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Viel Arbeit hatte sich auch gehäuft, die er abthun wollte. Es kam bald etwas Fieber dazu, welches er mir aber verheimlicht hat, und dabey noch immer <span class="family-courier ">fatiguante</span> Geschäfte verrichtet, und zu Fuße gegangen, Da wurde er immer kränker, hatte starke Diarrhoe, u Unruhe im Leibe, welches ich Anfangs der Medizin zuschrieb. <span class="index-5260 tp-30987 ">Wichmann</span> sagte mir aber bald daß dies eine andre Krankheit wäre, für die er mehr fürchtete, als für die andre besonders sunken seine Kräfte sehr bald. 8–9 Tage dauerte ungefähr, daß er sehr krank war, und die lezt. 3,4 Tage hat er viel <span class="overstrike-1 ">Angst</span> gelitten von Beängstigung. Daher war er sehr unruhig, und ließ sich von einem Bette zum andern bringen. Die erste Zeit dachte er gar nicht daß die Krankheit tödl. seyn würde. Die lezte Zeit hat ers gewiß geglaubt, u sehr inbrünstig gebetet, aber niemals in meiner Gegenwart. Die Heiterkeit seines Geistes hat er so lange behalt. als er Bewußtseyn hatte. Mir hat er nichts merken laßen, daß er seinen Tod erwartete. Einmal ließ er mich ruffen, bot mir freundlich die Hand drükte mich ans Herz, sagte mit Rührung und mit aufgehobnen Augen, arme Frau! Darauf fiel er wieder in Phantasie. Uebrigens blieb er thätig bis zu lezt. Er hat sich beständig Acten geben laßen, wo freylich wohl nicht viel bey geschah. Die lezten 24 Stunden wurde <span class="notice-3098 ">[2]</span> er ruhig, und entschlief sanft am 16.<span class="offset-4 ">ten</span> <span class="family-courier ">Sept.</span> Aber, liebster Sohn, nun muß ich Dir auch klagen, daß sich noch soviele andre Leiden damit vereinigten, die mir diesen Fall auserordentlich erschwerten. <span class="index-2139 tp-30988 ">Henriette</span> wurde zu eben der Zeit mit eben dem Uebel, was der Vater im Unterleibe hatte befallen, und da Krämpfe hinzu kamen, weil sie des Vaters Leid so affizirten, so war sie ein paar Tage gefährl. krank. Ich ließ sie herunter bringen in ihre Kammer, und bewahrte sie die übrigen 8 Tage, da der Vater so schlecht war, und auch nach seinem Tode, daß sie davon nichts erfuhr. Noch nicht <span class="offset-4 ">genug</span> <span class="index-5261 tp-30989 ">der Diener</span> wurde fast zugleich mit dem Vater recht heftig krank, und liegt noch. Auch <span class="index-1393 tp-30990 ">Carl</span> bekam wahrscheinl. ein Gallenfieber, wo er heftige Brechmittel gekriegt hat. Dem konte der Tod des Vaters nicht verborgen werden. Das brachte ihn immer wieder zurük. Nun noch zuletzt wurde auch <span class="index-6556 tp-43638 ">die alte Frau</span> krank die sich bey der Pflege <span class="index-1393 tp-30991 ">meines Sohnes</span> u <span class="index-5261 tp-30992 ">des Bedienten</span> angegriffen hatte. Nun stelle Dir meine Lage vor. Draußen 2 sehr wichtige Patienten, in der Stadt 3. Freyl. mußte ich Hülfe haben, aber die Anstalten, u das meiste mußte doch durch mich geschehen. Gott hat mich auserordentl. gestärkt, daß ich alles muthig ertragen, und immer Gegenwart des Geistes behalten, u <span class="overstrike-1 ">Alle</span> <span class="offset-4 ">alle</span> die Pflege, u nachher die traurigen Anstalten zur Beerdigu<span class="notice-21045 ">ng</span>, worüber ich mit Carln correspondirte, habe bewerkstelligen können. Freyl. haben mir auch hierbey <span class="index-5262 tp-30993 ">der Abt Salfeld</span>, und <span class="index-6557 tp-43640 ">der Hofcaplan</span> viel Dienste gethan, u sehr Theil genommen. Ja ich kann sagen, die ganze Stadt hat Theil genommen, und es ist uns bey der Gelegenheit viel Liebe bewiesen worden. Er wird auch sehr feyerl. <span class="notice-3099 ">[3]</span> morgen früh halb 7 beerdigt werden. Die ersten 3 Tage nach seinem Tode blieben wir noch auf dem Garten, bis <span class="index-2139 tp-43639 ">Henriette</span> ohne Nachtheil konte hereingebracht werden. Denselben Abend wurde die Leiche auf einem Rüstwagen auch hereingebracht in die Kirche. Er wird eine starke Begleitung haben, wovon ich Dir das Spezielle erst nachher melden kann. So viel weis ich, daß die Bürgerschaft und Kaufmanschaft ihn begleiten wird. <span class="index-6557 tp-43641 ">Der Hofcaplan</span> hat eine Feyerlichkeit vor, worinnen sie bestehen wird, weis ich nicht, wahrscheinlich singen, und Blumen <span class="overstrike-1 ">aus</span>streuen auf sein Grab. Die ich gebet. habe sind seine Collegen, die Secretairs des Consistorii alle Prediger der Stadt, <span class="index-5263 tp-30996 ">Hofrath Nieper</span>, <span class="index-5264 tp-30997 ">Rath </span><span class="index-5264 tp-30997 family-courier ">Schaer</span>, <span class="index-1874 tp-30994 ">Assessor von Pape</span>, (<span class="index-1579 tp-30995 ">Rehberg</span> ist verreißt. Diese Herren versamlen sich auf der Schenke auf dem Clubzimmer, und von der Kirche aus geht der Zug. Er hat doppelte Särge, wovon das Aeusere sehr schön ist. Ueberhaupt habe ich nichts gespart, von 16 Männern wird er gttragen, die abwechseln, und die 4 Vorsteher gehen beyher. Er komt auf den Neustädter Kirchhof, zwischen seine beyden Sohne <span class="index-5320 tp-31802 ">Adolph</span> u <span class="index-5265 tp-31009 ">Heinrich</span>, wo ich ein Erbbegräbniß gekauft habe, und noch 2 Stellen mehr. Nun, lieber Wilhelm, bete für Deine Mutter, daß ich alles glüklich überstehe, und nicht erliege <span class="index-5256 tp-43642 ">Die Tante</span> hatte ich holen laßen, wie <span class="index-255 tp-43643 ">der Vater</span> anfieng, schlecht zu werden, sie hat mir beygestanden, so viel ihre Schwachheit erlaubt. Auch <span class="index-4354 tp-30998 ">der gute Ernst</span>, ohngeachtet er selber von der traurigen Begebenheit sehr angegriffen war. Auch hatte ich geschrieben, daß <span class="index-187 tp-30999 ">Moritz</span> eiligst kommen möchte. Er hätte ihn beym Leben angetroffen, wenn er gleich gekommen, <span class="notice-3100 ">[4]</span> aber er hat nicht vom Amte abkommen können, u immer auf beßre Nachrichte gehoft. Ich schrieb wieder nach des Vaters Tode, Er sollte mir beystehen, und des Vaters Papiere in Ordnung bringen, aber er ist nicht gekommen. <span class="index-187 tp-43644 ">Der Generalsuperintendent</span> ist unpaß. Er selber wäre nicht so fest, daß ers wagen dürfte 2 Tage <span class="offset-4 ">des Nachts</span> auf der Post zu seyn, und ich hatte unvorsichtiger weise etwas von epidemischer Krankheit fallen laß[en] Das hat <span class="overstrike-1 ">ihn</span> <span class="index-2286 tp-31000 ">die Frau</span> gewiß <span class="overstrike-1 ">abgehalten</span> veranlaßt, ihn von der Reise abzuhalten. Der gegenwärtige Zustand der Patienten ist: <span class="index-1393 tp-43645 ">Carl</span> ist auf der Besserung, a<span class="notice-21009 ">[ber]</span> noch im Bette, u fällt alle Besorglichkeit von üblen Folg. weg. <span class="index-2139 tp-31001 ">Jettchen</span> geht schon etwas auf dem Zimmer herum. <span class="index-5261 tp-31002 ">Gerber, der Bediente</span> bessert sich auch aber liegt noch ganz, <span class="index-6556 tp-43692 ">die alte Sö</span><span class="index-6556 tp-43692 notice-21046 ">th</span><span class="index-6556 tp-43692 ">el</span><span class="index-6556 tp-43692 notice-21047 ">n</span> ist auch noch zu Bette, ich denke sie aber in ein paar Tagen los zu werden. Von meinen Außichten kann ich noch nichts positives meld<span class="notice-21010 ">[en]</span> man sagt, <span class="overstrike-1 ">er</span> man wolle alles für die Familie thun, Gott gebe es. Mir deucht jezt wäre der Zeitpunkt, daß Du noch einmal an <span class="index-2254 tp-43647 ">Deinen Freund Arenswald</span> schriebst, und <span class="index-1393 tp-31007 index-187 tp-31006 ">Deine beyd. Brüder</span>, und <span class="index-5267 tp-31010 index-4354 tp-31005 ">Herrn Ernst</span><span class="index-5267 tp-31010 "> seinem Herrn Vater</span> noch einmal recht dringend empfühlst, doch Dich auf nichts specielles einliesest, als allenfalls bey <span class="index-187 tp-43650 ">Moritz</span> auf <span class="index-6558 tp-43648 family-courier ">Lüchow</span>. Wahrscheinlich wird <span class="index-1393 tp-43649 ">Carln</span> die Arbeit <span class="index-6559 tp-43708 ">des ältesten </span><span class="index-6559 tp-43708 family-courier ">Secretairs</span><span class="index-6559 tp-43708 "> Müller</span> aufgetragen werd. der ganz untauglich ist, und vielleicht die Hälfte der Besoldung. Doch kann ich darüber nichts gewißes sagen, weil ichs nur durch den 3<span class="offset-4 underline-1 ">ten</span> Mann gehört habe. Nun, lie<span class="notice-21011 ">[b]</span>ster Wilhelm, ich muß schließen. <span class="cite tp-47385 ">Dieser Brief ist in der größten Zerstreuung geschrieb., ob Verstand drinn. ist, weis ich nicht.</span> Lebe wohl, und schreibe bald. <br>Mutter Schlegel<br>Dieser Brief ist ein paar Tage liegen geblieben.<br>d. 24 Sptb. 1793 <br>Liebster Wilhelm Deinen Brief mit den traurigen Nachrichten von der Niederlage bey <span class="index-5268 tp-31011 ">Dünkirchen</span> habe <span class="index-1393 tp-43653 ">ich</span> erhalten. Sie sind auch hier zum Theil bekannt, doch scheinen die Deinigen etwas übertrieben zu seyn. Hier schicke ich Dir einen Brief, der mir von <span class="index-5254 tp-31003 ">He. Bornemann</span> an Dich überschickt ist. Auch habe ich einen Brief von einem <span class="index-1928 tp-43693 ">H. Ph: Michaeliß</span> aus <span class="index-2 tp-31004 ">Göttingen</span> erhalten, der sich nach den 30 <span class="notice-21017 ">r</span>. erkundigt, u. sie zurück zu erhalten wünscht, wenn ich sie Dir noch nich<span class="notice-21013 ">[t]</span> überschickt. Um den Brief beantworten zu können habe ich mich bey <span class="index-5327 tp-43655 ">H. Hofrath Böhmer</span> erkundigen laßen, wer er sey. Mit meiner Beßerung geht es noch langsam u. kann ich das Bette noch nicht verlassen K. 