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Ich glaube zwar fast daran, weil ich weiß daß ich sie verdiene, aber es thut einem doch wohl, eine neue Versicherung davon zu bekommen. Du bist jetzt der einzige unter <anchor type="b" n="766" ana="11" xml:id="NidB28216"/><anchor type="b" n="8" ana="11" xml:id="NidB28217"/><anchor type="b" n="1393" ana="11" xml:id="NidB28218"/><anchor type="b" n="187" ana="11" xml:id="NidB28219"/>meinen Brüdern<anchor type="e" n="187" ana="11" xml:id="NidE28219"/><anchor type="e" n="1393" ana="11" xml:id="NidE28218"/><anchor type="e" n="8" ana="11" xml:id="NidE28217"/><anchor type="e" n="766" ana="11" xml:id="NidE28216"/> den ich sehnlich wünsche wieder zu sehen <anchor type="b" n="187" ana="11" xml:id="NidB28220"/>Moritz<anchor type="e" n="187" ana="11" xml:id="NidE28220"/> würde mir beynahe fremdartig escheinen, nachdem ich so lange keine Berührung mit ihm gehabt, <hi rend="offset:4">bey </hi><anchor type="b" n="1393" ana="11" xml:id="NidB28221"/><hi rend="offset:4;background:#ff80ff">den</hi> guten Carl<anchor type="e" n="1393" ana="11" xml:id="NidE28221"/> den ich so herzlich schätze, steht <anchor type="b" n="1392" ana="11" xml:id="NidB28222"/>die Frau<anchor type="e" n="1392" ana="11" xml:id="NidE28222"/> als ein Popanz dazwischen, jede innge Vertraulichkeit störend, die Frau wird auch so ganz von andern <hi rend="family:Courier">motiven</hi> regiert daß wir uns gar nicht verstehen. ich und <anchor type="b" n="8" ana="11" xml:id="NidB28223"/>mein Bruder Friedrich<anchor type="e" n="8" ana="11" xml:id="NidE28223"/> <hi rend="offset:4">sind</hi> durch sein letztes Anherkommen leider durch eine Scheidewand getrennt. Er theilt nun einmal die Menschen in zwey Classen, Catholische und nicht Catholische, zur Seligkeit bestimte und ausgeschloßne. Seine Liebe kann sich also nur in Bekehrungseifer zeigen, dabey ist er von den Anmaßungen nicht frey <milestone unit="start" n="340"/>[2]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="340"/> die sich die eifrigen Catholischen gegen uns herausnehmen. Auch hat er mich gewiß wie er hier war falsch verstanden, und glaubte eine Tendenz bey mir zu finden, weil ich den äußern <hi rend="family:Courier">ritus</hi>, den ich eine Erziehung zur Reliosität nenne, bey ihnen lebendiger und zweckmäßiger fände, wenn er ohne <hi rend="offset:4">die</hi> unrechtmäßige <hi rend="family:Courier">usurpation</hi> der Geistlichkeit auf die menschlichen Gemüther und ihrer Freyheit, die sie auf eine Heillose Art misbrauchen, bestehen könnte, für <hi rend="underline:1">diese</hi> aber und ihre <hi rend="family:Courier">intriguen</hi> habe ich eine wahre <hi rend="family:Courier">horreur</hi>. Das Göttliche und Hohe zu irdischen Zwecken brauchen ist für mich das Verwerflichste. Diese Erklärung über Friedrich mußte ich dir geben, weil du mir einmal Schuld gabst er habe mich <hi rend="family:Courier">mystificiert</hi>, vielmehr bin ich erst seitdem recht ins Klare mit mir gekommen. Uebrigens ist es mit seiner geistlichen Demuth noch nicht weit her, (in der Tugend der Demuth werdet ihr es alle beide wohl nicht weit bringen.) Friedrich hat ein weites Feld für seine nicht Achtung der Menschen alle die <hi rend="underline:1">Selbst</hi> denken, die Freude an einer Wißenschaft an einer Kunst haben, die in die mannigfaltigen Verhältniße der Welt und ihren Foderungen eingreifen, die das Gebiet des Wissens erweitern, die die irdischen <milestone unit="start" n="341"/>[3]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="341"/> Geschichte <hi rend="overstrike:1">des Lebens eingreifen</hi> mit Lust und Liebe betreiben, welche ins Leben eingreifen alle die sind außer Berührung mit ihm das ist nun freylich ein großes Feld! und er ist in solcher völligen Apathie gegen solche Menschen, daß er kein Glied um sie ...t, keinen Finger bewegt, und das Höchste was er von seinen Gedanken herausgibt ist die <hi rend="family:Courier">temperatur</hi> des Wetters, wenn es ihm nicht noch zu gut deucht, das hat mich manchmal geärgert und empört. – Dein Stolz, liebster Wilhelm, wenn er sich schon mannigmal kräftiger äußert, liegt nicht so tief als bey Friedrich durch die vielen unnützen Anforderungen die die Menschen aus Eitelkeit an dich auf deine edle Zeit machen, kann wohl eine etwas lebhafte <hi rend="family:Courier">opp</hi><hi rend="family:Courier;offset:4">os</hi><hi rend="family:Courier">ition</hi> sehr natürlich erregen und nothwendig machen. Aber werde immer etwas milder gegen schwache Menschen, und unter diesen schließe auch <anchor type="b" n="129" ana="11" xml:id="NidB28224"/>meinen Mann<anchor type="e" n="129" ana="11" xml:id="NidE28224"/> und <anchor type="b" n="121" ana="11" xml:id="NidB28225"/>meine Tochter<anchor type="e" n="121" ana="11" xml:id="NidE28225"/> und <anchor type="b" n="3670" ana="11" xml:id="NidB28226"/><anchor type="b" n="3669" ana="11" xml:id="NidB28227"/>Enkelchen<anchor type="e" n="3669" ana="11" xml:id="NidE28227"/><anchor type="e" n="3670" ana="11" xml:id="NidE28226"/> ein, in deiner Liebe, mit unsren Schwachheiten. Wir zollen dir gewiß die Herzlichste Verehrung und Liebe. Und wenn wir dich wie ich zu Gott