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Aber ich fürchte, die Sanskrit-Namen sind sehr entstellt, u nicht aus ächten Quellen geschöpft. Vom <name key="6856" type="work"><hi rend="family:Courier">Hortus Malabar.</hi></name> weiß ich dieß schon.<lb/>Nun habe ich auch eine Gegenbitte an <persName key="3611">Hrn. von Martius</persName>. <persName key="3501">Othmar Frank</persName> rühmt sich in der Vorrede zu <name key="3502" type="work">seiner Chrestomathie</name>, die seltensten Sanskrit-Bücher auf Befehl <orgName key="11752">der K. Baier. Regierung</orgName> in <placeName key="292"><hi rend="family:Courier">London</hi></placeName> angekauft, u. in <orgName key="5956">die Königl. Bibliothek</orgName> geschafft zu haben, dergleichen in keiner andern Bibliothek Deutschlands beisammen zu finden <milestone unit="start" n="22089"/>[4]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="22089"/> seyen. Er drückt sich aber so wunderlich aus, daß man nicht sieht, ob er gedruckte Bücher oder Handschriften meynt. Im ersten Falle rühmt er sich mit Unrecht, denn die gedruckten Ausgaben von Sanskrit-Büchern finden sich so ziemlich alle in meiner Büchersammlung welche doch hoffentlich in Deutschland ist. Sind es aber wirklich Sanskrit-<hi rend="underline:1">Manuscripte</hi>, so würde mich Hr. von Martius ungemein verpflichten, wenn er mir ein Verzeichniß davon verschaffen wollte. <lb/>Ich darf wohl für <name key="3516" type="work">meinen <hi rend="family:Courier">Rámâyana</hi></name> auf die Subscription <orgName key="5956">der Königl. Bibliothek</orgName> in <placeName key="354">München</placeName> hoffen. 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Ich nahm mir gleich bei dessen Empfange vor, Ihnen selbst in <anchor type="b" n="6840" ana="10" xml:id="NidB46060"/>Poppelsdorf<anchor type="e" n="6840" ana="10" xml:id="NidE46060"/> aufzuwarten: die anhaltende schlimme Witterung hat mich daran gehindert, u nachher ist mir unter mancherlei Geschäften die Sache aus dem Sinne gekommen. Ich fürchte überdieß die Fragen <anchor type="b" n="3611" ana="11" xml:id="NidB46061"/>des Hrn. von Martius<anchor type="e" n="3611" ana="11" xml:id="NidE46061"/>, dem ich gern gefällig seyn möchte, nur sehr unvollkommen beantworten zu können.<lb/><anchor type="b" n="9059" ana="16" xml:id="NidB72485"/>Die Sanskrit-Sprache besitzt einen großen Reichthum von Pflanzennamen<anchor type="e" n="9059" ana="16" xml:id="NidE72485"/>; u scheint die Gattungen sehr genau zu unterscheiden, so daß die Engländer meistens die technischen Benennungen mit Sicherheit haben angeben können.<lb/>In <anchor type="b" n="3413" ana="12" xml:id="NidB46070"/>dem Real-Wörterbuch <hi rend="family:Courier">Amara-Kosha</hi><anchor type="e" n="3413" ana="12" xml:id="NidE46070"/> stehen die Pflanzennamen in einigen Abschnitten beisammen. Weit vollständiger ist jedoch <anchor type="b" n="3484" ana="12" xml:id="NidB46069"/>das Lexicon von <anchor type="b" n="2553" ana="11" xml:id="NidB46062"/><hi rend="family:Courier">Wilson</hi><anchor type="e" n="2553" ana="11" xml:id="NidE46062"/><anchor type="e" n="3484" ana="12" xml:id="NidE46069"/>, aber hier stehen sie nach dem Alphabet, u also durch das Ganze zerstreut, u wenn man sie nicht schon im voraus kennt, kann man sie hier nicht aufsuchen. Indessen würde es gewiß der Mühe lohnen, aus diesem Lexicon die sämtlichen Botanischen Benennungen auszu<milestone unit="start" n="22087"/>[2]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="22087"/>heben und zusammenzustellen, um den ganzen vegetabilischen Reichthum Indiens auf einmal zu überschauen. Wenn Sie irgend einmal zu dieser Arbeit Lust haben, so biete ich Ihnen meine Dienste dabei bereitwillgst an.