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Doch die Tage die ich dort verlebt, sind mir ewig unvergeßlich, und kommen mir jetzt vor wie ein schöner Traum, den man nur einmal träumt im Leben und nicht wieder. Auch glaube ich meinen dortigen Aufenthalt gut benutzt zu haben, denn ich <span class="overstrike-1 ">habe</span> widmete fast meine ganze Zeit dem Sehen und Genießen der Herrlichen Kunstwerke, was ich besonders der Gefälligkeit und Güte einiger Deutscher Landsleute zu verdanken habe, die uns über all herum führten. Auf meiner Rückreise blieben wir noch einige Wochen in <span class="index-289 tp-29188 ">Florenz</span> wo ich <span class="index-5090 tp-29208 ">das Portrait </span><span class="index-5090 tp-29208 index-5089 tp-29207 ">der Fürstin</span><span class="index-5090 tp-29208 index-5089 tp-29207 family-courier "> </span><span class="index-5090 tp-29208 index-5089 tp-29207 family-courier index-9649 tp-63310 ">Adam</span><span class="index-5090 tp-29208 index-5089 tp-29207 family-courier "> Czartoriska</span><span class="family-courier "> </span>malte und reisten dann über <span class="index-490 tp-29189 family-courier ">Verona</span>, <span class="index-5088 tp-29190 family-courier ">Trient</span>, <span class="index-2064 tp-29192 family-courier ">Inspruck</span>, und <span class="index-1783 tp-29191 family-courier ">Salzburg</span> nach Wien, wo wir Ende Juli ankamen. – <span class="index-3670 tp-29193 index-3669 tp-29194 ">Die Kinderchen</span> waren Gott sey Dank immer gesund und wohl, und fingen schon an recht hübsch Italiänisch zu plapern.<br>Hier hast Du die kurtze Beschreibung meines Thuns und Treibens. – Welcher neuer Beifall und Bewunderung Dir indeßen in <span class="index-15 tp-29195 ">Berlin</span> zu theil geworden, ist mir trotz meines herum Wanderns nicht verborgen geblieben, und ich habe lebhaftesten Antheil daran genommen.<br>Mit großem Intereße habe ich einige Auszüge aus <span class="index-4967 tp-54497 ">Deinen Vorlesungen</span> gelesen, und sie haben mich ganz in jene Zeit versetzt wo ich das Glück hatte mich mündlich uber solche Gegenstände mit dir zu unterhalten; Ach wie gern mögte ich jetzt einige dieser Tage wieder zurück rufen um noch über andere Gegenstände mit Dir sprechen zu können, die sich schriftlich schwer abhandeln laßen, und leicht <span class="notice-1765 ">[2]</span> nur Misverständniße hervor bringen; denn Du irrst sehr geliebter Oheim wenn Du glaubst daß der Schritt den ich gethan aus Kleinmuth oder Ueberredung geschehen sey. Ich gebe zu daß Leiden und Kummer mancher Art mich nach und nach der Welt ganz entzogen, und zu ernsten Gedanken geführt haben, aber eben diese Leiden haben mein Gemüth deshalb nicht krank, im Gegentheil stärker gemacht, denn wo man immer thätig handeln muß, kann so leicht keine Erschlaffung eintreten. Durch meine Reisen wo ich mich zu Jahren in Catholischen Ländern aufgehalten, habe ich diese Religion kennen und lieben gelernt, und genau und gründlich geprüft, und ich bekenne frey und offen, daß ich nur aus <span class="underline-1 ">eignem</span> Willen, und klahrer Ueberzeugung dazu übergetreten bin, welcher Schritt mich nie gereuen wird, sollte ich auch alle weltlichen Güter darüber einbüßen. Auf der andern Seite kannst du ruhig sein, daß ich mich weder auf Theologische Polemik, noch auf Casuistik einlaße, denn dies sind Dinge in die ich mich nicht mische, und die ich auch nicht verstehe; aber strenge Erfüllung meiner Pflichten, untadelhaftes Betragen, und Liebe gegen meine Nächsten sollen die stummen Worte sein, durch die ich mich bestreben werde auch nicht gleich gesinnten wenigstens Achtung für meine Religion einzuflößen, und übrigens mögen die Leute sagen und denken von mir was ihnen beliebt. – Was den Punkt betrifft Dir mein Vorhaben zuvor zu melden, so habe ich lange deshalb mit mir in Ueberlegung gestanden, und war schon im Begriff es zu thun, aber Dich erst um rath fragen, und dann doch zu thun was ich will, schien mir als wollte ich nur Comödie spielen, und dazu liebe und verehre ich Dich zu sehr. – Den Brief <span class="index-808 tp-55105 ">des Königs</span> habe ich gelesen bald nachdem er erschienen, und ich kann nur so viel sagen daß er bey mir die von Dir erwünschte Wirkung nicht hervor gebracht hat, und ich muß dich auf der andern Seite fragen ob du auch die gegen Antworten zu denen er Anlaß gegeben, gelesen hast? – <span class="index-3670 tp-29199 index-3669 tp-29200 ">Meine Kinder</span> von denen Du Nachricht begehrst, erziehe ich so gut wie ich es in meiner jetzigen Beschränkten Lage kann, und noch sind sie Gott sey Dank einfach und bescheiden <span class="notice-1766 ">[3]</span> zwar nicht glänzend wie manche andere Kinder, aber desto schuldloser und anspruchs loser. 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Ich male und besorge meine Wirtschaft mit allem was dazu gehört (denn ich habe mir bis jetzt noch kein Dienstmädchen halten können) und so hoffe ich mit Gott uns durch zu bringen. – Was den Schluß deines Briefes anbetrifft, so äußerst du darin etwas, was nicht dein Ernst sein kann, denn wenn ich die Inconsequenz auf den Punkt treiben könnte den gethanen Schritt wieder zurück zu thun, so müßte ich Dir selbst verächtlich werden, und lieben könntest Du mich nicht mehr, höchstens bemitleiden, denn Liebe kann ja ohne Achtung nicht bestehen. – <span class="cite tp-52814 ">Willst Du mir jetzt deine Liebe entziehen, so muß ich es dulden, so sehr als es mich auch schmerzt</span> die wenigen Bande die mich an diese Welt knüpfen, nach u nach alle zerreißen zu <span class="notice-1767 ">[4]</span> sehen, doch anders Denken u Handeln kann ich nicht. –<br>Übrigens was meine Liebe und Verehrung betrifft, so bleibt sie nach wie vor dieselbe, ja in dem Grade als alles neben Intereße wegfällt, wirst Du mir nur noch theurer, und es vergeht kein Tag wo ich ich nicht für Dein Wohl zu Gott bethe. 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Ich male und besorge meine Wirtschaft mit allem was dazu gehört (denn ich habe mir bis jetzt noch kein Dienstmädchen halten können) und so hoffe ich mit Gott uns durch zu bringen. – Was den Schluß deines Briefes anbetrifft, so äußerst du darin etwas, was nicht dein Ernst sein kann, denn wenn ich die Inconsequenz auf den Punkt treiben könnte den gethanen Schritt wieder zurück zu thun, so müßte ich Dir selbst verächtlich werden, und lieben könntest Du mich nicht mehr, höchstens bemitleiden, denn Liebe kann ja ohne Achtung nicht bestehen. – <span class="cite tp-52814 ">Willst Du mir jetzt deine Liebe entziehen, so muß ich es dulden, so sehr als es mich auch schmerzt</span> die wenigen Bande die mich an diese Welt knüpfen, nach u nach alle zerreißen zu <span class="notice-1767 ">[4]</span> sehen, doch anders Denken u Handeln kann ich nicht. –<br>Übrigens was meine Liebe und Verehrung betrifft, so bleibt sie nach wie vor dieselbe, ja in dem Grade als alles neben Intereße wegfällt, wirst Du mir nur noch theurer, und es vergeht kein Tag wo ich ich nicht für Dein Wohl zu Gott bethe. Denn glaube mir liebster Oheim, hätte ich eigennützige Absichten gehabt, so würde ich Dir gewiß in allem gefolgt haben um es nicht mit Dir zu verderben, dies wäre aber noch kein Beweis von Liebe gewesen. – <span class="index-3513 tp-54546 ">Buttlar</span> habe ich Deinen Brief deshalb nicht gewiesen, nu<span class="notice-23286 ">r</span> daß Du keinen Zweifel hegen sollst, als sey die Antwort nicht ganz aus mir selbst. – <span class="index-8 tp-29204 ">Onkel Friedrich</span> u <span class="index-180 tp-29205 ">Tante</span> sind ohnlängst von ihrer Reise nach <span class="index-354 tp-29206 ">München</span> zurück gekommen, und Friedrich sprach davon dir nächstens zu schreiben. Durch die Einlage an ihn kannst du mir immer schreiben, wenn du mich ferner so glücklich machen willst manchmal meiner zu gedenken.