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$viewFile = '/var/www/awschlegel/version-04-20/app/View/Letters/view.ctp' $dataForView = array( 'html' => '[<span class="index-60 tp-23336 ">Braunschweig</span>] Donnerstag 5ten [‒6.] März [1801].<br>Ich will Dir nur diesen Abend noch ein weniges auf Deinen lieben langen materiellen, das heißt materienvollen Brief erwidern, denn wenn Morgen früh das Wetter und ich nicht gar zu schlimm sind, möcht ich selbst wegen Deines Auftrags zu <span class="index-4271 tp-23337 ">Vieweg</span> gehn. <span class="weight-bold ">Apropos</span>, ich habe mich schon sehr geängstigt, daß Du keinen Regenschirm hast und vielleicht nicht so klug bist darauf zu fallen, daß man sich einen kaufen kann. ‒<br>Sehr trostlos kam es mir vor, wie ich am lezten Postag nichts von Dir erhielt, aber ich gab mich darein nach gehöriger Überlegung und wartete um so eifriger auf heut, wo <span class="index-4207 tp-23338 ">Frau von Siersdorf</span> und der Briefträger zugleich kamen, und ich noch zwey Stunden länger warten muste.<br>Der Handel mit <span class="index-4592 tp-31081 ">dem Chamäläon</span> ist sehr kraus; was mir vollkommen darin einleuchtet, ist die Vermuthung wegen <span class="index-679 tp-23382 ">Meyer</span>; ich setze alle meine andern guten Freunde auf Eine Karte dafür, daß es sich so verhält. Was wilst Du? er gehört nun eben zu den schlechten guten Freunden, <span class="index-7014 tp-47001 ">von denen </span><span class="index-7014 tp-47001 index-2827 tp-23339 weight-bold ">Chamfort</span><span class="index-7014 tp-47001 "> spricht</span>, und ich habe mich ihrer gewiß nicht allein zu rühmen. Besuch ihn ja nicht, aber mit Iffland brich nicht ganz; es ist ja gar der Müh nicht werth. ‒ Vielleicht hätte <span class="index-48 tp-23383 ">Tiek</span> wirklich keine Notiz nehmen sollen; hätte sie dieses Durchschlüpfen insolenter gemacht, dann wären sie desto besser festzuhalten gewesen. ‒ Dein Brief ist recht schieds und friedsrichterlich und über die Sache hinweg, wie es sich geziemt. ‒ <span class="index-62 tp-23340 ">Schelling</span> hat mir den Abdruck von seiner Anzeige <span class="index-53 tp-23341 ">der Ehrenpforte</span> in <span class="index-3092 tp-23342 ">der </span><span class="index-3092 tp-23342 index-566 tp-23343 ">Erlanger</span><span class="index-3092 tp-23342 "> Zeitung</span> zugeschickt und beykommenden Brief von <span class="index-4224 tp-23344 ">Mehmel</span>. Sie haben ihm, wie Du daraus siehst, in aller Unanmaßlichkeit daran geändert und so die gehörige Gemeinheit hineingebracht; besonders protestirt er gegen das vertrocknete Zwerchfell. Übrigens ist ein recht freudiger Ausbruch von Wohlgefallen darin sichtbar, ohne eine Spur von Parteysucht. ‒ Man hat also, wie es scheint, die Ehrenpforte in <span class="index-15 tp-23345 ">Berlin</span> so dumm empfangen, daß <span class="index-43 tp-23346 ">Schleiermacher</span> mit dem ungünstigen Boden recht hatte?<br>Wilhelm, Wilhelm, laß Dich nicht gelüsten! von wegen <span class="index-71 tp-23347 ">Frölichs</span> gelinden Vorschlägen. <span class="index-38 tp-23348 ">Der Wieland</span> kostet Dir ein Viertheljahr Zeit und drey Monden im Sommer können Dir drey Gesänge vom <span class="index-582 tp-23349 ">Tristan</span> einbringen, der <span class="index-2690 tp-23373 ">den Oberon</span> am besten widerlegt. Bedenke, mein Freund, und laß es nicht immer wieder aus der Acht, sobald die Angel erscheint und sie Dich locken wollen.<br>Sehr lieb ist mir die Nachricht von <span class="index-56 tp-23350 ">Fr. Tieks</span> Zurückkunft und der Möglichkeit, daß er das Monument noch übernähme, er wird doch ein näheres Interresse daran gewinnen können, und es auch wohl noch im Sommer vollenden. Ich lasse mir jetzt einen neuen Rahmen um das Bild machen; den andern habe ich an <span class="index-1958 tp-47002 index-3350 tp-47003 ">Tischbeins</span> mitgeschickt, von denen noch keine Antwort da ist. Hat Tiek <span class="index-41 tp-23384 ">Deine Gedichte</span> schon gehört?<br>Lieber, ich habe <span class="index-4194 tp-23385 ">Tancred</span> und <span class="index-4382 tp-31024 ">Gismonda</span> übersetzt und muß es nur erst noch weiter ausbilden; es ist mir aber so sehr dabey aufgefallen, wie es mir an Grammatik fehlt, daß ich mir auf diesen Monat eine Stunde bey <span class="index-4383 tp-23387 ">dem Professor Köchy</span> nehmen werde, was schon eingerichtet ist, sonst wollte ich Dich gern um Deine Einwilligung dazu bitten. Es ist doch eine Stunde mehr, wo ich vergessen kann, daß im Dachstübchen kein Freund mehr für mich wohnt ‒ obwohl Du nicht denken mußt, daß ich so kleinlich im Entbehren verfahre. Das Dachstübchen hast Du Dir wohl fast wieder gewünscht, ehe es heimathlich in Deinem jetzigen großen kostbaren Gemach geworden ist.<br>Gute Nacht. Es regnet heftiglich.<br><br>Freytag früh [6. März].<br>Ich bin nicht im Stande auszugehn und habe an <span class="index-4271 tp-23388 ">Vieweg</span> zweckmäßigst geschrieben. ‒ Entsinnst Du Dich, daß <span class="index-679 tp-23389 ">Meyer</span> auf dessen Anfrage wegen <span class="index-4592 tp-31082 ">des Kamäleon</span> gänzlich geschwiegen hatte?<br>Lieber Freund, Du erwähnst <span class="index-389 tp-23351 ">Niethammers</span> Vorschlag wegen des Hauses so, daß ich ohne die ganz kleine Note, die ich kaum lesen kann ‒ denn ich bin noch nicht gewiß, ob es heißt: mein Plan mit Euch dünkt mich <span class="weight-bold ">recht</span> gut oder <span class="weight-bold ">nicht</span> gut ‒ nicht wissen würde, was ich damit machen sollte. Gewiß thu ich keine Schritte ohne Dich ‒ wie kannst Du es glauben? Ich habe blos Deinem Wink gefolgt, indem ich mit <span class="index-1929 tp-47004 ">Luisen</span> weiter über den Plan sprach. Aber Du mußt mir mehr sagen, lieber Wilhelm. Was ich Dir zu sagen habe, ist jetzt blos das ‒ ich kann niemals <span class="index-62 tp-23374 ">Schelling</span> als Freund verläugnen, aber auch in keinem Falle Eine Gränze überschreiten, über die wir einverstanden sind. Dies ist das erste und einzige Gelübd meines Lebens, und ich werde es halten, denn ich habe ihn angenommen in meiner Seele als den Bruder <span class="index-30 tp-23375 ">meines Kindes</span>.<br>Dadurch daß ein verrätherisches Geheimniß zwischen uns wegfält, gewinnt alles eine andre Gestalt, zuerst für uns selbst, und diese Sicherheit geht in die Umgebungen über. Ich glaube daher nach Jena gehn zu können.<br>Fällt es Dir nicht auf, daß mir <span class="index-8 tp-23376 ">Friedrich</span> nicht antwortet? Mangel an Zeit und dergl., Du fühlst es gewiß, kann in einem solchen Fall nicht gelten, und gegen mich nicht. Es wird ihm sehr schwer, und schwerer noch selbst, scheint es, als mein unwilliger Verdacht reichte. Er muß es sich selbst bewußt seyn, daß er mich hat unter einen Gesichtspunkt stellen wollen, dem sein eignes Innres widerspricht. Wenn er nicht bald antwortet, so wünsche ich, daß er Dir meinen Brief an ihn versiegelt zurückschickt, und werde Dich bitten es zu begehren.<br>Mein bester lieber Freund, ich will Dich nicht gern stören, aber Du mußt es nicht scheuen mir auch einmal aus dem Gemüth zu schreiben ‒ denn nicht wahr, es giebt doch ein Gemüth, ob Du schon die thörichte Leidenschaft verspottest?<br>Einige häusliche Anstalten würde ich im Voraus in Jena treffen müssen, wenn <span class="index-1929 tp-23377 ">Luise</span> mit mir geht, woran ich nicht mehr zweifle, da sie so gern will und <span class="index-4233 tp-23378 ">die Mutter</span> sich bessert. Was wegen Niethammers Anfrage zu verfügen, hast Du doch gethan? Wenn <span class="index-88 tp-23352 ">Schiller</span> seinen Garten nicht schon vermiethet hätte, wie [ich] zufällig erfuhr, so wäre ich dafür gewesen N. Anerbieten gleich anzunehmen.<br><span class="index-2880 tp-23393 ">Die Gotter</span> schreibt mir eben und legt Dir eine Angelegenheit nochmals ans Herz, denn sie hätte gehört, mit den Berliner Buchhändler sollte noch am meisten zu machen seyn. Sie hat noch eine andre wichtigere. <span class="index-4288 tp-23353 ">Cäcilens</span> Gesundheit ist sehr gut und ihre Fortschritte im Zeichnen nach <span class="index-4385 tp-23394 ">Dölls</span> Zeugniß so, daß sie es drauf wagen dürfe Portraitmahlerin zu werden. Nun hat sie die Idee Cäcile zu <span class="index-4232 tp-23395 weight-bold ">Krause</span> zu thun, weil alles andre zu viel kosten würde, demnächst etwa zu Tischbein. Rathe doch auch hierinn, zu helfen weiß ich nicht, denn ich weiß keinen Ort, wo ich sie zu mir nehmen könnte um ihre Wünsche zu erfüllen, von denen jetzt, wie die Mutter sehr ernstlich sagt, ihr ganzes künftiges Leben abhängt. ‒ Eine drolliche Neuigkeit steht in dem Brief; man behauptet, <span class="index-680 tp-23396 ">der Neapolitaner Tischbein</span> heyrathe <span class="index-4274 tp-23354 ">Mad. Glockenbringk</span>; sie ist Mannes und er Kind genug dazu. ‒ Wenn <span class="index-1351 tp-23355 ">Hirt</span> das geschrieben hat, so muß man ihn ja ordentlich einigermaßen respektiren.<br>Adieu, lieber lieber Wilhelm.<br><br>Freytag gegen Abend [6. März].<br><span class="index-62 tp-23356 ">Schelling</span> schreibt mir, daß „der arme Teufel <span class="index-4224 tp-23357 ">der Mehmel</span> mit <span class="index-3093 tp-23397 ">Meusel</span> über die Rezension <span class="index-53 tp-23358 ">der Ehrenpforte</span> Händel bekommen hat und sich wahrscheinlich beyde förmlich entzweyen werden“ und aus einer Anzeige sähe er, daß <span class="index-822 tp-23398 ">Merkel</span> auch schon davon Notiz genommen. ‒ S. ist mit <span class="index-42 tp-23359 ">Bernhardis</span> Anzeige in so fern nicht zufrieden, daß es fast aussähe, als fürchtete er, man möchte <span class="index-53 tp-23399 ">die Ehrenpforte</span> für ein Pasquill halten <span class="weight-bold ">können.</span> Tiek und auch die andern wären gar zu sehr auf dieses Volk, <span class="index-42 tp-23400 ">Bernhardi</span> hätte ordentlich einen gebildeten Sinn dafür, und es wäre sehr unter Tiek sich im mindesten mit M. gemein zu machen. ‒ Ich hatte Schelling das Stück Deines Briefes mit der Relation vom <span class="index-4592 tp-31083 ">Kamäleon</span> geschickt, weil auch dort so mancherley Gerüchte darüber gegangen sind. Er antwortet mir: „<span class="index-766 tp-23402 ">Schlegels</span> Brief hat mir viel Freude gemacht, er hat doch eine recht beneidenswerthe Regsamkeit, ist so ordentlich und doch thätig hinter allem drein, könt er mir nur davon abgeben!“<br>Den Brief an <span class="index-25 tp-23360 ">Iffland</span> hab ich übrigens in Händen behalten, aber sag mir doch, denn das bist Du mir noch schuldig geblieben, was fandest Du denn im Kamäleon, im <span class="weight-bold ">Corpus delicti</span> selber?<br>Ich wollte Dich noch benachrichtigen, daß ich heute <span class="index-4234 tp-23361 ">Mlle Faber</span>, nebst andern Aufträgen, bevollmächtigt habe, sich die Schlüssel zu allen Zimmern des Hauses, außer dem Deinigen, geben zu lassen, theils um rein machen lassen zu können, was etwa nicht rein ist, und den Alkoven ausweißen zu lassen, als auch die Fenster von Zeit zu Zeit zu öffnen um der Sonne heilsamen Eingang zu verschaffen. Man wird sie ihr doch nicht verweigern? Ich habe geschrieben, <span class="index-8 tp-23379 ">Dein Bruder</span> würde sie ihr geben.<br>Mit <span class="index-1929 tp-23403 ">Luisen</span> hab ich schon die schönsten Verabredungen zu einem kleinen und feinen Haushalt getroffen. Wir beyde wollen die Kosten gleich tragen, sie hat ihr Mädchen, ich meines ‒ Du solst uns beyden Kostgeld bezahlen. ‒ Wir werden gewiß recht sparsam seyn können ‒ aber hier schicke ich Dir meine Rechnung, siehe selbst zu, ob ich es in Braunschweig mehr seyn konnte. Nimm Dir eine Minute Zeit dazu.<br>Dann beherzige ferner: die 23 rh., welche ich zugelegt habe, bin ich hier noch schuldig ‒ ich muß sie also von den 10 <span class="weight-bold ">Louisdʼor</span>, die ich von <span class="index-2 tp-23362 ">Goettingen</span> aus zu erwarten habe, abziehn. Wenn ich also auch noch die 3 Louisʼdor von <span class="index-2762 tp-23381 ">Wiedemann</span> erhalte, die <span class="index-539 tp-23363 ">Cotta</span> ausgezahlt hat, so werde ich doch auf keine Weise weiter reichen als bis <span class="index-12 tp-23404 ">Jena</span>. Wolltest Du dann wohl gütig sorgen, daß ich dort einiges Geld vorfände? ‒ Eines scheint mir nöthig, daß ich bey meiner Ankunft <span class="index-4230 tp-23364 ">Succow</span> gleich bezahle, wenn es noch nicht geschehn ist. ‒ Ich fürchte sehr, daß es mit <span class="index-62 tp-47005 ">Friedrichs</span> Bezahlen hart her gehn wird. Er handelt nicht recht in manchen Dingen, so hat er sich von <span class="index-4335 tp-23365 ">Gabler</span> auch schon auf die Transcendentalphilosophie vorausbezahlen lassen, der noch kein Blatt davon gesehen hat. ‒ Wenn Du Dich jetzt mit ihm ins Reine gesezt hast, so must Du es zu bleiben suchen, denn er verläßt sich zu sehr auf die nie fehlenden Stützen; es bringt ihm selbst Nachtheil.<br>Zum zweitenmal heute Adieu, Gott befohlen! <span class="index-1928 tp-23366 ">Philipp</span> schreibt mir eben, daß mir seine Frau und Schwägerin bis <span class="index-4250 tp-23367 ">Zelle</span> entgegen kommen.<br><br>[Auf der Rückseite einer Mittheilung Viewegs, 6. März, der ein Anerbieten <span class="index-48 tp-23369 ">Tiecks</span> ablehnt.]<br>Hier ist <span class="index-4271 tp-23368 ">Viewegs</span> Antwort und ich muß sie für etwas mehr wie Vorwand halten, denn ich weiß, wie ers, aus Ursachen, mit <span class="index-523 tp-23371 ">dem </span><span class="index-523 tp-23371 weight-bold ">Fourcroy</span> treibt und daß er nicht allein hat einiges liegen lassen um ihn zu fördern, ZB. den <span class="index-3354 tp-23372 weight-bold ">Cuvier</span>, sondern dennoch die Pressen kaum den Übersetzern vorkommen können.', 'isaprint' => true, 'isnewtranslation' => false, 'statemsg' => 'betamsg13', 'cittitle' => '', 'description' => 'Caroline von Schelling an August Wilhelm von Schlegel am 5. [bis 6.] März [1801], Braunschweig', 'adressatort' => 'Unknown', 'absendeort' => 'Braunschweig <a class="gndmetadata" target="_blank" href="http://d-nb.info/gnd/42808-5">GND</a>', 'date' => '5. 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Was wilst Du? er gehört nun eben zu den schlechten guten Freunden, <span class="index-7014 tp-47001 ">von denen </span><span class="index-7014 tp-47001 index-2827 tp-23339 weight-bold ">Chamfort</span><span class="index-7014 tp-47001 "> spricht</span>, und ich habe mich ihrer gewiß nicht allein zu rühmen. 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Übrigens ist ein recht freudiger Ausbruch von Wohlgefallen darin sichtbar, ohne eine Spur von Parteysucht. ‒ Man hat also, wie es scheint, die Ehrenpforte in <span class="index-15 tp-23345 ">Berlin</span> so dumm empfangen, daß <span class="index-43 tp-23346 ">Schleiermacher</span> mit dem ungünstigen Boden recht hatte?<br>Wilhelm, Wilhelm, laß Dich nicht gelüsten! von wegen <span class="index-71 tp-23347 ">Frölichs</span> gelinden Vorschlägen. <span class="index-38 tp-23348 ">Der Wieland</span> kostet Dir ein Viertheljahr Zeit und drey Monden im Sommer können Dir drey Gesänge vom <span class="index-582 tp-23349 ">Tristan</span> einbringen, der <span class="index-2690 tp-23373 ">den Oberon</span> am besten widerlegt. Bedenke, mein Freund, und laß es nicht immer wieder aus der Acht, sobald die Angel erscheint und sie Dich locken wollen.<br>Sehr lieb ist mir die Nachricht von <span class="index-56 tp-23350 ">Fr. Tieks</span> Zurückkunft und der Möglichkeit, daß er das Monument noch übernähme, er wird doch ein näheres Interresse daran gewinnen können, und es auch wohl noch im Sommer vollenden. Ich lasse mir jetzt einen neuen Rahmen um das Bild machen; den andern habe ich an <span class="index-1958 tp-47002 index-3350 tp-47003 ">Tischbeins</span> mitgeschickt, von denen noch keine Antwort da ist. Hat Tiek <span class="index-41 tp-23384 ">Deine Gedichte</span> schon gehört?