• Friedrich Wilhelm Joseph von Schelling to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Jena · Place of Destination: Unknown · Date: 20.05.1803
Edition Status: Single collated printed full text without registry labelling not including a registry
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Friedrich Wilhelm Joseph von Schelling
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Jena
  • Place of Destination: Unknown
  • Date: 20.05.1803
    Printed Text
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: 365353833
  • Bibliography: Plitt, G. L.: Aus Schellings Leben. In Briefen. Bd. 1: 1775‒1803. Leipzig 1869, S. 462‒464.
  • Incipit: „[1] Jena, den 20. Mai 1803.
    Unter den letzten Unruhen der Abreise beantworte ich noch Ihr Schreiben vom 7. Mai, das [...]“
    Manuscript
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: DE-611-36872
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.20,Nr.41
  • Number of Pages: 4 S. auf Doppelbl., hs. m. U.
  • Format: 22,9 x 19 cm
    Language
  • German
[1] Jena, den 20. Mai 1803.
Unter den letzten Unruhen der Abreise beantworte ich noch Ihr Schreiben vom 7. Mai, das aber nach der jetzigen Posteinrichtung erst den 15. hierher gekommen ist.
Die besseren Umstände in Rom sind durch Humboldt auch nach Weimar gemeldet worden, und die einzige mögliche Sorge ist, daß das schöne Gebäude unseres Planes im Kriegsfeuer aufgeht.
Die Rime von Michel Angelo hoffe ich zu erreichen und denke gewiß, Ihnen wenigstens die Abschrift wenn nicht das Original zu bringen.
Die beste Art, Packete nach Rom zu bringen, wenn sich selbige nicht, bisweilen wenigstens, von Berlin aus durch Humboldt finden läßt, ist wohl die, sie mit Kaufmannsgütern bis Mailand gehen zu lassen. Ich werde in Stuttgart noch eine Adresse richtig machen und sie Ihnen mittheilen. ‒ Fernow ist noch immer nicht hier.
Die beiden Sonette stehen Ihnen für Ihre Blumenlese von uns gern zu Dienste. Nur bin ich mit dem einen, worin Sie allerdings die Jahrszahl [2] herstellen müssen, selbst noch nicht zufrieden, vorzüglich wegen der Menge von Monosyllaben in dem ersten Quartett.
Setzen Sie etwa ein † oder * * unter beide. Ich denke diesen Sommer noch einige zu übersetzen und bitte mir die Erlaubnis aus, selbige gleichfalls an Sie zu schicken, wenn sie von Ihnen etwa der Aufnahme werth gefunden werden sollten.
Ja der Polyctonda ist doch ein guter Uebersetzer, der des Aminta. Daß aber dieser selbige Bode auch den Dante übersetzen will, geht sehr weit. Der 11. Band von Eschenburg war allerdings noch hier.
Es war keine Gelegenheit nach Leipzig mehr zu finden und der Ayrer nebst dem Shakespeareband sind an Tieck gegeben worden, um beide etwa durch Catel oder andere Gelegenheit nach B. zu bringen.
[3] Voß hat sein letztes Gericht an Heyne geübt in sechzehn Blättern einer Recension seines Homers für die A. L. Z. Es ist ein kräftiges, tüchtiges und über die Maßen gründliches Werk, das sonderbar mit dem übrigen Theil der L. Z. contrastirt. ‒ Voß, den ich, seit er hier ist, noch nicht gesehen habe, wollte doch diese letzten Tage mich noch besuchen, wurde aber durch sein Befinden verhindert. Ist es möglich, so werde ich ihn doch noch besuchen.
Sie wissen wohl nicht, daß er jetzt an einem deutschen Lexicon arbeitet? ‒ Ich fürchte sehr, die Vossische Mundart werde da eine große Rolle spielen.
