• Henriette Ernst to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Hannover · Place of Destination: Amsterdam · Date: 14.06.1792
Edition Status: Newly transcribed and labelled; single collated
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Henriette Ernst
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Hannover
  • Place of Destination: Amsterdam
  • Date: 14.06.1792
  • Notations: Empfangsort erschlossen.
    Manuscript
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: DE-1a-33449
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.7,Nr.60
  • Number of Pages: 4S. auf Doppelbl., hs. m. U.
  • Format: 23,4 x 19 cm
  • Incipit: „[1] 1792 den 14ten Juny
    Liebster Bruder
    Heute schreibe ich dir hauptsächlich um dir deinem Wunsche gemäß das Bücherverzeichniß zu schicken. Es [...]“
    Language
  • German
    Editors
  • Bamberg, Claudia
Notice (8): Undefined offset: 0 [APP/View/Letters/view.ctp, line 360]/version-04-20/letters/view/4244" data-language="">
[1] 1792 den 14ten Juny
Liebster Bruder
Heute schreibe ich dir hauptsächlich um dir deinem Wunsche gemäß das Bücherverzeichniß zu schicken. Es war schon fertig wie du wir deinen letzten Brief erhielten, aber nicht durch Carl, denn da würde es vielleicht noch lange gedauert haben; sondern durch Herrn Ernst den wir darum gebeten, und der sich dir bestens empfiehlt. Carl ist itzt ganz unbegreiflich faul, er schreibt nicht nur selbst keine Briefe, sondern mag sie auch nicht einmahl selbst gerne lesen er hat es lieber wenn ich sie ihm vorlese. Jetzt ist ein rechtes gereiße um ihn, und er mag sich dabey wohl nicht wenig wichtig dünken! aber anstatt guter Aufnahme kriegt er nun allenthalben Vorwürfe von Papen daß er nicht täglich kömmt, von uns daß er nicht häufiger mit Ernst ist, und von mir daß er gar nicht mit mir spazieren geht! – Mit Ernsten geht es auch immer sehr gut, und wenn er nur erst Gelegenheit gehabt hat Proben von seiner Geschicklichkeit abzulegen daß meine Mutter auch von der Seite beruhigt ist, aber daß kann doch so gleich nicht seyn. Wir sind ihm alle [2] recht gut, es ist als wenn wir schon lange miteinander bekannt gewesen, so wenig fremd sind wir zusammen.
Dein Brief der nach Göttingen besorgt werden sollte, ist gewiß von uns auf die Post gegeben, wir hatten zwar damals einen sehr großen Luley von Bedienten, indeßen haben wir doch sonst dergleichen nicht bemerkt; es wäre doch recht fatal wenn er ihn verworfen hätte. Indeßen will mein Bruder noch weitere Nachfrage desfalls thun
Carl verspricht nächstens zu schreiben, ob nun aber dieß nächstens übers Jahr seyn wird muß die Zeit lehren.
Über Ramdors Werk, über Dänemark habe ich noch nichts gehört außer von Rehbergs die überhaupt nicht sehr für ihn sind; eine kleine Brochure von ihm lobte aber Madam Rehberg sehr, es ist der Beschreibung der Düßeldorfer Gallerie angehängt, über Niederländische Gemälde.
Itzt ist auch das Werk von Rehberg herausgekommen, und er hat es meinem Vater geschenkt; es ist wie alle seine Werke etwas sehr Philosophisch und abstrakt geschrieben; ich habe nur erst den Anfang davon gelesen der mir sehr gefallen; Mein Vater ist auch sehr zufrieden damit auch mit dem Style. Es heißet Prüfung der Erziehung. Auch von Brandes ist kürzlich [3] etwas erschienen welches sehr gelobt wird, von den Folgen der Revolution in Deutschland. Ich habe itzt einige ältere Bücher wieder gelesen, die Patriotischen Aufsätze von Möser worunter sehr viele die sehr seinen Witz enthalten, und mich sehr amüsirt haben. Uebrigens zu ernsthaften Werken, habe ich selten Muße genug, und so laße ich es lieber gar dabey ob ich es gleich nicht gerne thue.
