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Nach den genauen Erkundigungen aber, die ich darüber eingezogen habe, und denen zu folge es eine äußerst geringe Verbesserung für mich seyn würde, daß es nicht der Kosten des Umziehens verlohnte, werde ich gewiß nicht darum anhalten, und werde mich äußerst verlegen fühlen, wenn man die Stelle mir anbieten sollte. Die jetzigen traurigen Aussichten in meinem Stande, da ich nothwendig eine Verbesserung suchen muß, und doch schwer<milestone unit="start" n="2961"/>[2]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="2961"/>lich mehr als eine kleine Verbesserung hoffen kann, bey der man eher weiter rückwärts als vorwärts kömmt, macht mich jetzt oft niedergeschlagen, und benimmt mir allen Muth zu aller nützlichen Anstrengung meiner Kräfte. Doch jeder hat ja seine Last zu tragen. Du willst nun auch bald Deine Carriere verändern. Ich urtheile nicht darüber, da ich Deine Gründe nicht kenne. Jedoch freue ich mich recht sehr der angenehmen Hoffnung, Dich <hi rend="offset:4">vielleicht</hi> bald einmal zu sehen. Solltest Du Deine Reise über Hamburg machen und Dich einige Tage bey uns verweilen, so würde es mir eine außerordentliche Freude seyn; und <persName key="2286">meine Frau</persName> stimmt völlig in diese Versicherung mit ein. Ich glaube freylich, daß Du Dich über das Heranwachsen <persName key="2113"><persName key="3671">meiner Kinder</persName></persName> sehr verwundern würdest. Es sind gute Kinder, welche mir viel Freude machen. Und <persName key="3671">Minchen</persName> wird gewiß kein uninteressantes Mädchen werden, wenn noch mehrere Jahre hin sind. Was <persName key="23">die Verbindung</persName> betrifft, worüber meine Mutter einige Worte fallen läßt, so sage ich darüber nichts. Ich habe schon seit geraumer Zeit die bestimmtesten Nachrichten darüber aus Hamburg erhalten, die ich aber gänzlich dahin habe gestellt seyn lassen. Meine Mutter weiß es auch nicht von mir, sondern hat es in Hannover selbst erfahren. Die Zeit der politischen Zänkereyen ist hoffentlich bald vorüber; aber es wird ewig mein Grundsatz bleiben, was ein franz. General im <placeName key="6458">Bentheimischen</placeName> gesagt hat: <hi rend="family:Courier">Jʼestime les hommes, qui sont attaché a leur pays.</hi> Wir glauben hier nun einer guten ruhigen Zeit entgegensehen zu können; die hier verbreiteten Friedensgerüchte, die sich jetzt fast schon in zuverlässige Nachrichten verwandeln, werden Dir nicht weniger als mir bekannt seyn. Ein kleines Ungemach vom Kriege fiel vor Kurzem auch uns zu, der Durchmarsch des englischen Emigrantencorps, welches hier aber im Ganzen das beste Lob wegen seines guten Betragens zurückgelassen hat. Die Einquartirung war so stark, daß alle Freyhäuser, und auch wir Geistliche uns dazu verstehen mußten. Wir bekamen zwey Officiere, unter denen der jüngere sich sehr zu uns hielt, ein liebenswürdiger Mann von einer der ersten Familien, <milestone unit="start" n="2962"/>[3]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="2962"/> und naher Verwandter von einem Mann, der mir im höchsten Grade interessant <hi rend="offset:4">gewesen</hi> ist. Es war wirklich sehr angenehm, daß lebhafte und bunte Gewimmel von größtentheils sehr gebildeten Leuten in dem sonst so stillen <placeName key="2755">Harburg</placeName> anzusehen.