• Johanna Christiane Erdmuthe Schlegel an August Wilhelm von Schlegel

  • Absendeort: Hannover · Empfangsort: Rom · Datum: 02.05.1805
Editionsstatus: Neu transkribiert und ausgezeichnet; zweimal kollationiert
    Briefkopfdaten
  • Absender: Johanna Christiane Erdmuthe Schlegel
  • Empfänger: August Wilhelm von Schlegel
  • Absendeort: Hannover
  • Empfangsort: Rom
  • Datum: 02.05.1805
  • Anmerkung: Absende- und Empfangsort erschlossen.
    Handschrift
  • Datengeber: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: APP2712-Bd-5
  • Signatur: Mscr.Dresd.App.2712,B,18,20
  • Blatt-/Seitenzahl: 6 S. auf Doppelbl. u. 2 S., hs. m. U.
  • Format: 22,7 x 18,9 cm; 7,6 x 23 cm
  • Incipit: „[1] den 2 ten May
    1805.
    Mein Lieber Bester Sohn,
    Ich habe Deinen Lieben Brief von 27 ten Mertz, den 8 ten April [...]“
    Sprache
  • Deutsch
    Editorische Bearbeitung
  • Bamberg, Claudia
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[1] den 2 ten May
1805.
Mein Lieber Bester Sohn,
Ich habe Deinen Lieben Brief von 27 ten Mertz, den 8 ten April erhalten. Ich habe denselben mit vieler Rührung, und mit Danck gegen Gott gelesen, daß ich so eine glückliche Mutter bin die so gute Kinder hat. Ich habe es bewundert, wie Du als ein Junger Mann ohne solche Erfahrungen, Dir alle meine Leiden so lebhaft u richtig hast vorstellen könen. Ich dancke Dir recht hertzlich, für Deine Theilnahme u Liebe. Ich hätte gleich geschrieben u Dir nach Deinen Verlangen Nachricht von mir gegäben, ich wollte aber dem mir von Dir zugedachten Wächsel abwarten. Nachdem ich aber in Zeitung gelesen habe, daß man in Genf Besorgniße wegen anstenckender Kranckheiten gehabt hat, so fürchte ich wird itzo nichts daher kömmen könen. Wenn Du nur mein lieber Sohn, Deinen Liebevollen Zweck, mir zu Hilfe zu kommen nicht verfehlst, u wohl gar um das geld kömmst. Lache nicht darüber, ich verstehe von solchen Dingen nichts von. So bald noch was ankömmt gäbe ich Dir so gleich Nachricht, u Du bist so gut und meldest es mir auch, wie die Sache gegangen ist. Nun von mir. Ich bin so weit wieder her gestellt. Der Bruch ist vollkommen gut geheilt, das Bein ganz gerate, das Bein ist wie gewöhnlich noch geschwollen, u wird mit einer langen Bünde gebunden, daß wird wohl noch eine Zeitlang fort dauren, doch hat es sich schon etwas gegäben. Wenn ich nicht die hier algemein herschente Influenz über 5 Wochen gehabt hätte, so wäre ich des Beinbruchs wegen schon längst wieder hergestellt. Die fatale Kranckheit hatte mich sehr von Kräften gebracht, die auch noch nicht ganz wieder da sind, deshalb ich noch nicht wieder ausgegangen bin, es möchte wohl noch 14 Tage tauren ehe ich mich aus es wage, zu mal die Witterung noch rau ist. Ich gehe viel in der Stube herum, u nun fast immer ohne Kricken. Nun muß ich Dir doch erzählen wie ich zu [2] dem Unglück kam. Gewiß nicht aus Mangel an Sorgfallt. Schon seit 2 Jahren, habe ich immer mein Mädchen bey mir beym Ausgehn u faße die unter. Des Abens habe ich wohl noch eine Mansperson zum abholen gehabt u mich an beyde unter gefast. Dieses mal war es bey Tage vor den Eßen. Ich gehe aus Sorgfallt in Fahrwege, weil es mir da beßer vor kamm. Auf ein mal kömmt ein Wagen mit flichtigen Pferten, aus eine seiten Straße, in der Eil um nicht über gefahren zu werden, springe es hätte ein Finger breit