<br>Lieber, ich habe <span class="index-4194 tp-23385 ">Tancred</span> und <span class="index-4382 tp-31024 ">Gismonda</span> übersetzt und muß es nur erst noch weiter ausbilden; es ist mir aber so sehr dabey aufgefallen, wie es mir an Grammatik fehlt, daß ich mir auf diesen Monat eine Stunde bey <span class="index-4383 tp-23387 ">dem Professor Köchy</span> nehmen werde, was schon eingerichtet ist, sonst wollte ich Dich gern um Deine Einwilligung dazu bitten. Es ist doch eine Stunde mehr, wo ich vergessen kann, daß im Dachstübchen kein Freund mehr für mich wohnt ‒ obwohl Du nicht denken mußt, daß ich so kleinlich im Entbehren verfahre. Das Dachstübchen hast Du Dir wohl fast wieder gewünscht, ehe es heimathlich in Deinem jetzigen großen kostbaren Gemach geworden ist.<br>Gute Nacht. Es regnet heftiglich.<br><br>Freytag früh [6. März].<br>Ich bin nicht im Stande auszugehn und habe an <span class="index-4271 tp-23388 ">Vieweg</span> zweckmäßigst geschrieben. ‒ Entsinnst Du Dich, daß <span class="index-679 tp-23389 ">Meyer</span> auf dessen Anfrage wegen <span class="index-4592 tp-31082 ">des Kamäleon</span> gänzlich geschwiegen hatte?<br>Lieber Freund, Du erwähnst <span class="index-389 tp-23351 ">Niethammers</span> Vorschlag wegen des Hauses so, daß ich ohne die ganz kleine Note, die ich kaum lesen kann ‒ denn ich bin noch nicht gewiß, ob es heißt: mein Plan mit Euch dünkt mich <span class="weight-bold ">recht</span> gut oder <span class="weight-bold ">nicht</span> gut ‒ nicht wissen würde, was ich damit machen sollte. Gewiß thu ich keine Schritte ohne Dich ‒ wie kannst Du es glauben? Ich habe blos Deinem Wink gefolgt, indem ich mit <span class="index-1929 tp-47004 ">Luisen</span> weiter über den Plan sprach. Aber Du mußt mir mehr sagen, lieber Wilhelm. Was ich Dir zu sagen habe, ist jetzt blos das ‒ ich kann niemals <span class="index-62 tp-23374 ">Schelling</span> als Freund verläugnen, aber auch in keinem Falle Eine Gränze überschreiten, über die wir einverstanden sind. Dies ist das erste und einzige Gelübd meines Lebens, und ich werde es halten, denn ich habe ihn angenommen in meiner Seele als den Bruder <span class="index-30 tp-23375 ">meines Kindes</span>.<br>Dadurch daß ein verrätherisches Geheimniß zwischen uns wegfält, gewinnt alles eine andre Gestalt, zuerst für uns selbst, und diese Sicherheit geht in die Umgebungen über. Ich glaube daher nach Jena gehn zu können.<br>Fällt es Dir nicht auf, daß mir <span class="index-8 tp-23376 ">Friedrich</span> nicht antwortet? Mangel an Zeit und dergl., Du fühlst es gewiß, kann in einem solchen Fall nicht gelten, und gegen mich nicht. Es wird ihm sehr schwer, und schwerer noch selbst, scheint es, als mein unwilliger Verdacht reichte. Er muß es sich selbst bewußt seyn, daß er mich hat unter einen Gesichtspunkt stellen wollen, dem sein eignes Innres widerspricht. Wenn er nicht bald antwortet, so wünsche ich, daß er Dir meinen Brief an ihn versiegelt zurückschickt, und werde Dich bitten es zu begehren.<br>Mein bester lieber Freund, ich will Dich nicht gern stören, aber Du mußt es nicht scheuen mir auch einmal aus dem Gemüth zu schreiben ‒ denn nicht wahr, es giebt doch ein Gemüth, ob Du schon die thörichte Leidenschaft verspottest?<br>Einige häusliche Anstalten würde ich im Voraus in Jena treffen müssen, wenn <span class="index-1929 tp-23377 ">Luise</span> mit mir geht, woran ich nicht mehr zweifle, da sie so gern will und <span class="index-4233 tp-23378 ">die Mutter</span> sich bessert. Was wegen Niethammers Anfrage zu verfügen, hast Du doch gethan? Wenn <span class="index-88 tp-23352 ">Schiller</span> seinen Garten nicht schon vermiethet hätte, wie [ich] zufällig erfuhr, so wäre ich dafür gewesen N. Anerbieten gleich anzunehmen.<br><span class="index-2880 tp-23393 ">Die Gotter</span> schreibt mir eben und legt Dir eine Angelegenheit nochmals ans Herz, denn sie hätte gehört, mit den Berliner Buchhändler sollte noch am meisten zu machen seyn. Sie hat noch eine andre wichtigere. <span class="index-4288 tp-23353 ">Cäcilens</span> Gesundheit ist sehr gut und ihre Fortschritte im Zeichnen nach <span class="index-4385 tp-23394 ">Dölls</span> Zeugniß so, daß sie es drauf wagen dürfe Portraitmahlerin zu werden. Nun hat sie die Idee Cäcile zu <span class="index-4232 tp-23395 weight-bold ">Krause</span> zu thun, weil alles andre zu viel kosten würde, demnächst etwa zu Tischbein. Rathe doch auch hierinn, zu helfen weiß ich nicht, denn ich weiß keinen Ort, wo ich sie zu mir nehmen könnte um ihre Wünsche zu erfüllen, von denen jetzt, wie die Mutter sehr ernstlich sagt, ihr ganzes künftiges Leben abhängt. ‒ Eine drolliche Neuigkeit steht in dem Brief; man behauptet, <span class="index-680 tp-23396 ">der Neapolitaner Tischbein</span> heyrathe <span class="index-4274 tp-23354 ">Mad. Glockenbringk</span>; sie ist Mannes und er Kind genug dazu. ‒ Wenn <span class="index-1351 tp-23355 ">Hirt</span> das geschrieben hat, so muß man ihn ja ordentlich einigermaßen respektiren.<br>Adieu, lieber lieber Wilhelm.<br><br>Freytag gegen Abend [6. März].<br><span class="index-62 tp-23356 ">Schelling</span> schreibt mir, daß „der arme Teufel <span class="index-4224 tp-23357 ">der Mehmel</span> mit <span class="index-3093 tp-23397 ">Meusel</span> über die Rezension <span class="index-53 tp-23358 ">der Ehrenpforte</span> Händel bekommen hat und sich wahrscheinlich beyde förmlich entzweyen werden“ und aus einer Anzeige sähe er, daß <span class="index-822 tp-23398 ">Merkel</span> auch schon davon Notiz genommen. ‒ S. ist mit <span class="index-42 tp-23359 ">Bernhardis</span> Anzeige in so fern nicht zufrieden, daß es fast aussähe, als fürchtete er, man möchte <span class="index-53 tp-23399 ">die Ehrenpforte</span> für ein Pasquill halten <span class="weight-bold ">können.</span> Tiek und auch die andern wären gar zu sehr auf dieses Volk, <span class="index-42 tp-23400 ">Bernhardi</span> hätte ordentlich einen gebildeten Sinn dafür, und es wäre sehr unter Tiek sich im mindesten mit M. gemein zu machen. ‒ Ich hatte Schelling das Stück Deines Briefes mit der Relation vom <span class="index-4592 tp-31083 ">Kamäleon</span> geschickt, weil auch dort so mancherley Gerüchte darüber gegangen sind. Er antwortet mir: „<span class="index-766 tp-23402 ">Schlegels</span> Brief hat mir viel Freude gemacht, er hat doch eine recht beneidenswerthe Regsamkeit, ist so ordentlich und doch thätig hinter allem drein, könt er mir nur davon abgeben!“<br>Den Brief an <span class="index-25 tp-23360 ">Iffland</span> hab ich übrigens in Händen behalten, aber sag mir doch, denn das bist Du mir noch schuldig geblieben, was fandest Du denn im Kamäleon, im <span class="weight-bold ">Corpus delicti</span> selber?<br>Ich wollte Dich noch benachrichtigen, daß ich heute <span class="index-4234 tp-23361 ">Mlle Faber</span>, nebst andern Aufträgen, bevollmächtigt habe, sich die Schlüssel zu allen Zimmern des Hauses, außer dem Deinigen, geben zu lassen, theils um rein machen lassen zu können, was etwa nicht rein ist, und den Alkoven ausweißen zu lassen, als auch die Fenster von Zeit zu Zeit zu öffnen um der Sonne heilsamen Eingang zu verschaffen. Man wird sie ihr doch nicht verweigern? Ich habe geschrieben, <span class="index-8 tp-23379 ">Dein Bruder</span> würde sie ihr geben.<br>Mit <span class="index-1929 tp-23403 ">Luisen</span> hab ich schon die schönsten Verabredungen zu einem kleinen und feinen Haushalt getroffen. Wir beyde wollen die Kosten gleich tragen, sie hat ihr Mädchen, ich meines ‒ Du solst uns beyden Kostgeld bezahlen. ‒ Wir werden gewiß recht sparsam seyn können ‒ aber hier schicke ich Dir meine Rechnung, siehe selbst zu, ob ich es in Braunschweig mehr seyn konnte. Nimm Dir eine Minute Zeit dazu.<br>Dann beherzige ferner: die 23 rh., welche ich zugelegt habe, bin ich hier noch schuldig ‒ ich muß sie also von den 10 <span class="weight-bold ">Louisdʼor</span>, die ich von <span class="index-2 tp-23362 ">Goettingen</span> aus zu erwarten habe, abziehn. Wenn ich also auch noch die 3 Louisʼdor von <span class="index-2762 tp-23381 ">Wiedemann</span> erhalte, die <span class="index-539 tp-23363 ">Cotta</span> ausgezahlt hat, so werde ich doch auf keine Weise weiter reichen als bis <span class="index-12 tp-23404 ">Jena</span>. Wolltest Du dann wohl gütig sorgen, daß ich dort einiges Geld vorfände? ‒ Eines scheint mir nöthig, daß ich bey meiner Ankunft <span class="index-4230 tp-23364 ">Succow</span> gleich bezahle, wenn es noch nicht geschehn ist. ‒ Ich fürchte sehr, daß es mit <span class="index-62 tp-47005 ">Friedrichs</span> Bezahlen hart her gehn wird. Er handelt nicht recht in manchen Dingen, so hat er sich von <span class="index-4335 tp-23365 ">Gabler</span> auch schon auf die Transcendentalphilosophie vorausbezahlen lassen, der noch kein Blatt davon gesehen hat. ‒ Wenn Du Dich jetzt mit ihm ins Reine gesezt hast, so must Du es zu bleiben suchen, denn er verläßt sich zu sehr auf die nie fehlenden Stützen; es bringt ihm selbst Nachtheil.<br>Zum zweitenmal heute Adieu, Gott befohlen! <span class="index-1928 tp-23366 ">Philipp</span> schreibt mir eben, daß mir seine Frau und Schwägerin bis <span class="index-4250 tp-23367 ">Zelle</span> entgegen kommen.<br><br>[Auf der Rückseite einer Mittheilung Viewegs, 6. März, der ein Anerbieten <span class="index-48 tp-23369 ">Tiecks</span> ablehnt.]<br>Hier ist <span class="index-4271 tp-23368 ">Viewegs</span> Antwort und ich muß sie für etwas mehr wie Vorwand halten, denn ich weiß, wie ers, aus Ursachen, mit <span class="index-523 tp-23371 ">dem </span><span class="index-523 tp-23371 weight-bold ">Fourcroy</span> treibt und daß er nicht allein hat einiges liegen lassen um ihn zu fördern, ZB. den <span class="index-3354 tp-23372 weight-bold ">Cuvier</span>, sondern dennoch die Pressen kaum den Übersetzern vorkommen können.', '36_xml' => '<p>[<placeName key="60">Braunschweig</placeName>] Donnerstag 5ten [‒6.] März [1801].<lb/>Ich will Dir nur diesen Abend noch ein weniges auf Deinen lieben langen materiellen, das heißt materienvollen Brief erwidern, denn wenn Morgen früh das Wetter und ich nicht gar zu schlimm sind, möcht ich selbst wegen Deines Auftrags zu <persName key="4271">Vieweg</persName> gehn. <hi rend="weight:bold">Apropos</hi>, ich habe mich schon sehr geängstigt, daß Du keinen Regenschirm hast und vielleicht nicht so klug bist darauf zu fallen, daß man sich einen kaufen kann. ‒<lb/>Sehr trostlos kam es mir vor, wie ich am lezten Postag nichts von Dir erhielt, aber ich gab mich darein nach gehöriger Überlegung und wartete um so eifriger auf heut, wo <persName key="4207">Frau von Siersdorf</persName> und der Briefträger zugleich kamen, und ich noch zwey Stunden länger warten muste.<lb/>Der Handel mit <name key="4592" type="work">dem Chamäläon</name> ist sehr kraus; was mir vollkommen darin einleuchtet, ist die Vermuthung wegen <persName key="679">Meyer</persName>; ich setze alle meine andern guten Freunde auf Eine Karte dafür, daß es sich so verhält. 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Bedenke, mein Freund, und laß es nicht immer wieder aus der Acht, sobald die Angel erscheint und sie Dich locken wollen.<lb/>Sehr lieb ist mir die Nachricht von <persName key="56">Fr. Tieks</persName> Zurückkunft und der Möglichkeit, daß er das Monument noch übernähme, er wird doch ein näheres Interresse daran gewinnen können, und es auch wohl noch im Sommer vollenden. Ich lasse mir jetzt einen neuen Rahmen um das Bild machen; den andern habe ich an <persName key="1958"><persName key="3350">Tischbeins</persName></persName> mitgeschickt, von denen noch keine Antwort da ist. 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März].<lb/>Ich bin nicht im Stande auszugehn und habe an <persName key="4271">Vieweg</persName> zweckmäßigst geschrieben. ‒ Entsinnst Du Dich, daß <persName key="679">Meyer</persName> auf dessen Anfrage wegen <name key="4592" type="work">des Kamäleon</name> gänzlich geschwiegen hatte?<lb/>Lieber Freund, Du erwähnst <persName key="389">Niethammers</persName> Vorschlag wegen des Hauses so, daß ich ohne die ganz kleine Note, die ich kaum lesen kann ‒ denn ich bin noch nicht gewiß, ob es heißt: mein Plan mit Euch dünkt mich <hi rend="weight:bold">recht</hi> gut oder <hi rend="weight:bold">nicht</hi> gut ‒ nicht wissen würde, was ich damit machen sollte. Gewiß thu ich keine Schritte ohne Dich ‒ wie kannst Du es glauben? Ich habe blos Deinem Wink gefolgt, indem ich mit <persName key="1929">Luisen</persName> weiter über den Plan sprach. Aber Du mußt mir mehr sagen, lieber Wilhelm. Was ich Dir zu sagen habe, ist jetzt blos das ‒ ich kann niemals <persName key="62">Schelling</persName> als Freund verläugnen, aber auch in keinem Falle Eine Gränze überschreiten, über die wir einverstanden sind. Dies ist das erste und einzige Gelübd meines Lebens, und ich werde es halten, denn ich habe ihn angenommen in meiner Seele als den Bruder <persName key="30">meines Kindes</persName>.<lb/>Dadurch daß ein verrätherisches Geheimniß zwischen uns wegfält, gewinnt alles eine andre Gestalt, zuerst für uns selbst, und diese Sicherheit geht in die Umgebungen über. Ich glaube daher nach Jena gehn zu können.<lb/>Fällt es Dir nicht auf, daß mir <persName key="8">Friedrich</persName> nicht antwortet? Mangel an Zeit und dergl., Du fühlst es gewiß, kann in einem solchen Fall nicht gelten, und gegen mich nicht. Es wird ihm sehr schwer, und schwerer noch selbst, scheint es, als mein unwilliger Verdacht reichte. Er muß es sich selbst bewußt seyn, daß er mich hat unter einen Gesichtspunkt stellen wollen, dem sein eignes Innres widerspricht. Wenn er nicht bald antwortet, so wünsche ich, daß er Dir meinen Brief an ihn versiegelt zurückschickt, und werde Dich bitten es zu begehren.<lb/>Mein bester lieber Freund, ich will Dich nicht gern stören, aber Du mußt es nicht scheuen mir auch einmal aus dem Gemüth zu schreiben ‒ denn nicht wahr, es giebt doch ein Gemüth, ob Du schon die thörichte Leidenschaft verspottest?<lb/>Einige häusliche Anstalten würde ich im Voraus in Jena treffen müssen, wenn <persName key="1929">Luise</persName> mit mir geht, woran ich nicht mehr zweifle, da sie so gern will und <persName key="4233">die Mutter</persName> sich bessert. Was wegen Niethammers Anfrage zu verfügen, hast Du doch gethan? Wenn <persName key="88">Schiller</persName> seinen Garten nicht schon vermiethet hätte, wie [ich] zufällig erfuhr, so wäre ich dafür gewesen N. Anerbieten gleich anzunehmen.<lb/><persName key="2880">Die Gotter</persName> schreibt mir eben und legt Dir eine Angelegenheit nochmals ans Herz, denn sie hätte gehört, mit den Berliner Buchhändler sollte noch am meisten zu machen seyn. Sie hat noch eine andre wichtigere. <persName key="4288">Cäcilens</persName> Gesundheit ist sehr gut und ihre Fortschritte im Zeichnen nach <persName key="4385">Dölls</persName> Zeugniß so, daß sie es drauf wagen dürfe Portraitmahlerin zu werden. Nun hat sie die Idee Cäcile zu <persName key="4232"><hi rend="weight:bold">Krause</hi></persName> zu thun, weil alles andre zu viel kosten würde, demnächst etwa zu Tischbein. Rathe doch auch hierinn, zu helfen weiß ich nicht, denn ich weiß keinen Ort, wo ich sie zu mir nehmen könnte um ihre Wünsche zu erfüllen, von denen jetzt, wie die Mutter sehr ernstlich sagt, ihr ganzes künftiges Leben abhängt. ‒ Eine drolliche Neuigkeit steht in dem Brief; man behauptet, <persName key="680">der Neapolitaner Tischbein</persName> heyrathe <persName key="4274">Mad. Glockenbringk</persName>; sie ist Mannes und er Kind genug dazu. ‒ Wenn <persName key="1351">Hirt</persName> das geschrieben hat, so muß man ihn ja ordentlich einigermaßen respektiren.<lb/>Adieu, lieber lieber Wilhelm.<lb/><lb/>Freytag gegen Abend [6. März].