<lb/>Deine litterarischen Commissionen an <persName key="8">Fritz</persName> glaubte ich nicht besser bestellen zu können, als wenn ich in <placeName key="173"><persName key="1393"><persName key="264">Hannover</persName></persName></placeName> bat, ihm Deinen Brief sogleich zukommen zu lassen, welches auch geschehen ist. 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Es gieng mir nahe, daß ich ihn erst so spät erhielt, und ihn also nicht gleich mit dem retournirenden Postschiffe beantworten konnte. Auch seitdem habe ich eine Gelegenheit ungenutzt vorüber gehen lassen müssen, welche erst so kurze Zeit vorher von dem Holländischen Postcomtoir in <span class="index-98 tp-30497 ">Hamburg</span> bekannt gemacht wurde. Aber nun erhältst Du auch zugleich <span class="doc-2564 ">einen Brief von </span><span class="doc-2564 index-264 tp-30498 ">der Mutter</span>, der ich Deinen Brief sogleich zugeschickt habe, da sie unstreitig das nächste Recht daran hatte. Ich hoffe, daß Du alles richtig erhalten wirst; aber es hat freylich lange gedauert, daß Du nach Nachrichten von uns hast aussehen müssen. Die Nachrichten, welche Dir die Mutter über <span class="index-1393 tp-30499 ">Karls</span> <span class="index-1392 tp-43148 ">Verbindung</span> mittheilt, werden Dich sehr interessiren. Ich muß gestehen, daß es mir sehr leid thut, daß ich nicht sogleich ein 50 <span class="notice-20950 ">r</span>. anlegen kann, um mit den Meinigen im Sommer eine Reise nach <span class="index-173 tp-30501 ">Hannover</span> zu machen, und ein Zeuge des Glücks <span class="index-1393 tp-30500 ">meines Bruders</span> zu seyn, das ich ihm so lange gegönnt habe, und daß ihm nun alle die Bitterkeiten versüßen wird, die er einen geraumen Zeitraum hindurch hat erfahren müssen. Was meine zu hoffende Superintendentur betrifft, so ist es damit noch nicht so weit. Es ist jetzt keine vacant als <span class="index-5238 tp-43149 ">Stolzenau</span>, und es ist mir gesteckt worden, daß ich darum anhalten möchte. Nach den genauen Erkundigungen aber, die ich darüber eingezogen habe, und denen zu folge es eine äußerst geringe Verbesserung für mich seyn würde, daß es nicht der Kosten des Umziehens verlohnte, werde ich gewiß nicht darum anhalten, und werde mich äußerst verlegen fühlen, wenn man die Stelle mir anbieten sollte. Die jetzigen traurigen Aussichten in meinem Stande, da ich nothwendig eine Verbesserung suchen muß, und doch schwer<span class="notice-2961 ">[2]</span>lich mehr als eine kleine Verbesserung hoffen kann, bey der man eher weiter rückwärts als vorwärts kömmt, macht mich jetzt oft niedergeschlagen, und benimmt mir allen Muth zu aller nützlichen Anstrengung meiner Kräfte. Doch jeder hat ja seine Last zu tragen. Du willst nun auch bald Deine Carriere verändern. Ich urtheile nicht darüber, da ich Deine Gründe nicht kenne. Jedoch freue ich mich recht sehr der angenehmen Hoffnung, Dich <span class="offset-4 ">vielleicht</span> bald einmal zu sehen. Solltest Du Deine Reise über Hamburg machen und Dich einige Tage bey uns verweilen, so würde es mir eine außerordentliche Freude seyn; und <span class="index-2286 tp-30502 ">meine Frau</span> stimmt völlig in diese Versicherung mit ein. Ich glaube freylich, daß Du Dich über das Heranwachsen <span class="index-2113 tp-30503 index-3671 tp-30504 ">meiner Kinder</span> sehr verwundern würdest. Es sind gute Kinder, welche mir viel Freude machen. Und <span class="index-3671 tp-30505 ">Minchen</span> wird gewiß kein uninteressantes