• Augusta von Buttlar to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Paris · Place of Destination: Bonn · Date: 20.11.1822
Edition Status: Newly transcribed and labelled; double collated
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Augusta von Buttlar
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Paris
  • Place of Destination: Bonn
  • Date: 20.11.1822
  • Notations: Empfangsort erschlossen.
    Manuscript
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: DE-611-38972
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.3,Nr.123
  • Number of Pages: 4 S. auf Doppelbl., hs. m. U.
  • Format: 18,3 x 12,4 cm
  • Incipit: „[1] Geliebter Onkel!
    Du wirst schon längst einen Brief von mir erwartet haben, und ich hätte gewiß geschrieben, wenn ich nicht [...]“
    Language
  • German
  • French
    Editors
  • Bamberg, Claudia
  • Hoell, Anne
  • Varwig, Olivia
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[1] Geliebter Onkel!
Du wirst schon längst einen Brief von mir erwartet haben, und ich hätte gewiß geschrieben, wenn ich nicht durch manches davon abgehalten wäre, einmal, daß die meisten, an die Du so gut warst, mir Empfelungen mit zu geben, abwesend waren, u theilweise noch sind, ich also was den Anfang und Fortgang meiner Bekanntschaften betrift, ich gar nichts sagen konnte; dann bin ich beynahe immer so unwohl gewesen daß ich gar nicht fähig war, viel Schritte zu thun, und ich Gott danckte, wenn ich ruhig bey meinen Camin Feuer sitzen konnte. Glaube übrigens ja nicht, daß ich etwas versäumt habe, was zu thun war habe ich gewiß gethan, und theilweise mit Erfolg. An Gérard schrieb ich wie du mir gerathen, ein Billet, welches durch ein sehr artiges von ihm erwiedert wurde, und worin er mir sagte, daß eine Unpäßlichkeit ihn verhindere, sogleich zu mir zu kommen, es ihn aber nicht abhalten solle, mich bey sich zu sehen. –
Zu bestimmter Zeit und Stunde giengen wir hin, hörten aber gleich von seinen Leuten daß er immer noch krank sey, eine Melle Godefroid (mir dünkte, so hieß sie) empfing uns sehr artig, und entschuldigte Herrn Gérard, daß er selbst nicht kommen könnte da er noch krank sey; sie hatte die Güte, uns ins Attelier zu führen, und zeigte uns dort alle Bilder die er gegenwärtig im Hause hat, von denen ich später sprechen werde. Nach diesem Besuch haben wir uns einige mal nach seiner Gesundheit erkundigen laßen, und einmal war mein Mann selbst da, was er sehr gut aufgenommen zu haben scheint, nach einiger Zeit bekamen wir ein Billet von ihm wovon die Abschrift hier beifolgt: „Mon indisposition m’a privé jusqu’ici de rendre mon devoir à Madame la Baronne, et à Monsieur Le Baron, oserais-je me flatter que la marque de souvenir qu’ils me font l’honneur de me donner peut me faire espérer une visite dont je saurais mieux profiter cette fois. Si je ne me trompe pas je prendrai la liberté de la réclamer pour demain même vers deux heures, si ce moment peut leur convenir.
