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Zuerst also von <anchor type="b" n="121" ana="11" xml:id="NidB28266"/>Gustchen<anchor type="e" n="121" ana="11" xml:id="NidE28266"/>. Mit ihrer englischen Reise bin ich mit dem Erfolg halb zufrieden halb unzufrieden, ich betrachte dabey immer nur was Gustchens Glück und Bildung befindet, das andre bleibt mir Nebensache. Ach wie nichtig fühle ich mich doch als Mensch der mit seinen besten Willen, mit der äußersten Anstrengung aller seiner Kräfte darinnen so wenig bewirken kann, ich versage mir alles bis auf Gustchens Gegenwart was mir das Härteste ist, und ...he ich sie glücklich! – ich glaube es nicht. – – Gustchen gleicht einer zu zart fühlenden Pflanze die für die zu unzarte Berührung von außen sich ganz in sich zurück gezogen, und man ahndet nur durch ein Erschlaffen nach außen hier, und durch schnelle leidenschaftliche Momente was in ihr vorgeht. Die <anchor type="b" n="292" ana="10" xml:id="NidB28267"/>Londoner<anchor type="e" n="292" ana="10" xml:id="NidE28267"/> Reise wird immer eine wohlthuende Erinnerung für sie bleiben, sie liebt die Nation, sie erheitert sich wenn sie von England spricht, sie hat die Anerkennung ihres Selbst, und ächte wertschätzung gefunden. Was Gustchen nothwendig ist, um sich <hi rend="offset:4">selbst</hi> den gehörigen Werth zu geben. Sie gehört weder zu den starken See<milestone unit="start" n="578"/>[2]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="578"/>len noch zu den von sich so eingenommenen daß sie dieses nicht bedürfte. Auch von denen Menschen wo sie entfernter geblieben, sind die Höflichkeiten immer mit Achtung begleitet gewesen die ihr wohlgethan, man fühlt das zu leicht wenn sich Leute mit ihren Höflichkeiten nur einer lästigen Pflicht entledigen wollen. Daß der Baron Gust nicht länger blieb, und hernach hier so balde starb war schade, er war ganz voll von Gustchen, sprach von ihr gegen alle Menschen, und nach ein paar Tage ließ er sich nach ihren Erfolg in London sehr theilnehmend durch Bötticher erkundigen. Auch die Freundschaft wie Münsters sie aufgenommen war außerordentlich, bey einer Visite haben sie sie einmal ... aufgehalten, er hat alle seine Sachen herbey geholt und sie seine liebe Colleginn genannt Die Münstern wollte ihr viel <hi rend="family:Courier">addressen</hi> nach <anchor type="b" n="173" ana="10" xml:id="NidB28268"/>Hannover<anchor type="e" n="173" ana="10" xml:id="NidE28268"/> mit geben, wo sie ohne Zweifel vil gemalt hätte, eine von meinen Ursachen warum wir in diesen Plan nicht einwilligten war daß wir diese Reise nur alsdann paßend sehen wenn sie unmittelbar von London geschah, aber erst die weite Reise führe, denn expreß mit ihren <hi rend="family:Courier">adressen</hi> nach Hannover war meinem Gefühl zuwider besonders wenn der Erfolg nicht <hi rend="family:Courier">brillant</hi> war, und da Hannover doch nicht so sehr vil Reiche hat so war dieß immer zweifelhaft, dann wäre es gewißermaßen wieder in Verknüpfung mit einer Reise nach London ge<hi rend="background:#ff80ff">we</hi>sen, für die ich mich auch fürchtete, da sie doch nur <hi rend="underline:1">gewiße</hi> Bestellungen bey der Herzoginn von Kent, und <hi rend="family:Courier">Clarence</hi> und wer kann auf die Beständigkeit solcher Damen rechnen. Dann das miserable und Gustchen <hi rend="background:#ff80ff">wider</hi><milestone unit="start" n="579"/>[3]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="579"/>te Verhältniße mit <anchor type="b" n="1392" ana="11" xml:id="NidB28276"/>der Schwiegerinn<anchor type="e" n="1392" ana="11" xml:id="NidE28276"/> das vile Gerede von <anchor type="b" n="3240" ana="11" xml:id="NidB29391"/>der Minna<anchor type="e" n="3240" ana="11" xml:id="NidE29391"/> das noch immer nicht aufgehört hat! Mir schien sie so sehr ein freundliches und friedliches Verhältniß in ihrem häuslichen zu bedürfen, und da fil ich auf <anchor type="b" n="16" ana="10" xml:id="NidB28269"/>Wien<anchor type="e" n="16" ana="10" xml:id="NidE28269"/>, sie war einst so glücklich bey <anchor type="b" n="180" ana="11" xml:id="NidB28273"/><anchor type="b" n="8" ana="11" xml:id="NidB28272"/>Friedrichs<anchor type="e" n="8" ana="11" xml:id="NidE28272"/><anchor type="e" n="180" ana="11" xml:id="NidE28273"/> in <anchor type="b" n="327" ana="10" xml:id="NidB28270"/>Frankfurt<anchor type="e" n="327" ana="10" xml:id="NidE28270"/> doch dachte ich mir keinesfalls das sie bey Friedrichs eßen und wohnen sollten das hat sich nun so gemacht, die Wohnung da war grade ein abgesondertes kleines Quartier über was sie für sich gemiethet haben. Essen sollten sie nach meinen Willen für sich, besonders um sich an Friedrichs Tisch und an die Liebe mit der er dieß Geschäft treibt nicht zu verwöhnen, es hat sich doch aber gemacht, sie geben Kostgeld, besonders fürchte ich für <anchor type="b" n="3513" ana="11" xml:id="NidB28275"/>Buttlar<anchor type="e" n="3513" ana="11" xml:id="NidE28275"/> der schon so freßig ist. Verdient wird in London wird sie in den ¾ Jahren auf 800 rth. haben aber das ist wie nichts gegen das was sie gebraucht haben, mit Wohnung etc. hat sie wie eine <hi rend="family:Courier">Lady</hi> gelebt, und ob sie alle Groschen so umgewandt wie ich es gewohnt bin, darann zweifle ich besonders meinen werthen Schwiegersohn dem das Nichtsthun und die Langeweile Geld kostet. Die beiden Jahre mit der <hi rend="family:Courier">remisse</hi> die sie in <anchor type="b" n="887" ana="10" xml:id="NidB28278"/>Bonn<anchor type="e" n="887" ana="10" xml:id="NidE28278"/> bekamen eingerechnet haben sie uns 2500 rth. gekostet, nun ist noch das was deine Güte hinzugefügt hat. In London habe ich Ihnen immer ungefodert Geld geschickt, denn es war mir zu schrecklich, in eine solche Stadt sie in GeldVerlegenheit zu wißen, nun theile ich es etwas knapper ein, und Wien kostet uns gewiß nicht mehr als als es <anchor type="b" n="13" ana="10" xml:id="NidB28279"/>Dresden<anchor type="e" n="13" ana="10" xml:id="NidE28279"/> gethan haben würde. <milestone unit="start" n="580"/>[4]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="580"/> Fortschritte hat sie <hi rend="underline:1">gewiß</hi> gemacht ich habe auch noch Tiek seine Zustimmung darüber geholt, der davon auch überzeugt ist. Ihre Zwey kleinen Sachen fanden vil Beyfall auf der Ausstellung, das Eine war ein junges Mädchen mit der Guitarre es war ein schönes Kind, mit einem schwärmerischen Blick es war sehr interreßant. eine kleine heilige Familie war auch gar lieblich, die beiden Jünglinge der Schlaf und der Tod könnten auch noch wenn sie es vollendete sehr hübsch werden. Ihre beiden Kinder die sie in einer Gruppe gemalt waren allerliebst, Tiek war auch ganz davon eingenommen, Friedrich auch, und <anchor type="b" n="2017" ana="11" xml:id="NidB28282"/>Matthäi<anchor type="e" n="2017" ana="11" xml:id="NidE28282"/> rechnete es für ihr bestes in der Oelmaler[ey] Das vollkommenste von ihr setzte er in d[er] Zeichnung von den El...schen Pferden und nach diesem in der Apotheose <anchor type="b" n="274" ana="11" xml:id="NidB28277"/>des Homers<anchor type="e" n="274" ana="11" xml:id="NidE28277"/>. Mit dem Lythographiren scheint sie leider noch nicht angefangen zu haben, ich fürchte sie findet