• Georg Heinrich Nöhden to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: London · Place of Destination: Bonn · Date: 21.06.1824
Edition Status: Newly transcribed and labelled; double collated
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Georg Heinrich Nöhden
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: London
  • Place of Destination: Bonn
  • Date: 21.06.1824
    Manuscript
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: DE-611-35010
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.17,Nr.24c
  • Number of Pages: 3 S. auf Doppelbl., hs. m. U. u. Adresse
  • Format: 22,9 x 18,5 cm
  • Incipit: „[1] London, Jun 21, 1824
    Hochverehrtester Freund,
    Schon längst wollte ich Ihr gütiges Schreiben, welches mir Herr Lassen überbrachte, beantworten: aber wie [...]“
    Language
  • German
    Editors
  • Bamberg, Claudia
  • Varwig, Olivia
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[1] London, Jun 21, 1824
Hochverehrtester Freund,
Schon längst wollte ich Ihr gütiges Schreiben, welches mir Herr Lassen überbrachte, beantworten: aber wie es geschäftigen Leuten, oder solchen die sich einbilden, viele Geschäfte zu haben, zu gehen pflegt, ich bin von Tage zu Tage daran gehindert worden. Jetzt treibt mich, leider, ein trauriger Auftrag die Feder zu ergreifen, und Ihnen gegenwärtige Zeilen zu übersenden. Sir Alexander Johnston hat das schwere Unglück gehabt, seinen ältesten Sohn, einen der trefflichsten jungen Menschen, zu verlieren. Er stand in Ceylon schon in einem ansehnlichen Amte; aber im Anfange seiner alles versprechenden Laufbahn hat ihn der Tod hinweggeraft. Er starb am 1sten Februar zu Bombay, wohin man ihn, wie seine Krankheit (eine Entzündung der Luftröhre, und Schwindsucht) schon höchst bedenklich war, geschafft hatte. Die Betrübniß der Aeltern [2] können Sie sich kaum vorstellen. Diese höchst traurige Botschaft soll nun Ihrem Zöglinge, Patrick, mitgetheilt werden; und Sir Alexander bittet um Ihre Vermittelung, daß der Schlag den Knaben nicht zu plötzlich, und schwer treffe. Der einliegende Brief, theils von dem Vater, theils von mir geschrieben, enthält die schmerzliche Nachricht. Wir übergeben sie Ihnen, damit Sie durch vorbereitende Theilnahme, den Eindruck, den sie auf Patrick machen wird, zu vermindern suchen. Bessern Gefühlen und richtigerm Urtheil könnte gewiß so etwas nicht anvertraut werden: Der Vater fühlt sich durch diesen Gedanken sehr beruhigt. – Der junge Johnston war gerade 22 Jahr alt.
Was ich in Beziehung auf andere Gegenstände zu sagen habe, ist zuerst, daß ich Ihnen für das mir übersandte 4te Heft Ihrer trefflichen Zeitschrift, und die mir darin erwiesene Ehre, herzlich danke. Zu gleicher Zeit habe ich die Danksagung der Königl. Asiatischen Gesellschaft für das ihr geschenkte Exemplar amtsmäßig darzubieten.
Es hat mich außerordentlich gefreut, von den zwey jungen Leuten, welche Sie die Güte gehabt haben, in Ihren Schutz [3] zu nehmen, so befriedigende Nachrichten zu erhalten. Die gegenwärtigen Aussichten versprechen alles was sich die Väter nur wünschen können: ich habe ihnen wiederholt Glück gewünscht. Sie fühlen es auch, was für ein besonders günstiges Geschick sie mit einem solchen Manne in Verbindung gesetzt hat!
Ueber den Ramayana behalte ich mir vor, Ihnen bey künftiger Gelegenheit zu schreiben, wenn ich alles, was ich Ihnen zu berichten wünsche, werde eingesammelt haben. – Hr. Major Moor war sehr erfreut von Ihnen einen Brief zu erhalten, da er eine ganz ausgezeichnete Achtung gegen sie hegt.
Ihre liebenswürdige Frau Nichte befindet sich wohl, und ist mit dem Versuche, den sie in England gemacht hat, obgleich manche Erwartungen mißlungen sind (wie es unvermeidlich bey allen Versuchen der Fall ist) im ganzen nicht unzufrieden, und, wie ich hoffe, nicht abgeneigt, künftiges Jahr wieder zu kommen. Wer Gelegenheit gehabt hat, ihr Kunsttalent kennen zu lernen, bewundert es. Jetzt schickt sie sich zur Abreise an, und denkt England künftigen Monath zu verlassen.
