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Indessen hoffe ich die Zeit wird kommen, sich für alles zu entschädigen, und sich mit <anchor type="b" n="188" ana="11" xml:id="NidB13696"/><anchor type="b" n="176" ana="11" xml:id="NidB13697"/>den Freunden<anchor type="e" n="176" ana="11" xml:id="NidE13697"/><anchor type="e" n="188" ana="11" xml:id="NidE13696"/> in <anchor type="b" n="15" ana="10" xml:id="NidB13680"/>Berlin<anchor type="e" n="15" ana="10" xml:id="NidE13680"/> bey voller Muße über alles zu besprechen. Es ist seit einigen Wochen eine Art von Stillstand in den Begebenheiten eingetreten, aber ich denke es wird bald wieder zu entscheidenden Schlägen kommen. Unsere Feldherrn zeichnet eben so sehr geduldige Vorsicht und Klugheit aus, als der rasche Entschluß, wenn die Zeit dazu da ist.<lb/>Ich habe noch nicht erfahren können, ob <anchor type="b" n="2277" ana="12" xml:id="NidB13690"/>meine Antidania<anchor type="e" n="2277" ana="12" xml:id="NidE13690"/>, die unverdienter Weise von Ihrer Censur verhaftet worden ist, wirklich losgegeben worden. Es ist nicht billig, daß man mir in meinem PrivatKriege mit <anchor type="b" n="2278" ana="11" xml:id="NidB13691"/>dem Könige von Dänemark<anchor type="e" n="2278" ana="11" xml:id="NidE13691"/> die Hände bindet. Er hat <anchor type="b" n="98" ana="10" xml:id="NidB13682"/>Hamburg<anchor type="e" n="98" ana="10" xml:id="NidE13682"/> besetzt, und <anchor type="b" n="1165" ana="11" xml:id="NidB13683"/>meinen Freund Baudissin<anchor type="e" n="1165" ana="11" xml:id="NidE13683"/> ins Gefängniß gesteckt: ohne vollkommne Genugthuung werde ich niemals Frieden mit ihm schließen. Der Plan, diese Monarchie zu vertheilen, ist übrigens alt: <anchor type="b" n="3822" ana="12" xml:id="NidB71065"/>Don Quixote<anchor type="e" n="3822" ana="12" xml:id="NidE71065"/> hatte schon in Ermangelung einer Insel, dem Sancho Pansa eins von den Königreichen Dänemark oder Sobradisa zugedacht.<lb/>Sie könnten mir eine große Gefälligkeit erweisen. <anchor type="b" n="8" ana="11" xml:id="NidB13685"/>Mein Bruder<anchor type="e" n="8" ana="11" xml:id="NidE13685"/> in <anchor type="b" n="16" ana="10" xml:id="NidB13686"/>Wien<anchor type="e" n="16" ana="10" xml:id="NidE13686"/> steht für mich in Handel wegen <anchor type="b" n="194" ana="12" xml:id="NidB13693"/>eines kostbaren Manuscripts<anchor type="e" n="194" ana="12" xml:id="NidE13693"/>, wofür 100 Ducaten gefodert werden, das man aber hoffentlich wohlfeiler abläßt. Könnten Sie nicht eine Anstalt in Wien treffen, daß der Kaufpreis, den mein Bruder nicht wohl vorschießen kann, auf Ihre Rechnung gezahlt würde, wenn der Fall eintritt? Ich habe einen Creditbrief auf <anchor type="b" n="5496" ana="11" xml:id="NidB40644"/>Schicklers<anchor type="e" n="5496" ana="11" xml:id="NidE40644"/>, vermöge dessen, Sie die Summe sogleich wieder gezahlt bekämen.<lb/>Dürfte ich Sie auch um Besorgung des inliegenden Briefes nach der Schweiz über <anchor type="b" n="16" ana="10" xml:id="NidB40645"/>Wien<anchor type="e" n="16" ana="10" xml:id="NidE40645"/> bitten? Er müßte aber dort frankirt werden. Es liegt mir an der schleunigen Besorgung.