<lb/><persName key="62">Schelling</persName> schreibt mir, daß „der arme Teufel <persName key="4224">der Mehmel</persName> mit <persName key="3093">Meusel</persName> über die Rezension <name key="53" type="work">der Ehrenpforte</name> Händel bekommen hat und sich wahrscheinlich beyde förmlich entzweyen werden“ und aus einer Anzeige sähe er, daß <persName key="822">Merkel</persName> auch schon davon Notiz genommen. ‒ S. ist mit <persName key="42">Bernhardis</persName> Anzeige in so fern nicht zufrieden, daß es fast aussähe, als fürchtete er, man möchte <name key="53" type="work">die Ehrenpforte</name> für ein Pasquill halten <hi rend="weight:bold">können.</hi> Tiek und auch die andern wären gar zu sehr auf dieses Volk, <persName key="42">Bernhardi</persName> hätte ordentlich einen gebildeten Sinn dafür, und es wäre sehr unter Tiek sich im mindesten mit M. gemein zu machen. ‒ Ich hatte Schelling das Stück Deines Briefes mit der Relation vom <name key="4592" type="work">Kamäleon</name> geschickt, weil auch dort so mancherley Gerüchte darüber gegangen sind. Er antwortet mir: „<persName key="766">Schlegels</persName> Brief hat mir viel Freude gemacht, er hat doch eine recht beneidenswerthe Regsamkeit, ist so ordentlich und doch thätig hinter allem drein, könt er mir nur davon abgeben!“<lb/>Den Brief an <persName key="25">Iffland</persName> hab ich übrigens in Händen behalten, aber sag mir doch, denn das bist Du mir noch schuldig geblieben, was fandest Du denn im Kamäleon, im <hi rend="weight:bold">Corpus delicti</hi> selber?<lb/>Ich wollte Dich noch benachrichtigen, daß ich heute <persName key="4234">Mlle Faber</persName>, nebst andern Aufträgen, bevollmächtigt habe, sich die Schlüssel zu allen Zimmern des Hauses, außer dem Deinigen, geben zu lassen, theils um rein machen lassen zu können, was etwa nicht rein ist, und den Alkoven ausweißen zu lassen, als auch die Fenster von Zeit zu Zeit zu öffnen um der Sonne heilsamen Eingang zu verschaffen. Man wird sie ihr doch nicht verweigern? Ich habe geschrieben, <persName key="8">Dein Bruder</persName> würde sie ihr geben.<lb/>Mit <persName key="1929">Luisen</persName> hab ich schon die schönsten Verabredungen zu einem kleinen und feinen Haushalt getroffen. Wir beyde wollen die Kosten gleich tragen, sie hat ihr Mädchen, ich meines ‒ Du solst uns beyden Kostgeld bezahlen. ‒ Wir werden gewiß recht sparsam seyn können ‒ aber hier schicke ich Dir meine Rechnung, siehe selbst zu, ob ich es in Braunschweig mehr seyn konnte. Nimm Dir eine Minute Zeit dazu.<lb/>Dann beherzige ferner: die 23 rh., welche ich zugelegt habe, bin ich hier noch schuldig ‒ ich muß sie also von den 10 <hi rend="weight:bold">Louisdʼor</hi>, die ich von <placeName key="2">Goettingen</placeName> aus zu erwarten habe, abziehn. Wenn ich also auch noch die 3 Louisʼdor von <persName key="2762">Wiedemann</persName> erhalte, die <persName key="539">Cotta</persName> ausgezahlt hat, so werde ich doch auf keine Weise weiter reichen als bis <placeName key="12">Jena</placeName>. Wolltest Du dann wohl gütig sorgen, daß ich dort einiges Geld vorfände? ‒ Eines scheint mir nöthig, daß ich bey meiner Ankunft <persName key="4230">Succow</persName> gleich bezahle, wenn es noch nicht geschehn ist. ‒ Ich fürchte sehr, daß es mit <persName key="62">Friedrichs</persName> Bezahlen hart her gehn wird. Er handelt nicht recht in manchen Dingen, so hat er sich von <persName key="4335">Gabler</persName> auch schon auf die Transcendentalphilosophie vorausbezahlen lassen, der noch kein Blatt davon gesehen hat. ‒ Wenn Du Dich jetzt mit ihm ins Reine gesezt hast, so must Du es zu bleiben suchen, denn er verläßt sich zu sehr auf die nie fehlenden Stützen; es bringt ihm selbst Nachtheil.<lb/>Zum zweitenmal heute Adieu, Gott befohlen! <persName key="1928">Philipp</persName> schreibt mir eben, daß mir seine Frau und Schwägerin bis <placeName key="4250">Zelle</placeName> entgegen kommen.<lb/><lb/>[Auf der Rückseite einer Mittheilung Viewegs, 6. März, der ein Anerbieten <persName key="48">Tiecks</persName> ablehnt.]<lb/>Hier ist <persName key="4271">Viewegs</persName> Antwort und ich muß sie für etwas mehr wie Vorwand halten, denn ich weiß, wie ers, aus Ursachen, mit <persName key="523">dem <hi rend="weight:bold">Fourcroy</hi></persName> treibt und daß er nicht allein hat einiges liegen lassen um ihn zu fördern, ZB. den <persName key="3354"><hi rend="weight:bold">Cuvier</hi></persName>, sondern dennoch die Pressen kaum den Übersetzern vorkommen können.</p>', '36_xml_standoff' => '[<anchor type="b" n="60" ana="10" xml:id="NidB23336"/>Braunschweig<anchor type="e" n="60" ana="10" xml:id="NidE23336"/>] Donnerstag 5ten [‒6.] März [1801].<lb/>Ich will Dir nur diesen Abend noch ein weniges auf Deinen lieben langen materiellen, das heißt materienvollen Brief erwidern, denn wenn Morgen früh das Wetter und ich nicht gar zu schlimm sind, möcht ich selbst wegen Deines Auftrags zu <anchor type="b" n="4271" ana="11" xml:id="NidB23337"/>Vieweg<anchor type="e" n="4271" ana="11" xml:id="NidE23337"/> gehn. <hi rend="weight:bold">Apropos</hi>, ich habe mich schon sehr geängstigt, daß Du keinen Regenschirm hast und vielleicht nicht so klug bist darauf zu fallen, daß man sich einen kaufen kann. ‒<lb/>Sehr trostlos kam es mir vor, wie ich am lezten Postag nichts von Dir erhielt, aber ich gab mich darein nach gehöriger Überlegung und wartete um so eifriger auf heut, wo <anchor type="b" n="4207" ana="11" xml:id="NidB23338"/>Frau von Siersdorf<anchor type="e" n="4207" ana="11" xml:id="NidE23338"/> und der Briefträger zugleich kamen, und ich noch zwey Stunden länger warten muste.<lb/>Der Handel mit <anchor type="b" n="4592" ana="12" xml:id="NidB31081"/>dem Chamäläon<anchor type="e" n="4592" ana="12" xml:id="NidE31081"/> ist sehr kraus; was mir vollkommen darin einleuchtet, ist die Vermuthung wegen <anchor type="b" n="679" ana="11" xml:id="NidB23382"/>Meyer<anchor type="e" n="679" ana="11" xml:id="NidE23382"/>; ich setze alle meine andern guten Freunde auf Eine Karte dafür, daß es sich so verhält. Was wilst Du? er gehört nun eben zu den schlechten guten Freunden, <anchor type="b" n="7014" ana="12" xml:id="NidB47001"/>von denen <anchor type="b" n="2827" ana="11" xml:id="NidB23339"/><hi rend="weight:bold">Chamfort</hi><anchor type="e" n="2827" ana="11" xml:id="NidE23339"/> spricht<anchor type="e" n="7014" ana="12" xml:id="NidE47001"/>, und ich habe mich ihrer gewiß nicht allein zu rühmen. Besuch ihn ja nicht, aber mit Iffland brich nicht ganz; es ist ja gar der Müh nicht werth. ‒ Vielleicht hätte <anchor type="b" n="48" ana="11" xml:id="NidB23383"/>Tiek<anchor type="e" n="48" ana="11" xml:id="NidE23383"/> wirklich keine Notiz nehmen sollen; hätte sie dieses Durchschlüpfen insolenter gemacht, dann wären sie desto besser festzuhalten gewesen. ‒ Dein Brief ist recht schieds und friedsrichterlich und über die Sache hinweg, wie es sich geziemt. ‒ <anchor type="b" n="62" ana="11" xml:id="NidB23340"/>Schelling<anchor type="e" n="62" ana="11" xml:id="NidE23340"/> hat mir den Abdruck von seiner Anzeige <anchor type="b" n="53" ana="12" xml:id="NidB23341"/>der Ehrenpforte<anchor type="e" n="53" ana="12" xml:id="NidE23341"/> in <anchor type="b" n="3092" ana="13" xml:id="NidB23342"/>der <anchor type="b" n="566" ana="10" xml:id="NidB23343"/>Erlanger<anchor type="e" n="566" ana="10" xml:id="NidE23343"/> Zeitung<anchor type="e" n="3092" ana="13" xml:id="NidE23342"/> zugeschickt und beykommenden Brief von <anchor type="b" n="4224" ana="11" xml:id="NidB23344"/>Mehmel<anchor type="e" n="4224" ana="11" xml:id="NidE23344"/>. Sie haben ihm, wie Du daraus siehst, in aller Unanmaßlichkeit daran geändert und so die gehörige Gemeinheit hineingebracht; besonders protestirt er gegen das vertrocknete Zwerchfell. Übrigens ist ein recht freudiger Ausbruch von Wohlgefallen darin sichtbar, ohne eine Spur von Parteysucht. ‒ Man hat also, wie es scheint, die Ehrenpforte in <anchor type="b" n="15" ana="10" xml:id="NidB23345"/>Berlin<anchor type="e" n="15" ana="10" xml:id="NidE23345"/> so dumm empfangen, daß <anchor type="b" n="43" ana="11" xml:id="NidB23346"/>Schleiermacher<anchor type="e" n="43" ana="11" xml:id="NidE23346"/> mit dem ungünstigen Boden recht hatte?<lb/>Wilhelm, Wilhelm, laß Dich nicht gelüsten! von wegen <anchor type="b" n="71" ana="11" xml:id="NidB23347"/>Frölichs<anchor type="e" n="71" ana="11" xml:id="NidE23347"/> gelinden Vorschlägen. <anchor type="b" n="38" ana="11" xml:id="NidB23348"/>Der Wieland<anchor type="e" n="38" ana="11" xml:id="NidE23348"/> kostet Dir ein Viertheljahr Zeit und drey Monden im Sommer können Dir drey Gesänge vom <anchor type="b" n="582" ana="12" xml:id="NidB23349"/>Tristan<anchor type="e" n="582" ana="12" xml:id="NidE23349"/> einbringen, der <anchor type="b" n="2690" ana="12" xml:id="NidB23373"/>den Oberon<anchor type="e" n="2690" ana="12" xml:id="NidE23373"/> am besten widerlegt. Bedenke, mein Freund, und laß es nicht immer wieder aus der Acht, sobald die Angel erscheint und sie Dich locken wollen.<lb/>Sehr lieb ist mir die Nachricht von <anchor type="b" n="56" ana="11" xml:id="NidB23350"/>Fr. Tieks<anchor type="e" n="56" ana="11" xml:id="NidE23350"/> Zurückkunft und der Möglichkeit, daß er das Monument noch übernähme, er wird doch ein näheres Interresse daran gewinnen können, und es auch wohl noch im Sommer vollenden. Ich lasse mir jetzt einen neuen Rahmen um das Bild machen; den andern habe ich an <anchor type="b" n="1958" ana="11" xml:id="NidB47002"/><anchor type="b" n="3350" ana="11" xml:id="NidB47003"/>Tischbeins<anchor type="e" n="3350" ana="11" xml:id="NidE47003"/><anchor type="e" n="1958" ana="11" xml:id="NidE47002"/> mitgeschickt, von denen noch keine Antwort da ist. Hat Tiek <anchor type="b" n="41" ana="12" xml:id="NidB23384"/>Deine Gedichte<anchor type="e" n="41" ana="12" xml:id="NidE23384"/> schon gehört?<lb/>Lieber, ich habe <anchor type="b" n="4194" ana="12" xml:id="NidB23385"/>Tancred<anchor type="e" n="4194" ana="12" xml:id="NidE23385"/> und <anchor type="b" n="4382" ana="12" xml:id="NidB31024"/>Gismonda<anchor type="e" n="4382" ana="12" xml:id="NidE31024"/> übersetzt und muß es nur erst noch weiter ausbilden; es ist mir aber so sehr dabey aufgefallen, wie es mir an Grammatik fehlt, daß ich mir auf diesen Monat eine Stunde bey <anchor type="b" n="4383" ana="11" xml:id="NidB23387"/>dem Professor Köchy<anchor type="e" n="4383" ana="11" xml:id="NidE23387"/> nehmen werde, was schon eingerichtet ist, sonst wollte ich Dich gern um Deine Einwilligung dazu bitten. Es ist doch eine Stunde mehr, wo ich vergessen kann, daß im Dachstübchen kein Freund mehr für mich wohnt ‒ obwohl Du nicht denken mußt, daß ich so kleinlich im Entbehren verfahre. Das Dachstübchen hast Du Dir wohl fast wieder gewünscht, ehe es heimathlich in Deinem jetzigen großen kostbaren Gemach geworden ist.<lb/>Gute Nacht. Es regnet heftiglich.<lb/><lb/>Freytag früh [6. März].<lb/>Ich bin nicht im Stande auszugehn und habe an <anchor type="b" n="4271" ana="11" xml:id="NidB23388"/>Vieweg<anchor type="e" n="4271" ana="11" xml:id="NidE23388"/> zweckmäßigst geschrieben. ‒ Entsinnst Du Dich, daß <anchor type="b" n="679" ana="11" xml:id="NidB23389"/>Meyer<anchor type="e" n="679" ana="11" xml:id="NidE23389"/> auf dessen Anfrage wegen <anchor type="b" n="4592" ana="12" xml:id="NidB31082"/>des Kamäleon<anchor type="e" n="4592" ana="12" xml:id="NidE31082"/> gänzlich geschwiegen hatte?<lb/>Lieber Freund, Du erwähnst <anchor type="b" n="389" ana="11" xml:id="NidB23351"/>Niethammers<anchor type="e" n="389" ana="11" xml:id="NidE23351"/> Vorschlag wegen des Hauses so, daß ich ohne die ganz kleine Note, die ich kaum lesen kann ‒ denn ich bin noch nicht gewiß, ob es heißt: mein Plan mit Euch dünkt mich <hi rend="weight:bold">recht</hi> gut oder <hi rend="weight:bold">nicht</hi> gut ‒ nicht wissen würde, was ich damit machen sollte. Gewiß thu ich keine Schritte ohne Dich ‒ wie kannst Du es glauben? Ich habe blos Deinem Wink gefolgt, indem ich mit <anchor type="b" n="1929" ana="11" xml:id="NidB47004"/>Luisen<anchor type="e" n="1929" ana="11" xml:id="NidE47004"/> weiter über den Plan sprach. Aber Du mußt mir mehr sagen, lieber Wilhelm. Was ich Dir zu sagen habe, ist jetzt blos das ‒ ich kann niemals <anchor type="b" n="62" ana="11" xml:id="NidB23374"/>Schelling<anchor type="e" n="62" ana="11" xml:id="NidE23374"/> als Freund verläugnen, aber auch in keinem Falle Eine Gränze überschreiten, über die wir einverstanden sind. Dies ist das erste und einzige Gelübd meines Lebens, und ich werde es halten, denn ich habe ihn angenommen in meiner Seele als den Bruder <anchor type="b" n="30" ana="11" xml:id="NidB23375"/>meines Kindes<anchor type="e" n="30" ana="11" xml:id="NidE23375"/>.<lb/>Dadurch daß ein verrätherisches Geheimniß zwischen uns wegfält, gewinnt alles eine andre Gestalt, zuerst für uns selbst, und diese Sicherheit geht in die Umgebungen über. Ich glaube daher nach Jena gehn zu können.<lb/>Fällt es Dir nicht auf, daß mir <anchor type="b" n="8" ana="11" xml:id="NidB23376"/>Friedrich<anchor type="e" n="8" ana="11" xml:id="NidE23376"/> nicht antwortet? Mangel an Zeit und dergl., Du fühlst es gewiß, kann in einem solchen Fall nicht gelten, und gegen mich nicht. Es wird ihm sehr schwer, und schwerer noch selbst, scheint es, als mein unwilliger Verdacht reichte. Er muß es sich selbst bewußt seyn, daß er mich hat unter einen Gesichtspunkt stellen wollen, dem sein eignes Innres widerspricht. Wenn er nicht bald antwortet, so wünsche ich, daß er Dir meinen Brief an ihn versiegelt zurückschickt, und werde Dich bitten es zu begehren.<lb/>Mein bester lieber Freund, ich will Dich nicht gern stören, aber Du mußt es nicht scheuen mir auch einmal aus dem Gemüth zu schreiben ‒ denn nicht wahr, es giebt doch ein Gemüth, ob Du schon die thörichte Leidenschaft verspottest?<lb/>Einige häusliche Anstalten würde ich im Voraus in Jena treffen müssen, wenn <anchor type="b" n="1929" ana="11" xml:id="NidB23377"/>Luise<anchor type="e" n="1929" ana="11" xml:id="NidE23377"/> mit mir geht, woran ich nicht mehr zweifle, da sie so gern will und <anchor type="b" n="4233" ana="11" xml:id="NidB23378"/>die Mutter<anchor type="e" n="4233" ana="11" xml:id="NidE23378"/> sich bessert. Was wegen Niethammers Anfrage zu verfügen, hast Du doch gethan? 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Glockenbringk<anchor type="e" n="4274" ana="11" xml:id="NidE23354"/>; sie ist Mannes und er Kind genug dazu. ‒ Wenn <anchor type="b" n="1351" ana="11" xml:id="NidB23355"/>Hirt<anchor type="e" n="1351" ana="11" xml:id="NidE23355"/> das geschrieben hat, so muß man ihn ja ordentlich einigermaßen respektiren.<lb/>Adieu, lieber lieber Wilhelm.<lb/><lb/>Freytag gegen Abend [6. März].<lb/><anchor type="b" n="62" ana="11" xml:id="NidB23356"/>Schelling<anchor type="e" n="62" ana="11" xml:id="NidE23356"/> schreibt mir, daß „der arme Teufel <anchor type="b" n="4224" ana="11" xml:id="NidB23357"/>der Mehmel<anchor type="e" n="4224" ana="11" xml:id="NidE23357"/> mit <anchor type="b" n="3093" ana="11" xml:id="NidB23397"/>Meusel<anchor type="e" n="3093" ana="11" xml:id="NidE23397"/> über die Rezension <anchor type="b" n="53" ana="12" xml:id="NidB23358"/>der Ehrenpforte<anchor type="e" n="53" ana="12" xml:id="NidE23358"/> Händel bekommen hat und sich wahrscheinlich beyde förmlich entzweyen werden“ und aus einer Anzeige sähe er, daß <anchor type="b" n="822" ana="11" xml:id="NidB23398"/>Merkel<anchor type="e" n="822" ana="11" xml:id="NidE23398"/> auch schon davon Notiz genommen. ‒ S. ist mit <anchor type="b" n="42" ana="11" xml:id="NidB23359"/>Bernhardis<anchor type="e" n="42" ana="11" xml:id="NidE23359"/> Anzeige in so fern nicht zufrieden, daß es fast aussähe, als fürchtete er, man möchte <anchor type="b" n="53" ana="12" xml:id="NidB23399"/>die Ehrenpforte<anchor type="e" n="53" ana="12" xml:id="NidE23399"/> für ein Pasquill halten <hi rend="weight:bold">können.