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$viewFile = '/var/www/awschlegel/version-04-20/app/View/Letters/view.ctp' $dataForView = array( 'html' => '<span class="notice-2849 ">[1]</span> <span class="notice-2700 ">beantw. d. 6</span><span class="notice-2700 offset-4 underline-1 ">ten</span><span class="notice-2700 "> </span><span class="notice-2700 family-courier ">Oct.</span><span class="notice-2700 "> 42</span><br><span class="index-171 tp-30273 family-courier ">Paris</span> d. 8<span class="offset-4 underline-1 ">t</span> <span class="family-courier ">Septemb.</span> 1842.<br>Sie erwarten mit Recht einen Brief von mir aus <span class="family-courier ">Paris</span>, mein hochverehrter Freund. Hättʼ ich es vergessen können, würde mich eine der ersten literarischen Neuigkeiten, denen ich hier begegnet bin, an mein Wort erinnert haben. <span class="index-5211 tp-30274 ">Der 4</span><span class="index-5211 tp-30274 offset-4 underline-1 ">te</span><span class="index-5211 tp-30274 "> Band der </span><span class="index-5211 tp-30274 family-courier ">Contemporains illustres</span> enthält Ihren Namen mit denen von <span class="index-5212 tp-30275 ">Sir </span><span class="index-5212 tp-30275 family-courier ">Robert Peel</span>, von <span class="index-5213 tp-30276 family-courier ">Royer-Collard</span>, von <span class="index-5222 tp-30277 family-courier ">Lord Joh</span><span class="index-5222 tp-30277 family-courier offset--4 ">n</span><span class="index-5222 tp-30277 family-courier "> Russel</span> und ähnlichen Notabilitäten unserer Zeit. Es hat einen überaus angenehmen Eindruck auf mich gemacht, Sie in dieser Schrift im Ganzen mit eben so viel Kenntniß der Sache, als Wohlwollen und Gerechtigkeit behandelt zu finden. Ich werde Ihnen die Schrift selbst mitbringen, kann mir jedoch das Vergnügen nicht versagen, jetzt schon einen Ueberblick über diese biographische Skizze voraus zu senden. Ich sage nichts von dem Porträt, sondern lege es lieber gleich selbst bei. Nach einer Stelle aus <span class="index-339 tp-30278 ">der </span><span class="index-339 tp-30278 family-courier ">Allemagne</span> <span class="index-222 tp-30279 ">der Frau von Stäel</span> über Sie folgt das Motto aus Ihren eigenen Dichtungen:<br><span class="index-5215 tp-30280 ">Nun ist der Vorzeit hohe Kraft zerronnen,</span><br>Man wagt es, sie der Barbarei zu zeihen,<br>Sie haben enge Weisheit sich ersonnen,<br>Was Ohnmacht nicht begreift, sind Träumereien.<br>Es ist <span class="overstrike-1 ">überaus</span> <span class="offset-4 ">gar zu</span> erfreulich, Schriften, welche das größte Publicum in Frankreich haben, mit Deutschen Versen eröffnet zu sehen. <span class="index-5214 tp-30282 ">Der Verfasser</span> beginnt darauf mit der Bemerkung, daß von der zahlreichen u. schönen literarischen Familie, deren Erstgeborner <span class="index-181 tp-30283 ">Lessing</span>, und deren Haupt <span class="index-137 tp-30284 ">Göthe</span> gewesen, nun noch drei Männer übrig seien; <span class="index-62 tp-30285 ">ein alter Philosoph Schelling</span>, <span class="index-48 tp-30286 ">ein alter Dichter Tieck</span>, und ein alter Dichter u. Critiker, Sie mein hoch<span class="notice-2850 ">[2]</span>verehrter Freund. Wenn man durch <span class="index-887 tp-30287 family-courier ">Bonn</span> komme und sich nach den Merkwürdigkeiten der Stadt erkundige, zeige man dem Reisenden <span class="family-courier ">un petit (?) vieillard élégant, en peruque blonde, qui porte assez bien ses TS hivers, et qui achève la, entouré dʼun très grand silence, une carrière commencée et poursuivie au milieu dʼun grand bruit. </span><br>Ich will die gleich folgende Stelle nicht weglassen, weil einige Wahrheit darin ist.<br><span class="family-courier ">Ce doit être une chose triste de survivre à son temps, de voir les idées, quʼon a émises avec effort, pour lesquelles on a combattu avec éclat, devenues en partie des banalités, après avoir été dʼaudacieux paradoxes, circuler paisiblement au milieu dʼune génération nouvelle qui en prend ce qui lui convient, qui se fait honneur de ce quʼelle prend comme une création, et qui dans sa joie, de courir sans lisière dans un champs plus vaste que ses devanciers, oublie de se retourner pour dire merci à ceux qui lui ont ouvert le chemin.</span><br>Ebenso heißt es weiter in Bezug auf Frankreich: wenn auch vielleicht die Hälfte der Leser der Galerie Sie nur dem Namen nach kenne, so müßte doch die ganze moderne Literatur, welche man mit dem Namen Romantik bezeichne, Ihnen Statuen errichten; denn nach Lessing seien Sie ihr erster, kraftvollster und berühmtester Verfasser gewesen.<br>Nun folgt ein Ueberblick über die Geschichte der Deutsche<span class="notice-21617 ">[n]</span> Literatur, wie sie sich aus ihrem Verfall erhoben, und <span class="notice-2851 ">[3]</span> ihren neuen Aufschwung mit einer Reaction gegen alles Französische begonnen. Lessing habe den Kampf mit einer negativen Critik eröffnet; die andre Hälfte der Aufgabe sei seinen unmittelbaren Nachfolgern, Ihnen und <span class="index-8 tp-30288 ">Ihrem verewigtem Bruder</span>, zugefallen, Ihnen ins besondre in demjenigen, was die dramatische Literatur betreffe. Sie hätten die Freiheit der Kunst zuerst zur Sprache gebracht, die Frage aus einem höhern Gesichtspunkt abgehandelt und mit kühner Hand die Poëtik der Romantik entworfen. Sie hätten dem modernen Theater den Grundsatz erfochten: <span class="family-courier ">de ne se régir, quʼaprès des principes puisès dans le génie, les idées et les moeurs des peuples modernes</span>.<br>Dieses, fährt der Verfasser fort, sei 1808 geschehen, 19 Jahre v<span class="notice-21618 ">[or]</span> <span class="index-5217 tp-30290 ">d</span><span class="index-5217 tp-30290 notice-21619 ">[e]</span><span class="index-5217 tp-30290 ">r berühmten Vorrede zum </span><span class="index-5217 tp-30290 family-courier ">Cromwell</span> (wohl von <span class="index-5216 tp-30289 family-courier ">V. Hugo</span>?) Nach unsern Bajonetten sei die Deutsche Literatur unter dem Schutz der Frau von Staël in Frankreich eingezogen. <span class="family-courier ">V. Hugo</span> habe Ihre These <span class="family-courier ">en sousordre</span> aufgestellt und sie <span class="family-courier ">passablement</span> entstellt, indem er sie nach seiner Art zugeschnitten. Nun habe sich der Streit, der in <span class="overstrike-1 ">Frankreich</span> Deutschland lang entschieden gewesen, in Frankreich entsponnen. Die Theoretiker der Romantik hätten sich jedoch in der Anwendung sehr mittelmässig gezeigt; <span class="family-courier ">mais ce nʼest par la faute de </span><span class="family-courier index-766 tp-30291 ">Mr. de Schlegel</span>, setzt er hinzu.<br>Nach dieser Einleitung folgt ein Ausblick über Ihre äussere Lebensgeschichte, mein hochverehrter Freund. Im schnellen <span class="notice-2852 ">[4]</span> Durchlesen finde ich keinen Hauptverstoß. Ihr Verhältniß zu <span class="index-1402 tp-30292 ">Bürgern</span> ist angenehm geschildert und Ihrer Liebe für den unglücklichen Dichter in Ihrem Vers<br><span class="index-5218 tp-30293 ">Mein erster Meister in der Kunst der Lieder pp</span><br>gedacht. Erst in <span class="family-courier ">Jena</span> habe die Periode der Fruchtbarkeit, der Polemik und der Celebrität für Sie begonnen. <span class="index-1038 tp-102849 ">Die </span><span class="index-1038 tp-102849 family-courier ">Horen</span>, <span class="index-4578 tp-30295 ">der </span><span class="index-4578 tp-30295 index-88 tp-30294 ">Schillerʼsche</span><span class="index-4578 tp-30295 "> Musen-Almanach</span>, <span class="index-162 tp-30296 ">das Athenäum</span> wurden erwähnt und dem Letzten ist ein grosser Einfluß beigemessen. Götheʼs Herrschaft sei damals in ihrem höchsten Glanze gewesen. Dieser unersättliche Prometheus habe sich die poëtische Substanz aller Zeiten und Völker anzueignen gewußt, aber ohne das Genie, mit dem er allen seinen Eroberungen ein individuelles Gepräge aufgedrückt, würde er doch nur ein <span class="family-courier ">plagiaire universel</span> gewesen sein. <span class="family-courier ">Séduits par cette magnifique exception l</span><span class="family-courier index-766 tp-30298 index-8 tp-30297 ">es frères Schlegel</span><span class="family-courier "> eri</span><span class="family-courier notice-21620 ">[gè]</span><span class="family-courier ">r</span><span class="family-courier notice-21621 ">[en]</span><span class="family-courier ">t lʼexemple en précepte. Sur les débris de lʼécole française, de lʼécole grecque et de lʼécole anglaise, ils tentèrent de fonder une école des écoles, va</span><span class="family-courier notice-21622 ">[ste]</span><span class="family-courier "> caravansérail à toutes les manifestations de la poësie humaine depuis le commencement du monde jusquʼà nos jours. Par aversion de lʼesprit exclusif dans la critique, ils poussèrent lʼélecticisme jusquʼà ses dernières limites et préchèrent une sorte de polythéisme esthétique, confondant dans une même adoption tous les dieux de tous les pays et de tous les </span><span class="family-courier notice-2853 ">[5]</span><span class="family-courier "> siècles. Les avantages et les dangers de cette théorie se conçoivent facilement; elle élargissait les sphères de lʼinspiration, mais elle tuait lʼoriginalité en faisant disparaitre les conditions de temps et de lieu. pp</span><br>Auch das<span class="family-courier "> fameux principe de lʼart pour lʼart,</span> heißt es weiter, haben wir von Göthe und den Schlegeln empfangen. <span class="family-courier ">Dans leur éclecticisme, en fait de gout et de manières, ils admirent volontiers pour critérium du beau en poésie lʼélégance et lʼharmonie du vers. G. Schlegel joignit la pratique à la théorie. Ses poésies diverses présentent un curieux mélange dʼinspirations païennes, chrétiennes, mythologiques, catholiques, orientales, chevaleresques, graves, légères, raffinées, naïves. Odes, épitres, élégies, ballades, chansons, épigrammes, sonnets, tout sʼy trouve, tout, jusquʼà </span><span class="family-courier index-77 tp-44246 ">la sévère tragédie grecque dʼIon</span><span class="family-courier ">.</span> Unter den Sonetten werden <span class="index-4365 tp-30299 ">die an </span><span class="index-4365 tp-30299 index-30 tp-30300 ">Ihre verklärte Tochter</span> am meisten gerühmt. Ihre rhythmische Meisterschaft wird schuldigermassen anerkannt, doch meint der Verfasser, zu meinem Trost, daß Sie sie vielleicht zu weit getrieben. In <span class="index-344 tp-30304 ">den Uebersetzungen von </span><span class="index-344 tp-30304 index-4 tp-30302 ">Shakespear</span> u. <span class="index-166 tp-30303 index-261 tp-30305 ">Calderon</span> läßt er sie mehr gelten; in den Original-Dichtungen müsse dieser Rigorismus der Richtigkeit und Energie des Gedankens Eintrag thun.<br>Da ich einmal am Tadel bin, will ich nicht verschweigen, daß dem Athenäum auch die Anbetung von Göthe, so <span class="notice-2854 ">[6]</span> wie die <span class="family-courier ">morgue aristocratique</span> und noch Stärkeres gegen seine Gegner vorgeworfen wird. Man sei Ihnen zwar nichts schuldig geblieben, aber das Athenäum habe doch sehr heilsam eingewirkt. <span class="family-courier ">Essentiellement doué du sentiment de lʼidéal</span>, heißt es von Ihnen mit vollstem Recht, <span class="family-courier ">du noble et du grand, le vigoureux critique fit une guerre à mort à la trivialité et à lʼimmoralité. </span>Es wird darauf Ihres Kampfs gegen die Naturdichter und gegen <span class="index-50 tp-44221 ">Kotzebue</span> gedacht, den Sie <span class="family-courier ">au triple point de vue de lʼart, de la vérité et de la moralité avec lʼarme de la raison et du ridicule, en prose et en vers, avec de la logique et des épigrammes</span>, angegriffen.<br><span class="index-5211 tp-30306 ">Die Schrift</span> nennt die Jahre 1795–1804 Ihre polemische Periode und berührt Ihr Leben als Professor in <span class="index-12 tp-30307 family-courier ">Jena</span> und Ihre Werke aus derselben. Die Uebersetzungen von Shakspeare und <span class="family-courier ">Calderon</span> werden so ziemlich richtig gewürdigt; weniger ist der Verfasser mit dem <span class="family-courier ">Ion</span> zufrieden, an dem ich immer ein besonderes Wohlgefallen gehabt habe.<br>Die Darstellung geht nun auf Ihr Verhältniß zu der Frau von Staël über, welche Sie in <span class="index-15 tp-30309 family-courier ">Berlin</span> kennen gelernt haben sollen, und mit der Sie Sich <span class="family-courier ">par un lien dʼamitiè et dʼardente admiration</span> verbunden, <span class="family-courier ">que la mort seule put rompre. Il abandonna la position brillante, quʼil occupait alors en Allemagne, pour se charger de lʼéducation des enfants de Mdm de Staël. La noble délicatesse de </span><span class="family-courier index-222 tp-30312 ">lʼauteur de </span><span class="family-courier index-222 tp-30312 index-576 tp-30311 ">Corinne</span><span class="family-courier "> sut apprécier le sacrifice et dans Schlegel ne vit jamais </span><span class="family-courier notice-2855 ">[7]</span><span class="family-courier "> que lʼhomme éminent et lʼami dévoué. Il partagea sa vie errante et souvent tourmentée; avec elle il séjourna successivement à </span><span class="family-courier index-228 tp-30313 ">Coppet</span><span class="family-courier ">, en Italie, en France, à </span><span class="family-courier index-16 tp-30317 ">Vienne</span><span class="family-courier ">, en Russie, en Suede et enfin il ne se sépara de son illustre amie, quʼa Paris en 1817, le 14 Juillet, jour fatal pp</span><br>Von Ihrem Einfluß auf die schriftstellerischen Arbeiten der Frau von Staël heißt es: <span class="family-courier ">durant ces douze années dʼintimité, Schlegel exerça incontestablement une certaine influence sur la direction des traveaux et des idées de Mdm. de St. </span>Sie hätte nichts geschrieben, ohne den Gegenstand vorher mit Ihnen streitend besprochen zu haben,<span class="family-courier "> et Schlegel, causeur polyglotte, abondant et également brillant dans toutes les langues, ne manquait jamais de relever le gant.</span><br>Hierauf kommt der Verfasser auf <span class="index-929 tp-30320 ">Ihre Vergleichung </span><span class="index-929 tp-30320 index-1198 tp-30322 ">der </span><span class="index-929 tp-30320 index-1198 tp-30322 index-1525 tp-30321 ">Racineʼschen</span><span class="index-929 tp-30320 "> u. </span><span class="index-929 tp-30320 index-1411 tp-30323 index-2637 tp-30324 ">Euripidschen</span><span class="index-929 tp-30320 index-2637 tp-30324 "> </span><span class="index-929 tp-30320 index-2637 tp-30324 family-courier ">Phædra</span> und auch hier lautet es besser, als von einem Franzosen erwartet werden sollte. <span class="family-courier ">Ce petit écrit, dʼun trés bon style, plain de science et dʼesprit, mais trop passionnée en faveur du poëte grec au détriment du poëte français, fit un grand scandale parmi tous les literateurs de lʼempire. </span>Aber nun die merkwürdige Äusserung:<span class="family-courier "> il est de fait, que lʼécrit de Schlegel, qui était une monstruosité en 1807, qui eut eté une banalité en 1830, publié aujourdhui que nous assistons à une espèce de réaction dramatique, </span><span class="family-courier notice-2856 ">[8]</span> <span class="family-courier ">serait presquʼencore une monstruosité. À mes yeux cʼest un morceau curieux, et qui, parmi plusieurs erreurs contient du grand nombre dʼobservations fines, judicieuses et assez étonnantes de la part dʼun étranger.</span><br>Von <span class="index-946 tp-30325 ">Ihren </span><span class="index-946 tp-30325 family-courier ">fameux cours de literature dramatique</span><span class="family-courier ">, traduit dans toutes les langues, et qui mérite à beaucoup dʼégards la réputation, quʼil obtint</span>, heißt es: <span class="family-courier ">jamais la critique ne sʼétait élévée à cette hauteurs, à cet éclat; cʼest un mélange rare de science profonde, de large et brillante poësie</span>. Besonders wird Ihre Darstellung der gesellschaftlichen Zustände in Griechenland gerühmt. Gegen das römische u. das italienische Theater sind Sie dem Verfasser zu streng, und in dem, was Sie von dem französischen sagen, sind Sie unter Sich Selbst geblieben; ja, Sie analysiren Racineʼn ungefähr, wie <span class="index-3245 tp-44224 family-courier ">Laharpe</span> Shakespeareʼn analysirt haben würde. Am unglücklichsten sind Sie jedoch im Verständniß von <span class="index-923 tp-30327 ">Molière</span>, dessen Haupttalent Sie im Burleske-Komischen gefunden. Sie müssen kein Wort von <span class="index-5219 tp-30328 family-courier ">Tartuffe</span> u. vom <span class="index-5220 tp-30329 family-courier ">Misanthrope</span> gelesen haben, mein höchstgelehrter Freund. Nur in der Bewunderung vom Shakespeare sind Sie fanatisch. <span class="family-courier ">Ce nʼest dʼun bout à lʼautre quʼun hymne perpétuel</span>.<br>Hierauf noch wenige Worte von Ihrer Verwicklung in das Exil der Frau von Stäel, von Ihrem Verhältniß zum <span class="index-2243 tp-44261 ">Kronprinzen von Schweden</span>, von <span class="index-3369 tp-30332 index-3382 tp-30331 ">Ihrer Schrift über das Continental-System</span>, Ihrer Anstellung in <span class="family-courier ">Bonn</span> und <span class="index-2322 tp-30334 index-2543 tp-30333 index-3516 tp-30335 ">Ihren indischen Arbeiten</span>. <span class="notice-21623 ">[9]</span> Sie sind <span class="family-courier ">un des Indianistes</span> <span class="family-courier ">les plus distinguès de lʼépoque</span>. Ihre verschiedenen Werke in diesem Fach werden mit gebührender Anerkennung genannt.<br>Hierauf schließt der Verfasser: <span class="family-courier ">dʼaprès tout ce qui précède le lecteur ne saurait manquer de reconnaitre dans M. de Schl. poëte, critique, philologue, orientaliste et traducteur, une intelligence hors ligne, un homme dont le nom restera dans lʼhistoire litérarire de nos cinquante dernières années</span>. Hätte er Zeit, würde er die Spuren Ihres Einflußes auf die moderne Critik in Deutschland u. in Frankreich weiter verfolgen. Der Fehler der Ihrigen habe darin gelegen, daß Sie Ihre Kräfte zersplittert. Sie hätten es selbst gefühlt, sagt er, und <span class="index-3978 tp-30336 ">Ihr letztes Werk</span> mit einem Bekenntniß geschlossen, mit dem auch er abbricht: <span class="family-courier ">ces essais sont comme des jalons plantès de distance en distance, le long de ma carrière litéraire, vers la fin de laquelle je dois mʼavouer, que jʼai beaucoup entrepris et achevè peu de choses.</span><br>So werden Sie zu guter Letzt mit Ihren eigenen Worten geschlagen und so geht es in Frankreich immer, wenn man zu bescheiden ist. Ich für mich habe mir hier eine solche Unbescheidenheit zur Aufgabe gemacht, daß ich nun allen Celebritäten des Landes das Haupt nicht umwende und selbst noch ungewiß bin, ob ich zu <span class="family-courier ">Quizot</span> gehen werde. Ohnedieß wird auch unser Aufenthalt hier <span class="notice-2858 ">[10]</span> nur kurze Zeit dauern, und müssen wir die Tage so sehr zu unsern Besuchen bei den Merkwürdigkeiten benutzen, daß wir die Nacht für unsre Ruhe nicht entbehren können.<br>Ausser den Verschönerungen von <span class="family-courier ">Paris</span> habe ich kaum Fortschritte in Frankreich seit 1815 bemerken können. Desto befriedigter bin ich von <span class="family-courier ">Belgien</span>. Hier ist seit dem ausserordentlich viel geschehen; denn auch <span class="index-3491 tp-30330 ">dem König von </span><span class="index-3491 tp-30330 family-courier ">Holland</span> gebührt ein großer Antheil daran. Am meisten hat mich überrascht, daß mir die <span class="family-courier ">Civilisation</span> überall älter vorgekommen ist, als am Rhein. Sollten die Kreutzüge nicht daran Theil haben, von denen der erste, geordnete Zug doch aus diesen Gegenden ausging, und von dem viele Personen der gebildeten Stände wieder zurückkehrten? Ich unterwerfe diesen Gedanken Ihrem Urtheil, mein hochverehrter Freund.<br>Ich hoffe, daß dieser Brief Sie in bester Gesundheit findet und seine Länge Sie nicht krank macht. Im Nothfall können Sie ihn ja ungelesen lassen und nur die besten Empfehlungen <span class="index-5136 tp-30339 ">meiner Frau</span> und die Ausdrücke der gewohnten Verehrung sich zueignen, mit der ich stets sein werde Ihr<br><span class="family-courier ">v. Rehfues.</span><br>Wollen Sie mich mit einigen Worten erfreuen, bitte ich den Brief an meinen Schwager in <span class="index-2396 tp-30340 ">Darmstadt</span> zu adressiren:<br><span class="index-5225 tp-44265 ">Ober-App. Gerichtsrath von </span><span class="index-5225 tp-44265 family-courier ">Hecht</span>.', 'isaprint' => false, 'isnewtranslation' => true, 'statemsg' => 'betamsg23', 'cittitle' => 'www.august-wilhelm-schlegel.de/briefedigital/briefid/3233', 'description' => 'Philipp Joseph von Rehfues an August Wilhelm von Schlegel am 08.09.1842, Paris, Bonn', 'adressatort' => 'Bonn <a class="gndmetadata" target="_blank" href="http://d-nb.info/gnd/1001909-1">GND</a>', 'absendeort' => 'Paris <a class="gndmetadata" target="_blank" href="http://d-nb.info/gnd/4044660-8">GND</a>', 'date' => '08.09.1842', 'adressat' => array(), 'adrCitation' => 'August Wilhelm von Schlegel', 'absender' => array( (int) 4608 => array( 'ID' => '4608', 'project' => '1', 'timecreate' => '2014-02-13 12:19:57', 'timelastchg' => '2018-01-11 17:53:19', 'key' => 'AWS-ap-00fq', 'docTyp' => array( [maximum depth reached] ), '39_name' => 'Rehfues, Philipp Joseph von', '39_geschlecht' => 'm', '39_gebdatum' => '1779-10-02', '39_toddatum' => '1843-10-21', '39_lebenwirken' => 'Schriftsteller, Bibliothekar, Verwaltungsbeamter Philipp Joseph von Rehfues studierte Theologie in Tübingen. 1801 zog er nach Livorno, um dort als Hauslehrer zu arbeiten. Während seines Aufenthaltes in Italien freundete er sich mit Bertel Thorvaldsen, Karl Friedrich Schinkel und Wilhelm von Humboldt an. 1806 fand er eine Anstellung als Bibliothekar und privater Vorleser des Kronprinzen von Württemberg in Stuttgart. Rehfues veröffentlichte Reiseberichte und Übersetzungen aus dem Italienischen. Außerdem betätigte er sich als Herausgeber des „Europäischen Magazins“, einer politischen Zeitschrift, die zu einem Organ des Nationalpatriotismus während der Befreiungskriege wurde. Sein politisches Engagement setzte er als Angestellter der linksrheinischen Territorialverwaltung unter dem Freiherrn vom Stein fort. Erfolgreich setzte sich Rehfues für die Etablierung einer Universität in Bonn ein, für die er seit 1819 als Kurator agierte. Neben den amtlichen Geschäften verfasste Rehfues historische Romane; der Roman „Scipio Cicala“ gilt als der beim Publikum erfolgreichste. 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Hättʼ ich es vergessen können, würde mich eine der ersten literarischen Neuigkeiten, denen ich hier begegnet bin, an mein Wort erinnert haben. <span class="index-5211 tp-30274 ">Der 4</span><span class="index-5211 tp-30274 offset-4 underline-1 ">te</span><span class="index-5211 tp-30274 "> Band der </span><span class="index-5211 tp-30274 family-courier ">Contemporains illustres</span> enthält Ihren Namen mit denen von <span class="index-5212 tp-30275 ">Sir </span><span class="index-5212 tp-30275 family-courier ">Robert Peel</span>, von <span class="index-5213 tp-30276 family-courier ">Royer-Collard</span>, von <span class="index-5222 tp-30277 family-courier ">Lord Joh</span><span class="index-5222 tp-30277 family-courier offset--4 ">n</span><span class="index-5222 tp-30277 family-courier "> Russel</span> und ähnlichen Notabilitäten unserer Zeit. Es hat einen überaus angenehmen Eindruck auf mich gemacht, Sie in dieser Schrift im Ganzen mit eben so viel Kenntniß der Sache, als Wohlwollen und Gerechtigkeit behandelt zu finden. Ich werde Ihnen die Schrift selbst mitbringen, kann mir jedoch das Vergnügen nicht versagen, jetzt schon einen Ueberblick über diese biographische Skizze voraus zu senden. Ich sage nichts von dem Porträt, sondern lege es lieber gleich selbst bei. Nach einer Stelle aus <span class="index-339 tp-30278 ">der </span><span class="index-339 tp-30278 family-courier ">Allemagne</span> <span class="index-222 tp-30279 ">der Frau von Stäel</span> über Sie folgt das Motto aus Ihren eigenen Dichtungen:<br><span class="index-5215 tp-30280 ">Nun ist der Vorzeit hohe Kraft zerronnen,</span><br>Man wagt es, sie der Barbarei zu zeihen,<br>Sie haben enge Weisheit sich ersonnen,<br>Was Ohnmacht nicht begreift, sind Träumereien.