hoffe bald einmal sehen, so sey dieses zusammen seyn reiner Genuß der Liebe, ohne alle Beymischung von Furcht und Zurückhaltung. Mache es doch bald möglich geliebter Bruder. Auch <anchor type="b" n="48" ana="11" xml:id="NidB28228"/>Tiek<anchor type="e" n="48" ana="11" xml:id="NidE28228"/> bittet dich inständig es ist dir gewiß auch eben so nothwendig, dich einmal heraus zu reißen, aus deinen tiefen Studien <milestone unit="start" n="342"/>[4]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="342"/> und mit Tieken die alte schöne poetische Zeit wieder hervorzurufen, auch Rehbergs werden den Sommer hier seyn, deine innigsten Verehrer, dieß sollte ein schönes Leben werden. Wie Noth mir eine solche Erheiterung des Lebens thun würde, kannst du denken, denn mein Herz ist tief verwundet! Aber ein Balsam bleibt mir der meinen Lebens <hi rend="overstrike:1">kraft</hi> <hi rend="offset:4">Muth</hi> und Geistesthätigkeit erhält, es ist die Freude über die Vortreflichkeit <anchor type="b" n="121" ana="11" xml:id="NidB28229"/>meiner Tochter<anchor type="e" n="121" ana="11" xml:id="NidE28229"/>. Sie übt eine Standhaftigkeit, Milde, Güte, und Beharrlichkeit aus, die ich ihr nicht nach zu ahmen mich traue. Was manche Leute für Schwachheit bey ihr halten weiß ich das es Kraft ist – denn ich dringe tiefer ein in die <hi rend="family:Courier">Motive</hi> ihres Handelns. So auch was du <hi rend="family:Courier">caprice</hi> an ihr nennst, nenn ich jetzt Festigkeit, da <hi rend="background:#ff80ff">ihr</hi> ihre Handlungsart länger beobachtet. Freylich beruht dieß nicht, auf eine Berechnung von Verstandsgründen, sondern auf den Impuls ihres Herzens der unverfälscht und rein für das moralische Gefühl sich erhalten hat. Was dies ihr sagt dem folgt sie unbedingt, so hat sie vielleicht nichts gegen die Katholische Religion, aber ihre innre Ueberzeugung sagt ihr, daß es unwürdig sey einen Brüderbund zu verlaßen, aus einer Veranlaßung von außen her; ohne eine innre Nothwendigkeit zu fühlen. Nun ist die Sache auch auf immer beschloßen, und sie bleibt auch ganz <hi rend="family:Courier">inaccessible</hi> <milestone unit="start" n="343"/>[5]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="343"/> <milestone unit="start" n="133"/>2<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Schreibers</title></note><milestone unit="end" n="133"/> so ist es auch mit den Verhältnißen mit <anchor type="b" n="3513" ana="11" xml:id="NidB28230"/>ihren Mann<anchor type="e" n="3513" ana="11" xml:id="NidE28230"/>, ihr Eyd bindet sie an das unglückliche Wesen, sie weiß ihn hülflos, er bedarf ihrer, er hält sich fest an sie, sie fühlt es unedel ihn zu verlaßen, sie ist ja die Einzige in der Welt die in trägt und duldet.<lb/>Diese Gründe die sie sich gewiß nicht selbst so deutlich gemacht, vielleicht auch Stolz nicht unter die gewöhnliche Zahl der geschiednen Frauen gerechnet zu werden, machen sie taub gegen alle Vorschläge der Trennung, und ich habe Ursache zu glauben, daß es wahre Tugend bey ihr ist, und sie sich selbst verläugnet und überwindet. – muß ich da nicht Respekt haben, kann und darf ich ihr Anlockungen geben, etwas zu thun, was sie moralisch <hi rend="family:Courier">regradiren</hi> würde weil sie gegen ihr eignes Gefühl des Rechts handeln würde? Wir sind unglücklich liebster Bruder, aber wenn wir uns nur ganz rein unter dieser schweren Prüfung erhalten so wird doch wenigstens unsre Gemüthsruhe nicht getrübt. Nun will ich dir kurz die jetzige Lage der Dinge sagen, vorher aber muß ich noch erwähnen, daß Tiek es bey seiner Durchreise durch <anchor type="b" n="16" ana="10" xml:id="NidB28233"/>Wien<anchor type="e" n="16" ana="10" xml:id="NidE28233"/> unternommen hatte mit <anchor type="b" n="8" ana="11" xml:id="NidB28232"/>meinem Bruder<anchor type="e" n="8" ana="11" xml:id="NidE28232"/> über <anchor type="b" n="3513" ana="11" xml:id="NidB28231"/><hi rend="family:Courier">Buttlar</hi><anchor type="e" n="3513" ana="11" xml:id="NidE28231"/> zu reden, wie er aber von fern eine Trennung angedeutet, war <hi rend="overstrike:1">er</hi> <hi rend="offset:4">dieser</hi> hitzig geworden <milestone unit="start" n="344"/>[6]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="344"/> und Tiek mußte abbrechen wenn sie sich nicht völlig <hi rend="family:Courier">brouilliren</hi> sollten. Du siehst also daß mancherley Vorwürfe gemacht sind. Buttlarn sein Zustand wie ich ihn nach den unvollkomnen Andeutungen mir zusammen setze. Steht in der Mitte man kann ihn zur Noth noch unter die vernünftigen rechnen, denn er ist sich seiner bewußt. Soll doch aber mit unter solche sonderbare Dinge behaupten – und mit einer solchen <hi rend="family:Courier">vehemenz</hi> daß man dieses für wirklich irre nehmen kann, dabey ist der Schlaf ein besonders unnatürlicher Zustand, wodurch das sich äußerst kann ich nicht bestimt sagen, dieser soll jetzt etwas beßer seyn, Gustchen scheint auf den Schlaf großes Gewicht zu legen. Um ihn nun in diesen so genannten guten Zustand zu erhalten, muß er beständig Morgen und lebends Medicin nehmen ich vermuthe wohl <hi rend="family:Courier">opium</hi>, dabey ohne Spanische Fliegen, Blutigel und Aderlaßen. Die