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$viewFile = '/var/www/awschlegel/version-04-20/app/View/Letters/view.ctp' $dataForView = array( 'html' => '[<span class="index-60 tp-23405 ">Braunschweig</span>] Donnerstag d. 26[‒27.] März [1801].<br>Am lezten Postage schrieb ich nicht, mein sehr guter lieber Schlegel, um Dir die bittre Klage zu ersparen darüber, daß <span class="weight-bold ">Du</span> nicht geschrieben hattest. Ich rechnete sicher darauf am nehmlichen Tage noch etwas von Dir zu erhalten, aber ich fürchtete mich noch viel mehr, daß nichts kommen möchte ‒ <span class="index-4233 tp-47028 ">Die Mutter</span> war an diesem und dem vorhergehenden Tage wieder sehr übel gewesen, ich sah neue Schwierigkeiten entstehen, ehe wir sämtlich zu einiger Ruhe gelangten, und war einigermaßen in Verzweiflung. So ging ich in das erste Schauspiel, das die französische Gesellschaft wieder gab, es war <span class="index-4388 tp-23410 ">Eugenie von </span><span class="index-4388 tp-23410 index-4387 tp-23409 weight-bold ">Beaumarchaiz</span>. <span class="index-4386 tp-23407 weight-bold ">Degligny</span> und <span class="index-4258 tp-23406 ">die </span><span class="index-4258 tp-23406 weight-bold ">Serigny</span> spielten so, daß dem Eindruck einiger Situationen dieses Drama nicht zu widerstehen war, es riß mich über meine Kräfte und doch nicht über meine Angst mit fort, daß ich zu Haus keine Briefe finden möchte, indeß <span class="index-4389 tp-23412 weight-bold ">Mr. Galatin</span> aus einen eben erhaltnen Briefe von <span class="index-15 tp-23408 ">Berlin</span> uns vorlas. Wenn ich nicht diese fixe Idee gehabt hätte, oder vielmehr wenn sie nicht so ungebührlich fix gewesen wäre, so hätte die <span class="weight-bold ">Serigny</span> mich zerstreuen müssen, sie hat unglaublich gut gespielt und die Eugenie zum erstenmal, eine ihr sonst fremde Rolle, mit einer Kunst und einem Studium, das ich noch nie an ihr bemerkt habe. Darauf in einer kleinen Operette eine von ihren schalkhaften Mädchen mit allem ihrem gränzenlosen Muthwillen und einer entzückenden Grazie. Hat denn <span class="index-74 tp-23411 ">Deine kleine Unzeline</span> auch eine so bezaubernde Schalkhaftigkeit? Dann würde ich mich an Deiner Stelle des Aufessens nicht enthalten können. Aber weiter ‒ wie mich <span class="index-4396 tp-23456 weight-bold ">Fauche</span> nach Hause brachte, wie ich Briefe fand, aber so angegriffen war, daß ich mich gar nicht freuen, nicht lesen, nicht essen und trinken konnte ‒ Deine Gestrengen würden sehr ungehalten auf mich gewesen seyn. Es war recht gut, daß Deine Gestrengen nur handschriftlich zugegen waren. Allein ich thue Unrecht mich bey diesen Geschichten aufzuhalten, da ich auch heute keine Kraft übrig habe. Vorgestern Abend ganz spät erhielt ich noch eine Nachricht, die mich wieder erschütterte ‒ <span class="index-4266 tp-23418 ">Professor Boehmer</span> meldete mir in <span class="index-4392 tp-23416 ">Hoppenstedts</span> Namen, daß <span class="index-4391 tp-23415 ">Philippine</span> endlich ein Opfer ihrer mütterlichen Hoffnungen geworden ist ‒ sie war zum drittemal schwanger, was sie mir verhehlt hatte, mit Absicht, wie es scheint ‒ auf <span class="index-4390 tp-23414 ">Osianders</span> Raht mit Zuziehung andrer Ärzte faßt sie den Entschluß durch eine früher bewirkte künstliche Entbindung das Kind, wenn es möglich wäre, dies mal zu retten, sie führt ihn aus, blos mit dem Vorwissen und dem Beystand <span class="index-4392 tp-23419 ">ihres Mannes</span>, allen Geschwistern und Freunden verhehlte sie ihn. Die Entbindung geschieht auch wirklich und ein lebendes Kind ist da, worüber denn die Freude von allen Seiten sehr groß ist, aber 2 Stunden nachher verscheidet das Kind und <span class="index-4391 tp-23417 ">die Mutter</span> ist in Gefahr, in der sie drey Tage hinbringt und dann sanft, wie es scheint ohne alles Bewustseyn ihres Zustandes, entschlummert. ‒ <span class="index-2762 tp-23413 ">Wiedemann</span> ist überzeugt, daß Osiander sie durch diese gewaltsame Maasregel getödtet hat, und da sie für den Endzweck das Kind zu retten dadurch, daß es noch kleiner war, viel zu spät unternommen worden ist, nur 14 Tage vor der Zeit, überall sehr unklug gehandelt hat. Aber die liebevolle Entschlossenheit der Mutter war doch schön, und muß ihr Andenken dem Mann unvergeßlich machen, wenn gleich <span class="weight-bold ">Du</span> bemerken wirst, daß er nun eine hübschere Frau heyrathen könne. Sie war in der That eine wackre und muthige Frau; für ihren Mann hat sie auch vorher durch ein Testament gesorgt, das ihn zum einzigen Erben ihres Nachlasses macht, wie billig. Mir kam die Botschaft so unerwartet, die folgende Nacht war so schlaflos, daß ich nun wieder ein wenig krank bin, aber es soll durchaus nicht lange dauern, denn am nächsten Sontag fahre ich nach <span class="index-4250 tp-23420 ">Zelle</span>, <span class="index-1928 tp-23421 ">Philipp</span> holt mich ab. Sieh, er hat jeden Postag deswegen geschrieben, er hat mir versprochen, daß es mir so gut wie nichts kosten soll, sie haben mir hier zugeredet, so daß ich endlich meine Trägheit überwunden und ein Ja von mir gegeben habe. <span class="index-4233 tp-23422 ">Die Mutter</span> scheint seit gestern auch wieder auf bessern Weg zu kommen, und ich zweifle nicht, sie wird binnen drey oder 4 Wochen im Stande seyn Philippen, der mich selbst ganz zurückbringt, nach <span class="index-2755 tp-23423 ">Harburg</span> zu folgen, obwohl sie so kleinmüthig ist, daß sie uns traurig macht, und für unsre Plane ängstigt, die <span class="index-1929 tp-23424 ">Luisen</span> so sehr am Herzen liegen wie mir nur immer.<br>Der Besuch von <span class="index-48 tp-47030 ">Tiek</span>, den Du mir anmeldest, erfreut mich sehr, sage es ihm recht herzlich von mir; er soll auch nicht unten, sondern auf Deiner Stube logiren, wenn Du noch nicht da bist. Ich will Dir meine Disposition des Hauses melden: Luise, das Kind und ich besetzen die mittlere Etage und schlafen auch zusammen in dem Zimmer und Alkoven in der Ecke. Die unter Stube bleibt zum Eßen und dergl. frey, die Kammer zum Baden, was mir sehr empfohlen worden ist. Ist das nun so gut? Aber was mir nicht gut deucht, sondern die Wahrheit zu sagen etwas verdrossen hat, ist, daß sich <span class="index-180 tp-28083 index-8 tp-23426 ">Friedrichs</span> meiner Stube, worinn mein eignes Bildniß hängt, bedienen um Feten darinn zu geben. Das habe ich von Sophien gehört. Ich hoffe zwar, mein allerliebster Schlegel, daß sie Dir es vorher gesagt haben ‒ allein ich finde es denn doch nicht delikat von <span class="index-180 tp-23425 ">Mad. Veit</span>, da gar keine Nothwendigkeit sie dazu drängte, sie haben in ihrer Wohnung ein Zimmer, das eben so groß ist, und was die Sachen betrift, die sie gebraucht haben, so ist denn doch das Tischzeug und Porzelan, das so schon genug durch den Gebrauch zusammengeschmolzen ist, mein kleines absonderliches Eigenthum, und kurzum beym nächsten Doktorschmause will ich es nicht hergeben, besonders wenn Du es mir nicht offiziel notifizirest. Und wenn das auch alles nicht wäre, ich bleibe dabey, es ist undelikat, und gewiß, mein Bild mag seine Lippen ein wenig dazu aufgeworfen haben.<br>Von diesem Doktorwerden habe ich außer dieser Partikularität durch andre Wege, hiesige studirende Jugend, erfahren, was Dir <span class="index-8 tp-47031 ">Friedrich</span> wohl selbst gemeldet hat, daß er mit <span class="index-4393 tp-23427 ">dem miserabeln Tänzer und stattlichen Theologen Augusti</span>, den ihm die Facultät boshaft als Opponenten aufgedrungen hat, sehr hart an einander gerathen ist, und daß darauf eine ganz lütje Minorität dem Friedrich eine Musik gebracht und eine breite Majorität dem Augusti. Dummes Zeug. Schelling hat mir von der Sache nichts wissen lassen, blos <span class="index-7015 tp-47032 ">die Theses</span> hat er mir geschickt, die habe ich fein und frey übersetzt, aber ich zeige es niemand.<br>Es will mich verdünken, als ob <span class="index-186 tp-23429 ">Paulus</span> <span class="index-1192 tp-73973 ">die ganze LZ.</span> jetzt allein schriebe.<br>Höre einmal, <span class="index-1494 tp-23430 ">die Nuys</span> hat gar kein Judizium; auf das Gerücht, <span class="index-1266 tp-23460 ">Falk</span> sey todt, hat sie sich fast die Haare ausgerissen. <span class="index-4249 tp-47033 ">Die Campen</span> war bey uns, sie hat den Bericht im <span class="index-4500 tp-24485 ">Modejournal</span> von der Redoute scharmant gefunden. ‒ Wir haben am vorigen Sonnabend bey <span class="index-4207 tp-23431 ">Frau von Sierstorf</span> soupirt und <span class="index-4216 tp-23432 ">der Herr von Sierstorf</span> ließ eigends auf eine Stunde früher einladen um mir seine Galvanischen Batterien zu zeigen, die aus 160 Lagen bestehn; der hat Laubthaler! Sonst auch nichts, keine Idee wenigstens, viel mechanische Geschicklichkeiten höchstens.<br>Weiß man auch gewiß, daß das Frauenzimmer die Sprache verlohren hatte, dem <span class="index-4394 tp-23433 ">Hr. Grapengießer</span> sie hat widergegeben? Du sollst die Recepte haben, dagegen bitte ich Dich, schaff den Schnupfen ab. Ich habe oft an Dich gedacht bey dem häufigen Sturm; Du gehst doch oft Abends spät noch auf die Straße, und kannst Dich so leicht verkälten. Nun fängt das Wetter ja an sich zu setzen.<br><span class="index-242 tp-23434 ">Hufeland</span> ist abgereiset, also in <span class="index-15 tp-23435 ">Berlin</span>; Du must nicht versäumen ihn bald zu sehn. <span class="index-2983 tp-23436 ">Loder</span> hat ihm gleich eine Nachrede gehalten und einen Nachfolger versprochen; man deutet noch immer auf <span class="index-4225 tp-23438 ">Himly</span> oder Horn. Himly würde schwerlich gehn. <span class="index-137 tp-23437 ">Goethe</span> will nichts davon wissen, es sey nun, daß er sich so stellt, oder alles Antheils sich entschlagen hat. Daß es <span class="index-4282 tp-23439 ">Röschlaub</span> nicht ist, bedaure ich nicht, <span class="index-4217 tp-23459 ">Roose</span> erzählt mir, daß er im lezten Stück seines Journals Hufeland unverantwortlich <span class="weight-bold ">gehuldigt</span> hat ‒ das ist die Frucht unsrer Ermahnungen höflich zu seyn, aber wem der liebe Gott einmal den Takt versagt hat, der macht alles grob und schlecht. ‒ Ich würde sehr für Roose gestimmt haben, allein da Goethe nichts mehr mit der Sache zu thun haben will, werde ich auch die Hände davon abziehn!<br>Goethe ist ein wenig sonderbar in seiner Antwort. Barbarisches Land ‒ Kreuzwege ‒ was ich noch von Ländern gesehn habe, ist wenigstens eben so barbarisch gewesen, und ein Denkmal gehört unter dem freyen Himmel, und wenn wir an einem Kreuzwege eins treffen, so erfreuen wir uns daran. Wahrlich ich glaube, er will alle Kunst in das <span class="index-58 tp-23440 ">Weimarische</span> Land ziehn. ‒ Meinem Gefühl nach hieße <span class="weight-bold ">das</span> mit seinen Schmerzen spielen, was er vorschlägt; sein herrlicher Saal der Erinnerung im <span class="index-59 tp-23441 ">Wilhelm Meister</span> ist ebenfals ein solches Spiel. Ich habe für mich keine weitre Idee bey <span class="index-918 tp-23469 ">dem Monument</span>, als die ich bey einem Kleide gehabt haben würde, das ich so schön wie möglich für <span class="index-30 tp-23470 ">das liebe Mädchen</span> während ihres Lebens ausgesucht hätte um ihre liebliche Gestalt zu schmücken ‒ ich denke nur an ihr Wohlgefallen, wenn sie irgendwo, wenn sie an der friedlichen einsamen Stäte, wo sie ruhet, ein solches Denkmal gefunden hätte. Also laß uns dabey bleiben, <span class="index-1267 tp-23463 ">Meyers</span> Gutachten aber befolgen.<br>Abends.<br>Ich bin ein recht armes Kind und habe viele Schmerzen und ein betäubendes Ziehen im Kopf ‒ obgleich dieses auch Velinpapier ist so gut wie Deines. Der Himmel weiß, ob die bestellten Pferde nicht wieder unbestellt zurück wandern müssen. Übermorgen früh geht Galatin nach Berlin; er bringt Dir zwey hinterbliebne Schnupftücher, die an den sechsen fehlen, mit.<br><span class="index-513 tp-23464 ">Der liebenswürdige junge Schütz</span> ist <span class="index-1929 tp-23443 ">Luisen</span> bekannt, eben auch als liebenswürdig; er ist um die nehmliche Zeit wie Tiek in <span class="index-2 tp-23442 ">Göttingen</span> gewesen, und sie hat ihm einmal ihre Kleider geliehen, da Komödie gespielt worden ist, wo er die Tochter im <span class="index-4399 tp-23467 ">Vetter von </span><span class="index-4399 tp-23467 index-4395 tp-23444 ">Lissabon</span> gemacht, und auch einmal den jungen <span class="index-4398 tp-23466 ">Mahler von </span><span class="index-4398 tp-23466 index-1587 tp-23465 ">Babo</span>. ‒ Ich bin auf <span class="index-4304 tp-23457 ">Deine Romanze</span> begierig ‒ ja, wenn Du Zeit gehabt hättest und <span class="index-4262 tp-23461 ">den ewigen Juden</span> machen können ‒ Du hast ihn doch nicht vergessen? ‒ dann solltest Du mir wohl den Preis davon tragen. Du verkündigest mir allerley neue Evangelien von Knioch und <span class="index-4400 tp-23468 ">Mnioch</span>. Was wird es denn seyn? Werdet ihr nicht etwa bald einmal eine Zählung eures Volkes vornehmen? Bald hätte ich gesagt, <span class="index-8 tp-23446 ">Friedrich</span> hat in <span class="index-1711 tp-23445 ">seinem Herkules</span> dergleichen unternommen ‒ doch Du möchtest nicht Spas verstehn und ich habe die Schwachheit ‒ was Du auch davon denken mögest ‒ Dich nicht gern böse zu sehn, mein freundlicher Wilhelm. Räthsel <span class="index-4397 tp-23458 ">des Bakis</span> ‒ ja, das ist wahr, Sieben gehen verhüllt etc. Aber im Ernst, ich dachte, <span class="index-1711 tp-47034 ">die Elegie</span> sollte <span class="index-181 tp-23447 ">Lessingen</span> ganz besonders gelten ‒ nun hast Du aber recht, sie drückt ganz besonders <span class="index-8 tp-23448 ">Friedrich Schlegeln</span> aus. Ich danke Dir, daß Du sie mir geschickt hast; Du must jedoch jetzt nichts weiter von mir darüber wissen wollen, als daß Du recht gut gegen mich bist. Du bist es auch in dem Wunsche Friedrich und <span class="index-62 tp-23449 ">Schelling</span> wieder näher gebracht zu sehn. Allein, lieber Freund, weißt Du denn auch, ob es Friedrich selbst wünscht und wünschen kann? Ob manche Dinge nicht unwegräumbar sind? ‒ Gern werde ich <span class="index-48 tp-55907 ">Tiek</span> zu allem die Hand bieten, aber nur kein künstliches Verhältniß zu erzwingen, wo gar keins dieselben und bessre Dienste thut. Es wird mich freuen mit Tiek aufrichtig sprechen zu können. Glaube auch nicht, daß ich je von <span class="weight-bold ">ihm</span> unwohlthätige Einflüsse für Dich und mich besorgt habe ‒ ich hatte immer den Gedanken, daß er ihrer nicht fähig wäre.<br>–––––<br>Vernachlässige <span class="index-43 tp-23451 ">Schleiermacher</span> nicht zu sehr, Du weißt, wie empfindlich er ist; lade ihn doch nach <span class="index-12 tp-23452 ">Jena</span> ein, damit ich ihn einmal sehe und er mich. Ich begreife wohl, wie Dir die Zeit unter den Händen wegkommt. Hat denn <span class="index-425 tp-23450 ">der unselige Fiorillo</span> etwas erhalten?<br>Der unzusammenhängende Zustand des Berliner Theaters ist doch sehr seltsam und kann an niemand wie am <span class="index-25 tp-47035 ">Direktor</span> liegen. Die Weimarischen Schauspieler machen also wohl <span class="weight-bold ">tout de bon</span> ein besseres <span class="weight-bold ">Ensemble</span>?<br>Du hast mir noch viel mündlich zu erzählen ohngeachtet der langen Briefe; sie sind nur die Skizze. Heute ist keiner gekommen, aber ich erwartete es auch nicht. Adressir Deinen nächsten nach Harburg, er kommt mir doch wohl schneller zu, und denk nur ja nicht etwa, daß ich ihn an den Ufern der Elbe entbehren könne.<br>Daß Du mir nicht noch sagen konntest, ob das Bild gut ausgefallen ist! Ich wünsche es sehnlich. Du wirst in Berlin die beste Gelegenheit haben es in ein Taschenbuch von <span class="weight-bold ">Maroquin</span> fassen zu lassen, wo es sich doch am sichersten aufbewahrt. Wenn Du auch in <span class="index-6043 tp-40005 ">der Messe</span> nicht nach <span class="index-22 tp-23453 ">Leipzig</span> gehst, hingehn must Du wegen des großen Bildes.<br><br>Freytag früh [27. März].<br>Mir ist heut viel besser und es bleibt bey der Reise, ob ich es zwar nicht eher glauben werde, bis ich es sehe, und auch dann nicht recht, so wenig Trieb ist in mir. Mit <span class="index-4233 tp-23454 ">der Mutter</span> haben wir wegen ihrer Niedergeschlagenheit rechte Noth, sie gleicht darin <span class="index-2770 tp-23455 ">dem Vater</span>. Daß nun so mancherley geschehn soll, ängstigt sie, selbst daß ich nun weggehe, ob sie mir gleich am meisten deswegen zugesezt hat.<br>Wenn ich Dich wiedersehe, wird alles ruhiger seyn, und die verschiednen Einrichtungen sich gefügt haben. Bleib ja nicht zu lange aus. 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Nach Georg Waitz vermehrt hg. v. Erich Schmidt. Bd. 2. Leipzig 1913, S. 82‒90 u. 