<lb/>Bezeugen Sie <anchor type="b" n="269" ana="11" xml:id="NidB13689"/>HE. Wolf<anchor type="e" n="269" ana="11" xml:id="NidE13689"/> meine Verehrung. Seine günstige Äußerung über mich war mir bey meiner Entfernung von Deutschland entgangen. Es ist ein Beweis liberaler Gesinnung von einem so großen Gelehrten, die Arbeiten solcher Dilettanten wie ich bin, über die Classiker, zu schätzen. Ich hätte wohl Lust, die Geschichte des griechischen Theaters, insbesondre die der Komödie nach den vorhandnen Fragmenten ausführlicher zu bearbeiten.<lb/>Leben Sie tausendmal wohl, und grüßen Sie die <anchor type="b" n="15" ana="10" xml:id="NidB40647"/>Berlinischen<anchor type="e" n="15" ana="10" xml:id="NidE40647"/> Freunde, die sich meiner erinnern.<lb/>Der Ihrige<lb/>Schlegel', '36_datengeber' => 'Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek', '36_purl' => '335973167', '36_briefid' => '335973167_AWSanHitzig_30091813', '36_absenderort' => array( (int) 0 => array( [maximum depth reached] ) ), '36_datumvon' => '1813-09-30', '36_absender' => array( (int) 0 => array( [maximum depth reached] ) ), '36_adressat' => array( (int) 0 => array( [maximum depth reached] ) ), '36_leitd' => 'Krisenjahre der Frühromantik. Briefe aus dem Schlegelkreis. Hg. v. Josef Körner. Bd. 2. Der Texte zweite Hälfte. 1809‒1844. 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Ich bin mit der Antwort auf Ihren Brief vom 31sten Aug. in Ihrer Schuld, Sie müssen nicht so genau mit mir rechnen: bey dem beständigen Wechsel des Aufenthalts und der zerstreuenden Unruhe des Lagerlebens versäumt man gar manches. Hier haben wir ein paar Wochen in großer Ruhe zugebracht, aber ich war sonst sehr beschäftigt. Es hat mir sehr leid gethan, in <span class="index-2275 tp-13673 ">Potsdam</span> zu erfahren, daß Sie mich dort verfehlt hatten. Ihren Wunsch, wegen <span class="index-2279 tp-13692 ">der Übersetzung </span><span class="index-2279 tp-13692 index-339 tp-40643 ">des Werkes über Deutschland</span>, habe ich längst erfüllt. Da aber die Briefe, bey dem großen Umwege, den sie nach England nehmen müssen, allerley Zufälligkeiten unterworfen sind, so lege ich ein Briefchen an <span class="index-222 tp-13675 ">Frau von Stael</span>, desselben Inhalts bey, und bitte Sie solches nur mit einer Oblate versiegelt an Ihren Correspondenten in <span class="index-292 tp-13676 ">London</span> zu befördern. Die Adresse habe ich bloß der leichteren Nachfrage wegen darauf gesetzt, denn Frau von Stael ist jetzt auf dem Lande in <span class="index-2276 tp-13677 ">Richmond</span>. <span class="index-2280 tp-13694 ">Der Londoner Buchhändler</span> findet es nicht vortheilhaft, <span class="index-339 tp-13695 ">das Original</span> erscheinen zu lassen während alle Welt auf dem Lande zerstreut ist. Die Erscheinung bleibt also bis zum Schlusse Novembers ausgesetzt. Dieß wird für die gewiß nicht leichte Übersetzung um so mehr Muße gewähren, wenn man nur den Buchhändler bewegen kann mit den einzelnen Bänden herauszurücken.<br>Wenn Sie ein Exemplar <span class="index-929 tp-13678 ">meiner </span><span class="index-929 tp-13678 slant-italic ">Comparaison de la Phèdre de Racine</span> auftreiben können, so bitte ich Sie, solches an <span class="index-222 tp-40646 ">Frau von Stael</span> zu senden, wir möchten diese kleine Schrift dort wieder drucken lassen.