• August Wilhelm von Schlegel to Wilhelm Dorow

  • Place of Dispatch: Paris · Place of Destination: Bonn · Date: 31.03.1821
Edition Status: Newly transcribed and labelled; double collated
    Metadata Concerning Header
  • Sender: August Wilhelm von Schlegel
  • Recipient: Wilhelm Dorow
  • Place of Dispatch: Paris
  • Place of Destination: Bonn
  • Date: 31.03.1821
  • Notations: Empfänger erschlossen. – Wilhelm Dorow war von Schlegel mit dem Erwerb der indischen Miniaturensammlung beauftragt.
    Manuscript
  • Provider: Bonn, Stadtarchiv
  • Classification Number: SN 019 58
  • Number of Pages: 4 S. auf Doppelbl., hs. m. U.
  • Incipit: „[1] Paris d. 31sten März
    1821
    Hochgeehrtester Herr Hofrath!
    Ew. Hochwohlgeb. bitte ich, die verzögerte Besorgung Ihrer Aufträge gütigst zu entschuldigen, theils [...]“
    Language
  • German
    Editors
  • Bamberg, Claudia
  • Varwig, Olivia
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[1] Paris d. 31sten März
1821
Hochgeehrtester Herr Hofrath!
Ew. Hochwohlgeb. bitte ich, die verzögerte Besorgung Ihrer Aufträge gütigst zu entschuldigen, theils habe ich diese ganze Zeit her viel an den Augen gelitten, und mich oft zu Hause halten müssen; theils ist Hr. Silvestre de Sacy sehr schwer zugänglich, weil er neben seinen gelehrten Arbeiten noch mit vielen wichtigen Amtsgeschäften überhäuft ist, und es hat mich verschiedene weite Gänge gekostet, ehe ich ihn endlich gefunden.
Was die keilförmige Inschrift betrifft, so sagte er mir, seines Wissens sey keine dergleichen in Bissutun gefunden worden; wenn aber Bembo eine copirt habe, so sey sie nicht hier, sondern in der Sct. Marcus-Bibliothek in Venedig zu suchen. Indessen wolle er die Stelle in seinen Memoires nachsehn. Ich konnte sie ihm nicht nachweisen, da Sie den Titel der Abhandlung und die Seitenzahl nicht angegeben haben.
Die dem Briefe an Herrn Steinbrech beygefügten Worte erkannte er als seine Handschrift an, konnte sich aber der ganzen Sache durchaus [2] nicht erinnern. Ohne allen Zweifel habe er den Stein an Hrn. Millin zurückgestellt; es könne um so weniger ein Irrthum hiebey Statt finden, da er niemals dergleichen Steine gesammelt.
Sie sehen leicht ein, daß ich nach dieser Erklärung nicht weiter in ihn dringen konnte: denn dieß hieße ja ein beleidigendes Mistrauen in seine Versicherung verrathen, wozu ich als ein Fremder, der mit dem angesehenen Manne in keinem andern Verhältnisse als dem der gegenseitigen Höflichkeiten steht, auf keine Weise berechtigt bin.
Es bliebe nun noch übrig, sich bey dem Executor des Testaments von Herrn Millin, und bey dem Notar, welcher der Versteigerung vorgestanden, zu erkundigen. Aber ich besorge, da der Besitzer des Steines die Sache zwölf Jahre lang hat hinhängen lassen, daß nach einem so langen Zeitraume schwerlich etwas auszumitteln seyn dürfte.
Frau von Sinclair hat mir erst ganz vor kurzem geschrieben. Sie verlangt 300 Fl. für die 97 Bilder. Ich schreibe ihr, daß ich diesen Kaufpreis zu bezahlen bereit bin, falls die Bilder so beschaffen sind, wie sich nach der Beschreibung vermuthen läßt; daß es aber doch, um den [3] Handel abzuschließen, unerläßlich scheint, daß ich selbst oder ein zuverläßiger Kenner die Bilder zuvor gesehen habe. Nach der mir von Ihnen ertheilten Erlaubniß werde ich sie deßhalb an Sie verweisen. Sie möge Ihnen den ganzen Carton zusenden, sobald Sie die Bilder für ächt anerkannt, und gefunden hätten, daß sie nicht allzu sehr durch die Feuchtigkeit gelitten, so würden Sie die Zahlung für mich verrichten; widrigenfalls würde ich die Kosten der Sendung und Rücksendung tragen. Ich werde Hrn. Rendant Spitz bitten, auf Ihr Begehren die Summe von 300 Fl. Rh. an Sie in meinem Namen auszuzahlen. Ich bin der Meynung, die Sammlung zu erstehen, wenn die Bilder nur nicht ganz durch die Feuchtigkeit zerstört sind. Auf dem festen Lande von Europa muß man vorlieb nehmen, wie sich die Gelegenheit findet, in England mögen die Indischen Kunstsachen häufiger seyn.
