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$viewFile = '/var/www/awschlegel/version-04-20/app/View/Letters/view.ctp' $dataForView = array( 'html' => '<span class="notice-1646 ">[1]</span> Geliebter Onkel!<br>ich danke Dir von Herzen für Deinen lieben Brief, er hat mir sehr viel Freude gemacht; Da Deine Zeit so kostbar ist, so ist es sehr freundlich von Dir, wenn Du noch meiner gedenkst. Ich hoffe, daß Du immer recht wohl gewesen, und wünsche Dir ferner die beste Gesundheit, welche wohl niemand nöthiger hat als Du, denn <span class="cite tp-53119 ">jede Minute die Deinem Arbeiten entzogen wird, ist ein Verlust für die Welt</span>. <span class="index-268 tp-28864 ">Herr von Staël</span> hat uns gesagt, daß Du Direcktor <span class="index-6182 tp-53087 ">der Römischen Alterthümer am Rhein</span> geworden bist, ich gratulire von Herzen dazu, und ich freue mich daß man doch diesmal eine kluge Wahl getroffen. Ich hätte schon früher geschrieben, wenn meine Zeit nicht sehr beschränkt wäre; Denn da die Tage jetzt zunehmen so arbeite ich auch länger, und meine Abende werden auf diese Weise immer kürzer. Um 5 Uhr komme ich gewöhnlich von <span class="index-2022 tp-28865 family-courier ">Gérard</span> dann gehen wir eßen, und von da in ein <span class="family-courier ">Cabinet de Lecture</span> um Zeitungen zu lesen, sieben kömmt gewöhnlich heran, ehe wir wieder nach Hause kommen; gehen wir dann aus, so muß ich meine Toilette machen, und der Abend ist für mich verloren. Wir haben die Bekanntschaft einer sehr angenehmen und liebenswürdigen Familie aus <span class="index-5039 tp-28866 family-courier ">Carlsruhe</span> gemacht, <span class="index-4730 tp-28884 ">der Geheime Rath Unger-Sternberg</span> mit <span class="index-5040 tp-28886 ">Frau</span> u <span class="index-4737 tp-28885 ">Kinder</span>, wir sehen uns oft, und ich verlebe dort sehr vergnügte Stunden. – Ich habe bis jetzt unausgesetzt bey <span class="family-courier ">Gérard</span> gearbeitet, copirt habe ich blos <span class="index-8579 tp-53089 index-8578 tp-53088 ">das Portrait </span><span class="index-8579 tp-53089 index-8578 tp-53088 index-222 tp-28867 ">der Frau von Staël</span>, übrigens nur Studien nach der Natur gemalt, Köpfe, Hände, und hauptsächlich Gewänder.<br><span class="index-2022 tp-53090 family-courier ">Gérard</span> ist sehr gütig gegen mich, er kömmt öft zwei mal des Tages zu mir, und hält mir dann immer kleine Abhandlungen, um mir irgend einen Gegenstand begreiflich zu machen. Ich freue mich daß sein Eifer für mich mehr zu, als abnimmt, es beweist mir wenigstens daß er nicht ganz unzufrieden mit mir ist. Mit der Zeichnung ist er vollkommen zufrieden, auch mit der Carnation, nur arbeitet er immer gegen meine Furcht<span class="notice-1647 ">[2]</span>samkeit, indem ich nicht kühn genug arbeite, und <span class="overstrike-1 ">ich</span> meine Formen besonders bey Gewändern nicht bestimmt genug sind doch habe ich mich in dießem Punkt schon merklich gebeßert. Überhaupt finde ich meine jetzigen Arbeiten schon so verschieden von meinen früheren, daß man schwer glauben wird, daß sie von einer und derselben Person sind. Es war mir im Anfang allerdings schwer, mich in eine ganz verschiedene Weise der Malerey zu finden, doch jetzt geht es schon viel <span class="overstrike-1 ">beßer</span> leichter, und was ich nach der Natur male ist viel beßer als meine früheren Arbeiten, die ich jetzt gar nicht mehr ansehen mag. Wie leid thut es mir, daß ich <span class="index-5037 tp-28868 ">Dein Portrait</span> noch in meiner schlechten Zeit gemacht. Ob ich grade beßer Copiren werde weiß ich nicht, im May hoffe ich mit meinen Arbeiten so weit zu sein, um etwas auf <span class="index-5930 tp-53091 ">dem </span><span class="index-5930 tp-53091 family-courier ">Louvre</span> copiren zu können, und dann will ich sehen ob ich auch in diesem Fach der Malerey gewonnen habe. Jetzt habe ich <span class="index-5122 tp-53092 ">mein eignes Portrait</span> in der Arbeit, und <span class="index-8600 tp-53093 ">das </span><span class="index-8600 tp-53093 index-5040 tp-53094 ">der Frau von Unger</span><span class="index-8600 tp-53093 "> mit </span><span class="index-8600 tp-53093 index-4737 tp-53095 ">ihrem Knaben</span>. <span class="index-2376 tp-28887 index-8580 tp-53096 index-2377 tp-53097 ">Die Kinder </span><span class="index-2376 tp-28887 index-8580 tp-53096 index-2377 tp-53097 index-237 tp-28869 ">der Herzogin von </span><span class="index-2376 tp-28887 index-8580 tp-53096 index-2377 tp-53097 index-237 tp-28869 family-courier ">Broglie</span> fange ich nächster Tage an, auch habe ich noch versprochen <span class="index-8601 tp-53099 index-4730 tp-53098 ">den Herrn von Unger</span><span class="index-8601 tp-53099 "> zu malen</span>. Alle diese Portraits müßen bis Anfang May fertig sein, mithin kannst du denken daß meine Zeit sehr eingetheilt ist. Das <span class="index-8602 tp-53100 ">Bild der Herzogin von </span><span class="index-8602 tp-53100 family-courier ">Broglie</span> für Dich zu copiren war mein erster Gedanke, auch <span class="family-courier ">Gérard</span> wünschte es, da er es wie er sagte noch so lange behielte daß ich es sehr bequem copiren könnte; ich bat also die Herzogin darum, und sagte ihr auch daß ich es für Dich bestimmte, weil ich glaubte dir eine große Freude damit zu machen. Sie antwortete mir sehr freundlich, bat mich aber es zu verschieben, da <span class="index-2309 tp-28870 ">ihr Mann</span> das Bild gern zurück haben wolle. Mir schien dieß eine ausweichende Erklärung zu sein und ich habe seit jener Zeit nichts weiter davon erwähnt; wiewohl das Bild noch vier Wochen bey <span class="family-courier ">Gérard</span> geblieben ist, der sich nicht sehr beeilte es fertig zu machen. Kannst Du es bewirken daß ich es copiren darf, so werde ich mich doppelt freuen, und alle meine Kräfte aufbiethen um meinem lieben lieben Onkel diese kleine Freude zu machen. <span class="index-5123 tp-53101 ">Das Portrait </span><span class="index-5123 tp-53101 index-2346 tp-29185 ">der Gräfin </span><span class="index-5123 tp-53101 index-2346 tp-29185 family-courier ">St Aulaire</span> zu machen wird wohl schwer <span class="notice-1648 ">[3]</span> halten, da sie so in der Welt lebt daß man sie nur selten sehen kann, denn ich mag kommen wann ich will, so finde ich sie nicht zu Hause, auch <span class="index-607 tp-28871 ">die Mendelsohn</span> klagt hierüber. –<br>Mit eignen Compositionen wird wohl hier nicht viel werden weil ich mein ganzes Studium aufs Portrait, und was damit Beziehung hat, verwende. Eigne Compositionen sind hier sehr kostspielig wenn man alles nach der Natur machen will, und dies muß man, falls es gut werden soll. Jede <span class="family-courier ">Séance</span> ob sie für Kopf oder Hand kostet 4 Franken, dabey muß ich noch einen <span class="family-courier ">Mannequin</span> haben wegen der Gewänder. Ein Jude deßen Kopf ich bey <span class="family-courier ">Gérard</span> gemalt, hat 21 Franken gekostet, und die Hand auf meinem Portrait 8 Franken. Ich suche meine Portraits etwas zu grupieren dadurch daß ich immer zwei Personen zusamen male, wie z. b. <span class="index-8600 tp-53102 ">Frau von Unger mit ihrem Knaben</span>, und <span class="index-8580 tp-53103 ">die kleinen </span><span class="index-8580 tp-53103 family-courier ">Broglie</span>; welches doch auch schon eine Art von Composition ist; doch werde ich nicht versäumen, so viel als möglich zu skizziren. Sobald das bild der <span class="family-courier ">Broglie</span>schen Kinder angefangen ist, schicke ich Dir die Skizze davon.<br>Was meinen hiesigen Aufenthalt betrift so kannst Du glauben daß ich nur dann fortreise wenn ich glaube selbst ständig auftreten zu können, und übrigens, stehen <span class="offset-4 ">jetzt</span> die Sachen so daß ich nicht weiß ob ich nach England werde kommen können.<br>Die Ausstellung ist hier nur aller zwei Jahre, und da sie das vergangene Jahr gewesen, so wird sie erst in anderthalb jahren wieder Statt haben, eine Zeit wo ich schwerlich hier sein dürfte. Von Bildern wird leider in England ein schwerer Impost bezahlt, jedoch hat mir <span class="offset-4 ">ein</span> Engländer gesagt, daß man leicht durch die Gesantschaft Bilder würde hinschicken können, im Fall nun die franz. <span class="family-courier ">ambassade</span> in <span class="index-292 tp-28873 family-courier ">London</span> bleibt, so werde ich suchen, mir an diese Empfelungen zu verschaffen. Wenn ich noch hinreise so muß man hier glauben, als wenn ich nur auf sehr kurtze Zeit hinginge, um bald wieder hieher zu kommen, denn im Fall ich mir dort nichts verdiene, so gehe ich wieder nach <span class="index-171 tp-28874 ">Paris</span> zurück, wo ich doch wenigstens Lerne. Indeß hat man mir Hoffnung gemacht daß ich mir wahrscheinlich dort ein beträchtliches werde verdienen können, welches ich eigentlich bezwecke, denn wie kann ich je nach Italien reisen, wenn ich mir das Reisegeld dazu nicht vorher erwerbe. Dann sind Englands Kunstschätze doch wohl auch einer Reise werth, besonders wenn man <span class="index-2620 tp-28876 family-courier ">Calais</span> so nahe ist wie ich. <span class="index-115 tp-28877 index-129 tp-28878 ">Die Eltern</span> wißen von diesem Plan noch nichts, und sollen es auch nicht eher erfahren, bis ich selbst bestimmt weiß ob er auch auß<span class="notice-1649 ">[4]</span>führbar ist. Im Anfang wird <span class="index-115 tp-28879 ">die Mutter</span> damit unzufrieden sein, oder es wenigstens scheinen, aber eine kleine Eitelkeit daß ihre Tochter <span class="index-292 tp-53104 ">die größte Stadt Europens</span> sieht, und wo im ganzen Deutsche selten hinkommen, wird sie doch schmeicheln da kenne ich sie zu gut; übrigens sollen sie mir nicht mehr als 800 <span class="notice-23173 ">r.</span> zur Unterstützung geben, und verdiene ich mir Geld, dann kann auch diese Summe noch vermindert werden. Das hängt nun freilich von Umständen ab. – Eltern und <span class="index-3670 tp-28880 index-3669 tp-28881 ">Kinder</span> sind Gott sei Dank wohl, die letztern sollen an Geist und Körper sichtlich gedeihen, Gott gebe seinen fernern Seegen! Wir haben unser Quartier gewechselt, sin<span class="notice-23174 ">[d]</span> aber nicht sonderlich zufrieden, sogleich werden wir wohl bald <span class="underline-1 ">wieder wechseln</span> müßen. Im May gehen nicht nur die Deputirten fort, sondern auch viele begeben sich aufs Land, so daß man mehr Auswahl in Quartieren haben wird. Unsere jetzige Adreße ist, <span class="family-courier underline-1 ">rue du Bac N</span><span class="family-courier underline-1 offset-4 ">o</span><span class="family-courier underline-1 "> 59</span>. <br><span class="index-2022 tp-53105 family-courier ">Gérard</span> läßt Dich freundlich grüßen, und um Entschuldigung bitten, daß er dir <span class="offset-4 ">noch</span> nicht geantwortet habe. Der arme Mann leidet sehr an Rhumatisme, auf Deutsch Gicht genannt, aber die Franzosen wollen von Gicht nichts wißen, wenn sie auch oft so gelähmt sind, daß sie nicht gehen können, geschwollene Glieder haben, so heißt es doch nur Rhumatisme.