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Du bist auf einem so schönen Wege ein glückliches und kräftiges Alter zu genießen, nur <hi rend="underline:1">über</hi>spanne deine Kräfte nicht; denn der volle kräftige Gebrauch deiner Geisteskräfte in ununterbrochner Thätigkeit entfernt gewiß am Besten, die herein brechenden Schwächen der zunehmenden Jahre, ob du gleich noch sehr entfernt davon bist, doch muß man sein entgegen wirken bey Zeiten anfangen, wenn noch an keinen Feind gedacht wird. Aber wenn du eine Ermattung, Abspannung, oder Erhitzung fühlst, so mußt du nothwendig für den Augen Blick gleich davon abstehen, so gern du auch noch fort arbeitest, denn dann geht es auf Kosten der Lebenskraft, die das unersetzbarste Gut ist das wir zu erhalten haben. Mein Erstaunen hört gar nicht auf über deine erstaunungswürdige Gelehrsamkeit in diesem Sanskrit, du hast doch immer so sehr zerstreut in der Welt gelebt ich begreife gar nicht wie das zugeht, auch Stephens drückte sich schon früher bey Gelegenheit der berühmten Pferde gegen mich so aus. Daß eine ganz <milestone unit="start" n="330"/>[2]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="330"/> ungeheure Gelehrsamkeit dabey von dir gezeigt worden wäre, ich weiß nur gar nicht wie ihr es anfangt. Nur müßen solche Menschen wie du sich enthalten andrer Leute nach deinem Maasstab meßen zu wollen, wie es dir mit meinem armen schwach begabten Schwiegersohn gegangen, und auch wohl bey <anchor type="b" n="121" ana="11" xml:id="NidB28396"/>meinem Gustchen<anchor type="e" n="121" ana="11" xml:id="NidE28396"/> wieder fahren ist. Dieses gute Kind, die zwar mit Talent begabt und es <hi rend="overstrike:1">ist</hi> ihr an Einbildungskraft, an zartem Gefühl, an delicateße, und wenn sie wohl recht in ihrem <hi rend="family:Courier">effai</hi> ist an naiven Witz <milestone unit="start" n="99"/>*und auch an einer gewißen Energie des Carakters die sich bey ihr gar drollicht ausnimt sie ist mit etwas kindischem Vermischt, ihre Entschlüße haben dadurch so was ...tes aber in der Ausführung ist sie dann berharlich und zeigt Kraft.<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Einfügung des Schreibers (Charlotte Ernst) am linken Blattrand</title></note><milestone unit="end" n="99"/> nicht fehlt, aber an Verstandsgaben wenn schon gut, doch gar nicht außerordentlich. Dieß gute Kind soll nun das Gras wachsen sehen!! scharfen Welt verstand haben! – <lb/>Ja wenn deine Begleitung ihr Auge gestärkt hätte aber so mit <anchor type="b" n="3513" ana="11" xml:id="NidB28397"/>Buttlarn<anchor type="e" n="3513" ana="11" xml:id="NidE28397"/>, der ihr seine Erfahrung anpreißt, aber genug gezeigt hat, daß ihn der Weltverstand grade am mehrsten fehlt, der selten etwas sagt, daß nicht zu viel oder zu wenig oder am unrechten Ort ist. Wo soll sie sich da dergleichen aneignen. Eigen ist Gustchen fortwährende Vorliebe für diesen Mann der so gar wenig giebt, da man so vile Ehen gleichgültig sieht, die sich einander ungleich mehr gewähren <hi rend="offset:4">könnten</hi>, sie gründet sich bey Gustchen auf ihr sehr gutes Gemüth gründet, unterstützt von der Beharrlichkeit in ihrem Carakter wo sie will sie betrachtet ihn wie die Eltern gewöhnlich die Kinder die von der Natur stiefmütterlich begabt sind ihre elterliche Liebe mehr in Anspruch nehmen. <hi rend="overstrike:1">sie betrachtet ihn</hi> wie ein Wesen deßen <milestone unit="start" n="331"/>[3]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="331"/> Glücks Schöpfer sie ist. das Sie dieses aber so ganz ohne Ueberhebung thut, <hi rend="overstrike:1">das</hi> als wenn es eben nur so seyn müßte daß macht sie edel und schützt Buttlarn vor Erbitterung. Nun lieber Bruder ein Wort über die englische Reise, sonderbar daß wir in allen unsren Ansichten so Punkt für Punkt mit einander übereinkommen, auch das daß sie noch ein Jahr in Paris bleiben möchte, wie dort ihre Studien <hi rend="offset:4">zu</hi> treiben, – kurz es ist als ob wir aus einem Munde redeten. Und so auch über die Reise mit <anchor type="b" n="292" ana="10" xml:id="NidB28398"/>London<anchor type="e" n="292" ana="10" xml:id="NidE28398"/>, es war mir unruhig dabey, ich ahndete die Schwierigkeiten, sah sie ungern aus den schönen Verhältnißen für ihr Kunststudium heraustreten, doch fürchte ich mich immer entscheidende Eingriffe in eines andern Freyheit zu thun, für das was ihm so ganz eigenthümlich angehört als sein Talent und dessen