Hinderniße, sie hoffte von Sch... Friedrichs Freund noch einige Vortheile dieser Kunst zu erlernen, besonders in Ansehung der zarten bestimten Umriße, die bey dieser Sache grade so nothwendig sind, ob er sich nun oft völlig dazu findet weiß ich nicht. auch soll es mit dem Druck noch unvollkommen seyn. Auf den Fall würde ich gern die Kosten daran wenden es nach <anchor type="b" n="354" ana="10" xml:id="NidB28283"/>München<anchor type="e" n="354" ana="10" xml:id="NidE28283"/> zu schicken. Daß hat sie nun in <anchor type="b" n="171" ana="10" xml:id="NidB28280"/>Paris<anchor type="e" n="171" ana="10" xml:id="NidE28280"/> auch versäumt, denn <anchor type="b" n="954" ana="11" xml:id="NidB28284"/><hi rend="family:Courier">Denon</hi><anchor type="e" n="954" ana="11" xml:id="NidE28284"/> bot es ihr an, sie glaubte aber <anchor type="b" n="2022" ana="11" xml:id="NidB28281"/><hi rend="family:Courier">Gerard</hi><anchor type="e" n="2022" ana="11" xml:id="NidE28281"/> zu b[e]leidigen und dich weil du dich gegen diese Kunst erklärt, sie paßt aber für das Zeitalter, in de[m] wir leben, und ist immer eine kräftige <hi rend="family:Courier">re...</hi> fürs Geld verdienen, wenn man sonst nichts hat. <milestone unit="start" n="581"/>[5]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="581"/><milestone unit="start" n="593"/>2)<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Schreibers</title></note><milestone unit="end" n="593"/> An Bötticher hatte Noeden schon früher darüber geschrieben, und auf den Fall daß dieser nicht könnte; selber etwas zu zu verfertigen. Bötticher hatte sich bey Gustchens weg gehen erklärt er wäre er<hi rend="background:#ff80ff">bit</hi>ieg etwas weniger darüber dabey zu setzen er hat auch ihre Zeichnung in seinen Vorlesungen zu einem Gegenstande genommen, und sie dabey herumgewiesen. Dieses versteht sich fällt von selbst weg wenn du dafür sorgen willst, wofür ich dir unendlich danke. Ob Gustchen bey ihrer mehreren Erfahrung von dem Ungeschmack, und den umstatthaften Foderungen derer die sich malen laßen wollen, nicht etwas drückendes darinnen gefunden das will ich nicht behaupten, darum wünsche ich daß sie auch fähig ist höhere Flüge in dem Gebiete der Kunst zu thun, darum hauptsächlich die Italienische Reise. Wenn wir sie geschehen laßen wollten mußte es jetzt seyn, denn es würde thöricht seyn bey unserm Alter dergleichen auf lange hinauszuschieben. Und wir möchten uns nun darüber besprechen, wenn sie sie antreten soll, lieber Wilhelm und was du ihr etwa für <hi rend="family:Courier">addressen</hi> doch wohl zuerst nach <anchor type="b" n="353" ana="10" xml:id="NidB28285"/><hi rend="family:Courier">Parma</hi><anchor type="e" n="353" ana="10" xml:id="NidE28285"/> mitgeben möchtest. Bis jetzt haben wir uns ohne borgen die 3 Jahre ihrer Reisen <hi rend="family:Courier">sountenirt</hi> welches mir selbst wunderbar vorkomt, du würdest es freylich nach deiner <hi rend="family:Courier">...ten</hi> Lebensweise nicht begreifen können mit wie wenigen wir leben, doch könnte ich ganz glücklich dabey seyn wenn mich nicht andre Sorgen drückten Sollten nun auch einige 100 rth. zur Hälfte nach Italien aufgeborgt werden müßten so mache ich mir daraus kein Gewißen da es so offenbar zu Gustchens künftigem Vortheil gereicht, auch höre ich ja daß es in Italien nicht theuer seyn soll ich verspreche mir herrliche Früchte von der Reise, [wenn] sie Kraft hat gegen Feinde zu kämpfen, die <hi rend="overstrike:1">deutsche</hi> altdeutsche <hi rend="family:Courier">rage</hi>, und die Bekehrungssucht, doch hat sie <milestone unit="start" n="582"/>[6]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="582"/> sich gegen beides gerüstet. Daß sie nicht an dich früher geschrieben mußt du ihr nicht als einen Mangel an Liebe oder Verehrung anrechnen, es war nicht nur eine Zersplitterung der Zeit, wo man nie einen ruhigen Fleck fand einen Brief zu schreiben sondern auch im innern Leben war diese Zerstüc[k]lung auch ich konnte mir nicht eine ruhige Stunde erwerben an dich zu schreiben, es wehte ordentlich ein stürmischer Wind, Gährungen, und Leidenschaften in unserm Hause, und über die Versuche das alles zu einigen gieng selbst meine Ruhe mit unter. Du hättest dieß alles sehen müßen um es zu beurtheilen, aber schwerlich würdest du ein schweigender Zuschauer gewesen seyn und so hätte es die streitenden Elemente noch vermehrt. – Ich fürchte wenn ich von <hi rend="family:Courier">Buttlar</hi> der nun an die Reihe kommen soll spreche wie mir ums Herz ist. Es kann eine unangenehme Rückwirkung haben, und doch drängt mich meine Freundschaft für dich, dir alles offen mitzutheilen, es giebt gewiße traurige Verhältnisse die nun einmal nicht zu ändern sind man findet doch aber ein Bedürfniß sich darüber aus zu sprechen, und sie hernach so viel als möglich aus seinem Gedächtniße zu verbannen. Ich habe ihn bey seiner Zurückkunft nicht gefunden wie ich hofte ich hofte ihn verbeßert und fand ihn schlimmer vielleicht die Oberfläche nicht ganz so roh, aber was ist das? In diesem Manne ... streitende Elemente, etwas Gutmüthigkeit, mit einer Art Tendenz zur Religiosität, doch also noch das Gefühl das er eine Seele hat, mit grober Sinnlichkeit, und ein empörter und sich entgegenstrebenden Stolz, über den Zustand seiner Versunkenheit und Nichtsbedeutenheit vor der Welt. Mit solch einem Menschen konnte die Lage mit uns Eltern nie erträglich seyn. Jede Wohlthat mit noch so vil Feinheit gegeben empörte seinen Stolz, und erweckte Bitter<milestone unit="start" n="583"/>[7]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="583"/>keit und feindserlige Gesinnungen gegen uns er war und konnte doch nun einmal nicht der Hausherr seyn in Dresden war es durch seine Schuld nur zu bekannt geworden, wie betrüglich er gegen uns gehandelt also wich man ihm aus er stand isolirt da, eine Null für sich, und für andre, das gährte und tobte in seinem Busen alle Ausbrüche waren auf uns gerichtet. Gustchen das einzige Wesen in der Welt bey der er Schutz, Liebe fand, die Einzige die Gewalt über ihn hatte. Eben das sie die <hi rend="underline:1">Einzige</hi> war knüpfte Gustchen fester an ihn, ich möchte bald sagen aus Mitleyd, sie mußte stets die Mittlerinn zwischen ihm und uns seyn, und aus Furcht daß sie dieses einmal ungerecht gegen uns machen könnte <milestone unit="start" n="572"/>*oder das gute Wesen bey dem Zwiespalt aufgerieben würde<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Einfügung am linken Blattrand</title></note><milestone unit="end" n="572"/> entfernten wir sie lieber, daß war der Hauptzweck der Reisen, wir waren glücklicher in der Entfernung unsrer einzigen geliebten Tochter, in allen Entsagungen, als wie sie hier waren Du geliebtester Bruder fühlst es was für weh darinnen liegt. – Während der ganzen Reise, hat er Gustchens Geld verwaltet ohne daß wir je Rechnung gefodert, jeder Brief war an beide gleich gerichtet, er brauchte im Auslande nicht zu sagen in welche <hi rend="offset:4">abhängige</hi> Verhältniße er gegen uns stand, er konte mit Würde auftreten wenn er wollte, seine Kinder wurden unterdeßen mit unendlicher Liebe von uns gepflegt, mit unendlicher Mühe kann ich sagen, da ich keine Bedienung dazu hatte, außer das erste Jahr wo