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Gleich darauf wurde ich unpaß und mußte beynahe ein Vierteljahr die Stube hüten, doch bin ich ohne Arzt und ohne Medicin glücklich vollkommen wieder hergestellt, bey solchen Krankheiten wo das Alter seine Rolle mit spielt bin ich gar nicht für Arzneyen, ich observire mich selbst, und pflege mich darnach auf meine Art, das heißt ich esse accurat was ich mag nicht mehr und nicht weniger, und auch nichts wozu ich keinen Reiz habe, eben so mache ich es mit dem Getränke, mit der Ruhe etc. kurz ich folge ganz dem Rufe der Natur und befinde mich wohl dabey Wenn die Aerzte erst das <hi rend="family:Courier">arcanum</hi> gefunden haben die Lebenskraft zu verlängern so will ich sie gern gebrauchen, so arbeiten sie gewöhnlich darauf … als wenn sie nie verbraucht werden könnte. <anchor type="b" n="48" ana="11" xml:id="NidB28458"/>Tiek<anchor type="e" n="48" ana="11" xml:id="NidE28458"/> hat sich leider den halben Winter auch unter ihren Händen befunden es war wohl ..thsache die Gicht glaube ich saß ihm im Unterleibe jetzt ist er ziemlich wieder beßer, er hat nach Noten pargiren müßen und dabey hungern, ich weiß nicht ob es vielleicht für ihn das Rechte war, aber für <anchor type="b" n="202" ana="11" xml:id="NidB28459"/>die Gräfinn Finkenstein<anchor type="e" n="202" ana="11" xml:id="NidE28459"/>, die nebst Tiek so einen unbändigen Glauben an ihren Arzt hat, daß sie gerne eine Märtyrerin ihres Glaubens wird, diese wird immer zarter, ich möchte beynahe sagen durchsichtiger und kann weder Luft noch Essen mehr vertragen, <hi rend="background:#ff80ff">mein</hi> System wäre nur sie an beides wieder zu gewöhnen. ihr Sch...keiten <hi rend="background:#ff80ff">bruillen</hi>, und die ersten Erzeugnisse des Frühlings zu geben, ihr den <hi rend="overstrike:1">Frühlings</hi>hauch der Blumen auf den Wiesen den Frühling einhauchen <milestone unit="start" n="295"/>[2]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="295"/> (wozu der jetzige freylich nicht geeignet ist den ich friere daß mir die Zähne klappern) aber nichts desto weniger, sie soll sich noch immer mehr in Acht nehmen und schonen, doch gieng es wie ich sie zu letzt sah wieder leidlich. Es ist doch interreßant wenn ein Wesen so sichtlich an das andere geknüpft ist, wie Tiek in Gefahr war so schwand sie ordentlich, man sah daß sie Tiek nicht eine Woche überleben könne und so wie er beßer ward, so zündete sie wieder an, mir ist der Anblick eines so wahren Seelenvereins wohlthätig, wenn gleich seine erste Entstehung wohl nicht nach moralischen Gesetzen war. dabey ist die Friedfertigkeit in welche alle Glieder dieses häuslichen Vereins leben merkwürdig, der äußere Anstand ist auch völlig beobachtet die Finkenstein spilt die Gräfinn, dabey vergiebt sich aber die Tiek auch nichts, er behandelt sie auch als Gräfinn, nur ich habe mannigmal ein vertrautes Du und Henriette belauscht. Merkwürdig ist es daß sie dabey in den beiden Hauptpunkten Antagonisten sind, ihr Seelen und Körperliches Heil betreffend. <anchor type="b" n="130" ana="11" xml:id="NidB28460"/>Die Tiek<anchor type="e" n="130" ana="11" xml:id="NidE28460"/> sieht nach ihrem Körper ihrem Mann dem Körper und der Seele nach dem Verderben zu vilen, dem Arzte traut sie nicht und traut ihm eine falsche Methode zu, über seine Entfernung vom ersten Glaubenswege bekümmert sie sich mehr innerlich, doch muß man ihr die Gerechtigkeit wiederfahren laßen, daß sie sich nicht zum Proselyten neigt, und auch zu vil Gradheit hat, und an die verschlungenen Wege Geschmack zu finden. Wie diese Glaubensabsonderung entstanden ist, kann ich nicht recht begreifen doch ist es gewiß daß Tiek über diesen Punkt ganz mit meiner Denkungsart übereinstimt, und er ist auch mein Vertrauter<lb/><milestone unit="start" n="296"/>[3]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="296"/> Nun zur Hauptsache mein geliebtester Bruder, es ist mein sehnlichster Wunsch und meine feste Hoffnung daß du diesen Sommer nach Dresden komst, du kannst es; denn du hast nach <anchor type="b" n="2755" ana="10" xml:id="NidB28461"/>Harburg<anchor type="e" n="2755" ana="10" xml:id="NidE28461"/> gehen