• Amalie Wolper to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Lingen (Ems) · Place of Destination: Bonn · Date: 23.03.1840
Edition Status: Newly transcribed and labelled; double collated
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Amalie Wolper
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Lingen (Ems)
  • Place of Destination: Bonn
  • Date: 23.03.1840
  • Notations: Empfangsort erschlossen.
    Manuscript
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: DE-1a-34336
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.29,Nr.61
  • Number of Pages: 3S. auf Doppelbl., hs. m. U.
  • Format: 21,5 x 13,7 cm
  • Incipit: „[1] Lingen den 23sten März
    1840.
    Geliebter Oheim!
    Wenn gleich ich weiß, daß Ihnen bereits durch den Doctor Matthaei und meine Mutter angezeigt [...]“
    Language
  • German
    Editors
  • Bamberg, Claudia
  • Varwig, Olivia
  • Zeil, Sophia
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[1] Lingen den 23sten März
1840.
Geliebter Oheim!
Wenn gleich ich weiß, daß Ihnen bereits durch den Doctor Matthaei und meine Mutter angezeigt worden, daß mein unglücklicher Bruder am 9ten d. M. entschlafen ist, so bin ich es doch so gewohnt in dieser traurigen Angelegenheit an Sie zu schreiben, daß ich noch ein mal in Bezug darauf einige Zeilen an Sie richte. Der Ausspruch des Medicinalraths einer völligen Unheilbarkeit läßt es uns für den Dahingeschiedenen als eine Wohlthat und eine Gnade Gottes betrachten, daß er von allen seinen Leiden, für die es hienieden keine Besserung gab, erlös’t ist und Ruhe im Grabe gefunden hat. Dennoch erschütterte und schmerzte mich die Nachricht tief, doch senkte sich bald darauf eine lange entbehrte, wohlthuende Ruhe in mein [2] Herz, daß ich ihn nun nicht mehr in einem so schrecklichen Zustande auf dieser Welt weiß. Vom Anfange an hegte ich wenig Hoffnung auf einen günstigen Ausgang und diese trübe Ahnung hat sich leider! nur zu sehr zur Gewißheit bestätigt.
Nochmals, theuerster Oheim, muß ich Ihnen aber meinen innigsten und wärmsten Dank wiederholen für Ihre herzliche Theilnahme, Ihren Rath und Ihre thätigen Hülfleistungen, die Sie uns bei diesem schrecklichen Ereigniß in so reichem Maaß haben angedeihen lassen und wodurch uns allein einiger Trost ward. Wünschen Sie, daß Ihnen der Dr. Matthaei die Papiere, das Bürgerlehn betreffend, überschickt, oder sonst etwas, dann bitte ich, es mir nur anzuzeigen.
Meine gute Mutter wird übermorgen d. 25sten d. M. 83 Jahre alt. Ein hohes Alter, welches sie erreicht hat, leider ist es nur kein glückliches zu nennen. Mannichfache körperliche Beschwerden und Schwächen sind wohl bei so vorgerückten Jahren natürlich, doch ist sie grade in der letzten Zeit viel und schwer geprüft worden. Zwei rüstige Schwiegersöhne, im kräftigsten Mannesalter, sah [3] sie lange vor sich dahinscheiden, nun verliert sie den einzigen Sohn auf so traurige Weise, wegen meiner Schwester ist sie in steter Sorge und Angst und ich muß, durch Verhältnisse gezwungen, so entfernt von ihr leben! Vielleicht suche ich es möglich zu machen, sie diesen Sommer zu besuchen, was sie mit großer Sehnsucht wünscht, da ich nun noch die 6 Louisd’or, Ihr gütiges Geschenk, liegen habe.
Acht Tage vor Ostern, am Palmsonntag, wird Hermann confirmirt. Er soll noch mehrere Jahre Alles erlernen, was für Studirende erforderlich ist und ich will es dann auf das Urtheil der Lehrer ankommen lassen, ob er sich dazu qualificirt, sonst aber kann er sich dem Buchhandel widmen, wozu ja auch Sprachkenntnisse und eine allgemeine Bildung erforderlich ist. Körperlich ist er Gottlob! gesund und wird jetzt groß und stark, auch ist er im gewöhnlichen Leben gewandt und keinesweges einfältig. Er läßt Sie herzlich grüßen.