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Ich rechnete sicher darauf am nehmlichen Tage noch etwas von Dir zu erhalten, aber ich fürchtete mich noch viel mehr, daß nichts kommen möchte ‒ <span class="index-4233 tp-47028 ">Die Mutter</span> war an diesem und dem vorhergehenden Tage wieder sehr übel gewesen, ich sah neue Schwierigkeiten entstehen, ehe wir sämtlich zu einiger Ruhe gelangten, und war einigermaßen in Verzweiflung. So ging ich in das erste Schauspiel, das die französische Gesellschaft wieder gab, es war <span class="index-4388 tp-23410 ">Eugenie von </span><span class="index-4388 tp-23410 index-4387 tp-23409 weight-bold ">Beaumarchaiz</span>. <span class="index-4386 tp-23407 weight-bold ">Degligny</span> und <span class="index-4258 tp-23406 ">die </span><span class="index-4258 tp-23406 weight-bold ">Serigny</span> spielten so, daß dem Eindruck einiger Situationen dieses Drama nicht zu widerstehen war, es riß mich über meine Kräfte und doch nicht über meine Angst mit fort, daß ich zu Haus keine Briefe finden möchte, indeß <span class="index-4389 tp-23412 weight-bold ">Mr. Galatin</span> aus einen eben erhaltnen Briefe von <span class="index-15 tp-23408 ">Berlin</span> uns vorlas. Wenn ich nicht diese fixe Idee gehabt hätte, oder vielmehr wenn sie nicht so ungebührlich fix gewesen wäre, so hätte die <span class="weight-bold ">Serigny</span> mich zerstreuen müssen, sie hat unglaublich gut gespielt und die Eugenie zum erstenmal, eine ihr sonst fremde Rolle, mit einer Kunst und einem Studium, das ich noch nie an ihr bemerkt habe. Darauf in einer kleinen Operette eine von ihren schalkhaften Mädchen mit allem ihrem gränzenlosen Muthwillen und einer entzückenden Grazie. Hat denn <span class="index-74 tp-23411 ">Deine kleine Unzeline</span> auch eine so bezaubernde Schalkhaftigkeit? Dann würde ich mich an Deiner Stelle des Aufessens nicht enthalten können. Aber weiter ‒ wie mich <span class="index-4396 tp-23456 weight-bold ">Fauche</span> nach Hause brachte, wie ich Briefe fand, aber so angegriffen war, daß ich mich gar nicht freuen, nicht lesen, nicht essen und trinken konnte ‒ Deine Gestrengen würden sehr ungehalten auf mich gewesen seyn. Es war recht gut, daß Deine Gestrengen nur handschriftlich zugegen waren. Allein ich thue Unrecht mich bey diesen Geschichten aufzuhalten, da ich auch heute keine Kraft übrig habe. Vorgestern Abend ganz spät erhielt ich noch eine Nachricht, die mich wieder erschütterte ‒ <span class="index-4266 tp-23418 ">Professor Boehmer</span> meldete mir in <span class="index-4392 tp-23416 ">Hoppenstedts</span> Namen, daß <span class="index-4391 tp-23415 ">Philippine</span> endlich ein Opfer ihrer mütterlichen Hoffnungen geworden ist ‒ sie war zum drittemal schwanger, was sie mir verhehlt hatte, mit Absicht, wie es scheint ‒ auf <span class="index-4390 tp-23414 ">Osianders</span> Raht mit Zuziehung andrer Ärzte faßt sie den Entschluß durch eine früher bewirkte künstliche Entbindung das Kind, wenn es möglich wäre, dies mal zu retten, sie führt ihn aus, blos mit dem Vorwissen und dem Beystand <span class="index-4392 tp-23419 ">ihres Mannes</span>, allen Geschwistern und Freunden verhehlte sie ihn. Die Entbindung geschieht auch wirklich und ein lebendes Kind ist da, worüber denn die Freude von allen Seiten sehr groß ist, aber 2 Stunden nachher verscheidet das Kind und <span class="index-4391 tp-23417 ">die Mutter</span> ist in Gefahr, in der sie drey Tage hinbringt und dann sanft, wie es scheint ohne alles Bewustseyn ihres Zustandes, entschlummert. ‒ <span class="index-2762 tp-23413 ">Wiedemann</span> ist überzeugt, daß Osiander sie durch diese gewaltsame Maasregel getödtet hat, und da sie für den Endzweck das Kind zu retten dadurch, daß es noch kleiner war, viel zu spät unternommen worden ist, nur 14 Tage vor der Zeit, überall sehr unklug gehandelt hat. Aber die liebevolle Entschlossenheit der Mutter war doch schön, und muß ihr Andenken dem Mann unvergeßlich machen, wenn gleich <span class="weight-bold ">Du</span> bemerken wirst, daß er nun eine hübschere Frau heyrathen könne. Sie war in der That eine wackre und muthige Frau; für ihren Mann hat sie auch vorher durch ein Testament gesorgt, das ihn zum einzigen Erben ihres Nachlasses macht, wie billig. Mir kam die Botschaft so unerwartet, die folgende Nacht war so schlaflos, daß ich nun wieder ein wenig krank bin, aber es soll durchaus nicht lange dauern, denn am nächsten Sontag fahre ich nach <span class="index-4250 tp-23420 ">Zelle</span>, <span class="index-1928 tp-23421 ">Philipp</span> holt mich ab. Sieh, er hat jeden Postag deswegen geschrieben, er hat mir versprochen, daß es mir so gut wie nichts kosten soll, sie haben mir hier zugeredet, so daß ich endlich meine Trägheit überwunden und ein Ja von mir gegeben habe. <span class="index-4233 tp-23422 ">Die Mutter</span> scheint seit gestern auch wieder auf bessern Weg zu kommen, und ich zweifle nicht, sie wird binnen drey oder 4 Wochen im Stande seyn Philippen, der mich selbst ganz zurückbringt, nach <span class="index-2755 tp-23423 ">Harburg</span> zu folgen, obwohl sie so kleinmüthig ist, daß sie uns traurig macht, und für unsre Plane ängstigt, die <span class="index-1929 tp-23424 ">Luisen</span> so sehr am Herzen liegen wie mir nur immer.<br>Der Besuch von <span class="index-48 tp-47030 ">Tiek</span>, den Du mir anmeldest, erfreut mich sehr, sage es ihm recht herzlich von mir; er soll auch nicht unten, sondern auf Deiner Stube logiren, wenn Du noch nicht da bist. Ich will Dir meine Disposition des Hauses melden: Luise, das Kind und ich besetzen die mittlere Etage und schlafen auch zusammen in dem Zimmer und Alkoven in der Ecke. Die unter Stube bleibt zum Eßen und dergl. frey, die Kammer zum Baden, was mir sehr empfohlen worden ist. Ist das nun so gut? Aber was mir nicht gut deucht, sondern die Wahrheit zu sagen etwas verdrossen hat, ist, daß sich <span class="index-180 tp-28083 index-8 tp-23426 ">Friedrichs</span> meiner Stube, worinn mein eignes Bildniß hängt, bedienen um Feten darinn zu geben. Das habe ich von Sophien gehört. Ich hoffe zwar, mein allerliebster Schlegel, daß sie Dir es vorher gesagt haben ‒ allein ich finde es denn doch nicht delikat von <span class="index-180 tp-23425 ">Mad. Veit</span>, da gar keine Nothwendigkeit sie dazu drängte, sie haben in ihrer Wohnung ein Zimmer, das eben so groß ist, und was die Sachen betrift, die sie gebraucht haben, so ist denn doch das Tischzeug und Porzelan, das so schon genug durch den Gebrauch zusammengeschmolzen ist, mein kleines absonderliches Eigenthum, und kurzum beym nächsten Doktorschmause will ich es nicht hergeben, besonders wenn Du es mir nicht offiziel notifizirest. Und wenn das auch alles nicht wäre, ich bleibe dabey, es ist undelikat, und gewiß, mein Bild mag seine Lippen ein wenig dazu aufgeworfen haben.<br>Von diesem Doktorwerden habe ich außer dieser Partikularität durch andre Wege, hiesige studirende Jugend, erfahren, was Dir <span class="index-8 tp-47031 ">Friedrich</span> wohl selbst gemeldet hat, daß er mit <span class="index-4393 tp-23427 ">dem miserabeln Tänzer und stattlichen Theologen Augusti</span>, den ihm die Facultät boshaft als Opponenten aufgedrungen hat, sehr hart an einander gerathen ist, und daß darauf eine ganz lütje Minorität dem Friedrich eine Musik gebracht und eine breite Majorität dem Augusti. Dummes Zeug. Schelling hat mir von der Sache nichts wissen lassen, blos <span class="index-7015 tp-47032 ">die Theses</span> hat er mir geschickt, die habe ich fein und frey übersetzt, aber ich zeige es niemand.<br>Es will mich verdünken, als ob <span class="index-186 tp-23429 ">Paulus</span> <span class="index-1192 tp-73973 ">die ganze LZ.</span> jetzt allein schriebe.<br>Höre einmal, <span class="index-1494 tp-23430 ">die Nuys</span> hat gar kein Judizium; auf das Gerücht, <span class="index-1266 tp-23460 ">Falk</span> sey todt, hat sie sich fast die Haare ausgerissen. <span class="index-4249 tp-47033 ">Die Campen</span> war bey uns, sie hat den Bericht im <span class="index-4500 tp-24485 ">Modejournal</span> von der Redoute scharmant gefunden. ‒ Wir haben am vorigen Sonnabend bey <span class="index-4207 tp-23431 ">Frau von Sierstorf</span> soupirt und <span class="index-4216 tp-23432 ">der Herr von Sierstorf</span> ließ eigends auf eine Stunde früher einladen um mir seine Galvanischen Batterien zu zeigen, die aus 160 Lagen bestehn; der hat Laubthaler! Sonst auch nichts, keine Idee wenigstens, viel mechanische Geschicklichkeiten höchstens.<br>Weiß man auch gewiß, daß das Frauenzimmer die Sprache verlohren hatte, dem <span class="index-4394 tp-23433 ">Hr. Grapengießer</span> sie hat widergegeben? Du sollst die Recepte haben, dagegen bitte ich Dich, schaff den Schnupfen ab. Ich habe oft an Dich gedacht bey dem häufigen Sturm; Du gehst doch oft Abends spät noch auf die Straße, und kannst Dich so leicht verkälten. Nun fängt das Wetter ja an sich zu setzen.<br><span class="index-242 tp-23434 ">Hufeland</span> ist abgereiset, also in <span class="index-15 tp-23435 ">Berlin</span>; Du must nicht versäumen ihn bald zu sehn. <span class="index-2983 tp-23436 ">Loder</span> hat ihm gleich eine Nachrede gehalten und einen Nachfolger versprochen; man deutet noch immer auf <span class="index-4225 tp-23438 ">Himly</span> oder Horn. Himly würde schwerlich gehn. <span class="index-137 tp-23437 ">Goethe</span> will nichts davon wissen, es sey nun, daß er sich so stellt, oder alles Antheils sich entschlagen hat. Daß es <span class="index-4282 tp-23439 ">Röschlaub</span> nicht ist, bedaure ich nicht, <span class="index-4217 tp-23459 ">Roose</span> erzählt mir, daß er im lezten Stück seines Journals Hufeland unverantwortlich <span class="weight-bold ">gehuldigt</span> hat ‒ das ist die Frucht unsrer Ermahnungen höflich zu seyn, aber wem der liebe Gott einmal den Takt versagt hat, der macht alles grob und schlecht. ‒ Ich würde sehr für Roose gestimmt haben, allein da Goethe nichts mehr mit der Sache zu thun haben will, werde ich auch die Hände davon abziehn!<br>Goethe ist ein wenig sonderbar in seiner Antwort. Barbarisches Land ‒ Kreuzwege ‒ was ich noch von Ländern gesehn habe, ist wenigstens eben so barbarisch gewesen, und ein Denkmal gehört unter dem freyen Himmel, und wenn wir an einem Kreuzwege eins treffen, so erfreuen wir uns daran. Wahrlich ich glaube, er will alle Kunst in das <span class="index-58 tp-23440 ">Weimarische</span> Land ziehn. ‒ Meinem Gefühl nach hieße <span class="weight-bold ">das</span> mit seinen Schmerzen spielen, was er vorschlägt; sein herrlicher Saal der Erinnerung im <span class="index-59 tp-23441 ">Wilhelm Meister</span> ist ebenfals ein solches Spiel. Ich habe für mich keine weitre Idee bey <span class="index-918 tp-23469 ">dem Monument</span>, als die ich bey einem Kleide gehabt haben würde, das ich so schön wie möglich für <span class="index-30 tp-23470 ">das liebe Mädchen</span> während ihres Lebens ausgesucht hätte um ihre liebliche Gestalt zu schmücken ‒ ich denke nur an ihr Wohlgefallen, wenn sie irgendwo, wenn sie an der friedlichen einsamen Stäte, wo sie ruhet, ein solches Denkmal gefunden hätte. Also laß uns dabey bleiben, <span class="index-1267 tp-23463 ">Meyers</span> Gutachten aber befolgen.<br>Abends.<br>Ich bin ein recht armes Kind und habe viele Schmerzen und ein betäubendes Ziehen im Kopf ‒ obgleich dieses auch Velinpapier ist so gut wie Deines. Der Himmel weiß, ob die bestellten Pferde nicht wieder unbestellt zurück wandern müssen. Übermorgen früh geht Galatin nach Berlin; er bringt Dir zwey hinterbliebne Schnupftücher, die an den sechsen fehlen, mit.<br><span class="index-513 tp-23464 ">Der liebenswürdige junge Schütz</span> ist <span class="index-1929 tp-23443 ">Luisen</span> bekannt, eben auch als liebenswürdig; er ist um die nehmliche Zeit wie Tiek in <span class="index-2 tp-23442 ">Göttingen</span> gewesen, und sie hat ihm einmal ihre Kleider geliehen, da Komödie gespielt worden ist, wo er die Tochter im <span class="index-4399 tp-23467 ">Vetter von </span><span class="index-4399 tp-23467 index-4395 tp-23444 ">Lissabon</span> gemacht, und auch einmal den jungen <span class="index-4398 tp-23466 ">Mahler von </span><span class="index-4398 tp-23466 index-1587 tp-23465 ">Babo</span>. ‒ Ich bin auf <span class="index-4304 tp-23457 ">Deine Romanze</span> begierig ‒ ja, wenn Du Zeit gehabt hättest und <span class="index-4262 tp-23461 ">den ewigen Juden</span> machen können ‒ Du hast ihn doch nicht vergessen? ‒ dann solltest Du mir wohl den Preis davon tragen. Du verkündigest mir allerley neue Evangelien von Knioch und <span class="index-4400 tp-23468 ">Mnioch</span>. Was wird es denn seyn? Werdet ihr nicht etwa bald einmal eine Zählung eures Volkes vornehmen? Bald hätte ich gesagt, <span class="index-8 tp-23446 ">Friedrich</span> hat in <span class="index-1711 tp-23445 ">seinem Herkules</span> dergleichen unternommen ‒ doch Du möchtest nicht Spas verstehn und ich habe die Schwachheit ‒ was Du auch davon denken mögest ‒ Dich nicht gern böse zu sehn, mein freundlicher Wilhelm. Räthsel <span class="index-4397 tp-23458 ">des Bakis</span> ‒ ja, das ist wahr, Sieben gehen verhüllt etc. Aber im Ernst, ich dachte, <span class="index-1711 tp-47034 ">die Elegie</span> sollte <span class="index-181 tp-23447 ">Lessingen</span> ganz besonders gelten ‒ nun hast Du aber recht, sie drückt ganz besonders <span class="index-8 tp-23448 ">Friedrich Schlegeln</span> aus. Ich danke Dir, daß Du sie mir geschickt hast; Du must jedoch jetzt nichts weiter von mir darüber wissen wollen, als daß Du recht gut gegen mich bist. Du bist es auch in dem Wunsche Friedrich und <span class="index-62 tp-23449 ">Schelling</span> wieder näher gebracht zu sehn. Allein, lieber Freund, weißt Du denn auch, ob es Friedrich selbst wünscht und wünschen kann? Ob manche Dinge nicht unwegräumbar sind? ‒ Gern werde ich <span class="index-48 tp-55907 ">Tiek</span> zu allem die Hand bieten, aber nur kein künstliches Verhältniß zu erzwingen, wo gar keins dieselben und bessre Dienste thut. Es wird mich freuen mit Tiek aufrichtig sprechen zu können. Glaube auch nicht, daß ich je von <span class="weight-bold ">ihm</span> unwohlthätige Einflüsse für Dich und mich besorgt habe ‒ ich hatte immer den Gedanken, daß er ihrer nicht fähig wäre.<br>–––––<br>Vernachlässige <span class="index-43 tp-23451 ">Schleiermacher</span> nicht zu sehr, Du weißt, wie empfindlich er ist; lade ihn doch nach <span class="index-12 tp-23452 ">Jena</span> ein, damit ich ihn einmal sehe und er mich. Ich begreife wohl, wie Dir die Zeit unter den Händen wegkommt. Hat denn <span class="index-425 tp-23450 ">der unselige Fiorillo</span> etwas erhalten?<br>Der unzusammenhängende Zustand des Berliner Theaters ist doch sehr seltsam und kann an niemand wie am <span class="index-25 tp-47035 ">Direktor</span> liegen. Die Weimarischen Schauspieler machen also wohl <span class="weight-bold ">tout de bon</span> ein besseres <span class="weight-bold ">Ensemble</span>?<br>Du hast mir noch viel mündlich zu erzählen ohngeachtet der langen Briefe; sie sind nur die Skizze. Heute ist keiner gekommen, aber ich erwartete es auch nicht. Adressir Deinen nächsten nach Harburg, er kommt mir doch wohl schneller zu, und denk nur ja nicht etwa, daß ich ihn an den Ufern der Elbe entbehren könne.<br>Daß Du mir nicht noch sagen konntest, ob das Bild gut ausgefallen ist! Ich wünsche es sehnlich. Du wirst in Berlin die beste Gelegenheit haben es in ein Taschenbuch von <span class="weight-bold ">Maroquin</span> fassen zu lassen, wo es sich doch am sichersten aufbewahrt. Wenn Du auch in <span class="index-6043 tp-40005 ">der Messe</span> nicht nach <span class="index-22 tp-23453 ">Leipzig</span> gehst, hingehn must Du wegen des großen Bildes.<br><br>Freytag früh [27. März].<br>Mir ist heut viel besser und es bleibt bey der Reise, ob ich es zwar nicht eher glauben werde, bis ich es sehe, und auch dann nicht recht, so wenig Trieb ist in mir. Mit <span class="index-4233 tp-23454 ">der Mutter</span> haben wir wegen ihrer Niedergeschlagenheit rechte Noth, sie gleicht darin <span class="index-2770 tp-23455 ">dem Vater</span>. Daß nun so mancherley geschehn soll, ängstigt sie, selbst daß ich nun weggehe, ob sie mir gleich am meisten deswegen zugesezt hat.<br>Wenn ich Dich wiedersehe, wird alles ruhiger seyn, und die verschiednen Einrichtungen sich gefügt haben. Bleib ja nicht zu lange aus. Bleibe gesund und mein guter lieber Freund.', '36_xml' => '<p>[<placeName key="60">Braunschweig</placeName>] Donnerstag d. 26[‒27.] März [1801].<lb/>Am lezten Postage schrieb ich nicht, mein sehr guter lieber Schlegel, um Dir die bittre Klage zu ersparen darüber, daß <hi rend="weight:bold">Du</hi> nicht geschrieben hattest. Ich rechnete sicher darauf am nehmlichen Tage noch etwas von Dir zu erhalten, aber ich fürchtete mich noch viel mehr, daß nichts kommen möchte ‒ <persName key="4233">Die Mutter</persName> war an diesem und dem vorhergehenden Tage wieder sehr übel gewesen, ich sah neue Schwierigkeiten entstehen, ehe wir sämtlich zu einiger Ruhe gelangten, und war einigermaßen in Verzweiflung. So ging ich in das erste Schauspiel, das die französische Gesellschaft wieder gab, es war <name key="4388" type="work">Eugenie von <persName key="4387"><hi rend="weight:bold">Beaumarchaiz</hi></persName></name>. <persName key="4386"><hi rend="weight:bold">Degligny</hi></persName> und <persName key="4258">die <hi rend="weight:bold">Serigny</hi></persName> spielten so, daß dem Eindruck einiger Situationen dieses Drama nicht zu widerstehen war, es riß mich über meine Kräfte und doch nicht über meine Angst mit fort, daß ich zu Haus keine Briefe finden möchte, indeß <persName key="4389"><hi rend="weight:bold">Mr. Galatin</hi></persName> aus einen eben erhaltnen Briefe von <placeName key="15">Berlin</placeName> uns vorlas. Wenn ich nicht diese fixe Idee gehabt hätte, oder vielmehr wenn sie nicht so ungebührlich fix gewesen wäre, so hätte die <hi rend="weight:bold">Serigny</hi> mich zerstreuen müssen, sie hat unglaublich gut gespielt und die Eugenie zum erstenmal, eine ihr sonst fremde Rolle, mit einer Kunst und einem Studium, das ich noch nie an ihr bemerkt habe. Darauf in einer kleinen Operette eine von ihren schalkhaften Mädchen mit allem ihrem gränzenlosen Muthwillen und einer entzückenden Grazie. Hat denn <persName key="74">Deine kleine Unzeline</persName> auch eine so bezaubernde Schalkhaftigkeit? Dann würde ich mich an Deiner Stelle des Aufessens nicht enthalten können. Aber weiter ‒ wie mich <persName key="4396"><hi rend="weight:bold">Fauche</hi></persName> nach Hause brachte, wie ich Briefe fand, aber so angegriffen war, daß ich mich gar nicht freuen, nicht lesen, nicht essen und trinken konnte ‒ Deine Gestrengen würden sehr ungehalten auf mich gewesen seyn. Es war recht gut, daß Deine Gestrengen nur handschriftlich zugegen waren. Allein ich thue Unrecht mich bey diesen Geschichten aufzuhalten, da ich auch heute keine Kraft übrig habe. Vorgestern Abend ganz spät erhielt ich noch eine Nachricht, die mich wieder erschütterte ‒ <persName key="4266">Professor Boehmer</persName> meldete mir in <persName key="4392">Hoppenstedts</persName> Namen, daß <persName key="4391">Philippine</persName> endlich ein Opfer ihrer mütterlichen Hoffnungen geworden ist ‒ sie war zum drittemal schwanger, was sie mir verhehlt hatte, mit Absicht, wie es scheint ‒ auf <persName key="4390">Osianders</persName> Raht mit Zuziehung andrer Ärzte faßt sie den Entschluß durch eine früher bewirkte künstliche Entbindung das Kind, wenn es möglich wäre, dies mal zu retten, sie führt ihn aus, blos mit dem Vorwissen und dem Beystand <persName key="4392">ihres Mannes</persName>, allen Geschwistern und Freunden verhehlte sie ihn. Die Entbindung geschieht auch wirklich und ein lebendes Kind ist da, worüber denn die Freude von allen Seiten sehr groß ist, aber 2 Stunden nachher verscheidet das Kind und <persName key="4391">die Mutter</persName> ist in Gefahr, in der sie drey Tage hinbringt und dann sanft, wie es scheint ohne alles Bewustseyn ihres Zustandes, entschlummert. ‒ <persName key="2762">Wiedemann</persName> ist überzeugt, daß Osiander sie durch diese gewaltsame Maasregel getödtet hat, und da sie für den Endzweck das Kind zu retten dadurch, daß es noch kleiner war, viel zu spät unternommen worden ist, nur 14 Tage vor der Zeit, überall sehr unklug gehandelt hat. Aber die liebevolle Entschlossenheit der Mutter war doch schön, und muß ihr Andenken dem Mann unvergeßlich machen, wenn gleich <hi rend="weight:bold">Du</hi> bemerken wirst, daß er nun eine hübschere Frau heyrathen könne. Sie war in der That eine wackre und muthige Frau; für ihren Mann hat sie auch vorher durch ein Testament gesorgt, das ihn zum einzigen Erben ihres Nachlasses macht, wie billig. Mir kam die Botschaft so unerwartet, die folgende Nacht war so schlaflos, daß ich nun wieder ein wenig krank bin, aber es soll durchaus nicht lange dauern, denn am nächsten Sontag fahre ich nach <placeName key="4250">Zelle</placeName>, <persName key="1928">Philipp</persName> holt mich ab. Sieh, er hat jeden Postag deswegen geschrieben, er hat mir versprochen, daß es mir so gut wie nichts kosten soll, sie haben mir hier zugeredet, so daß ich endlich meine Trägheit überwunden und ein Ja von mir gegeben habe. <persName key="4233">Die Mutter</persName> scheint seit gestern auch wieder auf bessern Weg zu kommen, und ich zweifle nicht, sie wird binnen drey oder 4 Wochen im Stande seyn Philippen, der mich selbst ganz zurückbringt, nach <placeName key="2755">Harburg</placeName> zu folgen, obwohl sie so kleinmüthig ist, daß sie uns traurig macht, und für unsre Plane ängstigt, die <persName key="1929">Luisen</persName> so sehr am Herzen liegen wie mir nur immer.