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Carl ist itzt ganz unbegreiflich faul, er schreibt nicht nur selbst keine Briefe, sondern mag sie auch nicht einmahl selbst gerne lesen er hat es lieber wenn ich sie ihm vorlese. Jetzt ist ein rechtes gereiße um ihn, und er mag sich dabey wohl nicht wenig wichtig dünken! aber anstatt guter Aufnahme kriegt er nun allenthalben Vorwürfe von <anchor type="b" n="1874" ana="11" xml:id="NidB27667"/>Papen<anchor type="e" n="1874" ana="11" xml:id="NidE27667"/> daß er nicht täglich kömmt, von uns daß er nicht häufiger mit Ernst ist, und von mir daß er gar nicht mit mir spazieren geht! – Mit Ernsten geht es auch immer sehr gut, und wenn er nur erst Gelegenheit gehabt hat Proben von seiner Geschicklichkeit abzulegen daß <anchor type="b" n="264" ana="11" xml:id="NidB27668"/>meine Mutter<anchor type="e" n="264" ana="11" xml:id="NidE27668"/> auch von der Seite beruhigt ist, aber daß kann doch so gleich nicht seyn. Wir sind ihm alle <milestone unit="start" n="205"/>[2]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="205"/> recht gut, es ist als wenn wir schon lange miteinander bekannt gewesen, so wenig fremd sind wir zusammen.<lb/>Dein Brief der nach <anchor type="b" n="2" ana="10" xml:id="NidB27669"/>Göttingen<anchor type="e" n="2" ana="10" xml:id="NidE27669"/> besorgt werden sollte, ist gewiß von uns auf die Post gegeben, wir hatten zwar damals einen sehr großen Luley von Bedienten, indeßen haben wir doch sonst dergleichen nicht bemerkt; es wäre doch recht fatal wenn er ihn verworfen hätte. Indeßen will mein Bruder noch weitere Nachfrage desfalls thun <lb/>Carl verspricht nächstens zu schreiben, ob nun aber dieß nächstens übers Jahr seyn wird muß die Zeit lehren.<lb/>Über <anchor type="b" n="2814" ana="11" xml:id="NidB27671"/>Ramdors<anchor type="e" n="2814" ana="11" xml:id="NidE27671"/> Werk, über Dänemark habe ich noch nichts gehört außer von <anchor type="b" n="1579" ana="11" xml:id="NidB27908"/>Rehbergs<anchor type="e" n="1579" ana="11" xml:id="NidE27908"/> die überhaupt nicht sehr für ihn sind; eine kleine <hi rend="family:Courier">Brochure</hi> von ihm lobte aber <hi rend="family:Courier">Madam</hi> Rehberg sehr, es ist der Beschreibung der <anchor type="b" n="992" ana="10" xml:id="NidB44013"/>Düßeldorfer<anchor type="e" n="992" ana="10" xml:id="NidE44013"/> Gallerie angehängt, über Niederländische Gemälde.<lb/>Itzt ist auch <anchor type="b" n="4955" ana="12" xml:id="NidB27674"/>das Werk von <anchor type="b" n="1579" ana="11" xml:id="NidB27673"/>Rehberg<anchor type="e" n="1579" ana="11" xml:id="NidE27673"/><anchor type="e" n="4955" ana="12" xml:id="NidE27674"/> herausgekommen, und er hat es <anchor type="b" n="255" ana="11" xml:id="NidB27672"/>meinem Vater<anchor type="e" n="255" ana="11" xml:id="NidE27672"/> geschenkt; es ist wie alle seine Werke etwas sehr Philosophisch und abstrakt geschrieben; ich habe nur erst den Anfang davon gelesen der mir sehr gefallen; Mein Vater ist auch sehr zufrieden damit auch mit dem Style. Es heißet <anchor type="b" n="4955" ana="12" xml:id="NidB27675"/>Prüfung der Erziehung<anchor type="e" n="4955" ana="12" xml:id="NidE27675"/>. Auch von <anchor type="b" n="1578" ana="11" xml:id="NidB27676"/>Brandes<anchor