<br><span class="index-2022 tp-53106 family-courier ">Gérard</span> wünscht sehr daß Du in <span class="index-171 tp-53107 ">Paris</span> wärest, da hier niemand so richtig über Kunst urtheilen könne wie Du, und wenn er ein großes Bild male so wünsche er Dich immer als Rathgeber dazu. – Nun geliebter Onkel lebe wohl, und gesund, grüße alle Freunde in <span class="index-887 tp-28882 ">Bonn</span> recht herzlich von mir, und behalte mich ferner ein wenig Lieb. <span class="index-3513 tp-53108 ">Mein Mann</span> läßt sich Dir bestens empfelen.<br>Deine Dich herzlich liebende Nichte<br><span class="family-courier ">Auguste Buttlar</span><br><span class="family-courier ">Rue du Bac N</span><span class="family-courier offset-4 underline-1 ">o</span><span class="family-courier "> 59</span><br><span class="family-courier ">Fauxbourg </span><span class="family-courier index-6178 tp-53085 ">St. Germain</span><br><span class="index-171 tp-53086 ">Paris</span> den 5<span class="offset-4 underline-1 ">ten</span> April.<br>1823', 'isaprint' => false, 'isnewtranslation' => true, 'statemsg' => 'betamsg23', 'cittitle' => 'www.august-wilhelm-schlegel.de/briefedigital/briefid/1586', 'description' => 'Augusta von Buttlar an August Wilhelm von Schlegel am 05.04.1823, Paris, Bonn', 'adressatort' => 'Bonn <a class="gndmetadata" target="_blank" href="http://d-nb.info/gnd/1001909-1">GND</a>', 'absendeort' => 'Paris <a class="gndmetadata" target="_blank" href="http://d-nb.info/gnd/4044660-8">GND</a>', 'date' => '05.04.1823', 'adressat' => array(), 'adrCitation' => 'August Wilhelm von Schlegel', 'absender' => array( (int) 1476 => array( 'ID' => '1476', 'project' => '1', 'timecreate' => '2013-03-26 11:52:18', 'timelastchg' => '2019-08-01 18:18:11', 'key' => 'AWS-ap-0050', 'docTyp' => array( [maximum depth reached] ), '39_fulltext' => '', '39_html' => '', '39_name' => 'Buttlar, Augusta von', '39_namevar' => 'Ernst, Augusta (Geburtsname)', '39_gebdatum' => '1796-07-17', '39_toddatum' => '1857-07-05', '39_geschlecht' => 'w', '39_lebenwirken' => 'Malerin, Miniaturistin, Zeichnerin Augusta („Gustchen“) von Buttlar begann ihre Ausbildung zur Malerin 1810 in Dresden unter der Aufsicht von Friedrich Matthäi. 1816 heiratete sie den russischen Obristen Heinrich Ludwig von Buttlar, mit dem sie zwei Töchter, Marianne und Adelheid, hatte. 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Jetzt habe ich <span class="index-5122 tp-53092 ">mein eignes Portrait</span> in der Arbeit, und <span class="index-8600 tp-53093 ">das </span><span class="index-8600 tp-53093 index-5040 tp-53094 ">der Frau von Unger</span><span class="index-8600 tp-53093 "> mit </span><span class="index-8600 tp-53093 index-4737 tp-53095 ">ihrem Knaben</span>. <span class="index-2376 tp-28887 index-8580 tp-53096 index-2377 tp-53097 ">Die Kinder </span><span class="index-2376 tp-28887 index-8580 tp-53096 index-2377 tp-53097 index-237 tp-28869 ">der Herzogin von </span><span class="index-2376 tp-28887 index-8580 tp-53096 index-2377 tp-53097 index-237 tp-28869 family-courier ">Broglie</span> fange ich nächster Tage an, auch habe ich noch versprochen <span class="index-8601 tp-53099 index-4730 tp-53098 ">den Herrn von Unger</span><span class="index-8601 tp-53099 "> zu malen</span>. Alle diese Portraits müßen bis Anfang May fertig sein, mithin kannst du denken daß meine Zeit sehr eingetheilt ist. Das <span class="index-8602 tp-53100 ">Bild der Herzogin von </span><span class="index-8602 tp-53100 family-courier ">Broglie</span> für Dich zu copiren war mein erster Gedanke, auch <span class="family-courier ">Gérard</span> wünschte es, da er es wie er sagte noch so lange behielte daß ich es sehr bequem copiren könnte; ich bat also die Herzogin darum, und sagte ihr auch daß ich es für Dich bestimmte, weil ich glaubte dir eine große Freude damit zu machen. Sie antwortete mir sehr freundlich, bat mich aber es zu verschieben, da <span class="index-2309 tp-28870 ">ihr Mann</span> das Bild gern zurück haben wolle. Mir schien dieß eine ausweichende Erklärung zu sein und ich habe seit jener Zeit nichts weiter davon erwähnt; wiewohl das Bild noch vier Wochen bey <span class="family-courier ">Gérard</span> geblieben ist, der sich nicht sehr beeilte es fertig zu machen. Kannst Du es bewirken daß ich es copiren darf, so werde ich mich doppelt freuen, und alle meine Kräfte aufbiethen um meinem lieben lieben Onkel diese kleine Freude zu machen. <span class="index-5123 tp-53101 ">Das Portrait </span><span class="index-5123 tp-53101 index-2346 tp-29185 ">der Gräfin </span><span class="index-5123 tp-53101 index-2346 tp-29185 family-courier ">St Aulaire</span> zu machen wird wohl schwer <span class="notice-1648 ">[3]</span> halten, da sie so in der Welt lebt daß man sie nur selten sehen kann, denn ich mag kommen wann ich will, so finde ich sie nicht zu Hause, auch <span class="index-607 tp-28871 ">die Mendelsohn</span> klagt hierüber. –<br>Mit eignen Compositionen wird wohl hier nicht viel werden weil ich mein ganzes Studium aufs Portrait, und was damit Beziehung hat, verwende. Eigne Compositionen sind hier sehr kostspielig wenn man alles nach der Natur machen will, und dies muß man, falls es gut werden soll. Jede <span class="family-courier ">Séance</span> ob sie für Kopf oder Hand kostet 4 Franken, dabey muß ich noch einen <span class="family-courier ">Mannequin</span> haben wegen der Gewänder. Ein Jude deßen Kopf ich bey <span class="family-courier ">Gérard</span> gemalt, hat 21 Franken gekostet, und die Hand auf meinem Portrait 8 Franken. Ich suche meine Portraits etwas zu grupieren dadurch daß ich immer zwei Personen zusamen male, wie z. b. <span class="index-8600 tp-53102 ">Frau von Unger mit ihrem Knaben</span>, und <span class="index-8580 tp-53103 ">die kleinen </span><span class="index-8580 tp-53103 family-courier ">Broglie</span>; welches doch auch schon eine Art von Composition ist; doch werde ich nicht versäumen, so viel als möglich zu skizziren. Sobald das bild der <span class="family-courier ">Broglie</span>schen Kinder angefangen ist, schicke ich Dir die Skizze davon.<br>Was meinen hiesigen Aufenthalt betrift so kannst Du glauben daß ich nur dann fortreise wenn ich glaube selbst ständig auftreten zu können, und übrigens, stehen <span class="offset-4 ">jetzt</span> die Sachen so daß ich nicht weiß ob ich nach England werde kommen können.<br>Die Ausstellung ist hier nur aller zwei Jahre, und da sie das vergangene Jahr gewesen, so wird sie erst in anderthalb jahren wieder Statt haben, eine Zeit wo ich schwerlich hier sein dürfte. Von Bildern wird leider in England ein schwerer Impost bezahlt, jedoch hat mir <span class="offset-4 ">ein</span> Engländer gesagt, daß man leicht durch die Gesantschaft Bilder würde hinschicken können, im Fall nun die franz. <span class="family-courier ">ambassade</span> in <span class="index-292 tp-28873 family-courier ">London</span> bleibt, so werde ich suchen, mir an diese Empfelungen zu verschaffen. Wenn ich noch hinreise so muß man hier glauben, als wenn ich nur auf sehr kurtze Zeit hinginge, um bald wieder hieher zu kommen, denn im Fall ich mir dort nichts verdiene, so gehe ich wieder nach <span class="index-171 tp-28874 ">Paris</span> zurück, wo ich doch wenigstens Lerne. Indeß hat man mir Hoffnung gemacht daß ich mir wahrscheinlich dort ein beträchtliches werde verdienen können, welches ich eigentlich bezwecke, denn wie kann ich je nach Italien reisen, wenn ich mir das Reisegeld dazu nicht vorher erwerbe. Dann sind Englands Kunstschätze doch wohl auch einer Reise werth, besonders wenn man <span class="index-2620 tp-28876 family-courier ">Calais</span> so nahe ist wie ich. <span class="index-115 tp-28877 index-129 tp-28878 ">Die Eltern</span> wißen von diesem Plan noch nichts, und sollen es auch nicht eher erfahren, bis ich selbst bestimmt weiß ob er auch auß<span class="notice-1649 ">[4]</span>führbar ist. Im Anfang wird <span class="index-115 tp-28879 ">die Mutter</span> damit unzufrieden sein, oder es wenigstens scheinen, aber eine kleine Eitelkeit daß ihre Tochter <span class="index-292 tp-53104 ">die größte Stadt Europens</span> sieht, und wo im ganzen Deutsche selten hinkommen, wird sie doch schmeicheln da kenne ich sie zu gut; übrigens sollen sie mir nicht mehr als 800 <span class="notice-23173 ">r.</span> zur Unterstützung geben, und verdiene ich mir Geld, dann kann auch diese Summe noch vermindert werden. Das hängt nun freilich von Umständen ab. – Eltern und <span class="index-3670 tp-28880 index-3669 tp-28881 ">Kinder</span> sind Gott sei Dank wohl, die letztern sollen an Geist und Körper sichtlich gedeihen, Gott gebe seinen fernern Seegen! Wir haben unser Quartier gewechselt, sin<span class="notice-23174 ">[d]</span> aber nicht sonderlich zufrieden, sogleich werden wir wohl bald <span class="underline-1 ">wieder wechseln</span> müßen. Im May gehen nicht nur die Deputirten fort, sondern auch viele begeben sich aufs Land, so daß man mehr Auswahl in Quartieren haben wird. Unsere jetzige Adreße ist, <span class="family-courier underline-1 ">rue du Bac N</span><span class="family-courier underline-1 offset-4 ">o</span><span class="family-courier underline-1 "> 59</span>. <br><span class="index-2022 tp-53105 family-courier ">Gérard</span> läßt Dich freundlich grüßen, und um Entschuldigung bitten, daß er dir <span class="offset-4 ">noch</span> nicht geantwortet habe. Der arme Mann leidet sehr an Rhumatisme, auf Deutsch Gicht genannt, aber die Franzosen wollen von Gicht nichts wißen, wenn sie auch oft so gelähmt sind, daß sie nicht gehen können, geschwollene Glieder haben, so heißt es doch nur Rhumatisme.<br><span class="index-2022 tp-53106 family-courier ">Gérard</span> wünscht sehr daß Du in <span class="index-171 tp-53107 ">Paris</span> wärest, da hier niemand so richtig über Kunst urtheilen könne wie Du, und wenn er ein großes Bild male so wünsche er Dich immer als Rathgeber dazu. – Nun geliebter Onkel lebe wohl, und gesund, grüße alle Freunde in <span class="index-887 tp-28882 ">Bonn</span> recht herzlich von mir, und behalte mich ferner ein wenig Lieb. <span class="index-3513 tp-53108 ">Mein Mann</span> läßt sich Dir bestens empfelen.