<br>Es ist <span class="overstrike-1 ">überaus</span> <span class="offset-4 ">gar zu</span> erfreulich, Schriften, welche das größte Publicum in Frankreich haben, mit Deutschen Versen eröffnet zu sehen. <span class="index-5214 tp-30282 ">Der Verfasser</span> beginnt darauf mit der Bemerkung, daß von der zahlreichen u. schönen literarischen Familie, deren Erstgeborner <span class="index-181 tp-30283 ">Lessing</span>, und deren Haupt <span class="index-137 tp-30284 ">Göthe</span> gewesen, nun noch drei Männer übrig seien; <span class="index-62 tp-30285 ">ein alter Philosoph Schelling</span>, <span class="index-48 tp-30286 ">ein alter Dichter Tieck</span>, und ein alter Dichter u. Critiker, Sie mein hoch<span class="notice-2850 ">[2]</span>verehrter Freund. Wenn man durch <span class="index-887 tp-30287 family-courier ">Bonn</span> komme und sich nach den Merkwürdigkeiten der Stadt erkundige, zeige man dem Reisenden <span class="family-courier ">un petit (?) vieillard élégant, en peruque blonde, qui porte assez bien ses TS hivers, et qui achève la, entouré dʼun très grand silence, une carrière commencée et poursuivie au milieu dʼun grand bruit. </span><br>Ich will die gleich folgende Stelle nicht weglassen, weil einige Wahrheit darin ist.<br><span class="family-courier ">Ce doit être une chose triste de survivre à son temps, de voir les idées, quʼon a émises avec effort, pour lesquelles on a combattu avec éclat, devenues en partie des banalités, après avoir été dʼaudacieux paradoxes, circuler paisiblement au milieu dʼune génération nouvelle qui en prend ce qui lui convient, qui se fait honneur de ce quʼelle prend comme une création, et qui dans sa joie, de courir sans lisière dans un champs plus vaste que ses devanciers, oublie de se retourner pour dire merci à ceux qui lui ont ouvert le chemin.</span><br>Ebenso heißt es weiter in Bezug auf Frankreich: wenn auch vielleicht die Hälfte der Leser der Galerie Sie nur dem Namen nach kenne, so müßte doch die ganze moderne Literatur, welche man mit dem Namen Romantik bezeichne, Ihnen Statuen errichten; denn nach Lessing seien Sie ihr erster, kraftvollster und berühmtester Verfasser gewesen.<br>Nun folgt ein Ueberblick über die Geschichte der Deutsche<span class="notice-21617 ">[n]</span> Literatur, wie sie sich aus ihrem Verfall erhoben, und <span class="notice-2851 ">[3]</span> ihren neuen Aufschwung mit einer Reaction gegen alles Französische begonnen. Lessing habe den Kampf mit einer negativen Critik eröffnet; die andre Hälfte der Aufgabe sei seinen unmittelbaren Nachfolgern, Ihnen und <span class="index-8 tp-30288 ">Ihrem verewigtem Bruder</span>, zugefallen, Ihnen ins besondre in demjenigen, was die dramatische Literatur betreffe. Sie hätten die Freiheit der Kunst zuerst zur Sprache gebracht, die Frage aus einem höhern Gesichtspunkt abgehandelt und mit kühner Hand die Poëtik der Romantik entworfen. Sie hätten dem modernen Theater den Grundsatz erfochten: <span class="family-courier ">de ne se régir, quʼaprès des principes puisès dans le génie, les idées et les moeurs des peuples modernes</span>.<br>Dieses, fährt der Verfasser fort, sei 1808 geschehen, 19 Jahre v<span class="notice-21618 ">[or]</span> <span class="index-5217 tp-30290 ">d</span><span class="index-5217 tp-30290 notice-21619 ">[e]</span><span class="index-5217 tp-30290 ">r berühmten Vorrede zum </span><span class="index-5217 tp-30290 family-courier ">Cromwell</span> (wohl von <span class="index-5216 tp-30289 family-courier ">V. Hugo</span>?) Nach unsern Bajonetten sei die Deutsche Literatur unter dem Schutz der Frau von Staël in Frankreich eingezogen. <span class="family-courier ">V. Hugo</span> habe Ihre These <span class="family-courier ">en sousordre</span> aufgestellt und sie <span class="family-courier ">passablement</span> entstellt, indem er sie nach seiner Art zugeschnitten. Nun habe sich der Streit, der in <span class="overstrike-1 ">Frankreich</span> Deutschland lang entschieden gewesen, in Frankreich entsponnen. Die Theoretiker der Romantik hätten sich jedoch in der Anwendung sehr mittelmässig gezeigt; <span class="family-courier ">mais ce nʼest par la faute de </span><span class="family-courier index-766 tp-30291 ">Mr. de Schlegel</span>, setzt er hinzu.<br>Nach dieser Einleitung folgt ein Ausblick über Ihre äussere Lebensgeschichte, mein hochverehrter Freund. Im schnellen <span class="notice-2852 ">[4]</span> Durchlesen finde ich keinen Hauptverstoß. Ihr Verhältniß zu <span class="index-1402 tp-30292 ">Bürgern</span> ist angenehm geschildert und Ihrer Liebe für den unglücklichen Dichter in Ihrem Vers<br><span class="index-5218 tp-30293 ">Mein erster Meister in der Kunst der Lieder pp</span><br>gedacht. Erst in <span class="family-courier ">Jena</span> habe die Periode der Fruchtbarkeit, der Polemik und der Celebrität für Sie begonnen. <span class="index-1038 tp-102849 ">Die </span><span class="index-1038 tp-102849 family-courier ">Horen</span>, <span class="index-4578 tp-30295 ">der </span><span class="index-4578 tp-30295 index-88 tp-30294 ">Schillerʼsche</span><span class="index-4578 tp-30295 "> Musen-Almanach</span>, <span class="index-162 tp-30296 ">das Athenäum</span> wurden erwähnt und dem Letzten ist ein grosser Einfluß beigemessen. Götheʼs Herrschaft sei damals in ihrem höchsten Glanze gewesen. Dieser unersättliche Prometheus habe sich die poëtische Substanz aller Zeiten und Völker anzueignen gewußt, aber ohne das Genie, mit dem er allen seinen Eroberungen ein individuelles Gepräge aufgedrückt, würde er doch nur ein <span class="family-courier ">plagiaire universel</span> gewesen sein. <span class="family-courier ">Séduits par cette magnifique exception l</span><span class="family-courier index-766 tp-30298 index-8 tp-30297 ">es frères Schlegel</span><span class="family-courier "> eri</span><span class="family-courier notice-21620 ">[gè]</span><span class="family-courier ">r</span><span class="family-courier notice-21621 ">[en]</span><span class="family-courier ">t lʼexemple en précepte. Sur les débris de lʼécole française, de lʼécole grecque et de lʼécole anglaise, ils tentèrent de fonder une école des écoles, va</span><span class="family-courier notice-21622 ">[ste]</span><span class="family-courier "> caravansérail à toutes les manifestations de la poësie humaine depuis le commencement du monde jusquʼà nos jours. Par aversion de lʼesprit exclusif dans la critique, ils poussèrent lʼélecticisme jusquʼà ses dernières limites et préchèrent une sorte de polythéisme esthétique, confondant dans une même adoption tous les dieux de tous les pays et de tous les </span><span class="family-courier notice-2853 ">[5]</span><span class="family-courier "> siècles. Les avantages et les dangers de cette théorie se conçoivent facilement; elle élargissait les sphères de lʼinspiration, mais elle tuait lʼoriginalité en faisant disparaitre les conditions de temps et de lieu. pp</span><br>Auch das<span class="family-courier "> fameux principe de lʼart pour lʼart,</span> heißt es weiter, haben wir von Göthe und den Schlegeln empfangen. <span class="family-courier ">Dans leur éclecticisme, en fait de gout et de manières, ils admirent volontiers pour critérium du beau en poésie lʼélégance et lʼharmonie du vers. G. Schlegel joignit la pratique à la théorie. Ses poésies diverses présentent un curieux mélange dʼinspirations païennes, chrétiennes, mythologiques, catholiques, orientales, chevaleresques, graves, légères, raffinées, naïves. Odes, épitres, élégies, ballades, chansons, épigrammes, sonnets, tout sʼy trouve, tout, jusquʼà </span><span class="family-courier index-77 tp-44246 ">la sévère tragédie grecque dʼIon</span><span class="family-courier ">.</span> Unter den Sonetten werden <span class="index-4365 tp-30299 ">die an </span><span class="index-4365 tp-30299 index-30 tp-30300 ">Ihre verklärte Tochter</span> am meisten gerühmt. Ihre rhythmische Meisterschaft wird schuldigermassen anerkannt, doch meint der Verfasser, zu meinem Trost, daß Sie sie vielleicht zu weit getrieben. In <span class="index-344 tp-30304 ">den Uebersetzungen von </span><span class="index-344 tp-30304 index-4 tp-30302 ">Shakespear</span> u. <span class="index-166 tp-30303 index-261 tp-30305 ">Calderon</span> läßt er sie mehr gelten; in den Original-Dichtungen müsse dieser Rigorismus der Richtigkeit und Energie des Gedankens Eintrag thun.<br>Da ich einmal am Tadel bin, will ich nicht verschweigen, daß dem Athenäum auch die Anbetung von Göthe, so <span class="notice-2854 ">[6]</span> wie die <span class="family-courier ">morgue aristocratique</span> und noch Stärkeres gegen seine Gegner vorgeworfen wird. Man sei Ihnen zwar nichts schuldig geblieben, aber das Athenäum habe doch sehr heilsam eingewirkt. <span class="family-courier ">Essentiellement doué du sentiment de lʼidéal</span>, heißt es von Ihnen mit vollstem Recht, <span class="family-courier ">du noble et du grand, le vigoureux critique fit une guerre à mort à la trivialité et à lʼimmoralité. </span>Es wird darauf Ihres Kampfs gegen die Naturdichter und gegen <span class="index-50 tp-44221 ">Kotzebue</span> gedacht, den Sie <span class="family-courier ">au triple point de vue de lʼart, de la vérité et de la moralité avec lʼarme de la raison et du ridicule, en prose et en vers, avec de la logique et des épigrammes</span>, angegriffen.<br><span class="index-5211 tp-30306 ">Die Schrift</span> nennt die Jahre 1795–1804 Ihre polemische Periode und berührt Ihr Leben als Professor in <span class="index-12 tp-30307 family-courier ">Jena</span> und Ihre Werke aus derselben. Die Uebersetzungen von Shakspeare und <span class="family-courier ">Calderon</span> werden so ziemlich richtig gewürdigt; weniger ist der Verfasser mit dem <span class="family-courier ">Ion</span> zufrieden, an dem ich immer ein besonderes Wohlgefallen gehabt habe.<br>Die Darstellung geht nun auf Ihr Verhältniß zu der Frau von Staël über, welche Sie in <span class="index-15 tp-30309 family-courier ">Berlin</span> kennen gelernt haben sollen, und mit der Sie Sich <span class="family-courier ">par un lien dʼamitiè et dʼardente admiration</span> verbunden, <span class="family-courier ">que la mort seule put rompre. Il abandonna la position brillante, quʼil occupait alors en Allemagne, pour se charger de lʼéducation des enfants de Mdm de Staël. La noble délicatesse de </span><span class="family-courier index-222 tp-30312 ">lʼauteur de </span><span class="family-courier index-222 tp-30312 index-576 tp-30311 ">Corinne</span><span class="family-courier "> sut apprécier le sacrifice et dans Schlegel ne vit jamais </span><span class="family-courier notice-2855 ">[7]</span><span class="family-courier "> que lʼhomme éminent et lʼami dévoué. Il partagea sa vie errante et souvent tourmentée; avec elle il séjourna successivement à </span><span class="family-courier index-228 tp-30313 ">Coppet</span><span class="family-courier ">, en Italie, en France, à </span><span class="family-courier index-16 tp-30317 ">Vienne</span><span class="family-courier ">, en Russie, en Suede et enfin il ne se sépara de son illustre amie, quʼa Paris en 1817, le 14 Juillet, jour fatal pp</span><br>Von Ihrem Einfluß auf die schriftstellerischen Arbeiten der Frau von Staël heißt es: <span class="family-courier ">durant ces douze années dʼintimité, Schlegel exerça incontestablement une certaine influence sur la direction des traveaux et des idées de Mdm. de St. </span>Sie hätte nichts geschrieben, ohne den Gegenstand vorher mit Ihnen streitend besprochen zu haben,<span class="family-courier "> et Schlegel, causeur polyglotte, abondant et également brillant dans toutes les langues, ne manquait jamais de relever le gant.</span><br>Hierauf kommt der Verfasser auf <span class="index-929 tp-30320 ">Ihre Vergleichung </span><span class="index-929 tp-30320 index-1198 tp-30322 ">der </span><span class="index-929 tp-30320 index-1198 tp-30322 index-1525 tp-30321 ">Racineʼschen</span><span class="index-929 tp-30320 "> u. </span><span class="index-929 tp-30320 index-1411 tp-30323 index-2637 tp-30324 ">Euripidschen</span><span class="index-929 tp-30320 index-2637 tp-30324 "> </span><span class="index-929 tp-30320 index-2637 tp-30324 family-courier ">Phædra</span> und auch hier lautet es besser, als von einem Franzosen erwartet werden sollte. <span class="family-courier ">Ce petit écrit, dʼun trés bon style, plain de science et dʼesprit, mais trop passionnée en faveur du poëte grec au détriment du poëte français, fit un grand scandale parmi tous les literateurs de lʼempire. </span>Aber nun die merkwürdige Äusserung:<span class="family-courier "> il est de fait, que lʼécrit de Schlegel, qui était une monstruosité en 1807, qui eut eté une banalité en 1830, publié aujourdhui que nous assistons à une espèce de réaction dramatique, </span><span class="family-courier notice-2856 ">[8]</span> <span class="family-courier ">serait presquʼencore une monstruosité. À mes yeux cʼest un morceau curieux, et qui, parmi plusieurs erreurs contient du grand nombre dʼobservations fines, judicieuses et assez étonnantes de la part dʼun étranger.</span><br>Von <span class="index-946 tp-30325 ">Ihren </span><span class="index-946 tp-30325 family-courier ">fameux cours de literature dramatique</span><span class="family-courier ">, traduit dans toutes les langues, et qui mérite à beaucoup dʼégards la réputation, quʼil obtint</span>, heißt es: <span class="family-courier ">jamais la critique ne sʼétait élévée à cette hauteurs, à cet éclat; cʼest un mélange rare de science profonde, de large et brillante poësie</span>. Besonders wird Ihre Darstellung der gesellschaftlichen Zustände in Griechenland gerühmt. Gegen das römische u. das italienische Theater sind Sie dem Verfasser zu streng, und in dem, was Sie von dem französischen sagen, sind Sie unter Sich Selbst geblieben; ja, Sie analysiren Racineʼn ungefähr, wie <span class="index-3245 tp-44224 family-courier ">Laharpe</span> Shakespeareʼn analysirt haben würde. Am unglücklichsten sind Sie jedoch im Verständniß von <span class="index-923 tp-30327 ">Molière</span>, dessen Haupttalent Sie im Burleske-Komischen gefunden. Sie müssen kein Wort von <span class="index-5219 tp-30328 family-courier ">Tartuffe</span> u. vom <span class="index-5220 tp-30329 family-courier ">Misanthrope</span> gelesen haben, mein höchstgelehrter Freund. Nur in der Bewunderung vom Shakespeare sind Sie fanatisch. <span class="family-courier ">Ce nʼest dʼun bout à lʼautre quʼun hymne perpétuel</span>.<br>Hierauf noch wenige Worte von Ihrer Verwicklung in das Exil der Frau von Stäel, von Ihrem Verhältniß zum <span class="index-2243 tp-44261 ">Kronprinzen von Schweden</span>, von <span class="index-3369 tp-30332 index-3382 tp-30331 ">Ihrer Schrift über das Continental-System</span>, Ihrer Anstellung in <span class="family-courier ">Bonn</span> und <span class="index-2322 tp-30334 index-2543 tp-30333 index-3516 tp-30335 ">Ihren indischen Arbeiten</span>. <span class="notice-21623 ">[9]</span> Sie sind <span class="family-courier ">un des Indianistes</span> <span class="family-courier ">les plus distinguès de lʼépoque</span>. Ihre verschiedenen Werke in diesem Fach werden mit gebührender Anerkennung genannt.<br>Hierauf schließt der Verfasser: <span class="family-courier ">dʼaprès tout ce qui précède le lecteur ne saurait manquer de reconnaitre dans M. de Schl. poëte, critique, philologue, orientaliste et traducteur, une intelligence hors ligne, un homme dont le nom restera dans lʼhistoire litérarire de nos cinquante dernières années</span>. Hätte er Zeit, würde er die Spuren Ihres Einflußes auf die moderne Critik in Deutschland u. in Frankreich weiter verfolgen. Der Fehler der Ihrigen habe darin gelegen, daß Sie Ihre Kräfte zersplittert. Sie hätten es selbst gefühlt, sagt er, und <span class="index-3978 tp-30336 ">Ihr letztes Werk</span> mit einem Bekenntniß geschlossen, mit dem auch er abbricht: <span class="family-courier ">ces essais sont comme des jalons plantès de distance en distance, le long de ma carrière litéraire, vers la fin de laquelle je dois mʼavouer, que jʼai beaucoup entrepris et achevè peu de choses.</span><br>So werden Sie zu guter Letzt mit Ihren eigenen Worten geschlagen und so geht es in Frankreich immer, wenn man zu bescheiden ist. Ich für mich habe mir hier eine solche Unbescheidenheit zur Aufgabe gemacht, daß ich nun allen Celebritäten des Landes das Haupt nicht umwende und selbst noch ungewiß bin, ob ich zu <span class="family-courier ">Quizot</span> gehen werde. Ohnedieß wird auch unser Aufenthalt hier <span class="notice-2858 ">[10]</span> nur kurze Zeit dauern, und müssen wir die Tage so sehr zu unsern Besuchen bei den Merkwürdigkeiten benutzen, daß wir die Nacht für unsre Ruhe nicht entbehren können.<br>Ausser den Verschönerungen von <span class="family-courier ">Paris</span> habe ich kaum Fortschritte in Frankreich seit 1815 bemerken können. Desto befriedigter bin ich von <span class="family-courier ">Belgien</span>. Hier ist seit dem ausserordentlich viel geschehen; denn auch <span class="index-3491 tp-30330 ">dem König von </span><span class="index-3491 tp-30330 family-courier ">Holland</span> gebührt ein großer Antheil daran. Am meisten hat mich überrascht, daß mir die <span class="family-courier ">Civilisation</span> überall älter vorgekommen ist, als am Rhein. Sollten die Kreutzüge nicht daran Theil haben, von denen der erste, geordnete Zug doch aus diesen Gegenden ausging, und von dem viele Personen der gebildeten Stände wieder zurückkehrten? Ich unterwerfe diesen Gedanken Ihrem Urtheil, mein hochverehrter Freund.<br>Ich hoffe, daß dieser Brief Sie in bester Gesundheit findet und seine Länge Sie nicht krank macht. Im Nothfall können Sie ihn ja ungelesen lassen und nur die besten Empfehlungen <span class="index-5136 tp-30339 ">meiner Frau</span> und die Ausdrücke der gewohnten Verehrung sich zueignen, mit der ich stets sein werde Ihr<br><span class="family-courier ">v. Rehfues.</span><br>Wollen Sie mich mit einigen Worten erfreuen, bitte ich den Brief an meinen Schwager in <span class="index-2396 tp-30340 ">Darmstadt</span> zu adressiren:<br><span class="index-5225 tp-44265 ">Ober-App. Gerichtsrath von </span><span class="index-5225 tp-44265 family-courier ">Hecht</span>.', '36_xml' => '<p><milestone unit="start" n="2849"/>[1]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="2849"/> <milestone unit="start" n="2700"/>beantw. d. 6<hi rend="offset:4;underline:1">ten</hi> <hi rend="family:Courier">Oct.</hi> 42<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Notiz des Empfängers</title></note><milestone unit="end" n="2700"/><lb/><placeName key="171"><hi rend="family:Courier">Paris</hi></placeName> d. 8<hi rend="offset:4;underline:1">t</hi> <hi rend="family:Courier">Septemb.</hi> 1842.<lb/>Sie erwarten mit Recht einen Brief von mir aus <hi rend="family:Courier">Paris</hi>, mein hochverehrter Freund. Hättʼ ich es vergessen können, würde mich eine der ersten literarischen Neuigkeiten, denen ich hier begegnet bin, an mein Wort erinnert haben. <name key="5211" type="work">Der 4<hi rend="offset:4;underline:1">te</hi> Band der <hi rend="family:Courier">Contemporains illustres</hi></name> enthält Ihren Namen mit denen von <persName key="5212">Sir <hi rend="family:Courier">Robert Peel</hi></persName>, von <persName key="5213"><hi rend="family:Courier">Royer-Collard</hi></persName>, von <persName key="5222"><hi rend="family:Courier">Lord Joh</hi><hi rend="family:Courier;offset:-4">n</hi><hi rend="family:Courier"> Russel</hi></persName> und ähnlichen Notabilitäten unserer Zeit. Es hat einen überaus angenehmen Eindruck auf mich gemacht, Sie in dieser Schrift im Ganzen mit eben so viel Kenntniß der Sache, als Wohlwollen und Gerechtigkeit behandelt zu finden. Ich werde Ihnen die Schrift selbst mitbringen, kann mir jedoch das Vergnügen nicht versagen, jetzt schon einen Ueberblick über diese biographische Skizze voraus zu senden. Ich sage nichts von dem Porträt, sondern lege es lieber gleich selbst bei. Nach einer Stelle aus <name key="339" type="work">der <hi rend="family:Courier">Allemagne</hi></name> <persName key="222">der Frau von Stäel</persName> über Sie folgt das Motto aus Ihren eigenen Dichtungen:<lb/><name key="5215" type="work">Nun ist der Vorzeit hohe Kraft zerronnen,</name><lb/>Man wagt es, sie der Barbarei zu zeihen,<lb/>Sie haben enge Weisheit sich ersonnen,<lb/>Was Ohnmacht nicht begreift, sind Träumereien.<lb/>Es ist <hi rend="overstrike:1">überaus</hi> <hi rend="offset:4">gar zu</hi> erfreulich, Schriften, welche das größte Publicum in Frankreich haben, mit Deutschen Versen eröffnet zu sehen. <persName key="5214">Der Verfasser</persName> beginnt darauf mit der Bemerkung, daß von der zahlreichen u. schönen literarischen Familie, deren Erstgeborner <persName key="181">Lessing</persName>, und deren Haupt <persName key="137">Göthe</persName> gewesen, nun noch drei Männer übrig seien; <persName key="62">ein alter Philosoph Schelling</persName>, <persName key="48">ein alter Dichter Tieck</persName>, und ein alter Dichter u. Critiker, Sie mein hoch<milestone unit="start" n="2850"/>[2]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="2850"/>verehrter Freund. Wenn man durch <placeName key="887"><hi rend="family:Courier">Bonn</hi></placeName> komme und sich nach den Merkwürdigkeiten der Stadt erkundige, zeige man dem Reisenden <hi rend="family:Courier">un petit (?) vieillard élégant, en peruque blonde, qui porte assez bien ses TS hivers, et qui achève la, entouré dʼun très grand silence, une carrière commencée et poursuivie au milieu dʼun grand bruit. </hi><lb/>Ich will die gleich folgende Stelle nicht weglassen, weil einige Wahrheit darin ist.<lb/><hi rend="family:Courier">Ce doit être une chose triste de survivre à son temps, de voir les idées, quʼon a émises avec effort, pour lesquelles on a combattu avec éclat, devenues en partie des banalités, après avoir été dʼaudacieux paradoxes, circuler paisiblement au milieu dʼune génération nouvelle qui en prend ce qui lui convient, qui se fait honneur de ce quʼelle prend comme une création, et qui dans sa joie, de courir sans lisière dans un champs plus vaste que ses devanciers, oublie de se retourner pour dire merci à ceux qui lui ont ouvert le chemin.</hi><lb/>Ebenso heißt es weiter in Bezug auf Frankreich: wenn auch vielleicht die Hälfte der Leser der Galerie Sie nur dem Namen nach kenne, so müßte doch die ganze moderne Literatur, welche man mit dem Namen Romantik bezeichne, Ihnen Statuen errichten; denn nach Lessing seien Sie ihr erster, kraftvollster und berühmtester Verfasser gewesen.<lb/>Nun folgt ein Ueberblick über die Geschichte der Deutsche<milestone unit="start" n="21617"/>[n]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Textverlust durch Blattausriss</title></note><milestone unit="end" n="21617"/> Literatur, wie sie sich aus ihrem Verfall erhoben, und <milestone unit="start" n="2851"/>[3]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="2851"/> ihren neuen Aufschwung mit einer Reaction gegen alles Französische begonnen. Lessing habe den Kampf mit einer negativen Critik eröffnet; die andre Hälfte der Aufgabe sei seinen unmittelbaren Nachfolgern, Ihnen und <persName key="8">Ihrem verewigtem Bruder</persName>, zugefallen, Ihnen ins besondre in demjenigen, was die dramatische Literatur betreffe. Sie hätten die Freiheit der Kunst zuerst zur Sprache gebracht, die Frage aus einem höhern Gesichtspunkt abgehandelt und mit kühner Hand die Poëtik der Romantik entworfen. Sie hätten dem modernen Theater den Grundsatz erfochten: <hi rend="family:Courier">de ne se régir, quʼaprès des principes puisès dans le génie, les idées et les moeurs des peuples modernes</hi>.<lb/>Dieses, fährt der Verfasser fort, sei 1808 geschehen, 19 Jahre v<milestone unit="start" n="21618"/>[or]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Textverlust durch Blattausriss</title></note><milestone unit="end" n="21618"/> <name key="5217" type="work">d<milestone unit="start" n="21619"/>[e]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Textverlust durch Blattausriss</title></note><milestone unit="end" n="21619"/>r berühmten Vorrede zum <hi rend="family:Courier">Cromwell</hi></name> (wohl von <persName key="5216"><hi rend="family:Courier">V. Hugo</hi></persName>?) Nach unsern Bajonetten sei die Deutsche Literatur unter dem Schutz der Frau von Staël in Frankreich eingezogen. <hi rend="family:Courier">V. Hugo</hi> habe Ihre These <hi rend="family:Courier">en sousordre</hi> aufgestellt und sie <hi rend="family:Courier">passablement</hi> entstellt, indem er sie nach seiner Art zugeschnitten. Nun habe sich der Streit, der in <hi rend="overstrike:1">Frankreich</hi> Deutschland lang entschieden gewesen, in Frankreich entsponnen. Die Theoretiker der Romantik hätten sich jedoch in der Anwendung sehr mittelmässig gezeigt; <hi rend="family:Courier">mais ce nʼest par la faute de <persName key="766">Mr. de Schlegel</persName></hi>, setzt er hinzu.