• Henriette Ernst an August Wilhelm von Schlegel

  • Absendeort: Hannover · Empfangsort: Amsterdam · Datum: 16.02.1792
Editionsstatus: Neu transkribiert und ausgezeichnet; einmal kollationiert
    Briefkopfdaten
  • Absender: Henriette Ernst
  • Empfänger: August Wilhelm von Schlegel
  • Absendeort: Hannover
  • Empfangsort: Amsterdam
  • Datum: 16.02.1792
  • Anmerkung: Absende- und Empfangsort erschlossen.
    Handschrift
  • Datengeber: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: DE-1a-33449
  • Signatur: Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.7,Nr.55
  • Blatt-/Seitenzahl: 12 S. auf Doppelbl., hs. m. U
  • Format: 19,1 x 11,6 cm
  • Incipit: „[1] I)
    1792 den 16ten Feb
    Liebster Bruder,
    Nach deinem letzten Briefen zu urtheilen, deucht mir bist du itzt auch nicht in der [...]“
    Sprache
  • Deutsch
    Editorische Bearbeitung
  • Bamberg, Claudia
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[1] I)
1792 den 16ten Feb
Liebster Bruder,
Nach deinem letzten Briefen zu urtheilen, deucht mir bist du itzt auch nicht in der besten Laune, sondern siehst alles mit dunkeln Farben! Wirkt das Clima so auf dich? oder ist es nicht vielmehr natürliches unbehagen welches der Winter mit sich führt, und denn auch die so lange Unbestimtheit deiner Lage, welches letztere freilich dir sehr unangenehm seyn muß, uns allen ist es äußerst fatal, wir können gar nicht begreifen, wie es zugeht, beynahe ist ein viertheiljahr darüber hingegangen, auch alle auswärtige Geschwister verlangen sehr nach der Entscheidung! Doch dieses wird ja nun doch gewiß bald gehoben seyn wenn es nicht schon ist; solltest du [2] länger in Holland bleiben, so zweifele ich nicht daß du bey deinem längern Aufenthalt manche angenehme Seite mehr entdecken, und aufsuchen wirst, und manches, was dir itzt vielleicht sehr unangenehm durch Gewohnheit, dir wird erträglicher werden so wie die Camine doch schon ein Beweis dafür sind. Dieser Winter aber glaube ich hat aller Orten etwas besonders unangenehmes, wenigstens hier sind nicht nur immer viel Kranke, sondern auch das trübe regnigte stürmische Wetter wirket auch auf die Laune; Gottlob daß wir dem Sommer nun schon so viel näher gerükt sind.
Verschiedenes neues ist hier in dieser letzten Zeit vorgefallen, gutes und böses; unter dem guten, rechtne ich das, daß Pape Bräu[3]tigam ist; und daß ist zwar sehr geschwind bekannt zu stande gekommen; er heyrathet die Schwester seiner Mutter, ein junges hübsches Mädchen, welche in ihrem Wesen viel ähnliches mit ihrer Schwester haben soll; etwas sieht sie da Zimmermanns gleich. Pape wird wohl hoffen daß sie die aller liebenswürdige Sanftmuth und Häußlichkeit besitzt, wie ihre Schwester, er wird sich gewiß nicht in der großen Welt, mit ihr mischen. Sie hat ihre Schwester hier im Wahn gepflegt da hat er sie kennen lernen, ob nun absichtlich, oder ob es ganz seine eigen Idee ist, thut nichts zur Sache, genug ich glaube daß er nach seinem Begriffen von häußlicher Glückseeligkeit, eine gute Wahl getroffen hat. Der arme Mann ist itzt recht sehr krank gewesen, ich glaube ein fatales Nervenfieber, aber itzt [4] ist er schon wieder auf der Beßerung. Die Heyrath wird wohl vor Michael nicht vollzogen werden, wenigstens sucht er erst auf Michael eine Wohnung. Die Braut ist für itzt wieder weggereißt.