ich beiden eine kostbare Amme hilt, Nun sollten sie auf eine kurze Zeit zum Besuch kommen, ich hofte dieß sollte mit Liebe und Friede zugehen die Dankbarkeit würde nun das stolte Gemüth besänftigt haben, ich brauchte noch dazu die Vorsicht ihnen meine Wohnung mit <anchor type="b" n="3670" ana="11" xml:id="NidB28287"/><anchor type="b" n="3669" ana="11" xml:id="NidB28286"/>den Kindern<anchor type="e" n="3669" ana="11" xml:id="NidE28286"/><anchor type="e" n="3670" ana="11" xml:id="NidE28287"/> und der Köchinn zu überlaßen, und auf <anchor type="b" n="129" ana="11" xml:id="NidB28288"/>meines Manns<anchor type="e" n="129" ana="11" xml:id="NidE28288"/> Schloß Wohnung zu ziehen, um alle <hi rend="family:Courier">collisionen</hi> zu vermeiden. Aber kaum war er einige Tage da so sog er wieder Gift aus der liebe der Kinder zu <milestone unit="start" n="584"/>[8]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="584"/> uns machte mir Vorwürfe daß ich sie schlecht erzoge[n] es erfolgte eine Scene, wo ich mich zwar ganz zurückg[e]halten, denn Ernst hätte sie gemein werden können, aber wo er doch wohl gesehen wie wenig ich mich eigentlich aus ihm mache. Seit dem ist eine kalte Zurückhaltung eingetreten, aber eine starke innere Angst vo[n] meiner Seite, für gemeine Ausbrüche, da die Kinder orde[nt]lich darauf verseßen waren mir noch mehr als <hi rend="overstrike:1">möglich</hi> sonst zu lieben, ich glaube sie hätten sich unheimlich bey den heftigen Mann, der von der Zärtlichkeits wuth wieder zur Erziehungs wuth übergieng. – Gustchen war von dieser Sçene wie niedergeschmettert. Ich fürchte ihr Glaube an Glück hier nieden ist gänzlich verloren gegangen. Ich bete nur für sie, um die Kraft der Seele sich nicht niederdrücken zu laßen, damit nur ihr eignes Selbst, rein und edel hervor geht. Für meinen Bruder, hatte er eine enthusiastische Verehrung, wie alles bey ihm mit der <hi rend="family:Courier">rage</hi> komt In <hi rend="background:#ff80ff">ele</hi>nden hielt er den <hi rend="family:Courier">anglicanischen</hi> Gottesdienst für das höchste. Hier ergriff ihn das Catholische Fieber, mein Bruder glaubte wir sollten ihn nur seinen Gang gehen laßen, wenn etwas ihn zu <hi rend="background:#ff80ff">rec</hi>hte bringen könnte wird er dieß, er äußer[te] sich nun ohne hin nicht gegen uns darüber, und es liegt überhaupt nicht in uns jemanden in dem abzuhalten was sein eignes Gewißen allein zu bestimmen hat, die Reise gieng also vorwärt[s] nun weiß ich nicht was dort geschieht, wohl aber höre ich, daß er sich dort alle Mühe geben soll, sich zu <hi rend="family:Courier">reformieren</hi>. Gott gebe es, ich fürchte nur daß dieß auch nur ein <hi rend="family:Courier">paroxismus</hi> ist. Da ich dir nun [so] ganz unverholen mein Herz geöfnet habe, wozu mich meine Liebe zu dir getrieben, So bitte ich dich inständigst, aber übrigens thust als wüßtest du nichts. Eine innre Stimme sagt mir, in dem Schicksale dieser beiden Menschen nicht einzugreifen, Oh hätte ich dieser Stimme früher gefolgt, diese Hey<milestone unit="start" n="585"/>[9]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="585"/><milestone unit="start" n="594"/>3)<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Schreibers</title></note><milestone unit="end" n="594"/>rath wäre nie zu Stande gekommen. Du kannst denken daß ich wohl oft überlegt wie eine Trennung möglich zu machen wäre, aber es ist umsonst, es ist kein Ausweg möglich wäre er nicht so ganz arm, wären keine Kinder da, aber sage selbst mit welchem Herzen könnte man einen Mann den man doch sieben Jahre geduldet so ganz hülflos von sich stoßen wie könnte man da die Tochter zu vermögen wie würde die Welt den Stab über uns brechen und mit Recht. Gäbe man ihm ein Capital und ich wollte mein Gustchen und meine Kinder entblößen, würde er dann nicht wieder kommen wenn er dieses verzehrt hätte? Es ist also nichts zu thun als zu tragen, von der einen Seite ihn so kurz zu halten als möglich, von der anern ihn möglichst zu <hi rend="family:Courier">ado</hi><hi rend="family:Courier;background:#ff80ff">m</hi><hi rend="family:Courier">iren</hi>. Auch ist er nicht gesund er hat den Bandwurm und noch allerley Einbildung dabey, doch sieht er dabey wohl aus, und ißt für zwey. Auch das ist gewiß daß er Gustchen was aufgeopfert denn heyrathete er damals ein Fräulein die freylich weder jung noch hübsch noch vermögend war <milestone unit="start" n="573"/>*doch schon achtungswürdig<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Einfügung am linken Blattrand</title></note><milestone unit="end" n="573"/>, so wurde ihm angeboten daß der T..lemann ihn zu einer paßenden Stelle verhelfen wollte, ich würde dieses nicht geglaubt haben, wenn sich die Familie nicht selber verrathen hätte, der französische Schönberg war der Unterhändler, es war seine Schwiegerinn, doch sind dieß längst verschollene Sachen die nicht mehr erwähnt werden dürfen, nur darf ich sie nicht vergeßen, wenn <milestone unit="start" n="586"/>[10]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="586"/> ich gegen ihn handeln möchte, Behalte mein Gustchen lieb sie verdient es, sie trägt mit unendlicher Sanftmuth und Klugheit zugleich daß jetzt die Catholische Bekehrungssucht so rege wird, könnte mich mein Kind Angst machen, denn ohngeachtet ich gegen gute Catholiken allen Respect habe, so wünsche ich doch keinen falls einen solchen Uebergang, aber da hat Gustchen die gehörige Standhaftigkeit, und sie geht gehörig gerüstet so wohl nach Wien als nach <anchor type="b" n="356" ana="10" xml:id="NidB28289"/>Rom<anchor type="e" n="356" ana="10" xml:id="NidE28289"/> wo das jetzt gar arg seyn soll. Auch hat mir mein Bruder das Wort gegeben daß er nichts dergleichen sagen will, sie hat aber immer eine intrikate Rolle zu spielen, denn <anchor type="b" n="1392" ana="11" xml:id="NidB28290"/>die Schwiegerinn<anchor type="e" n="1392" ana="11" xml:id="NidE28290"/> soll es ja noch weiter treiben als mein Bruder, da sie aber dabey so excellente Menschen sind, und in der Wirklichkeit das Wort kennen das in der Bibel <hi rend="underline:1">Liebe</hi> heißt so läßt sich nichts dazu sagen. Nun etwas über meinen Bruder, er gehört mir allerdings zu den seltenen merkwürdigen Erscheinungen, <hi rend="underline:1">so</hi> hatte ich ihn mir nicht vorgestellt und doch muß man ihn so sehr lieben. Ich weiß gar nicht wie er mir vorkomt, wie ein inspirirter, das leuchtende Auge in den starken wohlbeleibten Körper, er übt eine Art Allgewalt über die Gemüther aus, und wenn es wirklich <milestone unit="start" n="574"/>*jetzt noch<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Einfügung am linken Blattrand</title></note><milestone unit="end" n="574"/> Wunterthäter giebt, so glaube ich er thut noch Wunder wie Hohenloh, der hat einen Glauben mit dem <milestone unit="start" n="587"/>[11]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="587"/> man Berge versetzen könnte, ich könnte es ihnen unmöglich nach thun, denn er glaubt erschrecklich viel, und ich habe zu thun daß ich meinen einfache[n] Glauben; recht lebendig und warm in meinem Herzen trage, und mehr fromt mir auch nicht aber doch kann ich mich ergetzen an solchen Menschen wie Stolberg die <anchor type="b" n="122" ana="11" xml:id="NidB28291"/>Marie