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Gott hat mich auserordentl. gestärkt, daß ich alles muthig ertragen, und immer Gegenwart des Geistes behalten, u <span class="overstrike-1 ">Alle</span> <span class="offset-4 ">alle</span> die Pflege, u nachher die traurigen Anstalten zur Beerdigu<span class="notice-21045 ">ng</span>, worüber ich mit Carln correspondirte, habe bewerkstelligen können. Freyl. haben mir auch hierbey <span class="index-5262 tp-30993 ">der Abt Salfeld</span>, und <span class="index-6557 tp-43640 ">der Hofcaplan</span> viel Dienste gethan, u sehr Theil genommen. Ja ich kann sagen, die ganze Stadt hat Theil genommen, und es ist uns bey der Gelegenheit viel Liebe bewiesen worden. Er wird auch sehr feyerl. <span class="notice-3099 ">[3]</span> morgen früh halb 7 beerdigt werden. Die ersten 3 Tage nach seinem Tode blieben wir noch auf dem Garten, bis <span class="index-2139 tp-43639 ">Henriette</span> ohne Nachtheil konte hereingebracht werden. Denselben Abend wurde die Leiche auf einem Rüstwagen auch hereingebracht in die Kirche. Er wird eine starke Begleitung haben, wovon ich Dir das Spezielle erst nachher melden kann. So viel weis ich, daß die Bürgerschaft und Kaufmanschaft ihn begleiten wird. <span class="index-6557 tp-43641 ">Der Hofcaplan</span> hat eine Feyerlichkeit vor, worinnen sie bestehen wird, weis ich nicht, wahrscheinlich singen, und Blumen <span class="overstrike-1 ">aus</span>streuen auf sein Grab. Die ich gebet. habe sind seine Collegen, die Secretairs des Consistorii alle Prediger der Stadt, <span class="index-5263 tp-30996 ">Hofrath Nieper</span>, <span class="index-5264 tp-30997 ">Rath </span><span class="index-5264 tp-30997 family-courier ">Schaer</span>, <span class="index-1874 tp-30994 ">Assessor von Pape</span>, (<span class="index-1579 tp-30995 ">Rehberg</span> ist verreißt. Diese Herren versamlen sich auf der Schenke auf dem Clubzimmer, und von der Kirche aus geht der Zug. Er hat doppelte Särge, wovon das Aeusere sehr schön ist. Ueberhaupt habe ich nichts gespart, von 16 Männern wird er gttragen, die abwechseln, und die 4 Vorsteher gehen beyher. Er komt auf den Neustädter Kirchhof, zwischen seine beyden Sohne <span class="index-5320 tp-31802 ">Adolph</span> u <span class="index-5265 tp-31009 ">Heinrich</span>, wo ich ein Erbbegräbniß gekauft habe, und noch 2 Stellen mehr. Nun, lieber Wilhelm, bete für Deine Mutter, daß ich alles glüklich überstehe, und nicht erliege <span class="index-5256 tp-43642 ">Die Tante</span> hatte ich holen laßen, wie <span class="index-255 tp-43643 ">der Vater</span> anfieng, schlecht zu werden, sie hat mir beygestanden, so viel ihre Schwachheit erlaubt. Auch <span class="index-4354 tp-30998 ">der gute Ernst</span>, ohngeachtet er selber von der traurigen Begebenheit sehr angegriffen war. Auch hatte ich geschrieben, daß <span class="index-187 tp-30999 ">Moritz</span> eiligst kommen möchte. Er hätte ihn beym Leben angetroffen, wenn er gleich gekommen, <span class="notice-3100 ">[4]</span> aber er hat nicht vom Amte abkommen können, u immer auf beßre Nachrichte gehoft. Ich schrieb wieder nach des Vaters Tode, Er sollte mir beystehen, und des Vaters Papiere in Ordnung bringen, aber er ist nicht gekommen. <span class="index-187 tp-43644 ">Der Generalsuperintendent</span> ist unpaß. Er selber wäre nicht so fest, daß ers wagen dürfte 2 Tage <span class="offset-4 ">des Nachts</span> auf der Post zu seyn, und ich hatte unvorsichtiger weise etwas von epidemischer Krankheit fallen laß[en] Das hat <span class="overstrike-1 ">ihn</span> <span class="index-2286 tp-31000 ">die Frau</span> gewiß <span class="overstrike-1 ">abgehalten</span> veranlaßt, ihn von der Reise abzuhalten. Der gegenwärtige Zustand der Patienten ist: <span class="index-1393 tp-43645 ">Carl</span> ist auf der Besserung, a<span class="notice-21009 ">[ber]</span> noch im Bette, u fällt alle Besorglichkeit von üblen Folg. weg. <span class="index-2139 tp-31001 ">Jettchen</span> geht schon etwas auf dem Zimmer herum. <span class="index-5261 tp-31002 ">Gerber, der Bediente</span> bessert sich auch aber liegt noch ganz, <span class="index-6556 tp-43692 ">die alte Sö</span><span class="index-6556 tp-43692 notice-21046 ">th</span><span class="index-6556 tp-43692 ">el</span><span class="index-6556 tp-43692 notice-21047 ">n</span> ist auch noch zu Bette, ich denke sie aber in ein paar Tagen los zu werden. Von meinen Außichten kann ich noch nichts positives meld<span class="notice-21010 ">[en]</span> man sagt, <span class="overstrike-1 ">er</span> man wolle alles für die Familie thun, Gott gebe es. Mir deucht jezt wäre der Zeitpunkt, daß Du noch einmal an <span class="index-2254 tp-43647 ">Deinen Freund Arenswald</span> schriebst, und <span class="index-1393 tp-31007 index-187 tp-31006 ">Deine beyd. Brüder</span>, und <span class="index-5267 tp-31010 index-4354 tp-31005 ">Herrn Ernst</span><span class="index-5267 tp-31010 "> seinem Herrn Vater</span> noch einmal recht dringend empfühlst, doch Dich auf nichts specielles einliesest, als allenfalls bey <span class="index-187 tp-43650 ">Moritz</span> auf <span class="index-6558 tp-43648 family-courier ">Lüchow</span>. Wahrscheinlich wird <span class="index-1393 tp-43649 ">Carln</span> die Arbeit <span class="index-6559 tp-43708 ">des ältesten </span><span class="index-6559 tp-43708 family-courier ">Secretairs</span><span class="index-6559 tp-43708 "> Müller</span> aufgetragen werd. der ganz untauglich ist, und vielleicht die Hälfte der Besoldung. Doch kann ich darüber nichts gewißes sagen, weil ichs nur durch den 3<span class="offset-4 underline-1 ">ten</span> Mann gehört habe. Nun, lie<span class="notice-21011 ">[b]</span>ster Wilhelm, ich muß schließen. <span class="cite tp-47385 ">Dieser Brief ist in der größten Zerstreuung geschrieb., ob Verstand drinn. ist, weis ich nicht.</span> Lebe wohl, und schreibe bald. <br>Mutter Schlegel<br>Dieser Brief ist ein paar Tage liegen geblieben.<br>d. 24 Sptb. 1793 <br>Liebster Wilhelm Deinen Brief mit den traurigen Nachrichten von der Niederlage bey <span class="index-5268 tp-31011 ">Dünkirchen</span> habe <span class="index-1393 tp-43653 ">ich</span> erhalten. Sie sind auch hier zum Theil bekannt, doch scheinen die Deinigen etwas übertrieben zu seyn. Hier schicke ich Dir einen Brief, der mir von <span class="index-5254 tp-31003 ">He. Bornemann</span> an Dich überschickt ist. Auch habe ich einen Brief von einem <span class="index-1928 tp-43693 ">H. Ph: Michaeliß</span> aus <span class="index-2 tp-31004 ">Göttingen</span> erhalten, der sich nach den 30 <span class="notice-21017 ">r</span>. erkundigt, u. sie zurück zu erhalten wünscht, wenn ich sie Dir noch nich<span class="notice-21013 ">[t]</span> überschickt. Um den Brief beantworten zu können habe ich mich bey <span class="index-5327 tp-43655 ">H. Hofrath Böhmer</span> erkundigen laßen, wer er sey. Mit meiner Beßerung geht es noch langsam u. kann ich das Bette noch nicht verlassen K. Schlege<span class="notice-21012 ">[l]</span>', '36_xml' => '<p><milestone unit="start" n="3097"/>[1]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="3097"/> Liebster, bester Wilhelm,<lb/>Das Herz thut mir weh, daß <persName key="264">ich</persName> Dir eine traurige Nachricht geben muß, und was können alle Umschweife helfen? Ich muß Dir sagen, daß <persName key="255">Dein guter Vater</persName> nicht mehr ist. Du bist ein Mann, u wirst es als ein Mann tragen, daß es Deiner Gesundheit nicht nachtheilig wird. Kurz nachdem <persName key="5259"><persName key="11701"><persName key="9172"><persName key="9170"><persName key="3108"><persName key="9171"><persName key="11641">Schindlers</persName></persName></persName></persName></persName></persName></persName> weg waren, wo er immer äußerst munter und vergnügt war, hat er sich freyl. wohl etwas <hi rend="offset:4">mehr</hi> erlaubt, und dadurch seinen gewöhnlichen Husten und Schnupfen zugezogen. Wo <hi rend="overstrike:1">ich</hi> gleich seine gewöhnl. Pulver gebraucht wurden. Viel Arbeit hatte sich auch gehäuft, die er abthun wollte. Es kam bald etwas Fieber dazu, welches er mir aber verheimlicht hat, und dabey noch immer <hi rend="family:Courier">fatiguante</hi> Geschäfte verrichtet, und zu Fuße gegangen, Da wurde er immer kränker, hatte starke Diarrhoe, u Unruhe im Leibe, welches ich Anfangs der Medizin zuschrieb. <persName key="5260">Wichmann</persName> sagte mir aber bald daß dies eine andre Krankheit wäre, für die er mehr fürchtete, als für die andre besonders sunken seine Kräfte sehr bald. 8–9 Tage dauerte ungefähr, daß er sehr krank war, und die lezt. 3,4 Tage hat er viel <hi rend="overstrike:1">Angst</hi> gelitten von Beängstigung. Daher war er sehr unruhig, und ließ sich von einem Bette zum andern bringen. Die erste Zeit dachte er gar nicht daß die Krankheit tödl. seyn würde. Die lezte Zeit hat ers gewiß geglaubt, u sehr inbrünstig gebetet, aber niemals in meiner Gegenwart. Die Heiterkeit seines Geistes hat er so lange behalt. als er Bewußtseyn hatte. 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Die lezten 24 Stunden wurde <milestone unit="start" n="3098"/>[2]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="3098"/> er ruhig, und entschlief sanft am 16.<hi rend="offset:4">ten</hi> <hi rend="family:Courier">Sept.</hi> Aber, liebster Sohn, nun muß ich Dir auch klagen, daß sich noch soviele andre Leiden damit vereinigten, die mir diesen Fall auserordentlich erschwerten. <anchor type="b" n="2139" ana="11" xml:id="NidB30988"/>Henriette<anchor type="e" n="2139" ana="11" xml:id="NidE30988"/> wurde zu eben der Zeit mit eben dem Uebel, was der Vater im Unterleibe hatte befallen, und da Krämpfe hinzu kamen, weil sie des Vaters Leid so affizirten, so war sie ein paar Tage gefährl. krank. Ich ließ sie herunter bringen in ihre Kammer, und bewahrte sie die übrigen 8 Tage, da der Vater so schlecht war, und auch nach seinem Tode, daß sie davon nichts erfuhr. 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Nun stelle Dir meine Lage vor. Draußen 2 sehr wichtige Patienten, in der Stadt 3. Freyl. mußte ich Hülfe haben, aber die Anstalten, u das meiste mußte doch durch mich geschehen. Gott hat mich auserordentl. gestärkt, daß ich alles muthig ertragen, und immer Gegenwart des Geistes behalten, u <hi rend="overstrike:1">Alle</hi> <hi rend="offset:4">alle</hi> die Pflege, u nachher die traurigen Anstalten zur Beerdigu<milestone unit="start" n="21045"/>ng<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Unsichere Lesung</title></note><milestone unit="end" n="21045"/>, worüber ich mit Carln correspondirte, habe bewerkstelligen können. Freyl. haben mir auch hierbey <anchor type="b" n="5262" ana="11" xml:id="NidB30993"/>der Abt Salfeld<anchor type="e" n="5262" ana="11" xml:id="NidE30993"/>, und <anchor type="b" n="6557" ana="11" xml:id="NidB43640"/>der Hofcaplan<anchor type="e" n="6557" ana="11" xml:id="NidE43640"/> viel Dienste gethan, u sehr Theil genommen. Ja ich kann sagen, die ganze Stadt hat Theil genommen, und es ist uns bey der Gelegenheit viel Liebe bewiesen worden. Er wird auch sehr feyerl. <milestone unit="start" n="3099"/>[3]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="3099"/> morgen früh halb 7 beerdigt werden. Die ersten 3 Tage nach seinem Tode blieben wir noch auf dem Garten, bis <anchor type="b" n="2139" ana="11" xml:id="NidB43639"/>Henriette<anchor type="e" n="2139" ana="11" xml:id="NidE43639"/> ohne Nachtheil konte hereingebracht werden. Denselben Abend wurde die Leiche auf einem Rüstwagen auch hereingebracht in die Kirche. Er wird eine starke Begleitung haben, wovon ich Dir das Spezielle erst nachher melden kann. So viel weis ich, daß die Bürgerschaft und Kaufmanschaft ihn begleiten wird. <anchor type="b" n="6557" ana="11" xml:id="NidB43641"/>Der Hofcaplan<anchor type="e" n="6557" ana="11" xml:id="NidE43641"/> hat eine Feyerlichkeit vor, worinnen sie bestehen wird, weis ich