wollen. Also gewähre mir meine Bitte, du bleibst ja doch der einzige Bruder mit dem ich mich ganz ohne Rückhalt, im Vertrauen und Liebe hingeben kann. <anchor type="b" n="1393" ana="11" xml:id="NidB28462"/>der gute Carl<anchor type="e" n="1393" ana="11" xml:id="NidE28462"/> hat einen unfriedlichen Geist bey sich der alles hemt und stört <anchor type="b" n="8" ana="11" xml:id="NidB28463"/>Friedrich<anchor type="e" n="8" ana="11" xml:id="NidE28463"/> hat ihn in sich, ich weiß nicht wie ich ihn nennen soll, doch was diesem als Licht sich zeigt, scheint mir Finsterniß oder Verblendung und so wieder umgekehrt was mir moralisch erscheint scheint ihm sträflich, da ist also an keinem zusammen kommen wieder zu denken. Es könnte dir doch einmal nahe gehen wenn du mir diesen Wunsch nicht gewährt hättest. Man lernt doch wenn man in <hi rend="background:#ff80ff">m</hi>einem Alter komt die Augenblicke des Lebens die uns noch freundlich erscheinen können <hi rend="offset:4">schnell</hi> benutzen. Um dir zu zeigen wie ernstlich ich auf deine Anherkunft rechne, so habe ich schon eine Einrichtung mit meinem Logis deswegen getroffen. Ich habe nämlich mein Vorderhaus an einer artigen Engeländerinn mit ihrem Manne vermiethet ich habe ihnen 2 Monath Zins auf diesen Sommer erlaßen mit der Bedingung daß so wie du kömst sie dir das Quartier räumen, und ich ihnen unterdessen ein paar Hinterstuben gebe, da hast du dann ein sehr anständiges Logis von vier <hi rend="family:Courier">piecen</hi> mit einem hübschen Vorhaus. <anchor type="b" n="48" ana="11" xml:id="NidB28464"/>Tiek<anchor type="e" n="48" ana="11" xml:id="NidE28464"/> vereinigt seine Bitten mit den meinigen daß du anher kommen mögest.<lb/><milestone unit="start" n="297"/>[4]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="297"/><note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="296"/> es würde auch sehr interreßant für ihn seyn da er so ausschließlich jetzt sich auf das Theater Interreße und seine <hi rend="family:Courier">Novellen</hi> einschränkt. Du würdest seinen Kreis wieder erweitern, und ein neues Leben hinein bringen. Ich habe ... schon bey Tieken ausgemacht daß ich bey euren Gesprächen immer dabey seyn wolle, denn wenn ich auch nicht alles verstehe, so giebt es doch <hi rend="background:#ff80ff">An</hi>klänge in mir die hernach fortwirken wenn ich in der Einsamkeit bin. Auch die ganze Rehbergsche Familie hält sich diesen Sommer hier auf, wie würden die sich darüber freuen dich hier zu sehen. Uebrigens habe ich mir vorgenommen die Rolle <anchor type="b" n="2417" ana="11" xml:id="NidB28465"/>der Maria<anchor type="e" n="2417" ana="11" xml:id="NidE28465"/> und nicht der Marthe bey dir zu spielen, und statt mich in der Küche abzuängstigen die ohnehin nicht sonderlich bey mir bestellt ist, wollten wir es machen wie es die ganze Rehbergsche Familie macht und in der Stadt <anchor type="b" n="15" ana="10" xml:id="NidB28466"/>Berlin<anchor type="e" n="15" ana="10" xml:id="NidE28466"/> essen, wo man gut bedient wird, du siehst alles ist eingerichtet, es fehlt nur noch eine Kleinigkeitm nämlich du <hi rend="underline:1">Selbst</hi>. Nun bester Bruder ich erwarte recht bald eine erfreuliche einwilligende Antwort, denke wenn wir uns nicht wiedersehen sollten! Bey <anchor type="b" n="1393" ana="11" xml:id="NidB28467"/>Karls<anchor type="e" n="1393" ana="11" xml:id="NidE28467"/> erster Reise wünsche ich so sehnlich <anchor type="b" n="187" ana="11" xml:id="NidB28468"/>Moritz<anchor type="e" n="187" ana="11" xml:id="NidE28468"/> möchte mit kommen, es gieng nicht hieß es statt dessen kam <anchor type="b" n="3240" ana="11" xml:id="NidB29396"/>die Minna<anchor type="e" n="3240" ana="11" xml:id="NidE29396"/>, ich sah ihn nicht wieder! – wie unrecht beurtheilst du mich als wenn ich gleichgültig gegen ihn wäre! Der Charakter den du von ihm entwirfst ist schön ich habe ihn Tiek vorgelesen. Was du von öffnen der Briefe schreibst ängstigt mich, ich habe jetzt überhaupt so viel Noth mit <hi rend="overstrike:1">schreiben</hi> <hi rend="offset:4">Briefen</hi> gehabt das ich dem ganzen Schreiben entsagen mögte, da