• August Wilhelm von Schlegel to Friedrich Wilhelm Joseph von Schelling

  • Place of Dispatch: Berlin · Place of Destination: Unknown · Date: 07.05.1803
Edition Status: Single collated printed full text without registry labelling not including a registry
    Metadata Concerning Header
  • Sender: August Wilhelm von Schlegel
  • Recipient: Friedrich Wilhelm Joseph von Schelling
  • Place of Dispatch: Berlin
  • Place of Destination: Unknown
  • Date: 07.05.1803
    Printed Text
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: 365353833
  • Bibliography: Plitt, G. L.: Aus Schellings Leben. In Briefen. Bd. 1: 1775‒1803. Leipzig 1869, S. 458‒459.
  • Incipit: „Berlin, den 7. Mai 1803.
    Ich habe Ihnen mit der vorigen Post in solcher Eil schreiben müssen, daß ich nicht unterlassen [...]“
    Manuscript
  • Provider: Marbach am Neckar, Deutsches Literaturarchiv
  • Classification Number: A:Schelling 57.1526
  • Number of Pages: 4 S., hs. m. U.
  • Format: 8°
    Language
  • German
Berlin, den 7. Mai 1803.
Ich habe Ihnen mit der vorigen Post in solcher Eil schreiben müssen, daß ich nicht unterlassen kann, Sie vor Ihrer Abreise, wenn sie anders noch auf denselben so nahen Termin festgesetzt bleibt, noch einmal zu begrüßen.
Es wird Ihnen vielleicht angenehm sein zu erfahren, was man mir von guter Hand versichert, daß der Zustand der Dinge in Rom sich allmählich wieder verbessert, daß besonders die Preise der Lebensmittel fallen, da man diese Zeit her das Schauspiel einer fortwährenden Hungersnoth und des traurigsten Elendes unter dem dortigen Volke vor Augen gehabt hat.
Humboldts Anwesenheit kann gewiß den deutschen Reisenden sehr nützlich sein. Er steht sich jetzt sehr gut: der Minister der auswärtigen Angelegenheiten, Haugwitz, der mit seiner Thätigkeit ungemein zufrieden ist, hat es vermittelt, daß er auch Agent der deutschen protestantischen Reichsstände geworden, welches ihm 2000 Thaler einbringt, so daß er nun zusammen 5600 Thaler, eine für Rom beträchtliche Summe, hat und um so eher im Stande ist, ein gutes Haus zu machen.
Da Sie mir den gütigen Antrag machen, Aufträge für mich in Italien zu übernehmen, so bin ich so frei, Ihnen den Titel eines Buchs beizulegen, das ich vergeblich in deutschen Bibliotheken gesucht habe, und auf dessen Besitz ich einen großen Werth legen würde. Es sind die Gedichte des großen Michel Angelo, auf welche mich ein paar, die im Vasari stehen, unendlich begierig gemacht haben. Nur einmal ist mir die Gelegenheit vorgekommen und entgangen, sie zu kaufen; Goethe hat sie auch in Italien nie gesehen.
Da Sie einen beträchtlich langen Aufenthalt in Rom machen zu wollen scheinen, so machen Sie sich vielleicht eine Gelegenheit aus, kleine Packete und Bücher dorthin bekommen zu können. In diesem Falle bitte ich Sie mir zu melden, wohin ich es adressiren soll, wenn ich etwas für Sie habe. Briefe hoffe ich portofrei unter Humboldts Addresse nach Rom schaffen zu können.
Es soll auf Michaelis schon ein zweiter Band vom Spanischen Theater erscheinen. Auch werde ich den Herbst ein Taschenbuch poetischer Uebersetzungen unter dem Titel: Blumensträuße Italienischer, Spanischer und Portugiesischer Poesie herausgeben. Ich bitte Sie um die Erlaubnis, in dieses die beiden Sonette aus dem Petrarca einrücken zu dürfen, die Sie mir vor einiger Zeit schickten; das eine, versteht sich, mit Herstellung der beim Petrarca befindlichen Jahrszahl, wie ich es hier schon verschiedentlich vorgelesen und immer gerade von diesem Sonett eine große Wirkung gesehen habe. Sie würden mir dadurch ein werthes Geschenk machen, und dürften mir etwa eine Chiffre angeben, die ich unter die beiden Sonette setzen sollte, um sie von den meinigen zu unterscheiden.
Von meinem Bruder habe ich letzthin durch einen Banquier aus Petersburg, der von Paris kam, Nachrichten erhalten, die etwa einen Monat alt sind. Er befand sich sehr wohl und hielt noch Vorlesungen: eben als der Fremde, der sein Zuhörer war, abreiste, war er mit dem Shakespeare beschäftigt. Von ihm selbst habe ich nur einen sehr kurzen Brief.