nicht, wahrscheinlich singen, und Blumen <hi rend="overstrike:1">aus</hi>streuen auf sein Grab. Die ich gebet. habe sind seine Collegen, die Secretairs des Consistorii alle Prediger der Stadt, <anchor type="b" n="5263" ana="11" xml:id="NidB30996"/>Hofrath Nieper<anchor type="e" n="5263" ana="11" xml:id="NidE30996"/>, <anchor type="b" n="5264" ana="11" xml:id="NidB30997"/>Rath <hi rend="family:Courier">Schaer</hi><anchor type="e" n="5264" ana="11" xml:id="NidE30997"/>, <anchor type="b" n="1874" ana="11" xml:id="NidB30994"/>Assessor von Pape<anchor type="e" n="1874" ana="11" xml:id="NidE30994"/>, (<anchor type="b" n="1579" ana="11" xml:id="NidB30995"/>Rehberg<anchor type="e" n="1579" ana="11" xml:id="NidE30995"/> ist verreißt. Diese Herren versamlen sich auf der Schenke auf dem Clubzimmer, und von der Kirche aus geht der Zug. Er hat doppelte Särge, wovon das Aeusere sehr schön ist. Ueberhaupt habe ich nichts gespart, von 16 Männern wird er gttragen, die abwechseln, und die 4 Vorsteher gehen beyher. Er komt auf den Neustädter Kirchhof, zwischen seine beyden Sohne <anchor type="b" n="5320" ana="11" xml:id="NidB31802"/>Adolph<anchor type="e" n="5320" ana="11" xml:id="NidE31802"/> u <anchor type="b" n="5265" ana="11" xml:id="NidB31009"/>Heinrich<anchor type="e" n="5265" ana="11" xml:id="NidE31009"/>, wo ich ein Erbbegräbniß gekauft habe, und noch 2 Stellen mehr. Nun, lieber Wilhelm, bete für Deine Mutter, daß ich alles glüklich überstehe, und nicht erliege <anchor type="b" n="5256" ana="11" xml:id="NidB43642"/>Die Tante<anchor type="e" n="5256" ana="11" xml:id="NidE43642"/> hatte ich holen laßen, wie <anchor type="b" n="255" ana="11" xml:id="NidB43643"/>der Vater<anchor type="e" n="255" ana="11" xml:id="NidE43643"/> anfieng, schlecht zu werden, sie hat mir beygestanden, so viel ihre Schwachheit erlaubt. Auch <anchor type="b" n="4354" ana="11" xml:id="NidB30998"/>der gute Ernst<anchor type="e" n="4354" ana="11" xml:id="NidE30998"/>, ohngeachtet er selber von der traurigen Begebenheit sehr angegriffen war. Auch hatte ich geschrieben, daß <anchor type="b" n="187" ana="11" xml:id="NidB30999"/>Moritz<anchor type="e" n="187" ana="11" xml:id="NidE30999"/> eiligst kommen möchte. Er hätte ihn beym Leben angetroffen, wenn er gleich gekommen, <milestone unit="start" n="3100"/>[4]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="3100"/> aber er hat nicht vom Amte abkommen können, u immer auf beßre Nachrichte gehoft. Ich schrieb wieder nach des Vaters Tode, Er sollte mir beystehen, und des Vaters Papiere in Ordnung bringen, aber er ist nicht gekommen. <anchor type="b" n="187" ana="11" xml:id="NidB43644"/>Der Generalsuperintendent<anchor type="e" n="187" ana="11" xml:id="NidE43644"/> ist unpaß. Er selber wäre nicht so fest, daß ers wagen dürfte 2 Tage <hi rend="offset:4">des Nachts</hi> auf der Post zu seyn, und ich hatte unvorsichtiger weise etwas von epidemischer Krankheit fallen laß[en] Das hat <hi rend="overstrike:1">ihn</hi> <anchor type="b" n="2286" ana="11" xml:id="NidB31000"/>die Frau<anchor type="e" n="2286" ana="11" xml:id="NidE31000"/> gewiß <hi rend="overstrike:1">abgehalten</hi> veranlaßt, ihn von der Reise abzuhalten. Der gegenwärtige Zustand der Patienten ist: <anchor type="b" n="1393" ana="11" xml:id="NidB43645"/>Carl<anchor type="e" n="1393" ana="11" xml:id="NidE43645"/> ist auf der Besserung, a<milestone unit="start" n="21009"/>[ber]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Textverlust durch Klebung</title></note><milestone unit="end" n="21009"/> noch im Bette, u fällt alle Besorglichkeit von üblen Folg. weg. <anchor type="b" n="2139" ana="11" xml:id="NidB31001"/>Jettchen<anchor type="e" n="2139" ana="11" xml:id="NidE31001"/> geht schon etwas auf dem Zimmer herum. <anchor type="b" n="5261" ana="11" xml:id="NidB31002"/>Gerber, der Bediente<anchor type="e" n="5261" ana="11" xml:id="NidE31002"/> bessert sich auch aber liegt noch ganz, <anchor type="b" n="6556" ana="11" xml:id="NidB43692"/>die alte Sö<milestone unit="start" n="21046"/>th<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Unsichere Lesung</title></note><milestone unit="end" n="21046"/>el<milestone unit="start" n="21047"/>n<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Unsichere Lesung</title></note><milestone unit="end" n="21047"/><anchor type="e" n="6556" ana="11" xml:id="NidE43692"/> ist auch noch zu Bette, ich denke sie aber in ein paar Tagen los zu werden. Von meinen Außichten kann ich noch nichts positives meld<milestone unit="start" n="21010"/>[en]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Textverlust durch Klebung</title></note><milestone unit="end" n="21010"/> man sagt, <hi rend="overstrike:1">er</hi> man wolle alles für die Familie thun, Gott gebe es. Mir deucht jezt wäre der Zeitpunkt, daß Du noch einmal an <anchor type="b" n="2254" ana="11" xml:id="NidB43647"/>Deinen Freund Arenswald<anchor type="e" n="2254" ana="11" xml:id="NidE43647"/> schriebst, und <anchor type="b" n="1393" ana="11" xml:id="NidB31007"/><anchor type="b" n="187" ana="11" xml:id="NidB31006"/>Deine beyd. 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Nun, lie<milestone unit="start" n="21011"/>[b]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Textverlust durch Klebung</title></note><milestone unit="end" n="21011"/>ster Wilhelm, ich muß schließen. <anchor type="b" n="6716" ana="16" xml:id="NidB47385"/>Dieser Brief ist in der größten Zerstreuung geschrieb., ob Verstand drinn. ist, weis ich nicht.<anchor type="e" n="6716" ana="16" xml:id="NidE47385"/> Lebe wohl, und schreibe bald. <lb/>Mutter Schlegel<lb/>Dieser Brief ist ein paar Tage liegen geblieben.<lb/>d. 24 Sptb. 1793 <lb/>Liebster Wilhelm Deinen Brief mit den traurigen Nachrichten von der Niederlage bey <anchor type="b" n="5268" ana="10" xml:id="NidB31011"/>Dünkirchen<anchor type="e" n="5268" ana="10" xml:id="NidE31011"/> habe <anchor type="b" n="1393" ana="11" xml:id="NidB43653"/>ich<anchor type="e" n="1393" ana="11" xml:id="NidE43653"/> erhalten. Sie sind auch hier zum Theil bekannt, doch scheinen die Deinigen etwas übertrieben zu seyn. Hier schicke ich Dir einen Brief, der mir von <anchor type="b" n="5254" ana="11" xml:id="NidB31003"/>He. Bornemann<anchor type="e" n="5254" ana="11" xml:id="NidE31003"/> an Dich überschickt ist. Auch habe ich einen Brief von einem <anchor type="b" n="1928" ana="11" xml:id="NidB43693"/>H. Ph: Michaeliß<anchor type="e" n="1928" ana="11" xml:id="NidE43693"/> aus <anchor type="b" n="2" ana="10" xml:id="NidB31004"/>Göttingen<anchor type="e" n="2" ana="10" xml:id="NidE31004"/> erhalten, der sich nach den 30 <milestone unit="start" n="21017"/>r<note type="Sachkommentar"><title>Reichstaler</title></note><milestone unit="end" n="21017"/>. erkundigt, u. sie zurück zu erhalten wünscht, wenn ich sie Dir noch nich<milestone unit="start" n="21013"/>[t]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Textverlust durch Klebung</title></note><milestone unit="end" n="21013"/> überschickt. Um den Brief beantworten zu können habe ich mich bey <anchor type="b" n="5327" ana="11" xml:id="NidB43655"/>H. Hofrath Böhmer<anchor type="e" n="5327" ana="11" xml:id="NidE43655"/> erkundigen laßen, wer er sey. Mit meiner Beßerung geht es noch langsam u. kann ich das Bette noch nicht verlassen K. Schlege<milestone unit="start" n="21012"/>[l]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Textverlust durch Klebung</title></note><milestone unit="end" n="21012"/>', '36_absender' => array( (int) 0 => array( [maximum depth reached] ), (int) 1 => array( [maximum depth reached] ) ), '36_adressat' => array( (int) 0 => array( [maximum depth reached] ) ), '36_datumvon' => '1793-09-20', '36_absenderort' => array( (int) 0 => array( [maximum depth reached] ) ), '36_datengeberhand' => 'Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek', '36_purlhand' => 'DE-611-36881', '36_signaturhand' => 'Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.21,Nr.19', '36_h1zahl' => '4 S. auf Doppelbl., hs. m. 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Ich muß Dir sagen, daß <span class="index-255 tp-30986 ">Dein guter Vater</span> nicht mehr ist. Du bist ein Mann, u wirst es als ein Mann tragen, daß es Deiner Gesundheit nicht nachtheilig wird. Kurz nachdem <span class="index-5259 tp-43636 index-11701 tp-70775 index-9172 tp-58772 index-9170 tp-58773 index-3108 tp-43637 index-9171 tp-58774 index-11641 tp-70382 ">Schindlers</span> weg waren, wo er immer äußerst munter und vergnügt war, hat er sich freyl. wohl etwas <span class="offset-4 ">mehr</span> erlaubt, und dadurch seinen gewöhnlichen Husten und Schnupfen zugezogen. Wo <span class="overstrike-1 ">ich</span> gleich seine gewöhnl. Pulver gebraucht wurden. Viel Arbeit hatte sich auch gehäuft, die er abthun wollte. Es kam bald etwas Fieber dazu, welches er mir aber verheimlicht hat, und dabey noch immer <span class="family-courier ">fatiguante</span> Geschäfte verrichtet, und zu Fuße gegangen, Da wurde er immer kränker, hatte starke Diarrhoe, u Unruhe im Leibe, welches ich Anfangs der Medizin zuschrieb. <span class="index-5260 tp-30987 ">Wichmann</span> sagte mir aber bald daß dies eine andre Krankheit wäre, für die er mehr fürchtete, als für die andre besonders sunken seine Kräfte sehr bald. 8–9 Tage dauerte ungefähr, daß er sehr krank war, und die lezt. 3,4 Tage hat er viel <span class="overstrike-1 ">Angst</span> gelitten von Beängstigung. Daher war er sehr unruhig, und ließ sich von einem Bette zum andern bringen. Die erste Zeit dachte er gar nicht daß die Krankheit tödl. seyn würde. Die lezte Zeit hat ers gewiß geglaubt, u sehr inbrünstig gebetet, aber niemals in meiner Gegenwart. Die Heiterkeit seines Geistes hat er so lange behalt. als er Bewußtseyn hatte. Mir hat er nichts merken laßen, daß er seinen Tod erwartete. Einmal ließ er mich ruffen, bot mir freundlich die Hand drükte mich ans Herz, sagte mit Rührung und mit aufgehobnen Augen, arme Frau! Darauf fiel er wieder in Phantasie. Uebrigens blieb er thätig bis zu lezt. Er hat sich beständig Acten geben laßen, wo freylich wohl nicht viel bey geschah. Die lezten 24 Stunden wurde <span class="notice-3098 ">[2]</span> er ruhig, und entschlief sanft am 16.<span class="offset-4 ">ten</span> <span class="family-courier ">Sept.