hat mir die Schegeln in Hannover eine Comödie gemacht <milestone unit="start" n="298"/>[5]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="298"/> und am Ende ist die ganze Sache fingiert, ich schickte ihr einen Brief durch Rehbergs den die <anchor type="b" n="1874" ana="11" xml:id="NidB28470"/>Fr. Papen<anchor type="e" n="1874" ana="11" xml:id="NidE28470"/> ihr zugeschickt, er enthielt Vertraulichkeiten über die Minna, sie behauptet sie hätte ihn offen bekommen, schreibt einen <hi rend="family:Courier">Foudroyant</hi>en Brief an die Minna, und auch mir das sie bald tolle darüber geworden wäre, ich schreibe an Rehbergs die melden mir der Brief wäre zu gewesen nur einen un...liche Riß hatte er gehabt, sie habe die Fr. Pape auf dem Casino darüber zur Rede gestellt diese ist zu Carl gegangen, der versichert daß er ihn versiegelt in seine Hände bekommen hätte was soll man nun darüber denken, als daß sie an derselben Krankheit laborirt wie <anchor type="b" n="3513" ana="11" xml:id="NidB28471"/>mein Schwiegersohn<anchor type="e" n="3513" ana="11" xml:id="NidE28471"/>. Ich habe ein paar mal auf einem geheimen Wege an meine Tochter geschrieben, sie hat die Briefe nicht gleich vernichtet, er wie ein Spürhund hinter drein hat sich ihrer <hi rend="family:Courier">emparirt</hi> und erwähnt es gegen uns als Documente unsrer Un...keit gegen ihn, dieß nicht seyn, ohngeachtet ich mich immer schonend ausdrücke, aber ich fürchte es könnten Dinge darinnen stehen, die er hier misbrauchen könnte. – Du mußt glauben liebster Bruder weil ich dir bisher noch nichts vorgeklagt daß wir gleichgültiger gegen unser Leiden geworden sind, oder das es sich gebeßert aber keins beiden. Ich habe mich aber nun einmal vorgenommen nicht gegen dich zu klagen und dir auch zu zeigen daß wir Standhaftigkeit besitzen, und unserm Schicksale gewachsen sind, <anchor type="b" n="121" ana="11" xml:id="NidB28472"/>Gustchen<anchor type="e" n="121" ana="11" xml:id="NidE28472"/> beträgt sich wie eine Heldinn, Sie hat Kraft zu handeln; <hi rend="offset:4">ihr Sinn ist</hi> so weit füge ich mich in dem Mina und seinem Treiben aber auch nicht <hi rend="underline:1">einen</hi> Schritt weiter, sie erkennt mit Festigkeit und behauptet die Gränzen wo es keinen Menschen zukomt hier über <milestone unit="start" n="299"/>[6]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="299"/> zu schreiten, <hi rend="background:#ff80ff">ich</hi> ehre dieses Kind ordentlich dabey die ausharrende Geduld aus reiner Menschenliebe. Er ist geisteskrank er bedarf ein<hi rend="background:#ff80ff">es</hi> Beystandes, er ist der Vater <anchor type="b" n="3670" ana="11" xml:id="NidB28473"/><anchor type="b" n="3669" ana="11" xml:id="NidB28474"/>ihrer Kinder<anchor type="e" n="3669" ana="11" xml:id="NidE28474"/><anchor type="e" n="3670" ana="11" xml:id="NidE28473"/>, er hat sie wenn auch nicht jetzt mehr doch ehemals sehr geliebt, so etwas vergißt sich nicht bey treuen Seelen. Ich kann es begreifen <hi rend="background:#ff80ff">wen</hi> versucht immer aufs neue ob es <hi rend="background:#ff80ff">ihr</hi> möglich ist solche Seelen zurückzurufen, ich glaube daß er auch noch immer sehr auf Gustchen hält, bis auf den einen Punkt, der ihn wilde machen kann, weil seine Kinder damit im Zusammenhange stehen. Du kannst die stete Angst begreifen in der wir bey der Lage <anchor type="b" n="121" ana="11" xml:id="NidB28475"/>unsers Kindes<anchor type="e" n="121" ana="11" xml:id="NidE28475"/> schweben, aber ich weiß es sie wird glücklich bestehen und rein wie Gold heraus gehen. Sollte einmal eine Trennung ganz nothwendig seyn, welches ich wie eine Sache auf Leben und Tod ansehe w<hi rend="background:#ff80ff">i</hi>rde ich nicht anders Ruhe haben, als bis ich Mutter und Kinder in deinem Schutze wüßte.