type="e" n="1578" ana="11" xml:id="NidE27676"/> ist kürzlich <milestone unit="start" n="206"/>[3]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="206"/> <anchor type="b" n="4956" ana="12" xml:id="NidB27677"/>etwas erschienen welches sehr gelobt wird, von den Folgen der Revolution in Deutschland<anchor type="e" n="4956" ana="12" xml:id="NidE27677"/>. Ich habe itzt einige ältere Bücher wieder gelesen, <anchor type="b" n="4954" ana="12" xml:id="NidB27680"/>die Patriotischen Aufsätze<anchor type="e" n="4954" ana="12" xml:id="NidE27680"/> von <anchor type="b" n="2720" ana="11" xml:id="NidB27679"/>Möser<anchor type="e" n="2720" ana="11" xml:id="NidE27679"/> worunter sehr viele die sehr seinen Witz enthalten, und mich sehr amüsirt haben. Uebrigens zu ernsthaften Werken, habe ich selten Muße genug, und so laße ich es lieber gar dabey ob ich es gleich nicht gerne thue.<lb/>Am Ende dieses Monaths fängt mein Vater den Brunnen an, ich wünsche beßers Wetter dazu als wir hier bisher immer gehabt. Meine Eltern laßen dich aufs zärtlichste grüßen, dein letzter Brief hat uns viel Freude gemacht, du hattest uns langen keinen erzählenden geschrieben. Von aller Orten wo <anchor type="b" n="115" ana="11" xml:id="NidB27918"/><anchor type="b" n="8" ana="11" xml:id="NidB27917"/><anchor type="b" n="187" ana="11" xml:id="NidB27964"/>unsere Geschwister<anchor type="e" n="187" ana="11" xml:id="NidE27964"/><anchor type="e" n="8" ana="11" xml:id="NidE27917"/><anchor type="e" n="115" ana="11" xml:id="NidE27918"/> verstreuet leben haben wir gute Nachrichten. <anchor type="b" n="129" ana="11" xml:id="NidB27684"/>Der arme Ernst<anchor type="e" n="129" ana="11" xml:id="NidE27684"/> hat diesen Sommer einen lästigen Sommer wegen der vielen Festivitäten, bey der Vermählung <anchor type="b" n="4992" ana="11" xml:id="NidB27919"/>des Prinzen Maximilians<anchor type="e" n="4992" ana="11" xml:id="NidE27919"/>, und daß hat immer keinen guten Einfluß auf seine Gesundheit. Wolthausens machen itzt eine Reise nach <anchor type="b" n="13" ana="10" xml:id="NidB27681"/>D.<anchor type="e" n="13" ana="10" xml:id="NidE27681"/> wie gerne hätte ich sie begleitet. <anchor type="b" n="4751" ana="11" xml:id="NidB27916"/>Caroline<anchor type="e" n="4751" ana="11" xml:id="NidE27916"/> hoffte ich kommt in 14 Tagen wieder, mir verlangt sehr <milestone unit="start" n="207"/>[4]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="207"/> darnach. Nun Adieu lieber Wilhelm schreib bald. Noch eins <anchor type="b" n="4990" ana="11" xml:id="NidB27909"/>Markard<anchor type="e" n="4990" ana="11" xml:id="NidE27909"/> hat an Möser geschrieben wegen <anchor type="b" n="4949" ana="12" xml:id="NidB27683"/>der bewußten Schrift mit <anchor type="b" n="50" ana="11" xml:id="NidB27682"/><hi rend="family:Courier">Kotzebue</hi><anchor type="e" n="50" ana="11" xml:id="NidE27682"/><anchor type="e" n="4949" ana="12" xml:id="NidE27683"/> und hat sich über die hiesige Regierung lustig gemacht; daß so viel aufhebens von der Sache gemacht wäre; daß hat aber Möser unrecht verstanden und hat ihm tüchtig Bescheid gesagt. Noch eine Anneckdote von Leischenring, der hat sich in <anchor type="b" n="15" ana="10" xml:id="NidB27685"/>Berlin<anchor type="e" n="15" ana="10" xml:id="NidE27685"/> mit