• August Wilhelm von Schlegel to Christian Gottfried Schütz

  • Place of Dispatch: Jena · Place of Destination: Jena · Date: 21.10.1799
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
    Metadata Concerning Header
  • Sender: August Wilhelm von Schlegel
  • Recipient: Christian Gottfried Schütz
  • Place of Dispatch: Jena
  • Place of Destination: Jena
  • Date: 21.10.1799
    Printed Text
  • Bibliography: Schlegel, August Wilhelm von: Sämmtliche Werke. Hg. v. Eduard Böcking. Bd. 11. Hildesheim 1971, S. 429‒430 [Reprografischer Nachdruck der Ausgabe Leipzig 1846].
  • Verlag: Georg Olms Verlag
  • Incipit: „[1] Verzeihen Sie, werthester Hr. Hofrath, daß mich Geschäfte abhielten, ihr Billet zu beantworten.
    Da Sie das Athenäum nicht gelesen zu haben [...]“
    Manuscript
  • Provider: Wolfenbüttel, Herzog August Bibliothek
  • Classification Number: M I 143
  • Number of Pages: 3 S. auf Doppelbl., hs. m. U.
    Language
  • German
[1] Verzeihen Sie, werthester Hr. Hofrath, daß mich Geschäfte abhielten, ihr Billet zu beantworten.
Da Sie das Athenäum nicht gelesen zu haben scheinen, welches Ihnen auch in der That nicht zuzumuthen ist: so will ich nur folgendes bemerken. Daß Garve ein mittelmäßiger Philosoph sei, steht allerdings, zwar nicht den Worten, aber dem Sinne nach, im Athenäum St. 2. S. 89.; daß das Beste in Wielands Werken aus Andern entlehnt sein, ebenfalls St. 4. letzte S. Jenes wird nächstens ausführlicher dargethan werden, mit diesem wäre es auch leicht möglich, wenn es nur nicht zu langweilig wäre, fast so langweilig, als eine Schrift von Wieland mit einem abgestandnen Ausspruche Lessings und Vergleichung unbedeutender Lesearten recensieren.
Sie sehen also, daß mir doch nicht so ganz das Ding gesagt worden, das nicht ist; daß der Mißverstand, das Athenäum in dem Prolog erwähnt zu finden, nicht so gar grob [2] war; daß Ihr Prolog nur selbst nicht recht wußte, was er sagte und that.
Uebrigens nehme ich meine Bitte, die Sie so verfänglich finden, nunmehr gern zurück. Die mitgetheilte Probe kann mich gar nicht begierig auf den Ueberrest des Prologs machen. Ueber zwei von den Sätzen, die Ihren aufgeblasenen jungen Gelehrten charakterisieren sollten, sind die Kenner längst einig; das dritte Urtheil enthält zwar einen unverständigen Tadel, indessen kommt es mir zwar am allerwenigsten zu, es als einen Beweis der Aufgeblasenheit anzusehen. Da Sie selbst diesen Ausspruch: Schlegel habe den Shakspeare nur mittelmäßig übersetzt, einmal in diese Verbindung gesetzt haben: so nehmen Sie sich nur in Acht, daß er sich nicht in die A. L. Z. einschleicht, wie doch geschehen könnte, wenn noch Hoffnung da wäre, eine wirklich mittelmäßige Uebersetzung des Shakspeare durch diese Behauptung gegen die [3] meinige zu heben.
Wenn ich einen aufgeblasenen (jungen oder alten) Gelehrten zu schildern hätte: so würde ich ihn über Fichte spötteln, oder sich einbilden laßen, er könne durch ein langweiliges gelehrtes Journal, was im Grunde fast Niemand liest, wenn es auch Viele halten, die öffentliche Meinung und den Gang der Litteratur lenken.