Alberti<anchor type="e" n="122" ana="11" xml:id="NidE28291"/> etc. die von Liebe und Glauben überströmen in Werke der Liebe. Der wie die Marie mit dem Frieden in der Brust in ihrem <hi rend="offset:4;background:#ff80ff">liebes</hi>Berufe als <hi rend="family:Courier">soeur grize</hi> an einer Ansteckung stirbt. Oder wie Stolberg der auf seinem Todtenbette, nicht allein versöhnend und vergebend gegen das feindselige Benehmen des Mannes der seinen Todt verursacht stirbt, sondern sich ängstlich <milestone unit="start" n="575"/>*damit beschäftigt wie man es dem<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Einfügung am linken Blattrand</title></note><milestone unit="end" n="575"/> dem Manne verbergen solle, daß er ihm so weh gethan habe und auch <anchor type="b" n="8" ana="11" xml:id="NidB28292"/>meinem Friedrich<anchor type="e" n="8" ana="11" xml:id="NidE28292"/> der in seiner Geisterwelt lebt, als wäre er daheim, das irdische Leben nur ansieht, als einen Ort wo dem Körper die gehörige Pflege gegeben werden müße (die er dann doch bey alle dem auch nicht verachtet) und unter den Menschen nur eigentlich in dieser Rücksicht noch ohne Wiederwillen wandelt als er hoft Seelen auf seine Bahn zu bringen. ich meine im heiligen Sinne des Worts, Menschen auf die beßere Bahn zu bringen. Du siehst aus dem oben geschriebenen, daß ich nicht mit dir einstimme, daß dieses nur eine fortgesetzte Rolle ist, sondern ich halte ihn für so durch und durch catholisch das er aufhören würde zu leben glaube ich wenn er aufhörte catholisch zu seyn, zusammen treffen könnt ihr nicht mehr darum ist es beßer daß <milestone unit="start" n="588"/>[12]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="588"/> ihr nicht zusammen komt, aber daß er dich vernachläßigt daß er dich nicht liebt, daß weiß ich ganz gewiß daß das nicht wahr ist. Daß indische wie alle weltliche Gelegenheit liegt le[i]der nicht <hi rend="offset:4">mehr</hi> in seinem Bereich. Aber darf ich dir es sagen willst du uns nicht belächeln? – nun wohl es sey. – Wir haben uns vereinigt alle Sonntage ein gemeinsames Gebet zu verrichten, dazu haben wir den einfachen Glauben gewählt an den alle christlichen Gemeinden Glauben, und dabey immer zu gleich <hi rend="offset:4">deiner</hi> als den dritten in diesem Bunde einzuschließen uns vorgenommen, dieß halte ich gewißenhaft ich glaube an einen solchen Bund der Geister. In Gott allein, treffen ja nur einst alle unsre Seelen zusammen was du auch davon denkst halte mich nicht davon ab. Du weißt nun gewiß daß ich dann allemal mit einiger Liebe an dich denke. Und das du nicht glaubst Friedrich habe mich angesteckt. Ich war es die ihm diesen Vorschlag that, da ich seine Liebe zu dir sah. – –<lb/>Welche Geistes kraft ihm abgeht und oh[ne] welchen Mangel er nie so hätte den Weg gehen können den er gegangen ist die Menschenkenntniß, er sieht tausend D[inge] nicht, die einem scharfern Weltauge nich[t] entgehen würde, er glaubt auch pfiffig zu seyn und ist es grade gar nicht. Doch bester Wilhelm fange nur immer wieder an deinen Bruder herzlich zu lieben er verdient <milestone unit="start" n="589"/>[13]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="589"/><milestone unit="start" n="595"/>4)<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Schreibers</title></note><milestone unit="end" n="595"/> Ueber die Minna, könnte ich dir noch vil schreiben. Ich bin weit entfernt sie aufzugeben, es ist schade über die Anlagen die sie hat, und ihre Gutmüthigkeit die <hi rend="family:Courier">preva...t</hi> ist, so bald ihre freylich vil fodernde Eitelkeit nicht gekränkt und beleidigt wird, aber grade einen solchen Kopf Kopf ganz total leer zu laßen, wie es geschehen ist, was konnte da drauß werden sie ist angenehm und hat zwar gar kein engelmäßiges Gesicht, aber sie weiß doch Wunderdinge damit zu machen durch Mienenspiel und Putz, in der Kunst des ...nziehens ist sie ein wahres <hi rend="family:Courier">Genie</hi> sie macht <hi rend="family:Courier">effect</hi> als wenn sie eine Schönheit wäre, Wuchs und schöner Schulternbau thun freylich das Ihrige. Sie hat Pfiffigkeit, Gewandtheit <hi rend="family:Courier">Cuquet</hi> was sie sich vornimt weiß sie durchzuführen, versteht gar wohl zu schmeicheln wo der rechte Fleck ist, auch sich wie die Engeländer es nennen <hi rend="family:Courier">stilisch</hi> zu zeigen im ganzen Benehmen. Und dabey hat sie doch so gar wenig im Leben erzielt, es ist sonderbar es ist eine gewiße Keckheit in ihr, daß in dem Augenblicke wo sie eine Gut daß sie erstrebte erlangen könnte, sich wieder zu vernichten; oder etwas Kindisches, die <hi rend="offset:4">über</hi> einen unbedeutenden ganz nichtigen Triumph der Ei<milestone unit="start" n="590"/>[14]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="590"/>telkeit das ganz wichtige entferntere Zil vergißt und darüber verliert. Auch etwas Phantastisches <hi rend="offset:4">ist</hi> in ihr, das wunderbare ungewöhnliche, bizarre, wovon man spricht und aufsehen macht das gefällt ihr Was aus diesen Anlagen bey einer erbärmlichen Erziehung hat entstehen können kann man sich denken, eine vollendete <hi rend="family:Courier">Coquette</hi>, dabey ist sie aber nie eine galante Frau gewesen und hat auch keine Anlagen dazu. Aber ihr Ruf ist trotz dem schlimmer, <hi rend="family:Courier">des</hi>trouirt als wenn sie es gewesen wäre. Und es war nothwendig daß sie dort weg kam. Ich glaube ich habe ein gutes Werk gethan daß ich sie fürs Erste zu mir genommen, sie schätzt und liebt mich. Ich habe ihr die Augen über ihre <hi rend="family:Courier">coquetterie</hi> geöffnet, sie folgt mir genau, bewacht sich streng und ich lege alle Ehre mit ihr ein, und sie ist in der besten Gesellschaft gelitten. Freylich sind es noch nicht 3 Monathe das ich sie bey mir <hi rend="offset:4">allein</hi> habe, man darf also nicht triumphieren, doch wird es mich immer beruhigen daß ich es versucht und die wehmüthigen Bitten meines Bruders nicht von mir gewiesen: In meinem nächsten Briefe will ich mehr über sie schreiben wenn du es wünschst, und du nur das Geheimniß <milestone unit="start" n="591"/>[15]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="591"/> zu halten versprichst, es ist <hi rend="offset:4">...