<br>Deine Dich herzlich liebende Nichte<br><span class="family-courier ">Auguste Buttlar</span><br><span class="family-courier ">Rue du Bac N</span><span class="family-courier offset-4 underline-1 ">o</span><span class="family-courier "> 59</span><br><span class="family-courier ">Fauxbourg </span><span class="family-courier index-6178 tp-53085 ">St. Germain</span><br><span class="index-171 tp-53086 ">Paris</span> den 5<span class="offset-4 underline-1 ">ten</span> April.<br>1823', '36_xml' => '<p><milestone unit="start" n="1646"/>[1]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="1646"/> Geliebter Onkel!<lb/>ich danke Dir von Herzen für Deinen lieben Brief, er hat mir sehr viel Freude gemacht; Da Deine Zeit so kostbar ist, so ist es sehr freundlich von Dir, wenn Du noch meiner gedenkst. Ich hoffe, daß Du immer recht wohl gewesen, und wünsche Dir ferner die beste Gesundheit, welche wohl niemand nöthiger hat als Du, denn jede Minute die Deinem Arbeiten entzogen wird, ist ein Verlust für die Welt. <persName key="268">Herr von Staël</persName> hat uns gesagt, daß Du Direcktor <orgName key="6182">der Römischen Alterthümer am Rhein</orgName> geworden bist, ich gratulire von Herzen dazu, und ich freue mich daß man doch diesmal eine kluge Wahl getroffen. Ich hätte schon früher geschrieben, wenn meine Zeit nicht sehr beschränkt wäre; Denn da die Tage jetzt zunehmen so arbeite ich auch länger, und meine Abende werden auf diese Weise immer kürzer. Um 5 Uhr komme ich gewöhnlich von <persName key="2022"><hi rend="family:Courier">Gérard</hi></persName> dann gehen wir eßen, und von da in ein <hi rend="family:Courier">Cabinet de Lecture</hi> um Zeitungen zu lesen, sieben kömmt gewöhnlich heran, ehe wir wieder nach Hause kommen; gehen wir dann aus, so muß ich meine Toilette machen, und der Abend ist für mich verloren. Wir haben die Bekanntschaft einer sehr angenehmen und liebenswürdigen Familie aus <placeName key="5039"><hi rend="family:Courier">Carlsruhe</hi></placeName> gemacht, <persName key="4730">der Geheime Rath Unger-Sternberg</persName> mit <persName key="5040">Frau</persName> u <persName key="4737">Kinder</persName>, wir sehen uns oft, und ich verlebe dort sehr vergnügte Stunden. – Ich habe bis jetzt unausgesetzt bey <hi rend="family:Courier">Gérard</hi> gearbeitet, copirt habe ich blos <name key="8579" type="work"><name key="8578" type="work">das Portrait <persName key="222">der Frau von Staël</persName></name></name>, übrigens nur Studien nach der Natur gemalt, Köpfe, Hände, und hauptsächlich Gewänder.<lb/><persName key="2022"><hi rend="family:Courier">Gérard</hi></persName> ist sehr gütig gegen mich, er kömmt öft zwei mal des Tages zu mir, und hält mir dann immer kleine Abhandlungen, um mir irgend einen Gegenstand begreiflich zu machen. 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Ich freue mich daß sein Eifer für mich mehr zu, als abnimmt, es beweist mir wenigstens daß er nicht ganz unzufrieden mit mir ist. Mit der Zeichnung ist er vollkommen zufrieden, auch mit der Carnation, nur arbeitet er immer gegen meine Furcht<milestone unit="start" n="1647"/>[2]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="1647"/>samkeit, indem ich nicht kühn genug arbeite, und <hi rend="overstrike:1">ich</hi> meine Formen besonders bey Gewändern nicht bestimmt genug sind doch habe ich mich in dießem Punkt schon merklich gebeßert. Überhaupt finde ich meine jetzigen Arbeiten schon so verschieden von meinen früheren, daß man schwer glauben wird, daß sie von einer und derselben Person sind. Es war mir im Anfang allerdings schwer, mich in eine ganz verschiedene Weise der Malerey zu finden, doch jetzt geht es schon viel <hi rend="overstrike:1">beßer</hi> leichter, und was ich nach der Natur male ist viel beßer als meine früheren Arbeiten, die ich jetzt gar nicht mehr ansehen mag. Wie leid thut es mir, daß ich <anchor type="b" n="5037" ana="12" xml:id="NidB28868"/>Dein Portrait<anchor type="e" n="5037" ana="12" xml:id="NidE28868"/> noch in meiner schlechten Zeit gemacht. Ob ich grade beßer Copiren werde weiß ich nicht, im May hoffe ich mit meinen Arbeiten so weit zu sein, um etwas auf <anchor type="b" n="5930" ana="15" xml:id="NidB53091"/>dem <hi rend="family:Courier">Louvre</hi><anchor type="e" n="5930" ana="15" xml:id="NidE53091"/> copiren zu können, und dann will ich sehen ob ich auch in diesem Fach der Malerey gewonnen habe. Jetzt habe ich <anchor type="b" n="5122" ana="12" xml:id="NidB53092"/>mein eignes Portrait<anchor type="e" n="5122" ana="12" xml:id="NidE53092"/> in der Arbeit, und <anchor type="b" n="8600" ana="12" xml:id="NidB53093"/>das <anchor type="b" n="5040" ana="11" xml:id="NidB53094"/>der Frau von Unger<anchor type="e" n="5040" ana="11" xml:id="NidE53094"/> mit <anchor type="b" n="4737" ana="11" xml:id="NidB53095"/>ihrem Knaben<anchor type="e" n="4737" ana="11" xml:id="NidE53095"/><anchor type="e" n="8600" ana="12" xml:id="NidE53093"/>. <anchor type="b" n="2376" ana="11" xml:id="NidB28887"/><anchor type="b" n="8580" ana="12" xml:id="NidB53096"/><anchor type="b" n="2377" ana="11" xml:id="NidB53097"/>Die Kinder <anchor type="b" n="237" ana="11" xml:id="NidB28869"/>der Herzogin von <hi rend="family:Courier">Broglie</hi><anchor type="e" n="237" ana="11" xml:id="NidE28869"/><anchor type="e" n="2377" ana="11" xml:id="NidE53097"/><anchor type="e" n="8580" ana="12" xml:id="NidE53096"/><anchor type="e" n="2376" ana="11" xml:id="NidE28887"/> fange ich nächster Tage an, auch habe ich noch versprochen <anchor type="b" n="8601" ana="12" xml:id="NidB53099"/><anchor type="b" n="4730" ana="11" xml:id="NidB53098"/>den Herrn von Unger<anchor type="e" n="4730" ana="11" xml:id="NidE53098"/> zu malen<anchor type="e" n="8601" ana="12" xml:id="NidE53099"/>. Alle diese Portraits müßen bis Anfang May fertig sein, mithin kannst du denken daß meine Zeit sehr eingetheilt ist. Das <anchor type="b" n="8602" ana="12" xml:id="NidB53100"/>Bild der Herzogin von <hi rend="family:Courier">Broglie</hi><anchor type="e" n="8602" ana="12" xml:id="NidE53100"/> für Dich zu copiren war mein erster Gedanke, auch <hi rend="family:Courier">Gérard</hi> wünschte es, da er es wie er sagte noch so lange behielte daß ich es sehr bequem copiren könnte; ich bat also die Herzogin darum, und sagte ihr auch daß ich es für Dich bestimmte, weil ich glaubte dir eine große Freude damit zu machen. Sie antwortete mir sehr freundlich, bat mich aber es zu verschieben, da <anchor type="b" n="2309" ana="11" xml:id="NidB28870"/>ihr Mann<anchor type="e" n="2309" ana="11" xml:id="NidE28870"/> das Bild gern zurück haben wolle. Mir schien dieß eine ausweichende Erklärung zu sein und ich habe seit jener Zeit nichts weiter davon erwähnt; wiewohl das Bild noch vier Wochen bey <hi rend="family:Courier">Gérard</hi> geblieben ist, der sich nicht sehr beeilte es fertig zu machen. Kannst Du es bewirken daß ich es copiren darf, so werde ich mich doppelt freuen, und alle meine Kräfte aufbiethen um meinem lieben lieben Onkel diese kleine Freude zu machen. <anchor type="b" n="5123" ana="12" xml:id="NidB53101"/>Das Portrait <anchor type="b" n="2346" ana="11" xml:id="NidB29185"/>der Gräfin <hi rend="family:Courier">St Aulaire</hi><anchor type="e" n="2346" ana="11" xml:id="NidE29185"/><anchor type="e" n="5123" ana="12" xml:id="NidE53101"/> zu machen wird wohl schwer <milestone unit="start" n="1648"/>[3]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="1648"/> halten, da sie so in der Welt lebt daß man sie nur selten sehen kann, denn ich mag kommen wann ich will, so finde ich sie nicht zu Hause, auch <anchor type="b" n="607" ana="11" xml:id="NidB28871"/>die Mendelsohn<anchor type="e" n="607" ana="11" xml:id="NidE28871"/> klagt hierüber. –<lb/>Mit eignen Compositionen wird wohl hier nicht viel werden weil ich mein ganzes Studium aufs Portrait, und was damit Beziehung hat, verwende. Eigne Compositionen sind hier sehr kostspielig wenn man alles nach der Natur machen will, und dies muß man, falls es gut werden soll. Jede <hi rend="family:Courier">Séance</hi> ob sie für Kopf oder Hand kostet 4 Franken, dabey muß ich noch einen <hi rend="family:Courier">Mannequin</hi> haben wegen der Gewänder. Ein Jude deßen Kopf ich bey <hi rend="family:Courier">Gérard</hi> gemalt, hat 21 Franken gekostet, und die Hand auf meinem Portrait 8 Franken. Ich suche meine Portraits etwas zu grupieren dadurch daß ich immer zwei Personen zusamen male, wie z. b. <anchor type="b" n="8600" ana="12" xml:id="NidB53102"/>Frau von Unger mit ihrem Knaben<anchor type="e" n="8600" ana="12" xml:id="NidE53102"/>, und <anchor type="b" n="8580" ana="12" xml:id="NidB53103"/>die kleinen <hi rend="family:Courier">Broglie</hi><anchor type="e" n="8580" ana="12" xml:id="NidE53103"/>; welches doch auch schon eine Art von Composition ist; doch werde ich nicht versäumen, so viel als möglich zu skizziren. Sobald das bild der <hi rend="family:Courier">Broglie</hi>schen Kinder angefangen ist, schicke ich Dir die Skizze davon.<lb/>Was meinen hiesigen Aufenthalt betrift so kannst Du glauben daß ich nur dann fortreise wenn ich glaube selbst ständig auftreten zu können, und übrigens, stehen <hi rend="offset:4">jetzt</hi> die Sachen so daß ich nicht weiß ob ich nach England werde kommen können.<lb/>Die Ausstellung ist hier nur aller zwei Jahre, und da sie das vergangene Jahr gewesen, so wird sie erst in anderthalb jahren wieder Statt haben, eine Zeit wo ich schwerlich hier sein dürfte. Von Bildern wird leider in England ein schwerer Impost bezahlt, jedoch hat mir <hi rend="offset:4">ein</hi> Engländer gesagt, daß man leicht durch die Gesantschaft Bilder würde hinschicken können, im Fall nun die franz. <hi rend="family:Courier">ambassade</hi> in <anchor type="b" n="292" ana="10" xml:id="NidB28873"/><hi rend="family:Courier">London</hi><anchor type="e" n="292" ana="10" xml:id="NidE28873"/> bleibt, so werde ich suchen, mir an diese Empfelungen zu verschaffen. Wenn ich noch hinreise so muß man hier glauben, als wenn ich nur auf sehr kurtze Zeit hinginge, um bald wieder hieher zu kommen, denn im Fall ich mir dort nichts verdiene, so gehe ich wieder nach <anchor type="b" n="171" ana="10" xml:id="NidB28874"/>Paris<anchor type="e" n="171" ana="10" xml:id="NidE28874"/> zurück, wo ich doch wenigstens Lerne. Indeß hat man mir Hoffnung gemacht daß ich mir wahrscheinlich dort ein beträchtliches werde verdienen können, welches ich eigentlich bezwecke, denn wie kann ich je nach Italien reisen, wenn ich mir das Reisegeld dazu nicht vorher erwerbe. Dann sind Englands Kunstschätze doch wohl auch einer Reise werth, besonders wenn man <anchor type="b" n="2620" ana="10" xml:id="NidB28876"/><hi rend="family:Courier">Calais</hi><anchor type="e" n="2620" ana="10" xml:id="NidE28876"/> so nahe ist wie ich. <anchor type="b" n="115" ana="11" xml:id="NidB28877"/><anchor type="b" n="129" ana="11" xml:id="NidB28878"/>Die Eltern<anchor type="e" n="129" ana="11" xml:id="NidE28878"/><anchor type="e" n="115" ana="11" xml:id="NidE28877"/> wißen von diesem Plan noch nichts, und sollen es auch nicht eher erfahren, bis ich selbst bestimmt weiß ob er auch auß<milestone unit="start" n="1649"/>[4]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="1649"/>führbar ist. Im Anfang wird <anchor type="b" n="115" ana="11" xml:id="NidB28879"/>die Mutter<anchor type="e" n="115" ana="11" xml:id="NidE28879"/> damit unzufrieden sein, oder es wenigstens scheinen, aber eine kleine Eitelkeit daß ihre Tochter <anchor type="b" n="292" ana="10" xml:id="NidB53104"/>die größte Stadt Europens<anchor type="e" n="292" ana="10" xml:id="NidE53104"/> sieht, und wo im ganzen Deutsche selten hinkommen, wird sie doch schmeicheln da kenne ich sie zu gut; übrigens sollen sie mir nicht mehr als 800 <milestone unit="start" n="23173"/>r.