Fortschritte. Das Gustchen keinen Erwerb in Preis machen konnte war wohl hauptsächlich daß sie ganz als Schülerinn und Lernende angesehen wurde, das machte sie schon nicht paßend vornehme zu malen, so lange es hieß Schülerinn. In einem geringeren Kreise war sie nicht bekannt, und wollte auch die Mittel dazu nicht gebrauchen wie die andren gewöhnlich ohne sie Ruf haben, nämlich sich auszu bieten. Ich schrieb sie auch gar nicht dazu an, denn mir war nur zu thun daß sie ihre Zeit zum lernen benutzte. Wegen London verwieß ich sie auf deine Entscheidung, da schickte sie mir nun eine Stelle abgeschrieben von dir, die sie für beyfällig <milestone unit="start" n="332"/>[4]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="332"/> erklärten die es aber nur ganz bedingung[s]weise war, wenn sie nämlich sichs zutraut <hi rend="family:Courier">reussiren</hi> zu können. Nun war sie gleich oben auf und ich dachte es ist umsons[t] sich dem Strome zu wiedersetzen. Freylich nah[men] wir uns sogleich vor, daß es uns nicht erschrecken sollte wenn wir auch ein kleines Capital aufborgen müßten im Nothfall we[l]ches ich ihnen aber freylich nicht ersetzt habe <hi rend="family:Courier">Ruffel</hi> muß ich entschuldigen er hat zwar wie ein Freund geschrieben, aber zugleich wie ei[n] behutsamer Mann der seine Worte wigt, durch seinen Credit ihr nützlich zu seyn das fällt ihm nicht ein, er weißt ihr nur die verschiedenen Weg[e] des Verdienstes an, ob durch Unterricht, durch <hi rend="family:Courier">Copiren</hi> oder Portrait malen, er scheint mit einem verständigen Mann darüber gesprochen zu haben sagt besonders das sich das nicht schnell erwarten ließ, dann hat er ihnen auch keine Gold<hi rend="background:#ff80ff">ne</hi> Berge in Ansehung der <hi rend="family:Courier">depensen</hi> versprochen, er hat nur geäußert er könne sich nicht vorstellen daß man theurer da wäre als in <anchor type="b" n="171" ana="10" xml:id="NidB28399"/>Paris<anchor type="e" n="171" ana="10" xml:id="NidE28399"/>, wenn man folgend[e] Artikel ausnähme, Wohnung, Wein, gutes Bier, Wagen, Medicin, Theater pp kurz das beste eigentlich was zum Leben gehört, das haben sie sich aber alles nach ihrem Wunsche ausgelegt. Das arme Gustchen hätte ich schon mögen, wie sie deinen es...nden Brief erhalten, der Buttlar schreibt [...] Angst und Verlegenheit, und endlich die Kühnheit ih[res] Entschlußes ziemlich darstellend. Du würdest so Un<milestone unit="start" n="333"/>[5]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="333"/>recht thun wenn du glaubtest es wäre Mangel an Respekt gegen dich, Schuld daran, aber sie hat eine gute Portion Ehrgeiz, sich ein <hi rend="family:Courier">dementi</hi> zu geben in den letzten Augenblicken vor ihrer Abreise das kränkte ihr Ehrgefühl, darinnen kenne ich sie. Sie hat auch nichts weniger geglaubt als eine recht Herrische Handlung zu begehen. <anchor type="b" n="766" ana="11" xml:id="NidB28400"/>Mein Onkel<anchor type="e" n="766" ana="11" xml:id="NidE28400"/> soll mich nicht bloß lieben er soll mich auch achten lernen hat sie gesagt, als der Entschluß zur Reise gekommen war. – Freylich war es auch etwas hart die Abschiedsvisiten waren schon gemacht, soll man da nun sagen daß Geld fehlt uns zu einer so theuren Reise, das ist schwierig weil man denken mußte das konnten sie ja vorher wißen. Der zweyte und wichtigste Grund war noch weniger anzuführen, <anchor type="b" n="2022" ana="11" xml:id="NidB28401"/>der kräftige und geniale <hi rend="family:Courier">Gerard</hi><anchor type="e" n="2022" ana="11" xml:id="NidE28401"/>, ist von ihren L...e ganz <hi rend="underline:1">verdunkelt</hi> worden – könnte man <hi rend="offset:4">eigentlich</hi> nicht sagen, man möchte sagen <hi rend="underline:1">verwaschen</hi>. was wird nun vollends seine Schülerinn für Glück machen? – Und bis jetzt bin ich noch überzeugt daß ihr die Reise sehr gut thut. Sie findet eine Nation mit der sie sich befreunden kann, siwe hat mehr Vertrauen zu sich selber gekriegt, und muß mit ihren Pinsel hervor heben wenn es gilt. Ein Probestück war es doch den kleinen schönen Knaben binnen 5 Tagen so glücklich zu mahlen, das <anchor type="b" n="1020" ana="11" xml:id="NidB28402"/><hi rend="family:Courier">Flaxmann</hi><anchor type="e" n="1020" ana="11" xml:id="NidE28402"/> und <anchor type="b" n="3958" ana="11" xml:id="NidB28403"/>Ackermann<anchor type="e" n="3958" ana="11" xml:id="NidE28403"/>, doch geglaubt, sie könne und würde <hi