Schelver, der seitdem zum außerord. Professor der Medicin ernannt worden ist, empfiehlt sich Ihnen. Er läßt sich recht gut an und ist eine wirkliche Acquisition für Jena, das diesen Frühling 300 Studenten verloren und 100 und etliche dagegen erhalten [4] hat. Alles strebt fort: Loder nach Halle, der deßwegen den Herrn von Kotzebue ganz allein hier fetirt hat. Paulus wartet nicht eine Vocation, sondern nur einen Wink ab, um zu gehen. Er denkt noch immer auf Heidelberg und würde sogar einem Rufe nach Würzburg folgen, da dort eine protestantisch-theologische Facultät aufgestellt werden soll. Mit einem Wort, es wird bald nichts mehr hier sein, als die bewußte Grundsuppe.
Der Stand des Kotzebue in B. ist sehr erfreulich, und Böttigers Verpflanzung dahin würde die Quelle unendlich vieler Ergötzlichkeit sein.

[5] Wir haben noch einige Tage in Weimar zugebracht, Caroline vorzüglich um die Ausführung der Büste von Auguste zu leiten, die durch Tiecks Geduld und große Geschicklichkeit bis zu einem Puncte gelungen ist, den man kaum hoffen durfte. Dieses Werk wird Ihnen auch in dieser Rücksicht ein unendlich werthes Denkmal sein.
Goethe ist gegenwärtig hier, aber mit Amtsgeschäften so distrahirt, daß er mir über die Zeichnungen noch kein ruhiges Wort gesagt hat.
Hier erhalten Sie, da ich die Meßgelegenheit versäumt habe, die Vorlesungen über Methode {et cetera} (wo ich bitte, die hinten verzeichneten Druckfehler zu bemerken) nebst der Abhandlung über Dante, und werde mich freuen, wenn diese besonders Ihren Beifall haben sollte.
Empfehlen Sie mich allen Ihren Freunden, besonders Tieck, und lassen Sie mich Ihnen empfohlen sein.
Schelling.
[6] Das Schreibepult ist noch für 2 Thaler 6 Groschen und zwar an einen geistlichen Besitzer, Herrn Marezoll, verkauft worden. Jenes gehet an der Summe bei Tieck ab, und um mit einer anderen häuslichen Nachricht zu beschließen, so wird Rose an demselben Tage, an welchem wir abreisen, mit einem hiesigen Baumeister oder Maurer Hochzeit machen.
Schließlich bitte ich, beiliegenden Brief von Kant gelegenheitlich an Fichte zu geben, der bei einer früheren Veranlassung in meine Hände gekommen war und sich unter meinen Papieren verloren hatte.
Caroline läßt Sie noch vielmals grüßen.
[1] Jena, den 20. Mai 1803.
Unter den letzten Unruhen der Abreise beantworte ich noch Ihr Schreiben vom 7. Mai, das aber nach der jetzigen Posteinrichtung erst den 15. hierher gekommen ist.
Die besseren Umstände in Rom sind durch Humboldt auch nach Weimar gemeldet worden, und die einzige mögliche Sorge ist, daß das schöne Gebäude unseres Planes im Kriegsfeuer aufgeht.
Die Rime von Michel Angelo hoffe ich zu erreichen und denke gewiß, Ihnen wenigstens die Abschrift wenn nicht das Original zu bringen.
Die beste Art, Packete nach Rom zu bringen, wenn sich selbige nicht, bisweilen wenigstens, von Berlin aus durch Humboldt finden läßt, ist wohl die, sie mit Kaufmannsgütern bis Mailand gehen zu lassen. Ich werde in Stuttgart noch eine Adresse richtig machen und sie Ihnen mittheilen. ‒ Fernow ist noch immer nicht hier.
Die beiden Sonette stehen Ihnen für Ihre Blumenlese von uns gern zu Dienste. Nur bin ich mit dem einen, worin Sie allerdings die Jahrszahl [2] herstellen müssen, selbst noch nicht zufrieden, vorzüglich wegen der Menge von Monosyllaben in dem ersten Quartett.
Setzen Sie etwa ein † oder * * unter beide. Ich denke diesen Sommer noch einige zu übersetzen und bitte mir die Erlaubnis aus, selbige gleichfalls an Sie zu schicken, wenn sie von Ihnen etwa der Aufnahme werth gefunden werden sollten.