<lb/>Nach dieser Einleitung folgt ein Ausblick über Ihre äussere Lebensgeschichte, mein hochverehrter Freund. Im schnellen <milestone unit="start" n="2852"/>[4]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="2852"/> Durchlesen finde ich keinen Hauptverstoß. Ihr Verhältniß zu <persName key="1402">Bürgern</persName> ist angenehm geschildert und Ihrer Liebe für den unglücklichen Dichter in Ihrem Vers<lb/><name key="5218" type="work">Mein erster Meister in der Kunst der Lieder pp</name><lb/>gedacht. Erst in <hi rend="family:Courier">Jena</hi> habe die Periode der Fruchtbarkeit, der Polemik und der Celebrität für Sie begonnen. <name key="1038" type="periodical">Die <hi rend="family:Courier">Horen</hi></name>, <name key="4578" type="periodical">der <persName key="88">Schillerʼsche</persName> Musen-Almanach</name>, <name key="162" type="periodical">das Athenäum</name> wurden erwähnt und dem Letzten ist ein grosser Einfluß beigemessen. Götheʼs Herrschaft sei damals in ihrem höchsten Glanze gewesen. Dieser unersättliche Prometheus habe sich die poëtische Substanz aller Zeiten und Völker anzueignen gewußt, aber ohne das Genie, mit dem er allen seinen Eroberungen ein individuelles Gepräge aufgedrückt, würde er doch nur ein <hi rend="family:Courier">plagiaire universel</hi> gewesen sein. <hi rend="family:Courier">Séduits par cette magnifique exception l<persName key="766"><persName key="8">es frères Schlegel</persName></persName> eri<milestone unit="start" n="21620"/>[gè]</hi><note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Textverlust durch Blattausriss</title></note><milestone unit="end" n="21620"/><hi rend="family:Courier">r<milestone unit="start" n="21621"/>[en]</hi><note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Textverlust durch Blattausriss</title></note><milestone unit="end" n="21621"/><hi rend="family:Courier">t lʼexemple en précepte. Sur les débris de lʼécole française, de lʼécole grecque et de lʼécole anglaise, ils tentèrent de fonder une école des écoles, va<milestone unit="start" n="21622"/>[ste]</hi><note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Textverlust durch Blattausriss</title></note><milestone unit="end" n="21622"/><hi rend="family:Courier"> caravansérail à toutes les manifestations de la poësie humaine depuis le commencement du monde jusquʼà nos jours. Par aversion de lʼesprit exclusif dans la critique, ils poussèrent lʼélecticisme jusquʼà ses dernières limites et préchèrent une sorte de polythéisme esthétique, confondant dans une même adoption tous les dieux de tous les pays et de tous les <milestone unit="start" n="2853"/>[5]</hi><note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="2853"/><hi rend="family:Courier"> siècles. Les avantages et les dangers de cette théorie se conçoivent facilement; elle élargissait les sphères de lʼinspiration, mais elle tuait lʼoriginalité en faisant disparaitre les conditions de temps et de lieu. pp</hi><lb/>Auch das<hi rend="family:Courier"> fameux principe de lʼart pour lʼart,</hi> heißt es weiter, haben wir von Göthe und den Schlegeln empfangen. <hi rend="family:Courier">Dans leur éclecticisme, en fait de gout et de manières, ils admirent volontiers pour critérium du beau en poésie lʼélégance et lʼharmonie du vers. G. Schlegel joignit la pratique à la théorie. Ses poésies diverses présentent un curieux mélange dʼinspirations païennes, chrétiennes, mythologiques, catholiques, orientales, chevaleresques, graves, légères, raffinées, naïves. Odes, épitres, élégies, ballades, chansons, épigrammes, sonnets, tout sʼy trouve, tout, jusquʼà <name key="77" type="work">la sévère tragédie grecque dʼIon</name>.</hi> Unter den Sonetten werden <name key="4365" type="work">die an <persName key="30">Ihre verklärte Tochter</persName></name> am meisten gerühmt. Ihre rhythmische Meisterschaft wird schuldigermassen anerkannt, doch meint der Verfasser, zu meinem Trost, daß Sie sie vielleicht zu weit getrieben. In <name key="344" type="work">den Uebersetzungen von <persName key="4">Shakespear</persName></name> u. <persName key="166"><name key="261" type="work">Calderon</name></persName> läßt er sie mehr gelten; in den Original-Dichtungen müsse dieser Rigorismus der Richtigkeit und Energie des Gedankens Eintrag thun.<lb/>Da ich einmal am Tadel bin, will ich nicht verschweigen, daß dem Athenäum auch die Anbetung von Göthe, so <milestone unit="start" n="2854"/>[6]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="2854"/> wie die <hi rend="family:Courier">morgue aristocratique</hi> und noch Stärkeres gegen seine Gegner vorgeworfen wird. Man sei Ihnen zwar nichts schuldig geblieben, aber das Athenäum habe doch sehr heilsam eingewirkt. <hi rend="family:Courier">Essentiellement doué du sentiment de lʼidéal</hi>, heißt es von Ihnen mit vollstem Recht, <hi rend="family:Courier">du noble et du grand, le vigoureux critique fit une guerre à mort à la trivialité et à lʼimmoralité. </hi>Es wird darauf Ihres Kampfs gegen die Naturdichter und gegen <persName key="50">Kotzebue</persName> gedacht, den Sie <hi rend="family:Courier">au triple point de vue de lʼart, de la vérité et de la moralité avec lʼarme de la raison et du ridicule, en prose et en vers, avec de la logique et des épigrammes</hi>, angegriffen.<lb/><name key="5211" type="work">Die Schrift</name> nennt die Jahre 1795–1804 Ihre polemische Periode und berührt Ihr Leben als Professor in <placeName key="12"><hi rend="family:Courier">Jena</hi></placeName> und Ihre Werke aus derselben. Die Uebersetzungen von Shakspeare und <hi rend="family:Courier">Calderon</hi> werden so ziemlich richtig gewürdigt; weniger ist der Verfasser mit dem <hi rend="family:Courier">Ion</hi> zufrieden, an dem ich immer ein besonderes Wohlgefallen gehabt habe.<lb/>Die Darstellung geht nun auf Ihr Verhältniß zu der Frau von Staël über, welche Sie in <placeName key="15"><hi rend="family:Courier">Berlin</hi></placeName> kennen gelernt haben sollen, und mit der Sie Sich <hi rend="family:Courier">par un lien dʼamitiè et dʼardente admiration</hi> verbunden, <hi rend="family:Courier">que la mort seule put rompre. Il abandonna la position brillante, quʼil occupait alors en Allemagne, pour se charger de lʼéducation des enfants de Mdm de Staël. La noble délicatesse de <persName key="222">lʼauteur de <name key="576" type="work">Corinne</name></persName> sut apprécier le sacrifice et dans Schlegel ne vit jamais <milestone unit="start" n="2855"/>[7]</hi><note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="2855"/><hi rend="family:Courier"> que lʼhomme éminent et lʼami dévoué. Il partagea sa vie errante et souvent tourmentée; avec elle il séjourna successivement à <placeName key="228">Coppet</placeName>, en Italie, en France, à <placeName key="16">Vienne</placeName>, en Russie, en Suede et enfin il ne se sépara de son illustre amie, quʼa Paris en 1817, le 14 Juillet, jour fatal pp</hi><lb/>Von Ihrem Einfluß auf die schriftstellerischen Arbeiten der Frau von Staël heißt es: <hi rend="family:Courier">durant ces douze années dʼintimité, Schlegel exerça incontestablement une certaine influence sur la direction des traveaux et des idées de Mdm. de St. </hi>Sie hätte nichts geschrieben, ohne den Gegenstand vorher mit Ihnen streitend besprochen zu haben,<hi rend="family:Courier"> et Schlegel, causeur polyglotte, abondant et également brillant dans toutes les langues, ne manquait jamais de relever le gant.</hi><lb/>Hierauf kommt der Verfasser auf <name key="929" type="work">Ihre Vergleichung <name key="1198" type="work">der <persName key="1525">Racineʼschen</persName></name> u. <name key="2637" type="work"><persName key="1411">Euripidschen</persName> <hi rend="family:Courier">Phædra</hi></name></name> und auch hier lautet es besser, als von einem Franzosen erwartet werden sollte. <hi rend="family:Courier">Ce petit écrit, dʼun trés bon style, plain de science et dʼesprit, mais trop passionnée en faveur du poëte grec au détriment du poëte français, fit un grand scandale parmi tous les literateurs de lʼempire. </hi>Aber nun die merkwürdige Äusserung:<hi rend="family:Courier"> il est de fait, que lʼécrit de Schlegel, qui était une monstruosité en 1807, qui eut eté une banalité en 1830, publié aujourdhui que nous assistons à une espèce de réaction dramatique, <milestone unit="start" n="2856"/>[8]</hi><note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="2856"/><hi rend="family:Courier"></hi> <hi rend="family:Courier">serait presquʼencore une monstruosité. À mes yeux cʼest un morceau curieux, et qui, parmi plusieurs erreurs contient du grand nombre dʼobservations fines, judicieuses et assez étonnantes de la part dʼun étranger.</hi><lb/>Von <name key="946" type="work">Ihren <hi rend="family:Courier">fameux cours de literature dramatique</hi></name><hi rend="family:Courier">, traduit dans toutes les langues, et qui mérite à beaucoup dʼégards la réputation, quʼil obtint</hi>, heißt es: <hi rend="family:Courier">jamais la critique ne sʼétait élévée à cette hauteurs, à cet éclat; cʼest un mélange rare de science profonde, de large et brillante poësie</hi>. Besonders wird Ihre Darstellung der gesellschaftlichen Zustände in Griechenland gerühmt. Gegen das römische u. das italienische Theater sind Sie dem Verfasser zu streng, und in dem, was Sie von dem französischen sagen, sind Sie unter Sich Selbst geblieben; ja, Sie analysiren Racineʼn ungefähr, wie <persName key="3245"><hi rend="family:Courier">Laharpe</hi></persName> Shakespeareʼn analysirt haben würde. Am unglücklichsten sind Sie jedoch im Verständniß von <persName key="923">Molière</persName>, dessen Haupttalent Sie im Burleske-Komischen gefunden. Sie müssen kein Wort von <name key="5219" type="work"><hi rend="family:Courier">Tartuffe</hi></name> u. vom <name key="5220" type="work"><hi rend="family:Courier">Misanthrope</hi></name> gelesen haben, mein höchstgelehrter Freund. Nur in der Bewunderung vom Shakespeare sind Sie fanatisch. <hi rend="family:Courier">Ce nʼest dʼun bout à lʼautre quʼun hymne perpétuel</hi>.<lb/>Hierauf noch wenige Worte von Ihrer Verwicklung in das Exil der Frau von Stäel, von Ihrem Verhältniß zum <persName key="2243">Kronprinzen von Schweden</persName>, von <name key="3369" type="work"><name key="3382" type="work">Ihrer Schrift über das Continental-System</name></name>, Ihrer Anstellung in <hi rend="family:Courier">Bonn</hi> und <name key="2322" type="periodical"><name key="2543" type="work"><name key="3516" type="work">Ihren indischen Arbeiten</name></name></name>. <milestone unit="start" n="21623"/>[9]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="21623"/> Sie sind <hi rend="family:Courier">un des Indianistes</hi> <hi rend="family:Courier">les plus distinguès de lʼépoque</hi>. Ihre verschiedenen Werke in diesem Fach werden mit gebührender Anerkennung genannt.<lb/>Hierauf schließt der Verfasser: <hi rend="family:Courier">dʼaprès tout ce qui précède le lecteur ne saurait manquer de reconnaitre dans M. de Schl. poëte, critique, philologue, orientaliste et traducteur, une intelligence hors ligne, un homme dont le nom restera dans lʼhistoire litérarire de nos cinquante dernières années</hi>. Hätte er Zeit, würde er die Spuren Ihres Einflußes auf die moderne Critik in Deutschland u. in Frankreich weiter verfolgen. Der Fehler der Ihrigen habe darin gelegen, daß Sie Ihre Kräfte zersplittert. Sie hätten es selbst gefühlt, sagt er, und <name key="3978" type="work">Ihr letztes Werk</name> mit einem Bekenntniß geschlossen, mit dem auch er abbricht: <hi rend="family:Courier">ces essais sont comme des jalons plantès de distance en distance, le long de ma carrière litéraire, vers la fin de laquelle je dois mʼavouer, que jʼai beaucoup entrepris et achevè peu de choses.</hi><lb/>So werden Sie zu guter Letzt mit Ihren eigenen Worten geschlagen und so geht es in Frankreich immer, wenn man zu bescheiden ist. Ich für mich habe mir hier eine solche Unbescheidenheit zur Aufgabe gemacht, daß ich nun allen Celebritäten des Landes das Haupt nicht umwende und selbst noch ungewiß bin, ob ich zu <hi rend="family:Courier">Quizot</hi> gehen werde. Ohnedieß wird auch unser Aufenthalt hier <milestone unit="start" n="2858"/>[10]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="2858"/> nur kurze Zeit dauern, und müssen wir die Tage so sehr zu unsern Besuchen bei den Merkwürdigkeiten benutzen, daß wir die Nacht für unsre Ruhe nicht entbehren können.<lb/>Ausser den Verschönerungen von <hi rend="family:Courier">Paris</hi> habe ich kaum Fortschritte in Frankreich seit 1815 bemerken können. Desto befriedigter bin ich von <hi rend="family:Courier">Belgien</hi>. Hier ist seit dem ausserordentlich viel geschehen; denn auch <persName key="3491">dem König von <hi rend="family:Courier">Holland</hi></persName> gebührt ein großer Antheil daran. Am meisten hat mich überrascht, daß mir die <hi rend="family:Courier">Civilisation</hi> überall älter vorgekommen ist, als am Rhein. Sollten die Kreutzüge nicht daran Theil haben, von denen der erste, geordnete Zug doch aus diesen Gegenden ausging, und von dem viele Personen der gebildeten Stände wieder zurückkehrten? Ich unterwerfe diesen Gedanken Ihrem Urtheil, mein hochverehrter Freund.<lb/>Ich hoffe, daß dieser Brief Sie in bester Gesundheit findet und seine Länge Sie nicht krank macht. Im Nothfall können Sie ihn ja ungelesen lassen und nur die besten Empfehlungen <persName key="5136">meiner Frau</persName> und die Ausdrücke der gewohnten Verehrung sich zueignen, mit der ich stets sein werde Ihr<lb/><hi rend="family:Courier">v. Rehfues.</hi><lb/>Wollen Sie mich mit einigen Worten erfreuen, bitte ich den Brief an meinen Schwager in <placeName key="2396">Darmstadt</placeName> zu adressiren:<lb/><persName key="5225">Ober-App. Gerichtsrath von <hi rend="family:Courier">Hecht</hi></persName>.</p>', '36_xml_standoff' => '<milestone unit="start" n="2849"/>[1]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="2849"/> <milestone unit="start" n="2700"/>beantw. d. 6<hi rend="offset:4;underline:1">ten</hi> <hi rend="family:Courier">Oct.</hi> 42<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Notiz des Empfängers</title></note><milestone unit="end" n="2700"/><lb/><anchor type="b" n="171" ana="10" xml:id="NidB30273"/><hi rend="family:Courier">Paris</hi><anchor type="e" n="171" ana="10" xml:id="NidE30273"/> d. 8<hi rend="offset:4;underline:1">t</hi> <hi rend="family:Courier">Septemb.</hi> 1842.<lb/>Sie erwarten mit Recht einen Brief von mir aus <hi rend="family:Courier">Paris</hi>, mein hochverehrter Freund. Hättʼ ich es vergessen können, würde mich eine der ersten literarischen Neuigkeiten, denen ich hier begegnet bin, an mein Wort erinnert haben. <anchor type="b" n="5211" ana="12" xml:id="NidB30274"/>Der 4<hi rend="offset:4;underline:1">te</hi> Band der <hi rend="family:Courier">Contemporains illustres</hi><anchor type="e" n="5211" ana="12" xml:id="NidE30274"/> enthält Ihren Namen mit denen von <anchor type="b" n="5212" ana="11" xml:id="NidB30275"/>Sir <hi rend="family:Courier">Robert Peel</hi><anchor type="e" n="5212" ana="11" xml:id="NidE30275"/>, von <anchor type="b" n="5213" ana="11" xml:id="NidB30276"/><hi rend="family:Courier">Royer-Collard</hi><anchor type="e" n="5213" ana="11" xml:id="NidE30276"/>, von <anchor type="b" n="5222" ana="11" xml:id="NidB30277"/><hi rend="family:Courier">Lord Joh</hi><hi rend="family:Courier;offset:-4">n</hi><hi rend="family:Courier"> Russel</hi><anchor type="e" n="5222" ana="11" xml:id="NidE30277"/> und ähnlichen Notabilitäten unserer Zeit. Es hat einen überaus angenehmen Eindruck auf mich gemacht, Sie in dieser Schrift im Ganzen mit eben so viel Kenntniß der Sache, als Wohlwollen und Gerechtigkeit behandelt zu finden. Ich werde Ihnen die Schrift selbst mitbringen, kann mir jedoch das Vergnügen nicht versagen, jetzt schon einen Ueberblick über diese biographische Skizze voraus zu senden. Ich sage nichts von dem Porträt, sondern lege es lieber gleich selbst bei. Nach einer Stelle aus <anchor type="b" n="339" ana="12" xml:id="NidB30278"/>der <hi rend="family:Courier">Allemagne</hi><anchor type="e" n="339" ana="12" xml:id="NidE30278"/> <anchor type="b" n="222" ana="11" xml:id="NidB30279"/>der Frau von Stäel<anchor type="e" n="222" ana="11" xml:id="NidE30279"/> über Sie folgt das Motto aus Ihren eigenen Dichtungen:<lb/><anchor type="b" n="5215" ana="12" xml:id="NidB30280"/>Nun ist der Vorzeit hohe Kraft zerronnen,<anchor type="e" n="5215" ana="12" xml:id="NidE30280"/><lb/>Man wagt es, sie der Barbarei zu zeihen,<lb/>Sie haben enge Weisheit sich ersonnen,<lb/>Was Ohnmacht nicht begreift, sind Träumereien.<lb/>Es ist <hi rend="overstrike:1">überaus</hi> <hi rend="offset:4">gar zu</hi> erfreulich, Schriften, welche das größte Publicum in Frankreich haben, mit Deutschen Versen eröffnet zu sehen. <anchor type="b" n="5214" ana="11" xml:id="NidB30282"/>Der Verfasser<anchor type="e" n="5214" ana="11" xml:id="NidE30282"/> beginnt darauf mit der Bemerkung, daß von der zahlreichen u. schönen literarischen Familie, deren Erstgeborner <anchor type="b" n="181" ana="11" xml:id="NidB30283"/>Lessing<anchor type="e" n="181" ana="11" xml:id="NidE30283"/>, und deren Haupt <anchor type="b" n="137" ana="11" xml:id="NidB30284"/>Göthe<anchor type="e" n="137" ana="11" xml:id="NidE30284"/> gewesen, nun noch drei Männer übrig seien; <anchor type="b" n="62" ana="11" xml:id="NidB30285"/>ein alter Philosoph Schelling<anchor type="e" n="62" ana="11" xml:id="NidE30285"/>, <anchor type="b" n="48" ana="11" xml:id="NidB30286"/>ein alter Dichter Tieck<anchor type="e" n="48" ana="11" xml:id="NidE30286"/>, und ein alter Dichter u. Critiker, Sie mein hoch<milestone unit="start" n="2850"/>[2]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="2850"/>verehrter Freund. Wenn man durch <anchor type="b" n="887" ana="10" xml:id="NidB30287"/><hi rend="family:Courier">Bonn</hi><anchor type="e" n="887" ana="10" xml:id="NidE30287"/> komme und sich nach den Merkwürdigkeiten der Stadt erkundige, zeige man dem Reisenden <hi rend="family:Courier">un petit (?) vieillard élégant, en peruque blonde, qui porte assez bien ses TS hivers, et qui achève la, entouré dʼun très grand silence, une carrière commencée et poursuivie au milieu dʼun grand bruit. </hi><lb/>Ich will die gleich folgende Stelle nicht weglassen, weil einige Wahrheit darin ist.<lb/><hi rend="family:Courier">Ce doit être une chose triste de survivre à son temps, de voir les idées, quʼon a émises avec effort, pour lesquelles on a combattu avec éclat, devenues en partie des banalités, après avoir été dʼaudacieux paradoxes, circuler paisiblement au milieu dʼune génération nouvelle qui en prend ce qui lui convient, qui se fait honneur de ce quʼelle prend comme une création, et qui dans sa joie, de courir sans lisière dans un champs plus vaste que ses devanciers, oublie de se retourner pour dire merci à ceux qui lui ont ouvert le chemin.</hi><lb/>Ebenso heißt es weiter in Bezug auf Frankreich: wenn auch vielleicht die Hälfte der Leser der Galerie Sie nur dem Namen nach kenne, so müßte doch die ganze moderne Literatur, welche man mit dem Namen Romantik bezeichne, Ihnen Statuen errichten; denn nach Lessing seien Sie ihr erster, kraftvollster und berühmtester Verfasser gewesen.<lb/>Nun folgt ein Ueberblick über die Geschichte der Deutsche<milestone unit="start" n="21617"/>[n]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Textverlust durch Blattausriss</title></note><milestone unit="end" n="21617"/> Literatur, wie sie sich aus ihrem Verfall erhoben, und <milestone unit="start" n="2851"/>[3]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="2851"/> ihren neuen Aufschwung mit einer Reaction gegen alles Französische begonnen. Lessing habe den Kampf mit einer negativen Critik eröffnet; die andre Hälfte der Aufgabe sei seinen unmittelbaren Nachfolgern, Ihnen und <anchor type="b" n="8" ana="11" xml:id="NidB30288"/>Ihrem verewigtem Bruder<anchor type="e" n="8" ana="11" xml:id="NidE30288"/>, zugefallen, Ihnen ins besondre in demjenigen, was die dramatische Literatur betreffe. Sie hätten die Freiheit der Kunst zuerst zur Sprache gebracht, die Frage aus einem höhern Gesichtspunkt abgehandelt und mit kühner Hand die Poëtik der Romantik entworfen. Sie hätten dem modernen Theater den Grundsatz erfochten: <hi rend="family:Courier">de ne se régir, quʼaprès des principes puisès dans le génie, les idées et les moeurs des peuples modernes</hi>.<lb/>Dieses, fährt der Verfasser fort, sei 1808 geschehen, 19 Jahre v<milestone unit="start" n="21618"/>[or]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Textverlust durch Blattausriss</title></note><milestone unit="end" n="21618"/> <anchor type="b" n="5217" ana="12" xml:id="NidB30290"/>d<milestone unit="start" n="21619"/>[e]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Textverlust durch Blattausriss</title></note><milestone unit="end" n="21619"/>r berühmten Vorrede zum <hi rend="family:Courier">Cromwell</hi><anchor type="e" n="5217" ana="12" xml:id="NidE30290"/> (wohl von <anchor type="b" n="5216" ana="11" xml:id="NidB30289"/><hi rend="family:Courier">V. Hugo</hi><anchor type="e" n="5216" ana="11" xml:id="NidE30289"/>?) Nach unsern Bajonetten sei die Deutsche Literatur unter dem Schutz der Frau von Staël in Frankreich eingezogen. <hi rend="family:Courier">V. Hugo</hi> habe Ihre These <hi rend="family:Courier">en sousordre</hi> aufgestellt und sie <hi rend="family:Courier">passablement</hi> entstellt, indem er sie nach seiner Art zugeschnitten. Nun habe sich der Streit, der in <hi rend="overstrike:1">Frankreich</hi> Deutschland lang entschieden gewesen, in Frankreich entsponnen. Die Theoretiker der Romantik hätten sich jedoch in der Anwendung sehr mittelmässig gezeigt; <hi rend="family:Courier">mais ce nʼest par la faute de <anchor type="b" n="766" ana="11" xml:id="NidB30291"/>Mr. de Schlegel<anchor type="e" n="766" ana="11" xml:id="NidE30291"/></hi>, setzt er hinzu.<lb/>Nach dieser Einleitung folgt ein Ausblick über Ihre äussere Lebensgeschichte, mein hochverehrter Freund. Im schnellen <milestone unit="start" n="2852"/>[4]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="2852"/> Durchlesen finde ich keinen Hauptverstoß. Ihr Verhältniß zu <anchor type="b" n="1402" ana="11" xml:id="NidB30292"/>Bürgern<anchor type="e" n="1402" ana="11" xml:id="NidE30292"/> ist angenehm geschildert und Ihrer Liebe für den unglücklichen Dichter in Ihrem Vers<lb/><anchor type="b" n="5218" ana="12" xml:id="NidB30293"/>Mein erster Meister in der Kunst der Lieder pp<anchor type="e" n="5218" ana="12" xml:id="NidE30293"/><lb/>gedacht. Erst in <hi rend="family:Courier">Jena</hi> habe die Periode der Fruchtbarkeit, der Polemik und der Celebrität für Sie begonnen. <anchor type="b" n="1038" ana="13" xml:id="NidB102849"/>Die <hi rend="family:Courier">Horen</hi><anchor type="e" n="1038" ana="13" xml:id="NidE102849"/>, <anchor type="b" n="4578" ana="13" xml:id="NidB30295"/>der <anchor type="b" n="88" ana="11" xml:id="NidB30294"/>Schillerʼsche<anchor type="e" n="88" ana="11" xml:id="NidE30294"/> Musen-Almanach<anchor type="e" n="4578" ana="13" xml:id="NidE30295"/>, <anchor type="b" n="162" ana="13" xml:id="NidB30296"/>das Athenäum<anchor type="e" n="162" ana="13" xml:id="NidE30296"/> wurden erwähnt und dem Letzten ist ein grosser Einfluß beigemessen. Götheʼs Herrschaft sei damals in ihrem höchsten Glanze gewesen. Dieser unersättliche Prometheus habe sich die poëtische Substanz aller Zeiten und Völker anzueignen gewußt, aber ohne das Genie, mit dem er allen seinen Eroberungen ein individuelles Gepräge aufgedrückt, würde er doch nur ein <hi rend="family:Courier">plagiaire universel</hi> gewesen sein. <hi rend="family:Courier">Séduits par cette magnifique exception l<anchor type="b" n="766" ana="11" xml:id="NidB30298"/><anchor type="b" n="8" ana="11" xml:id="NidB30297"/>es frères Schlegel<anchor type="e" n="8" ana="11" xml:id="NidE30297"/><anchor type="e" n="766" ana="11" xml:id="NidE30298"/> eri<milestone unit="start" n="21620"/>[gè]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Textverlust durch Blattausriss</title></note><milestone unit="end" n="21620"/>r<milestone unit="start" n="21621"/>[en]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Textverlust durch Blattausriss</title></note><milestone unit="end" n="21621"/>t lʼexemple en précepte. Sur les débris de lʼécole française, de lʼécole grecque et de lʼécole anglaise, ils tentèrent de fonder une école des écoles, va<milestone unit="start" n="21622"/>[ste]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Textverlust durch Blattausriss</title></note><milestone unit="end" n="21622"/> caravansérail à toutes les manifestations de la poësie humaine depuis le commencement du monde jusquʼà nos jours. Par aversion de lʼesprit exclusif dans la critique, ils poussèrent lʼélecticisme jusquʼà ses dernières limites et préchèrent une sorte de polythéisme esthétique, confondant dans une même adoption tous les dieux de tous les pays et de tous les <milestone unit="start" n="2853"/>[5]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="2853"/> siècles. Les avantages et les dangers de cette théorie se conçoivent facilement; elle élargissait les sphères de lʼinspiration, mais elle tuait lʼoriginalité en faisant disparaitre les conditions de temps et de lieu. pp</hi><lb/>Auch das<hi rend="family:Courier"> fameux principe de lʼart pour lʼart,</hi> heißt es weiter, haben wir von Göthe und den Schlegeln empfangen. <hi rend="family:Courier">Dans leur éclecticisme, en fait de gout et de manières, ils admirent volontiers pour critérium du beau en poésie lʼélégance et lʼharmonie du vers. G. Schlegel joignit la pratique à la théorie. Ses poésies diverses présentent un curieux mélange dʼinspirations païennes, chrétiennes, mythologiques, catholiques, orientales, chevaleresques, graves, légères, raffinées, naïves. Odes, épitres, élégies, ballades, chansons, épigrammes, sonnets, tout sʼy trouve, tout, jusquʼà <anchor type="b" n="77" ana="12" xml:id="NidB44246"/>la sévère tragédie grecque dʼIon<anchor type="e" n="77" ana="12" xml:id="NidE44246"/>.