rend="family:Courier">reussieren</hi> durch diese Schnelligkeit war <milestone unit="start" n="334"/>[6]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="334"/> Herr v. Gust<hi rend="overstrike:1">chen</hi> noch im Stande meine Tochter bey der Gräfinn Münster zu präsentieren und ihre Aufnahme dort war doch wirklich erfreulich. und das hat sich so weiter fort gepflanzt, die <hi rend="family:Courier">neapolitanische</hi> Gesandtinn Ludoff ist so äußerst liebevoll gegen sie, ihr Bild soll gut gerathen seyn und Beyfall finden, doch hatte sie das Geld noch nicht empfangen, welches aber nicht ausbleiben wird. Sie wird beständig ausgeboten und man erzeigt ihr viel Ehre. Sie war in wenigen Tagen hinter einander zu 3 Bällen gebeten, bey <anchor type="b" n="5057" ana="11" xml:id="NidB28969"/>der Gräfinn Ludolf<anchor type="e" n="5057" ana="11" xml:id="NidE28969"/>, <anchor type="b" n="5056" ana="11" xml:id="NidB28968"/>der Gräfinn <hi rend="family:Courier">Essex</hi><anchor type="e" n="5056" ana="11" xml:id="NidE28968"/> die auch sehr artig gegen sie ist, und ihre Tochter in halber Größe wie die <hi rend="family:Courier">..tulaire</hi> von ihr malen läßt. <hi rend="family:Courier">Broughem</hi> sein Kind soll auch gut gerathen seyn, das erste englische Geld was sie eingenommen hat, es wird sich schon so almählig etwas finden – Ackermann ist ihr Freund, so deutsche Freunde sind was werth in der Fremde, auch da war Gustchen zu einer <hi rend="family:Courier">dancing party</hi>, kurz sie wird beständig gebeten, das wird freylich <hi rend="family:Courier">Garderobe</hi> kosten ganz ausschlagen darf sie es nicht da es die Leute aus Güte thun auch ein Buchhändler bothe ist ihr Freund.<lb/>Daß du acht Tage um ihretwillen länger geblieben bist, und ihr so wichtige <hi rend="family:Courier">connexionen</hi> eröfnet daß kann sie dir gar nicht ge<milestone unit="start" n="335"/>[7]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="335"/>nug danken. Daß war auch so eine kleine Hartnäckigkeit, <anchor type="b" n="766" ana="11" xml:id="NidB28404"/>den Onkel<anchor type="e" n="766" ana="11" xml:id="NidE28404"/> durchaus persönlich kennen zu lernen, ich glaube die ganze Pariser Reise war ich dadurch erst interreßant es war nur gut daß du darin willigtest man hätte sie so leicht nicht davon abgebracht, kann man es ihr aber verdenken<hi rend="offset:4">?</hi>, wer hätte um so einen Onkel nicht noch eine weitere Reise gemacht. – Ich wünschte nur sie bekäme auch Männer zu malen denn Buttlar ist nun ganz vollkommen gerathen, ich habe selten eine größere Aehnlichkeit gesehen, und dabey so sprechend als ob er selber da wäre, auch dein Bild ist gewiß sehr gut, anfänglich war mir etwas fremd denn die vilen Jahre machen doch eine Veränderung, aber jemehr man es ansieht jemehr findet man dich selbst heraus, und es findet Beyfall, es ist mir von großem Werthe<lb/>Wie Du in London aufgenommen bist; davon hatte ich schon durch Bötticher gehört freylich wirkt das zurück auf Gustchen. Ihr längeres oder kürzeres bleiben hängt nun ganz von den Umständen ab, wohl wünschen wir sehnlich sie wieder zu sehen, daß sie in London Aufnahme gefunden und dort mit Zufriedenheit gemalt hat, das giebt ihr bey ihrer Zurückkunft Gewicht, und ist mir schon darum von großem Werthe. Etwas Sorgen haben wir jetzt, Buttlar ist krank geworden, doch so daß Gustchen <milestone unit="start" n="336"/>[8]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="336"/> einen Artzt geholt hat, die Gicht wäre ihm auf die Eingeweide gefallen es sind noch andre Umstände dabey, Kurz wir sind so lange unruhig bis wir wieder Briefe haben. Bey dem zweyten Besuche ist der Artzt so artig gewesen seine <hi rend="family:Courier">Guinée</hi> auszuschlagen, aber wenn er lange krank seyn sollte so würde das die Caße ja ...ierlich sprengen; und Gustchen ihre Geistesruhe benehmen zum arbeiten. zu Bette liegen thut er indeßen nicht, ich erwartete heute Briefe aber es sind leider keine gekommen, ich werde diesen Brief ein pa[ar] Tage in der Erwartung liegen laßen. Daß du ein Pferd gekauft dazu <hi rend="family:Courier">gratulire</hi> ich dir, mache dir wo möglich <hi rend="underline:1">alle</hi> Tage <hi rend="family:Courier">Motion</hi>, glattEiß nehme ich allein aus. Ich trinke in der Winterszeit einen Tag und alle Tage meinen Kaffee im großen Garten mit meinem Mann es ist E<hi rend="background:#ff80ff">rw</hi>undrungswürdig wie uns das bekomm[t] da frage ich nach keinem Regen, Wind, Schnee es muß immer fort gegangen seyn, die Gicht dabey in Händen, Knien und Füssen, wenn ich das nicht thäte wäre ich gewiß schon<hi rend="family:Courier"> content</hi>.