<br>Nun geliebter Oheim lebe wohl, Gott nehme Dich in seinen Schutz, und segne Dich mit alle den Gütern die Du verdienst.<br>Ewig deine treu ergebene Nichte<br><span class="family-courier ">Augusta Buttlar</span>.', '36_xml' => '<p><milestone unit="start" n="1764"/>[1]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="1764"/> <milestone unit="start" n="1911"/>C.<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Briefnummerierung des Schreibers</title></note><milestone unit="end" n="1911"/> <placeName key="16">Wien</placeName> den 19<hi rend="offset:4">ten</hi> October <lb/>1827.<lb/>Mein theuerster Oheim!<lb/>ich hätte Dir gewiß schon längst geschrieben wenn ich nicht gleich bey meiner Ankunft in <placeName key="16">Wien</placeName> mit so vielen Unangenehmlichkeiten und Geschäften bestürmt worden wär, so daß mir alle Lust zum Schreiben vergieng, um so mehr da ich Dich nicht gern mit Klagen belästigen wollte; <ref target="fud://1173">da Du mir aber so freundlich zuvorkommst</ref>, beeile ich mich meine Nachläßigkeit wieder gut zu machen, und Dir sogleich auf Deinen lieben Brief zu antworten. – Mein Aufenthalt in <placeName key="356">Rom</placeName> dauerte leider nur 10 Wochen, da mich die kommende Hitze, und noch mehr, economische Rücksichten wegtrieben. Doch die Tage die ich dort verlebt, sind mir ewig unvergeßlich, und kommen mir jetzt vor wie ein schöner Traum, den man nur einmal träumt im Leben und nicht wieder. Auch glaube ich meinen dortigen Aufenthalt gut benutzt zu haben, denn ich <hi rend="overstrike:1">habe</hi> widmete fast meine ganze Zeit dem Sehen und Genießen der Herrlichen Kunstwerke, was ich besonders der Gefälligkeit und Güte einiger Deutscher Landsleute zu verdanken habe, die uns über all herum führten. Auf meiner Rückreise blieben wir noch einige Wochen in <placeName key="289">Florenz</placeName> wo ich <name key="5090" type="work">das Portrait <persName key="5089">der Fürstin<hi rend="family:Courier"> <persName key="9649">Adam</persName> Czartoriska</hi></persName><hi rend="family:Courier"></hi></name><hi rend="family:Courier"> </hi>malte und reisten dann über <placeName key="490"><hi rend="family:Courier">Verona</hi></placeName>, <placeName key="5088"><hi rend="family:Courier">Trient</hi></placeName>, <placeName key="2064"><hi rend="family:Courier">Inspruck</hi></placeName>, und <placeName key="1783"><hi rend="family:Courier">Salzburg</hi></placeName> nach Wien, wo wir Ende Juli ankamen. – <persName key="3670"><persName key="3669">Die Kinderchen</persName></persName> waren Gott sey Dank immer gesund und wohl, und fingen schon an recht hübsch Italiänisch zu plapern.<lb/>Hier hast Du die kurtze Beschreibung meines Thuns und Treibens. – Welcher neuer Beifall und Bewunderung Dir indeßen in <placeName key="15">Berlin</placeName> zu theil geworden, ist mir trotz meines herum Wanderns nicht verborgen geblieben, und ich habe lebhaftesten Antheil daran genommen.<lb/>Mit großem Intereße habe ich einige Auszüge aus <name key="4967" type="work">Deinen Vorlesungen</name> gelesen, und sie haben mich ganz in jene Zeit versetzt wo ich das Glück hatte mich mündlich uber solche Gegenstände mit dir zu unterhalten; Ach wie gern mögte ich jetzt einige dieser Tage wieder zurück rufen um noch über andere Gegenstände mit Dir sprechen zu können, die sich schriftlich schwer abhandeln laßen, und leicht <milestone unit="start" n="1765"/>[2]<note type="Textkorrektur"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="1765"/> nur Misverständniße hervor bringen; denn Du irrst sehr geliebter Oheim wenn Du glaubst daß der Schritt den ich gethan aus Kleinmuth oder Ueberredung geschehen sey. Ich gebe zu daß Leiden und Kummer mancher Art mich nach und nach der Welt ganz entzogen, und zu ernsten Gedanken geführt haben, aber eben diese Leiden haben mein Gemüth deshalb nicht krank, im Gegentheil stärker gemacht, denn wo man immer thätig handeln muß, kann so leicht keine Erschlaffung eintreten. Durch meine Reisen wo ich mich zu Jahren in Catholischen Ländern aufgehalten, habe ich diese Religion kennen und lieben gelernt, und genau und gründlich geprüft, und ich bekenne frey und offen, daß ich nur aus <hi rend="underline:1">eignem</hi> Willen, und klahrer Ueberzeugung dazu übergetreten bin, welcher Schritt mich nie gereuen wird, sollte ich auch alle weltlichen Güter darüber einbüßen. Auf der andern Seite kannst du ruhig sein, daß ich mich weder auf Theologische Polemik, noch auf Casuistik einlaße, denn dies sind Dinge in die ich mich nicht mische, und die ich auch nicht verstehe; aber strenge Erfüllung meiner Pflichten, untadelhaftes Betragen, und Liebe gegen meine Nächsten sollen die stummen Worte sein, durch die ich mich bestreben werde auch nicht gleich gesinnten wenigstens Achtung für meine Religion einzuflößen, und übrigens mögen die Leute sagen und denken von mir was ihnen beliebt. – Was den Punkt betrifft Dir mein Vorhaben zuvor zu melden, so habe ich lange deshalb mit mir in Ueberlegung gestanden, und war schon im Begriff es zu thun, aber Dich erst um rath fragen, und dann doch zu thun was ich will, schien mir als wollte ich nur Comödie spielen, und dazu liebe und verehre ich Dich zu sehr. – Den Brief <persName key="808">des Königs</persName> habe ich gelesen bald nachdem er erschienen, und ich kann nur so viel sagen daß er bey mir die von Dir erwünschte Wirkung nicht hervor gebracht hat, und ich muß dich auf der andern Seite fragen ob du auch die gegen Antworten zu denen er Anlaß gegeben, gelesen hast? – <persName key="3670"><persName key="3669">Meine Kinder</persName></persName> von denen Du Nachricht begehrst, erziehe ich so gut wie ich es in meiner jetzigen Beschränkten Lage kann, und noch sind sie Gott sey Dank einfach und bescheiden <milestone unit="start" n="1766"/>[3]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="1766"/> zwar nicht glänzend wie manche andere Kinder, aber desto schuldloser und anspruchs loser. 