gefehlt so wäre das Rath über mich gegangen. Wie ich fiehl war der Schmertz sehr groß, Mitleidige Leute hoben mich auf, worunter sich besonders ein Franzosen auszeignete. Bey dem Aufheben merckte ich gleich daß das bein gebrochen sey, es fiel hin u her. Es war das rechte Bein über den Enckel. Nun sagte ich alles selbst was geschähn sollte. Es muste ein Lehnstuhl gebracht werden, ich zeigte das Hauß wo ich wollte hin gebracht seyn. Nun Eilten alle meine Bekannte u Freunde auf der Nähe her bey um mir beizustehn. Ich ortnete alles selbst was geschähn sollte. nente den Wundartz dem ich haben wollte, die Wahl ist auch sehr glücklich geweßen, der brachte aber noch einen mit. Nun wurde ich in einer Scheese nach hauße getragen, in eine Zeit von einer Stunde war der Verband geschähn. Beyde Röhren waren ab, aber so gerate durch, keine Spxxter Spliter oder Wunde, daher ist die Heillung so gut vonstatten gegangen, u die Schmertzen erträglich geweßen. unter den verband blieb ich ganz munter u gut. Aber die Leiden blieben doch nicht außen. Der Schrecken hatte doch nicht gut auf mich gewirckt, ich bekam erbrechen, u Kränfe im unter leibe was ein paar Tage tauerte. Darauf kam bald, das erschräckliche Durchliegen. ob ich schon nur die Ersten 8 Tage Fieber hatte [3] aber ich muste wie angeschmietet liegen kaum alle 8 bis 10 Tage wurde mir das Bette gemacht, mit Hülfe von 4 Mannsleuten. Ich war wie Bley, u das Bein muste so geschont werden, daß hielt der Wundartzt selbst. Ach daß ist ein lieber mitleidiger Mann. Wir haben rechte Freundschafft zusammen gemacht. Nun ist alles so weit gottlob überstanden, bis auf Schwäche, aber alles wirckt noch aufs Bein, daß es mir etwas wehe thut nicht der Bruch, sondern das ganze Bein besonders Gemüthsbewegung, da habe ich vor 14 Tage eine recht große gehabt. Ach es wird Dir gewiß auch recht nahe gehn. Der gute Cruße in Braunschweig mein Pflege Sohn, ist an Nerfenfieber gestorben. Er war schwächlich, hatte einen sehr beschwerlichen Dienst, mit dem auch oft Vertruß verbunden war. er ist 36 Jahr alt geworden, verläst eine junge Frau, u 4 Kinder, wahrscheinlich ist sie wieder guter Hofnung. Vermögen ist da, etwan 10 bis 12000 r. die Näheren Umstände werde ich nächstens erfahren ich habe des halb an die M Gärtnern geschrieben. Daß Uhle Tot ist weist Du vieleicht aus der Zeitung. der Schlag hatte ihm auf der Kanzel geriehrt, er lebte aber noch 8 Wochen. Es sind itzo viele ansehnliche Stellen zu besetzen, mich soll es verlangen ob Moritz was bekömmt. Ich kriege so viel Angenehmes gesagt von den Herren Concistorialräthen über Moritz der als Superintent seines Gleichen nicht haben soll, aber als Pretiger hat er nicht viel Beyfall, u eine Schwachestimme. Carl ist auch in bestem Cretit. Er hat itzo die Arbeiten des ältesten Secretäres bekommen, nach dem Wolf gestorben ist, u muß sich bis 500 r. verbeßern. aber es wird itzo [4] nichts entschieden, doch muß es nun bald kommen, es ist schon über ein habes Jahr daß Carl die besere Einnahme hätte haben müßen. Julchen seine Frau hat sich nun schon über ein Jahr Mangnediciren laßen, ob es nun von der Cur ist daß sie etwas beßer ist, weiß ich nicht keinen rechten Glauben habe ich zu der Cur nicht, es kömt mir vor als wenn zu viel Aberglauben dabey wäre. Von Friedrich habe ich lange nichts gehört. Ich glaube etwan vor einen