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Ihr Mitgefühl that unserm Herzen wohl und richtete uns auf in unsern Kummer; herzlich dancken wir Ihnen dafür. <anchor type="b" n="3671" ana="11" xml:id="NidB29507"/>Meine arme Tochter<anchor type="e" n="3671" ana="11" xml:id="NidE29507"/> ist sehr unglüklich, und unbeschreiblich betrübt daß sie den Mann verloren hat den sie mit ganzer Seele liebte, und auf dessen Leben sie noch so viele Jahre rechnete. Durch seine Versetzung nach <anchor type="b" n="5125" ana="10" xml:id="NidB29489"/>Lüneburg<anchor type="e" n="5125" ana="10" xml:id="NidE29489"/>, wo er eine <hi rend="family:Courier">Compagnie</hi> erhielt, und sich seine Einnahme so bedeutend vermehrte, wurden sie in den Stand gesetzt erst ihres Lebens froh zu werden, den sie hatten sich bißher spärlich behelffen müssen. Zu den Umzuge, der neuen Einrichtung und seiner <hi rend="family:Courier">équipirung</hi>, muste er Geld borgen, welches er durch seine erhöhte <hi rend="family:Courier">gage</hi> bald wieder abzutragen hofte, nun aber da ihn der Tod ereilt hat, fallen meiner armen Tochter die Schulden zur Last, die umso drückender sind, weil gar keine Mittel vorhanden sie zu bezahlen, und sie nicht weiß wovon sie künftig leben soll. Sie erhält freylich ein Wittwengehalt von 150 Thalern, davon müssen aber die Zinsen von den geliehnen Kapital abgezogen werden; wie viel bleibt den noch um mit <anchor type="b" n="5132" ana="11" xml:id="NidB69162"/><anchor type="b" n="5391" ana="11" xml:id="NidB69163"/>zwey Kinder<anchor type="e" n="5391" ana="11" xml:id="NidE69163"/><anchor type="e" n="5132" ana="11" xml:id="NidE69162"/> davon zu <hi rend="family:Courier">subsi</hi>stiren! Ihr wird daher jede Beysteur die sie ihr gütigst wollen zu kommen lassen, sehr willkommen, <hi rend="overstrike:1">seyn</hi> und die 8 <hi rend="family:Courier">Luisdor</hi> wozu Sie lieber Bruder ihr Hofnung machen sehr angenehm seyn, nur müssen Sie sie sich nicht entziehen, sondern zu einer Ihnen bequemen und gelegnen Zeit damit warten, dann kann ich <hi rend="offset:4">auf</hi> einen von Ihnen ausgestellten Wechsel bey den <anchor type="b" n="11449" ana="11" xml:id="NidB69164"/><hi rend="family:Courier">Senator Merkel</hi><anchor type="e" n="11449" ana="11" xml:id="NidE69164"/> in <anchor type="b" n="98" ana="10" xml:id="NidB29491"/>Hamburg<anchor type="e" n="98" ana="10" xml:id="NidE29491"/> die Summe heben.<lb/>Sie erkundigen sich, ob <anchor type="b" n="3671" ana="11" xml:id="NidB69165"/>meine Tochter<anchor type="e" n="3671" ana="11" xml:id="NidE69165"/> in <anchor type="b" n="2755" ana="10" xml:id="NidB29490"/>Harburg<anchor type="e" n="2755" ana="10" xml:id="NidE29490"/> bleiben wird? Sie muß es ihres Vortheils wegen, da aber mein kleines <hi rend="family:Courier">Logis</hi> zu eng und beschränkt ist als daß wir Alle darin wohnen <milestone unit="start" n="1861"/>[2]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="1861"/> könten, so habe ich ihr eine Stube und Kammer in meiner Nähe gemiethet. Nach besten Kräften werde ich sie zu unterstützen suchen, was kann ich aber bey meiner geringen Einnahme. Auf Ihrer Anfrage nach dem Alter und den Gesundheitszustand der Kinder, kann ich Ihnen sagen, daß <anchor type="b" n="5132" ana="11" xml:id="NidB29512"/>die Tochter<anchor type="e" n="5132" ana="11" xml:id="NidE29512"/> als die älteste 10½ Jahr alt ist, und <anchor type="b" n="5391" ana="11" xml:id="NidB33421"/>der Knabe<anchor type="e" n="5391" ana="11" xml:id="NidE33421"/> 8½ Jahr. <anchor type="b" n="5132" ana="11" xml:id="NidB33420"/>Das kleine Mädchen<anchor