nach meinen Alter gröstentheils gut. Ich Lebe sehr Diät nehme mich vor Verkältung in Acht, gehe täglich in Kleine Gesellschafften, oder habe welche, damit beuge ich meinen Hange zur Traurigkeit viel vor, aber freylich entfinde ich oft die Lehre u Überdruß des Lebens, zu mal wenn Lange keine Aufheiterung vorfällt. Die Freude die Moringer Näher zu bekommen, wird mir durch manches verbittert. Jettchen ist Lange Kräncklich geweßen, u ist noch nicht ganz hergestellt, doch ist nun viel Hofnung daß sie ganz beßer wird. Denn ist es mir unangenehm, daß es sich mit den Anzuge so lange hinzieht, die Witwe ist des Abts Verwande der zu gefallen bleibt die Stelle 1 ½ Jahr ofen, sie werden also erst zu Jehanne anziehn. Das Hauß ist sehr alt u muß stark rebarirt werden, daß führt auch unannehmlichkeiten nach sich. Nun es wird ja auch entlich überstanden werden. In Götting befünden sie sich wohl sonst ist noch alles beym Alten, so auch bey Carls Carl muß übermäßig viel Arbeiten, daher leitet er in unterleibe, u an Augen. Sie ist an sich kräncklig [3] nimt sich in keinen Sticke in Acht, sie ist also mehr unpaß als gesund. Das Kind bekömmt unortedlich u zuviel zu eßen, u ist also auch oft unpaß. Sonst ist es vor sein alter Groß u Starck, sein Gesicht ist ortenär u Gemeine. Die un artige Lottchen schreibt sehr selten, Ich bin den paßjonirten Zeichnen ganz böse, sie vertirbt gewiß ihre Augen damit, u an Nutzen, das Vergnügen ausgenommen, daß das Talend jemals haben könnte, glaube ich nicht. Ich mache mir Ängstlichkeiten, wenn Lottchen den Kinde, die Blattern gäben läst. Hat sie noch in Willens damit nach Jena zu gehn? vor einen Jahre oder so ohngefehr sollen Leute auch in der Absicht dahin gegangen seyn, u die sollen 2 Kinder an Inocelirten blattern verlohren haben. Mann giebt itzo hier verschiednen K. die Kuhblattern, die Maderie kömmt von England. Von 3 hiesigen K. hat man schon die Erfahrung gemacht, daß wenn ihnen nachher die rechten Blattern gegäben werden, sie dieselben nicht bekommen. Nun Lieber Willhelm Du schreibst mir recht bald, u antwortest mir hübsch auf alles wor nach ich gefragt habe in dem vorhergehenden Briefe. Viele hertzliche Grüße an Deine liebe Frau an Fritze u Augustchen
Mutter Schlegel
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