Dein Freund Herr von Ahrenswaldt, hat ein sehr geschwindes Glück gemacht, er ist den einen Tag als Hofrath beeidigt [...] eingeführt worden; und den andern Tag als Kammerrath in Wallmodens stelle, auch hat sich sein Vater sehr darüber gefreut, besonders in der Rücksicht, daß er ihn nun gewiß hier behielte; und wird wahrscheinlich die Vermählung mit der Fräulein Bremer bal[d] vor sich gehen. Sein Großvater, der alte Cammerpräsident ist vor ein paar Tagen, im 84 Jahre gestorben; er sol[l] ein sehr ansehnliches Vermogen hinterlaßen haben.
[5] II)
Nun aber auch, die andern Neuigkeiten davon ist die eine, daß Klockenbring völlig den Verstand verlohren, oft rasend ist! – daran ist doch gewiß hauptsächlich die Geschichte mit den Bardt mit der eisernen Stirne Schuldt; denn auch in der Regierung hat er oft gesagt Kotzebue säße ihm im Unterleibe; und schon seit geraumer Zeit hat er über einen Schmerz geklagt der sich vom Kopf bis zum Unterleibe erstrekte; ein Wunder ist es eben nicht wenn du dir einen Mann von Klockenbrings starken Leidenschaften denkst, dessen unbändiger Stolz durch die Schrift gekränkt ist; er hat gewiß seit dem ganzen Jahre die Sache nicht aus dem Kopfe gekriegt, nichts anders gedacht und gesprochen, und beständig von Rache geglüht. Markard und Kotzebue, müßten sich doch nun rechte Vorwürfe darüber machen! Viel Freunde hat K. hier eben [6] nicht, seine Geschicklichkeit in arbeiten und sein Fleiß wird anerkannt, und der Verlust den man an einem so guten Kopfe hat, aber übrigens geht es ziemlich über ihn her, und man hört da erbauliche Geschichten.
In Peine hat man ihn zuerst festgesetzt, und darauf eine Stafette an hiesiger Regierung geschickt; wo denn Schmidt als Onkel und Lange hingereißt sind, um ihn wieder zurückzubringen, versteht sich mit ein paar Mann Wache. Hier hat er immer 8 Unteroffiziers, welche immer 4 und 4 abwechseln; er soll wie unser König behandelt werden, auch ein solches Camisohl bekommen haben; die Frau soll alles der Regierung übergeben haben und wenn es war ist declariren daß sie nie, auch wenn er wieder beßer würde wieder zu ihm gehen wollte, sie hätte zu viel bey ihm gelitten, und wollte sich nun auf alle Fälle scheiden laßen, ich sage, wenn es wahr ist, denn bey einer [7] solchen Gelegenheit wird immer viel ersonnen. Billigen könnte ich dieses Benehmen nun eben nicht, sonst äußerte sie oft daß sie sehr glücklich im häußlichen mit ihren Manne lebte, wenn es das Gegentheil war so brauchte sie gar diese Versicherungen nicht, so könnte sie lieber stilleschweigen; nun aber grade in dem Augenblick wo alles über ihn herfällt verläßt die Frau ihn auch ganz, und fühlt kein Mitleiden mit seinem Unglück! Pui, zu ihrer Ehre will ich es nicht eher glauben bis es klar am Tage liegt daß sie so handelt. Aus dem Hause ist sie sogleich gegangen ehe er noch wieder von P. zurückgekommen, zu ihrer Schwester, und die Kinder zur Mutter. Daß die ganze Stadt voll davon ist, wirst du leicht denken können, und auch das daß diese Geschichte länger als eine gewöhnliche Stadtgeschichte vor[8]hällt. Von dem was er itzt in seiner Unklugheit sagt und thut, will ich dir nicht sagen, nur soviel daß es immer nur vermischung von Hochmuth, und von gekränkten Stolz ist; er will sich adeln laß weil sein name gebrandmarkt ist, daß kostet 306 Rt. 25 ng. 6 .