type="e" n="5132" ana="11" xml:id="NidE33420"/> ist kränklich, und leidet besonders an Schwäche der Augen weßhalb sie schon mehrere Jahre eine Fontanelle hat, der Knabe ist aber gesund. – <lb/>Auch von <anchor type="b" n="3460" ana="11" xml:id="NidB29508"/>meiner jüngsten Tochter<anchor type="e" n="3460" ana="11" xml:id="NidE29508"/> wünschen Sie etwas zu wissen, geliebter Bruder, und erkundigen sich theilnehmend nach ihr! Ihnen einen Beweis ihrer edlen Denkungsart, und ihrer Liebe zu den Ihrigen zu geben, lege ich einen Brief den ich kürzlich von ihr erhalten habe mit ein. Nimmermehr würde sie mir es vergeben wenn sie dieses wüste, weil sie Ihre Kritik fürchten würde und dieser Brief nur für mich geschrieben war, aber ich rechne auf Ihre Nachsicht. Das gute Kind lebt nicht in Ueberfluß und muß sich manchen Wunsch versagen, doch ist sie zufrieden und klagt nie. 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Es ist Schade daß er bey seinem guten Herzen so verkehrte Ansichten hat, und so verschlossen ist daß man nie klug aus ihm werden kan. <lb/>Ich muß nun schliessen, geliebter Bruder, nachdem ich <hi rend="offset:4">Sie</hi> auf Ihren Wunsch von allem was mich und <anchor type="b" n="2113" ana="11" xml:id="NidB69170"/><anchor type="b" n="3671" ana="11" xml:id="NidB69169"/><anchor type="b" n="3460" ana="11" xml:id="NidB69171"/>meinen Kindern<anchor type="e" n="3460" ana="11" xml:id="NidE69171"/><anchor type="e" n="3671" ana="11" xml:id="NidE69169"/><anchor type="e" n="2113" ana="11" xml:id="NidE69170"/> betrift in Kentniß gesetzt habe. Das Schreiben hat mich <milestone unit="start" n="1862"/>[3]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="1862"/> sehr angegriffen und meine schwachen Kräfte sind erschöpft. Leben Sie den wohl, theurster Bruder! Möge der gütige Gott Ihre Gesundheit stärken und Sie uns noch lange zum Trost erhalten! Alle die Liebe und Anhänglichkeit die ich für die Familie <anchor type="b" n="187" ana="11" xml:id="NidB29488"/>meines verewigten theuren Schlegels<anchor type="e" n="187" ana="11" xml:id="NidE29488"/> je empfand, übertrage ich auf Sie mein geliebter Bruder, als das einzige theure Mitglied welches mir noch davon übrig ist. Bleiben Sie mir und meinen Kindern ferner in Liebe gewogen, und schenken Sie ein freundliches Andenken,<lb/>Ihrer<lb/>treu ergebenen Schwester<lb/>Ch. 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Ihr Mitgefühl that unserm Herzen wohl und richtete uns auf in unsern Kummer; herzlich dancken wir Ihnen dafür. <span class="index-3671 tp-29507 ">Meine arme Tochter</span> ist sehr unglüklich, und unbeschreiblich betrübt daß sie den Mann verloren hat den sie mit ganzer Seele liebte, und auf dessen Leben sie noch so viele Jahre rechnete. Durch seine Versetzung nach <span class="index-5125 tp-29489 ">Lüneburg</span>, wo er eine <span class="family-courier ">Compagnie</span> erhielt, und sich seine Einnahme so bedeutend vermehrte, wurden sie in den Stand gesetzt erst ihres Lebens froh zu werden, den sie hatten sich bißher spärlich behelffen müssen. Zu den Umzuge, der neuen Einrichtung und seiner <span class="family-courier ">équipirung</span>, muste er Geld borgen, welches er durch seine erhöhte <span class="family-courier ">gage</span> bald wieder abzutragen hofte, nun aber da ihn der Tod ereilt hat, fallen meiner armen Tochter die Schulden zur Last, die umso drückender sind, weil gar keine Mittel vorhanden sie zu bezahlen, und sie nicht weiß wovon sie künftig leben soll. Sie erhält freylich ein Wittwengehalt von 150 Thalern, davon müssen aber die Zinsen von den geliehnen Kapital abgezogen werden; wie viel bleibt