<lb/>Die Müllern schreibt an die Tiek von der Liebe und den Beyfall den sie und ihre Sachen dort fänden, ihre Bilder besonders ihre kleinen gelängen ohne Ausnahme, und hätten viel <hi rend="family:Courier">Grazie</hi>, sie hat nur die Preise zu gering gesetzt. Für dich hat sie eine <hi rend="family:Courier">Composition</hi> fertig, die nur auf Gelegenheit zur Absendung wartet, auch hat sie schon lange an dich schreiben wollen, ob sie es gethan weiß ich nicht, es ist aber auch ziemlich einerley, denn da ihre Briefe allemal die <hi rend="family:Courier">controlle</hi> paßiren, kann sie doch nicht schreiben was sie denkt, so ist es auch mit ihren Briefen an uns. Jetzt ist es wirklich ihr Ernst nach Italien zu gehen, ob nicht von seiner Seite was dazwischen komt muß man sehen, ich fürchte <milestone unit="start" n="300"/>[7]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="300"/> es beynahe, wir wünschen die Reise weil wir hoffen sie soll ihr auf die Zukunft nützlich seyn wir haben von den Prinz Max Empfehlungen für sie an die Großherzoginn, Gustchen hat schon Gelegenheit gefunden den Rußischen Gesandten am Florenzer Hofe für sich einzunehmen weil sie einige Bilder für ihn gemalt, er ist jetzt in Wien um sich von <hi rend="family:Courier">Malfatti</hi> curiren zu laßen. Etwas Aufschub ist in ihre Reise durch eine Bestellung gekommen, sie kam ihr durch die Gräfinn <hi rend="family:Courier">Chicky</hi>, der französische Botschafter hat nämlich den Auftrag für die <hi rend="family:Courier">dauphine</hi>, ein Bild welches <anchor type="b" n="775" ana="11" xml:id="NidB28477"/>der Erzherzog Carl<anchor type="e" n="775" ana="11" xml:id="NidE28477"/> besitzt zu copiren, nämlich <anchor type="b" n="5025" ana="11" xml:id="NidB28478"/><hi rend="family:Courier">Marie Antoinette</hi><anchor type="e" n="5025" ana="11" xml:id="NidE28478"/> mit ihren Kindern, dieses wollte sie doch nicht von sich weisen, alles übrige aber schlägt sie ab. Wir sind ganz gespannt was aus der Reise werden wird. wir müßen in diesen Tagen wieder Briefe erhalten. Wir wünschen es und haben zugleich eine große Angst, mit einem solchen Mann und einem <hi rend="family:Courier">Veturins</hi> meine Tochter auf der Reise zu wagen, wir haben immer auf gute Gesellschaft gedrungen, aber findet diese sich auch wie man sie haben will? wir haben ihr 500 rth. dazu geschickt, sie muß gewiß noch was <hi rend="offset:4">von eigenem Verdienst</hi> mit nehmen, der Mann kostet freylich vil sie behauptet zwar er wäre sparsam man muß es glauben. Fehlen laßen wir es ihr nicht, das wäre das gute Kind auf eine zu arge Probe gestellt, wenn bey der vilen <milestone unit="start" n="301"/>[8]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="301"/> Noth noch diese hinzu käme. Minna scheint ein fremdartiges Wesen, in der Mönchischen Stille bey Friedrich zu seyn, und er mag dieses selbst bemerken, vielleicht fügt und paßt sich noch alles beßer zusammen Was ist es aber auch für ein Gedanke eine solche eitelte Person dahin zu versetzen mir ist das Zusammenseyn mit <anchor type="b" n="3513" ana="11" xml:id="NidB28482"/>B.<anchor type="e" n="3513" ana="11" xml:id="NidE28482"/> nicht lieb, sie kann es nicht laßen die Gemüther aufzuregen, und dazu findet sie bey B grade den gehörigen Zunder dazu, dieß kann Gustchen unangenehme Augenblicke machen. Hie hat sie ... in manchen vornehmen Häusern Eingang gefunden, aber vil länger wäre es nicht gegangen, sie hat eine besondre Gabe den Menschen zu schmeicheln, in ihren Wünschen zu <hi rend="family:Courier">entriren</hi>, und eine große Bewundrung und <hi rend="family:Courier">devouement</hi> vorzuspiegeln dabey schluckt sie auch manches rein, so geht es eine Zeitlang, aber bald werden die Leute inne, daß es mit der ganzen Eingebung nicht vil zu bedeuten hat, und die Freundschaft hebt sich auf, den jungen Damen redet sie von ihren <hi rend="family:Courier">conquêten</hi> vor die sie machen, setzt ihnen allerhand Dinge im Kopfe, will Annäherung veranstalten, spielt die Vertraute an allen Seiten, die Männer schwindelt sie mit der Aufmerksamkeit der Damen, aber bald bemerken sie, daß dieses unnützes nach<milestone unit="start" n="138"/>theiliges Geschwätz ist und möchten sich ihre Einwirkung verbitten. Nun lebe wohl bester Bruder ich habe heute mehr geschwatzt als du vielleicht lesen magst. Die herzlichsten Grüße, von <anchor type="b" n="129" ana="11" xml:id="NidB28479"/>Ernst<anchor type="e" n="129" ana="11" xml:id="NidE28479"/>. 