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So empfangen Sie denn anderthalb Stunden vor dem Beginne des neuen Jahres meine herzlichsten Glückwünsche: der Himmel möge noch lange in Ihrer Person der Wissenschaft und dem Staate eine Stütze erhalten, <span class="index-6155 tp-46890 ">der Rheinischen Universität</span> eine Zierde und <span class="offset-4 ">Ihren</span> dankbaren Schülern einen wohlwollenden Lehrer! <span class="cite tp-102433 ">Als mich die ganze Welt zu verlassen schien, da wollten Sie mir aus der Noth helfen</span>: wer sonst darf sich eines wahrhaftig väterlichen Lehrers, wie ich, erfreuen? –<br>Gestern habe ich hier mein Lehramt angetreten. 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Mein Vorgänger unterrichtete nur in den drei untersten Klassen. – Doch hören Sie nun auch, wie meine Anstellung eigentlich zu Stande kam. Mein Vorgänger kam zu <span class="index-1018 tp-46889 family-courier ">Breslau</span> bei der <span class="index-6406 tp-102435 ">Regierung</span> um die Erlaubniß ein, die Frau eines Mannes, der noch lebt, von dem sie aber als Evangelische geschieden ist, zu heirathen und die Trauung durch einen Ev. Prediger vollziehen zu lassen. Darauf erklärte sich <span class="index-20156 tp-102455 ">das Consistorium</span>, daß er entweder diese nach dem Kathol. Kanon ungültige Ehe oder sein Lehramt aufgeben müßte. Er that das erstere. Da aber unterdessen <span class="index-5440 tp-102436 ">das Ministerium</span> von dem Vorfall unterrichtet wurde, so beschloß es, daß jener schon wegen seines Vorsatzes und wegen des seinen Glaubensgenossen gegebenen Ärgernisses <span class="overstrike-1 ">an einer </span><span class="overstrike-1 index-20153 tp-102438 ">Kath. 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In <span class="family-courier ">Breslau</span> habe ich <span class="index-6993 tp-46897 family-courier ">Wachler</span> und <span class="index-3648 tp-46898 family-courier ">Passow</span> kennen gelernt, die sich mir in ausgezeichnetem Grade gewogen zeigten, so daß ersterer mir anbot, aus <span class="index-6996 tp-46907 ">der Königlichen Bibliothek</span> Bücher zu meinem Gebrauche hierher zu schicken, letzterer aus seiner Privat-Bibliothek.<br><span class="cite tp-102430 ">Bald wird es Zwölfe schlagen: also nochmals Glück auf zum neuen Jahr!</span> Leben Sie recht wohl, und erinnern sich zuweilen eines Schülers, der nie vergessen kann, was Sie an ihm gethan haben.<br>Ew Hochwohlgeboren<br>ergebenster Schüler<br><span class="family-courier ">N. Bach</span>.<br><span class="cite tp-102447 ">Wir haben 250 bis 260 Schüler: in </span><span class="cite tp-102447 family-courier ">Sexta</span><span class="cite tp-102447 "> allein habe ich 49, deren schriftliche Arbeiten durchzucorrigiren eben keine sonderlich angenehme Beschäftigung ist.</span><br><span class="notice-22489 ">[4]</span> Sr Hochwohlgeboren<br>Herrn Professor <span class="family-courier ">Dr von Schlegel</span><br>Ritter mehrerer Orden pp<br><span class="index-887 tp-46892 family-courier ">Bonn</span>.', '36_xml' => '<p><milestone unit="start" n="22486"/>[1]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="22486"/> <placeName key="6990"><hi rend="family:Courier">Oppeln</hi></placeName> am Vorabend des neuen Jahres 1826.<lb/>Werthester Lehrer!<lb/>Beim Schlusse dieses Jahres, in welchem mein erster Eintritt in die Welt, nicht ohne heftige Widerstreiten, erfolgt ist, fühle ich mich innigst getrieben, die süssen Erinnerungen wieder lebhaft aufzuwecken, welche mich in den Cirkel meiner theuersten Lehrer und unablässigen Wohlthäter zurückführen: wohin der Körper vergebens ringt, dahin eilet der Geist und das Gemüth auf den Schwingen der Unvergänglichkeit. Andere mögen jetzt in geselliger Freude der Stunde des neuen Jahres entgegen harren: ich bin einsam und nur im Geiste meinen Theuersten vereint. So empfangen Sie denn anderthalb Stunden vor dem Beginne des neuen Jahres meine herzlichsten Glückwünsche: der Himmel möge noch lange in Ihrer Person der Wissenschaft und dem Staate eine Stütze erhalten, <orgName key="6155">der Rheinischen Universität</orgName> eine Zierde und <hi rend="offset:4">Ihren</hi> dankbaren Schülern einen wohlwollenden Lehrer! Als mich die ganze Welt zu verlassen schien, da wollten Sie mir aus der Noth helfen: wer sonst darf sich eines wahrhaftig väterlichen Lehrers, wie ich, erfreuen? –<lb/>Gestern habe ich hier mein Lehramt angetreten. 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In <hi rend="family:Courier">Prima</hi> habe ich angefangen die Interpretation des <hi rend="family:Courier">Horatius</hi> Lateinisch zu geben, <milestone unit="start" n="22487"/>[2]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="22487"/> etwas hier bis dahin Ungewöhnliches: deßwegen sahen mich alle auch mit einer ganz sonderbaren Miene an, als ich den Vortrag Lateinisch eröffnete. Um jedoch meiner Seits keinen Anstoß zu geben, besprach ich die Sache vorher mit dem Director, der zwar Anfangs glaubte, ich sollte zuerst Deutsch und darauf dasselbe auch Lateinisch erklären, zuletzt aber doch in den ganz Lateinischen Vortrag einstimmte. Es versteht sich, daß ich vorher die Schüler die Werke des Dichters Deutsch übersetzen lasse. Eben weil der Director seit der ersten Stunde, wo wir uns kennen lernten, ein ziemliches Zutrauen auf mich setzt (wie ich von einem andern meiner Kollegen gehört), so übertrug er mir mehr Stunden in den oberen Klassen, als ich hätte fordern können. Mein Vorgänger unterrichtete nur in den drei untersten