• Friedrich August Rosen to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Detmold · Place of Destination: Bonn · Date: 04.10.1829
Edition Status: Newly transcribed and labelled; double collated
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Friedrich August Rosen
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Detmold
  • Place of Destination: Bonn
  • Date: 04.10.1829
  • Notations: Empfangsort erschlossen.
    Manuscript
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: DE-611-35028
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.18,Nr.112
  • Number of Pages: 3 S. auf Doppelbl., hs. m. U.
  • Format: 24,6 x 19,4 cm
  • Incipit: „[1] Detmold den 4ten Octob. 1829.
    Hochzuverehrender Herr Professor!
    Ihr gütiges Schreiben vom 23sten Sept. erhielt ich schon vor mehreren Tagen bei [...]“
    Language
  • German
    Editors
  • Bamberg, Claudia
  • Varwig, Olivia
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[1] Detmold den 4ten Octob. 1829.
Hochzuverehrender Herr Professor!
Ihr gütiges Schreiben vom 23sten Sept. erhielt ich schon vor mehreren Tagen bei meiner Rückkehr von Berlin in Hannover, wohin mein Vater mir dasselbe entgegengeschickt hatte. Mein Dank dafür kommt etwas später, als Sie zu erwarten berechtigt waren, weil ich zuvor mit meinem Vater über die ungefähre Zeit und Einrichtung meiner Reise nach London Rücksprache zu nehmen wünschte. In der That hätte es kaum Ihrer wohlwollenden Aufforderung bedurft: mein eignes Verlangen, Sie und Herrn D. Lassen nochmals zu sehen, würde mich gewiß schon nach Bonn gezogen haben. Ihr Versprechen, mir dann einige Exemplare Ihres vortrefflichen Hitopadesa nach England mitzugeben, kann meinen Wunsch nur erhöhen. Ich hoffe, gegen den 20ten d. M. in Bonn einzutreffen. Es wird von dem Abgang der Posten abhengen müssen, ob ich länger, als einen Tag werde [2] verweilen dürfen. Meine Pflicht fordert nicht vor dem ersten November meine Gegenwart in London; ich selbst wünschte aber, wo möglich einige Tage vor der Wiedereröffnung des Wintercursus unsrer Universität dort seyn zu können.
Meine Reise über Halle und Leipzig nach Berlin, und mein kurzer Aufenthalt daselbst, ist für mich in vieler Rücksicht höchst angenehm und lehrreich gewesen. In Berlin habe ich einige neue Jünger des Brahmanismus kennen gelernt, die Viel zu versprechen scheinen. Ich erlaube mir, Ihnen schon jetzt den Namen des Herrn D. Benary zu nennen, der eine neue Ausgabe des Nalodaya mit den Scholien der Calcutter Ausgabe, aber erleichtert durch Worttrennung, jetzt eben drucken läßt. Er scheint sich sehr fleißig in die schwere künstliche Sprache des Gedichts hineinstudirt zu haben. Ein anderer, Herr D. Stenzler, der auch Ihr Schüler ist, hatte einige Tage vor meiner Ankunft disputirt, und nun leider, nach erlangter Doctorwürde, Berlin schon verlassen. Als Gegenstand seiner Dissertation hat er eine Episode aus dem Brahma-Vaivarta-Purana gewählt, die er nach der zu Berlin befindlichen Handschrift herausgegeben, und wie mir scheint, recht gründlich bearbeitet hat. – Hierüber, wie über manches Andere, darf ich nun hoffen, noch persönlich mit [3] Ihnen reden zu können. – Mit vorzüglichem Interesse erinnere ich mich einer Nachmittagsstunde, die ich in Tegel bei dem eben aus Gastain zurückgekehrten Staatsminister von Humboldt zubrachte. Die Theilnahme, welche dieser große und tiefsinnende Forscher auch meinen Bestrebungen wohlwollend schenkt, hat mich abermals innigst erfreuen und beschämen müssen.
Heute habe ich nun auch das Studium Ihres Ramâyana wieder mit meinem Vater angefangen. Wir lesen das herrliche Gedicht mit ziemlich großer Leichtigkeit. Nur bleiben freilich hin und wieder Dunkelheiten übrig, die weniger auf einer sprachlichen, als auf einer Sach-Erklärung zu beruhen scheinen. Manches was uns anfangs schwierig war, hat sich beim Weiterlesen schon gelöst.