Spanischen Fliegen sind schon ¾ Jahr gar nicht von ihm gekommen. auf ein 40 Dampfbäder, 8 bis 10 Wochen in Baden das Schwefelbad gebraucht. etc. Die Aerzte scheinen <hi rend="overstrike:1">wie es scheint</hi> <milestone unit="start" n="345"/>[7]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="345"/> sich keine völlige Beßerung zu versprechen Nun von <anchor type="b" n="121" ana="11" xml:id="NidB28234"/>meinem geliebten Gustchen<anchor type="e" n="121" ana="11" xml:id="NidE28234"/>, <hi rend="background:#ff80ff">auc</hi>h diese ist leidend, es wäre Nervenschwäche Aber ist dieses zu verwundern, welche Angriffe hat dieses schwache Kind nicht auf ihre Nerven gehabt? der stete Kampf mit uns alten Eltern wo sie wie zwischen Thür und Angel stand, seine beständigen <hi rend="family:Courier;background:#ff80ff">bevüen</hi> seine Unruhe seine Hitze, jetzt kann ich mir alles erklären, er ist schon lange nicht recht richtig gewesen. Aber ich kann mir vorstellen daß nichts die Nerven so sehr angreift, als mit einem halb tollen Wesen umzugehen, den man noch nicht für toll hält, und für den man so partheylich ist. Jetzt da sie nur völlig weiß woran sie ist, ist ihr Betragen musterhaft, ich habe Briefe von ihr gelesen die sie ihm aus Baden geschrieben, wie sie ihn aufzumuntern strebt, ihre Späschen anbringt, kurz allerliebst. Ich habe mir nun auch vorgenommen durch mich soll das Kind keine getrübte Stunde mehr haben; da ich nun einmal nicht mit ihr correspondiren kan ohne das Buttlar es aufspürt (sie schreibt mit daß sie als dann lange mit ihm zu thun hätte ihn wieder zu beruhigen) von der andern Seite das Zutrauen zwischen mir und meinem Bruder gewichen zu seyn scheint <milestone unit="start" n="346"/>[8]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="346"/> und da sie doch nun in den Jahren der völligen Krise ist, so haben wir alles in ihre Hände gelegt zu thun und zu beschließen was sie will, von uns soll sie keine Hemmung haben, wir wollen ihr den Weg ebnen so vil wir können. Gott verleih ihr Muth und Stärke, ich kann mir es nicht vehalten sie ist ein langsames Opfer! – –<lb/>Daß wir ihrem zu langen Aufenthalt in Wien ungern sahen weiß sie, und das nun endlich etwas beschloßen werden mußte. Aber doch frappierte es uns, wie sie ohne weiteres schrieb es wäre nun völlig beschloßen in Mitte März nach Italien zu reisen. Doch haben wir erst die Zustimmung des Artztes für Buttlar verlangt. Da Buttlar seine <hi rend="overstrike:1">feste</hi> fixe Idee ist das wir feindselig gegen ihn gesinnt sind, so vernichtet das unsre ganze Correspondenz, sie kann uns nicht sagen was sie denkt und ich noch weniger was wir wünschen, mein Bruder könnte manches thun wenn er wollte, doch da geschieht nichts.<lb/>ich laße also die Sache ihren Gang gehen, ich habe es <hi rend="overstrike:1">erfahren</hi> zu schmerzlich empfunden <hi rend="offset:4">das</hi> man mit seinem Eingreifen, und seiner vermeynten Klugheit oft nur schadet. und so beruhige ich mich. Nun geliebtester Bruder sey nicht böse daß ich dich so lange mit unsern Angelegenheiten unterhalte <milestone unit="start" n="347"/>[9]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="347"/> <milestone unit="start" n="135"/>3<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Schreibers</title></note><milestone unit="end" n="135"/> Gustchen hat für dich eine kleine <hi rend="family:Courier">composition</hi> gemacht, ich weiß noch nicht was es eigentlich ist, sie hat damit geheim gehalten, es macht nun erst die <hi rend="family:Courier">tour</hi> bey der <hi rend="family:Courier">haute volée</hi>, dann hoffe ich schickt sie es mir zu, daß ich es sehe, dann wird es zu dir <hi rend="family:Courier">spedirt</hi> werden, ihre <hi rend="family:Courier">compositione[n]</hi> gefallen sehr, wäre es nicht schade wenn man nicht suchte diesem <hi rend="family:Courier">talente</hi> mehr Umfang zu geben. Das <hi rend="background:#ff80ff">Alter</hi> blatt ist auch fertig. <anchor type="b" n="3240" ana="11" xml:id="NidB29395"/>Minna<anchor type="e" n="3240" ana="11" xml:id="NidE29395"/> lebt hier so ziemlich in der vornehmen Welt, durch den Umgang der Kammerherrin v. Ue<hi rend="background:#ff80ff">c</hi>htritz wo sie jetzt ist. Ich fürchte daß die getäuschten Erwartungen eine Hauptrolle in ihrem Leben zu spielen haben. Mit dem Engeländer ist es nichts, er machte zwey Bedingungen, sie sollte allen Zusammenhang mit der Catholischen Geistlichkeit vermeiden und nicht mit jungen Herrn umgehen, dieses hat sie nun freylich beides nicht gehalten kurz er hat aufgehört zu schreiben. Mit einem alten vornehmen Russen der ihr was versch...t wird auch wohl nicht vil mehr werden, es wäre auch eine verkehrte Parthie, Sie hat wohl die Gabe einen ersten Eindruck zu erregen, aber nicht ihn auf die Länge zu h<hi rend="family:Courier">outeni</hi>ren, da fehlt es ihr an ächten Witz und Mannigfaltigkeit die <hi rend="family:Courier">Coquetterie</hi> zu h<hi rend="family:Courier">outeniren</hi>. Uebrigens <milestone unit="start" n="348"/>[10]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="348"/> steht sie jetzt sehr gut, sie bekommt von Büchting nach preußischem Gelde 340 rth. es scheint mir nur nicht sicher. die Scheidung ist vor sich gegangen, sie hat zur Veränderung einmal wieder den Schlegelschen Namen angenommen. <anchor type="b" n="48" ana="11" xml:id="NidB28237"/>Unser guter Tiek<anchor type="e" n="48" ana="11" xml:id="NidE28237"/> hat bey seinem neuen Amte manchen Verdruß, es ist letzt ein Stück daß er vom <anchor type="b" n="166" ana="11" xml:id="NidB28238"/>Calderon<anchor type="e" n="166" ana="11" xml:id="NidE28238"/> für unser Theater redigirt hat ausgepfiffen worden, und wie es noch einmal hat gegeben werden sollen hat das Publikum (wohl besser das Militär) so einen Spektakel gemacht daß es nicht hat aufgeführt werden können, eine bisher unerhörte Sache, ohngeachtet die prinzlichen Herrschaften es ...