den noch um mit <span class="index-5132 tp-69162 index-5391 tp-69163 ">zwey Kinder</span> davon zu <span class="family-courier ">subsi</span>stiren! Ihr wird daher jede Beysteur die sie ihr gütigst wollen zu kommen lassen, sehr willkommen, <span class="overstrike-1 ">seyn</span> und die 8 <span class="family-courier ">Luisdor</span> wozu Sie lieber Bruder ihr Hofnung machen sehr angenehm seyn, nur müssen Sie sie sich nicht entziehen, sondern zu einer Ihnen bequemen und gelegnen Zeit damit warten, dann kann ich <span class="offset-4 ">auf</span> einen von Ihnen ausgestellten Wechsel bey den <span class="index-11449 tp-69164 family-courier ">Senator Merkel</span> in <span class="index-98 tp-29491 ">Hamburg</span> die Summe heben.<br>Sie erkundigen sich, ob <span class="index-3671 tp-69165 ">meine Tochter</span> in <span class="index-2755 tp-29490 ">Harburg</span> bleiben wird? Sie muß es ihres Vortheils wegen, da aber mein kleines <span class="family-courier ">Logis</span> zu eng und beschränkt ist als daß wir Alle darin wohnen <span class="notice-1861 ">[2]</span> könten, so habe ich ihr eine Stube und Kammer in meiner Nähe gemiethet. Nach besten Kräften werde ich sie zu unterstützen suchen, was kann ich aber bey meiner geringen Einnahme. Auf Ihrer Anfrage nach dem Alter und den Gesundheitszustand der Kinder, kann ich Ihnen sagen, daß <span class="index-5132 tp-29512 ">die Tochter</span> als die älteste 10½ Jahr alt ist, und <span class="index-5391 tp-33421 ">der Knabe</span> 8½ Jahr. <span class="index-5132 tp-33420 ">Das kleine Mädchen</span> ist kränklich, und leidet besonders an Schwäche der Augen weßhalb sie schon mehrere Jahre eine Fontanelle hat, der Knabe ist aber gesund. – <br>Auch von <span class="index-3460 tp-29508 ">meiner jüngsten Tochter</span> wünschen Sie etwas zu wissen, geliebter Bruder, und erkundigen sich theilnehmend nach ihr! Ihnen einen Beweis ihrer edlen Denkungsart, und ihrer Liebe zu den Ihrigen zu geben, lege ich einen Brief den ich kürzlich von ihr erhalten habe mit ein. Nimmermehr würde sie mir es vergeben wenn sie dieses wüste, weil sie Ihre Kritik fürchten würde und dieser Brief nur für mich geschrieben war, aber ich rechne auf Ihre Nachsicht. Das gute Kind lebt nicht in Ueberfluß und muß sich manchen Wunsch versagen, doch ist sie zufrieden und klagt nie. Sie hat <span class="index-3464 tp-29509 ">einen braven Mann</span> welcher Rektor an <span class="index-6486 tp-69166 ">der hohen oder gelehrten Schule in </span><span class="index-6486 tp-69166 index-5127 tp-29497 ">Lingen</span> ist aber leider oft kränckelt, und <span class="index-5130 tp-29510 ">einen Knaben</span> von 8 Jahren der ihr viele Freude macht. <br><span class="index-2113 tp-29494 ">Meines Sohnes</span> undankbares Betragen gegen Sie, bester Bruder, kränkt mich sehr; wiederhohlt habe ich bey ihm angefragt ob er wie es seine Schuldigkeit wäre, Ihnen geschrieben hätte und was er von Ihnen wüste, aber nie habe ich eine Antwort darauf von ihm erhalten können, eben so wenig auf meine öftere Fragen wie es ihm in <span class="index-5393 tp-69167 family-courier ">Verden</span> wo er bey <span class="index-10510 tp-69168 ">den Domseminar</span> angestellt ist, gefiele, und ob er ein hinlängliches Einkommen hätte. Es ist Schade daß er bey seinem guten Herzen so verkehrte Ansichten hat, und so verschlossen ist daß man nie klug aus ihm werden kan. <br>Ich muß nun schliessen, geliebter Bruder, nachdem ich <span class="offset-4 ">Sie</span> auf Ihren Wunsch von allem was mich und <span class="index-2113 tp-69170 index-3671 tp-69169 index-3460 tp-69171 ">meinen