</span> Aber, liebster Sohn, nun muß ich Dir auch klagen, daß sich noch soviele andre Leiden damit vereinigten, die mir diesen Fall auserordentlich erschwerten. <span class="index-2139 tp-30988 ">Henriette</span> wurde zu eben der Zeit mit eben dem Uebel, was der Vater im Unterleibe hatte befallen, und da Krämpfe hinzu kamen, weil sie des Vaters Leid so affizirten, so war sie ein paar Tage gefährl. krank. Ich ließ sie herunter bringen in ihre Kammer, und bewahrte sie die übrigen 8 Tage, da der Vater so schlecht war, und auch nach seinem Tode, daß sie davon nichts erfuhr. Noch nicht <span class="offset-4 ">genug</span> <span class="index-5261 tp-30989 ">der Diener</span> wurde fast zugleich mit dem Vater recht heftig krank, und liegt noch. Auch <span class="index-1393 tp-30990 ">Carl</span> bekam wahrscheinl. ein Gallenfieber, wo er heftige Brechmittel gekriegt hat. Dem konte der Tod des Vaters nicht verborgen werden. Das brachte ihn immer wieder zurük. Nun noch zuletzt wurde auch <span class="index-6556 tp-43638 ">die alte Frau</span> krank die sich bey der Pflege <span class="index-1393 tp-30991 ">meines Sohnes</span> u <span class="index-5261 tp-30992 ">des Bedienten</span> angegriffen hatte. Nun stelle Dir meine Lage vor. Draußen 2 sehr wichtige Patienten, in der Stadt 3. Freyl. mußte ich Hülfe haben, aber die Anstalten, u das meiste mußte doch durch mich geschehen. Gott hat mich auserordentl. gestärkt, daß ich alles muthig ertragen, und immer Gegenwart des Geistes behalten, u <span class="overstrike-1 ">Alle</span> <span class="offset-4 ">alle</span> die Pflege, u nachher die traurigen Anstalten zur Beerdigu<span class="notice-21045 ">ng</span>, worüber ich mit Carln correspondirte, habe bewerkstelligen können. Freyl. haben mir auch hierbey <span class="index-5262 tp-30993 ">der Abt Salfeld</span>, und <span class="index-6557 tp-43640 ">der Hofcaplan</span> viel Dienste gethan, u sehr Theil genommen. Ja ich kann sagen, die ganze Stadt hat Theil genommen, und es ist uns bey der Gelegenheit viel Liebe bewiesen worden. Er wird auch sehr feyerl. <span class="notice-3099 ">[3]</span> morgen früh halb 7 beerdigt werden. Die ersten 3 Tage nach seinem Tode blieben wir noch auf dem Garten, bis <span class="index-2139 tp-43639 ">Henriette</span> ohne Nachtheil konte hereingebracht werden. Denselben Abend wurde die Leiche auf einem Rüstwagen auch hereingebracht in die Kirche. Er wird eine starke Begleitung haben, wovon ich Dir das Spezielle erst nachher melden kann. So viel weis ich, daß die Bürgerschaft und Kaufmanschaft ihn begleiten wird. <span class="index-6557 tp-43641 ">Der Hofcaplan</span> hat eine Feyerlichkeit vor, worinnen sie bestehen wird, weis ich nicht, wahrscheinlich singen, und Blumen <span class="overstrike-1 ">aus</span>streuen auf sein Grab. Die ich gebet. habe sind seine Collegen, die Secretairs des Consistorii alle Prediger der Stadt, <span class="index-5263 tp-30996 ">Hofrath Nieper</span>, <span class="index-5264 tp-30997 ">Rath </span><span class="index-5264 tp-30997 family-courier ">Schaer</span>, <span class="index-1874 tp-30994 ">Assessor von Pape</span>, (<span class="index-1579 tp-30995 ">Rehberg</span> ist verreißt. Diese Herren versamlen sich auf der Schenke auf dem Clubzimmer, und von der Kirche aus geht der Zug. Er hat doppelte Särge, wovon das Aeusere sehr schön ist. Ueberhaupt habe ich nichts gespart, von 16 Männern wird er gttragen, die abwechseln, und die 4 Vorsteher gehen beyher. Er komt auf den Neustädter Kirchhof, zwischen seine beyden Sohne <span class="index-5320 tp-31802 ">Adolph</span> u <span class="index-5265 tp-31009 ">Heinrich</span>, wo ich ein Erbbegräbniß gekauft habe, und noch 2 Stellen mehr. Nun, lieber Wilhelm, bete für Deine Mutter, daß ich alles glüklich überstehe, und nicht erliege <span class="index-5256 tp-43642 ">Die Tante</span> hatte ich holen laßen, wie <span class="index-255 tp-43643 ">der Vater</span> anfieng, schlecht zu werden, sie hat mir beygestanden, so viel ihre Schwachheit erlaubt. Auch <span class="index-4354 tp-30998 ">der gute Ernst</span>, ohngeachtet er selber von der traurigen Begebenheit sehr angegriffen war. Auch hatte ich geschrieben, daß <span class="index-187 tp-30999 ">Moritz</span> eiligst kommen möchte. Er hätte ihn beym Leben angetroffen, wenn er gleich gekommen, <span class="notice-3100 ">[4]</span> aber er hat nicht vom Amte abkommen können, u immer auf beßre Nachrichte gehoft. Ich schrieb wieder nach des Vaters Tode, Er sollte mir beystehen, und des Vaters Papiere in Ordnung bringen, aber er ist nicht gekommen. <span class="index-187 tp-43644 ">Der Generalsuperintendent</span> ist unpaß. Er selber wäre nicht so fest, daß ers wagen dürfte 2 Tage <span class="offset-4 ">des Nachts</span> auf der Post zu seyn, und ich hatte unvorsichtiger weise etwas von epidemischer Krankheit fallen laß[en] Das hat <span class="overstrike-1 ">ihn</span> <span class="index-2286 tp-31000 ">die Frau</span> gewiß <span class="overstrike-1 ">abgehalten</span> veranlaßt, ihn von der Reise abzuhalten. Der gegenwärtige Zustand der Patienten ist: <span class="index-1393 tp-43645 ">Carl</span> ist auf der Besserung, a<span class="notice-21009 ">[ber]</span> noch im Bette, u fällt alle Besorglichkeit von üblen Folg. weg. <span class="index-2139 tp-31001 ">Jettchen</span> geht schon etwas auf dem Zimmer herum. <span class="index-5261 tp-31002 ">Gerber, der Bediente</span> bessert sich auch aber liegt noch ganz, <span class="index-6556 tp-43692 ">die alte Sö</span><span class="index-6556 tp-43692 notice-21046 ">th</span><span class="index-6556 tp-43692 ">el</span><span class="index-6556 tp-43692 notice-21047 ">n</span> ist auch noch zu Bette, ich denke sie aber in ein paar Tagen los zu werden. Von meinen Außichten kann ich noch nichts positives meld<span class="notice-21010 ">[en]</span> man sagt, <span class="overstrike-1 ">er</span> man wolle alles für die Familie thun, Gott gebe es. Mir deucht jezt wäre der Zeitpunkt, daß Du noch einmal an <span class="index-2254 tp-43647 ">Deinen Freund Arenswald</span> schriebst, und <span class="index-1393 tp-31007 index-187 tp-31006 ">Deine beyd. Brüder</span>, und <span class="index-5267 tp-31010 index-4354 tp-31005 ">Herrn Ernst</span><span class="index-5267 tp-31010 "> seinem Herrn Vater</span> noch einmal recht dringend empfühlst, doch Dich auf nichts specielles einliesest, als allenfalls bey <span class="index-187 tp-43650 ">Moritz</span> auf <span class="index-6558 tp-43648 family-courier ">Lüchow</span>. Wahrscheinlich wird <span class="index-1393 tp-43649 ">Carln</span> die Arbeit <span class="index-6559 tp-43708 ">des ältesten </span><span class="index-6559 tp-43708 family-courier ">Secretairs</span><span class="index-6559 tp-43708 "> Müller</span> aufgetragen werd. der ganz untauglich ist, und vielleicht die Hälfte der Besoldung. Doch kann ich darüber nichts gewißes sagen, weil ichs nur durch den 3<span class="offset-4 underline-1 ">ten</span> Mann gehört habe. Nun, lie<span class="notice-21011 ">[b]</span>ster Wilhelm, ich muß schließen. <span class="cite tp-47385 ">Dieser Brief ist in der größten Zerstreuung geschrieb., ob Verstand drinn. ist, weis ich nicht.</span> Lebe wohl, und schreibe bald. <br>Mutter Schlegel<br>Dieser Brief ist ein paar Tage liegen geblieben.<br>d. 24 Sptb. 1793 <br>Liebster Wilhelm Deinen Brief mit den traurigen Nachrichten von der Niederlage bey <span class="index-5268 tp-31011 ">Dünkirchen</span> habe <span class="index-1393 tp-43653 ">ich</span> erhalten. Sie sind auch hier zum Theil bekannt, doch scheinen die Deinigen etwas übertrieben zu seyn. Hier schicke ich Dir einen Brief, der mir von <span class="index-5254 tp-31003 ">He. Bornemann</span> an Dich überschickt ist. Auch habe ich einen Brief von einem <span class="index-1928 tp-43693 ">H. Ph: Michaeliß</span> aus <span class="index-2 tp-31004 ">Göttingen</span> erhalten, der sich nach den 30 <span class="notice-21017 ">r</span>. erkundigt, u. sie zurück zu erhalten wünscht, wenn ich sie Dir noch nich<span class="notice-21013 ">[t]</span> überschickt. Um den Brief beantworten zu können habe ich mich bey <span class="index-5327 tp-43655 ">H. Hofrath Böhmer</span> erkundigen laßen, wer er sey. Mit meiner Beßerung geht es noch langsam u. kann ich das Bette noch nicht verlassen K. 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Kirchen- und Stiftsarchivs St. Bartholomäi Zerbst Pfarramt St. Bartholomäi & St. Marien Ankuhn Schloßfreiheit 3 39261 Zerbst/Anhalt Tel.: 03923/785966 Hannes.Lemke@kircheanhalt.de', 'parentID' => '0', 'altBegriff' => '', 'LmAdd' => array([maximum depth reached]), 'textpassagen' => array([maximum depth reached]) ), (int) 9 => array( 'ID' => '1928', 'indexID' => '11', 'indexContent' => 'Personen', 'content' => 'Michaelis, Gottfried Philipp', 'comment' => 'GND:100527485', 'parentID' => '0', 'altBegriff' => '', 'LmAdd' => array( [maximum depth reached] ), 'textpassagen' => array([maximum depth reached]) ), (int) 10 => array( 'ID' => '6559', 'indexID' => '11', 'indexContent' => 'Personen', 'content' => 'Müller, Georg Samuel', 'comment' => 'GND:1019269278', 'parentID' => '0', 'altBegriff' => '', 'LmAdd' => array([maximum depth reached]), 'textpassagen' => array([maximum depth reached]) ), (int) 11 => array( 'ID' => '5263', 'indexID' => '11', 'indexContent' => 'Personen', 'content' => 'Nieper, Georg Heinrich ', 'comment' => 'GND:1026440386', 'parentID' => '0', 'altBegriff' => '', 'LmAdd' => array([maximum depth reached]), 'textpassagen' => array([maximum depth reached]) ), (int) 12 => array( 'ID' => '1874', 'indexID' => '11', 'indexContent' => 'Personen', 'content' => 'Pape, Georg Wilhelm August von', 'comment' => 'GND:1035115123', 'parentID' => '0', 'altBegriff' => '', 'LmAdd' => array( [maximum depth reached] ), 'textpassagen' => array([maximum depth reached]) ), (int) 13 => array( 'ID' => '1579', 'indexID' => '11', 'indexContent' => 'Personen', 'content' => 'Rehberg, August Wilhelm', 'comment' => 'GND:118743872', 'parentID' => '0', 'altBegriff' => '', 'LmAdd' => array( [maximum depth reached] ), 'textpassagen' => array([maximum depth reached]) ), (int) 14 => array( 'ID' => '5262', 'indexID' => '11', 'indexContent' => 'Personen', 'content' => 'Salfeld, Johann Christoph ', 'comment' => 'GND:116763043', 'parentID' => '0', 'altBegriff' => '', 'LmAdd' => array([maximum depth reached]), 'textpassagen' => array([maximum depth reached]) ), (int) 15 => array( 'ID' => '5264', 'indexID' => '11', 'indexContent' => 'Personen', 'content' => 'Schaer, Johann Heinrich Anton ', 'comment' => 'GND:1017647739', 'parentID' => '0', 'altBegriff' => '', 'LmAdd' => array([maximum depth reached]), 'textpassagen' => array([maximum depth reached]) ), (int) 16 => array( 'ID' => '11701', 'indexID' => '11', 'indexContent' => 'Personen', 'content' => 'Schindler, Adolph Ferdinand', 'comment' => 'kein GND-Eintrag; geb. am 13.12.1779 in Zerbst; Bruder von 3. 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Kirchen- und Stiftsarchivs St. Bartholomäi Zerbst Pfarramt St. Bartholomäi & St. Marien Ankuhn Schloßfreiheit 3 39261 Zerbst/Anhalt Tel.: 03923/785966 Hannes.Lemke@kircheanhalt.de', 'parentID' => '0', 'altBegriff' => '', 'LmAdd' => array([maximum depth reached]), 'textpassagen' => array([maximum depth reached]) ), (int) 19 => array( 'ID' => '3108', 'indexID' => '11', 'indexContent' => 'Personen', 'content' => 'Schindler, Carl Philipp', 'comment' => 'nicht identifiziert; geb. 1735, Gold- und Silberfabrikant in Zerbst', 'parentID' => '0', 'altBegriff' => '', 'LmAdd' => array([maximum depth reached]), 'textpassagen' => array([maximum depth reached]) ), (int) 20 => array( 'ID' => '9171', 'indexID' => '11', 'indexContent' => 'Personen', 'content' => 'Schindler, Johann Friedrich', 'comment' => 'kein GND-Eintrag; geb. 13.10.1771 in Zerbst; Sohn von Carl Philipp Schindler und Augusta Sophia Schindler (geb. Weise), Bruder von Carolina Koch (geb. 