Worten und Schrift gar zu frey und mausig gemacht, und ist daher Landes verwiesen; eine Hofdame der Königin Fräulein Vieweck thut einen Fußfall daß man doch das <hi rend="family:Courier">Droit des Gens</hi> beßer achten möchte gegen einen Fremden, da sie nichts erhällt geberdet sie sich sehr <hi rend="family:Courier">extravagent</hi>. Der König sagt der Königin sie mögte die <hi rend="family:Courier">Dame</hi> ein bischen beachten laßen, sie führe sich sehr<hi rend="family:Courier"> extravagent</hi> auf; darauf bekömt sie eine Pension von 400 <milestone unit="start" n="21521"/>Rt.<note type="Sachkommentar"><title>Reichstaler</title></note><milestone unit="end" n="21521"/> und wird entlaßen; man hofte daß sie und Leischenring sich zusammen finden werden; um sich in ihrem Unglück zu trösten. 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Jetzt ist ein rechtes gereiße um ihn, und er mag sich dabey wohl nicht wenig wichtig dünken! aber anstatt guter Aufnahme kriegt er nun allenthalben Vorwürfe von <span class="index-1874 tp-27667 ">Papen</span> daß er nicht täglich kömmt, von uns daß er nicht häufiger mit Ernst ist, und von mir daß er gar nicht mit mir spazieren geht! – Mit Ernsten geht es auch immer sehr gut, und wenn er nur erst Gelegenheit gehabt hat Proben von seiner Geschicklichkeit abzulegen daß <span class="index-264 tp-27668 ">meine Mutter</span> auch von der Seite beruhigt ist, aber daß kann doch so gleich nicht seyn. Wir sind ihm alle <span class="notice-205 ">[2]</span> recht gut, es ist als wenn wir schon lange miteinander bekannt gewesen, so wenig fremd sind wir zusammen.<br>Dein Brief der nach <span class="index-2 tp-27669 ">Göttingen</span> besorgt werden sollte, ist gewiß von uns auf die Post gegeben, wir hatten zwar damals einen sehr großen Luley von Bedienten, indeßen haben wir doch sonst dergleichen nicht bemerkt; es wäre doch recht fatal wenn er ihn verworfen hätte. Indeßen will mein Bruder noch weitere Nachfrage desfalls thun <br>Carl verspricht nächstens zu schreiben, ob nun aber dieß nächstens übers Jahr seyn wird muß die Zeit lehren.<br>Über <span class="index-2814 tp-27671 ">Ramdors</span> Werk, über Dänemark habe ich noch nichts gehört außer von <span class="index-1579 tp-27908 ">Rehbergs</span> die überhaupt nicht sehr für ihn sind; eine kleine <span class="family-courier ">Brochure</span> von ihm lobte aber <span class="family-courier ">Madam</span> Rehberg sehr, es ist der Beschreibung der <span class="index-992 tp-44013 ">Düßeldorfer</span> Gallerie angehängt, über Niederländische Gemälde.<br>Itzt ist auch <span class="index-4955 tp-27674 ">das Werk von </span><span class="index-4955 tp-27674 index-1579 tp-27673 ">Rehberg</span> herausgekommen, und er hat es <span class="index-255 tp-27672 ">meinem Vater</span> geschenkt; es ist wie alle seine Werke etwas sehr Philosophisch und abstrakt geschrieben; ich habe nur erst den Anfang davon gelesen der mir sehr gefallen; Mein Vater ist auch sehr zufrieden damit auch mit dem Style. Es heißet <span class="index-4955 tp-27675 ">Prüfung der Erziehung</span>. Auch von <span class="index-1578 tp-27676 ">Brandes</span> ist kürzlich <span class="notice-206 ">[3]</span> <span class="index-4956 