</hi> Unter den Sonetten werden <anchor type="b" n="4365" ana="12" xml:id="NidB30299"/>die an <anchor type="b" n="30" ana="11" xml:id="NidB30300"/>Ihre verklärte Tochter<anchor type="e" n="30" ana="11" xml:id="NidE30300"/><anchor type="e" n="4365" ana="12" xml:id="NidE30299"/> am meisten gerühmt. Ihre rhythmische Meisterschaft wird schuldigermassen anerkannt, doch meint der Verfasser, zu meinem Trost, daß Sie sie vielleicht zu weit getrieben. In <anchor type="b" n="344" ana="12" xml:id="NidB30304"/>den Uebersetzungen von <anchor type="b" n="4" ana="11" xml:id="NidB30302"/>Shakespear<anchor type="e" n="4" ana="11" xml:id="NidE30302"/><anchor type="e" n="344" ana="12" xml:id="NidE30304"/> u. <anchor type="b" n="166" ana="11" xml:id="NidB30303"/><anchor type="b" n="261" ana="12" xml:id="NidB30305"/>Calderon<anchor type="e" n="261" ana="12" xml:id="NidE30305"/><anchor type="e" n="166" ana="11" xml:id="NidE30303"/> läßt er sie mehr gelten; in den Original-Dichtungen müsse dieser Rigorismus der Richtigkeit und Energie des Gedankens Eintrag thun.<lb/>Da ich einmal am Tadel bin, will ich nicht verschweigen, daß dem Athenäum auch die Anbetung von Göthe, so <milestone unit="start" n="2854"/>[6]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="2854"/> wie die <hi rend="family:Courier">morgue aristocratique</hi> und noch Stärkeres gegen seine Gegner vorgeworfen wird. Man sei Ihnen zwar nichts schuldig geblieben, aber das Athenäum habe doch sehr heilsam eingewirkt. <hi rend="family:Courier">Essentiellement doué du sentiment de lʼidéal</hi>, heißt es von Ihnen mit vollstem Recht, <hi rend="family:Courier">du noble et du grand, le vigoureux critique fit une guerre à mort à la trivialité et à lʼimmoralité. </hi>Es wird darauf Ihres Kampfs gegen die Naturdichter und gegen <anchor type="b" n="50" ana="11" xml:id="NidB44221"/>Kotzebue<anchor type="e" n="50" ana="11" xml:id="NidE44221"/> gedacht, den Sie <hi rend="family:Courier">au triple point de vue de lʼart, de la vérité et de la moralité avec lʼarme de la raison et du ridicule, en prose et en vers, avec de la logique et des épigrammes</hi>, angegriffen.<lb/><anchor type="b" n="5211" ana="12" xml:id="NidB30306"/>Die Schrift<anchor type="e" n="5211" ana="12" xml:id="NidE30306"/> nennt die Jahre 1795–1804 Ihre polemische Periode und berührt Ihr Leben als Professor in <anchor type="b" n="12" ana="10" xml:id="NidB30307"/><hi rend="family:Courier">Jena</hi><anchor type="e" n="12" ana="10" xml:id="NidE30307"/> und Ihre Werke aus derselben. Die Uebersetzungen von Shakspeare und <hi rend="family:Courier">Calderon</hi> werden so ziemlich richtig gewürdigt; weniger ist der Verfasser mit dem <hi rend="family:Courier">Ion</hi> zufrieden, an dem ich immer ein besonderes Wohlgefallen gehabt habe.<lb/>Die Darstellung geht nun auf Ihr Verhältniß zu der Frau von Staël über, welche Sie in <anchor type="b" n="15" ana="10" xml:id="NidB30309"/><hi rend="family:Courier">Berlin</hi><anchor type="e" n="15" ana="10" xml:id="NidE30309"/> kennen gelernt haben sollen, und mit der Sie Sich <hi rend="family:Courier">par un lien dʼamitiè et dʼardente admiration</hi> verbunden, <hi rend="family:Courier">que la mort seule put rompre. Il abandonna la position brillante, quʼil occupait alors en Allemagne, pour se charger de lʼéducation des enfants de Mdm de Staël. La noble délicatesse de <anchor type="b" n="222" ana="11" xml:id="NidB30312"/>lʼauteur de <anchor type="b" n="576" ana="12" xml:id="NidB30311"/>Corinne<anchor type="e" n="576" ana="12" xml:id="NidE30311"/><anchor type="e" n="222" ana="11" xml:id="NidE30312"/> sut apprécier le sacrifice et dans Schlegel ne vit jamais <milestone unit="start" n="2855"/>[7]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="2855"/> que lʼhomme éminent et lʼami dévoué. Il partagea sa vie errante et souvent tourmentée; avec elle il séjourna successivement à <anchor type="b" n="228" ana="10" xml:id="NidB30313"/>Coppet<anchor type="e" n="228" ana="10" xml:id="NidE30313"/>, en Italie, en France, à <anchor type="b" n="16" ana="10" xml:id="NidB30317"/>Vienne<anchor type="e" n="16" ana="10" xml:id="NidE30317"/>, en Russie, en Suede et enfin il ne se sépara de son illustre amie, quʼa Paris en 1817, le 14 Juillet, jour fatal pp</hi><lb/>Von Ihrem Einfluß auf die schriftstellerischen Arbeiten der Frau von Staël heißt es: <hi rend="family:Courier">durant ces douze années dʼintimité, Schlegel exerça incontestablement une certaine influence sur la direction des traveaux et des idées de Mdm. de St. </hi>Sie hätte nichts geschrieben, ohne den Gegenstand vorher mit Ihnen streitend besprochen zu haben,<hi rend="family:Courier"> et Schlegel, causeur polyglotte, abondant et également brillant dans toutes les langues, ne manquait jamais de relever le gant.</hi><lb/>Hierauf kommt der Verfasser auf <anchor type="b" n="929" ana="12" xml:id="NidB30320"/>Ihre Vergleichung <anchor type="b" n="1198" ana="12" xml:id="NidB30322"/>der <anchor type="b" n="1525" ana="11" xml:id="NidB30321"/>Racineʼschen<anchor type="e" n="1525" ana="11" xml:id="NidE30321"/><anchor type="e" n="1198" ana="12" xml:id="NidE30322"/> u. <anchor type="b" n="2637" ana="12" xml:id="NidB30324"/><anchor type="b" n="1411" ana="11" xml:id="NidB30323"/>Euripidschen<anchor type="e" n="1411" ana="11" xml:id="NidE30323"/> <hi rend="family:Courier">Phædra</hi><anchor type="e" n="2637" ana="12" xml:id="NidE30324"/><anchor type="e" n="929" ana="12" xml:id="NidE30320"/> und auch hier lautet es besser, als von einem Franzosen erwartet werden sollte. <hi rend="family:Courier">Ce petit écrit, dʼun trés bon style, plain de science et dʼesprit, mais trop passionnée en faveur du poëte grec au détriment du poëte français, fit un grand scandale parmi tous les literateurs de lʼempire. </hi>Aber nun die merkwürdige Äusserung:<hi rend="family:Courier"> il est de fait, que lʼécrit de Schlegel, qui était une monstruosité en 1807, qui eut eté une banalité en 1830, publié aujourdhui que nous assistons à une espèce de réaction dramatique, <milestone unit="start" n="2856"/>[8]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="2856"/></hi> <hi rend="family:Courier">serait presquʼencore une monstruosité. À mes yeux cʼest un morceau curieux, et qui, parmi plusieurs erreurs contient du grand nombre dʼobservations fines, judicieuses et assez étonnantes de la part dʼun étranger.</hi><lb/>Von <anchor type="b" n="946" ana="12" xml:id="NidB30325"/>Ihren <hi rend="family:Courier">fameux cours de literature dramatique<anchor type="e" n="946" ana="12" xml:id="NidE30325"/>, traduit dans toutes les langues, et qui mérite à beaucoup dʼégards la réputation, quʼil obtint</hi>, heißt es: <hi rend="family:Courier">jamais la critique ne sʼétait élévée à cette hauteurs, à cet éclat; cʼest un mélange rare de science profonde, de large et brillante poësie</hi>. Besonders wird Ihre Darstellung der gesellschaftlichen Zustände in Griechenland gerühmt. Gegen das römische u. das italienische Theater sind Sie dem Verfasser zu streng, und in dem, was Sie von dem französischen sagen, sind Sie unter Sich Selbst geblieben; ja, Sie analysiren Racineʼn ungefähr, wie <anchor type="b" n="3245" ana="11" xml:id="NidB44224"/><hi rend="family:Courier">Laharpe</hi><anchor type="e" n="3245" ana="11" xml:id="NidE44224"/> Shakespeareʼn analysirt haben würde. Am unglücklichsten sind Sie jedoch im Verständniß von <anchor type="b" n="923" ana="11" xml:id="NidB30327"/>Molière<anchor type="e" n="923" ana="11" xml:id="NidE30327"/>, dessen Haupttalent Sie im Burleske-Komischen gefunden. Sie müssen kein Wort von <anchor type="b" n="5219" ana="12" xml:id="NidB30328"/><hi rend="family:Courier">Tartuffe</hi><anchor type="e" n="5219" ana="12" xml:id="NidE30328"/> u. vom <anchor type="b" n="5220" ana="12" xml:id="NidB30329"/><hi rend="family:Courier">Misanthrope</hi><anchor type="e" n="5220" ana="12" xml:id="NidE30329"/> gelesen haben, mein höchstgelehrter Freund. Nur in der Bewunderung vom Shakespeare sind Sie fanatisch. <hi rend="family:Courier">Ce nʼest dʼun bout à lʼautre quʼun hymne perpétuel</hi>.<lb/>Hierauf noch wenige Worte von Ihrer Verwicklung in das Exil der Frau von Stäel, von Ihrem Verhältniß zum <anchor type="b" n="2243" ana="11" xml:id="NidB44261"/>Kronprinzen von Schweden<anchor type="e" n="2243" ana="11" xml:id="NidE44261"/>, von <anchor type="b" n="3369" ana="12" xml:id="NidB30332"/><anchor type="b" n="3382" ana="12" xml:id="NidB30331"/>Ihrer Schrift über das Continental-System<anchor type="e" n="3382" ana="12" xml:id="NidE30331"/><anchor type="e" n="3369" ana="12" xml:id="NidE30332"/>, Ihrer Anstellung in <hi rend="family:Courier">Bonn</hi> und <anchor type="b" n="2322" ana="13" xml:id="NidB30334"/><anchor type="b" n="2543" ana="12" xml:id="NidB30333"/><anchor type="b" n="3516" ana="12" xml:id="NidB30335"/>Ihren indischen Arbeiten<anchor type="e" n="3516" ana="12" xml:id="NidE30335"/><anchor type="e" n="2543" ana="12" xml:id="NidE30333"/><anchor type="e" n="2322" ana="13" xml:id="NidE30334"/>. <milestone unit="start" n="21623"/>[9]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="21623"/> Sie sind <hi rend="family:Courier">un des Indianistes</hi> <hi rend="family:Courier">les plus distinguès de lʼépoque</hi>. Ihre verschiedenen Werke in diesem Fach werden mit gebührender Anerkennung genannt.<lb/>Hierauf schließt der Verfasser: <hi rend="family:Courier">dʼaprès tout ce qui précède le lecteur ne saurait manquer de reconnaitre dans M. de Schl. poëte, critique, philologue, orientaliste et traducteur, une intelligence hors ligne, un homme dont le nom restera dans lʼhistoire litérarire de nos cinquante dernières années</hi>. Hätte er Zeit, würde er die Spuren Ihres Einflußes auf die moderne Critik in Deutschland u. in Frankreich weiter verfolgen. Der Fehler der Ihrigen habe darin gelegen, daß Sie Ihre Kräfte zersplittert. Sie hätten es selbst gefühlt, sagt er, und <anchor type="b" n="3978" ana="12" xml:id="NidB30336"/>Ihr letztes Werk<anchor type="e" n="3978" ana="12" xml:id="NidE30336"/> mit einem Bekenntniß geschlossen, mit dem auch er abbricht: <hi rend="family:Courier">ces essais sont comme des jalons plantès de distance en distance, le long de ma carrière litéraire, vers la fin de laquelle je dois mʼavouer, que jʼai beaucoup entrepris et achevè peu de choses.</hi><lb/>So werden Sie zu guter Letzt mit Ihren eigenen Worten geschlagen und so geht es in Frankreich immer, wenn man zu bescheiden ist. Ich für mich habe mir hier eine solche Unbescheidenheit zur Aufgabe gemacht, daß ich nun allen Celebritäten des Landes das Haupt nicht umwende und selbst noch ungewiß bin, ob ich zu <hi rend="family:Courier">Quizot</hi> gehen werde. Ohnedieß wird auch unser Aufenthalt hier <milestone unit="start" n="2858"/>[10]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="2858"/> nur kurze Zeit dauern, und müssen wir die Tage so sehr zu unsern Besuchen bei den Merkwürdigkeiten benutzen, daß wir die Nacht für unsre Ruhe nicht entbehren können.<lb/>Ausser den Verschönerungen von <hi rend="family:Courier">Paris</hi> habe ich kaum Fortschritte in Frankreich seit 1815 bemerken können. Desto befriedigter bin ich von <hi rend="family:Courier">Belgien</hi>. Hier ist seit dem ausserordentlich viel geschehen; denn auch <anchor type="b" n="3491" ana="11" xml:id="NidB30330"/>dem König von <hi rend="family:Courier">Holland</hi><anchor type="e" n="3491" ana="11" xml:id="NidE30330"/> gebührt ein großer Antheil daran. Am meisten hat mich überrascht, daß mir die <hi rend="family:Courier">Civilisation</hi> überall älter vorgekommen ist, als am Rhein. Sollten die Kreutzüge nicht daran Theil haben, von denen der erste, geordnete Zug doch aus diesen Gegenden ausging, und von dem viele Personen der gebildeten Stände wieder zurückkehrten? Ich unterwerfe diesen Gedanken Ihrem Urtheil, mein hochverehrter Freund.<lb/>Ich hoffe, daß dieser Brief Sie in bester Gesundheit findet und seine Länge Sie nicht krank macht. Im Nothfall können Sie ihn ja ungelesen lassen und nur die besten Empfehlungen <anchor type="b" n="5136" ana="11" xml:id="NidB30339"/>meiner Frau<anchor type="e" n="5136" ana="11" xml:id="NidE30339"/> und die Ausdrücke der gewohnten Verehrung sich zueignen, mit der ich stets sein werde Ihr<lb/><hi rend="family:Courier">v. Rehfues.</hi><anchor type="e" n="5211" ana="12" xml:id="NidE30306"/><lb/>Wollen Sie mich mit einigen Worten erfreuen, bitte ich den Brief an meinen Schwager in <anchor type="b" n="2396" ana="10" xml:id="NidB30340"/>Darmstadt<anchor type="e" n="2396" ana="10" xml:id="NidE30340"/> zu adressiren:<lb/><anchor type="b" n="5225" ana="11" xml:id="NidB44265"/>Ober-App. Gerichtsrath von <hi rend="family:Courier">Hecht</hi><anchor type="e" n="5225" ana="11" xml:id="NidE44265"/>.', '36_absender' => array( (int) 0 => array( [maximum depth reached] ) ), '36_adressat' => array( (int) 0 => array( [maximum depth reached] ) ), '36_datumvon' => '1842-09-08', '36_absenderort' => array( (int) 0 => array( [maximum depth reached] ) ), '36_datengeberhand' => 'Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek', '36_purlhand' => 'DE-611-36842', '36_signaturhand' => 'Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.19,Nr.76', '36_h1zahl' => '10 S. auf Doppelbl., hs. m. U. u. 1 Bl. Beilage (s. 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42</span><br><span class="index-171 tp-30273 family-courier ">Paris</span> d. 8<span class="offset-4 underline-1 ">t</span> <span class="family-courier ">Septemb.</span> 1842.<br>Sie erwarten mit Recht einen Brief von mir aus <span class="family-courier ">Paris</span>, mein hochverehrter Freund. Hättʼ ich es vergessen können, würde mich eine der ersten literarischen Neuigkeiten, denen ich hier begegnet bin, an mein Wort erinnert haben. <span class="index-5211 tp-30274 ">Der 4</span><span class="index-5211 tp-30274 offset-4 underline-1 ">te</span><span class="index-5211 tp-30274 "> Band der </span><span class="index-5211 tp-30274 family-courier ">Contemporains illustres</span> enthält Ihren Namen mit denen von <span class="index-5212 tp-30275 ">Sir </span><span class="index-5212 tp-30275 family-courier ">Robert Peel</span>, von <span class="index-5213 tp-30276 family-courier ">Royer-Collard</span>, von <span class="index-5222 tp-30277 family-courier ">Lord Joh</span><span class="index-5222 tp-30277 family-courier offset--4 ">n</span><span class="index-5222 tp-30277 family-courier "> Russel</span> und ähnlichen Notabilitäten unserer Zeit. Es hat einen überaus angenehmen Eindruck auf mich gemacht, Sie in dieser Schrift im Ganzen mit eben so viel Kenntniß der Sache, als Wohlwollen und Gerechtigkeit behandelt zu finden. Ich werde Ihnen die Schrift selbst mitbringen, kann mir jedoch das Vergnügen nicht versagen, jetzt schon einen Ueberblick über diese biographische Skizze voraus zu senden. Ich sage nichts von dem Porträt, sondern lege es lieber gleich selbst bei. Nach einer Stelle aus <span class="index-339 tp-30278 ">der </span><span class="index-339 tp-30278 family-courier ">Allemagne</span> <span class="index-222 tp-30279 ">der Frau von Stäel</span> über Sie folgt das Motto aus Ihren eigenen Dichtungen:<br><span class="index-5215 tp-30280 ">Nun ist der Vorzeit hohe Kraft zerronnen,</span><br>Man wagt es, sie der Barbarei zu zeihen,<br>Sie haben enge Weisheit sich ersonnen,<br>Was Ohnmacht nicht begreift, sind Träumereien.<br>Es ist <span class="overstrike-1 ">überaus</span> <span class="offset-4 ">gar zu</span> erfreulich, Schriften, welche das größte Publicum in Frankreich haben, mit Deutschen Versen eröffnet zu sehen. <span class="index-5214 tp-30282 ">Der Verfasser</span> beginnt darauf mit der Bemerkung, daß von der zahlreichen u. schönen literarischen Familie, deren Erstgeborner <span class="index-181 tp-30283 ">Lessing</span>, und deren Haupt <span class="index-137 tp-30284 ">Göthe</span> gewesen, nun noch drei Männer übrig seien; <span class="index-62 tp-30285 ">ein alter Philosoph Schelling</span>, <span class="index-48 tp-30286 ">ein alter Dichter Tieck</span>, und ein alter Dichter u. Critiker, Sie mein hoch<span class="notice-2850 ">[2]</span>verehrter Freund. Wenn man durch <span class="index-887 tp-30287 family-courier ">Bonn</span> komme und sich nach den Merkwürdigkeiten der Stadt erkundige, zeige man dem Reisenden <span class="family-courier ">un petit (?) vieillard élégant, en peruque blonde, qui porte assez bien ses TS hivers, et qui achève la, entouré dʼun très grand silence, une carrière commencée et poursuivie au milieu dʼun grand bruit. </span><br>Ich will die gleich folgende Stelle nicht weglassen, weil einige Wahrheit darin ist.<br><span class="family-courier ">Ce doit être une chose triste de survivre à son temps, de voir les idées, quʼon a émises avec effort, pour lesquelles on a combattu avec éclat, devenues en partie des banalités, après avoir été dʼaudacieux paradoxes, circuler paisiblement au milieu dʼune génération nouvelle qui en prend ce qui lui convient, qui se fait honneur de ce quʼelle prend comme une création, et qui dans sa joie, de courir sans lisière dans un champs plus vaste que ses devanciers, oublie de se retourner pour dire merci à ceux qui lui ont ouvert le chemin.</span><br>Ebenso heißt es weiter in Bezug auf Frankreich: wenn auch vielleicht die Hälfte der Leser der Galerie Sie nur dem Namen nach kenne, so müßte doch die ganze moderne Literatur, welche man mit dem Namen Romantik bezeichne, Ihnen Statuen errichten; denn nach Lessing seien Sie ihr erster, kraftvollster und berühmtester Verfasser gewesen.<br>Nun folgt ein Ueberblick über die Geschichte der Deutsche<span class="notice-21617 ">[n]</span> Literatur, wie sie sich aus ihrem Verfall erhoben, und <span class="notice-2851 ">[3]</span> ihren neuen Aufschwung mit einer Reaction gegen alles Französische begonnen. Lessing habe den Kampf mit einer negativen Critik eröffnet; die andre Hälfte der Aufgabe sei seinen unmittelbaren Nachfolgern, Ihnen und <span class="index-8 tp-30288 ">Ihrem verewigtem Bruder</span>, zugefallen, Ihnen ins besondre in demjenigen, was die dramatische Literatur betreffe. Sie hätten die Freiheit der Kunst zuerst zur Sprache gebracht, die Frage aus einem höhern Gesichtspunkt abgehandelt und mit kühner Hand die Poëtik der Romantik entworfen. Sie hätten dem modernen Theater den Grundsatz erfochten: <span class="family-courier ">de ne se régir, quʼaprès des principes puisès dans le génie, les idées et les moeurs des peuples modernes</span>.<br>Dieses, fährt der Verfasser fort, sei 1808 geschehen, 19 Jahre v<span class="notice-21618 ">[or]</span> <span class="index-5217 tp-30290 ">d</span><span class="index-5217 tp-30290 notice-21619 ">[e]</span><span class="index-5217 tp-30290 ">r berühmten Vorrede zum </span><span class="index-5217 tp-30290 family-courier ">Cromwell</span> (wohl von <span class="index-5216 tp-30289 family-courier ">V. Hugo</span>?) Nach unsern Bajonetten sei die Deutsche Literatur unter dem Schutz der Frau von Staël in Frankreich eingezogen. <span class="family-courier ">V. Hugo</span> habe Ihre These <span class="family-courier ">en sousordre</span> aufgestellt und sie <span class="family-courier ">passablement</span> entstellt, indem er sie nach seiner Art zugeschnitten. Nun habe sich der Streit, der in <span class="overstrike-1 ">Frankreich</span> Deutschland lang entschieden gewesen, in Frankreich entsponnen. Die Theoretiker der Romantik hätten sich jedoch in der Anwendung sehr mittelmässig gezeigt; <span class="family-courier ">mais ce nʼest par la faute de </span><span class="family-courier index-766 tp-30291 ">Mr. de Schlegel</span>, setzt er hinzu.<br>Nach dieser Einleitung folgt ein Ausblick über Ihre äussere Lebensgeschichte, mein hochverehrter Freund. Im schnellen <span class="notice-2852 ">[4]</span> Durchlesen finde ich keinen Hauptverstoß. Ihr Verhältniß zu <span class="index-1402 tp-30292 ">Bürgern</span> ist angenehm geschildert und Ihrer Liebe für den unglücklichen Dichter in Ihrem Vers<br><span class="index-5218 tp-30293 ">Mein erster Meister in der Kunst der Lieder pp</span><br>gedacht. Erst in <span class="family-courier ">Jena</span> habe die Periode der Fruchtbarkeit, der Polemik und der Celebrität für Sie begonnen. <span class="index-1038 tp-102849 ">Die </span><span class="index-1038 tp-102849 family-courier ">Horen</span>, <span class="index-4578 tp-30295 ">der </span><span class="index-4578 tp-30295 index-88 tp-30294 ">Schillerʼsche</span><span class="index-4578 tp-30295 "> Musen-Almanach</span>, <span class="index-162 tp-30296 ">das Athenäum</span> wurden erwähnt und dem Letzten ist ein grosser Einfluß beigemessen. Götheʼs Herrschaft sei damals in ihrem höchsten Glanze gewesen. Dieser unersättliche Prometheus habe sich die poëtische Substanz aller Zeiten und Völker anzueignen gewußt, aber ohne das Genie, mit dem er allen seinen Eroberungen ein individuelles Gepräge aufgedrückt, würde er doch nur ein <span class="family-courier ">plagiaire universel</span> gewesen sein. <span class="family-courier ">Séduits par cette magnifique exception l</span><span class="family-courier index-766 tp-30298 index-8 tp-30297 ">es frères Schlegel</span><span class="family-courier "> eri</span><span class="family-courier notice-21620 ">[gè]</span><span class="family-courier ">r</span><span class="family-courier notice-21621 ">[en]</span><span class="family-courier ">t lʼexemple en précepte. Sur les débris de lʼécole française, de lʼécole grecque et de lʼécole anglaise, ils tentèrent de fonder une école des écoles, va</span><span class="family-courier notice-21622 ">[ste]</span><span class="family-courier "> caravansérail à toutes les manifestations de la poësie humaine depuis le commencement du monde jusquʼà nos jours. Par aversion de lʼesprit exclusif dans la critique, ils poussèrent lʼélecticisme jusquʼà ses dernières limites et préchèrent une sorte de polythéisme esthétique, confondant dans une même adoption tous les dieux de tous les pays et de tous les </span><span class="family-courier notice-2853 ">[5]</span><span class="family-courier "> siècles. Les avantages et les dangers de cette théorie se conçoivent facilement; elle élargissait les sphères de lʼinspiration, mais elle tuait lʼoriginalité en faisant disparaitre les conditions de temps et de lieu. pp</span><br>Auch das<span class="family-courier "> fameux principe de lʼart pour lʼart,</span> heißt es weiter, haben wir von Göthe und den Schlegeln empfangen. <span class="family-courier ">Dans leur éclecticisme, en fait de gout et de manières, ils admirent volontiers pour critérium du beau en poésie lʼélégance et lʼharmonie du vers. G. Schlegel joignit la pratique à la théorie. Ses poésies diverses présentent un curieux mélange dʼinspirations païennes, chrétiennes, mythologiques, catholiques, orientales, chevaleresques, graves, légères, raffinées, naïves. Odes, épitres, élégies, ballades, chansons, épigrammes, sonnets, tout sʼy trouve, tout, jusquʼà </span><span class="family-courier index-77 tp-44246 ">la sévère tragédie grecque dʼIon</span><span class="family-courier ">.</span> Unter den Sonetten werden <span class="index-4365 tp-30299 ">die an </span><span class="index-4365 tp-30299 index-30 tp-30300 ">Ihre verklärte Tochter</span> am meisten gerühmt. Ihre rhythmische Meisterschaft wird schuldigermassen anerkannt, doch meint der Verfasser, zu meinem Trost, daß Sie sie vielleicht zu weit getrieben. In <span class="index-344 tp-30304 ">den Uebersetzungen von </span><span class="index-344 tp-30304 index-4 tp-30302 ">Shakespear</span> u. <span class="index-166 tp-30303 index-261 tp-30305 ">Calderon</span> läßt er sie mehr gelten; in den Original-Dichtungen müsse dieser Rigorismus der Richtigkeit und Energie des Gedankens Eintrag thun.<br>Da ich einmal am Tadel bin, will ich nicht verschweigen, daß dem Athenäum auch die Anbetung von Göthe, so <span class="notice-2854 ">[6]</span> wie die <span class="family-courier ">morgue aristocratique</span> und noch Stärkeres gegen seine Gegner vorgeworfen wird. Man sei Ihnen zwar nichts schuldig geblieben, aber das Athenäum habe doch sehr heilsam eingewirkt. <span class="family-courier ">Essentiellement doué du sentiment de lʼidéal</span>, heißt es von Ihnen mit vollstem Recht, <span class="family-courier ">du noble et du grand, le vigoureux critique fit une guerre à mort à la trivialité et à lʼimmoralité. </span>Es wird darauf Ihres Kampfs gegen die Naturdichter und gegen <span class="index-50 tp-44221 ">Kotzebue</span> gedacht, den Sie <span class="family-courier ">au triple point de vue de lʼart, de la vérité et de la moralité avec lʼarme de la raison et du ridicule, en prose et en vers, avec de la logique et des épigrammes</span>, angegriffen.<br><span class="index-5211 tp-30306 ">Die Schrift</span> nennt die Jahre 1795–1804 Ihre polemische Periode und berührt Ihr Leben als Professor in <span class="index-12 tp-30307 family-courier ">Jena</span> und Ihre Werke aus derselben. Die Uebersetzungen von Shakspeare und <span class="family-courier ">Calderon</span> werden so ziemlich richtig gewürdigt; weniger ist der Verfasser mit dem <span class="family-courier ">Ion</span> zufrieden, an dem ich immer ein besonderes Wohlgefallen gehabt habe.