<lb/>den 6<hi rend="underline:1">ten</hi> <hi rend="underline:1">Feb</hi>. – – Ich habe nun endlich Br[ie]fe bekommen, es scheint doch das Buttlar b[es]ser wird, sehr deutlich hat er sich nicht darüber ausgelaßen, doch hört das Klagen auf, und so denk[e] ich es mir. Ganz traurig wäre es gewesen wenn Gustchen in <hi rend="family:Courier">Doudon</hi> eine Krankenwärterinn hätte <milestone unit="start" n="337"/>[9]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="337"/> abgeben müßen, das Bild der Gräfinn Paginierung des EditorsEssex war noch nicht ganz fertig weil sie ein paar Tage aufs Land gereißt war. Sie hatte angefangen die <hi rend="overstrike:1">jüngste</hi> 2te Ackermannen zu mahlen ich wünsche sehr daß es <hi rend="family:Courier">reussirt</hi> sie soll ein sehr <hi rend="family:Courier">brillan</hi>tes <hi rend="family:Courier">Colorit</hi> haben. Ein Cockerell an den du sie empfohlen wollte ihr eben den Tag eine Sammlung zeigen, wenn sie da alles recht benutzt für ihre Kentniße! – übrigens war eine Windstille eingetreten, Sie wird dir nächstens schreiben. WIr haben ihr vor ein paar Tagen 30 <hi rend="family:Courier;background:#ff80ff">to</hi> geschickt, die uns 200 rth. kamen nun werden <hi rend="offset:4">wir</hi> noch im künftigen Briefe einen Credit Brief einhändigen der bis auf 300 Rth geht, und den sie unangetastet lassen sollen bis zur Abreise, so denke ich doch daß wir ruhig seyn können, wir schränken und freylich sehr ein, aber das thun wir mit Freuden, sobald es zu Gustchens wohl ist. Nicht so leicht wird es uns Buttlars lastende Gegenwart zu ertragen, der uns nicht leicht einen Augenblick allein mit unsrer Tochter gelaßen. Sehr traurig ist es daß wir bey der großen Sehnsucht nach unsrem Kinde, zugleich nicht ohne Bangigkeit sind. Allen Aerger mit ihm zu vermeiden ist schwer, ja auf die Länge unmöglich, Wir wollen uns nur auf einen entfernteren Fuß setzen. Sie sollen für <milestone unit="start" n="338"/>[10]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="338"/> sich wohnen und seyn. Und wir wollen ihnen jahrlich 500 rth. geben, die Kinder gern behalten wenn sie sie uns lassen, doch fürchte ich wird das der Stein des Anstoßes seyn, nehmen sie sie, so muß ein Haushalt <hi rend="family:Courier">etablirt</hi> werden, Gustchen kann nich[t] mahlen, und sie mit die 500 rth. nicht bestehen, behalten wir sie so wird er beständig tadeln und hinein täpschen wollen, und man verliert die Geduld. Nun wir wollen uns im Vorau[s] mit Geduld waffnen, um Gustchen thue ich u[n]endlich viel und habe es schon gethan. Etwas denke ich aber Gustchen über <hi rend="family:Courier">Buttlar</hi> aufzuklären sie mag ihm gut seyn, aber dieß mu[ß] ohne Schwäche seyn und sie muß sich nicht von ihm misleiten lassen. Früher habe ich angestanden es zu thun jetzt aber muß ihr Carakter fest genug seyn. Sollte eine Italienische Reise ausführbar seyn so muß sie sich das Reisegeld erworben haben, dann würden wir ihr am Orte 600 rth. geben, wenn sie sich etwas dazu verdiente möchte sie davon leben können.<lb/>Nun lebe wohl geliebter Bruder es wird mir schwer abzubrechen, wie schlimm ist es daß wir so entfernt sind, daß wir uns einander gar nicht erreichen können und sich [in] den Fall der Noth einander <hi rend="offset:4">beystehen</hi> <hi rend="overstrike:1">er...hen</hi> zu können. Komme doch nur wenn es möglich ist einmal hierher. dir muß es interreßant seyn da du doch auch <anchor type="b" n="48" ana="11" xml:id="NidB28405"/>den Tiek<anchor type="e" n="48" ana="11" xml:id="NidE28405"/> hier hast. Ueberlege es dir nur einmal. Tausend Grüße von dem guten Ernst. die Deinige Charlotte Ernst<lb/><milestone unit="start" n="93"/>Daß der Brief so schlecht geschrieben und <hi rend="family:Courier">constellirt</hi> ist wirst zu verzeihen.<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Randbeschriftung des Schreibers (Charlotte Ernst)</title></note><milestone unit="end" n="93"/><lb/><milestone unit="start" n="94"/>Machen Sie uns doch, hochgeehrtester Herr Bruder, recht bald einmal so glücklich, Sie auf einige Zeit hier bei uns zu sehen. Die Nachricht, daß der Preußische Staat Sie mit einem Orden beehret habe, hat uns höchlichst erfreut. Ihr ergebenster L. 