J’ai l’honneur d’être avec la plus haute considération, leur trés humble et trés obeisant P. Gerard.“
Mercredi
[2] ich glaube damit zufrieden sein zu können, er nahm uns sehr freundlich auf, und sagte mir beim Weggehen daß er von Herzen gern alles thun würde um mir gefällig zu sein, ja er erboth sich selbst zu mir zu kommen um meine Arbeit zu sehen, ich äußerte darüber große Freude, daß er meinem Wunsch so zuvor käme, und sagte ihm daß ich mir die Freiheit nehmen würde es ihm wißen zu laßen, wann ich sie fertig hätte. Auch erbath ich mir die Erlaubniß sein Attelier von Zeit zu Zeit besuchen zu können. Was mir aber am besten an ihm gefiel war: daß er dich so lobte, und mit so vieler Begeisterung von dir sprach. Überhaupt fand ich sein Urtheil sehr durchdacht, und richtig, was er über die Kunst in Deutschland äußerte. So weit nun mit Gerard; daß ich ihn zu seiner Zeit benutzen werde, davon sey überzeugt. – Mit Forbin bin ich noch nicht so weit, ich war zweimal bey ihm, traf ihn aber beide male nicht zu Hause. Auf den ersten Besuch bekam ich ein sehr artiges Billet mit einer Carte d’entrée zu den Muséen u Luxembourg; ich werde ihm nun aber ein Billet schreiben, worin ich ihn bitten werde mir die Zeit zu bestimmen, wo ich ihn am besten treffe. Meine Kränklichkeit wird mich am besten entschuldigen – Wenn ich auch noch nicht auf dem louvre gearbeitet, so habe ich doch so viel zu Hause gemacht als es meine Kränlichkeit (die besonders in Nervenschwäche und Schlaflosigkeit besteht), erlaubte. – Meine mitgebrachten Bilder die unbeschädigt hier angekommen, sind beynahe fertig, sie wären es schon, wenn es nicht so ungeheuer schwer trocknete, und da ich noch keinen Ofen habe, so kann ich mir auch nicht mit künstlicher Wärme helfen. Ich habe auch wieder eine neue kleine Composition angefangen, von der ich dir im nächsten Briefe eine Skizze schicken werde. Wie fehlt mir aber bey dieser Arbeit Deine Gegenwart! ich habe mich in Bonn recht verwöhnt, ich vermiße alle Augenblicke deinen Rath und Scharfsinn, der mir weit über das Urtheil der Künstler geht. Melle Mendelsohn schickte mir vor acht Tagen Dein liebes Briefchen, sie war selbst den Tag zuvor erst angekommen. Ich habe sie schon einige mal gesehen, und bin ganz von ihr eingenommen, und sie hat mir so viel Muth eingeflößt daß ich mich ganz an sie anschließen werde. Wenn sie nur nicht so weit wohnte! es ist ja eine kleine Reise ehe man hinkömmt.
Du hast sehr recht zu glauben daß wir nicht mit einer Stube genug haben, dies erwieß sich auch gleich wie wir einzogen, [3] so daß wir zwar in demselben Hause blieben, aber ein anderes Quartier darinn bezogen, was in einer Stube, Cabinet, und Holzplatz bestand. Wir mußten aber auch 84 Francs mit der Bedienung bezahlen, da uns dies natürlich zu theuer war, um lange zu bleiben, mietheten wir es nur auf einen Monat. In dießer Zeit haben wir uns nun die erdenklichste Mühe gegeben, ein paßendes Quartierchen zu finden, was anständig, nicht zu weit vom Louvre, und nicht zu theuer ist, und glauben es auch gefunden zu haben. Gestern sind wir hingezogen, es ist in der rue des bons enfants, ohngefähr 4 Häuser von der rue St Honoré an der Seite vom Palais Royal. Es ist im zweiten Stock 2 Zimmerchen vorn heraus sehr hübsch Meublirt für 64 Francs mit Bedienung. Melle Mendelsohn wunderte sich daß wir es um diesen Preis bekommen. Bis aufs Kleinste ist hier alles ungeheuer theuer, daß ich nicht begreifen kann, wie es arme Leute machen, denn z. B. verzehren wir hier so viel Brot in einem Tage als wir in Dresden in 8 tagen brauchen, und dies ist doch eine Sache die man sich nicht abziehen kann. Zum Essen gehen wir bey einem Restaurateur in der rue neuve des petits champs, wo wir à la carte sehr gut eßen. – Die Herzogin von Broglie wird noch in diesem Monat erwartet. Sehr lieb würde es mir sein, wenn Du mir eine Empfelung an sie schicktest, wo ich dann mit viel mehr Muth hingehe.
