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Hermann habe sich immer lobenswerth betragen, sei besonders in den letzten 4 Jahren recht fleißig gewesen und habe merkliche Fortschritte gemacht, würde auch im Examen einmal gut bestehen, dennoch so wie die Verhältnisse jetzt in unserm Lande sind, könne man nur Denen rathen zu studiren, die entweder so viel Vermögen besitzen, um vielleicht noch 8–10 Jahre nach vollendeter Universitätszeit von eignen Mitteln leben können, oder die hohe und mächtige Gönner haben, die ihnen forthelfen, oder aber die so ausgezeichnete Anlagen und Kenntnisse besitzen, daß sie eine ganz außergewöhnliche Carrie<milestone unit="start" n="5327"/>[4]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="5327"/>re zu machen hoffen können. Von allen diesen Dingen war bei uns nichts der Fall, ich habe mich daher in die Nothwendigkeit gefügt, um nicht eigensinnig eine ein mal gefaßte Idee durchzusetzen, obwohl, ich gestehe es, mir es schwer und schmerzlich war, diesen lange gehegten Wunsch aufzugeben. Gott wird ja geben, daß Hermann auch in diesem Stande dereinst sein Glück und Fortkommen findet und etwas nützen kann und sehr würde es mich beruhigen und freuen, wenn Sie, bester Oheim, sich nicht ganz mißbilligend darüber äußerten. Da <anchor type="b" n="5130" ana="11" xml:id="NidB34646"/><hi rend="family:Courier">H.</hi><anchor type="e" n="5130" ana="11" xml:id="NidE34646"/> nun noch manche Privatstunden haben muß, besonders im Englischen, so erlauben Sie wohl, daß ich Ihr gütiges Geschenk dazu anwende, da <anchor type="b" n="2286" ana="11" xml:id="NidB68315"/>Mutter<anchor type="e" n="2286" ana="11" xml:id="NidE68315"/> nicht darauf dringt, daß ich in diesem Sommer die Reise nach <anchor type="b" n="2755" ana="10" xml:id="NidB34647"/>Harburg<anchor type="e" n="2755" ana="10" xml:id="NidE34647"/> machen soll. H. Sup. 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[1] Lingen d. 29sten Juni
1840.
Theuerster Oheim!
So gern ich Ihnen auch meldete, daß die Angelegenheiten, in Betreff meines verstorbenen Bruders nun endlich geordnet und Alles beseitigt sei, so ist mir dieses leider! doch noch nicht möglich. Ich erhielt vor einigen Tagen einen Brief von meiner Mutter, worin sie mir aufträgt, Sie herzlich zu grüßen und zu versichern, daß sobald Alles berichtigt sei, Sie Nachricht davon und auch die darauf bezüglichen Papiere, Berechnungen ect. zur Einsicht erhalten würden. Matthäi benimmt sich dabei wirklich recht schlecht und unredlich, sucht die Sache durch allerhand Einwendungen immer mehr in die Länge zu ziehen und verursacht meiner alten Mutter dadurch immer größere Kosten und neuen Verdruß. So unter andern verlangte er neulich Vollmachten von meiner Schwester und mir, daß wir [2] auf den Nachlaß unsers verstorbenen Bruders keinen Anspruch machten, der ja nur in einigen Büchern und halb abgetragenen Kleidungsstücken besteht und uns gar nicht zukommt, so lange die Mutter noch lebt. Fast posttäglich schickt er noch neue Berechnungen ein, theils für eigne Bemühungen, theils für andre Dinge, und die Summe beläuft sich schon über 400 Thaler. Dazu hat Mutter aus sichrer Quelle erfahren, daß er manchen Posten doppelt so hoch angeschrieben hat, wie er wirklich bezahlt ist und dergleichen mehr. Sie könnte ihn nun vielleicht verklagen, doch das würde zu vielen Weitläuftigkeiten und Untersuchungen führen, dazu ist meiner alten, schwachen Mutter durchaus nicht zu rathen, um so weniger, da M: als ein schlauer, gewandter Jurist geschildert wird, der kein Mittel scheut, um zu seinen Zwecken zu gelangen und sie vielleicht keinen Mann fände, der ihm gewachsen wäre, also doch den Kürzeren ziehen würde. Sie will nun ein Kapital kündigen, um ihn zu befriedigen, was ich auch für das Beste halte und dieses gleichsam als das Erbtheil für ihren unglücklichen Sohn betrachten. Doch nun genug hiervon, diese Sache wird ja auch zu Ende kommen und dann nach und nach verschmerzt und vergessen werden.