<br>Mit meinem Verfehlen <span class="index-43 tp-13679 ">Schleiermachers</span>, das ist eine wahrhaft tragische Geschichte. Indessen hoffe ich die Zeit wird kommen, sich für alles zu entschädigen, und sich mit <span class="index-188 tp-13696 index-176 tp-13697 ">den Freunden</span> in <span class="index-15 tp-13680 ">Berlin</span> bey voller Muße über alles zu besprechen. Es ist seit einigen Wochen eine Art von Stillstand in den Begebenheiten eingetreten, aber ich denke es wird bald wieder zu entscheidenden Schlägen kommen. Unsere Feldherrn zeichnet eben so sehr geduldige Vorsicht und Klugheit aus, als der rasche Entschluß, wenn die Zeit dazu da ist.<br>Ich habe noch nicht erfahren können, ob <span class="index-2277 tp-13690 ">meine Antidania</span>, die unverdienter Weise von Ihrer Censur verhaftet worden ist, wirklich losgegeben worden. Es ist nicht billig, daß man mir in meinem PrivatKriege mit <span class="index-2278 tp-13691 ">dem Könige von Dänemark</span> die Hände bindet. Er hat <span class="index-98 tp-13682 ">Hamburg</span> besetzt, und <span class="index-1165 tp-13683 ">meinen Freund Baudissin</span> ins Gefängniß gesteckt: ohne vollkommne Genugthuung werde ich niemals Frieden mit ihm schließen. Der Plan, diese Monarchie zu vertheilen, ist übrigens alt: <span class="index-3822 tp-71065 ">Don Quixote</span> hatte schon in Ermangelung einer Insel, dem Sancho Pansa eins von den Königreichen Dänemark oder Sobradisa zugedacht.<br>Sie könnten mir eine große Gefälligkeit erweisen. <span class="index-8 tp-13685 ">Mein Bruder</span> in <span class="index-16 tp-13686 ">Wien</span> steht für mich in Handel wegen <span class="index-194 tp-13693 ">eines kostbaren Manuscripts</span>, wofür 100 Ducaten gefodert werden, das man aber hoffentlich wohlfeiler abläßt. Könnten Sie nicht eine Anstalt in Wien treffen, daß der Kaufpreis, den mein Bruder nicht wohl vorschießen kann, auf Ihre Rechnung gezahlt würde, wenn der Fall eintritt? Ich habe einen Creditbrief auf <span class="index-5496 tp-40644 ">Schicklers</span>, vermöge dessen, Sie die Summe sogleich wieder gezahlt bekämen.<br>Dürfte ich Sie auch um Besorgung des inliegenden Briefes nach der Schweiz über <span class="index-16 tp-40645 ">Wien</span> bitten? Er müßte aber dort frankirt werden. Es liegt mir an der schleunigen Besorgung.<br>Bezeugen Sie <span class="index-269 tp-13689 ">HE. Wolf</span> meine Verehrung. Seine günstige Äußerung über mich war mir bey meiner Entfernung von Deutschland entgangen. Es ist ein Beweis liberaler Gesinnung von einem so großen Gelehrten, die Arbeiten solcher Dilettanten wie ich bin, über die Classiker, zu schätzen. Ich hätte wohl Lust, die Geschichte des griechischen Theaters, insbesondre die der Komödie nach den vorhandnen Fragmenten ausführlicher zu bearbeiten.<br>Leben Sie tausendmal wohl, und grüßen Sie die <span class="index-15 tp-40647 ">Berlinischen</span> Freunde, die sich meiner erinnern.