Mädchen werden, wenn noch mehrere Jahre hin sind. Was <span class="index-23 tp-43151 ">die Verbindung</span> betrifft, worüber meine Mutter einige Worte fallen läßt, so sage ich darüber nichts. Ich habe schon seit geraumer Zeit die bestimmtesten Nachrichten darüber aus Hamburg erhalten, die ich aber gänzlich dahin habe gestellt seyn lassen. Meine Mutter weiß es auch nicht von mir, sondern hat es in Hannover selbst erfahren. Die Zeit der politischen Zänkereyen ist hoffentlich bald vorüber; aber es wird ewig mein Grundsatz bleiben, was ein franz. General im <span class="index-6458 tp-43157 ">Bentheimischen</span> gesagt hat: <span class="family-courier ">Jʼestime les hommes, qui sont attaché a leur pays.</span> Wir glauben hier nun einer guten ruhigen Zeit entgegensehen zu können; die hier verbreiteten Friedensgerüchte, die sich jetzt fast schon in zuverlässige Nachrichten verwandeln, werden Dir nicht weniger als mir bekannt seyn. Ein kleines Ungemach vom Kriege fiel vor Kurzem auch uns zu, der Durchmarsch des englischen Emigrantencorps, welches hier aber im Ganzen das beste Lob wegen seines guten Betragens zurückgelassen hat. Die Einquartirung war so stark, daß alle Freyhäuser, und auch wir Geistliche uns dazu verstehen mußten. Wir bekamen zwey Officiere, unter denen der jüngere sich sehr zu uns hielt, ein liebenswürdiger Mann von einer der ersten Familien, <span class="notice-2962 ">[3]</span> und naher Verwandter von einem Mann, der mir im höchsten Grade interessant <span class="offset-4 ">gewesen</span> ist. Es war wirklich sehr angenehm, daß lebhafte und bunte Gewimmel von größtentheils sehr gebildeten Leuten in dem sonst so stillen <span class="index-2755 tp-43152 ">Harburg</span> anzusehen.<br>Deine litterarischen Commissionen an <span class="index-8 tp-30507 ">Fritz</span> glaubte ich nicht besser bestellen zu können, als wenn ich in <span class="index-173 tp-43153 index-1393 tp-43156 index-264 tp-43155 ">Hannover</span> bat, ihm Deinen Brief sogleich zukommen zu lassen, welches auch geschehen ist. <span class="cite tp-46503 ">Ich bin sehr begierig auf </span><span class="cite tp-46503 index-1038 tp-43158 index-4781 tp-30509 index-88 tp-30508 ">Schillers</span><span class="cite tp-46503 index-1038 tp-43158 index-4781 tp-30509 "> Thalia</span><span class="cite tp-46503 ">, und habe mich sehr gefreut, </span><span class="cite tp-46503 index-6459 tp-43159 ">Deinen Namen unter den Mitarbeitern angeführt zu finden</span>. Wir haben sie schon längst auf hiesigem Postcomtoire bestellt, haben sie aber noch nicht erhalten können. Der Plan ist vortrefflich, und bezieht sich auf ein wichtiges Bedürfniß unsrer Zeit; und wenn sich nicht solche Männer vor den Rieß stellen, so ist der einreißenden Barbarey nicht mehr zu steuern. A propos, hast Du <span class="index-1272 tp-30511 index-2756 tp-30510 ">Jacobis</span><span class="index-2756 tp-30510 "> Woldemar</span> noch nicht gelesen? Es ist eins der ersten Meisterstücke unsrer Litteratur. Und dieses Meisterstück scheint äußerst geringe Sensation zu machen und wenige Leser zu finden. <span class="index-5240 tp-30521 index-255 tp-30512 ">Des Vaters</span><span class="index-5240 tp-30521 "> Lebensbeschreibung</span> ist nun in <span class="index-5239 tp-30520 index-1697 tp-30519 ">Schlichtegrolls</span><span class="index-5239 tp-30520 "> Nekrolog</span> abgedruckt, fast ganz nach meinem eingeschickten Aufsatz, aber leider mit Einschiebseln, die mir im höchsten Grade ärgerlich sind. Sein poetisches Verdienst wird sehr unbillig behandelt, und ihm kaum etwas dichterisches Talent eingeräumt. Auch in Absicht seines moralischen Charakters kömmt eine mir sehr verdrießliche und gewiß sehr unbillige Stelle vor. Ich war Willens, eine Erklärung darüber in <span class="index-1192 tp-74114 ">die Litterat. 