Daß Markard eine Erklärung in dem Hamburger Corespondenten hat drucken laßen, worinnen er es zugiebt daß er dem Kotzebue die data zu seinem Schauspiele gegeben, er sucht sich zu entschuldigen aber es läuft doch nur auf schaale Worte hinaus, denn im Grunde kann er doch schwarz nicht weis machen, nun sagt aber M daß noch ein anderer ihm auch einen Brief geschrieben, und ihm über vieles Auskunft gegeben, nun soll wieder untersucht werden wer daß gewesen, und überhaupt soll alles aufs strengste gesucht werden und nichts soll sie davon abhalten [9] III) der König müßte es denn gäntzlich, untersagen. Die arme Markarden dauert mich dabey am mehrsten, die wird gewiß durch dieser Geschichte wieder viel leiden.
Nun noch etwas von Bürgern, welches du vielleicht schon aus G. gehört hast. Der arme Mann, hat wohl mit seiner Frau viel Leiden gehabt, itzt hat sie es so bunt gemacht daß er sie wieder fortgeschickt hat. Sie hat auch nichts dagegen gehabt, wie er ihr gesagt sie müßte fort, ist noch ein paar Tage in allen Gesellschaften gegangen so munter wie immer, hat darauf eingepackt, ihren kleinen Agathon der Wärterin übergeben; von der Stieftochter und den Domestiquen nimmt sie Abschied, und sagt sie könne mit ihrem Manne nicht länger leben, sie hätte sich einen ganz anderen Mann unter Bürgern gedacht, und wäre sehr getäuscht worden; hier ist sie ein paar Tage gewesen, und darauf zur Frau von Mahrenholz gereißt nach Braunschweig [10] daß ist die Schwest von einem Fähendrich von Hardenberg, der ihr einen Brief an der Mahrenholtzen soll mitgegeben haben. Der arme B. sage ich noch einmahl, ein paar Jahre hat er sich gewiß doch wohl mit der Frau unglücklich gefühlt denn er muß es sehr bald gesehen haben daß sie nichts taugte, und nun soll er durch ihre ausschweifende Lebensart noch viel tiefer in Schulden seyn als zuvor. Was ist das itzt für eine Zeit, furchtbar an Scandaleusen geschichten, eine schlimmer als die andere, man mag gar nichts mehr davon hören, und doch hört man täglich davon.
Wir sind hier alle wohl, der arme Vater ist seiner Qual mit den Gesängen noch immer, nicht ganz los, er arbeitet mit unermüdeten Eifer daran. Rehbergs befinden sich wohl, laßen dich auch vielmahls grüßen; Caroline wird wohl im anfange des Mays nach Osna[11]brück gehen, die Waiglen wird sie abholen da sie mit ihrem Manne in Erbschaftssachen eine Reiß nach Braunschweig macht Diesen Winter gieng einmahl die Sage sehr allgemein, daß sie den Hofrath Moritz in Berlin heyrathe; wie sich daß Gespräch entsponnen hat weis ich nicht, aber wahr ist gewiß nicht das mindeste davon gewesen, er ist äußerst schwindsüchtig, und wird gewis nicht lange leben.
Die Berlepsch ist itzt wieder in G. das Früjahr wird sie eine große Reise mit ihrem Sohn antreten, nach Italien Frankreich, und zuletzt Engelland von wo ihr Mann sie wieder abholen soll.
Blumenbachen soll es sehr gut in Engelland gefallen; aber ein Zweck seiner Reise die Kupfer von Brands zu verkaufen ist ihm nicht gelungen, er wird nun wohl bald wieder zurück reisen, um in Amsterdam und in Haag sich noch einige Zeit aufhalten zu können, wo es ihm auch [12] sehr gut gefallen.