[3] In einigen meiner früheren Briefe habe ich schon davon Erwähnung gethan, daß mir jetzt die Wahl von Hermann’s künftigen Beruf so sehr am Herzen läge und so viele Sorge mache. So gern hätte ich Ihre Meinung und Ihren Rath darüber gehört, geliebtester Oheim, den ich als unbedingte Richtschnur angenommen haben würde, doch da Sie darüber schwiegen, so setzte ich voraus, daß Sie mir die Entscheidung allein überlassen wollten. Ich habe nun mit einigen der einsichtsvollsten Lehrer und H. Superintendent Jüngst mich darüber berathen und diese stimmen Alle dafür, ihn nicht studiren zu lassen, sondern ihn dem Buchhandel zu widmen, wozu er große Lust hat. Hermann habe sich immer lobenswerth betragen, sei besonders in den letzten 4 Jahren recht fleißig gewesen und habe merkliche Fortschritte gemacht, würde auch im Examen einmal gut bestehen, dennoch so wie die Verhältnisse jetzt in unserm Lande sind, könne man nur Denen rathen zu studiren, die entweder so viel Vermögen besitzen, um vielleicht noch 8–10 Jahre nach vollendeter Universitätszeit von eignen Mitteln leben können, oder die hohe und mächtige Gönner haben, die ihnen forthelfen, oder aber die so ausgezeichnete Anlagen und Kenntnisse besitzen, daß sie eine ganz außergewöhnliche Carrie[4]re zu machen hoffen können. Von allen diesen Dingen war bei uns nichts der Fall, ich habe mich daher in die Nothwendigkeit gefügt, um nicht eigensinnig eine ein mal gefaßte Idee durchzusetzen, obwohl, ich gestehe es, mir es schwer und schmerzlich war, diesen lange gehegten Wunsch aufzugeben. Gott wird ja geben, daß Hermann auch in diesem Stande dereinst sein Glück und Fortkommen findet und etwas nützen kann und sehr würde es mich beruhigen und freuen, wenn Sie, bester Oheim, sich nicht ganz mißbilligend darüber äußerten. Da H. nun noch manche Privatstunden haben muß, besonders im Englischen, so erlauben Sie wohl, daß ich Ihr gütiges Geschenk dazu anwende, da Mutter nicht darauf dringt, daß ich in diesem Sommer die Reise nach Harburg machen soll. H. Sup. Jüngst, der jetzt in Hannover ist, will sich danach umhören, ob H. vielleicht nächsten Ostern in einer guten Buchhandlung unterkommen kann, auch werde ich mich in Hamburg danach erkundigen. Sobald etwas entschieden ist, theile ich es Ihnen mit.
Mit Ihrem Befinden, lieber Oheim, geht es hoffentlich so gut, wie ich es von Herzen wünsche. Leben Sie recht wohl und erhalten Sie mir Ihr so schätzbares Wohlwollen.
Ihre
Sie aufrichtig liebende Nichte
Amalie Wolper.
1840.
Theuerster Oheim!