Klassen. – Doch hören Sie nun auch, wie meine Anstellung eigentlich zu Stande kam. Mein Vorgänger kam zu <placeName key="1018"><hi rend="family:Courier">Breslau</hi></placeName> bei der <orgName key="6406">Regierung</orgName> um die Erlaubniß ein, die Frau eines Mannes, der noch lebt, von dem sie aber als Evangelische geschieden ist, zu heirathen und die Trauung durch einen Ev. Prediger vollziehen zu lassen. Darauf erklärte sich <orgName key="20156">das Consistorium</orgName>, daß er entweder diese nach dem Kathol. Kanon ungültige Ehe oder sein Lehramt aufgeben müßte. Er that das erstere. Da aber unterdessen <orgName key="5440">das Ministerium</orgName> von dem Vorfall unterrichtet wurde, so beschloß es, daß jener schon wegen seines Vorsatzes und wegen des seinen Glaubensgenossen gegebenen Ärgernisses <hi rend="overstrike:1">an einer <orgName key="20153">Kath. Lehranstalt</orgName></hi> vor der Hand seines Amtes entsetzt <hi rend="offset:4">seye,</hi> und ich an seine Stelle treten sollte. Sie können sich vorstellen, wie unangenehm mir dieses war, als ich es zuerst in <hi rend="family:Courier">Breslau</hi> erfuhr. Doch glücklicher Weise hat dieser Umstand kein nachtheiliges Vorurtheil gegen mich erregt, so sonderbar einem Jeden hier die Sache vorgekommen ist. Mit meinem Vorgänger habe ich hier Anfangs noch über 8 Tage ganz friedlich zusammengewohnt, indem ich seine Wohnung bezog, weil er wegen nicht vorhergegangener Kündigung <hi rend="overstrike:1">auf</hi> ein Vierteljahr länger hätte zahlen müssen. Übrigens sind auch hier die Wohnungen sehr theuer, und Victualien noch theurer als in <placeName key="15"><hi rend="family:Courier">Berlin</hi></placeName>.<lb/><milestone unit="start" n="22488"/>[3]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="22488"/> Gegen alle Erwartung fand ich in der <orgName key="20153">Gymnasial-Bibliothek</orgName> manche ganz vortrefflichen Bücher: zum <persName key="1643"><hi rend="family:Courier">Tacitus</hi></persName> und <persName key="803"><hi rend="family:Courier">Horaz</hi></persName> zB habe ich einen Apparat, wie ich ihn nur wünschen kann. Überhaupt sind von den am meisten gelesenen Klassikern die beßten neuesten Ausgaben größten Theils vorhanden. 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Aber dafür ist das Local desto schlechter: die neuesten Bücher hat man in eine enge Kammer gebracht, damit sie nicht durch Feuchtigkeit zu Grunde gehen möchten; die älteren aber, welche noch von den Jesuiten und Dominicanern herstammen, zum Theil sehr schätzbare Werke (z B. die <name key="6995" type="work"><hi rend="family:Courier">Bibliotheca maxima Patrum</hi></name>, die Werke des <persName key="6992"><hi rend="family:Courier">Augustinus</hi></persName> u anderer Kirchenväter), stehen noch in der alten Bibliothek, wo Dach und Fenstern verdorben sind, so daß man es kaum fünf Minuten darin aushalten kann. Schon seit vielen Jahren sind Pläne zur Errichtung eines neuen Gymasial-Gebäudes (denn auch dieses ist erbärmlich schlecht, so daß ich im <placeName key="8289">Nassauischen</placeName> weit bessere Elementarschulen gesehen habe: an einem Saal zu Prüfungen u dgl. fehlt es ganz) entworfen worden; aber bis jetzt ist noch keiner zur Ausführung gekommen. 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Mit meinem Vorgänger habe ich hier Anfangs noch über 8 Tage ganz friedlich zusammengewohnt, indem ich seine Wohnung bezog, weil er wegen nicht vorhergegangener Kündigung <hi rend="overstrike:1">auf</hi> ein Vierteljahr länger hätte zahlen müssen. <anchor type="b" n="9059" ana="16" xml:id="NidB102429"/>Übrigens sind auch hier die Wohnungen sehr theuer<anchor type="e" n="9059" ana="16" xml:id="NidE102429"/>, und Victualien noch theurer als in <anchor type="b" n="15" ana="10" xml:id="NidB46896"/><hi rend="family:Courier">Berlin</hi><anchor type="e" n="15" ana="10" xml:id="NidE46896"/>.<lb/><milestone unit="start" n="22488"/>[3]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="22488"/> Gegen alle Erwartung fand ich in der <anchor type="b" n="20153" ana="15" xml:id="NidB102439"/>Gymnasial-Bibliothek<anchor type="e" n="20153" ana="15" xml:id="NidE102439"/> manche ganz vortrefflichen Bücher: zum <anchor type="b" n="1643" ana="11" xml:id="NidB102441"/><hi rend="family:Courier">Tacitus</hi><anchor type="e" n="1643" ana="11" xml:id="NidE102441"/> und <anchor type="b" n="803" ana="11" xml:id="NidB102442"/><hi rend="family:Courier">Horaz</hi><anchor type="e" n="803" ana="11" xml:id="NidE102442"/> zB habe ich einen Apparat, wie ich ihn nur wünschen kann. 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Andere mögen jetzt in geselliger Freude der Stunde des neuen Jahres entgegen harren: <span class="cite tp-102428 ">ich bin einsam und nur im Geiste meinen Theuersten vereint</span>. So empfangen Sie denn anderthalb Stunden vor dem Beginne des neuen Jahres meine herzlichsten Glückwünsche: der Himmel möge noch lange in Ihrer Person der Wissenschaft und dem Staate eine Stütze erhalten, <span class="index-6155 tp-46890 ">der Rheinischen Universität</span> eine Zierde und <span class="offset-4 ">Ihren</span> dankbaren Schülern einen wohlwollenden Lehrer! <span class="cite tp-102433 ">Als mich die ganze Welt zu verlassen schien, da wollten Sie mir aus der Noth helfen</span>: wer sonst darf sich eines wahrhaftig väterlichen Lehrers, wie ich, erfreuen? –<br>Gestern habe ich hier mein Lehramt angetreten. Ich habe wöchentlich 21 Stunden zu geben, in <span class="family-courier ">Prima </span><span class="family-courier index-803 