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Gleich darauf wurde ich unpaß und mußte beynahe ein Vierteljahr die Stube hüten, doch bin ich ohne Arzt und ohne Medicin glücklich vollkommen wieder hergestellt, bey solchen Krankheiten wo das Alter seine Rolle mit spielt bin ich gar nicht für Arzneyen, ich observire mich selbst, und pflege mich darnach auf meine Art, das heißt ich esse accurat was ich mag nicht mehr und nicht weniger, und auch nichts wozu ich keinen Reiz habe, eben so mache ich es mit dem Getränke, mit der Ruhe etc. kurz ich folge ganz dem Rufe der Natur und befinde mich wohl dabey Wenn die Aerzte erst das <hi rend="family:Courier">arcanum</hi> gefunden haben die Lebenskraft zu verlängern so will ich sie gern gebrauchen, so arbeiten sie gewöhnlich darauf … als wenn sie nie verbraucht werden könnte. <anchor type="b" n="48" ana="11" xml:id="NidB28458"/>Tiek<anchor type="e" n="48" ana="11" xml:id="NidE28458"/> hat sich leider den halben Winter auch unter ihren Händen befunden es war wohl ..thsache die Gicht glaube ich saß ihm im Unterleibe jetzt ist er ziemlich wieder beßer, er hat nach Noten pargiren müßen und dabey hungern, ich weiß nicht ob es vielleicht für ihn das Rechte war, aber für <anchor type="b" n="202" ana="11" xml:id="NidB28459"/>die Gräfinn Finkenstein<anchor type="e" n="202" ana="11" xml:id="NidE28459"/>, die nebst Tiek so einen unbändigen Glauben an ihren Arzt hat, daß sie gerne eine Märtyrerin ihres Glaubens wird, diese wird immer zarter, ich möchte beynahe sagen durchsichtiger und kann weder Luft noch Essen mehr vertragen, <hi rend="background:#ff80ff">mein</hi> System wäre nur sie an beides wieder zu gewöhnen. ihr Sch...keiten <hi rend="background:#ff80ff">bruillen</hi>, und die ersten Erzeugnisse des Frühlings zu geben, ihr den <hi rend="overstrike:1">Frühlings</hi>hauch der Blumen auf den Wiesen den Frühling einhauchen <milestone unit="start" n="295"/>[2]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="295"/> (wozu der jetzige freylich nicht geeignet ist den ich friere daß mir die Zähne klappern) aber nichts desto weniger, sie soll sich noch immer mehr in Acht nehmen und schonen, doch gieng es wie ich sie zu letzt sah wieder leidlich. Es ist doch interreßant wenn ein Wesen so sichtlich an das andere geknüpft ist, wie Tiek in Gefahr war so schwand sie ordentlich, man sah daß sie Tiek nicht eine Woche überleben könne und so wie er beßer ward, so zündete sie wieder an, mir ist der Anblick eines so wahren Seelenvereins wohlthätig, wenn gleich seine erste Entstehung wohl nicht nach moralischen Gesetzen war. dabey ist die Friedfertigkeit in welche alle Glieder dieses häuslichen Vereins leben merkwürdig, der äußere Anstand ist auch völlig beobachtet die Finkenstein spilt die Gräfinn, dabey vergiebt sich aber die Tiek auch nichts, er behandelt sie auch als Gräfinn, nur ich habe mannigmal ein vertrautes Du und Henriette belauscht. Merkwürdig ist es daß sie dabey in den beiden Hauptpunkten Antagonisten sind, ihr Seelen und Körperliches Heil betreffend. <anchor type="b" n="130" ana="11" xml:id="NidB28460"/>Die Tiek<anchor type="e" n="130" ana="11" xml:id="NidE28460"/> sieht nach ihrem Körper ihrem Mann dem Körper und der Seele nach dem Verderben zu vilen, dem Arzte traut sie nicht und traut ihm eine falsche Methode zu, über seine Entfernung vom ersten Glaubenswege bekümmert sie sich mehr innerlich, doch muß man ihr die Gerechtigkeit wiederfahren laßen, daß sie sich nicht zum Proselyten neigt, und auch zu vil Gradheit hat, und an die verschlungenen Wege Geschmack zu finden. Wie diese Glaubensabsonderung entstanden ist, kann ich nicht recht begreifen doch ist es gewiß daß Tiek über diesen Punkt ganz mit meiner Denkungsart übereinstimt, und er ist auch mein Vertrauter<lb/><milestone unit="start" n="296"/>[3]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="296"/> Nun zur Hauptsache mein geliebtester Bruder, es ist mein sehnlichster Wunsch und meine feste Hoffnung daß du diesen Sommer nach Dresden komst, du kannst es; denn du hast nach <anchor type="b" n="2755" ana="10" xml:id="NidB28461"/>Harburg<anchor type="e" n="2755" ana="10" xml:id="NidE28461"/> gehen