<hi rend="family:Courier">tenirt</hi>, die sich aber bey dem Lärm ganz stille <hi rend="family:Courier">retirirt</hi> haben, sie haben immer im Parterre gerufen wir wollen den Tiekschen Geschmack nicht. Jetzt soll ein Stück auch unter Tieks Protection von <anchor type="b" n="5020" ana="11" xml:id="NidB28240"/>dem jungen Uechtritz<anchor type="e" n="5020" ana="11" xml:id="NidE28240"/> unsern klein Enkel gegeben werden, für das ich mich interreßire. Tiek schenkt es seinen Beyfall mir gefällt es sehr schön. Die Mutter mit <anchor type="b" n="4695" ana="11" xml:id="NidB29328"/><anchor type="b" n="2061" ana="11" xml:id="NidB28243"/>ihren schönen Töchtern<anchor type="e" n="2061" ana="11" xml:id="NidE28243"/><anchor type="e" n="4695" ana="11" xml:id="NidE29328"/> kömt ..p... hierher und wird ein Tag 14 bey u[ns] logiren, bey Gelegenheit sollen die hübschen Mädchen die auf dem Dorfe vergraben sind ein bischen an die Luft kommen. Ich wollte doch die erste Vorstellung wäre erst überstanden, das Stück heißt <anchor type="b" n="5021" ana="12" xml:id="NidB28241"/><milestone unit="start" n="136"/>Darius und Alexander<anchor type="e" n="5021" ana="12" xml:id="NidE28241"/>. hast du die Dramatischen Recensionen von Tiek gelesen, mir scheinen sie ganz vortreflich. Auch eine vortrefliche Novelle <milestone unit="start" n="349"/>[9]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="349"/> ich glaube sie heißt <anchor type="b" n="4692" ana="12" xml:id="NidB28242"/>das Dichterleben<anchor type="e" n="4692" ana="12" xml:id="NidE28242"/>. Nun geliebter Bruder schreib mir bald nur drey Worte genügen mir, daß du mich noch liebst. Nun bitte ich doch noch um Verzeihung über das vernachläßigte des Briefs er ist unter <milestone unit="start" n="350"/>[5]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="350"/> Kinderlärm geschrieben, und so paßt bey der heutigen Unterbrechungen der Anfang des Perioden nicht zum Ende. Tausend Grüße von <anchor type="b" n="129" ana="11" xml:id="NidB28239"/>Ernst<anchor type="e" n="129" ana="11" xml:id="NidE28239"/><lb/>Charlotte Ernst<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Randbeschriftung des Schreibers</title></note><milestone unit="end" n="136"/>', '36_absender' => array( (int) 0 => array( [maximum depth reached] ) ), '36_adressat' => array( (int) 0 => array( [maximum depth reached] ) ), '36_altDat' => '[Anfang Februar 1826]', '36_datengeberhand' => 'Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek', '36_purlhand' => 'DE-1a-33449', '36_signaturhand' => 'Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.7,Nr.35', '36_h1zahl' => '10 S. auf Doppelbl., hs. m. 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Sie war die Mutter der Portraitmalerin Augusta von Buttlar. Um dieser eine möglichst profunde Ausbildung zu ermöglichen, übernahmen Charlotte und ihr Mann die Erziehung der beiden Enkelinnen Marianne und Adelheid von Buttlar.', '39_geschlecht' => 'w', '39_pdb' => 'GND', '39_dbid' => '128971827 ', '39_quellen' => 'extern@Briefe von und an August Wilhelm Schlegel. Ges. u. erl. d. Josef Körner. 2. Bd. Die Erläuterungen. Zürich u.a. 1930, S. 52.@ Wikipedia@http://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_Schlegel@', '39_beziehung' => 'Den literaturkritischen Schriften ihrer Brüder Friedrich und August Wilhelm stand Charlotte zeitweilig ablehnend gegenüber; gleichwohl hatte sie ein sehr enges Verhältnis zu beiden Geschwistern. Friedrich lebte ab 1794 vorübergehend bei ihr in Dresden. Seiner „Lucinde“ soll er auch Züge der Schwester verliehen haben. Charlotte stand ihren Brüdern in inneren und äußeren Krisensituationen eng zur Seite. So war sie eine der engsten Vertrauten August Wilhelms, der mit ihr über seine innersten Sorgen und Ängste sprach. In ihrem Briefwechsel standen aber auch die Ausbildung ihrer Tochter Augusta zur Portraitmalerin und die gemeinsame Sorge um deren problematische Ehe mit dem russischen Obristen Heinrich Ludwig von Buttlar im Mittelpunkt.', '39_geburtsort' => array( 'ID' => '173', 'content' => 'Hannover', 'bemerkung' => 'GND:4023349-2', 'LmAdd' => array([maximum depth reached]) ), '39_gebdatumfrei' => '1759', '39_toddatumfrei' => '1826', '39_status_person' => 'Vollständig', 'folders' => array( (int) 0 => 'Personen', (int) 1 => 'Personen' ), '_label' => '', '_descr' => '', '_model' => 'Person', '_model_title' => 'Person', '_model_titles' => 