tp-46886 ">Horatius</span>, <span class="index-1643 tp-46887 index-20152 tp-102434 family-courier ">Tacitus</span><span class="index-20152 tp-102434 "> Annalen</span>, Lateinische und Deutsche Stilübungen, in <span class="family-courier ">Secunda </span><span class="family-courier index-6360 tp-46909 index-6998 tp-46910 ">Xenophons</span><span class="family-courier index-6998 tp-46910 "> Anabasis</span> (nach Ostern <span class="index-2218 tp-46888 family-courier ">Herodot</span>) und Griechische <span class="family-courier ">Exercitia</span>, zusammen 11 Stunden (wovon eine meinem gutem Willen gehört, da ich im Ganzen wöchentlich nur zu 20 Stunden verpflichtet bin), in <span class="family-courier ">Sexta</span> Lateinische und Deutsche Grammatik, 10 Stunden, und zwar in der Art, daß ich alljährig mit den Schülern eine Klasse höher hinaufrücke. In <span class="family-courier ">Prima</span> habe ich angefangen die Interpretation des <span class="family-courier ">Horatius</span> Lateinisch zu geben, <span class="notice-22487 ">[2]</span> etwas hier bis dahin Ungewöhnliches: deßwegen sahen mich alle auch mit einer ganz sonderbaren Miene an, als ich den Vortrag Lateinisch eröffnete. Um jedoch meiner Seits keinen Anstoß zu geben, besprach ich die Sache vorher mit dem Director, der zwar Anfangs glaubte, ich sollte zuerst Deutsch und darauf dasselbe auch Lateinisch erklären, zuletzt aber doch in den ganz Lateinischen Vortrag einstimmte. Es versteht sich, daß ich vorher die Schüler die Werke des Dichters Deutsch übersetzen lasse. Eben weil der Director seit der ersten Stunde, wo wir uns kennen lernten, ein ziemliches Zutrauen auf mich setzt (wie ich von einem andern meiner Kollegen gehört), so übertrug er mir mehr Stunden in den oberen Klassen, als ich hätte fordern können. Mein Vorgänger unterrichtete nur in den drei untersten Klassen. – Doch hören Sie nun auch, wie meine Anstellung eigentlich zu Stande kam. Mein Vorgänger kam zu <span class="index-1018 tp-46889 family-courier ">Breslau</span> bei der <span class="index-6406 tp-102435 ">Regierung</span> um die Erlaubniß ein, die Frau eines Mannes, der noch lebt, von dem sie aber als Evangelische geschieden ist, zu heirathen und die Trauung durch einen Ev. Prediger vollziehen zu lassen. Darauf erklärte sich <span class="index-20156 tp-102455 ">das Consistorium</span>, daß er entweder diese nach dem Kathol. Kanon ungültige Ehe oder sein Lehramt aufgeben müßte. Er that das erstere. Da aber unterdessen <span class="index-5440 tp-102436 ">das Ministerium</span> von dem Vorfall unterrichtet wurde, so beschloß es, daß jener schon wegen seines Vorsatzes und wegen des seinen Glaubensgenossen gegebenen Ärgernisses <span class="overstrike-1 ">an einer </span><span class="overstrike-1 index-20153 tp-102438 ">Kath. Lehranstalt</span> vor der Hand seines Amtes entsetzt <span class="offset-4 ">seye,</span> und ich an seine Stelle treten sollte. Sie können sich vorstellen, wie unangenehm mir dieses war, als ich es zuerst in <span class="family-courier ">Breslau</span> erfuhr. Doch glücklicher Weise hat dieser Umstand kein nachtheiliges Vorurtheil gegen mich erregt, so sonderbar einem Jeden hier die Sache vorgekommen ist. Mit meinem Vorgänger habe ich hier Anfangs noch über 8 Tage ganz friedlich zusammengewohnt, indem ich seine Wohnung bezog, weil er wegen nicht vorhergegangener Kündigung <span class="overstrike-1 ">auf</span> ein Vierteljahr länger hätte zahlen müssen. <span class="cite tp-102429 ">Übrigens sind auch hier die Wohnungen sehr theuer</span>, und Victualien noch theurer als in <span class="index-15 tp-46896 family-courier ">Berlin</span>.<br><span class="notice-22488 ">[3]</span> Gegen alle Erwartung fand ich in der <span class="index-20153 tp-102439 ">Gymnasial-Bibliothek</span> manche ganz vortrefflichen Bücher: zum <span class="index-1643 tp-102441 family-courier ">Tacitus</span> und <span class="index-803 tp-102442 family-courier ">Horaz</span> zB habe ich einen Apparat, wie ich ihn nur wünschen kann. Überhaupt sind von den am meisten gelesenen Klassikern die beßten neuesten Ausgaben größten Theils vorhanden. Da auch mir das Recht zusteht, Vorschläge zu machen, so habe ich neulich zum Anschaffen empfohlen <span class="index-5860 tp-46903 index-5297 tp-102443 ">Ihre Dramatischen Vorlesungen</span>, <span class="index-859 tp-46905 ">die Werke </span><span class="index-859 tp-46905 index-8 tp-46902 ">Ihres Bruders</span> und <span class="index-1905 tp-46901 ">den </span><span class="index-1905 tp-46901 index-10 tp-46900 family-courier ">Pindar</span><span class="index-1905 tp-46901 "> von </span><span class="index-1905 tp-46901 index-1740 tp-46899 family-courier ">Boeckh</span>. Aber dafür ist das Local desto schlechter: die neuesten Bücher hat man in eine enge Kammer gebracht, damit sie nicht durch Feuchtigkeit zu Grunde gehen möchten; die älteren aber, welche noch von den Jesuiten und Dominicanern herstammen, zum Theil sehr schätzbare Werke (z B. die <span class="index-6995 tp-46906 family-courier ">Bibliotheca maxima Patrum</span>, die Werke des <span class="index-6992 tp-46895 family-courier ">Augustinus</span> u anderer Kirchenväter), stehen noch in der alten Bibliothek, wo Dach und Fenstern verdorben sind, so daß man es kaum fünf Minuten darin aushalten kann. Schon seit vielen Jahren sind Pläne zur Errichtung eines neuen Gymasial-Gebäudes (denn auch dieses ist erbärmlich schlecht, so daß ich im <span class="index-8289 tp-102444 ">Nassauischen</span> weit bessere Elementarschulen gesehen habe: an einem