Eine kleine Anektode von Pfeffeln muß ich dir doch noch erzählen; er hat die La Roche gesehen, und ihr auch viele Complimente gemacht, aber unter andern auch, Es wäre doch Schade daß sie ihr Herz einem jeden wie eine Prise Schnupftaback anböt! – –
In Harburg, in Leipzig, in Dresden, sind sie alle wohl, kürzlich haben wir aller Arten Briefe her gehabt; Minchens Gesundheit scheint nach den Blattern beßer zu werden. Auch aus Zerbst hatten wir Briefe gehabt, und würden wenn das Wetter nicht gar zu schlecht gewesen wäre, einen überraschenden Besuch vom Cousin in der dieser Braunschweiger messe gehabt haben. Nun bester Wilhelm lebe recht wohl, und gieb uns bald wieder Nachricht von dich.
H Schlegel
Carl ist unverbeßerlich, verstehe mich recht er will sich nicht beßern!
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[1] I)
1792 den 16ten Feb
Liebster Bruder,
Nach deinem letzten Briefen zu urtheilen, deucht mir bist du itzt auch nicht in der besten Laune, sondern siehst alles mit dunkeln Farben! Wirkt das Clima so auf dich? oder ist es nicht vielmehr natürliches unbehagen welches der Winter mit sich führt, und denn auch die so lange Unbestimtheit deiner Lage, welches letztere freilich dir sehr unangenehm seyn muß, uns allen ist es äußerst fatal, wir können gar nicht begreifen, wie es zugeht, beynahe ist ein viertheiljahr darüber hingegangen, auch alle auswärtige Geschwister verlangen sehr nach der Entscheidung! Doch dieses wird ja nun doch gewiß bald gehoben seyn wenn es nicht schon ist; solltest du [2] länger in Holland bleiben, so zweifele ich nicht daß du bey deinem längern Aufenthalt manche angenehme Seite mehr entdecken, und aufsuchen wirst, und manches, was dir itzt vielleicht sehr unangenehm durch Gewohnheit, dir wird erträglicher werden so wie die Camine doch schon ein Beweis dafür sind. Dieser Winter aber glaube ich hat aller Orten etwas besonders unangenehmes, wenigstens hier sind nicht nur immer viel Kranke, sondern auch das trübe regnigte stürmische Wetter wirket auch auf die Laune; Gottlob daß wir dem Sommer nun schon so viel näher gerükt sind.
Verschiedenes neues ist hier in dieser letzten Zeit vorgefallen, gutes und böses; unter dem guten, rechtne ich das, daß Pape Bräu[3]tigam ist; und daß ist zwar sehr geschwind bekannt zu stande gekommen; er heyrathet die Schwester seiner Mutter, ein junges hübsches Mädchen, welche in ihrem Wesen viel ähnliches mit ihrer Schwester haben soll; etwas sieht sie da Zimmermanns gleich. Pape wird wohl hoffen daß sie die aller liebenswürdige Sanftmuth und Häußlichkeit besitzt, wie ihre Schwester, er wird sich gewiß nicht in der großen Welt, mit ihr mischen. Sie hat ihre Schwester hier im Wahn gepflegt da hat er sie kennen lernen, ob nun absichtlich, oder ob es ganz seine eigen Idee ist, thut nichts zur Sache, genug ich glaube daß er nach seinem Begriffen von häußlicher Glückseeligkeit, eine gute Wahl getroffen hat. Der arme Mann ist itzt recht sehr krank gewesen, ich glaube ein fatales Nervenfieber, aber itzt [4] ist er schon wieder auf der Beßerung. Die Heyrath wird wohl vor Michael nicht vollzogen werden, wenigstens sucht er erst auf Michael eine Wohnung. Die Braut ist für itzt wieder weggereißt.
Dein Freund Herr von Ahrenswaldt, hat ein sehr geschwindes Glück gemacht, er ist den einen Tag als Hofrath beeidigt [...] eingeführt worden; und den andern Tag als Kammerrath in Wallmodens stelle, auch hat sich sein Vater sehr darüber gefreut, besonders in der Rücksicht, daß er ihn nun gewiß hier behielte; und wird wahrscheinlich die Vermählung mit der Fräulein Bremer bal[d] vor sich gehen. Sein Großvater, der alte Cammerpräsident ist vor ein paar Tagen, im 84 Jahre gestorben; er sol[l] ein sehr ansehnliches Vermogen hinterlaßen haben.