'People', '_url' => '' ) ) $absCitation = 'Charlotte Ernst' $percount = (int) 2 $notabs = false $tabs = array( 'manuscript' => array( 'exists' => '1', 'content' => 'Digitalisat Handschrift' ) ) $parallelview = array( (int) 0 => '1' ) $dzi_imagesHand = array( (int) 0 => '/cake_fud/files/temp/images/dzi/2f4afbf95ddd5a092378227d3cc9b46f.jpg.xml', (int) 1 => '/cake_fud/files/temp/images/dzi/70c6763a2c81b6efb8b455bd2868c74b.jpg.xml', (int) 2 => '/cake_fud/files/temp/images/dzi/af339f63054db5a72d49e9cf8a0208e0.jpg.xml', (int) 3 => '/cake_fud/files/temp/images/dzi/7886cbc6499def39d41aedf32cbd105a.jpg.xml', (int) 4 => '/cake_fud/files/temp/images/dzi/797b16543febb16eeaaf33ee854c8c64.jpg.xml', (int) 5 => '/cake_fud/files/temp/images/dzi/3b54d1a1f8ff7ca82a995834cf4b7920.jpg.xml', (int) 6 => '/cake_fud/files/temp/images/dzi/c3b74ee4f58a1f061736533f6a825616.jpg.xml', (int) 7 => '/cake_fud/files/temp/images/dzi/024590074b54ddd0f8770f7a169200af.jpg.xml', (int) 8 => '/cake_fud/files/temp/images/dzi/f677d93520d99fa4011fd22e5ef29793.jpg.xml', (int) 9 => '/cake_fud/files/temp/images/dzi/f47ab5bb23d03c6f18a5a6e51ae35a3d.jpg.xml' ) $dzi_imagesDruck = array() $indexesintext = array() $right = '' $left = 'manuscript' $handschrift = array( 'Datengeber' => 'Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek', 'OAI Id' => 'DE-1a-33449', 'Signatur' => 'Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.7,Nr.35', 'Blatt-/Seitenzahl' => '10 S. auf Doppelbl., hs. m. 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Ich glaube zwar fast daran, weil ich weiß daß ich sie verdiene, aber es thut einem doch wohl, eine neue Versicherung davon zu bekommen. Du bist jetzt der einzige unter <anchor type="b" n="766" ana="11" xml:id="NidB28216"/><anchor type="b" n="8" ana="11" xml:id="NidB28217"/><anchor type="b" n="1393" ana="11" xml:id="NidB28218"/><anchor type="b" n="187" ana="11" xml:id="NidB28219"/>meinen Brüdern<anchor type="e" n="187" ana="11" xml:id="NidE28219"/><anchor type="e" n="1393" ana="11" xml:id="NidE28218"/><anchor type="e" n="8" ana="11" xml:id="NidE28217"/><anchor type="e" n="766" ana="11" xml:id="NidE28216"/> den ich sehnlich wünsche wieder zu sehen <anchor type="b" n="187" ana="11" xml:id="NidB28220"/>Moritz<anchor type="e" n="187" ana="11" xml:id="NidE28220"/> würde mir beynahe fremdartig escheinen, nachdem ich so lange keine Berührung mit ihm gehabt, <hi rend="offset:4">bey </hi><anchor type="b" n="1393" ana="11" xml:id="NidB28221"/><hi rend="offset:4;background:#ff80ff">den</hi> guten Carl<anchor type="e" n="1393" ana="11" xml:id="NidE28221"/> den ich so herzlich schätze, steht <anchor type="b" n="1392" ana="11" xml:id="NidB28222"/>die Frau<anchor type="e" n="1392" ana="11" xml:id="NidE28222"/> als ein Popanz dazwischen, jede innge Vertraulichkeit störend, die Frau wird auch so ganz von andern <hi rend="family:Courier">motiven</hi> regiert daß wir uns gar nicht verstehen. ich und <anchor type="b" n="8" ana="11" xml:id="NidB28223"/>mein Bruder Friedrich<anchor type="e" n="8" ana="11" xml:id="NidE28223"/> <hi rend="offset:4">sind</hi> durch sein letztes Anherkommen leider durch eine Scheidewand getrennt. Er theilt nun einmal die Menschen in zwey Classen, Catholische und nicht Catholische, zur Seligkeit bestimte und ausgeschloßne. Seine Liebe kann sich also nur in Bekehrungseifer zeigen, dabey ist er von den Anmaßungen nicht frey <milestone unit="start" n="340"/>[2]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="340"/> die sich die eifrigen Catholischen gegen uns herausnehmen. Auch hat er mich gewiß wie er hier war falsch verstanden, und glaubte eine Tendenz bey mir zu finden, weil ich den äußern <hi rend="family:Courier">ritus</hi>, den ich eine Erziehung zur Reliosität nenne, bey ihnen lebendiger und zweckmäßiger fände, wenn er ohne <hi rend="offset:4">die</hi> unrechtmäßige <hi rend="family:Courier">usurpation</hi> der Geistlichkeit auf die menschlichen Gemüther und ihrer Freyheit, die sie auf eine Heillose Art misbrauchen, bestehen könnte, für <hi rend="underline:1">diese</hi> aber und ihre <hi rend="family:Courier">intriguen</hi> habe ich eine wahre <hi rend="family:Courier">horreur</hi>. Das Göttliche und Hohe zu irdischen Zwecken brauchen ist für mich das Verwerflichste. Diese Erklärung über Friedrich mußte ich dir geben, weil du mir einmal Schuld gabst er habe mich <hi rend="family:Courier">mystificiert</hi>, vielmehr bin ich erst seitdem recht ins Klare mit mir gekommen. Uebrigens ist es mit seiner geistlichen Demuth noch nicht weit her, (in der Tugend der Demuth werdet ihr es alle beide wohl nicht weit bringen.) Friedrich hat ein weites Feld für seine nicht Achtung der Menschen alle die <hi rend="underline:1">Selbst</hi> denken, die Freude an einer Wißenschaft an einer Kunst haben, die in die mannigfaltigen Verhältniße der Welt und ihren Foderungen eingreifen, die das Gebiet des Wissens erweitern, die die irdischen <milestone unit="start" n="341"/>[3]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="341"/> Geschichte <hi rend="overstrike:1">des Lebens eingreifen</hi> mit Lust und Liebe betreiben, welche ins Leben eingreifen alle die sind außer Berührung mit ihm das ist nun freylich