Saal zu Prüfungen u dgl. fehlt es ganz) entworfen worden; aber bis jetzt ist noch keiner zur Ausführung gekommen. Jedoch glaubt <span class="index-6997 tp-46908 ">Herr Präsident von </span><span class="index-6997 tp-46908 family-courier ">Hippel</span>, der mich aufs ehrenvollste empfangen hat und mich fortwährend mit Wohlwollen behandelt, da<span class="notice-48552 ">[ß]</span> im nächsten Sommer der Anfang gemacht werde; denn er erwarte tagtäglich die Bestätigung des zuletzt entworfenen Planes von <span class="index-15 tp-102445 family-courier ">Berlin</span> aus. – Auch habe ich hier <span class="index-6994 tp-46904 ">den Reg. Assessor </span><span class="index-6994 tp-46904 family-courier ">von Heyden</span> kennen gelernt, der ein großer Verehrer von Ihnen ist, und sich sehr freuete, daß ich ihm Manches von Ihnen erzählen konnte. Ebenfalls lebt hier einer von den neuesten <span class="index-3553 tp-102446 ">Übersetzern </span><span class="index-3553 tp-102446 index-4 tp-46891 ">des </span><span class="index-3553 tp-102446 index-4 tp-46891 family-courier ">Shakspeare</span>, <span class="index-3556 tp-46893 ">Reg. R. </span><span class="index-3556 tp-46893 family-courier ">Benda</span>. In <span class="family-courier ">Breslau</span> habe ich <span class="index-6993 tp-46897 family-courier ">Wachler</span> und <span class="index-3648 tp-46898 family-courier ">Passow</span> kennen gelernt, die sich mir in ausgezeichnetem Grade gewogen zeigten, so daß ersterer mir anbot, aus <span class="index-6996 tp-46907 ">der Königlichen Bibliothek</span> Bücher zu meinem Gebrauche hierher zu schicken, letzterer aus seiner Privat-Bibliothek.<br><span class="cite tp-102430 ">Bald wird es Zwölfe schlagen: also nochmals Glück auf zum neuen Jahr!</span> Leben Sie recht wohl, und erinnern sich zuweilen eines Schülers, der nie vergessen kann, was Sie an ihm gethan haben.<br>Ew Hochwohlgeboren<br>ergebenster Schüler<br><span class="family-courier ">N. Bach</span>.<br><span class="cite tp-102447 ">Wir haben 250 bis 260 Schüler: in </span><span class="cite tp-102447 family-courier ">Sexta</span><span class="cite tp-102447 "> allein habe ich 49, deren schriftliche Arbeiten durchzucorrigiren eben keine sonderlich angenehme Beschäftigung ist.</span><br><span class="notice-22489 ">[4]</span> Sr Hochwohlgeboren<br>Herrn Professor <span class="family-courier ">Dr von Schlegel</span><br>Ritter mehrerer Orden pp<br><span class="index-887 tp-46892 family-courier ">Bonn</span>.' $isaprint = false $isnewtranslation = true $statemsg = 'betamsg23' $cittitle = 'www.august-wilhelm-schlegel.de/briefedigital/briefid/3074' $description = 'Johann Nicolaus Bach an August Wilhelm von Schlegel am 31.12.1825, Oppeln, Bonn' $adressatort = 'Bonn <a class="gndmetadata" target="_blank" href="http://d-nb.info/gnd/1001909-1">GND</a>' $absendeort = 'Oppeln <a class="gndmetadata" target="_blank" href="http://d-nb.info/gnd/4075671-3">GND</a>' $date = '31.12.1825' $adressat = array() $adrCitation = 'August Wilhelm von Schlegel' $absender = array( (int) 1610 => array( 'ID' => '1610', 'project' => '1', 'timecreate' => '2013-04-29 09:38:12', 'timelastchg' => '2018-01-07 13:28:02', 'key' => 'AWS-ap-006w', 'docTyp' => array( 'name' => 'Person', 'id' => '39' ), '39_name' => 'Bach, Johann Nicolaus', '39_toddatum' => '1841-01-17', '39_gebdatum' => '1802-08-04', '39_dbid' => '116024739 ', '39_namevar' => 'Bauch, Johann Nikolaus (nach Körner, 1930)', '39_geschlecht' => 'm', '39_lebenwirken' => 'Klassischer Philologe, Pädagoge Johann Nicolaus Bach studierte ab 1821 Klassische Philologie in Bonn. 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Mein Vorgänger unterrichtete nur in den drei untersten Klassen. – Doch hören Sie nun auch, wie meine Anstellung eigentlich zu Stande kam. Mein Vorgänger kam zu <span class="index-1018 tp-46889 family-courier ">Breslau</span> bei der <span class="index-6406 tp-102435 ">Regierung</span> um die Erlaubniß ein, die Frau eines Mannes, der noch lebt, von dem sie aber als Evangelische geschieden ist, zu heirathen und die Trauung durch einen Ev. Prediger vollziehen zu lassen. Darauf erklärte sich <span class="index-20156 tp-102455 ">das Consistorium</span>, daß er entweder diese nach dem Kathol. Kanon ungültige Ehe oder sein Lehramt aufgeben müßte. Er that das erstere. Da aber unterdessen <span class="index-5440 tp-102436 ">das Ministerium</span> von dem Vorfall unterrichtet wurde, so beschloß es, daß jener schon wegen seines Vorsatzes und wegen des seinen Glaubensgenossen gegebenen Ärgernisses <span class="overstrike-1 ">an einer </span><span class="overstrike-1 index-20153 tp-102438 ">Kath. Lehranstalt</span> vor der Hand seines Amtes entsetzt <span class="offset-4 ">seye,</span> und ich an seine Stelle treten sollte. Sie können sich vorstellen, wie unangenehm mir dieses war, als ich es zuerst in <span class="family-courier ">Breslau</span> erfuhr. Doch glücklicher Weise hat dieser Umstand kein nachtheiliges Vorurtheil gegen mich erregt, so sonderbar einem Jeden hier die Sache vorgekommen ist. Mit meinem Vorgänger habe ich hier Anfangs noch über 8 Tage ganz friedlich zusammengewohnt, indem ich seine Wohnung bezog, weil er wegen nicht vorhergegangener Kündigung <span class="overstrike-1 ">auf</span> ein Vierteljahr länger hätte zahlen müssen. <span class="cite tp-102429 ">Übrigens sind auch hier die Wohnungen sehr theuer</span>, und Victualien noch theurer als in <span class="index-15 tp-46896 family-courier ">Berlin</span>.