</hi> <hi rend="underline:1">Etwas</hi> daß alsdann <hi rend="overstrike:1">etwas</hi> weiter vorwärts gekommen oder rückwärts gegangen ist, vielleicht zernichtet sie es sich selbst auch wieder. Angreifen thut mich dieser Aufenthalt es ist ein ewiges gähren, bald kommen Briefe aus Hannover, die setzen sie in <hi rend="family:Courier">combustion</hi>, dann andre Beziehungen und Verwickelungen, dann der gefällige Verkehr. Kurz es ist ein leidenschaftliches Treiben der Welt welches mich nicht mehr fromt. Ich sehne mich nach Ruhe und wünschte herzlich daß es nun bald ein Ende hätte, auch hält es mich von <anchor type="b" n="3670" ana="11" xml:id="NidB28294"/><anchor type="b" n="3669" ana="11" xml:id="NidB28295"/>meinen Kinderchen<anchor type="e" n="3669" ana="11" xml:id="NidE28295"/><anchor type="e" n="3670" ana="11" xml:id="NidE28294"/> ab, mit denen ich so gerne lebe und ihnen ihren kleinen Unterricht gebe. <lb/>Ueber die Schilderung deines Lebens und deines Hauses habe ich mich herzlich gefreut, wenn ich es doch einma[l] sehen könnte! Das reiten ist gar herrlich das erhält dir deine Gesundheit ich wundre mich nur, daß dir die Engeländer keine Last machen. <anchor type="b" n="48" ana="11" xml:id="NidB28296"/>Tiek<anchor type="e" n="48" ana="11" xml:id="NidE28296"/> ist Hofrath mit Gehalt geworden, er dirigirt das Theater, wie ich heute hörte sollte er die Stücke wählen und den Schauspielern vorlesen, an .rger wird es nicht fehlen. Doch freut er sich jetzt sehr. <milestone unit="start" n="592"/>[16]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="592"/> Die herzlichsten Grüße von Ernst. Dein Bild von der Gustschen fand Friedrich sehr gut, er hat dich doch vil kürzer gesehen als ich. ich ergötze mich sehr daran, und finde dich ganz drinne wieder. Jetzt malt sie Friedrich das Bild hoffen sie soll gut werden. Ach noch was Tiek meynte in Parma wären nichts wie <hi rend="family:Courier">Fresco</hi> Gemälde von <anchor type="b" n="1159" ana="11" xml:id="NidB28297"/><hi rend="family:Courier">Corregio</hi><anchor type="e" n="1159" ana="11" xml:id="NidE28297"/>, wozu keine Gelegenheit wäre, sie zu <hi rend="family:Courier">copiren</hi> was meynst du dazu? Gehe doch nun ihren Reiseplan gründlich durch und gieb uns deinen Rath, und deine liebevolle Beyhülfe durch <hi rend="family:Courier">addressen</hi>. Nun leb recht herzlich wohl wirst du dir wohl die Zeit nehmen diesen langen Brief zu lesen deine dich liebenden Schwester<lb/>Charlotte Ernst', '36_absender' => array( (int) 0 => array( [maximum depth reached] ) ), '36_adressat' => array( (int) 0 => array( [maximum depth reached] ) ), '36_altDat' => '[Herbst 1824]', '36_absenderort' => array( (int) 0 => array( [maximum depth reached] ) ), '36_datengeberhand' => 'Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek', '36_purlhand' => 'DE-1a-33449', '36_signaturhand' => 'Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.7,Nr.32', '36_h1zahl' => '16 S. auf Doppelbl., hs. m. 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Daß der Baron Gust nicht länger blieb, und hernach hier so balde starb war schade, er war ganz voll von Gustchen, sprach von ihr gegen alle Menschen, und nach ein paar Tage ließ er sich nach ihren Erfolg in London sehr theilnehmend durch Bötticher erkundigen. 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Mir schien sie so sehr ein freundliches und friedliches Verhältniß in ihrem häuslichen zu bedürfen, und da fil ich auf <anchor type="b" n="16" ana="10" xml:id="NidB28269"/>Wien<anchor type="e" n="16" ana="10" xml:id="NidE28269"/>, sie war einst so glücklich bey <anchor type="b" n="180" ana="11" xml:id="NidB28273"/><anchor type="b" n="8" ana="11" xml:id="NidB28272"/>Friedrichs<anchor type="e" n="8" ana="11" xml:id="NidE28272"/><anchor type="e" n="180" ana="11" xml:id="NidE28273"/> in <anchor type="b" n="327" ana="10" xml:id="NidB28270"/>Frankfurt<anchor type="e" n="327" ana="10" xml:id="NidE28270"/> doch dachte ich mir keinesfalls das sie bey Friedrichs eßen und wohnen sollten das hat sich nun so gemacht, die Wohnung da war grade ein abgesondertes kleines Quartier über was sie für sich gemiethet haben. Essen sollten sie nach meinen Willen für sich, besonders um sich an Friedrichs Tisch und an die Liebe mit der er dieß Geschäft treibt nicht zu verwöhnen, es hat sich doch aber gemacht, sie geben Kostgeld, besonders fürchte ich für <anchor type="b" n="3513" ana="11" xml:id="NidB28275"/>Buttlar<anchor type="e" n="3513" ana="11" xml:id="NidE28275"/> der schon so freßig ist. Verdient wird in London wird sie in den ¾ Jahren auf 800 rth. haben aber das ist wie nichts gegen das was sie gebraucht haben, mit Wohnung etc. hat sie wie eine <hi rend="family:Courier">Lady</hi> gelebt, und ob sie alle Groschen so umgewandt wie ich es gewohnt bin, darann zweifle ich besonders meinen werthen Schwiegersohn dem das Nichtsthun und die Langeweile Geld kostet. Die beiden Jahre mit der <hi rend="family:Courier">remisse</hi> die sie in <anchor type="b" n="887" ana="10" xml:id="NidB28278"/>Bonn<anchor type="e" n="887" ana="10" xml:id="NidE28278"/> bekamen eingerechnet haben sie uns 2500 rth. gekostet, nun ist noch das was deine Güte hinzugefügt hat. In London habe ich Ihnen immer ungefodert Geld geschickt, denn es war mir zu schrecklich, in eine solche Stadt sie in GeldVerlegenheit zu wißen, nun theile ich es etwas knapper ein, und Wien kostet uns gewiß nicht mehr als als es <anchor type="b" n="13" ana="10" xml:id="NidB28279"/>Dresden<anchor type="e" n="13" ana="10" xml:id="NidE28279"/> gethan haben würde. <milestone unit="start" n="580"/>[4]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="580"/> Fortschritte hat sie <hi rend="underline:1">gewiß</hi> gemacht ich habe auch noch Tiek seine Zustimmung darüber geholt, der davon auch überzeugt ist. Ihre Zwey kleinen Sachen fanden vil Beyfall auf der Ausstellung, das Eine war ein junges Mädchen mit der Guitarre es war ein schönes Kind, mit einem schwärmerischen Blick es war sehr interreßant. eine kleine heilige Familie war auch gar lieblich, die beiden Jünglinge der Schlaf und der Tod könnten auch noch wenn sie es vollendete sehr hübsch werden. Ihre beiden Kinder die sie in einer Gruppe gemalt waren allerliebst, Tiek war auch ganz davon eingenommen, Friedrich auch, und <anchor type="b" n="2017" ana="11" xml:id="NidB28282"/>Matthäi<anchor type="e" n="2017" ana="11" xml:id="NidE28282"/> rechnete es für ihr bestes in der Oelmaler[ey] Das vollkommenste von ihr setzte er in d[er] Zeichnung von den El...schen Pferden und nach diesem in der Apotheose <anchor type="b" n="274" ana="11" xml:id="NidB28277"/>des Homers<anchor type="e" n="274" ana="11" xml:id="NidE28277"/>. Mit dem Lythographiren scheint sie leider noch nicht angefangen zu haben, ich fürchte sie findet Hinderniße, sie hoffte von Sch... Friedrichs Freund noch einige Vortheile dieser Kunst zu erlernen, besonders in Ansehung der zarten bestimten Umriße, die bey dieser Sache grade so nothwendig sind, ob er sich nun oft völlig dazu findet weiß ich nicht. auch soll es mit dem Druck noch unvollkommen seyn. Auf den Fall würde ich gern die Kosten daran wenden es nach <anchor type="b" n="354" ana="10" xml:id="NidB28283"/>München<anchor type="e" n="354" ana="10" xml:id="NidE28283"/> zu schicken. Daß hat sie nun in <anchor type="b" n="171" ana="10" xml:id="NidB28280"/>Paris<anchor type="e" n="171" ana="10" xml:id="NidE28280"/> auch versäumt, denn <anchor type="b" n="954" ana="11" xml:id="NidB28284"/><hi rend="family:Courier">Denon</hi><anchor type="e" n="954" ana="11" xml:id="NidE28284"/> bot es ihr an, sie glaubte aber <anchor type="b" n="2022" ana="11" xml:id="NidB28281"/><hi rend="family:Courier">Gerard</hi><anchor type="e" n="2022" ana="11" xml:id="NidE28281"/> zu b[e]leidigen und dich weil du dich gegen diese Kunst erklärt, sie paßt aber für das Zeitalter, in de[m] wir leben, und ist immer eine kräftige <hi rend="family:Courier">re...