Kindern</span> betrift in Kentniß gesetzt habe. Das Schreiben hat mich <span class="notice-1862 ">[3]</span> sehr angegriffen und meine schwachen Kräfte sind erschöpft. Leben Sie den wohl, theurster Bruder! Möge der gütige Gott Ihre Gesundheit stärken und Sie uns noch lange zum Trost erhalten! Alle die Liebe und Anhänglichkeit die ich für die Familie <span class="index-187 tp-29488 ">meines verewigten theuren Schlegels</span> je empfand, übertrage ich auf Sie mein geliebter Bruder, als das einzige theure Mitglied welches mir noch davon übrig ist. Bleiben Sie mir und meinen Kindern ferner in Liebe gewogen, und schenken Sie ein freundliches Andenken,<br>Ihrer<br>treu ergebenen Schwester<br>Ch. Schlegel.<br><span class="index-2755 tp-69172 ">Harburg</span><br>den 19<span class="offset-4 ">ten</span> Sept<br>1832.<br><span class="notice-1859 ">[4]</span> [leer]<br><span class="notice-5445 ">[1]</span> <span class="notice-5446 ">beantw. d. 15ten Oct. 32<br>mit Einlage eines Wechsels<br>von 8 </span><span class="notice-5446 notice-25800 ">Frdʼor</span><span class="notice-5446 ">.</span>' $isaprint = false $isnewtranslation = true $statemsg = 'betamsg23' $cittitle = 'www.august-wilhelm-schlegel.de/briefedigital/briefid/1263' $description = 'Charlotte Schlegel an August Wilhelm von Schlegel am 19.09.1832, Harburg, Elbe, Bonn' $adressatort = 'Bonn <a class="gndmetadata" target="_blank" href="http://d-nb.info/gnd/1001909-1">GND</a>' $absendeort = 'Harburg, Elbe <a class="gndmetadata" target="_blank" href="http://d-nb.info/gnd/4094727-0">GND</a>' $date = '19.09.1832' $adressat = array() $adrCitation = 'August Wilhelm von Schlegel' $absender = array( (int) 4641 => array( 'ID' => '4641', 'project' => '1', 'timecreate' => '2014-02-27 11:50:59', 'timelastchg' => '2018-02-14 20:08:06', 'key' => 'AWS-ap-00gn', 'docTyp' => array( 'name' => 'Person', 'id' => '39' ), '39_namevar' => 'Trummer, Charlotte (Geburtsname)', '39_name' => 'Schlegel, Charlotte', '39_geschlecht' => 'w', '39_gebdatum' => '1757-03-25', '39_toddatum' => '1843-08-31', '39_lebenwirken' => 'Als Gattin von Karl August Moritz Schlegel lebte Charlotte in Harburg. 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Sie muß es ihres Vortheils wegen, da aber mein kleines <hi rend="family:Courier">Logis</hi> zu eng und beschränkt ist als daß wir Alle darin wohnen <milestone unit="start" n="1861"/>[2]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="1861"/> könten, so habe ich ihr eine Stube und Kammer in meiner Nähe gemiethet. Nach besten Kräften werde ich sie zu unterstützen suchen, was kann ich aber bey meiner geringen Einnahme. Auf Ihrer Anfrage nach dem Alter und den Gesundheitszustand der Kinder, kann ich Ihnen sagen, daß <anchor type="b" n="5132" ana="11" xml:id="NidB29512"/>die Tochter<anchor type="e" n="5132" ana="11" xml:id="NidE29512"/> als die älteste 10½ Jahr alt ist, und <anchor type="b" n="5391" ana="11" xml:id="NidB33421"/>der Knabe<anchor type="e" n="5391" ana="11" xml:id="NidE33421"/> 8½ Jahr. <anchor type="b" n="5132" ana="11" xml:id="NidB33420"/>Das kleine Mädchen<anchor type="e" n="5132" ana="11" xml:id="NidE33420"/> ist kränklich, und leidet besonders an Schwäche der Augen weßhalb sie schon mehrere Jahre eine Fontanelle hat, der Knabe ist aber gesund. – <lb/>Auch von <anchor type="b" n="3460" ana="11" xml:id="NidB29508"/>meiner jüngsten Tochter<anchor type="e" n="3460" ana="11" xml:id="NidE29508"/> wünschen Sie etwas zu wissen, geliebter Bruder, und erkundigen sich theilnehmend nach ihr! Ihnen einen Beweis ihrer edlen Denkungsart, und ihrer Liebe zu den Ihrigen zu geben, lege ich einen Brief den ich kürzlich von ihr erhalten habe mit ein. Nimmermehr würde sie mir es vergeben wenn sie dieses wüste, weil sie Ihre Kritik fürchten würde und dieser Brief nur für mich geschrieben war, aber ich rechne auf Ihre Nachsicht. Das gute Kind lebt nicht in Ueberfluß und muß sich manchen Wunsch versagen, doch ist sie zufrieden und klagt nie. 