<br><span class="notice-22488 ">[3]</span> Gegen alle Erwartung fand ich in der <span class="index-20153 tp-102439 ">Gymnasial-Bibliothek</span> manche ganz vortrefflichen Bücher: zum <span class="index-1643 tp-102441 family-courier ">Tacitus</span> und <span class="index-803 tp-102442 family-courier ">Horaz</span> zB habe ich einen Apparat, wie ich ihn nur wünschen kann. Überhaupt sind von den am meisten gelesenen Klassikern die beßten neuesten Ausgaben größten Theils vorhanden. Da auch mir das Recht zusteht, Vorschläge zu machen, so habe ich neulich zum Anschaffen empfohlen <span class="index-5860 tp-46903 index-5297 tp-102443 ">Ihre Dramatischen Vorlesungen</span>, <span class="index-859 tp-46905 ">die Werke </span><span class="index-859 tp-46905 index-8 tp-46902 ">Ihres Bruders</span> und <span class="index-1905 tp-46901 ">den </span><span class="index-1905 tp-46901 index-10 tp-46900 family-courier ">Pindar</span><span class="index-1905 tp-46901 "> von </span><span class="index-1905 tp-46901 index-1740 tp-46899 family-courier ">Boeckh</span>. Aber dafür ist das Local desto schlechter: die neuesten Bücher hat man in eine enge Kammer gebracht, damit sie nicht durch Feuchtigkeit zu Grunde gehen möchten; die älteren aber, welche noch von den Jesuiten und Dominicanern herstammen, zum Theil sehr schätzbare Werke (z B. die <span class="index-6995 tp-46906 family-courier ">Bibliotheca maxima Patrum</span>, die Werke des <span class="index-6992 tp-46895 family-courier ">Augustinus</span> u anderer Kirchenväter), stehen noch in der alten Bibliothek, wo Dach und Fenstern verdorben sind, so daß man es kaum fünf Minuten darin aushalten kann. Schon seit vielen Jahren sind Pläne zur Errichtung eines neuen Gymasial-Gebäudes (denn auch dieses ist erbärmlich schlecht, so daß ich im <span class="index-8289 tp-102444 ">Nassauischen</span> weit bessere Elementarschulen gesehen habe: an einem Saal zu Prüfungen u dgl. fehlt es ganz) entworfen worden; aber bis jetzt ist noch keiner zur Ausführung gekommen. Jedoch glaubt <span class="index-6997 tp-46908 ">Herr Präsident von </span><span class="index-6997 tp-46908 family-courier ">Hippel</span>, der mich aufs ehrenvollste empfangen hat und mich fortwährend mit Wohlwollen behandelt, da<span class="notice-48552 ">[ß]</span> im nächsten Sommer der Anfang gemacht werde; denn er erwarte tagtäglich die Bestätigung des zuletzt entworfenen Planes von <span class="index-15 tp-102445 family-courier ">Berlin</span> aus. – Auch habe ich hier <span class="index-6994 tp-46904 ">den Reg. Assessor </span><span class="index-6994 tp-46904 family-courier ">von Heyden</span> kennen gelernt, der ein großer Verehrer von Ihnen ist, und sich sehr freuete, daß ich ihm Manches von Ihnen erzählen konnte. Ebenfalls lebt hier einer von den neuesten <span class="index-3553 tp-102446 ">Übersetzern </span><span class="index-3553 tp-102446 index-4 tp-46891 ">des </span><span class="index-3553 tp-102446 index-4 tp-46891 family-courier ">Shakspeare</span>, <span class="index-3556 tp-46893 ">Reg. R. </span><span class="index-3556 tp-46893 family-courier ">Benda</span>. In <span class="family-courier ">Breslau</span> habe ich <span class="index-6993 tp-46897 family-courier ">Wachler</span> und <span class="index-3648 tp-46898 family-courier ">Passow</span> kennen gelernt, die sich mir in ausgezeichnetem Grade gewogen zeigten, so daß ersterer mir anbot, aus <span class="index-6996 tp-46907 ">der Königlichen Bibliothek</span> Bücher zu meinem Gebrauche hierher zu schicken, letzterer aus seiner Privat-Bibliothek.<br><span class="cite tp-102430 ">Bald wird es Zwölfe schlagen: also nochmals Glück auf zum neuen Jahr!</span> Leben Sie recht wohl, und erinnern sich zuweilen eines Schülers, der nie vergessen kann, was Sie an ihm gethan haben.<br>Ew Hochwohlgeboren<br>ergebenster Schüler<br><span class="family-courier ">N. 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Eben weil der Director seit der ersten Stunde, wo wir uns kennen lernten, ein ziemliches Zutrauen auf mich setzt (wie ich von einem andern meiner Kollegen gehört), so übertrug er mir mehr Stunden in den oberen Klassen, als ich hätte fordern können. Mein Vorgänger unterrichtete nur in den drei untersten Klassen. – Doch hören Sie nun auch, wie meine Anstellung eigentlich zu Stande kam. Mein Vorgänger kam zu <placeName key="1018"><hi rend="family:Courier">Breslau</hi></placeName> bei der <orgName key="6406">Regierung</orgName> um die Erlaubniß ein, die Frau eines Mannes, der noch lebt, von dem sie aber als Evangelische geschieden ist, zu heirathen und die Trauung durch einen Ev. Prediger vollziehen zu lassen. Darauf erklärte sich <orgName key="20156">das Consistorium</orgName>, daß er entweder diese nach dem Kathol. Kanon ungültige Ehe oder sein Lehramt aufgeben müßte. Er that das erstere. Da aber unterdessen <orgName key="5440">das Ministerium</orgName> von dem Vorfall unterrichtet wurde, so beschloß es, daß jener schon wegen seines Vorsatzes und wegen des seinen Glaubensgenossen gegebenen Ärgernisses <hi rend="overstrike:1">an einer <orgName key="20153">Kath. Lehranstalt</orgName></hi> vor der Hand seines Amtes entsetzt <hi rend="offset:4">seye,</hi> und ich an seine Stelle treten sollte. Sie können sich vorstellen, wie unangenehm mir dieses war, als ich es zuerst in <hi rend="family:Courier">Breslau</hi> erfuhr. Doch glücklicher Weise hat dieser Umstand kein nachtheiliges Vorurtheil gegen mich erregt, so sonderbar einem Jeden hier die Sache vorgekommen ist. Mit meinem Vorgänger habe ich hier Anfangs noch über 8 Tage ganz friedlich zusammengewohnt, indem ich seine Wohnung bezog, weil er wegen nicht vorhergegangener Kündigung <hi rend="overstrike:1">auf</hi> ein Vierteljahr länger hätte zahlen müssen. Übrigens sind auch hier die Wohnungen sehr theuer, und Victualien noch theurer als in <placeName key="15"><hi rend="family:Courier">Berlin</hi></placeName>.