</hi> Tiek und auch die andern wären gar zu sehr auf dieses Volk, <anchor type="b" n="42" ana="11" xml:id="NidB23400"/>Bernhardi<anchor type="e" n="42" ana="11" xml:id="NidE23400"/> hätte ordentlich einen gebildeten Sinn dafür, und es wäre sehr unter Tiek sich im mindesten mit M. gemein zu machen. ‒ Ich hatte Schelling das Stück Deines Briefes mit der Relation vom <anchor type="b" n="4592" ana="12" xml:id="NidB31083"/>Kamäleon<anchor type="e" n="4592" ana="12" xml:id="NidE31083"/> geschickt, weil auch dort so mancherley Gerüchte darüber gegangen sind. Er antwortet mir: „<anchor type="b" n="766" ana="11" xml:id="NidB23402"/>Schlegels<anchor type="e" n="766" ana="11" xml:id="NidE23402"/> Brief hat mir viel Freude gemacht, er hat doch eine recht beneidenswerthe Regsamkeit, ist so ordentlich und doch thätig hinter allem drein, könt er mir nur davon abgeben!“<lb/>Den Brief an <anchor type="b" n="25" ana="11" xml:id="NidB23360"/>Iffland<anchor type="e" n="25" ana="11" xml:id="NidE23360"/> hab ich übrigens in Händen behalten, aber sag mir doch, denn das bist Du mir noch schuldig geblieben, was fandest Du denn im Kamäleon, im <hi rend="weight:bold">Corpus delicti</hi> selber?<lb/>Ich wollte Dich noch benachrichtigen, daß ich heute <anchor type="b" n="4234" ana="11" xml:id="NidB23361"/>Mlle Faber<anchor type="e" n="4234" ana="11" xml:id="NidE23361"/>, nebst andern Aufträgen, bevollmächtigt habe, sich die Schlüssel zu allen Zimmern des Hauses, außer dem Deinigen, geben zu lassen, theils um rein machen lassen zu können, was etwa nicht rein ist, und den Alkoven ausweißen zu lassen, als auch die Fenster von Zeit zu Zeit zu öffnen um der Sonne heilsamen Eingang zu verschaffen. Man wird sie ihr doch nicht verweigern? Ich habe geschrieben, <anchor type="b" n="8" ana="11" xml:id="NidB23379"/>Dein Bruder<anchor type="e" n="8" ana="11" xml:id="NidE23379"/> würde sie ihr geben.<lb/>Mit <anchor type="b" n="1929" ana="11" xml:id="NidB23403"/>Luisen<anchor type="e" n="1929" ana="11" xml:id="NidE23403"/> hab ich schon die schönsten Verabredungen zu einem kleinen und feinen Haushalt getroffen. Wir beyde wollen die Kosten gleich tragen, sie hat ihr Mädchen, ich meines ‒ Du solst uns beyden Kostgeld bezahlen. ‒ Wir werden gewiß recht sparsam seyn können ‒ aber hier schicke ich Dir meine Rechnung, siehe selbst zu, ob ich es in Braunschweig mehr seyn konnte. Nimm Dir eine Minute Zeit dazu.<lb/>Dann beherzige ferner: die 23 rh., welche ich zugelegt habe, bin ich hier noch schuldig ‒ ich muß sie also von den 10 <hi rend="weight:bold">Louisdʼor</hi>, die ich von <anchor type="b" n="2" ana="10" xml:id="NidB23362"/>Goettingen<anchor type="e" n="2" ana="10" xml:id="NidE23362"/> aus zu erwarten habe, abziehn. Wenn ich also auch noch die 3 Louisʼdor von <anchor type="b" n="2762" ana="11" xml:id="NidB23381"/>Wiedemann<anchor type="e" n="2762" ana="11" xml:id="NidE23381"/> erhalte, die <anchor type="b" n="539" ana="11" xml:id="NidB23363"/>Cotta<anchor type="e" n="539" ana="11" xml:id="NidE23363"/> ausgezahlt hat, so werde ich doch auf keine Weise weiter reichen als bis <anchor type="b" n="12" ana="10" xml:id="NidB23404"/>Jena<anchor type="e" n="12" ana="10" xml:id="NidE23404"/>. Wolltest Du dann wohl gütig sorgen, daß ich dort einiges Geld vorfände? ‒ Eines scheint mir nöthig, daß ich bey meiner Ankunft <anchor type="b" n="4230" ana="11" xml:id="NidB23364"/>Succow<anchor type="e" n="4230" ana="11" xml:id="NidE23364"/> gleich bezahle, wenn es noch nicht geschehn ist. ‒ Ich fürchte sehr, daß es mit <anchor type="b" n="62" ana="11" xml:id="NidB47005"/>Friedrichs<anchor type="e" n="62" ana="11" xml:id="NidE47005"/> Bezahlen hart her gehn wird. Er handelt nicht recht in manchen Dingen, so hat er sich von <anchor type="b" n="4335" ana="11" xml:id="NidB23365"/>Gabler<anchor type="e" n="4335" ana="11" xml:id="NidE23365"/> auch schon auf die Transcendentalphilosophie vorausbezahlen lassen, der noch kein Blatt davon gesehen hat. ‒ Wenn Du Dich jetzt mit ihm ins Reine gesezt hast, so must Du es zu bleiben suchen, denn er verläßt sich zu sehr auf die nie fehlenden Stützen; es bringt ihm selbst Nachtheil.<lb/>Zum zweitenmal heute Adieu, Gott befohlen! <anchor type="b" n="1928" ana="11" xml:id="NidB23366"/>Philipp<anchor type="e" n="1928" ana="11" xml:id="NidE23366"/> schreibt mir eben, daß mir seine Frau und Schwägerin bis <anchor type="b" n="4250" ana="10" xml:id="NidB23367"/>Zelle<anchor type="e" n="4250" ana="10" xml:id="NidE23367"/> entgegen kommen.<lb/><lb/>[Auf der Rückseite einer Mittheilung Viewegs, 6. März, der ein Anerbieten <anchor type="b" n="48" ana="11" xml:id="NidB23369"/>Tiecks<anchor type="e" n="48" ana="11" xml:id="NidE23369"/> ablehnt.]<lb/>Hier ist <anchor type="b" n="4271" ana="11" xml:id="NidB23368"/>Viewegs<anchor type="e" n="4271" ana="11" xml:id="NidE23368"/> Antwort und ich muß sie für etwas mehr wie Vorwand halten, denn ich weiß, wie ers, aus Ursachen, mit <anchor type="b" n="523" ana="11" xml:id="NidB23371"/>dem <hi rend="weight:bold">Fourcroy</hi><anchor type="e" n="523" ana="11" xml:id="NidE23371"/> treibt und daß er nicht allein hat einiges liegen lassen um ihn zu fördern, ZB. den <anchor type="b" n="3354" ana="11" xml:id="NidB23372"/><hi rend="weight:bold">Cuvier</hi><anchor type="e" n="3354" ana="11" xml:id="NidE23372"/>, sondern dennoch die Pressen kaum den Übersetzern vorkommen können.', '36_datengeber' => 'Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek', '36_purl' => '370516575', '36_briefid' => '370516575_CSchellinganAWS_0506031801', '36_absenderort' => array( (int) 0 => array( [maximum depth reached] ) ), '36_absender' => array( (int) 0 => array( [maximum depth reached] ) ), '36_adressat' => array( (int) 0 => array( [maximum depth reached] ) ), '36_leitd' => 'Schelling, Caroline von: Briefe aus der Frühromantik. 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weniges auf Deinen lieben langen materiellen, das heißt materienvollen Brief erwidern, denn wenn Morgen früh das Wetter und ich nicht gar zu schlimm sind, möcht ich selbst wegen Deines Auftrags zu <span class="index-4271 tp-23337 ">Vieweg</span> gehn. <span class="weight-bold ">Apropos</span>, ich habe mich schon sehr geängstigt, daß Du keinen Regenschirm hast und vielleicht nicht so klug bist darauf zu fallen, daß man sich einen kaufen kann. ‒<br>Sehr trostlos kam es mir vor, wie ich am lezten Postag nichts von Dir erhielt, aber ich gab mich darein nach gehöriger Überlegung und wartete um so eifriger auf heut, wo <span class="index-4207 tp-23338 ">Frau von Siersdorf</span> und der Briefträger zugleich kamen, und ich noch zwey Stunden länger warten muste.<br>Der Handel mit <span class="index-4592 tp-31081 ">dem Chamäläon</span> ist sehr kraus; was mir vollkommen darin einleuchtet, ist die Vermuthung wegen <span class="index-679 tp-23382 ">Meyer</span>; ich setze alle meine andern guten Freunde auf Eine Karte dafür, daß es sich so verhält. Was wilst Du? er gehört nun eben zu den schlechten guten Freunden, <span class="index-7014 tp-47001 ">von denen </span><span class="index-7014 tp-47001 index-2827 tp-23339 weight-bold ">Chamfort</span><span class="index-7014 tp-47001 "> spricht</span>, und ich habe mich ihrer gewiß nicht allein zu rühmen. Besuch ihn ja nicht, aber mit Iffland brich nicht ganz; es ist ja gar der Müh nicht werth. ‒ Vielleicht hätte <span class="index-48 tp-23383 ">Tiek</span> wirklich keine Notiz nehmen sollen; hätte sie dieses Durchschlüpfen insolenter gemacht, dann wären sie desto besser festzuhalten gewesen. ‒ Dein Brief ist recht schieds und friedsrichterlich und über die Sache hinweg, wie es sich geziemt. ‒ <span class="index-62 tp-23340 ">Schelling</span> hat mir den Abdruck von seiner Anzeige <span class="index-53 tp-23341 ">der Ehrenpforte</span> in <span class="index-3092 tp-23342 ">der </span><span class="index-3092 tp-23342 index-566 tp-23343 ">Erlanger</span><span class="index-3092 tp-23342 "> Zeitung</span> zugeschickt und beykommenden Brief von <span class="index-4224 tp-23344 ">Mehmel</span>. Sie haben ihm, wie Du daraus siehst, in aller Unanmaßlichkeit daran geändert und so die gehörige Gemeinheit hineingebracht; besonders protestirt er gegen das vertrocknete Zwerchfell. Übrigens ist ein recht freudiger Ausbruch von Wohlgefallen darin sichtbar, ohne eine Spur von Parteysucht. ‒ Man hat also, wie es scheint, die Ehrenpforte in <span class="index-15 tp-23345 ">Berlin</span> so dumm empfangen, daß <span class="index-43 tp-23346 ">Schleiermacher</span> mit dem ungünstigen Boden recht hatte?<br>Wilhelm, Wilhelm, laß Dich nicht gelüsten! von wegen <span class="index-71 tp-23347 ">Frölichs</span> gelinden Vorschlägen. <span class="index-38 tp-23348 ">Der Wieland</span> kostet Dir ein Viertheljahr Zeit und drey Monden im Sommer können Dir drey Gesänge vom <span class="index-582 tp-23349 ">Tristan</span> einbringen, der <span class="index-2690 tp-23373 ">den Oberon</span> am besten widerlegt. Bedenke, mein Freund, und laß es nicht immer wieder aus der Acht, sobald die Angel erscheint und sie Dich locken wollen.<br>Sehr lieb ist mir die Nachricht von <span class="index-56 tp-23350 ">Fr. Tieks</span> Zurückkunft und der Möglichkeit, daß er das Monument noch übernähme, er wird doch ein näheres Interresse daran gewinnen können, und es auch wohl noch im Sommer vollenden. Ich lasse mir jetzt einen neuen Rahmen um das Bild machen; den andern habe ich an <span class="index-1958 tp-47002 index-3350 tp-47003 ">Tischbeins</span> mitgeschickt, von denen noch keine Antwort da ist. Hat Tiek <span class="index-41 tp-23384 ">Deine Gedichte</span> schon gehört?<br>Lieber, ich habe <span class="index-4194 tp-23385 ">Tancred</span> und <span class="index-4382 tp-31024 ">Gismonda</span> übersetzt und muß es nur erst noch weiter ausbilden; es ist mir aber so sehr dabey aufgefallen, wie es mir an Grammatik fehlt, daß ich mir auf diesen Monat eine Stunde bey <span class="index-4383 tp-23387 ">dem Professor Köchy</span> nehmen werde, was schon eingerichtet ist, sonst wollte ich Dich gern um Deine Einwilligung dazu bitten. Es ist doch eine Stunde mehr, wo ich vergessen kann, daß im Dachstübchen kein Freund mehr für mich wohnt ‒ obwohl Du nicht denken mußt, daß ich so kleinlich im Entbehren verfahre. Das Dachstübchen hast Du Dir wohl fast wieder gewünscht, ehe es heimathlich in Deinem jetzigen großen kostbaren Gemach geworden ist.<br>Gute Nacht. Es regnet heftiglich.<br><br>Freytag früh [6. März].<br>Ich bin nicht im Stande auszugehn und habe an <span class="index-4271 tp-23388 ">Vieweg</span> zweckmäßigst geschrieben. ‒ Entsinnst Du Dich, daß <span class="index-679 tp-23389 ">Meyer</span> auf dessen Anfrage wegen <span class="index-4592 tp-31082 ">des Kamäleon</span> gänzlich geschwiegen hatte?<br>Lieber Freund, Du erwähnst <span class="index-389 tp-23351 ">Niethammers</span> Vorschlag wegen des Hauses so, daß ich ohne die ganz kleine Note, die ich kaum lesen kann ‒ denn ich bin noch nicht gewiß, ob es heißt: mein Plan mit Euch dünkt mich <span class="weight-bold ">recht</span> gut oder <span class="weight-bold ">nicht</span> gut ‒ nicht wissen würde, was ich damit machen sollte. Gewiß thu ich keine Schritte ohne Dich ‒ wie kannst Du es glauben? Ich habe blos Deinem Wink gefolgt, indem ich mit <span class="index-1929 tp-47004 ">Luisen</span> weiter über den Plan sprach. Aber Du mußt mir mehr sagen, lieber Wilhelm. Was ich Dir zu sagen habe, ist jetzt blos das ‒ ich kann niemals <span class="index-62 tp-23374 ">Schelling</span> als Freund verläugnen, aber auch in keinem Falle Eine Gränze überschreiten, über die wir einverstanden sind. Dies ist das erste und einzige Gelübd meines Lebens, und ich werde es halten, denn ich habe ihn angenommen in meiner Seele als den Bruder <span class="index-30 tp-23375 ">meines Kindes</span>.<br>Dadurch daß ein verrätherisches Geheimniß zwischen uns wegfält, gewinnt alles eine andre Gestalt, zuerst für uns selbst, und diese Sicherheit geht in die Umgebungen über. Ich glaube daher nach Jena gehn zu können.<br>Fällt es Dir nicht auf, daß mir <span class="index-8 tp-23376 ">Friedrich</span> nicht antwortet? Mangel an Zeit und dergl., Du fühlst es gewiß, kann in einem solchen Fall nicht gelten, und gegen mich nicht. Es wird ihm sehr schwer, und schwerer noch selbst, scheint es, als mein unwilliger Verdacht reichte. Er muß es sich selbst bewußt seyn, daß er mich hat unter einen Gesichtspunkt stellen wollen, dem sein eignes Innres widerspricht. Wenn er nicht bald antwortet, so wünsche ich, daß er Dir meinen Brief an ihn versiegelt zurückschickt, und werde Dich bitten es zu begehren.<br>Mein bester lieber Freund, ich will Dich nicht gern stören, aber Du mußt es nicht scheuen mir auch einmal aus dem Gemüth zu schreiben ‒ denn nicht wahr, es giebt doch ein Gemüth, ob Du schon die thörichte Leidenschaft verspottest?<br>Einige häusliche Anstalten würde ich im Voraus in Jena treffen müssen, wenn <span class="index-1929 tp-23377 ">Luise</span> mit mir geht, woran ich nicht mehr zweifle, da sie so gern will und <span class="index-4233 tp-23378 ">die Mutter</span> sich bessert. Was wegen Niethammers Anfrage zu verfügen, hast Du doch gethan? Wenn <span class="index-88 tp-23352 ">Schiller</span> seinen Garten nicht schon vermiethet hätte, wie [ich] zufällig erfuhr, so wäre ich dafür gewesen N. Anerbieten gleich anzunehmen.<br><span class="index-2880 tp-23393 ">Die Gotter</span> schreibt mir eben und legt Dir eine Angelegenheit nochmals ans Herz, denn sie hätte gehört, mit den Berliner Buchhändler sollte noch am meisten zu machen seyn. Sie hat noch eine andre wichtigere. <span class="index-4288 tp-23353 ">Cäcilens</span> Gesundheit ist sehr gut und ihre Fortschritte im Zeichnen nach <span class="index-4385 tp-23394 ">Dölls</span> Zeugniß so, daß sie es drauf wagen dürfe Portraitmahlerin zu werden. Nun hat sie die Idee Cäcile zu <span class="index-4232 tp-23395 weight-bold ">Krause</span> zu thun, weil alles andre zu viel kosten würde, demnächst etwa zu Tischbein. Rathe doch auch hierinn, zu helfen weiß ich nicht, denn ich weiß keinen Ort, wo ich sie zu mir nehmen könnte um ihre Wünsche zu erfüllen, von denen jetzt, wie die Mutter sehr ernstlich sagt, ihr ganzes künftiges Leben abhängt. ‒ Eine drolliche Neuigkeit steht in dem Brief; man behauptet, <span class="index-680 tp-23396 ">der Neapolitaner Tischbein</span> heyrathe <span class="index-4274 tp-23354 ">Mad. Glockenbringk</span>; sie ist Mannes und er Kind genug dazu. ‒ Wenn <span class="index-1351 tp-23355 ">Hirt</span> das geschrieben hat, so muß man ihn ja ordentlich einigermaßen respektiren.<br>Adieu, lieber lieber Wilhelm.<br><br>Freytag gegen Abend [6. März].<br><span class="index-62 tp-23356 ">Schelling</span> schreibt mir, daß „der arme Teufel <span class="index-4224 tp-23357 ">der Mehmel</span> mit <span class="index-3093 tp-23397 ">Meusel</span> über die Rezension <span class="index-53 tp-23358 ">der Ehrenpforte</span> Händel bekommen hat und sich wahrscheinlich beyde förmlich entzweyen werden“ und aus einer Anzeige sähe er, daß <span class="index-822 tp-23398 ">Merkel</span> auch schon davon Notiz genommen. ‒ S. ist mit <span class="index-42 tp-23359 ">Bernhardis</span> Anzeige in so fern nicht zufrieden, daß es fast aussähe, als fürchtete er, man möchte <span class="index-53 tp-23399 ">die Ehrenpforte</span> für ein Pasquill halten <span class="weight-bold ">können.</span> Tiek und auch die andern wären gar zu sehr auf dieses Volk, <span class="index-42 tp-23400 ">Bernhardi</span> hätte ordentlich einen gebildeten Sinn dafür, und es wäre sehr unter Tiek sich im mindesten mit M. gemein zu machen. ‒ Ich hatte Schelling das Stück Deines Briefes mit der Relation vom <span class="index-4592 tp-31083 ">Kamäleon</span> geschickt, weil auch dort so mancherley Gerüchte darüber gegangen sind. Er antwortet mir: „<span class="index-766 tp-23402 ">Schlegels</span> Brief hat mir viel Freude gemacht, er hat doch eine recht beneidenswerthe Regsamkeit, ist so ordentlich und doch thätig hinter allem drein, könt er mir nur davon abgeben!“<br>Den Brief an <span class="index-25 tp-23360 ">Iffland</span> hab ich übrigens in Händen behalten, aber sag mir doch, denn das bist Du mir noch schuldig geblieben, was fandest Du denn im Kamäleon, im <span class="weight-bold ">Corpus delicti</span> selber?