wollen. Also gewähre mir meine Bitte, du bleibst ja doch der einzige Bruder mit dem ich mich ganz ohne Rückhalt, im Vertrauen und Liebe hingeben kann. <anchor type="b" n="1393" ana="11" xml:id="NidB28462"/>der gute Carl<anchor type="e" n="1393" ana="11" xml:id="NidE28462"/> hat einen unfriedlichen Geist bey sich der alles hemt und stört <anchor type="b" n="8" ana="11" xml:id="NidB28463"/>Friedrich<anchor type="e" n="8" ana="11" xml:id="NidE28463"/> hat ihn in sich, ich weiß nicht wie ich ihn nennen soll, doch was diesem als Licht sich zeigt, scheint mir Finsterniß oder Verblendung und so wieder umgekehrt was mir moralisch erscheint scheint ihm sträflich, da ist also an keinem zusammen kommen wieder zu denken. Es könnte dir doch einmal nahe gehen wenn du mir diesen Wunsch nicht gewährt hättest. Man lernt doch wenn man in <hi rend="background:#ff80ff">m</hi>einem Alter komt die Augenblicke des Lebens die uns noch freundlich erscheinen können <hi rend="offset:4">schnell</hi> benutzen. Um dir zu zeigen wie ernstlich ich auf deine Anherkunft rechne, so habe ich schon eine Einrichtung mit meinem Logis deswegen getroffen. Ich habe nämlich mein Vorderhaus an einer artigen Engeländerinn mit ihrem Manne vermiethet ich habe ihnen 2 Monath Zins auf diesen Sommer erlaßen mit der Bedingung daß so wie du kömst sie dir das Quartier räumen, und ich ihnen unterdessen ein paar Hinterstuben gebe, da hast du dann ein sehr anständiges Logis von vier <hi rend="family:Courier">piecen</hi> mit einem hübschen Vorhaus. <anchor type="b" n="48" ana="11" xml:id="NidB28464"/>Tiek<anchor type="e" n="48" ana="11" xml:id="NidE28464"/> vereinigt seine Bitten mit den meinigen daß du anher kommen mögest.<lb/><milestone unit="start" n="297"/>[4]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="297"/><note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="296"/> es würde auch sehr interreßant für ihn seyn da er so ausschließlich jetzt sich auf das Theater Interreße und seine <hi rend="family:Courier">Novellen</hi> einschränkt. Du würdest seinen Kreis wieder erweitern, und ein neues Leben hinein bringen. Ich habe ... schon bey Tieken ausgemacht daß ich bey euren Gesprächen immer dabey seyn wolle, denn wenn ich auch nicht alles verstehe, so giebt es doch <hi rend="background:#ff80ff">An</hi>klänge in mir die hernach fortwirken wenn ich in der Einsamkeit bin. Auch die ganze Rehbergsche Familie hält sich diesen Sommer hier auf, wie würden die sich darüber freuen dich hier zu sehen. Uebrigens habe ich mir vorgenommen die Rolle <anchor type="b" n="2417" ana="11" xml:id="NidB28465"/>der Maria<anchor type="e" n="2417" ana="11" xml:id="NidE28465"/> und nicht der Marthe bey dir zu spielen, und statt mich in der Küche abzuängstigen die ohnehin nicht sonderlich bey mir bestellt ist, wollten wir es machen wie es die ganze Rehbergsche Familie macht und in der Stadt <anchor type="b" n="15" ana="10" xml:id="NidB28466"/>Berlin<anchor type="e" n="15" ana="10" xml:id="NidE28466"/> essen, wo man gut bedient wird, du siehst alles ist eingerichtet, es fehlt nur noch eine Kleinigkeitm nämlich du <hi rend="underline:1">Selbst</hi>. Nun bester Bruder ich erwarte recht bald eine erfreuliche einwilligende Antwort, denke wenn wir uns nicht wiedersehen sollten! Bey <anchor type="b" n="1393" ana="11" xml:id="NidB28467"/>Karls<anchor type="e" n="1393" ana="11" xml:id="NidE28467"/> erster Reise wünsche ich so sehnlich <anchor type="b" n="187" ana="11" xml:id="NidB28468"/>Moritz<anchor type="e" n="187" ana="11" xml:id="NidE28468"/> möchte mit kommen, es gieng nicht hieß es statt dessen kam <anchor type="b" n="3240" ana="11" xml:id="NidB29396"/>die Minna<anchor type="e" n="3240" ana="11" xml:id="NidE29396"/>, ich sah ihn nicht wieder! – wie unrecht beurtheilst du mich als wenn ich gleichgültig gegen ihn wäre! Der Charakter den du von ihm entwirfst ist schön ich habe ihn Tiek vorgelesen. Was du von öffnen der Briefe schreibst ängstigt mich, ich habe jetzt überhaupt so viel Noth mit <hi rend="overstrike:1">schreiben</hi> <hi rend="offset:4">Briefen</hi> gehabt das ich dem ganzen Schreiben entsagen mögte, da hat mir die Schegeln in