<br>Der Ihrige<br>Schlegel' $isaprint = true $isnewtranslation = false $statemsg = 'betamsg13' $cittitle = 'www.august-wilhelm-schlegel.de/briefedigital/briefid/2778' $description = 'August Wilhelm von Schlegel an Julius Eduard Hitzig am 30.09.1813, Zerbst/Anhalt' $adressatort = 'Unknown' $absendeort = 'Zerbst/Anhalt <a class="gndmetadata" target="_blank" href="http://d-nb.info/gnd/4067663-8">GND</a>' $date = '30.09.1813' $adressat = array( (int) 795 => array( 'ID' => '795', 'project' => '1', 'timecreate' => '2013-01-15 14:47:44', 'timelastchg' => '2017-08-14 14:09:14', 'key' => 'AWS-ap-0011', 'docTyp' => array( 'name' => 'Person', 'id' => '39' ), '39_geschlecht' => 'm', '39_gebdatum' => '1780-03-26', '39_toddatum' => '1849-11-28', '39_lebenwirken' => 'Buchhändler, Jurist, Schriftsteller, Verleger Julius Eduard Hitzig stammte aus einer angesehenen Hoffaktorfamilie. 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Nachdem er den Verlag an Ferdinand Dümmler verkauft hatte, trat er wieder in den Staatsdienst ein. 1815 wurde er zum Kriminalrat ernannt; 1827 zum Direktor des Inquisitoriats. Eine Reform des Strafrechts wollte er durch die Herausgabe von Fachzeitschriften in eine protestantisch-konservative Richtung lenken. Hitzig nahm weiterhin rege am literarischen Leben teil. Er verfasste biografische Arbeiten über Zacharias Werner, Adelbert von Chamisso und E. T. A. Hoffmann. 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Ich hätte wohl Lust, die Geschichte des griechischen Theaters, insbesondre die der Komödie nach den vorhandnen Fragmenten ausführlicher zu bearbeiten.<lb/>Leben Sie tausendmal wohl, und grüßen Sie die <anchor type="b" n="15" ana="10" xml:id="NidB40647"/>Berlinischen<anchor type="e" n="15" ana="10" xml:id="NidE40647"/> Freunde, die sich meiner erinnern.<lb/>Der Ihrige<lb/>Schlegel', '36_datengeber' => 'Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek', '36_purl' => '335973167', '36_briefid' => '335973167_AWSanHitzig_30091813', '36_absenderort' => array( (int) 0 => array( 'ID' => '2274', 'content' => 'Zerbst/Anhalt', 'bemerkung' => 'GND:4067663-8', 'altBegriff' => '', 'LmAdd' => array([maximum depth reached]) ) ), '36_datumvon' => '1813-09-30', '36_absender' => array( (int) 0 => array( 'ID' => '7125', 'content' => 'August Wilhelm von Schlegel', 'bemerkung' => '', 'altBegriff' => 'Schlegel, August Wilhelm von', 'LmAdd' => array( [maximum depth reached] ) ) ), '36_adressat' => array( (int) 0 => array( 'ID' => '7157', 'content' => 'Julius Eduard Hitzig', 'bemerkung' => '', 'altBegriff' => 'Hitzig, Julius Eduard', 'LmAdd' => array( [maximum depth reached] ) ) ), '36_leitd' => 'Krisenjahre der Frühromantik. 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Nachdem er den Verlag an Ferdinand Dümmler verkauft hatte, trat er wieder in den Staatsdienst ein. 1815 wurde er zum Kriminalrat ernannt; 1827 zum Direktor des Inquisitoriats. Eine Reform des Strafrechts wollte er durch die Herausgabe von Fachzeitschriften in eine protestantisch-konservative Richtung lenken. Hitzig nahm weiterhin rege am literarischen Leben teil. Er verfasste biografische Arbeiten über Zacharias Werner, Adelbert von Chamisso und E. T. A. Hoffmann. 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Zerbst d. 30 Sept. 1813
