• August Wilhelm von Schlegel to Karl Josef Hieronymus Windischmann

  • Place of Dispatch: Paris · Place of Destination: Bonn · Date: 27.03.1821 bis 28.03.1821
Edition Status: Newly transcribed and labelled; double collated
    Metadata Concerning Header
  • Sender: August Wilhelm von Schlegel
  • Recipient: Karl Josef Hieronymus Windischmann
  • Place of Dispatch: Paris
  • Place of Destination: Bonn
  • Date: 27.03.1821 bis 28.03.1821
  • Notations: Empfangsort erschlossen.
    Manuscript
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: DE-611-37222
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XX,Bd.9,Nr.86(3)
  • Number of Pages: 4 S. auf Doppelbl., hs. m. U.
  • Format: 18,5 x 12,1 cm
  • Incipit: „[1] Paris d. 27sten März 1821
    Erlauben Sie mir, theuerster Freund, Sie zuvörderst mit einem kleinen Auftrage zu behelligen. Bitten Sie [...]“
    Language
  • German
    Editors
  • Bamberg, Claudia
  • Varwig, Olivia
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[1] Paris d. 27sten März 1821
Erlauben Sie mir, theuerster Freund, Sie zuvörderst mit einem kleinen Auftrage zu behelligen. Bitten Sie Herrn von Romberg in meinem Namen von der am 1sten April fälligen Hausmiethe die Summe von 225 thl. Preuß. Court an Herrn Nettekoven gegen dessen Quittung auszuzahlen. Den Rest könnte er Ihnen einhändigen. Hr. Nettekoven ist gewohnt, die halbjährige Miethe von mir am letzten oder ersten Tage des Semesters zu empfangen, und ich möchte ihn nicht gern warten lassen. Sollte Hr. von Romberg abwesend seyn, oder sonst eine Ursache der Verzögerung eintreten, so bitten Sie Hrn. Rendant Spitz, der immer viele Gefälligkeit für mich hat, von dem am ersten April fälligen Quartale meines Gehaltes die Zahlung der Hausmiethe zu verrichten. Daß das Haus bis Ende Aprils Hrn von Romberg zu freyem Gebrauche steht, habe ich schon geschrieben.
Nun tausend Dank für Ihren herzlichen Brief, und tausend Entschuldigungen, daß ich nicht früher geantwortet. Sie wissen schon, wie es geht: man ist mit Arbeiten überhäuft, und richtet immer nicht den dritten Theil so viel aus, als man hoffte und rechnete. Dazu haben mich meine Augen noch sehr [2] gestört. Meine Gesundheit ist übrigens, dem Himmel sey Dank, vortrefflich; auch mit den Augen geht es jetzo besser. Gleich darauf, nachdem ich an Hrn von Walther geschrieben hatte, befand ich mich in einem so verdrießlichen und peinlichen Zustande, daß ich, um nur die Unruhe los zu werden, den Entschluß faßte, einen hiesigen Augenarzt zu Rathe zu ziehen, und mich an den berühmten Baron Wenzel wandte. Dieser meynte, das beständige Thränen des rechten Auges könne wohl von einem Ansatz zur Verstopfung in dem Thränenkanal herrühren, und verordnete mir daher Einspritzungen durch den Thränenpunkt, erst mit reinem etwas laulichem Wasser, nachher mit einer kleinen Dosis Sulfate de Zinc, welche in einem Glase Wasser niedergeschlagen ist wird. Anfangs glückten die Einspritzungen nicht, am zehnten Tage floß das Wasser zum ersten mal in Tropfen durch die Nase. Seitdem gelingt es abwechselnd mehr oder weniger, meistens nicht ohne Schwierigkeit. Wenzel geht nicht aus, und verrichtet die Einspritzungen nicht selbst, er