tp-27677 ">etwas erschienen welches sehr gelobt wird, von den Folgen der Revolution in Deutschland</span>. Ich habe itzt einige ältere Bücher wieder gelesen, <span class="index-4954 tp-27680 ">die Patriotischen Aufsätze</span> von <span class="index-2720 tp-27679 ">Möser</span> worunter sehr viele die sehr seinen Witz enthalten, und mich sehr amüsirt haben. Uebrigens zu ernsthaften Werken, habe ich selten Muße genug, und so laße ich es lieber gar dabey ob ich es gleich nicht gerne thue.<br>Am Ende dieses Monaths fängt mein Vater den Brunnen an, ich wünsche beßers Wetter dazu als wir hier bisher immer gehabt. Meine Eltern laßen dich aufs zärtlichste grüßen, dein letzter Brief hat uns viel Freude gemacht, du hattest uns langen keinen erzählenden geschrieben. Von aller Orten wo <span class="index-115 tp-27918 index-8 tp-27917 index-187 tp-27964 ">unsere Geschwister</span> verstreuet leben haben wir gute Nachrichten. <span class="index-129 tp-27684 ">Der arme Ernst</span> hat diesen Sommer einen lästigen Sommer wegen der vielen Festivitäten, bey der Vermählung <span class="index-4992 tp-27919 ">des Prinzen Maximilians</span>, und daß hat immer keinen guten Einfluß auf seine Gesundheit. Wolthausens machen itzt eine Reise nach <span class="index-13 tp-27681 ">D.</span> wie gerne hätte ich sie begleitet. <span class="index-4751 tp-27916 ">Caroline</span> hoffte ich kommt in 14 Tagen wieder, mir verlangt sehr <span class="notice-207 ">[4]</span> darnach. Nun Adieu lieber Wilhelm schreib bald. Noch eins <span class="index-4990 tp-27909 ">Markard</span> hat an Möser geschrieben wegen <span class="index-4949 tp-27683 ">der bewußten Schrift mit </span><span class="index-4949 tp-27683 index-50 tp-27682 family-courier ">Kotzebue</span> und hat sich über die hiesige Regierung lustig gemacht; daß so viel aufhebens von der Sache gemacht wäre; daß hat aber Möser unrecht verstanden und hat ihm tüchtig Bescheid gesagt. Noch eine Anneckdote von Leischenring, der hat sich in <span class="index-15 tp-27685 ">Berlin</span> mit Worten und Schrift gar zu frey und mausig gemacht, und ist daher Landes verwiesen; eine Hofdame der Königin Fräulein Vieweck thut einen Fußfall daß man doch das <span class="family-courier ">Droit des Gens</span> beßer achten möchte gegen einen Fremden, da sie nichts erhällt geberdet sie sich sehr <span class="family-courier ">extravagent</span>. Der König sagt der Königin sie mögte die <span class="family-courier ">Dame</span> ein bischen beachten laßen, sie führe sich sehr<span class="family-courier "> extravagent</span> auf; darauf bekömt sie eine Pension von 400 <span class="notice-21521 ">Rt.</span> und wird entlaßen; man hofte daß sie und Leischenring sich zusammen finden werden; um sich in ihrem Unglück zu trösten. Die jetzige Maitresse des Königs eine Gräfin die er sich an der linken Hand antrauen laßen ist wie er selbst gesagt, in einem Anfall <span class="family-courier ">mauvaiser humeur</span> weggereißt. 