<lb/>Der Besuch von <persName key="48">Tiek</persName>, den Du mir anmeldest, erfreut mich sehr, sage es ihm recht herzlich von mir; er soll auch nicht unten, sondern auf Deiner Stube logiren, wenn Du noch nicht da bist. Ich will Dir meine Disposition des Hauses melden: Luise, das Kind und ich besetzen die mittlere Etage und schlafen auch zusammen in dem Zimmer und Alkoven in der Ecke. Die unter Stube bleibt zum Eßen und dergl. frey, die Kammer zum Baden, was mir sehr empfohlen worden ist. Ist das nun so gut? Aber was mir nicht gut deucht, sondern die Wahrheit zu sagen etwas verdrossen hat, ist, daß sich <persName key="180"><persName key="8">Friedrichs</persName></persName> meiner Stube, worinn mein eignes Bildniß hängt, bedienen um Feten darinn zu geben. Das habe ich von Sophien gehört. Ich hoffe zwar, mein allerliebster Schlegel, daß sie Dir es vorher gesagt haben ‒ allein ich finde es denn doch nicht delikat von <persName key="180">Mad. Veit</persName>, da gar keine Nothwendigkeit sie dazu drängte, sie haben in ihrer Wohnung ein Zimmer, das eben so groß ist, und was die Sachen betrift, die sie gebraucht haben, so ist denn doch das Tischzeug und Porzelan, das so schon genug durch den Gebrauch zusammengeschmolzen ist, mein kleines absonderliches Eigenthum, und kurzum beym nächsten Doktorschmause will ich es nicht hergeben, besonders wenn Du es mir nicht offiziel notifizirest. Und wenn das auch alles nicht wäre, ich bleibe dabey, es ist undelikat, und gewiß, mein Bild mag seine Lippen ein wenig dazu aufgeworfen haben.<lb/>Von diesem Doktorwerden habe ich außer dieser Partikularität durch andre Wege, hiesige studirende Jugend, erfahren, was Dir <persName key="8">Friedrich</persName> wohl selbst gemeldet hat, daß er mit <persName key="4393">dem miserabeln Tänzer und stattlichen Theologen Augusti</persName>, den ihm die Facultät boshaft als Opponenten aufgedrungen hat, sehr hart an einander gerathen ist, und daß darauf eine ganz lütje Minorität dem Friedrich eine Musik gebracht und eine breite Majorität dem Augusti. Dummes Zeug. Schelling hat mir von der Sache nichts wissen lassen, blos <name key="7015" type="work">die Theses</name> hat er mir geschickt, die habe ich fein und frey übersetzt, aber ich zeige es niemand.<lb/>Es will mich verdünken, als ob <persName key="186">Paulus</persName> <name key="1192" type="periodical">die ganze LZ.</name> jetzt allein schriebe.<lb/>Höre einmal, <persName key="1494">die Nuys</persName> hat gar kein Judizium; auf das Gerücht, <persName key="1266">Falk</persName> sey todt, hat sie sich fast die Haare ausgerissen. <persName key="4249">Die Campen</persName> war bey uns, sie hat den Bericht im <name key="4500" type="periodical">Modejournal</name> von der Redoute scharmant gefunden. ‒ Wir haben am vorigen Sonnabend bey <persName key="4207">Frau von Sierstorf</persName> soupirt und <persName key="4216">der Herr von Sierstorf</persName> ließ eigends auf eine Stunde früher einladen um mir seine Galvanischen Batterien zu zeigen, die aus 160 Lagen bestehn; der hat Laubthaler! Sonst auch nichts, keine Idee wenigstens, viel mechanische Geschicklichkeiten höchstens.<lb/>Weiß man auch gewiß, daß das Frauenzimmer die Sprache verlohren hatte, dem <persName key="4394">Hr. Grapengießer</persName> sie hat widergegeben? Du sollst die Recepte haben, dagegen bitte ich Dich, schaff den Schnupfen ab. Ich habe oft an Dich gedacht bey dem häufigen Sturm; Du gehst doch oft Abends spät noch auf die Straße, und kannst Dich so leicht verkälten. Nun fängt das Wetter ja an sich zu setzen.<lb/><persName key="242">Hufeland</persName> ist abgereiset, also in <placeName key="15">Berlin</placeName>; Du must nicht versäumen ihn bald zu sehn. <persName key="2983">Loder</persName> hat ihm gleich eine Nachrede gehalten und einen Nachfolger versprochen; man deutet noch immer auf <persName key="4225">Himly</persName> oder Horn. Himly würde schwerlich gehn. <persName key="137">Goethe</persName> will nichts davon wissen, es sey nun, daß er sich so stellt, oder alles Antheils sich entschlagen hat. Daß es <persName key="4282">Röschlaub</persName> nicht ist, bedaure ich nicht, <persName key="4217">Roose</persName> erzählt mir, daß er im lezten Stück seines Journals Hufeland unverantwortlich <hi rend="weight:bold">gehuldigt</hi> hat ‒ das ist die Frucht unsrer Ermahnungen höflich zu seyn, aber wem der liebe Gott einmal den Takt versagt hat, der macht alles grob und schlecht. ‒ Ich würde sehr für Roose gestimmt haben, allein da Goethe nichts mehr mit der Sache zu thun haben will, werde ich auch die Hände davon abziehn!<lb/>Goethe ist ein wenig sonderbar in seiner Antwort. Barbarisches Land ‒ Kreuzwege ‒ was ich noch von Ländern gesehn habe, ist wenigstens eben so barbarisch gewesen, und ein Denkmal gehört unter dem freyen Himmel, und wenn wir an einem Kreuzwege eins treffen, so erfreuen wir uns daran. Wahrlich ich glaube, er will alle Kunst in das <placeName key="58">Weimarische</placeName> Land ziehn. ‒ Meinem Gefühl nach hieße <hi rend="weight:bold">das</hi> mit seinen Schmerzen spielen, was er vorschlägt; sein herrlicher Saal der Erinnerung im <name key="59" type="work">Wilhelm Meister</name> ist ebenfals ein solches Spiel. Ich habe für mich keine weitre Idee bey <name key="918" type="work">dem Monument</name>, als die ich bey einem Kleide gehabt haben würde, das ich so schön wie möglich für <persName key="30">das liebe Mädchen</persName> während ihres Lebens ausgesucht hätte um ihre liebliche Gestalt zu schmücken ‒ ich denke nur an ihr Wohlgefallen, wenn sie irgendwo, wenn sie an der friedlichen einsamen Stäte, wo sie ruhet, ein solches Denkmal gefunden hätte. Also laß uns dabey bleiben, <persName key="1267">Meyers</persName> Gutachten aber befolgen.<lb/>Abends.<lb/>Ich bin ein recht armes Kind und habe viele Schmerzen und ein betäubendes Ziehen im Kopf ‒ obgleich dieses auch Velinpapier ist so gut wie Deines. Der Himmel weiß, ob die bestellten Pferde nicht wieder unbestellt zurück wandern müssen. Übermorgen früh geht Galatin nach Berlin; er bringt Dir zwey hinterbliebne Schnupftücher, die an den sechsen fehlen, mit.<lb/><persName key="513">Der liebenswürdige junge Schütz</persName> ist <persName key="1929">Luisen</persName> bekannt, eben auch als liebenswürdig; er ist um die nehmliche Zeit wie Tiek in <placeName key="2">Göttingen</placeName> gewesen, und sie hat ihm einmal ihre Kleider geliehen, da Komödie gespielt worden ist, wo er die Tochter im <name key="4399" type="work">Vetter von <placeName key="4395">Lissabon</placeName></name> gemacht, und auch einmal den jungen <name key="4398" type="work">Mahler von <persName key="1587">Babo</persName></name>. ‒ Ich bin auf <name key="4304" type="work">Deine Romanze</name> begierig ‒ ja, wenn Du Zeit gehabt hättest und <name key="4262" type="work">den ewigen Juden</name> machen können ‒ Du hast ihn doch nicht vergessen? ‒ dann solltest Du mir wohl den Preis davon tragen. Du verkündigest mir allerley neue Evangelien von Knioch und <persName key="4400">Mnioch</persName>. Was wird es denn seyn? Werdet ihr nicht etwa bald einmal eine Zählung eures Volkes vornehmen? Bald hätte ich gesagt, <persName key="8">Friedrich</persName> hat in <name key="1711" type="work">seinem Herkules</name> dergleichen unternommen ‒ doch Du möchtest nicht Spas verstehn und ich habe die Schwachheit ‒ was Du auch davon denken mögest ‒ Dich nicht gern böse zu sehn, mein freundlicher Wilhelm. Räthsel <name key="4397" type="work">des Bakis</name> ‒ ja, das ist wahr, Sieben gehen verhüllt etc. Aber im Ernst, ich dachte, <name key="1711" type="work">die Elegie</name> sollte <persName key="181">Lessingen</persName> ganz besonders gelten ‒ nun hast Du aber recht, sie drückt ganz besonders <persName key="8">Friedrich Schlegeln</persName> aus. Ich danke Dir, daß Du sie mir geschickt hast; Du must jedoch jetzt nichts weiter von mir darüber wissen wollen, als daß Du recht gut gegen mich bist. Du bist es auch in dem Wunsche Friedrich und <persName key="62">Schelling</persName> wieder näher gebracht zu sehn. Allein, lieber Freund, weißt Du denn auch, ob es Friedrich selbst wünscht und wünschen kann? Ob manche Dinge nicht unwegräumbar sind? ‒ Gern werde ich <persName key="48">Tiek</persName> zu allem die Hand bieten, aber nur kein künstliches Verhältniß zu erzwingen, wo gar keins dieselben und bessre Dienste thut. Es wird mich freuen mit Tiek aufrichtig sprechen zu können. Glaube auch nicht, daß ich je von <hi rend="weight:bold">ihm</hi> unwohlthätige Einflüsse für Dich und mich besorgt habe ‒ ich hatte immer den Gedanken, daß er ihrer nicht fähig wäre.<lb/>–––––<lb/>Vernachlässige <persName key="43">Schleiermacher</persName> nicht zu sehr, Du weißt, wie empfindlich er ist; lade ihn doch nach <placeName key="12">Jena</placeName> ein, damit ich ihn einmal sehe und er mich. Ich begreife wohl, wie Dir die Zeit unter den Händen wegkommt. Hat denn <persName key="425">der unselige Fiorillo</persName> etwas erhalten?<lb/>Der unzusammenhängende Zustand des Berliner Theaters ist doch sehr seltsam und kann an niemand wie am <persName key="25">Direktor</persName> liegen. Die Weimarischen Schauspieler machen also wohl <hi rend="weight:bold">tout de bon</hi> ein besseres <hi rend="weight:bold">Ensemble</hi>?<lb/>Du hast mir noch viel mündlich zu erzählen ohngeachtet der langen Briefe; sie sind nur die Skizze. Heute ist keiner gekommen, aber ich erwartete es auch nicht. Adressir Deinen nächsten nach Harburg, er kommt mir doch wohl schneller zu, und denk nur ja nicht etwa, daß ich ihn an den Ufern der Elbe entbehren könne.<lb/>Daß Du mir nicht noch sagen konntest, ob das Bild gut ausgefallen ist! Ich wünsche es sehnlich. Du wirst in Berlin die beste Gelegenheit haben es in ein Taschenbuch von <hi rend="weight:bold">Maroquin</hi> fassen zu lassen, wo es sich doch am sichersten aufbewahrt. Wenn Du auch in <orgName key="6043">der Messe</orgName> nicht nach <placeName key="22">Leipzig</placeName> gehst, hingehn must Du wegen des großen Bildes.<lb/><lb/>Freytag früh [27. März].<lb/>Mir ist heut viel besser und es bleibt bey der Reise, ob ich es zwar nicht eher glauben werde, bis ich es sehe, und auch dann nicht recht, so wenig Trieb ist in mir. Mit <persName key="4233">der Mutter</persName> haben wir wegen ihrer Niedergeschlagenheit rechte Noth, sie gleicht darin <persName key="2770">dem Vater</persName>. Daß nun so mancherley geschehn soll, ängstigt sie, selbst daß ich nun weggehe, ob sie mir gleich am meisten deswegen zugesezt hat.<lb/>Wenn ich Dich wiedersehe, wird alles ruhiger seyn, und die verschiednen Einrichtungen sich gefügt haben. Bleib ja nicht zu lange aus. Bleibe gesund und mein guter lieber Freund.</p>', '36_xml_standoff' => '[<anchor type="b" n="60" ana="10" xml:id="NidB23405"/>Braunschweig<anchor type="e" n="60" ana="10" xml:id="NidE23405"/>] Donnerstag d. 26[‒27.] März [1801].<lb/>Am lezten Postage schrieb ich nicht, mein sehr guter lieber Schlegel, um Dir die bittre Klage zu ersparen darüber, daß <hi rend="weight:bold">Du</hi> nicht geschrieben hattest. 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Aber die liebevolle Entschlossenheit der Mutter war doch schön, und muß ihr Andenken dem Mann unvergeßlich machen, wenn gleich <hi rend="weight:bold">Du</hi> bemerken wirst, daß er nun eine hübschere Frau heyrathen könne. Sie war in der That eine wackre und muthige Frau; für ihren Mann hat sie auch vorher durch ein Testament gesorgt, das ihn zum einzigen Erben ihres Nachlasses macht, wie billig. Mir kam die Botschaft so unerwartet, die folgende Nacht war so schlaflos, daß ich nun wieder ein wenig krank bin, aber es soll durchaus nicht lange dauern, denn am nächsten Sontag fahre ich nach <anchor type="b" n="4250" ana="10" xml:id="NidB23420"/>Zelle<anchor type="e" n="4250" ana="10" xml:id="NidE23420"/>, <anchor type="b" n="1928" ana="11" xml:id="NidB23421"/>Philipp<anchor type="e" n="1928" ana="11" xml:id="NidE23421"/> holt mich ab. Sieh, er hat jeden Postag deswegen geschrieben, er hat mir versprochen, daß es mir so gut wie nichts kosten soll, sie haben mir hier zugeredet, so daß ich endlich meine Trägheit überwunden und ein Ja von mir gegeben habe. <anchor type="b" n="4233" ana="11" xml:id="NidB23422"/>Die Mutter<anchor type="e" n="4233" ana="11" xml:id="NidE23422"/> scheint seit gestern auch wieder auf bessern Weg zu kommen, und ich zweifle nicht, sie wird binnen drey oder 4 Wochen im Stande seyn Philippen, der mich selbst ganz zurückbringt, nach <anchor type="b" n="2755" ana="10" xml:id="NidB23423"/>Harburg<anchor type="e" n="2755" ana="10" xml:id="NidE23423"/> zu folgen, obwohl sie so kleinmüthig ist, daß sie uns traurig macht, und für unsre Plane ängstigt, die <anchor type="b" n="1929" ana="11" xml:id="NidB23424"/>Luisen<anchor type="e" n="1929" ana="11" xml:id="NidE23424"/> so sehr am Herzen liegen wie mir nur immer.<lb/>Der Besuch von <anchor type="b" n="48" ana="11" xml:id="NidB47030"/>Tiek<anchor type="e" n="48" ana="11" xml:id="NidE47030"/>, den Du mir anmeldest, erfreut mich sehr, sage es ihm recht herzlich von mir; er soll auch nicht unten, sondern auf Deiner Stube logiren, wenn Du noch nicht da bist. Ich will Dir meine Disposition des Hauses melden: Luise, das Kind und ich besetzen die mittlere Etage und schlafen auch zusammen in dem Zimmer und Alkoven in der Ecke. Die unter Stube bleibt zum Eßen und dergl. frey, die Kammer zum Baden, was mir sehr empfohlen worden ist. Ist das nun so gut? Aber was mir nicht gut deucht, sondern die Wahrheit zu sagen etwas verdrossen hat, ist, daß sich <anchor type="b" n="180" ana="11" xml:id="NidB28083"/><anchor type="b" n="8" ana="11" xml:id="NidB23426"/>Friedrichs<anchor type="e" n="8" ana="11" xml:id="NidE23426"/><anchor type="e" n="180" ana="11" xml:id="NidE28083"/> meiner Stube, worinn mein eignes Bildniß hängt, bedienen um Feten darinn zu geben. Das habe ich von Sophien gehört. Ich hoffe zwar, mein allerliebster Schlegel, daß sie Dir es vorher gesagt haben ‒ allein ich finde es denn doch nicht delikat von <anchor type="b" n="180" ana="11" xml:id="NidB23425"/>Mad. Veit<anchor type="e" n="180" ana="11" xml:id="NidE23425"/>, da gar keine Nothwendigkeit sie dazu drängte, sie haben in ihrer Wohnung ein Zimmer, das eben so groß ist, und was die Sachen betrift, die sie gebraucht haben, so ist denn doch das Tischzeug und Porzelan, das so schon genug durch den Gebrauch zusammengeschmolzen ist, mein kleines absonderliches Eigenthum, und kurzum beym nächsten Doktorschmause will ich es nicht hergeben, besonders wenn Du es mir nicht offiziel notifizirest. Und wenn das auch alles nicht wäre, ich bleibe dabey, es ist undelikat, und gewiß, mein Bild mag seine Lippen ein wenig dazu aufgeworfen haben.<lb/>Von diesem Doktorwerden habe ich außer dieser Partikularität durch andre Wege, hiesige studirende Jugend, erfahren, was Dir <anchor type="b" n="8" ana="11" xml:id="NidB47031"/>Friedrich<anchor type="e" n="8" ana="11" xml:id="NidE47031"/> wohl selbst gemeldet hat, daß er mit <anchor type="b" n="4393" ana="11" xml:id="NidB23427"/>dem miserabeln Tänzer und stattlichen Theologen Augusti<anchor type="e" n="4393" ana="11" xml:id="NidE23427"/>, den ihm die Facultät boshaft als Opponenten aufgedrungen hat, sehr hart an einander gerathen ist, und daß darauf eine ganz lütje Minorität dem Friedrich eine Musik gebracht und eine breite Majorität dem Augusti. Dummes Zeug. Schelling hat mir von der Sache nichts wissen lassen, blos <anchor type="b" n="7015" ana="12" xml:id="NidB47032"/>die Theses<anchor type="e" n="7015" ana="12" xml:id="NidE47032"/> hat er mir geschickt, die habe ich fein und frey übersetzt, aber ich zeige es niemand.<lb/>Es will mich verdünken, als ob <anchor type="b" n="186" ana="11" xml:id="NidB23429"/>Paulus<anchor type="e" n="186" ana="11" xml:id="NidE23429"/> <anchor type="b" n="1192" ana="13" xml:id="NidB73973"/>die ganze LZ.<anchor type="e" n="1192" ana="13" xml:id="NidE73973"/> jetzt allein schriebe.<lb/>Höre einmal, <anchor type="b" n="1494" ana="11" xml:id="NidB23430"/>die Nuys<anchor type="e" n="1494" ana="11" xml:id="NidE23430"/> hat gar kein Judizium; auf das Gerücht, <anchor type="b" n="1266" ana="11" xml:id="NidB23460"/>Falk<anchor type="e" n="1266" ana="11" xml:id="NidE23460"/> sey todt, hat sie sich fast die Haare ausgerissen. <anchor type="b" n="4249" ana="11" xml:id="NidB47033"/>Die Campen<anchor type="e" n="4249" ana="11" xml:id="NidE47033"/> war bey uns, sie hat den Bericht im <anchor type="b" n="4500" ana="13" xml:id="NidB24485"/>Modejournal<anchor type="e" n="4500" ana="13" xml:id="NidE24485"/> von der Redoute scharmant gefunden. ‒ Wir haben am vorigen Sonnabend bey <anchor type="b" n="4207" ana="11" xml:id="NidB23431"/>Frau von Sierstorf<anchor type="e" n="4207" ana="11" xml:id="NidE23431"/> soupirt und <anchor type="b" n="4216" ana="11" xml:id="NidB23432"/>der Herr von Sierstorf<anchor type="e" n="4216" ana="11" xml:id="NidE23432"/> ließ eigends auf eine Stunde früher einladen um mir seine Galvanischen Batterien zu zeigen, die aus 160 Lagen bestehn; der hat Laubthaler! Sonst auch nichts, keine Idee wenigstens, viel mechanische Geschicklichkeiten höchstens.<lb/>Weiß man auch gewiß, daß das Frauenzimmer die Sprache verlohren hatte, dem <anchor type="b" n="4394" ana="11" xml:id="NidB23433"/>Hr. Grapengießer<anchor type="e" n="4394" ana="11" xml:id="NidE23433"/> sie hat widergegeben? Du sollst die Recepte haben, dagegen bitte ich Dich, schaff den Schnupfen ab. Ich habe oft an Dich gedacht bey dem häufigen Sturm; Du gehst doch oft Abends spät noch auf die Straße, und kannst Dich so leicht verkälten. Nun fängt das Wetter ja an sich zu setzen.