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Kirchen- und Stiftsarchivs St. Bartholomäi Zerbst Pfarramt St. Bartholomäi & St. Marien Ankuhn Schloßfreiheit 3 39261 Zerbst/Anhalt Tel.: 03923/785966 Hannes.Lemke@kircheanhalt.de', 'parentID' => '0', 'altBegriff' => '', 'LmAdd' => array([maximum depth reached]), 'textpassagen' => array([maximum depth reached]) ), (int) 22 => array( 'ID' => '5256', 'indexID' => '11', 'indexContent' => 'Personen', 'content' => 'Schlegel, Caroline (Tante Caroline)', 'comment' => 'GND:118940219X nicht identifiziert', 'parentID' => '0', 'altBegriff' => '', 'LmAdd' => array([maximum depth reached]), 'textpassagen' => array([maximum depth reached]) ), (int) 23 => array( 'ID' => '2286', 'indexID' => '11', 'indexContent' => 'Personen', 'content' => 'Schlegel, Charlotte ', 'comment' => 'GND:1019576790', 'parentID' => '0', 'altBegriff' => '', 'LmAdd' => array( [maximum depth reached] ), 'textpassagen' => array([maximum depth reached]) ), (int) 24 => array( 'ID' => '5265', 'indexID' => '11', 'indexContent' => 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Ich muß Dir sagen, daß <span class="index-255 tp-30986 ">Dein guter Vater</span> nicht mehr ist. Du bist ein Mann, u wirst es als ein Mann tragen, daß es Deiner Gesundheit nicht nachtheilig wird. Kurz nachdem <span class="index-5259 tp-43636 index-11701 tp-70775 index-9172 tp-58772 index-9170 tp-58773 index-3108 tp-43637 index-9171 tp-58774 index-11641 tp-70382 ">Schindlers</span> weg waren, wo er immer äußerst munter und vergnügt war, hat er sich freyl. wohl etwas <span class="offset-4 ">mehr</span> erlaubt, und dadurch seinen gewöhnlichen Husten und Schnupfen zugezogen. Wo <span class="overstrike-1 ">ich</span> gleich seine gewöhnl. Pulver gebraucht wurden. Viel Arbeit hatte sich auch gehäuft, die er abthun wollte. Es kam bald etwas Fieber dazu, welches er mir aber verheimlicht hat, und dabey noch immer <span class="family-courier ">fatiguante</span> Geschäfte verrichtet, und zu Fuße gegangen, Da wurde er immer kränker, hatte starke Diarrhoe, u Unruhe im Leibe, welches ich Anfangs der Medizin zuschrieb. <span class="index-5260 tp-30987 ">Wichmann</span> sagte mir aber bald daß dies eine andre Krankheit wäre, für die er mehr fürchtete, als für die andre besonders sunken seine Kräfte sehr bald. 8–9 Tage dauerte ungefähr, daß er sehr krank war, und die lezt. 3,4 Tage hat er viel <span class="overstrike-1 ">Angst</span> gelitten von Beängstigung. Daher war er sehr unruhig, und ließ sich von einem Bette zum andern bringen. Die erste Zeit dachte er gar nicht daß die Krankheit tödl. seyn würde. Die lezte Zeit hat ers gewiß geglaubt, u sehr inbrünstig gebetet, aber niemals in meiner Gegenwart. Die Heiterkeit seines Geistes hat er so lange behalt. als er Bewußtseyn hatte. Mir hat er nichts merken laßen, daß er seinen Tod erwartete. Einmal ließ er mich ruffen, bot mir freundlich die Hand drükte mich ans Herz, sagte mit Rührung und mit aufgehobnen Augen, arme Frau! Darauf fiel er wieder in Phantasie. Uebrigens blieb er thätig bis zu lezt. Er hat sich beständig Acten geben laßen, wo freylich wohl nicht viel bey geschah. Die lezten 24 Stunden wurde <span class="notice-3098 ">[2]</span> er ruhig, und entschlief sanft am 16.<span class="offset-4 ">ten</span> <span class="family-courier ">Sept.</span> Aber, liebster Sohn, nun muß ich Dir auch klagen, daß sich noch soviele andre Leiden damit vereinigten, die mir diesen Fall auserordentlich erschwerten. <span class="index-2139 tp-30988 ">Henriette</span> wurde zu eben der Zeit mit eben dem Uebel, was der Vater im Unterleibe hatte befallen, und da Krämpfe hinzu kamen, weil sie des Vaters Leid so affizirten, so war sie ein paar Tage gefährl. krank. Ich ließ sie herunter bringen in ihre Kammer, und bewahrte sie die übrigen 8 Tage, da der Vater so schlecht war, und auch nach seinem Tode, daß sie davon nichts erfuhr. Noch nicht <span class="offset-4 ">genug</span> <span class="index-5261 tp-30989 ">der Diener</span> wurde fast zugleich mit dem Vater recht heftig krank, und liegt noch. Auch <span class="index-1393 tp-30990 ">Carl</span> bekam wahrscheinl. ein Gallenfieber, wo er heftige Brechmittel gekriegt hat. Dem konte der Tod des Vaters nicht verborgen werden. Das brachte ihn immer wieder zurük. Nun noch zuletzt wurde auch <span class="index-6556 tp-43638 ">die alte Frau</span> krank die sich bey der Pflege <span class="index-1393 tp-30991 ">meines Sohnes</span> u <span class="index-5261 tp-30992 ">des Bedienten</span> angegriffen hatte. Nun stelle Dir meine Lage vor. Draußen 2 sehr wichtige Patienten, in der Stadt 3. Freyl. mußte ich Hülfe haben, aber die Anstalten, u das meiste mußte doch durch mich geschehen. Gott hat mich auserordentl. gestärkt, daß ich alles muthig ertragen, und immer Gegenwart des Geistes behalten, u <span class="overstrike-1 ">Alle</span> <span class="offset-4 ">alle</span> die Pflege, u nachher die traurigen Anstalten zur Beerdigu<span class="notice-21045 ">ng</span>, worüber ich mit Carln correspondirte, habe bewerkstelligen können. Freyl. haben mir auch hierbey <span class="index-5262 tp-30993 ">der Abt Salfeld</span>, und <span class="index-6557 tp-43640 ">der Hofcaplan</span> viel Dienste gethan, u sehr Theil genommen. Ja ich kann sagen, die ganze Stadt hat Theil genommen, und es ist uns bey der Gelegenheit viel Liebe bewiesen worden. Er wird auch sehr feyerl. <span class="notice-3099 ">[3]</span> morgen früh halb 7 beerdigt werden. Die ersten 3 Tage nach seinem Tode blieben wir noch auf dem Garten, bis <span class="index-2139 tp-43639 ">Henriette</span> ohne Nachtheil konte hereingebracht werden. Denselben Abend wurde die Leiche auf einem Rüstwagen auch hereingebracht in die Kirche. Er wird eine starke Begleitung haben, wovon ich Dir das Spezielle erst nachher melden kann. So viel weis ich, daß die Bürgerschaft und Kaufmanschaft ihn begleiten wird. <span class="index-6557 tp-43641 ">Der Hofcaplan</span> hat eine Feyerlichkeit vor, worinnen sie bestehen wird, weis ich nicht, wahrscheinlich singen, und Blumen <span class="overstrike-1 ">aus</span>streuen auf sein Grab. Die ich gebet. habe sind seine Collegen, die Secretairs des Consistorii alle Prediger der Stadt, <span class="index-5263 tp-30996 ">Hofrath Nieper</span>, <span class="index-5264 tp-30997 ">Rath </span><span class="index-5264 tp-30997 family-courier ">Schaer</span>, <span class="index-1874 tp-30994 ">Assessor von Pape</span>, (<span class="index-1579 tp-30995 ">Rehberg</span> ist verreißt. Diese Herren versamlen sich auf der Schenke auf dem Clubzimmer, und von der Kirche aus geht der Zug. Er hat doppelte Särge, wovon das Aeusere sehr schön ist. Ueberhaupt habe ich nichts gespart, von 16 Männern wird er gttragen, die abwechseln, und die 4 Vorsteher gehen beyher. Er komt auf den Neustädter Kirchhof, zwischen seine beyden Sohne <span class="index-5320 tp-31802 ">Adolph</span> u <span class="index-5265 tp-31009 ">Heinrich</span>, wo ich ein Erbbegräbniß gekauft habe, und noch 2 Stellen mehr. Nun, lieber Wilhelm, bete für Deine Mutter, daß ich alles glüklich überstehe, und nicht erliege <span class="index-5256 tp-43642 ">Die Tante</span> hatte ich holen laßen, wie <span class="index-255 tp-43643 ">der Vater</span> anfieng, schlecht zu werden, sie hat mir beygestanden, so viel ihre Schwachheit erlaubt. Auch <span class="index-4354 tp-30998 ">der gute Ernst</span>, ohngeachtet er selber von der traurigen Begebenheit sehr angegriffen war. Auch hatte ich geschrieben, daß <span class="index-187 tp-30999 ">Moritz</span> eiligst kommen möchte. Er hätte ihn beym Leben angetroffen, wenn er gleich gekommen, <span class="notice-3100 ">[4]</span> aber er hat nicht vom Amte abkommen können, u immer auf beßre Nachrichte gehoft. Ich schrieb wieder nach des Vaters Tode, Er sollte mir beystehen, und des Vaters Papiere in Ordnung bringen, aber er ist nicht gekommen. <span class="index-187 tp-43644 ">Der Generalsuperintendent</span> ist unpaß. Er selber wäre nicht so fest, daß ers wagen dürfte 2 Tage <span class="offset-4 ">des Nachts</span> auf der Post zu seyn, und ich hatte unvorsichtiger weise etwas von epidemischer Krankheit fallen laß[en] Das hat <span class="overstrike-1 ">ihn</span> <span class="index-2286 tp-31000 ">die Frau</span> gewiß <span class="overstrike-1 ">abgehalten</span> veranlaßt, ihn von der Reise abzuhalten. Der gegenwärtige Zustand der Patienten ist: <span class="index-1393 tp-43645 ">Carl</span> ist auf der Besserung, a<span class="notice-21009 ">[ber]</span> noch im Bette, u fällt alle Besorglichkeit von üblen Folg. weg. <span class="index-2139 tp-31001 ">Jettchen</span> geht schon etwas auf dem Zimmer herum. <span class="index-5261 tp-31002 ">Gerber, der Bediente</span> bessert sich auch aber liegt noch ganz, <span class="index-6556 tp-43692 ">die alte Sö</span><span class="index-6556 tp-43692 notice-21046 ">th</span><span class="index-6556 tp-43692 ">el</span><span class="index-6556 tp-43692 notice-21047 ">n</span> ist auch noch zu Bette, ich denke sie aber in ein paar Tagen los zu werden. Von meinen Außichten kann ich noch nichts positives meld<span class="notice-21010 ">[en]</span> man sagt, <span class="overstrike-1 ">er</span> man wolle alles für die Familie thun, Gott gebe es. Mir deucht jezt wäre der Zeitpunkt, daß Du noch einmal an <span class="index-2254 tp-43647 ">Deinen Freund Arenswald</span> schriebst, und <span class="index-1393 tp-31007 index-187 tp-31006 ">Deine beyd. Brüder</span>, und <span class="index-5267 tp-31010 index-4354 tp-31005 ">Herrn Ernst</span><span class="index-5267 tp-31010 "> seinem Herrn Vater</span> noch einmal recht dringend empfühlst, doch Dich auf nichts specielles einliesest, als allenfalls bey <span class="index-187 tp-43650 ">Moritz</span> auf <span class="index-6558 tp-43648 family-courier ">Lüchow</span>. Wahrscheinlich wird <span class="index-1393 tp-43649 ">Carln</span> die Arbeit <span class="index-6559 tp-43708 ">des ältesten </span><span class="index-6559 tp-43708 family-courier ">Secretairs</span><span class="index-6559 tp-43708 "> Müller</span> aufgetragen werd. der ganz untauglich ist, und vielleicht die Hälfte der Besoldung. Doch kann ich darüber nichts gewißes sagen, weil ichs nur durch den 3<span class="offset-4 underline-1 ">ten</span> Mann gehört habe. Nun, lie<span class="notice-21011 ">[b]</span>ster Wilhelm, ich muß schließen. <span class="cite tp-47385 ">Dieser Brief ist in der größten Zerstreuung geschrieb., ob Verstand drinn. ist, weis ich nicht.</span> Lebe wohl, und schreibe bald. <br>Mutter Schlegel<br>Dieser Brief ist ein paar Tage liegen geblieben.