<lb/><milestone unit="start" n="22488"/>[3]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="22488"/> Gegen alle Erwartung fand ich in der <orgName key="20153">Gymnasial-Bibliothek</orgName> manche ganz vortrefflichen Bücher: zum <persName key="1643"><hi rend="family:Courier">Tacitus</hi></persName> und <persName key="803"><hi rend="family:Courier">Horaz</hi></persName> zB habe ich einen Apparat, wie ich ihn nur wünschen kann. Überhaupt sind von den am meisten gelesenen Klassikern die beßten neuesten Ausgaben größten Theils vorhanden. Da auch mir das Recht zusteht, Vorschläge zu machen, so habe ich neulich zum Anschaffen empfohlen <name key="5860" type="work"><name key="5297" type="work">Ihre Dramatischen Vorlesungen</name></name>, <name key="859" type="work">die Werke <persName key="8">Ihres Bruders</persName></name> und <name key="1905" type="work">den <persName key="10"><hi rend="family:Courier">Pindar</hi></persName> von <persName key="1740"><hi rend="family:Courier">Boeckh</hi></persName></name>. Aber dafür ist das Local desto schlechter: die neuesten Bücher hat man in eine enge Kammer gebracht, damit sie nicht durch Feuchtigkeit zu Grunde gehen möchten; die älteren aber, welche noch von den Jesuiten und Dominicanern herstammen, zum Theil sehr schätzbare Werke (z B. die <name key="6995" type="work"><hi rend="family:Courier">Bibliotheca maxima Patrum</hi></name>, die Werke des <persName key="6992"><hi rend="family:Courier">Augustinus</hi></persName> u anderer Kirchenväter), stehen noch in der alten Bibliothek, wo Dach und Fenstern verdorben sind, so daß man es kaum fünf Minuten darin aushalten kann. Schon seit vielen Jahren sind Pläne zur Errichtung eines neuen Gymasial-Gebäudes (denn auch dieses ist erbärmlich schlecht, so daß ich im <placeName key="8289">Nassauischen</placeName> weit bessere Elementarschulen gesehen habe: an einem Saal zu Prüfungen u dgl. fehlt es ganz) entworfen worden; aber bis jetzt ist noch keiner zur Ausführung gekommen. Jedoch glaubt <persName key="6997">Herr Präsident von <hi rend="family:Courier">Hippel</hi></persName>, der mich aufs ehrenvollste empfangen hat und mich fortwährend mit Wohlwollen behandelt, da<milestone unit="start" n="48552"/>[ß]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Textverlust durch Papierbeschneidung</title></note><milestone unit="end" n="48552"/> im nächsten Sommer der Anfang gemacht werde; denn er erwarte tagtäglich die Bestätigung des zuletzt entworfenen Planes von <placeName key="15"><hi rend="family:Courier">Berlin</hi></placeName> aus. – Auch habe ich hier <persName key="6994">den Reg. Assessor <hi rend="family:Courier">von Heyden</hi></persName> kennen gelernt, der ein großer Verehrer von Ihnen ist, und sich sehr freuete, daß ich ihm Manches von Ihnen erzählen konnte. Ebenfalls lebt hier einer von den neuesten <name key="3553" type="work">Übersetzern <persName key="4">des <hi rend="family:Courier">Shakspeare</hi></persName></name>, <persName key="3556">Reg. 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So empfangen Sie denn anderthalb Stunden vor dem Beginne des neuen Jahres meine herzlichsten Glückwünsche: der Himmel möge noch lange in Ihrer Person der Wissenschaft und dem Staate eine Stütze erhalten, <anchor type="b" n="6155" ana="15" xml:id="NidB46890"/>der Rheinischen Universität<anchor type="e" n="6155" ana="15" xml:id="NidE46890"/> eine Zierde und <hi rend="offset:4">Ihren</hi> dankbaren Schülern einen wohlwollenden Lehrer! <anchor type="b" n="9059" ana="16" xml:id="NidB102433"/>Als mich die ganze Welt zu verlassen schien, da wollten Sie mir aus der Noth helfen<anchor type="e" n="9059" ana="16" xml:id="NidE102433"/>: wer sonst darf sich eines wahrhaftig väterlichen Lehrers, wie ich, erfreuen? –<lb/>Gestern habe ich hier mein Lehramt angetreten. 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Mit meinem Vorgänger habe ich hier Anfangs noch über 8 Tage ganz friedlich zusammengewohnt, indem ich seine Wohnung bezog, weil er wegen nicht vorhergegangener Kündigung <hi rend="overstrike:1">auf</hi> ein Vierteljahr länger hätte zahlen müssen. <anchor type="b" n="9059" ana="16" xml:id="NidB102429"/>Übrigens sind auch hier die Wohnungen sehr theuer<anchor type="e" n="9059" ana="16" xml:id="NidE102429"/>, und Victualien noch theurer als in <anchor type="b" n="15" ana="10" xml:id="NidB46896"/><hi rend="family:Courier">Berlin</hi><anchor type="e" n="15" ana="10" xml:id="NidE46896"/>.<lb/><milestone unit="start" n="22488"/>[3]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="22488"/> Gegen alle Erwartung fand ich in der <anchor type="b" n="20153" ana="15" xml:id="NidB102439"/>Gymnasial-Bibliothek<anchor type="e" n="20153" ana="15" xml:id="NidE102439"/> manche ganz vortrefflichen Bücher: zum <anchor type="b" n="1643" ana="11" xml:id="NidB102441"/><hi rend="family:Courier">Tacitus</hi><anchor type="e" n="1643" ana="11" xml:id="NidE102441"/> und <anchor type="b" n="803" ana="11" xml:id="NidB102442"/><hi rend="family:Courier">Horaz</hi><anchor type="e" n="803" ana="11" xml:id="NidE102442"/> zB habe ich einen Apparat, wie ich ihn nur wünschen kann. 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[1] Oppeln am Vorabend des neuen Jahres 1826.
Werthester Lehrer!