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Der Deinige, Moriz Schlegel.<br><span class="notice-2963 ">[4]</span> <span class="family-courier ">A Monsieur</span><br><span class="family-courier ">Guillaume Schlegel</span>,<br><span class="family-courier ">chez </span><span class="family-courier index-2716 tp-30517 ">M</span><span class="index-2716 tp-30517 family-courier offset-4 underline-1 ">r</span><span class="index-2716 tp-30517 family-courier "> de </span><span class="index-2716 tp-30517 family-courier underline-1 ">Muilmann</span><br><span class="family-courier ">à</span><br><span class="index-1378 tp-30516 family-courier ">Amsterdam</span><span class="family-courier ">.</span>' $isaprint = false $isnewtranslation = true $statemsg = 'betamsg23' $cittitle = 'www.august-wilhelm-schlegel.de/briefedigital/briefid/2124' $description = 'Karl August Moritz Schlegel an August Wilhelm von Schlegel am 16.04.1795, Harburg, Elbe, Amsterdam' $adressatort = 'Amsterdam <a class="gndmetadata" target="_blank" href="http://d-nb.info/gnd/4001783-7">GND</a>' $absendeort = 'Harburg, Elbe <a class="gndmetadata" target="_blank" href="http://d-nb.info/gnd/4094727-0">GND</a>' $date = '16.04.1795' $adressat = array() $adrCitation = 'August Wilhelm von Schlegel' $absender = array( (int) 787 => array( 'ID' => '787', 'project' => '1', 'timecreate' => '2013-01-15 11:40:47', 'timelastchg' => '2017-12-21 16:02:39', 'key' => 'AWS-ap-000t', 'docTyp' => array( 'name' => 'Person', 'id' => '39' ), '39_name' => 'Schlegel, Karl August Moritz', '39_geschlecht' => 'm', '39_gebdatum' => '1756-09-26', '39_toddatum' => '1826-01-29', '39_lebenwirken' => 'Theologe, Publizist Karl August Moritz Schlegel studierte in Göttingen Theologie und war anschließend als Hauslehrer in Mecklenburg, später als Gehilfe einer Pfarrei bei Bothfeld angestellt. 1790 kam er als Prediger nach Harburg, wechselte 1796 jedoch auf eine Predigerstelle nach Göttingen, wo er als Superintendent eingesetzt wurde. 1816 kehrte Schlegel als Generalsuperintendent nach Harburg zurück. 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Es war wirklich sehr angenehm, daß lebhafte und bunte Gewimmel von größtentheils sehr gebildeten Leuten in dem sonst so stillen <anchor type="b" n="2755" ana="10" xml:id="NidB43152"/>Harburg<anchor type="e" n="2755" ana="10" xml:id="NidE43152"/> anzusehen.<lb/>Deine litterarischen Commissionen an <anchor type="b" n="8" ana="11" xml:id="NidB30507"/>Fritz<anchor type="e" n="8" ana="11" xml:id="NidE30507"/> glaubte ich nicht besser bestellen zu können, als wenn ich in <anchor type="b" n="173" ana="10" xml:id="NidB43153"/><anchor type="b" n="1393" ana="11" xml:id="NidB43156"/><anchor type="b" n="264" ana="11" xml:id="NidB43155"/>Hannover<anchor type="e" n="264" ana="11" xml:id="NidE43155"/><anchor type="e" n="1393" ana="11" xml:id="NidE43156"/><anchor type="e" n="173" ana="10" xml:id="NidE43153"/> bat, ihm Deinen Brief sogleich zukommen zu lassen, welches auch geschehen ist. <anchor