<br>Die Darstellung geht nun auf Ihr Verhältniß zu der Frau von Staël über, welche Sie in <span class="index-15 tp-30309 family-courier ">Berlin</span> kennen gelernt haben sollen, und mit der Sie Sich <span class="family-courier ">par un lien dʼamitiè et dʼardente admiration</span> verbunden, <span class="family-courier ">que la mort seule put rompre. Il abandonna la position brillante, quʼil occupait alors en Allemagne, pour se charger de lʼéducation des enfants de Mdm de Staël. La noble délicatesse de </span><span class="family-courier index-222 tp-30312 ">lʼauteur de </span><span class="family-courier index-222 tp-30312 index-576 tp-30311 ">Corinne</span><span class="family-courier "> sut apprécier le sacrifice et dans Schlegel ne vit jamais </span><span class="family-courier notice-2855 ">[7]</span><span class="family-courier "> que lʼhomme éminent et lʼami dévoué. Il partagea sa vie errante et souvent tourmentée; avec elle il séjourna successivement à </span><span class="family-courier index-228 tp-30313 ">Coppet</span><span class="family-courier ">, en Italie, en France, à </span><span class="family-courier index-16 tp-30317 ">Vienne</span><span class="family-courier ">, en Russie, en Suede et enfin il ne se sépara de son illustre amie, quʼa Paris en 1817, le 14 Juillet, jour fatal pp</span><br>Von Ihrem Einfluß auf die schriftstellerischen Arbeiten der Frau von Staël heißt es: <span class="family-courier ">durant ces douze années dʼintimité, Schlegel exerça incontestablement une certaine influence sur la direction des traveaux et des idées de Mdm. de St. </span>Sie hätte nichts geschrieben, ohne den Gegenstand vorher mit Ihnen streitend besprochen zu haben,<span class="family-courier "> et Schlegel, causeur polyglotte, abondant et également brillant dans toutes les langues, ne manquait jamais de relever le gant.</span><br>Hierauf kommt der Verfasser auf <span class="index-929 tp-30320 ">Ihre Vergleichung </span><span class="index-929 tp-30320 index-1198 tp-30322 ">der </span><span class="index-929 tp-30320 index-1198 tp-30322 index-1525 tp-30321 ">Racineʼschen</span><span class="index-929 tp-30320 "> u. </span><span class="index-929 tp-30320 index-1411 tp-30323 index-2637 tp-30324 ">Euripidschen</span><span class="index-929 tp-30320 index-2637 tp-30324 "> </span><span class="index-929 tp-30320 index-2637 tp-30324 family-courier ">Phædra</span> und auch hier lautet es besser, als von einem Franzosen erwartet werden sollte. <span class="family-courier ">Ce petit écrit, dʼun trés bon style, plain de science et dʼesprit, mais trop passionnée en faveur du poëte grec au détriment du poëte français, fit un grand scandale parmi tous les literateurs de lʼempire. </span>Aber nun die merkwürdige Äusserung:<span class="family-courier "> il est de fait, que lʼécrit de Schlegel, qui était une monstruosité en 1807, qui eut eté une banalité en 1830, publié aujourdhui que nous assistons à une espèce de réaction dramatique, </span><span class="family-courier notice-2856 ">[8]</span> <span class="family-courier ">serait presquʼencore une monstruosité. À mes yeux cʼest un morceau curieux, et qui, parmi plusieurs erreurs contient du grand nombre dʼobservations fines, judicieuses et assez étonnantes de la part dʼun étranger.</span><br>Von <span class="index-946 tp-30325 ">Ihren </span><span class="index-946 tp-30325 family-courier ">fameux cours de literature dramatique</span><span class="family-courier ">, traduit dans toutes les langues, et qui mérite à beaucoup dʼégards la réputation, quʼil obtint</span>, heißt es: <span class="family-courier ">jamais la critique ne sʼétait élévée à cette hauteurs, à cet éclat; cʼest un mélange rare de science profonde, de large et brillante poësie</span>. Besonders wird Ihre Darstellung der gesellschaftlichen Zustände in Griechenland gerühmt. Gegen das römische u. das italienische Theater sind Sie dem Verfasser zu streng, und in dem, was Sie von dem französischen sagen, sind Sie unter Sich Selbst geblieben; ja, Sie analysiren Racineʼn ungefähr, wie <span class="index-3245 tp-44224 family-courier ">Laharpe</span> Shakespeareʼn analysirt haben würde. Am unglücklichsten sind Sie jedoch im Verständniß von <span class="index-923 tp-30327 ">Molière</span>, dessen Haupttalent Sie im Burleske-Komischen gefunden. Sie müssen kein Wort von <span class="index-5219 tp-30328 family-courier ">Tartuffe</span> u. vom <span class="index-5220 tp-30329 family-courier ">Misanthrope</span> gelesen haben, mein höchstgelehrter Freund. Nur in der Bewunderung vom Shakespeare sind Sie fanatisch. <span class="family-courier ">Ce nʼest dʼun bout à lʼautre quʼun hymne perpétuel</span>.<br>Hierauf noch wenige Worte von Ihrer Verwicklung in das Exil der Frau von Stäel, von Ihrem Verhältniß zum <span class="index-2243 tp-44261 ">Kronprinzen von Schweden</span>, von <span class="index-3369 tp-30332 index-3382 tp-30331 ">Ihrer Schrift über das Continental-System</span>, Ihrer Anstellung in <span class="family-courier ">Bonn</span> und <span class="index-2322 tp-30334 index-2543 tp-30333 index-3516 tp-30335 ">Ihren indischen Arbeiten</span>. <span class="notice-21623 ">[9]</span> Sie sind <span class="family-courier ">un des Indianistes</span> <span class="family-courier ">les plus distinguès de lʼépoque</span>. Ihre verschiedenen Werke in diesem Fach werden mit gebührender Anerkennung genannt.<br>Hierauf schließt der Verfasser: <span class="family-courier ">dʼaprès tout ce qui précède le lecteur ne saurait manquer de reconnaitre dans M. de Schl. poëte, critique, philologue, orientaliste et traducteur, une intelligence hors ligne, un homme dont le nom restera dans lʼhistoire litérarire de nos cinquante dernières années</span>. Hätte er Zeit, würde er die Spuren Ihres Einflußes auf die moderne Critik in Deutschland u. in Frankreich weiter verfolgen. Der Fehler der Ihrigen habe darin gelegen, daß Sie Ihre Kräfte zersplittert. Sie hätten es selbst gefühlt, sagt er, und <span class="index-3978 tp-30336 ">Ihr letztes Werk</span> mit einem Bekenntniß geschlossen, mit dem auch er abbricht: <span class="family-courier ">ces essais sont comme des jalons plantès de distance en distance, le long de ma carrière litéraire, vers la fin de laquelle je dois mʼavouer, que jʼai beaucoup entrepris et achevè peu de choses.</span><br>So werden Sie zu guter Letzt mit Ihren eigenen Worten geschlagen und so geht es in Frankreich immer, wenn man zu bescheiden ist. Ich für mich habe mir hier eine solche Unbescheidenheit zur Aufgabe gemacht, daß ich nun allen Celebritäten des Landes das Haupt nicht umwende und selbst noch ungewiß bin, ob ich zu <span class="family-courier ">Quizot</span> gehen werde. Ohnedieß wird auch unser Aufenthalt hier <span class="notice-2858 ">[10]</span> nur kurze Zeit dauern, und müssen wir die Tage so sehr zu unsern Besuchen bei den Merkwürdigkeiten benutzen, daß wir die Nacht für unsre Ruhe nicht entbehren können.<br>Ausser den Verschönerungen von <span class="family-courier ">Paris</span> habe ich kaum Fortschritte in Frankreich seit 1815 bemerken können. Desto befriedigter bin ich von <span class="family-courier ">Belgien</span>. Hier ist seit dem ausserordentlich viel geschehen; denn auch <span class="index-3491 tp-30330 ">dem König von </span><span class="index-3491 tp-30330 family-courier ">Holland</span> gebührt ein großer Antheil daran. Am meisten hat mich überrascht, daß mir die <span class="family-courier ">Civilisation</span> überall älter vorgekommen ist, als am Rhein. Sollten die Kreutzüge nicht daran Theil haben, von denen der erste, geordnete Zug doch aus diesen Gegenden ausging, und von dem viele Personen der gebildeten Stände wieder zurückkehrten? Ich unterwerfe diesen Gedanken Ihrem Urtheil, mein hochverehrter Freund.<br>Ich hoffe, daß dieser Brief Sie in bester Gesundheit findet und seine Länge Sie nicht krank macht. Im Nothfall können Sie ihn ja ungelesen lassen und nur die besten Empfehlungen <span class="index-5136 tp-30339 ">meiner Frau</span> und die Ausdrücke der gewohnten Verehrung sich zueignen, mit der ich stets sein werde Ihr<br><span class="family-courier ">v. Rehfues.</span><br>Wollen Sie mich mit einigen Worten erfreuen, bitte ich den Brief an meinen Schwager in <span class="index-2396 tp-30340 ">Darmstadt</span> zu adressiren:<br><span class="index-5225 tp-44265 ">Ober-App. Gerichtsrath von </span><span class="index-5225 tp-44265 family-courier ">Hecht</span>.' $isaprint = false $isnewtranslation = true $statemsg = 'betamsg23' $cittitle = 'www.august-wilhelm-schlegel.de/briefedigital/briefid/3233' $description = 'Philipp Joseph von Rehfues an August Wilhelm von Schlegel am 08.09.1842, Paris, Bonn' $adressatort = 'Bonn <a class="gndmetadata" target="_blank" href="http://d-nb.info/gnd/1001909-1">GND</a>' $absendeort = 'Paris <a class="gndmetadata" target="_blank" href="http://d-nb.info/gnd/4044660-8">GND</a>' $date = '08.09.1842' $adressat = array() $adrCitation = 'August Wilhelm von Schlegel' $absender = array( (int) 4608 => array( 'ID' => '4608', 'project' => '1', 'timecreate' => '2014-02-13 12:19:57', 'timelastchg' => '2018-01-11 17:53:19', 'key' => 'AWS-ap-00fq', 'docTyp' => array( 'name' => 'Person', 'id' => '39' ), '39_name' => 'Rehfues, Philipp Joseph von', '39_geschlecht' => 'm', '39_gebdatum' => '1779-10-02', '39_toddatum' => '1843-10-21', '39_lebenwirken' => 'Schriftsteller, Bibliothekar, Verwaltungsbeamter Philipp Joseph von Rehfues studierte Theologie in Tübingen. 1801 zog er nach Livorno, um dort als Hauslehrer zu arbeiten. 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Hättʼ ich es vergessen können, würde mich eine der ersten literarischen Neuigkeiten, denen ich hier begegnet bin, an mein Wort erinnert haben. <span class="index-5211 tp-30274 ">Der 4</span><span class="index-5211 tp-30274 offset-4 underline-1 ">te</span><span class="index-5211 tp-30274 "> Band der </span><span class="index-5211 tp-30274 family-courier ">Contemporains illustres</span> enthält Ihren Namen mit denen von <span class="index-5212 tp-30275 ">Sir </span><span class="index-5212 tp-30275 family-courier ">Robert Peel</span>, von <span class="index-5213 tp-30276 family-courier ">Royer-Collard</span>, von <span class="index-5222 tp-30277 family-courier ">Lord Joh</span><span class="index-5222 tp-30277 family-courier offset--4 ">n</span><span class="index-5222 tp-30277 family-courier "> Russel</span> und ähnlichen Notabilitäten unserer Zeit. Es hat einen überaus angenehmen Eindruck auf mich gemacht, Sie in dieser Schrift im Ganzen mit eben so viel Kenntniß der Sache, als Wohlwollen und Gerechtigkeit behandelt zu finden. Ich werde Ihnen die Schrift selbst mitbringen, kann mir jedoch das Vergnügen nicht versagen, jetzt schon einen Ueberblick über diese biographische Skizze voraus zu senden. Ich sage nichts von dem Porträt, sondern lege es lieber gleich selbst bei. Nach einer Stelle aus <span class="index-339 tp-30278 ">der </span><span class="index-339 tp-30278 family-courier ">Allemagne</span> <span class="index-222 tp-30279 ">der Frau von Stäel</span> über Sie folgt das Motto aus Ihren eigenen Dichtungen:<br><span class="index-5215 tp-30280 ">Nun ist der Vorzeit hohe Kraft zerronnen,</span><br>Man wagt es, sie der Barbarei zu zeihen,<br>Sie haben enge Weisheit sich ersonnen,<br>Was Ohnmacht nicht begreift, sind Träumereien.<br>Es ist <span class="overstrike-1 ">überaus</span> <span class="offset-4 ">gar zu</span> erfreulich, Schriften, welche das größte Publicum in Frankreich haben, mit Deutschen Versen eröffnet zu sehen. <span class="index-5214 tp-30282 ">Der Verfasser</span> beginnt darauf mit der Bemerkung, daß von der zahlreichen u. schönen literarischen Familie, deren Erstgeborner <span class="index-181 tp-30283 ">Lessing</span>, und deren Haupt <span class="index-137 tp-30284 ">Göthe</span> gewesen, nun noch drei Männer übrig seien; <span class="index-62 tp-30285 ">ein alter Philosoph Schelling</span>, <span class="index-48 tp-30286 ">ein alter Dichter Tieck</span>, und ein alter Dichter u. Critiker, Sie mein hoch<span class="notice-2850 ">[2]</span>verehrter Freund. Wenn man durch <span class="index-887 tp-30287 family-courier ">Bonn</span> komme und sich nach den Merkwürdigkeiten der Stadt erkundige, zeige man dem Reisenden <span class="family-courier ">un petit (?) vieillard élégant, en peruque blonde, qui porte assez bien ses TS hivers, et qui achève la, entouré dʼun très grand silence, une carrière commencée et poursuivie au milieu dʼun grand bruit. </span><br>Ich will die gleich folgende Stelle nicht weglassen, weil einige Wahrheit darin ist.<br><span class="family-courier ">Ce doit être une chose triste de survivre à son temps, de voir les idées, quʼon a émises avec effort, pour lesquelles on a combattu avec éclat, devenues en partie des banalités, après avoir été dʼaudacieux paradoxes, circuler paisiblement au milieu dʼune génération nouvelle qui en prend ce qui lui convient, qui se fait honneur de ce quʼelle prend comme une création, et qui dans sa joie, de courir sans lisière dans un champs plus vaste que ses devanciers, oublie de se retourner pour dire merci à ceux qui lui ont ouvert le chemin.</span><br>Ebenso heißt es weiter in Bezug auf Frankreich: wenn auch vielleicht die Hälfte der Leser der Galerie Sie nur dem Namen nach kenne, so müßte doch die ganze moderne Literatur, welche man mit dem Namen Romantik bezeichne, Ihnen Statuen errichten; denn nach Lessing seien Sie ihr erster, kraftvollster und berühmtester Verfasser gewesen.<br>Nun folgt ein Ueberblick über die Geschichte der Deutsche<span class="notice-21617 ">[n]</span> Literatur, wie sie sich aus ihrem Verfall erhoben, und <span class="notice-2851 ">[3]</span> ihren neuen Aufschwung mit einer Reaction gegen alles Französische begonnen. Lessing habe den Kampf mit einer negativen Critik eröffnet; die andre Hälfte der Aufgabe sei seinen unmittelbaren Nachfolgern, Ihnen und <span class="index-8 tp-30288 ">Ihrem verewigtem Bruder</span>, zugefallen, Ihnen ins besondre in demjenigen, was die dramatische Literatur betreffe. Sie hätten die Freiheit der Kunst zuerst zur Sprache gebracht, die Frage aus einem höhern Gesichtspunkt abgehandelt und mit kühner Hand die Poëtik der Romantik entworfen. Sie hätten dem modernen Theater den Grundsatz erfochten: <span class="family-courier ">de ne se régir, quʼaprès des principes puisès dans le génie, les idées et les moeurs des peuples modernes</span>.<br>Dieses, fährt der Verfasser fort, sei 1808 geschehen, 19 Jahre v<span class="notice-21618 ">[or]</span> <span class="index-5217 tp-30290 ">d</span><span class="index-5217 tp-30290 notice-21619 ">[e]</span><span class="index-5217 tp-30290 ">r berühmten Vorrede zum </span><span class="index-5217 tp-30290 family-courier ">Cromwell</span> (wohl von <span class="index-5216 tp-30289 family-courier ">V. Hugo</span>?) Nach unsern Bajonetten sei die Deutsche Literatur unter dem Schutz der Frau von Staël in Frankreich eingezogen. <span class="family-courier ">V. Hugo</span> habe Ihre These <span class="family-courier ">en sousordre</span> aufgestellt und sie <span class="family-courier ">passablement</span> entstellt, indem er sie nach seiner Art zugeschnitten. Nun habe sich der Streit, der in <span class="overstrike-1 ">Frankreich</span> Deutschland lang entschieden gewesen, in Frankreich entsponnen. Die Theoretiker der Romantik hätten sich jedoch in der Anwendung sehr mittelmässig gezeigt; <span class="family-courier ">mais ce nʼest par la faute de </span><span class="family-courier index-766 tp-30291 ">Mr. de Schlegel</span>, setzt er hinzu.<br>Nach dieser Einleitung folgt ein Ausblick über Ihre äussere Lebensgeschichte, mein hochverehrter Freund. Im schnellen <span class="notice-2852 ">[4]</span> Durchlesen finde ich keinen Hauptverstoß. Ihr Verhältniß zu <span class="index-1402 tp-30292 ">Bürgern</span> ist angenehm geschildert und Ihrer Liebe für den unglücklichen Dichter in Ihrem Vers<br><span class="index-5218 tp-30293 ">Mein erster Meister in der Kunst der Lieder pp</span><br>gedacht. Erst in <span class="family-courier ">Jena</span> habe die Periode der Fruchtbarkeit, der Polemik und der Celebrität für Sie begonnen. <span class="index-1038 tp-102849 ">Die </span><span class="index-1038 tp-102849 family-courier ">Horen</span>, <span class="index-4578 tp-30295 ">der </span><span class="index-4578 tp-30295 index-88 tp-30294 ">Schillerʼsche</span><span class="index-4578 tp-30295 "> Musen-Almanach</span>, <span class="index-162 tp-30296 ">das Athenäum</span> wurden erwähnt und dem Letzten ist ein grosser Einfluß beigemessen. Götheʼs Herrschaft sei damals in ihrem höchsten Glanze gewesen. Dieser unersättliche Prometheus habe sich die poëtische Substanz aller Zeiten und Völker anzueignen gewußt, aber ohne das Genie, mit dem er allen seinen Eroberungen ein individuelles Gepräge aufgedrückt, würde er doch nur ein <span class="family-courier ">plagiaire universel</span> gewesen sein. <span class="family-courier ">Séduits par cette magnifique exception l</span><span class="family-courier index-766 tp-30298 index-8 tp-30297 ">es frères Schlegel</span><span class="family-courier "> eri</span><span class="family-courier notice-21620 ">[gè]</span><span class="family-courier ">r</span><span class="family-courier notice-21621 ">[en]</span><span class="family-courier ">t lʼexemple en précepte. Sur les débris de lʼécole française, de lʼécole grecque et de lʼécole anglaise, ils tentèrent de fonder une école des écoles, va</span><span class="family-courier notice-21622 ">[ste]</span><span class="family-courier "> caravansérail à toutes les manifestations de la poësie humaine depuis le commencement du monde jusquʼà nos jours. Par aversion de lʼesprit exclusif dans la critique, ils poussèrent lʼélecticisme jusquʼà ses dernières limites et préchèrent une sorte de polythéisme esthétique, confondant dans une même adoption tous les dieux de tous les pays et de tous les </span><span class="family-courier notice-2853 ">[5]</span><span class="family-courier "> siècles. Les avantages et les dangers de cette théorie se conçoivent facilement; elle élargissait les sphères de lʼinspiration, mais elle tuait lʼoriginalité en faisant disparaitre les conditions de temps et de lieu. pp</span><br>Auch das<span class="family-courier "> fameux principe de lʼart pour lʼart,</span> heißt es weiter, haben wir von Göthe und den Schlegeln empfangen. <span class="family-courier ">Dans leur éclecticisme, en fait de gout et de manières, ils admirent volontiers pour critérium du beau en poésie lʼélégance et lʼharmonie du vers. G. Schlegel joignit la pratique à la théorie. Ses poésies diverses présentent un curieux mélange dʼinspirations païennes, chrétiennes, mythologiques, catholiques, orientales, chevaleresques, graves, légères, raffinées, naïves. Odes, épitres, élégies, ballades, chansons, épigrammes, sonnets, tout sʼy trouve, tout, jusquʼà </span><span class="family-courier index-77 tp-44246 ">la sévère tragédie grecque dʼIon</span><span class="family-courier ">.</span> Unter den Sonetten werden <span class="index-4365 tp-30299 ">die an </span><span class="index-4365 tp-30299 index-30 tp-30300 ">Ihre verklärte Tochter</span> am meisten gerühmt. Ihre rhythmische Meisterschaft wird schuldigermassen anerkannt, doch meint der Verfasser, zu meinem Trost, daß Sie sie vielleicht zu weit getrieben. In <span class="index-344 tp-30304 ">den Uebersetzungen von </span><span class="index-344 tp-30304 index-4 tp-30302 ">Shakespear</span> u. <span class="index-166 tp-30303 index-261 tp-30305 ">Calderon</span> läßt er sie mehr gelten; in den Original-Dichtungen müsse dieser Rigorismus der Richtigkeit und Energie des Gedankens Eintrag thun.<br>Da ich einmal am Tadel bin, will ich nicht verschweigen, daß dem Athenäum auch die Anbetung von Göthe, so <span class="notice-2854 ">[6]</span> wie die <span class="family-courier ">morgue aristocratique</span> und noch Stärkeres gegen seine Gegner vorgeworfen wird. Man sei Ihnen zwar nichts schuldig geblieben, aber das Athenäum habe doch sehr heilsam eingewirkt. <span class="family-courier ">Essentiellement doué du sentiment de lʼidéal</span>, heißt es von Ihnen mit vollstem Recht, <span class="family-courier ">du noble et du grand, le vigoureux critique fit une guerre à mort à la trivialité et à lʼimmoralité. </span>Es wird darauf Ihres Kampfs gegen die Naturdichter und gegen <span class="index-50 tp-44221 ">Kotzebue</span> gedacht, den Sie <span class="family-courier ">au triple point de vue de lʼart, de la vérité et de la moralité avec lʼarme de la raison et du ridicule, en prose et en vers, avec de la logique et des épigrammes</span>, angegriffen.<br><span class="index-5211 tp-30306 ">Die Schrift</span> nennt die Jahre 1795–1804 Ihre polemische Periode und berührt Ihr Leben als Professor in <span class="index-12 tp-30307 family-courier ">Jena</span> und Ihre Werke aus derselben. Die Uebersetzungen von Shakspeare und <span class="family-courier ">Calderon</span> werden so ziemlich richtig gewürdigt; weniger ist der Verfasser mit dem <span class="family-courier ">Ion</span> zufrieden, an dem ich immer ein besonderes Wohlgefallen gehabt habe.<br>Die Darstellung geht nun auf Ihr Verhältniß zu der Frau von Staël über, welche Sie in <span class="index-15 tp-30309 family-courier ">Berlin</span> kennen gelernt haben sollen, und mit der Sie Sich <span class="family-courier ">par un lien dʼamitiè et dʼardente admiration</span> verbunden, <span class="family-courier ">que la mort seule put rompre. Il abandonna la position brillante, quʼil occupait alors en Allemagne, pour se charger de lʼéducation des enfants de Mdm de Staël. La noble délicatesse de </span><span class="family-courier index-222 tp-30312 ">lʼauteur de </span><span class="family-courier index-222 tp-30312 index-576 tp-30311 ">Corinne</span><span class="family-courier "> sut apprécier le sacrifice et dans Schlegel ne vit jamais </span><span class="family-courier notice-2855 ">[7]</span><span class="family-courier "> que lʼhomme éminent et lʼami dévoué. Il partagea sa vie errante et souvent tourmentée; avec elle il séjourna successivement à </span><span class="family-courier index-228 tp-30313 ">Coppet</span><span class="family-courier ">, en Italie, en France, à </span><span class="family-courier index-16 tp-30317 ">Vienne</span><span class="family-courier ">, en Russie, en Suede et enfin il ne se sépara de son illustre amie, quʼa Paris en 1817, le 14 Juillet, jour fatal pp</span><br>Von Ihrem Einfluß auf die schriftstellerischen Arbeiten der Frau von Staël heißt es: <span class="family-courier ">durant ces douze années dʼintimité, Schlegel exerça incontestablement une certaine influence sur la direction des traveaux et des idées de Mdm. de St. </span>Sie hätte nichts geschrieben, ohne den Gegenstand vorher mit Ihnen streitend besprochen zu haben,<span class="family-courier "> et Schlegel, causeur polyglotte, abondant et également brillant dans toutes les langues, ne manquait jamais de relever le gant.</span><br>Hierauf kommt der Verfasser auf <span class="index-929 tp-30320 ">Ihre Vergleichung </span><span class="index-929 tp-30320 index-1198 tp-30322 ">der </span><span class="index-929 tp-30320 index-1198 tp-30322 index-1525 tp-30321 ">Racineʼschen</span><span class="index-929 tp-30320 "> u. </span><span class="index-929 tp-30320 index-1411 tp-30323 index-2637 tp-30324 ">Euripidschen</span><span class="index-929 tp-30320 index-2637 tp-30324 "> </span><span class="index-929 tp-30320 index-2637 tp-30324 family-courier ">Phædra</span> und auch hier lautet es besser, als von einem Franzosen erwartet werden sollte. <span class="family-courier ">Ce petit écrit, dʼun trés bon style, plain de science et dʼesprit, mais trop passionnée en faveur du poëte grec au détriment du poëte français, fit un grand scandale parmi tous les literateurs de lʼempire. </span>Aber nun die merkwürdige Äusserung:<span class="family-courier "> il est de fait, que lʼécrit de Schlegel, qui était une monstruosité en 1807, qui eut eté une banalité en 1830, publié aujourdhui que nous assistons à une espèce de réaction dramatique, </span><span class="family-courier notice-2856 ">[8]</span> <span class="family-courier ">serait presquʼencore une monstruosité. À mes yeux cʼest un morceau curieux, et qui, parmi plusieurs erreurs contient du grand nombre dʼobservations fines, judicieuses et assez étonnantes de la part dʼun étranger.