• Johanna Christiane Erdmuthe Schlegel to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Hannover · Place of Destination: Coppet · Date: 29.03.1810
Edition Status: Newly transcribed and labelled; double collated
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Johanna Christiane Erdmuthe Schlegel
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Hannover
  • Place of Destination: Coppet
  • Date: 29.03.1810
  • Notations: Empfangsort erschlossen.
    Manuscript
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: DE-611-36881
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.21,Nr.65
  • Number of Pages: 3 S., hs. m. U.
  • Format: 22,8 x 19 cm; 5,8 x 19,4 cm
  • Incipit: „[1] den 29 ten März 1810.
    Mein Lieber bester Sohn.
    Ich kann keine Worte fünden, Dir zu sagen wie groß meine Freude [...]“
    Language
  • German
    Editors
  • Bamberg, Claudia
Notice (8): Undefined offset: 0 [APP/View/Letters/view.ctp, line 360]/version-04-20/letters/view/5685" data-language="">
[1] den 29 ten März 1810.
Mein Lieber bester Sohn.
Ich kann keine Worte fünden, Dir zu sagen wie groß meine Freude war, als ich Deinen Brief erhield. Erst von Deinen Wohlbefünden Nachricht zu erhalten. Denn ist es mir auch lieb zu hören daß die Reiße noch nicht gleich vor sich geht, und daß es vieleicht gar möglich daß es gar dabey bleibt. Ach wenn das doch Gott wollte. Denn hat mich Deine große Liebe und Güte bis zu Tränen geriehrt. Ich habe nun auf geraume Zeit keine Nahrungs Sorgen, wenn mir schon manches wie bisher schon geschähn ist, außen bleiben sollte. Gott wird Dich gewiß auch davor seegnen. Ich erfahre es itzo recht, daß es im Alter ein großer Trost ist, gute liebenswirdige Kinder zu haben. Sollte es je noch zu der vor mich so Traurigenreiße kommen, so hoffe ich werden wir uns noch zuvor ein Lebewohl sagen. Mein Befünden ist immer noch ziemlich gut. Den 11ten April habe ich das 77 te Jahr angetreten. Freylich bleibt die AltersSchwäche nicht außen. Doch habe ich geraume Zeit keinen Artzt gebraucht. Ich halte gute Diät, Meine Augen sind gut, ich kann itzo alles ohne Prille verrichten. Mein Gehör ziemlich gut, aber Mein Gedächtnüß daucht nicht, und denn machen mich die itzigen Zeiten traurig gestimmt. da man noch gar nicht weiß, was unser Schicksaal seyn wird, besonders ver unruiget es mich wegen Carln, dem kann ich Durchaus nicht müßen, ich wüste keinen Rath, da ich hier gar keinen habe, der sich in allen Fällen meiner an nehme, itzo u nach meinen Totte meine Sachen besorgte, als es bis her der gute Carl gethan hat. Die Sache daß ich mich [2] der Schwester meines Mädchens ein Jahr angenommen habe, ist gottlob recht gut aus gefallen. Sie wird itzo Confirmirt u hat mir Freude gemacht. Der Pastor hat sie sehr gelobt, u die Leute wo ich sie in Kost gegäben hatte, behalten sie nun als Kind bey sich, so gut hat sie sich betragen. Diese Sache habe ich nun gottlob überstanden. Mein Mädchen ist gar nicht dankbar davor geweßen. Sie hat über haubt kein gut Hertz macht mir durch ihre Launen u Eigensinn oft verdruß. auch ist sie nicht recht gesund, u kostet mir oft medicin. Ich bin daher gewillet mich zu Michael zu verändern, wenn ich die Person auf die ich denke bekommen kann, sonst muß ich es aus Noth dabey laßen, denn wenn man nicht recht versichert ist, so rißkirt man zu viel, das Sitten verterb ist alzu groß, itzo. Ich habe mich Deiner Gütigen Anweißung, daß mein Mädchen ein Geschenk haben sollte noch nicht bedient, geht sie weg so soll sie nichts haben, da sie es gar nicht verdient hat. Deine Vorlesungen haben mir viel Vergnügen gemacht, so viel als ich davon verstanden habe, besonders die Vorrede hat mich sehr erfreuet, auch habe ich einigen von den Gebiltern Freundin von mir die Freude gemacht, dem sie auch außer ortentlich gefallen hat. Eine Freundin habe ich die viel Schornalls u so w liest. Die Theilt mir immer mit, wenn sie von Euch beyden was fündet. Noch kurtzens in Reichharts Briefen über Wien, da waren Deine Vorlesungen sehr gelobt, auch Friedrichs Lob war darin. Carl wird Dir ales Neu was Dich intereßirt melden. Brantz ist vor unßere Statt u Land ein Großer Verlust. lebe recht wohl mein lieber Sohn. Du bist meinen Hertzen, immer nahe Du seyst auch wo Du wilst. und mein brünstiges gebet begleidet Dich immer.
Mutter Schlegel
von Friedrich ist noch kein Brief gekommen.

