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Glaube also nicht, daß ich deinen Auftrag nicht mit Eifer betrieben; nachdem ich <span class="doc-5090 ">meinen vorigen Brief</span> an Dich abgeschickt, bin ich noch bey <span class="index-8573 tp-53273 ">dem General Secretair </span><span class="index-8573 tp-53273 index-5930 tp-53275 ">des </span><span class="index-8573 tp-53273 index-5930 tp-53275 family-courier ">Museum</span><span class="index-8573 tp-53273 "> Herrn </span><span class="index-8573 tp-53273 family-courier ">de Cailleux</span>, und hier nächst noch, bey einem andern <span class="family-courier ">Mouleur</span> gewesen habe aber überall dieselbe Antwort erhalten; daß nehmlich das <span class="family-courier ">Gouvernement</span> auf keine Weise erlaube <span class="family-courier ">Moulen</span> zu machen, selbst dann nicht wenn ich auch Eigenthümer der Abgüße der Statuen bin <span class="offset-4 ">oder</span> die im <span class="family-courier ">Louvre</span> befindlich sind, gleich viel, das <span class="family-courier ">Gouvernement</span> hat immer das Recht, die ohne seine Genehmigung verfertigten <span class="family-courier ">Moules</span> zerstören zu laßen. Daß ich nun nicht nach dem Preiß von einer Sache fragte, die nicht gemacht werden darf, wirst Du selbst begreifen. Jeder mit dem ich darüber sprach, fragte mich, ob es für ein <span class="family-courier ">Gouvernement</span> oder für eine Privat Person sey, was die Sache ändert, denn für ein <span class="family-courier ">Gouvernement</span> würde man nachsichtiger sein, und gewiß ein Auge zudrücken wie ich merke, auf dieses konnte ich nun aber nichts sagen, da du mir nichts darüber geschrieben. Auf deinen wiederholten Wunsch die Sache zu betreiben, bin ich wieder bey <span class="index-306 tp-53276 family-courier ">Jaquet</span> geweßen, aber dieselbe Antwort erhalten, hierauf gieng ich zu einem andern <span class="family-courier ">Mouleur</span> den mir <span class="index-2022 tp-28890 family-courier ">Gerard</span> empfolen, <span class="index-8612 tp-53278 ">einen Italiener mit Nahmen </span><span class="index-8612 tp-53278 family-courier ">Micchelli</span>, der ein sehr gefälliger und geschickter Mann sein soll, mit diesem habe ich nun wiederholt gesprochen, und er wird sich vielleicht der Sache unterziehen, wenn es geheim bleibt, weil er sich nicht gern mit dem <span class="family-courier ">Gouvernement brouilliren</span> will. Er verlangt 100 ecus für die Form <span class="index-5042 tp-28898 ">des Borghesischen </span><span class="index-5042 tp-28898 notice-1651 ">[2]</span><span class="index-5042 tp-28898 "> Fechters</span>, und für die <span class="index-5044 tp-28904 ">der </span><span class="index-5044 tp-28904 family-courier ">Diane à la Biche</span> 600 Franken. Auf <span class="index-5043 tp-28900 ">die </span><span class="index-5043 tp-28900 family-courier ">Groupe</span><span class="index-5043 tp-28900 "> des </span><span class="index-5043 tp-28900 family-courier ">Laocoon</span> läßt er sich nicht ein, da solche zu groß ist um verschickt zu werden. Die Kosten des Transports sollen nun aber ungeheuer sein, denn die <span class="family-courier ">Moules</span> der zwei eben benannten Statuen, Gladiator, u <span class="family-courier ">Diana</span> füllen gegen 16 Kisten an, die viele Tausend Pfund wiegen. Bey <span class="family-courier ">Gerard</span> wurde mir der Rath gegeben doch lieber einen geschickten Arbeiter nach Deuschland kommen zu laßen, da wir in Deutschland die Abgüße der berühmtesten Statuen besitzen, so würde es weniger Kosten und Umstände machen, als auf dem Wege des Transports. – Hier hast Du das Ganze meines Nachforschens, wenn ich Dir ferner hierin Dienlich sein kann so rechne im Voraus auf meinen Eifer. Ich habe die Reise nach England vorzüglich wegen pecuniärer