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Du bist auf einem so schönen Wege ein glückliches und kräftiges Alter zu genießen, nur <hi rend="underline:1">über</hi>spanne deine Kräfte nicht; denn der volle kräftige Gebrauch deiner Geisteskräfte in ununterbrochner Thätigkeit entfernt gewiß am Besten, die herein brechenden Schwächen der zunehmenden Jahre, ob du gleich noch sehr entfernt davon bist, doch muß man sein entgegen wirken bey Zeiten anfangen, wenn noch an keinen Feind gedacht wird. Aber wenn du eine Ermattung, Abspannung, oder Erhitzung fühlst, so mußt du nothwendig für den Augen Blick gleich davon abstehen, so gern du auch noch fort arbeitest, denn dann geht es auf Kosten der Lebenskraft, die das unersetzbarste Gut ist das wir zu erhalten haben. Mein Erstaunen hört gar nicht auf über deine erstaunungswürdige Gelehrsamkeit in diesem Sanskrit, du hast doch immer so sehr zerstreut in der Welt gelebt ich begreife gar nicht wie das zugeht, auch Stephens drückte sich schon früher bey Gelegenheit der berühmten Pferde gegen mich so aus. Daß eine ganz <milestone unit="start" n="330"/>[2]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="330"/> ungeheure Gelehrsamkeit dabey von dir gezeigt worden wäre, ich weiß nur gar nicht wie ihr es anfangt. Nur müßen solche Menschen wie du sich enthalten andrer Leute nach deinem Maasstab meßen zu wollen, wie es dir mit meinem armen schwach begabten Schwiegersohn gegangen, und auch wohl bey <anchor type="b" n="121" ana="11" xml:id="NidB28396"/>meinem Gustchen<anchor type="e" n="121" ana="11" xml:id="NidE28396"/> wieder fahren ist. Dieses gute Kind, die zwar mit Talent begabt und es <hi rend="overstrike:1">ist</hi> ihr an Einbildungskraft, an zartem Gefühl, an delicateße, und wenn sie wohl recht in ihrem <hi rend="family:Courier">effai</hi> ist an naiven Witz <milestone unit="start" n="99"/>*und auch an einer gewißen Energie des Carakters die sich bey ihr gar drollicht ausnimt sie ist mit etwas kindischem Vermischt, ihre Entschlüße haben dadurch so was ...tes aber in der Ausführung ist sie dann berharlich und zeigt Kraft.<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Einfügung des Schreibers (Charlotte Ernst) am linken Blattrand</title></note><milestone unit="end" n="99"/> nicht fehlt, aber an Verstandsgaben wenn schon gut, doch gar nicht außerordentlich. Dieß gute Kind soll nun das Gras wachsen sehen!! scharfen Welt verstand haben! – <lb/>Ja wenn deine Begleitung ihr Auge gestärkt hätte aber so mit <anchor type="b" n="3513" ana="11" xml:id="NidB28397"/>Buttlarn<anchor type="e" n="3513" ana="11" xml:id="NidE28397"/>, der ihr seine Erfahrung anpreißt, aber genug gezeigt hat, daß ihn der Weltverstand grade am mehrsten fehlt, der selten etwas sagt, daß nicht zu viel oder zu wenig oder am unrechten Ort ist. Wo soll sie sich da dergleichen aneignen. Eigen ist Gustchen fortwährende Vorliebe für diesen Mann der so gar wenig giebt, da man so vile Ehen gleichgültig sieht, die sich einander ungleich mehr gewähren <hi rend="offset:4">könnten</hi>, sie gründet sich bey Gustchen auf ihr sehr gutes Gemüth gründet, unterstützt von der Beharrlichkeit in ihrem Carakter wo sie will sie betrachtet ihn wie die Eltern gewöhnlich die Kinder die von der Natur stiefmütterlich begabt sind ihre elterliche Liebe mehr in Anspruch nehmen. <hi rend="overstrike:1">sie betrachtet ihn</hi> wie ein Wesen deßen <milestone unit="start" n="331"/>[3]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="331"/> Glücks Schöpfer sie ist. das Sie dieses aber so ganz ohne Ueberhebung thut, <hi rend="overstrike:1">das</hi> als wenn es eben nur so seyn müßte daß macht sie edel und schützt Buttlarn vor Erbitterung. Nun lieber Bruder ein Wort über die englische Reise, sonderbar daß wir in allen unsren Ansichten so Punkt für Punkt mit einander übereinkommen, auch das daß sie noch ein Jahr in Paris bleiben möchte, wie dort ihre Studien <hi rend="offset:4">zu</hi> treiben, – kurz es ist als ob wir aus einem Munde redeten. Und so auch über die Reise mit <anchor type="b" n="292" ana="10" xml:id="NidB28398"/>London<anchor type="e" n="292" ana="10" xml:id="NidE28398"/>, es war mir unruhig dabey, ich ahndete die Schwierigkeiten, sah sie ungern aus den schönen Verhältnißen für ihr Kunststudium heraustreten, doch fürchte ich mich immer entscheidende Eingriffe in eines andern Freyheit zu thun, für das was ihm so ganz eigenthümlich angehört als sein Talent und dessen Fortschritte. Das Gustchen keinen