type="b" n="6716" ana="16" xml:id="NidB46503"/>Ich bin sehr begierig auf <anchor type="b" n="1038" ana="13" xml:id="NidB43158"/><anchor type="b" n="4781" ana="13" xml:id="NidB30509"/><anchor type="b" n="88" ana="11" xml:id="NidB30508"/>Schillers<anchor type="e" n="88" ana="11" xml:id="NidE30508"/> Thalia<anchor type="e" n="4781" ana="13" xml:id="NidE30509"/><anchor type="e" n="1038" ana="13" xml:id="NidE43158"/>, und habe mich sehr gefreut, <anchor type="b" n="6459" ana="12" xml:id="NidB43159"/>Deinen Namen unter den Mitarbeitern angeführt zu finden<anchor type="e" n="6459" ana="12" xml:id="NidE43159"/><anchor type="e" n="6716" ana="16" xml:id="NidE46503"/>. Wir haben sie schon längst auf hiesigem Postcomtoire bestellt, haben sie aber noch nicht erhalten können. Der Plan ist vortrefflich, und bezieht sich auf ein wichtiges Bedürfniß unsrer Zeit; und wenn sich nicht solche Männer vor den Rieß stellen, so ist der einreißenden Barbarey nicht mehr zu steuern. A propos, hast Du <anchor type="b" n="2756" ana="12" xml:id="NidB30510"/><anchor type="b" n="1272" ana="11" xml:id="NidB30511"/>Jacobis<anchor type="e" n="1272" ana="11" xml:id="NidE30511"/> Woldemar<anchor type="e" n="2756" ana="12" xml:id="NidE30510"/> noch nicht gelesen? Es ist eins der ersten Meisterstücke unsrer Litteratur. Und dieses Meisterstück scheint äußerst geringe Sensation zu machen und wenige Leser zu finden. <anchor type="b" n="5240" ana="12" xml:id="NidB30521"/><anchor type="b" n="255" ana="11" xml:id="NidB30512"/>Des Vaters<anchor type="e" n="255" ana="11" xml:id="NidE30512"/> Lebensbeschreibung<anchor type="e" n="5240" ana="12" xml:id="NidE30521"/> ist nun in <anchor type="b" n="5239" ana="13" xml:id="NidB30520"/><anchor type="b" n="1697" ana="11" xml:id="NidB30519"/>Schlichtegrolls<anchor type="e" n="1697" ana="11" xml:id="NidE30519"/> Nekrolog<anchor type="e" n="5239" ana="13" xml:id="NidE30520"/> abgedruckt, fast ganz nach meinem eingeschickten Aufsatz, aber leider mit Einschiebseln, die mir im höchsten Grade ärgerlich sind. Sein poetisches Verdienst wird sehr unbillig behandelt, und ihm kaum etwas dichterisches Talent eingeräumt. Auch in Absicht seines moralischen Charakters kömmt eine mir sehr verdrießliche und gewiß sehr unbillige Stelle vor. Ich war Willens, eine Erklärung darüber in <anchor type="b" n="1192" ana="13" xml:id="NidB74114"/>die Litterat. Zeitung<anchor type="e" n="1192" ana="13" xml:id="NidE74114"/> einrücken zu lassen, weil es vielen bekannt ist, daß diese Lebensbeschreibung im Ganzen von mir herrührt; aber <anchor type="b" n="1393" ana="11" xml:id="NidB30514"/><anchor type="b" n="264" ana="11" xml:id="NidB30513"/>unsre Familie in Hannover<anchor type="e" n="264" ana="11" xml:id="NidE30513"/><anchor type="e" n="1393" ana="11" xml:id="NidE30514"/> widerräth es mir. Und freylich kömmt nicht leicht etwas mehr als unangenehme und unnütze Zänkerey dabey heraus. Der erste Band <anchor type="b" n="5237" ana="12" xml:id="NidB30515"/>meiner populären Betrachtungen<anchor type="e" n="5237" ana="12" xml:id="NidE30515"/> ist auch sehr ungünstig vom jenem dictatorischen Tribunal beurtheilt worden, welches mich freylich sehr gekränkt hat. Ich habe jedoch die Satisfaction gehabt, daß diese Recension allgemein, und insbesondre von mehreren von mir verehrten Gelehrten sehr gemisbilligt worden ist. <anchor type="b" n="6716" ana="16" xml:id="NidB44883"/>Lebe tausendmal wohl, lieber Bruder, und gieb uns recht oft gute Nachrichten von Dir<anchor type="e" n="6716" ana="16" xml:id="NidE44883"/>, bis wir die Freude haben, Dich wiederzusehen. <anchor type="b" n="2755" ana="10" xml:id="NidB30518"/>Harburg<anchor type="e" n="2755" ana="10" xml:id="NidE30518"/> d. 16. Apr. 95. 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[1] Liebster Bruder,