<br>Ich wollte Dich noch benachrichtigen, daß ich heute <span class="index-4234 tp-23361 ">Mlle Faber</span>, nebst andern Aufträgen, bevollmächtigt habe, sich die Schlüssel zu allen Zimmern des Hauses, außer dem Deinigen, geben zu lassen, theils um rein machen lassen zu können, was etwa nicht rein ist, und den Alkoven ausweißen zu lassen, als auch die Fenster von Zeit zu Zeit zu öffnen um der Sonne heilsamen Eingang zu verschaffen. Man wird sie ihr doch nicht verweigern? Ich habe geschrieben, <span class="index-8 tp-23379 ">Dein Bruder</span> würde sie ihr geben.<br>Mit <span class="index-1929 tp-23403 ">Luisen</span> hab ich schon die schönsten Verabredungen zu einem kleinen und feinen Haushalt getroffen. Wir beyde wollen die Kosten gleich tragen, sie hat ihr Mädchen, ich meines ‒ Du solst uns beyden Kostgeld bezahlen. ‒ Wir werden gewiß recht sparsam seyn können ‒ aber hier schicke ich Dir meine Rechnung, siehe selbst zu, ob ich es in Braunschweig mehr seyn konnte. Nimm Dir eine Minute Zeit dazu.<br>Dann beherzige ferner: die 23 rh., welche ich zugelegt habe, bin ich hier noch schuldig ‒ ich muß sie also von den 10 <span class="weight-bold ">Louisdʼor</span>, die ich von <span class="index-2 tp-23362 ">Goettingen</span> aus zu erwarten habe, abziehn. Wenn ich also auch noch die 3 Louisʼdor von <span class="index-2762 tp-23381 ">Wiedemann</span> erhalte, die <span class="index-539 tp-23363 ">Cotta</span> ausgezahlt hat, so werde ich doch auf keine Weise weiter reichen als bis <span class="index-12 tp-23404 ">Jena</span>. Wolltest Du dann wohl gütig sorgen, daß ich dort einiges Geld vorfände? ‒ Eines scheint mir nöthig, daß ich bey meiner Ankunft <span class="index-4230 tp-23364 ">Succow</span> gleich bezahle, wenn es noch nicht geschehn ist. ‒ Ich fürchte sehr, daß es mit <span class="index-62 tp-47005 ">Friedrichs</span> Bezahlen hart her gehn wird. Er handelt nicht recht in manchen Dingen, so hat er sich von <span class="index-4335 tp-23365 ">Gabler</span> auch schon auf die Transcendentalphilosophie vorausbezahlen lassen, der noch kein Blatt davon gesehen hat. ‒ Wenn Du Dich jetzt mit ihm ins Reine gesezt hast, so must Du es zu bleiben suchen, denn er verläßt sich zu sehr auf die nie fehlenden Stützen; es bringt ihm selbst Nachtheil.<br>Zum zweitenmal heute Adieu, Gott befohlen! <span class="index-1928 tp-23366 ">Philipp</span> schreibt mir eben, daß mir seine Frau und Schwägerin bis <span class="index-4250 tp-23367 ">Zelle</span> entgegen kommen.<br><br>[Auf der Rückseite einer Mittheilung Viewegs, 6. März, der ein Anerbieten <span class="index-48 tp-23369 ">Tiecks</span> ablehnt.]<br>Hier ist <span class="index-4271 tp-23368 ">Viewegs</span> Antwort und ich muß sie für etwas mehr wie Vorwand halten, denn ich weiß, wie ers, aus Ursachen, mit <span class="index-523 tp-23371 ">dem </span><span class="index-523 tp-23371 weight-bold ">Fourcroy</span> treibt und daß er nicht allein hat einiges liegen lassen um ihn zu fördern, ZB. den <span class="index-3354 tp-23372 weight-bold ">Cuvier</span>, sondern dennoch die Pressen kaum den Übersetzern vorkommen können.' $isaprint = true $isnewtranslation = false $statemsg = 'betamsg13' $cittitle = '' $description = 'Caroline von Schelling an August Wilhelm von Schlegel am 5. [bis 6.] März [1801], Braunschweig' $adressatort = 'Unknown' $absendeort = 'Braunschweig <a class="gndmetadata" target="_blank" href="http://d-nb.info/gnd/42808-5">GND</a>' $date = '5. 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Nach dessen Tod kehrte sie in ihre Geburtsstadt zurück, zog jedoch bereits ein Jahr darauf nach Marburg zu ihrem Bruder. Ab 1792 lebte Caroline in Mainz. Ihre enge Verbindung mit dem Ehepaar Forster intensivierte sich während der Besatzung durch die Franzosen. Ein Fluchtversuch aus der Stadt scheiterte 1793; aufgrund ihrer Verbindungen zu den Mainzer Jakobinern gelangte sie in monatelange Haft in der Festung Königstein im Taunus. Mit Hilfe der Brüder Schlegel konnte ihre Freilassung erreicht werden. Es folgten Aufenthalte in Gotha, Dresden und die Heirat mit AWS, den sie bereits in Göttingen kennengelernt hatte. In Jena war Caroline wichtiger Teil des frühromantischen Kreises, der im Schlegelschen Haus in der Leutragasse 5 zusammentraf. Die Scheidung von AWS erfolgte im Jahr 1803; im selben Jahr heiratete sie den Philosophen Friedrich Wilhelm Joseph von Schelling. 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Was wilst Du? er gehört nun eben zu den schlechten guten Freunden, <span class="index-7014 tp-47001 ">von denen </span><span class="index-7014 tp-47001 index-2827 tp-23339 weight-bold ">Chamfort</span><span class="index-7014 tp-47001 "> spricht</span>, und ich habe mich ihrer gewiß nicht allein zu rühmen. Besuch ihn ja nicht, aber mit Iffland brich nicht ganz; es ist ja gar der Müh nicht werth. ‒ Vielleicht hätte <span class="index-48 tp-23383 ">Tiek</span> wirklich keine Notiz nehmen sollen; hätte sie dieses Durchschlüpfen insolenter gemacht, dann wären sie desto besser festzuhalten gewesen. ‒ Dein Brief ist recht schieds und friedsrichterlich und über die Sache hinweg, wie es sich geziemt. ‒ <span class="index-62 tp-23340 ">Schelling</span> hat mir den Abdruck von seiner Anzeige <span class="index-53 tp-23341 ">der Ehrenpforte</span> in <span class="index-3092 tp-23342 ">der </span><span class="index-3092 tp-23342 index-566 tp-23343 ">Erlanger</span><span class="index-3092 tp-23342 "> Zeitung</span> zugeschickt und beykommenden Brief von <span class="index-4224 tp-23344 ">Mehmel</span>. Sie haben ihm, wie Du daraus siehst, in aller Unanmaßlichkeit daran geändert und so die gehörige Gemeinheit hineingebracht; besonders protestirt er gegen das vertrocknete Zwerchfell. Übrigens ist ein recht freudiger Ausbruch von Wohlgefallen darin sichtbar, ohne eine Spur von Parteysucht. ‒ Man hat also, wie es scheint, die Ehrenpforte in <span class="index-15 tp-23345 ">Berlin</span> so dumm empfangen, daß <span class="index-43 tp-23346 ">Schleiermacher</span> mit dem ungünstigen Boden recht hatte?<br>Wilhelm, Wilhelm, laß Dich nicht gelüsten! von wegen <span class="index-71 tp-23347 ">Frölichs</span> gelinden Vorschlägen. <span class="index-38 tp-23348 ">Der Wieland</span> kostet Dir ein Viertheljahr Zeit und drey Monden im Sommer können Dir drey Gesänge vom <span class="index-582 tp-23349 ">Tristan</span> einbringen, der <span class="index-2690 tp-23373 ">den Oberon</span> am besten widerlegt. Bedenke, mein Freund, und laß es nicht immer wieder aus der Acht, sobald die Angel erscheint und sie Dich locken wollen.<br>Sehr lieb ist mir die Nachricht von <span class="index-56 tp-23350 ">Fr. Tieks</span> Zurückkunft und der Möglichkeit, daß er das Monument noch übernähme, er wird doch ein näheres Interresse daran gewinnen können, und es auch wohl noch im Sommer vollenden. Ich lasse mir jetzt einen neuen Rahmen um das Bild machen; den andern habe ich an <span class="index-1958 tp-47002 index-3350 tp-47003 ">Tischbeins</span> mitgeschickt, von denen noch keine Antwort da ist. Hat Tiek <span class="index-41 tp-23384 ">Deine Gedichte</span> schon gehört?<br>Lieber, ich habe <span class="index-4194 tp-23385 ">Tancred</span> und <span class="index-4382 tp-31024 ">Gismonda</span> übersetzt und muß es nur erst noch weiter ausbilden; es ist mir aber so sehr dabey aufgefallen, wie es mir an Grammatik fehlt, daß ich mir auf diesen Monat eine Stunde bey <span class="index-4383 tp-23387 ">dem Professor Köchy</span> nehmen werde, was schon eingerichtet ist, sonst wollte ich Dich gern um Deine Einwilligung dazu bitten. Es ist doch eine Stunde mehr, wo ich vergessen kann, daß im Dachstübchen kein Freund mehr für mich wohnt ‒ obwohl Du nicht denken mußt, daß ich so kleinlich im Entbehren verfahre. Das Dachstübchen hast Du Dir wohl fast wieder gewünscht, ehe es heimathlich in Deinem jetzigen großen kostbaren Gemach geworden ist.<br>Gute Nacht. Es regnet heftiglich.<br><br>Freytag früh [6. März].<br>Ich bin nicht im Stande auszugehn und habe an <span class="index-4271 tp-23388 ">Vieweg</span> zweckmäßigst geschrieben. ‒ Entsinnst Du Dich, daß <span class="index-679 tp-23389 ">Meyer</span> auf dessen Anfrage wegen <span class="index-4592 tp-31082 ">des Kamäleon</span> gänzlich geschwiegen hatte?<br>Lieber Freund, Du erwähnst <span class="index-389 tp-23351 ">Niethammers</span> Vorschlag wegen des Hauses so, daß ich ohne die ganz kleine Note, die ich kaum lesen kann ‒ denn ich bin noch nicht gewiß, ob es heißt: mein Plan mit Euch dünkt mich <span class="weight-bold ">recht</span> gut oder <span class="weight-bold ">nicht</span> gut ‒ nicht wissen würde, was ich damit machen sollte. Gewiß thu ich keine Schritte ohne Dich ‒ wie kannst Du es glauben? Ich habe blos Deinem Wink gefolgt, indem ich mit <span class="index-1929 tp-47004 ">Luisen</span> weiter über den Plan sprach. Aber Du mußt mir mehr sagen, lieber Wilhelm. Was ich Dir zu sagen habe, ist jetzt blos das ‒ ich kann niemals <span class="index-62 tp-23374 ">Schelling</span> als Freund verläugnen, aber auch in keinem Falle Eine Gränze überschreiten, über die wir einverstanden sind. Dies ist das erste und einzige Gelübd meines Lebens, und ich werde es halten, denn ich habe ihn angenommen in meiner Seele als den Bruder <span class="index-30 tp-23375 ">meines Kindes</span>.<br>Dadurch daß ein verrätherisches Geheimniß zwischen uns wegfält, gewinnt alles eine andre Gestalt, zuerst für uns selbst, und diese Sicherheit geht in die Umgebungen über. Ich glaube daher nach Jena gehn zu können.<br>Fällt es Dir nicht auf, daß mir <span class="index-8 tp-23376 ">Friedrich</span> nicht antwortet? Mangel an Zeit und dergl., Du fühlst es gewiß, kann in einem solchen Fall nicht gelten, und gegen mich nicht. Es wird ihm sehr schwer, und schwerer noch selbst, scheint es, als mein unwilliger Verdacht reichte. Er muß es sich selbst bewußt seyn, daß er mich hat unter einen Gesichtspunkt stellen wollen, dem sein eignes Innres widerspricht. Wenn er nicht bald antwortet, so wünsche ich, daß er Dir meinen Brief an ihn versiegelt zurückschickt, und werde Dich bitten es zu begehren.<br>Mein bester lieber Freund, ich will Dich nicht gern stören, aber Du mußt es nicht scheuen mir auch einmal aus dem Gemüth zu schreiben ‒ denn nicht wahr, es giebt doch ein Gemüth, ob Du schon die thörichte Leidenschaft verspottest?<br>Einige häusliche Anstalten würde ich im Voraus in Jena treffen müssen, wenn <span class="index-1929 tp-23377 ">Luise</span> mit mir geht, woran ich nicht mehr zweifle, da sie so gern will und <span class="index-4233 tp-23378 ">die Mutter</span> sich bessert. Was wegen Niethammers Anfrage zu verfügen, hast Du doch gethan? Wenn <span class="index-88 tp-23352 ">Schiller</span> seinen Garten nicht schon vermiethet hätte, wie [ich] zufällig erfuhr, so wäre ich dafür gewesen N. Anerbieten gleich anzunehmen.<br><span class="index-2880 tp-23393 ">Die Gotter</span> schreibt mir eben und legt Dir eine Angelegenheit nochmals ans Herz, denn sie hätte gehört, mit den Berliner Buchhändler sollte noch am meisten zu machen seyn. Sie hat noch eine andre wichtigere. <span class="index-4288 tp-23353 ">Cäcilens</span> Gesundheit ist sehr gut und ihre Fortschritte im Zeichnen nach <span class="index-4385 tp-23394 ">Dölls</span> Zeugniß so, daß sie es drauf wagen dürfe Portraitmahlerin zu werden. Nun hat sie die Idee Cäcile zu <span class="index-4232 tp-23395 weight-bold ">Krause</span> zu thun, weil alles andre zu viel kosten würde, demnächst etwa zu Tischbein. Rathe doch auch hierinn, zu helfen weiß ich nicht, denn ich weiß keinen Ort, wo ich sie zu mir nehmen könnte um ihre Wünsche zu erfüllen, von denen jetzt, wie die Mutter sehr ernstlich sagt, ihr ganzes künftiges Leben abhängt. ‒ Eine drolliche Neuigkeit steht in dem Brief; man behauptet, <span class="index-680 tp-23396 ">der Neapolitaner Tischbein</span> heyrathe <span class="index-4274 tp-23354 ">Mad. Glockenbringk</span>; sie ist Mannes und er Kind genug dazu. ‒ Wenn <span class="index-1351 tp-23355 ">Hirt</span> das geschrieben hat, so muß man ihn ja ordentlich einigermaßen respektiren.<br>Adieu, lieber lieber Wilhelm.<br><br>Freytag gegen Abend [6. März].<br><span class="index-62 tp-23356 ">Schelling</span> schreibt mir, daß „der arme Teufel <span class="index-4224 tp-23357 ">der Mehmel</span> mit <span class="index-3093 tp-23397 ">Meusel</span> über die Rezension <span class="index-53 tp-23358 ">der Ehrenpforte</span> Händel bekommen hat und sich wahrscheinlich beyde förmlich entzweyen werden“ und aus einer Anzeige sähe er, daß <span class="index-822 tp-23398 ">Merkel</span> auch schon davon Notiz genommen. ‒ S. ist mit <span class="index-42 tp-23359 ">Bernhardis</span> Anzeige in so fern nicht zufrieden, daß es fast aussähe, als fürchtete er, man möchte <span class="index-53 tp-23399 ">die Ehrenpforte</span> für ein Pasquill halten <span class="weight-bold ">können.</span> Tiek und auch die andern wären gar zu sehr auf dieses Volk, <span class="index-42 tp-23400 ">Bernhardi</span> hätte ordentlich einen gebildeten Sinn dafür, und es wäre sehr unter Tiek sich im mindesten mit M. gemein zu machen. ‒ Ich hatte Schelling das Stück Deines Briefes mit der Relation vom <span class="index-4592 tp-31083 ">Kamäleon</span> geschickt, weil auch dort so mancherley Gerüchte darüber gegangen sind. Er antwortet mir: „<span class="index-766 tp-23402 ">Schlegels</span> Brief hat mir viel Freude gemacht, er hat doch eine recht beneidenswerthe Regsamkeit, ist so ordentlich und doch thätig hinter allem drein, könt er mir nur davon abgeben!“<br>Den Brief an <span class="index-25 tp-23360 ">Iffland</span> hab ich übrigens in Händen behalten, aber sag mir doch, denn das bist Du mir noch schuldig geblieben, was fandest Du denn im Kamäleon, im <span class="weight-bold ">Corpus delicti</span> selber?<br>Ich wollte Dich noch benachrichtigen, daß ich heute <span class="index-4234 tp-23361 ">Mlle Faber</span>, nebst andern Aufträgen, bevollmächtigt habe, sich die Schlüssel zu allen Zimmern des Hauses, außer dem Deinigen, geben zu lassen, theils um rein machen lassen zu können, was etwa nicht rein ist, und den Alkoven ausweißen zu lassen, als auch die Fenster von Zeit zu Zeit zu öffnen um der Sonne heilsamen Eingang zu verschaffen. Man wird sie ihr doch nicht verweigern? Ich habe geschrieben, <span class="index-8 tp-23379 ">Dein Bruder</span> würde sie ihr geben.<br>Mit <span class="index-1929 tp-23403 ">Luisen</span> hab ich schon die schönsten Verabredungen zu einem kleinen und feinen Haushalt getroffen. Wir beyde wollen die Kosten gleich tragen, sie hat ihr Mädchen, ich meines ‒ Du solst uns beyden Kostgeld bezahlen. ‒ Wir werden gewiß recht sparsam seyn können ‒ aber hier schicke ich Dir meine Rechnung, siehe selbst zu, ob ich es in Braunschweig mehr seyn konnte. Nimm Dir eine Minute Zeit dazu.<br>Dann beherzige ferner: die 23 rh., welche ich zugelegt habe, bin ich hier noch schuldig ‒ ich muß sie also von den 10 <span class="weight-bold ">Louisdʼor</span>, die ich von <span class="index-2 tp-23362 ">Goettingen</span> aus zu erwarten habe, abziehn. Wenn ich also auch noch die 3 Louisʼdor von <span class="index-2762 tp-23381 ">Wiedemann</span> erhalte, die <span class="index-539 tp-23363 ">Cotta</span> ausgezahlt hat, so werde ich doch auf keine Weise weiter reichen als bis <span class="index-12 tp-23404 ">Jena</span>. Wolltest Du dann wohl gütig sorgen, daß ich dort einiges Geld vorfände? ‒ Eines scheint mir nöthig, daß ich bey meiner Ankunft <span class="index-4230 tp-23364 ">Succow</span> gleich bezahle, wenn es noch nicht geschehn ist. ‒ Ich fürchte sehr, daß es mit <span class="index-62 tp-47005 ">Friedrichs</span> Bezahlen hart her gehn wird. Er handelt nicht recht in manchen Dingen, so hat er sich von <span class="index-4335 tp-23365 ">Gabler</span> auch schon auf die Transcendentalphilosophie vorausbezahlen lassen, der noch kein Blatt davon gesehen hat. ‒ Wenn Du Dich jetzt mit ihm ins Reine gesezt hast, so must Du es zu bleiben suchen, denn er verläßt sich zu sehr auf die nie fehlenden Stützen; es bringt ihm selbst Nachtheil.