Erwerb in Preis machen konnte war wohl hauptsächlich daß sie ganz als Schülerinn und Lernende angesehen wurde, das machte sie schon nicht paßend vornehme zu malen, so lange es hieß Schülerinn. In einem geringeren Kreise war sie nicht bekannt, und wollte auch die Mittel dazu nicht gebrauchen wie die andren gewöhnlich ohne sie Ruf haben, nämlich sich auszu bieten. Ich schrieb sie auch gar nicht dazu an, denn mir war nur zu thun daß sie ihre Zeit zum lernen benutzte. Wegen London verwieß ich sie auf deine Entscheidung, da schickte sie mir nun eine Stelle abgeschrieben von dir, die sie für beyfällig <milestone unit="start" n="332"/>[4]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="332"/> erklärten die es aber nur ganz bedingung[s]weise war, wenn sie nämlich sichs zutraut <hi rend="family:Courier">reussiren</hi> zu können. Nun war sie gleich oben auf und ich dachte es ist umsons[t] sich dem Strome zu wiedersetzen. Freylich nah[men] wir uns sogleich vor, daß es uns nicht erschrecken sollte wenn wir auch ein kleines Capital aufborgen müßten im Nothfall we[l]ches ich ihnen aber freylich nicht ersetzt habe <hi rend="family:Courier">Ruffel</hi> muß ich entschuldigen er hat zwar wie ein Freund geschrieben, aber zugleich wie ei[n] behutsamer Mann der seine Worte wigt, durch seinen Credit ihr nützlich zu seyn das fällt ihm nicht ein, er weißt ihr nur die verschiedenen Weg[e] des Verdienstes an, ob durch Unterricht, durch <hi rend="family:Courier">Copiren</hi> oder Portrait malen, er scheint mit einem verständigen Mann darüber gesprochen zu haben sagt besonders das sich das nicht schnell erwarten ließ, dann hat er ihnen auch keine Gold<hi rend="background:#ff80ff">ne</hi> Berge in Ansehung der <hi rend="family:Courier">depensen</hi> versprochen, er hat nur geäußert er könne sich nicht vorstellen daß man theurer da wäre als in <anchor type="b" n="171" ana="10" xml:id="NidB28399"/>Paris<anchor type="e" n="171" ana="10" xml:id="NidE28399"/>, wenn man folgend[e] Artikel ausnähme, Wohnung, Wein, gutes Bier, Wagen, Medicin, Theater pp kurz das beste eigentlich was zum Leben gehört, das haben sie sich aber alles nach ihrem Wunsche ausgelegt. Das arme Gustchen hätte ich schon mögen, wie sie deinen es...nden Brief erhalten, der Buttlar schreibt [...] Angst und Verlegenheit, und endlich die Kühnheit ih[res] Entschlußes ziemlich darstellend. Du würdest so Un<milestone unit="start" n="333"/>[5]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="333"/>recht thun wenn du glaubtest es wäre Mangel an Respekt gegen dich, Schuld daran, aber sie hat eine gute Portion Ehrgeiz, sich ein <hi rend="family:Courier">dementi</hi> zu geben in den letzten Augenblicken vor ihrer Abreise das kränkte ihr Ehrgefühl, darinnen kenne ich sie. Sie hat auch nichts weniger geglaubt als eine recht Herrische Handlung zu begehen. <anchor type="b" n="766" ana="11" xml:id="NidB28400"/>Mein Onkel<anchor type="e" n="766" ana="11" xml:id="NidE28400"/> soll mich nicht bloß lieben er soll mich auch achten lernen hat sie gesagt, als der Entschluß zur Reise gekommen war. – Freylich war es auch etwas hart die Abschiedsvisiten waren schon gemacht, soll man da nun sagen daß Geld fehlt uns zu einer so theuren Reise, das ist schwierig weil man denken mußte das konnten sie ja vorher wißen. Der zweyte und wichtigste Grund war noch weniger anzuführen, <anchor type="b" n="2022" ana="11" xml:id="NidB28401"/>der kräftige und geniale <hi rend="family:Courier">Gerard</hi><anchor type="e" n="2022" ana="11" xml:id="NidE28401"/>, ist von ihren L...e ganz <hi rend="underline:1">verdunkelt</hi> worden – könnte man <hi rend="offset:4">eigentlich</hi> nicht sagen, man möchte sagen <hi rend="underline:1">verwaschen</hi>. was wird nun vollends seine Schülerinn für Glück machen? – Und bis jetzt bin ich noch überzeugt daß ihr die Reise sehr gut thut. Sie findet eine Nation mit der sie sich befreunden kann, siwe hat mehr Vertrauen zu sich selber gekriegt, und muß mit ihren Pinsel hervor heben wenn es gilt. Ein Probestück war es doch den kleinen schönen Knaben binnen 5 Tagen so glücklich zu mahlen, das <anchor type="b" n="1020" ana="11" xml:id="NidB28402"/><hi rend="family:Courier">Flaxmann</hi><anchor type="e" n="1020" ana="11" xml:id="NidE28402"/> und <anchor type="b" n="3958" ana="11" xml:id="NidB28403"/>Ackermann<anchor type="e" n="3958" ana="11" xml:id="NidE28403"/>, doch geglaubt, sie könne und würde <hi rend="family:Courier">reussieren</hi> durch