<lb/><anchor type="b" n="242" ana="11" xml:id="NidB23434"/>Hufeland<anchor type="e" n="242" ana="11" xml:id="NidE23434"/> ist abgereiset, also in <anchor type="b" n="15" ana="10" xml:id="NidB23435"/>Berlin<anchor type="e" n="15" ana="10" xml:id="NidE23435"/>; Du must nicht versäumen ihn bald zu sehn. <anchor type="b" n="2983" ana="11" xml:id="NidB23436"/>Loder<anchor type="e" n="2983" ana="11" xml:id="NidE23436"/> hat ihm gleich eine Nachrede gehalten und einen Nachfolger versprochen; man deutet noch immer auf <anchor type="b" n="4225" ana="11" xml:id="NidB23438"/>Himly<anchor type="e" n="4225" ana="11" xml:id="NidE23438"/> oder Horn. Himly würde schwerlich gehn. <anchor type="b" n="137" ana="11" xml:id="NidB23437"/>Goethe<anchor type="e" n="137" ana="11" xml:id="NidE23437"/> will nichts davon wissen, es sey nun, daß er sich so stellt, oder alles Antheils sich entschlagen hat. Daß es <anchor type="b" n="4282" ana="11" xml:id="NidB23439"/>Röschlaub<anchor type="e" n="4282" ana="11" xml:id="NidE23439"/> nicht ist, bedaure ich nicht, <anchor type="b" n="4217" ana="11" xml:id="NidB23459"/>Roose<anchor type="e" n="4217" ana="11" xml:id="NidE23459"/> erzählt mir, daß er im lezten Stück seines Journals Hufeland unverantwortlich <hi rend="weight:bold">gehuldigt</hi> hat ‒ das ist die Frucht unsrer Ermahnungen höflich zu seyn, aber wem der liebe Gott einmal den Takt versagt hat, der macht alles grob und schlecht. ‒ Ich würde sehr für Roose gestimmt haben, allein da Goethe nichts mehr mit der Sache zu thun haben will, werde ich auch die Hände davon abziehn!<lb/>Goethe ist ein wenig sonderbar in seiner Antwort. Barbarisches Land ‒ Kreuzwege ‒ was ich noch von Ländern gesehn habe, ist wenigstens eben so barbarisch gewesen, und ein Denkmal gehört unter dem freyen Himmel, und wenn wir an einem Kreuzwege eins treffen, so erfreuen wir uns daran. Wahrlich ich glaube, er will alle Kunst in das <anchor type="b" n="58" ana="10" xml:id="NidB23440"/>Weimarische<anchor type="e" n="58" ana="10" xml:id="NidE23440"/> Land ziehn. ‒ Meinem Gefühl nach hieße <hi rend="weight:bold">das</hi> mit seinen Schmerzen spielen, was er vorschlägt; sein herrlicher Saal der Erinnerung im <anchor type="b" n="59" ana="12" xml:id="NidB23441"/>Wilhelm Meister<anchor type="e" n="59" ana="12" xml:id="NidE23441"/> ist ebenfals ein solches Spiel. Ich habe für mich keine weitre Idee bey <anchor type="b" n="918" ana="12" xml:id="NidB23469"/>dem Monument<anchor type="e" n="918" ana="12" xml:id="NidE23469"/>, als die ich bey einem Kleide gehabt haben würde, das ich so schön wie möglich für <anchor type="b" n="30" ana="11" xml:id="NidB23470"/>das liebe Mädchen<anchor type="e" n="30" ana="11" xml:id="NidE23470"/> während ihres Lebens ausgesucht hätte um ihre liebliche Gestalt zu schmücken ‒ ich denke nur an ihr Wohlgefallen, wenn sie irgendwo, wenn sie an der friedlichen einsamen Stäte, wo sie ruhet, ein solches Denkmal gefunden hätte. Also laß uns dabey bleiben, <anchor type="b" n="1267" ana="11" xml:id="NidB23463"/>Meyers<anchor type="e" n="1267" ana="11" xml:id="NidE23463"/> Gutachten aber befolgen.<lb/>Abends.<lb/>Ich bin ein recht armes Kind und habe viele Schmerzen und ein betäubendes Ziehen im Kopf ‒ obgleich dieses auch Velinpapier ist so gut wie Deines. Der Himmel weiß, ob die bestellten Pferde nicht wieder unbestellt zurück wandern müssen. Übermorgen früh geht Galatin nach Berlin; er bringt Dir zwey hinterbliebne Schnupftücher, die an den sechsen fehlen, mit.<lb/><anchor type="b" n="513" ana="11" xml:id="NidB23464"/>Der liebenswürdige junge Schütz<anchor type="e" n="513" ana="11" xml:id="NidE23464"/> ist <anchor type="b" n="1929" ana="11" xml:id="NidB23443"/>Luisen<anchor type="e" n="1929" ana="11" xml:id="NidE23443"/> bekannt, eben auch als liebenswürdig; er ist um die nehmliche Zeit wie Tiek in <anchor type="b" n="2" ana="10" xml:id="NidB23442"/>Göttingen<anchor type="e" n="2" ana="10" xml:id="NidE23442"/> gewesen, und sie hat ihm einmal ihre Kleider geliehen, da Komödie gespielt worden ist, wo er die Tochter im <anchor type="b" n="4399" ana="12" xml:id="NidB23467"/>Vetter von <anchor type="b" n="4395" ana="10" xml:id="NidB23444"/>Lissabon<anchor type="e" n="4395" ana="10" xml:id="NidE23444"/><anchor type="e" n="4399" ana="12" xml:id="NidE23467"/> gemacht, und auch einmal den jungen <anchor type="b" n="4398" ana="12" xml:id="NidB23466"/>Mahler von <anchor type="b" n="1587" ana="11" xml:id="NidB23465"/>Babo<anchor type="e" n="1587" ana="11" xml:id="NidE23465"/><anchor type="e" n="4398" ana="12" xml:id="NidE23466"/>. ‒ Ich bin auf <anchor type="b" n="4304" ana="12" xml:id="NidB23457"/>Deine Romanze<anchor type="e" n="4304" ana="12" xml:id="NidE23457"/> begierig ‒ ja, wenn Du Zeit gehabt hättest und <anchor type="b" n="4262" ana="12" xml:id="NidB23461"/>den ewigen Juden<anchor type="e" n="4262" ana="12" xml:id="NidE23461"/> machen können ‒ Du hast ihn doch nicht vergessen? ‒ dann solltest Du mir wohl den Preis davon tragen. Du verkündigest mir allerley neue Evangelien von Knioch und <anchor type="b" n="4400" ana="11" xml:id="NidB23468"/>Mnioch<anchor type="e" n="4400" ana="11" xml:id="NidE23468"/>. Was wird es denn seyn? Werdet ihr nicht etwa bald einmal eine Zählung eures Volkes vornehmen? Bald hätte ich gesagt, <anchor type="b" n="8" ana="11" xml:id="NidB23446"/>Friedrich<anchor type="e" n="8" ana="11" xml:id="NidE23446"/> hat in <anchor type="b" n="1711" ana="12" xml:id="NidB23445"/>seinem Herkules<anchor type="e" n="1711" ana="12" xml:id="NidE23445"/> dergleichen unternommen ‒ doch Du möchtest nicht Spas verstehn und ich habe die Schwachheit ‒ was Du auch davon denken mögest ‒ Dich nicht gern böse zu sehn, mein freundlicher Wilhelm. Räthsel <anchor type="b" n="4397" ana="12" xml:id="NidB23458"/>des Bakis<anchor type="e" n="4397" ana="12" xml:id="NidE23458"/> ‒ ja, das ist wahr, Sieben gehen verhüllt etc. Aber im Ernst, ich dachte, <anchor type="b" n="1711" ana="12" xml:id="NidB47034"/>die Elegie<anchor type="e" n="1711" ana="12" xml:id="NidE47034"/> sollte <anchor type="b" n="181" ana="11" xml:id="NidB23447"/>Lessingen<anchor type="e" n="181" ana="11" xml:id="NidE23447"/> ganz besonders gelten ‒ nun hast Du aber recht, sie drückt ganz besonders <anchor type="b" n="8" ana="11" xml:id="NidB23448"/>Friedrich Schlegeln<anchor type="e" n="8" ana="11" xml:id="NidE23448"/> aus. Ich danke Dir, daß Du sie mir geschickt hast; Du must jedoch jetzt nichts weiter von mir darüber wissen wollen, als daß Du recht gut gegen mich bist. Du bist es auch in dem Wunsche Friedrich und <anchor type="b" n="62" ana="11" xml:id="NidB23449"/>Schelling<anchor type="e" n="62" ana="11" xml:id="NidE23449"/> wieder näher gebracht zu sehn. Allein, lieber Freund, weißt Du denn auch, ob es Friedrich selbst wünscht und wünschen kann? Ob manche Dinge nicht unwegräumbar sind? ‒ Gern werde ich <anchor type="b" n="48" ana="11" xml:id="NidB55907"/>Tiek<anchor type="e" n="48" ana="11" xml:id="NidE55907"/> zu allem die Hand bieten, aber nur kein künstliches Verhältniß zu erzwingen, wo gar keins dieselben und bessre Dienste thut. Es wird mich freuen mit Tiek aufrichtig sprechen zu können. Glaube auch nicht, daß ich je von <hi rend="weight:bold">ihm</hi> unwohlthätige Einflüsse für Dich und mich besorgt habe ‒ ich hatte immer den Gedanken, daß er ihrer nicht fähig wäre.<lb/>–––––<lb/>Vernachlässige <anchor type="b" n="43" ana="11" xml:id="NidB23451"/>Schleiermacher<anchor type="e" n="43" ana="11" xml:id="NidE23451"/> nicht zu sehr, Du weißt, wie empfindlich er ist; lade ihn doch nach <anchor type="b" n="12" ana="10" xml:id="NidB23452"/>Jena<anchor type="e" n="12" ana="10" xml:id="NidE23452"/> ein, damit ich ihn einmal sehe und er mich. Ich begreife wohl, wie Dir die Zeit unter den Händen wegkommt. Hat denn <anchor type="b" n="425" ana="11" xml:id="NidB23450"/>der unselige Fiorillo<anchor type="e" n="425" ana="11" xml:id="NidE23450"/> etwas erhalten?<lb/>Der unzusammenhängende Zustand des Berliner Theaters ist doch sehr seltsam und kann an niemand wie am <anchor type="b" n="25" ana="11" xml:id="NidB47035"/>Direktor<anchor type="e" n="25" ana="11" xml:id="NidE47035"/> liegen. Die Weimarischen Schauspieler machen also wohl <hi rend="weight:bold">tout de bon</hi> ein besseres <hi rend="weight:bold">Ensemble</hi>?<lb/>Du hast mir noch viel mündlich zu erzählen ohngeachtet der langen Briefe; sie sind nur die Skizze. Heute ist keiner gekommen, aber ich erwartete es auch nicht. Adressir Deinen nächsten nach Harburg, er kommt mir doch wohl schneller zu, und denk nur ja nicht etwa, daß ich ihn an den Ufern der Elbe entbehren könne.<lb/>Daß Du mir nicht noch sagen konntest, ob das Bild gut ausgefallen ist! Ich wünsche es sehnlich. Du wirst in Berlin die beste Gelegenheit haben es in ein Taschenbuch von <hi rend="weight:bold">Maroquin</hi> fassen zu lassen, wo es sich doch am sichersten aufbewahrt. Wenn Du auch in <anchor type="b" n="6043" ana="15" xml:id="NidB40005"/>der Messe<anchor type="e" n="6043" ana="15" xml:id="NidE40005"/> nicht nach <anchor type="b" n="22" ana="10" xml:id="NidB23453"/>Leipzig<anchor type="e" n="22" ana="10" xml:id="NidE23453"/> gehst, hingehn must Du wegen des großen Bildes.<lb/><lb/>Freytag früh [27. März].<lb/>Mir ist heut viel besser und es bleibt bey der Reise, ob ich es zwar nicht eher glauben werde, bis ich es sehe, und auch dann nicht recht, so wenig Trieb ist in mir. Mit <anchor type="b" n="4233" ana="11" xml:id="NidB23454"/>der Mutter<anchor type="e" n="4233" ana="11" xml:id="NidE23454"/> haben wir wegen ihrer Niedergeschlagenheit rechte Noth, sie gleicht darin <anchor type="b" n="2770" ana="11" xml:id="NidB23455"/>dem Vater<anchor type="e" n="2770" ana="11" xml:id="NidE23455"/>. Daß nun so mancherley geschehn soll, ängstigt sie, selbst daß ich nun weggehe, ob sie mir gleich am meisten deswegen zugesezt hat.<lb/>Wenn ich Dich wiedersehe, wird alles ruhiger seyn, und die verschiednen Einrichtungen sich gefügt haben. Bleib ja nicht zu lange aus. Bleibe gesund und mein guter lieber Freund.', '36_datengeber' => 'Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek', '36_purl' => '370516575', '36_briefid' => '370516575_CSchellinganAWS_2627031801', '36_absenderort' => array( (int) 0 => array( [maximum depth reached] ) ), '36_absender' => array( (int) 0 => array( [maximum depth reached] ) ), '36_adressat' => array( (int) 0 => array( [maximum depth reached] ) ), '36_leitd' => 'Schelling, Caroline von: Briefe aus der Frühromantik. Nach Georg Waitz vermehrt hg. v. Erich Schmidt. Bd. 2. Leipzig 1913, S. 82‒90 u. 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Ich rechnete sicher darauf am nehmlichen Tage noch etwas von Dir zu erhalten, aber ich fürchtete mich noch viel mehr, daß nichts kommen möchte ‒ <span class="index-4233 tp-47028 ">Die Mutter</span> war an diesem und dem vorhergehenden Tage wieder sehr übel gewesen, ich sah neue Schwierigkeiten entstehen, ehe wir sämtlich zu einiger Ruhe gelangten, und war einigermaßen in Verzweiflung. So ging ich in das erste Schauspiel, das die französische Gesellschaft wieder gab, es war <span class="index-4388 tp-23410 ">Eugenie von </span><span class="index-4388 tp-23410 index-4387 tp-23409 weight-bold ">Beaumarchaiz</span>. <span class="index-4386 tp-23407 weight-bold ">Degligny</span> und <span class="index-4258 tp-23406 ">die </span><span class="index-4258 tp-23406 weight-bold ">Serigny</span> spielten so, daß dem Eindruck einiger Situationen dieses Drama nicht zu widerstehen war, es riß mich über meine Kräfte und doch nicht über meine Angst mit fort, daß ich zu Haus keine Briefe finden möchte, indeß <span class="index-4389 tp-23412 weight-bold ">Mr. Galatin</span> aus einen eben erhaltnen Briefe von <span class="index-15 tp-23408 ">Berlin</span> uns vorlas. Wenn ich nicht diese fixe Idee gehabt hätte, oder vielmehr wenn sie nicht so ungebührlich fix gewesen wäre, so hätte die <span class="weight-bold ">Serigny</span> mich zerstreuen müssen, sie hat unglaublich gut gespielt und die Eugenie zum erstenmal, eine ihr sonst fremde Rolle, mit einer Kunst und einem Studium, das ich noch nie an ihr bemerkt habe. Darauf in einer kleinen Operette eine von ihren schalkhaften Mädchen mit allem ihrem gränzenlosen Muthwillen und einer entzückenden Grazie. Hat denn <span class="index-74 tp-23411 ">Deine kleine Unzeline</span> auch eine so bezaubernde Schalkhaftigkeit? Dann würde ich mich an Deiner Stelle des Aufessens nicht enthalten können. Aber weiter ‒ wie mich <span class="index-4396 tp-23456 weight-bold ">Fauche</span> nach Hause brachte, wie ich Briefe fand, aber so angegriffen war, daß ich mich gar nicht freuen, nicht lesen, nicht essen und trinken konnte ‒ Deine Gestrengen würden sehr ungehalten auf mich gewesen seyn. Es war recht gut, daß Deine Gestrengen nur handschriftlich zugegen waren. Allein ich thue Unrecht mich bey diesen Geschichten aufzuhalten, da ich auch heute keine Kraft übrig habe. Vorgestern Abend ganz spät erhielt ich noch eine Nachricht, die mich wieder erschütterte ‒ <span class="index-4266 tp-23418 ">Professor Boehmer</span> meldete mir in <span class="index-4392 tp-23416 ">Hoppenstedts</span> Namen, daß <span class="index-4391 tp-23415 ">Philippine</span> endlich ein Opfer ihrer mütterlichen Hoffnungen geworden ist ‒ sie war zum drittemal schwanger, was sie mir verhehlt hatte, mit Absicht, wie es scheint ‒ auf <span class="index-4390 tp-23414 ">Osianders</span> Raht mit Zuziehung andrer Ärzte faßt sie den Entschluß durch eine früher bewirkte künstliche Entbindung das Kind, wenn es möglich wäre, dies mal zu retten, sie führt ihn aus, blos mit dem Vorwissen und dem Beystand <span class="index-4392 tp-23419 ">ihres Mannes</span>, allen Geschwistern und Freunden verhehlte sie ihn. Die Entbindung geschieht auch wirklich und ein lebendes Kind ist da, worüber denn die Freude von allen Seiten sehr groß ist, aber 2 Stunden nachher verscheidet das Kind und <span class="index-4391 tp-23417 ">die Mutter</span> ist in Gefahr, in der sie drey Tage hinbringt und dann sanft, wie es scheint ohne alles Bewustseyn ihres Zustandes, entschlummert. ‒ <span class="index-2762 tp-23413 ">Wiedemann</span> ist überzeugt, daß Osiander sie durch diese gewaltsame Maasregel getödtet hat, und da sie für den Endzweck das Kind zu retten dadurch, daß es noch kleiner war, viel zu spät unternommen worden ist, nur 14 Tage vor der Zeit, überall sehr unklug gehandelt hat. Aber die liebevolle Entschlossenheit der Mutter war doch schön, und muß ihr Andenken dem Mann unvergeßlich machen, wenn gleich <span class="weight-bold ">Du</span> bemerken wirst, daß er nun eine hübschere Frau heyrathen könne. Sie war in der That eine wackre und muthige Frau; für ihren Mann hat sie auch vorher durch ein Testament gesorgt, das ihn zum einzigen Erben ihres Nachlasses macht, wie billig. Mir kam die Botschaft so unerwartet, die folgende Nacht war so schlaflos, daß ich nun wieder ein wenig krank bin, aber es soll durchaus nicht lange dauern, denn am nächsten Sontag fahre ich nach <span class="index-4250 tp-23420 ">Zelle</span>, <span class="index-1928 tp-23421 ">Philipp</span> holt mich ab. Sieh, er hat jeden Postag deswegen geschrieben, er hat mir versprochen, daß es mir so gut wie nichts kosten soll, sie haben mir hier zugeredet, so daß ich endlich meine Trägheit überwunden und ein Ja von mir gegeben habe. <span class="index-4233 tp-23422 ">Die Mutter</span> scheint seit gestern auch wieder auf bessern Weg zu kommen, und ich zweifle nicht, sie wird binnen drey oder 4 Wochen im Stande seyn Philippen, der mich selbst ganz zurückbringt, nach <span class="index-2755 tp-23423 ">Harburg</span> zu folgen, obwohl sie so kleinmüthig ist, daß sie uns traurig macht, und für unsre Plane ängstigt, die <span class="index-1929 tp-23424 ">Luisen</span> so sehr am Herzen liegen wie mir nur immer.<br>Der Besuch von <span class="index-48 tp-47030 ">Tiek</span>, den Du mir anmeldest, erfreut mich sehr, sage es ihm recht herzlich von mir; er soll auch nicht unten, sondern auf Deiner Stube logiren, wenn Du noch nicht da bist. Ich will Dir meine Disposition des Hauses melden: Luise, das Kind und ich besetzen die mittlere Etage und schlafen auch zusammen in dem Zimmer und Alkoven in der Ecke. Die unter Stube bleibt zum Eßen und dergl. frey, die Kammer zum Baden, was mir sehr empfohlen worden ist. Ist das nun so gut? Aber was mir nicht gut deucht, sondern die Wahrheit zu sagen etwas verdrossen hat, ist, daß sich <span class="index-180 tp-28083 index-8 tp-23426 ">Friedrichs</span> meiner Stube, worinn mein eignes Bildniß hängt, bedienen um Feten darinn zu geben. Das habe ich von Sophien gehört. Ich hoffe zwar, mein allerliebster Schlegel, daß sie Dir es vorher gesagt haben ‒ allein ich finde es denn doch nicht delikat von <span class="index-180 tp-23425 ">Mad. Veit</span>, da gar keine Nothwendigkeit sie dazu drängte, sie haben in ihrer Wohnung ein Zimmer, das eben so groß ist, und was die Sachen betrift, die sie gebraucht haben, so ist denn doch das Tischzeug und Porzelan, das so schon genug durch den Gebrauch zusammengeschmolzen ist, mein kleines absonderliches Eigenthum, und kurzum beym nächsten Doktorschmause will ich es nicht hergeben, besonders wenn Du es mir nicht offiziel notifizirest. Und wenn das auch alles nicht wäre, ich bleibe dabey, es ist undelikat, und gewiß, mein Bild mag seine Lippen ein wenig dazu aufgeworfen haben.<br>Von diesem Doktorwerden habe ich außer dieser Partikularität durch andre Wege, hiesige studirende Jugend, erfahren, was Dir <span class="index-8 tp-47031 ">Friedrich</span> wohl selbst gemeldet hat, daß er mit <span class="index-4393 tp-23427 ">dem miserabeln Tänzer und stattlichen Theologen Augusti</span>, den ihm die Facultät boshaft als Opponenten aufgedrungen hat, sehr hart an einander gerathen ist, und daß darauf eine ganz lütje Minorität dem Friedrich eine Musik gebracht und eine breite Majorität dem Augusti. Dummes Zeug. Schelling hat mir von der Sache nichts wissen lassen, blos <span class="index-7015 tp-47032 ">die Theses</span> hat er mir geschickt, die habe ich fein und frey übersetzt, aber ich zeige es niemand.<br>Es will mich verdünken, als ob <span class="index-186 tp-23429 ">Paulus</span> <span class="index-1192 tp-73973 ">die ganze LZ.</span> jetzt allein schriebe.<br>Höre einmal, <span class="index-1494 tp-23430 ">die Nuys</span> hat gar kein Judizium; auf das Gerücht, <span class="index-1266 tp-23460 ">Falk</span> sey todt, hat sie sich fast die Haare ausgerissen. <span class="index-4249 tp-47033 ">Die Campen</span> war bey uns, sie hat den Bericht im <span class="index-4500 tp-24485 ">Modejournal</span> von der Redoute scharmant gefunden. ‒ Wir haben am vorigen Sonnabend bey <span class="index-4207 tp-23431 ">Frau von Sierstorf</span> soupirt und <span class="index-4216 tp-23432 ">der Herr von Sierstorf</span> ließ eigends auf eine Stunde früher einladen um mir seine Galvanischen Batterien zu zeigen, die aus 160 Lagen bestehn; der hat Laubthaler! Sonst auch nichts, keine Idee wenigstens, viel mechanische Geschicklichkeiten höchstens.<br>Weiß man auch gewiß, daß das Frauenzimmer die Sprache verlohren hatte, dem <span class="index-4394 tp-23433 ">Hr. Grapengießer</span> sie hat widergegeben? Du sollst die Recepte haben, dagegen bitte ich Dich, schaff den Schnupfen ab. Ich habe oft an Dich gedacht bey dem häufigen Sturm; Du gehst doch oft Abends spät noch auf die Straße, und kannst Dich so leicht verkälten. Nun fängt das Wetter ja an sich zu setzen.