</span><br>Von <span class="index-946 tp-30325 ">Ihren </span><span class="index-946 tp-30325 family-courier ">fameux cours de literature dramatique</span><span class="family-courier ">, traduit dans toutes les langues, et qui mérite à beaucoup dʼégards la réputation, quʼil obtint</span>, heißt es: <span class="family-courier ">jamais la critique ne sʼétait élévée à cette hauteurs, à cet éclat; cʼest un mélange rare de science profonde, de large et brillante poësie</span>. Besonders wird Ihre Darstellung der gesellschaftlichen Zustände in Griechenland gerühmt. Gegen das römische u. das italienische Theater sind Sie dem Verfasser zu streng, und in dem, was Sie von dem französischen sagen, sind Sie unter Sich Selbst geblieben; ja, Sie analysiren Racineʼn ungefähr, wie <span class="index-3245 tp-44224 family-courier ">Laharpe</span> Shakespeareʼn analysirt haben würde. Am unglücklichsten sind Sie jedoch im Verständniß von <span class="index-923 tp-30327 ">Molière</span>, dessen Haupttalent Sie im Burleske-Komischen gefunden. Sie müssen kein Wort von <span class="index-5219 tp-30328 family-courier ">Tartuffe</span> u. vom <span class="index-5220 tp-30329 family-courier ">Misanthrope</span> gelesen haben, mein höchstgelehrter Freund. Nur in der Bewunderung vom Shakespeare sind Sie fanatisch. <span class="family-courier ">Ce nʼest dʼun bout à lʼautre quʼun hymne perpétuel</span>.<br>Hierauf noch wenige Worte von Ihrer Verwicklung in das Exil der Frau von Stäel, von Ihrem Verhältniß zum <span class="index-2243 tp-44261 ">Kronprinzen von Schweden</span>, von <span class="index-3369 tp-30332 index-3382 tp-30331 ">Ihrer Schrift über das Continental-System</span>, Ihrer Anstellung in <span class="family-courier ">Bonn</span> und <span class="index-2322 tp-30334 index-2543 tp-30333 index-3516 tp-30335 ">Ihren indischen Arbeiten</span>. <span class="notice-21623 ">[9]</span> Sie sind <span class="family-courier ">un des Indianistes</span> <span class="family-courier ">les plus distinguès de lʼépoque</span>. Ihre verschiedenen Werke in diesem Fach werden mit gebührender Anerkennung genannt.<br>Hierauf schließt der Verfasser: <span class="family-courier ">dʼaprès tout ce qui précède le lecteur ne saurait manquer de reconnaitre dans M. de Schl. poëte, critique, philologue, orientaliste et traducteur, une intelligence hors ligne, un homme dont le nom restera dans lʼhistoire litérarire de nos cinquante dernières années</span>. Hätte er Zeit, würde er die Spuren Ihres Einflußes auf die moderne Critik in Deutschland u. in Frankreich weiter verfolgen. Der Fehler der Ihrigen habe darin gelegen, daß Sie Ihre Kräfte zersplittert. Sie hätten es selbst gefühlt, sagt er, und <span class="index-3978 tp-30336 ">Ihr letztes Werk</span> mit einem Bekenntniß geschlossen, mit dem auch er abbricht: <span class="family-courier ">ces essais sont comme des jalons plantès de distance en distance, le long de ma carrière litéraire, vers la fin de laquelle je dois mʼavouer, que jʼai beaucoup entrepris et achevè peu de choses.</span><br>So werden Sie zu guter Letzt mit Ihren eigenen Worten geschlagen und so geht es in Frankreich immer, wenn man zu bescheiden ist. Ich für mich habe mir hier eine solche Unbescheidenheit zur Aufgabe gemacht, daß ich nun allen Celebritäten des Landes das Haupt nicht umwende und selbst noch ungewiß bin, ob ich zu <span class="family-courier ">Quizot</span> gehen werde. Ohnedieß wird auch unser Aufenthalt hier <span class="notice-2858 ">[10]</span> nur kurze Zeit dauern, und müssen wir die Tage so sehr zu unsern Besuchen bei den Merkwürdigkeiten benutzen, daß wir die Nacht für unsre Ruhe nicht entbehren können.<br>Ausser den Verschönerungen von <span class="family-courier ">Paris</span> habe ich kaum Fortschritte in Frankreich seit 1815 bemerken können. Desto befriedigter bin ich von <span class="family-courier ">Belgien</span>. Hier ist seit dem ausserordentlich viel geschehen; denn auch <span class="index-3491 tp-30330 ">dem König von </span><span class="index-3491 tp-30330 family-courier ">Holland</span> gebührt ein großer Antheil daran. Am meisten hat mich überrascht, daß mir die <span class="family-courier ">Civilisation</span> überall älter vorgekommen ist, als am Rhein. Sollten die Kreutzüge nicht daran Theil haben, von denen der erste, geordnete Zug doch aus diesen Gegenden ausging, und von dem viele Personen der gebildeten Stände wieder zurückkehrten? Ich unterwerfe diesen Gedanken Ihrem Urtheil, mein hochverehrter Freund.<br>Ich hoffe, daß dieser Brief Sie in bester Gesundheit findet und seine Länge Sie nicht krank macht. Im Nothfall können Sie ihn ja ungelesen lassen und nur die besten Empfehlungen <span class="index-5136 tp-30339 ">meiner Frau</span> und die Ausdrücke der gewohnten Verehrung sich zueignen, mit der ich stets sein werde Ihr<br><span class="family-courier ">v. Rehfues.</span><br>Wollen Sie mich mit einigen Worten erfreuen, bitte ich den Brief an meinen Schwager in <span class="index-2396 tp-30340 ">Darmstadt</span> zu adressiren:<br><span class="index-5225 tp-44265 ">Ober-App. Gerichtsrath von </span><span class="index-5225 tp-44265 family-courier ">Hecht</span>.', '36_xml' => '<p><milestone unit="start" n="2849"/>[1]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="2849"/> <milestone unit="start" n="2700"/>beantw. d. 6<hi rend="offset:4;underline:1">ten</hi> <hi rend="family:Courier">Oct.</hi> 42<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Notiz des Empfängers</title></note><milestone unit="end" n="2700"/><lb/><placeName key="171"><hi rend="family:Courier">Paris</hi></placeName> d. 8<hi rend="offset:4;underline:1">t</hi> <hi rend="family:Courier">Septemb.</hi> 1842.<lb/>Sie erwarten mit Recht einen Brief von mir aus <hi rend="family:Courier">Paris</hi>, mein hochverehrter Freund. Hättʼ ich es vergessen können, würde mich eine der ersten literarischen Neuigkeiten, denen ich hier begegnet bin, an mein Wort erinnert haben. <name key="5211" type="work">Der 4<hi rend="offset:4;underline:1">te</hi> Band der <hi rend="family:Courier">Contemporains illustres</hi></name> enthält Ihren Namen mit denen von <persName key="5212">Sir <hi rend="family:Courier">Robert Peel</hi></persName>, von <persName key="5213"><hi rend="family:Courier">Royer-Collard</hi></persName>, von <persName key="5222"><hi rend="family:Courier">Lord Joh</hi><hi rend="family:Courier;offset:-4">n</hi><hi rend="family:Courier"> Russel</hi></persName> und ähnlichen Notabilitäten unserer Zeit. Es hat einen überaus angenehmen Eindruck auf mich gemacht, Sie in dieser Schrift im Ganzen mit eben so viel Kenntniß der Sache, als Wohlwollen und Gerechtigkeit behandelt zu finden. Ich werde Ihnen die Schrift selbst mitbringen, kann mir jedoch das Vergnügen nicht versagen, jetzt schon einen Ueberblick über diese biographische Skizze voraus zu senden. Ich sage nichts von dem Porträt, sondern lege es lieber gleich selbst bei. Nach einer Stelle aus <name key="339" type="work">der <hi rend="family:Courier">Allemagne</hi></name> <persName key="222">der Frau von Stäel</persName> über Sie folgt das Motto aus Ihren eigenen Dichtungen:<lb/><name key="5215" type="work">Nun ist der Vorzeit hohe Kraft zerronnen,</name><lb/>Man wagt es, sie der Barbarei zu zeihen,<lb/>Sie haben enge Weisheit sich ersonnen,<lb/>Was Ohnmacht nicht begreift, sind Träumereien.<lb/>Es ist <hi rend="overstrike:1">überaus</hi> <hi rend="offset:4">gar zu</hi> erfreulich, Schriften, welche das größte Publicum in Frankreich haben, mit Deutschen Versen eröffnet zu sehen. <persName key="5214">Der Verfasser</persName> beginnt darauf mit der Bemerkung, daß von der zahlreichen u. schönen literarischen Familie, deren Erstgeborner <persName key="181">Lessing</persName>, und deren Haupt <persName key="137">Göthe</persName> gewesen, nun noch drei Männer übrig seien; <persName key="62">ein alter Philosoph Schelling</persName>, <persName key="48">ein alter Dichter Tieck</persName>, und ein alter Dichter u. Critiker, Sie mein hoch<milestone unit="start" n="2850"/>[2]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="2850"/>verehrter Freund. Wenn man durch <placeName key="887"><hi rend="family:Courier">Bonn</hi></placeName> komme und sich nach den Merkwürdigkeiten der Stadt erkundige, zeige man dem Reisenden <hi rend="family:Courier">un petit (?) vieillard élégant, en peruque blonde, qui porte assez bien ses TS hivers, et qui achève la, entouré dʼun très grand silence, une carrière commencée et poursuivie au milieu dʼun grand bruit. </hi><lb/>Ich will die gleich folgende Stelle nicht weglassen, weil einige Wahrheit darin ist.<lb/><hi rend="family:Courier">Ce doit être une chose triste de survivre à son temps, de voir les idées, quʼon a émises avec effort, pour lesquelles on a combattu avec éclat, devenues en partie des banalités, après avoir été dʼaudacieux paradoxes, circuler paisiblement au milieu dʼune génération nouvelle qui en prend ce qui lui convient, qui se fait honneur de ce quʼelle prend comme une création, et qui dans sa joie, de courir sans lisière dans un champs plus vaste que ses devanciers, oublie de se retourner pour dire merci à ceux qui lui ont ouvert le chemin.</hi><lb/>Ebenso heißt es weiter in Bezug auf Frankreich: wenn auch vielleicht die Hälfte der Leser der Galerie Sie nur dem Namen nach kenne, so müßte doch die ganze moderne Literatur, welche man mit dem Namen Romantik bezeichne, Ihnen Statuen errichten; denn nach Lessing seien Sie ihr erster, kraftvollster und berühmtester Verfasser gewesen.<lb/>Nun folgt ein Ueberblick über die Geschichte der Deutsche<milestone unit="start" n="21617"/>[n]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Textverlust durch Blattausriss</title></note><milestone unit="end" n="21617"/> Literatur, wie sie sich aus ihrem Verfall erhoben, und <milestone unit="start" n="2851"/>[3]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="2851"/> ihren neuen Aufschwung mit einer Reaction gegen alles Französische begonnen. Lessing habe den Kampf mit einer negativen Critik eröffnet; die andre Hälfte der Aufgabe sei seinen unmittelbaren Nachfolgern, Ihnen und <persName key="8">Ihrem verewigtem Bruder</persName>, zugefallen, Ihnen ins besondre in demjenigen, was die dramatische Literatur betreffe. Sie hätten die Freiheit der Kunst zuerst zur Sprache gebracht, die Frage aus einem höhern Gesichtspunkt abgehandelt und mit kühner Hand die Poëtik der Romantik entworfen. Sie hätten dem modernen Theater den Grundsatz erfochten: <hi rend="family:Courier">de ne se régir, quʼaprès des principes puisès dans le génie, les idées et les moeurs des peuples modernes</hi>.<lb/>Dieses, fährt der Verfasser fort, sei 1808 geschehen, 19 Jahre v<milestone unit="start" n="21618"/>[or]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Textverlust durch Blattausriss</title></note><milestone unit="end" n="21618"/> <name key="5217" type="work">d<milestone unit="start" n="21619"/>[e]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Textverlust durch Blattausriss</title></note><milestone unit="end" n="21619"/>r berühmten Vorrede zum <hi rend="family:Courier">Cromwell</hi></name> (wohl von <persName key="5216"><hi rend="family:Courier">V. Hugo</hi></persName>?) Nach unsern Bajonetten sei die Deutsche Literatur unter dem Schutz der Frau von Staël in Frankreich eingezogen. <hi rend="family:Courier">V. Hugo</hi> habe Ihre These <hi rend="family:Courier">en sousordre</hi> aufgestellt und sie <hi rend="family:Courier">passablement</hi> entstellt, indem er sie nach seiner Art zugeschnitten. Nun habe sich der Streit, der in <hi rend="overstrike:1">Frankreich</hi> Deutschland lang entschieden gewesen, in Frankreich entsponnen. Die Theoretiker der Romantik hätten sich jedoch in der Anwendung sehr mittelmässig gezeigt; <hi rend="family:Courier">mais ce nʼest par la faute de <persName key="766">Mr. de Schlegel</persName></hi>, setzt er hinzu.<lb/>Nach dieser Einleitung folgt ein Ausblick über Ihre äussere Lebensgeschichte, mein hochverehrter Freund. Im schnellen <milestone unit="start" n="2852"/>[4]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="2852"/> Durchlesen finde ich keinen Hauptverstoß. Ihr Verhältniß zu <persName key="1402">Bürgern</persName> ist angenehm geschildert und Ihrer Liebe für den unglücklichen Dichter in Ihrem Vers<lb/><name key="5218" type="work">Mein erster Meister in der Kunst der Lieder pp</name><lb/>gedacht. Erst in <hi rend="family:Courier">Jena</hi> habe die Periode der Fruchtbarkeit, der Polemik und der Celebrität für Sie begonnen. <name key="1038" type="periodical">Die <hi rend="family:Courier">Horen</hi></name>, <name key="4578" type="periodical">der <persName key="88">Schillerʼsche</persName> Musen-Almanach</name>, <name key="162" type="periodical">das Athenäum</name> wurden erwähnt und dem Letzten ist ein grosser Einfluß beigemessen. Götheʼs Herrschaft sei damals in ihrem höchsten Glanze gewesen. Dieser unersättliche Prometheus habe sich die poëtische Substanz aller Zeiten und Völker anzueignen gewußt, aber ohne das Genie, mit dem er allen seinen Eroberungen ein individuelles Gepräge aufgedrückt, würde er doch nur ein <hi rend="family:Courier">plagiaire universel</hi> gewesen sein. <hi rend="family:Courier">Séduits par cette magnifique exception l<persName key="766"><persName key="8">es frères Schlegel</persName></persName> eri<milestone unit="start" n="21620"/>[gè]</hi><note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Textverlust durch Blattausriss</title></note><milestone unit="end" n="21620"/><hi rend="family:Courier">r<milestone unit="start" n="21621"/>[en]</hi><note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Textverlust durch Blattausriss</title></note><milestone unit="end" n="21621"/><hi rend="family:Courier">t lʼexemple en précepte. Sur les débris de lʼécole française, de lʼécole grecque et de lʼécole anglaise, ils tentèrent de fonder une école des écoles, va<milestone unit="start" n="21622"/>[ste]</hi><note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Textverlust durch Blattausriss</title></note><milestone unit="end" n="21622"/><hi rend="family:Courier"> caravansérail à toutes les manifestations de la poësie humaine depuis le commencement du monde jusquʼà nos jours. Par aversion de lʼesprit exclusif dans la critique, ils poussèrent lʼélecticisme jusquʼà ses dernières limites et préchèrent une sorte de polythéisme esthétique, confondant dans une même adoption tous les dieux de tous les pays et de tous les <milestone unit="start" n="2853"/>[5]</hi><note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="2853"/><hi rend="family:Courier"> siècles. Les avantages et les dangers de cette théorie se conçoivent facilement; elle élargissait les sphères de lʼinspiration, mais elle tuait lʼoriginalité en faisant disparaitre les conditions de temps et de lieu. pp</hi><lb/>Auch das<hi rend="family:Courier"> fameux principe de lʼart pour lʼart,</hi> heißt es weiter, haben wir von Göthe und den Schlegeln empfangen. <hi rend="family:Courier">Dans leur éclecticisme, en fait de gout et de manières, ils admirent volontiers pour critérium du beau en poésie lʼélégance et lʼharmonie du vers. G. Schlegel joignit la pratique à la théorie. Ses poésies diverses présentent un curieux mélange dʼinspirations païennes, chrétiennes, mythologiques, catholiques, orientales, chevaleresques, graves, légères, raffinées, naïves. Odes, épitres, élégies, ballades, chansons, épigrammes, sonnets, tout sʼy trouve, tout, jusquʼà <name key="77" type="work">la sévère tragédie grecque dʼIon</name>.</hi> Unter den Sonetten werden <name key="4365" type="work">die an <persName key="30">Ihre verklärte Tochter</persName></name> am meisten gerühmt. Ihre rhythmische Meisterschaft wird schuldigermassen anerkannt, doch meint der Verfasser, zu meinem Trost, daß Sie sie vielleicht zu weit getrieben. In <name key="344" type="work">den Uebersetzungen von <persName key="4">Shakespear</persName></name> u. <persName key="166"><name key="261" type="work">Calderon</name></persName> läßt er sie mehr gelten; in den Original-Dichtungen müsse dieser Rigorismus der Richtigkeit und Energie des Gedankens Eintrag thun.<lb/>Da ich einmal am Tadel bin, will ich nicht verschweigen, daß dem Athenäum auch die Anbetung von Göthe, so <milestone unit="start" n="2854"/>[6]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="2854"/> wie die <hi rend="family:Courier">morgue aristocratique</hi> und noch Stärkeres gegen seine Gegner vorgeworfen wird. Man sei Ihnen zwar nichts schuldig geblieben, aber das Athenäum habe doch sehr heilsam eingewirkt. <hi rend="family:Courier">Essentiellement doué du sentiment de lʼidéal</hi>, heißt es von Ihnen mit vollstem Recht, <hi rend="family:Courier">du noble et du grand, le vigoureux critique fit une guerre à mort à la trivialité et à lʼimmoralité. </hi>Es wird darauf Ihres Kampfs gegen die Naturdichter und gegen <persName key="50">Kotzebue</persName> gedacht, den Sie <hi rend="family:Courier">au triple point de vue de lʼart, de la vérité et de la moralité avec lʼarme de la raison et du ridicule, en prose et en vers, avec de la logique et des épigrammes</hi>, angegriffen.<lb/><name key="5211" type="work">Die Schrift</name> nennt die Jahre 1795–1804 Ihre polemische Periode und berührt Ihr Leben als Professor in <placeName key="12"><hi rend="family:Courier">Jena</hi></placeName> und Ihre Werke aus derselben. Die Uebersetzungen von Shakspeare und <hi rend="family:Courier">Calderon</hi> werden so ziemlich richtig gewürdigt; weniger ist der Verfasser mit dem <hi rend="family:Courier">Ion</hi> zufrieden, an dem ich immer ein besonderes Wohlgefallen gehabt habe.<lb/>Die Darstellung geht nun auf Ihr Verhältniß zu der Frau von Staël über, welche Sie in <placeName key="15"><hi rend="family:Courier">Berlin</hi></placeName> kennen gelernt haben sollen, und mit der Sie Sich <hi rend="family:Courier">par un lien dʼamitiè et dʼardente admiration</hi> verbunden, <hi rend="family:Courier">que la mort seule put rompre. Il abandonna la position brillante, quʼil occupait alors en Allemagne, pour se charger de lʼéducation des enfants de Mdm de Staël. La noble délicatesse de <persName key="222">lʼauteur de <name key="576" type="work">Corinne</name></persName> sut apprécier le sacrifice et dans Schlegel ne vit jamais <milestone unit="start" n="2855"/>[7]</hi><note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="2855"/><hi rend="family:Courier"> que lʼhomme éminent et lʼami dévoué. Il partagea sa vie errante et souvent tourmentée; avec elle il séjourna successivement à <placeName key="228">Coppet</placeName>, en Italie, en France, à <placeName key="16">Vienne</placeName>, en Russie, en Suede et enfin il ne se sépara de son illustre amie, quʼa Paris en 1817, le 14 Juillet, jour fatal pp</hi><lb/>Von Ihrem Einfluß auf die schriftstellerischen Arbeiten der Frau von Staël heißt es: <hi rend="family:Courier">durant ces douze années dʼintimité, Schlegel exerça incontestablement une certaine influence sur la direction des traveaux et des idées de Mdm. de St. </hi>Sie hätte nichts geschrieben, ohne den Gegenstand vorher mit Ihnen streitend besprochen zu haben,<hi rend="family:Courier"> et Schlegel, causeur polyglotte, abondant et également brillant dans toutes les langues, ne manquait jamais de relever le gant.</hi><lb/>Hierauf kommt der Verfasser auf <name key="929" type="work">Ihre Vergleichung <name key="1198" type="work">der <persName key="1525">Racineʼschen</persName></name> u. <name key="2637" type="work"><persName key="1411">Euripidschen</persName> <hi rend="family:Courier">Phædra</hi></name></name> und auch hier lautet es besser, als von einem Franzosen erwartet werden sollte. <hi rend="family:Courier">Ce petit écrit, dʼun trés bon style, plain de science et dʼesprit, mais trop passionnée en faveur du poëte grec au détriment du poëte français, fit un grand scandale parmi tous les literateurs de lʼempire. </hi>Aber nun die merkwürdige Äusserung:<hi rend="family:Courier"> il est de fait, que lʼécrit de Schlegel, qui était une monstruosité en 1807, qui eut eté une banalité en 1830, publié aujourdhui que nous assistons à une espèce de réaction dramatique, <milestone unit="start" n="2856"/>[8]</hi><note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="2856"/><hi rend="family:Courier"></hi> <hi rend="family:Courier">serait presquʼencore une monstruosité. À mes yeux cʼest un morceau curieux, et qui, parmi plusieurs erreurs contient du grand nombre dʼobservations fines, judicieuses et assez étonnantes de la part dʼun étranger.</hi><lb/>Von <name key="946" type="work">Ihren <hi rend="family:Courier">fameux cours de literature dramatique</hi></name><hi rend="family:Courier">, traduit dans toutes les langues, et qui mérite à beaucoup dʼégards la réputation, quʼil obtint</hi>, heißt es: <hi rend="family:Courier">jamais la critique ne sʼétait élévée à cette hauteurs, à cet éclat; cʼest un mélange rare de science profonde, de large et brillante poësie</hi>. Besonders wird Ihre Darstellung der gesellschaftlichen Zustände in Griechenland gerühmt. Gegen das römische u. das italienische Theater sind Sie dem Verfasser zu streng, und in dem, was Sie von dem französischen sagen, sind Sie unter Sich Selbst geblieben; ja, Sie analysiren Racineʼn ungefähr, wie <persName key="3245"><hi rend="family:Courier">Laharpe</hi></persName> Shakespeareʼn analysirt haben würde. Am unglücklichsten sind Sie jedoch im Verständniß von <persName key="923">Molière</persName>, dessen Haupttalent Sie im Burleske-Komischen gefunden. Sie müssen kein Wort von <name key="5219" type="work"><hi rend="family:Courier">Tartuffe</hi></name> u. vom <name key="5220" type="work"><hi rend="family:Courier">Misanthrope</hi></name> gelesen haben, mein höchstgelehrter Freund. Nur in der Bewunderung vom Shakespeare sind Sie fanatisch. <hi rend="family:Courier">Ce nʼest dʼun bout à lʼautre quʼun hymne perpétuel</hi>.<lb/>Hierauf noch wenige Worte von Ihrer Verwicklung in das Exil der Frau von Stäel, von Ihrem Verhältniß zum <persName key="2243">Kronprinzen von Schweden</persName>, von <name key="3369" type="work"><name key="3382" type="work">Ihrer Schrift über das Continental-System</name></name>, Ihrer Anstellung in <hi rend="family:Courier">Bonn</hi> und <name key="2322" type="periodical"><name key="2543" type="work"><name key="3516" type="work">Ihren indischen Arbeiten</name></name></name>. <milestone unit="start" n="21623"/>[9]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="21623"/> Sie sind <hi rend="family:Courier">un des Indianistes</hi> <hi rend="family:Courier">les plus distinguès de lʼépoque</hi>. Ihre verschiedenen Werke in diesem Fach werden mit gebührender Anerkennung genannt.<lb/>Hierauf schließt der Verfasser: <hi rend="family:Courier">dʼaprès tout ce qui précède le lecteur ne saurait manquer de reconnaitre dans M. de Schl. poëte, critique, philologue, orientaliste et traducteur, une intelligence hors ligne, un homme dont le nom restera dans lʼhistoire litérarire de nos cinquante dernières années</hi>. Hätte er Zeit, würde er die Spuren Ihres Einflußes auf die moderne Critik in Deutschland u. in Frankreich weiter verfolgen. Der Fehler der Ihrigen habe darin gelegen, daß Sie Ihre Kräfte zersplittert. Sie hätten es selbst gefühlt, sagt er, und <name key="3978" type="work">Ihr letztes Werk</name> mit einem Bekenntniß geschlossen, mit dem auch er abbricht: <hi rend="family:Courier">ces essais sont comme des jalons plantès de distance en distance, le long de ma carrière litéraire, vers la fin de laquelle je dois mʼavouer, que jʼai beaucoup entrepris et achevè peu de choses.</hi><lb/>So werden Sie zu guter Letzt mit Ihren eigenen Worten geschlagen und so geht es in Frankreich immer, wenn man zu bescheiden ist. Ich für mich habe mir hier eine solche Unbescheidenheit zur Aufgabe gemacht, daß ich nun allen Celebritäten des Landes das Haupt nicht umwende und selbst noch ungewiß bin, ob ich zu <hi rend="family:Courier">Quizot</hi> gehen werde. 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Sollten die Kreutzüge nicht daran Theil haben, von denen der erste, geordnete Zug doch aus diesen Gegenden ausging, und von dem viele Personen der gebildeten Stände wieder zurückkehrten? Ich unterwerfe diesen Gedanken Ihrem Urtheil, mein hochverehrter Freund.<lb/>Ich hoffe, daß dieser Brief Sie in bester Gesundheit findet und seine Länge Sie nicht krank macht. Im Nothfall können Sie ihn ja ungelesen lassen und nur die besten Empfehlungen <persName key="5136">meiner Frau</persName> und die Ausdrücke der gewohnten Verehrung sich zueignen, mit der ich stets sein werde Ihr<lb/><hi rend="family:Courier">v. 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Hättʼ ich es vergessen können, würde mich eine der ersten literarischen Neuigkeiten, denen ich hier begegnet bin, an mein Wort erinnert haben. <anchor type="b" n="5211" ana="12" xml:id="NidB30274"/>Der 4<hi rend="offset:4;underline:1">te</hi> Band der <hi rend="family:Courier">Contemporains illustres</hi><anchor type="e" n="5211" ana="12" xml:id="NidE30274"/> enthält Ihren Namen mit denen von <anchor type="b" n="5212" ana="11" xml:id="NidB30275"/>Sir <hi rend="family:Courier">Robert Peel</hi><anchor type="e" n="5212" ana="11" xml:id="NidE30275"/>, von <anchor type="b" n="5213" ana="11" xml:id="NidB30276"/><hi rend="family:Courier">Royer-Collard</hi><anchor type="e" n="5213" ana="11" xml:id="NidE30276"/>, von <anchor type="b" n="5222" ana="11" xml:id="NidB30277"/><hi rend="family:Courier">Lord Joh</hi><hi rend="family:Courier;offset:-4">n</hi><hi rend="family:Courier"> Russel</hi><anchor type="e" n="5222" ana="11" xml:id="NidE30277"/> und ähnlichen Notabilitäten unserer Zeit. Es hat einen überaus angenehmen Eindruck auf mich gemacht, Sie in dieser Schrift im Ganzen mit eben so viel Kenntniß der Sache, als Wohlwollen und Gerechtigkeit behandelt zu finden. Ich werde Ihnen die Schrift selbst mitbringen, kann mir jedoch das Vergnügen nicht versagen, jetzt schon einen Ueberblick über diese biographische Skizze voraus zu senden. Ich sage nichts von dem Porträt, sondern lege es lieber gleich selbst bei. Nach einer Stelle aus <anchor type="b" n="339" ana="12" xml:id="NidB30278"/>der <hi rend="family:Courier">Allemagne</hi><anchor type="e" n="339" ana="12" xml:id="NidE30278"/> <anchor type="b" n="222" ana="11" xml:id="NidB30279"/>der Frau von Stäel<anchor type="e" n="222" ana="11" xml:id="NidE30279"/> über Sie folgt das Motto aus Ihren eigenen Dichtungen:<lb/><anchor type="b" n="5215" ana="12" xml:id="NidB30280"/>Nun ist der Vorzeit hohe Kraft zerronnen,<anchor type="e" n="5215" ana="12" xml:id="NidE30280"/><lb/>Man wagt es, sie der Barbarei zu zeihen,<lb/>Sie haben enge Weisheit sich ersonnen,<lb/>Was Ohnmacht nicht begreift, sind Träumereien.