• Augusta von Buttlar to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Dresden · Place of Destination: Bonn · Date: 10.10.1834
Edition Status: Newly transcribed and labelled; double collated
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Augusta von Buttlar
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Dresden
  • Place of Destination: Bonn
  • Date: 10.10.1834
  • Notations: Absende- und Empfangsort erschlossen.
    Manuscript
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: DE-611-38972
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.3,Nr.145
  • Number of Pages: 4 S. auf Doppelbl., hs. m. U.
  • Format: 19,9 x 12,2 cm
  • Incipit: „[1] den 10 Ocktober 1834
    Mein geliebter theurer Oheim!
    unendlich leid hat es mir gethan, daß ich Madame Nauman verfehlt habe, indem [...]“
    Language
  • German
    Editors
  • Bamberg, Claudia
  • Varwig, Olivia
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[1] den 10 Ocktober 1834
Mein geliebter theurer Oheim!
unendlich leid hat es mir gethan, daß ich Madame Nauman verfehlt habe, indem ich damals grade in Böhmen war; freilich hätte ich das dir zugedachte Bildchen, eingepackt zurück laßen können, indeß die Ungewißheit ob Madame Neuman wirklich kommt, und dann die Krankheit der guten Tiek, wo ich nicht gern mit Commißionen lästig fallen wollte, dies alles machte daß ich es unterließ. – Da das Bildchen auf Holz gemalt, also nicht zu rollen ist, so wird das Kästchen zu groß um es Herrn Löwe mit zu geben, und ich muß mich für diesmal auf eine Kleinigkeit beschränken, die Dir wenigstens meinen guten Willen zeigen soll. – In Rom skizirte ich die drei göttlichen Tugenden nach Raphael, und später machte ich mir den Spaß sie aus der Idee zu coloriren wovon ich Dir die Hoffnung schicke. – Da es jetzt so allgemeine Mode ist Albums zu [2] haben, so besitzest du gewiß auch eins wo du das Bildchen hinein thun kannst, denn es aufzuhängen würde ich nicht rathen, da es auf Papir gemalt, von Luft und Licht sehr leidet. –
Habe den innigsten Dank für Deinen lieben Brief, auch Herr von Vogelstein ist ganz von Dank durchdrungen über Deine höchst freundliche und gründliche Auslegung der indischen Münze, ich habe ihm den Teil deines Briefes worin es stand, schenken müßen, und er ist glücklich zu gleicher Zeit etwas von Deiner Handschrift zu besitzen. Noch mehr würde er sich freuen dein Portrait zu besitzen, um es seiner schönen Sammlung berühmter Künstler und Kunst Freunden (die jetzt dem Königl. Kupferstich Kabinet einverleibt ist) beyfügen zu können. – Er war jüngst in London, und hat Talleyrand, Brougham, und mehrere andere intereßante Personen vortreflich gezeichne, vorzüglich ist das Portrait Talleyerand unübertrefflich. – Auch ich habe diesen Sommer den berühmten Schädel Lehrer Noel in mein Album gezeichnet, was man so ähnlich fand, daß es seine Freunde Lithograph ließen, doch bin ich mit den Lithographien nicht zu frieden – Ubrigen’s bin ich mit [3] meinen zeitherigen Verdienst gar nicht zufrieden, man Lobt meine Arbeiten, die Stadt ist voll Fremden, und dennoch habe ich sehr wenig zu thun. Wenn der Winter nicht beßer ist wie der Sommer, so muß ich mich auf das Dürftigste beschränken, und mir alle Vergnügungen und Genüße versagen! –
Daß die gute Cousine Amalie ein so glükliches Asil bey Dir gefunden, freut mich von ganzem Herzen, und Dir muß es ebenfalls wohlthätig sein, ein so freundliches u wohlthuendes Wesen um Dich zu haben; grüße sie doch ja auf das herzlichste von mir, denn wiewohl ich sie nicht kenne, so habe ich sie schon recht lieb.
Mein Mariannchen ist Gottlob wohl, gesund und heiter, der liebe Gott läßt mir so viel Freude an diesem Liebens-würdigen Kinde erleben, daß die freude darüber mir manchen gehabten Kummer und Herzeleid im Leben reichlich aufwiegt – Allein, und von den Seinigen getrennt Leben, ist wohl hart, und ich freue mich schon auf die Zeit wo wir alle drei durch manche Prüfung und Umstände geläutert und gebeßert, wieder vereinigt werden Leben! –
[4] Nun mein geliebter Oheim lebe wohl, und verzeih mir meine schlechte Schreibung, könnte ich dir einen Brief zeichnen so würde er vielleicht beßer ausfallen, denn Du weiß einmal daß Brief schreiben nicht meine glänzende Seite ist – Baron Friesen hat mir deine Grüße bestellt, er rühmte sehr die freundliche Aufnahme.