<note type="Sachkommentar"><title>Reichstaler</title></note><milestone unit="end" n="23173"/> zur Unterstützung geben, und verdiene ich mir Geld, dann kann auch diese Summe noch vermindert werden. Das hängt nun freilich von Umständen ab. – Eltern und <anchor type="b" n="3670" ana="11" xml:id="NidB28880"/><anchor type="b" n="3669" ana="11" xml:id="NidB28881"/>Kinder<anchor type="e" n="3669" ana="11" xml:id="NidE28881"/><anchor type="e" n="3670" ana="11" xml:id="NidE28880"/> sind Gott sei Dank wohl, die letztern sollen an Geist und Körper sichtlich gedeihen, Gott gebe seinen fernern Seegen! Wir haben unser Quartier gewechselt, sin<milestone unit="start" n="23174"/>[d]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Textverlust durch Klebung</title></note><milestone unit="end" n="23174"/> aber nicht sonderlich zufrieden, sogleich werden wir wohl bald <hi rend="underline:1">wieder wechseln</hi> müßen. Im May gehen nicht nur die Deputirten fort, sondern auch viele begeben sich aufs Land, so daß man mehr Auswahl in Quartieren haben wird. Unsere jetzige Adreße ist, <hi rend="family:Courier;underline:1">rue du Bac N</hi><hi rend="family:Courier;underline:1;offset:4">o</hi><hi rend="family:Courier;underline:1"> 59</hi>. <lb/><anchor type="b" n="2022" ana="11" xml:id="NidB53105"/><hi rend="family:Courier">Gérard</hi><anchor type="e" n="2022" ana="11" xml:id="NidE53105"/> läßt Dich freundlich grüßen, und um Entschuldigung bitten, daß er dir <hi rend="offset:4">noch</hi> nicht geantwortet habe. Der arme Mann leidet sehr an Rhumatisme, auf Deutsch Gicht genannt, aber die Franzosen wollen von Gicht nichts wißen, wenn sie auch oft so gelähmt sind, daß sie nicht gehen können, geschwollene Glieder haben, so heißt es doch nur Rhumatisme.<lb/><anchor type="b" n="2022" ana="11" xml:id="NidB53106"/><hi rend="family:Courier">Gérard</hi><anchor type="e" n="2022" ana="11" xml:id="NidE53106"/></hi><anchor type="e" n="2022" ana="11" xml:id="NidE53105"/> wünscht sehr daß Du in <anchor type="b" n="171" ana="10" xml:id="NidB53107"/>Paris<anchor type="e" n="171" ana="10" xml:id="NidE53107"/> wärest, da hier niemand so richtig über Kunst urtheilen könne wie Du, und wenn er ein großes Bild male so wünsche er Dich immer als Rathgeber dazu. – Nun geliebter Onkel lebe wohl, und gesund, grüße alle Freunde in <anchor type="b" n="887" ana="10" xml:id="NidB28882"/>Bonn<anchor type="e" n="887" ana="10" xml:id="NidE28882"/> recht herzlich von mir, und behalte mich ferner ein wenig Lieb. <anchor type="b" n="3513" ana="11" xml:id="NidB53108"/>Mein Mann<anchor type="e" n="3513" ana="11" xml:id="NidE53108"/> läßt sich Dir bestens empfelen.<lb/>Deine Dich herzlich liebende Nichte<lb/><hi rend="family:Courier">Auguste Buttlar</hi><lb/><hi rend="family:Courier">Rue du Bac N</hi><hi rend="family:Courier;offset:4;underline:1">o</hi><hi rend="family:Courier"> 59</hi><lb/><hi rend="family:Courier">Fauxbourg <anchor type="b" n="6178" ana="10" xml:id="NidB53085"/>St. Germain<anchor type="e" n="6178" ana="10" xml:id="NidE53085"/></hi><lb/><anchor type="b" n="171" ana="10" xml:id="NidB53086"/>Paris<anchor type="e" n="171" ana="10" xml:id="NidE53086"/> den 5<hi rend="offset:4;underline:1">ten</hi> April.<lb/>1823', '36_absender' => array( (int) 0 => array( [maximum depth reached] ) ), '36_adressat' => array( (int) 0 => array( [maximum depth reached] ) ), '36_datumvon' => '1823-04-05', '36_absenderort' => array( (int) 0 => array( [maximum depth reached] ) ), '36_datengeberhand' => 'Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek', '36_purlhand' => 'DE-611-38972', '36_signaturhand' => 'Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.3,Nr.127', '36_h1zahl' => '4 S., hs. m. 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Ich hoffe, daß Du immer recht wohl gewesen, und wünsche Dir ferner die beste Gesundheit, welche wohl niemand nöthiger hat als Du, denn <span class="cite tp-53119 ">jede Minute die Deinem Arbeiten entzogen wird, ist ein Verlust für die Welt</span>. <span class="index-268 tp-28864 ">Herr von Staël</span> hat uns gesagt, daß Du Direcktor <span class="index-6182 tp-53087 ">der Römischen Alterthümer am Rhein</span> geworden bist, ich gratulire von Herzen dazu, und ich freue mich daß man doch diesmal eine kluge Wahl getroffen. Ich hätte schon früher geschrieben, wenn meine Zeit nicht sehr beschränkt wäre; Denn da die Tage jetzt zunehmen so arbeite ich auch länger, und meine Abende werden auf diese Weise immer kürzer. Um 5 Uhr komme ich gewöhnlich von <span class="index-2022 tp-28865 family-courier ">Gérard</span> dann gehen wir eßen, und von da in ein <span class="family-courier ">Cabinet de Lecture</span> um Zeitungen zu lesen, sieben kömmt gewöhnlich heran, ehe wir wieder nach Hause kommen; gehen wir dann aus, so muß ich meine Toilette machen, und der Abend ist für mich verloren. Wir haben die Bekanntschaft einer sehr angenehmen und liebenswürdigen Familie aus <span class="index-5039 tp-28866 family-courier ">Carlsruhe</span> gemacht, <span class="index-4730 tp-28884 ">der Geheime Rath Unger-Sternberg</span> mit <span class="index-5040 tp-28886 ">Frau</span> u <span class="index-4737 tp-28885 ">Kinder</span>, wir sehen uns oft, und ich verlebe dort sehr vergnügte Stunden. – Ich habe bis jetzt unausgesetzt bey <span class="family-courier ">Gérard</span> gearbeitet, copirt habe ich blos <span class="index-8579 tp-53089 index-8578 tp-53088 ">das Portrait </span><span class="index-8579 tp-53089 index-8578 tp-53088 index-222 tp-28867 ">der Frau von Staël</span>, übrigens nur Studien nach der Natur gemalt, Köpfe, Hände, und hauptsächlich Gewänder.<br><span class="index-2022 tp-53090 family-courier ">Gérard</span> ist sehr gütig gegen mich, er kömmt öft zwei mal des Tages zu mir, und hält mir dann immer kleine Abhandlungen, um mir irgend einen Gegenstand begreiflich zu machen. Ich freue mich daß sein Eifer für mich mehr zu, als abnimmt, es beweist mir wenigstens daß er nicht ganz unzufrieden mit mir ist. Mit der Zeichnung ist er vollkommen zufrieden, auch mit der Carnation, nur arbeitet er immer gegen meine Furcht<span class="notice-1647 ">[2]</span>samkeit, indem ich nicht kühn genug arbeite, und <span class="overstrike-1 ">ich</span> meine Formen besonders bey Gewändern nicht bestimmt genug sind doch habe ich mich in dießem Punkt schon merklich gebeßert. Überhaupt finde ich meine jetzigen Arbeiten schon so verschieden von meinen früheren, daß man schwer glauben wird, daß sie von einer und derselben Person sind. Es war mir im Anfang allerdings schwer, mich in eine ganz verschiedene Weise der Malerey zu finden, doch jetzt geht es schon viel <span class="overstrike-1 ">beßer</span> leichter, und was ich nach der Natur male ist viel beßer als meine früheren Arbeiten, die ich jetzt gar nicht mehr ansehen mag. Wie leid thut es mir, daß ich <span class="index-5037 tp-28868 ">Dein Portrait</span> noch in meiner schlechten Zeit gemacht. Ob ich grade beßer Copiren werde weiß ich nicht, im May hoffe ich mit meinen Arbeiten so weit zu sein, um etwas auf <span class="index-5930 tp-53091 ">dem </span><span class="index-5930 tp-53091 family-courier ">Louvre</span> copiren zu können, und dann will ich sehen ob ich auch in diesem Fach der Malerey gewonnen habe. Jetzt habe ich <span class="index-5122 tp-53092 ">mein eignes Portrait</span> in der Arbeit, und <span class="index-8600 tp-53093 ">das </span><span class="index-8600 tp-53093 index-5040 tp-53094 ">der Frau von Unger</span><span class="index-8600 tp-53093 "> mit </span><span class="index-8600 tp-53093 index-4737 tp-53095 ">ihrem Knaben</span>. <span class="index-2376 tp-28887 index-8580 tp-53096 index-2377 tp-53097 ">Die Kinder </span><span class="index-2376 tp-28887 index-8580 tp-53096 index-2377 tp-53097 index-237 tp-28869 ">der Herzogin von </span><span class="index-2376 tp-28887 index-8580 tp-53096 index-2377 tp-53097 index-237 tp-28869 family-courier ">Broglie</span> fange ich nächster Tage an, auch habe ich noch versprochen <span class="index-8601 tp-53099 index-4730 tp-53098 ">den Herrn von Unger</span><span class="index-8601 tp-53099 "> zu malen</span>. Alle diese Portraits müßen bis Anfang May fertig sein, mithin kannst du denken daß meine Zeit sehr eingetheilt ist. Das <span class="index-8602 tp-53100 ">Bild der Herzogin von </span><span class="index-8602 tp-53100 family-courier ">Broglie</span> für Dich zu copiren war mein erster Gedanke, auch <span class="family-courier ">Gérard</span> wünschte es, da er es wie er sagte noch so lange behielte daß ich es sehr bequem copiren könnte; ich bat also die Herzogin darum, und sagte ihr auch daß ich es für Dich bestimmte, weil ich glaubte dir eine große Freude damit zu machen. Sie antwortete mir sehr freundlich, bat mich aber es zu verschieben, da <span class="index-2309 tp-28870 ">ihr Mann</span> das Bild gern zurück haben wolle. Mir schien dieß eine ausweichende Erklärung zu sein und ich habe seit jener Zeit nichts weiter davon erwähnt; wiewohl das Bild noch vier Wochen bey <span class="family-courier ">Gérard</span> geblieben ist, der sich nicht sehr beeilte es fertig zu machen. Kannst Du es bewirken daß ich es copiren darf, so werde ich mich doppelt freuen, und alle meine Kräfte aufbiethen um meinem lieben lieben Onkel diese kleine Freude zu machen. <span class="index-5123 tp-53101 ">Das Portrait </span><span class="index-5123 tp-53101 index-2346 tp-29185 ">der Gräfin </span><span class="index-5123 tp-53101 index-2346 tp-29185 family-courier ">St Aulaire</span> zu machen wird wohl schwer <span class="notice-1648 ">[3]</span> halten, da sie so in der Welt lebt daß man sie nur selten sehen kann, denn ich mag kommen wann ich will, so finde ich sie nicht zu Hause, auch <span class="index-607 tp-28871 ">die Mendelsohn</span> klagt hierüber. –<br>Mit eignen Compositionen wird wohl hier nicht viel werden weil ich mein ganzes Studium aufs Portrait, und was damit Beziehung hat, verwende. Eigne Compositionen sind hier sehr kostspielig wenn man alles nach der Natur machen will, und dies muß man, falls es gut werden soll. Jede <span class="family-courier ">Séance</span> ob sie für Kopf oder Hand kostet 4 Franken, dabey muß ich noch einen <span class="family-courier ">Mannequin</span> haben wegen der Gewänder. Ein Jude deßen Kopf ich bey <span class="family-courier ">Gérard</span> gemalt, hat 21 Franken gekostet, und die Hand auf meinem Portrait 8 Franken. Ich suche meine Portraits etwas zu grupieren dadurch daß ich immer zwei Personen zusamen male, wie z. b. <span class="index-8600 tp-53102 ">Frau von Unger mit ihrem Knaben</span>, und <span class="index-8580 tp-53103 ">die kleinen </span><span class="index-8580 tp-53103 family-courier ">Broglie</span>; welches doch auch schon eine Art von Composition ist; doch werde ich nicht versäumen, so viel als möglich zu skizziren. Sobald das bild der <span class="family-courier ">Broglie</span>schen Kinder angefangen ist, schicke ich Dir die Skizze davon.