[5] II)
Nun aber auch, die andern Neuigkeiten davon ist die eine, daß Klockenbring völlig den Verstand verlohren, oft rasend ist! – daran ist doch gewiß hauptsächlich die Geschichte mit den Bardt mit der eisernen Stirne Schuldt; denn auch in der Regierung hat er oft gesagt Kotzebue säße ihm im Unterleibe; und schon seit geraumer Zeit hat er über einen Schmerz geklagt der sich vom Kopf bis zum Unterleibe erstrekte; ein Wunder ist es eben nicht wenn du dir einen Mann von Klockenbrings starken Leidenschaften denkst, dessen unbändiger Stolz durch die Schrift gekränkt ist; er hat gewiß seit dem ganzen Jahre die Sache nicht aus dem Kopfe gekriegt, nichts anders gedacht und gesprochen, und beständig von Rache geglüht. Markard und Kotzebue, müßten sich doch nun rechte Vorwürfe darüber machen! Viel Freunde hat K. hier eben [6] nicht, seine Geschicklichkeit in arbeiten und sein Fleiß wird anerkannt, und der Verlust den man an einem so guten Kopfe hat, aber übrigens geht es ziemlich über ihn her, und man hört da erbauliche Geschichten.
In Peine hat man ihn zuerst festgesetzt, und darauf eine Stafette an hiesiger Regierung geschickt; wo denn Schmidt als Onkel und Lange hingereißt sind, um ihn wieder zurückzubringen, versteht sich mit ein paar Mann Wache. Hier hat er immer 8 Unteroffiziers, welche immer 4 und 4 abwechseln; er soll wie unser König behandelt werden, auch ein solches Camisohl bekommen haben; die Frau soll alles der Regierung übergeben haben und wenn es war ist declariren daß sie nie, auch wenn er wieder beßer würde wieder zu ihm gehen wollte, sie hätte zu viel bey ihm gelitten, und wollte sich nun auf alle Fälle scheiden laßen, ich sage, wenn es wahr ist, denn bey einer [7] solchen Gelegenheit wird immer viel ersonnen. Billigen könnte ich dieses Benehmen nun eben nicht, sonst äußerte sie oft daß sie sehr glücklich im häußlichen mit ihren Manne lebte, wenn es das Gegentheil war so brauchte sie gar diese Versicherungen nicht, so könnte sie lieber stilleschweigen; nun aber grade in dem Augenblick wo alles über ihn herfällt verläßt die Frau ihn auch ganz, und fühlt kein Mitleiden mit seinem Unglück! Pui, zu ihrer Ehre will ich es nicht eher glauben bis es klar am Tage liegt daß sie so handelt. Aus dem Hause ist sie sogleich gegangen ehe er noch wieder von P. zurückgekommen, zu ihrer Schwester, und die Kinder zur Mutter. Daß die ganze Stadt voll davon ist, wirst du leicht denken können, und auch das daß diese Geschichte länger als eine gewöhnliche Stadtgeschichte vor[8]hällt. Von dem was er itzt in seiner Unklugheit sagt und thut, will ich dir nicht sagen, nur soviel daß es immer nur vermischung von Hochmuth, und von gekränkten Stolz ist; er will sich adeln laß weil sein name gebrandmarkt ist, daß kostet 306 Rt. 25 ng. 6 .
Daß Markard eine Erklärung in dem Hamburger Corespondenten hat drucken laßen, worinnen er es zugiebt daß er dem Kotzebue die data zu seinem Schauspiele gegeben, er sucht sich zu entschuldigen aber es läuft doch nur auf schaale Worte hinaus, denn im Grunde kann er doch schwarz nicht weis machen, nun sagt aber M daß noch ein anderer ihm auch einen Brief geschrieben, und ihm über vieles Auskunft gegeben, nun soll wieder untersucht werden wer daß gewesen, und überhaupt soll alles aufs strengste gesucht werden und nichts soll sie davon abhalten [9] III) der König müßte es denn gäntzlich, untersagen. Die arme Markarden dauert mich dabey am mehrsten, die wird gewiß durch dieser Geschichte wieder viel leiden.