[4] Ich empfehle mich, Hochverehrtester Freund, Ihrem wohlwollenden Andenken; und beharre hochachtungsvoll
Der
Ihrigste
G H Noehden.

À Monsieur
Monsieur Le Chevalier
de
Schlegel
à
Bonn
en Allemagne.
ppaid
Germany.
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[1] London, Jun 21, 1824
Hochverehrtester Freund,
Schon längst wollte ich Ihr gütiges Schreiben, welches mir Herr Lassen überbrachte, beantworten: aber wie es geschäftigen Leuten, oder solchen die sich einbilden, viele Geschäfte zu haben, zu gehen pflegt, ich bin von Tage zu Tage daran gehindert worden. Jetzt treibt mich, leider, ein trauriger Auftrag die Feder zu ergreifen, und Ihnen gegenwärtige Zeilen zu übersenden. Sir Alexander Johnston hat das schwere Unglück gehabt, seinen ältesten Sohn, einen der trefflichsten jungen Menschen, zu verlieren. Er stand in Ceylon schon in einem ansehnlichen Amte; aber im Anfange seiner alles versprechenden Laufbahn hat ihn der Tod hinweggeraft. Er starb am 1sten Februar zu Bombay, wohin man ihn, wie seine Krankheit (eine Entzündung der Luftröhre, und Schwindsucht) schon höchst bedenklich war, geschafft hatte. Die Betrübniß der Aeltern [2] können Sie sich kaum vorstellen. Diese höchst traurige Botschaft soll nun Ihrem Zöglinge, Patrick, mitgetheilt werden; und Sir Alexander bittet um Ihre Vermittelung, daß der Schlag den Knaben nicht zu plötzlich, und schwer treffe. Der einliegende Brief, theils von dem Vater, theils von mir geschrieben, enthält die schmerzliche Nachricht. Wir übergeben sie Ihnen, damit Sie durch vorbereitende Theilnahme, den Eindruck, den sie auf Patrick machen wird, zu vermindern suchen. Bessern Gefühlen und richtigerm Urtheil könnte gewiß so etwas nicht anvertraut werden: Der Vater fühlt sich durch diesen Gedanken sehr beruhigt. – Der junge Johnston war gerade 22 Jahr alt.
Was ich in Beziehung auf andere Gegenstände zu sagen habe, ist zuerst, daß ich Ihnen für das mir übersandte 4te Heft Ihrer trefflichen Zeitschrift, und die mir darin erwiesene Ehre, herzlich danke. Zu gleicher Zeit habe ich die Danksagung der Königl. Asiatischen Gesellschaft für das ihr geschenkte Exemplar amtsmäßig darzubieten.
Es hat mich außerordentlich gefreut, von den zwey jungen Leuten, welche Sie die Güte gehabt haben, in Ihren Schutz [3] zu nehmen, so befriedigende Nachrichten zu erhalten. Die gegenwärtigen Aussichten versprechen alles was sich die Väter nur wünschen können: ich habe ihnen wiederholt Glück gewünscht. Sie fühlen es auch, was für ein besonders günstiges Geschick sie mit einem solchen Manne in Verbindung gesetzt hat!
Ueber den Ramayana behalte ich mir vor, Ihnen bey künftiger Gelegenheit zu schreiben, wenn ich alles, was ich Ihnen zu berichten wünsche, werde eingesammelt haben. – Hr. Major Moor war sehr erfreut von Ihnen einen Brief zu erhalten, da er eine ganz ausgezeichnete Achtung gegen sie hegt.
Ihre liebenswürdige Frau Nichte befindet sich wohl, und ist mit dem Versuche, den sie in England gemacht hat, obgleich manche Erwartungen mißlungen sind (wie es unvermeidlich bey allen Versuchen der Fall ist) im ganzen nicht unzufrieden, und, wie ich hoffe, nicht abgeneigt, künftiges Jahr wieder zu kommen. Wer Gelegenheit gehabt hat, ihr Kunsttalent kennen zu lernen, bewundert es. Jetzt schickt sie sich zur Abreise an, und denkt England künftigen Monath zu verlassen.
[4] Ich empfehle mich, Hochverehrtester Freund, Ihrem wohlwollenden Andenken; und beharre hochachtungsvoll
Der
Ihrigste
G H Noehden.

À Monsieur
Monsieur Le Chevalier
de
Schlegel
à
Bonn
en Allemagne.
ppaid
Germany.
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