ein großes Feld! und er ist in solcher völligen Apathie gegen solche Menschen, daß er kein Glied um sie ...t, keinen Finger bewegt, und das Höchste was er von seinen Gedanken herausgibt ist die <hi rend="family:Courier">temperatur</hi> des Wetters, wenn es ihm nicht noch zu gut deucht, das hat mich manchmal geärgert und empört. – Dein Stolz, liebster Wilhelm, wenn er sich schon mannigmal kräftiger äußert, liegt nicht so tief als bey Friedrich durch die vielen unnützen Anforderungen die die Menschen aus Eitelkeit an dich auf deine edle Zeit machen, kann wohl eine etwas lebhafte <hi rend="family:Courier">opp</hi><hi rend="family:Courier;offset:4">os</hi><hi rend="family:Courier">ition</hi> sehr natürlich erregen und nothwendig machen. Aber werde immer etwas milder gegen schwache Menschen, und unter diesen schließe auch <anchor type="b" n="129" ana="11" xml:id="NidB28224"/>meinen Mann<anchor type="e" n="129" ana="11" xml:id="NidE28224"/> und <anchor type="b" n="121" ana="11" xml:id="NidB28225"/>meine Tochter<anchor type="e" n="121" ana="11" xml:id="NidE28225"/> und <anchor type="b" n="3670" ana="11" xml:id="NidB28226"/><anchor type="b" n="3669" ana="11" xml:id="NidB28227"/>Enkelchen<anchor type="e" n="3669" ana="11" xml:id="NidE28227"/><anchor type="e" n="3670" ana="11" xml:id="NidE28226"/> ein, in deiner Liebe, mit unsren Schwachheiten. Wir zollen dir gewiß die Herzlichste Verehrung und Liebe. Und wenn wir dich wie ich zu Gott hoffe bald einmal sehen, so sey dieses zusammen seyn reiner Genuß der Liebe, ohne alle Beymischung von Furcht und Zurückhaltung. Mache es doch bald möglich geliebter Bruder. Auch <anchor type="b" n="48" ana="11" xml:id="NidB28228"/>Tiek<anchor type="e" n="48" ana="11" xml:id="NidE28228"/> bittet dich inständig es ist dir gewiß auch eben so nothwendig, dich einmal heraus zu reißen, aus deinen tiefen Studien <milestone unit="start" n="342"/>[4]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="342"/> und mit Tieken die alte schöne poetische Zeit wieder hervorzurufen, auch Rehbergs werden den Sommer hier seyn, deine innigsten Verehrer, dieß sollte ein schönes Leben werden. Wie Noth mir eine solche Erheiterung des Lebens thun würde, kannst du denken, denn mein Herz ist tief verwundet! Aber ein Balsam bleibt mir der meinen Lebens <hi rend="overstrike:1">kraft</hi> <hi rend="offset:4">Muth</hi> und Geistesthätigkeit erhält, es ist die Freude über die Vortreflichkeit <anchor type="b" n="121" ana="11" xml:id="NidB28229"/>meiner Tochter<anchor type="e" n="121" ana="11" xml:id="NidE28229"/>. Sie übt eine Standhaftigkeit, Milde, Güte, und Beharrlichkeit aus, die ich ihr nicht nach zu ahmen mich traue. Was manche Leute für Schwachheit bey ihr halten weiß ich das es Kraft ist – denn ich dringe tiefer ein in die <hi rend="family:Courier">Motive</hi> ihres Handelns. So auch was du <hi rend="family:Courier">caprice</hi> an ihr nennst, nenn ich jetzt Festigkeit, da <hi rend="background:#ff80ff">ihr</hi> ihre Handlungsart länger beobachtet. Freylich beruht dieß nicht, auf eine Berechnung von Verstandsgründen, sondern auf den Impuls ihres Herzens der unverfälscht und rein für das moralische Gefühl sich erhalten hat. Was dies ihr sagt dem folgt sie unbedingt, so hat sie vielleicht nichts gegen die Katholische Religion, aber ihre innre Ueberzeugung sagt ihr, daß es unwürdig sey einen Brüderbund zu verlaßen, aus einer Veranlaßung von außen her; ohne eine innre Nothwendigkeit zu fühlen. Nun ist die Sache auch auf immer beschloßen, und sie bleibt auch ganz <hi rend="family:Courier">inaccessible</hi> <milestone unit="start" n="343"/>[5]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="343"/> <milestone unit="start" n="133"/>2<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Schreibers</title></note><milestone unit="end" n="133"/> so ist es auch mit den Verhältnißen mit <anchor type="b" n="3513" ana="11" xml:id="NidB28230"/>ihren Mann<anchor type="e" n="3513" ana="11" xml:id="NidE28230"/>, ihr Eyd bindet sie an das unglückliche Wesen, sie weiß ihn hülflos, er bedarf ihrer, er hält sich fest an sie, sie fühlt es unedel ihn zu verlaßen, sie ist ja die Einzige in der Welt die in trägt und duldet.<lb/>Diese Gründe die sie sich gewiß nicht selbst so deutlich gemacht, vielleicht auch Stolz nicht unter die gewöhnliche Zahl der geschiednen Frauen gerechnet zu werden, machen sie taub gegen alle Vorschläge der Trennung, und ich habe Ursache zu glauben, daß es wahre Tugend bey ihr ist, und sie sich selbst verläugnet und überwindet. – muß ich da nicht Respekt haben, kann und darf ich ihr Anlockungen geben, etwas zu thun, was sie moralisch <hi rend="family:Courier">regradiren</hi> würde weil sie gegen ihr eignes Gefühl des Rechts handeln würde? Wir sind unglücklich liebster Bruder, aber wenn wir uns nur ganz rein unter dieser schweren Prüfung erhalten so wird doch wenigstens unsre Gemüthsruhe nicht getrübt. Nun will ich dir kurz die jetzige Lage der Dinge sagen, vorher aber muß ich noch erwähnen, daß Tiek es bey seiner Durchreise durch <anchor type="b" n="16" ana="10" xml:id="NidB28233"/>Wien<anchor type="e" n="16" ana="10" xml:id="NidE28233"/> unternommen hatte mit <anchor