halben Jahre bekamm ich Briefe von Friedrich u besonders auch von ihr, wo sie mir meldet daß sie nun vörmlich getraut wären, u getauft wäre. Da schrieb sie in solchen Ausdrücken daß es mich sehr erfreute, u erbauete. auch Friedrich, beyde schrieben mir, daß Friedrich viel u nahe Hofnung hätte, in Kellen angesetzt zu werden. Da muß aber leyder nichts aus geworden seyn sonst hätten sie mir daß gewiß gemeldet. Caroline Rehberg ist vor kurtzen nach Holland gegangen bey den Graffen Benting, der 2 Töchter hat, aber nicht als Juwernante als Gesellschaffterin. Die Betingung sollen sehr Vortheilhaft seyn. Aber es ist von beyden Seyden was gewagt. die arme Caroline ist auf einen Auge blind u auch sonst kräncklich. Erstlich war der Blan daß sie mit den Bruder nach Idalien gehen wollte. Der Mahler ist viel herum gereist, zu letzt lange in England er ist itzo wieder hier, er hat die Schwester hin gebracht. bey seiner Mittelmäßigkeit, hat er hier Aufmercksammkeit genung erregt die Adlichen haben genung gelaufen [5] seine Sachen zu besehn. Nun fällt mir eben nichts bey was Dich intereßirte. Noch muß ich Dir rühmen, daß mir bey meinen Unfall recht viel Theil nahme Liebe und Freundschafft erzeigt ist. Besonders auch von meinen Kindern. Julchen hat sich über aus gut benomen, sie ist oft gekommen, mit Gefahr ihrer Gesundheit u hat mir viel Dieste geleistet. u der gute liebe Carl versäumt keinen Tag mich zu besuchen. die Erste Zeit wohl 3 mal des Tags, noch oft abens um 10 uhr.
Lottchen wollte 40 Meillen weit kommen u mich pflegen u warten. Was ich natürlich nicht an nahm. Es hat mir aber gar nicht an guter Pflege gefehlt. Nun auch noch etwas Klage, auf beßere Zeiten ist noch gar keine Hofnung. Wir haben wieder eine sehr drükente Kriegssteuer, ohne die schon lange getauerte Deceniumssteuer, u Inqwiliengeld u Kopfgeld. Die Steuer muß ich gäben von Dingen die ich zum Theil nicht bekomme. Das bischen Haußmüthe von meinen Witwenhauße habe ich eher aus klagen müßen nun hängt es wieder, die Müthe von Witwen Garten. Von meiner Pancion ist mir ein Virtel abgezogen, es heist man soll es noch bekommen. Durch den Tot des lieben Crusens ist mir auch noch eine Sorge mehr zu gewachsen. Zu Lottchens Aussteuer hatten wir von Crußen 300 r. gelehnt, die ich ihm auch als Witwe wieder bezahlt habe, bis auf [6] [leer] [7] 50 r. Der gute Cruße merckte wohl daß es mir hertzlich sauer wurde bey den Zeiten. Er schrieb mir also er verböthe es sich gäntzlich, bey meinen Lebzeiten den Rest ihm zu bezahlen, dereinst könnten es meine Kinder thun, aber nun haben sich die Dinge geändert, nun Gott wird mir durchhelfen, die Cur hat mir sehr viel gekostet. Ich muste auch gleich eine Person nehmen in Haußhalt u zur Pflege, mit der ich nicht zufrieden war. Ich werde müthe. Ich fürchte daß Du meine Schreiberey nicht lesen kannst, zu dem hat das Papier durch geschlagen. ich wollte doch gerne recht Dinnes nehmen. Nun lebe recht wohl gesund u glücklich. Entfiehl mich der Verehrungs Werthen Frau von Stahl gehorsamst. Ihre Theilnahme ist mir sehr werth geweßen. Deine Dich recht
hertzlich liebende
Mutter Schlegel
gestern nach dem ich den Brief geschloßen hatte, besuchte mich der Mahler Rehberg. Ich hätte ihm dem Brief mit gegeben, da er nun nach Rom zurike geht. Er macht aber einen Umweg über Wien, u daß wird wohl 4 Wochen tauern.