<lb/>Es ist <hi rend="overstrike:1">überaus</hi> <hi rend="offset:4">gar zu</hi> erfreulich, Schriften, welche das größte Publicum in Frankreich haben, mit Deutschen Versen eröffnet zu sehen. <anchor type="b" n="5214" ana="11" xml:id="NidB30282"/>Der Verfasser<anchor type="e" n="5214" ana="11" xml:id="NidE30282"/> beginnt darauf mit der Bemerkung, daß von der zahlreichen u. schönen literarischen Familie, deren Erstgeborner <anchor type="b" n="181" ana="11" xml:id="NidB30283"/>Lessing<anchor type="e" n="181" ana="11" xml:id="NidE30283"/>, und deren Haupt <anchor type="b" n="137" ana="11" xml:id="NidB30284"/>Göthe<anchor type="e" n="137" ana="11" xml:id="NidE30284"/> gewesen, nun noch drei Männer übrig seien; <anchor type="b" n="62" ana="11" xml:id="NidB30285"/>ein alter Philosoph Schelling<anchor type="e" n="62" ana="11" xml:id="NidE30285"/>, <anchor type="b" n="48" ana="11" xml:id="NidB30286"/>ein alter Dichter Tieck<anchor type="e" n="48" ana="11" xml:id="NidE30286"/>, und ein alter Dichter u. Critiker, Sie mein hoch<milestone unit="start" n="2850"/>[2]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="2850"/>verehrter Freund. Wenn man durch <anchor type="b" n="887" ana="10" xml:id="NidB30287"/><hi rend="family:Courier">Bonn</hi><anchor type="e" n="887" ana="10" xml:id="NidE30287"/> komme und sich nach den Merkwürdigkeiten der Stadt erkundige, zeige man dem Reisenden <hi rend="family:Courier">un petit (?) vieillard élégant, en peruque blonde, qui porte assez bien ses TS hivers, et qui achève la, entouré dʼun très grand silence, une carrière commencée et poursuivie au milieu dʼun grand bruit. </hi><lb/>Ich will die gleich folgende Stelle nicht weglassen, weil einige Wahrheit darin ist.<lb/><hi rend="family:Courier">Ce doit être une chose triste de survivre à son temps, de voir les idées, quʼon a émises avec effort, pour lesquelles on a combattu avec éclat, devenues en partie des banalités, après avoir été dʼaudacieux paradoxes, circuler paisiblement au milieu dʼune génération nouvelle qui en prend ce qui lui convient, qui se fait honneur de ce quʼelle prend comme une création, et qui dans sa joie, de courir sans lisière dans un champs plus vaste que ses devanciers, oublie de se retourner pour dire merci à ceux qui lui ont ouvert le chemin.</hi><lb/>Ebenso heißt es weiter in Bezug auf Frankreich: wenn auch vielleicht die Hälfte der Leser der Galerie Sie nur dem Namen nach kenne, so müßte doch die ganze moderne Literatur, welche man mit dem Namen Romantik bezeichne, Ihnen Statuen errichten; denn nach Lessing seien Sie ihr erster, kraftvollster und berühmtester Verfasser gewesen.<lb/>Nun folgt ein Ueberblick über die Geschichte der Deutsche<milestone unit="start" n="21617"/>[n]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Textverlust durch Blattausriss</title></note><milestone unit="end" n="21617"/> Literatur, wie sie sich aus ihrem Verfall erhoben, und <milestone unit="start" n="2851"/>[3]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="2851"/> ihren neuen Aufschwung mit einer Reaction gegen alles Französische begonnen. Lessing habe den Kampf mit einer negativen Critik eröffnet; die andre Hälfte der Aufgabe sei seinen unmittelbaren Nachfolgern, Ihnen und <anchor type="b" n="8" ana="11" xml:id="NidB30288"/>Ihrem verewigtem Bruder<anchor type="e" n="8" ana="11" xml:id="NidE30288"/>, zugefallen, Ihnen ins besondre in demjenigen, was die dramatische Literatur betreffe. Sie hätten die Freiheit der Kunst zuerst zur Sprache gebracht, die Frage aus einem höhern Gesichtspunkt abgehandelt und mit kühner Hand die Poëtik der Romantik entworfen. Sie hätten dem modernen Theater den Grundsatz erfochten: <hi rend="family:Courier">de ne se régir, quʼaprès des principes puisès dans le génie, les idées et les moeurs des peuples modernes</hi>.<lb/>Dieses, fährt der Verfasser fort, sei 1808 geschehen, 19 Jahre v<milestone unit="start" n="21618"/>[or]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Textverlust durch Blattausriss</title></note><milestone unit="end" n="21618"/> <anchor type="b" n="5217" ana="12" xml:id="NidB30290"/>d<milestone unit="start" n="21619"/>[e]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Textverlust durch Blattausriss</title></note><milestone unit="end" n="21619"/>r berühmten Vorrede zum <hi rend="family:Courier">Cromwell</hi><anchor type="e" n="5217" ana="12" xml:id="NidE30290"/> (wohl von <anchor type="b" n="5216" ana="11" xml:id="NidB30289"/><hi rend="family:Courier">V. Hugo</hi><anchor type="e" n="5216" ana="11" xml:id="NidE30289"/>?) Nach unsern Bajonetten sei die Deutsche Literatur unter dem Schutz der Frau von Staël in Frankreich eingezogen. <hi rend="family:Courier">V. Hugo</hi> habe Ihre These <hi rend="family:Courier">en sousordre</hi> aufgestellt und sie <hi rend="family:Courier">passablement</hi> entstellt, indem er sie nach seiner Art zugeschnitten. Nun habe sich der Streit, der in <hi rend="overstrike:1">Frankreich</hi> Deutschland lang entschieden gewesen, in Frankreich entsponnen. Die Theoretiker der Romantik hätten sich jedoch in der Anwendung sehr mittelmässig gezeigt; <hi rend="family:Courier">mais ce nʼest par la faute de <anchor type="b" n="766" ana="11" xml:id="NidB30291"/>Mr. de Schlegel<anchor type="e" n="766" ana="11" xml:id="NidE30291"/></hi>, setzt er hinzu.<lb/>Nach dieser Einleitung folgt ein Ausblick über Ihre äussere Lebensgeschichte, mein hochverehrter Freund. Im schnellen <milestone unit="start" n="2852"/>[4]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="2852"/> Durchlesen finde ich keinen Hauptverstoß. Ihr Verhältniß zu <anchor type="b" n="1402" ana="11" xml:id="NidB30292"/>Bürgern<anchor type="e" n="1402" ana="11" xml:id="NidE30292"/> ist angenehm geschildert und Ihrer Liebe für den unglücklichen Dichter in Ihrem Vers<lb/><anchor type="b" n="5218" ana="12" xml:id="NidB30293"/>Mein erster Meister in der Kunst der Lieder pp<anchor type="e" n="5218" ana="12" xml:id="NidE30293"/><lb/>gedacht. Erst in <hi rend="family:Courier">Jena</hi> habe die Periode der Fruchtbarkeit, der Polemik und der Celebrität für Sie begonnen. <anchor type="b" n="1038" ana="13" xml:id="NidB102849"/>Die <hi rend="family:Courier">Horen</hi><anchor type="e" n="1038" ana="13" xml:id="NidE102849"/>, <anchor type="b" n="4578" ana="13" xml:id="NidB30295"/>der <anchor type="b" n="88" ana="11" xml:id="NidB30294"/>Schillerʼsche<anchor type="e" n="88" ana="11" xml:id="NidE30294"/> Musen-Almanach<anchor type="e" n="4578" ana="13" xml:id="NidE30295"/>, <anchor type="b" n="162" ana="13" xml:id="NidB30296"/>das Athenäum<anchor type="e" n="162" ana="13" xml:id="NidE30296"/> wurden erwähnt und dem Letzten ist ein grosser Einfluß beigemessen. Götheʼs Herrschaft sei damals in ihrem höchsten Glanze gewesen. Dieser unersättliche Prometheus habe sich die poëtische Substanz aller Zeiten und Völker anzueignen gewußt, aber ohne das Genie, mit dem er allen seinen Eroberungen ein individuelles Gepräge aufgedrückt, würde er doch nur ein <hi rend="family:Courier">plagiaire universel</hi> gewesen sein. <hi rend="family:Courier">Séduits par cette magnifique exception l<anchor type="b" n="766" ana="11" xml:id="NidB30298"/><anchor type="b" n="8" ana="11" xml:id="NidB30297"/>es frères Schlegel<anchor type="e" n="8" ana="11" xml:id="NidE30297"/><anchor type="e" n="766" ana="11" xml:id="NidE30298"/> eri<milestone unit="start" n="21620"/>[gè]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Textverlust durch Blattausriss</title></note><milestone unit="end" n="21620"/>r<milestone unit="start" n="21621"/>[en]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Textverlust durch Blattausriss</title></note><milestone unit="end" n="21621"/>t lʼexemple en précepte. Sur les débris de lʼécole française, de lʼécole grecque et de lʼécole anglaise, ils tentèrent de fonder une école des écoles, va<milestone unit="start" n="21622"/>[ste]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Textverlust durch Blattausriss</title></note><milestone unit="end" n="21622"/> caravansérail à toutes les manifestations de la poësie humaine depuis le commencement du monde jusquʼà nos jours. Par aversion de lʼesprit exclusif dans la critique, ils poussèrent lʼélecticisme jusquʼà ses dernières limites et préchèrent une sorte de polythéisme esthétique, confondant dans une même adoption tous les dieux de tous les pays et de tous les <milestone unit="start" n="2853"/>[5]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="2853"/> siècles. Les avantages et les dangers de cette théorie se conçoivent facilement; elle élargissait les sphères de lʼinspiration, mais elle tuait lʼoriginalité en faisant disparaitre les conditions de temps et de lieu. pp</hi><lb/>Auch das<hi rend="family:Courier"> fameux principe de lʼart pour lʼart,</hi> heißt es weiter, haben wir von Göthe und den Schlegeln empfangen. <hi rend="family:Courier">Dans leur éclecticisme, en fait de gout et de manières, ils admirent volontiers pour critérium du beau en poésie lʼélégance et lʼharmonie du vers. G. Schlegel joignit la pratique à la théorie. Ses poésies diverses présentent un curieux mélange dʼinspirations païennes, chrétiennes, mythologiques, catholiques, orientales, chevaleresques, graves, légères, raffinées, naïves. Odes, épitres, élégies, ballades, chansons, épigrammes, sonnets, tout sʼy trouve, tout, jusquʼà <anchor type="b" n="77" ana="12" xml:id="NidB44246"/>la sévère tragédie grecque dʼIon<anchor type="e" n="77" ana="12" xml:id="NidE44246"/>.</hi> Unter den Sonetten werden <anchor type="b" n="4365" ana="12" xml:id="NidB30299"/>die an <anchor type="b" n="30" ana="11" xml:id="NidB30300"/>Ihre verklärte Tochter<anchor type="e" n="30" ana="11" xml:id="NidE30300"/><anchor type="e" n="4365" ana="12" xml:id="NidE30299"/> am meisten gerühmt. Ihre rhythmische Meisterschaft wird schuldigermassen anerkannt, doch meint der Verfasser, zu meinem Trost, daß Sie sie vielleicht zu weit getrieben. In <anchor type="b" n="344" ana="12" xml:id="NidB30304"/>den Uebersetzungen von <anchor type="b" n="4" ana="11" xml:id="NidB30302"/>Shakespear<anchor type="e" n="4" ana="11" xml:id="NidE30302"/><anchor type="e" n="344" ana="12" xml:id="NidE30304"/> u. <anchor type="b" n="166" ana="11" xml:id="NidB30303"/><anchor type="b" n="261" ana="12" xml:id="NidB30305"/>Calderon<anchor type="e" n="261" ana="12" xml:id="NidE30305"/><anchor type="e" n="166" ana="11" xml:id="NidE30303"/> läßt er sie mehr gelten; in den Original-Dichtungen müsse dieser Rigorismus der Richtigkeit und Energie des Gedankens Eintrag thun.<lb/>Da ich einmal am Tadel bin, will ich nicht verschweigen, daß dem Athenäum auch die Anbetung von Göthe, so <milestone unit="start" n="2854"/>[6]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="2854"/> wie die <hi rend="family:Courier">morgue aristocratique</hi> und noch Stärkeres gegen seine Gegner vorgeworfen wird. Man sei Ihnen zwar nichts schuldig geblieben, aber das Athenäum habe doch sehr heilsam eingewirkt. <hi rend="family:Courier">Essentiellement doué du sentiment de lʼidéal</hi>, heißt es von Ihnen mit vollstem Recht, <hi rend="family:Courier">du noble et du grand, le vigoureux critique fit une guerre à mort à la trivialité et à lʼimmoralité. </hi>Es wird darauf Ihres Kampfs gegen die Naturdichter und gegen <anchor type="b" n="50" ana="11" xml:id="NidB44221"/>Kotzebue<anchor type="e" n="50" ana="11" xml:id="NidE44221"/> gedacht, den Sie <hi rend="family:Courier">au triple point de vue de lʼart, de la vérité et de la moralité avec lʼarme de la raison et du ridicule, en prose et en vers, avec de la logique et des épigrammes</hi>, angegriffen.<lb/><anchor type="b" n="5211" ana="12" xml:id="NidB30306"/>Die Schrift<anchor type="e" n="5211" ana="12" xml:id="NidE30306"/> nennt die Jahre 1795–1804 Ihre polemische Periode und berührt Ihr Leben als Professor in <anchor type="b" n="12" ana="10" xml:id="NidB30307"/><hi rend="family:Courier">Jena</hi><anchor type="e" n="12" ana="10" xml:id="NidE30307"/> und Ihre Werke aus derselben. Die Uebersetzungen von Shakspeare und <hi rend="family:Courier">Calderon</hi> werden so ziemlich richtig gewürdigt; weniger ist der Verfasser mit dem <hi rend="family:Courier">Ion</hi> zufrieden, an dem ich immer ein besonderes Wohlgefallen gehabt habe.<lb/>Die Darstellung geht nun auf Ihr Verhältniß zu der Frau von Staël über, welche Sie in <anchor type="b" n="15" ana="10" xml:id="NidB30309"/><hi rend="family:Courier">Berlin</hi><anchor type="e" n="15" ana="10" xml:id="NidE30309"/> kennen gelernt haben sollen, und mit der Sie Sich <hi rend="family:Courier">par un lien dʼamitiè et dʼardente admiration</hi> verbunden, <hi rend="family:Courier">que la mort seule put rompre. Il abandonna la position brillante, quʼil occupait alors en Allemagne, pour se charger de lʼéducation des enfants de Mdm de Staël. La noble délicatesse de <anchor type="b" n="222" ana="11" xml:id="NidB30312"/>lʼauteur de <anchor type="b" n="576" ana="12" xml:id="NidB30311"/>Corinne<anchor type="e" n="576" ana="12" xml:id="NidE30311"/><anchor type="e" n="222" ana="11" xml:id="NidE30312"/> sut apprécier le sacrifice et dans Schlegel ne vit jamais <milestone unit="start" n="2855"/>[7]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="2855"/> que lʼhomme éminent et lʼami dévoué. Il partagea sa vie errante et souvent tourmentée; avec elle il séjourna successivement à <anchor type="b" n="228" ana="10" xml:id="NidB30313"/>Coppet<anchor type="e" n="228" ana="10" xml:id="NidE30313"/>, en Italie, en France, à <anchor type="b" n="16" ana="10" xml:id="NidB30317"/>Vienne<anchor type="e" n="16" ana="10" xml:id="NidE30317"/>, en Russie, en Suede et enfin il ne se sépara de son illustre amie, quʼa Paris en 1817, le 14 Juillet, jour fatal pp</hi><lb/>Von Ihrem Einfluß auf die schriftstellerischen Arbeiten der Frau von Staël heißt es: <hi rend="family:Courier">durant ces douze années dʼintimité, Schlegel exerça incontestablement une certaine influence sur la direction des traveaux et des idées de Mdm. de St. </hi>Sie hätte nichts geschrieben, ohne den Gegenstand vorher mit Ihnen streitend besprochen zu haben,<hi rend="family:Courier"> et Schlegel, causeur polyglotte, abondant et également brillant dans toutes les langues, ne manquait jamais de relever le gant.</hi><lb/>Hierauf kommt der Verfasser auf <anchor type="b" n="929" ana="12" xml:id="NidB30320"/>Ihre Vergleichung <anchor type="b" n="1198" ana="12" xml:id="NidB30322"/>der <anchor type="b" n="1525" ana="11" xml:id="NidB30321"/>Racineʼschen<anchor type="e" n="1525" ana="11" xml:id="NidE30321"/><anchor type="e" n="1198" ana="12" xml:id="NidE30322"/> u. <anchor type="b" n="2637" ana="12" xml:id="NidB30324"/><anchor type="b" n="1411" ana="11" xml:id="NidB30323"/>Euripidschen<anchor type="e" n="1411" ana="11" xml:id="NidE30323"/> <hi rend="family:Courier">Phædra</hi><anchor type="e" n="2637" ana="12" xml:id="NidE30324"/><anchor type="e" n="929" ana="12" xml:id="NidE30320"/> und auch hier lautet es besser, als von einem Franzosen erwartet werden sollte. <hi rend="family:Courier">Ce petit écrit, dʼun trés bon style, plain de science et dʼesprit, mais trop passionnée en faveur du poëte grec au détriment du poëte français, fit un grand scandale parmi tous les literateurs de lʼempire. </hi>Aber nun die merkwürdige Äusserung:<hi rend="family:Courier"> il est de fait, que lʼécrit de Schlegel, qui était une monstruosité en 1807, qui eut eté une banalité en 1830, publié aujourdhui que nous assistons à une espèce de réaction dramatique, <milestone unit="start" n="2856"/>[8]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="2856"/></hi> <hi rend="family:Courier">serait presquʼencore une monstruosité. À mes yeux cʼest un morceau curieux, et qui, parmi plusieurs erreurs contient du grand nombre dʼobservations fines, judicieuses et assez étonnantes de la part dʼun étranger.</hi><lb/>Von <anchor type="b" n="946" ana="12" xml:id="NidB30325"/>Ihren <hi rend="family:Courier">fameux cours de literature dramatique<anchor type="e" n="946" ana="12" xml:id="NidE30325"/>, traduit dans toutes les langues, et qui mérite à beaucoup dʼégards la réputation, quʼil obtint</hi>, heißt es: <hi rend="family:Courier">jamais la critique ne sʼétait élévée à cette hauteurs, à cet éclat; cʼest un mélange rare de science profonde, de large et brillante poësie</hi>. Besonders wird Ihre Darstellung der gesellschaftlichen Zustände in Griechenland gerühmt. Gegen das römische u. das italienische Theater sind Sie dem Verfasser zu streng, und in dem, was Sie von dem französischen sagen, sind Sie unter Sich Selbst geblieben; ja, Sie analysiren Racineʼn ungefähr, wie <anchor type="b" n="3245" ana="11" xml:id="NidB44224"/><hi rend="family:Courier">Laharpe</hi><anchor type="e" n="3245" ana="11" xml:id="NidE44224"/> Shakespeareʼn analysirt haben würde. Am unglücklichsten sind Sie jedoch im Verständniß von <anchor type="b" n="923" ana="11" xml:id="NidB30327"/>Molière<anchor type="e" n="923" ana="11" xml:id="NidE30327"/>, dessen Haupttalent Sie im Burleske-Komischen gefunden. Sie müssen kein Wort von <anchor type="b" n="5219" ana="12" xml:id="NidB30328"/><hi rend="family:Courier">Tartuffe</hi><anchor type="e" n="5219" ana="12" xml:id="NidE30328"/> u. vom <anchor type="b" n="5220" ana="12" xml:id="NidB30329"/><hi rend="family:Courier">Misanthrope</hi><anchor type="e" n="5220" ana="12" xml:id="NidE30329"/> gelesen haben, mein höchstgelehrter Freund. Nur in der Bewunderung vom Shakespeare sind Sie fanatisch. <hi rend="family:Courier">Ce nʼest dʼun bout à lʼautre quʼun hymne perpétuel</hi>.<lb/>Hierauf noch wenige Worte von Ihrer Verwicklung in das Exil der Frau von Stäel, von Ihrem Verhältniß zum <anchor type="b" n="2243" ana="11" xml:id="NidB44261"/>Kronprinzen von Schweden<anchor type="e" n="2243" ana="11" xml:id="NidE44261"/>, von <anchor type="b" n="3369" ana="12" xml:id="NidB30332"/><anchor type="b" n="3382" ana="12" xml:id="NidB30331"/>Ihrer Schrift über das Continental-System<anchor type="e" n="3382" ana="12" xml:id="NidE30331"/><anchor type="e" n="3369" ana="12" xml:id="NidE30332"/>, Ihrer Anstellung in <hi rend="family:Courier">Bonn</hi> und <anchor type="b" n="2322" ana="13" xml:id="NidB30334"/><anchor type="b" n="2543" ana="12" xml:id="NidB30333"/><anchor type="b" n="3516" ana="12" xml:id="NidB30335"/>Ihren indischen Arbeiten<anchor type="e" n="3516" ana="12" xml:id="NidE30335"/><anchor type="e" n="2543" ana="12" xml:id="NidE30333"/><anchor type="e" n="2322" ana="13" xml:id="NidE30334"/>. <milestone unit="start" n="21623"/>[9]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="21623"/> Sie sind <hi rend="family:Courier">un des Indianistes</hi> <hi rend="family:Courier">les plus distinguès de lʼépoque</hi>. Ihre verschiedenen Werke in diesem Fach werden mit gebührender Anerkennung genannt.<lb/>Hierauf schließt der Verfasser: <hi rend="family:Courier">dʼaprès tout ce qui précède le lecteur ne saurait manquer de reconnaitre dans M. de Schl. poëte, critique, philologue, orientaliste et traducteur, une intelligence hors ligne, un homme dont le nom restera dans lʼhistoire litérarire de nos cinquante dernières années</hi>. Hätte er Zeit, würde er die Spuren Ihres Einflußes auf die moderne Critik in Deutschland u. in Frankreich weiter verfolgen. Der Fehler der Ihrigen habe darin gelegen, daß Sie Ihre Kräfte zersplittert. Sie hätten es selbst gefühlt, sagt er, und <anchor type="b" n="3978" ana="12" xml:id="NidB30336"/>Ihr letztes Werk<anchor type="e" n="3978" ana="12" xml:id="NidE30336"/> mit einem Bekenntniß geschlossen, mit dem auch er abbricht: <hi rend="family:Courier">ces essais sont comme des jalons plantès de distance en distance, le long de ma carrière litéraire, vers la fin de laquelle je dois mʼavouer, que jʼai beaucoup entrepris et achevè peu de choses.</hi><lb/>So werden Sie zu guter Letzt mit Ihren eigenen Worten geschlagen und so geht es in Frankreich immer, wenn man zu bescheiden ist. Ich für mich habe mir hier eine solche Unbescheidenheit zur Aufgabe gemacht, daß ich nun allen Celebritäten des Landes das Haupt nicht umwende und selbst noch ungewiß bin, ob ich zu <hi rend="family:Courier">Quizot</hi> gehen werde. Ohnedieß wird auch unser Aufenthalt hier <milestone unit="start" n="2858"/>[10]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="2858"/> nur kurze Zeit dauern, und müssen wir die Tage so sehr zu unsern Besuchen bei den Merkwürdigkeiten benutzen, daß wir die Nacht für unsre Ruhe nicht entbehren können.<lb/>Ausser den Verschönerungen von <hi rend="family:Courier">Paris</hi> habe ich kaum Fortschritte in Frankreich seit 1815 bemerken können. Desto befriedigter bin ich von <hi rend="family:Courier">Belgien</hi>. Hier ist seit dem ausserordentlich viel geschehen; denn auch <anchor type="b" n="3491" ana="11" xml:id="NidB30330"/>dem König von <hi rend="family:Courier">Holland</hi><anchor type="e" n="3491" ana="11" xml:id="NidE30330"/> gebührt ein großer Antheil daran. Am meisten hat mich überrascht, daß mir die <hi rend="family:Courier">Civilisation</hi> überall älter vorgekommen ist, als am Rhein. Sollten die Kreutzüge nicht daran Theil haben, von denen der erste, geordnete Zug doch aus diesen Gegenden ausging, und von dem viele Personen der gebildeten Stände wieder zurückkehrten? Ich unterwerfe diesen Gedanken Ihrem Urtheil, mein hochverehrter Freund.<lb/>Ich hoffe, daß dieser Brief Sie in bester Gesundheit findet und seine Länge Sie nicht krank macht. Im Nothfall können Sie ihn ja ungelesen lassen und nur die besten Empfehlungen <anchor type="b" n="5136" ana="11" xml:id="NidB30339"/>meiner Frau<anchor type="e" n="5136" ana="11" xml:id="NidE30339"/> und die Ausdrücke der gewohnten Verehrung sich zueignen, mit der ich stets sein werde Ihr<lb/><hi rend="family:Courier">v. Rehfues.</hi><anchor type="e" n="5211" ana="12" xml:id="NidE30306"/><lb/>Wollen Sie mich mit einigen Worten erfreuen, bitte ich den Brief an meinen Schwager in <anchor type="b" n="2396" ana="10" xml:id="NidB30340"/>Darmstadt<anchor type="e" n="2396" ana="10" xml:id="NidE30340"/> zu adressiren:<lb/><anchor type="b" n="5225" ana="11" xml:id="NidB44265"/>Ober-App. Gerichtsrath von <hi rend="family:Courier">Hecht</hi><anchor type="e" n="5225" ana="11" xml:id="NidE44265"/>.', '36_absender' => array( (int) 0 => array( 'ID' => '7283', 'content' => 'Philipp Joseph von Rehfues', 'bemerkung' => '', 'altBegriff' => 'Rehfues, Philipp Joseph von', 'LmAdd' => array( [maximum depth reached] ) ) ), '36_adressat' => array( (int) 0 => array( 'ID' => '7125', 'content' => 'August Wilhelm von Schlegel', 'bemerkung' => '', 'altBegriff' => 'Schlegel, August Wilhelm von', 'LmAdd' => array( [maximum depth reached] ) ) ), '36_datumvon' => '1842-09-08', '36_absenderort' => array( (int) 0 => array( 'ID' => '171', 'content' => 'Paris', 'bemerkung' => 'GND:4044660-8', 'altBegriff' => '', 'LmAdd' => array([maximum depth reached]) ) ), '36_datengeberhand' => 'Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek', '36_purlhand' => 'DE-611-36842', '36_signaturhand' => 'Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.19,Nr.76', '36_h1zahl' => '10 S. auf Doppelbl., hs. m. 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[1] beantw. d. 6ten Oct. 42
Paris d. 8t Septemb. 1842.
Sie erwarten mit Recht einen Brief von mir aus Paris, mein hochverehrter Freund. Hättʼ ich es vergessen können, würde mich eine der ersten literarischen Neuigkeiten, denen ich hier begegnet bin, an mein Wort erinnert haben. Der 4te Band der Contemporains illustres enthält Ihren Namen mit denen von Sir Robert Peel, von Royer-Collard, von Lord John Russel und ähnlichen Notabilitäten unserer Zeit. Es hat einen überaus angenehmen Eindruck auf mich gemacht, Sie in dieser Schrift im Ganzen mit eben so viel Kenntniß der Sache, als Wohlwollen und Gerechtigkeit behandelt zu finden. Ich werde Ihnen die Schrift selbst mitbringen, kann mir jedoch das Vergnügen nicht versagen, jetzt schon einen Ueberblick über diese biographische Skizze voraus zu senden. Ich sage nichts von dem Porträt, sondern lege es lieber gleich selbst bei. Nach einer Stelle aus der Allemagne der Frau von Stäel über Sie folgt das Motto aus Ihren eigenen Dichtungen:
Nun ist der Vorzeit hohe Kraft zerronnen,
Man wagt es, sie der Barbarei zu zeihen,
Sie haben enge Weisheit sich ersonnen,
Was Ohnmacht nicht begreift, sind Träumereien.