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Auf der andern Seite kannst du ruhig sein, daß ich mich weder auf Theologische Polemik, noch auf Casuistik einlaße, denn dies sind Dinge in die ich mich nicht mische, und die ich auch nicht verstehe; aber strenge Erfüllung meiner Pflichten, untadelhaftes Betragen, und Liebe gegen meine Nächsten sollen die stummen Worte sein, durch die ich mich bestreben werde auch nicht gleich gesinnten wenigstens Achtung für meine Religion einzuflößen, und übrigens mögen die Leute sagen und denken von mir was ihnen beliebt. – Was den Punkt betrifft Dir mein Vorhaben zuvor zu melden, so habe ich lange deshalb mit mir in Ueberlegung gestanden, und war schon im Begriff es zu thun, aber Dich erst um rath fragen, und dann doch zu thun was ich will, schien mir als wollte ich nur Comödie spielen, und dazu liebe und verehre ich Dich zu sehr. – Den Brief <anchor type="b" n="808" ana="11" xml:id="NidB55105"/>des Königs<anchor type="e" n="808" ana="11" xml:id="NidE55105"/> habe ich gelesen bald nachdem er erschienen, und ich kann nur so viel sagen daß er bey mir die von Dir erwünschte Wirkung nicht hervor gebracht hat, und ich muß dich auf der andern Seite fragen ob du auch die gegen Antworten zu denen er Anlaß gegeben, gelesen hast? – <anchor type="b" n="3670" ana="11" xml:id="NidB29199"/><anchor type="b" n="3669" ana="11" xml:id="NidB29200"/>Meine Kinder<anchor type="e" n="3669" ana="11" xml:id="NidE29200"/><anchor type="e" n="3670" ana="11" xml:id="NidE29199"/> von denen Du Nachricht begehrst, erziehe ich so gut wie ich es in meiner jetzigen Beschränkten Lage kann, und noch sind sie Gott sey Dank einfach und bescheiden <milestone unit="start" n="1766"/>[3]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="1766"/> zwar nicht glänzend wie manche andere Kinder, aber desto schuldloser und anspruchs loser. 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Ich male und besorge meine Wirtschaft mit allem was dazu gehört (denn ich habe mir bis jetzt noch kein Dienstmädchen halten können) und so hoffe ich mit Gott uns durch zu bringen. – Was den Schluß deines Briefes anbetrifft, so äußerst du darin etwas, was nicht dein Ernst sein kann, denn wenn ich die Inconsequenz auf den Punkt treiben könnte den gethanen Schritt wieder zurück zu thun, so müßte ich Dir selbst verächtlich werden, und lieben könntest Du mich nicht mehr, höchstens bemitleiden, denn Liebe kann ja ohne Achtung nicht bestehen. – <anchor type="b" n="6716" ana="16" xml:id="NidB52814"/>Willst Du mir jetzt deine Liebe entziehen, so muß ich es dulden, so sehr als es mich auch schmerzt<anchor type="e" n="6716" ana="16" xml:id="NidE52814"/> die wenigen Bande die mich an diese Welt knüpfen, nach u nach alle zerreißen zu <milestone unit="start" n="1767"/>[4]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="1767"/> sehen, doch anders Denken u Handeln kann ich nicht. –<lb/>Übrigens was meine Liebe und Verehrung betrifft, so bleibt sie nach wie vor dieselbe, ja in dem Grade als alles neben Intereße wegfällt, wirst Du mir nur noch theurer, und es vergeht kein Tag wo ich ich nicht für Dein Wohl zu Gott bethe. 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Nachläßigkeit wieder gut zu machen, und Dir sogleich auf Deinen lieben Brief zu antworten. – Mein Aufenthalt in <span class="index-356 tp-29187 ">Rom</span> dauerte leider nur 10 Wochen, da mich die kommende Hitze, und noch mehr, economische Rücksichten wegtrieben. Doch die Tage die ich dort verlebt, sind mir ewig unvergeßlich, und kommen mir jetzt vor wie ein schöner Traum, den man nur einmal träumt im Leben und nicht wieder. Auch glaube ich meinen dortigen Aufenthalt gut benutzt zu haben, denn ich <span class="overstrike-1 ">habe</span> widmete fast meine ganze Zeit dem Sehen und Genießen der Herrlichen Kunstwerke, was ich besonders der Gefälligkeit und Güte einiger Deutscher Landsleute zu verdanken habe, die uns über all herum führten. Auf meiner Rückreise blieben wir noch einige Wochen in <span class="index-289 tp-29188 ">Florenz</span> wo ich <span class="index-5090 tp-29208 ">das Portrait </span><span class="index-5090 tp-29208 index-5089 tp-29207 ">der Fürstin</span><span class="index-5090 tp-29208 index-5089 tp-29207 family-courier "> </span><span class="index-5090 tp-29208 index-5089 tp-29207 family-courier index-9649 tp-63310 ">Adam</span><span class="index-5090 tp-29208 index-5089 tp-29207 family-courier "> Czartoriska</span><span class="family-courier "> </span>malte und reisten dann über <span class="index-490 tp-29189 family-courier ">Verona</span>, <span class="index-5088 tp-29190 family-courier ">Trient</span>, <span class="index-2064 tp-29192 family-courier ">Inspruck</span>, und <span class="index-1783 tp-29191 family-courier ">Salzburg</span> nach Wien, wo wir Ende Juli ankamen. – <span class="index-3670 tp-29193 index-3669 tp-29194 ">Die Kinderchen</span> waren Gott sey Dank immer gesund und wohl, und fingen schon an recht hübsch Italiänisch zu plapern.<br>Hier hast Du die kurtze Beschreibung meines Thuns und Treibens. – Welcher neuer Beifall und Bewunderung Dir indeßen in <span class="index-15 tp-29195 ">Berlin</span> zu theil geworden, ist mir trotz meines herum Wanderns nicht verborgen geblieben, und ich habe lebhaftesten Antheil daran genommen.<br>Mit großem Intereße habe ich einige Auszüge aus <span class="index-4967 tp-54497 ">Deinen Vorlesungen</span> gelesen, und sie haben mich ganz in jene Zeit versetzt wo ich das Glück hatte mich mündlich uber solche Gegenstände mit dir zu unterhalten; Ach wie gern mögte ich jetzt einige dieser Tage wieder zurück rufen um noch über andere Gegenstände mit Dir sprechen zu können, die sich schriftlich schwer abhandeln laßen, und leicht <span class="notice-1765 ">[2]</span> nur Misverständniße hervor bringen; denn Du irrst sehr geliebter Oheim wenn Du glaubst daß der Schritt den ich gethan aus Kleinmuth oder Ueberredung geschehen sey. Ich gebe zu daß Leiden und Kummer mancher Art mich nach und nach der Welt ganz entzogen, und zu ernsten Gedanken geführt haben, aber eben diese Leiden haben mein Gemüth deshalb nicht krank, im Gegentheil stärker gemacht, denn wo man immer thätig handeln muß, kann so leicht keine Erschlaffung eintreten. Durch meine Reisen wo ich mich zu Jahren in Catholischen Ländern aufgehalten, habe ich diese Religion kennen und lieben gelernt, und genau und gründlich geprüft, und ich bekenne frey und offen, daß ich nur aus <span class="underline-1 ">eignem</span> Willen, und klahrer Ueberzeugung dazu übergetreten bin, welcher Schritt mich nie gereuen wird, sollte ich auch alle weltlichen Güter darüber einbüßen. Auf der andern Seite kannst du ruhig sein, daß ich mich weder auf Theologische Polemik, noch auf Casuistik einlaße, denn dies sind Dinge in die ich mich nicht mische, und die ich auch nicht verstehe; aber strenge Erfüllung meiner Pflichten, untadelhaftes Betragen, und Liebe gegen meine Nächsten sollen die stummen Worte sein, durch die ich mich bestreben werde auch nicht gleich gesinnten wenigstens Achtung für meine Religion einzuflößen, und übrigens mögen die Leute sagen und denken von mir was ihnen beliebt. – Was den Punkt betrifft Dir mein Vorhaben zuvor zu melden, so habe ich lange deshalb mit mir in Ueberlegung gestanden, und war schon im Begriff es zu thun, aber Dich erst um rath fragen, und dann doch zu thun was ich will, schien mir als wollte ich nur Comödie spielen, und dazu liebe und verehre ich Dich zu sehr. – Den Brief <span class="index-808 tp-55105 ">des Königs</span> habe ich gelesen bald nachdem er erschienen, und ich kann nur so viel sagen daß er bey mir die von Dir erwünschte Wirkung nicht hervor gebracht hat, und ich muß dich auf der andern Seite fragen ob du auch die gegen Antworten zu denen er Anlaß gegeben, gelesen hast? – <span class="index-3670 tp-29199 index-3669 tp-29200 ">Meine Kinder</span> von denen Du Nachricht begehrst, erziehe ich so gut wie ich es in meiner jetzigen