<lb/>Der Artikel von den Palmen im <anchor type="b" n="3413" ana="12" xml:id="NidB72486"/><hi rend="family:Courier">Amara-Kosha</hi><anchor type="e" n="3413" ana="12" xml:id="NidE72486"/> ist sehr kurz: aber, wie gesagt, dieses Wörterbuch ist bei weitem nicht vollständig.<lb/>Der allgemeine Gattungsname ist <hi rend="family:Courier">trinadruma</hi>, <hi rend="underline:1">Grasbäume</hi>. Der <hi rend="family:Courier">Borassus flabelliformis</hi> kommt allerdings vor. Sein gewöhnlicher Name ist <hi rend="family:Courier">tāla</hi> oder <hi rend="family:Courier">tăla</hi>, ein einfaches Wort von ungewisser Ableitung. Eine andre dichterische Benennung, nach Art eines schmückenden Beiwortes, ist <hi rend="family:Courier">tṛiṇa-rāja</hi>, d. ist: <hi rend="underline:1">der König unter den Gräsern</hi>. <hi rend="family:Courier">Corypha Talliera</hi> heißt <hi rend="family:Courier">tāl</hi>̄<hi rend="family:Courier">i</hi>; welches die Form eines Femininums von <hi rend="family:Courier">tāla</hi> ist. <hi rend="family:Courier">Arenga saccharifera</hi> kann ich in <anchor type="b" n="3413" ana="12" xml:id="NidB72487"/><anchor type="b" n="2385" ana="11" xml:id="NidB72488"/>Colebrookeʼs<anchor type="e" n="2385" ana="11" xml:id="NidE72488"/> Anmerkungen<anchor type="e" n="3413" ana="12" xml:id="NidE72487"/> nicht finden. – Der <hi rend="family:Courier">Borassus flabelliformis</hi> muß wohl ein sehr hartes Holz haben: es wird im <anchor type="b" n="1154" ana="12" xml:id="NidB72489"/><hi rend="family:Courier">Râmâyaṇa</hi><anchor type="e" n="1154" ana="12" xml:id="NidE72489"/> als ein Zeichen der Wunderstärke des <anchor type="b" n="8806" ana="11" xml:id="NidB72490"/><hi rend="family:Courier">Râmas</hi><anchor type="e" n="8806" ana="11" xml:id="NidE72490"/> gepriesen, daß er einen Pfeil durch sieben Stämme dieser Art hindurchgeschossen.<lb/>Die Einbildungskraft der Indischen Dichter scheint sich nicht so vorzugsweise auf den Palmbaum <milestone unit="start" n="22088"/>[3]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="22088"/> gelenkt zu haben, wie auf den Lotus; ich kann mich nicht einmal erinnern, ihn als eine besondre Zierde der Lustgärten und Lustwälder erwähnt gefunden zu haben, wo meistens der Mango, <hi rend="family:Courier">Michelia champaka</hi>, u <hi rend="family:Courier">Jonesia asoka</hi> hervortreten. Mythologische Beziehungen, deren der Lotus so viele hat, weiß ich vollends keine, wenn es nicht etwa dafür gelten mag, daß <anchor type="b" n="12013" ana="11" xml:id="NidB72492"/><hi rend="family:Courier">Bâlarâmas</hi><anchor type="e" n="12013" ana="11" xml:id="NidE72492"/>, der Halbbruder des <anchor type="b" n="6999" ana="11" xml:id="NidB72491"/><hi rend="family:Courier">Krishnas</hi><anchor type="e" n="6999" ana="11" xml:id="NidE72491"/>, den Palmyra-Baum oder <hi rend="family:Courier">Borass. flab.</hi> in seiner Fahne geführt. Aber die Helden führten allerlei Bilder in ihren Fahnen, <anchor type="b" n="9342" ana="11" xml:id="NidB72493"/><hi rend="family:Courier">Arjunas</hi><anchor type="e" n="9342" ana="11" xml:id="NidE72493"/> sogar einen Affen.<lb/>Wenn Sie mir <anchor type="b" n="6856" ana="12" xml:id="NidB71910"/><anchor type="b" n="11890" ana="12" xml:id="NidB71917"/>die Werke<anchor type="e" n="11890" ana="12" xml:id="NidE71917"/><anchor type="e" n="6856" ana="12" xml:id="NidE71910"/> <anchor type="b" n="6855" ana="11" xml:id="NidB46072"/>des <hi rend="family:Courier">Rheede</hi><anchor type="e" n="6855" ana="11" xml:id="NidE46072"/> u <anchor type="b" n="6857" ana="11" xml:id="NidB46075"/><hi rend="family:Courier">Rumphius</hi><anchor type="e" n="6857" ana="11" xml:id="NidE46075"/> mit Anzeichnung der auf die Familie der Palmen bezüglichen Stellen senden wollen, so will ich sehen, was ich weiter ausmitteln kann. Aber ich fürchte, die Sanskrit-Namen sind sehr entstellt, u nicht aus ächten Quellen geschöpft. Vom <anchor type="b" n="6856" ana="12" xml:id="NidB46074"/><hi rend="family:Courier">Hortus Malabar.