Ihre Zeilen, mein werthester Herr und Freund, hat mir der Schreiber gebracht, und mich dabey wohl hundertmal Monsieur le Conseiller de régence genannt. Ich bin mit der Antwort auf Ihren Brief vom 31sten Aug. in Ihrer Schuld, Sie müssen nicht so genau mit mir rechnen: bey dem beständigen Wechsel des Aufenthalts und der zerstreuenden Unruhe des Lagerlebens versäumt man gar manches. Hier haben wir ein paar Wochen in großer Ruhe zugebracht, aber ich war sonst sehr beschäftigt. Es hat mir sehr leid gethan, in Potsdam zu erfahren, daß Sie mich dort verfehlt hatten. Ihren Wunsch, wegen der Übersetzung des Werkes über Deutschland, habe ich längst erfüllt. Da aber die Briefe, bey dem großen Umwege, den sie nach England nehmen müssen, allerley Zufälligkeiten unterworfen sind, so lege ich ein Briefchen an Frau von Stael, desselben Inhalts bey, und bitte Sie solches nur mit einer Oblate versiegelt an Ihren Correspondenten in London zu befördern. Die Adresse habe ich bloß der leichteren Nachfrage wegen darauf gesetzt, denn Frau von Stael ist jetzt auf dem Lande in Richmond. Der Londoner Buchhändler findet es nicht vortheilhaft, das Original erscheinen zu lassen während alle Welt auf dem Lande zerstreut ist. Die Erscheinung bleibt also bis zum Schlusse Novembers ausgesetzt. Dieß wird für die gewiß nicht leichte Übersetzung um so mehr Muße gewähren, wenn man nur den Buchhändler bewegen kann mit den einzelnen Bänden herauszurücken.
Wenn Sie ein Exemplar meiner Comparaison de la Phèdre de Racine auftreiben können, so bitte ich Sie, solches an Frau von Stael zu senden, wir möchten diese kleine Schrift dort wieder drucken lassen.
Mit meinem Verfehlen Schleiermachers, das ist eine wahrhaft tragische Geschichte. Indessen hoffe ich die Zeit wird kommen, sich für alles zu entschädigen, und sich mit den Freunden in Berlin bey voller Muße über alles zu besprechen. Es ist seit einigen Wochen eine Art von Stillstand in den Begebenheiten eingetreten, aber ich denke es wird bald wieder zu entscheidenden Schlägen kommen. Unsere Feldherrn zeichnet eben so sehr geduldige Vorsicht und Klugheit aus, als der rasche Entschluß, wenn die Zeit dazu da ist.
Ich habe noch nicht erfahren können, ob meine Antidania, die unverdienter Weise von Ihrer Censur verhaftet worden ist, wirklich losgegeben worden. Es ist nicht billig, daß man mir in meinem PrivatKriege mit dem Könige von Dänemark die Hände bindet. Er hat Hamburg besetzt, und meinen Freund Baudissin ins Gefängniß gesteckt: ohne vollkommne Genugthuung werde ich niemals Frieden mit ihm schließen. Der Plan, diese Monarchie zu vertheilen, ist übrigens alt: Don Quixote hatte schon in Ermangelung einer Insel, dem Sancho Pansa eins von den Königreichen Dänemark oder Sobradisa zugedacht.
Sie könnten mir eine große Gefälligkeit erweisen. Mein Bruder in Wien steht für mich in Handel wegen eines kostbaren Manuscripts, wofür 100 Ducaten gefodert werden, das man aber hoffentlich wohlfeiler abläßt. Könnten Sie nicht eine Anstalt in Wien treffen, daß der Kaufpreis, den mein Bruder nicht wohl vorschießen kann, auf Ihre Rechnung gezahlt würde, wenn der Fall eintritt? Ich habe einen Creditbrief auf Schicklers, vermöge dessen, Sie die Summe sogleich wieder gezahlt bekämen.
Dürfte ich Sie auch um Besorgung des inliegenden Briefes nach der Schweiz über Wien bitten? Er müßte aber dort frankirt werden. Es liegt mir an der schleunigen Besorgung.