Melle Mendelsohn meinte, es würde am besten sein, wenn Du sie bätest daß ich das Bild ihrer Mutter Copieren dürfte, Die Corinne steht in dem Attelier des H. Gérard wo ich es bewundert; an wen ich mich noch, außer an Gérard zu wenden habe, um es copieren zu dürfen, muß ich erst noch erforschen. Gräfin St. Aulaire ist, und bleibt noch auf dem Lande bis zum Dezember. B. Humboldt, ist wie du wißen wirst, zum König von Preußen nach Italien gerufen, und wird erst im Februar zurück kommen, wie Herr Gérard gesagt. –
Maler kasten und 2 Staffeleien pp sind angeschaft, die Gliederpuppe aber wird wohl fürs erste noch nicht gekauft werden können, da wir uns durch unsere Einrichtung starck ausgebeutelt haben, wenn wir nicht in Verlegenheit kommen wollen. Die goldnen Rahmen gehen vor! –
[4] Aus Dresden haben wir gestern den ersten Brief seit Cöln erhalten, es machte uns sehr viel Sorge, so lange ohne Nachrichten zu sein, doch Gott sey Dank, es ist alles wohl. Der Steindruck der Prinzeßin ist von Wien dort angekommen, und hat viel Beifall erhalten, ein Vortheil für mich ist es, daß ein Bild welches sich der Prinz aus München hat kommen laßen; nicht gelungen, das meinige also dadurch nur desto höher gestiegen ist. Der Prinz soll sich sehr gefreut haben, die Original Zeichnung wieder zu erhalten (die wie die Mutter sagt doch noch hübscher sein soll wie der Steindruck) und hat mir sehr viel Artiges darüber sagen laßen. Die Bittschrift wegen der Unterstützung zu meiner Reise, ist bey dem Minister eingegeben, das Resultat werde ich nun nächstens erfahren. Der Minister hatte geäußert, es hätte zwar bisher noch keine Dame eine Reiseunterstützung erhalten, der König würd[e] [a]ber vielleicht aus Rücksicht für den Vater eine Ausnahme machen. Die Eltern meinten aber auf 300 r. solle ich mir keine Rechnung machen. – –
Daß Du unwohl gewesen bist hat uns sehr geschmerzt, und wünschen von Herzen, daß Dir der liebe Gott dauernde Gesundheit gebe. Die meinige ist eben so schwankend, und wenn sich mein Schlaf nicht bald wieder einstellt, so werde ich doch Herrn Friedländer consultieren müßen. Nun herzens lieber Onkel lebe wohl, und überarbeite dich nicht. Deine treue Nichte Auguste Buttlar
Rue des bons enfants
No 5 Hotel du Loiret
Paris den 20 November
1822
Mein Mann empfielt sich Dir zu gütigem Andenken. Grüße alle Bekannte von uns.
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[1] Geliebter Onkel!
Du wirst schon längst einen Brief von mir erwartet haben, und ich hätte gewiß geschrieben, wenn ich nicht durch manches davon abgehalten wäre, einmal, daß die meisten, an die Du so gut warst, mir Empfelungen mit zu geben, abwesend waren, u theilweise noch sind, ich also was den Anfang und Fortgang meiner Bekanntschaften betrift, ich gar nichts sagen konnte; dann bin ich beynahe immer so unwohl gewesen daß ich gar nicht fähig war, viel Schritte zu thun, und ich Gott danckte, wenn ich ruhig bey meinen Camin Feuer sitzen konnte. Glaube übrigens ja nicht, daß ich etwas versäumt habe, was zu thun war habe ich gewiß gethan, und theilweise mit Erfolg. An Gérard schrieb ich wie du mir gerathen, ein Billet, welches durch ein sehr artiges von ihm erwiedert wurde, und worin er mir sagte, daß eine Unpäßlichkeit ihn verhindere, sogleich zu mir zu kommen, es ihn aber nicht abhalten solle, mich bey sich zu sehen. –
Zu bestimmter Zeit und Stunde giengen wir hin, hörten aber gleich von seinen Leuten daß er immer noch krank sey, eine Melle Godefroid (mir dünkte, so hieß sie) empfing uns sehr artig, und entschuldigte Herrn Gérard, daß er selbst nicht kommen könnte da er noch krank sey; sie hatte die Güte, uns ins Attelier zu führen, und zeigte uns dort alle Bilder die er gegenwärtig im Hause hat, von denen ich später sprechen werde. Nach diesem Besuch haben wir uns einige mal nach seiner Gesundheit erkundigen laßen, und einmal war mein Mann selbst da, was er sehr gut aufgenommen zu haben scheint, nach einiger Zeit bekamen wir ein Billet von ihm wovon die Abschrift hier beifolgt: „Mon indisposition m’a privé jusqu’ici de rendre mon devoir à Madame la Baronne, et à Monsieur Le Baron, oserais-je me flatter que la marque de souvenir qu’ils me font l’honneur de me donner peut me faire espérer une visite dont je saurais mieux profiter cette fois. Si je ne me trompe pas je prendrai la liberté de la réclamer pour demain même vers deux heures, si ce moment peut leur convenir.