[8] [leer]
[9] Mein Lieber Sohn, noch ehe Dieser Brief abgeschickt wurde, kam der Wechsel bey einen hisigen Haubmann schon an, Carl hat gar keine Mühe davon gehabt, was mir auch sehr lieb war. Der Arme Carl sieht manchmal so erschöpft aus von der vielen Arbeit, daß es mich recht tauret. Er ist eigentliche der recht brauch bare beym Concistorio, daher wird ihm alles aufgetragen was von Wichtigkeit ist. Gutachten, u so w. und davor hat er bis itzo wenig gehabt, als vieles Lob über seine Vorzügliche Geschicklichkeit u Fleiß. Ich Begreife nicht; Wie er alles bestreitet. Außer daß er die Arbeiten eines Concistorialsecretärs hat, hat man ihm alle Kürchenproceße durchs ganze Land gegäben, versteht sich daß die besonders an hier bezahlt werte Außer dem hat er das Kürchenvermögen zu verwallden was wenigstens mit Täglicher Störung verbunden ist. Schriftsteller ist er auch. Sein Werck über das Han[10]översche kürchenrecht, hat ihm viel Ehre u Danck gebracht. der eine Concistorialrath hat ihm gesagt, er habe es immer zur seine Seide liegen. Nun ich wollte Dir eigentlich nochmals Dancken, vor Dein Ansehnliches Geschenck, daß mich nun auf geraume Zeit außer sorgen setzt. Ich dencke freylich viel damit aus zurichten. Crußen seinen Rest wenigsten halb davon zu bezahlen. Auf Michael. ziehe ich hier aus, daß wird mir was kosten. Wenn ich nur erst wieder Kräfte habe, so Arbeite ich auch um etwas zu verdinen. Ich habe mit meinen Mädchen geraume Zeit mit Nehen was verdient. um 4 Uhr des Morgens konnte man mich schon fünden daß ich nehte. Aber leyder die Frauensarbeiten sind mühselig u brüngen wenig. Nun noch mals lebe wohl
Mutter Schlegel.
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[1] den 2 ten May
1805.
Mein Lieber Bester Sohn,
Ich habe Deinen Lieben Brief von 27 ten Mertz, den 8 ten April erhalten. Ich habe denselben mit vieler Rührung, und mit Danck gegen Gott gelesen, daß ich so eine glückliche Mutter bin die so gute Kinder hat. Ich habe es bewundert, wie Du als ein Junger Mann ohne solche Erfahrungen, Dir alle meine Leiden so lebhaft u richtig hast vorstellen könen. Ich dancke Dir recht hertzlich, für Deine Theilnahme u Liebe. Ich hätte gleich geschrieben u Dir nach Deinen Verlangen Nachricht von mir gegäben, ich wollte aber dem mir von Dir zugedachten Wächsel abwarten. Nachdem ich aber in Zeitung gelesen habe, daß man in Genf Besorgniße wegen anstenckender Kranckheiten gehabt hat, so fürchte ich wird itzo nichts daher kömmen könen. Wenn Du nur mein lieber Sohn, Deinen Liebevollen Zweck, mir zu Hilfe zu kommen nicht verfehlst, u wohl gar um das geld kömmst. Lache nicht darüber, ich verstehe von solchen Dingen nichts von. So bald noch was ankömmt gäbe ich Dir so gleich Nachricht, u Du bist so gut und meldest es mir auch, wie die Sache gegangen ist. Nun von mir. Ich bin so weit wieder her gestellt. Der Bruch ist vollkommen gut geheilt, das Bein ganz gerate, das Bein ist wie gewöhnlich noch geschwollen, u wird mit