Hannover eine Comödie gemacht <milestone unit="start" n="298"/>[5]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="298"/> und am Ende ist die ganze Sache fingiert, ich schickte ihr einen Brief durch Rehbergs den die <anchor type="b" n="1874" ana="11" xml:id="NidB28470"/>Fr. Papen<anchor type="e" n="1874" ana="11" xml:id="NidE28470"/> ihr zugeschickt, er enthielt Vertraulichkeiten über die Minna, sie behauptet sie hätte ihn offen bekommen, schreibt einen <hi rend="family:Courier">Foudroyant</hi>en Brief an die Minna, und auch mir das sie bald tolle darüber geworden wäre, ich schreibe an Rehbergs die melden mir der Brief wäre zu gewesen nur einen un...liche Riß hatte er gehabt, sie habe die Fr. Pape auf dem Casino darüber zur Rede gestellt diese ist zu Carl gegangen, der versichert daß er ihn versiegelt in seine Hände bekommen hätte was soll man nun darüber denken, als daß sie an derselben Krankheit laborirt wie <anchor type="b" n="3513" ana="11" xml:id="NidB28471"/>mein Schwiegersohn<anchor type="e" n="3513" ana="11" xml:id="NidE28471"/>. Ich habe ein paar mal auf einem geheimen Wege an meine Tochter geschrieben, sie hat die Briefe nicht gleich vernichtet, er wie ein Spürhund hinter drein hat sich ihrer <hi rend="family:Courier">emparirt</hi> und erwähnt es gegen uns als Documente unsrer Un...keit gegen ihn, dieß nicht seyn, ohngeachtet ich mich immer schonend ausdrücke, aber ich fürchte es könnten Dinge darinnen stehen, die er hier misbrauchen könnte. – Du mußt glauben liebster Bruder weil ich dir bisher noch nichts vorgeklagt daß wir gleichgültiger gegen unser Leiden geworden sind, oder das es sich gebeßert aber keins beiden. Ich habe mich aber nun einmal vorgenommen nicht gegen dich zu klagen und dir auch zu zeigen daß wir Standhaftigkeit besitzen, und unserm Schicksale gewachsen sind, <anchor type="b" n="121" ana="11" xml:id="NidB28472"/>Gustchen<anchor type="e" n="121" ana="11" xml:id="NidE28472"/> beträgt sich wie eine Heldinn, Sie hat Kraft zu handeln; <hi rend="offset:4">ihr Sinn ist</hi> so weit füge ich mich in dem Mina und seinem Treiben aber auch nicht <hi rend="underline:1">einen</hi> Schritt weiter, sie erkennt mit Festigkeit und behauptet die Gränzen wo es keinen Menschen zukomt hier über <milestone unit="start" n="299"/>[6]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="299"/> zu schreiten, <hi rend="background:#ff80ff">ich</hi> ehre dieses Kind ordentlich dabey die ausharrende Geduld aus reiner Menschenliebe. Er ist geisteskrank er bedarf ein<hi rend="background:#ff80ff">es</hi> Beystandes, er ist der Vater <anchor type="b" n="3670" ana="11" xml:id="NidB28473"/><anchor type="b" n="3669" ana="11" xml:id="NidB28474"/>ihrer Kinder<anchor type="e" n="3669" ana="11" xml:id="NidE28474"/><anchor type="e" n="3670" ana="11" xml:id="NidE28473"/>, er hat sie wenn auch nicht jetzt mehr doch ehemals sehr geliebt, so etwas vergißt sich nicht bey treuen Seelen. Ich kann es begreifen <hi rend="background:#ff80ff">wen</hi> versucht immer aufs neue ob es <hi rend="background:#ff80ff">ihr</hi> möglich ist solche Seelen zurückzurufen, ich glaube daß er auch noch immer sehr auf Gustchen hält, bis auf den einen Punkt, der ihn wilde machen kann, weil seine Kinder damit im Zusammenhange stehen. Du kannst die stete Angst begreifen in der wir bey der Lage <anchor type="b" n="121" ana="11" xml:id="NidB28475"/>unsers Kindes<anchor type="e" n="121" ana="11" xml:id="NidE28475"/> schweben, aber ich weiß es sie wird glücklich bestehen und rein wie Gold heraus gehen. Sollte einmal eine Trennung ganz nothwendig seyn, welches ich wie eine Sache auf Leben und Tod ansehe w<hi rend="background:#ff80ff">i</hi>rde ich nicht anders Ruhe haben, als bis ich Mutter und Kinder in deinem Schutze wüßte.