Beschränkten Lage kann, und noch sind sie Gott sey Dank einfach und bescheiden <span class="notice-1766 ">[3]</span> zwar nicht glänzend wie manche andere Kinder, aber desto schuldloser und anspruchs loser. Daß ich sie in meiner Religion erziehe versteht sich von selbst. – Daß <span class="index-3671 tp-54498 ">meine gute Cousine</span> in <span class="index-2755 tp-29201 ">Harburg</span> in einer so beschränkten Lage ist thut mir sehr leid, und es muß ihr um so härter ankommen da sie sehr fein gebildet, und zu Entsagungen nicht erzogen zu sein scheint, dennoch geht es ihr doch beßer wie mir, denn ich habe gar <span class="underline-1 ">nichts</span> als was ich verdiene, und weiß auch nicht ob ich je etwas erhalten werde, denn man hat die Absicht mir alles zu entziehen, da der Vormund der Kinder das Wort <span class="underline-1 ">Bestreiten</span> im Testamente in <span class="underline-1 ">Besorgung</span> der Erziehung der Kinder verdrehen will, um sich alles anzumaßen, und mein Pflichtheil will man mir dadurch entziehen, daß ich alles was ich je von <span class="index-115 tp-54499 index-129 tp-54500 ">den Eltern</span> geschenkt erhalten, wieder zurük erstatten soll. Da die gerichtlichen Behörden in <span class="index-13 tp-29202 ">Dresden</span> alle ungerechter Weise gegen mich entschieden haben, so bleibt mir nicht übrig als die Sache vorʼs <span class="index-8749 tp-54501 ">Oberlandes gericht</span> zu bringen, wo ich doch noch unpartheiligkeit zu hoffen finde; und im schlimmsten Fall wende ich mich an <span class="index-808 tp-54502 ">den König</span>, der aber freilig gegen den Rechtsspruch nichts thuen kann. –<br>Meine ehemaligen Glaubensgenoßen benehmen sich in dieser Sache nicht sehr freundlich, denn mein Advocat (wiewohl selbst Protestant) beklagt sich, daß sein Stand sehr schwer sey, indem er nicht allein mit Rechtsverdrehungen sondern mit vorgefaßten Meinungen zu kämpfen habe . – Bey diesem Stand der Dinge kannst du wohl denken daß wir uns auf das aller economischte haben einrichten müßen, was mir auch gar nicht schwer fällt. <span class="index-3513 tp-29203 ">Buttlar</span> giebt <span class="index-3670 tp-54541 index-3669 tp-54542 ">den Kindern</span> Unterricht im Schreiben, Rechnen, Sprachen & &. und thut es mit vieler Sorge und Eifer, so daß die Kinder bedeutende Vortschritte machen. Ich male und besorge meine Wirtschaft mit allem was dazu gehört (denn ich habe mir bis jetzt noch kein Dienstmädchen halten können) und so hoffe ich mit Gott uns durch zu bringen. – Was den Schluß deines Briefes anbetrifft, so äußerst du darin etwas, was nicht dein Ernst sein kann, denn wenn ich die Inconsequenz auf den Punkt treiben könnte den gethanen Schritt wieder zurück zu thun, so müßte ich Dir selbst verächtlich werden, und lieben könntest Du mich nicht mehr, höchstens bemitleiden, denn Liebe kann ja ohne Achtung nicht bestehen. – <span class="cite tp-52814 ">Willst Du mir jetzt deine Liebe entziehen, so muß ich es dulden, so sehr als es mich auch schmerzt</span> die wenigen Bande die mich an diese Welt knüpfen, nach u nach alle zerreißen zu <span class="notice-1767 ">[4]</span> sehen, doch anders Denken u Handeln kann ich nicht. –<br>Übrigens was meine Liebe und Verehrung betrifft, so bleibt sie nach wie vor dieselbe, ja in dem Grade als alles neben Intereße wegfällt, wirst Du mir nur noch theurer, und es vergeht kein Tag wo ich ich nicht für Dein Wohl zu Gott bethe. Denn glaube mir liebster Oheim, hätte ich eigennützige Absichten gehabt, so würde ich Dir gewiß in allem gefolgt haben um es nicht mit Dir zu verderben, dies wäre aber noch kein Beweis von Liebe gewesen. – <span class="index-3513 tp-54546 ">Buttlar</span> habe ich Deinen Brief deshalb nicht gewiesen, nu<span class="notice-23286 ">r</span> daß Du keinen Zweifel hegen sollst, als sey die Antwort nicht ganz aus mir selbst. – <span class="index-8 tp-29204 ">Onkel Friedrich</span> u <span class="index-180 tp-29205 ">Tante</span> sind ohnlängst von ihrer Reise nach <span class="index-354 tp-29206 ">München</span> zurück gekommen, und Friedrich sprach davon dir nächstens zu schreiben. Durch die Einlage an ihn kannst du mir immer schreiben, wenn du mich ferner so glücklich machen willst manchmal meiner zu gedenken.<br>Nun geliebter Oheim lebe wohl, Gott nehme Dich in seinen Schutz, und segne Dich mit alle den Gütern die Du verdienst.<br>Ewig deine treu ergebene Nichte<br><span class="family-courier ">Augusta Buttlar</span>.' $isaprint = false $isnewtranslation = true $statemsg = 'betamsg23' $cittitle = 'www.august-wilhelm-schlegel.de/briefedigital/briefid/1607' $description = 'Augusta von Buttlar an August Wilhelm von Schlegel am 19.10.1827, Wien, Bonn' $adressatort = 'Bonn <a class="gndmetadata" target="_blank" href="http://d-nb.info/gnd/1001909-1">GND</a>' $absendeort = 'Wien <a class="gndmetadata" target="_blank" href="http://d-nb.info/gnd/4066009-6">GND</a>' $date = '19.10.1827' $adressat = array() $adrCitation = 'August Wilhelm von Schlegel' $absender = array( (int) 1476 => array( 'ID' => '1476', 'project' => '1', 'timecreate' => '2013-03-26 11:52:18', 'timelastchg' => '2019-08-01 18:18:11', 'key' => 'AWS-ap-0050', 'docTyp' => array( 'name' => 'Person', 'id' => '39' ), '39_fulltext' => '', '39_html' => '', '39_name' => 'Buttlar, Augusta von', '39_namevar' => 'Ernst, Augusta (Geburtsname)', '39_gebdatum' => '1796-07-17', '39_toddatum' => '1857-07-05', '39_geschlecht' => 'w', '39_lebenwirken' => 'Malerin, Miniaturistin, Zeichnerin Augusta („Gustchen“) von Buttlar begann ihre Ausbildung zur Malerin 1810 in Dresden unter der Aufsicht von Friedrich Matthäi. 1816 heiratete sie den russischen Obristen Heinrich Ludwig von Buttlar, mit dem sie zwei Töchter, Marianne und Adelheid, hatte. Ab 1818 unternahm die Malerin zahlreiche Reisen, die ihrer Ausbildung dienten, und lebte zeitweilig in Frankfurt am Main und München sowie in Paris, London und Italien. Zu ihren Gönnern zählten der Maler François Gérard, bei dem sie während ihres Parisaufenthalts Unterricht nahm, und der Graf Forbin. Mit Sulpiz Boisserée war sie seit ihrer Ausbildung an der Dresdner Akademie bekannt und stand mit ihm in regem Briefwechsel. Auch in Wien und London, das sie 1824 bereiste, wurde ihre Portraitmalerei sehr geschätzt. Nach dem Tod ihrer Eltern Ludwig Emanuel und Charlotte Ernst musste sie nach Dresden zurückkehren und sich um ihre Kinder kümmern. 1827 konvertierte sie, wohl unter dem Einfluss ihres Onkels Friedrich und von dessen Frau Dorothea, zum Katholizismus. 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Durch die Einlage an ihn kannst du mir immer schreiben, wenn du mich ferner so glücklich machen willst manchmal meiner zu gedenken.<lb/>Nun geliebter Oheim lebe wohl, Gott nehme Dich in seinen Schutz, und segne Dich mit alle den Gütern die Du verdienst.<lb/>Ewig deine treu ergebene Nichte<lb/><hi rend="family:Courier">Augusta Buttlar</hi>.</p>', '36_xml_standoff' => '<milestone unit="start" n="1764"/>[1]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="1764"/> <milestone unit="start" n="1911"/>C.<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Briefnummerierung des Schreibers</title></note><milestone unit="end" n="1911"/> <anchor type="b" n="16" ana="10" xml:id="NidB29186"/>Wien<anchor type="e" n="16" ana="10" xml:id="NidE29186"/> den 19<hi rend="offset:4">ten</hi> October <lb/>1827.