Bezeugen Sie HE. Wolf meine Verehrung. Seine günstige Äußerung über mich war mir bey meiner Entfernung von Deutschland entgangen. Es ist ein Beweis liberaler Gesinnung von einem so großen Gelehrten, die Arbeiten solcher Dilettanten wie ich bin, über die Classiker, zu schätzen. Ich hätte wohl Lust, die Geschichte des griechischen Theaters, insbesondre die der Komödie nach den vorhandnen Fragmenten ausführlicher zu bearbeiten.
Leben Sie tausendmal wohl, und grüßen Sie die Berlinischen Freunde, die sich meiner erinnern.
Der Ihrige
Schlegel
Ihre Zeilen, mein werthester Herr und Freund, hat mir der Schreiber gebracht, und mich dabey wohl hundertmal Monsieur le Conseiller de régence genannt. Ich bin mit der Antwort auf Ihren Brief vom 31sten Aug. in Ihrer Schuld, Sie müssen nicht so genau mit mir rechnen: bey dem beständigen Wechsel des Aufenthalts und der zerstreuenden Unruhe des Lagerlebens versäumt man gar manches. Hier haben wir ein paar Wochen in großer Ruhe zugebracht, aber ich war sonst sehr beschäftigt. Es hat mir sehr leid gethan, in Potsdam zu erfahren, daß Sie mich dort verfehlt hatten. Ihren Wunsch, wegen der Übersetzung des Werkes über Deutschland, habe ich längst erfüllt. Da aber die Briefe, bey dem großen Umwege, den sie nach England nehmen müssen, allerley Zufälligkeiten unterworfen sind, so lege ich ein Briefchen an Frau von Stael, desselben Inhalts bey, und bitte Sie solches nur mit einer Oblate versiegelt an Ihren Correspondenten in London zu befördern. Die Adresse habe ich bloß der leichteren Nachfrage wegen darauf gesetzt, denn Frau von Stael ist jetzt auf dem Lande in Richmond. Der Londoner Buchhändler findet es nicht vortheilhaft, das Original erscheinen zu lassen während alle Welt auf dem Lande zerstreut ist. Die Erscheinung bleibt also bis zum Schlusse Novembers ausgesetzt. Dieß wird für die gewiß nicht leichte Übersetzung um so mehr Muße gewähren, wenn man nur den Buchhändler bewegen kann mit den einzelnen Bänden herauszurücken.
Wenn Sie ein Exemplar meiner Comparaison de la Phèdre de Racine auftreiben können, so bitte ich Sie, solches an Frau von Stael zu senden, wir möchten diese kleine Schrift dort wieder drucken lassen.
Mit meinem Verfehlen Schleiermachers, das ist eine wahrhaft tragische Geschichte. Indessen hoffe ich die Zeit wird kommen, sich für alles zu entschädigen, und sich mit den Freunden in Berlin bey voller Muße über alles zu besprechen. Es ist seit einigen Wochen eine Art von Stillstand in den Begebenheiten eingetreten, aber ich denke es wird bald wieder zu entscheidenden Schlägen kommen. Unsere Feldherrn zeichnet eben so sehr geduldige Vorsicht und Klugheit aus, als der rasche Entschluß, wenn die Zeit dazu da ist.
Ich habe noch nicht erfahren können, ob meine Antidania, die unverdienter Weise von Ihrer Censur verhaftet worden ist, wirklich losgegeben worden. Es ist nicht billig, daß man mir in meinem PrivatKriege mit dem Könige von Dänemark die Hände bindet. Er hat Hamburg besetzt, und meinen Freund Baudissin ins Gefängniß gesteckt: ohne vollkommne Genugthuung werde ich niemals Frieden mit ihm schließen. Der Plan, diese Monarchie zu vertheilen, ist übrigens alt: Don Quixote hatte schon in Ermangelung einer Insel, dem Sancho Pansa eins von den Königreichen Dänemark oder Sobradisa zugedacht.
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Leben Sie tausendmal wohl, und grüßen Sie die Berlinischen Freunde, die sich meiner erinnern.
Der Ihrige
Schlegel