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Carl ist itzt ganz unbegreiflich faul, er schreibt nicht nur selbst keine Briefe, sondern mag sie auch nicht einmahl selbst gerne lesen er hat es lieber wenn ich sie ihm vorlese. Jetzt ist ein rechtes gereiße um ihn, und er mag sich dabey wohl nicht wenig wichtig dünken! aber anstatt guter Aufnahme kriegt er nun allenthalben Vorwürfe von <anchor type="b" n="1874" ana="11" xml:id="NidB27667"/>Papen<anchor type="e" n="1874" ana="11" xml:id="NidE27667"/> daß er nicht täglich kömmt, von uns daß er nicht häufiger mit Ernst ist, und von mir daß er gar nicht mit mir spazieren geht! – Mit Ernsten geht es auch immer sehr gut, und wenn er nur erst Gelegenheit gehabt hat Proben von seiner Geschicklichkeit abzulegen daß <anchor type="b" n="264" ana="11" xml:id="NidB27668"/>meine Mutter<anchor type="e" n="264" ana="11" xml:id="NidE27668"/> auch von der Seite beruhigt ist, aber daß kann doch so gleich nicht seyn. Wir sind ihm alle <milestone unit="start" n="205"/>[2]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="205"/> recht gut, es ist als wenn wir schon lange miteinander bekannt gewesen, so wenig fremd sind wir zusammen.<lb/>Dein Brief der nach <anchor type="b" n="2" ana="10" xml:id="NidB27669"/>Göttingen<anchor type="e" n="2" ana="10" xml:id="NidE27669"/> besorgt werden sollte, ist gewiß von uns auf die Post gegeben, wir hatten zwar damals einen sehr großen Luley von Bedienten, indeßen haben wir doch sonst dergleichen nicht bemerkt; es wäre doch recht fatal wenn er ihn verworfen hätte. Indeßen will mein Bruder noch weitere Nachfrage desfalls thun <lb/>Carl verspricht nächstens zu schreiben, ob nun aber dieß nächstens übers Jahr seyn wird muß die Zeit lehren.<lb/>Über <anchor type="b" n="2814" ana="11" xml:id="NidB27671"/>Ramdors<anchor type="e" n="2814" ana="11" xml:id="NidE27671"/> Werk, über Dänemark habe ich noch nichts gehört außer von <anchor type="b" n="1579" ana="11" xml:id="NidB27908"/>Rehbergs<anchor type="e" n="1579" ana="11" xml:id="NidE27908"/> die überhaupt nicht sehr für ihn sind; eine kleine <hi rend="family:Courier">Brochure</hi> von ihm lobte aber <hi rend="family:Courier">Madam</hi> Rehberg sehr, es ist der Beschreibung der <anchor type="b" n="992" ana="10" xml:id="NidB44013"/>Düßeldorfer<anchor type="e" n="992" ana="10" xml:id="NidE44013"/> Gallerie angehängt, über Niederländische Gemälde.<lb/>Itzt ist auch <anchor type="b" n="4955" ana="12" xml:id="NidB27674"/>das Werk von <anchor type="b" n="1579" ana="11" xml:id="NidB27673"/>Rehberg<anchor type="e" n="1579" ana="11" xml:id="NidE27673"/><anchor type="e" n="4955" ana="12" xml:id="NidE27674"/> herausgekommen, und er hat es <anchor type="b" n="255" ana="11" xml:id="NidB27672"/>meinem Vater<anchor type="e" n="255" ana="11" xml:id="NidE27672"/> geschenkt; es ist wie alle seine Werke etwas sehr Philosophisch und abstrakt geschrieben; ich habe nur erst den Anfang davon gelesen der mir sehr gefallen; Mein Vater ist auch sehr zufrieden damit auch mit dem Style. Es heißet <anchor type="b" n="4955" ana="12" xml:id="NidB27675"/>Prüfung der Erziehung<anchor type="e" n="4955" ana="12" xml:id="NidE27675"/>. Auch von <anchor type="b" n="1578" ana="11" xml:id="NidB27676"/>Brandes<anchor type="e" n="1578" ana="11" xml:id="NidE27676"/> ist kürzlich <milestone unit="start" n="206"/>[3]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="206"/> <anchor type="b" n="4956" ana="12" xml:id="NidB27677"/>etwas erschienen welches sehr gelobt wird, von den Folgen der