• August Wilhelm von Schlegel to Georg Andreas Reimer

  • Place of Dispatch: Bonn · Place of Destination: Unknown · Date: 26.02.1840
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
    Metadata Concerning Header
  • Sender: August Wilhelm von Schlegel
  • Recipient: Georg Andreas Reimer
  • Place of Dispatch: Bonn
  • Place of Destination: Unknown
  • Date: 26.02.1840
    Printed Text
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: 30172394Z
  • Bibliography: Imelmann, J.: Briefe A. W. Schlegels an Georg Andreas Reimer. In: Zeitschrift für Vergleichende Litteraturgeschichte und Renaissance-Litteratur N. F. 2 (1889), S. 443‒445.
  • Incipit: „[1] Bonn, d. 26. Febr. 1840.
    Ihre gütige Sendung von märkischen und pommerschen Produkten, mein hochgeehrtester Herr, habe ich dankbar empfangen und [...]“
    Manuscript
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: DE-611-37174
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XX,Bd.6,Nr.51(7)
  • Number of Pages: 4 S. auf Doppelbl., hs. m. U.
  • Format: 21,1 x 13 cm
    Language
  • German
[1] Bonn, d. 26. Febr. 1840.
Ihre gütige Sendung von märkischen und pommerschen Produkten, mein hochgeehrtester Herr, habe ich dankbar empfangen und sie mir vortrefflich schmecken lassen. Aber mit dem schriftlichen Danke war ich immer noch im Rückstande, als Ihr Billet ankam, wiewohl ich Ihren früheren Brief in den Auszug meines Nachttisches gelegt hatte, um mich jeden Morgen daran zu erinnern. So wenig komme ich mit irgend einer Besorgung vorwärts.
Aber indem Sie unmögliches von mir erwarten, verehrter Freund, scheinen Sie vieles zu vergessen: mein hohes Alter, mein Bedürfnis der Ruhe, meine immer schwankende und mir viel Zeit raubende Gesundheit, meine Amtsgeschäfte, meine angefangenen und notwendig fortzusetzenden Werke, endlich meine anderweitigen Verpflichtungen.
Hier haben Sie die Berechnung der letzten [2] anderthalb Jahre. Im September 1838 erschienen zugleich zwei Bände des Râmâyana. Die Fortsezung des Textes war schon früher gedruckt, aber die lateinische Übersetzung mit kritischen Noten, ein schwieriges Werk, schaffte ich mit genauer Not fertig. Hierauf die Durchsicht meines Sh. Es tut mir leid, das Datum des Anfanges und der Beendigung nicht angezeichnet zu haben. Dabei viele Geschäfte vom Dekanat, das ich einmal übernehmen musste: Prüfungen, Berichte, drei lateinische Reden, ein sehr gelehrtes Festprogramm, denn ein unbedeutendes hätte sich für mich nicht geziemt. Hierauf die Durchsicht des ersten Bandes meiner dramaturgischen Vorlesungen für die dritte Ausgabe. Sie ist schon ziemlich im Druck vorgerückt. Jetzt schreibe ich an einem wichtigen Zusatz, den ich versprochen, der vielleicht kaum 7 Bogen anfüllen wird, aber mich schon mehrere Monate ausschliesslich beschäftigt hat. Herr Winter hat sich schon Jahre lang geduldet. Ich darf ihn nicht von neuem hinhalten. Dann ist die Durchsicht der beiden folgenden Bände vorzunehmen, wozu ich auch Zusätze geben möchte.
[3] Die Übersetzung vom 2. Bande des Râmâyana so bald wie möglich zu liefern, ist auch eine Verpflichtung, weil die Subscribenten den Preis für beide Abteilungen schon bezahlt haben. Diese Einrichtung war notwendig, ich wäre sonst in grossen Schaden gekommen, Endlich liegt die 2. Ausgabe der Bhagvad-gîtá auch seit vielen Jahren unvollendet da.
Ich glaubte mich in meinem vorigen Briefe deutlich genug erklärt zu haben. Eilfertiger Druck und genaue Durchsicht, das sind unvereinbare Dinge. Wählen Sie, was Ihnen als Buchhändler das vorteilhaftere dünkt. Soll die Vollständigkeit der Ausgabe schleunigst beschafft werden, so ist nichts weiter zu tun, als die von mir übersetzten Stücke in ihrer ursprünglichen Gestalt wieder abzudrucken, bloss mit Wegräumung der Druckfehler. Die ersten Abdrücke von Unger werden die korrektesten sein. Diess kann ein Amanuensis verrichten. Doch die Druckfehler anzuzeichnen am Rande des für den Setzer bestimmten Exemplars, dazu will ich mich allenfalls verstehen. Dann ist weiter nichts zu tun, als vor allem Tiecks Noten [4] durchzustreifen und auf das Titelblatt jedes Stückes mit Weglassung der Worte: und aufs neue durchgesehen, zu setzen: übersetzt von Schlegel.
Tieck kann geschwind fertig sein: das ist wohlfeil zu haben, da er seinen Ruhm hierbei längst in die Schanze geschlagen hat, und sich auch wohl auf den Stumpfsinn des heutigen deutschen Publikums sowie auf die Höflichkeit seiner Thee-Zuhörer sicher verlassen kann.
Wenn ich einmal seine Übersetzungen und seine Noten öffentlich beurteilen wollte, so würde es ihm schwer fallen wider den Stachel zu löcken.