</hi><anchor type="e" n="6856" ana="12" xml:id="NidE46074"/> weiß ich dieß schon.<lb/>Nun habe ich auch eine Gegenbitte an <anchor type="b" n="3611" ana="11" xml:id="NidB72494"/>Hrn. von Martius<anchor type="e" n="3611" ana="11" xml:id="NidE72494"/>. <anchor type="b" n="3501" ana="11" xml:id="NidB46063"/>Othmar Frank<anchor type="e" n="3501" ana="11" xml:id="NidE46063"/> rühmt sich in der Vorrede zu <anchor type="b" n="3502" ana="12" xml:id="NidB46064"/>seiner Chrestomathie<anchor type="e" n="3502" ana="12" xml:id="NidE46064"/>, die seltensten Sanskrit-Bücher auf Befehl <anchor type="b" n="11752" ana="15" xml:id="NidB72495"/>der K. Baier. 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Ich nahm mir gleich bei dessen Empfange vor, Ihnen selbst in <span class="index-6840 tp-46060 ">Poppelsdorf</span> aufzuwarten: die anhaltende schlimme Witterung hat mich daran gehindert, u nachher ist mir unter mancherlei Geschäften die Sache aus dem Sinne gekommen. Ich fürchte überdieß die Fragen <span class="index-3611 tp-46061 ">des Hrn. von Martius</span>, dem ich gern gefällig seyn möchte, nur sehr unvollkommen beantworten zu können.<br><span class="cite tp-72485 ">Die Sanskrit-Sprache besitzt einen großen Reichthum von Pflanzennamen</span>; u scheint die Gattungen sehr genau zu unterscheiden, so daß die Engländer meistens die technischen Benennungen mit Sicherheit haben angeben können.<br>In <span class="index-3413 tp-46070 ">dem Real-Wörterbuch </span><span class="index-3413 tp-46070 family-courier ">Amara-Kosha</span> stehen die Pflanzennamen in einigen Abschnitten beisammen. Weit vollständiger ist jedoch <span class="index-3484 tp-46069 ">das Lexicon von </span><span class="index-3484 tp-46069 index-2553 tp-46062 family-courier ">Wilson</span>, aber hier stehen sie nach dem Alphabet, u also durch das Ganze zerstreut, u wenn man sie nicht schon im voraus kennt, kann man sie hier nicht aufsuchen. Indessen würde es gewiß der Mühe lohnen, aus diesem Lexicon die sämtlichen Botanischen Benennungen auszu<span class="notice-22087 ">[2]</span>heben und zusammenzustellen, um den ganzen vegetabilischen Reichthum Indiens auf einmal zu überschauen. Wenn Sie irgend einmal zu dieser Arbeit Lust haben, so biete ich Ihnen meine Dienste dabei bereitwillgst an.<br>Der Artikel von den Palmen im <span class="index-3413 tp-72486 family-courier ">Amara-Kosha</span> ist sehr kurz: aber, wie gesagt, dieses Wörterbuch ist bei weitem nicht vollständig.<br>Der allgemeine Gattungsname ist <span class="family-courier ">trinadruma</span>, <span class="underline-1 ">Grasbäume</span>. Der <span class="family-courier ">Borassus flabelliformis</span> kommt allerdings vor. Sein gewöhnlicher Name ist <span class="family-courier ">tāla</span> oder <span class="family-courier ">tăla</span>, ein einfaches Wort von ungewisser Ableitung. Eine andre dichterische Benennung, nach Art eines schmückenden Beiwortes, ist <span class="family-courier ">tṛiṇa-rāja</span>, d. ist: <span class="underline-1 ">der König unter den Gräsern</span>. <span class="family-courier ">Corypha Talliera</span> heißt <span class="family-courier ">tāl</span>̄<span class="family-courier ">i</span>; welches die Form eines Femininums von <span class="family-courier ">tāla</span> ist. <span class="family-courier ">Arenga saccharifera</span> kann ich in <span class="index-2385 tp-72488 index-3413 tp-72487 ">Colebrookeʼs</span><span class="index-3413 tp-72487 "> Anmerkungen</span> nicht finden. – Der <span class="family-courier ">Borassus flabelliformis</span> muß wohl ein sehr hartes Holz haben: es wird im <span class="index-1154 tp-72489 family-courier ">Râmâyaṇa</span> als ein Zeichen der Wunderstärke des <span class="index-8806 tp-72490 family-courier ">Râmas</span> gepriesen, daß er einen Pfeil durch sieben Stämme dieser Art hindurchgeschossen.