<lb/>Mein theuerster Oheim!<lb/>ich hätte Dir gewiß schon längst geschrieben wenn ich nicht gleich bey meiner Ankunft in <anchor type="b" n="16" ana="10" xml:id="NidB54495"/>Wien<anchor type="e" n="16" ana="10" xml:id="NidE54495"/> mit so vielen Unangenehmlichkeiten und Geschäften bestürmt worden wär, so daß mir alle Lust zum Schreiben vergieng, um so mehr da ich Dich nicht gern mit Klagen belästigen wollte; <ref target="fud://1173">da Du mir aber so freundlich zuvorkommst</ref>, beeile ich mich meine Nachläßigkeit wieder gut zu machen, und Dir sogleich auf Deinen lieben Brief zu antworten. – Mein Aufenthalt in <anchor type="b" n="356" ana="10" xml:id="NidB29187"/>Rom<anchor type="e" n="356" ana="10" xml:id="NidE29187"/> dauerte leider nur 10 Wochen, da mich die kommende Hitze, und noch mehr, economische Rücksichten wegtrieben. Doch die Tage die ich dort verlebt, sind mir ewig unvergeßlich, und kommen mir jetzt vor wie ein schöner Traum, den man nur einmal träumt im Leben und nicht wieder. Auch glaube ich meinen dortigen Aufenthalt gut benutzt zu haben, denn ich <hi rend="overstrike:1">habe</hi> widmete fast meine ganze Zeit dem Sehen und Genießen der Herrlichen Kunstwerke, was ich besonders der Gefälligkeit und Güte einiger Deutscher Landsleute zu verdanken habe, die uns über all herum führten. Auf meiner Rückreise blieben wir noch einige Wochen in <anchor type="b" n="289" ana="10" xml:id="NidB29188"/>Florenz<anchor type="e" n="289" ana="10" xml:id="NidE29188"/> wo ich <anchor type="b" n="5090" ana="12" xml:id="NidB29208"/>das Portrait <anchor type="b" n="5089" ana="11" xml:id="NidB29207"/>der Fürstin<hi rend="family:Courier"> <anchor type="b" n="9649" ana="11" xml:id="NidB63310"/>Adam<anchor type="e" n="9649" ana="11" xml:id="NidE63310"/> Czartoriska<anchor type="e" n="5089" ana="11" xml:id="NidE29207"/><anchor type="e" n="5090" ana="12" xml:id="NidE29208"/> </hi>malte und reisten dann über <anchor type="b" n="490" ana="10" xml:id="NidB29189"/><hi rend="family:Courier">Verona</hi><anchor type="e" n="490" ana="10" xml:id="NidE29189"/>, <anchor type="b" n="5088" ana="10" xml:id="NidB29190"/><hi rend="family:Courier">Trient</hi><anchor type="e" n="5088" ana="10" xml:id="NidE29190"/>, <anchor type="b" n="2064" ana="10" xml:id="NidB29192"/><hi rend="family:Courier">Inspruck</hi><anchor type="e" n="2064" ana="10" xml:id="NidE29192"/>, und <anchor type="b" n="1783" ana="10" xml:id="NidB29191"/><hi rend="family:Courier">Salzburg</hi><anchor type="e" n="1783" ana="10" xml:id="NidE29191"/> nach Wien, wo wir Ende Juli ankamen. – <anchor type="b" n="3670" ana="11" xml:id="NidB29193"/><anchor type="b" n="3669" ana="11" xml:id="NidB29194"/>Die Kinderchen<anchor type="e" n="3669" ana="11" xml:id="NidE29194"/><anchor type="e" n="3670" ana="11" xml:id="NidE29193"/> waren Gott sey Dank immer gesund und wohl, und fingen schon an recht hübsch Italiänisch zu plapern.<lb/>Hier hast Du die kurtze Beschreibung meines Thuns und Treibens. – Welcher neuer Beifall und Bewunderung Dir indeßen in <anchor type="b" n="15" ana="10" xml:id="NidB29195"/>Berlin<anchor type="e" n="15" ana="10" xml:id="NidE29195"/> zu theil geworden, ist mir trotz meines herum Wanderns nicht verborgen geblieben, und ich habe lebhaftesten Antheil daran genommen.<lb/>Mit großem Intereße habe ich einige Auszüge aus <anchor type="b" n="4967" ana="12" xml:id="NidB54497"/>Deinen Vorlesungen<anchor type="e" n="4967" ana="12" xml:id="NidE54497"/> gelesen, und sie haben mich ganz in jene Zeit versetzt wo ich das Glück hatte mich mündlich uber solche Gegenstände mit dir zu unterhalten; Ach wie gern mögte ich jetzt einige dieser Tage wieder zurück rufen um noch über andere Gegenstände mit Dir sprechen zu können, die sich schriftlich schwer abhandeln laßen, und leicht <milestone unit="start" n="1765"/>[2]<note type="Textkorrektur"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="1765"/> nur Misverständniße hervor bringen; denn Du irrst sehr geliebter Oheim wenn Du glaubst daß der Schritt den ich gethan aus Kleinmuth oder Ueberredung geschehen sey. Ich gebe zu daß Leiden und Kummer mancher Art mich nach und nach der Welt ganz entzogen, und zu ernsten Gedanken geführt haben, aber eben diese Leiden haben mein Gemüth deshalb nicht krank, im Gegentheil stärker gemacht, denn wo man immer thätig handeln muß, kann so leicht keine Erschlaffung eintreten. Durch meine Reisen wo ich mich zu Jahren in Catholischen Ländern aufgehalten, habe ich diese Religion kennen und lieben gelernt, und genau und gründlich geprüft, und ich bekenne frey und offen, daß ich nur aus <hi rend="underline:1">eignem</hi> Willen, und klahrer Ueberzeugung dazu übergetreten bin, welcher Schritt mich nie gereuen wird, sollte ich auch alle weltlichen Güter darüber einbüßen. Auf der andern Seite kannst du ruhig sein, daß ich mich weder auf Theologische Polemik, noch auf Casuistik einlaße, denn dies sind Dinge in die ich mich nicht mische, und die ich auch nicht verstehe; aber strenge Erfüllung meiner Pflichten, untadelhaftes Betragen, und Liebe gegen meine Nächsten sollen die stummen Worte sein, durch die ich mich bestreben werde auch nicht gleich gesinnten wenigstens Achtung für meine Religion einzuflößen, und übrigens mögen die Leute sagen und denken von mir was ihnen beliebt. – Was den Punkt betrifft Dir mein Vorhaben zuvor zu melden, so habe ich lange deshalb mit mir in Ueberlegung gestanden, und war schon im Begriff es zu thun, aber Dich erst um rath fragen, und dann doch zu thun was ich will, schien mir als wollte ich nur Comödie spielen, und dazu liebe und verehre ich Dich zu sehr. – Den Brief <anchor type="b" n="808" ana="11" xml:id="NidB55105"/>des Königs<anchor type="e" n="808" ana="11" xml:id="NidE55105"/> habe ich gelesen bald nachdem er erschienen, und ich kann nur so viel sagen daß er bey mir die von Dir erwünschte Wirkung nicht hervor gebracht hat, und ich muß dich auf der andern Seite fragen ob du auch die gegen Antworten zu denen er Anlaß gegeben, gelesen hast? – <anchor type="b" n="3670" ana="11" xml:id="NidB29199"/><anchor type="b" n="3669" ana="11" xml:id="NidB29200"/>Meine Kinder<anchor type="e" n="3669" ana="11" xml:id="NidE29200"/><anchor type="e" n="3670" ana="11" xml:id="NidE29199"/> von denen Du Nachricht begehrst, erziehe ich so gut wie ich es in meiner jetzigen Beschränkten Lage kann, und noch sind sie Gott sey Dank einfach und bescheiden <milestone unit="start" n="1766"/>[3]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="1766"/> zwar nicht glänzend wie manche andere Kinder, aber desto schuldloser und anspruchs loser. Daß ich sie in meiner Religion erziehe versteht sich von selbst. – Daß <anchor type="b" n="3671" ana="11" xml:id="NidB54498"/>meine gute Cousine<anchor type="e" n="3671" ana="11" xml:id="NidE54498"/> in <anchor type="b" n="2755" ana="10" xml:id="NidB29201"/>Harburg<anchor type="e" n="2755" ana="10" xml:id="NidE29201"/> in einer so beschränkten Lage ist thut mir sehr leid, und es muß ihr um so härter ankommen da sie sehr fein gebildet, und zu Entsagungen nicht erzogen zu sein scheint, dennoch geht es ihr doch beßer wie mir, denn ich habe gar <hi