Am Ende dieses Monaths fängt mein Vater den Brunnen an, ich wünsche beßers Wetter dazu als wir hier bisher immer gehabt. Meine Eltern laßen dich aufs zärtlichste grüßen, dein letzter Brief hat uns viel Freude gemacht, du hattest uns langen keinen erzählenden geschrieben. Von aller Orten wo unsere Geschwister verstreuet leben haben wir gute Nachrichten. Der arme Ernst hat diesen Sommer einen lästigen Sommer wegen der vielen Festivitäten, bey der Vermählung des Prinzen Maximilians, und daß hat immer keinen guten Einfluß auf seine Gesundheit. Wolthausens machen itzt eine Reise nach D. wie gerne hätte ich sie begleitet. Caroline hoffte ich kommt in 14 Tagen wieder, mir verlangt sehr [4] darnach. Nun Adieu lieber Wilhelm schreib bald. Noch eins Markard hat an Möser geschrieben wegen der bewußten Schrift mit Kotzebue und hat sich über die hiesige Regierung lustig gemacht; daß so viel aufhebens von der Sache gemacht wäre; daß hat aber Möser unrecht verstanden und hat ihm tüchtig Bescheid gesagt. Noch eine Anneckdote von Leischenring, der hat sich in Berlin mit Worten und Schrift gar zu frey und mausig gemacht, und ist daher Landes verwiesen; eine Hofdame der Königin Fräulein Vieweck thut einen Fußfall daß man doch das Droit des Gens beßer achten möchte gegen einen Fremden, da sie nichts erhällt geberdet sie sich sehr extravagent. Der König sagt der Königin sie mögte die Dame ein bischen beachten laßen, sie führe sich sehr extravagent auf; darauf bekömt sie eine Pension von 400 Rt. und wird entlaßen; man hofte daß sie und Leischenring sich zusammen finden werden; um sich in ihrem Unglück zu trösten. Die jetzige Maitresse des Königs eine Gräfin die er sich an der linken Hand antrauen laßen ist wie er selbst gesagt, in einem Anfall mauvaiser humeur weggereißt. Daß ist alles was ich weis, nimm damit vorlieb,
Henriette Schlegel.
Notice (8): Undefined offset: 0 [APP/View/Letters/view.ctp, line 442]/version-04-20/letters/view/4244" data-language="">
[1] 1792 den 14ten Juny
Liebster Bruder
Heute schreibe ich dir hauptsächlich um dir deinem Wunsche gemäß das Bücherverzeichniß zu schicken. Es war schon fertig wie du wir deinen letzten Brief erhielten, aber nicht durch Carl, denn da würde es vielleicht noch lange gedauert haben; sondern durch Herrn Ernst den wir darum gebeten, und der sich dir bestens empfiehlt. Carl ist itzt ganz unbegreiflich faul, er schreibt nicht nur selbst keine Briefe, sondern mag sie auch nicht einmahl selbst gerne lesen er hat es lieber wenn ich sie ihm vorlese. Jetzt ist ein rechtes gereiße um ihn, und er mag sich dabey wohl nicht wenig wichtig dünken! aber anstatt guter Aufnahme kriegt er nun allenthalben Vorwürfe von Papen daß er nicht täglich kömmt, von uns daß er nicht häufiger mit Ernst ist, und von mir daß er gar nicht mit mir spazieren geht! – Mit Ernsten geht es auch immer sehr gut, und wenn er nur erst Gelegenheit gehabt hat Proben von seiner Geschicklichkeit abzulegen daß meine Mutter auch von der Seite beruhigt ist, aber daß kann doch so gleich nicht seyn. Wir sind ihm alle [2] recht gut, es ist als wenn wir schon lange miteinander bekannt gewesen, so wenig fremd sind wir zusammen.