<br>d. 24 Sptb. 1793 <br>Liebster Wilhelm Deinen Brief mit den traurigen Nachrichten von der Niederlage bey <span class="index-5268 tp-31011 ">Dünkirchen</span> habe <span class="index-1393 tp-43653 ">ich</span> erhalten. Sie sind auch hier zum Theil bekannt, doch scheinen die Deinigen etwas übertrieben zu seyn. Hier schicke ich Dir einen Brief, der mir von <span class="index-5254 tp-31003 ">He. Bornemann</span> an Dich überschickt ist. Auch habe ich einen Brief von einem <span class="index-1928 tp-43693 ">H. Ph: Michaeliß</span> aus <span class="index-2 tp-31004 ">Göttingen</span> erhalten, der sich nach den 30 <span class="notice-21017 ">r</span>. erkundigt, u. sie zurück zu erhalten wünscht, wenn ich sie Dir noch nich<span class="notice-21013 ">[t]</span> überschickt. Um den Brief beantworten zu können habe ich mich bey <span class="index-5327 tp-43655 ">H. Hofrath Böhmer</span> erkundigen laßen, wer er sey. Mit meiner Beßerung geht es noch langsam u. kann ich das Bette noch nicht verlassen K. Schlege<span class="notice-21012 ">[l]</span>', '36_xml' => '<p><milestone unit="start" n="3097"/>[1]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="3097"/> Liebster, bester Wilhelm,<lb/>Das Herz thut mir weh, daß <persName key="264">ich</persName> Dir eine traurige Nachricht geben muß, und was können alle Umschweife helfen? Ich muß Dir sagen, daß <persName key="255">Dein guter Vater</persName> nicht mehr ist. 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Es kam bald etwas Fieber dazu, welches er mir aber verheimlicht hat, und dabey noch immer <hi rend="family:Courier">fatiguante</hi> Geschäfte verrichtet, und zu Fuße gegangen, Da wurde er immer kränker, hatte starke Diarrhoe, u Unruhe im Leibe, welches ich Anfangs der Medizin zuschrieb. <persName key="5260">Wichmann</persName> sagte mir aber bald daß dies eine andre Krankheit wäre, für die er mehr fürchtete, als für die andre besonders sunken seine Kräfte sehr bald. 8–9 Tage dauerte ungefähr, daß er sehr krank war, und die lezt. 3,4 Tage hat er viel <hi rend="overstrike:1">Angst</hi> gelitten von Beängstigung. Daher war er sehr unruhig, und ließ sich von einem Bette zum andern bringen. Die erste Zeit dachte er gar nicht daß die Krankheit tödl. seyn würde. Die lezte Zeit hat ers gewiß geglaubt, u sehr inbrünstig gebetet, aber niemals in meiner Gegenwart. Die Heiterkeit seines Geistes hat er so lange behalt. als er Bewußtseyn hatte. Mir hat er nichts merken laßen, daß er seinen Tod erwartete. Einmal ließ er mich ruffen, bot mir freundlich die Hand drükte mich ans Herz, sagte mit Rührung und mit aufgehobnen Augen, arme Frau! Darauf fiel er wieder in Phantasie. Uebrigens blieb er thätig bis zu lezt. Er hat sich beständig Acten geben laßen, wo freylich wohl nicht viel bey geschah. Die lezten 24 Stunden wurde <milestone unit="start" n="3098"/>[2]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="3098"/> er ruhig, und entschlief sanft am 16.<hi rend="offset:4">ten</hi> <hi rend="family:Courier">Sept.</hi> Aber, liebster Sohn, nun muß ich Dir auch klagen, daß sich noch soviele andre Leiden damit vereinigten, die mir diesen Fall auserordentlich erschwerten. <persName key="2139">Henriette</persName> wurde zu eben der Zeit mit eben dem Uebel, was der Vater im Unterleibe hatte befallen, und da Krämpfe hinzu kamen, weil sie des Vaters Leid so affizirten, so war sie ein paar Tage gefährl. krank. Ich ließ sie herunter bringen in ihre Kammer, und bewahrte sie die übrigen 8 Tage, da der Vater so schlecht war, und auch nach seinem Tode, daß sie davon nichts erfuhr. Noch nicht <hi rend="offset:4">genug</hi> <persName key="5261">der Diener</persName> wurde fast zugleich mit dem Vater recht heftig krank, und liegt noch. Auch <persName key="1393">Carl</persName> bekam wahrscheinl. ein Gallenfieber, wo er heftige Brechmittel gekriegt hat. Dem konte der Tod des Vaters nicht verborgen werden. Das brachte ihn immer wieder zurük. Nun noch zuletzt wurde auch <persName key="6556">die alte Frau</persName> krank die sich bey der Pflege <persName key="1393">meines Sohnes</persName> u <persName key="5261">des Bedienten</persName> angegriffen hatte. Nun stelle Dir meine Lage vor. Draußen 2 sehr wichtige Patienten, in der Stadt 3. Freyl. mußte ich Hülfe haben, aber die Anstalten, u das meiste mußte doch durch mich geschehen. Gott hat mich auserordentl. gestärkt, daß ich alles muthig ertragen, und immer Gegenwart des Geistes behalten, u <hi rend="overstrike:1">Alle</hi> <hi rend="offset:4">alle</hi> die Pflege, u nachher die traurigen Anstalten zur Beerdigu<milestone unit="start" n="21045"/>ng<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Unsichere Lesung</title></note><milestone unit="end" n="21045"/>, worüber ich mit Carln correspondirte, habe bewerkstelligen können. Freyl. haben mir auch hierbey <persName key="5262">der Abt Salfeld</persName>, und <persName key="6557">der Hofcaplan</persName> viel Dienste gethan, u sehr Theil genommen. Ja ich kann sagen, die ganze Stadt hat Theil genommen, und es ist uns bey der Gelegenheit viel Liebe bewiesen worden. Er wird auch sehr feyerl. <milestone unit="start" n="3099"/>[3]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="3099"/> morgen früh halb 7 beerdigt werden. Die ersten 3 Tage nach seinem Tode blieben wir noch auf dem Garten, bis <persName key="2139">Henriette</persName> ohne Nachtheil konte hereingebracht werden. Denselben Abend wurde die Leiche auf einem Rüstwagen auch hereingebracht in die Kirche. Er wird eine starke Begleitung haben, wovon ich Dir das Spezielle erst nachher melden kann. So viel weis ich, daß die Bürgerschaft und Kaufmanschaft ihn begleiten wird. <persName key="6557">Der Hofcaplan</persName> hat eine Feyerlichkeit vor, worinnen sie bestehen wird, weis ich nicht, wahrscheinlich singen, und Blumen <hi rend="overstrike:1">aus</hi>streuen auf sein Grab. Die ich gebet. habe sind seine Collegen, die Secretairs des Consistorii alle Prediger der Stadt, <persName key="5263">Hofrath Nieper</persName>, <persName key="5264">Rath <hi rend="family:Courier">Schaer</hi></persName>, <persName key="1874">Assessor von Pape</persName>, (<persName key="1579">Rehberg</persName> ist verreißt. Diese Herren versamlen sich auf der Schenke auf dem Clubzimmer, und von der Kirche aus geht der Zug. Er hat doppelte Särge, wovon das Aeusere sehr schön ist. Ueberhaupt habe ich nichts gespart, von 16 Männern wird er gttragen, die abwechseln, und die 4 Vorsteher gehen beyher. Er komt auf den Neustädter Kirchhof, zwischen seine beyden Sohne <persName key="5320">Adolph</persName> u <persName key="5265">Heinrich</persName>, wo ich ein Erbbegräbniß gekauft habe, und noch 2 Stellen mehr. Nun, lieber Wilhelm, bete für Deine Mutter, daß ich alles glüklich überstehe, und nicht erliege <persName key="5256">Die Tante</persName> hatte ich holen laßen, wie <persName key="255">der Vater</persName> anfieng, schlecht zu werden, sie hat mir beygestanden, so viel ihre Schwachheit erlaubt. Auch <persName key="4354">der gute Ernst</persName>, ohngeachtet er selber von der traurigen Begebenheit sehr angegriffen war. Auch hatte ich geschrieben, daß <persName key="187">Moritz</persName> eiligst kommen möchte. Er hätte ihn beym Leben angetroffen, wenn er gleich gekommen, <milestone unit="start" n="3100"/>[4]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="3100"/> aber er hat nicht vom Amte abkommen können, u immer auf beßre Nachrichte gehoft. Ich schrieb wieder nach des Vaters Tode, Er sollte mir beystehen, und des Vaters Papiere in Ordnung bringen, aber er ist nicht gekommen. <persName key="187">Der Generalsuperintendent</persName> ist unpaß. Er selber wäre nicht so fest, daß ers wagen dürfte 2 Tage <hi rend="offset:4">des Nachts</hi> auf der Post zu seyn, und ich hatte unvorsichtiger weise etwas von epidemischer Krankheit fallen laß[en] Das hat <hi rend="overstrike:1">ihn</hi> <persName key="2286">die Frau</persName> gewiß <hi rend="overstrike:1">abgehalten</hi> veranlaßt, ihn von der Reise abzuhalten. 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Die lezte Zeit hat ers gewiß geglaubt, u sehr inbrünstig gebetet, aber niemals in meiner Gegenwart. Die Heiterkeit seines Geistes hat er so lange behalt. als er Bewußtseyn hatte. Mir hat er nichts merken laßen, daß er seinen Tod erwartete. Einmal ließ er mich ruffen, bot mir freundlich die Hand drükte mich ans Herz, sagte mit Rührung und mit aufgehobnen Augen, arme Frau! Darauf fiel er wieder in Phantasie. Uebrigens blieb er thätig bis zu lezt. Er hat sich beständig Acten geben laßen, wo freylich wohl nicht viel bey geschah. Die lezten 24 Stunden wurde <milestone unit="start" n="3098"/>[2]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="3098"/> er ruhig, und entschlief sanft am 16.<hi rend="offset:4">ten</hi> <hi rend="family:Courier">Sept.</hi> Aber, liebster Sohn, nun muß ich Dir auch klagen, daß sich noch soviele andre Leiden damit vereinigten, die mir diesen Fall auserordentlich erschwerten. <anchor type="b" n="2139" ana="11" xml:id="NidB30988"/>Henriette<anchor type="e" n="2139" ana="11" xml:id="NidE30988"/> wurde zu eben der Zeit mit eben dem Uebel, was der Vater im Unterleibe hatte befallen, und da Krämpfe hinzu kamen, weil sie des Vaters Leid so affizirten, so war sie ein paar Tage gefährl. krank. Ich ließ sie herunter bringen in ihre Kammer, und bewahrte sie die übrigen 8 Tage, da der Vater so schlecht war, und auch nach seinem Tode, daß sie davon nichts erfuhr. Noch nicht <hi rend="offset:4">genug</hi> <anchor type="b" n="5261" ana="11" xml:id="NidB30989"/>der Diener<anchor type="e" n="5261" ana="11" xml:id="NidE30989"/> wurde fast zugleich mit dem Vater recht heftig krank, und liegt noch. Auch <anchor type="b" n="1393" ana="11" xml:id="NidB30990"/>Carl<anchor type="e" n="1393" ana="11" xml:id="NidE30990"/> bekam wahrscheinl. ein Gallenfieber, wo er heftige Brechmittel gekriegt hat. Dem konte der Tod des Vaters nicht verborgen werden. Das brachte ihn immer wieder zurük. Nun noch zuletzt wurde auch <anchor type="b" n="6556" ana="11" xml:id="NidB43638"/>die alte Frau<anchor type="e" n="6556" ana="11" xml:id="NidE43638"/> krank die sich bey der Pflege <anchor type="b" n="1393" ana="11" xml:id="NidB30991"/>meines Sohnes<anchor type="e" n="1393" ana="11" xml:id="NidE30991"/> u <anchor type="b" n="5261" ana="11" xml:id="NidB30992"/>des Bedienten<anchor type="e" n="5261" ana="11" xml:id="NidE30992"/> angegriffen hatte. 