• August Wilhelm von Schlegel to Christian Friedrich Tieck

  • Place of Dispatch: Paris · Place of Destination: Carrara · Date: 13.02.1817
Edition Status: Newly transcribed and labelled; double collated
    Metadata Concerning Header
  • Sender: August Wilhelm von Schlegel
  • Recipient: Christian Friedrich Tieck
  • Place of Dispatch: Paris
  • Place of Destination: Carrara
  • Date: 13.02.1817
  • Notations: Empfangsort erschlossen.
    Manuscript
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: DE-611-37187
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XX,Bd.7,Nr.66(85)
  • Number of Pages: 3 S. auf Doppelbl., hs. m. U.
  • Format: 19,8 x 12,9 cm
  • Incipit: „[1] Paris d. 13ten Febr. 1817
    Geliebtester Freund!
    Ich habe vor etwa acht Tagen deinen Brief vom 22sten Januar u gestern den [...]“
    Language
  • German
  • French
    Editors
  • Bamberg, Claudia
  • Varwig, Olivia
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[1] Paris d. 13ten Febr. 1817
Geliebtester Freund!
Ich habe vor etwa acht Tagen deinen Brief vom 22sten Januar u gestern den vom 1sten Februar empfangen, welchen ich deinem Wunsche gemäß augenblicklich beantworte.
Der Ausdruck Donné taugt freylich nichts, dedié ist aber auch nicht das rechte. Man sagt zwar dédier un temple, allein dies heißt eigentlich, die Handlung der Einweihung vornehmen; man kann schwerlich die Präposition à in dem gegenwärtigen Sinn hinzufügen; ferner was soll denn die weibliche Endung donnée? Sie müßte sich auf ein weibliches Substantivum beziehen, welches hier nicht darunter verstanden werden kann. Endlich sagt man schwerlich von Todten à unmittelbar mit den Namen, sondern: à la mémoire de – –. Consacré und voué sind die eigentlichen Ausdrücke, die auch dem Deutschen gewidmet am besten entsprechen. Bey einem feststehenden Monument könnte man élevé setzen, dieß möchte aber für bewegliche Candelaber nicht schicklich seyn. Ich würde also die Inschrift folgendergestalt fassen:
[2] Voué par les officiers de lʼarmée prussienne en 1814 à la mémoire de, u nun die Namen jeden in einer Zeile. Demnach würde ich dann auch die Deutsche Inschrift abändern:
Gewidmet im Jahr 1814 dem Gedächtnisse p
Macht euch nur ja kein Gewissen das Nöthige abzuändern: es ist ja klar, daß wer euch die Inschriften gesendet, nichts von der Sache versteht. Wenn die Jahrszahl nicht beygefügt wird, so weiß man ja nicht, von welcher Preußischen Armee die Rede, noch in welchem Zeitpunkte das Denkmal gesetzt ist: Ich denke aber, ihr könntet die Inschrift bis auf den Schluß der Arbeit verschieben, wann ihr die Namen, Vornamen u Titel vollständig u genau beysammen haben werdet. Heute Hütet euch vor Versehen in der Orthographie, auch mit den Accenten. Du schreibst zb. in deinem Briefe Henri statt Henry. Es ist eine Prostitution wenn an einer öffentlichen Inschrift Sprachschnitzer vorkommen.
Schon vor einigen Wochen hat Hr. von Barante die drey Porträte der beyden Laroche-Jaquelin u Lescureʼs nebst den nöthigen Nachweisungen an den französischen Consul in Livorno für euch abgesandt. Ihr müßt sie nun in Händen haben. [3] Auf den Empfang deines Briefes vom 22sten Jan. habe ich sogleich wieder an Hrn von Barante geschrieben, u er hat mir versprochen sich um die Bildnisse der drey bezeichneten Personen bestens zu bemühen. Die Marquise de Laroche-Jaquelin hatte den Wunsch geäußert, es möchten keine andre Namen auf das Monument gesetzt werden als die drey, u die Bildnisse möchten auf den beyden Kandelabern mit verschiednen Emblemen wiederhohlt werden. Dieser Wunsch ist aber wohl etwas parteyisch u muß dem bestimmten Auftrage derer, welche das Monument errichten lassen weichen. Ich werde noch einmal an H. von Barante schreiben – er wohnt eine halbe Meile weit von mir u ist in großen Staatsgeschäften. Es kommt freylich darauf an, ob man sich die drey letztverlangten Bildnisse verschaffen kann Nun ihr habt hoffentlich die Sendung empfangen, u also einstweilen zu arbeiten.