<br>Was meinen hiesigen Aufenthalt betrift so kannst Du glauben daß ich nur dann fortreise wenn ich glaube selbst ständig auftreten zu können, und übrigens, stehen <span class="offset-4 ">jetzt</span> die Sachen so daß ich nicht weiß ob ich nach England werde kommen können.<br>Die Ausstellung ist hier nur aller zwei Jahre, und da sie das vergangene Jahr gewesen, so wird sie erst in anderthalb jahren wieder Statt haben, eine Zeit wo ich schwerlich hier sein dürfte. Von Bildern wird leider in England ein schwerer Impost bezahlt, jedoch hat mir <span class="offset-4 ">ein</span> Engländer gesagt, daß man leicht durch die Gesantschaft Bilder würde hinschicken können, im Fall nun die franz. <span class="family-courier ">ambassade</span> in <span class="index-292 tp-28873 family-courier ">London</span> bleibt, so werde ich suchen, mir an diese Empfelungen zu verschaffen. Wenn ich noch hinreise so muß man hier glauben, als wenn ich nur auf sehr kurtze Zeit hinginge, um bald wieder hieher zu kommen, denn im Fall ich mir dort nichts verdiene, so gehe ich wieder nach <span class="index-171 tp-28874 ">Paris</span> zurück, wo ich doch wenigstens Lerne. Indeß hat man mir Hoffnung gemacht daß ich mir wahrscheinlich dort ein beträchtliches werde verdienen können, welches ich eigentlich bezwecke, denn wie kann ich je nach Italien reisen, wenn ich mir das Reisegeld dazu nicht vorher erwerbe. Dann sind Englands Kunstschätze doch wohl auch einer Reise werth, besonders wenn man <span class="index-2620 tp-28876 family-courier ">Calais</span> so nahe ist wie ich. <span class="index-115 tp-28877 index-129 tp-28878 ">Die Eltern</span> wißen von diesem Plan noch nichts, und sollen es auch nicht eher erfahren, bis ich selbst bestimmt weiß ob er auch auß<span class="notice-1649 ">[4]</span>führbar ist. Im Anfang wird <span class="index-115 tp-28879 ">die Mutter</span> damit unzufrieden sein, oder es wenigstens scheinen, aber eine kleine Eitelkeit daß ihre Tochter <span class="index-292 tp-53104 ">die größte Stadt Europens</span> sieht, und wo im ganzen Deutsche selten hinkommen, wird sie doch schmeicheln da kenne ich sie zu gut; übrigens sollen sie mir nicht mehr als 800 <span class="notice-23173 ">r.</span> zur Unterstützung geben, und verdiene ich mir Geld, dann kann auch diese Summe noch vermindert werden. Das hängt nun freilich von Umständen ab. – Eltern und <span class="index-3670 tp-28880 index-3669 tp-28881 ">Kinder</span> sind Gott sei Dank wohl, die letztern sollen an Geist und Körper sichtlich gedeihen, Gott gebe seinen fernern Seegen! Wir haben unser Quartier gewechselt, sin<span class="notice-23174 ">[d]</span> aber nicht sonderlich zufrieden, sogleich werden wir wohl bald <span class="underline-1 ">wieder wechseln</span> müßen. Im May gehen nicht nur die Deputirten fort, sondern auch viele begeben sich aufs Land, so daß man mehr Auswahl in Quartieren haben wird. Unsere jetzige Adreße ist, <span class="family-courier underline-1 ">rue du Bac N</span><span class="family-courier underline-1 offset-4 ">o</span><span class="family-courier underline-1 "> 59</span>. <br><span class="index-2022 tp-53105 family-courier ">Gérard</span> läßt Dich freundlich grüßen, und um Entschuldigung bitten, daß er dir <span class="offset-4 ">noch</span> nicht geantwortet habe. Der arme Mann leidet sehr an Rhumatisme, auf Deutsch Gicht genannt, aber die Franzosen wollen von Gicht nichts wißen, wenn sie auch oft so gelähmt sind, daß sie nicht gehen können, geschwollene Glieder haben, so heißt es doch nur Rhumatisme.<br><span class="index-2022 tp-53106 family-courier ">Gérard</span> wünscht sehr daß Du in <span class="index-171 tp-53107 ">Paris</span> wärest, da hier niemand so richtig über Kunst urtheilen könne wie Du, und wenn er ein großes Bild male so wünsche er Dich immer als Rathgeber dazu. – Nun geliebter Onkel lebe wohl, und gesund, grüße alle Freunde in <span class="index-887 tp-28882 ">Bonn</span> recht herzlich von mir, und behalte mich ferner ein wenig Lieb. <span class="index-3513 tp-53108 ">Mein Mann</span> läßt sich Dir bestens empfelen.<br>Deine Dich herzlich liebende Nichte<br><span class="family-courier ">Auguste Buttlar</span><br><span class="family-courier ">Rue du Bac N</span><span class="family-courier offset-4 underline-1 ">o</span><span class="family-courier "> 59</span><br><span class="family-courier ">Fauxbourg </span><span class="family-courier index-6178 tp-53085 ">St. Germain</span><br><span class="index-171 tp-53086 ">Paris</span> den 5<span class="offset-4 underline-1 ">ten</span> April.<br>1823' $isaprint = false $isnewtranslation = true $statemsg = 'betamsg23' $cittitle = 'www.august-wilhelm-schlegel.de/briefedigital/briefid/1586' $description = 'Augusta von Buttlar an August Wilhelm von Schlegel am 05.04.1823, Paris, Bonn' $adressatort = 'Bonn <a class="gndmetadata" target="_blank" href="http://d-nb.info/gnd/1001909-1">GND</a>' $absendeort = 'Paris <a class="gndmetadata" target="_blank" href="http://d-nb.info/gnd/4044660-8">GND</a>' $date = '05.04.1823' $adressat = array() $adrCitation = 'August Wilhelm von Schlegel' $absender = array( (int) 1476 => array( 'ID' => '1476', 'project' => '1', 'timecreate' => '2013-03-26 11:52:18', 'timelastchg' => '2019-08-01 18:18:11', 'key' => 'AWS-ap-0050', 'docTyp' => array( 'name' => 'Person', 'id' => '39' ), '39_fulltext' => '', '39_html' => '', '39_name' => 'Buttlar, Augusta von', '39_namevar' => 'Ernst, Augusta (Geburtsname)', '39_gebdatum' => '1796-07-17', '39_toddatum' => '1857-07-05', '39_geschlecht' => 'w', '39_lebenwirken' => 'Malerin, Miniaturistin, Zeichnerin Augusta („Gustchen“) von Buttlar begann ihre Ausbildung zur Malerin 1810 in Dresden unter der Aufsicht von Friedrich Matthäi. 1816 heiratete sie den russischen Obristen Heinrich Ludwig von Buttlar, mit dem sie zwei Töchter, Marianne und Adelheid, hatte. Ab 1818 unternahm die Malerin zahlreiche Reisen, die ihrer Ausbildung dienten, und lebte zeitweilig in Frankfurt am Main und München sowie in Paris, London und Italien. Zu ihren Gönnern zählten der Maler François Gérard, bei dem sie während ihres Parisaufenthalts Unterricht nahm, und der Graf Forbin. Mit Sulpiz Boisserée war sie seit ihrer Ausbildung an der Dresdner Akademie bekannt und stand mit ihm in regem Briefwechsel. Auch in Wien und London, das sie 1824 bereiste, wurde ihre Portraitmalerei sehr geschätzt. Nach dem Tod ihrer Eltern Ludwig Emanuel und Charlotte Ernst musste sie nach Dresden zurückkehren und sich um ihre Kinder kümmern. 1827 konvertierte sie, wohl unter dem Einfluss ihres Onkels Friedrich und von dessen Frau Dorothea, zum Katholizismus. Nachdem sie ihre ganze Familie verloren hatte, lebte sie seit 1848 in Brixen und schließlich in Florenz.', '39_beziehung' => 'Die Nichte Schlegels fertigte eine Kopie eines von Gérard stammenden Portraits der Mme de Staël-Holstein an und portraitierte später auch ihren Onkel Friedrich sowie dessen Frau Dorothea. August Wilhelm Schlegel vermittelte u.a. den Kontakt zu Gérard und beriet seine Nichte immer wieder bei beruflichen und persönlichen Entscheidungen. Obwohl August Wilhelm Schlegel ihre Konversion zum Katholizismus im Jahr 1827 nicht billigte und der Schritt zu ernsthaften Verstimmungen führte, blieb Augusta von Buttlar ihrem Onkel bis zu dessen Tod eng verbunden. 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Ich freue mich daß sein Eifer für mich mehr zu, als abnimmt, es beweist mir wenigstens daß er nicht ganz unzufrieden mit mir ist. Mit der Zeichnung ist er vollkommen zufrieden, auch mit der Carnation, nur arbeitet er immer gegen meine Furcht<span class="notice-1647 ">[2]</span>samkeit, indem ich nicht kühn genug arbeite, und <span class="overstrike-1 ">ich</span> meine Formen besonders bey Gewändern nicht bestimmt genug sind doch habe ich mich in dießem Punkt schon merklich gebeßert. Überhaupt finde ich meine jetzigen Arbeiten schon so verschieden von meinen früheren, daß man schwer glauben wird, daß sie von einer und derselben Person sind. Es war mir im Anfang allerdings schwer, mich in eine ganz verschiedene Weise der Malerey zu finden, doch jetzt geht es schon viel <span class="overstrike-1 ">beßer</span> leichter, und was ich nach der Natur male ist viel beßer als meine früheren Arbeiten, die ich jetzt gar nicht mehr ansehen mag. 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Von Bildern wird leider in England ein schwerer Impost bezahlt, jedoch hat mir <span class="offset-4 ">ein</span> Engländer gesagt, daß man leicht durch die Gesantschaft Bilder würde hinschicken können, im Fall nun die franz. <span class="family-courier ">ambassade</span> in <span class="index-292 tp-28873 family-courier ">London</span> bleibt, so werde ich suchen, mir an diese Empfelungen zu verschaffen. Wenn ich noch hinreise so muß man hier glauben, als wenn ich nur auf sehr kurtze Zeit hinginge, um bald wieder hieher zu kommen, denn im Fall ich mir dort nichts verdiene, so gehe ich wieder nach <span class="index-171 tp-28874 ">Paris</span> zurück, wo ich doch wenigstens Lerne. Indeß hat man mir Hoffnung gemacht daß ich mir wahrscheinlich dort ein beträchtliches werde verdienen können, welches ich eigentlich bezwecke, denn wie kann ich je nach Italien reisen, wenn ich mir das Reisegeld dazu nicht vorher erwerbe. 