hat mir einen darin geübten Arzt zugewiesen. Ich weiß nicht, was Sie und Hr. von Walther hievon urtheilen werden; aber so viel ist gewiß, das beständige Thränen hat seitdem aufgehört, nur des Nachts sind mir die Augenlieder [3] schwer, und des Morgens vergeht einige Zeit; ehe das Auge ganz klar wird. Wenzel übriger Rath war diätetisch, Fußbäder, Vermeidung erhitzender Speisen und Getränke u. s. w. Dieß habe ich eine Zeitlang beobachtet aber wieder eingestellt, als ich Magenschwäche spürte. Das Auge ist übrigens noch sehr empfindlich gegen üble Witterung: Sie haben ganz richtig bemerkt, daß diese vielen Einfluß darauf gehabt. In den ersten Wintermonaten habe ich mich in diesem Stücke ungewöhnlich viel ausgesetzt, besonders durch einen langen Weg an dem nebelichten Flusse hin, wann ich Vormittags zu meinem Schriftstecher ging. Jetzt nehme ich Miethwagen, was freylich keine geringe Ausgabe verursacht. Den Anfang des Übels spürte ich schon den Sommer in Bonn, ja ich kann mich von langer Zeit erinnern, daß das rechte Auge immer leicht ins Thränen gerieth. Nun ich hoffe, mit der guten Jahrszeit soll das Ungemach ganz gehoben seyn. Die Sehkraft hat nichts gelitten, und ich spüre nicht, daß die Arbeit an den Manuscripten mich im mindesten angreift Doch genug von diesem Krankheitsbericht, den Sie mir wohl als Arzt und als Freund verzeihen.
d. 28sten März. Liebster Freund, ich bin gestern unterbrochen worden, und der Brief würde auch heute nicht fortkommen, wenn ich alles schriebe [4] was ich mir vorgesetzt hatte. Leben Sie also heute so vorlieb. Nur noch dieß eine. Ich habe einen angenehmen Brief von Berlin bekommen, der Minister ist mit meinen Bemühungen zufrieden; das erfreulicheste ist aber, daß er davon spricht, einen Guß meiner Indischen Druckschriften für Berlin zu bestellen. Hieraus geht klar hervor, daß die Indische Druckerey, nebst mir, in Bonn bleiben wird. Die Druckerey für immer, ich wenigstens für einige Jahre. Ich hoffe noch manche schöne Stunden in Ihrem vertraulichen Umgange und wohlthätigem Gespräch zu verleben. Die herzlichsten Grüße an die Ihrigen. Leben Sie tausendmal wohl. Allernächstens hören Sie wieder von mir, u erhalten die neue Druckprobe, die sich ganz anders gewaschen hat, als die erste
Ewig der Ihrige
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[1] Paris d. 27sten März 1821
Erlauben Sie mir, theuerster Freund, Sie zuvörderst mit einem kleinen Auftrage zu behelligen. Bitten Sie Herrn von Romberg in meinem Namen von der am 1sten April fälligen Hausmiethe die Summe von 225 thl. Preuß. Court an Herrn Nettekoven gegen dessen Quittung auszuzahlen. Den Rest könnte er Ihnen einhändigen. Hr. Nettekoven ist gewohnt, die halbjährige Miethe von mir am letzten oder ersten Tage des Semesters zu empfangen, und ich möchte ihn nicht gern warten lassen. Sollte Hr. von Romberg abwesend seyn, oder sonst eine Ursache der Verzögerung eintreten, so bitten Sie Hrn. Rendant Spitz, der immer viele Gefälligkeit für mich hat, von dem am ersten April fälligen Quartale meines Gehaltes die Zahlung der Hausmiethe zu verrichten. Daß das Haus bis Ende Aprils Hrn von Romberg zu freyem Gebrauche steht, habe ich schon geschrieben.