einer langen Bünde gebunden, daß wird wohl noch eine Zeitlang fort dauren, doch hat es sich schon etwas gegäben. Wenn ich nicht die hier algemein herschente Influenz über 5 Wochen gehabt hätte, so wäre ich des Beinbruchs wegen schon längst wieder hergestellt. Die fatale Kranckheit hatte mich sehr von Kräften gebracht, die auch noch nicht ganz wieder da sind, deshalb ich noch nicht wieder ausgegangen bin, es möchte wohl noch 14 Tage tauren ehe ich mich aus es wage, zu mal die Witterung noch rau ist. Ich gehe viel in der Stube herum, u nun fast immer ohne Kricken. Nun muß ich Dir doch erzählen wie ich zu [2] dem Unglück kam. Gewiß nicht aus Mangel an Sorgfallt. Schon seit 2 Jahren, habe ich immer mein Mädchen bey mir beym Ausgehn u faße die unter. Des Abens habe ich wohl noch eine Mansperson zum abholen gehabt u mich an beyde unter gefast. Dieses mal war es bey Tage vor den Eßen. Ich gehe aus Sorgfallt in Fahrwege, weil es mir da beßer vor kamm. Auf ein mal kömmt ein Wagen mit flichtigen Pferten, aus eine seiten Straße, in der Eil um nicht über gefahren zu werden, springe es hätte ein Finger breit gefehlt so wäre das Rath über mich gegangen. Wie ich fiehl war der Schmertz sehr groß, Mitleidige Leute hoben mich auf, worunter sich besonders ein Franzosen auszeignete. Bey dem Aufheben merckte ich gleich daß das bein gebrochen sey, es fiel hin u her. Es war das rechte Bein über den Enckel. Nun sagte ich alles selbst was geschähn sollte. Es muste ein Lehnstuhl gebracht werden, ich zeigte das Hauß wo ich wollte hin gebracht seyn. Nun Eilten alle meine Bekannte u Freunde auf der Nähe her bey um mir beizustehn. Ich ortnete alles selbst was geschähn sollte. nente den Wundartz dem ich haben wollte, die Wahl ist auch sehr glücklich geweßen, der brachte aber noch einen mit. Nun wurde ich in einer Scheese nach hauße getragen, in eine Zeit von einer Stunde war der Verband geschähn. Beyde Röhren waren ab, aber so gerate durch, keine Spxxter Spliter oder Wunde, daher ist die Heillung so gut vonstatten gegangen, u die Schmertzen erträglich geweßen. unter den verband blieb ich ganz munter u gut. Aber die Leiden blieben doch nicht außen. Der Schrecken hatte doch nicht gut auf mich gewirckt, ich bekam erbrechen, u Kränfe im unter leibe was ein paar Tage tauerte. Darauf kam bald, das erschräckliche Durchliegen. ob ich schon nur die Ersten 8 Tage Fieber hatte [3] aber ich muste wie angeschmietet liegen kaum alle 8 bis 10 Tage wurde mir das Bette gemacht, mit Hülfe von 4 Mannsleuten. Ich war wie Bley, u das Bein muste so geschont werden, daß hielt der Wundartzt selbst. Ach daß ist ein lieber mitleidiger Mann. Wir haben rechte Freundschafft zusammen gemacht. Nun ist alles so weit gottlob überstanden, bis auf Schwäche, aber alles wirckt noch aufs Bein, daß es mir etwas wehe thut nicht der Bruch, sondern das ganze Bein besonders Gemüthsbewegung, da habe ich vor 14 Tage eine recht große gehabt. Ach es wird Dir gewiß auch recht nahe gehn. Der