Nun noch etwas von Bürgern, welches du vielleicht schon aus G. gehört hast. Der arme Mann, hat wohl mit seiner Frau viel Leiden gehabt, itzt hat sie es so bunt gemacht daß er sie wieder fortgeschickt hat. Sie hat auch nichts dagegen gehabt, wie er ihr gesagt sie müßte fort, ist noch ein paar Tage in allen Gesellschaften gegangen so munter wie immer, hat darauf eingepackt, ihren kleinen Agathon der Wärterin übergeben; von der Stieftochter und den Domestiquen nimmt sie Abschied, und sagt sie könne mit ihrem Manne nicht länger leben, sie hätte sich einen ganz anderen Mann unter Bürgern gedacht, und wäre sehr getäuscht worden; hier ist sie ein paar Tage gewesen, und darauf zur Frau von Mahrenholz gereißt nach Braunschweig [10] daß ist die Schwest von einem Fähendrich von Hardenberg, der ihr einen Brief an der Mahrenholtzen soll mitgegeben haben. Der arme B. sage ich noch einmahl, ein paar Jahre hat er sich gewiß doch wohl mit der Frau unglücklich gefühlt denn er muß es sehr bald gesehen haben daß sie nichts taugte, und nun soll er durch ihre ausschweifende Lebensart noch viel tiefer in Schulden seyn als zuvor. Was ist das itzt für eine Zeit, furchtbar an Scandaleusen geschichten, eine schlimmer als die andere, man mag gar nichts mehr davon hören, und doch hört man täglich davon.
Wir sind hier alle wohl, der arme Vater ist seiner Qual mit den Gesängen noch immer, nicht ganz los, er arbeitet mit unermüdeten Eifer daran. Rehbergs befinden sich wohl, laßen dich auch vielmahls grüßen; Caroline wird wohl im anfange des Mays nach Osna[11]brück gehen, die Waiglen wird sie abholen da sie mit ihrem Manne in Erbschaftssachen eine Reiß nach Braunschweig macht Diesen Winter gieng einmahl die Sage sehr allgemein, daß sie den Hofrath Moritz in Berlin heyrathe; wie sich daß Gespräch entsponnen hat weis ich nicht, aber wahr ist gewiß nicht das mindeste davon gewesen, er ist äußerst schwindsüchtig, und wird gewis nicht lange leben.
Die Berlepsch ist itzt wieder in G. das Früjahr wird sie eine große Reise mit ihrem Sohn antreten, nach Italien Frankreich, und zuletzt Engelland von wo ihr Mann sie wieder abholen soll.
Blumenbachen soll es sehr gut in Engelland gefallen; aber ein Zweck seiner Reise die Kupfer von Brands zu verkaufen ist ihm nicht gelungen, er wird nun wohl bald wieder zurück reisen, um in Amsterdam und in Haag sich noch einige Zeit aufhalten zu können, wo es ihm auch [12] sehr gut gefallen.
Eine kleine Anektode von Pfeffeln muß ich dir doch noch erzählen; er hat die La Roche gesehen, und ihr auch viele Complimente gemacht, aber unter andern auch, Es wäre doch Schade daß sie ihr Herz einem jeden wie eine Prise Schnupftaback anböt! – –
In Harburg, in Leipzig, in Dresden, sind sie alle wohl, kürzlich haben wir aller Arten Briefe her gehabt; Minchens Gesundheit scheint nach den Blattern beßer zu werden. Auch aus Zerbst hatten wir Briefe gehabt, und würden wenn das Wetter nicht gar zu schlecht gewesen wäre, einen überraschenden Besuch vom Cousin in der dieser Braunschweiger messe gehabt haben. Nun bester Wilhelm lebe recht wohl, und gieb uns bald wieder Nachricht von dich.
H Schlegel
Carl ist unverbeßerlich, verstehe mich recht er will sich nicht beßern!
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