<br><span class="index-242 tp-23434 ">Hufeland</span> ist abgereiset, also in <span class="index-15 tp-23435 ">Berlin</span>; Du must nicht versäumen ihn bald zu sehn. <span class="index-2983 tp-23436 ">Loder</span> hat ihm gleich eine Nachrede gehalten und einen Nachfolger versprochen; man deutet noch immer auf <span class="index-4225 tp-23438 ">Himly</span> oder Horn. Himly würde schwerlich gehn. <span class="index-137 tp-23437 ">Goethe</span> will nichts davon wissen, es sey nun, daß er sich so stellt, oder alles Antheils sich entschlagen hat. Daß es <span class="index-4282 tp-23439 ">Röschlaub</span> nicht ist, bedaure ich nicht, <span class="index-4217 tp-23459 ">Roose</span> erzählt mir, daß er im lezten Stück seines Journals Hufeland unverantwortlich <span class="weight-bold ">gehuldigt</span> hat ‒ das ist die Frucht unsrer Ermahnungen höflich zu seyn, aber wem der liebe Gott einmal den Takt versagt hat, der macht alles grob und schlecht. ‒ Ich würde sehr für Roose gestimmt haben, allein da Goethe nichts mehr mit der Sache zu thun haben will, werde ich auch die Hände davon abziehn!<br>Goethe ist ein wenig sonderbar in seiner Antwort. Barbarisches Land ‒ Kreuzwege ‒ was ich noch von Ländern gesehn habe, ist wenigstens eben so barbarisch gewesen, und ein Denkmal gehört unter dem freyen Himmel, und wenn wir an einem Kreuzwege eins treffen, so erfreuen wir uns daran. Wahrlich ich glaube, er will alle Kunst in das <span class="index-58 tp-23440 ">Weimarische</span> Land ziehn. ‒ Meinem Gefühl nach hieße <span class="weight-bold ">das</span> mit seinen Schmerzen spielen, was er vorschlägt; sein herrlicher Saal der Erinnerung im <span class="index-59 tp-23441 ">Wilhelm Meister</span> ist ebenfals ein solches Spiel. Ich habe für mich keine weitre Idee bey <span class="index-918 tp-23469 ">dem Monument</span>, als die ich bey einem Kleide gehabt haben würde, das ich so schön wie möglich für <span class="index-30 tp-23470 ">das liebe Mädchen</span> während ihres Lebens ausgesucht hätte um ihre liebliche Gestalt zu schmücken ‒ ich denke nur an ihr Wohlgefallen, wenn sie irgendwo, wenn sie an der friedlichen einsamen Stäte, wo sie ruhet, ein solches Denkmal gefunden hätte. Also laß uns dabey bleiben, <span class="index-1267 tp-23463 ">Meyers</span> Gutachten aber befolgen.<br>Abends.<br>Ich bin ein recht armes Kind und habe viele Schmerzen und ein betäubendes Ziehen im Kopf ‒ obgleich dieses auch Velinpapier ist so gut wie Deines. Der Himmel weiß, ob die bestellten Pferde nicht wieder unbestellt zurück wandern müssen. Übermorgen früh geht Galatin nach Berlin; er bringt Dir zwey hinterbliebne Schnupftücher, die an den sechsen fehlen, mit.<br><span class="index-513 tp-23464 ">Der liebenswürdige junge Schütz</span> ist <span class="index-1929 tp-23443 ">Luisen</span> bekannt, eben auch als liebenswürdig; er ist um die nehmliche Zeit wie Tiek in <span class="index-2 tp-23442 ">Göttingen</span> gewesen, und sie hat ihm einmal ihre Kleider geliehen, da Komödie gespielt worden ist, wo er die Tochter im <span class="index-4399 tp-23467 ">Vetter von </span><span class="index-4399 tp-23467 index-4395 tp-23444 ">Lissabon</span> gemacht, und auch einmal den jungen <span class="index-4398 tp-23466 ">Mahler von </span><span class="index-4398 tp-23466 index-1587 tp-23465 ">Babo</span>. ‒ Ich bin auf <span class="index-4304 tp-23457 ">Deine Romanze</span> begierig ‒ ja, wenn Du Zeit gehabt hättest und <span class="index-4262 tp-23461 ">den ewigen Juden</span> machen können ‒ Du hast ihn doch nicht vergessen? ‒ dann solltest Du mir wohl den Preis davon tragen. Du verkündigest mir allerley neue Evangelien von Knioch und <span class="index-4400 tp-23468 ">Mnioch</span>. Was wird es denn seyn? Werdet ihr nicht etwa bald einmal eine Zählung eures Volkes vornehmen? Bald hätte ich gesagt, <span class="index-8 tp-23446 ">Friedrich</span> hat in <span class="index-1711 tp-23445 ">seinem Herkules</span> dergleichen unternommen ‒ doch Du möchtest nicht Spas verstehn und ich habe die Schwachheit ‒ was Du auch davon denken mögest ‒ Dich nicht gern böse zu sehn, mein freundlicher Wilhelm. Räthsel <span class="index-4397 tp-23458 ">des Bakis</span> ‒ ja, das ist wahr, Sieben gehen verhüllt etc. Aber im Ernst, ich dachte, <span class="index-1711 tp-47034 ">die Elegie</span> sollte <span class="index-181 tp-23447 ">Lessingen</span> ganz besonders gelten ‒ nun hast Du aber recht, sie drückt ganz besonders <span class="index-8 tp-23448 ">Friedrich Schlegeln</span> aus. Ich danke Dir, daß Du sie mir geschickt hast; Du must jedoch jetzt nichts weiter von mir darüber wissen wollen, als daß Du recht gut gegen mich bist. Du bist es auch in dem Wunsche Friedrich und <span class="index-62 tp-23449 ">Schelling</span> wieder näher gebracht zu sehn. Allein, lieber Freund, weißt Du denn auch, ob es Friedrich selbst wünscht und wünschen kann? Ob manche Dinge nicht unwegräumbar sind? ‒ Gern werde ich <span class="index-48 tp-55907 ">Tiek</span> zu allem die Hand bieten, aber nur kein künstliches Verhältniß zu erzwingen, wo gar keins dieselben und bessre Dienste thut. Es wird mich freuen mit Tiek aufrichtig sprechen zu können. Glaube auch nicht, daß ich je von <span class="weight-bold ">ihm</span> unwohlthätige Einflüsse für Dich und mich besorgt habe ‒ ich hatte immer den Gedanken, daß er ihrer nicht fähig wäre.<br>–––––<br>Vernachlässige <span class="index-43 tp-23451 ">Schleiermacher</span> nicht zu sehr, Du weißt, wie empfindlich er ist; lade ihn doch nach <span class="index-12 tp-23452 ">Jena</span> ein, damit ich ihn einmal sehe und er mich. Ich begreife wohl, wie Dir die Zeit unter den Händen wegkommt. Hat denn <span class="index-425 tp-23450 ">der unselige Fiorillo</span> etwas erhalten?<br>Der unzusammenhängende Zustand des Berliner Theaters ist doch sehr seltsam und kann an niemand wie am <span class="index-25 tp-47035 ">Direktor</span> liegen. Die Weimarischen Schauspieler machen also wohl <span class="weight-bold ">tout de bon</span> ein besseres <span class="weight-bold ">Ensemble</span>?<br>Du hast mir noch viel mündlich zu erzählen ohngeachtet der langen Briefe; sie sind nur die Skizze. Heute ist keiner gekommen, aber ich erwartete es auch nicht. Adressir Deinen nächsten nach Harburg, er kommt mir doch wohl schneller zu, und denk nur ja nicht etwa, daß ich ihn an den Ufern der Elbe entbehren könne.<br>Daß Du mir nicht noch sagen konntest, ob das Bild gut ausgefallen ist! Ich wünsche es sehnlich. Du wirst in Berlin die beste Gelegenheit haben es in ein Taschenbuch von <span class="weight-bold ">Maroquin</span> fassen zu lassen, wo es sich doch am sichersten aufbewahrt. Wenn Du auch in <span class="index-6043 tp-40005 ">der Messe</span> nicht nach <span class="index-22 tp-23453 ">Leipzig</span> gehst, hingehn must Du wegen des großen Bildes.<br><br>Freytag früh [27. März].<br>Mir ist heut viel besser und es bleibt bey der Reise, ob ich es zwar nicht eher glauben werde, bis ich es sehe, und auch dann nicht recht, so wenig Trieb ist in mir. Mit <span class="index-4233 tp-23454 ">der Mutter</span> haben wir wegen ihrer Niedergeschlagenheit rechte Noth, sie gleicht darin <span class="index-2770 tp-23455 ">dem Vater</span>. Daß nun so mancherley geschehn soll, ängstigt sie, selbst daß ich nun weggehe, ob sie mir gleich am meisten deswegen zugesezt hat.<br>Wenn ich Dich wiedersehe, wird alles ruhiger seyn, und die verschiednen Einrichtungen sich gefügt haben. Bleib ja nicht zu lange aus. 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Ich rechnete sicher darauf am nehmlichen Tage noch etwas von Dir zu erhalten, aber ich fürchtete mich noch viel mehr, daß nichts kommen möchte ‒ <span class="index-4233 tp-47028 ">Die Mutter</span> war an diesem und dem vorhergehenden Tage wieder sehr übel gewesen, ich sah neue Schwierigkeiten entstehen, ehe wir sämtlich zu einiger Ruhe gelangten, und war einigermaßen in Verzweiflung. So ging ich in das erste Schauspiel, das die französische Gesellschaft wieder gab, es war <span class="index-4388 tp-23410 ">Eugenie von </span><span class="index-4388 tp-23410 index-4387 tp-23409 weight-bold ">Beaumarchaiz</span>. <span class="index-4386 tp-23407 weight-bold ">Degligny</span> und <span class="index-4258 tp-23406 ">die </span><span class="index-4258 tp-23406 weight-bold ">Serigny</span> spielten so, daß dem Eindruck einiger Situationen dieses Drama nicht zu widerstehen war, es riß mich über meine Kräfte und doch nicht über meine Angst mit fort, daß ich zu Haus keine Briefe finden möchte, indeß <span class="index-4389 tp-23412 weight-bold ">Mr. Galatin</span> aus einen eben erhaltnen Briefe von <span class="index-15 tp-23408 ">Berlin</span> uns vorlas. Wenn ich nicht diese fixe Idee gehabt hätte, oder vielmehr wenn sie nicht so ungebührlich fix gewesen wäre, so hätte die <span class="weight-bold ">Serigny</span> mich zerstreuen müssen, sie hat unglaublich gut gespielt und die Eugenie zum erstenmal, eine ihr sonst fremde Rolle, mit einer Kunst und einem Studium, das ich noch nie an ihr bemerkt habe. Darauf in einer kleinen Operette eine von ihren schalkhaften Mädchen mit allem ihrem gränzenlosen Muthwillen und einer entzückenden Grazie. Hat denn <span class="index-74 tp-23411 ">Deine kleine Unzeline</span> auch eine so bezaubernde Schalkhaftigkeit? Dann würde ich mich an Deiner Stelle des Aufessens nicht enthalten können. Aber weiter ‒ wie mich <span class="index-4396 tp-23456 weight-bold ">Fauche</span> nach Hause brachte, wie ich Briefe fand, aber so angegriffen war, daß ich mich gar nicht freuen, nicht lesen, nicht essen und trinken konnte ‒ Deine Gestrengen würden sehr ungehalten auf mich gewesen seyn. Es war recht gut, daß Deine Gestrengen nur handschriftlich zugegen waren. Allein ich thue Unrecht mich bey diesen Geschichten aufzuhalten, da ich auch heute keine Kraft übrig habe. Vorgestern Abend ganz spät erhielt ich noch eine Nachricht, die mich wieder erschütterte ‒ <span class="index-4266 tp-23418 ">Professor Boehmer</span> meldete mir in <span class="index-4392 tp-23416 ">Hoppenstedts</span> Namen, daß <span class="index-4391 tp-23415 ">Philippine</span> endlich ein Opfer ihrer mütterlichen Hoffnungen geworden ist ‒ sie war zum drittemal schwanger, was sie mir verhehlt hatte, mit Absicht, wie es scheint ‒ auf <span class="index-4390 tp-23414 ">Osianders</span> Raht mit Zuziehung andrer Ärzte faßt sie den Entschluß durch eine früher bewirkte künstliche Entbindung das Kind, wenn es möglich wäre, dies mal zu retten, sie führt ihn aus, blos mit dem Vorwissen und dem Beystand <span class="index-4392 tp-23419 ">ihres Mannes</span>, allen Geschwistern und Freunden verhehlte sie ihn. Die Entbindung geschieht auch wirklich und ein lebendes Kind ist da, worüber denn die Freude von allen Seiten sehr groß ist, aber 2 Stunden nachher verscheidet das Kind und <span class="index-4391 tp-23417 ">die Mutter</span> ist in Gefahr, in der sie drey Tage hinbringt und dann sanft, wie es scheint ohne alles Bewustseyn ihres Zustandes, entschlummert. ‒ <span class="index-2762 tp-23413 ">Wiedemann</span> ist überzeugt, daß Osiander sie durch diese gewaltsame Maasregel getödtet hat, und da sie für den Endzweck das Kind zu retten dadurch, daß es noch kleiner war, viel zu spät unternommen worden ist, nur 14 Tage vor der Zeit, überall sehr unklug gehandelt hat. Aber die liebevolle Entschlossenheit der Mutter war doch schön, und muß ihr Andenken dem Mann unvergeßlich machen, wenn gleich <span class="weight-bold ">Du</span> bemerken wirst, daß er nun eine hübschere Frau heyrathen könne. Sie war in der That eine wackre und muthige Frau; für ihren Mann hat sie auch vorher durch ein Testament gesorgt, das ihn zum einzigen Erben ihres Nachlasses macht, wie billig. Mir kam die Botschaft so unerwartet, die folgende Nacht war so schlaflos, daß ich nun wieder ein wenig krank bin, aber es soll durchaus nicht lange dauern, denn am nächsten Sontag fahre ich nach <span class="index-4250 tp-23420 ">Zelle</span>, <span class="index-1928 tp-23421 ">Philipp</span> holt mich ab. Sieh, er hat jeden Postag deswegen geschrieben, er hat mir versprochen, daß es mir so gut wie nichts kosten soll, sie haben mir hier zugeredet, so daß ich endlich meine Trägheit überwunden und ein Ja von mir gegeben habe. <span class="index-4233 tp-23422 ">Die Mutter</span> scheint seit gestern auch wieder auf bessern Weg zu kommen, und ich zweifle nicht, sie wird binnen drey oder 4 Wochen im Stande seyn Philippen, der mich selbst ganz zurückbringt, nach <span class="index-2755 tp-23423 ">Harburg</span> zu folgen, obwohl sie so kleinmüthig ist, daß sie uns traurig macht, und für unsre Plane ängstigt, die <span class="index-1929 tp-23424 ">Luisen</span> so sehr am Herzen liegen wie mir nur immer.<br>Der Besuch von <span class="index-48 tp-47030 ">Tiek</span>, den Du mir anmeldest, erfreut mich sehr, sage es ihm recht herzlich von mir; er soll auch nicht unten, sondern auf Deiner Stube logiren, wenn Du noch nicht da bist. Ich will Dir meine Disposition des Hauses melden: Luise, das Kind und ich besetzen die mittlere Etage und schlafen auch zusammen in dem Zimmer und Alkoven in der Ecke. Die unter Stube bleibt zum Eßen und dergl. frey, die Kammer zum Baden, was mir sehr empfohlen worden ist. Ist das nun so gut? Aber was mir nicht gut deucht, sondern die Wahrheit zu sagen etwas verdrossen hat, ist, daß sich <span class="index-180 tp-28083 index-8 tp-23426 ">Friedrichs</span> meiner Stube, worinn mein eignes Bildniß hängt, bedienen um Feten darinn zu geben. Das habe ich von Sophien gehört. Ich hoffe zwar, mein allerliebster Schlegel, daß sie Dir es vorher gesagt haben ‒ allein ich finde es denn doch nicht delikat von <span class="index-180 tp-23425 ">Mad. Veit</span>, da gar keine Nothwendigkeit sie dazu drängte, sie haben in ihrer Wohnung ein Zimmer, das eben so groß ist, und was die Sachen betrift, die sie gebraucht haben, so ist denn doch das Tischzeug und Porzelan, das so schon genug durch den Gebrauch zusammengeschmolzen ist, mein kleines absonderliches Eigenthum, und kurzum beym nächsten Doktorschmause will ich es nicht hergeben, besonders wenn Du es mir nicht offiziel notifizirest. Und wenn das auch alles nicht wäre, ich bleibe dabey, es ist undelikat, und gewiß, mein Bild mag seine Lippen ein wenig dazu aufgeworfen haben.<br>Von diesem Doktorwerden habe ich außer dieser Partikularität durch andre Wege, hiesige studirende Jugend, erfahren, was Dir <span class="index-8 tp-47031 ">Friedrich</span> wohl selbst gemeldet hat, daß er mit <span class="index-4393 tp-23427 ">dem miserabeln Tänzer und stattlichen Theologen Augusti</span>, den ihm die Facultät boshaft als Opponenten aufgedrungen hat, sehr hart an einander gerathen ist, und daß darauf eine ganz lütje Minorität dem Friedrich eine Musik gebracht und eine breite Majorität dem Augusti. Dummes Zeug. Schelling hat mir von der Sache nichts wissen lassen, blos <span class="index-7015 tp-47032 ">die Theses</span> hat er mir geschickt, die habe ich fein und frey übersetzt, aber ich zeige es niemand.<br>Es will mich verdünken, als ob <span class="index-186 tp-23429 ">Paulus</span> <span class="index-1192 tp-73973 ">die ganze LZ.</span> jetzt allein schriebe.<br>Höre einmal, <span class="index-1494 tp-23430 ">die Nuys</span> hat gar kein Judizium; auf das Gerücht, <span class="index-1266 tp-23460 ">Falk</span> sey todt, hat sie sich fast die Haare ausgerissen. <span class="index-4249 tp-47033 ">Die Campen</span> war bey uns, sie hat den Bericht im <span class="index-4500 tp-24485 ">Modejournal</span> von der Redoute scharmant gefunden. ‒ Wir haben am vorigen Sonnabend bey <span class="index-4207 tp-23431 ">Frau von Sierstorf</span> soupirt und <span class="index-4216 tp-23432 ">der Herr von Sierstorf</span> ließ eigends auf eine Stunde früher einladen um mir seine Galvanischen Batterien zu zeigen, die aus 160 Lagen bestehn; der hat Laubthaler! Sonst auch nichts, keine Idee wenigstens, viel mechanische Geschicklichkeiten höchstens.<br>Weiß man auch gewiß, daß das Frauenzimmer die Sprache verlohren hatte, dem <span class="index-4394 tp-23433 ">Hr. Grapengießer</span> sie hat widergegeben? Du sollst die Recepte haben, dagegen bitte ich Dich, schaff den Schnupfen ab. Ich habe oft an Dich gedacht bey dem häufigen Sturm; Du gehst doch oft Abends spät noch auf die Straße, und kannst Dich so leicht verkälten. Nun fängt das Wetter ja an sich zu setzen.<br><span class="index-242 tp-23434 ">Hufeland</span> ist abgereiset, also in <span class="index-15 tp-23435 ">Berlin</span>; Du must nicht versäumen ihn bald zu sehn. <span class="index-2983 tp-23436 ">Loder</span> hat ihm gleich eine Nachrede gehalten und einen Nachfolger versprochen; man deutet noch immer auf <span class="index-4225 tp-23438 ">Himly</span> oder Horn. Himly würde schwerlich gehn. <span class="index-137 tp-23437 ">Goethe</span> will nichts davon wissen, es sey nun, daß er sich so stellt, oder alles Antheils sich entschlagen hat. Daß es <span class="index-4282 tp-23439 ">Röschlaub</span> nicht ist, bedaure ich nicht, <span class="index-4217 tp-23459 ">Roose</span> erzählt mir, daß er im lezten Stück seines Journals Hufeland unverantwortlich <span class="weight-bold ">gehuldigt</span> hat ‒ das ist die Frucht unsrer Ermahnungen höflich zu seyn, aber wem der liebe Gott einmal den Takt versagt hat, der macht alles grob und schlecht. ‒ Ich würde sehr für Roose gestimmt haben, allein da Goethe nichts mehr mit der Sache zu thun haben will, werde ich auch die Hände davon abziehn!<br>Goethe ist ein wenig sonderbar in seiner Antwort. Barbarisches Land ‒ Kreuzwege ‒ was ich noch von Ländern gesehn habe, ist wenigstens eben so barbarisch gewesen, und ein Denkmal gehört unter dem freyen Himmel, und wenn wir an einem Kreuzwege eins treffen, so erfreuen wir uns daran. Wahrlich ich glaube, er will alle Kunst in das <span class="index-58 tp-23440 ">Weimarische</span> Land ziehn. ‒ Meinem Gefühl nach hieße <span class="weight-bold ">das</span> mit seinen Schmerzen spielen, was er vorschlägt; sein herrlicher Saal der Erinnerung im <span class="index-59 tp-23441 ">Wilhelm Meister</span> ist ebenfals ein solches Spiel. Ich habe für mich keine weitre Idee bey <span class="index-918 tp-23469 ">dem Monument</span>, als die ich bey einem Kleide gehabt haben würde, das ich so schön wie möglich für <span class="index-30 tp-23470 ">das liebe Mädchen</span> während ihres Lebens ausgesucht hätte um ihre liebliche Gestalt zu schmücken ‒ ich denke nur an ihr Wohlgefallen, wenn sie irgendwo, wenn sie an der friedlichen einsamen Stäte, wo sie ruhet, ein solches Denkmal gefunden hätte. Also laß uns dabey bleiben, <span class="index-1267 tp-23463 ">Meyers</span> Gutachten aber befolgen.<br>Abends.<br>Ich bin ein recht armes Kind und habe viele Schmerzen und ein betäubendes Ziehen im Kopf ‒ obgleich dieses auch Velinpapier ist so gut wie Deines. Der Himmel weiß, ob die bestellten Pferde nicht wieder unbestellt zurück wandern müssen. Übermorgen früh geht Galatin nach Berlin; er bringt Dir zwey hinterbliebne Schnupftücher, die an den sechsen fehlen, mit.