Beim Schlusse dieses Jahres, in welchem mein erster Eintritt in die Welt, nicht ohne heftige Widerstreiten, erfolgt ist, fühle ich mich innigst getrieben, die süssen Erinnerungen wieder lebhaft aufzuwecken, welche mich in den Cirkel meiner theuersten Lehrer und unablässigen Wohlthäter zurückführen: wohin der Körper vergebens ringt, dahin eilet der Geist und das Gemüth auf den Schwingen der Unvergänglichkeit. Andere mögen jetzt in geselliger Freude der Stunde des neuen Jahres entgegen harren: ich bin einsam und nur im Geiste meinen Theuersten vereint. So empfangen Sie denn anderthalb Stunden vor dem Beginne des neuen Jahres meine herzlichsten Glückwünsche: der Himmel möge noch lange in Ihrer Person der Wissenschaft und dem Staate eine Stütze erhalten, der Rheinischen Universität eine Zierde und Ihren dankbaren Schülern einen wohlwollenden Lehrer! Als mich die ganze Welt zu verlassen schien, da wollten Sie mir aus der Noth helfen: wer sonst darf sich eines wahrhaftig väterlichen Lehrers, wie ich, erfreuen? –
Gestern habe ich hier mein Lehramt angetreten. Ich habe wöchentlich 21 Stunden zu geben, in Prima Horatius, Tacitus Annalen, Lateinische und Deutsche Stilübungen, in Secunda Xenophons Anabasis (nach Ostern Herodot) und Griechische Exercitia, zusammen 11 Stunden (wovon eine meinem gutem Willen gehört, da ich im Ganzen wöchentlich nur zu 20 Stunden verpflichtet bin), in Sexta Lateinische und Deutsche Grammatik, 10 Stunden, und zwar in der Art, daß ich alljährig mit den Schülern eine Klasse höher hinaufrücke. In Prima habe ich angefangen die Interpretation des Horatius Lateinisch zu geben, [2] etwas hier bis dahin Ungewöhnliches: deßwegen sahen mich alle auch mit einer ganz sonderbaren Miene an, als ich den Vortrag Lateinisch eröffnete. Um jedoch meiner Seits keinen Anstoß zu geben, besprach ich die Sache vorher mit dem Director, der zwar Anfangs glaubte, ich sollte zuerst Deutsch und darauf dasselbe auch Lateinisch erklären, zuletzt aber doch in den ganz Lateinischen Vortrag einstimmte. Es versteht sich, daß ich vorher die Schüler die Werke des Dichters Deutsch übersetzen lasse. Eben weil der Director seit der ersten Stunde, wo wir uns kennen lernten, ein ziemliches Zutrauen auf mich setzt (wie ich von einem andern meiner Kollegen gehört), so übertrug er mir mehr Stunden in den oberen Klassen, als ich hätte fordern können. Mein Vorgänger unterrichtete nur in den drei untersten Klassen. – Doch hören Sie nun auch, wie meine Anstellung eigentlich zu Stande kam. Mein Vorgänger kam zu Breslau bei der Regierung um die Erlaubniß ein, die Frau eines Mannes, der noch lebt, von dem sie aber als Evangelische geschieden ist, zu heirathen und die Trauung durch einen Ev. Prediger vollziehen zu lassen. Darauf erklärte sich das Consistorium, daß er entweder diese nach dem Kathol. Kanon ungültige Ehe oder sein Lehramt aufgeben müßte. Er that das erstere. Da aber unterdessen das Ministerium von dem Vorfall unterrichtet wurde, so beschloß es, daß jener schon wegen seines Vorsatzes und wegen des seinen Glaubensgenossen gegebenen Ärgernisses an einer Kath. Lehranstalt vor der Hand seines Amtes entsetzt seye, und ich an seine Stelle treten sollte. Sie können sich vorstellen, wie unangenehm mir dieses war, als ich es zuerst in Breslau erfuhr. Doch glücklicher Weise hat dieser Umstand kein nachtheiliges Vorurtheil gegen mich erregt, so sonderbar einem Jeden hier die Sache vorgekommen ist. Mit meinem Vorgänger habe ich hier Anfangs noch über 8 Tage ganz friedlich zusammengewohnt, indem ich seine Wohnung bezog, weil er wegen nicht vorhergegangener Kündigung auf ein Vierteljahr länger hätte zahlen müssen. Übrigens sind auch hier die Wohnungen sehr theuer, und Victualien noch theurer als in Berlin.
[3] Gegen alle Erwartung fand ich in der Gymnasial-Bibliothek manche ganz vortrefflichen Bücher: zum Tacitus und Horaz zB habe ich einen Apparat, wie ich ihn nur wünschen kann. Überhaupt sind von den am meisten gelesenen Klassikern die beßten neuesten Ausgaben größten Theils vorhanden. Da auch mir das Recht zusteht, Vorschläge zu machen, so habe ich neulich zum Anschaffen empfohlen Ihre Dramatischen Vorlesungen, die Werke Ihres Bruders und den Pindar von Boeckh. Aber dafür ist das Local desto schlechter: die neuesten Bücher hat man in eine enge Kammer gebracht, damit sie nicht durch Feuchtigkeit zu Grunde gehen möchten; die älteren aber, welche noch von den Jesuiten und Dominicanern herstammen, zum Theil sehr schätzbare Werke (z B. die Bibliotheca maxima Patrum, die Werke des Augustinus u anderer Kirchenväter), stehen noch in der alten Bibliothek, wo Dach und Fenstern verdorben sind, so daß man es kaum fünf Minuten darin aushalten kann. Schon seit vielen Jahren sind Pläne zur Errichtung eines neuen Gymasial-Gebäudes (denn auch dieses ist erbärmlich schlecht, so daß ich im Nassauischen weit bessere Elementarschulen gesehen habe: an einem Saal zu Prüfungen u dgl. fehlt es ganz) entworfen worden; aber bis jetzt ist noch keiner zur Ausführung gekommen. Jedoch glaubt Herr Präsident von Hippel, der mich aufs ehrenvollste empfangen hat und mich fortwährend mit Wohlwollen behandelt, da[ß] im nächsten Sommer der Anfang gemacht werde; denn er erwarte tagtäglich die Bestätigung des zuletzt entworfenen Planes von Berlin aus. – Auch habe ich hier den Reg. Assessor von Heyden kennen gelernt, der ein großer Verehrer von Ihnen ist, und sich sehr freuete, daß ich ihm Manches von Ihnen erzählen konnte. Ebenfalls lebt hier einer von den neuesten Übersetzern des Shakspeare, Reg. R. Benda. In Breslau habe ich Wachler und Passow kennen gelernt, die sich mir in ausgezeichnetem Grade gewogen zeigten, so daß ersterer mir anbot, aus der Königlichen Bibliothek Bücher zu meinem Gebrauche hierher zu schicken, letzterer aus seiner Privat-Bibliothek.
Bald wird es Zwölfe schlagen: also nochmals Glück auf zum neuen Jahr! Leben Sie recht wohl, und erinnern sich zuweilen eines Schülers, der nie vergessen kann, was Sie an ihm gethan haben.
Ew Hochwohlgeboren
ergebenster Schüler
N. Bach.
Wir haben 250 bis 260 Schüler: in Sexta allein habe ich 49, deren schriftliche Arbeiten durchzucorrigiren eben keine sonderlich angenehme Beschäftigung ist.
[4] Sr Hochwohlgeboren
Herrn Professor Dr von Schlegel
Ritter mehrerer Orden pp
Bonn.
Werthester Lehrer!