Ja der Polyctonda ist doch ein guter Uebersetzer, der des Aminta. Daß aber dieser selbige Bode auch den Dante übersetzen will, geht sehr weit. Der 11. Band von Eschenburg war allerdings noch hier.
Es war keine Gelegenheit nach Leipzig mehr zu finden und der Ayrer nebst dem Shakespeareband sind an Tieck gegeben worden, um beide etwa durch Catel oder andere Gelegenheit nach B. zu bringen.
[3] Voß hat sein letztes Gericht an Heyne geübt in sechzehn Blättern einer Recension seines Homers für die A. L. Z. Es ist ein kräftiges, tüchtiges und über die Maßen gründliches Werk, das sonderbar mit dem übrigen Theil der L. Z. contrastirt. ‒ Voß, den ich, seit er hier ist, noch nicht gesehen habe, wollte doch diese letzten Tage mich noch besuchen, wurde aber durch sein Befinden verhindert. Ist es möglich, so werde ich ihn doch noch besuchen.
Sie wissen wohl nicht, daß er jetzt an einem deutschen Lexicon arbeitet? ‒ Ich fürchte sehr, die Vossische Mundart werde da eine große Rolle spielen.
Schelver, der seitdem zum außerord. Professor der Medicin ernannt worden ist, empfiehlt sich Ihnen. Er läßt sich recht gut an und ist eine wirkliche Acquisition für Jena, das diesen Frühling 300 Studenten verloren und 100 und etliche dagegen erhalten [4] hat. Alles strebt fort: Loder nach Halle, der deßwegen den Herrn von Kotzebue ganz allein hier fetirt hat. Paulus wartet nicht eine Vocation, sondern nur einen Wink ab, um zu gehen. Er denkt noch immer auf Heidelberg und würde sogar einem Rufe nach Würzburg folgen, da dort eine protestantisch-theologische Facultät aufgestellt werden soll. Mit einem Wort, es wird bald nichts mehr hier sein, als die bewußte Grundsuppe.
Der Stand des Kotzebue in B. ist sehr erfreulich, und Böttigers Verpflanzung dahin würde die Quelle unendlich vieler Ergötzlichkeit sein.

[5] Wir haben noch einige Tage in Weimar zugebracht, Caroline vorzüglich um die Ausführung der Büste von Auguste zu leiten, die durch Tiecks Geduld und große Geschicklichkeit bis zu einem Puncte gelungen ist, den man kaum hoffen durfte. Dieses Werk wird Ihnen auch in dieser Rücksicht ein unendlich werthes Denkmal sein.
Goethe ist gegenwärtig hier, aber mit Amtsgeschäften so distrahirt, daß er mir über die Zeichnungen noch kein ruhiges Wort gesagt hat.
Hier erhalten Sie, da ich die Meßgelegenheit versäumt habe, die Vorlesungen über Methode {et cetera} (wo ich bitte, die hinten verzeichneten Druckfehler zu bemerken) nebst der Abhandlung über Dante, und werde mich freuen, wenn diese besonders Ihren Beifall haben sollte.
Empfehlen Sie mich allen Ihren Freunden, besonders Tieck, und lassen Sie mich Ihnen empfohlen sein.
Schelling.
[6] Das Schreibepult ist noch für 2 Thaler 6 Groschen und zwar an einen geistlichen Besitzer, Herrn Marezoll, verkauft worden. Jenes gehet an der Summe bei Tieck ab, und um mit einer anderen häuslichen Nachricht zu beschließen, so wird Rose an demselben Tage, an welchem wir abreisen, mit einem hiesigen Baumeister oder Maurer Hochzeit machen.
Schließlich bitte ich, beiliegenden Brief von Kant gelegenheitlich an Fichte zu geben, der bei einer früheren Veranlassung in meine Hände gekommen war und sich unter meinen Papieren verloren hatte.
Caroline läßt Sie noch vielmals grüßen.
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