J’ai l’honneur d’être avec la plus haute considération, leur trés humble et trés obeisant P. Gerard.“
Mercredi
[2] ich glaube damit zufrieden sein zu können, er nahm uns sehr freundlich auf, und sagte mir beim Weggehen daß er von Herzen gern alles thun würde um mir gefällig zu sein, ja er erboth sich selbst zu mir zu kommen um meine Arbeit zu sehen, ich äußerte darüber große Freude, daß er meinem Wunsch so zuvor käme, und sagte ihm daß ich mir die Freiheit nehmen würde es ihm wißen zu laßen, wann ich sie fertig hätte. Auch erbath ich mir die Erlaubniß sein Attelier von Zeit zu Zeit besuchen zu können. Was mir aber am besten an ihm gefiel war: daß er dich so lobte, und mit so vieler Begeisterung von dir sprach. Überhaupt fand ich sein Urtheil sehr durchdacht, und richtig, was er über die Kunst in Deutschland äußerte. So weit nun mit Gerard; daß ich ihn zu seiner Zeit benutzen werde, davon sey überzeugt. – Mit Forbin bin ich noch nicht so weit, ich war zweimal bey ihm, traf ihn aber beide male nicht zu Hause. Auf den ersten Besuch bekam ich ein sehr artiges Billet mit einer Carte d’entrée zu den Muséen u Luxembourg; ich werde ihm nun aber ein Billet schreiben, worin ich ihn bitten werde mir die Zeit zu bestimmen, wo ich ihn am besten treffe. Meine Kränklichkeit wird mich am besten entschuldigen – Wenn ich auch noch nicht auf dem louvre gearbeitet, so habe ich doch so viel zu Hause gemacht als es meine Kränlichkeit (die besonders in Nervenschwäche und Schlaflosigkeit besteht), erlaubte. – Meine mitgebrachten Bilder die unbeschädigt hier angekommen, sind beynahe fertig, sie wären es schon, wenn es nicht so ungeheuer schwer trocknete, und da ich noch keinen Ofen habe, so kann ich mir auch nicht mit künstlicher Wärme helfen. Ich habe auch wieder eine neue kleine Composition angefangen, von der ich dir im nächsten Briefe eine Skizze schicken werde. Wie fehlt mir aber bey dieser Arbeit Deine Gegenwart! ich habe mich in Bonn recht verwöhnt, ich vermiße alle Augenblicke deinen Rath und Scharfsinn, der mir weit über das Urtheil der Künstler geht. Melle Mendelsohn schickte mir vor acht Tagen Dein liebes Briefchen, sie war selbst den Tag zuvor erst angekommen. Ich habe sie schon einige mal gesehen, und bin ganz von ihr eingenommen, und sie hat mir so viel Muth eingeflößt daß ich mich ganz an sie anschließen werde. Wenn sie nur nicht so weit wohnte! es ist ja eine kleine Reise ehe man hinkömmt.