</hi> fürs Geld verdienen, wenn man sonst nichts hat. <milestone unit="start" n="581"/>[5]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="581"/><milestone unit="start" n="593"/>2)<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Schreibers</title></note><milestone unit="end" n="593"/> An Bötticher hatte Noeden schon früher darüber geschrieben, und auf den Fall daß dieser nicht könnte; selber etwas zu zu verfertigen. Bötticher hatte sich bey Gustchens weg gehen erklärt er wäre er<hi rend="background:#ff80ff">bit</hi>ieg etwas weniger darüber dabey zu setzen er hat auch ihre Zeichnung in seinen Vorlesungen zu einem Gegenstande genommen, und sie dabey herumgewiesen. Dieses versteht sich fällt von selbst weg wenn du dafür sorgen willst, wofür ich dir unendlich danke. Ob Gustchen bey ihrer mehreren Erfahrung von dem Ungeschmack, und den umstatthaften Foderungen derer die sich malen laßen wollen, nicht etwas drückendes darinnen gefunden das will ich nicht behaupten, darum wünsche ich daß sie auch fähig ist höhere Flüge in dem Gebiete der Kunst zu thun, darum hauptsächlich die Italienische Reise. Wenn wir sie geschehen laßen wollten mußte es jetzt seyn, denn es würde thöricht seyn bey unserm Alter dergleichen auf lange hinauszuschieben. Und wir möchten uns nun darüber besprechen, wenn sie sie antreten soll, lieber Wilhelm und was du ihr etwa für <hi rend="family:Courier">addressen</hi> doch wohl zuerst nach <anchor type="b" n="353" ana="10" xml:id="NidB28285"/><hi rend="family:Courier">Parma</hi><anchor type="e" n="353" ana="10" xml:id="NidE28285"/> mitgeben möchtest. Bis jetzt haben wir uns ohne borgen die 3 Jahre ihrer Reisen <hi rend="family:Courier">sountenirt</hi> welches mir selbst wunderbar vorkomt, du würdest es freylich nach deiner <hi rend="family:Courier">...ten</hi> Lebensweise nicht begreifen können mit wie wenigen wir leben, doch könnte ich ganz glücklich dabey seyn wenn mich nicht andre Sorgen drückten Sollten nun auch einige 100 rth. zur Hälfte nach Italien aufgeborgt werden müßten so mache ich mir daraus kein Gewißen da es so offenbar zu Gustchens künftigem Vortheil gereicht, auch höre ich ja daß es in Italien nicht theuer seyn soll ich verspreche mir herrliche Früchte von der Reise, [wenn] sie Kraft hat gegen Feinde zu kämpfen, die <hi rend="overstrike:1">deutsche</hi> altdeutsche <hi rend="family:Courier">rage</hi>, und die Bekehrungssucht, doch hat sie <milestone unit="start" n="582"/>[6]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="582"/> sich gegen beides gerüstet. Daß sie nicht an dich früher geschrieben mußt du ihr nicht als einen Mangel an Liebe oder Verehrung anrechnen, es war nicht nur eine Zersplitterung der Zeit, wo man nie einen ruhigen Fleck fand einen Brief zu schreiben sondern auch im innern Leben war diese Zerstüc[k]lung auch ich konnte mir nicht eine ruhige Stunde erwerben an dich zu schreiben, es wehte ordentlich ein stürmischer Wind, Gährungen, und Leidenschaften in unserm Hause, und über die Versuche das alles zu einigen gieng selbst meine Ruhe mit unter. Du hättest dieß alles sehen müßen um es zu beurtheilen, aber schwerlich würdest du ein schweigender Zuschauer gewesen seyn und so hätte es die streitenden Elemente noch vermehrt. – Ich fürchte wenn ich von <hi rend="family:Courier">Buttlar</hi> der nun an die Reihe kommen soll spreche wie mir ums Herz ist. Es kann eine unangenehme Rückwirkung haben, und doch drängt mich meine Freundschaft für dich, dir alles offen mitzutheilen, es giebt gewiße traurige Verhältnisse die nun einmal nicht zu ändern sind man findet doch aber ein Bedürfniß sich darüber aus zu sprechen, und sie hernach so viel als möglich aus seinem Gedächtniße zu verbannen. Ich habe ihn bey seiner Zurückkunft nicht gefunden wie ich hofte ich hofte ihn verbeßert und fand ihn schlimmer vielleicht die Oberfläche nicht ganz so roh, aber was ist das? In diesem Manne ... streitende Elemente, etwas Gutmüthigkeit, mit einer Art Tendenz zur Religiosität, doch also noch das Gefühl das er eine Seele hat, mit grober Sinnlichkeit, und ein empörter und sich entgegenstrebenden Stolz, über den Zustand seiner Versunkenheit und Nichtsbedeutenheit vor der Welt. Mit solch einem Menschen konnte die Lage mit uns Eltern nie erträglich seyn. Jede Wohlthat mit noch so vil Feinheit gegeben empörte seinen Stolz, und erweckte Bitter<milestone unit="start" n="583"/>[7]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="583"/>keit und feindserlige Gesinnungen gegen uns er war und konnte doch nun einmal nicht der Hausherr seyn in Dresden war es durch seine Schuld nur zu bekannt geworden, wie betrüglich er gegen uns gehandelt also wich man ihm aus er stand isolirt da, eine Null für sich, und für andre, das gährte und tobte in seinem Busen alle Ausbrüche waren auf uns gerichtet. Gustchen das einzige Wesen in der Welt bey der er Schutz, Liebe fand, die Einzige die Gewalt über ihn hatte. Eben das sie die <hi rend="underline:1">Einzige</hi> war knüpfte Gustchen fester an ihn, ich möchte bald sagen aus Mitleyd, sie mußte stets die Mittlerinn zwischen ihm und uns seyn, und aus Furcht daß sie dieses einmal ungerecht gegen uns machen könnte <milestone unit="start" n="572"/>*oder das gute Wesen bey dem Zwiespalt aufgerieben würde<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Einfügung am linken Blattrand</title></note><milestone unit="end" n="572"/> entfernten wir sie lieber, daß war der Hauptzweck der Reisen, wir waren glücklicher in der Entfernung unsrer einzigen geliebten Tochter, in allen Entsagungen, als wie sie hier waren Du geliebtester Bruder fühlst es was für weh darinnen liegt. – Während der ganzen Reise, hat er Gustchens Geld verwaltet ohne daß wir je Rechnung gefodert, jeder Brief war an beide gleich gerichtet, er brauchte im Auslande nicht zu sagen in welche <hi rend="offset:4">abhängige</hi> Verhältniße er gegen uns stand, er konte mit Würde auftreten wenn er wollte, seine Kinder wurden unterdeßen mit unendlicher Liebe von uns gepflegt, mit unendlicher Mühe kann ich sagen, da ich keine Bedienung dazu hatte, außer das erste Jahr wo ich beiden eine kostbare Amme hilt, Nun sollten sie auf eine kurze Zeit zum Besuch kommen, ich hofte dieß sollte mit Liebe und Friede zugehen die Dankbarkeit würde nun das stolte Gemüth besänftigt haben, ich brauchte noch dazu die Vorsicht ihnen meine Wohnung mit <anchor type="b" n="3670" ana="11" xml:id="NidB28287"/><anchor type="b" n="3669" ana="11" xml:id="NidB28286"/>den Kindern<anchor type="e" n="3669" ana="11" xml:id="NidE28286"/><anchor type="e" n="3670" ana="11" xml:id="NidE28287"/> und der Köchinn zu überlaßen, und auf <anchor type="b" n="129" ana="11" xml:id="NidB28288"/>meines Manns<anchor type="e" n="129" ana="11" xml:id="NidE28288"/> Schloß Wohnung zu ziehen, um alle <hi rend="family:Courier">collisionen</hi> zu vermeiden. Aber kaum war er einige Tage da so sog er wieder Gift aus der liebe der Kinder zu <milestone unit="start" n="584"/>[8]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="584"/> uns machte mir Vorwürfe daß ich sie schlecht erzoge[n] es erfolgte eine Scene, wo ich mich zwar ganz zurückg[e]halten, denn Ernst hätte sie gemein werden können, aber wo er doch wohl gesehen wie wenig ich mich eigentlich aus ihm mache. Seit dem ist eine kalte Zurückhaltung eingetreten, aber eine starke innere Angst vo[n] meiner Seite, für gemeine Ausbrüche, da die Kinder orde[nt]lich darauf verseßen waren mir noch mehr als <hi rend="overstrike:1">möglich</hi> sonst zu lieben, ich glaube