Revolution in Deutschland<anchor type="e" n="4956" ana="12" xml:id="NidE27677"/>. Ich habe itzt einige ältere Bücher wieder gelesen, <anchor type="b" n="4954" ana="12" xml:id="NidB27680"/>die Patriotischen Aufsätze<anchor type="e" n="4954" ana="12" xml:id="NidE27680"/> von <anchor type="b" n="2720" ana="11" xml:id="NidB27679"/>Möser<anchor type="e" n="2720" ana="11" xml:id="NidE27679"/> worunter sehr viele die sehr seinen Witz enthalten, und mich sehr amüsirt haben. Uebrigens zu ernsthaften Werken, habe ich selten Muße genug, und so laße ich es lieber gar dabey ob ich es gleich nicht gerne thue.<lb/>Am Ende dieses Monaths fängt mein Vater den Brunnen an, ich wünsche beßers Wetter dazu als wir hier bisher immer gehabt. Meine Eltern laßen dich aufs zärtlichste grüßen, dein letzter Brief hat uns viel Freude gemacht, du hattest uns langen keinen erzählenden geschrieben. Von aller Orten wo <anchor type="b" n="115" ana="11" xml:id="NidB27918"/><anchor type="b" n="8" ana="11" xml:id="NidB27917"/><anchor type="b" n="187" ana="11" xml:id="NidB27964"/>unsere Geschwister<anchor type="e" n="187" ana="11" xml:id="NidE27964"/><anchor type="e" n="8" ana="11" xml:id="NidE27917"/><anchor type="e" n="115" ana="11" xml:id="NidE27918"/> verstreuet leben haben wir gute Nachrichten. <anchor type="b" n="129" ana="11" xml:id="NidB27684"/>Der arme Ernst<anchor type="e" n="129" ana="11" xml:id="NidE27684"/> hat diesen Sommer einen lästigen Sommer wegen der vielen Festivitäten, bey der Vermählung <anchor type="b" n="4992" ana="11" xml:id="NidB27919"/>des Prinzen Maximilians<anchor type="e" n="4992" ana="11" xml:id="NidE27919"/>, und daß hat immer keinen guten Einfluß auf seine Gesundheit. Wolthausens machen itzt eine Reise nach <anchor type="b" n="13" ana="10" xml:id="NidB27681"/>D.<anchor type="e" n="13" ana="10" xml:id="NidE27681"/> wie gerne hätte ich sie begleitet. <anchor type="b" n="4751" ana="11" xml:id="NidB27916"/>Caroline<anchor type="e" n="4751" ana="11" xml:id="NidE27916"/> hoffte ich kommt in 14 Tagen wieder, mir verlangt sehr <milestone unit="start" n="207"/>[4]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="207"/> darnach. Nun Adieu lieber Wilhelm schreib bald. Noch eins <anchor type="b" n="4990" ana="11" xml:id="NidB27909"/>Markard<anchor type="e" n="4990" ana="11" xml:id="NidE27909"/> hat an Möser geschrieben wegen <anchor type="b" n="4949" ana="12" xml:id="NidB27683"/>der bewußten Schrift mit <anchor type="b" n="50" ana="11" xml:id="NidB27682"/><hi rend="family:Courier">Kotzebue</hi><anchor type="e" n="50" ana="11" xml:id="NidE27682"/><anchor type="e" n="4949" ana="12" xml:id="NidE27683"/> und hat sich über die hiesige Regierung lustig gemacht; daß so viel aufhebens von der Sache gemacht wäre; daß hat aber Möser unrecht verstanden und hat ihm tüchtig Bescheid gesagt. Noch eine Anneckdote von Leischenring, der hat sich in <anchor type="b" n="15" ana="10" xml:id="NidB27685"/>Berlin<anchor type="e" n="15" ana="10" xml:id="NidE27685"/> mit Worten und Schrift gar zu frey und mausig gemacht, und ist daher Landes verwiesen; eine Hofdame der Königin Fräulein Vieweck thut einen Fußfall daß man doch das <hi rend="family:Courier">Droit des Gens</hi> beßer achten möchte gegen einen Fremden, da sie nichts erhällt geberdet sie sich sehr <hi rend="family:Courier">extravagent</hi>. Der König sagt der Königin sie mögte die <hi rend="family:Courier">Dame</hi> ein bischen beachten laßen, sie führe sich sehr<hi rend="family:Courier"> extravagent</hi> auf; darauf bekömt sie eine Pension von 400 <milestone unit="start" n="21521"/>Rt.