<br>Die Einbildungskraft der Indischen Dichter scheint sich nicht so vorzugsweise auf den Palmbaum <span class="notice-22088 ">[3]</span> gelenkt zu haben, wie auf den Lotus; ich kann mich nicht einmal erinnern, ihn als eine besondre Zierde der Lustgärten und Lustwälder erwähnt gefunden zu haben, wo meistens der Mango, <span class="family-courier ">Michelia champaka</span>, u <span class="family-courier ">Jonesia asoka</span> hervortreten. Mythologische Beziehungen, deren der Lotus so viele hat, weiß ich vollends keine, wenn es nicht etwa dafür gelten mag, daß <span class="index-12013 tp-72492 family-courier ">Bâlarâmas</span>, der Halbbruder des <span class="index-6999 tp-72491 family-courier ">Krishnas</span>, den Palmyra-Baum oder <span class="family-courier ">Borass. flab.</span> in seiner Fahne geführt. Aber die Helden führten allerlei Bilder in ihren Fahnen, <span class="index-9342 tp-72493 family-courier ">Arjunas</span> sogar einen Affen.<br>Wenn Sie mir <span class="index-6856 tp-71910 index-11890 tp-71917 ">die Werke</span> <span class="index-6855 tp-46072 ">des </span><span class="index-6855 tp-46072 family-courier ">Rheede</span> u <span class="index-6857 tp-46075 family-courier ">Rumphius</span> mit Anzeichnung der auf die Familie der Palmen bezüglichen Stellen senden wollen, so will ich sehen, was ich weiter ausmitteln kann. Aber ich fürchte, die Sanskrit-Namen sind sehr entstellt, u nicht aus ächten Quellen geschöpft. Vom <span class="index-6856 tp-46074 family-courier ">Hortus Malabar.</span> weiß ich dieß schon.<br>Nun habe ich auch eine Gegenbitte an <span class="index-3611 tp-72494 ">Hrn. von Martius</span>. <span class="index-3501 tp-46063 ">Othmar Frank</span> rühmt sich in der Vorrede zu <span class="index-3502 tp-46064 ">seiner Chrestomathie</span>, die seltensten Sanskrit-Bücher auf Befehl <span class="index-11752 tp-72495 ">der K. Baier. Regierung</span> in <span class="index-292 tp-46065 family-courier ">London</span> angekauft, u. in <span class="index-5956 tp-72496 ">die Königl. Bibliothek</span> geschafft zu haben, dergleichen in keiner andern Bibliothek Deutschlands beisammen zu finden <span class="notice-22089 ">[4]</span> seyen. Er drückt sich aber so wunderlich aus, daß man nicht sieht, ob er gedruckte Bücher oder Handschriften meynt. Im ersten Falle rühmt er sich mit Unrecht, denn die gedruckten Ausgaben von Sanskrit-Büchern finden sich so ziemlich alle in meiner Büchersammlung welche doch hoffentlich in Deutschland ist. Sind es aber wirklich Sanskrit-<span class="underline-1 ">Manuscripte</span>, so würde mich Hr. von Martius ungemein verpflichten, wenn er mir ein Verzeichniß davon verschaffen wollte. <br>Ich darf wohl für <span class="index-3516 tp-46068 ">meinen </span><span class="index-3516 tp-46068 family-courier ">Rámâyana</span> auf die Subscription <span class="index-5956 tp-46067 ">der Königl. Bibliothek</span> in <span class="index-354 tp-46066 ">München</span> hoffen. Wenn Sie zu diesem Behufe <span class="index-2544 tp-72497 ">Ankündigungen</span> hinsenden wollen, so stehen Ihnen gern Exemplare zu Dienste.<br>Mit der ausgezeichnetsten Hochachtung<br>Ganz der Ihrige<br>AWvSchlegel' $isaprint = false $isnewtranslation = true $statemsg = 'betamsg23' $cittitle = 'www.august-wilhelm-schlegel.de/briefedigital/briefid/1995' $description = 'August Wilhelm von Schlegel an Christian Gottfried Daniel Nees von Esenbeck am 22.05.1824, Bonn, Poppelsdorf' $adressatort = 'Poppelsdorf <a class="gndmetadata" target="_blank" href="http://d-nb.info/gnd/4378034-9">GND</a>' $absendeort = 'Bonn <a class="gndmetadata" target="_blank" href="http://d-nb.info/gnd/1001909-1">GND</a>' $date = '22.05.1824' $adressat = array( (int) 4502 => array( 'ID' => '4502', 'project' => '1', 'timecreate' => '2014-01-28 15:27:44', 'timelastchg' => '2018-10-01 09:07:16', 'key' => 'AWS-ap-00ej', 'docTyp' => array( 'name' => 'Person', 'id' => '39' ), '39_name' => 'Nees von Esenbeck, Christian Gottfried Daniel', '39_geschlecht' => 'm', '39_gebdatum' => '1776-02-14', '39_toddatum' => '1858-03-18', '39_lebenwirken' => 'Botaniker, Naturphilosoph, Arzt Christian Gottfried Daniel Nees von Esenbeck studierte Philosophie und Medizin in Jena. 