sie hätten sich unheimlich bey den heftigen Mann, der von der Zärtlichkeits wuth wieder zur Erziehungs wuth übergieng. – Gustchen war von dieser Sçene wie niedergeschmettert. Ich fürchte ihr Glaube an Glück hier nieden ist gänzlich verloren gegangen. Ich bete nur für sie, um die Kraft der Seele sich nicht niederdrücken zu laßen, damit nur ihr eignes Selbst, rein und edel hervor geht. Für meinen Bruder, hatte er eine enthusiastische Verehrung, wie alles bey ihm mit der <hi rend="family:Courier">rage</hi> komt In <hi rend="background:#ff80ff">ele</hi>nden hielt er den <hi rend="family:Courier">anglicanischen</hi> Gottesdienst für das höchste. Hier ergriff ihn das Catholische Fieber, mein Bruder glaubte wir sollten ihn nur seinen Gang gehen laßen, wenn etwas ihn zu <hi rend="background:#ff80ff">rec</hi>hte bringen könnte wird er dieß, er äußer[te] sich nun ohne hin nicht gegen uns darüber, und es liegt überhaupt nicht in uns jemanden in dem abzuhalten was sein eignes Gewißen allein zu bestimmen hat, die Reise gieng also vorwärt[s] nun weiß ich nicht was dort geschieht, wohl aber höre ich, daß er sich dort alle Mühe geben soll, sich zu <hi rend="family:Courier">reformieren</hi>. Gott gebe es, ich fürchte nur daß dieß auch nur ein <hi rend="family:Courier">paroxismus</hi> ist. Da ich dir nun [so] ganz unverholen mein Herz geöfnet habe, wozu mich meine Liebe zu dir getrieben, So bitte ich dich inständigst, aber übrigens thust als wüßtest du nichts. Eine innre Stimme sagt mir, in dem Schicksale dieser beiden Menschen nicht einzugreifen, Oh hätte ich dieser Stimme früher gefolgt, diese Hey<milestone unit="start" n="585"/>[9]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="585"/><milestone unit="start" n="594"/>3)<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Schreibers</title></note><milestone unit="end" n="594"/>rath wäre nie zu Stande gekommen. Du kannst denken daß ich wohl oft überlegt wie eine Trennung möglich zu machen wäre, aber es ist umsonst, es ist kein Ausweg möglich wäre er nicht so ganz arm, wären keine Kinder da, aber sage selbst mit welchem Herzen könnte man einen Mann den man doch sieben Jahre geduldet so ganz hülflos von sich stoßen wie könnte man da die Tochter zu vermögen wie würde die Welt den Stab über uns brechen und mit Recht. Gäbe man ihm ein Capital und ich wollte mein Gustchen und meine Kinder entblößen, würde er dann nicht wieder kommen wenn er dieses verzehrt hätte? Es ist also nichts zu thun als zu tragen, von der einen Seite ihn so kurz zu halten als möglich, von der anern ihn möglichst zu <hi rend="family:Courier">ado</hi><hi rend="family:Courier;background:#ff80ff">m</hi><hi rend="family:Courier">iren</hi>. Auch ist er nicht gesund er hat den Bandwurm und noch allerley Einbildung dabey, doch sieht er dabey wohl aus, und ißt für zwey. Auch das ist gewiß daß er Gustchen was aufgeopfert denn heyrathete er damals ein Fräulein die freylich weder jung noch hübsch noch vermögend war <milestone unit="start" n="573"/>*doch schon achtungswürdig<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Einfügung am linken Blattrand</title></note><milestone unit="end" n="573"/>, so wurde ihm angeboten daß der T..lemann ihn zu einer paßenden Stelle verhelfen wollte, ich würde dieses nicht geglaubt haben, wenn sich die Familie nicht selber verrathen hätte, der französische Schönberg war der Unterhändler, es war seine Schwiegerinn, doch sind dieß längst verschollene Sachen die nicht mehr erwähnt werden dürfen, nur darf ich sie nicht vergeßen, wenn <milestone unit="start" n="586"/>[10]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="586"/> ich gegen ihn handeln möchte, Behalte mein Gustchen lieb sie verdient es, sie trägt mit unendlicher Sanftmuth und Klugheit zugleich daß jetzt die Catholische Bekehrungssucht so rege wird, könnte mich mein Kind Angst machen, denn ohngeachtet ich gegen gute Catholiken allen Respect habe, so wünsche ich doch keinen falls einen solchen Uebergang, aber da hat Gustchen die gehörige Standhaftigkeit, und sie geht gehörig gerüstet so wohl nach Wien als nach <anchor type="b" n="356" ana="10" xml:id="NidB28289"/>Rom<anchor type="e" n="356" ana="10" xml:id="NidE28289"/> wo das jetzt gar arg seyn soll. Auch hat mir mein Bruder das Wort gegeben daß er nichts dergleichen sagen will, sie hat aber immer eine intrikate Rolle zu spielen, denn <anchor type="b" n="1392" ana="11" xml:id="NidB28290"/>die Schwiegerinn<anchor type="e" n="1392" ana="11" xml:id="NidE28290"/> soll es ja noch weiter treiben als mein Bruder, da sie aber dabey so excellente Menschen sind, und in der Wirklichkeit das Wort kennen das in der Bibel <hi rend="underline:1">Liebe</hi> heißt so läßt sich nichts dazu sagen. Nun etwas über meinen Bruder, er gehört mir allerdings zu den seltenen merkwürdigen Erscheinungen, <hi rend="underline:1">so</hi> hatte ich ihn mir nicht vorgestellt und doch muß man ihn so sehr lieben. Ich weiß gar nicht wie er mir vorkomt, wie ein inspirirter, das leuchtende Auge in den starken wohlbeleibten Körper, er übt eine Art Allgewalt über die Gemüther aus, und wenn es wirklich <milestone unit="start" n="574"/>*jetzt noch<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Einfügung am linken Blattrand</title></note><milestone unit="end" n="574"/> Wunterthäter giebt, so glaube ich er thut noch Wunder wie Hohenloh, der hat einen Glauben mit dem <milestone unit="start" n="587"/>[11]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="587"/> man Berge versetzen könnte, ich könnte es ihnen unmöglich nach thun, denn er glaubt erschrecklich viel, und ich habe zu thun daß ich meinen einfache[n] Glauben; recht lebendig und warm in meinem Herzen trage, und mehr fromt mir auch nicht aber doch kann ich mich ergetzen an solchen Menschen wie Stolberg die <anchor type="b" n="122" ana="11" xml:id="NidB28291"/>Marie Alberti<anchor type="e" n="122" ana="11" xml:id="NidE28291"/> etc. die von Liebe und Glauben überströmen in Werke der Liebe. Der wie die Marie mit dem Frieden in der Brust in ihrem <hi rend="offset:4;background:#ff80ff">liebes</hi>Berufe als <hi rend="family:Courier">soeur grize</hi> an einer Ansteckung stirbt. Oder wie Stolberg der auf seinem Todtenbette, nicht allein versöhnend und vergebend gegen das feindselige Benehmen des Mannes der seinen Todt verursacht stirbt, sondern sich ängstlich <milestone unit="start" n="575"/>*damit beschäftigt wie man es dem<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Einfügung am linken Blattrand</title></note><milestone unit="end" n="575"/> dem Manne verbergen solle, daß er ihm so weh gethan habe und auch <anchor type="b" n="8" ana="11" xml:id="NidB28292"/>meinem Friedrich<anchor type="e" n="8" ana="11" xml:id="NidE28292"/> der in seiner Geisterwelt lebt, als wäre er daheim, das irdische Leben nur ansieht, als einen Ort wo dem Körper die gehörige Pflege gegeben werden müße (die er dann doch bey alle dem auch nicht verachtet) und unter den Menschen nur eigentlich in dieser Rücksicht noch ohne Wiederwillen wandelt als er hoft Seelen auf seine Bahn zu bringen. ich meine im heiligen Sinne des Worts, Menschen auf die beßere Bahn zu bringen. Du siehst aus dem oben geschriebenen, daß ich nicht mit dir einstimme, daß dieses nur eine