Tieck war auf einige Tage hier. Das nächste, was von ihm erscheinen wird, ist eine Auswahl aus den Minneliedern, die er emendirt und in der Sprache erneuert hat. Das Manuscript davon ist schon vollständig hier.
Was machen denn Ihre beiden Journale? Sind in der Messe keine neuen Stücke erschienen?
Leben Sie recht wohl und reisen Sie glücklich.
Ihr
A. W. Schlegel.
Berlin, den 7. Mai 1803.
Ich habe Ihnen mit der vorigen Post in solcher Eil schreiben müssen, daß ich nicht unterlassen kann, Sie vor Ihrer Abreise, wenn sie anders noch auf denselben so nahen Termin festgesetzt bleibt, noch einmal zu begrüßen.
Es wird Ihnen vielleicht angenehm sein zu erfahren, was man mir von guter Hand versichert, daß der Zustand der Dinge in Rom sich allmählich wieder verbessert, daß besonders die Preise der Lebensmittel fallen, da man diese Zeit her das Schauspiel einer fortwährenden Hungersnoth und des traurigsten Elendes unter dem dortigen Volke vor Augen gehabt hat.
Humboldts Anwesenheit kann gewiß den deutschen Reisenden sehr nützlich sein. Er steht sich jetzt sehr gut: der Minister der auswärtigen Angelegenheiten, Haugwitz, der mit seiner Thätigkeit ungemein zufrieden ist, hat es vermittelt, daß er auch Agent der deutschen protestantischen Reichsstände geworden, welches ihm 2000 Thaler einbringt, so daß er nun zusammen 5600 Thaler, eine für Rom beträchtliche Summe, hat und um so eher im Stande ist, ein gutes Haus zu machen.
Da Sie mir den gütigen Antrag machen, Aufträge für mich in Italien zu übernehmen, so bin ich so frei, Ihnen den Titel eines Buchs beizulegen, das ich vergeblich in deutschen Bibliotheken gesucht habe, und auf dessen Besitz ich einen großen Werth legen würde. Es sind die Gedichte des großen Michel Angelo, auf welche mich ein paar, die im Vasari stehen, unendlich begierig gemacht haben. Nur einmal ist mir die Gelegenheit vorgekommen und entgangen, sie zu kaufen; Goethe hat sie auch in Italien nie gesehen.
Da Sie einen beträchtlich langen Aufenthalt in Rom machen zu wollen scheinen, so machen Sie sich vielleicht eine Gelegenheit aus, kleine Packete und Bücher dorthin bekommen zu können. In diesem Falle bitte ich Sie mir zu melden, wohin ich es adressiren soll, wenn ich etwas für Sie habe. Briefe hoffe ich portofrei unter Humboldts Addresse nach Rom schaffen zu können.
Es soll auf Michaelis schon ein zweiter Band vom Spanischen Theater erscheinen. Auch werde ich den Herbst ein Taschenbuch poetischer Uebersetzungen unter dem Titel: Blumensträuße Italienischer, Spanischer und Portugiesischer Poesie herausgeben. Ich bitte Sie um die Erlaubnis, in dieses die beiden Sonette aus dem Petrarca einrücken zu dürfen, die Sie mir vor einiger Zeit schickten; das eine, versteht sich, mit Herstellung der beim Petrarca befindlichen Jahrszahl, wie ich es hier schon verschiedentlich vorgelesen und immer gerade von diesem Sonett eine große Wirkung gesehen habe. Sie würden mir dadurch ein werthes Geschenk machen, und dürften mir etwa eine Chiffre angeben, die ich unter die beiden Sonette setzen sollte, um sie von den meinigen zu unterscheiden.
Von meinem Bruder habe ich letzthin durch einen Banquier aus Petersburg, der von Paris kam, Nachrichten erhalten, die etwa einen Monat alt sind. Er befand sich sehr wohl und hielt noch Vorlesungen: eben als der Fremde, der sein Zuhörer war, abreiste, war er mit dem Shakespeare beschäftigt. Von ihm selbst habe ich nur einen sehr kurzen Brief.
Tieck war auf einige Tage hier. Das nächste, was von ihm erscheinen wird, ist eine Auswahl aus den Minneliedern, die er emendirt und in der Sprache erneuert hat. Das Manuscript davon ist schon vollständig hier.
Was machen denn Ihre beiden Journale? Sind in der Messe keine neuen Stücke erschienen?
Leben Sie recht wohl und reisen Sie glücklich.
Ihr
A. W. Schlegel.
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