<br><span class="index-513 tp-23464 ">Der liebenswürdige junge Schütz</span> ist <span class="index-1929 tp-23443 ">Luisen</span> bekannt, eben auch als liebenswürdig; er ist um die nehmliche Zeit wie Tiek in <span class="index-2 tp-23442 ">Göttingen</span> gewesen, und sie hat ihm einmal ihre Kleider geliehen, da Komödie gespielt worden ist, wo er die Tochter im <span class="index-4399 tp-23467 ">Vetter von </span><span class="index-4399 tp-23467 index-4395 tp-23444 ">Lissabon</span> gemacht, und auch einmal den jungen <span class="index-4398 tp-23466 ">Mahler von </span><span class="index-4398 tp-23466 index-1587 tp-23465 ">Babo</span>. ‒ Ich bin auf <span class="index-4304 tp-23457 ">Deine Romanze</span> begierig ‒ ja, wenn Du Zeit gehabt hättest und <span class="index-4262 tp-23461 ">den ewigen Juden</span> machen können ‒ Du hast ihn doch nicht vergessen? ‒ dann solltest Du mir wohl den Preis davon tragen. Du verkündigest mir allerley neue Evangelien von Knioch und <span class="index-4400 tp-23468 ">Mnioch</span>. Was wird es denn seyn? Werdet ihr nicht etwa bald einmal eine Zählung eures Volkes vornehmen? Bald hätte ich gesagt, <span class="index-8 tp-23446 ">Friedrich</span> hat in <span class="index-1711 tp-23445 ">seinem Herkules</span> dergleichen unternommen ‒ doch Du möchtest nicht Spas verstehn und ich habe die Schwachheit ‒ was Du auch davon denken mögest ‒ Dich nicht gern böse zu sehn, mein freundlicher Wilhelm. Räthsel <span class="index-4397 tp-23458 ">des Bakis</span> ‒ ja, das ist wahr, Sieben gehen verhüllt etc. Aber im Ernst, ich dachte, <span class="index-1711 tp-47034 ">die Elegie</span> sollte <span class="index-181 tp-23447 ">Lessingen</span> ganz besonders gelten ‒ nun hast Du aber recht, sie drückt ganz besonders <span class="index-8 tp-23448 ">Friedrich Schlegeln</span> aus. Ich danke Dir, daß Du sie mir geschickt hast; Du must jedoch jetzt nichts weiter von mir darüber wissen wollen, als daß Du recht gut gegen mich bist. Du bist es auch in dem Wunsche Friedrich und <span class="index-62 tp-23449 ">Schelling</span> wieder näher gebracht zu sehn. Allein, lieber Freund, weißt Du denn auch, ob es Friedrich selbst wünscht und wünschen kann? Ob manche Dinge nicht unwegräumbar sind? ‒ Gern werde ich <span class="index-48 tp-55907 ">Tiek</span> zu allem die Hand bieten, aber nur kein künstliches Verhältniß zu erzwingen, wo gar keins dieselben und bessre Dienste thut. Es wird mich freuen mit Tiek aufrichtig sprechen zu können. Glaube auch nicht, daß ich je von <span class="weight-bold ">ihm</span> unwohlthätige Einflüsse für Dich und mich besorgt habe ‒ ich hatte immer den Gedanken, daß er ihrer nicht fähig wäre.<br>–––––<br>Vernachlässige <span class="index-43 tp-23451 ">Schleiermacher</span> nicht zu sehr, Du weißt, wie empfindlich er ist; lade ihn doch nach <span class="index-12 tp-23452 ">Jena</span> ein, damit ich ihn einmal sehe und er mich. Ich begreife wohl, wie Dir die Zeit unter den Händen wegkommt. Hat denn <span class="index-425 tp-23450 ">der unselige Fiorillo</span> etwas erhalten?<br>Der unzusammenhängende Zustand des Berliner Theaters ist doch sehr seltsam und kann an niemand wie am <span class="index-25 tp-47035 ">Direktor</span> liegen. Die Weimarischen Schauspieler machen also wohl <span class="weight-bold ">tout de bon</span> ein besseres <span class="weight-bold ">Ensemble</span>?<br>Du hast mir noch viel mündlich zu erzählen ohngeachtet der langen Briefe; sie sind nur die Skizze. Heute ist keiner gekommen, aber ich erwartete es auch nicht. Adressir Deinen nächsten nach Harburg, er kommt mir doch wohl schneller zu, und denk nur ja nicht etwa, daß ich ihn an den Ufern der Elbe entbehren könne.<br>Daß Du mir nicht noch sagen konntest, ob das Bild gut ausgefallen ist! Ich wünsche es sehnlich. Du wirst in Berlin die beste Gelegenheit haben es in ein Taschenbuch von <span class="weight-bold ">Maroquin</span> fassen zu lassen, wo es sich doch am sichersten aufbewahrt. Wenn Du auch in <span class="index-6043 tp-40005 ">der Messe</span> nicht nach <span class="index-22 tp-23453 ">Leipzig</span> gehst, hingehn must Du wegen des großen Bildes.<br><br>Freytag früh [27. März].<br>Mir ist heut viel besser und es bleibt bey der Reise, ob ich es zwar nicht eher glauben werde, bis ich es sehe, und auch dann nicht recht, so wenig Trieb ist in mir. Mit <span class="index-4233 tp-23454 ">der Mutter</span> haben wir wegen ihrer Niedergeschlagenheit rechte Noth, sie gleicht darin <span class="index-2770 tp-23455 ">dem Vater</span>. Daß nun so mancherley geschehn soll, ängstigt sie, selbst daß ich nun weggehe, ob sie mir gleich am meisten deswegen zugesezt hat.<br>Wenn ich Dich wiedersehe, wird alles ruhiger seyn, und die verschiednen Einrichtungen sich gefügt haben. Bleib ja nicht zu lange aus. Bleibe gesund und mein guter lieber Freund.', '36_xml' => '<p>[<placeName key="60">Braunschweig</placeName>] Donnerstag d. 26[‒27.] März [1801].<lb/>Am lezten Postage schrieb ich nicht, mein sehr guter lieber Schlegel, um Dir die bittre Klage zu ersparen darüber, daß <hi rend="weight:bold">Du</hi> nicht geschrieben hattest. Ich rechnete sicher darauf am nehmlichen Tage noch etwas von Dir zu erhalten, aber ich fürchtete mich noch viel mehr, daß nichts kommen möchte ‒ <persName key="4233">Die Mutter</persName> war an diesem und dem vorhergehenden Tage wieder sehr übel gewesen, ich sah neue Schwierigkeiten entstehen, ehe wir sämtlich zu einiger Ruhe gelangten, und war einigermaßen in Verzweiflung. So ging ich in das erste Schauspiel, das die französische Gesellschaft wieder gab, es war <name key="4388" type="work">Eugenie von <persName key="4387"><hi rend="weight:bold">Beaumarchaiz</hi></persName></name>. <persName key="4386"><hi rend="weight:bold">Degligny</hi></persName> und <persName key="4258">die <hi rend="weight:bold">Serigny</hi></persName> spielten so, daß dem Eindruck einiger Situationen dieses Drama nicht zu widerstehen war, es riß mich über meine Kräfte und doch nicht über meine Angst mit fort, daß ich zu Haus keine Briefe finden möchte, indeß <persName key="4389"><hi rend="weight:bold">Mr. Galatin</hi></persName> aus einen eben erhaltnen Briefe von <placeName key="15">Berlin</placeName> uns vorlas. Wenn ich nicht diese fixe Idee gehabt hätte, oder vielmehr wenn sie nicht so ungebührlich fix gewesen wäre, so hätte die <hi rend="weight:bold">Serigny</hi> mich zerstreuen müssen, sie hat unglaublich gut gespielt und die Eugenie zum erstenmal, eine ihr sonst fremde Rolle, mit einer Kunst und einem Studium, das ich noch nie an ihr bemerkt habe. Darauf in einer kleinen Operette eine von ihren schalkhaften Mädchen mit allem ihrem gränzenlosen Muthwillen und einer entzückenden Grazie. Hat denn <persName key="74">Deine kleine Unzeline</persName> auch eine so bezaubernde Schalkhaftigkeit? Dann würde ich mich an Deiner Stelle des Aufessens nicht enthalten können. Aber weiter ‒ wie mich <persName key="4396"><hi rend="weight:bold">Fauche</hi></persName> nach Hause brachte, wie ich Briefe fand, aber so angegriffen war, daß ich mich gar nicht freuen, nicht lesen, nicht essen und trinken konnte ‒ Deine Gestrengen würden sehr ungehalten auf mich gewesen seyn. Es war recht gut, daß Deine Gestrengen nur handschriftlich zugegen waren. Allein ich thue Unrecht mich bey diesen Geschichten aufzuhalten, da ich auch heute keine Kraft übrig habe. Vorgestern Abend ganz spät erhielt ich noch eine Nachricht, die mich wieder erschütterte ‒ <persName key="4266">Professor Boehmer</persName> meldete mir in <persName key="4392">Hoppenstedts</persName> Namen, daß <persName key="4391">Philippine</persName> endlich ein Opfer ihrer mütterlichen Hoffnungen geworden ist ‒ sie war zum drittemal schwanger, was sie mir verhehlt hatte, mit Absicht, wie es scheint ‒ auf <persName key="4390">Osianders</persName> Raht mit Zuziehung andrer Ärzte faßt sie den Entschluß durch eine früher bewirkte künstliche Entbindung das Kind, wenn es möglich wäre, dies mal zu retten, sie führt ihn aus, blos mit dem Vorwissen und dem Beystand <persName key="4392">ihres Mannes</persName>, allen Geschwistern und Freunden verhehlte sie ihn. Die Entbindung geschieht auch wirklich und ein lebendes Kind ist da, worüber denn die Freude von allen Seiten sehr groß ist, aber 2 Stunden nachher verscheidet das Kind und <persName key="4391">die Mutter</persName> ist in Gefahr, in der sie drey Tage hinbringt und dann sanft, wie es scheint ohne alles Bewustseyn ihres Zustandes, entschlummert. ‒ <persName key="2762">Wiedemann</persName> ist überzeugt, daß Osiander sie durch diese gewaltsame Maasregel getödtet hat, und da sie für den Endzweck das Kind zu retten dadurch, daß es noch kleiner war, viel zu spät unternommen worden ist, nur 14 Tage vor der Zeit, überall sehr unklug gehandelt hat. Aber die liebevolle Entschlossenheit der Mutter war doch schön, und muß ihr Andenken dem Mann unvergeßlich machen, wenn gleich <hi rend="weight:bold">Du</hi> bemerken wirst, daß er nun eine hübschere Frau heyrathen könne. Sie war in der That eine wackre und muthige Frau; für ihren Mann hat sie auch vorher durch ein Testament gesorgt, das ihn zum einzigen Erben ihres Nachlasses macht, wie billig. Mir kam die Botschaft so unerwartet, die folgende Nacht war so schlaflos, daß ich nun wieder ein wenig krank bin, aber es soll durchaus nicht lange dauern, denn am nächsten Sontag fahre ich nach <placeName key="4250">Zelle</placeName>, <persName key="1928">Philipp</persName> holt mich ab. Sieh, er hat jeden Postag deswegen geschrieben, er hat mir versprochen, daß es mir so gut wie nichts kosten soll, sie haben mir hier zugeredet, so daß ich endlich meine Trägheit überwunden und ein Ja von mir gegeben habe. <persName key="4233">Die Mutter</persName> scheint seit gestern auch wieder auf bessern Weg zu kommen, und ich zweifle nicht, sie wird binnen drey oder 4 Wochen im Stande seyn Philippen, der mich selbst ganz zurückbringt, nach <placeName key="2755">Harburg</placeName> zu folgen, obwohl sie so kleinmüthig ist, daß sie uns traurig macht, und für unsre Plane ängstigt, die <persName key="1929">Luisen</persName> so sehr am Herzen liegen wie mir nur immer.<lb/>Der Besuch von <persName key="48">Tiek</persName>, den Du mir anmeldest, erfreut mich sehr, sage es ihm recht herzlich von mir; er soll auch nicht unten, sondern auf Deiner Stube logiren, wenn Du noch nicht da bist. Ich will Dir meine Disposition des Hauses melden: Luise, das Kind und ich besetzen die mittlere Etage und schlafen auch zusammen in dem Zimmer und Alkoven in der Ecke. Die unter Stube bleibt zum Eßen und dergl. frey, die Kammer zum Baden, was mir sehr empfohlen worden ist. Ist das nun so gut? Aber was mir nicht gut deucht, sondern die Wahrheit zu sagen etwas verdrossen hat, ist, daß sich <persName key="180"><persName key="8">Friedrichs</persName></persName> meiner Stube, worinn mein eignes Bildniß hängt, bedienen um Feten darinn zu geben. Das habe ich von Sophien gehört. Ich hoffe zwar, mein allerliebster Schlegel, daß sie Dir es vorher gesagt haben ‒ allein ich finde es denn doch nicht delikat von <persName key="180">Mad. Veit</persName>, da gar keine Nothwendigkeit sie dazu drängte, sie haben in ihrer Wohnung ein Zimmer, das eben so groß ist, und was die Sachen betrift, die sie gebraucht haben, so ist denn doch das Tischzeug und Porzelan, das so schon genug durch den Gebrauch zusammengeschmolzen ist, mein kleines absonderliches Eigenthum, und kurzum beym nächsten Doktorschmause will ich es nicht hergeben, besonders wenn Du es mir nicht offiziel notifizirest. Und wenn das auch alles nicht wäre, ich bleibe dabey, es ist undelikat, und gewiß, mein Bild mag seine Lippen ein wenig dazu aufgeworfen haben.<lb/>Von diesem Doktorwerden habe ich außer dieser Partikularität durch andre Wege, hiesige studirende Jugend, erfahren, was Dir <persName key="8">Friedrich</persName> wohl selbst gemeldet hat, daß er mit <persName key="4393">dem miserabeln Tänzer und stattlichen Theologen Augusti</persName>, den ihm die Facultät boshaft als Opponenten aufgedrungen hat, sehr hart an einander gerathen ist, und daß darauf eine ganz lütje Minorität dem Friedrich eine Musik gebracht und eine breite Majorität dem Augusti. Dummes Zeug. Schelling hat mir von der Sache nichts wissen lassen, blos <name key="7015" type="work">die Theses</name> hat er mir geschickt, die habe ich fein und frey übersetzt, aber ich zeige es niemand.<lb/>Es will mich verdünken, als ob <persName key="186">Paulus</persName> <name key="1192" type="periodical">die ganze LZ.</name> jetzt allein schriebe.<lb/>Höre einmal, <persName key="1494">die Nuys</persName> hat gar kein Judizium; auf das Gerücht, <persName key="1266">Falk</persName> sey todt, hat sie sich fast die Haare ausgerissen. <persName key="4249">Die Campen</persName> war bey uns, sie hat den Bericht im <name key="4500" type="periodical">Modejournal</name> von der Redoute scharmant gefunden. ‒ Wir haben am vorigen Sonnabend bey <persName key="4207">Frau von Sierstorf</persName> soupirt und <persName key="4216">der Herr von Sierstorf</persName> ließ eigends auf eine Stunde früher einladen um mir seine Galvanischen Batterien zu zeigen, die aus 160 Lagen bestehn; der hat Laubthaler! Sonst auch nichts, keine Idee wenigstens, viel mechanische Geschicklichkeiten höchstens.<lb/>Weiß man auch gewiß, daß das Frauenzimmer die Sprache verlohren hatte, dem <persName key="4394">Hr. Grapengießer</persName> sie hat widergegeben? Du sollst die Recepte haben, dagegen bitte ich Dich, schaff den Schnupfen ab. Ich habe oft an Dich gedacht bey dem häufigen Sturm; Du gehst doch oft Abends spät noch auf die Straße, und kannst Dich so leicht verkälten. Nun fängt das Wetter ja an sich zu setzen.<lb/><persName key="242">Hufeland</persName> ist abgereiset, also in <placeName key="15">Berlin</placeName>; Du must nicht versäumen ihn bald zu sehn. <persName key="2983">Loder</persName> hat ihm gleich eine Nachrede gehalten und einen Nachfolger versprochen; man deutet noch immer auf <persName key="4225">Himly</persName> oder Horn. Himly würde schwerlich gehn. <persName key="137">Goethe</persName> will nichts davon wissen, es sey nun, daß er sich so stellt, oder alles Antheils sich entschlagen hat. Daß es <persName key="4282">Röschlaub</persName> nicht ist, bedaure ich nicht, <persName key="4217">Roose</persName> erzählt mir, daß er im lezten Stück seines Journals Hufeland unverantwortlich <hi rend="weight:bold">gehuldigt</hi> hat ‒ das ist die Frucht unsrer Ermahnungen höflich zu seyn, aber wem der liebe Gott einmal den Takt versagt hat, der macht alles grob und schlecht. ‒ Ich würde sehr für Roose gestimmt haben, allein da Goethe nichts mehr mit der Sache zu thun haben will, werde ich auch die Hände davon abziehn!<lb/>Goethe ist ein wenig sonderbar in seiner Antwort. Barbarisches Land ‒ Kreuzwege ‒ was ich noch von Ländern gesehn habe, ist wenigstens eben so barbarisch gewesen, und ein Denkmal gehört unter dem freyen Himmel, und wenn wir an einem Kreuzwege eins treffen, so erfreuen wir uns daran. Wahrlich ich glaube, er will alle Kunst in das <placeName key="58">Weimarische</placeName> Land ziehn. ‒ Meinem Gefühl nach hieße <hi rend="weight:bold">das</hi> mit seinen Schmerzen spielen, was er vorschlägt; sein herrlicher Saal der Erinnerung im <name key="59" type="work">Wilhelm Meister</name> ist ebenfals ein solches Spiel. Ich habe für mich keine weitre Idee bey <name key="918" type="work">dem Monument</name>, als die ich bey einem Kleide gehabt haben würde, das ich so schön wie möglich für <persName key="30">das liebe Mädchen</persName> während ihres Lebens ausgesucht hätte um ihre liebliche Gestalt zu schmücken ‒ ich denke nur an ihr Wohlgefallen, wenn sie irgendwo, wenn sie an der friedlichen einsamen Stäte, wo sie ruhet, ein solches Denkmal gefunden hätte. Also laß uns dabey bleiben, <persName key="1267">Meyers</persName> Gutachten aber befolgen.<lb/>Abends.<lb/>Ich bin ein recht armes Kind und habe viele Schmerzen und ein betäubendes Ziehen im Kopf ‒ obgleich dieses auch Velinpapier ist so gut wie Deines. Der Himmel weiß, ob die bestellten Pferde nicht wieder unbestellt zurück wandern müssen. Übermorgen früh geht Galatin nach Berlin; er bringt Dir zwey hinterbliebne Schnupftücher, die an den sechsen fehlen, mit.<lb/><persName key="513">Der liebenswürdige junge Schütz</persName> ist <persName key="1929">Luisen</persName> bekannt, eben auch als liebenswürdig; er ist um die nehmliche Zeit wie Tiek in <placeName key="2">Göttingen</placeName> gewesen, und sie hat ihm einmal ihre Kleider geliehen, da Komödie gespielt worden ist, wo er die Tochter im <name key="4399" type="work">Vetter von <placeName key="4395">Lissabon</placeName></name> gemacht, und auch einmal den jungen <name key="4398" type="work">Mahler von <persName key="1587">Babo</persName></name>. ‒ Ich bin auf <name key="4304" type="work">Deine Romanze</name> begierig ‒ ja, wenn Du Zeit gehabt hättest und <name key="4262" type="work">den ewigen Juden</name> machen können ‒ Du hast ihn doch nicht vergessen? ‒ dann solltest Du mir wohl den Preis davon tragen. Du verkündigest mir allerley neue Evangelien von Knioch und <persName key="4400">Mnioch</persName>. Was wird es denn seyn? Werdet ihr nicht etwa bald einmal eine Zählung eures Volkes vornehmen? Bald hätte ich gesagt, <persName key="8">Friedrich</persName> hat in <name key="1711" type="work">seinem Herkules</name> dergleichen unternommen ‒ doch Du möchtest nicht Spas verstehn und ich habe die Schwachheit ‒ was Du auch davon denken mögest ‒ Dich nicht gern böse zu sehn, mein freundlicher Wilhelm. Räthsel <name key="4397" type="work">des Bakis</name> ‒ ja, das ist wahr, Sieben gehen verhüllt etc. Aber im Ernst, ich dachte, <name key="1711" type="work">die Elegie</name> sollte <persName key="181">Lessingen</persName> ganz besonders gelten ‒ nun hast Du aber recht, sie drückt ganz besonders <persName key="8">Friedrich Schlegeln</persName> aus. Ich danke Dir, daß Du sie mir geschickt hast; Du must jedoch jetzt nichts weiter von mir darüber wissen wollen, als daß Du recht gut gegen mich bist. Du bist es auch in dem Wunsche Friedrich und <persName key="62">Schelling</persName> wieder näher gebracht zu sehn. Allein, lieber Freund, weißt Du denn auch, ob es Friedrich selbst wünscht und wünschen kann? Ob manche Dinge nicht unwegräumbar sind? ‒ Gern werde ich <persName key="48">Tiek</persName> zu allem die Hand bieten, aber nur kein künstliches Verhältniß zu erzwingen, wo gar keins dieselben und bessre Dienste thut. Es wird mich freuen mit Tiek aufrichtig sprechen zu können. Glaube auch nicht, daß ich je von <hi rend="weight:bold">ihm</hi> unwohlthätige Einflüsse für Dich und mich besorgt habe ‒ ich hatte immer den Gedanken, daß er ihrer nicht fähig wäre.<lb/>–––––<lb/>Vernachlässige <persName key="43">Schleiermacher</persName> nicht zu sehr, Du weißt, wie empfindlich er ist; lade ihn doch nach <placeName key="12">Jena</placeName> ein, damit ich ihn einmal sehe und er mich. Ich begreife wohl, wie Dir die Zeit unter den Händen wegkommt. Hat denn <persName key="425">der unselige Fiorillo</persName> etwas erhalten?<lb/>Der unzusammenhängende Zustand des Berliner Theaters ist doch sehr seltsam und kann an niemand wie am <persName key="25">Direktor</persName> liegen. Die Weimarischen Schauspieler machen also wohl <hi rend="weight:bold">tout de bon</hi> ein besseres <hi rend="weight:bold">Ensemble</hi>?