Dein Brief der nach Göttingen besorgt werden sollte, ist gewiß von uns auf die Post gegeben, wir hatten zwar damals einen sehr großen Luley von Bedienten, indeßen haben wir doch sonst dergleichen nicht bemerkt; es wäre doch recht fatal wenn er ihn verworfen hätte. Indeßen will mein Bruder noch weitere Nachfrage desfalls thun
Carl verspricht nächstens zu schreiben, ob nun aber dieß nächstens übers Jahr seyn wird muß die Zeit lehren.
Über Ramdors Werk, über Dänemark habe ich noch nichts gehört außer von Rehbergs die überhaupt nicht sehr für ihn sind; eine kleine Brochure von ihm lobte aber Madam Rehberg sehr, es ist der Beschreibung der Düßeldorfer Gallerie angehängt, über Niederländische Gemälde.
Itzt ist auch das Werk von Rehberg herausgekommen, und er hat es meinem Vater geschenkt; es ist wie alle seine Werke etwas sehr Philosophisch und abstrakt geschrieben; ich habe nur erst den Anfang davon gelesen der mir sehr gefallen; Mein Vater ist auch sehr zufrieden damit auch mit dem Style. Es heißet Prüfung der Erziehung. Auch von Brandes ist kürzlich [3] etwas erschienen welches sehr gelobt wird, von den Folgen der Revolution in Deutschland. Ich habe itzt einige ältere Bücher wieder gelesen, die Patriotischen Aufsätze von Möser worunter sehr viele die sehr seinen Witz enthalten, und mich sehr amüsirt haben. Uebrigens zu ernsthaften Werken, habe ich selten Muße genug, und so laße ich es lieber gar dabey ob ich es gleich nicht gerne thue.
Am Ende dieses Monaths fängt mein Vater den Brunnen an, ich wünsche beßers Wetter dazu als wir hier bisher immer gehabt. Meine Eltern laßen dich aufs zärtlichste grüßen, dein letzter Brief hat uns viel Freude gemacht, du hattest uns langen keinen erzählenden geschrieben. Von aller Orten wo unsere Geschwister verstreuet leben haben wir gute Nachrichten. Der arme Ernst hat diesen Sommer einen lästigen Sommer wegen der vielen Festivitäten, bey der Vermählung des Prinzen Maximilians, und daß hat immer keinen guten Einfluß auf seine Gesundheit. Wolthausens machen itzt eine Reise nach D. wie gerne hätte ich sie begleitet. Caroline hoffte ich kommt in 14 Tagen wieder, mir verlangt sehr [4] darnach. Nun Adieu lieber Wilhelm schreib bald. Noch eins Markard hat an Möser geschrieben wegen der bewußten Schrift mit Kotzebue und hat sich über die hiesige Regierung lustig gemacht; daß so viel aufhebens von der Sache gemacht wäre; daß hat aber Möser unrecht verstanden und hat ihm tüchtig Bescheid gesagt. Noch eine Anneckdote von Leischenring, der hat sich in Berlin mit Worten und Schrift gar zu frey und mausig gemacht, und ist daher Landes verwiesen; eine Hofdame der Königin Fräulein Vieweck thut einen Fußfall daß man doch das Droit des Gens beßer achten möchte gegen einen Fremden, da sie nichts erhällt geberdet sie sich sehr extravagent. Der König sagt der Königin sie mögte die Dame ein bischen beachten laßen, sie führe sich sehr extravagent auf; darauf bekömt sie eine Pension von 400 Rt. und wird entlaßen; man hofte daß sie und Leischenring sich zusammen finden werden; um sich in ihrem Unglück zu trösten. Die jetzige Maitresse des Königs eine Gräfin die er sich an der linken Hand antrauen laßen ist wie er selbst gesagt, in einem Anfall mauvaiser humeur weggereißt. Daß ist alles was ich weis, nimm damit vorlieb,
Henriette Schlegel.
×