Du hast sehr recht zu glauben daß wir nicht mit einer Stube genug haben, dies erwieß sich auch gleich wie wir einzogen, [3] so daß wir zwar in demselben Hause blieben, aber ein anderes Quartier darinn bezogen, was in einer Stube, Cabinet, und Holzplatz bestand. Wir mußten aber auch 84 Francs mit der Bedienung bezahlen, da uns dies natürlich zu theuer war, um lange zu bleiben, mietheten wir es nur auf einen Monat. In dießer Zeit haben wir uns nun die erdenklichste Mühe gegeben, ein paßendes Quartierchen zu finden, was anständig, nicht zu weit vom Louvre, und nicht zu theuer ist, und glauben es auch gefunden zu haben. Gestern sind wir hingezogen, es ist in der rue des bons enfants, ohngefähr 4 Häuser von der rue St Honoré an der Seite vom Palais Royal. Es ist im zweiten Stock 2 Zimmerchen vorn heraus sehr hübsch Meublirt für 64 Francs mit Bedienung. Melle Mendelsohn wunderte sich daß wir es um diesen Preis bekommen. Bis aufs Kleinste ist hier alles ungeheuer theuer, daß ich nicht begreifen kann, wie es arme Leute machen, denn z. B. verzehren wir hier so viel Brot in einem Tage als wir in Dresden in 8 tagen brauchen, und dies ist doch eine Sache die man sich nicht abziehen kann. Zum Essen gehen wir bey einem Restaurateur in der rue neuve des petits champs, wo wir à la carte sehr gut eßen. – Die Herzogin von Broglie wird noch in diesem Monat erwartet. Sehr lieb würde es mir sein, wenn Du mir eine Empfelung an sie schicktest, wo ich dann mit viel mehr Muth hingehe.
Melle Mendelsohn meinte, es würde am besten sein, wenn Du sie bätest daß ich das Bild ihrer Mutter Copieren dürfte, Die Corinne steht in dem Attelier des H. Gérard wo ich es bewundert; an wen ich mich noch, außer an Gérard zu wenden habe, um es copieren zu dürfen, muß ich erst noch erforschen. Gräfin St. Aulaire ist, und bleibt noch auf dem Lande bis zum Dezember. B. Humboldt, ist wie du wißen wirst, zum König von Preußen nach Italien gerufen, und wird erst im Februar zurück kommen, wie Herr Gérard gesagt. –
Maler kasten und 2 Staffeleien pp sind angeschaft, die Gliederpuppe aber wird wohl fürs erste noch nicht gekauft werden können, da wir uns durch unsere Einrichtung starck ausgebeutelt haben, wenn wir nicht in Verlegenheit kommen wollen. Die goldnen Rahmen gehen vor! –
[4] Aus Dresden haben wir gestern den ersten Brief seit Cöln erhalten, es machte uns sehr viel Sorge, so lange ohne Nachrichten zu sein, doch Gott sey Dank, es ist alles wohl. Der Steindruck der Prinzeßin ist von Wien dort angekommen, und hat viel Beifall erhalten, ein Vortheil für mich ist es, daß ein Bild welches sich der Prinz aus München hat kommen laßen; nicht gelungen, das meinige also dadurch nur desto höher gestiegen ist. Der Prinz soll sich sehr gefreut haben, die Original Zeichnung wieder zu erhalten (die wie die Mutter sagt doch noch hübscher sein soll wie der Steindruck) und hat mir sehr viel Artiges darüber sagen laßen. Die Bittschrift wegen der Unterstützung zu meiner Reise, ist bey dem Minister eingegeben, das Resultat werde ich nun nächstens erfahren. Der Minister hatte geäußert, es hätte zwar bisher noch keine Dame eine Reiseunterstützung erhalten, der König würd[e] [a]ber vielleicht aus Rücksicht für den Vater eine Ausnahme machen. Die Eltern meinten aber auf 300 r. solle ich mir keine Rechnung machen. – –
Daß Du unwohl gewesen bist hat uns sehr geschmerzt, und wünschen von Herzen, daß Dir der liebe Gott dauernde Gesundheit gebe. Die meinige ist eben so schwankend, und wenn sich mein Schlaf nicht bald wieder einstellt, so werde ich doch Herrn Friedländer consultieren müßen. Nun herzens lieber Onkel lebe wohl, und überarbeite dich nicht. Deine treue Nichte Auguste Buttlar
Rue des bons enfants
No 5 Hotel du Loiret
Paris den 20 November
1822
Mein Mann empfielt sich Dir zu gütigem Andenken. Grüße alle Bekannte von uns.
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