diese Schnelligkeit war <milestone unit="start" n="334"/>[6]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="334"/> Herr v. Gust<hi rend="overstrike:1">chen</hi> noch im Stande meine Tochter bey der Gräfinn Münster zu präsentieren und ihre Aufnahme dort war doch wirklich erfreulich. und das hat sich so weiter fort gepflanzt, die <hi rend="family:Courier">neapolitanische</hi> Gesandtinn Ludoff ist so äußerst liebevoll gegen sie, ihr Bild soll gut gerathen seyn und Beyfall finden, doch hatte sie das Geld noch nicht empfangen, welches aber nicht ausbleiben wird. Sie wird beständig ausgeboten und man erzeigt ihr viel Ehre. Sie war in wenigen Tagen hinter einander zu 3 Bällen gebeten, bey <anchor type="b" n="5057" ana="11" xml:id="NidB28969"/>der Gräfinn Ludolf<anchor type="e" n="5057" ana="11" xml:id="NidE28969"/>, <anchor type="b" n="5056" ana="11" xml:id="NidB28968"/>der Gräfinn <hi rend="family:Courier">Essex</hi><anchor type="e" n="5056" ana="11" xml:id="NidE28968"/> die auch sehr artig gegen sie ist, und ihre Tochter in halber Größe wie die <hi rend="family:Courier">..tulaire</hi> von ihr malen läßt. <hi rend="family:Courier">Broughem</hi> sein Kind soll auch gut gerathen seyn, das erste englische Geld was sie eingenommen hat, es wird sich schon so almählig etwas finden – Ackermann ist ihr Freund, so deutsche Freunde sind was werth in der Fremde, auch da war Gustchen zu einer <hi rend="family:Courier">dancing party</hi>, kurz sie wird beständig gebeten, das wird freylich <hi rend="family:Courier">Garderobe</hi> kosten ganz ausschlagen darf sie es nicht da es die Leute aus Güte thun auch ein Buchhändler bothe ist ihr Freund.<lb/>Daß du acht Tage um ihretwillen länger geblieben bist, und ihr so wichtige <hi rend="family:Courier">connexionen</hi> eröfnet daß kann sie dir gar nicht ge<milestone unit="start" n="335"/>[7]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="335"/>nug danken. Daß war auch so eine kleine Hartnäckigkeit, <anchor type="b" n="766" ana="11" xml:id="NidB28404"/>den Onkel<anchor type="e" n="766" ana="11" xml:id="NidE28404"/> durchaus persönlich kennen zu lernen, ich glaube die ganze Pariser Reise war ich dadurch erst interreßant es war nur gut daß du darin willigtest man hätte sie so leicht nicht davon abgebracht, kann man es ihr aber verdenken<hi rend="offset:4">?</hi>, wer hätte um so einen Onkel nicht noch eine weitere Reise gemacht. – Ich wünschte nur sie bekäme auch Männer zu malen denn Buttlar ist nun ganz vollkommen gerathen, ich habe selten eine größere Aehnlichkeit gesehen, und dabey so sprechend als ob er selber da wäre, auch dein Bild ist gewiß sehr gut, anfänglich war mir etwas fremd denn die vilen Jahre machen doch eine Veränderung, aber jemehr man es ansieht jemehr findet man dich selbst heraus, und es findet Beyfall, es ist mir von großem Werthe<lb/>Wie Du in London aufgenommen bist; davon hatte ich schon durch Bötticher gehört freylich wirkt das zurück auf Gustchen. Ihr längeres oder kürzeres bleiben hängt nun ganz von den Umständen ab, wohl wünschen wir sehnlich sie wieder zu sehen, daß sie in London Aufnahme gefunden und dort mit Zufriedenheit gemalt hat, das giebt ihr bey ihrer Zurückkunft Gewicht, und ist mir schon darum von großem Werthe. Etwas Sorgen haben wir jetzt, Buttlar ist krank geworden, doch so daß Gustchen <milestone unit="start" n="336"/>[8]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="336"/> einen Artzt geholt hat, die Gicht wäre ihm auf die Eingeweide gefallen es sind noch andre Umstände dabey, Kurz wir sind so lange unruhig bis wir wieder Briefe haben. Bey dem zweyten Besuche ist der Artzt so artig gewesen seine <hi rend="family:Courier">Guinée</hi> auszuschlagen, aber wenn er lange krank seyn sollte so würde das die Caße ja ...ierlich sprengen; und Gustchen ihre Geistesruhe benehmen zum arbeiten. zu Bette liegen thut er indeßen nicht, ich erwartete heute Briefe aber es sind leider keine gekommen, ich werde diesen Brief ein pa[ar] Tage in der Erwartung liegen laßen. Daß du ein Pferd gekauft dazu <hi rend="family:Courier">gratulire</hi> ich dir, mache dir wo möglich <hi rend="underline:1">alle</hi> Tage <hi rend="family:Courier">Motion</hi>, glattEiß nehme ich allein aus. Ich trinke in der Winterszeit einen Tag und alle Tage meinen Kaffee im großen Garten mit meinem Mann es ist E<hi rend="background:#ff80ff">rw</hi>undrungswürdig wie uns das bekomm[t] da frage ich nach keinem Regen, Wind, Schnee es muß immer fort gegangen seyn, die Gicht dabey in Händen, Knien und Füssen, wenn ich das nicht thäte wäre ich gewiß schon<hi rend="family:Courier"> content</hi>.