Das Intelligenzblatt der A. L. Z. hat Ihnen unstreitig viel Verbindlichkeit, wenn Sie es von niedrigen pasquillantischen Ausfällen rein zu erhalten suchen, uns aber ist ganz und gar nichts daran gelegen, wenn Sie alle möglichen Pöbeleien gegen das Athenäum und die Lucinde darin einrücken wollen. Wir finden es vielmehr ganz in der Ordnung, daß die A. L. Z., da sie nicht auf eine würdige Art von uns reden zu wollen scheint, sich selbst würdig findet, es auf diese Art zu thun.
Ew. Wohlgeb.
gehorsamster
A. W. Schlegel.
[4]
[1] Verzeihen Sie, werthester Hr. Hofrath, daß mich Geschäfte abhielten, ihr Billet zu beantworten.
Da Sie das Athenäum nicht gelesen zu haben scheinen, welches Ihnen auch in der That nicht zuzumuthen ist: so will ich nur folgendes bemerken. Daß Garve ein mittelmäßiger Philosoph sei, steht allerdings, zwar nicht den Worten, aber dem Sinne nach, im Athenäum St. 2. S. 89.; daß das Beste in Wielands Werken aus Andern entlehnt sein, ebenfalls St. 4. letzte S. Jenes wird nächstens ausführlicher dargethan werden, mit diesem wäre es auch leicht möglich, wenn es nur nicht zu langweilig wäre, fast so langweilig, als eine Schrift von Wieland mit einem abgestandnen Ausspruche Lessings und Vergleichung unbedeutender Lesearten recensieren.
Sie sehen also, daß mir doch nicht so ganz das Ding gesagt worden, das nicht ist; daß der Mißverstand, das Athenäum in dem Prolog erwähnt zu finden, nicht so gar grob [2] war; daß Ihr Prolog nur selbst nicht recht wußte, was er sagte und that.
Uebrigens nehme ich meine Bitte, die Sie so verfänglich finden, nunmehr gern zurück. Die mitgetheilte Probe kann mich gar nicht begierig auf den Ueberrest des Prologs machen. Ueber zwei von den Sätzen, die Ihren aufgeblasenen jungen Gelehrten charakterisieren sollten, sind die Kenner längst einig; das dritte Urtheil enthält zwar einen unverständigen Tadel, indessen kommt es mir zwar am allerwenigsten zu, es als einen Beweis der Aufgeblasenheit anzusehen. Da Sie selbst diesen Ausspruch: Schlegel habe den Shakspeare nur mittelmäßig übersetzt, einmal in diese Verbindung gesetzt haben: so nehmen Sie sich nur in Acht, daß er sich nicht in die A. L. Z. einschleicht, wie doch geschehen könnte, wenn noch Hoffnung da wäre, eine wirklich mittelmäßige Uebersetzung des Shakspeare durch diese Behauptung gegen die [3] meinige zu heben.
Wenn ich einen aufgeblasenen (jungen oder alten) Gelehrten zu schildern hätte: so würde ich ihn über Fichte spötteln, oder sich einbilden laßen, er könne durch ein langweiliges gelehrtes Journal, was im Grunde fast Niemand liest, wenn es auch Viele halten, die öffentliche Meinung und den Gang der Litteratur lenken.
Das Intelligenzblatt der A. L. Z. hat Ihnen unstreitig viel Verbindlichkeit, wenn Sie es von niedrigen pasquillantischen Ausfällen rein zu erhalten suchen, uns aber ist ganz und gar nichts daran gelegen, wenn Sie alle möglichen Pöbeleien gegen das Athenäum und die Lucinde darin einrücken wollen. Wir finden es vielmehr ganz in der Ordnung, daß die A. L. Z., da sie nicht auf eine würdige Art von uns reden zu wollen scheint, sich selbst würdig findet, es auf diese Art zu thun.
Ew. Wohlgeb.
gehorsamster
A. W. Schlegel.
[4]
· Abschrift , 21.10.1799
· Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
· Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.25,Nr.42
×
×