Nun tausend Dank für Ihren herzlichen Brief, und tausend Entschuldigungen, daß ich nicht früher geantwortet. Sie wissen schon, wie es geht: man ist mit Arbeiten überhäuft, und richtet immer nicht den dritten Theil so viel aus, als man hoffte und rechnete. Dazu haben mich meine Augen noch sehr [2] gestört. Meine Gesundheit ist übrigens, dem Himmel sey Dank, vortrefflich; auch mit den Augen geht es jetzo besser. Gleich darauf, nachdem ich an Hrn von Walther geschrieben hatte, befand ich mich in einem so verdrießlichen und peinlichen Zustande, daß ich, um nur die Unruhe los zu werden, den Entschluß faßte, einen hiesigen Augenarzt zu Rathe zu ziehen, und mich an den berühmten Baron Wenzel wandte. Dieser meynte, das beständige Thränen des rechten Auges könne wohl von einem Ansatz zur Verstopfung in dem Thränenkanal herrühren, und verordnete mir daher Einspritzungen durch den Thränenpunkt, erst mit reinem etwas laulichem Wasser, nachher mit einer kleinen Dosis Sulfate de Zinc, welche in einem Glase Wasser niedergeschlagen ist wird. Anfangs glückten die Einspritzungen nicht, am zehnten Tage floß das Wasser zum ersten mal in Tropfen durch die Nase. Seitdem gelingt es abwechselnd mehr oder weniger, meistens nicht ohne Schwierigkeit. Wenzel geht nicht aus, und verrichtet die Einspritzungen nicht selbst, er hat mir einen darin geübten Arzt zugewiesen. Ich weiß nicht, was Sie und Hr. von Walther hievon urtheilen werden; aber so viel ist gewiß, das beständige Thränen hat seitdem aufgehört, nur des Nachts sind mir die Augenlieder [3] schwer, und des Morgens vergeht einige Zeit; ehe das Auge ganz klar wird. Wenzel übriger Rath war diätetisch, Fußbäder, Vermeidung erhitzender Speisen und Getränke u. s. w. Dieß habe ich eine Zeitlang beobachtet aber wieder eingestellt, als ich Magenschwäche spürte. Das Auge ist übrigens noch sehr empfindlich gegen üble Witterung: Sie haben ganz richtig bemerkt, daß diese vielen Einfluß darauf gehabt. In den ersten Wintermonaten habe ich mich in diesem Stücke ungewöhnlich viel ausgesetzt, besonders durch einen langen Weg an dem nebelichten Flusse hin, wann ich Vormittags zu meinem Schriftstecher ging. Jetzt nehme ich Miethwagen, was freylich keine geringe Ausgabe verursacht. Den Anfang des Übels spürte ich schon den Sommer in Bonn, ja ich kann mich von langer Zeit erinnern, daß das rechte Auge immer leicht ins Thränen gerieth. Nun ich hoffe, mit der guten Jahrszeit soll das Ungemach ganz gehoben seyn. Die Sehkraft hat nichts gelitten, und ich spüre nicht, daß die Arbeit an den Manuscripten mich im mindesten angreift Doch genug von diesem Krankheitsbericht, den Sie mir wohl als Arzt und als Freund verzeihen.
d. 28sten März. Liebster Freund, ich bin gestern unterbrochen worden, und der Brief würde auch heute nicht fortkommen, wenn ich alles schriebe [4] was ich mir vorgesetzt hatte. Leben Sie also heute so vorlieb. Nur noch dieß eine. Ich habe einen angenehmen Brief von Berlin bekommen, der Minister ist mit meinen Bemühungen zufrieden; das erfreulicheste ist aber, daß er davon spricht, einen Guß meiner Indischen Druckschriften für Berlin zu bestellen. Hieraus geht klar hervor, daß die Indische Druckerey, nebst mir, in Bonn bleiben wird. Die Druckerey für immer, ich wenigstens für einige Jahre. Ich hoffe noch manche schöne Stunden in Ihrem vertraulichen Umgange und wohlthätigem Gespräch zu verleben. Die herzlichsten Grüße an die Ihrigen. Leben Sie tausendmal wohl. Allernächstens hören Sie wieder von mir, u erhalten die neue Druckprobe, die sich ganz anders gewaschen hat, als die erste
Ewig der Ihrige
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