<lb/>Du hast mir noch viel mündlich zu erzählen ohngeachtet der langen Briefe; sie sind nur die Skizze. Heute ist keiner gekommen, aber ich erwartete es auch nicht. Adressir Deinen nächsten nach Harburg, er kommt mir doch wohl schneller zu, und denk nur ja nicht etwa, daß ich ihn an den Ufern der Elbe entbehren könne.<lb/>Daß Du mir nicht noch sagen konntest, ob das Bild gut ausgefallen ist! Ich wünsche es sehnlich. Du wirst in Berlin die beste Gelegenheit haben es in ein Taschenbuch von <hi rend="weight:bold">Maroquin</hi> fassen zu lassen, wo es sich doch am sichersten aufbewahrt. Wenn Du auch in <orgName key="6043">der Messe</orgName> nicht nach <placeName key="22">Leipzig</placeName> gehst, hingehn must Du wegen des großen Bildes.<lb/><lb/>Freytag früh [27. März].<lb/>Mir ist heut viel besser und es bleibt bey der Reise, ob ich es zwar nicht eher glauben werde, bis ich es sehe, und auch dann nicht recht, so wenig Trieb ist in mir. Mit <persName key="4233">der Mutter</persName> haben wir wegen ihrer Niedergeschlagenheit rechte Noth, sie gleicht darin <persName key="2770">dem Vater</persName>. Daß nun so mancherley geschehn soll, ängstigt sie, selbst daß ich nun weggehe, ob sie mir gleich am meisten deswegen zugesezt hat.<lb/>Wenn ich Dich wiedersehe, wird alles ruhiger seyn, und die verschiednen Einrichtungen sich gefügt haben. Bleib ja nicht zu lange aus. Bleibe gesund und mein guter lieber Freund.</p>', '36_xml_standoff' => '[<anchor type="b" n="60" ana="10" xml:id="NidB23405"/>Braunschweig<anchor type="e" n="60" ana="10" xml:id="NidE23405"/>] Donnerstag d. 26[‒27.] März [1801].<lb/>Am lezten Postage schrieb ich nicht, mein sehr guter lieber Schlegel, um Dir die bittre Klage zu ersparen darüber, daß <hi rend="weight:bold">Du</hi> nicht geschrieben hattest. Ich rechnete sicher darauf am nehmlichen Tage noch etwas von Dir zu erhalten, aber ich fürchtete mich noch viel mehr, daß nichts kommen möchte ‒ <anchor type="b" n="4233" ana="11" xml:id="NidB47028"/>Die Mutter<anchor type="e" n="4233" ana="11" xml:id="NidE47028"/> war an diesem und dem vorhergehenden Tage wieder sehr übel gewesen, ich sah neue Schwierigkeiten entstehen, ehe wir sämtlich zu einiger Ruhe gelangten, und war einigermaßen in Verzweiflung. 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Vorgestern Abend ganz spät erhielt ich noch eine Nachricht, die mich wieder erschütterte ‒ <anchor type="b" n="4266" ana="11" xml:id="NidB23418"/>Professor Boehmer<anchor type="e" n="4266" ana="11" xml:id="NidE23418"/> meldete mir in <anchor type="b" n="4392" ana="11" xml:id="NidB23416"/>Hoppenstedts<anchor type="e" n="4392" ana="11" xml:id="NidE23416"/> Namen, daß <anchor type="b" n="4391" ana="11" xml:id="NidB23415"/>Philippine<anchor type="e" n="4391" ana="11" xml:id="NidE23415"/> endlich ein Opfer ihrer mütterlichen Hoffnungen geworden ist ‒ sie war zum drittemal schwanger, was sie mir verhehlt hatte, mit Absicht, wie es scheint ‒ auf <anchor type="b" n="4390" ana="11" xml:id="NidB23414"/>Osianders<anchor type="e" n="4390" ana="11" xml:id="NidE23414"/> Raht mit Zuziehung andrer Ärzte faßt sie den Entschluß durch eine früher bewirkte künstliche Entbindung das Kind, wenn es möglich wäre, dies mal zu retten, sie führt ihn aus, blos mit dem Vorwissen und dem Beystand <anchor type="b" n="4392" ana="11" xml:id="NidB23419"/>ihres Mannes<anchor type="e" n="4392" ana="11" xml:id="NidE23419"/>, allen Geschwistern und Freunden verhehlte sie ihn. 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Aber die liebevolle Entschlossenheit der Mutter war doch schön, und muß ihr Andenken dem Mann unvergeßlich machen, wenn gleich <hi rend="weight:bold">Du</hi> bemerken wirst, daß er nun eine hübschere Frau heyrathen könne. Sie war in der That eine wackre und muthige Frau; für ihren Mann hat sie auch vorher durch ein Testament gesorgt, das ihn zum einzigen Erben ihres Nachlasses macht, wie billig. Mir kam die Botschaft so unerwartet, die folgende Nacht war so schlaflos, daß ich nun wieder ein wenig krank bin, aber es soll durchaus nicht lange dauern, denn am nächsten Sontag fahre ich nach <anchor type="b" n="4250" ana="10" xml:id="NidB23420"/>Zelle<anchor type="e" n="4250" ana="10" xml:id="NidE23420"/>, <anchor type="b" n="1928" ana="11" xml:id="NidB23421"/>Philipp<anchor type="e" n="1928" ana="11" xml:id="NidE23421"/> holt mich ab. 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Ich will Dir meine Disposition des Hauses melden: Luise, das Kind und ich besetzen die mittlere Etage und schlafen auch zusammen in dem Zimmer und Alkoven in der Ecke. Die unter Stube bleibt zum Eßen und dergl. frey, die Kammer zum Baden, was mir sehr empfohlen worden ist. Ist das nun so gut? Aber was mir nicht gut deucht, sondern die Wahrheit zu sagen etwas verdrossen hat, ist, daß sich <anchor type="b" n="180" ana="11" xml:id="NidB28083"/><anchor type="b" n="8" ana="11" xml:id="NidB23426"/>Friedrichs<anchor type="e" n="8" ana="11" xml:id="NidE23426"/><anchor type="e" n="180" ana="11" xml:id="NidE28083"/> meiner Stube, worinn mein eignes Bildniß hängt, bedienen um Feten darinn zu geben. Das habe ich von Sophien gehört. Ich hoffe zwar, mein allerliebster Schlegel, daß sie Dir es vorher gesagt haben ‒ allein ich finde es denn doch nicht delikat von <anchor type="b" n="180" ana="11" xml:id="NidB23425"/>Mad. Veit<anchor type="e" n="180" ana="11" xml:id="NidE23425"/>, da gar keine Nothwendigkeit sie dazu drängte, sie haben in ihrer Wohnung ein Zimmer, das eben so groß ist, und was die Sachen betrift, die sie gebraucht haben, so ist denn doch das Tischzeug und Porzelan, das so schon genug durch den Gebrauch zusammengeschmolzen ist, mein kleines absonderliches Eigenthum, und kurzum beym nächsten Doktorschmause will ich es nicht hergeben, besonders wenn Du es mir nicht offiziel notifizirest. Und wenn das auch alles nicht wäre, ich bleibe dabey, es ist undelikat, und gewiß, mein Bild mag seine Lippen ein wenig dazu aufgeworfen haben.<lb/>Von diesem Doktorwerden habe ich außer dieser Partikularität durch andre Wege, hiesige studirende Jugend, erfahren, was Dir <anchor type="b" n="8" ana="11" xml:id="NidB47031"/>Friedrich<anchor type="e" n="8" ana="11" xml:id="NidE47031"/> wohl selbst gemeldet hat, daß er mit <anchor type="b" n="4393" ana="11" xml:id="NidB23427"/>dem miserabeln Tänzer und stattlichen Theologen Augusti<anchor type="e" n="4393" ana="11" xml:id="NidE23427"/>, den ihm die Facultät boshaft als Opponenten aufgedrungen hat, sehr hart an einander gerathen ist, und daß darauf eine ganz lütje Minorität dem Friedrich eine Musik gebracht und eine breite Majorität dem Augusti. Dummes Zeug. Schelling hat mir von der Sache nichts wissen lassen, blos <anchor type="b" n="7015" ana="12" xml:id="NidB47032"/>die Theses<anchor type="e" n="7015" ana="12" xml:id="NidE47032"/> hat er mir geschickt, die habe ich fein und frey übersetzt, aber ich zeige es niemand.<lb/>Es will mich verdünken, als ob <anchor type="b" n="186" ana="11" xml:id="NidB23429"/>Paulus<anchor type="e" n="186" ana="11" xml:id="NidE23429"/> <anchor type="b" n="1192" ana="13" xml:id="NidB73973"/>die ganze LZ.<anchor type="e" n="1192" ana="13" xml:id="NidE73973"/> jetzt allein schriebe.<lb/>Höre einmal, <anchor type="b" n="1494" ana="11" xml:id="NidB23430"/>die Nuys<anchor type="e" n="1494" ana="11" xml:id="NidE23430"/> hat gar kein Judizium; auf das Gerücht, <anchor type="b" n="1266" ana="11" xml:id="NidB23460"/>Falk<anchor type="e" n="1266" ana="11" xml:id="NidE23460"/> sey todt, hat sie sich fast die Haare ausgerissen. <anchor type="b" n="4249" ana="11" xml:id="NidB47033"/>Die Campen<anchor type="e" n="4249" ana="11" xml:id="NidE47033"/> war bey uns, sie hat den Bericht im <anchor type="b" n="4500" ana="13" xml:id="NidB24485"/>Modejournal<anchor type="e" n="4500" ana="13" xml:id="NidE24485"/> von der Redoute scharmant gefunden. ‒ Wir haben am vorigen Sonnabend bey <anchor type="b" n="4207" ana="11" xml:id="NidB23431"/>Frau von Sierstorf<anchor type="e" n="4207" ana="11" xml:id="NidE23431"/> soupirt und <anchor type="b" n="4216" ana="11" xml:id="NidB23432"/>der Herr von Sierstorf<anchor type="e" n="4216" ana="11" xml:id="NidE23432"/> ließ eigends auf eine Stunde früher einladen um mir seine Galvanischen Batterien zu zeigen, die aus 160 Lagen bestehn; der hat Laubthaler! Sonst auch nichts, keine Idee wenigstens, viel mechanische Geschicklichkeiten höchstens.<lb/>Weiß man auch gewiß, daß das Frauenzimmer die Sprache verlohren hatte, dem <anchor type="b" n="4394" ana="11" xml:id="NidB23433"/>Hr. Grapengießer<anchor type="e" n="4394" ana="11" xml:id="NidE23433"/> sie hat widergegeben? Du sollst die Recepte haben, dagegen bitte ich Dich, schaff den Schnupfen ab. Ich habe oft an Dich gedacht bey dem häufigen Sturm; Du gehst doch oft Abends spät noch auf die Straße, und kannst Dich so leicht verkälten. Nun fängt das Wetter ja an sich zu setzen.<lb/><anchor type="b" n="242" ana="11" xml:id="NidB23434"/>Hufeland<anchor type="e" n="242" ana="11" xml:id="NidE23434"/> ist abgereiset, also in <anchor type="b" n="15" ana="10" xml:id="NidB23435"/>Berlin<anchor type="e" n="15" ana="10" xml:id="NidE23435"/>; Du must nicht versäumen ihn bald zu sehn. <anchor type="b" n="2983" ana="11" xml:id="NidB23436"/>Loder<anchor type="e" n="2983" ana="11" xml:id="NidE23436"/> hat ihm gleich eine Nachrede gehalten und einen Nachfolger versprochen; man deutet noch immer auf <anchor type="b" n="4225" ana="11" xml:id="NidB23438"/>Himly<anchor type="e" n="4225" ana="11" xml:id="NidE23438"/> oder Horn. Himly würde schwerlich gehn. <anchor type="b" n="137" ana="11" xml:id="NidB23437"/>Goethe<anchor type="e" n="137" ana="11" xml:id="NidE23437"/> will nichts davon wissen, es sey nun, daß er sich so stellt, oder alles Antheils sich entschlagen hat. Daß es <anchor type="b" n="4282" ana="11" xml:id="NidB23439"/>Röschlaub<anchor type="e" n="4282" ana="11" xml:id="NidE23439"/> nicht ist, bedaure ich nicht, <anchor type="b" n="4217" ana="11" xml:id="NidB23459"/>Roose<anchor type="e" n="4217" ana="11" xml:id="NidE23459"/> erzählt mir, daß er im lezten Stück seines Journals Hufeland unverantwortlich <hi rend="weight:bold">gehuldigt</hi> hat ‒ das ist die Frucht unsrer Ermahnungen höflich zu seyn, aber wem der liebe Gott einmal den Takt versagt hat, der macht alles grob und schlecht. ‒ Ich würde sehr für Roose gestimmt haben, allein da Goethe nichts mehr mit der Sache zu thun haben will, werde ich auch die Hände davon abziehn!<lb/>Goethe ist ein wenig sonderbar in seiner Antwort. Barbarisches Land ‒ Kreuzwege ‒ was ich noch von Ländern gesehn habe, ist wenigstens eben so barbarisch gewesen, und ein Denkmal gehört unter dem freyen Himmel, und wenn wir an einem Kreuzwege eins treffen, so erfreuen wir uns daran. Wahrlich ich glaube, er will alle Kunst in das <anchor type="b" n="58" ana="10" xml:id="NidB23440"/>Weimarische<anchor type="e" n="58" ana="10" xml:id="NidE23440"/> Land ziehn. ‒ Meinem Gefühl nach hieße <hi rend="weight:bold">das</hi> mit seinen Schmerzen spielen, was er vorschlägt; sein herrlicher Saal der Erinnerung im <anchor type="b" n="59" ana="12" xml:id="NidB23441"/>Wilhelm Meister<anchor type="e" n="59" ana="12" xml:id="NidE23441"/> ist ebenfals ein solches Spiel. Ich habe für mich keine weitre Idee bey <anchor type="b" n="918" ana="12" xml:id="NidB23469"/>dem Monument<anchor type="e" n="918" ana="12" xml:id="NidE23469"/>, als die ich bey einem Kleide gehabt haben würde, das ich so schön wie möglich für <anchor type="b" n="30" ana="11" xml:id="NidB23470"/>das liebe Mädchen<anchor type="e" n="30" ana="11" xml:id="NidE23470"/> während ihres Lebens ausgesucht hätte um ihre liebliche Gestalt zu schmücken ‒ ich denke nur an ihr Wohlgefallen, wenn sie irgendwo, wenn sie an der friedlichen einsamen Stäte, wo sie ruhet, ein solches Denkmal gefunden hätte. Also laß uns dabey bleiben, <anchor type="b" n="1267" ana="11" xml:id="NidB23463"/>Meyers<anchor type="e" n="1267" ana="11" xml:id="NidE23463"/> Gutachten aber befolgen.<lb/>Abends.<lb/>Ich bin ein recht armes Kind und habe viele Schmerzen und ein betäubendes Ziehen im Kopf ‒ obgleich dieses auch Velinpapier ist so gut wie Deines. Der Himmel weiß, ob die bestellten Pferde nicht wieder unbestellt zurück wandern müssen. Übermorgen früh geht Galatin nach Berlin; er bringt Dir zwey hinterbliebne Schnupftücher, die an den sechsen fehlen, mit.<lb/><anchor type="b" n="513" ana="11" xml:id="NidB23464"/>Der liebenswürdige junge Schütz<anchor type="e" n="513" ana="11" xml:id="NidE23464"/> ist <anchor type="b" n="1929" ana="11" xml:id="NidB23443"/>Luisen<anchor type="e" n="1929" ana="11" xml:id="NidE23443"/> bekannt, eben auch als liebenswürdig; er ist um die nehmliche Zeit wie Tiek in <anchor type="b" n="2" ana="10" xml:id="NidB23442"/>Göttingen<anchor type="e" n="2" ana="10" xml:id="NidE23442"/> gewesen, und sie hat ihm einmal ihre Kleider geliehen, da Komödie gespielt worden ist, wo er die Tochter im <anchor type="b" n="4399" ana="12" xml:id="NidB23467"/>Vetter von <anchor type="b" n="4395" ana="10" xml:id="NidB23444"/>Lissabon<anchor type="e" n="4395" ana="10" xml:id="NidE23444"/><anchor type="e" n="4399" ana="12" xml:id="NidE23467"/> gemacht, und auch einmal den jungen <anchor type="b" n="4398" ana="12" xml:id="NidB23466"/>Mahler von <anchor type="b" n="1587" ana="11" xml:id="NidB23465"/>Babo<anchor type="e" n="1587" ana="11" xml:id="NidE23465"/><anchor type="e" n="4398" ana="12" xml:id="NidE23466"/>. ‒ Ich bin auf <anchor type="b" n="4304" ana="12" xml:id="NidB23457"/>Deine Romanze<anchor type="e" n="4304" ana="12" xml:id="NidE23457"/> begierig ‒ ja, wenn Du Zeit gehabt hättest und <anchor type="b" n="4262" ana="12" xml:id="NidB23461"/>den ewigen Juden<anchor type="e" n="4262" ana="12" xml:id="NidE23461"/> machen können ‒ Du hast ihn doch nicht vergessen? ‒ dann solltest Du mir wohl den Preis davon tragen. Du verkündigest mir allerley neue Evangelien von Knioch und <anchor type="b" n="4400" ana="11" xml:id="NidB23468"/>Mnioch<anchor type="e" n="4400" ana="11" xml:id="NidE23468"/>. Was wird es denn seyn? Werdet ihr nicht etwa bald einmal eine Zählung eures Volkes vornehmen? Bald hätte ich gesagt, <anchor type="b" n="8" ana="11" xml:id="NidB23446"/>Friedrich<anchor type="e" n="8" ana="11" xml:id="NidE23446"/> hat in <anchor type="b" n="1711" ana="12" xml:id="NidB23445"/>seinem Herkules<anchor type="e" n="1711" ana="12" xml:id="NidE23445"/> dergleichen unternommen ‒ doch Du möchtest nicht Spas verstehn und ich habe die Schwachheit ‒ was Du auch davon denken mögest ‒ Dich nicht gern böse zu sehn, mein freundlicher Wilhelm. Räthsel <anchor type="b" n="4397" ana="12" xml:id="NidB23458"/>des Bakis<anchor type="e" n="4397" ana="12" xml:id="NidE23458"/> ‒ ja, das ist wahr, Sieben gehen verhüllt etc. Aber im Ernst, ich dachte, <anchor type="b" n="1711" ana="12" xml:id="NidB47034"/>die Elegie<anchor type="e" n="1711" ana="12" xml:id="NidE47034"/> sollte <anchor type="b" n="181" ana="11" xml:id="NidB23447"/>Lessingen<anchor type="e" n="181" ana="11" xml:id="NidE23447"/> ganz besonders gelten ‒ nun hast Du aber recht, sie drückt ganz besonders <anchor type="b" n="8" ana="11" xml:id="NidB23448"/>Friedrich Schlegeln<anchor type="e" n="8" ana="11" xml:id="NidE23448"/> aus. Ich danke Dir, daß Du sie mir geschickt hast; Du must jedoch jetzt nichts weiter von mir darüber wissen wollen, als daß Du recht gut gegen mich bist. Du bist es auch in dem Wunsche Friedrich und <anchor type="b" n="62" ana="11" xml:id="NidB23449"/>Schelling<anchor type="e" n="62" ana="11" xml:id="NidE23449"/> wieder näher gebracht zu sehn. Allein, lieber Freund, weißt Du denn auch, ob es Friedrich selbst wünscht und wünschen kann? Ob manche Dinge nicht unwegräumbar sind? ‒ Gern werde ich <anchor type="b" n="48" ana="11" xml:id="NidB55907"/>Tiek<anchor type="e" n="48" ana="11" xml:id="NidE55907"/> zu allem die Hand bieten, aber nur kein künstliches Verhältniß zu erzwingen, wo gar keins dieselben und bessre Dienste thut. Es wird mich freuen mit Tiek aufrichtig sprechen zu können. Glaube auch nicht, daß ich je von <hi rend="weight:bold">ihm</hi> unwohlthätige Einflüsse für Dich und mich besorgt habe ‒ ich hatte immer den Gedanken, daß er ihrer nicht fähig wäre.<lb/>–––––<lb/>Vernachlässige <anchor type="b" n="43" ana="11" xml:id="NidB23451"/>Schleiermacher<anchor type="e" n="43" ana="11" xml:id="NidE23451"/> nicht zu sehr, Du weißt, wie empfindlich er ist; lade ihn doch nach <anchor type="b" n="12" ana="10" xml:id="NidB23452"/>Jena<anchor type="e" n="12" ana="10" xml:id="NidE23452"/> ein, damit ich ihn einmal sehe und er mich. Ich begreife wohl, wie Dir die Zeit unter den Händen wegkommt. Hat denn <anchor type="b" n="425" ana="11" xml:id="NidB23450"/>der unselige Fiorillo<anchor type="e" n="425" ana="11" xml:id="NidE23450"/> etwas erhalten?<lb/>Der unzusammenhängende Zustand des Berliner Theaters ist doch sehr seltsam und kann an niemand wie am <anchor type="b" n="25" ana="11" xml:id="NidB47035"/>Direktor<anchor type="e" n="25" ana="11" xml:id="NidE47035"/> liegen. Die Weimarischen Schauspieler machen also wohl <hi rend="weight:bold">tout de bon</hi> ein besseres <hi rend="weight:bold">Ensemble</hi>?<lb/>Du hast mir noch viel mündlich zu erzählen ohngeachtet der langen Briefe; sie sind nur die Skizze. Heute ist keiner gekommen, aber ich erwartete es auch nicht. Adressir Deinen nächsten nach Harburg, er kommt mir doch wohl schneller zu, und denk nur ja nicht etwa, daß ich ihn an den Ufern der Elbe entbehren könne.<lb/>Daß Du mir nicht noch sagen konntest, ob das Bild gut ausgefallen ist! Ich wünsche es sehnlich. Du wirst in Berlin die beste Gelegenheit haben es in ein Taschenbuch von <hi rend="weight:bold">Maroquin</hi> fassen zu lassen, wo es sich doch am sichersten aufbewahrt. Wenn Du auch in <anchor type="b" n="6043" ana="15" xml:id="NidB40005"/>der Messe<anchor type="e" n="6043" ana="15" xml:id="NidE40005"/> nicht nach <anchor type="b" n="22" ana="10" xml:id="NidB23453"/>Leipzig<anchor type="e" n="22" ana="10" xml:id="NidE23453"/> gehst, hingehn must Du wegen des großen Bildes.<lb/><lb/>Freytag früh [27. März].<lb/>Mir ist heut viel besser und es bleibt bey der Reise, ob ich es zwar nicht eher glauben werde, bis ich es sehe, und auch dann nicht recht, so wenig Trieb ist in mir. Mit <anchor type="b" n="4233" ana="11" xml:id="NidB23454"/>der Mutter<anchor type="e" n="4233" ana="11" xml:id="NidE23454"/> haben wir wegen ihrer Niedergeschlagenheit rechte Noth, sie gleicht darin <anchor type="b" n="2770" ana="11" xml:id="NidB23455"/>dem Vater<anchor type="e" n="2770" ana="11" xml:id="NidE23455"/>. Daß nun so mancherley geschehn soll, ängstigt sie, selbst daß ich nun weggehe, ob sie mir gleich am meisten deswegen zugesezt hat.<lb/>Wenn ich Dich wiedersehe, wird alles ruhiger seyn, und die verschiednen Einrichtungen sich gefügt haben. Bleib ja nicht zu lange aus. 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[Braunschweig] Donnerstag d. 26[‒27.] März [1801].