fortgesetzte Rolle ist, sondern ich halte ihn für so durch und durch catholisch das er aufhören würde zu leben glaube ich wenn er aufhörte catholisch zu seyn, zusammen treffen könnt ihr nicht mehr darum ist es beßer daß <milestone unit="start" n="588"/>[12]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="588"/> ihr nicht zusammen komt, aber daß er dich vernachläßigt daß er dich nicht liebt, daß weiß ich ganz gewiß daß das nicht wahr ist. Daß indische wie alle weltliche Gelegenheit liegt le[i]der nicht <hi rend="offset:4">mehr</hi> in seinem Bereich. Aber darf ich dir es sagen willst du uns nicht belächeln? – nun wohl es sey. – Wir haben uns vereinigt alle Sonntage ein gemeinsames Gebet zu verrichten, dazu haben wir den einfachen Glauben gewählt an den alle christlichen Gemeinden Glauben, und dabey immer zu gleich <hi rend="offset:4">deiner</hi> als den dritten in diesem Bunde einzuschließen uns vorgenommen, dieß halte ich gewißenhaft ich glaube an einen solchen Bund der Geister. In Gott allein, treffen ja nur einst alle unsre Seelen zusammen was du auch davon denkst halte mich nicht davon ab. Du weißt nun gewiß daß ich dann allemal mit einiger Liebe an dich denke. Und das du nicht glaubst Friedrich habe mich angesteckt. Ich war es die ihm diesen Vorschlag that, da ich seine Liebe zu dir sah. – –<lb/>Welche Geistes kraft ihm abgeht und oh[ne] welchen Mangel er nie so hätte den Weg gehen können den er gegangen ist die Menschenkenntniß, er sieht tausend D[inge] nicht, die einem scharfern Weltauge nich[t] entgehen würde, er glaubt auch pfiffig zu seyn und ist es grade gar nicht. Doch bester Wilhelm fange nur immer wieder an deinen Bruder herzlich zu lieben er verdient <milestone unit="start" n="589"/>[13]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="589"/><milestone unit="start" n="595"/>4)<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Schreibers</title></note><milestone unit="end" n="595"/> Ueber die Minna, könnte ich dir noch vil schreiben. Ich bin weit entfernt sie aufzugeben, es ist schade über die Anlagen die sie hat, und ihre Gutmüthigkeit die <hi rend="family:Courier">preva...t</hi> ist, so bald ihre freylich vil fodernde Eitelkeit nicht gekränkt und beleidigt wird, aber grade einen solchen Kopf Kopf ganz total leer zu laßen, wie es geschehen ist, was konnte da drauß werden sie ist angenehm und hat zwar gar kein engelmäßiges Gesicht, aber sie weiß doch Wunderdinge damit zu machen durch Mienenspiel und Putz, in der Kunst des ...nziehens ist sie ein wahres <hi rend="family:Courier">Genie</hi> sie macht <hi rend="family:Courier">effect</hi> als wenn sie eine Schönheit wäre, Wuchs und schöner Schulternbau thun freylich das Ihrige. Sie hat Pfiffigkeit, Gewandtheit <hi rend="family:Courier">Cuquet</hi> was sie sich vornimt weiß sie durchzuführen, versteht gar wohl zu schmeicheln wo der rechte Fleck ist, auch sich wie die Engeländer es nennen <hi rend="family:Courier">stilisch</hi> zu zeigen im ganzen Benehmen. Und dabey hat sie doch so gar wenig im Leben erzielt, es ist sonderbar es ist eine gewiße Keckheit in ihr, daß in dem Augenblicke wo sie eine Gut daß sie erstrebte erlangen könnte, sich wieder zu vernichten; oder etwas Kindisches, die <hi rend="offset:4">über</hi> einen unbedeutenden ganz nichtigen Triumph der Ei<milestone unit="start" n="590"/>[14]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="590"/>telkeit das ganz wichtige entferntere Zil vergißt und darüber verliert. Auch etwas Phantastisches <hi rend="offset:4">ist</hi> in ihr, das wunderbare ungewöhnliche, bizarre, wovon man spricht und aufsehen macht das gefällt ihr Was aus diesen Anlagen bey einer erbärmlichen Erziehung hat entstehen können kann man sich denken, eine vollendete <hi rend="family:Courier">Coquette</hi>, dabey ist sie aber nie eine galante Frau gewesen und hat auch keine Anlagen dazu. Aber ihr Ruf ist trotz dem schlimmer, <hi rend="family:Courier">des</hi>trouirt als wenn sie es gewesen wäre. Und es war nothwendig daß sie dort weg kam. Ich glaube ich habe ein gutes Werk gethan daß ich sie fürs Erste zu mir genommen, sie schätzt und liebt mich. Ich habe ihr die Augen über ihre <hi rend="family:Courier">coquetterie</hi> geöffnet, sie folgt mir genau, bewacht sich streng und ich lege alle Ehre mit ihr ein, und sie ist in der besten Gesellschaft gelitten. Freylich sind es noch nicht 3 Monathe das ich sie bey mir <hi rend="offset:4">allein</hi> habe, man darf also nicht triumphieren, doch wird es mich immer beruhigen daß ich es versucht und die wehmüthigen Bitten meines Bruders nicht von mir gewiesen: In meinem nächsten Briefe will ich mehr über sie schreiben wenn du es wünschst, und du nur das Geheimniß <milestone unit="start" n="591"/>[15]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="591"/> zu halten versprichst, es ist <hi rend="offset:4">...</hi> <hi rend="underline:1">Etwas</hi> daß alsdann <hi rend="overstrike:1">etwas</hi> weiter vorwärts gekommen oder rückwärts gegangen ist, vielleicht zernichtet sie es sich selbst auch wieder. Angreifen thut mich dieser Aufenthalt es ist ein ewiges gähren, bald kommen Briefe aus Hannover, die setzen sie in <hi rend="family:Courier">combustion</hi>, dann andre Beziehungen und Verwickelungen, dann der gefällige Verkehr. Kurz es ist ein leidenschaftliches Treiben der Welt welches mich nicht mehr fromt. Ich sehne mich nach Ruhe und wünschte herzlich daß es nun bald ein Ende hätte, auch hält es mich von <anchor type="b" n="3670" ana="11" xml:id="NidB28294"/><anchor type="b" n="3669" ana="11" xml:id="NidB28295"/>meinen Kinderchen<anchor type="e" n="3669" ana="11" xml:id="NidE28295"/><anchor type="e" n="3670" ana="11" xml:id="NidE28294"/> ab, mit denen ich so gerne lebe und ihnen ihren kleinen Unterricht gebe. <lb/>Ueber die Schilderung deines Lebens und deines Hauses habe ich mich herzlich gefreut, wenn ich es doch einma[l] sehen könnte! Das reiten ist gar herrlich das erhält dir deine Gesundheit ich wundre mich nur, daß dir die Engeländer keine Last machen. <anchor type="b" n="48" ana="11" xml:id="NidB28296"/>Tiek<anchor type="e" n="48" ana="11" xml:id="NidE28296"/> ist Hofrath mit Gehalt geworden, er dirigirt das Theater, wie ich heute hörte sollte er die Stücke wählen und den Schauspielern vorlesen, an .rger wird es nicht fehlen. Doch freut er sich jetzt sehr. <milestone unit="start" n="592"/>[16]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="592"/> Die herzlichsten Grüße von Ernst. Dein Bild von der Gustschen fand Friedrich sehr gut, er hat dich doch vil kürzer gesehen als ich. ich ergötze mich sehr daran, und finde dich ganz drinne wieder. Jetzt malt sie Friedrich das Bild hoffen sie soll gut werden. Ach noch was Tiek meynte in Parma wären nichts wie <hi rend="family:Courier">Fresco</hi> Gemälde von <anchor type="b" n="1159" ana="11" xml:id="NidB28297"/><hi rend="family:Courier">Corregio</hi><anchor type="e" n="1159" ana="11" xml:id="NidE28297"/>, wozu keine Gelegenheit wäre, sie zu <hi rend="family:Courier">copiren</hi> was meynst du dazu? Gehe doch nun ihren Reiseplan gründlich durch und gieb uns deinen Rath, und deine liebevolle Beyhülfe durch <hi rend="family:Courier">addressen</hi>. 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