rend="underline:1">nichts</hi> als was ich verdiene, und weiß auch nicht ob ich je etwas erhalten werde, denn man hat die Absicht mir alles zu entziehen, da der Vormund der Kinder das Wort <hi rend="underline:1">Bestreiten</hi> im Testamente in <hi rend="underline:1">Besorgung</hi> der Erziehung der Kinder verdrehen will, um sich alles anzumaßen, und mein Pflichtheil will man mir dadurch entziehen, daß ich alles was ich je von <anchor type="b" n="115" ana="11" xml:id="NidB54499"/><anchor type="b" n="129" ana="11" xml:id="NidB54500"/>den Eltern<anchor type="e" n="129" ana="11" xml:id="NidE54500"/><anchor type="e" n="115" ana="11" xml:id="NidE54499"/> geschenkt erhalten, wieder zurük erstatten soll. Da die gerichtlichen Behörden in <anchor type="b" n="13" ana="10" xml:id="NidB29202"/>Dresden<anchor type="e" n="13" ana="10" xml:id="NidE29202"/> alle ungerechter Weise gegen mich entschieden haben, so bleibt mir nicht übrig als die Sache vorʼs <anchor type="b" n="8749" ana="15" xml:id="NidB54501"/>Oberlandes gericht<anchor type="e" n="8749" ana="15" xml:id="NidE54501"/> zu bringen, wo ich doch noch unpartheiligkeit zu hoffen finde; und im schlimmsten Fall wende ich mich an <anchor type="b" n="808" ana="11" xml:id="NidB54502"/>den König<anchor type="e" n="808" ana="11" xml:id="NidE54502"/>, der aber freilig gegen den Rechtsspruch nichts thuen kann. –<lb/>Meine ehemaligen Glaubensgenoßen benehmen sich in dieser Sache nicht sehr freundlich, denn mein Advocat (wiewohl selbst Protestant) beklagt sich, daß sein Stand sehr schwer sey, indem er nicht allein mit Rechtsverdrehungen sondern mit vorgefaßten Meinungen zu kämpfen habe . – Bey diesem Stand der Dinge kannst du wohl denken daß wir uns auf das aller economischte haben einrichten müßen, was mir auch gar nicht schwer fällt. <anchor type="b" n="3513" ana="11" xml:id="NidB29203"/>Buttlar<anchor type="e" n="3513" ana="11" xml:id="NidE29203"/> giebt <anchor type="b" n="3670" ana="11" xml:id="NidB54541"/><anchor type="b" n="3669" ana="11" xml:id="NidB54542"/>den Kindern<anchor type="e" n="3669" ana="11" xml:id="NidE54542"/><anchor type="e" n="3670" ana="11" xml:id="NidE54541"/> Unterricht im Schreiben, Rechnen, Sprachen & &. und thut es mit vieler Sorge und Eifer, so daß die Kinder bedeutende Vortschritte machen. Ich male und besorge meine Wirtschaft mit allem was dazu gehört (denn ich habe mir bis jetzt noch kein Dienstmädchen halten können) und so hoffe ich mit Gott uns durch zu bringen. – Was den Schluß deines Briefes anbetrifft, so äußerst du darin etwas, was nicht dein Ernst sein kann, denn wenn ich die Inconsequenz auf den Punkt treiben könnte den gethanen Schritt wieder zurück zu thun, so müßte ich Dir selbst verächtlich werden, und lieben könntest Du mich nicht mehr, höchstens bemitleiden, denn Liebe kann ja ohne Achtung nicht bestehen. – <anchor type="b" n="6716" ana="16" xml:id="NidB52814"/>Willst Du mir jetzt deine Liebe entziehen, so muß ich es dulden, so sehr als es mich auch schmerzt<anchor type="e" n="6716" ana="16" xml:id="NidE52814"/> die wenigen Bande die mich an diese Welt knüpfen, nach u nach alle zerreißen zu <milestone unit="start" n="1767"/>[4]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="1767"/> sehen, doch anders Denken u Handeln kann ich nicht. –<lb/>Übrigens was meine Liebe und Verehrung betrifft, so bleibt sie nach wie vor dieselbe, ja in dem Grade als alles neben Intereße wegfällt, wirst Du mir nur noch theurer, und es vergeht kein Tag wo ich ich nicht für Dein Wohl zu Gott bethe. Denn glaube mir liebster Oheim, hätte ich eigennützige Absichten gehabt, so würde ich Dir gewiß in allem gefolgt haben um es nicht mit Dir zu verderben, dies wäre aber noch kein Beweis von Liebe gewesen. – <anchor type="b" n="3513" ana="11" xml:id="NidB54546"/>Buttlar<anchor type="e" n="3513" ana="11" xml:id="NidE54546"/> habe ich Deinen Brief deshalb nicht gewiesen, nu<milestone unit="start" n="23286"/>r<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Unsichere Lesung</title></note><milestone unit="end" n="23286"/> daß Du keinen Zweifel hegen sollst, als sey die Antwort nicht ganz aus mir selbst. – <anchor type="b" n="8" ana="11" xml:id="NidB29204"/>Onkel Friedrich<anchor type="e" n="8" ana="11" xml:id="NidE29204"/> u <anchor type="b" n="180" ana="11" xml:id="NidB29205"/>Tante<anchor type="e" n="180" ana="11" xml:id="NidE29205"/> sind ohnlängst von ihrer Reise nach <anchor type="b" n="354" ana="10" xml:id="NidB29206"/>München<anchor type="e" n="354" ana="10" xml:id="NidE29206"/> zurück gekommen, und Friedrich sprach davon dir nächstens zu schreiben. Durch die Einlage an ihn kannst du mir immer schreiben, wenn du mich ferner so glücklich machen willst manchmal meiner zu gedenken.<lb/>Nun geliebter Oheim lebe wohl, Gott nehme Dich in seinen Schutz, und segne Dich mit alle den Gütern die Du verdienst.<lb/>Ewig deine treu ergebene Nichte<lb/><hi rend="family:Courier">Augusta Buttlar</hi>.', '36_absender' => array( (int) 0 => array( 'ID' => '7298', 'content' => 'Augusta von Buttlar', 'bemerkung' => '', 'altBegriff' => 'Buttlar, Augusta von', 'LmAdd' => array( [maximum depth reached] ) ) ), '36_adressat' => array( (int) 0 => array( 'ID' => '7125', 'content' => 'August Wilhelm von Schlegel', 'bemerkung' => '', 'altBegriff' => 'Schlegel, August Wilhelm von', 'LmAdd' => array( [maximum depth reached] ) ) ), '36_datumvon' => '1827-10-19', '36_absenderort' => array( (int) 0 => array( 'ID' => '16', 'content' => 'Wien', 'bemerkung' => 'GND:4066009-6', 'altBegriff' => '', 'LmAdd' => array([maximum depth reached]) ) ), '36_datengeberhand' => 'Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek', '36_purlhand' => 'DE-611-38972', '36_signaturhand' => 'Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.3,Nr.140', '36_h1zahl' => '4 S. auf Doppelbl., hs. m. 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[1] C. Wien den 19ten October
1827.
Mein theuerster Oheim!
ich hätte Dir gewiß schon längst geschrieben wenn ich nicht gleich bey meiner Ankunft in Wien mit so vielen Unangenehmlichkeiten und Geschäften bestürmt worden wär, so daß mir alle Lust zum Schreiben vergieng, um so mehr da ich Dich nicht gern mit Klagen belästigen wollte; da Du mir aber so freundlich zuvorkommst, beeile ich mich meine Nachläßigkeit wieder gut zu machen, und Dir sogleich auf Deinen lieben Brief zu antworten. – Mein Aufenthalt in Rom dauerte leider nur 10 Wochen, da mich die kommende Hitze, und noch mehr, economische Rücksichten wegtrieben. Doch die Tage die ich dort verlebt, sind mir ewig unvergeßlich, und kommen mir jetzt vor wie ein schöner Traum, den man nur einmal träumt im Leben und nicht wieder. Auch glaube ich meinen dortigen Aufenthalt gut benutzt zu haben, denn ich habe widmete fast meine ganze Zeit dem Sehen und Genießen der Herrlichen Kunstwerke, was ich besonders der Gefälligkeit und Güte einiger Deutscher Landsleute zu verdanken habe, die uns über all herum führten. Auf meiner Rückreise blieben wir noch einige Wochen in Florenz wo ich das Portrait der Fürstin Adam Czartoriska malte und reisten dann über Verona, Trient, Inspruck, und Salzburg nach Wien, wo wir Ende Juli ankamen. – Die Kinderchen waren Gott sey Dank immer gesund und wohl, und fingen schon an recht hübsch Italiänisch zu plapern.