<br>Zum zweitenmal heute Adieu, Gott befohlen! <span class="index-1928 tp-23366 ">Philipp</span> schreibt mir eben, daß mir seine Frau und Schwägerin bis <span class="index-4250 tp-23367 ">Zelle</span> entgegen kommen.<br><br>[Auf der Rückseite einer Mittheilung Viewegs, 6. März, der ein Anerbieten <span class="index-48 tp-23369 ">Tiecks</span> ablehnt.]<br>Hier ist <span class="index-4271 tp-23368 ">Viewegs</span> Antwort und ich muß sie für etwas mehr wie Vorwand halten, denn ich weiß, wie ers, aus Ursachen, mit <span class="index-523 tp-23371 ">dem </span><span class="index-523 tp-23371 weight-bold ">Fourcroy</span> treibt und daß er nicht allein hat einiges liegen lassen um ihn zu fördern, ZB. den <span class="index-3354 tp-23372 weight-bold ">Cuvier</span>, sondern dennoch die Pressen kaum den Übersetzern vorkommen können.', '36_xml' => '<p>[<placeName key="60">Braunschweig</placeName>] Donnerstag 5ten [‒6.] März [1801].<lb/>Ich will Dir nur diesen Abend noch ein weniges auf Deinen lieben langen materiellen, das heißt materienvollen Brief erwidern, denn wenn Morgen früh das Wetter und ich nicht gar zu schlimm sind, möcht ich selbst wegen Deines Auftrags zu <persName key="4271">Vieweg</persName> gehn. <hi rend="weight:bold">Apropos</hi>, ich habe mich schon sehr geängstigt, daß Du keinen Regenschirm hast und vielleicht nicht so klug bist darauf zu fallen, daß man sich einen kaufen kann. ‒<lb/>Sehr trostlos kam es mir vor, wie ich am lezten Postag nichts von Dir erhielt, aber ich gab mich darein nach gehöriger Überlegung und wartete um so eifriger auf heut, wo <persName key="4207">Frau von Siersdorf</persName> und der Briefträger zugleich kamen, und ich noch zwey Stunden länger warten muste.<lb/>Der Handel mit <name key="4592" type="work">dem Chamäläon</name> ist sehr kraus; was mir vollkommen darin einleuchtet, ist die Vermuthung wegen <persName key="679">Meyer</persName>; ich setze alle meine andern guten Freunde auf Eine Karte dafür, daß es sich so verhält. Was wilst Du? er gehört nun eben zu den schlechten guten Freunden, <name key="7014" type="work">von denen <persName key="2827"><hi rend="weight:bold">Chamfort</hi></persName> spricht</name>, und ich habe mich ihrer gewiß nicht allein zu rühmen. Besuch ihn ja nicht, aber mit Iffland brich nicht ganz; es ist ja gar der Müh nicht werth. ‒ Vielleicht hätte <persName key="48">Tiek</persName> wirklich keine Notiz nehmen sollen; hätte sie dieses Durchschlüpfen insolenter gemacht, dann wären sie desto besser festzuhalten gewesen. ‒ Dein Brief ist recht schieds und friedsrichterlich und über die Sache hinweg, wie es sich geziemt. ‒ <persName key="62">Schelling</persName> hat mir den Abdruck von seiner Anzeige <name key="53" type="work">der Ehrenpforte</name> in <name key="3092" type="periodical">der <placeName key="566">Erlanger</placeName> Zeitung</name> zugeschickt und beykommenden Brief von <persName key="4224">Mehmel</persName>. Sie haben ihm, wie Du daraus siehst, in aller Unanmaßlichkeit daran geändert und so die gehörige Gemeinheit hineingebracht; besonders protestirt er gegen das vertrocknete Zwerchfell. Übrigens ist ein recht freudiger Ausbruch von Wohlgefallen darin sichtbar, ohne eine Spur von Parteysucht. ‒ Man hat also, wie es scheint, die Ehrenpforte in <placeName key="15">Berlin</placeName> so dumm empfangen, daß <persName key="43">Schleiermacher</persName> mit dem ungünstigen Boden recht hatte?<lb/>Wilhelm, Wilhelm, laß Dich nicht gelüsten! von wegen <persName key="71">Frölichs</persName> gelinden Vorschlägen. <persName key="38">Der Wieland</persName> kostet Dir ein Viertheljahr Zeit und drey Monden im Sommer können Dir drey Gesänge vom <name key="582" type="work">Tristan</name> einbringen, der <name key="2690" type="work">den Oberon</name> am besten widerlegt. Bedenke, mein Freund, und laß es nicht immer wieder aus der Acht, sobald die Angel erscheint und sie Dich locken wollen.<lb/>Sehr lieb ist mir die Nachricht von <persName key="56">Fr. Tieks</persName> Zurückkunft und der Möglichkeit, daß er das Monument noch übernähme, er wird doch ein näheres Interresse daran gewinnen können, und es auch wohl noch im Sommer vollenden. Ich lasse mir jetzt einen neuen Rahmen um das Bild machen; den andern habe ich an <persName key="1958"><persName key="3350">Tischbeins</persName></persName> mitgeschickt, von denen noch keine Antwort da ist. Hat Tiek <name key="41" type="work">Deine Gedichte</name> schon gehört?<lb/>Lieber, ich habe <name key="4194" type="work">Tancred</name> und <name key="4382" type="work">Gismonda</name> übersetzt und muß es nur erst noch weiter ausbilden; es ist mir aber so sehr dabey aufgefallen, wie es mir an Grammatik fehlt, daß ich mir auf diesen Monat eine Stunde bey <persName key="4383">dem Professor Köchy</persName> nehmen werde, was schon eingerichtet ist, sonst wollte ich Dich gern um Deine Einwilligung dazu bitten. Es ist doch eine Stunde mehr, wo ich vergessen kann, daß im Dachstübchen kein Freund mehr für mich wohnt ‒ obwohl Du nicht denken mußt, daß ich so kleinlich im Entbehren verfahre. Das Dachstübchen hast Du Dir wohl fast wieder gewünscht, ehe es heimathlich in Deinem jetzigen großen kostbaren Gemach geworden ist.<lb/>Gute Nacht. Es regnet heftiglich.<lb/><lb/>Freytag früh [6. März].<lb/>Ich bin nicht im Stande auszugehn und habe an <persName key="4271">Vieweg</persName> zweckmäßigst geschrieben. ‒ Entsinnst Du Dich, daß <persName key="679">Meyer</persName> auf dessen Anfrage wegen <name key="4592" type="work">des Kamäleon</name> gänzlich geschwiegen hatte?<lb/>Lieber Freund, Du erwähnst <persName key="389">Niethammers</persName> Vorschlag wegen des Hauses so, daß ich ohne die ganz kleine Note, die ich kaum lesen kann ‒ denn ich bin noch nicht gewiß, ob es heißt: mein Plan mit Euch dünkt mich <hi rend="weight:bold">recht</hi> gut oder <hi rend="weight:bold">nicht</hi> gut ‒ nicht wissen würde, was ich damit machen sollte. Gewiß thu ich keine Schritte ohne Dich ‒ wie kannst Du es glauben? Ich habe blos Deinem Wink gefolgt, indem ich mit <persName key="1929">Luisen</persName> weiter über den Plan sprach. Aber Du mußt mir mehr sagen, lieber Wilhelm. Was ich Dir zu sagen habe, ist jetzt blos das ‒ ich kann niemals <persName key="62">Schelling</persName> als Freund verläugnen, aber auch in keinem Falle Eine Gränze überschreiten, über die wir einverstanden sind. Dies ist das erste und einzige Gelübd meines Lebens, und ich werde es halten, denn ich habe ihn angenommen in meiner Seele als den Bruder <persName key="30">meines Kindes</persName>.<lb/>Dadurch daß ein verrätherisches Geheimniß zwischen uns wegfält, gewinnt alles eine andre Gestalt, zuerst für uns selbst, und diese Sicherheit geht in die Umgebungen über. Ich glaube daher nach Jena gehn zu können.<lb/>Fällt es Dir nicht auf, daß mir <persName key="8">Friedrich</persName> nicht antwortet? Mangel an Zeit und dergl., Du fühlst es gewiß, kann in einem solchen Fall nicht gelten, und gegen mich nicht. Es wird ihm sehr schwer, und schwerer noch selbst, scheint es, als mein unwilliger Verdacht reichte. Er muß es sich selbst bewußt seyn, daß er mich hat unter einen Gesichtspunkt stellen wollen, dem sein eignes Innres widerspricht. Wenn er nicht bald antwortet, so wünsche ich, daß er Dir meinen Brief an ihn versiegelt zurückschickt, und werde Dich bitten es zu begehren.<lb/>Mein bester lieber Freund, ich will Dich nicht gern stören, aber Du mußt es nicht scheuen mir auch einmal aus dem Gemüth zu schreiben ‒ denn nicht wahr, es giebt doch ein Gemüth, ob Du schon die thörichte Leidenschaft verspottest?<lb/>Einige häusliche Anstalten würde ich im Voraus in Jena treffen müssen, wenn <persName key="1929">Luise</persName> mit mir geht, woran ich nicht mehr zweifle, da sie so gern will und <persName key="4233">die Mutter</persName> sich bessert. Was wegen Niethammers Anfrage zu verfügen, hast Du doch gethan? Wenn <persName key="88">Schiller</persName> seinen Garten nicht schon vermiethet hätte, wie [ich] zufällig erfuhr, so wäre ich dafür gewesen N. Anerbieten gleich anzunehmen.<lb/><persName key="2880">Die Gotter</persName> schreibt mir eben und legt Dir eine Angelegenheit nochmals ans Herz, denn sie hätte gehört, mit den Berliner Buchhändler sollte noch am meisten zu machen seyn. Sie hat noch eine andre wichtigere. <persName key="4288">Cäcilens</persName> Gesundheit ist sehr gut und ihre Fortschritte im Zeichnen nach <persName key="4385">Dölls</persName> Zeugniß so, daß sie es drauf wagen dürfe Portraitmahlerin zu werden. Nun hat sie die Idee Cäcile zu <persName key="4232"><hi rend="weight:bold">Krause</hi></persName> zu thun, weil alles andre zu viel kosten würde, demnächst etwa zu Tischbein. Rathe doch auch hierinn, zu helfen weiß ich nicht, denn ich weiß keinen Ort, wo ich sie zu mir nehmen könnte um ihre Wünsche zu erfüllen, von denen jetzt, wie die Mutter sehr ernstlich sagt, ihr ganzes künftiges Leben abhängt. ‒ Eine drolliche Neuigkeit steht in dem Brief; man behauptet, <persName key="680">der Neapolitaner Tischbein</persName> heyrathe <persName key="4274">Mad. Glockenbringk</persName>; sie ist Mannes und er Kind genug dazu. ‒ Wenn <persName key="1351">Hirt</persName> das geschrieben hat, so muß man ihn ja ordentlich einigermaßen respektiren.<lb/>Adieu, lieber lieber Wilhelm.<lb/><lb/>Freytag gegen Abend [6. März].<lb/><persName key="62">Schelling</persName> schreibt mir, daß „der arme Teufel <persName key="4224">der Mehmel</persName> mit <persName key="3093">Meusel</persName> über die Rezension <name key="53" type="work">der Ehrenpforte</name> Händel bekommen hat und sich wahrscheinlich beyde förmlich entzweyen werden“ und aus einer Anzeige sähe er, daß <persName key="822">Merkel</persName> auch schon davon Notiz genommen. ‒ S. ist mit <persName key="42">Bernhardis</persName> Anzeige in so fern nicht zufrieden, daß es fast aussähe, als fürchtete er, man möchte <name key="53" type="work">die Ehrenpforte</name> für ein Pasquill halten <hi rend="weight:bold">können.</hi> Tiek und auch die andern wären gar zu sehr auf dieses Volk, <persName key="42">Bernhardi</persName> hätte ordentlich einen gebildeten Sinn dafür, und es wäre sehr unter Tiek sich im mindesten mit M. gemein zu machen. ‒ Ich hatte Schelling das Stück Deines Briefes mit der Relation vom <name key="4592" type="work">Kamäleon</name> geschickt, weil auch dort so mancherley Gerüchte darüber gegangen sind. 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Ich habe geschrieben, <persName key="8">Dein Bruder</persName> würde sie ihr geben.<lb/>Mit <persName key="1929">Luisen</persName> hab ich schon die schönsten Verabredungen zu einem kleinen und feinen Haushalt getroffen. Wir beyde wollen die Kosten gleich tragen, sie hat ihr Mädchen, ich meines ‒ Du solst uns beyden Kostgeld bezahlen. ‒ Wir werden gewiß recht sparsam seyn können ‒ aber hier schicke ich Dir meine Rechnung, siehe selbst zu, ob ich es in Braunschweig mehr seyn konnte. Nimm Dir eine Minute Zeit dazu.<lb/>Dann beherzige ferner: die 23 rh., welche ich zugelegt habe, bin ich hier noch schuldig ‒ ich muß sie also von den 10 <hi rend="weight:bold">Louisdʼor</hi>, die ich von <placeName key="2">Goettingen</placeName> aus zu erwarten habe, abziehn. 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Er handelt nicht recht in manchen Dingen, so hat er sich von <persName key="4335">Gabler</persName> auch schon auf die Transcendentalphilosophie vorausbezahlen lassen, der noch kein Blatt davon gesehen hat. ‒ Wenn Du Dich jetzt mit ihm ins Reine gesezt hast, so must Du es zu bleiben suchen, denn er verläßt sich zu sehr auf die nie fehlenden Stützen; es bringt ihm selbst Nachtheil.<lb/>Zum zweitenmal heute Adieu, Gott befohlen! <persName key="1928">Philipp</persName> schreibt mir eben, daß mir seine Frau und Schwägerin bis <placeName key="4250">Zelle</placeName> entgegen kommen.<lb/><lb/>[Auf der Rückseite einer Mittheilung Viewegs, 6. 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Übrigens ist ein recht freudiger Ausbruch von Wohlgefallen darin sichtbar, ohne eine Spur von Parteysucht. ‒ Man hat also, wie es scheint, die Ehrenpforte in <anchor type="b" n="15" ana="10" xml:id="NidB23345"/>Berlin<anchor type="e" n="15" ana="10" xml:id="NidE23345"/> so dumm empfangen, daß <anchor type="b" n="43" ana="11" xml:id="NidB23346"/>Schleiermacher<anchor type="e" n="43" ana="11" xml:id="NidE23346"/> mit dem ungünstigen Boden recht hatte?<lb/>Wilhelm, Wilhelm, laß Dich nicht gelüsten! von wegen <anchor type="b" n="71" ana="11" xml:id="NidB23347"/>Frölichs<anchor type="e" n="71" ana="11" xml:id="NidE23347"/> gelinden Vorschlägen. <anchor type="b" n="38" ana="11" xml:id="NidB23348"/>Der Wieland<anchor type="e" n="38" ana="11" xml:id="NidE23348"/> kostet Dir ein Viertheljahr Zeit und drey Monden im Sommer können Dir drey Gesänge vom <anchor type="b" n="582" ana="12" xml:id="NidB23349"/>Tristan<anchor type="e" n="582" ana="12" xml:id="NidE23349"/> einbringen, der <anchor type="b" n="2690" ana="12" xml:id="NidB23373"/>den Oberon<anchor type="e" n="2690" ana="12" xml:id="NidE23373"/> am besten widerlegt. 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Hat Tiek <anchor type="b" n="41" ana="12" xml:id="NidB23384"/>Deine Gedichte<anchor type="e" n="41" ana="12" xml:id="NidE23384"/> schon gehört?<lb/>Lieber, ich habe <anchor type="b" n="4194" ana="12" xml:id="NidB23385"/>Tancred<anchor type="e" n="4194" ana="12" xml:id="NidE23385"/> und <anchor type="b" n="4382" ana="12" xml:id="NidB31024"/>Gismonda<anchor type="e" n="4382" ana="12" xml:id="NidE31024"/> übersetzt und muß es nur erst noch weiter ausbilden; es ist mir aber so sehr dabey aufgefallen, wie es mir an Grammatik fehlt, daß ich mir auf diesen Monat eine Stunde bey <anchor type="b" n="4383" ana="11" xml:id="NidB23387"/>dem Professor Köchy<anchor type="e" n="4383" ana="11" xml:id="NidE23387"/> nehmen werde, was schon eingerichtet ist, sonst wollte ich Dich gern um Deine Einwilligung dazu bitten. Es ist doch eine Stunde mehr, wo ich vergessen kann, daß im Dachstübchen kein Freund mehr für mich wohnt ‒ obwohl Du nicht denken mußt, daß ich so kleinlich im Entbehren verfahre. Das Dachstübchen hast Du Dir wohl fast wieder gewünscht, ehe es heimathlich in Deinem jetzigen großen kostbaren Gemach geworden ist.<lb/>Gute Nacht. Es regnet heftiglich.<lb/><lb/>Freytag früh [6. März].<lb/>Ich bin nicht im Stande auszugehn und habe an <anchor type="b" n="4271" ana="11" xml:id="NidB23388"/>Vieweg<anchor type="e" n="4271" ana="11" xml:id="NidE23388"/> zweckmäßigst geschrieben. ‒ Entsinnst Du Dich, daß <anchor type="b" n="679" ana="11" xml:id="NidB23389"/>Meyer<anchor type="e" n="679" ana="11" xml:id="NidE23389"/> auf dessen Anfrage wegen <anchor type="b" n="4592" ana="12" xml:id="NidB31082"/>des Kamäleon<anchor type="e" n="4592" ana="12" xml:id="NidE31082"/> gänzlich geschwiegen hatte?<lb/>Lieber Freund, Du erwähnst <anchor type="b" n="389" ana="11" xml:id="NidB23351"/>Niethammers<anchor type="e" n="389" ana="11" xml:id="NidE23351"/> Vorschlag wegen des Hauses so, daß ich ohne die ganz kleine Note, die ich kaum lesen kann ‒ denn ich bin noch nicht gewiß, ob es heißt: mein Plan mit Euch dünkt mich <hi rend="weight:bold">recht</hi> gut oder <hi rend="weight:bold">nicht</hi> gut ‒ nicht wissen würde, was ich damit machen sollte. Gewiß thu ich keine Schritte ohne Dich ‒ wie kannst Du es glauben? Ich habe blos Deinem Wink gefolgt, indem ich mit <anchor type="b" n="1929" ana="11" xml:id="NidB47004"/>Luisen<anchor type="e" n="1929" ana="11" xml:id="NidE47004"/> weiter über den Plan sprach. Aber Du mußt mir mehr sagen, lieber Wilhelm. Was ich Dir zu sagen habe, ist jetzt blos das ‒ ich kann niemals <anchor type="b" n="62" ana="11" xml:id="NidB23374"/>Schelling<anchor type="e" n="62" ana="11" xml:id="NidE23374"/> als Freund verläugnen, aber auch in keinem Falle Eine Gränze überschreiten, über die wir einverstanden sind. Dies ist das erste und einzige Gelübd meines Lebens, und ich werde es halten, denn ich habe ihn angenommen in meiner Seele als den Bruder <anchor type="b" n="30" ana="11" xml:id="NidB23375"/>meines Kindes<anchor type="e" n="30" ana="11" xml:id="NidE23375"/>.