gute Cruße in Braunschweig mein Pflege Sohn, ist an Nerfenfieber gestorben. Er war schwächlich, hatte einen sehr beschwerlichen Dienst, mit dem auch oft Vertruß verbunden war. er ist 36 Jahr alt geworden, verläst eine junge Frau, u 4 Kinder, wahrscheinlich ist sie wieder guter Hofnung. Vermögen ist da, etwan 10 bis 12000 r. die Näheren Umstände werde ich nächstens erfahren ich habe des halb an die M Gärtnern geschrieben. Daß Uhle Tot ist weist Du vieleicht aus der Zeitung. der Schlag hatte ihm auf der Kanzel geriehrt, er lebte aber noch 8 Wochen. Es sind itzo viele ansehnliche Stellen zu besetzen, mich soll es verlangen ob Moritz was bekömmt. Ich kriege so viel Angenehmes gesagt von den Herren Concistorialräthen über Moritz der als Superintent seines Gleichen nicht haben soll, aber als Pretiger hat er nicht viel Beyfall, u eine Schwachestimme. Carl ist auch in bestem Cretit. Er hat itzo die Arbeiten des ältesten Secretäres bekommen, nach dem Wolf gestorben ist, u muß sich bis 500 r. verbeßern. aber es wird itzo [4] nichts entschieden, doch muß es nun bald kommen, es ist schon über ein habes Jahr daß Carl die besere Einnahme hätte haben müßen. Julchen seine Frau hat sich nun schon über ein Jahr Mangnediciren laßen, ob es nun von der Cur ist daß sie etwas beßer ist, weiß ich nicht keinen rechten Glauben habe ich zu der Cur nicht, es kömt mir vor als wenn zu viel Aberglauben dabey wäre. Von Friedrich habe ich lange nichts gehört. Ich glaube etwan vor einen halben Jahre bekamm ich Briefe von Friedrich u besonders auch von ihr, wo sie mir meldet daß sie nun vörmlich getraut wären, u getauft wäre. Da schrieb sie in solchen Ausdrücken daß es mich sehr erfreute, u erbauete. auch Friedrich, beyde schrieben mir, daß Friedrich viel u nahe Hofnung hätte, in Kellen angesetzt zu werden. Da muß aber leyder nichts aus geworden seyn sonst hätten sie mir daß gewiß gemeldet. Caroline Rehberg ist vor kurtzen nach Holland gegangen bey den Graffen Benting, der 2 Töchter hat, aber nicht als Juwernante als Gesellschaffterin. Die Betingung sollen sehr Vortheilhaft seyn. Aber es ist von beyden Seyden was gewagt. die arme Caroline ist auf einen Auge blind u auch sonst kräncklich. Erstlich war der Blan daß sie mit den Bruder nach Idalien gehen wollte. Der Mahler ist viel herum gereist, zu letzt lange in England er ist itzo wieder hier, er hat die Schwester hin gebracht. bey seiner Mittelmäßigkeit, hat er hier Aufmercksammkeit genung erregt die Adlichen haben genung gelaufen [5] seine Sachen zu besehn. Nun fällt mir eben nichts bey was Dich intereßirte. Noch muß ich Dir rühmen, daß mir bey meinen Unfall recht viel Theil nahme Liebe und Freundschafft erzeigt ist. Besonders auch von meinen Kindern. Julchen hat sich über aus gut benomen, sie ist oft gekommen, mit Gefahr ihrer Gesundheit u hat mir viel Dieste geleistet. u der gute liebe Carl versäumt keinen Tag mich zu besuchen. die Erste Zeit wohl 3 mal des Tags, noch oft abens um 10 uhr.