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Es ist Schade daß er bey seinem guten Herzen so verkehrte Ansichten hat, und so verschlossen ist daß man nie klug aus ihm werden kan. <lb/>Ich muß nun schliessen, geliebter Bruder, nachdem ich <hi rend="offset:4">Sie</hi> auf Ihren Wunsch von allem was mich und <anchor type="b" n="2113" ana="11" xml:id="NidB69170"/><anchor type="b" n="3671" ana="11" xml:id="NidB69169"/><anchor type="b" n="3460" ana="11" xml:id="NidB69171"/>meinen Kindern<anchor type="e" n="3460" ana="11" xml:id="NidE69171"/><anchor type="e" n="3671" ana="11" xml:id="NidE69169"/><anchor type="e" n="2113" ana="11" xml:id="NidE69170"/> betrift in Kentniß gesetzt habe. Das Schreiben hat mich <milestone unit="start" n="1862"/>[3]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="1862"/> sehr angegriffen und meine schwachen Kräfte sind erschöpft. Leben Sie den wohl, theurster Bruder! Möge der gütige Gott Ihre Gesundheit stärken und Sie uns noch lange zum Trost erhalten! Alle die Liebe und Anhänglichkeit die ich für die Familie <anchor type="b" n="187" ana="11" xml:id="NidB29488"/>meines verewigten theuren Schlegels<anchor type="e" n="187" ana="11" xml:id="NidE29488"/> je empfand, übertrage ich auf Sie mein geliebter Bruder, als das einzige theure Mitglied welches mir noch davon übrig ist. Bleiben Sie mir und meinen Kindern ferner in Liebe gewogen, und schenken Sie ein freundliches Andenken,<lb/>Ihrer<lb/>treu ergebenen Schwester<lb/>Ch. 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[1] Vielgeliebter Bruder!
Daß ich Ihren theilnehmenden wohlwollenden Brief nicht eher beantwortete, war einzig mein Befinden und meine traurige Stimmung schuld; den auch ich bin tief gebeugt, und der Tod meines guten Schwiegersohns hat auch mir eine schmerzliche Wunde geschlagen. Ihr Mitgefühl that unserm Herzen wohl und richtete uns auf in unsern Kummer; herzlich dancken wir Ihnen dafür. Meine arme Tochter ist sehr unglüklich, und unbeschreiblich betrübt daß sie den Mann verloren hat den sie mit ganzer Seele liebte, und auf dessen Leben sie noch so viele Jahre rechnete. Durch seine Versetzung nach Lüneburg, wo er eine Compagnie erhielt, und sich seine Einnahme so bedeutend vermehrte, wurden sie in den Stand gesetzt erst ihres Lebens froh zu werden, den sie hatten sich bißher spärlich behelffen müssen. Zu den Umzuge, der neuen Einrichtung und seiner équipirung, muste er Geld borgen, welches er durch seine erhöhte gage bald wieder abzutragen hofte, nun aber da ihn der Tod ereilt hat, fallen meiner armen Tochter die Schulden zur Last, die umso drückender sind, weil gar keine Mittel vorhanden sie zu bezahlen, und sie nicht weiß wovon sie künftig leben soll. Sie erhält freylich ein Wittwengehalt von 150 Thalern, davon müssen aber die Zinsen von den geliehnen Kapital abgezogen werden; wie viel bleibt den noch um mit zwey Kinder davon zu subsistiren! Ihr wird daher jede Beysteur die sie ihr gütigst wollen zu kommen lassen, sehr willkommen, seyn und die 8 Luisdor wozu Sie lieber Bruder ihr Hofnung machen sehr angenehm seyn, nur müssen Sie sie sich nicht entziehen, sondern zu einer Ihnen bequemen und gelegnen Zeit damit warten, dann kann ich auf einen von Ihnen ausgestellten Wechsel bey den Senator Merkel in Hamburg die Summe heben.