<note type="Sachkommentar"><title>Reichstaler</title></note><milestone unit="end" n="21521"/> und wird entlaßen; man hofte daß sie und Leischenring sich zusammen finden werden; um sich in ihrem Unglück zu trösten. 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[1] 1792 den 14ten Juny
Liebster Bruder
Heute schreibe ich dir hauptsächlich um dir deinem Wunsche gemäß das Bücherverzeichniß zu schicken. Es war schon fertig wie du wir deinen letzten Brief erhielten, aber nicht durch Carl, denn da würde es vielleicht noch lange gedauert haben; sondern durch Herrn Ernst den wir darum gebeten, und der sich dir bestens empfiehlt. Carl ist itzt ganz unbegreiflich faul, er schreibt nicht nur selbst keine Briefe, sondern mag sie auch nicht einmahl selbst gerne lesen er hat es lieber wenn ich sie ihm vorlese. Jetzt ist ein rechtes gereiße um ihn, und er mag sich dabey wohl nicht wenig wichtig dünken! aber anstatt guter Aufnahme kriegt er nun allenthalben Vorwürfe von Papen daß er nicht täglich kömmt, von uns daß er nicht häufiger mit Ernst ist, und von mir daß er gar nicht mit mir spazieren geht! – Mit Ernsten geht es auch immer sehr gut, und wenn er nur erst Gelegenheit gehabt hat Proben von seiner Geschicklichkeit abzulegen daß meine Mutter auch von der Seite beruhigt ist, aber daß kann doch so gleich nicht seyn. Wir sind ihm alle [2] recht gut, es ist als wenn wir schon lange miteinander bekannt gewesen, so wenig fremd sind wir zusammen.
Dein Brief der nach Göttingen besorgt werden sollte, ist gewiß von uns auf die Post gegeben, wir hatten zwar damals einen sehr großen Luley von Bedienten, indeßen haben wir doch sonst dergleichen nicht bemerkt; es wäre doch recht fatal wenn er ihn verworfen hätte. Indeßen will mein Bruder noch weitere Nachfrage desfalls thun
Carl verspricht nächstens zu schreiben, ob nun aber dieß nächstens übers Jahr seyn wird muß die Zeit lehren.
Über Ramdors Werk, über Dänemark habe ich noch nichts gehört außer von Rehbergs die überhaupt nicht sehr für ihn sind; eine kleine Brochure von ihm lobte aber Madam Rehberg sehr, es ist der Beschreibung der Düßeldorfer Gallerie angehängt, über Niederländische Gemälde.
Itzt ist auch das Werk von Rehberg herausgekommen, und er hat es meinem Vater geschenkt; es ist wie alle seine Werke etwas sehr Philosophisch und abstrakt geschrieben; ich habe nur erst den Anfang davon gelesen der mir sehr gefallen; Mein Vater ist auch sehr zufrieden damit auch mit dem Style. Es heißet Prüfung der Erziehung. Auch von Brandes ist kürzlich [3] etwas erschienen welches sehr gelobt wird, von den Folgen der Revolution in Deutschland. Ich habe itzt einige ältere Bücher wieder gelesen, die Patriotischen Aufsätze von Möser worunter sehr viele die sehr seinen Witz enthalten, und mich sehr amüsirt haben. Uebrigens zu ernsthaften Werken, habe ich selten Muße genug, und so laße ich es lieber gar dabey ob ich es gleich nicht gerne thue.