<lb/>Dadurch daß ein verrätherisches Geheimniß zwischen uns wegfält, gewinnt alles eine andre Gestalt, zuerst für uns selbst, und diese Sicherheit geht in die Umgebungen über. Ich glaube daher nach Jena gehn zu können.<lb/>Fällt es Dir nicht auf, daß mir <anchor type="b" n="8" ana="11" xml:id="NidB23376"/>Friedrich<anchor type="e" n="8" ana="11" xml:id="NidE23376"/> nicht antwortet? Mangel an Zeit und dergl., Du fühlst es gewiß, kann in einem solchen Fall nicht gelten, und gegen mich nicht. Es wird ihm sehr schwer, und schwerer noch selbst, scheint es, als mein unwilliger Verdacht reichte. Er muß es sich selbst bewußt seyn, daß er mich hat unter einen Gesichtspunkt stellen wollen, dem sein eignes Innres widerspricht. Wenn er nicht bald antwortet, so wünsche ich, daß er Dir meinen Brief an ihn versiegelt zurückschickt, und werde Dich bitten es zu begehren.<lb/>Mein bester lieber Freund, ich will Dich nicht gern stören, aber Du mußt es nicht scheuen mir auch einmal aus dem Gemüth zu schreiben ‒ denn nicht wahr, es giebt doch ein Gemüth, ob Du schon die thörichte Leidenschaft verspottest?<lb/>Einige häusliche Anstalten würde ich im Voraus in Jena treffen müssen, wenn <anchor type="b" n="1929" ana="11" xml:id="NidB23377"/>Luise<anchor type="e" n="1929" ana="11" xml:id="NidE23377"/> mit mir geht, woran ich nicht mehr zweifle, da sie so gern will und <anchor type="b" n="4233" ana="11" xml:id="NidB23378"/>die Mutter<anchor type="e" n="4233" ana="11" xml:id="NidE23378"/> sich bessert. Was wegen Niethammers Anfrage zu verfügen, hast Du doch gethan? Wenn <anchor type="b" n="88" ana="11" xml:id="NidB23352"/>Schiller<anchor type="e" n="88" ana="11" xml:id="NidE23352"/> seinen Garten nicht schon vermiethet hätte, wie [ich] zufällig erfuhr, so wäre ich dafür gewesen N. Anerbieten gleich anzunehmen.<lb/><anchor type="b" n="2880" ana="11" xml:id="NidB23393"/>Die Gotter<anchor type="e" n="2880" ana="11" xml:id="NidE23393"/> schreibt mir eben und legt Dir eine Angelegenheit nochmals ans Herz, denn sie hätte gehört, mit den Berliner Buchhändler sollte noch am meisten zu machen seyn. Sie hat noch eine andre wichtigere. <anchor type="b" n="4288" ana="11" xml:id="NidB23353"/>Cäcilens<anchor type="e" n="4288" ana="11" xml:id="NidE23353"/> Gesundheit ist sehr gut und ihre Fortschritte im Zeichnen nach <anchor type="b" n="4385" ana="11" xml:id="NidB23394"/>Dölls<anchor type="e" n="4385" ana="11" xml:id="NidE23394"/> Zeugniß so, daß sie es drauf wagen dürfe Portraitmahlerin zu werden. Nun hat sie die Idee Cäcile zu <anchor type="b" n="4232" ana="11" xml:id="NidB23395"/><hi rend="weight:bold">Krause</hi><anchor type="e" n="4232" ana="11" xml:id="NidE23395"/> zu thun, weil alles andre zu viel kosten würde, demnächst etwa zu Tischbein. Rathe doch auch hierinn, zu helfen weiß ich nicht, denn ich weiß keinen Ort, wo ich sie zu mir nehmen könnte um ihre Wünsche zu erfüllen, von denen jetzt, wie die Mutter sehr ernstlich sagt, ihr ganzes künftiges Leben abhängt. ‒ Eine drolliche Neuigkeit steht in dem Brief; man behauptet, <anchor type="b" n="680" ana="11" xml:id="NidB23396"/>der Neapolitaner Tischbein<anchor type="e" n="680" ana="11" xml:id="NidE23396"/> heyrathe <anchor type="b" n="4274" ana="11" xml:id="NidB23354"/>Mad. Glockenbringk<anchor type="e" n="4274" ana="11" xml:id="NidE23354"/>; sie ist Mannes und er Kind genug dazu. ‒ Wenn <anchor type="b" n="1351" ana="11" xml:id="NidB23355"/>Hirt<anchor type="e" n="1351" ana="11" xml:id="NidE23355"/> das geschrieben hat, so muß man ihn ja ordentlich einigermaßen respektiren.<lb/>Adieu, lieber lieber Wilhelm.<lb/><lb/>Freytag gegen Abend [6. März].<lb/><anchor type="b" n="62" ana="11" xml:id="NidB23356"/>Schelling<anchor type="e" n="62" ana="11" xml:id="NidE23356"/> schreibt mir, daß „der arme Teufel <anchor type="b" n="4224" ana="11" xml:id="NidB23357"/>der Mehmel<anchor type="e" n="4224" ana="11" xml:id="NidE23357"/> mit <anchor type="b" n="3093" ana="11" xml:id="NidB23397"/>Meusel<anchor type="e" n="3093" ana="11" xml:id="NidE23397"/> über die Rezension <anchor type="b" n="53" ana="12" xml:id="NidB23358"/>der Ehrenpforte<anchor type="e" n="53" ana="12" xml:id="NidE23358"/> Händel bekommen hat und sich wahrscheinlich beyde förmlich entzweyen werden“ und aus einer Anzeige sähe er, daß <anchor type="b" n="822" ana="11" xml:id="NidB23398"/>Merkel<anchor type="e" n="822" ana="11" xml:id="NidE23398"/> auch schon davon Notiz genommen. ‒ S. ist mit <anchor type="b" n="42" ana="11" xml:id="NidB23359"/>Bernhardis<anchor type="e" n="42" ana="11" xml:id="NidE23359"/> Anzeige in so fern nicht zufrieden, daß es fast aussähe, als fürchtete er, man möchte <anchor type="b" n="53" ana="12" xml:id="NidB23399"/>die Ehrenpforte<anchor type="e" n="53" ana="12" xml:id="NidE23399"/> für ein Pasquill halten <hi rend="weight:bold">können.</hi> Tiek und auch die andern wären gar zu sehr auf dieses Volk, <anchor type="b" n="42" ana="11" xml:id="NidB23400"/>Bernhardi<anchor type="e" n="42" ana="11" xml:id="NidE23400"/> hätte ordentlich einen gebildeten Sinn dafür, und es wäre sehr unter Tiek sich im mindesten mit M. gemein zu machen. ‒ Ich hatte Schelling das Stück Deines Briefes mit der Relation vom <anchor type="b" n="4592" ana="12" xml:id="NidB31083"/>Kamäleon<anchor type="e" n="4592" ana="12" xml:id="NidE31083"/> geschickt, weil auch dort so mancherley Gerüchte darüber gegangen sind. Er antwortet mir: „<anchor type="b" n="766" ana="11" xml:id="NidB23402"/>Schlegels<anchor type="e" n="766" ana="11" xml:id="NidE23402"/> Brief hat mir viel Freude gemacht, er hat doch eine recht beneidenswerthe Regsamkeit, ist so ordentlich und doch thätig hinter allem drein, könt er mir nur davon abgeben!“<lb/>Den Brief an <anchor type="b" n="25" ana="11" xml:id="NidB23360"/>Iffland<anchor type="e" n="25" ana="11" xml:id="NidE23360"/> hab ich übrigens in Händen behalten, aber sag mir doch, denn das bist Du mir noch schuldig geblieben, was fandest Du denn im Kamäleon, im <hi rend="weight:bold">Corpus delicti</hi> selber?<lb/>Ich wollte Dich noch benachrichtigen, daß ich heute <anchor type="b" n="4234" ana="11" xml:id="NidB23361"/>Mlle Faber<anchor type="e" n="4234" ana="11" xml:id="NidE23361"/>, nebst andern Aufträgen, bevollmächtigt habe, sich die Schlüssel zu allen Zimmern des Hauses, außer dem Deinigen, geben zu lassen, theils um rein machen lassen zu können, was etwa nicht rein ist, und den Alkoven ausweißen zu lassen, als auch die Fenster von Zeit zu Zeit zu öffnen um der Sonne heilsamen Eingang zu verschaffen. Man wird sie ihr doch nicht verweigern? Ich habe geschrieben, <anchor type="b" n="8" ana="11" xml:id="NidB23379"/>Dein Bruder<anchor type="e" n="8" ana="11" xml:id="NidE23379"/> würde sie ihr geben.<lb/>Mit <anchor type="b" n="1929" ana="11" xml:id="NidB23403"/>Luisen<anchor type="e" n="1929" ana="11" xml:id="NidE23403"/> hab ich schon die schönsten Verabredungen zu einem kleinen und feinen Haushalt getroffen. Wir beyde wollen die Kosten gleich tragen, sie hat ihr Mädchen, ich meines ‒ Du solst uns beyden Kostgeld bezahlen. ‒ Wir werden gewiß recht sparsam seyn können ‒ aber hier schicke ich Dir meine Rechnung, siehe selbst zu, ob ich es in Braunschweig mehr seyn konnte. Nimm Dir eine Minute Zeit dazu.<lb/>Dann beherzige ferner: die 23 rh., welche ich zugelegt habe, bin ich hier noch schuldig ‒ ich muß sie also von den 10 <hi rend="weight:bold">Louisdʼor</hi>, die ich von <anchor type="b" n="2" ana="10" xml:id="NidB23362"/>Goettingen<anchor type="e" n="2" ana="10" xml:id="NidE23362"/> aus zu erwarten habe, abziehn. Wenn ich also auch noch die 3 Louisʼdor von <anchor type="b" n="2762" ana="11" xml:id="NidB23381"/>Wiedemann<anchor type="e" n="2762" ana="11" xml:id="NidE23381"/> erhalte, die <anchor type="b" n="539" ana="11" xml:id="NidB23363"/>Cotta<anchor type="e" n="539" ana="11" xml:id="NidE23363"/> ausgezahlt hat, so werde ich doch auf keine Weise weiter reichen als bis <anchor type="b" n="12" ana="10" xml:id="NidB23404"/>Jena<anchor type="e" n="12" ana="10" xml:id="NidE23404"/>. Wolltest Du dann wohl gütig sorgen, daß ich dort einiges Geld vorfände? ‒ Eines scheint mir nöthig, daß ich bey meiner Ankunft <anchor type="b" n="4230" ana="11" xml:id="NidB23364"/>Succow<anchor type="e" n="4230" ana="11" xml:id="NidE23364"/> gleich bezahle, wenn es noch nicht geschehn ist. ‒ Ich fürchte sehr, daß es mit <anchor type="b" n="62" ana="11" xml:id="NidB47005"/>Friedrichs<anchor type="e" n="62" ana="11" xml:id="NidE47005"/> Bezahlen hart her gehn wird. Er handelt nicht recht in manchen Dingen, so hat er sich von <anchor type="b" n="4335" ana="11" xml:id="NidB23365"/>Gabler<anchor type="e" n="4335" ana="11" xml:id="NidE23365"/> auch schon auf die Transcendentalphilosophie vorausbezahlen lassen, der noch kein Blatt davon gesehen hat. ‒ Wenn Du Dich jetzt mit ihm ins Reine gesezt hast, so must Du es zu bleiben suchen, denn er verläßt sich zu sehr auf die nie fehlenden Stützen; es bringt ihm selbst Nachtheil.<lb/>Zum zweitenmal heute Adieu, Gott befohlen! <anchor type="b" n="1928" ana="11" xml:id="NidB23366"/>Philipp<anchor type="e" n="1928" ana="11" xml:id="NidE23366"/> schreibt mir eben, daß mir seine Frau und Schwägerin bis <anchor type="b" n="4250" ana="10" xml:id="NidB23367"/>Zelle<anchor type="e" n="4250" ana="10" xml:id="NidE23367"/> entgegen kommen.<lb/><lb/>[Auf der Rückseite einer Mittheilung Viewegs, 6. März, der ein Anerbieten <anchor type="b" n="48" ana="11" xml:id="NidB23369"/>Tiecks<anchor type="e" n="48" ana="11" xml:id="NidE23369"/> ablehnt.]<lb/>Hier ist <anchor type="b" n="4271" ana="11" xml:id="NidB23368"/>Viewegs<anchor type="e" n="4271" ana="11" xml:id="NidE23368"/> Antwort und ich muß sie für etwas mehr wie Vorwand halten, denn ich weiß, wie ers, aus Ursachen, mit <anchor type="b" n="523" ana="11" xml:id="NidB23371"/>dem <hi rend="weight:bold">Fourcroy</hi><anchor type="e" n="523" ana="11" xml:id="NidE23371"/> treibt und daß er nicht allein hat einiges liegen lassen um ihn zu fördern, ZB. den <anchor type="b" n="3354" ana="11" xml:id="NidB23372"/><hi rend="weight:bold">Cuvier</hi><anchor type="e" n="3354" ana="11" xml:id="NidE23372"/>, sondern dennoch die Pressen kaum den Übersetzern vorkommen können.', '36_datengeber' => 'Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek', '36_purl' => '370516575', '36_briefid' => '370516575_CSchellinganAWS_0506031801', '36_absenderort' => array( (int) 0 => array( 'ID' => '60', 'content' => 'Braunschweig', 'bemerkung' => 'GND:42808-5', 'altBegriff' => '', 'LmAdd' => array([maximum depth reached]) ) ), '36_absender' => array( (int) 0 => array( 'ID' => '7212', 'content' => 'Caroline von Schelling', 'bemerkung' => '', 'altBegriff' => 'Schelling, Caroline von', 'LmAdd' => array( [maximum depth reached] ) ) ), '36_adressat' => array( (int) 0 => array( 'ID' => '7125', 'content' => 'August Wilhelm von Schlegel', 'bemerkung' => '', 'altBegriff' => 'Schlegel, August Wilhelm von', 'LmAdd' => array( [maximum depth reached] ) ) ), '36_leitd' => 'Schelling, Caroline von: Briefe aus der Frühromantik. 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[Braunschweig] Donnerstag 5ten [‒6.] März [1801].
Ich will Dir nur diesen Abend noch ein weniges auf Deinen lieben langen materiellen, das heißt materienvollen Brief erwidern, denn wenn Morgen früh das Wetter und ich nicht gar zu schlimm sind, möcht ich selbst wegen Deines Auftrags zu Vieweg gehn. Apropos, ich habe mich schon sehr geängstigt, daß Du keinen Regenschirm hast und vielleicht nicht so klug bist darauf zu fallen, daß man sich einen kaufen kann. ‒
Sehr trostlos kam es mir vor, wie ich am lezten Postag nichts von Dir erhielt, aber ich gab mich darein nach gehöriger Überlegung und wartete um so eifriger auf heut, wo Frau von Siersdorf und der Briefträger zugleich kamen, und ich noch zwey Stunden länger warten muste.
Der Handel mit dem Chamäläon ist sehr kraus; was mir vollkommen darin einleuchtet, ist die Vermuthung wegen Meyer; ich setze alle meine andern guten Freunde auf Eine Karte dafür, daß es sich so verhält. Was wilst Du? er gehört nun eben zu den schlechten guten Freunden, von denen Chamfort spricht, und ich habe mich ihrer gewiß nicht allein zu rühmen. Besuch ihn ja nicht, aber mit Iffland brich nicht ganz; es ist ja gar der Müh nicht werth. ‒ Vielleicht hätte Tiek wirklich keine Notiz nehmen sollen; hätte sie dieses Durchschlüpfen insolenter gemacht, dann wären sie desto besser festzuhalten gewesen. ‒ Dein Brief ist recht schieds und friedsrichterlich und über die Sache hinweg, wie es sich geziemt. ‒ Schelling hat mir den Abdruck von seiner Anzeige der Ehrenpforte in der Erlanger Zeitung zugeschickt und beykommenden Brief von Mehmel. Sie haben ihm, wie Du daraus siehst, in aller Unanmaßlichkeit daran geändert und so die gehörige Gemeinheit hineingebracht; besonders protestirt er gegen das vertrocknete Zwerchfell. Übrigens ist ein recht freudiger Ausbruch von Wohlgefallen darin sichtbar, ohne eine Spur von Parteysucht. ‒ Man hat also, wie es scheint, die Ehrenpforte in Berlin so dumm empfangen, daß Schleiermacher mit dem ungünstigen Boden recht hatte?
Wilhelm, Wilhelm, laß Dich nicht gelüsten! von wegen Frölichs gelinden Vorschlägen. Der Wieland kostet Dir ein Viertheljahr Zeit und drey Monden im Sommer können Dir drey Gesänge vom Tristan einbringen, der den Oberon am besten widerlegt. Bedenke, mein Freund, und laß es nicht immer wieder aus der Acht, sobald die Angel erscheint und sie Dich locken wollen.
Sehr lieb ist mir die Nachricht von Fr. Tieks Zurückkunft und der Möglichkeit, daß er das Monument noch übernähme, er wird doch ein näheres Interresse daran gewinnen können, und es auch wohl noch im Sommer vollenden. Ich lasse mir jetzt einen neuen Rahmen um das Bild machen; den andern habe ich an Tischbeins mitgeschickt, von denen noch keine Antwort da ist. Hat Tiek Deine Gedichte schon gehört?
Lieber, ich habe Tancred und Gismonda übersetzt und muß es nur erst noch weiter ausbilden; es ist mir aber so sehr dabey aufgefallen, wie es mir an Grammatik fehlt, daß ich mir auf diesen Monat eine Stunde bey dem Professor Köchy nehmen werde, was schon eingerichtet ist, sonst wollte ich Dich gern um Deine Einwilligung dazu bitten. Es ist doch eine Stunde mehr, wo ich vergessen kann, daß im Dachstübchen kein Freund mehr für mich wohnt ‒ obwohl Du nicht denken mußt, daß ich so kleinlich im Entbehren verfahre. Das Dachstübchen hast Du Dir wohl fast wieder gewünscht, ehe es heimathlich in Deinem jetzigen großen kostbaren Gemach geworden ist.
Gute Nacht. Es regnet heftiglich.
Freytag früh [6. März].
Ich bin nicht im Stande auszugehn und habe an Vieweg zweckmäßigst geschrieben. ‒ Entsinnst Du Dich, daß Meyer auf dessen Anfrage wegen des Kamäleon gänzlich geschwiegen hatte?
Lieber Freund, Du erwähnst Niethammers Vorschlag wegen des Hauses so, daß ich ohne die ganz kleine Note, die ich kaum lesen kann ‒ denn ich bin noch nicht gewiß, ob es heißt: mein Plan mit Euch dünkt mich recht gut oder nicht gut ‒ nicht wissen würde, was ich damit machen sollte. Gewiß thu ich keine Schritte ohne Dich ‒ wie kannst Du es glauben? Ich habe blos Deinem Wink gefolgt, indem ich mit Luisen weiter über den Plan sprach. Aber Du mußt mir mehr sagen, lieber Wilhelm. Was ich Dir zu sagen habe, ist jetzt blos das ‒ ich kann niemals Schelling als Freund verläugnen, aber auch in keinem Falle Eine Gränze überschreiten, über die wir einverstanden sind. Dies ist das erste und einzige Gelübd meines Lebens, und ich werde es halten, denn ich habe ihn angenommen in meiner Seele als den Bruder meines Kindes.