<lb/>Die Müllern schreibt an die Tiek von der Liebe und den Beyfall den sie und ihre Sachen dort fänden, ihre Bilder besonders ihre kleinen gelängen ohne Ausnahme, und hätten viel <hi rend="family:Courier">Grazie</hi>, sie hat nur die Preise zu gering gesetzt. Für dich hat sie eine <hi rend="family:Courier">Composition</hi> fertig, die nur auf Gelegenheit zur Absendung wartet, auch hat sie schon lange an dich schreiben wollen, ob sie es gethan weiß ich nicht, es ist aber auch ziemlich einerley, denn da ihre Briefe allemal die <hi rend="family:Courier">controlle</hi> paßiren, kann sie doch nicht schreiben was sie denkt, so ist es auch mit ihren Briefen an uns. Jetzt ist es wirklich ihr Ernst nach Italien zu gehen, ob nicht von seiner Seite was dazwischen komt muß man sehen, ich fürchte <milestone unit="start" n="300"/>[7]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="300"/> es beynahe, wir wünschen die Reise weil wir hoffen sie soll ihr auf die Zukunft nützlich seyn wir haben von den Prinz Max Empfehlungen für sie an die Großherzoginn, Gustchen hat schon Gelegenheit gefunden den Rußischen Gesandten am Florenzer Hofe für sich einzunehmen weil sie einige Bilder für ihn gemalt, er ist jetzt in Wien um sich von <hi rend="family:Courier">Malfatti</hi> curiren zu laßen. Etwas Aufschub ist in ihre Reise durch eine Bestellung gekommen, sie kam ihr durch die Gräfinn <hi rend="family:Courier">Chicky</hi>, der französische Botschafter hat nämlich den Auftrag für die <hi rend="family:Courier">dauphine</hi>, ein Bild welches <anchor type="b" n="775" ana="11" xml:id="NidB28477"/>der Erzherzog Carl<anchor type="e" n="775" ana="11" xml:id="NidE28477"/> besitzt zu copiren, nämlich <anchor type="b" n="5025" ana="11" xml:id="NidB28478"/><hi rend="family:Courier">Marie Antoinette</hi><anchor type="e" n="5025" ana="11" xml:id="NidE28478"/> mit ihren Kindern, dieses wollte sie doch nicht von sich weisen, alles übrige aber schlägt sie ab. Wir sind ganz gespannt was aus der Reise werden wird. wir müßen in diesen Tagen wieder Briefe erhalten. Wir wünschen es und haben zugleich eine große Angst, mit einem solchen Mann und einem <hi rend="family:Courier">Veturins</hi> meine Tochter auf der Reise zu wagen, wir haben immer auf gute Gesellschaft gedrungen, aber findet diese sich auch wie man sie haben will? wir haben ihr 500 rth. dazu geschickt, sie muß gewiß noch was <hi rend="offset:4">von eigenem Verdienst</hi> mit nehmen, der Mann kostet freylich vil sie behauptet zwar er wäre sparsam man muß es glauben. Fehlen laßen wir es ihr nicht, das wäre das gute Kind auf eine zu arge Probe gestellt, wenn bey der vilen <milestone unit="start" n="301"/>[8]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="301"/> Noth noch diese hinzu käme. Minna scheint ein fremdartiges Wesen, in der Mönchischen Stille bey Friedrich zu seyn, und er mag dieses selbst bemerken, vielleicht fügt und paßt sich noch alles beßer zusammen Was ist es aber auch für ein Gedanke eine solche eitelte Person dahin zu versetzen mir ist das Zusammenseyn mit <anchor type="b" n="3513" ana="11" xml:id="NidB28482"/>B.<anchor type="e" n="3513" ana="11" xml:id="NidE28482"/> nicht lieb, sie kann es nicht laßen die Gemüther aufzuregen, und dazu findet sie bey B grade den gehörigen Zunder dazu, dieß kann Gustchen unangenehme Augenblicke machen. Hie hat sie ... in manchen vornehmen Häusern Eingang gefunden, aber vil länger wäre es nicht gegangen, sie hat eine besondre Gabe den Menschen zu schmeicheln, in ihren Wünschen zu <hi rend="family:Courier">entriren</hi>, und eine große Bewundrung und <hi rend="family:Courier">devouement</hi> vorzuspiegeln dabey schluckt sie auch manches rein, so geht es eine Zeitlang, aber bald werden die Leute inne, daß es mit der ganzen Eingebung nicht vil zu bedeuten hat, und die Freundschaft hebt sich auf, den jungen Damen redet sie von ihren <hi rend="family:Courier">conquêten</hi> vor die sie machen, setzt ihnen allerhand Dinge im Kopfe, will Annäherung veranstalten, spielt die Vertraute an allen Seiten, die Männer schwindelt sie mit der Aufmerksamkeit der Damen, aber bald bemerken sie, daß dieses unnützes nach<milestone unit="start" n="138"/>theiliges Geschwätz ist und möchten sich ihre Einwirkung verbitten. Nun lebe wohl bester Bruder ich habe heute mehr geschwatzt als du vielleicht lesen magst. Die herzlichsten Grüße, von <anchor type="b" n="129" ana="11" xml:id="NidB28479"/>Ernst<anchor type="e" n="129" ana="11" xml:id="NidE28479"/>. 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