So gern ich Ihnen auch meldete, daß die Angelegenheiten, in Betreff meines verstorbenen Bruders nun endlich geordnet und Alles beseitigt sei, so ist mir dieses leider! doch noch nicht möglich. Ich erhielt vor einigen Tagen einen Brief von meiner Mutter, worin sie mir aufträgt, Sie herzlich zu grüßen und zu versichern, daß sobald Alles berichtigt sei, Sie Nachricht davon und auch die darauf bezüglichen Papiere, Berechnungen ect. zur Einsicht erhalten würden. Matthäi benimmt sich dabei wirklich recht schlecht und unredlich, sucht die Sache durch allerhand Einwendungen immer mehr in die Länge zu ziehen und verursacht meiner alten Mutter dadurch immer größere Kosten und neuen Verdruß. So unter andern verlangte er neulich Vollmachten von meiner Schwester und mir, daß wir [2] auf den Nachlaß unsers verstorbenen Bruders keinen Anspruch machten, der ja nur in einigen Büchern und halb abgetragenen Kleidungsstücken besteht und uns gar nicht zukommt, so lange die Mutter noch lebt. Fast posttäglich schickt er noch neue Berechnungen ein, theils für eigne Bemühungen, theils für andre Dinge, und die Summe beläuft sich schon über 400 Thaler. Dazu hat Mutter aus sichrer Quelle erfahren, daß er manchen Posten doppelt so hoch angeschrieben hat, wie er wirklich bezahlt ist und dergleichen mehr. Sie könnte ihn nun vielleicht verklagen, doch das würde zu vielen Weitläuftigkeiten und Untersuchungen führen, dazu ist meiner alten, schwachen Mutter durchaus nicht zu rathen, um so weniger, da M: als ein schlauer, gewandter Jurist geschildert wird, der kein Mittel scheut, um zu seinen Zwecken zu gelangen und sie vielleicht keinen Mann fände, der ihm gewachsen wäre, also doch den Kürzeren ziehen würde. Sie will nun ein Kapital kündigen, um ihn zu befriedigen, was ich auch für das Beste halte und dieses gleichsam als das Erbtheil für ihren unglücklichen Sohn betrachten. Doch nun genug hiervon, diese Sache wird ja auch zu Ende kommen und dann nach und nach verschmerzt und vergessen werden.
[3] In einigen meiner früheren Briefe habe ich schon davon Erwähnung gethan, daß mir jetzt die Wahl von Hermann’s künftigen Beruf so sehr am Herzen läge und so viele Sorge mache. So gern hätte ich Ihre Meinung und Ihren Rath darüber gehört, geliebtester Oheim, den ich als unbedingte Richtschnur angenommen haben würde, doch da Sie darüber schwiegen, so setzte ich voraus, daß Sie mir die Entscheidung allein überlassen wollten. Ich habe nun mit einigen der einsichtsvollsten Lehrer und H. Superintendent Jüngst mich darüber berathen und diese stimmen Alle dafür, ihn nicht studiren zu lassen, sondern ihn dem Buchhandel zu widmen, wozu er große Lust hat. Hermann habe sich immer lobenswerth betragen, sei besonders in den letzten 4 Jahren recht fleißig gewesen und habe merkliche Fortschritte gemacht, würde auch im Examen einmal gut bestehen, dennoch so wie die Verhältnisse jetzt in unserm Lande sind, könne man nur Denen rathen zu studiren, die entweder so viel Vermögen besitzen, um vielleicht noch 8–10 Jahre nach vollendeter Universitätszeit von eignen Mitteln leben können, oder die hohe und mächtige Gönner haben, die ihnen forthelfen, oder aber die so ausgezeichnete Anlagen und Kenntnisse besitzen, daß sie eine ganz außergewöhnliche Carrie[4]re zu machen hoffen können. Von allen diesen Dingen war bei uns nichts der Fall, ich habe mich daher in die Nothwendigkeit gefügt, um nicht eigensinnig eine ein mal gefaßte Idee durchzusetzen, obwohl, ich gestehe es, mir es schwer und schmerzlich war, diesen lange gehegten Wunsch aufzugeben. Gott wird ja geben, daß Hermann auch in diesem Stande dereinst sein Glück und Fortkommen findet und etwas nützen kann und sehr würde es mich beruhigen und freuen, wenn Sie, bester Oheim, sich nicht ganz mißbilligend darüber äußerten. Da H. nun noch manche Privatstunden haben muß, besonders im Englischen, so erlauben Sie wohl, daß ich Ihr gütiges Geschenk dazu anwende, da Mutter nicht darauf dringt, daß ich in diesem Sommer die Reise nach Harburg machen soll. H. Sup. Jüngst, der jetzt in Hannover ist, will sich danach umhören, ob H. vielleicht nächsten Ostern in einer guten Buchhandlung unterkommen kann, auch werde ich mich in Hamburg danach erkundigen. Sobald etwas entschieden ist, theile ich es Ihnen mit.
Mit Ihrem Befinden, lieber Oheim, geht es hoffentlich so gut, wie ich es von Herzen wünsche. Leben Sie recht wohl und erhalten Sie mir Ihr so schätzbares Wohlwollen.
Ihre
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Amalie Wolper.