<lb/>den 6<hi rend="underline:1">ten</hi> <hi rend="underline:1">Feb</hi>. – – Ich habe nun endlich Br[ie]fe bekommen, es scheint doch das Buttlar b[es]ser wird, sehr deutlich hat er sich nicht darüber ausgelaßen, doch hört das Klagen auf, und so denk[e] ich es mir. Ganz traurig wäre es gewesen wenn Gustchen in <hi rend="family:Courier">Doudon</hi> eine Krankenwärterinn hätte <milestone unit="start" n="337"/>[9]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="337"/> abgeben müßen, das Bild der Gräfinn Paginierung des EditorsEssex war noch nicht ganz fertig weil sie ein paar Tage aufs Land gereißt war. Sie hatte angefangen die <hi rend="overstrike:1">jüngste</hi> 2te Ackermannen zu mahlen ich wünsche sehr daß es <hi rend="family:Courier">reussirt</hi> sie soll ein sehr <hi rend="family:Courier">brillan</hi>tes <hi rend="family:Courier">Colorit</hi> haben. Ein Cockerell an den du sie empfohlen wollte ihr eben den Tag eine Sammlung zeigen, wenn sie da alles recht benutzt für ihre Kentniße! – übrigens war eine Windstille eingetreten, Sie wird dir nächstens schreiben. WIr haben ihr vor ein paar Tagen 30 <hi rend="family:Courier;background:#ff80ff">to</hi> geschickt, die uns 200 rth. kamen nun werden <hi rend="offset:4">wir</hi> noch im künftigen Briefe einen Credit Brief einhändigen der bis auf 300 Rth geht, und den sie unangetastet lassen sollen bis zur Abreise, so denke ich doch daß wir ruhig seyn können, wir schränken und freylich sehr ein, aber das thun wir mit Freuden, sobald es zu Gustchens wohl ist. Nicht so leicht wird es uns Buttlars lastende Gegenwart zu ertragen, der uns nicht leicht einen Augenblick allein mit unsrer Tochter gelaßen. Sehr traurig ist es daß wir bey der großen Sehnsucht nach unsrem Kinde, zugleich nicht ohne Bangigkeit sind. Allen Aerger mit ihm zu vermeiden ist schwer, ja auf die Länge unmöglich, Wir wollen uns nur auf einen entfernteren Fuß setzen. Sie sollen für <milestone unit="start" n="338"/>[10]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="338"/> sich wohnen und seyn. Und wir wollen ihnen jahrlich 500 rth. geben, die Kinder gern behalten wenn sie sie uns lassen, doch fürchte ich wird das der Stein des Anstoßes seyn, nehmen sie sie, so muß ein Haushalt <hi rend="family:Courier">etablirt</hi> werden, Gustchen kann nich[t] mahlen, und sie mit die 500 rth. nicht bestehen, behalten wir sie so wird er beständig tadeln und hinein täpschen wollen, und man verliert die Geduld. Nun wir wollen uns im Vorau[s] mit Geduld waffnen, um Gustchen thue ich u[n]endlich viel und habe es schon gethan. Etwas denke ich aber Gustchen über <hi rend="family:Courier">Buttlar</hi> aufzuklären sie mag ihm gut seyn, aber dieß mu[ß] ohne Schwäche seyn und sie muß sich nicht von ihm misleiten lassen. Früher habe ich angestanden es zu thun jetzt aber muß ihr Carakter fest genug seyn. Sollte eine Italienische Reise ausführbar seyn so muß sie sich das Reisegeld erworben haben, dann würden wir ihr am Orte 600 rth. geben, wenn sie sich etwas dazu verdiente möchte sie davon leben können.<lb/>Nun lebe wohl geliebter Bruder es wird mir schwer abzubrechen, wie schlimm ist es daß wir so entfernt sind, daß wir uns einander gar nicht erreichen können und sich [in] den Fall der Noth einander <hi rend="offset:4">beystehen</hi> <hi rend="overstrike:1">er...hen</hi> zu können. Komme doch nur wenn es möglich ist einmal hierher. dir muß es interreßant seyn da du doch auch <anchor type="b" n="48" ana="11" xml:id="NidB28405"/>den Tiek<anchor type="e" n="48" ana="11" xml:id="NidE28405"/> hier hast. Ueberlege es dir nur einmal. Tausend Grüße von dem guten Ernst. die Deinige Charlotte Ernst<lb/><milestone unit="start" n="93"/>Daß der Brief so schlecht geschrieben und <hi rend="family:Courier">constellirt</hi> ist wirst zu verzeihen.<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Randbeschriftung des Schreibers (Charlotte Ernst)</title></note><milestone unit="end" n="93"/><lb/><milestone unit="start" n="94"/>Machen Sie uns doch, hochgeehrtester Herr Bruder, recht bald einmal so glücklich, Sie auf einige Zeit hier bei uns zu sehen. Die Nachricht, daß der Preußische Staat Sie mit einem Orden beehret habe, hat uns höchlichst erfreut. Ihr ergebenster L. 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