Daß mir Dein Brief sehr große Freude verursachte, nach so langem sehnlichen Warten auf Nachrichten von Dir, darf ich Dir nicht erst versichern. Es gieng mir nahe, daß ich ihn erst so spät erhielt, und ihn also nicht gleich mit dem retournirenden Postschiffe beantworten konnte. Auch seitdem habe ich eine Gelegenheit ungenutzt vorüber gehen lassen müssen, welche erst so kurze Zeit vorher von dem Holländischen Postcomtoir in Hamburg bekannt gemacht wurde. Aber nun erhältst Du auch zugleich einen Brief von der Mutter, der ich Deinen Brief sogleich zugeschickt habe, da sie unstreitig das nächste Recht daran hatte. Ich hoffe, daß Du alles richtig erhalten wirst; aber es hat freylich lange gedauert, daß Du nach Nachrichten von uns hast aussehen müssen. Die Nachrichten, welche Dir die Mutter über Karls Verbindung mittheilt, werden Dich sehr interessiren. Ich muß gestehen, daß es mir sehr leid thut, daß ich nicht sogleich ein 50 r. anlegen kann, um mit den Meinigen im Sommer eine Reise nach Hannover zu machen, und ein Zeuge des Glücks meines Bruders zu seyn, das ich ihm so lange gegönnt habe, und daß ihm nun alle die Bitterkeiten versüßen wird, die er einen geraumen Zeitraum hindurch hat erfahren müssen. Was meine zu hoffende Superintendentur betrifft, so ist es damit noch nicht so weit. Es ist jetzt keine vacant als Stolzenau, und es ist mir gesteckt worden, daß ich darum anhalten möchte. Nach den genauen Erkundigungen aber, die ich darüber eingezogen habe, und denen zu folge es eine äußerst geringe Verbesserung für mich seyn würde, daß es nicht der Kosten des Umziehens verlohnte, werde ich gewiß nicht darum anhalten, und werde mich äußerst verlegen fühlen, wenn man die Stelle mir anbieten sollte. Die jetzigen traurigen Aussichten in meinem Stande, da ich nothwendig eine Verbesserung suchen muß, und doch schwer[2]lich mehr als eine kleine Verbesserung hoffen kann, bey der man eher weiter rückwärts als vorwärts kömmt, macht mich jetzt oft niedergeschlagen, und benimmt mir allen Muth zu aller nützlichen Anstrengung meiner Kräfte. Doch jeder hat ja seine Last zu tragen. Du willst nun auch bald Deine Carriere verändern. Ich urtheile nicht darüber, da ich Deine Gründe nicht kenne. Jedoch freue ich mich recht sehr der angenehmen Hoffnung, Dich vielleicht bald einmal zu sehen. Solltest Du Deine Reise über Hamburg machen und Dich einige Tage bey uns verweilen, so würde es mir eine außerordentliche Freude seyn; und meine Frau stimmt völlig in diese Versicherung mit ein. Ich glaube freylich, daß Du Dich über das Heranwachsen meiner Kinder sehr verwundern würdest. Es sind gute Kinder, welche mir viel Freude machen. Und Minchen wird gewiß kein uninteressantes Mädchen werden, wenn noch mehrere Jahre hin sind. Was die Verbindung betrifft, worüber meine Mutter einige Worte fallen läßt, so sage ich darüber nichts. Ich habe schon seit geraumer Zeit die bestimmtesten Nachrichten darüber aus Hamburg erhalten, die ich aber gänzlich dahin habe gestellt seyn lassen. Meine Mutter weiß es auch nicht von mir, sondern hat es in Hannover selbst