Hinsicht beschloßen; Deinem Wunsche gemäß bleibe ich noch den October hier und gedenke zum ersten November bestimmt in <span class="index-292 tp-28893 family-courier ">London</span> zu sein, und mein Heil dort zu versuchen, mitlerweile aber will ich hier das <span class="family-courier ">Louvre</span> benützen, und dort copieren, auf <span class="index-5041 tp-28894 ">die </span><span class="index-5041 tp-28894 family-courier ">Jardiniere</span> habe ich es längst abgesehen; ob ich sie aber jetzt werde erhalten können, weiß ich nicht. – Ehe ich diesen Brief schloß, gieng <span class="offset-4 ">ich</span> noch einmal zu <span class="index-306 tp-53277 ">H. </span><span class="index-306 tp-53277 family-courier ">Jacquet</span> dieser erklärte mir: Auf keinen Fall kann und darf ich irgend eine <span class="family-courier ">Moule</span>, es sey für wen es wolle, ohne Vorwißen des <span class="family-courier ">Gouvernements</span> machen. Kann <span class="offset-4 ">sich</span> aber Ihr Freund die Erlaubniß zur Anfertigung, der Formen, von der hiesigen Regierung verschaffen, so bin ich erbötig die <span class="family-courier ">Moules</span> von folgenden Figuren zu machen und zwar:<br>1) <span class="index-5043 tp-28902 ">den </span><span class="index-5043 tp-28902 family-courier ">Laocoon</span> für 4000 Franken<br>2) <span class="index-5044 tp-28903 ">die </span><span class="index-5044 tp-28903 family-courier ">Diane à la Biche</span> 2500 Fr.<br>3) <span class="index-5042 tp-28899 ">den </span><span class="index-5042 tp-28899 family-courier ">Gladiateur de</span><span class="index-5042 tp-28899 "> </span><span class="index-5042 tp-28899 family-courier ">Borghese</span> 1500<br>4) die <span class="index-9093 tp-57895 family-courier ">Selène</span> 2000<br>5) <span class="index-5046 tp-28906 ">den </span><span class="index-5046 tp-28906 family-courier ">Antinous</span> für 1200<br>6) <span class="index-5045 tp-28905 ">den </span><span class="index-5045 tp-28905 family-courier ">Faune entrepos du Capitole</span> 1500<br><span class="notice-1652 ">[3]</span> Der Transport des Apparats der <span class="family-courier ">Moules</span> dürfte ohngefähr die hälfte kosten. d. h. für <span class="index-5043 tp-28901 ">den </span><span class="index-5043 tp-28901 family-courier ">Laocoon</span> 2000 Frank u. s. w. – Eine beßere und befriedigende Auskunft über jene Gegenstände dir zu verschaffen mein liebster Oheim, bin ich außer Stande. Solltest du ferner Aufträge für mich haben, so werde ich thun, was ich vermag, um Deinen Wünschen zu entsprechen.<br>Von <span class="index-115 tp-28895 index-129 tp-28896 ">den Eltern</span> habe ich gute Nachrichten, nur macht ihnen <span class="index-1392 tp-28897 ">die Tante</span> viel zu schaffen.<br><span class="family-courier ">Adieu</span>! Gott sei mit dir liebster Onkel, und behalte lieb<br>Deine treue Nichte<br><span class="family-courier ">Auguste</span><br><span class="family-courier ">Rue du Bac No 59</span><br><span class="underline-1 ">in großer Eile</span><br><span class="notice-1653 ">[4]</span> [leer]' $isaprint = false $isnewtranslation = true $statemsg = 'betamsg23' $cittitle = 'www.august-wilhelm-schlegel.de/briefedigital/briefid/1588' $description = 'Augusta von Buttlar an August Wilhelm von Schlegel am 04.08.1823, Paris, Bonn' $adressatort = 'Bonn <a class="gndmetadata" target="_blank" href="http://d-nb.info/gnd/1001909-1">GND</a>' $absendeort = 'Paris <a class="gndmetadata" target="_blank" href="http://d-nb.info/gnd/4044660-8">GND</a>' $date = '04.08.1823' $adressat = array() $adrCitation = 'August Wilhelm von Schlegel' $absender = array( (int) 1476 => array( 'ID' => '1476', 'project' => '1', 'timecreate' => '2013-03-26 11:52:18', 'timelastchg' => '2019-08-01 18:18:11', 'key' => 'AWS-ap-0050', 'docTyp' => array( 'name' => 'Person', 'id' => '39' ), '39_fulltext' => '', '39_html' => '', '39_name' => 'Buttlar, Augusta von', '39_namevar' => 'Ernst, Augusta (Geburtsname)', '39_gebdatum' => '1796-07-17', '39_toddatum' => '1857-07-05', '39_geschlecht' => 'w', '39_lebenwirken' => 'Malerin, Miniaturistin, Zeichnerin Augusta („Gustchen“) von Buttlar begann ihre Ausbildung zur Malerin 1810 in Dresden unter der Aufsicht von Friedrich Matthäi. 