In der Hoffnung, Sie bald selbst zu sehen, breche ich hier ab. Mein Vater trägt mir die besten Empfehlungen an Sie auf. Mit der Bitte um die Fortdauer Ihres gütigen Wohlwollens bin ich
Ihr
gehorsamster
F. Rosen.
[4] [leer]
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[1] Detmold den 4ten Octob. 1829.
Hochzuverehrender Herr Professor!
Ihr gütiges Schreiben vom 23sten Sept. erhielt ich schon vor mehreren Tagen bei meiner Rückkehr von Berlin in Hannover, wohin mein Vater mir dasselbe entgegengeschickt hatte. Mein Dank dafür kommt etwas später, als Sie zu erwarten berechtigt waren, weil ich zuvor mit meinem Vater über die ungefähre Zeit und Einrichtung meiner Reise nach London Rücksprache zu nehmen wünschte. In der That hätte es kaum Ihrer wohlwollenden Aufforderung bedurft: mein eignes Verlangen, Sie und Herrn D. Lassen nochmals zu sehen, würde mich gewiß schon nach Bonn gezogen haben. Ihr Versprechen, mir dann einige Exemplare Ihres vortrefflichen Hitopadesa nach England mitzugeben, kann meinen Wunsch nur erhöhen. Ich hoffe, gegen den 20ten d. M. in Bonn einzutreffen. Es wird von dem Abgang der Posten abhengen müssen, ob ich länger, als einen Tag werde [2] verweilen dürfen. Meine Pflicht fordert nicht vor dem ersten November meine Gegenwart in London; ich selbst wünschte aber, wo möglich einige Tage vor der Wiedereröffnung des Wintercursus unsrer Universität dort seyn zu können.
Meine Reise über Halle und Leipzig nach Berlin, und mein kurzer Aufenthalt daselbst, ist für mich in vieler Rücksicht höchst angenehm und lehrreich gewesen. In Berlin habe ich einige neue Jünger des Brahmanismus kennen gelernt, die Viel zu versprechen scheinen. Ich erlaube mir, Ihnen schon jetzt den Namen des Herrn D. Benary zu nennen, der eine neue Ausgabe des Nalodaya mit den Scholien der Calcutter Ausgabe, aber erleichtert durch Worttrennung, jetzt eben drucken läßt. Er scheint sich sehr fleißig in die schwere künstliche Sprache des Gedichts hineinstudirt zu haben. Ein anderer, Herr D. Stenzler, der auch Ihr Schüler ist, hatte einige Tage vor meiner Ankunft disputirt, und nun leider, nach erlangter Doctorwürde, Berlin schon verlassen. Als Gegenstand seiner Dissertation hat er eine Episode aus dem Brahma-Vaivarta-Purana gewählt, die er nach der zu Berlin befindlichen Handschrift herausgegeben, und wie mir scheint, recht gründlich bearbeitet hat. – Hierüber, wie über manches Andere, darf ich nun hoffen, noch persönlich mit [3] Ihnen reden zu können. – Mit vorzüglichem Interesse erinnere ich mich einer Nachmittagsstunde, die ich in Tegel bei dem eben aus Gastain zurückgekehrten Staatsminister von Humboldt zubrachte. Die Theilnahme, welche dieser große und tiefsinnende Forscher auch meinen Bestrebungen wohlwollend schenkt, hat mich abermals innigst erfreuen und beschämen müssen.
Heute habe ich nun auch das Studium Ihres Ramâyana wieder mit meinem Vater angefangen. Wir lesen das herrliche Gedicht mit ziemlich großer Leichtigkeit. Nur bleiben freilich hin und wieder Dunkelheiten übrig, die weniger auf einer sprachlichen, als auf einer Sach-Erklärung zu beruhen scheinen. Manches was uns anfangs schwierig war, hat sich beim Weiterlesen schon gelöst.
In der Hoffnung, Sie bald selbst zu sehen, breche ich hier ab. Mein Vater trägt mir die besten Empfehlungen an Sie auf. Mit der Bitte um die Fortdauer Ihres gütigen Wohlwollens bin ich
Ihr
gehorsamster
F. Rosen.
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