Ich wiederhole es: handeln Sie hierbei ganz nach Ihrem Gutdünken, und verargen Sie es mir nicht, dass ich zu gewissenhaft bin, um Termine zu setzen, von denen ich voraussehe, dass ich sie nicht werde halten können.
Hier sende ich Ihnen zu Ihrer Unterhaltung meine längst geschriebenen Anmerkungen zu Richard II.
Leben Sie recht wohl, und halten Sie mich in gutem Andenken.
Ganz der Ihrige
A. W. v. Schlegel
[1] Bonn, d. 26. Febr. 1840.
Ihre gütige Sendung von märkischen und pommerschen Produkten, mein hochgeehrtester Herr, habe ich dankbar empfangen und sie mir vortrefflich schmecken lassen. Aber mit dem schriftlichen Danke war ich immer noch im Rückstande, als Ihr Billet ankam, wiewohl ich Ihren früheren Brief in den Auszug meines Nachttisches gelegt hatte, um mich jeden Morgen daran zu erinnern. So wenig komme ich mit irgend einer Besorgung vorwärts.
Aber indem Sie unmögliches von mir erwarten, verehrter Freund, scheinen Sie vieles zu vergessen: mein hohes Alter, mein Bedürfnis der Ruhe, meine immer schwankende und mir viel Zeit raubende Gesundheit, meine Amtsgeschäfte, meine angefangenen und notwendig fortzusetzenden Werke, endlich meine anderweitigen Verpflichtungen.
Hier haben Sie die Berechnung der letzten [2] anderthalb Jahre. Im September 1838 erschienen zugleich zwei Bände des Râmâyana. Die Fortsezung des Textes war schon früher gedruckt, aber die lateinische Übersetzung mit kritischen Noten, ein schwieriges Werk, schaffte ich mit genauer Not fertig. Hierauf die Durchsicht meines Sh. Es tut mir leid, das Datum des Anfanges und der Beendigung nicht angezeichnet zu haben. Dabei viele Geschäfte vom Dekanat, das ich einmal übernehmen musste: Prüfungen, Berichte, drei lateinische Reden, ein sehr gelehrtes Festprogramm, denn ein unbedeutendes hätte sich für mich nicht geziemt. Hierauf die Durchsicht des ersten Bandes meiner dramaturgischen Vorlesungen für die dritte Ausgabe. Sie ist schon ziemlich im Druck vorgerückt. Jetzt schreibe ich an einem wichtigen Zusatz, den ich versprochen, der vielleicht kaum 7 Bogen anfüllen wird, aber mich schon mehrere Monate ausschliesslich beschäftigt hat. Herr Winter hat sich schon Jahre lang geduldet. Ich darf ihn nicht von neuem hinhalten. Dann ist die Durchsicht der beiden folgenden Bände vorzunehmen, wozu ich auch Zusätze geben möchte.
[3] Die Übersetzung vom 2. Bande des Râmâyana so bald wie möglich zu liefern, ist auch eine Verpflichtung, weil die Subscribenten den Preis für beide Abteilungen schon bezahlt haben. Diese Einrichtung war notwendig, ich wäre sonst in grossen Schaden gekommen, Endlich liegt die 2. Ausgabe der Bhagvad-gîtá auch seit vielen Jahren unvollendet da.
Ich glaubte mich in meinem vorigen Briefe deutlich genug erklärt zu haben. Eilfertiger Druck und genaue Durchsicht, das sind unvereinbare Dinge. Wählen Sie, was Ihnen als Buchhändler das vorteilhaftere dünkt. Soll die Vollständigkeit der Ausgabe schleunigst beschafft werden, so ist nichts weiter zu tun, als die von mir übersetzten Stücke in ihrer ursprünglichen Gestalt wieder abzudrucken, bloss mit Wegräumung der Druckfehler. Die ersten Abdrücke von Unger werden die korrektesten sein. Diess kann ein Amanuensis verrichten. Doch die Druckfehler anzuzeichnen am Rande des für den Setzer bestimmten Exemplars, dazu will ich mich allenfalls verstehen. Dann ist weiter nichts zu tun, als vor allem Tiecks Noten [4] durchzustreifen und auf das Titelblatt jedes Stückes mit Weglassung der Worte: und aufs neue durchgesehen, zu setzen: übersetzt von Schlegel.
Tieck kann geschwind fertig sein: das ist wohlfeil zu haben, da er seinen Ruhm hierbei längst in die Schanze geschlagen hat, und sich auch wohl auf den Stumpfsinn des heutigen deutschen Publikums sowie auf die Höflichkeit seiner Thee-Zuhörer sicher verlassen kann.
Wenn ich einmal seine Übersetzungen und seine Noten öffentlich beurteilen wollte, so würde es ihm schwer fallen wider den Stachel zu löcken.
Ich wiederhole es: handeln Sie hierbei ganz nach Ihrem Gutdünken, und verargen Sie es mir nicht, dass ich zu gewissenhaft bin, um Termine zu setzen, von denen ich voraussehe, dass ich sie nicht werde halten können.
Hier sende ich Ihnen zu Ihrer Unterhaltung meine längst geschriebenen Anmerkungen zu Richard II.
Leben Sie recht wohl, und halten Sie mich in gutem Andenken.
Ganz der Ihrige
A. W. v. Schlegel
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