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Das hängt nun freilich von Umständen ab. – Eltern und <span class="index-3670 tp-28880 index-3669 tp-28881 ">Kinder</span> sind Gott sei Dank wohl, die letztern sollen an Geist und Körper sichtlich gedeihen, Gott gebe seinen fernern Seegen! Wir haben unser Quartier gewechselt, sin<span class="notice-23174 ">[d]</span> aber nicht sonderlich zufrieden, sogleich werden wir wohl bald <span class="underline-1 ">wieder wechseln</span> müßen. Im May gehen nicht nur die Deputirten fort, sondern auch viele begeben sich aufs Land, so daß man mehr Auswahl in Quartieren haben wird. Unsere jetzige Adreße ist, <span class="family-courier underline-1 ">rue du Bac N</span><span class="family-courier underline-1 offset-4 ">o</span><span class="family-courier underline-1 "> 59</span>. <br><span class="index-2022 tp-53105 family-courier ">Gérard</span> läßt Dich freundlich grüßen, und um Entschuldigung bitten, daß er dir <span class="offset-4 ">noch</span> nicht geantwortet habe. Der arme Mann leidet sehr an Rhumatisme, auf Deutsch Gicht genannt, aber die Franzosen wollen von Gicht nichts wißen, wenn sie auch oft so gelähmt sind, daß sie nicht gehen können, geschwollene Glieder haben, so heißt es doch nur Rhumatisme.<br><span class="index-2022 tp-53106 family-courier ">Gérard</span> wünscht sehr daß Du in <span class="index-171 tp-53107 ">Paris</span> wärest, da hier niemand so richtig über Kunst urtheilen könne wie Du, und wenn er ein großes Bild male so wünsche er Dich immer als Rathgeber dazu. – Nun geliebter Onkel lebe wohl, und gesund, grüße alle Freunde in <span class="index-887 tp-28882 ">Bonn</span> recht herzlich von mir, und behalte mich ferner ein wenig Lieb. <span class="index-3513 tp-53108 ">Mein Mann</span> läßt sich Dir bestens empfelen.<br>Deine Dich herzlich liebende Nichte<br><span class="family-courier ">Auguste Buttlar</span><br><span class="family-courier ">Rue du Bac N</span><span class="family-courier offset-4 underline-1 ">o</span><span class="family-courier "> 59</span><br><span class="family-courier ">Fauxbourg </span><span class="family-courier index-6178 tp-53085 ">St. Germain</span><br><span class="index-171 tp-53086 ">Paris</span> den 5<span class="offset-4 underline-1 ">ten</span> April.<br>1823', '36_xml' => '<p><milestone unit="start" n="1646"/>[1]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="1646"/> Geliebter Onkel!<lb/>ich danke Dir von Herzen für Deinen lieben Brief, er hat mir sehr viel Freude gemacht; Da Deine Zeit so kostbar ist, so ist es sehr freundlich von Dir, wenn Du noch meiner gedenkst. 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Der arme Mann leidet sehr an Rhumatisme, auf Deutsch Gicht genannt, aber die Franzosen wollen von Gicht nichts wißen, wenn sie auch oft so gelähmt sind, daß sie nicht gehen können, geschwollene Glieder haben, so heißt es doch nur Rhumatisme.<lb/><persName key="2022"><hi rend="family:Courier">Gérard</hi></persName> wünscht sehr daß Du in <placeName key="171">Paris</placeName> wärest, da hier niemand so richtig über Kunst urtheilen könne wie Du, und wenn er ein großes Bild male so wünsche er Dich immer als Rathgeber dazu. – Nun geliebter Onkel lebe wohl, und gesund, grüße alle Freunde in <placeName key="887">Bonn</placeName> recht herzlich von mir, und behalte mich ferner ein wenig Lieb. <persName key="3513">Mein Mann</persName> läßt sich Dir bestens empfelen.<lb/>Deine Dich herzlich liebende Nichte<lb/><hi rend="family:Courier">Auguste Buttlar</hi><lb/><hi rend="family:Courier">Rue du Bac N</hi><hi rend="family:Courier;offset:4;underline:1">o</hi><hi rend="family:Courier"> 59</hi><lb/><hi rend="family:Courier">Fauxbourg <placeName key="6178">St. Germain</placeName></hi><lb/><placeName key="171">Paris</placeName> den 5<hi rend="offset:4;underline:1">ten</hi> April.<lb/>1823</p>', '36_xml_standoff' => '<milestone unit="start" n="1646"/>[1]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="1646"/> Geliebter Onkel!<lb/>ich danke Dir von Herzen für Deinen lieben Brief, er hat mir sehr viel Freude gemacht; Da Deine Zeit so kostbar ist, so ist es sehr freundlich von Dir, wenn Du noch meiner gedenkst. Ich hoffe, daß Du immer recht wohl gewesen, und wünsche Dir ferner die beste Gesundheit, welche wohl niemand nöthiger hat als Du, denn <anchor type="b" n="6716" ana="16" xml:id="NidB53119"/>jede Minute die Deinem Arbeiten entzogen wird, ist ein Verlust für die Welt<anchor type="e" n="6716" ana="16" xml:id="NidE53119"/>. <anchor type="b" n="268" ana="11" xml:id="NidB28864"/>Herr von Staël<anchor type="e" n="268" ana="11" xml:id="NidE28864"/> hat uns gesagt, daß Du Direcktor <anchor type="b" n="6182" ana="15" xml:id="NidB53087"/>der Römischen Alterthümer am Rhein<anchor type="e" n="6182" ana="15" xml:id="NidE53087"/> geworden bist, ich gratulire von Herzen dazu, und ich freue mich daß man doch diesmal eine kluge Wahl getroffen. Ich hätte schon früher geschrieben, wenn meine Zeit nicht sehr beschränkt wäre; Denn da die Tage jetzt zunehmen so arbeite ich auch länger, und meine Abende werden auf diese Weise immer kürzer. Um 5 Uhr komme ich gewöhnlich von <anchor type="b" n="2022" ana="11" xml:id="NidB28865"/><hi rend="family:Courier">Gérard</hi><anchor type="e" n="2022" ana="11" xml:id="NidE28865"/> dann gehen wir eßen, und von da in ein <hi rend="family:Courier">Cabinet de Lecture</hi> um Zeitungen zu lesen, sieben kömmt gewöhnlich heran, ehe wir wieder nach Hause kommen; gehen wir dann aus, so muß ich meine Toilette machen, und der Abend ist für mich verloren. Wir haben die Bekanntschaft einer sehr angenehmen und liebenswürdigen Familie aus <anchor type="b" n="5039" ana="10" xml:id="NidB28866"/><hi rend="family:Courier">Carlsruhe</hi><anchor type="e" n="5039" ana="10" xml:id="NidE28866"/> gemacht, <anchor type="b" n="4730" ana="11" xml:id="NidB28884"/>der Geheime Rath Unger-Sternberg<anchor type="e" n="4730" ana="11" xml:id="NidE28884"/> mit <anchor type="b" n="5040" ana="11" xml:id="NidB28886"/>Frau<anchor type="e" n="5040" ana="11" xml:id="NidE28886"/> u <anchor type="b" n="4737" ana="11" xml:id="NidB28885"/>Kinder<anchor type="e" n="4737" ana="11" xml:id="NidE28885"/>, wir sehen uns oft, und ich verlebe dort sehr vergnügte Stunden. – Ich habe bis jetzt unausgesetzt bey <hi rend="family:Courier">Gérard</hi> gearbeitet, copirt habe ich blos <anchor type="b" n="8579" ana="12" xml:id="NidB53089"/><anchor type="b" n="8578" ana="12" xml:id="NidB53088"/>das Portrait <anchor type="b" n="222" ana="11" xml:id="NidB28867"/>der Frau von Staël<anchor type="e" n="222" ana="11" xml:id="NidE28867"/><anchor type="e" n="8578" ana="12" xml:id="NidE53088"/><anchor type="e" n="8579" ana="12" xml:id="NidE53089"/>, übrigens nur Studien nach der Natur gemalt, Köpfe, Hände, und hauptsächlich Gewänder.<lb/><anchor type="b" n="2022" ana="11" xml:id="NidB53090"/><hi rend="family:Courier">Gérard</hi><anchor type="e" n="2022" ana="11" xml:id="NidE53090"/> ist sehr gütig gegen mich, er kömmt öft zwei mal des Tages zu mir, und hält mir dann immer kleine Abhandlungen, um mir irgend einen Gegenstand begreiflich zu machen. Ich freue mich daß sein Eifer für mich mehr zu, als abnimmt, es beweist mir wenigstens daß er nicht ganz unzufrieden mit mir ist. Mit der Zeichnung ist er vollkommen zufrieden, auch mit der Carnation, nur arbeitet er immer gegen meine Furcht<milestone unit="start" n="1647"/>[2]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="1647"/>samkeit, indem ich nicht kühn genug arbeite, und <hi rend="overstrike:1">ich</hi> meine Formen besonders bey Gewändern nicht bestimmt genug sind doch habe ich mich in dießem Punkt schon merklich gebeßert. Überhaupt finde ich meine jetzigen Arbeiten schon so verschieden von meinen früheren, daß man schwer glauben wird, daß sie von einer und derselben Person sind. Es war mir im Anfang allerdings schwer, mich in eine ganz verschiedene Weise der Malerey zu finden, doch jetzt geht es schon viel <hi rend="overstrike:1">beßer</hi> leichter, und was ich nach der Natur male ist viel beßer als meine früheren Arbeiten, die ich jetzt gar nicht mehr ansehen mag. Wie leid thut es mir, daß ich <anchor type="b" n="5037" ana="12" xml:id="NidB28868"/>Dein Portrait<anchor type="e" n="5037" ana="12" xml:id="NidE28868"/> noch in meiner schlechten Zeit gemacht. Ob ich grade beßer Copiren werde weiß ich nicht, im May hoffe ich mit meinen Arbeiten so weit zu sein, um etwas auf <anchor type="b" n="5930" ana="15" xml:id="NidB53091"/>dem <hi rend="family:Courier">Louvre</hi><anchor type="e" n="5930" ana="15" xml:id="NidE53091"/> copiren zu können, und dann will ich sehen ob ich auch in diesem Fach der Malerey gewonnen habe. Jetzt habe ich <anchor type="b" n="5122" ana="12" xml:id="NidB53092"/>mein eignes Portrait<anchor type="e" n="5122" ana="12" xml:id="NidE53092"/> in der Arbeit, und <anchor type="b" n="8600" ana="12" xml:id="NidB53093"/>das <anchor type="b" n="5040" ana="11" xml:id="NidB53094"/>der Frau von Unger<anchor type="e" n="5040" ana="11" xml:id="NidE53094"/> mit <anchor type="b" n="4737" ana="11" xml:id="NidB53095"/>ihrem Knaben<anchor type="e" n="4737" ana="11" xml:id="NidE53095"/><anchor type="e" n="8600" ana="12" xml:id="NidE53093"/>. <anchor type="b" n="2376" ana="11" xml:id="NidB28887"/><anchor type="b" n="8580" ana="12" xml:id="NidB53096"/><anchor type="b" n="2377" ana="11" xml:id="NidB53097"/>Die Kinder <anchor type="b" n="237" ana="11" xml:id="NidB28869"/>der Herzogin von <hi rend="family:Courier">Broglie</hi><anchor type="e" n="237" ana="11" xml:id="NidE28869"/><anchor type="e" n="2377" ana="11" xml:id="NidE53097"/><anchor type="e" n="8580" ana="12" xml:id="NidE53096"/><anchor type="e" n="2376" ana="11" xml:id="NidE28887"/> fange ich nächster Tage an, auch habe ich noch versprochen <anchor type="b" n="8601" ana="12" xml:id="NidB53099"/><anchor type="b" n="4730" ana="11" xml:id="NidB53098"/>den Herrn von Unger<anchor type="e" n="4730" ana="11" xml:id="NidE53098"/> zu malen<anchor type="e" n="8601" ana="12" xml:id="NidE53099"/>. Alle diese Portraits müßen bis Anfang May fertig sein, mithin kannst du denken daß meine Zeit sehr eingetheilt ist. Das <anchor type="b" n="8602" ana="12" xml:id="NidB53100"/>Bild der Herzogin von <hi rend="family:Courier">Broglie</hi><anchor type="e" n="8602" ana="12" xml:id="NidE53100"/> für Dich zu copiren war mein erster Gedanke, auch <hi rend="family:Courier">Gérard</hi> wünschte es, da er es wie er sagte noch so lange behielte daß ich es sehr bequem copiren könnte; ich bat also die Herzogin darum, und sagte ihr auch daß ich es für Dich bestimmte, weil ich glaubte dir eine große Freude damit zu machen. Sie antwortete mir sehr freundlich, bat mich aber es zu verschieben, da <anchor type="b" n="2309" ana="11" xml:id="NidB28870"/>ihr Mann<anchor type="e" n="2309" ana="11" xml:id="NidE28870"/> das Bild gern zurück haben wolle. Mir schien dieß eine ausweichende Erklärung zu sein und