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Ich nahm mir gleich bei dessen Empfange vor, Ihnen selbst in <span class="index-6840 tp-46060 ">Poppelsdorf</span> aufzuwarten: die anhaltende schlimme Witterung hat mich daran gehindert, u nachher ist mir unter mancherlei Geschäften die Sache aus dem Sinne gekommen. Ich fürchte überdieß die Fragen <span class="index-3611 tp-46061 ">des Hrn. von Martius</span>, dem ich gern gefällig seyn möchte, nur sehr unvollkommen beantworten zu können.<br><span class="cite tp-72485 ">Die Sanskrit-Sprache besitzt einen großen Reichthum von Pflanzennamen</span>; u scheint die Gattungen sehr genau zu unterscheiden, so daß die Engländer meistens die technischen Benennungen mit Sicherheit haben angeben können.<br>In <span class="index-3413 tp-46070 ">dem Real-Wörterbuch </span><span class="index-3413 tp-46070 family-courier ">Amara-Kosha</span> stehen die Pflanzennamen in einigen Abschnitten beisammen. Weit vollständiger ist jedoch <span class="index-3484 tp-46069 ">das Lexicon von </span><span class="index-3484 tp-46069 index-2553 tp-46062 family-courier ">Wilson</span>, aber hier stehen sie nach dem Alphabet, u also durch das Ganze zerstreut, u wenn man sie nicht schon im voraus kennt, kann man sie hier nicht aufsuchen. Indessen würde es gewiß der Mühe lohnen, aus diesem Lexicon die sämtlichen Botanischen Benennungen auszu<span class="notice-22087 ">[2]</span>heben und zusammenzustellen, um den ganzen vegetabilischen Reichthum Indiens auf einmal zu überschauen. Wenn Sie irgend einmal zu dieser Arbeit Lust haben, so biete ich Ihnen meine Dienste dabei bereitwillgst an.<br>Der Artikel von den Palmen im <span class="index-3413 tp-72486 family-courier ">Amara-Kosha</span> ist sehr kurz: aber, wie gesagt, dieses Wörterbuch ist bei weitem nicht vollständig.<br>Der allgemeine Gattungsname ist <span class="family-courier ">trinadruma</span>, <span class="underline-1 ">Grasbäume</span>. Der <span class="family-courier ">Borassus flabelliformis</span> kommt allerdings vor. Sein gewöhnlicher Name ist <span class="family-courier ">tāla</span> oder <span class="family-courier ">tăla</span>, ein einfaches Wort von ungewisser Ableitung. Eine andre dichterische Benennung, nach Art eines schmückenden Beiwortes, ist <span class="family-courier ">tṛiṇa-rāja</span>, d. ist: <span class="underline-1 ">der König unter den Gräsern</span>. <span class="family-courier ">Corypha Talliera</span> heißt <span class="family-courier ">tāl</span>̄<span class="family-courier ">i</span>; welches die Form eines Femininums von <span class="family-courier ">tāla</span> ist. <span class="family-courier ">Arenga saccharifera</span> kann ich in <span class="index-2385 tp-72488 index-3413 tp-72487 ">Colebrookeʼs</span><span class="index-3413 tp-72487 "> Anmerkungen</span> nicht finden. – Der <span class="family-courier ">Borassus flabelliformis</span> muß wohl ein sehr hartes Holz haben: es wird im <span class="index-1154 tp-72489 family-courier ">Râmâyaṇa</span> als ein Zeichen der Wunderstärke des <span class="index-8806 tp-72490 family-courier ">Râmas</span> gepriesen, daß er einen Pfeil durch sieben Stämme dieser Art hindurchgeschossen.