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So viel weis ich, daß die Bürgerschaft und Kaufmanschaft ihn begleiten wird. <anchor type="b" n="6557" ana="11" xml:id="NidB43641"/>Der Hofcaplan<anchor type="e" n="6557" ana="11" xml:id="NidE43641"/> hat eine Feyerlichkeit vor, worinnen sie bestehen wird, weis ich nicht, wahrscheinlich singen, und Blumen <hi rend="overstrike:1">aus</hi>streuen auf sein Grab. Die ich gebet. habe sind seine Collegen, die Secretairs des Consistorii alle Prediger der Stadt, <anchor type="b" n="5263" ana="11" xml:id="NidB30996"/>Hofrath Nieper<anchor type="e" n="5263" ana="11" xml:id="NidE30996"/>, <anchor type="b" n="5264" ana="11" xml:id="NidB30997"/>Rath <hi rend="family:Courier">Schaer</hi><anchor type="e" n="5264" ana="11" xml:id="NidE30997"/>, <anchor type="b" n="1874" ana="11" xml:id="NidB30994"/>Assessor von Pape<anchor type="e" n="1874" ana="11" xml:id="NidE30994"/>, (<anchor type="b" n="1579" ana="11" xml:id="NidB30995"/>Rehberg<anchor type="e" n="1579" ana="11" xml:id="NidE30995"/> ist verreißt. Diese Herren versamlen sich auf der Schenke auf dem Clubzimmer, und von der Kirche aus geht der Zug. Er hat doppelte Särge, wovon das Aeusere sehr schön ist. Ueberhaupt habe ich nichts gespart, von 16 Männern wird er gttragen, die abwechseln, und die 4 Vorsteher gehen beyher. Er komt auf den Neustädter Kirchhof, zwischen seine beyden Sohne <anchor type="b" n="5320" ana="11" xml:id="NidB31802"/>Adolph<anchor type="e" n="5320" ana="11" xml:id="NidE31802"/> u <anchor type="b" n="5265" ana="11" xml:id="NidB31009"/>Heinrich<anchor type="e" n="5265" ana="11" xml:id="NidE31009"/>, wo ich ein Erbbegräbniß gekauft habe, und noch 2 Stellen mehr. Nun, lieber Wilhelm, bete für Deine Mutter, daß ich alles glüklich überstehe, und nicht erliege <anchor type="b" n="5256" ana="11" xml:id="NidB43642"/>Die Tante<anchor type="e" n="5256" ana="11" xml:id="NidE43642"/> hatte ich holen laßen, wie <anchor type="b" n="255" ana="11" xml:id="NidB43643"/>der Vater<anchor type="e" n="255" ana="11" xml:id="NidE43643"/> anfieng, schlecht zu werden, sie hat mir beygestanden, so viel ihre Schwachheit erlaubt. Auch <anchor type="b" n="4354" ana="11" xml:id="NidB30998"/>der gute Ernst<anchor type="e" n="4354" ana="11" xml:id="NidE30998"/>, ohngeachtet er selber von der traurigen Begebenheit sehr angegriffen war. Auch hatte ich geschrieben, daß <anchor type="b" n="187" ana="11" xml:id="NidB30999"/>Moritz<anchor type="e" n="187" ana="11" xml:id="NidE30999"/> eiligst kommen möchte. Er hätte ihn beym Leben angetroffen, wenn er gleich gekommen, <milestone unit="start" n="3100"/>[4]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="3100"/> aber er hat nicht vom Amte abkommen können, u immer auf beßre Nachrichte gehoft. Ich schrieb wieder nach des Vaters Tode, Er sollte mir beystehen, und des Vaters Papiere in Ordnung bringen, aber er ist nicht gekommen. <anchor type="b" n="187" ana="11" xml:id="NidB43644"/>Der Generalsuperintendent<anchor type="e" n="187" ana="11" xml:id="NidE43644"/> ist unpaß. Er selber wäre nicht so fest, daß ers wagen dürfte 2 Tage <hi rend="offset:4">des Nachts</hi> auf der Post zu seyn, und ich hatte unvorsichtiger weise etwas von epidemischer Krankheit fallen laß[en] Das hat <hi rend="overstrike:1">ihn</hi> <anchor type="b" n="2286" ana="11" xml:id="NidB31000"/>die Frau<anchor type="e" n="2286" ana="11" xml:id="NidE31000"/> gewiß <hi rend="overstrike:1">abgehalten</hi> veranlaßt, ihn von der Reise abzuhalten. Der gegenwärtige Zustand der Patienten ist: <anchor type="b" n="1393" ana="11" xml:id="NidB43645"/>Carl<anchor type="e" n="1393" ana="11" xml:id="NidE43645"/> ist auf der Besserung, a<milestone unit="start" n="21009"/>[ber]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Textverlust durch Klebung</title></note><milestone unit="end" n="21009"/> noch im Bette, u fällt alle Besorglichkeit von üblen Folg. weg. <anchor type="b" n="2139" ana="11" xml:id="NidB31001"/>Jettchen<anchor type="e" n="2139" ana="11" xml:id="NidE31001"/> geht schon etwas auf dem Zimmer herum. <anchor type="b" n="5261" ana="11" xml:id="NidB31002"/>Gerber, der Bediente<anchor type="e" n="5261" ana="11" xml:id="NidE31002"/> bessert sich auch aber liegt noch ganz, <anchor type="b" n="6556" ana="11" xml:id="NidB43692"/>die alte Sö<milestone unit="start" n="21046"/>th<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Unsichere Lesung</title></note><milestone unit="end" n="21046"/>el<milestone unit="start" n="21047"/>n<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Unsichere Lesung</title></note><milestone unit="end" n="21047"/><anchor type="e" n="6556" ana="11" xml:id="NidE43692"/> ist auch noch zu Bette, ich denke sie aber in ein paar Tagen los zu werden. Von meinen Außichten kann ich noch nichts positives meld<milestone unit="start" n="21010"/>[en]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Textverlust durch Klebung</title></note><milestone unit="end" n="21010"/> man sagt, <hi rend="overstrike:1">er</hi> man wolle alles für die Familie thun, Gott gebe es. Mir deucht jezt wäre der Zeitpunkt, daß Du noch einmal an <anchor type="b" n="2254" ana="11" xml:id="NidB43647"/>Deinen Freund Arenswald<anchor type="e" n="2254" ana="11" xml:id="NidE43647"/> schriebst, und <anchor type="b" n="1393" ana="11" xml:id="NidB31007"/><anchor type="b" n="187" ana="11" xml:id="NidB31006"/>Deine beyd. 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Wahrscheinlich wird <anchor type="b" n="1393" ana="11" xml:id="NidB43649"/>Carln<anchor type="e" n="1393" ana="11" xml:id="NidE43649"/> die Arbeit <anchor type="b" n="6559" ana="11" xml:id="NidB43708"/>des ältesten <hi rend="family:Courier">Secretairs</hi> Müller<anchor type="e" n="6559" ana="11" xml:id="NidE43708"/> aufgetragen werd. der ganz untauglich ist, und vielleicht die Hälfte der Besoldung. Doch kann ich darüber nichts gewißes sagen, weil ichs nur durch den 3<hi rend="offset:4;underline:1">ten</hi> Mann gehört habe. Nun, lie<milestone unit="start" n="21011"/>[b]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Textverlust durch Klebung</title></note><milestone unit="end" n="21011"/>ster Wilhelm, ich muß schließen. <anchor type="b" n="6716" ana="16" xml:id="NidB47385"/>Dieser Brief ist in der größten Zerstreuung geschrieb., ob Verstand drinn. ist, weis ich nicht.<anchor type="e" n="6716" ana="16" xml:id="NidE47385"/> Lebe wohl, und schreibe bald. <lb/>Mutter Schlegel<lb/>Dieser Brief ist ein paar Tage liegen geblieben.<lb/>d. 24 Sptb. 1793 <lb/>Liebster Wilhelm Deinen Brief mit den traurigen Nachrichten von der Niederlage bey <anchor type="b" n="5268" ana="10" xml:id="NidB31011"/>Dünkirchen<anchor type="e" n="5268" ana="10" xml:id="NidE31011"/> habe <anchor type="b" n="1393" ana="11" xml:id="NidB43653"/>ich<anchor type="e" n="1393" ana="11" xml:id="NidE43653"/> erhalten. Sie sind auch hier zum Theil bekannt, doch scheinen die Deinigen etwas übertrieben zu seyn. Hier schicke ich Dir einen Brief, der mir von <anchor type="b" n="5254" ana="11" xml:id="NidB31003"/>He. Bornemann<anchor type="e" n="5254" ana="11" xml:id="NidE31003"/> an Dich überschickt ist. Auch habe ich einen Brief von einem <anchor type="b" n="1928" ana="11" xml:id="NidB43693"/>H. Ph: Michaeliß<anchor type="e" n="1928" ana="11" xml:id="NidE43693"/> aus <anchor type="b" n="2" ana="10" xml:id="NidB31004"/>Göttingen<anchor type="e" n="2" ana="10" xml:id="NidE31004"/> erhalten, der sich nach den 30 <milestone unit="start" n="21017"/>r<note type="Sachkommentar"><title>Reichstaler</title></note><milestone unit="end" n="21017"/>. erkundigt, u. sie zurück zu erhalten wünscht, wenn ich sie Dir noch nich<milestone unit="start" n="21013"/>[t]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Textverlust durch Klebung</title></note><milestone unit="end" n="21013"/> überschickt. Um den Brief beantworten zu können habe ich mich bey <anchor type="b" n="5327" ana="11" xml:id="NidB43655"/>H. Hofrath Böhmer<anchor type="e" n="5327" ana="11" xml:id="NidE43655"/> erkundigen laßen, wer er sey. Mit meiner Beßerung geht es noch langsam u. kann ich das Bette noch nicht verlassen K. 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[1] Liebster, bester Wilhelm,
Das Herz thut mir weh, daß ich Dir eine traurige Nachricht geben muß, und was können alle Umschweife helfen? Ich muß Dir sagen, daß Dein guter Vater nicht mehr ist. Du bist ein Mann, u wirst es als ein Mann tragen, daß es Deiner Gesundheit nicht nachtheilig wird. Kurz nachdem Schindlers weg waren, wo er immer äußerst munter und vergnügt war, hat er sich freyl. wohl etwas mehr erlaubt, und dadurch seinen gewöhnlichen Husten und Schnupfen zugezogen. Wo ich gleich seine gewöhnl. Pulver gebraucht wurden. Viel Arbeit hatte sich auch gehäuft, die er abthun wollte. Es kam bald etwas Fieber dazu, welches er mir aber verheimlicht hat, und dabey noch immer fatiguante Geschäfte verrichtet, und zu Fuße gegangen, Da wurde er immer kränker, hatte starke Diarrhoe, u Unruhe im Leibe, welches ich Anfangs der Medizin zuschrieb. Wichmann sagte mir aber bald daß dies eine andre Krankheit wäre, für die er mehr fürchtete, als für die andre besonders sunken seine Kräfte sehr bald. 8–9 Tage dauerte ungefähr, daß er sehr krank war, und die lezt. 3,4 Tage hat er viel Angst gelitten von Beängstigung. Daher war er sehr unruhig, und ließ sich von einem Bette zum andern bringen. Die erste Zeit dachte er gar nicht daß die Krankheit tödl. seyn würde. Die lezte Zeit hat ers gewiß geglaubt, u sehr inbrünstig gebetet, aber niemals in meiner Gegenwart. Die Heiterkeit seines Geistes hat er so lange behalt. als er Bewußtseyn hatte. Mir hat er nichts merken laßen, daß er seinen Tod erwartete. Einmal ließ er mich ruffen, bot mir freundlich die Hand drükte mich ans Herz, sagte mit Rührung und mit aufgehobnen Augen, arme Frau! Darauf fiel er wieder in Phantasie. Uebrigens blieb er thätig bis zu lezt. Er hat sich beständig Acten geben laßen, wo freylich wohl nicht viel bey geschah. Die lezten 24 Stunden wurde [2] er ruhig, und entschlief sanft am 16.ten Sept. Aber, liebster Sohn, nun muß ich Dir auch klagen, daß sich noch soviele andre Leiden damit vereinigten, die mir diesen Fall auserordentlich erschwerten. Henriette wurde zu eben der Zeit mit eben dem Uebel, was der Vater im Unterleibe hatte befallen, und da Krämpfe hinzu kamen, weil sie des Vaters Leid so affizirten, so war sie ein paar Tage gefährl. krank. Ich ließ sie herunter bringen in ihre Kammer, und bewahrte sie die übrigen 8 Tage, da der Vater so schlecht war, und auch nach seinem Tode, daß sie davon nichts erfuhr. Noch nicht genug der Diener wurde fast zugleich mit dem Vater recht heftig krank, und liegt noch. Auch Carl bekam wahrscheinl. ein Gallenfieber, wo er heftige Brechmittel gekriegt hat. Dem konte der Tod des Vaters nicht verborgen werden. Das brachte ihn immer wieder zurük. Nun noch zuletzt wurde auch die alte Frau krank die sich bey der Pflege meines Sohnes u des Bedienten angegriffen hatte. Nun stelle Dir meine Lage vor. Draußen 2 sehr wichtige Patienten, in der Stadt 3. Freyl. mußte ich Hülfe haben, aber die Anstalten, u das meiste mußte doch durch mich geschehen. Gott hat mich auserordentl. gestärkt, daß ich alles muthig ertragen, und immer Gegenwart des Geistes behalten, u Alle alle die Pflege, u nachher die traurigen Anstalten zur Beerdigung, worüber ich mit Carln correspondirte, habe