Sie erkundigen sich, ob meine Tochter in Harburg bleiben wird? Sie muß es ihres Vortheils wegen, da aber mein kleines Logis zu eng und beschränkt ist als daß wir Alle darin wohnen [2] könten, so habe ich ihr eine Stube und Kammer in meiner Nähe gemiethet. Nach besten Kräften werde ich sie zu unterstützen suchen, was kann ich aber bey meiner geringen Einnahme. Auf Ihrer Anfrage nach dem Alter und den Gesundheitszustand der Kinder, kann ich Ihnen sagen, daß die Tochter als die älteste 10½ Jahr alt ist, und der Knabe 8½ Jahr. Das kleine Mädchen ist kränklich, und leidet besonders an Schwäche der Augen weßhalb sie schon mehrere Jahre eine Fontanelle hat, der Knabe ist aber gesund. –
Auch von meiner jüngsten Tochter wünschen Sie etwas zu wissen, geliebter Bruder, und erkundigen sich theilnehmend nach ihr! Ihnen einen Beweis ihrer edlen Denkungsart, und ihrer Liebe zu den Ihrigen zu geben, lege ich einen Brief den ich kürzlich von ihr erhalten habe mit ein. Nimmermehr würde sie mir es vergeben wenn sie dieses wüste, weil sie Ihre Kritik fürchten würde und dieser Brief nur für mich geschrieben war, aber ich rechne auf Ihre Nachsicht. Das gute Kind lebt nicht in Ueberfluß und muß sich manchen Wunsch versagen, doch ist sie zufrieden und klagt nie. Sie hat einen braven Mann welcher Rektor an der hohen oder gelehrten Schule in Lingen ist aber leider oft kränckelt, und einen Knaben von 8 Jahren der ihr viele Freude macht.
Meines Sohnes undankbares Betragen gegen Sie, bester Bruder, kränkt mich sehr; wiederhohlt habe ich bey ihm angefragt ob er wie es seine Schuldigkeit wäre, Ihnen geschrieben hätte und was er von Ihnen wüste, aber nie habe ich eine Antwort darauf von ihm erhalten können, eben so wenig auf meine öftere Fragen wie es ihm in Verden wo er bey den Domseminar angestellt ist, gefiele, und ob er ein hinlängliches Einkommen hätte. Es ist Schade daß er bey seinem guten Herzen so verkehrte Ansichten hat, und so verschlossen ist daß man nie klug aus ihm werden kan.
Ich muß nun schliessen, geliebter Bruder, nachdem ich Sie auf Ihren Wunsch von allem was mich und meinen Kindern betrift in Kentniß gesetzt habe. Das Schreiben hat mich [3] sehr angegriffen und meine schwachen Kräfte sind erschöpft. Leben Sie den wohl, theurster Bruder! Möge der gütige Gott Ihre Gesundheit stärken und Sie uns noch lange zum Trost erhalten! Alle die Liebe und Anhänglichkeit die ich für die Familie meines verewigten theuren Schlegels je empfand, übertrage ich auf Sie mein geliebter Bruder, als das einzige theure Mitglied welches mir noch davon übrig ist. Bleiben Sie mir und meinen Kindern ferner in Liebe gewogen, und schenken Sie ein freundliches Andenken,
Ihrer
treu ergebenen Schwester
Ch. Schlegel.
Harburg
den 19ten Sept
1832.
[4] [leer]
[1] beantw. d. 15ten Oct. 32
mit Einlage eines Wechsels
von 8 Frdʼor.