Ich wiederhohle Ihnen meine verbindlichsten Danksagungen für Ihre Bemühungen in dieser Sache. Sollte Frau von Sinclair auf meinen Vorschlag nicht eingehen, so müßte ich alsdenn meinen Rückweg über Frankfurt nehmen und selbst nach Homburg gehen. –
[4] Ich hoffe bald das Vergnügen zu haben, Sie in Bonn in gutem Befinden wieder zu sehen. Empfangen Sie indessen die Versicherungen meiner ausgezeichnetsten Hochachtung
Ew Hochwohlgeb.
ergebenster
AWvSchlegel
Der Brief an Hrn. Steinbrech erfolgt hiebey verlangter Maßen zurück
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[1] Paris d. 31sten März
1821
Hochgeehrtester Herr Hofrath!
Ew. Hochwohlgeb. bitte ich, die verzögerte Besorgung Ihrer Aufträge gütigst zu entschuldigen, theils habe ich diese ganze Zeit her viel an den Augen gelitten, und mich oft zu Hause halten müssen; theils ist Hr. Silvestre de Sacy sehr schwer zugänglich, weil er neben seinen gelehrten Arbeiten noch mit vielen wichtigen Amtsgeschäften überhäuft ist, und es hat mich verschiedene weite Gänge gekostet, ehe ich ihn endlich gefunden.
Was die keilförmige Inschrift betrifft, so sagte er mir, seines Wissens sey keine dergleichen in Bissutun gefunden worden; wenn aber Bembo eine copirt habe, so sey sie nicht hier, sondern in der Sct. Marcus-Bibliothek in Venedig zu suchen. Indessen wolle er die Stelle in seinen Memoires nachsehn. Ich konnte sie ihm nicht nachweisen, da Sie den Titel der Abhandlung und die Seitenzahl nicht angegeben haben.
Die dem Briefe an Herrn Steinbrech beygefügten Worte erkannte er als seine Handschrift an, konnte sich aber der ganzen Sache durchaus [2] nicht erinnern. Ohne allen Zweifel habe er den Stein an Hrn. Millin zurückgestellt; es könne um so weniger ein Irrthum hiebey Statt finden, da er niemals dergleichen Steine gesammelt.
Sie sehen leicht ein, daß ich nach dieser Erklärung nicht weiter in ihn dringen konnte: denn dieß hieße ja ein beleidigendes Mistrauen in seine Versicherung verrathen, wozu ich als ein Fremder, der mit dem angesehenen Manne in keinem andern Verhältnisse als dem der gegenseitigen Höflichkeiten steht, auf keine Weise berechtigt bin.
Es bliebe nun noch übrig, sich bey dem Executor des Testaments von Herrn Millin, und bey dem Notar, welcher der Versteigerung vorgestanden, zu erkundigen. Aber ich besorge, da der Besitzer des Steines die Sache zwölf Jahre lang hat hinhängen lassen, daß nach einem so langen Zeitraume schwerlich etwas auszumitteln seyn dürfte.
Frau von Sinclair hat mir erst ganz vor kurzem geschrieben. Sie verlangt 300 Fl. für die 97 Bilder. Ich schreibe ihr, daß ich diesen Kaufpreis zu bezahlen bereit bin, falls die Bilder so beschaffen sind, wie sich nach der Beschreibung vermuthen läßt; daß es aber doch, um den [3] Handel abzuschließen, unerläßlich scheint, daß ich selbst oder ein zuverläßiger Kenner die Bilder zuvor gesehen habe. Nach der mir von Ihnen ertheilten Erlaubniß werde ich sie deßhalb an Sie verweisen. Sie möge Ihnen den ganzen Carton zusenden, sobald Sie die Bilder für ächt anerkannt, und gefunden hätten, daß sie nicht allzu sehr durch die Feuchtigkeit gelitten, so würden Sie die Zahlung für mich verrichten; widrigenfalls würde ich die Kosten der Sendung und Rücksendung tragen. Ich werde Hrn. Rendant Spitz bitten, auf Ihr Begehren die Summe von 300 Fl. Rh. an Sie in meinem Namen auszuzahlen. Ich bin der Meynung, die Sammlung zu erstehen, wenn die Bilder nur nicht ganz durch die Feuchtigkeit zerstört sind. Auf dem festen Lande von Europa muß man vorlieb nehmen, wie sich die Gelegenheit findet, in England mögen die Indischen Kunstsachen häufiger seyn.
Ich wiederhohle Ihnen meine verbindlichsten Danksagungen für Ihre Bemühungen in dieser Sache. Sollte Frau von Sinclair auf meinen Vorschlag nicht eingehen, so müßte ich alsdenn meinen Rückweg über Frankfurt nehmen und selbst nach Homburg gehen. –
[4] Ich hoffe bald das Vergnügen zu haben, Sie in Bonn in gutem Befinden wieder zu sehen. Empfangen Sie indessen die Versicherungen meiner ausgezeichnetsten Hochachtung
Ew Hochwohlgeb.
ergebenster
AWvSchlegel
Der Brief an Hrn. Steinbrech erfolgt hiebey verlangter Maßen zurück
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