• Johann Heinrich Carl von Minutoli to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Ehrenbreitstein · Place of Destination: Bonn · Date: 09.06.1833
Edition Status: Newly transcribed and labelled; double collated
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Johann Heinrich Carl von Minutoli
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Ehrenbreitstein
  • Place of Destination: Bonn
  • Date: 09.06.1833
  • Notations: Empfangsort erschlossen.
    Manuscript
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: DE-1a-34292
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.15,Nr.65
  • Number of Pages: 3S. auf Doppelbl., hs. m. U.
  • Format: 25,5 x 21,3 cm
  • Incipit: „[1] Thal Ehrenbreitstein den
    9t Juny 1833.
    Euer Hochwohlgeboren haben mich durch die Übersendung des eines Heft Ihrer so interessanten: Indischen Bibliothek [...]“
    Language
  • German
    Editors
  • Bamberg, Claudia
  • Varwig, Olivia
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[1] Thal Ehrenbreitstein den
9t Juny 1833.
Euer Hochwohlgeboren haben mich durch die Übersendung des eines Heft Ihrer so interessanten: Indischen Bibliothek um so mehr verpflichtet, als mir die ersten Jahrgänge derselbe, während eines mehrjährigen Aufenthalts im Auslande, gar nicht zu Händen gekommmen waren; und so werde ich aucht jetzt im transalpinischen Lande, die aus ihr so reichlich hervorgehende Belehrungen, geraumen Zeit entbehren müssen.
Was Euer Hochwohlgeboren Zweifel rücksichtlich der richtigen Auffassung der fraglichen amerikanischen Skulpturen anbetrifft, so vermag ich solche leider nicht ganz zu entkräftigen, ungeachtet die durch Dupay in Aglioʼs kolossalem Werk, (welches mir erst nach vollendetem Druck meiner kleinen Schrift zu Händen kamm,) gelieferte Zeichnungen, so wie ein später durch Alexander v Humbold mir mitgetheilte unedirte Zeichnung einer amerikanischen Skulptur, gerade denselben Charakter, als die durch Cap. Del Rio gelieferten bildlichen Darstellungen an sich tragen. Da ich leider erst am 23 July 30 in Paris eintraff und nur drei Wochen daselbst verweilte, so ward es mir nun einmal verstattet die Akademie d. W. die geographische Gesellschaft und deren Mitglieder zu sehen; während die damalige bewegte Zeit, den Zugang zu allen Museen unzugänglich machte, und so gebrach es mir folglich an eine so schickliche Gelegenheit mich über viele Dinge zu belehren.
Was [2] nun den angeblich auf Java aufgefundenen Phtha anbetrifft, so haben Euer Hochwohlgeboren wohl Recht zu sagen: „daß man sich erst versichern müsse, ob er wirklich daselbst aufgefunden worden sei oder nicht“, und daß er im ersten Falle leicht unter den Ptolemaern oder Römern, durch Schiffer hingebracht sein dürfte“; dafür bürgen so manche Stellen alter Klassiker, Traditionen und selbst, das Vorhandensein manigfaltiger Menschenraçen, auf Inseln des indischen Oçeans, die wohl nur bei Handelszügen nach jenen Gegenden, sich entweder dorten angesiedelt haben, oder dorthin verschlagen worden sind. Wenn auch S. W. Jones die Behauptung aufstellt, daß die Mugs eine Sekte der Inder sind und Capt. Pagson in seinem Werke, das er zu Calcutta herausgab, dessen Meinung nicht allein beitritt, sondern noch obenein behauptet, daß Tsihitagong das berühmte Land Ophir sei; so ist dessen ungeachtet eine Migration dieses unseligen Volkes bis in jenen Regionen hinauf, noch nicht hinreichend erwiesen. Räumen wir es aber ein, daß, Griechen, Römer, Araber, Juden oder andre ähnliche Volkerschaften bis dorthin vorgedrungen sein sollten; dann dürften wir uns auch nicht wundern, wenn wir ihrem Cultus zustehend[e] Idolen daselbst vorfinden.
Daß Herrn Lewezows Angabe nach sich in der Königl. Kunstkammer zu Berlin ächt indische und brahmanische Idolen befinden, die angeblich in Preußen ausgegraben worden sind, befremdet mich um so weniger, als ich selbst griechische, römische und orientalische Alterthümer in meinen Samlungen besaß, [3] die selbst im höchsten Norden aufgefunden worden waren. So hat man noch kürzlich an der Weichsel einen bedeutenden Fund an silbernen arabisch-kufischen Münzen, aus den ersten Zeiten des Chalifats und seltner silberner Schmuck, den ich selbst sah, gemacht; und ich besitze einen prächtigen bronzenen jungen Imperator, der noch vor wenig Jahren in Pommern in einer Urne aufgefunden ward und Ähnlichkeit mit dem durch Lewezow beschriebenen angeblichen: Jupiter Imperator hat, der unweit Berlin ausgegraben ward. Desgleichen besitze ich Geschmeide aus Glasmosaik, das in Preußen weiblichen Supellex und in Schweden und Dänemark in alten Gräbern aufgefunden würde. Wie kamen diese Alterthümer dahin? Wahrscheinlich durch den Handel oder indem unsere nordische Altvordern solche eroberten. Eine kleine Notiz hierüber habe ich in meinen: Abhandlungen vermischten Inhalts, zweiter Cyklos 1 Heft, Berlin 1830, zu geben versucht.