1816 heiratete sie den russischen Obristen Heinrich Ludwig von Buttlar, mit dem sie zwei Töchter, Marianne und Adelheid, hatte. Ab 1818 unternahm die Malerin zahlreiche Reisen, die ihrer Ausbildung dienten, und lebte zeitweilig in Frankfurt am Main und München sowie in Paris, London und Italien. Zu ihren Gönnern zählten der Maler François Gérard, bei dem sie während ihres Parisaufenthalts Unterricht nahm, und der Graf Forbin. Mit Sulpiz Boisserée war sie seit ihrer Ausbildung an der Dresdner Akademie bekannt und stand mit ihm in regem Briefwechsel. Auch in Wien und London, das sie 1824 bereiste, wurde ihre Portraitmalerei sehr geschätzt. Nach dem Tod ihrer Eltern Ludwig Emanuel und Charlotte Ernst musste sie nach Dresden zurückkehren und sich um ihre Kinder kümmern. 1827 konvertierte sie, wohl unter dem Einfluss ihres Onkels Friedrich und von dessen Frau Dorothea, zum Katholizismus. 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Bey <span class="family-courier ">Gerard</span> wurde mir der Rath gegeben doch lieber einen geschickten Arbeiter nach Deuschland kommen zu laßen, da wir in Deutschland die Abgüße der berühmtesten Statuen besitzen, so würde es weniger Kosten und Umstände machen, als auf dem Wege des Transports. – Hier hast Du das Ganze meines Nachforschens, wenn ich Dir ferner hierin Dienlich sein kann so rechne im Voraus auf meinen Eifer. Ich habe die Reise nach England vorzüglich wegen pecuniärer Hinsicht beschloßen; Deinem Wunsche gemäß bleibe ich noch den October hier und gedenke zum ersten November bestimmt in <span class="index-292 tp-28893 family-courier ">London</span> zu sein, und mein Heil dort zu versuchen, mitlerweile aber will ich hier das <span class="family-courier ">Louvre</span> benützen, und dort copieren, auf <span class="index-5041 tp-28894 ">die </span><span class="index-5041 tp-28894 family-courier ">Jardiniere</span> habe ich es längst abgesehen; ob ich sie aber jetzt werde erhalten können, weiß ich nicht. – Ehe ich diesen Brief schloß, gieng <span class="offset-4 ">ich</span> noch einmal zu <span class="index-306 tp-53277 ">H. </span><span class="index-306 tp-53277 family-courier ">Jacquet</span> dieser erklärte mir: Auf keinen Fall kann und darf ich irgend eine <span class="family-courier ">Moule</span>, es sey für wen es wolle, ohne Vorwißen des <span class="family-courier ">Gouvernements</span> machen. 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Zu ihren Gönnern zählten der Maler François Gérard, bei dem sie während ihres Parisaufenthalts Unterricht nahm, und der Graf Forbin. Mit Sulpiz Boisserée war sie seit ihrer Ausbildung an der Dresdner Akademie bekannt und stand mit ihm in regem Briefwechsel. Auch in Wien und London, das sie 1824 bereiste, wurde ihre Portraitmalerei sehr geschätzt. Nach dem Tod ihrer Eltern Ludwig Emanuel und Charlotte Ernst musste sie nach Dresden zurückkehren und sich um ihre Kinder kümmern. 1827 konvertierte sie, wohl unter dem Einfluss ihres Onkels Friedrich und von dessen Frau Dorothea, zum Katholizismus. Nachdem sie ihre ganze Familie verloren hatte, lebte sie seit 1848 in Brixen und schließlich in Florenz.', '39_beziehung' => 'Die Nichte Schlegels fertigte eine Kopie eines von Gérard stammenden Portraits der Mme de Staël-Holstein an und portraitierte später auch ihren Onkel Friedrich sowie dessen Frau Dorothea. 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[1] Paris den 4ten August 23.
Geliebter Onkel!