type="b" n="8" ana="11" xml:id="NidB28232"/>meinem Bruder<anchor type="e" n="8" ana="11" xml:id="NidE28232"/> über <anchor type="b" n="3513" ana="11" xml:id="NidB28231"/><hi rend="family:Courier">Buttlar</hi><anchor type="e" n="3513" ana="11" xml:id="NidE28231"/> zu reden, wie er aber von fern eine Trennung angedeutet, war <hi rend="overstrike:1">er</hi> <hi rend="offset:4">dieser</hi> hitzig geworden <milestone unit="start" n="344"/>[6]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="344"/> und Tiek mußte abbrechen wenn sie sich nicht völlig <hi rend="family:Courier">brouilliren</hi> sollten. Du siehst also daß mancherley Vorwürfe gemacht sind. Buttlarn sein Zustand wie ich ihn nach den unvollkomnen Andeutungen mir zusammen setze. Steht in der Mitte man kann ihn zur Noth noch unter die vernünftigen rechnen, denn er ist sich seiner bewußt. Soll doch aber mit unter solche sonderbare Dinge behaupten – und mit einer solchen <hi rend="family:Courier">vehemenz</hi> daß man dieses für wirklich irre nehmen kann, dabey ist der Schlaf ein besonders unnatürlicher Zustand, wodurch das sich äußerst kann ich nicht bestimt sagen, dieser soll jetzt etwas beßer seyn, Gustchen scheint auf den Schlaf großes Gewicht zu legen. Um ihn nun in diesen so genannten guten Zustand zu erhalten, muß er beständig Morgen und lebends Medicin nehmen ich vermuthe wohl <hi rend="family:Courier">opium</hi>, dabey ohne Spanische Fliegen, Blutigel und Aderlaßen. Die Spanischen Fliegen sind schon ¾ Jahr gar nicht von ihm gekommen. auf ein 40 Dampfbäder, 8 bis 10 Wochen in Baden das Schwefelbad gebraucht. etc. Die Aerzte scheinen <hi rend="overstrike:1">wie es scheint</hi> <milestone unit="start" n="345"/>[7]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="345"/> sich keine völlige Beßerung zu versprechen Nun von <anchor type="b" n="121" ana="11" xml:id="NidB28234"/>meinem geliebten Gustchen<anchor type="e" n="121" ana="11" xml:id="NidE28234"/>, <hi rend="background:#ff80ff">auc</hi>h diese ist leidend, es wäre Nervenschwäche Aber ist dieses zu verwundern, welche Angriffe hat dieses schwache Kind nicht auf ihre Nerven gehabt? der stete Kampf mit uns alten Eltern wo sie wie zwischen Thür und Angel stand, seine beständigen <hi rend="family:Courier;background:#ff80ff">bevüen</hi> seine Unruhe seine Hitze, jetzt kann ich mir alles erklären, er ist schon lange nicht recht richtig gewesen. Aber ich kann mir vorstellen daß nichts die Nerven so sehr angreift, als mit einem halb tollen Wesen umzugehen, den man noch nicht für toll hält, und für den man so partheylich ist. Jetzt da sie nur völlig weiß woran sie ist, ist ihr Betragen musterhaft, ich habe Briefe von ihr gelesen die sie ihm aus Baden geschrieben, wie sie ihn aufzumuntern strebt, ihre Späschen anbringt, kurz allerliebst. Ich habe mir nun auch vorgenommen durch mich soll das Kind keine getrübte Stunde mehr haben; da ich nun einmal nicht mit ihr correspondiren kan ohne das Buttlar es aufspürt (sie schreibt mit daß sie als dann lange mit ihm zu thun hätte ihn wieder zu beruhigen) von der andern Seite das Zutrauen zwischen mir und meinem Bruder gewichen zu seyn scheint <milestone unit="start" n="346"/>[8]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="346"/> und da sie doch nun in den Jahren der völligen Krise ist, so haben wir alles in ihre Hände gelegt zu thun und zu beschließen was sie will, von uns soll sie keine Hemmung haben, wir wollen ihr den Weg ebnen so vil wir können. Gott verleih ihr Muth und Stärke, ich kann mir es nicht vehalten sie ist ein langsames Opfer! – –<lb/>Daß wir ihrem zu langen Aufenthalt in Wien ungern sahen weiß sie, und das nun endlich etwas beschloßen werden mußte. Aber doch frappierte es uns, wie sie ohne weiteres schrieb es wäre nun völlig beschloßen in Mitte März nach Italien zu reisen. Doch haben wir erst die Zustimmung des Artztes für Buttlar verlangt. Da Buttlar seine <hi rend="overstrike:1">feste</hi> fixe Idee ist das wir feindselig gegen ihn gesinnt sind, so vernichtet das unsre ganze Correspondenz, sie kann uns nicht sagen was sie denkt und ich noch weniger was wir wünschen, mein Bruder könnte manches thun wenn er wollte, doch da geschieht nichts.<lb/>ich laße also die Sache ihren Gang gehen, ich habe es <hi rend="overstrike:1">erfahren</hi> zu schmerzlich empfunden <hi rend="offset:4">das</hi> man mit seinem Eingreifen, und seiner vermeynten Klugheit oft nur schadet. und so beruhige ich mich. Nun geliebtester Bruder sey nicht böse daß ich dich so lange mit unsern Angelegenheiten unterhalte <milestone unit="start" n="347"/>[9]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="347"/> <milestone unit="start" n="135"/>3<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Schreibers</title></note><milestone unit="end" n="135"/> Gustchen hat für dich eine kleine <hi rend="family:Courier">composition</hi> gemacht, ich weiß noch nicht was es eigentlich ist, sie hat damit geheim gehalten, es macht nun erst die <hi rend="family:Courier">tour</hi> bey der <hi rend="family:Courier">haute volée</hi>, dann hoffe ich schickt sie es mir zu, daß ich es sehe, dann wird es zu dir <hi rend="family:Courier">spedirt</hi> werden, ihre <hi rend="family:Courier">compositione[n]</hi> gefallen sehr, wäre es nicht schade wenn man nicht suchte diesem <hi rend="family:Courier">talente</hi> mehr Umfang zu geben. Das <hi rend="background:#ff80ff">Alter</hi> blatt ist auch fertig. <anchor type="b" n="3240" ana="11" xml:id="NidB29395"/>Minna<anchor type="e" n="3240" ana="11" xml:id="NidE29395"/> lebt hier so ziemlich in der vornehmen Welt, durch den Umgang der Kammerherrin v. Ue<hi rend="background:#ff80ff">c</hi>htritz wo sie jetzt ist. Ich fürchte daß die getäuschten Erwartungen eine Hauptrolle in ihrem Leben zu spielen haben. Mit dem Engeländer ist es nichts, er machte zwey Bedingungen, sie sollte allen Zusammenhang mit der Catholischen Geistlichkeit vermeiden und nicht mit jungen Herrn umgehen, dieses hat sie nun freylich beides nicht gehalten kurz er hat aufgehört zu schreiben. Mit einem alten vornehmen Russen der ihr was versch...t wird auch wohl nicht vil mehr werden, es wäre auch eine verkehrte Parthie, Sie hat wohl die Gabe einen ersten Eindruck zu erregen, aber nicht ihn auf die Länge zu h<hi rend="family:Courier">outeni</hi>ren, da fehlt es ihr an ächten Witz und Mannigfaltigkeit die <hi rend="family:Courier">Coquetterie</hi> zu h<hi rend="family:Courier">outeniren</hi>. Uebrigens <milestone unit="start" n="348"/>[10]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="348"/> steht sie jetzt sehr gut, sie bekommt von Büchting nach preußischem Gelde 340 rth. es scheint mir nur nicht sicher. die Scheidung ist vor sich gegangen, sie hat zur Veränderung einmal wieder den Schlegelschen Namen angenommen. <anchor type="b" n="48" ana="11" xml:id="NidB28237"/>Unser guter Tiek<anchor type="e" n="48" ana="11" xml:id="NidE28237"/> hat bey seinem neuen Amte manchen Verdruß, es ist letzt ein Stück daß er vom <anchor type="b" n="166" ana="11" xml:id="NidB28238"/>Calderon<anchor type="e" n="166" ana="11" xml:id="NidE28238"/> für unser Theater redigirt hat ausgepfiffen worden, und wie es noch einmal hat gegeben werden sollen hat das Publikum (wohl besser das Militär) so einen Spektakel gemacht daß es nicht hat aufgeführt werden können, eine bisher unerhörte Sache, ohngeachtet die prinzlichen Herrschaften es ...<hi rend="family:Courier">tenirt</hi>, die sich aber bey dem Lärm ganz stille <hi rend="family:Courier">retirirt</hi> haben, sie haben immer im Parterre gerufen wir wollen den Tiekschen Geschmack nicht. Jetzt soll ein Stück auch unter Tieks Protection von <anchor type="b" n="5020" ana="11" xml:id="NidB28240"/>dem jungen Uechtritz<anchor type="e" n="5020" ana="11" xml:id="NidE28240"/> unsern klein Enkel gegeben werden, für das ich mich interreßire. Tiek schenkt es seinen Beyfall mir gefällt es sehr schön. Die Mutter mit <anchor type="b" n="4695" ana="11" xml:id="NidB29328"/><anchor type="b" n="2061" ana="11" xml:id="NidB28243"/>ihren schönen Töchtern<anchor type="e" n="2061" ana="11" xml:id="NidE28243"/><anchor type="e" n="4695" ana="11" xml:id="NidE29328"/> kömt ..p... hierher und wird ein Tag 14 bey u[ns] logiren, bey Gelegenheit sollen die hübschen Mädchen die auf dem Dorfe vergraben sind ein bischen an die Luft kommen. Ich wollte doch die erste Vorstellung wäre erst überstanden, das Stück heißt <anchor type="b" n="5021" ana="12" xml:id="NidB28241"/><milestone unit="start" n="136"/>Darius und Alexander<anchor type="e" n="5021" ana="12" xml:id="NidE28241"/>. hast du die Dramatischen Recensionen von Tiek gelesen, mir scheinen sie ganz vortreflich. Auch eine vortrefliche Novelle <milestone unit="start" n="349"/>[9]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="349"/> ich glaube sie heißt <anchor type="b" n="4692" ana="12" xml:id="NidB28242"/>das Dichterleben<anchor type="e" n="4692" ana="12" xml:id="NidE28242"/>. Nun geliebter Bruder schreib mir bald nur drey Worte genügen mir, daß du mich noch liebst. Nun bitte ich doch noch um Verzeihung über das vernachläßigte des Briefs er ist unter <milestone unit="start" n="350"/>[5]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="350"/> Kinderlärm geschrieben, und so paßt bey der heutigen Unterbrechungen der Anfang des Perioden nicht zum Ende. Tausend Grüße von <anchor type="b" n="129" ana="11" xml:id="NidB28239"/>Ernst<anchor type="e" n="129" ana="11" xml:id="NidE28239"/><lb/>Charlotte Ernst<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Randbeschriftung des Schreibers</title></note><milestone unit="end" n="136"/>', '36_absender' => array( (int) 0 => array( 'ID' => '7175', 'content' => 'Charlotte Ernst', 'bemerkung' => '', 'altBegriff' => 'Ernst, Charlotte', 'LmAdd' => array( [maximum depth reached] ) ) ), '36_adressat' => array( (int) 0 => array( 'ID' => '7125', 'content' => 'August Wilhelm von Schlegel', 'bemerkung' => '', 'altBegriff' => 'Schlegel, August Wilhelm von', 'LmAdd' => array( [maximum depth reached] ) ) ), '36_altDat' => '[Anfang Februar 1826]', '36_datengeberhand' => 'Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek', '36_purlhand' => 'DE-1a-33449', '36_signaturhand' => 'Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.7,Nr.35', '36_h1zahl' => '10 S. auf Doppelbl., hs. m. 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