<br>Die Einbildungskraft der Indischen Dichter scheint sich nicht so vorzugsweise auf den Palmbaum <span class="notice-22088 ">[3]</span> gelenkt zu haben, wie auf den Lotus; ich kann mich nicht einmal erinnern, ihn als eine besondre Zierde der Lustgärten und Lustwälder erwähnt gefunden zu haben, wo meistens der Mango, <span class="family-courier ">Michelia champaka</span>, u <span class="family-courier ">Jonesia asoka</span> hervortreten. Mythologische Beziehungen, deren der Lotus so viele hat, weiß ich vollends keine, wenn es nicht etwa dafür gelten mag, daß <span class="index-12013 tp-72492 family-courier ">Bâlarâmas</span>, der Halbbruder des <span class="index-6999 tp-72491 family-courier ">Krishnas</span>, den Palmyra-Baum oder <span class="family-courier ">Borass. flab.</span> in seiner Fahne geführt. Aber die Helden führten allerlei Bilder in ihren Fahnen, <span class="index-9342 tp-72493 family-courier ">Arjunas</span> sogar einen Affen.<br>Wenn Sie mir <span class="index-6856 tp-71910 index-11890 tp-71917 ">die Werke</span> <span class="index-6855 tp-46072 ">des </span><span class="index-6855 tp-46072 family-courier ">Rheede</span> u <span class="index-6857 tp-46075 family-courier ">Rumphius</span> mit Anzeichnung der auf die Familie der Palmen bezüglichen Stellen senden wollen, so will ich sehen, was ich weiter ausmitteln kann. Aber ich fürchte, die Sanskrit-Namen sind sehr entstellt, u nicht aus ächten Quellen geschöpft. Vom <span class="index-6856 tp-46074 family-courier ">Hortus Malabar.</span> weiß ich dieß schon.<br>Nun habe ich auch eine Gegenbitte an <span class="index-3611 tp-72494 ">Hrn. von Martius</span>. <span class="index-3501 tp-46063 ">Othmar Frank</span> rühmt sich in der Vorrede zu <span class="index-3502 tp-46064 ">seiner Chrestomathie</span>, die seltensten Sanskrit-Bücher auf Befehl <span class="index-11752 tp-72495 ">der K. Baier. Regierung</span> in <span class="index-292 tp-46065 family-courier ">London</span> angekauft, u. in <span class="index-5956 tp-72496 ">die Königl. Bibliothek</span> geschafft zu haben, dergleichen in keiner andern Bibliothek Deutschlands beisammen zu finden <span class="notice-22089 ">[4]</span> seyen. Er drückt sich aber so wunderlich aus, daß man nicht sieht, ob er gedruckte Bücher oder Handschriften meynt. Im ersten Falle rühmt er sich mit Unrecht, denn die gedruckten Ausgaben von Sanskrit-Büchern finden sich so ziemlich alle in meiner Büchersammlung welche doch hoffentlich in Deutschland ist. Sind es aber wirklich Sanskrit-<span class="underline-1 ">Manuscripte</span>, so würde mich Hr. von Martius ungemein verpflichten, wenn er mir ein Verzeichniß davon verschaffen wollte. <br>Ich darf wohl für <span class="index-3516 tp-46068 ">meinen </span><span class="index-3516 tp-46068 family-courier ">Rámâyana</span> auf die Subscription <span class="index-5956 tp-46067 ">der Königl. Bibliothek</span> in <span class="index-354 tp-46066 ">München</span> hoffen. Wenn Sie zu diesem Behufe <span class="index-2544 tp-72497 ">Ankündigungen</span> hinsenden wollen, so stehen Ihnen gern Exemplare zu Dienste.<br>Mit der ausgezeichnetsten Hochachtung<br>Ganz der Ihrige<br>AWvSchlegel', '36_xml' => '<p><milestone unit="start" n="22086"/>[1]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="22086"/> <placeName key="887">Bonn</placeName> d. 22sten Mai. 24.<lb/>Ich habe Sie tausendmal um Verzeihung zu bitten, verehrster Freund und College; daß ich <ref target="fud://7150">Ihren Brief</ref> so lange unbeantwortet gelassen. Ich nahm mir gleich bei dessen Empfange vor, Ihnen selbst in <placeName key="6840">Poppelsdorf</placeName> aufzuwarten: die anhaltende schlimme Witterung hat mich daran gehindert, u nachher ist mir unter mancherlei Geschäften die Sache aus dem Sinne gekommen. 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[1] Bonn d. 22sten Mai. 24.