Mit den besten Wünschen für Ihr Wohlergehen, empfehle ich mich Ihrem ferneren gütigen Andenken.
Ihre
Sie aufrichtig liebende Nichte
Amalie Wolper.
[4] [leer]
[1] X.
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[1] Lingen den 23sten März
1840.
Geliebter Oheim!
Wenn gleich ich weiß, daß Ihnen bereits durch den Doctor Matthaei und meine Mutter angezeigt worden, daß mein unglücklicher Bruder am 9ten d. M. entschlafen ist, so bin ich es doch so gewohnt in dieser traurigen Angelegenheit an Sie zu schreiben, daß ich noch ein mal in Bezug darauf einige Zeilen an Sie richte. Der Ausspruch des Medicinalraths einer völligen Unheilbarkeit läßt es uns für den Dahingeschiedenen als eine Wohlthat und eine Gnade Gottes betrachten, daß er von allen seinen Leiden, für die es hienieden keine Besserung gab, erlös’t ist und Ruhe im Grabe gefunden hat. Dennoch erschütterte und schmerzte mich die Nachricht tief, doch senkte sich bald darauf eine lange entbehrte, wohlthuende Ruhe in mein [2] Herz, daß ich ihn nun nicht mehr in einem so schrecklichen Zustande auf dieser Welt weiß. Vom Anfange an hegte ich wenig Hoffnung auf einen günstigen Ausgang und diese trübe Ahnung hat sich leider! nur zu sehr zur Gewißheit bestätigt.
Nochmals, theuerster Oheim, muß ich Ihnen aber meinen innigsten und wärmsten Dank wiederholen für Ihre herzliche Theilnahme, Ihren Rath und Ihre thätigen Hülfleistungen, die Sie uns bei diesem schrecklichen Ereigniß in so reichem Maaß haben angedeihen lassen und wodurch uns allein einiger Trost ward. Wünschen Sie, daß Ihnen der Dr. Matthaei die Papiere, das Bürgerlehn betreffend, überschickt, oder sonst etwas, dann bitte ich, es mir nur anzuzeigen.
Meine gute Mutter wird übermorgen d. 25sten d. M. 83 Jahre alt. Ein hohes Alter, welches sie erreicht hat, leider ist es nur kein glückliches zu nennen. Mannichfache körperliche Beschwerden und Schwächen sind wohl bei so vorgerückten Jahren natürlich, doch ist sie grade in der letzten Zeit viel und schwer geprüft worden. Zwei rüstige Schwiegersöhne, im kräftigsten Mannesalter, sah [3] sie lange vor sich dahinscheiden, nun verliert sie den einzigen Sohn auf so traurige Weise, wegen meiner Schwester ist sie in steter Sorge und Angst und ich muß, durch Verhältnisse gezwungen, so entfernt von ihr leben! Vielleicht suche ich es möglich zu machen, sie diesen Sommer zu besuchen, was sie mit großer Sehnsucht wünscht, da ich nun noch die 6 Louisd’or, Ihr gütiges Geschenk, liegen habe.
Acht Tage vor Ostern, am Palmsonntag, wird Hermann confirmirt. Er soll noch mehrere Jahre Alles erlernen, was für Studirende erforderlich ist und ich will es dann auf das Urtheil der Lehrer ankommen lassen, ob er sich dazu qualificirt, sonst aber kann er sich dem Buchhandel widmen, wozu ja auch Sprachkenntnisse und eine allgemeine Bildung erforderlich ist. Körperlich ist er Gottlob! gesund und wird jetzt groß und stark, auch ist er im gewöhnlichen Leben gewandt und keinesweges einfältig. Er läßt Sie herzlich grüßen.
Mit den besten Wünschen für Ihr Wohlergehen, empfehle ich mich Ihrem ferneren gütigen Andenken.
Ihre
Sie aufrichtig liebende Nichte
Amalie Wolper.
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[1] X.
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