erfahren. Die Zeit der politischen Zänkereyen ist hoffentlich bald vorüber; aber es wird ewig mein Grundsatz bleiben, was ein franz. General im Bentheimischen gesagt hat: Jʼestime les hommes, qui sont attaché a leur pays. Wir glauben hier nun einer guten ruhigen Zeit entgegensehen zu können; die hier verbreiteten Friedensgerüchte, die sich jetzt fast schon in zuverlässige Nachrichten verwandeln, werden Dir nicht weniger als mir bekannt seyn. Ein kleines Ungemach vom Kriege fiel vor Kurzem auch uns zu, der Durchmarsch des englischen Emigrantencorps, welches hier aber im Ganzen das beste Lob wegen seines guten Betragens zurückgelassen hat. Die Einquartirung war so stark, daß alle Freyhäuser, und auch wir Geistliche uns dazu verstehen mußten. Wir bekamen zwey Officiere, unter denen der jüngere sich sehr zu uns hielt, ein liebenswürdiger Mann von einer der ersten Familien, [3] und naher Verwandter von einem Mann, der mir im höchsten Grade interessant gewesen ist. Es war wirklich sehr angenehm, daß lebhafte und bunte Gewimmel von größtentheils sehr gebildeten Leuten in dem sonst so stillen Harburg anzusehen.
Deine litterarischen Commissionen an Fritz glaubte ich nicht besser bestellen zu können, als wenn ich in Hannover bat, ihm Deinen Brief sogleich zukommen zu lassen, welches auch geschehen ist. Ich bin sehr begierig auf Schillers Thalia, und habe mich sehr gefreut, Deinen Namen unter den Mitarbeitern angeführt zu finden. Wir haben sie schon längst auf hiesigem Postcomtoire bestellt, haben sie aber noch nicht erhalten können. Der Plan ist vortrefflich, und bezieht sich auf ein wichtiges Bedürfniß unsrer Zeit; und wenn sich nicht solche Männer vor den Rieß stellen, so ist der einreißenden Barbarey nicht mehr zu steuern. A propos, hast Du Jacobis Woldemar noch nicht gelesen? Es ist eins der ersten Meisterstücke unsrer Litteratur. Und dieses Meisterstück scheint äußerst geringe Sensation zu machen und wenige Leser zu finden. Des Vaters Lebensbeschreibung ist nun in Schlichtegrolls Nekrolog abgedruckt, fast ganz nach meinem eingeschickten Aufsatz, aber leider mit Einschiebseln, die mir im höchsten Grade ärgerlich sind. Sein poetisches Verdienst wird sehr unbillig behandelt, und ihm kaum etwas dichterisches Talent eingeräumt. Auch in Absicht seines moralischen Charakters kömmt eine mir sehr verdrießliche und gewiß sehr unbillige Stelle vor. Ich war Willens, eine Erklärung darüber in die Litterat. Zeitung einrücken zu lassen, weil es vielen bekannt ist, daß diese Lebensbeschreibung im Ganzen von mir herrührt; aber unsre Familie in Hannover widerräth es mir. Und freylich kömmt nicht leicht etwas mehr als unangenehme und unnütze Zänkerey dabey heraus. Der erste Band meiner populären Betrachtungen ist auch sehr ungünstig vom jenem dictatorischen Tribunal beurtheilt worden, welches mich freylich sehr gekränkt hat. Ich habe jedoch die Satisfaction gehabt, daß diese Recension allgemein, und insbesondre von mehreren von mir verehrten Gelehrten sehr gemisbilligt worden ist. Lebe tausendmal wohl, lieber Bruder, und gieb uns recht oft gute Nachrichten von Dir, bis wir die Freude haben, Dich wiederzusehen. Harburg d. 16. Apr. 95. Der Deinige, Moriz Schlegel.
[4] A Monsieur
Guillaume Schlegel,
chez Mr de Muilmann
à
Amsterdam.
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[4] A Monsieur
Guillaume Schlegel,
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à
Amsterdam.