Ich habe Sie tausendmal um Verzeihung zu bitten, verehrster Freund und College; daß ich Ihren Brief so lange unbeantwortet gelassen. Ich nahm mir gleich bei dessen Empfange vor, Ihnen selbst in Poppelsdorf aufzuwarten: die anhaltende schlimme Witterung hat mich daran gehindert, u nachher ist mir unter mancherlei Geschäften die Sache aus dem Sinne gekommen. Ich fürchte überdieß die Fragen des Hrn. von Martius, dem ich gern gefällig seyn möchte, nur sehr unvollkommen beantworten zu können.
Die Sanskrit-Sprache besitzt einen großen Reichthum von Pflanzennamen; u scheint die Gattungen sehr genau zu unterscheiden, so daß die Engländer meistens die technischen Benennungen mit Sicherheit haben angeben können.
In dem Real-Wörterbuch Amara-Kosha stehen die Pflanzennamen in einigen Abschnitten beisammen. Weit vollständiger ist jedoch das Lexicon von Wilson, aber hier stehen sie nach dem Alphabet, u also durch das Ganze zerstreut, u wenn man sie nicht schon im voraus kennt, kann man sie hier nicht aufsuchen. Indessen würde es gewiß der Mühe lohnen, aus diesem Lexicon die sämtlichen Botanischen Benennungen auszu[2]heben und zusammenzustellen, um den ganzen vegetabilischen Reichthum Indiens auf einmal zu überschauen. Wenn Sie irgend einmal zu dieser Arbeit Lust haben, so biete ich Ihnen meine Dienste dabei bereitwillgst an.
Der Artikel von den Palmen im Amara-Kosha ist sehr kurz: aber, wie gesagt, dieses Wörterbuch ist bei weitem nicht vollständig.
Der allgemeine Gattungsname ist trinadruma, Grasbäume. Der Borassus flabelliformis kommt allerdings vor. Sein gewöhnlicher Name ist tāla oder tăla, ein einfaches Wort von ungewisser Ableitung. Eine andre dichterische Benennung, nach Art eines schmückenden Beiwortes, ist tṛiṇa-rāja, d. ist: der König unter den Gräsern. Corypha Talliera heißt tāl̄i; welches die Form eines Femininums von tāla ist. Arenga saccharifera kann ich in Colebrookeʼs Anmerkungen nicht finden. – Der Borassus flabelliformis muß wohl ein sehr hartes Holz haben: es wird im Râmâyaṇa als ein Zeichen der Wunderstärke des Râmas gepriesen, daß er einen Pfeil durch sieben Stämme dieser Art hindurchgeschossen.
Die Einbildungskraft der Indischen Dichter scheint sich nicht so vorzugsweise auf den Palmbaum [3] gelenkt zu haben, wie auf den Lotus; ich kann mich nicht einmal erinnern, ihn als eine besondre Zierde der Lustgärten und Lustwälder erwähnt gefunden zu haben, wo meistens der Mango, Michelia champaka, u Jonesia asoka hervortreten. Mythologische Beziehungen, deren der Lotus so viele hat, weiß ich vollends keine, wenn es nicht etwa dafür gelten mag, daß Bâlarâmas, der Halbbruder des Krishnas, den Palmyra-Baum oder Borass. flab. in seiner Fahne geführt. Aber die Helden führten allerlei Bilder in ihren Fahnen, Arjunas sogar einen Affen.
Wenn Sie mir die Werke des Rheede u Rumphius mit Anzeichnung der auf die Familie der Palmen bezüglichen Stellen senden wollen, so will ich sehen, was ich weiter ausmitteln kann. Aber ich fürchte, die Sanskrit-Namen sind sehr entstellt, u nicht aus ächten Quellen geschöpft. Vom Hortus Malabar. weiß ich dieß schon.