Am Ende dieses Monaths fängt mein Vater den Brunnen an, ich wünsche beßers Wetter dazu als wir hier bisher immer gehabt. Meine Eltern laßen dich aufs zärtlichste grüßen, dein letzter Brief hat uns viel Freude gemacht, du hattest uns langen keinen erzählenden geschrieben. Von aller Orten wo unsere Geschwister verstreuet leben haben wir gute Nachrichten. Der arme Ernst hat diesen Sommer einen lästigen Sommer wegen der vielen Festivitäten, bey der Vermählung des Prinzen Maximilians, und daß hat immer keinen guten Einfluß auf seine Gesundheit. Wolthausens machen itzt eine Reise nach D. wie gerne hätte ich sie begleitet. Caroline hoffte ich kommt in 14 Tagen wieder, mir verlangt sehr [4] darnach. Nun Adieu lieber Wilhelm schreib bald. Noch eins Markard hat an Möser geschrieben wegen der bewußten Schrift mit Kotzebue und hat sich über die hiesige Regierung lustig gemacht; daß so viel aufhebens von der Sache gemacht wäre; daß hat aber Möser unrecht verstanden und hat ihm tüchtig Bescheid gesagt. Noch eine Anneckdote von Leischenring, der hat sich in Berlin mit Worten und Schrift gar zu frey und mausig gemacht, und ist daher Landes verwiesen; eine Hofdame der Königin Fräulein Vieweck thut einen Fußfall daß man doch das Droit des Gens beßer achten möchte gegen einen Fremden, da sie nichts erhällt geberdet sie sich sehr extravagent. Der König sagt der Königin sie mögte die Dame ein bischen beachten laßen, sie führe sich sehr extravagent auf; darauf bekömt sie eine Pension von 400 Rt. und wird entlaßen; man hofte daß sie und Leischenring sich zusammen finden werden; um sich in ihrem Unglück zu trösten. Die jetzige Maitresse des Königs eine Gräfin die er sich an der linken Hand antrauen laßen ist wie er selbst gesagt, in einem Anfall mauvaiser humeur weggereißt. Daß ist alles was ich weis, nimm damit vorlieb,
Henriette Schlegel.
Liebster Bruder
Heute schreibe ich dir hauptsächlich um dir deinem Wunsche gemäß das Bücherverzeichniß zu schicken. Es war schon fertig wie du wir deinen letzten Brief erhielten, aber nicht durch Carl, denn da würde es vielleicht noch lange gedauert haben; sondern durch Herrn Ernst den wir darum gebeten, und der sich dir bestens empfiehlt. Carl ist itzt ganz unbegreiflich faul, er schreibt nicht nur selbst keine Briefe, sondern mag sie auch nicht einmahl selbst gerne lesen er hat es lieber wenn ich sie ihm vorlese. Jetzt ist ein rechtes gereiße um ihn, und er mag sich dabey wohl nicht wenig wichtig dünken! aber anstatt guter Aufnahme kriegt er nun allenthalben Vorwürfe von Papen daß er nicht täglich kömmt, von uns daß er nicht häufiger mit Ernst ist, und von mir daß er gar nicht mit mir spazieren geht! – Mit Ernsten geht es auch immer sehr gut, und wenn er nur erst Gelegenheit gehabt hat Proben von seiner Geschicklichkeit abzulegen daß meine Mutter auch von der Seite beruhigt ist, aber daß kann doch so gleich nicht seyn. Wir sind ihm alle [2] recht gut, es ist als wenn wir schon lange miteinander bekannt gewesen, so wenig fremd sind wir zusammen.
Dein Brief der nach Göttingen besorgt werden sollte, ist gewiß von uns auf die Post gegeben, wir hatten zwar damals einen sehr großen Luley von Bedienten, indeßen haben wir doch sonst dergleichen nicht bemerkt; es wäre doch recht fatal wenn er ihn verworfen hätte. Indeßen will mein Bruder noch weitere Nachfrage desfalls thun
Carl verspricht nächstens zu schreiben, ob nun aber dieß nächstens übers Jahr seyn wird muß die Zeit lehren.
Über Ramdors Werk, über Dänemark habe ich noch nichts gehört außer von Rehbergs die überhaupt nicht sehr für ihn sind; eine kleine Brochure von ihm lobte aber Madam Rehberg sehr, es ist der Beschreibung der Düßeldorfer Gallerie angehängt, über Niederländische Gemälde.
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Henriette Schlegel.