[3] Ich muß Dir noch was sagen mein lieber Sohn, der Herr von Ramdohr ist bey Euch geweßen, dem hast Du so oßerordentlich gefallen, was mich sehr gefreut hat. er hat es an seine Braut geschrieben. Ein sehr gebiltedes u angenehmes Mädchen. Er denkt seinen Aufenthald künftig in Losame zu nehmen, also nahe bey Euch
Mutter S.
[4] [leer]
Notice (8): Undefined offset: 0 [APP/View/Letters/view.ctp, line 442]/version-04-20/letters/view/5685" data-language="">
[1] den 29 ten März 1810.
Mein Lieber bester Sohn.
Ich kann keine Worte fünden, Dir zu sagen wie groß meine Freude war, als ich Deinen Brief erhield. Erst von Deinen Wohlbefünden Nachricht zu erhalten. Denn ist es mir auch lieb zu hören daß die Reiße noch nicht gleich vor sich geht, und daß es vieleicht gar möglich daß es gar dabey bleibt. Ach wenn das doch Gott wollte. Denn hat mich Deine große Liebe und Güte bis zu Tränen geriehrt. Ich habe nun auf geraume Zeit keine Nahrungs Sorgen, wenn mir schon manches wie bisher schon geschähn ist, außen bleiben sollte. Gott wird Dich gewiß auch davor seegnen. Ich erfahre es itzo recht, daß es im Alter ein großer Trost ist, gute liebenswirdige Kinder zu haben. Sollte es je noch zu der vor mich so Traurigenreiße kommen, so hoffe ich werden wir uns noch zuvor ein Lebewohl sagen. Mein Befünden ist immer noch ziemlich gut. Den 11ten April habe ich das 77 te Jahr angetreten. Freylich bleibt die AltersSchwäche nicht außen. Doch habe ich geraume Zeit keinen Artzt gebraucht. Ich halte gute Diät, Meine Augen sind gut, ich kann itzo alles ohne Prille verrichten. Mein Gehör ziemlich gut, aber Mein Gedächtnüß daucht nicht, und denn machen mich die itzigen Zeiten traurig gestimmt. da man noch gar nicht weiß, was unser Schicksaal seyn wird, besonders ver unruiget es mich wegen Carln, dem kann ich Durchaus nicht müßen, ich wüste keinen Rath, da ich hier gar keinen habe, der sich in allen Fällen meiner an nehme, itzo u nach meinen Totte meine Sachen besorgte, als es bis her der gute Carl gethan hat. Die Sache daß ich mich [2] der Schwester meines Mädchens ein Jahr angenommen habe, ist gottlob recht gut aus gefallen. Sie wird itzo Confirmirt u hat mir Freude gemacht. Der Pastor hat sie sehr gelobt, u die Leute wo ich sie in Kost gegäben hatte, behalten sie nun als Kind bey sich, so gut hat sie sich betragen. Diese Sache habe ich nun gottlob überstanden. Mein Mädchen ist gar nicht dankbar davor geweßen. Sie hat über haubt kein gut Hertz macht mir durch ihre Launen u Eigensinn oft verdruß. auch ist sie nicht recht gesund, u kostet mir oft medicin. Ich bin daher gewillet mich zu Michael zu verändern, wenn ich die Person auf die ich denke bekommen kann, sonst muß ich es aus Noth dabey laßen, denn wenn man nicht recht versichert ist, so rißkirt man zu viel, das Sitten verterb ist alzu groß, itzo. Ich habe mich Deiner Gütigen Anweißung, daß mein Mädchen ein Geschenk haben sollte noch nicht bedient, geht sie weg so soll sie nichts haben, da sie es gar nicht verdient hat. Deine Vorlesungen haben mir viel Vergnügen gemacht, so viel als ich davon verstanden habe, besonders die Vorrede hat mich sehr erfreuet, auch habe ich einigen von den Gebiltern Freundin von mir die Freude gemacht, dem sie auch außer ortentlich gefallen hat. Eine Freundin habe ich die viel Schornalls u so w liest. Die Theilt mir immer mit, wenn sie von Euch beyden was fündet. Noch kurtzens in Reichharts Briefen über Wien, da waren Deine Vorlesungen sehr gelobt, auch Friedrichs Lob war darin. Carl wird Dir ales Neu was Dich intereßirt melden. Brantz ist vor unßere Statt u Land ein Großer Verlust. lebe recht wohl mein lieber Sohn. Du bist meinen Hertzen, immer nahe Du seyst auch wo Du wilst. und mein brünstiges gebet begleidet Dich immer.
Mutter Schlegel
von Friedrich ist noch kein Brief gekommen.

[3] Ich muß Dir noch was sagen mein lieber Sohn, der Herr von Ramdohr ist bey Euch geweßen, dem hast Du so oßerordentlich gefallen, was mich sehr gefreut hat. er hat es an seine Braut geschrieben. Ein sehr gebiltedes u angenehmes Mädchen. Er denkt seinen Aufenthald künftig in Losame zu nehmen, also nahe bey Euch
Mutter S.
[4] [leer]
×