bewerkstelligen können. Freyl. haben mir auch hierbey der Abt Salfeld, und der Hofcaplan viel Dienste gethan, u sehr Theil genommen. Ja ich kann sagen, die ganze Stadt hat Theil genommen, und es ist uns bey der Gelegenheit viel Liebe bewiesen worden. Er wird auch sehr feyerl. [3] morgen früh halb 7 beerdigt werden. Die ersten 3 Tage nach seinem Tode blieben wir noch auf dem Garten, bis Henriette ohne Nachtheil konte hereingebracht werden. Denselben Abend wurde die Leiche auf einem Rüstwagen auch hereingebracht in die Kirche. Er wird eine starke Begleitung haben, wovon ich Dir das Spezielle erst nachher melden kann. So viel weis ich, daß die Bürgerschaft und Kaufmanschaft ihn begleiten wird. Der Hofcaplan hat eine Feyerlichkeit vor, worinnen sie bestehen wird, weis ich nicht, wahrscheinlich singen, und Blumen ausstreuen auf sein Grab. Die ich gebet. habe sind seine Collegen, die Secretairs des Consistorii alle Prediger der Stadt, Hofrath Nieper, Rath Schaer, Assessor von Pape, (Rehberg ist verreißt. Diese Herren versamlen sich auf der Schenke auf dem Clubzimmer, und von der Kirche aus geht der Zug. Er hat doppelte Särge, wovon das Aeusere sehr schön ist. Ueberhaupt habe ich nichts gespart, von 16 Männern wird er gttragen, die abwechseln, und die 4 Vorsteher gehen beyher. Er komt auf den Neustädter Kirchhof, zwischen seine beyden Sohne Adolph u Heinrich, wo ich ein Erbbegräbniß gekauft habe, und noch 2 Stellen mehr. Nun, lieber Wilhelm, bete für Deine Mutter, daß ich alles glüklich überstehe, und nicht erliege Die Tante hatte ich holen laßen, wie der Vater anfieng, schlecht zu werden, sie hat mir beygestanden, so viel ihre Schwachheit erlaubt. Auch der gute Ernst, ohngeachtet er selber von der traurigen Begebenheit sehr angegriffen war. Auch hatte ich geschrieben, daß Moritz eiligst kommen möchte. Er hätte ihn beym Leben angetroffen, wenn er gleich gekommen, [4] aber er hat nicht vom Amte abkommen können, u immer auf beßre Nachrichte gehoft. Ich schrieb wieder nach des Vaters Tode, Er sollte mir beystehen, und des Vaters Papiere in Ordnung bringen, aber er ist nicht gekommen. Der Generalsuperintendent ist unpaß. Er selber wäre nicht so fest, daß ers wagen dürfte 2 Tage des Nachts auf der Post zu seyn, und ich hatte unvorsichtiger weise etwas von epidemischer Krankheit fallen laß[en] Das hat ihn die Frau gewiß abgehalten veranlaßt, ihn von der Reise abzuhalten. Der gegenwärtige Zustand der Patienten ist: Carl ist auf der Besserung, a[ber] noch im Bette, u fällt alle Besorglichkeit von üblen Folg. weg. Jettchen geht schon etwas auf dem Zimmer herum. Gerber, der Bediente bessert sich auch aber liegt noch ganz, die alte Sötheln ist auch noch zu Bette, ich denke sie aber in ein paar Tagen los zu werden. Von meinen Außichten kann ich noch nichts positives meld[en] man sagt, er man wolle alles für die Familie thun, Gott gebe es. Mir deucht jezt wäre der Zeitpunkt, daß Du noch einmal an Deinen Freund Arenswald schriebst, und Deine beyd. Brüder, und Herrn Ernst seinem Herrn Vater noch einmal recht dringend empfühlst, doch Dich auf nichts specielles einliesest, als allenfalls bey Moritz auf Lüchow. Wahrscheinlich wird Carln die Arbeit des ältesten Secretairs Müller aufgetragen werd. der ganz untauglich ist, und vielleicht die Hälfte der Besoldung. Doch kann ich darüber nichts gewißes sagen, weil ichs nur durch den 3ten Mann gehört habe. Nun, lie[b]ster Wilhelm, ich muß schließen. Dieser Brief ist in der größten Zerstreuung geschrieb., ob Verstand drinn. ist, weis ich nicht. Lebe wohl, und schreibe bald.
Mutter Schlegel
Dieser Brief ist ein paar Tage liegen geblieben.
d. 24 Sptb. 1793
Liebster Wilhelm Deinen Brief mit den traurigen Nachrichten von der Niederlage bey Dünkirchen habe ich erhalten. Sie sind auch hier zum Theil bekannt, doch scheinen die Deinigen etwas übertrieben zu seyn. Hier schicke ich Dir einen Brief, der mir von He. Bornemann an Dich überschickt ist. Auch habe ich einen Brief von einem H. Ph: Michaeliß aus Göttingen erhalten, der sich nach den 30 r. erkundigt, u. sie zurück zu erhalten wünscht, wenn ich sie Dir noch nich[t] überschickt. Um den Brief beantworten zu können habe ich mich bey H. Hofrath Böhmer erkundigen laßen, wer er sey. Mit meiner Beßerung geht es noch langsam u. kann ich das Bette noch nicht verlassen K. Schlege[l]
Das Herz thut mir weh, daß ich Dir eine traurige Nachricht geben muß, und was können alle Umschweife helfen? Ich muß Dir sagen, daß Dein guter Vater nicht mehr ist. Du bist ein Mann, u wirst es als ein Mann tragen, daß es Deiner Gesundheit nicht nachtheilig wird. Kurz nachdem Schindlers weg waren, wo er immer äußerst munter und vergnügt war, hat er sich freyl. wohl etwas mehr erlaubt, und dadurch seinen gewöhnlichen Husten und Schnupfen zugezogen. Wo ich gleich seine gewöhnl. Pulver gebraucht wurden. Viel Arbeit hatte sich auch gehäuft, die er abthun wollte. Es kam bald etwas Fieber dazu, welches er mir aber verheimlicht hat, und dabey noch immer fatiguante Geschäfte verrichtet, und zu Fuße gegangen, Da wurde er immer kränker, hatte starke Diarrhoe, u Unruhe im Leibe, welches ich Anfangs der Medizin zuschrieb. 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Die lezten 24 Stunden wurde [2] er ruhig, und entschlief sanft am 16.ten Sept. Aber, liebster Sohn, nun muß ich Dir auch klagen, daß sich noch soviele andre Leiden damit vereinigten, die mir diesen Fall auserordentlich erschwerten. Henriette wurde zu eben der Zeit mit eben dem Uebel, was der Vater im Unterleibe hatte befallen, und da Krämpfe hinzu kamen, weil sie des Vaters Leid so affizirten, so war sie ein paar Tage gefährl. krank. Ich ließ sie herunter bringen in ihre Kammer, und bewahrte sie die übrigen 8 Tage, da der Vater so schlecht war, und auch nach seinem Tode, daß sie davon nichts erfuhr. Noch nicht genug der Diener wurde fast zugleich mit dem Vater recht heftig krank, und liegt noch. Auch Carl bekam wahrscheinl. ein Gallenfieber, wo er heftige Brechmittel gekriegt hat. Dem konte der Tod des Vaters nicht verborgen werden. Das brachte ihn immer wieder zurük. Nun noch zuletzt wurde auch die alte Frau krank die sich bey der Pflege meines Sohnes u des Bedienten angegriffen hatte. Nun stelle Dir meine Lage vor. Draußen 2 sehr wichtige Patienten, in der Stadt 3. Freyl. mußte ich Hülfe haben, aber die Anstalten, u das meiste mußte doch durch mich geschehen. Gott hat mich auserordentl. gestärkt, daß ich alles muthig ertragen, und immer Gegenwart des Geistes behalten, u Alle alle die Pflege, u nachher die traurigen Anstalten zur Beerdigung, worüber ich mit Carln correspondirte, habe bewerkstelligen können. Freyl. haben mir auch hierbey der Abt Salfeld, und der Hofcaplan viel Dienste gethan, u sehr Theil genommen. Ja ich kann sagen, die ganze Stadt hat Theil genommen, und es ist uns bey der Gelegenheit viel Liebe bewiesen worden. Er wird auch sehr feyerl. [3] morgen früh halb 7 beerdigt werden. Die ersten 3 Tage nach seinem Tode blieben wir noch auf dem Garten, bis Henriette ohne Nachtheil konte hereingebracht werden. Denselben Abend wurde die Leiche auf einem Rüstwagen auch hereingebracht in die Kirche. Er wird eine starke Begleitung haben, wovon ich Dir das Spezielle erst nachher melden kann. So viel weis ich, daß die Bürgerschaft und Kaufmanschaft ihn begleiten wird. Der Hofcaplan hat eine Feyerlichkeit vor, worinnen sie bestehen wird, weis ich nicht, wahrscheinlich singen, und Blumen ausstreuen auf sein Grab. Die ich gebet. habe sind seine Collegen, die Secretairs des Consistorii alle Prediger der Stadt, Hofrath Nieper, Rath Schaer, Assessor von Pape, (Rehberg ist verreißt. Diese Herren versamlen sich auf der Schenke auf dem Clubzimmer, und von der Kirche aus geht der Zug. Er hat doppelte Särge, wovon das Aeusere sehr schön ist. Ueberhaupt habe ich nichts gespart, von 16 Männern wird er gttragen, die abwechseln, und die 4 Vorsteher gehen beyher. Er komt auf den Neustädter Kirchhof, zwischen seine beyden Sohne Adolph u Heinrich, wo ich ein Erbbegräbniß gekauft habe, und noch 2 Stellen mehr. Nun, lieber Wilhelm, bete für Deine Mutter, daß ich alles glüklich überstehe, und nicht erliege Die Tante hatte ich holen laßen, wie der Vater anfieng, schlecht zu werden, sie hat mir beygestanden, so viel ihre Schwachheit erlaubt. Auch der gute Ernst, ohngeachtet er selber von der traurigen Begebenheit sehr angegriffen war. Auch hatte ich geschrieben, daß Moritz eiligst kommen möchte. Er hätte ihn beym Leben angetroffen, wenn er gleich gekommen, [4] aber er hat nicht vom Amte abkommen können, u immer auf beßre Nachrichte gehoft. Ich schrieb wieder nach des Vaters Tode, Er sollte mir beystehen, und des Vaters Papiere in Ordnung bringen, aber er ist nicht gekommen. Der Generalsuperintendent ist unpaß. Er selber wäre nicht so fest, daß ers wagen dürfte 2 Tage des Nachts auf der Post zu seyn, und ich hatte unvorsichtiger weise etwas von epidemischer Krankheit fallen laß[en] Das hat ihn die Frau gewiß abgehalten veranlaßt, ihn von der Reise abzuhalten. Der gegenwärtige Zustand der Patienten ist: Carl ist auf der Besserung, a[ber] noch im Bette, u fällt alle Besorglichkeit von üblen Folg. weg. Jettchen geht schon etwas auf dem Zimmer herum. Gerber, der Bediente bessert sich auch aber liegt noch ganz, die alte Sötheln ist auch noch zu Bette, ich denke sie aber in ein paar Tagen los zu werden. Von meinen Außichten kann ich noch nichts positives meld[en] man sagt, er man wolle alles für die Familie thun, Gott gebe es. Mir deucht jezt wäre der Zeitpunkt, daß Du noch einmal an Deinen Freund Arenswald schriebst, und Deine beyd. Brüder, und Herrn Ernst seinem Herrn Vater noch einmal recht dringend empfühlst, doch Dich auf nichts specielles einliesest, als allenfalls bey Moritz auf Lüchow. Wahrscheinlich wird Carln die Arbeit des ältesten Secretairs Müller aufgetragen werd. der ganz untauglich ist, und vielleicht die Hälfte der Besoldung. Doch kann ich darüber nichts gewißes sagen, weil ichs nur durch den 3ten Mann gehört habe. Nun, lie[b]ster Wilhelm, ich muß schließen. Dieser Brief ist in der größten Zerstreuung geschrieb., ob Verstand drinn. ist, weis ich nicht. Lebe wohl, und schreibe bald.
Mutter Schlegel
Dieser Brief ist ein paar Tage liegen geblieben.
d. 24 Sptb. 1793
Liebster Wilhelm Deinen Brief mit den traurigen Nachrichten von der Niederlage bey Dünkirchen habe ich erhalten. Sie sind auch hier zum Theil bekannt, doch scheinen die Deinigen etwas übertrieben zu seyn. Hier schicke ich Dir einen Brief, der mir von He. Bornemann an Dich überschickt ist. Auch habe ich einen Brief von einem H. Ph: Michaeliß aus Göttingen erhalten, der sich nach den 30 r. erkundigt, u. sie zurück zu erhalten wünscht, wenn ich sie Dir noch nich[t] überschickt. Um den Brief beantworten zu können habe ich mich bey H. Hofrath Böhmer erkundigen laßen, wer er sey. Mit meiner Beßerung geht es noch langsam u. kann ich das Bette noch nicht verlassen K. Schlege[l]