Nun noch einmal Adieu, ich nehme auch noch die Freiheit Dir ein gesticktes Sopha Polster zu verehren, welches ich für dich gestickt. –
Deine
Dich zärtlich lieben
Augusta Buttlar
Wohnhaft im Italiänischen
Dörfchen No 16.–
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[1] den 10 Ocktober 1834
Mein geliebter theurer Oheim!
unendlich leid hat es mir gethan, daß ich Madame Nauman verfehlt habe, indem ich damals grade in Böhmen war; freilich hätte ich das dir zugedachte Bildchen, eingepackt zurück laßen können, indeß die Ungewißheit ob Madame Neuman wirklich kommt, und dann die Krankheit der guten Tiek, wo ich nicht gern mit Commißionen lästig fallen wollte, dies alles machte daß ich es unterließ. – Da das Bildchen auf Holz gemalt, also nicht zu rollen ist, so wird das Kästchen zu groß um es Herrn Löwe mit zu geben, und ich muß mich für diesmal auf eine Kleinigkeit beschränken, die Dir wenigstens meinen guten Willen zeigen soll. – In Rom skizirte ich die drei göttlichen Tugenden nach Raphael, und später machte ich mir den Spaß sie aus der Idee zu coloriren wovon ich Dir die Hoffnung schicke. – Da es jetzt so allgemeine Mode ist Albums zu [2] haben, so besitzest du gewiß auch eins wo du das Bildchen hinein thun kannst, denn es aufzuhängen würde ich nicht rathen, da es auf Papir gemalt, von Luft und Licht sehr leidet. –
Habe den innigsten Dank für Deinen lieben Brief, auch Herr von Vogelstein ist ganz von Dank durchdrungen über Deine höchst freundliche und gründliche Auslegung der indischen Münze, ich habe ihm den Teil deines Briefes worin es stand, schenken müßen, und er ist glücklich zu gleicher Zeit etwas von Deiner Handschrift zu besitzen. Noch mehr würde er sich freuen dein Portrait zu besitzen, um es seiner schönen Sammlung berühmter Künstler und Kunst Freunden (die jetzt dem Königl. Kupferstich Kabinet einverleibt ist) beyfügen zu können. – Er war jüngst in London, und hat Talleyrand, Brougham, und mehrere andere intereßante Personen vortreflich gezeichne, vorzüglich ist das Portrait Talleyerand unübertrefflich. – Auch ich habe diesen Sommer den berühmten Schädel Lehrer Noel in mein Album gezeichnet, was man so ähnlich fand, daß es seine Freunde Lithograph ließen, doch bin ich mit den Lithographien nicht zu frieden – Ubrigen’s bin ich mit [3] meinen zeitherigen Verdienst gar nicht zufrieden, man Lobt meine Arbeiten, die Stadt ist voll Fremden, und dennoch habe ich sehr wenig zu thun. Wenn der Winter nicht beßer ist wie der Sommer, so muß ich mich auf das Dürftigste beschränken, und mir alle Vergnügungen und Genüße versagen! –
Daß die gute Cousine Amalie ein so glükliches Asil bey Dir gefunden, freut mich von ganzem Herzen, und Dir muß es ebenfalls wohlthätig sein, ein so freundliches u wohlthuendes Wesen um Dich zu haben; grüße sie doch ja auf das herzlichste von mir, denn wiewohl ich sie nicht kenne, so habe ich sie schon recht lieb.
Mein Mariannchen ist Gottlob wohl, gesund und heiter, der liebe Gott läßt mir so viel Freude an diesem Liebens-würdigen Kinde erleben, daß die freude darüber mir manchen gehabten Kummer und Herzeleid im Leben reichlich aufwiegt – Allein, und von den Seinigen getrennt Leben, ist wohl hart, und ich freue mich schon auf die Zeit wo wir alle drei durch manche Prüfung und Umstände geläutert und gebeßert, wieder vereinigt werden Leben! –
[4] Nun mein geliebter Oheim lebe wohl, und verzeih mir meine schlechte Schreibung, könnte ich dir einen Brief zeichnen so würde er vielleicht beßer ausfallen, denn Du weiß einmal daß Brief schreiben nicht meine glänzende Seite ist – Baron Friesen hat mir deine Grüße bestellt, er rühmte sehr die freundliche Aufnahme.
Nun noch einmal Adieu, ich nehme auch noch die Freiheit Dir ein gesticktes Sopha Polster zu verehren, welches ich für dich gestickt. –
Deine
Dich zärtlich lieben
Augusta Buttlar
Wohnhaft im Italiänischen
Dörfchen No 16.–
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