Beim Schlusse dieses Jahres, in welchem mein erster Eintritt in die Welt, nicht ohne heftige Widerstreiten, erfolgt ist, fühle ich mich innigst getrieben, die süssen Erinnerungen wieder lebhaft aufzuwecken, welche mich in den Cirkel meiner theuersten Lehrer und unablässigen Wohlthäter zurückführen: wohin der Körper vergebens ringt, dahin eilet der Geist und das Gemüth auf den Schwingen der Unvergänglichkeit. Andere mögen jetzt in geselliger Freude der Stunde des neuen Jahres entgegen harren: ich bin einsam und nur im Geiste meinen Theuersten vereint. So empfangen Sie denn anderthalb Stunden vor dem Beginne des neuen Jahres meine herzlichsten Glückwünsche: der Himmel möge noch lange in Ihrer Person der Wissenschaft und dem Staate eine Stütze erhalten, der Rheinischen Universität eine Zierde und Ihren dankbaren Schülern einen wohlwollenden Lehrer! Als mich die ganze Welt zu verlassen schien, da wollten Sie mir aus der Noth helfen: wer sonst darf sich eines wahrhaftig väterlichen Lehrers, wie ich, erfreuen? –
Gestern habe ich hier mein Lehramt angetreten. Ich habe wöchentlich 21 Stunden zu geben, in Prima Horatius, Tacitus Annalen, Lateinische und Deutsche Stilübungen, in Secunda Xenophons Anabasis (nach Ostern Herodot) und Griechische Exercitia, zusammen 11 Stunden (wovon eine meinem gutem Willen gehört, da ich im Ganzen wöchentlich nur zu 20 Stunden verpflichtet bin), in Sexta Lateinische und Deutsche Grammatik, 10 Stunden, und zwar in der Art, daß ich alljährig mit den Schülern eine Klasse höher hinaufrücke. In Prima habe ich angefangen die Interpretation des Horatius Lateinisch zu geben, [2] etwas hier bis dahin Ungewöhnliches: deßwegen sahen mich alle auch mit einer ganz sonderbaren Miene an, als ich den Vortrag Lateinisch eröffnete. Um jedoch meiner Seits keinen Anstoß zu geben, besprach ich die Sache vorher mit dem Director, der zwar Anfangs glaubte, ich sollte zuerst Deutsch und darauf dasselbe auch Lateinisch erklären, zuletzt aber doch in den ganz Lateinischen Vortrag einstimmte. Es versteht sich, daß ich vorher die Schüler die Werke des Dichters Deutsch übersetzen lasse. Eben weil der Director seit der ersten Stunde, wo wir uns kennen lernten, ein ziemliches Zutrauen auf mich setzt (wie ich von einem andern meiner Kollegen gehört), so übertrug er mir mehr Stunden in den oberen Klassen, als ich hätte fordern können. Mein Vorgänger unterrichtete nur in den drei untersten Klassen. – Doch hören Sie nun auch, wie meine Anstellung eigentlich zu Stande kam. Mein Vorgänger kam zu Breslau bei der Regierung um die Erlaubniß ein, die Frau eines Mannes, der noch lebt, von dem sie aber als Evangelische geschieden ist, zu heirathen und die Trauung durch einen Ev. Prediger vollziehen zu lassen. Darauf erklärte sich das Consistorium, daß er entweder diese nach dem Kathol. Kanon ungültige Ehe oder sein Lehramt aufgeben müßte. Er that das erstere. Da aber unterdessen das Ministerium von dem Vorfall unterrichtet wurde, so beschloß es, daß jener schon wegen seines Vorsatzes und wegen des seinen Glaubensgenossen gegebenen Ärgernisses an einer Kath. Lehranstalt vor der Hand seines Amtes entsetzt seye, und ich an seine Stelle treten sollte. Sie können sich vorstellen, wie unangenehm mir dieses war, als ich es zuerst in Breslau erfuhr. Doch glücklicher Weise hat dieser Umstand kein nachtheiliges Vorurtheil gegen mich erregt, so sonderbar einem Jeden hier die Sache vorgekommen ist. Mit meinem Vorgänger habe ich hier Anfangs noch über 8 Tage ganz friedlich zusammengewohnt, indem ich seine Wohnung bezog, weil er wegen nicht vorhergegangener Kündigung auf ein Vierteljahr länger hätte zahlen müssen. Übrigens sind auch hier die Wohnungen sehr theuer, und Victualien noch theurer als in Berlin.
[3] Gegen alle Erwartung fand ich in der Gymnasial-Bibliothek manche ganz vortrefflichen Bücher: zum Tacitus und Horaz zB habe ich einen Apparat, wie ich ihn nur wünschen kann. Überhaupt sind von den am meisten gelesenen Klassikern die beßten neuesten Ausgaben größten Theils vorhanden. Da auch mir das Recht zusteht, Vorschläge zu machen, so habe ich neulich zum Anschaffen empfohlen Ihre Dramatischen Vorlesungen, die Werke Ihres Bruders und den Pindar von Boeckh. Aber dafür ist das Local desto schlechter: die neuesten Bücher hat man in eine enge Kammer gebracht, damit sie nicht durch Feuchtigkeit zu Grunde gehen möchten; die älteren aber, welche noch von den Jesuiten und Dominicanern herstammen, zum Theil sehr schätzbare Werke (z B. die Bibliotheca maxima Patrum, die Werke des Augustinus u anderer Kirchenväter), stehen noch in der alten Bibliothek, wo Dach und Fenstern verdorben sind, so daß man es kaum fünf Minuten darin aushalten kann. Schon seit vielen Jahren sind Pläne zur Errichtung eines neuen Gymasial-Gebäudes (denn auch dieses ist erbärmlich schlecht, so daß ich im Nassauischen weit bessere Elementarschulen gesehen habe: an einem Saal zu Prüfungen u dgl. fehlt es ganz) entworfen worden; aber bis jetzt ist noch keiner zur Ausführung gekommen. Jedoch glaubt Herr Präsident von Hippel, der mich aufs ehrenvollste empfangen hat und mich fortwährend mit Wohlwollen behandelt, da[ß] im nächsten Sommer der Anfang gemacht werde; denn er erwarte tagtäglich die Bestätigung des zuletzt entworfenen Planes von Berlin aus. – Auch habe ich hier den Reg. Assessor von Heyden kennen gelernt, der ein großer Verehrer von Ihnen ist, und sich sehr freuete, daß ich ihm Manches von Ihnen erzählen konnte. Ebenfalls lebt hier einer von den neuesten Übersetzern des Shakspeare, Reg. R. Benda. In Breslau habe ich Wachler und Passow kennen gelernt, die sich mir in ausgezeichnetem Grade gewogen zeigten, so daß ersterer mir anbot, aus der Königlichen Bibliothek Bücher zu meinem Gebrauche hierher zu schicken, letzterer aus seiner Privat-Bibliothek.
Bald wird es Zwölfe schlagen: also nochmals Glück auf zum neuen Jahr! Leben Sie recht wohl, und erinnern sich zuweilen eines Schülers, der nie vergessen kann, was Sie an ihm gethan haben.
Ew Hochwohlgeboren
ergebenster Schüler
N. Bach.
Wir haben 250 bis 260 Schüler: in Sexta allein habe ich 49, deren schriftliche Arbeiten durchzucorrigiren eben keine sonderlich angenehme Beschäftigung ist.
[4] Sr Hochwohlgeboren
Herrn Professor Dr von Schlegel
Ritter mehrerer Orden pp
Bonn.