Deinen Brief vom 23ten v. M. habe ich erst den 2ten August erhalten; Du mußt dich also nicht wundern daß meine Antwort spät erfolgt. Glaube also nicht, daß ich deinen Auftrag nicht mit Eifer betrieben; nachdem ich meinen vorigen Brief an Dich abgeschickt, bin ich noch bey dem General Secretair des Museum Herrn de Cailleux, und hier nächst noch, bey einem andern Mouleur gewesen habe aber überall dieselbe Antwort erhalten; daß nehmlich das Gouvernement auf keine Weise erlaube Moulen zu machen, selbst dann nicht wenn ich auch Eigenthümer der Abgüße der Statuen bin oder die im Louvre befindlich sind, gleich viel, das Gouvernement hat immer das Recht, die ohne seine Genehmigung verfertigten Moules zerstören zu laßen. Daß ich nun nicht nach dem Preiß von einer Sache fragte, die nicht gemacht werden darf, wirst Du selbst begreifen. Jeder mit dem ich darüber sprach, fragte mich, ob es für ein Gouvernement oder für eine Privat Person sey, was die Sache ändert, denn für ein Gouvernement würde man nachsichtiger sein, und gewiß ein Auge zudrücken wie ich merke, auf dieses konnte ich nun aber nichts sagen, da du mir nichts darüber geschrieben. Auf deinen wiederholten Wunsch die Sache zu betreiben, bin ich wieder bey Jaquet geweßen, aber dieselbe Antwort erhalten, hierauf gieng ich zu einem andern Mouleur den mir Gerard empfolen, einen Italiener mit Nahmen Micchelli, der ein sehr gefälliger und geschickter Mann sein soll, mit diesem habe ich nun wiederholt gesprochen, und er wird sich vielleicht der Sache unterziehen, wenn es geheim bleibt, weil er sich nicht gern mit dem Gouvernement brouilliren will. Er verlangt 100 ecus für die Form des Borghesischen [2] Fechters, und für die der Diane à la Biche 600 Franken. Auf die Groupe des Laocoon läßt er sich nicht ein, da solche zu groß ist um verschickt zu werden. Die Kosten des Transports sollen nun aber ungeheuer sein, denn die Moules der zwei eben benannten Statuen, Gladiator, u Diana füllen gegen 16 Kisten an, die viele Tausend Pfund wiegen. Bey Gerard wurde mir der Rath gegeben doch lieber einen geschickten Arbeiter nach Deuschland kommen zu laßen, da wir in Deutschland die Abgüße der berühmtesten Statuen besitzen, so würde es weniger Kosten und Umstände machen, als auf dem Wege des Transports. – Hier hast Du das Ganze meines Nachforschens, wenn ich Dir ferner hierin Dienlich sein kann so rechne im Voraus auf meinen Eifer. Ich habe die Reise nach England vorzüglich wegen pecuniärer Hinsicht beschloßen; Deinem Wunsche gemäß bleibe ich noch den October hier und gedenke zum ersten November bestimmt in London zu sein, und mein Heil dort zu versuchen, mitlerweile aber will ich hier das Louvre benützen, und dort copieren, auf die Jardiniere habe ich es längst abgesehen; ob ich sie aber jetzt werde erhalten können, weiß ich nicht. – Ehe ich diesen Brief schloß, gieng ich noch einmal zu H. Jacquet dieser erklärte mir: Auf keinen Fall kann und darf ich irgend eine Moule, es sey für wen es wolle, ohne Vorwißen des Gouvernements machen. Kann sich aber Ihr Freund die Erlaubniß zur Anfertigung, der Formen, von der hiesigen Regierung verschaffen, so bin ich erbötig die Moules von folgenden Figuren zu machen und zwar:
1) den Laocoon für 4000 Franken
2) die Diane à la Biche 2500 Fr.
3) den Gladiateur de Borghese 1500
4) die Selène 2000
5) den Antinous für 1200
6) den Faune entrepos du Capitole 1500
[3] Der Transport des Apparats der Moules dürfte ohngefähr die hälfte kosten. d. h. für den Laocoon 2000 Frank u. s. w. – Eine beßere und befriedigende Auskunft über jene Gegenstände dir zu verschaffen mein liebster Oheim, bin ich außer Stande. Solltest du ferner Aufträge für mich haben, so werde ich thun, was ich vermag, um Deinen Wünschen zu entsprechen.
Von den Eltern habe ich gute Nachrichten, nur macht ihnen die Tante viel zu schaffen.
Adieu! Gott sei mit dir liebster Onkel, und behalte lieb
Deine treue Nichte
Auguste
Rue du Bac No 59
in großer Eile
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Geliebter Onkel!