Es ist überaus gar zu erfreulich, Schriften, welche das größte Publicum in Frankreich haben, mit Deutschen Versen eröffnet zu sehen. Der Verfasser beginnt darauf mit der Bemerkung, daß von der zahlreichen u. schönen literarischen Familie, deren Erstgeborner Lessing, und deren Haupt Göthe gewesen, nun noch drei Männer übrig seien; ein alter Philosoph Schelling, ein alter Dichter Tieck, und ein alter Dichter u. Critiker, Sie mein hoch[2]verehrter Freund. Wenn man durch Bonn komme und sich nach den Merkwürdigkeiten der Stadt erkundige, zeige man dem Reisenden un petit (?) vieillard élégant, en peruque blonde, qui porte assez bien ses TS hivers, et qui achève la, entouré dʼun très grand silence, une carrière commencée et poursuivie au milieu dʼun grand bruit.
Ich will die gleich folgende Stelle nicht weglassen, weil einige Wahrheit darin ist.
Ce doit être une chose triste de survivre à son temps, de voir les idées, quʼon a émises avec effort, pour lesquelles on a combattu avec éclat, devenues en partie des banalités, après avoir été dʼaudacieux paradoxes, circuler paisiblement au milieu dʼune génération nouvelle qui en prend ce qui lui convient, qui se fait honneur de ce quʼelle prend comme une création, et qui dans sa joie, de courir sans lisière dans un champs plus vaste que ses devanciers, oublie de se retourner pour dire merci à ceux qui lui ont ouvert le chemin.
Ebenso heißt es weiter in Bezug auf Frankreich: wenn auch vielleicht die Hälfte der Leser der Galerie Sie nur dem Namen nach kenne, so müßte doch die ganze moderne Literatur, welche man mit dem Namen Romantik bezeichne, Ihnen Statuen errichten; denn nach Lessing seien Sie ihr erster, kraftvollster und berühmtester Verfasser gewesen.
Nun folgt ein Ueberblick über die Geschichte der Deutsche[n] Literatur, wie sie sich aus ihrem Verfall erhoben, und [3] ihren neuen Aufschwung mit einer Reaction gegen alles Französische begonnen. Lessing habe den Kampf mit einer negativen Critik eröffnet; die andre Hälfte der Aufgabe sei seinen unmittelbaren Nachfolgern, Ihnen und Ihrem verewigtem Bruder, zugefallen, Ihnen ins besondre in demjenigen, was die dramatische Literatur betreffe. Sie hätten die Freiheit der Kunst zuerst zur Sprache gebracht, die Frage aus einem höhern Gesichtspunkt abgehandelt und mit kühner Hand die Poëtik der Romantik entworfen. Sie hätten dem modernen Theater den Grundsatz erfochten: de ne se régir, quʼaprès des principes puisès dans le génie, les idées et les moeurs des peuples modernes.
Dieses, fährt der Verfasser fort, sei 1808 geschehen, 19 Jahre v[or] d[e]r berühmten Vorrede zum Cromwell (wohl von V. Hugo?) Nach unsern Bajonetten sei die Deutsche Literatur unter dem Schutz der Frau von Staël in Frankreich eingezogen. V. Hugo habe Ihre These en sousordre aufgestellt und sie passablement entstellt, indem er sie nach seiner Art zugeschnitten. Nun habe sich der Streit, der in Frankreich Deutschland lang entschieden gewesen, in Frankreich entsponnen. Die Theoretiker der Romantik hätten sich jedoch in der Anwendung sehr mittelmässig gezeigt; mais ce nʼest par la faute de Mr. de Schlegel, setzt er hinzu.
Nach dieser Einleitung folgt ein Ausblick über Ihre äussere Lebensgeschichte, mein hochverehrter Freund. Im schnellen [4] Durchlesen finde ich keinen Hauptverstoß. Ihr Verhältniß zu Bürgern ist angenehm geschildert und Ihrer Liebe für den unglücklichen Dichter in Ihrem Vers
Mein erster Meister in der Kunst der Lieder pp
gedacht. Erst in Jena habe die Periode der Fruchtbarkeit, der Polemik und der Celebrität für Sie begonnen. Die Horen, der Schillerʼsche Musen-Almanach, das Athenäum wurden erwähnt und dem Letzten ist ein grosser Einfluß beigemessen. Götheʼs Herrschaft sei damals in ihrem höchsten Glanze gewesen. Dieser unersättliche Prometheus habe sich die poëtische Substanz aller Zeiten und Völker anzueignen gewußt, aber ohne das Genie, mit dem er allen seinen Eroberungen ein individuelles Gepräge aufgedrückt, würde er doch nur ein plagiaire universel gewesen sein. Séduits par cette magnifique exception les frères Schlegel eri[gè]r[en]t lʼexemple en précepte. Sur les débris de lʼécole française, de lʼécole grecque et de lʼécole anglaise, ils tentèrent de fonder une école des écoles, va[ste] caravansérail à toutes les manifestations de la poësie humaine depuis le commencement du monde jusquʼà nos jours. Par aversion de lʼesprit exclusif dans la critique, ils poussèrent lʼélecticisme jusquʼà ses dernières limites et préchèrent une sorte de polythéisme esthétique, confondant dans une même adoption tous les dieux de tous les pays et de tous les [5] siècles. Les avantages et les dangers de cette théorie se conçoivent facilement; elle élargissait les sphères de lʼinspiration, mais elle tuait lʼoriginalité en faisant disparaitre les conditions de temps et de lieu. pp
Auch das fameux principe de lʼart pour lʼart, heißt es weiter, haben wir von Göthe und den Schlegeln empfangen. Dans leur éclecticisme, en fait de gout et de manières, ils admirent volontiers pour critérium du beau en poésie lʼélégance et lʼharmonie du vers. G. Schlegel joignit la pratique à la théorie. Ses poésies diverses présentent un curieux mélange dʼinspirations païennes, chrétiennes, mythologiques, catholiques, orientales, chevaleresques, graves, légères, raffinées, naïves. Odes, épitres, élégies, ballades, chansons, épigrammes, sonnets, tout sʼy trouve, tout, jusquʼà la sévère tragédie grecque dʼIon. Unter den Sonetten werden die an Ihre verklärte Tochter am meisten gerühmt. Ihre rhythmische Meisterschaft wird schuldigermassen anerkannt, doch meint der Verfasser, zu meinem Trost, daß Sie sie vielleicht zu weit getrieben. In den Uebersetzungen von Shakespear u. Calderon läßt er sie mehr gelten; in den Original-Dichtungen müsse dieser Rigorismus der Richtigkeit und Energie des Gedankens Eintrag thun.
Da ich einmal am Tadel bin, will ich nicht verschweigen, daß dem Athenäum auch die Anbetung von Göthe, so [6] wie die morgue aristocratique und noch Stärkeres gegen seine Gegner vorgeworfen wird. Man sei Ihnen zwar nichts schuldig geblieben, aber das Athenäum habe doch sehr heilsam eingewirkt. Essentiellement doué du sentiment de lʼidéal, heißt es von Ihnen mit vollstem Recht, du noble et du grand, le vigoureux critique fit une guerre à mort à la trivialité et à lʼimmoralité. Es wird darauf Ihres Kampfs gegen die Naturdichter und gegen Kotzebue gedacht, den Sie au triple point de vue de lʼart, de la vérité et de la moralité avec lʼarme de la raison et du ridicule, en prose et en vers, avec de la logique et des épigrammes, angegriffen.
Die Schrift nennt die Jahre 1795–1804 Ihre polemische Periode und berührt Ihr Leben als Professor in Jena und Ihre Werke aus derselben. Die Uebersetzungen von Shakspeare und Calderon werden so ziemlich richtig gewürdigt; weniger ist der Verfasser mit dem Ion zufrieden, an dem ich immer ein besonderes Wohlgefallen gehabt habe.
Die Darstellung geht nun auf Ihr Verhältniß zu der Frau von Staël über, welche Sie in Berlin kennen gelernt haben sollen, und mit der Sie Sich par un lien dʼamitiè et dʼardente admiration verbunden, que la mort seule put rompre. Il abandonna la position brillante, quʼil occupait alors en Allemagne, pour se charger de lʼéducation des enfants de Mdm de Staël. La noble délicatesse de lʼauteur de Corinne sut apprécier le sacrifice et dans Schlegel ne vit jamais [7] que lʼhomme éminent et lʼami dévoué. Il partagea sa vie errante et souvent tourmentée; avec elle il séjourna successivement à Coppet, en Italie, en France, à Vienne, en Russie, en Suede et enfin il ne se sépara de son illustre amie, quʼa Paris en 1817, le 14 Juillet, jour fatal pp
Von Ihrem Einfluß auf die schriftstellerischen Arbeiten der Frau von Staël heißt es: durant ces douze années dʼintimité, Schlegel exerça incontestablement une certaine influence sur la direction des traveaux et des idées de Mdm. de St. Sie hätte nichts geschrieben, ohne den Gegenstand vorher mit Ihnen streitend besprochen zu haben, et Schlegel, causeur polyglotte, abondant et également brillant dans toutes les langues, ne manquait jamais de relever le gant.
Hierauf kommt der Verfasser auf Ihre Vergleichung der Racineʼschen u. Euripidschen Phædra und auch hier lautet es besser, als von einem Franzosen erwartet werden sollte. Ce petit écrit, dʼun trés bon style, plain de science et dʼesprit, mais trop passionnée en faveur du poëte grec au détriment du poëte français, fit un grand scandale parmi tous les literateurs de lʼempire. Aber nun die merkwürdige Äusserung: il est de fait, que lʼécrit de Schlegel, qui était une monstruosité en 1807, qui eut eté une banalité en 1830, publié aujourdhui que nous assistons à une espèce de réaction dramatique, [8] serait presquʼencore une monstruosité. À mes yeux cʼest un morceau curieux, et qui, parmi plusieurs erreurs contient du grand nombre dʼobservations fines, judicieuses et assez étonnantes de la part dʼun étranger.
Von Ihren fameux cours de literature dramatique, traduit dans toutes les langues, et qui mérite à beaucoup dʼégards la réputation, quʼil obtint, heißt es: jamais la critique ne sʼétait élévée à cette hauteurs, à cet éclat; cʼest un mélange rare de science profonde, de large et brillante poësie. Besonders wird Ihre Darstellung der gesellschaftlichen Zustände in Griechenland gerühmt. Gegen das römische u. das italienische Theater sind Sie dem Verfasser zu streng, und in dem, was Sie von dem französischen sagen, sind Sie unter Sich Selbst geblieben; ja, Sie analysiren Racineʼn ungefähr, wie Laharpe Shakespeareʼn analysirt haben würde. Am unglücklichsten sind Sie jedoch im Verständniß von Molière, dessen Haupttalent Sie im Burleske-Komischen gefunden. Sie müssen kein Wort von Tartuffe u. vom Misanthrope gelesen haben, mein höchstgelehrter Freund. Nur in der Bewunderung vom Shakespeare sind Sie fanatisch. Ce nʼest dʼun bout à lʼautre quʼun hymne perpétuel.
Hierauf noch wenige Worte von Ihrer Verwicklung in das Exil der Frau von Stäel, von Ihrem Verhältniß zum Kronprinzen von Schweden, von Ihrer Schrift über das Continental-System, Ihrer Anstellung in Bonn und Ihren indischen Arbeiten. [9] Sie sind un des Indianistes les plus distinguès de lʼépoque. Ihre verschiedenen Werke in diesem Fach werden mit gebührender Anerkennung genannt.
Hierauf schließt der Verfasser: dʼaprès tout ce qui précède le lecteur ne saurait manquer de reconnaitre dans M. de Schl. poëte, critique, philologue, orientaliste et traducteur, une intelligence hors ligne, un homme dont le nom restera dans lʼhistoire litérarire de nos cinquante dernières années. Hätte er Zeit, würde er die Spuren Ihres Einflußes auf die moderne Critik in Deutschland u. in Frankreich weiter verfolgen. Der Fehler der Ihrigen habe darin gelegen, daß Sie Ihre Kräfte zersplittert. Sie hätten es selbst gefühlt, sagt er, und Ihr letztes Werk mit einem Bekenntniß geschlossen, mit dem auch er abbricht: ces essais sont comme des jalons plantès de distance en distance, le long de ma carrière litéraire, vers la fin de laquelle je dois mʼavouer, que jʼai beaucoup entrepris et achevè peu de choses.
So werden Sie zu guter Letzt mit Ihren eigenen Worten geschlagen und so geht es in Frankreich immer, wenn man zu bescheiden ist. Ich für mich habe mir hier eine solche Unbescheidenheit zur Aufgabe gemacht, daß ich nun allen Celebritäten des Landes das Haupt nicht umwende und selbst noch ungewiß bin, ob ich zu Quizot gehen werde. Ohnedieß wird auch unser Aufenthalt hier [10] nur kurze Zeit dauern, und müssen wir die Tage so sehr zu unsern Besuchen bei den Merkwürdigkeiten benutzen, daß wir die Nacht für unsre Ruhe nicht entbehren können.
Ausser den Verschönerungen von Paris habe ich kaum Fortschritte in Frankreich seit 1815 bemerken können. Desto befriedigter bin ich von Belgien. Hier ist seit dem ausserordentlich viel geschehen; denn auch dem König von Holland gebührt ein großer Antheil daran. Am meisten hat mich überrascht, daß mir die Civilisation überall älter vorgekommen ist, als am Rhein. Sollten die Kreutzüge nicht daran Theil haben, von denen der erste, geordnete Zug doch aus diesen Gegenden ausging, und von dem viele Personen der gebildeten Stände wieder zurückkehrten? Ich unterwerfe diesen Gedanken Ihrem Urtheil, mein hochverehrter Freund.
Ich hoffe, daß dieser Brief Sie in bester Gesundheit findet und seine Länge Sie nicht krank macht. Im Nothfall können Sie ihn ja ungelesen lassen und nur die besten Empfehlungen meiner Frau und die Ausdrücke der gewohnten Verehrung sich zueignen, mit der ich stets sein werde Ihr
v. Rehfues.
Wollen Sie mich mit einigen Worten erfreuen, bitte ich den Brief an meinen Schwager in Darmstadt zu adressiren:
Ober-App. Gerichtsrath von Hecht.
Paris d. 8t Septemb. 1842.
Sie erwarten mit Recht einen Brief von mir aus Paris, mein hochverehrter Freund. Hättʼ ich es vergessen können, würde mich eine der ersten literarischen Neuigkeiten, denen ich hier begegnet bin, an mein Wort erinnert haben. Der 4te Band der Contemporains illustres enthält Ihren Namen mit denen von Sir Robert Peel, von Royer-Collard, von Lord John Russel und ähnlichen Notabilitäten unserer Zeit. Es hat einen überaus angenehmen Eindruck auf mich gemacht, Sie in dieser Schrift im Ganzen mit eben so viel Kenntniß der Sache, als Wohlwollen und Gerechtigkeit behandelt zu finden. Ich werde Ihnen die Schrift selbst mitbringen, kann mir jedoch das Vergnügen nicht versagen, jetzt schon einen Ueberblick über diese biographische Skizze voraus zu senden. Ich sage nichts von dem Porträt, sondern lege es lieber gleich selbst bei. Nach einer Stelle aus der Allemagne der Frau von Stäel über Sie folgt das Motto aus Ihren eigenen Dichtungen:
Nun ist der Vorzeit hohe Kraft zerronnen,
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Ich will die gleich folgende Stelle nicht weglassen, weil einige Wahrheit darin ist.
Ce doit être une chose triste de survivre à son temps, de voir les idées, quʼon a émises avec effort, pour lesquelles on a combattu avec éclat, devenues en partie des banalités, après avoir été dʼaudacieux paradoxes, circuler paisiblement au milieu dʼune génération nouvelle qui en prend ce qui lui convient, qui se fait honneur de ce quʼelle prend comme une création, et qui dans sa joie, de courir sans lisière dans un champs plus vaste que ses devanciers, oublie de se retourner pour dire merci à ceux qui lui ont ouvert le chemin.
Ebenso heißt es weiter in Bezug auf Frankreich: wenn auch vielleicht die Hälfte der Leser der Galerie Sie nur dem Namen nach kenne, so müßte doch die ganze moderne Literatur, welche man mit dem Namen Romantik bezeichne, Ihnen Statuen errichten; denn nach Lessing seien Sie ihr erster, kraftvollster und berühmtester Verfasser gewesen.
Nun folgt ein Ueberblick über die Geschichte der Deutsche[n] Literatur, wie sie sich aus ihrem Verfall erhoben, und [3] ihren neuen Aufschwung mit einer Reaction gegen alles Französische begonnen. Lessing habe den Kampf mit einer negativen Critik eröffnet; die andre Hälfte der Aufgabe sei seinen unmittelbaren Nachfolgern, Ihnen und Ihrem verewigtem Bruder, zugefallen, Ihnen ins besondre in demjenigen, was die dramatische Literatur betreffe. Sie hätten die Freiheit der Kunst zuerst zur Sprache gebracht, die Frage aus einem höhern Gesichtspunkt abgehandelt und mit kühner Hand die Poëtik der Romantik entworfen. Sie hätten dem modernen Theater den Grundsatz erfochten: de ne se régir, quʼaprès des principes puisès dans le génie, les idées et les moeurs des peuples modernes.
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Nach dieser Einleitung folgt ein Ausblick über Ihre äussere Lebensgeschichte, mein hochverehrter Freund. Im schnellen [4] Durchlesen finde ich keinen Hauptverstoß. Ihr Verhältniß zu Bürgern ist angenehm geschildert und Ihrer Liebe für den unglücklichen Dichter in Ihrem Vers
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gedacht. Erst in Jena habe die Periode der Fruchtbarkeit, der Polemik und der Celebrität für Sie begonnen. Die Horen, der Schillerʼsche Musen-Almanach, das Athenäum wurden erwähnt und dem Letzten ist ein grosser Einfluß beigemessen. Götheʼs Herrschaft sei damals in ihrem höchsten Glanze gewesen. Dieser unersättliche Prometheus habe sich die poëtische Substanz aller Zeiten und Völker anzueignen gewußt, aber ohne das Genie, mit dem er allen seinen Eroberungen ein individuelles Gepräge aufgedrückt, würde er doch nur ein plagiaire universel gewesen sein. Séduits par cette magnifique exception les frères Schlegel eri[gè]r[en]t lʼexemple en précepte. Sur les débris de lʼécole française, de lʼécole grecque et de lʼécole anglaise, ils tentèrent de fonder une école des écoles, va[ste] caravansérail à toutes les manifestations de la poësie humaine depuis le commencement du monde jusquʼà nos jours. Par aversion de lʼesprit exclusif dans la critique, ils poussèrent lʼélecticisme jusquʼà ses dernières limites et préchèrent une sorte de polythéisme esthétique, confondant dans une même adoption tous les dieux de tous les pays et de tous les [5] siècles. Les avantages et les dangers de cette théorie se conçoivent facilement; elle élargissait les sphères de lʼinspiration, mais elle tuait lʼoriginalité en faisant disparaitre les conditions de temps et de lieu. pp
Auch das fameux principe de lʼart pour lʼart, heißt es weiter, haben wir von Göthe und den Schlegeln empfangen. Dans leur éclecticisme, en fait de gout et de manières, ils admirent volontiers pour critérium du beau en poésie lʼélégance et lʼharmonie du vers. G. Schlegel joignit la pratique à la théorie. Ses poésies diverses présentent un curieux mélange dʼinspirations païennes, chrétiennes, mythologiques, catholiques, orientales, chevaleresques, graves, légères, raffinées, naïves. Odes, épitres, élégies, ballades, chansons, épigrammes, sonnets, tout sʼy trouve, tout, jusquʼà la sévère tragédie grecque dʼIon. Unter den Sonetten werden die an Ihre verklärte Tochter am meisten gerühmt. Ihre rhythmische Meisterschaft wird schuldigermassen anerkannt, doch meint der Verfasser, zu meinem Trost, daß Sie sie vielleicht zu weit getrieben. In den Uebersetzungen von Shakespear u. Calderon läßt er sie mehr gelten; in den Original-Dichtungen müsse dieser Rigorismus der Richtigkeit und Energie des Gedankens Eintrag thun.
Da ich einmal am Tadel bin, will ich nicht verschweigen, daß dem Athenäum auch die Anbetung von Göthe, so [6] wie die morgue aristocratique und noch Stärkeres gegen seine Gegner vorgeworfen wird. Man sei Ihnen zwar nichts schuldig geblieben, aber das Athenäum habe doch sehr heilsam eingewirkt. Essentiellement doué du sentiment de lʼidéal, heißt es von Ihnen mit vollstem Recht, du noble et du grand, le vigoureux critique fit une guerre à mort à la trivialité et à lʼimmoralité. Es wird darauf Ihres Kampfs gegen die Naturdichter und gegen Kotzebue gedacht, den Sie au triple point de vue de lʼart, de la vérité et de la moralité avec lʼarme de la raison et du ridicule, en prose et en vers, avec de la logique et des épigrammes, angegriffen.
Die Schrift nennt die Jahre 1795–1804 Ihre polemische Periode und berührt Ihr Leben als Professor in Jena und Ihre Werke aus derselben. Die Uebersetzungen von Shakspeare und Calderon werden so ziemlich richtig gewürdigt; weniger ist der Verfasser mit dem Ion zufrieden, an dem ich immer ein besonderes Wohlgefallen gehabt habe.
Die Darstellung geht nun auf Ihr Verhältniß zu der Frau von Staël über, welche Sie in Berlin kennen gelernt haben sollen, und mit der Sie Sich par un lien dʼamitiè et dʼardente admiration verbunden, que la mort seule put rompre. Il abandonna la position brillante, quʼil occupait alors en Allemagne, pour se charger de lʼéducation des enfants de Mdm de Staël. La noble délicatesse de lʼauteur de Corinne sut apprécier le sacrifice et dans Schlegel ne vit jamais [7] que lʼhomme éminent et lʼami dévoué. Il partagea sa vie errante et souvent tourmentée; avec elle il séjourna successivement à Coppet, en Italie, en France, à Vienne, en Russie, en Suede et enfin il ne se sépara de son illustre amie, quʼa Paris en 1817, le 14 Juillet, jour fatal pp
Von Ihrem Einfluß auf die schriftstellerischen Arbeiten der Frau von Staël heißt es: durant ces douze années dʼintimité, Schlegel exerça incontestablement une certaine influence sur la direction des traveaux et des idées de Mdm. de St. Sie hätte nichts geschrieben, ohne den Gegenstand vorher mit Ihnen streitend besprochen zu haben, et Schlegel, causeur polyglotte, abondant et également brillant dans toutes les langues, ne manquait jamais de relever le gant.
Hierauf kommt der Verfasser auf Ihre Vergleichung der Racineʼschen u. Euripidschen Phædra und auch hier lautet es besser, als von einem Franzosen erwartet werden sollte. Ce petit écrit, dʼun trés bon style, plain de science et dʼesprit, mais trop passionnée en faveur du poëte grec au détriment du poëte français, fit un grand scandale parmi tous les literateurs de lʼempire. Aber nun die merkwürdige Äusserung: il est de fait, que lʼécrit de Schlegel, qui était une monstruosité en 1807, qui eut eté une banalité en 1830, publié aujourdhui que nous assistons à une espèce de réaction dramatique, [8] serait presquʼencore une monstruosité. À mes yeux cʼest un morceau curieux, et qui, parmi plusieurs erreurs contient du grand nombre dʼobservations fines, judicieuses et assez étonnantes de la part dʼun étranger.
Von Ihren fameux cours de literature dramatique, traduit dans toutes les langues, et qui mérite à beaucoup dʼégards la réputation, quʼil obtint, heißt es: jamais la critique ne sʼétait élévée à cette hauteurs, à cet éclat; cʼest un mélange rare de science profonde, de large et brillante poësie. Besonders wird Ihre Darstellung der gesellschaftlichen Zustände in Griechenland gerühmt. Gegen das römische u. das italienische Theater sind Sie dem Verfasser zu streng, und in dem, was Sie von dem französischen sagen, sind Sie unter Sich Selbst geblieben; ja, Sie analysiren Racineʼn ungefähr, wie Laharpe Shakespeareʼn analysirt haben würde. Am unglücklichsten sind Sie jedoch im Verständniß von Molière, dessen Haupttalent Sie im Burleske-Komischen gefunden. Sie müssen kein Wort von Tartuffe u. vom Misanthrope gelesen haben, mein höchstgelehrter Freund. Nur in der Bewunderung vom Shakespeare sind Sie fanatisch. Ce nʼest dʼun bout à lʼautre quʼun hymne perpétuel.
Hierauf noch wenige Worte von Ihrer Verwicklung in das Exil der Frau von Stäel, von Ihrem Verhältniß zum Kronprinzen von Schweden, von Ihrer Schrift über das Continental-System, Ihrer Anstellung in Bonn und Ihren indischen Arbeiten. [9] Sie sind un des Indianistes les plus distinguès de lʼépoque. Ihre verschiedenen Werke in diesem Fach werden mit gebührender Anerkennung genannt.
Hierauf schließt der Verfasser: dʼaprès tout ce qui précède le lecteur ne saurait manquer de reconnaitre dans M. de Schl. poëte, critique, philologue, orientaliste et traducteur, une intelligence hors ligne, un homme dont le nom restera dans lʼhistoire litérarire de nos cinquante dernières années. Hätte er Zeit, würde er die Spuren Ihres Einflußes auf die moderne Critik in Deutschland u. in Frankreich weiter verfolgen. Der Fehler der Ihrigen habe darin gelegen, daß Sie Ihre Kräfte zersplittert. Sie hätten es selbst gefühlt, sagt er, und Ihr letztes Werk mit einem Bekenntniß geschlossen, mit dem auch er abbricht: ces essais sont comme des jalons plantès de distance en distance, le long de ma carrière litéraire, vers la fin de laquelle je dois mʼavouer, que jʼai beaucoup entrepris et achevè peu de choses.
So werden Sie zu guter Letzt mit Ihren eigenen Worten geschlagen und so geht es in Frankreich immer, wenn man zu bescheiden ist. Ich für mich habe mir hier eine solche Unbescheidenheit zur Aufgabe gemacht, daß ich nun allen Celebritäten des Landes das Haupt nicht umwende und selbst noch ungewiß bin, ob ich zu Quizot gehen werde. Ohnedieß wird auch unser Aufenthalt hier [10] nur kurze Zeit dauern, und müssen wir die Tage so sehr zu unsern Besuchen bei den Merkwürdigkeiten benutzen, daß wir die Nacht für unsre Ruhe nicht entbehren können.
Ausser den Verschönerungen von Paris habe ich kaum Fortschritte in Frankreich seit 1815 bemerken können. Desto befriedigter bin ich von Belgien. Hier ist seit dem ausserordentlich viel geschehen; denn auch dem König von Holland gebührt ein großer Antheil daran. Am meisten hat mich überrascht, daß mir die Civilisation überall älter vorgekommen ist, als am Rhein. Sollten die Kreutzüge nicht daran Theil haben, von denen der erste, geordnete Zug doch aus diesen Gegenden ausging, und von dem viele Personen der gebildeten Stände wieder zurückkehrten? Ich unterwerfe diesen Gedanken Ihrem Urtheil, mein hochverehrter Freund.
Ich hoffe, daß dieser Brief Sie in bester Gesundheit findet und seine Länge Sie nicht krank macht. Im Nothfall können Sie ihn ja ungelesen lassen und nur die besten Empfehlungen meiner Frau und die Ausdrücke der gewohnten Verehrung sich zueignen, mit der ich stets sein werde Ihr
v. Rehfues.
Wollen Sie mich mit einigen Worten erfreuen, bitte ich den Brief an meinen Schwager in Darmstadt zu adressiren:
Ober-App. Gerichtsrath von Hecht.