ich habe seit jener Zeit nichts weiter davon erwähnt; wiewohl das Bild noch vier Wochen bey <hi rend="family:Courier">Gérard</hi> geblieben ist, der sich nicht sehr beeilte es fertig zu machen. Kannst Du es bewirken daß ich es copiren darf, so werde ich mich doppelt freuen, und alle meine Kräfte aufbiethen um meinem lieben lieben Onkel diese kleine Freude zu machen. <anchor type="b" n="5123" ana="12" xml:id="NidB53101"/>Das Portrait <anchor type="b" n="2346" ana="11" xml:id="NidB29185"/>der Gräfin <hi rend="family:Courier">St Aulaire</hi><anchor type="e" n="2346" ana="11" xml:id="NidE29185"/><anchor type="e" n="5123" ana="12" xml:id="NidE53101"/> zu machen wird wohl schwer <milestone unit="start" n="1648"/>[3]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="1648"/> halten, da sie so in der Welt lebt daß man sie nur selten sehen kann, denn ich mag kommen wann ich will, so finde ich sie nicht zu Hause, auch <anchor type="b" n="607" ana="11" xml:id="NidB28871"/>die Mendelsohn<anchor type="e" n="607" ana="11" xml:id="NidE28871"/> klagt hierüber. –<lb/>Mit eignen Compositionen wird wohl hier nicht viel werden weil ich mein ganzes Studium aufs Portrait, und was damit Beziehung hat, verwende. Eigne Compositionen sind hier sehr kostspielig wenn man alles nach der Natur machen will, und dies muß man, falls es gut werden soll. Jede <hi rend="family:Courier">Séance</hi> ob sie für Kopf oder Hand kostet 4 Franken, dabey muß ich noch einen <hi rend="family:Courier">Mannequin</hi> haben wegen der Gewänder. Ein Jude deßen Kopf ich bey <hi rend="family:Courier">Gérard</hi> gemalt, hat 21 Franken gekostet, und die Hand auf meinem Portrait 8 Franken. Ich suche meine Portraits etwas zu grupieren dadurch daß ich immer zwei Personen zusamen male, wie z. b. <anchor type="b" n="8600" ana="12" xml:id="NidB53102"/>Frau von Unger mit ihrem Knaben<anchor type="e" n="8600" ana="12" xml:id="NidE53102"/>, und <anchor type="b" n="8580" ana="12" xml:id="NidB53103"/>die kleinen <hi rend="family:Courier">Broglie</hi><anchor type="e" n="8580" ana="12" xml:id="NidE53103"/>; welches doch auch schon eine Art von Composition ist; doch werde ich nicht versäumen, so viel als möglich zu skizziren. Sobald das bild der <hi rend="family:Courier">Broglie</hi>schen Kinder angefangen ist, schicke ich Dir die Skizze davon.<lb/>Was meinen hiesigen Aufenthalt betrift so kannst Du glauben daß ich nur dann fortreise wenn ich glaube selbst ständig auftreten zu können, und übrigens, stehen <hi rend="offset:4">jetzt</hi> die Sachen so daß ich nicht weiß ob ich nach England werde kommen können.<lb/>Die Ausstellung ist hier nur aller zwei Jahre, und da sie das vergangene Jahr gewesen, so wird sie erst in anderthalb jahren wieder Statt haben, eine Zeit wo ich schwerlich hier sein dürfte. Von Bildern wird leider in England ein schwerer Impost bezahlt, jedoch hat mir <hi rend="offset:4">ein</hi> Engländer gesagt, daß man leicht durch die Gesantschaft Bilder würde hinschicken können, im Fall nun die franz. <hi rend="family:Courier">ambassade</hi> in <anchor type="b" n="292" ana="10" xml:id="NidB28873"/><hi rend="family:Courier">London</hi><anchor type="e" n="292" ana="10" xml:id="NidE28873"/> bleibt, so werde ich suchen, mir an diese Empfelungen zu verschaffen. Wenn ich noch hinreise so muß man hier glauben, als wenn ich nur auf sehr kurtze Zeit hinginge, um bald wieder hieher zu kommen, denn im Fall ich mir dort nichts verdiene, so gehe ich wieder nach <anchor type="b" n="171" ana="10" xml:id="NidB28874"/>Paris<anchor type="e" n="171" ana="10" xml:id="NidE28874"/> zurück, wo ich doch wenigstens Lerne. Indeß hat man mir Hoffnung gemacht daß ich mir wahrscheinlich dort ein beträchtliches werde verdienen können, welches ich eigentlich bezwecke, denn wie kann ich je nach Italien reisen, wenn ich mir das Reisegeld dazu nicht vorher erwerbe. Dann sind Englands Kunstschätze doch wohl auch einer Reise werth, besonders wenn man <anchor type="b" n="2620" ana="10" xml:id="NidB28876"/><hi rend="family:Courier">Calais</hi><anchor type="e" n="2620" ana="10" xml:id="NidE28876"/> so nahe ist wie ich. <anchor type="b" n="115" ana="11" xml:id="NidB28877"/><anchor type="b" n="129" ana="11" xml:id="NidB28878"/>Die Eltern<anchor type="e" n="129" ana="11" xml:id="NidE28878"/><anchor type="e" n="115" ana="11" xml:id="NidE28877"/> wißen von diesem Plan noch nichts, und sollen es auch nicht eher erfahren, bis ich selbst bestimmt weiß ob er auch auß<milestone unit="start" n="1649"/>[4]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="1649"/>führbar ist. Im Anfang wird <anchor type="b" n="115" ana="11" xml:id="NidB28879"/>die Mutter<anchor type="e" n="115" ana="11" xml:id="NidE28879"/> damit unzufrieden sein, oder es wenigstens scheinen, aber eine kleine Eitelkeit daß ihre Tochter <anchor type="b" n="292" ana="10" xml:id="NidB53104"/>die größte Stadt Europens<anchor type="e" n="292" ana="10" xml:id="NidE53104"/> sieht, und wo im ganzen Deutsche selten hinkommen, wird sie doch schmeicheln da kenne ich sie zu gut; übrigens sollen sie mir nicht mehr als 800 <milestone unit="start" n="23173"/>r.<note type="Sachkommentar"><title>Reichstaler</title></note><milestone unit="end" n="23173"/> zur Unterstützung geben, und verdiene ich mir Geld, dann kann auch diese Summe noch vermindert werden. 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[1] Geliebter Onkel!
ich danke Dir von Herzen für Deinen lieben Brief, er hat mir sehr viel Freude gemacht; Da Deine Zeit so kostbar ist, so ist es sehr freundlich von Dir, wenn Du noch meiner gedenkst. Ich hoffe, daß Du immer recht wohl gewesen, und wünsche Dir ferner die beste Gesundheit, welche wohl niemand nöthiger hat als Du, denn jede Minute die Deinem Arbeiten entzogen wird, ist ein Verlust für die Welt. Herr von Staël hat uns gesagt, daß Du Direcktor der Römischen Alterthümer am Rhein geworden bist, ich gratulire von Herzen dazu, und ich freue mich daß man doch diesmal eine kluge Wahl getroffen. Ich hätte schon früher geschrieben, wenn meine Zeit nicht sehr beschränkt wäre; Denn da die Tage jetzt zunehmen so arbeite ich auch länger, und meine Abende werden auf diese Weise immer kürzer. Um 5 Uhr komme ich gewöhnlich von Gérard dann gehen wir eßen, und von da in ein Cabinet de Lecture um Zeitungen zu lesen, sieben kömmt gewöhnlich heran, ehe wir wieder nach Hause kommen; gehen wir dann aus, so muß ich meine Toilette machen, und der Abend ist für mich verloren. Wir haben die Bekanntschaft einer sehr angenehmen und liebenswürdigen Familie aus Carlsruhe gemacht, der Geheime Rath Unger-Sternberg mit Frau u Kinder, wir sehen uns oft, und ich verlebe dort sehr vergnügte Stunden. – Ich habe bis jetzt unausgesetzt bey Gérard gearbeitet, copirt habe ich blos das Portrait der Frau von Staël, übrigens nur Studien nach der Natur gemalt, Köpfe, Hände, und hauptsächlich Gewänder.
Gérard ist sehr gütig gegen mich, er kömmt öft zwei mal des Tages zu mir, und hält mir dann immer kleine Abhandlungen, um mir irgend einen Gegenstand begreiflich zu machen. Ich freue mich daß sein Eifer für mich mehr zu, als abnimmt, es beweist mir wenigstens daß er nicht ganz unzufrieden mit mir ist. Mit der Zeichnung ist er vollkommen zufrieden, auch mit der Carnation, nur arbeitet er immer gegen meine Furcht[2]samkeit, indem ich nicht kühn genug arbeite, und ich meine Formen besonders bey Gewändern nicht bestimmt genug sind doch habe ich mich in dießem Punkt schon merklich gebeßert. Überhaupt finde ich meine jetzigen Arbeiten schon so verschieden von meinen früheren, daß man schwer glauben wird, daß sie von einer und derselben Person sind. Es war mir im Anfang allerdings schwer, mich in eine ganz verschiedene Weise der Malerey zu finden, doch jetzt geht es schon viel beßer leichter, und was ich nach der Natur male ist viel beßer als meine früheren Arbeiten, die ich jetzt gar nicht mehr ansehen mag. Wie leid thut es mir, daß ich Dein Portrait noch in meiner schlechten Zeit gemacht. Ob ich grade beßer Copiren werde weiß ich nicht, im May hoffe ich mit meinen Arbeiten so weit zu sein, um etwas auf dem Louvre copiren zu können, und dann will ich sehen ob ich auch in diesem Fach der Malerey gewonnen habe. Jetzt habe ich mein eignes Portrait in der Arbeit, und das der Frau von Unger mit ihrem Knaben. Die Kinder der Herzogin von Broglie fange ich nächster Tage an, auch habe ich noch versprochen den Herrn von Unger zu malen. Alle diese Portraits müßen bis Anfang May fertig sein, mithin kannst du denken daß meine Zeit sehr eingetheilt ist. Das Bild der Herzogin von Broglie für Dich zu copiren war mein erster Gedanke, auch Gérard wünschte es, da er es wie er sagte noch so lange behielte daß ich es sehr bequem copiren könnte; ich bat also die Herzogin darum, und sagte ihr auch daß ich es für Dich bestimmte, weil ich glaubte dir eine große Freude damit zu machen. Sie antwortete mir sehr freundlich, bat mich aber es zu verschieben, da ihr Mann das Bild gern zurück haben wolle. Mir schien dieß eine ausweichende Erklärung zu sein und ich habe seit jener Zeit nichts weiter davon erwähnt; wiewohl das Bild noch vier Wochen bey Gérard geblieben ist, der sich nicht sehr beeilte es fertig zu machen. Kannst Du es bewirken daß ich es copiren darf, so werde ich mich doppelt freuen, und alle meine Kräfte aufbiethen um meinem lieben lieben Onkel diese kleine Freude zu machen. Das Portrait der Gräfin St Aulaire zu machen wird wohl schwer [3] halten, da sie so in der Welt lebt daß man sie nur selten sehen kann, denn ich mag kommen wann ich will, so finde ich sie nicht zu Hause, auch die Mendelsohn klagt hierüber. –
Mit eignen Compositionen wird wohl hier nicht viel werden weil ich mein ganzes Studium aufs Portrait, und was damit Beziehung hat, verwende. Eigne Compositionen sind hier sehr kostspielig wenn man alles nach der Natur machen will, und dies muß man, falls es gut werden soll. Jede Séance ob sie für Kopf oder Hand kostet 4 Franken, dabey muß ich noch einen Mannequin haben wegen der Gewänder. Ein Jude deßen Kopf ich bey Gérard gemalt, hat 21 Franken gekostet, und die Hand auf meinem Portrait 8 Franken. Ich suche meine Portraits etwas zu grupieren dadurch daß ich immer zwei Personen zusamen male, wie z. b. Frau von Unger mit ihrem Knaben, und die kleinen Broglie; welches doch auch schon eine Art von Composition ist; doch werde ich nicht versäumen, so viel als möglich zu skizziren. Sobald das bild der Broglieschen Kinder angefangen ist, schicke ich Dir die Skizze davon.
Was meinen hiesigen Aufenthalt betrift so kannst Du glauben daß ich nur dann fortreise wenn ich glaube selbst ständig auftreten zu können, und übrigens, stehen jetzt die Sachen so daß ich nicht weiß ob ich nach England werde kommen können.