Deinen Brief vom 23ten v. M. habe ich erst den 2ten August erhalten; Du mußt dich also nicht wundern daß meine Antwort spät erfolgt. Glaube also nicht, daß ich deinen Auftrag nicht mit Eifer betrieben; nachdem ich meinen vorigen Brief an Dich abgeschickt, bin ich noch bey dem General Secretair des Museum Herrn de Cailleux, und hier nächst noch, bey einem andern Mouleur gewesen habe aber überall dieselbe Antwort erhalten; daß nehmlich das Gouvernement auf keine Weise erlaube Moulen zu machen, selbst dann nicht wenn ich auch Eigenthümer der Abgüße der Statuen bin oder die im Louvre befindlich sind, gleich viel, das Gouvernement hat immer das Recht, die ohne seine Genehmigung verfertigten Moules zerstören zu laßen. Daß ich nun nicht nach dem Preiß von einer Sache fragte, die nicht gemacht werden darf, wirst Du selbst begreifen. Jeder mit dem ich darüber sprach, fragte mich, ob es für ein Gouvernement oder für eine Privat Person sey, was die Sache ändert, denn für ein Gouvernement würde man nachsichtiger sein, und gewiß ein Auge zudrücken wie ich merke, auf dieses konnte ich nun aber nichts sagen, da du mir nichts darüber geschrieben. Auf deinen wiederholten Wunsch die Sache zu betreiben, bin ich wieder bey Jaquet geweßen, aber dieselbe Antwort erhalten, hierauf gieng ich zu einem andern Mouleur den mir Gerard empfolen, einen Italiener mit Nahmen Micchelli, der ein sehr gefälliger und geschickter Mann sein soll, mit diesem habe ich nun wiederholt gesprochen, und er wird sich vielleicht der Sache unterziehen, wenn es geheim bleibt, weil er sich nicht gern mit dem Gouvernement brouilliren will. Er verlangt 100 ecus für die Form des Borghesischen [2] Fechters, und für die der Diane à la Biche 600 Franken. Auf die Groupe des Laocoon läßt er sich nicht ein, da solche zu groß ist um verschickt zu werden. Die Kosten des Transports sollen nun aber ungeheuer sein, denn die Moules der zwei eben benannten Statuen, Gladiator, u Diana füllen gegen 16 Kisten an, die viele Tausend Pfund wiegen. Bey Gerard wurde mir der Rath gegeben doch lieber einen geschickten Arbeiter nach Deuschland kommen zu laßen, da wir in Deutschland die Abgüße der berühmtesten Statuen besitzen, so würde es weniger Kosten und Umstände machen, als auf dem Wege des Transports. – Hier hast Du das Ganze meines Nachforschens, wenn ich Dir ferner hierin Dienlich sein kann so rechne im Voraus auf meinen Eifer. Ich habe die Reise nach England vorzüglich wegen pecuniärer Hinsicht beschloßen; Deinem Wunsche gemäß bleibe ich noch den October hier und gedenke zum ersten November bestimmt in London zu sein, und mein Heil dort zu versuchen, mitlerweile aber will ich hier das Louvre benützen, und dort copieren, auf die Jardiniere habe ich es längst abgesehen; ob ich sie aber jetzt werde erhalten können, weiß ich nicht. – Ehe ich diesen Brief schloß, gieng ich noch einmal zu H. Jacquet dieser erklärte mir: Auf keinen Fall kann und darf ich irgend eine Moule, es sey für wen es wolle, ohne Vorwißen des Gouvernements machen. Kann sich aber Ihr Freund die Erlaubniß zur Anfertigung, der Formen, von der hiesigen Regierung verschaffen, so bin ich erbötig die Moules von folgenden Figuren zu machen und zwar:
1) den Laocoon für 4000 Franken
2) die Diane à la Biche 2500 Fr.
3) den Gladiateur de Borghese 1500
4) die Selène 2000
5) den Antinous für 1200
6) den Faune entrepos du Capitole 1500
[3] Der Transport des Apparats der Moules dürfte ohngefähr die hälfte kosten. d. h. für den Laocoon 2000 Frank u. s. w. – Eine beßere und befriedigende Auskunft über jene Gegenstände dir zu verschaffen mein liebster Oheim, bin ich außer Stande. Solltest du ferner Aufträge für mich haben, so werde ich thun, was ich vermag, um Deinen Wünschen zu entsprechen.
Von den Eltern habe ich gute Nachrichten, nur macht ihnen die Tante viel zu schaffen.
Adieu! Gott sei mit dir liebster Onkel, und behalte lieb
Deine treue Nichte
Auguste
Rue du Bac No 59
in großer Eile
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