Daß ich Ihren theilnehmenden wohlwollenden Brief nicht eher beantwortete, war einzig mein Befinden und meine traurige Stimmung schuld; den auch ich bin tief gebeugt, und der Tod meines guten Schwiegersohns hat auch mir eine schmerzliche Wunde geschlagen. Ihr Mitgefühl that unserm Herzen wohl und richtete uns auf in unsern Kummer; herzlich dancken wir Ihnen dafür. Meine arme Tochter ist sehr unglüklich, und unbeschreiblich betrübt daß sie den Mann verloren hat den sie mit ganzer Seele liebte, und auf dessen Leben sie noch so viele Jahre rechnete. Durch seine Versetzung nach Lüneburg, wo er eine Compagnie erhielt, und sich seine Einnahme so bedeutend vermehrte, wurden sie in den Stand gesetzt erst ihres Lebens froh zu werden, den sie hatten sich bißher spärlich behelffen müssen. Zu den Umzuge, der neuen Einrichtung und seiner équipirung, muste er Geld borgen, welches er durch seine erhöhte gage bald wieder abzutragen hofte, nun aber da ihn der Tod ereilt hat, fallen meiner armen Tochter die Schulden zur Last, die umso drückender sind, weil gar keine Mittel vorhanden sie zu bezahlen, und sie nicht weiß wovon sie künftig leben soll. Sie erhält freylich ein Wittwengehalt von 150 Thalern, davon müssen aber die Zinsen von den geliehnen Kapital abgezogen werden; wie viel bleibt den noch um mit zwey Kinder davon zu subsistiren! Ihr wird daher jede Beysteur die sie ihr gütigst wollen zu kommen lassen, sehr willkommen, seyn und die 8 Luisdor wozu Sie lieber Bruder ihr Hofnung machen sehr angenehm seyn, nur müssen Sie sie sich nicht entziehen, sondern zu einer Ihnen bequemen und gelegnen Zeit damit warten, dann kann ich auf einen von Ihnen ausgestellten Wechsel bey den Senator Merkel in Hamburg die Summe heben.
Sie erkundigen sich, ob meine Tochter in Harburg bleiben wird? Sie muß es ihres Vortheils wegen, da aber mein kleines Logis zu eng und beschränkt ist als daß wir Alle darin wohnen [2] könten, so habe ich ihr eine Stube und Kammer in meiner Nähe gemiethet. Nach besten Kräften werde ich sie zu unterstützen suchen, was kann ich aber bey meiner geringen Einnahme. Auf Ihrer Anfrage nach dem Alter und den Gesundheitszustand der Kinder, kann ich Ihnen sagen, daß die Tochter als die älteste 10½ Jahr alt ist, und der Knabe 8½ Jahr. Das kleine Mädchen ist kränklich, und leidet besonders an Schwäche der Augen weßhalb sie schon mehrere Jahre eine Fontanelle hat, der Knabe ist aber gesund. –
Auch von meiner jüngsten Tochter wünschen Sie etwas zu wissen, geliebter Bruder, und erkundigen sich theilnehmend nach ihr! Ihnen einen Beweis ihrer edlen Denkungsart, und ihrer Liebe zu den Ihrigen zu geben, lege ich einen Brief den ich kürzlich von ihr erhalten habe mit ein. Nimmermehr würde sie mir es vergeben wenn sie dieses wüste, weil sie Ihre Kritik fürchten würde und dieser Brief nur für mich geschrieben war, aber ich rechne auf Ihre Nachsicht. Das gute Kind lebt nicht in Ueberfluß und muß sich manchen Wunsch versagen, doch ist sie zufrieden und klagt nie. Sie hat einen braven Mann welcher Rektor an der hohen oder gelehrten Schule in Lingen ist aber leider oft kränckelt, und einen Knaben von 8 Jahren der ihr viele Freude macht.
Meines Sohnes undankbares Betragen gegen Sie, bester Bruder, kränkt mich sehr; wiederhohlt habe ich bey ihm angefragt ob er wie es seine Schuldigkeit wäre, Ihnen geschrieben hätte und was er von Ihnen wüste, aber nie habe ich eine Antwort darauf von ihm erhalten können, eben so wenig auf meine öftere Fragen wie es ihm in Verden wo er bey den Domseminar angestellt ist, gefiele, und ob er ein hinlängliches Einkommen hätte. Es ist Schade daß er bey seinem guten Herzen so verkehrte Ansichten hat, und so verschlossen ist daß man nie klug aus ihm werden kan.
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Ihrer
treu ergebenen Schwester
Ch. Schlegel.
Harburg
den 19ten Sept
1832.
[4] [leer]
[1] beantw. d. 15ten Oct. 32
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