Den Herrn Professor Lassen bitte ich für seine Bemühungen p meinen ergebensten Dank zu sagen. Ich werde Ihm bei erster Gelegenheit einen Verzeichniß von Wörtern der Siwasprache, die ein Religionslehrer in der Oase des Jupiter Ammon für mich anfertigt u H Bo Rosen nun zu London übersetzte, mitzutheilen die Ehre haben.
Hochachtungsvoll
vMinutoli
[4] [leer]
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[1] Thal Ehrenbreitstein den
9t Juny 1833.
Euer Hochwohlgeboren haben mich durch die Übersendung des eines Heft Ihrer so interessanten: Indischen Bibliothek um so mehr verpflichtet, als mir die ersten Jahrgänge derselbe, während eines mehrjährigen Aufenthalts im Auslande, gar nicht zu Händen gekommmen waren; und so werde ich aucht jetzt im transalpinischen Lande, die aus ihr so reichlich hervorgehende Belehrungen, geraumen Zeit entbehren müssen.
Was Euer Hochwohlgeboren Zweifel rücksichtlich der richtigen Auffassung der fraglichen amerikanischen Skulpturen anbetrifft, so vermag ich solche leider nicht ganz zu entkräftigen, ungeachtet die durch Dupay in Aglioʼs kolossalem Werk, (welches mir erst nach vollendetem Druck meiner kleinen Schrift zu Händen kamm,) gelieferte Zeichnungen, so wie ein später durch Alexander v Humbold mir mitgetheilte unedirte Zeichnung einer amerikanischen Skulptur, gerade denselben Charakter, als die durch Cap. Del Rio gelieferten bildlichen Darstellungen an sich tragen. Da ich leider erst am 23 July 30 in Paris eintraff und nur drei Wochen daselbst verweilte, so ward es mir nun einmal verstattet die Akademie d. W. die geographische Gesellschaft und deren Mitglieder zu sehen; während die damalige bewegte Zeit, den Zugang zu allen Museen unzugänglich machte, und so gebrach es mir folglich an eine so schickliche Gelegenheit mich über viele Dinge zu belehren.
Was [2] nun den angeblich auf Java aufgefundenen Phtha anbetrifft, so haben Euer Hochwohlgeboren wohl Recht zu sagen: „daß man sich erst versichern müsse, ob er wirklich daselbst aufgefunden worden sei oder nicht“, und daß er im ersten Falle leicht unter den Ptolemaern oder Römern, durch Schiffer hingebracht sein dürfte“; dafür bürgen so manche Stellen alter Klassiker, Traditionen und selbst, das Vorhandensein manigfaltiger Menschenraçen, auf Inseln des indischen Oçeans, die wohl nur bei Handelszügen nach jenen Gegenden, sich entweder dorten angesiedelt haben, oder dorthin verschlagen worden sind. Wenn auch S. W. Jones die Behauptung aufstellt, daß die Mugs eine Sekte der Inder sind und Capt. Pagson in seinem Werke, das er zu Calcutta herausgab, dessen Meinung nicht allein beitritt, sondern noch obenein behauptet, daß Tsihitagong das berühmte Land Ophir sei; so ist dessen ungeachtet eine Migration dieses unseligen Volkes bis in jenen Regionen hinauf, noch nicht hinreichend erwiesen. Räumen wir es aber ein, daß, Griechen, Römer, Araber, Juden oder andre ähnliche Volkerschaften bis dorthin vorgedrungen sein sollten; dann dürften wir uns auch nicht wundern, wenn wir ihrem Cultus zustehend[e] Idolen daselbst vorfinden.
Daß Herrn Lewezows Angabe nach sich in der Königl. Kunstkammer zu Berlin ächt indische und brahmanische Idolen befinden, die angeblich in Preußen ausgegraben worden sind, befremdet mich um so weniger, als ich selbst griechische, römische und orientalische Alterthümer in meinen Samlungen besaß, [3] die selbst im höchsten Norden aufgefunden worden waren. So hat man noch kürzlich an der Weichsel einen bedeutenden Fund an silbernen arabisch-kufischen Münzen, aus den ersten Zeiten des Chalifats und seltner silberner Schmuck, den ich selbst sah, gemacht; und ich besitze einen prächtigen bronzenen jungen Imperator, der noch vor wenig Jahren in Pommern in einer Urne aufgefunden ward und Ähnlichkeit mit dem durch Lewezow beschriebenen angeblichen: Jupiter Imperator hat, der unweit Berlin ausgegraben ward. Desgleichen besitze ich Geschmeide aus Glasmosaik, das in Preußen weiblichen Supellex und in Schweden und Dänemark in alten Gräbern aufgefunden würde. Wie kamen diese Alterthümer dahin? Wahrscheinlich durch den Handel oder indem unsere nordische Altvordern solche eroberten. Eine kleine Notiz hierüber habe ich in meinen: Abhandlungen vermischten Inhalts, zweiter Cyklos 1 Heft, Berlin 1830, zu geben versucht.
Den Herrn Professor Lassen bitte ich für seine Bemühungen p meinen ergebensten Dank zu sagen. Ich werde Ihm bei erster Gelegenheit einen Verzeichniß von Wörtern der Siwasprache, die ein Religionslehrer in der Oase des Jupiter Ammon für mich anfertigt u H Bo Rosen nun zu London übersetzte, mitzutheilen die Ehre haben.
Hochachtungsvoll
vMinutoli
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