Nun habe ich auch eine Gegenbitte an Hrn. von Martius. Othmar Frank rühmt sich in der Vorrede zu seiner Chrestomathie, die seltensten Sanskrit-Bücher auf Befehl der K. Baier. Regierung in London angekauft, u. in die Königl. Bibliothek geschafft zu haben, dergleichen in keiner andern Bibliothek Deutschlands beisammen zu finden [4] seyen. Er drückt sich aber so wunderlich aus, daß man nicht sieht, ob er gedruckte Bücher oder Handschriften meynt. Im ersten Falle rühmt er sich mit Unrecht, denn die gedruckten Ausgaben von Sanskrit-Büchern finden sich so ziemlich alle in meiner Büchersammlung welche doch hoffentlich in Deutschland ist. Sind es aber wirklich Sanskrit-Manuscripte, so würde mich Hr. von Martius ungemein verpflichten, wenn er mir ein Verzeichniß davon verschaffen wollte.
Ich darf wohl für meinen Rámâyana auf die Subscription der Königl. Bibliothek in München hoffen. Wenn Sie zu diesem Behufe Ankündigungen hinsenden wollen, so stehen Ihnen gern Exemplare zu Dienste.
Mit der ausgezeichnetsten Hochachtung
Ganz der Ihrige
AWvSchlegel
Ich habe Sie tausendmal um Verzeihung zu bitten, verehrster Freund und College; daß ich Ihren Brief so lange unbeantwortet gelassen. Ich nahm mir gleich bei dessen Empfange vor, Ihnen selbst in Poppelsdorf aufzuwarten: die anhaltende schlimme Witterung hat mich daran gehindert, u nachher ist mir unter mancherlei Geschäften die Sache aus dem Sinne gekommen. Ich fürchte überdieß die Fragen des Hrn. von Martius, dem ich gern gefällig seyn möchte, nur sehr unvollkommen beantworten zu können.
Die Sanskrit-Sprache besitzt einen großen Reichthum von Pflanzennamen; u scheint die Gattungen sehr genau zu unterscheiden, so daß die Engländer meistens die technischen Benennungen mit Sicherheit haben angeben können.
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Die Einbildungskraft der Indischen Dichter scheint sich nicht so vorzugsweise auf den Palmbaum [3] gelenkt zu haben, wie auf den Lotus; ich kann mich nicht einmal erinnern, ihn als eine besondre Zierde der Lustgärten und Lustwälder erwähnt gefunden zu haben, wo meistens der Mango, Michelia champaka, u Jonesia asoka hervortreten. Mythologische Beziehungen, deren der Lotus so viele hat, weiß ich vollends keine, wenn es nicht etwa dafür gelten mag, daß Bâlarâmas, der Halbbruder des Krishnas, den Palmyra-Baum oder Borass. flab. in seiner Fahne geführt. Aber die Helden führten allerlei Bilder in ihren Fahnen, Arjunas sogar einen Affen.
Wenn Sie mir die Werke des Rheede u Rumphius mit Anzeichnung der auf die Familie der Palmen bezüglichen Stellen senden wollen, so will ich sehen, was ich weiter ausmitteln kann. Aber ich fürchte, die Sanskrit-Namen sind sehr entstellt, u nicht aus ächten Quellen geschöpft. Vom Hortus Malabar. weiß ich dieß schon.
Nun habe ich auch eine Gegenbitte an Hrn. von Martius. Othmar Frank rühmt sich in der Vorrede zu seiner Chrestomathie, die seltensten Sanskrit-Bücher auf Befehl der K. Baier. Regierung in London angekauft, u. in die Königl. Bibliothek geschafft zu haben, dergleichen in keiner andern Bibliothek Deutschlands beisammen zu finden [4] seyen. Er drückt sich aber so wunderlich aus, daß man nicht sieht, ob er gedruckte Bücher oder Handschriften meynt. Im ersten Falle rühmt er sich mit Unrecht, denn die gedruckten Ausgaben von Sanskrit-Büchern finden sich so ziemlich alle in meiner Büchersammlung welche doch hoffentlich in Deutschland ist. Sind es aber wirklich Sanskrit-Manuscripte, so würde mich Hr. von Martius ungemein verpflichten, wenn er mir ein Verzeichniß davon verschaffen wollte.
Ich darf wohl für meinen Rámâyana auf die Subscription der Königl. Bibliothek in München hoffen. Wenn Sie zu diesem Behufe Ankündigungen hinsenden wollen, so stehen Ihnen gern Exemplare zu Dienste.
Mit der ausgezeichnetsten Hochachtung
Ganz der Ihrige
AWvSchlegel