Da du eine schleunige Antwort verlangst, so verschiebe ich alles übrige auf den nächsten Brief Ich bin hier sehr beschäftigt, u kann dabey nicht vermeiden in großen Zerstreuungen zu leben
Dein treuer Freund
AWvSchl.
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[1] Paris d. 13ten Febr. 1817
Geliebtester Freund!
Ich habe vor etwa acht Tagen deinen Brief vom 22sten Januar u gestern den vom 1sten Februar empfangen, welchen ich deinem Wunsche gemäß augenblicklich beantworte.
Der Ausdruck Donné taugt freylich nichts, dedié ist aber auch nicht das rechte. Man sagt zwar dédier un temple, allein dies heißt eigentlich, die Handlung der Einweihung vornehmen; man kann schwerlich die Präposition à in dem gegenwärtigen Sinn hinzufügen; ferner was soll denn die weibliche Endung donnée? Sie müßte sich auf ein weibliches Substantivum beziehen, welches hier nicht darunter verstanden werden kann. Endlich sagt man schwerlich von Todten à unmittelbar mit den Namen, sondern: à la mémoire de – –. Consacré und voué sind die eigentlichen Ausdrücke, die auch dem Deutschen gewidmet am besten entsprechen. Bey einem feststehenden Monument könnte man élevé setzen, dieß möchte aber für bewegliche Candelaber nicht schicklich seyn. Ich würde also die Inschrift folgendergestalt fassen:
[2] Voué par les officiers de lʼarmée prussienne en 1814 à la mémoire de, u nun die Namen jeden in einer Zeile. Demnach würde ich dann auch die Deutsche Inschrift abändern:
Gewidmet im Jahr 1814 dem Gedächtnisse p
Macht euch nur ja kein Gewissen das Nöthige abzuändern: es ist ja klar, daß wer euch die Inschriften gesendet, nichts von der Sache versteht. Wenn die Jahrszahl nicht beygefügt wird, so weiß man ja nicht, von welcher Preußischen Armee die Rede, noch in welchem Zeitpunkte das Denkmal gesetzt ist: Ich denke aber, ihr könntet die Inschrift bis auf den Schluß der Arbeit verschieben, wann ihr die Namen, Vornamen u Titel vollständig u genau beysammen haben werdet. Heute Hütet euch vor Versehen in der Orthographie, auch mit den Accenten. Du schreibst zb. in deinem Briefe Henri statt Henry. Es ist eine Prostitution wenn an einer öffentlichen Inschrift Sprachschnitzer vorkommen.
Schon vor einigen Wochen hat Hr. von Barante die drey Porträte der beyden Laroche-Jaquelin u Lescureʼs nebst den nöthigen Nachweisungen an den französischen Consul in Livorno für euch abgesandt. Ihr müßt sie nun in Händen haben. [3] Auf den Empfang deines Briefes vom 22sten Jan. habe ich sogleich wieder an Hrn von Barante geschrieben, u er hat mir versprochen sich um die Bildnisse der drey bezeichneten Personen bestens zu bemühen. Die Marquise de Laroche-Jaquelin hatte den Wunsch geäußert, es möchten keine andre Namen auf das Monument gesetzt werden als die drey, u die Bildnisse möchten auf den beyden Kandelabern mit verschiednen Emblemen wiederhohlt werden. Dieser Wunsch ist aber wohl etwas parteyisch u muß dem bestimmten Auftrage derer, welche das Monument errichten lassen weichen. Ich werde noch einmal an H. von Barante schreiben – er wohnt eine halbe Meile weit von mir u ist in großen Staatsgeschäften. Es kommt freylich darauf an, ob man sich die drey letztverlangten Bildnisse verschaffen kann Nun ihr habt hoffentlich die Sendung empfangen, u also einstweilen zu arbeiten.
Da du eine schleunige Antwort verlangst, so verschiebe ich alles übrige auf den nächsten Brief Ich bin hier sehr beschäftigt, u kann dabey nicht vermeiden in großen Zerstreuungen zu leben
Dein treuer Freund
AWvSchl.
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