Hier hast Du die kurtze Beschreibung meines Thuns und Treibens. – Welcher neuer Beifall und Bewunderung Dir indeßen in Berlin zu theil geworden, ist mir trotz meines herum Wanderns nicht verborgen geblieben, und ich habe lebhaftesten Antheil daran genommen.
Mit großem Intereße habe ich einige Auszüge aus Deinen Vorlesungen gelesen, und sie haben mich ganz in jene Zeit versetzt wo ich das Glück hatte mich mündlich uber solche Gegenstände mit dir zu unterhalten; Ach wie gern mögte ich jetzt einige dieser Tage wieder zurück rufen um noch über andere Gegenstände mit Dir sprechen zu können, die sich schriftlich schwer abhandeln laßen, und leicht [2] nur Misverständniße hervor bringen; denn Du irrst sehr geliebter Oheim wenn Du glaubst daß der Schritt den ich gethan aus Kleinmuth oder Ueberredung geschehen sey. Ich gebe zu daß Leiden und Kummer mancher Art mich nach und nach der Welt ganz entzogen, und zu ernsten Gedanken geführt haben, aber eben diese Leiden haben mein Gemüth deshalb nicht krank, im Gegentheil stärker gemacht, denn wo man immer thätig handeln muß, kann so leicht keine Erschlaffung eintreten. Durch meine Reisen wo ich mich zu Jahren in Catholischen Ländern aufgehalten, habe ich diese Religion kennen und lieben gelernt, und genau und gründlich geprüft, und ich bekenne frey und offen, daß ich nur aus eignem Willen, und klahrer Ueberzeugung dazu übergetreten bin, welcher Schritt mich nie gereuen wird, sollte ich auch alle weltlichen Güter darüber einbüßen. Auf der andern Seite kannst du ruhig sein, daß ich mich weder auf Theologische Polemik, noch auf Casuistik einlaße, denn dies sind Dinge in die ich mich nicht mische, und die ich auch nicht verstehe; aber strenge Erfüllung meiner Pflichten, untadelhaftes Betragen, und Liebe gegen meine Nächsten sollen die stummen Worte sein, durch die ich mich bestreben werde auch nicht gleich gesinnten wenigstens Achtung für meine Religion einzuflößen, und übrigens mögen die Leute sagen und denken von mir was ihnen beliebt. – Was den Punkt betrifft Dir mein Vorhaben zuvor zu melden, so habe ich lange deshalb mit mir in Ueberlegung gestanden, und war schon im Begriff es zu thun, aber Dich erst um rath fragen, und dann doch zu thun was ich will, schien mir als wollte ich nur Comödie spielen, und dazu liebe und verehre ich Dich zu sehr. – Den Brief des Königs habe ich gelesen bald nachdem er erschienen, und ich kann nur so viel sagen daß er bey mir die von Dir erwünschte Wirkung nicht hervor gebracht hat, und ich muß dich auf der andern Seite fragen ob du auch die gegen Antworten zu denen er Anlaß gegeben, gelesen hast? – Meine Kinder von denen Du Nachricht begehrst, erziehe ich so gut wie ich es in meiner jetzigen Beschränkten Lage kann, und noch sind sie Gott sey Dank einfach und bescheiden [3] zwar nicht glänzend wie manche andere Kinder, aber desto schuldloser und anspruchs loser. Daß ich sie in meiner Religion erziehe versteht sich von selbst. – Daß meine gute Cousine in Harburg in einer so beschränkten Lage ist thut mir sehr leid, und es muß ihr um so härter ankommen da sie sehr fein gebildet, und zu Entsagungen nicht erzogen zu sein scheint, dennoch geht es ihr doch beßer wie mir, denn ich habe gar nichts als was ich verdiene, und weiß auch nicht ob ich je etwas erhalten werde, denn man hat die Absicht mir alles zu entziehen, da der Vormund der Kinder das Wort Bestreiten im Testamente in Besorgung der Erziehung der Kinder verdrehen will, um sich alles anzumaßen, und mein Pflichtheil will man mir dadurch entziehen, daß ich alles was ich je von den Eltern geschenkt erhalten, wieder zurük erstatten soll. Da die gerichtlichen Behörden in Dresden alle ungerechter Weise gegen mich entschieden haben, so bleibt mir nicht übrig als die Sache vorʼs Oberlandes gericht zu bringen, wo ich doch noch unpartheiligkeit zu hoffen finde; und im schlimmsten Fall wende ich mich an den König, der aber freilig gegen den Rechtsspruch nichts thuen kann. –
Meine ehemaligen Glaubensgenoßen benehmen sich in dieser Sache nicht sehr freundlich, denn mein Advocat (wiewohl selbst Protestant) beklagt sich, daß sein Stand sehr schwer sey, indem er nicht allein mit Rechtsverdrehungen sondern mit vorgefaßten Meinungen zu kämpfen habe . – Bey diesem Stand der Dinge kannst du wohl denken daß wir uns auf das aller economischte haben einrichten müßen, was mir auch gar nicht schwer fällt. Buttlar giebt den Kindern Unterricht im Schreiben, Rechnen, Sprachen & &. und thut es mit vieler Sorge und Eifer, so daß die Kinder bedeutende Vortschritte machen. Ich male und besorge meine Wirtschaft mit allem was dazu gehört (denn ich habe mir bis jetzt noch kein Dienstmädchen halten können) und so hoffe ich mit Gott uns durch zu bringen. – Was den Schluß deines Briefes anbetrifft, so äußerst du darin etwas, was nicht dein Ernst sein kann, denn wenn ich die Inconsequenz auf den Punkt treiben könnte den gethanen Schritt wieder zurück zu thun, so müßte ich Dir selbst verächtlich werden, und lieben könntest Du mich nicht mehr, höchstens bemitleiden, denn Liebe kann ja ohne Achtung nicht bestehen. – Willst Du mir jetzt deine Liebe entziehen, so muß ich es dulden, so sehr als es mich auch schmerzt die wenigen Bande die mich an diese Welt knüpfen, nach u nach alle zerreißen zu [4] sehen, doch anders Denken u Handeln kann ich nicht. –
Übrigens was meine Liebe und Verehrung betrifft, so bleibt sie nach wie vor dieselbe, ja in dem Grade als alles neben Intereße wegfällt, wirst Du mir nur noch theurer, und es vergeht kein Tag wo ich ich nicht für Dein Wohl zu Gott bethe. Denn glaube mir liebster Oheim, hätte ich eigennützige Absichten gehabt, so würde ich Dir gewiß in allem gefolgt haben um es nicht mit Dir zu verderben, dies wäre aber noch kein Beweis von Liebe gewesen. – Buttlar habe ich Deinen Brief deshalb nicht gewiesen, nur daß Du keinen Zweifel hegen sollst, als sey die Antwort nicht ganz aus mir selbst. – Onkel Friedrich u Tante sind ohnlängst von ihrer Reise nach München zurück gekommen, und Friedrich sprach davon dir nächstens zu schreiben. Durch die Einlage an ihn kannst du mir immer schreiben, wenn du mich ferner so glücklich machen willst manchmal meiner zu gedenken.
Nun geliebter Oheim lebe wohl, Gott nehme Dich in seinen Schutz, und segne Dich mit alle den Gütern die Du verdienst.
Ewig deine treu ergebene Nichte
Augusta Buttlar.
1827.