Dadurch daß ein verrätherisches Geheimniß zwischen uns wegfält, gewinnt alles eine andre Gestalt, zuerst für uns selbst, und diese Sicherheit geht in die Umgebungen über. Ich glaube daher nach Jena gehn zu können.
Fällt es Dir nicht auf, daß mir Friedrich nicht antwortet? Mangel an Zeit und dergl., Du fühlst es gewiß, kann in einem solchen Fall nicht gelten, und gegen mich nicht. Es wird ihm sehr schwer, und schwerer noch selbst, scheint es, als mein unwilliger Verdacht reichte. Er muß es sich selbst bewußt seyn, daß er mich hat unter einen Gesichtspunkt stellen wollen, dem sein eignes Innres widerspricht. Wenn er nicht bald antwortet, so wünsche ich, daß er Dir meinen Brief an ihn versiegelt zurückschickt, und werde Dich bitten es zu begehren.
Mein bester lieber Freund, ich will Dich nicht gern stören, aber Du mußt es nicht scheuen mir auch einmal aus dem Gemüth zu schreiben ‒ denn nicht wahr, es giebt doch ein Gemüth, ob Du schon die thörichte Leidenschaft verspottest?
Einige häusliche Anstalten würde ich im Voraus in Jena treffen müssen, wenn Luise mit mir geht, woran ich nicht mehr zweifle, da sie so gern will und die Mutter sich bessert. Was wegen Niethammers Anfrage zu verfügen, hast Du doch gethan? Wenn Schiller seinen Garten nicht schon vermiethet hätte, wie [ich] zufällig erfuhr, so wäre ich dafür gewesen N. Anerbieten gleich anzunehmen.
Die Gotter schreibt mir eben und legt Dir eine Angelegenheit nochmals ans Herz, denn sie hätte gehört, mit den Berliner Buchhändler sollte noch am meisten zu machen seyn. Sie hat noch eine andre wichtigere. Cäcilens Gesundheit ist sehr gut und ihre Fortschritte im Zeichnen nach Dölls Zeugniß so, daß sie es drauf wagen dürfe Portraitmahlerin zu werden. Nun hat sie die Idee Cäcile zu Krause zu thun, weil alles andre zu viel kosten würde, demnächst etwa zu Tischbein. Rathe doch auch hierinn, zu helfen weiß ich nicht, denn ich weiß keinen Ort, wo ich sie zu mir nehmen könnte um ihre Wünsche zu erfüllen, von denen jetzt, wie die Mutter sehr ernstlich sagt, ihr ganzes künftiges Leben abhängt. ‒ Eine drolliche Neuigkeit steht in dem Brief; man behauptet, der Neapolitaner Tischbein heyrathe Mad. Glockenbringk; sie ist Mannes und er Kind genug dazu. ‒ Wenn Hirt das geschrieben hat, so muß man ihn ja ordentlich einigermaßen respektiren.
Adieu, lieber lieber Wilhelm.
Freytag gegen Abend [6. März].
Schelling schreibt mir, daß „der arme Teufel der Mehmel mit Meusel über die Rezension der Ehrenpforte Händel bekommen hat und sich wahrscheinlich beyde förmlich entzweyen werden“ und aus einer Anzeige sähe er, daß Merkel auch schon davon Notiz genommen. ‒ S. ist mit Bernhardis Anzeige in so fern nicht zufrieden, daß es fast aussähe, als fürchtete er, man möchte die Ehrenpforte für ein Pasquill halten können. Tiek und auch die andern wären gar zu sehr auf dieses Volk, Bernhardi hätte ordentlich einen gebildeten Sinn dafür, und es wäre sehr unter Tiek sich im mindesten mit M. gemein zu machen. ‒ Ich hatte Schelling das Stück Deines Briefes mit der Relation vom Kamäleon geschickt, weil auch dort so mancherley Gerüchte darüber gegangen sind. Er antwortet mir: „Schlegels Brief hat mir viel Freude gemacht, er hat doch eine recht beneidenswerthe Regsamkeit, ist so ordentlich und doch thätig hinter allem drein, könt er mir nur davon abgeben!“
Den Brief an Iffland hab ich übrigens in Händen behalten, aber sag mir doch, denn das bist Du mir noch schuldig geblieben, was fandest Du denn im Kamäleon, im Corpus delicti selber?
Ich wollte Dich noch benachrichtigen, daß ich heute Mlle Faber, nebst andern Aufträgen, bevollmächtigt habe, sich die Schlüssel zu allen Zimmern des Hauses, außer dem Deinigen, geben zu lassen, theils um rein machen lassen zu können, was etwa nicht rein ist, und den Alkoven ausweißen zu lassen, als auch die Fenster von Zeit zu Zeit zu öffnen um der Sonne heilsamen Eingang zu verschaffen. Man wird sie ihr doch nicht verweigern? Ich habe geschrieben, Dein Bruder würde sie ihr geben.
Mit Luisen hab ich schon die schönsten Verabredungen zu einem kleinen und feinen Haushalt getroffen. Wir beyde wollen die Kosten gleich tragen, sie hat ihr Mädchen, ich meines ‒ Du solst uns beyden Kostgeld bezahlen. ‒ Wir werden gewiß recht sparsam seyn können ‒ aber hier schicke ich Dir meine Rechnung, siehe selbst zu, ob ich es in Braunschweig mehr seyn konnte. Nimm Dir eine Minute Zeit dazu.
Dann beherzige ferner: die 23 rh., welche ich zugelegt habe, bin ich hier noch schuldig ‒ ich muß sie also von den 10 Louisdʼor, die ich von Goettingen aus zu erwarten habe, abziehn. Wenn ich also auch noch die 3 Louisʼdor von Wiedemann erhalte, die Cotta ausgezahlt hat, so werde ich doch auf keine Weise weiter reichen als bis Jena. Wolltest Du dann wohl gütig sorgen, daß ich dort einiges Geld vorfände? ‒ Eines scheint mir nöthig, daß ich bey meiner Ankunft Succow gleich bezahle, wenn es noch nicht geschehn ist. ‒ Ich fürchte sehr, daß es mit Friedrichs Bezahlen hart her gehn wird. Er handelt nicht recht in manchen Dingen, so hat er sich von Gabler auch schon auf die Transcendentalphilosophie vorausbezahlen lassen, der noch kein Blatt davon gesehen hat. ‒ Wenn Du Dich jetzt mit ihm ins Reine gesezt hast, so must Du es zu bleiben suchen, denn er verläßt sich zu sehr auf die nie fehlenden Stützen; es bringt ihm selbst Nachtheil.
Zum zweitenmal heute Adieu, Gott befohlen! Philipp schreibt mir eben, daß mir seine Frau und Schwägerin bis Zelle entgegen kommen.
[Auf der Rückseite einer Mittheilung Viewegs, 6. März, der ein Anerbieten Tiecks ablehnt.]
Hier ist Viewegs Antwort und ich muß sie für etwas mehr wie Vorwand halten, denn ich weiß, wie ers, aus Ursachen, mit dem Fourcroy treibt und daß er nicht allein hat einiges liegen lassen um ihn zu fördern, ZB. den Cuvier, sondern dennoch die Pressen kaum den Übersetzern vorkommen können.
Ich will Dir nur diesen Abend noch ein weniges auf Deinen lieben langen materiellen, das heißt materienvollen Brief erwidern, denn wenn Morgen früh das Wetter und ich nicht gar zu schlimm sind, möcht ich selbst wegen Deines Auftrags zu Vieweg gehn. Apropos, ich habe mich schon sehr geängstigt, daß Du keinen Regenschirm hast und vielleicht nicht so klug bist darauf zu fallen, daß man sich einen kaufen kann. ‒
Sehr trostlos kam es mir vor, wie ich am lezten Postag nichts von Dir erhielt, aber ich gab mich darein nach gehöriger Überlegung und wartete um so eifriger auf heut, wo Frau von Siersdorf und der Briefträger zugleich kamen, und ich noch zwey Stunden länger warten muste.
Der Handel mit dem Chamäläon ist sehr kraus; was mir vollkommen darin einleuchtet, ist die Vermuthung wegen Meyer; ich setze alle meine andern guten Freunde auf Eine Karte dafür, daß es sich so verhält. Was wilst Du? er gehört nun eben zu den schlechten guten Freunden, von denen Chamfort spricht, und ich habe mich ihrer gewiß nicht allein zu rühmen. Besuch ihn ja nicht, aber mit Iffland brich nicht ganz; es ist ja gar der Müh nicht werth. ‒ Vielleicht hätte Tiek wirklich keine Notiz nehmen sollen; hätte sie dieses Durchschlüpfen insolenter gemacht, dann wären sie desto besser festzuhalten gewesen. ‒ Dein Brief ist recht schieds und friedsrichterlich und über die Sache hinweg, wie es sich geziemt. ‒ Schelling hat mir den Abdruck von seiner Anzeige der Ehrenpforte in der Erlanger Zeitung zugeschickt und beykommenden Brief von Mehmel. Sie haben ihm, wie Du daraus siehst, in aller Unanmaßlichkeit daran geändert und so die gehörige Gemeinheit hineingebracht; besonders protestirt er gegen das vertrocknete Zwerchfell. Übrigens ist ein recht freudiger Ausbruch von Wohlgefallen darin sichtbar, ohne eine Spur von Parteysucht. ‒ Man hat also, wie es scheint, die Ehrenpforte in Berlin so dumm empfangen, daß Schleiermacher mit dem ungünstigen Boden recht hatte?
Wilhelm, Wilhelm, laß Dich nicht gelüsten! von wegen Frölichs gelinden Vorschlägen. Der Wieland kostet Dir ein Viertheljahr Zeit und drey Monden im Sommer können Dir drey Gesänge vom Tristan einbringen, der den Oberon am besten widerlegt. Bedenke, mein Freund, und laß es nicht immer wieder aus der Acht, sobald die Angel erscheint und sie Dich locken wollen.
Sehr lieb ist mir die Nachricht von Fr. Tieks Zurückkunft und der Möglichkeit, daß er das Monument noch übernähme, er wird doch ein näheres Interresse daran gewinnen können, und es auch wohl noch im Sommer vollenden. Ich lasse mir jetzt einen neuen Rahmen um das Bild machen; den andern habe ich an Tischbeins mitgeschickt, von denen noch keine Antwort da ist. Hat Tiek Deine Gedichte schon gehört?
Lieber, ich habe Tancred und Gismonda übersetzt und muß es nur erst noch weiter ausbilden; es ist mir aber so sehr dabey aufgefallen, wie es mir an Grammatik fehlt, daß ich mir auf diesen Monat eine Stunde bey dem Professor Köchy nehmen werde, was schon eingerichtet ist, sonst wollte ich Dich gern um Deine Einwilligung dazu bitten. Es ist doch eine Stunde mehr, wo ich vergessen kann, daß im Dachstübchen kein Freund mehr für mich wohnt ‒ obwohl Du nicht denken mußt, daß ich so kleinlich im Entbehren verfahre. Das Dachstübchen hast Du Dir wohl fast wieder gewünscht, ehe es heimathlich in Deinem jetzigen großen kostbaren Gemach geworden ist.
Gute Nacht. Es regnet heftiglich.
Freytag früh [6. März].
Ich bin nicht im Stande auszugehn und habe an Vieweg zweckmäßigst geschrieben. ‒ Entsinnst Du Dich, daß Meyer auf dessen Anfrage wegen des Kamäleon gänzlich geschwiegen hatte?
Lieber Freund, Du erwähnst Niethammers Vorschlag wegen des Hauses so, daß ich ohne die ganz kleine Note, die ich kaum lesen kann ‒ denn ich bin noch nicht gewiß, ob es heißt: mein Plan mit Euch dünkt mich recht gut oder nicht gut ‒ nicht wissen würde, was ich damit machen sollte. Gewiß thu ich keine Schritte ohne Dich ‒ wie kannst Du es glauben? Ich habe blos Deinem Wink gefolgt, indem ich mit Luisen weiter über den Plan sprach. Aber Du mußt mir mehr sagen, lieber Wilhelm. Was ich Dir zu sagen habe, ist jetzt blos das ‒ ich kann niemals Schelling als Freund verläugnen, aber auch in keinem Falle Eine Gränze überschreiten, über die wir einverstanden sind. Dies ist das erste und einzige Gelübd meines Lebens, und ich werde es halten, denn ich habe ihn angenommen in meiner Seele als den Bruder meines Kindes.
Dadurch daß ein verrätherisches Geheimniß zwischen uns wegfält, gewinnt alles eine andre Gestalt, zuerst für uns selbst, und diese Sicherheit geht in die Umgebungen über. Ich glaube daher nach Jena gehn zu können.
Fällt es Dir nicht auf, daß mir Friedrich nicht antwortet? Mangel an Zeit und dergl., Du fühlst es gewiß, kann in einem solchen Fall nicht gelten, und gegen mich nicht. Es wird ihm sehr schwer, und schwerer noch selbst, scheint es, als mein unwilliger Verdacht reichte. Er muß es sich selbst bewußt seyn, daß er mich hat unter einen Gesichtspunkt stellen wollen, dem sein eignes Innres widerspricht. Wenn er nicht bald antwortet, so wünsche ich, daß er Dir meinen Brief an ihn versiegelt zurückschickt, und werde Dich bitten es zu begehren.
Mein bester lieber Freund, ich will Dich nicht gern stören, aber Du mußt es nicht scheuen mir auch einmal aus dem Gemüth zu schreiben ‒ denn nicht wahr, es giebt doch ein Gemüth, ob Du schon die thörichte Leidenschaft verspottest?
Einige häusliche Anstalten würde ich im Voraus in Jena treffen müssen, wenn Luise mit mir geht, woran ich nicht mehr zweifle, da sie so gern will und die Mutter sich bessert. Was wegen Niethammers Anfrage zu verfügen, hast Du doch gethan? Wenn Schiller seinen Garten nicht schon vermiethet hätte, wie [ich] zufällig erfuhr, so wäre ich dafür gewesen N. Anerbieten gleich anzunehmen.
Die Gotter schreibt mir eben und legt Dir eine Angelegenheit nochmals ans Herz, denn sie hätte gehört, mit den Berliner Buchhändler sollte noch am meisten zu machen seyn. Sie hat noch eine andre wichtigere. Cäcilens Gesundheit ist sehr gut und ihre Fortschritte im Zeichnen nach Dölls Zeugniß so, daß sie es drauf wagen dürfe Portraitmahlerin zu werden. Nun hat sie die Idee Cäcile zu Krause zu thun, weil alles andre zu viel kosten würde, demnächst etwa zu Tischbein. Rathe doch auch hierinn, zu helfen weiß ich nicht, denn ich weiß keinen Ort, wo ich sie zu mir nehmen könnte um ihre Wünsche zu erfüllen, von denen jetzt, wie die Mutter sehr ernstlich sagt, ihr ganzes künftiges Leben abhängt. ‒ Eine drolliche Neuigkeit steht in dem Brief; man behauptet, der Neapolitaner Tischbein heyrathe Mad. Glockenbringk; sie ist Mannes und er Kind genug dazu. ‒ Wenn Hirt das geschrieben hat, so muß man ihn ja ordentlich einigermaßen respektiren.
Adieu, lieber lieber Wilhelm.
Freytag gegen Abend [6. März].
Schelling schreibt mir, daß „der arme Teufel der Mehmel mit Meusel über die Rezension der Ehrenpforte Händel bekommen hat und sich wahrscheinlich beyde förmlich entzweyen werden“ und aus einer Anzeige sähe er, daß Merkel auch schon davon Notiz genommen. ‒ S. ist mit Bernhardis Anzeige in so fern nicht zufrieden, daß es fast aussähe, als fürchtete er, man möchte die Ehrenpforte für ein Pasquill halten können. Tiek und auch die andern wären gar zu sehr auf dieses Volk, Bernhardi hätte ordentlich einen gebildeten Sinn dafür, und es wäre sehr unter Tiek sich im mindesten mit M. gemein zu machen. ‒ Ich hatte Schelling das Stück Deines Briefes mit der Relation vom Kamäleon geschickt, weil auch dort so mancherley Gerüchte darüber gegangen sind. Er antwortet mir: „Schlegels Brief hat mir viel Freude gemacht, er hat doch eine recht beneidenswerthe Regsamkeit, ist so ordentlich und doch thätig hinter allem drein, könt er mir nur davon abgeben!“
Den Brief an Iffland hab ich übrigens in Händen behalten, aber sag mir doch, denn das bist Du mir noch schuldig geblieben, was fandest Du denn im Kamäleon, im Corpus delicti selber?
Ich wollte Dich noch benachrichtigen, daß ich heute Mlle Faber, nebst andern Aufträgen, bevollmächtigt habe, sich die Schlüssel zu allen Zimmern des Hauses, außer dem Deinigen, geben zu lassen, theils um rein machen lassen zu können, was etwa nicht rein ist, und den Alkoven ausweißen zu lassen, als auch die Fenster von Zeit zu Zeit zu öffnen um der Sonne heilsamen Eingang zu verschaffen. Man wird sie ihr doch nicht verweigern? Ich habe geschrieben, Dein Bruder würde sie ihr geben.
Mit Luisen hab ich schon die schönsten Verabredungen zu einem kleinen und feinen Haushalt getroffen. Wir beyde wollen die Kosten gleich tragen, sie hat ihr Mädchen, ich meines ‒ Du solst uns beyden Kostgeld bezahlen. ‒ Wir werden gewiß recht sparsam seyn können ‒ aber hier schicke ich Dir meine Rechnung, siehe selbst zu, ob ich es in Braunschweig mehr seyn konnte. Nimm Dir eine Minute Zeit dazu.
Dann beherzige ferner: die 23 rh., welche ich zugelegt habe, bin ich hier noch schuldig ‒ ich muß sie also von den 10 Louisdʼor, die ich von Goettingen aus zu erwarten habe, abziehn. Wenn ich also auch noch die 3 Louisʼdor von Wiedemann erhalte, die Cotta ausgezahlt hat, so werde ich doch auf keine Weise weiter reichen als bis Jena. Wolltest Du dann wohl gütig sorgen, daß ich dort einiges Geld vorfände? ‒ Eines scheint mir nöthig, daß ich bey meiner Ankunft Succow gleich bezahle, wenn es noch nicht geschehn ist. ‒ Ich fürchte sehr, daß es mit Friedrichs Bezahlen hart her gehn wird. Er handelt nicht recht in manchen Dingen, so hat er sich von Gabler auch schon auf die Transcendentalphilosophie vorausbezahlen lassen, der noch kein Blatt davon gesehen hat. ‒ Wenn Du Dich jetzt mit ihm ins Reine gesezt hast, so must Du es zu bleiben suchen, denn er verläßt sich zu sehr auf die nie fehlenden Stützen; es bringt ihm selbst Nachtheil.
Zum zweitenmal heute Adieu, Gott befohlen! Philipp schreibt mir eben, daß mir seine Frau und Schwägerin bis Zelle entgegen kommen.
[Auf der Rückseite einer Mittheilung Viewegs, 6. März, der ein Anerbieten Tiecks ablehnt.]
Hier ist Viewegs Antwort und ich muß sie für etwas mehr wie Vorwand halten, denn ich weiß, wie ers, aus Ursachen, mit dem Fourcroy treibt und daß er nicht allein hat einiges liegen lassen um ihn zu fördern, ZB. den Cuvier, sondern dennoch die Pressen kaum den Übersetzern vorkommen können.