Lottchen wollte 40 Meillen weit kommen u mich pflegen u warten. Was ich natürlich nicht an nahm. Es hat mir aber gar nicht an guter Pflege gefehlt. Nun auch noch etwas Klage, auf beßere Zeiten ist noch gar keine Hofnung. Wir haben wieder eine sehr drükente Kriegssteuer, ohne die schon lange getauerte Deceniumssteuer, u Inqwiliengeld u Kopfgeld. Die Steuer muß ich gäben von Dingen die ich zum Theil nicht bekomme. Das bischen Haußmüthe von meinen Witwenhauße habe ich eher aus klagen müßen nun hängt es wieder, die Müthe von Witwen Garten. Von meiner Pancion ist mir ein Virtel abgezogen, es heist man soll es noch bekommen. Durch den Tot des lieben Crusens ist mir auch noch eine Sorge mehr zu gewachsen. Zu Lottchens Aussteuer hatten wir von Crußen 300 r. gelehnt, die ich ihm auch als Witwe wieder bezahlt habe, bis auf [6] [leer] [7] 50 r. Der gute Cruße merckte wohl daß es mir hertzlich sauer wurde bey den Zeiten. Er schrieb mir also er verböthe es sich gäntzlich, bey meinen Lebzeiten den Rest ihm zu bezahlen, dereinst könnten es meine Kinder thun, aber nun haben sich die Dinge geändert, nun Gott wird mir durchhelfen, die Cur hat mir sehr viel gekostet. Ich muste auch gleich eine Person nehmen in Haußhalt u zur Pflege, mit der ich nicht zufrieden war. Ich werde müthe. Ich fürchte daß Du meine Schreiberey nicht lesen kannst, zu dem hat das Papier durch geschlagen. ich wollte doch gerne recht Dinnes nehmen. Nun lebe recht wohl gesund u glücklich. Entfiehl mich der Verehrungs Werthen Frau von Stahl gehorsamst. Ihre Theilnahme ist mir sehr werth geweßen. Deine Dich recht
hertzlich liebende
Mutter Schlegel
gestern nach dem ich den Brief geschloßen hatte, besuchte mich der Mahler Rehberg. Ich hätte ihm dem Brief mit gegeben, da er nun nach Rom zurike geht. Er macht aber einen Umweg über Wien, u daß wird wohl 4 Wochen tauern.
[8] [leer]
[9] Mein Lieber Sohn, noch ehe Dieser Brief abgeschickt wurde, kam der Wechsel bey einen hisigen Haubmann schon an, Carl hat gar keine Mühe davon gehabt, was mir auch sehr lieb war. Der Arme Carl sieht manchmal so erschöpft aus von der vielen Arbeit, daß es mich recht tauret. Er ist eigentliche der recht brauch bare beym Concistorio, daher wird ihm alles aufgetragen was von Wichtigkeit ist. Gutachten, u so w. und davor hat er bis itzo wenig gehabt, als vieles Lob über seine Vorzügliche Geschicklichkeit u Fleiß. Ich Begreife nicht; Wie er alles bestreitet. Außer daß er die Arbeiten eines Concistorialsecretärs hat, hat man ihm alle Kürchenproceße durchs ganze Land gegäben, versteht sich daß die besonders an hier bezahlt werte Außer dem hat er das Kürchenvermögen zu verwallden was wenigstens mit Täglicher Störung verbunden ist. Schriftsteller ist er auch. Sein Werck über das Han[10]översche kürchenrecht, hat ihm viel Ehre u Danck gebracht. der eine Concistorialrath hat ihm gesagt, er habe es immer zur seine Seide liegen. Nun ich wollte Dir eigentlich nochmals Dancken, vor Dein Ansehnliches Geschenck, daß mich nun auf geraume Zeit außer sorgen setzt. Ich dencke freylich viel damit aus zurichten. Crußen seinen Rest wenigsten halb davon zu bezahlen. Auf Michael. ziehe ich hier aus, daß wird mir was kosten. Wenn ich nur erst wieder Kräfte habe, so Arbeite ich auch um etwas zu verdinen. Ich habe mit meinen Mädchen geraume Zeit mit Nehen was verdient. um 4 Uhr des Morgens konnte man mich schon fünden daß ich nehte. Aber leyder die Frauensarbeiten sind mühselig u brüngen wenig. Nun noch mals lebe wohl
Mutter Schlegel.
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