Die Ausstellung ist hier nur aller zwei Jahre, und da sie das vergangene Jahr gewesen, so wird sie erst in anderthalb jahren wieder Statt haben, eine Zeit wo ich schwerlich hier sein dürfte. Von Bildern wird leider in England ein schwerer Impost bezahlt, jedoch hat mir ein Engländer gesagt, daß man leicht durch die Gesantschaft Bilder würde hinschicken können, im Fall nun die franz. ambassade in London bleibt, so werde ich suchen, mir an diese Empfelungen zu verschaffen. Wenn ich noch hinreise so muß man hier glauben, als wenn ich nur auf sehr kurtze Zeit hinginge, um bald wieder hieher zu kommen, denn im Fall ich mir dort nichts verdiene, so gehe ich wieder nach Paris zurück, wo ich doch wenigstens Lerne. Indeß hat man mir Hoffnung gemacht daß ich mir wahrscheinlich dort ein beträchtliches werde verdienen können, welches ich eigentlich bezwecke, denn wie kann ich je nach Italien reisen, wenn ich mir das Reisegeld dazu nicht vorher erwerbe. Dann sind Englands Kunstschätze doch wohl auch einer Reise werth, besonders wenn man Calais so nahe ist wie ich. Die Eltern wißen von diesem Plan noch nichts, und sollen es auch nicht eher erfahren, bis ich selbst bestimmt weiß ob er auch auß[4]führbar ist. Im Anfang wird die Mutter damit unzufrieden sein, oder es wenigstens scheinen, aber eine kleine Eitelkeit daß ihre Tochter die größte Stadt Europens sieht, und wo im ganzen Deutsche selten hinkommen, wird sie doch schmeicheln da kenne ich sie zu gut; übrigens sollen sie mir nicht mehr als 800 r. zur Unterstützung geben, und verdiene ich mir Geld, dann kann auch diese Summe noch vermindert werden. Das hängt nun freilich von Umständen ab. – Eltern und Kinder sind Gott sei Dank wohl, die letztern sollen an Geist und Körper sichtlich gedeihen, Gott gebe seinen fernern Seegen! Wir haben unser Quartier gewechselt, sin[d] aber nicht sonderlich zufrieden, sogleich werden wir wohl bald wieder wechseln müßen. Im May gehen nicht nur die Deputirten fort, sondern auch viele begeben sich aufs Land, so daß man mehr Auswahl in Quartieren haben wird. Unsere jetzige Adreße ist, rue du Bac No 59.
Gérard läßt Dich freundlich grüßen, und um Entschuldigung bitten, daß er dir noch nicht geantwortet habe. Der arme Mann leidet sehr an Rhumatisme, auf Deutsch Gicht genannt, aber die Franzosen wollen von Gicht nichts wißen, wenn sie auch oft so gelähmt sind, daß sie nicht gehen können, geschwollene Glieder haben, so heißt es doch nur Rhumatisme.
Gérard wünscht sehr daß Du in Paris wärest, da hier niemand so richtig über Kunst urtheilen könne wie Du, und wenn er ein großes Bild male so wünsche er Dich immer als Rathgeber dazu. – Nun geliebter Onkel lebe wohl, und gesund, grüße alle Freunde in Bonn recht herzlich von mir, und behalte mich ferner ein wenig Lieb. Mein Mann läßt sich Dir bestens empfelen.
Deine Dich herzlich liebende Nichte
Auguste Buttlar
Rue du Bac No 59
Fauxbourg St. Germain
Paris den 5ten April.
1823
ich danke Dir von Herzen für Deinen lieben Brief, er hat mir sehr viel Freude gemacht; Da Deine Zeit so kostbar ist, so ist es sehr freundlich von Dir, wenn Du noch meiner gedenkst. Ich hoffe, daß Du immer recht wohl gewesen, und wünsche Dir ferner die beste Gesundheit, welche wohl niemand nöthiger hat als Du, denn jede Minute die Deinem Arbeiten entzogen wird, ist ein Verlust für die Welt. Herr von Staël hat uns gesagt, daß Du Direcktor der Römischen Alterthümer am Rhein geworden bist, ich gratulire von Herzen dazu, und ich freue mich daß man doch diesmal eine kluge Wahl getroffen. Ich hätte schon früher geschrieben, wenn meine Zeit nicht sehr beschränkt wäre; Denn da die Tage jetzt zunehmen so arbeite ich auch länger, und meine Abende werden auf diese Weise immer kürzer. Um 5 Uhr komme ich gewöhnlich von Gérard dann gehen wir eßen, und von da in ein Cabinet de Lecture um Zeitungen zu lesen, sieben kömmt gewöhnlich heran, ehe wir wieder nach Hause kommen; gehen wir dann aus, so muß ich meine Toilette machen, und der Abend ist für mich verloren. Wir haben die Bekanntschaft einer sehr angenehmen und liebenswürdigen Familie aus Carlsruhe gemacht, der Geheime Rath Unger-Sternberg mit Frau u Kinder, wir sehen uns oft, und ich verlebe dort sehr vergnügte Stunden. – Ich habe bis jetzt unausgesetzt bey Gérard gearbeitet, copirt habe ich blos das Portrait der Frau von Staël, übrigens nur Studien nach der Natur gemalt, Köpfe, Hände, und hauptsächlich Gewänder.
Gérard ist sehr gütig gegen mich, er kömmt öft zwei mal des Tages zu mir, und hält mir dann immer kleine Abhandlungen, um mir irgend einen Gegenstand begreiflich zu machen. Ich freue mich daß sein Eifer für mich mehr zu, als abnimmt, es beweist mir wenigstens daß er nicht ganz unzufrieden mit mir ist. Mit der Zeichnung ist er vollkommen zufrieden, auch mit der Carnation, nur arbeitet er immer gegen meine Furcht[2]samkeit, indem ich nicht kühn genug arbeite, und ich meine Formen besonders bey Gewändern nicht bestimmt genug sind doch habe ich mich in dießem Punkt schon merklich gebeßert. Überhaupt finde ich meine jetzigen Arbeiten schon so verschieden von meinen früheren, daß man schwer glauben wird, daß sie von einer und derselben Person sind. Es war mir im Anfang allerdings schwer, mich in eine ganz verschiedene Weise der Malerey zu finden, doch jetzt geht es schon viel beßer leichter, und was ich nach der Natur male ist viel beßer als meine früheren Arbeiten, die ich jetzt gar nicht mehr ansehen mag. Wie leid thut es mir, daß ich Dein Portrait noch in meiner schlechten Zeit gemacht. Ob ich grade beßer Copiren werde weiß ich nicht, im May hoffe ich mit meinen Arbeiten so weit zu sein, um etwas auf dem Louvre copiren zu können, und dann will ich sehen ob ich auch in diesem Fach der Malerey gewonnen habe. Jetzt habe ich mein eignes Portrait in der Arbeit, und das der Frau von Unger mit ihrem Knaben. Die Kinder der Herzogin von Broglie fange ich nächster Tage an, auch habe ich noch versprochen den Herrn von Unger zu malen. Alle diese Portraits müßen bis Anfang May fertig sein, mithin kannst du denken daß meine Zeit sehr eingetheilt ist. Das Bild der Herzogin von Broglie für Dich zu copiren war mein erster Gedanke, auch Gérard wünschte es, da er es wie er sagte noch so lange behielte daß ich es sehr bequem copiren könnte; ich bat also die Herzogin darum, und sagte ihr auch daß ich es für Dich bestimmte, weil ich glaubte dir eine große Freude damit zu machen. Sie antwortete mir sehr freundlich, bat mich aber es zu verschieben, da ihr Mann das Bild gern zurück haben wolle. Mir schien dieß eine ausweichende Erklärung zu sein und ich habe seit jener Zeit nichts weiter davon erwähnt; wiewohl das Bild noch vier Wochen bey Gérard geblieben ist, der sich nicht sehr beeilte es fertig zu machen. Kannst Du es bewirken daß ich es copiren darf, so werde ich mich doppelt freuen, und alle meine Kräfte aufbiethen um meinem lieben lieben Onkel diese kleine Freude zu machen. Das Portrait der Gräfin St Aulaire zu machen wird wohl schwer [3] halten, da sie so in der Welt lebt daß man sie nur selten sehen kann, denn ich mag kommen wann ich will, so finde ich sie nicht zu Hause, auch die Mendelsohn klagt hierüber. –
Mit eignen Compositionen wird wohl hier nicht viel werden weil ich mein ganzes Studium aufs Portrait, und was damit Beziehung hat, verwende. Eigne Compositionen sind hier sehr kostspielig wenn man alles nach der Natur machen will, und dies muß man, falls es gut werden soll. Jede Séance ob sie für Kopf oder Hand kostet 4 Franken, dabey muß ich noch einen Mannequin haben wegen der Gewänder. Ein Jude deßen Kopf ich bey Gérard gemalt, hat 21 Franken gekostet, und die Hand auf meinem Portrait 8 Franken. Ich suche meine Portraits etwas zu grupieren dadurch daß ich immer zwei Personen zusamen male, wie z. b. Frau von Unger mit ihrem Knaben, und die kleinen Broglie; welches doch auch schon eine Art von Composition ist; doch werde ich nicht versäumen, so viel als möglich zu skizziren. Sobald das bild der Broglieschen Kinder angefangen ist, schicke ich Dir die Skizze davon.
Was meinen hiesigen Aufenthalt betrift so kannst Du glauben daß ich nur dann fortreise wenn ich glaube selbst ständig auftreten zu können, und übrigens, stehen jetzt die Sachen so daß ich nicht weiß ob ich nach England werde kommen können.
Die Ausstellung ist hier nur aller zwei Jahre, und da sie das vergangene Jahr gewesen, so wird sie erst in anderthalb jahren wieder Statt haben, eine Zeit wo ich schwerlich hier sein dürfte. Von Bildern wird leider in England ein schwerer Impost bezahlt, jedoch hat mir ein Engländer gesagt, daß man leicht durch die Gesantschaft Bilder würde hinschicken können, im Fall nun die franz. ambassade in London bleibt, so werde ich suchen, mir an diese Empfelungen zu verschaffen. Wenn ich noch hinreise so muß man hier glauben, als wenn ich nur auf sehr kurtze Zeit hinginge, um bald wieder hieher zu kommen, denn im Fall ich mir dort nichts verdiene, so gehe ich wieder nach Paris zurück, wo ich doch wenigstens Lerne. Indeß hat man mir Hoffnung gemacht daß ich mir wahrscheinlich dort ein beträchtliches werde verdienen können, welches ich eigentlich bezwecke, denn wie kann ich je nach Italien reisen, wenn ich mir das Reisegeld dazu nicht vorher erwerbe. Dann sind Englands Kunstschätze doch wohl auch einer Reise werth, besonders wenn man Calais so nahe ist wie ich. Die Eltern wißen von diesem Plan noch nichts, und sollen es auch nicht eher erfahren, bis ich selbst bestimmt weiß ob er auch auß[4]führbar ist. Im Anfang wird die Mutter damit unzufrieden sein, oder es wenigstens scheinen, aber eine kleine Eitelkeit daß ihre Tochter die größte Stadt Europens sieht, und wo im ganzen Deutsche selten hinkommen, wird sie doch schmeicheln da kenne ich sie zu gut; übrigens sollen sie mir nicht mehr als 800 r. zur Unterstützung geben, und verdiene ich mir Geld, dann kann auch diese Summe noch vermindert werden. Das hängt nun freilich von Umständen ab. – Eltern und Kinder sind Gott sei Dank wohl, die letztern sollen an Geist und Körper sichtlich gedeihen, Gott gebe seinen fernern Seegen! Wir haben unser Quartier gewechselt, sin[d] aber nicht sonderlich zufrieden, sogleich werden wir wohl bald wieder wechseln müßen. Im May gehen nicht nur die Deputirten fort, sondern auch viele begeben sich aufs Land, so daß man mehr Auswahl in Quartieren haben wird. Unsere jetzige Adreße ist, rue du Bac No 59.
Gérard läßt Dich freundlich grüßen, und um Entschuldigung bitten, daß er dir noch nicht geantwortet habe. Der arme Mann leidet sehr an Rhumatisme, auf Deutsch Gicht genannt, aber die Franzosen wollen von Gicht nichts wißen, wenn sie auch oft so gelähmt sind, daß sie nicht gehen können, geschwollene Glieder haben, so heißt es doch nur Rhumatisme.
Gérard wünscht sehr daß Du in Paris wärest, da hier niemand so richtig über Kunst urtheilen könne wie Du, und wenn er ein großes Bild male so wünsche er Dich immer als Rathgeber dazu. – Nun geliebter Onkel lebe wohl, und gesund, grüße alle Freunde in Bonn recht herzlich von mir, und behalte mich ferner ein wenig Lieb. Mein Mann läßt sich Dir bestens empfelen.
Deine Dich herzlich liebende Nichte
Auguste Buttlar
Rue du Bac No 59
Fauxbourg St. Germain
Paris den 5ten April.
1823