Mein theuerster Oheim!
ich hätte Dir gewiß schon längst geschrieben wenn ich nicht gleich bey meiner Ankunft in Wien mit so vielen Unangenehmlichkeiten und Geschäften bestürmt worden wär, so daß mir alle Lust zum Schreiben vergieng, um so mehr da ich Dich nicht gern mit Klagen belästigen wollte; da Du mir aber so freundlich zuvorkommst, beeile ich mich meine Nachläßigkeit wieder gut zu machen, und Dir sogleich auf Deinen lieben Brief zu antworten. – Mein Aufenthalt in Rom dauerte leider nur 10 Wochen, da mich die kommende Hitze, und noch mehr, economische Rücksichten wegtrieben. Doch die Tage die ich dort verlebt, sind mir ewig unvergeßlich, und kommen mir jetzt vor wie ein schöner Traum, den man nur einmal träumt im Leben und nicht wieder. Auch glaube ich meinen dortigen Aufenthalt gut benutzt zu haben, denn ich habe widmete fast meine ganze Zeit dem Sehen und Genießen der Herrlichen Kunstwerke, was ich besonders der Gefälligkeit und Güte einiger Deutscher Landsleute zu verdanken habe, die uns über all herum führten. Auf meiner Rückreise blieben wir noch einige Wochen in Florenz wo ich das Portrait der Fürstin Adam Czartoriska malte und reisten dann über Verona, Trient, Inspruck, und Salzburg nach Wien, wo wir Ende Juli ankamen. – Die Kinderchen waren Gott sey Dank immer gesund und wohl, und fingen schon an recht hübsch Italiänisch zu plapern.
Hier hast Du die kurtze Beschreibung meines Thuns und Treibens. – Welcher neuer Beifall und Bewunderung Dir indeßen in Berlin zu theil geworden, ist mir trotz meines herum Wanderns nicht verborgen geblieben, und ich habe lebhaftesten Antheil daran genommen.
Mit großem Intereße habe ich einige Auszüge aus Deinen Vorlesungen gelesen, und sie haben mich ganz in jene Zeit versetzt wo ich das Glück hatte mich mündlich uber solche Gegenstände mit dir zu unterhalten; Ach wie gern mögte ich jetzt einige dieser Tage wieder zurück rufen um noch über andere Gegenstände mit Dir sprechen zu können, die sich schriftlich schwer abhandeln laßen, und leicht [2] nur Misverständniße hervor bringen; denn Du irrst sehr geliebter Oheim wenn Du glaubst daß der Schritt den ich gethan aus Kleinmuth oder Ueberredung geschehen sey. Ich gebe zu daß Leiden und Kummer mancher Art mich nach und nach der Welt ganz entzogen, und zu ernsten Gedanken geführt haben, aber eben diese Leiden haben mein Gemüth deshalb nicht krank, im Gegentheil stärker gemacht, denn wo man immer thätig handeln muß, kann so leicht keine Erschlaffung eintreten. Durch meine Reisen wo ich mich zu Jahren in Catholischen Ländern aufgehalten, habe ich diese Religion kennen und lieben gelernt, und genau und gründlich geprüft, und ich bekenne frey und offen, daß ich nur aus eignem Willen, und klahrer Ueberzeugung dazu übergetreten bin, welcher Schritt mich nie gereuen wird, sollte ich auch alle weltlichen Güter darüber einbüßen. Auf der andern Seite kannst du ruhig sein, daß ich mich weder auf Theologische Polemik, noch auf Casuistik einlaße, denn dies sind Dinge in die ich mich nicht mische, und die ich auch nicht verstehe; aber strenge Erfüllung meiner Pflichten, untadelhaftes Betragen, und Liebe gegen meine Nächsten sollen die stummen Worte sein, durch die ich mich bestreben werde auch nicht gleich gesinnten wenigstens Achtung für meine Religion einzuflößen, und übrigens mögen die Leute sagen und denken von mir was ihnen beliebt. – Was den Punkt betrifft Dir mein Vorhaben zuvor zu melden, so habe ich lange deshalb mit mir in Ueberlegung gestanden, und war schon im Begriff es zu thun, aber Dich erst um rath fragen, und dann doch zu thun was ich will, schien mir als wollte ich nur Comödie spielen, und dazu liebe und verehre ich Dich zu sehr. – Den Brief des Königs habe ich gelesen bald nachdem er erschienen, und ich kann nur so viel sagen daß er bey mir die von Dir erwünschte Wirkung nicht hervor gebracht hat, und ich muß dich auf der andern Seite fragen ob du auch die gegen Antworten zu denen er Anlaß gegeben, gelesen hast? – Meine Kinder von denen Du Nachricht begehrst, erziehe ich so gut wie ich es in meiner jetzigen Beschränkten Lage kann, und noch sind sie Gott sey Dank einfach und bescheiden [3] zwar nicht glänzend wie manche andere Kinder, aber desto schuldloser und anspruchs loser. Daß ich sie in meiner Religion erziehe versteht sich von selbst. – Daß meine gute Cousine in Harburg in einer so beschränkten Lage ist thut mir sehr leid, und es muß ihr um so härter ankommen da sie sehr fein gebildet, und zu Entsagungen nicht erzogen zu sein scheint, dennoch geht es ihr doch beßer wie mir, denn ich habe gar nichts als was ich verdiene, und weiß auch nicht ob ich je etwas erhalten werde, denn man hat die Absicht mir alles zu entziehen, da der Vormund der Kinder das Wort Bestreiten im Testamente in Besorgung der Erziehung der Kinder verdrehen will, um sich alles anzumaßen, und mein Pflichtheil will man mir dadurch entziehen, daß ich alles was ich je von den Eltern geschenkt erhalten, wieder zurük erstatten soll. Da die gerichtlichen Behörden in Dresden alle ungerechter Weise gegen mich entschieden haben, so bleibt mir nicht übrig als die Sache vorʼs Oberlandes gericht zu bringen, wo ich doch noch unpartheiligkeit zu hoffen finde; und im schlimmsten Fall wende ich mich an den König, der aber freilig gegen den Rechtsspruch nichts thuen kann. –
Meine ehemaligen Glaubensgenoßen benehmen sich in dieser Sache nicht sehr freundlich, denn mein Advocat (wiewohl selbst Protestant) beklagt sich, daß sein Stand sehr schwer sey, indem er nicht allein mit Rechtsverdrehungen sondern mit vorgefaßten Meinungen zu kämpfen habe . – Bey diesem Stand der Dinge kannst du wohl denken daß wir uns auf das aller economischte haben einrichten müßen, was mir auch gar nicht schwer fällt. Buttlar giebt den Kindern Unterricht im Schreiben, Rechnen, Sprachen & &. und thut es mit vieler Sorge und Eifer, so daß die Kinder bedeutende Vortschritte machen. Ich male und besorge meine Wirtschaft mit allem was dazu gehört (denn ich habe mir bis jetzt noch kein Dienstmädchen halten können) und so hoffe ich mit Gott uns durch zu bringen. – Was den Schluß deines Briefes anbetrifft, so äußerst du darin etwas, was nicht dein Ernst sein kann, denn wenn ich die Inconsequenz auf den Punkt treiben könnte den gethanen Schritt wieder zurück zu thun, so müßte ich Dir selbst verächtlich werden, und lieben könntest Du mich nicht mehr, höchstens bemitleiden, denn Liebe kann ja ohne Achtung nicht bestehen. – Willst Du mir jetzt deine Liebe entziehen, so muß ich es dulden, so sehr als es mich auch schmerzt die wenigen Bande die mich an diese Welt knüpfen, nach u nach alle zerreißen zu [4] sehen, doch anders Denken u Handeln kann ich nicht. –
Übrigens was meine Liebe und Verehrung betrifft, so bleibt sie nach wie vor dieselbe, ja in dem Grade als alles neben Intereße wegfällt, wirst Du mir nur noch theurer, und es vergeht kein Tag wo ich ich nicht für Dein Wohl zu Gott bethe. Denn glaube mir liebster Oheim, hätte ich eigennützige Absichten gehabt, so würde ich Dir gewiß in allem gefolgt haben um es nicht mit Dir zu verderben, dies wäre aber noch kein Beweis von Liebe gewesen. – Buttlar habe ich Deinen Brief deshalb nicht gewiesen, nur daß Du keinen Zweifel hegen sollst, als sey die Antwort nicht ganz aus mir selbst. – Onkel Friedrich u Tante sind ohnlängst von ihrer Reise nach München zurück gekommen, und Friedrich sprach davon dir nächstens zu schreiben. Durch die Einlage an ihn kannst du mir immer schreiben, wenn du mich ferner so glücklich machen willst manchmal meiner zu gedenken.
Nun geliebter Oheim lebe wohl, Gott nehme Dich in seinen Schutz, und segne Dich mit alle den Gütern die Du verdienst.
Ewig deine treu ergebene Nichte
Augusta Buttlar.