Am lezten Postage schrieb ich nicht, mein sehr guter lieber Schlegel, um Dir die bittre Klage zu ersparen darüber, daß Du nicht geschrieben hattest. Ich rechnete sicher darauf am nehmlichen Tage noch etwas von Dir zu erhalten, aber ich fürchtete mich noch viel mehr, daß nichts kommen möchte ‒ Die Mutter war an diesem und dem vorhergehenden Tage wieder sehr übel gewesen, ich sah neue Schwierigkeiten entstehen, ehe wir sämtlich zu einiger Ruhe gelangten, und war einigermaßen in Verzweiflung. So ging ich in das erste Schauspiel, das die französische Gesellschaft wieder gab, es war Eugenie von Beaumarchaiz. Degligny und die Serigny spielten so, daß dem Eindruck einiger Situationen dieses Drama nicht zu widerstehen war, es riß mich über meine Kräfte und doch nicht über meine Angst mit fort, daß ich zu Haus keine Briefe finden möchte, indeß Mr. Galatin aus einen eben erhaltnen Briefe von Berlin uns vorlas. Wenn ich nicht diese fixe Idee gehabt hätte, oder vielmehr wenn sie nicht so ungebührlich fix gewesen wäre, so hätte die Serigny mich zerstreuen müssen, sie hat unglaublich gut gespielt und die Eugenie zum erstenmal, eine ihr sonst fremde Rolle, mit einer Kunst und einem Studium, das ich noch nie an ihr bemerkt habe. Darauf in einer kleinen Operette eine von ihren schalkhaften Mädchen mit allem ihrem gränzenlosen Muthwillen und einer entzückenden Grazie. Hat denn Deine kleine Unzeline auch eine so bezaubernde Schalkhaftigkeit? Dann würde ich mich an Deiner Stelle des Aufessens nicht enthalten können. Aber weiter ‒ wie mich Fauche nach Hause brachte, wie ich Briefe fand, aber so angegriffen war, daß ich mich gar nicht freuen, nicht lesen, nicht essen und trinken konnte ‒ Deine Gestrengen würden sehr ungehalten auf mich gewesen seyn. Es war recht gut, daß Deine Gestrengen nur handschriftlich zugegen waren. Allein ich thue Unrecht mich bey diesen Geschichten aufzuhalten, da ich auch heute keine Kraft übrig habe. Vorgestern Abend ganz spät erhielt ich noch eine Nachricht, die mich wieder erschütterte ‒ Professor Boehmer meldete mir in Hoppenstedts Namen, daß Philippine endlich ein Opfer ihrer mütterlichen Hoffnungen geworden ist ‒ sie war zum drittemal schwanger, was sie mir verhehlt hatte, mit Absicht, wie es scheint ‒ auf Osianders Raht mit Zuziehung andrer Ärzte faßt sie den Entschluß durch eine früher bewirkte künstliche Entbindung das Kind, wenn es möglich wäre, dies mal zu retten, sie führt ihn aus, blos mit dem Vorwissen und dem Beystand ihres Mannes, allen Geschwistern und Freunden verhehlte sie ihn. Die Entbindung geschieht auch wirklich und ein lebendes Kind ist da, worüber denn die Freude von allen Seiten sehr groß ist, aber 2 Stunden nachher verscheidet das Kind und die Mutter ist in Gefahr, in der sie drey Tage hinbringt und dann sanft, wie es scheint ohne alles Bewustseyn ihres Zustandes, entschlummert. ‒ Wiedemann ist überzeugt, daß Osiander sie durch diese gewaltsame Maasregel getödtet hat, und da sie für den Endzweck das Kind zu retten dadurch, daß es noch kleiner war, viel zu spät unternommen worden ist, nur 14 Tage vor der Zeit, überall sehr unklug gehandelt hat. Aber die liebevolle Entschlossenheit der Mutter war doch schön, und muß ihr Andenken dem Mann unvergeßlich machen, wenn gleich Du bemerken wirst, daß er nun eine hübschere Frau heyrathen könne. Sie war in der That eine wackre und muthige Frau; für ihren Mann hat sie auch vorher durch ein Testament gesorgt, das ihn zum einzigen Erben ihres Nachlasses macht, wie billig. Mir kam die Botschaft so unerwartet, die folgende Nacht war so schlaflos, daß ich nun wieder ein wenig krank bin, aber es soll durchaus nicht lange dauern, denn am nächsten Sontag fahre ich nach Zelle, Philipp holt mich ab. Sieh, er hat jeden Postag deswegen geschrieben, er hat mir versprochen, daß es mir so gut wie nichts kosten soll, sie haben mir hier zugeredet, so daß ich endlich meine Trägheit überwunden und ein Ja von mir gegeben habe. Die Mutter scheint seit gestern auch wieder auf bessern Weg zu kommen, und ich zweifle nicht, sie wird binnen drey oder 4 Wochen im Stande seyn Philippen, der mich selbst ganz zurückbringt, nach Harburg zu folgen, obwohl sie so kleinmüthig ist, daß sie uns traurig macht, und für unsre Plane ängstigt, die Luisen so sehr am Herzen liegen wie mir nur immer.
Der Besuch von Tiek, den Du mir anmeldest, erfreut mich sehr, sage es ihm recht herzlich von mir; er soll auch nicht unten, sondern auf Deiner Stube logiren, wenn Du noch nicht da bist. Ich will Dir meine Disposition des Hauses melden: Luise, das Kind und ich besetzen die mittlere Etage und schlafen auch zusammen in dem Zimmer und Alkoven in der Ecke. Die unter Stube bleibt zum Eßen und dergl. frey, die Kammer zum Baden, was mir sehr empfohlen worden ist. Ist das nun so gut? Aber was mir nicht gut deucht, sondern die Wahrheit zu sagen etwas verdrossen hat, ist, daß sich Friedrichs meiner Stube, worinn mein eignes Bildniß hängt, bedienen um Feten darinn zu geben. Das habe ich von Sophien gehört. Ich hoffe zwar, mein allerliebster Schlegel, daß sie Dir es vorher gesagt haben ‒ allein ich finde es denn doch nicht delikat von Mad. Veit, da gar keine Nothwendigkeit sie dazu drängte, sie haben in ihrer Wohnung ein Zimmer, das eben so groß ist, und was die Sachen betrift, die sie gebraucht haben, so ist denn doch das Tischzeug und Porzelan, das so schon genug durch den Gebrauch zusammengeschmolzen ist, mein kleines absonderliches Eigenthum, und kurzum beym nächsten Doktorschmause will ich es nicht hergeben, besonders wenn Du es mir nicht offiziel notifizirest. Und wenn das auch alles nicht wäre, ich bleibe dabey, es ist undelikat, und gewiß, mein Bild mag seine Lippen ein wenig dazu aufgeworfen haben.
Von diesem Doktorwerden habe ich außer dieser Partikularität durch andre Wege, hiesige studirende Jugend, erfahren, was Dir Friedrich wohl selbst gemeldet hat, daß er mit dem miserabeln Tänzer und stattlichen Theologen Augusti, den ihm die Facultät boshaft als Opponenten aufgedrungen hat, sehr hart an einander gerathen ist, und daß darauf eine ganz lütje Minorität dem Friedrich eine Musik gebracht und eine breite Majorität dem Augusti. Dummes Zeug. Schelling hat mir von der Sache nichts wissen lassen, blos die Theses hat er mir geschickt, die habe ich fein und frey übersetzt, aber ich zeige es niemand.
Es will mich verdünken, als ob Paulus die ganze LZ. jetzt allein schriebe.
Höre einmal, die Nuys hat gar kein Judizium; auf das Gerücht, Falk sey todt, hat sie sich fast die Haare ausgerissen. Die Campen war bey uns, sie hat den Bericht im Modejournal von der Redoute scharmant gefunden. ‒ Wir haben am vorigen Sonnabend bey Frau von Sierstorf soupirt und der Herr von Sierstorf ließ eigends auf eine Stunde früher einladen um mir seine Galvanischen Batterien zu zeigen, die aus 160 Lagen bestehn; der hat Laubthaler! Sonst auch nichts, keine Idee wenigstens, viel mechanische Geschicklichkeiten höchstens.
Weiß man auch gewiß, daß das Frauenzimmer die Sprache verlohren hatte, dem Hr. Grapengießer sie hat widergegeben? Du sollst die Recepte haben, dagegen bitte ich Dich, schaff den Schnupfen ab. Ich habe oft an Dich gedacht bey dem häufigen Sturm; Du gehst doch oft Abends spät noch auf die Straße, und kannst Dich so leicht verkälten. Nun fängt das Wetter ja an sich zu setzen.
Hufeland ist abgereiset, also in Berlin; Du must nicht versäumen ihn bald zu sehn. Loder hat ihm gleich eine Nachrede gehalten und einen Nachfolger versprochen; man deutet noch immer auf Himly oder Horn. Himly würde schwerlich gehn. Goethe will nichts davon wissen, es sey nun, daß er sich so stellt, oder alles Antheils sich entschlagen hat. Daß es Röschlaub nicht ist, bedaure ich nicht, Roose erzählt mir, daß er im lezten Stück seines Journals Hufeland unverantwortlich gehuldigt hat ‒ das ist die Frucht unsrer Ermahnungen höflich zu seyn, aber wem der liebe Gott einmal den Takt versagt hat, der macht alles grob und schlecht. ‒ Ich würde sehr für Roose gestimmt haben, allein da Goethe nichts mehr mit der Sache zu thun haben will, werde ich auch die Hände davon abziehn!
Goethe ist ein wenig sonderbar in seiner Antwort. Barbarisches Land ‒ Kreuzwege ‒ was ich noch von Ländern gesehn habe, ist wenigstens eben so barbarisch gewesen, und ein Denkmal gehört unter dem freyen Himmel, und wenn wir an einem Kreuzwege eins treffen, so erfreuen wir uns daran. Wahrlich ich glaube, er will alle Kunst in das Weimarische Land ziehn. ‒ Meinem Gefühl nach hieße das mit seinen Schmerzen spielen, was er vorschlägt; sein herrlicher Saal der Erinnerung im Wilhelm Meister ist ebenfals ein solches Spiel. Ich habe für mich keine weitre Idee bey dem Monument, als die ich bey einem Kleide gehabt haben würde, das ich so schön wie möglich für das liebe Mädchen während ihres Lebens ausgesucht hätte um ihre liebliche Gestalt zu schmücken ‒ ich denke nur an ihr Wohlgefallen, wenn sie irgendwo, wenn sie an der friedlichen einsamen Stäte, wo sie ruhet, ein solches Denkmal gefunden hätte. Also laß uns dabey bleiben, Meyers Gutachten aber befolgen.
Abends.
Ich bin ein recht armes Kind und habe viele Schmerzen und ein betäubendes Ziehen im Kopf ‒ obgleich dieses auch Velinpapier ist so gut wie Deines. Der Himmel weiß, ob die bestellten Pferde nicht wieder unbestellt zurück wandern müssen. Übermorgen früh geht Galatin nach Berlin; er bringt Dir zwey hinterbliebne Schnupftücher, die an den sechsen fehlen, mit.
Der liebenswürdige junge Schütz ist Luisen bekannt, eben auch als liebenswürdig; er ist um die nehmliche Zeit wie Tiek in Göttingen gewesen, und sie hat ihm einmal ihre Kleider geliehen, da Komödie gespielt worden ist, wo er die Tochter im Vetter von Lissabon gemacht, und auch einmal den jungen Mahler von Babo. ‒ Ich bin auf Deine Romanze begierig ‒ ja, wenn Du Zeit gehabt hättest und den ewigen Juden machen können ‒ Du hast ihn doch nicht vergessen? ‒ dann solltest Du mir wohl den Preis davon tragen. Du verkündigest mir allerley neue Evangelien von Knioch und Mnioch. Was wird es denn seyn? Werdet ihr nicht etwa bald einmal eine Zählung eures Volkes vornehmen? Bald hätte ich gesagt, Friedrich hat in seinem Herkules dergleichen unternommen ‒ doch Du möchtest nicht Spas verstehn und ich habe die Schwachheit ‒ was Du auch davon denken mögest ‒ Dich nicht gern böse zu sehn, mein freundlicher Wilhelm. Räthsel des Bakis ‒ ja, das ist wahr, Sieben gehen verhüllt etc. Aber im Ernst, ich dachte, die Elegie sollte Lessingen ganz besonders gelten ‒ nun hast Du aber recht, sie drückt ganz besonders Friedrich Schlegeln aus. Ich danke Dir, daß Du sie mir geschickt hast; Du must jedoch jetzt nichts weiter von mir darüber wissen wollen, als daß Du recht gut gegen mich bist. Du bist es auch in dem Wunsche Friedrich und Schelling wieder näher gebracht zu sehn. Allein, lieber Freund, weißt Du denn auch, ob es Friedrich selbst wünscht und wünschen kann? Ob manche Dinge nicht unwegräumbar sind? ‒ Gern werde ich Tiek zu allem die Hand bieten, aber nur kein künstliches Verhältniß zu erzwingen, wo gar keins dieselben und bessre Dienste thut. Es wird mich freuen mit Tiek aufrichtig sprechen zu können. Glaube auch nicht, daß ich je von ihm unwohlthätige Einflüsse für Dich und mich besorgt habe ‒ ich hatte immer den Gedanken, daß er ihrer nicht fähig wäre.
–––––
Vernachlässige Schleiermacher nicht zu sehr, Du weißt, wie empfindlich er ist; lade ihn doch nach Jena ein, damit ich ihn einmal sehe und er mich. Ich begreife wohl, wie Dir die Zeit unter den Händen wegkommt. Hat denn der unselige Fiorillo etwas erhalten?
Der unzusammenhängende Zustand des Berliner Theaters ist doch sehr seltsam und kann an niemand wie am Direktor liegen. Die Weimarischen Schauspieler machen also wohl tout de bon ein besseres Ensemble?
Du hast mir noch viel mündlich zu erzählen ohngeachtet der langen Briefe; sie sind nur die Skizze. Heute ist keiner gekommen, aber ich erwartete es auch nicht. Adressir Deinen nächsten nach Harburg, er kommt mir doch wohl schneller zu, und denk nur ja nicht etwa, daß ich ihn an den Ufern der Elbe entbehren könne.
Daß Du mir nicht noch sagen konntest, ob das Bild gut ausgefallen ist! Ich wünsche es sehnlich. Du wirst in Berlin die beste Gelegenheit haben es in ein Taschenbuch von Maroquin fassen zu lassen, wo es sich doch am sichersten aufbewahrt. Wenn Du auch in der Messe nicht nach Leipzig gehst, hingehn must Du wegen des großen Bildes.
Freytag früh [27. März].
Mir ist heut viel besser und es bleibt bey der Reise, ob ich es zwar nicht eher glauben werde, bis ich es sehe, und auch dann nicht recht, so wenig Trieb ist in mir. Mit der Mutter haben wir wegen ihrer Niedergeschlagenheit rechte Noth, sie gleicht darin dem Vater. Daß nun so mancherley geschehn soll, ängstigt sie, selbst daß ich nun weggehe, ob sie mir gleich am meisten deswegen zugesezt hat.
Wenn ich Dich wiedersehe, wird alles ruhiger seyn, und die verschiednen Einrichtungen sich gefügt haben. Bleib ja nicht zu lange aus. Bleibe gesund und mein guter lieber Freund.
Am lezten Postage schrieb ich nicht, mein sehr guter lieber Schlegel, um Dir die bittre Klage zu ersparen darüber, daß Du nicht geschrieben hattest. Ich rechnete sicher darauf am nehmlichen Tage noch etwas von Dir zu erhalten, aber ich fürchtete mich noch viel mehr, daß nichts kommen möchte ‒ Die Mutter war an diesem und dem vorhergehenden Tage wieder sehr übel gewesen, ich sah neue Schwierigkeiten entstehen, ehe wir sämtlich zu einiger Ruhe gelangten, und war einigermaßen in Verzweiflung. So ging ich in das erste Schauspiel, das die französische Gesellschaft wieder gab, es war Eugenie von Beaumarchaiz. Degligny und die Serigny spielten so, daß dem Eindruck einiger Situationen dieses Drama nicht zu widerstehen war, es riß mich über meine Kräfte und doch nicht über meine Angst mit fort, daß ich zu Haus keine Briefe finden möchte, indeß Mr. Galatin aus einen eben erhaltnen Briefe von Berlin uns vorlas. Wenn ich nicht diese fixe Idee gehabt hätte, oder vielmehr wenn sie nicht so ungebührlich fix gewesen wäre, so hätte die Serigny mich zerstreuen müssen, sie hat unglaublich gut gespielt und die Eugenie zum erstenmal, eine ihr sonst fremde Rolle, mit einer Kunst und einem Studium, das ich noch nie an ihr bemerkt habe. Darauf in einer kleinen Operette eine von ihren schalkhaften Mädchen mit allem ihrem gränzenlosen Muthwillen und einer entzückenden Grazie. Hat denn Deine kleine Unzeline auch eine so bezaubernde Schalkhaftigkeit? Dann würde ich mich an Deiner Stelle des Aufessens nicht enthalten können. Aber weiter ‒ wie mich Fauche nach Hause brachte, wie ich Briefe fand, aber so angegriffen war, daß ich mich gar nicht freuen, nicht lesen, nicht essen und trinken konnte ‒ Deine Gestrengen würden sehr ungehalten auf mich gewesen seyn. Es war recht gut, daß Deine Gestrengen nur handschriftlich zugegen waren. Allein ich thue Unrecht mich bey diesen Geschichten aufzuhalten, da ich auch heute keine Kraft übrig habe. Vorgestern Abend ganz spät erhielt ich noch eine Nachricht, die mich wieder erschütterte ‒ Professor Boehmer meldete mir in Hoppenstedts Namen, daß Philippine endlich ein Opfer ihrer mütterlichen Hoffnungen geworden ist ‒ sie war zum drittemal schwanger, was sie mir verhehlt hatte, mit Absicht, wie es scheint ‒ auf Osianders Raht mit Zuziehung andrer Ärzte faßt sie den Entschluß durch eine früher bewirkte künstliche Entbindung das Kind, wenn es möglich wäre, dies mal zu retten, sie führt ihn aus, blos mit dem Vorwissen und dem Beystand ihres Mannes, allen Geschwistern und Freunden verhehlte sie ihn. Die Entbindung geschieht auch wirklich und ein lebendes Kind ist da, worüber denn die Freude von allen Seiten sehr groß ist, aber 2 Stunden nachher verscheidet das Kind und die Mutter ist in Gefahr, in der sie drey Tage hinbringt und dann sanft, wie es scheint ohne alles Bewustseyn ihres Zustandes, entschlummert. ‒ Wiedemann ist überzeugt, daß Osiander sie durch diese gewaltsame Maasregel getödtet hat, und da sie für den Endzweck das Kind zu retten dadurch, daß es noch kleiner war, viel zu spät unternommen worden ist, nur 14 Tage vor der Zeit, überall sehr unklug gehandelt hat. Aber die liebevolle Entschlossenheit der Mutter war doch schön, und muß ihr Andenken dem Mann unvergeßlich machen, wenn gleich Du bemerken wirst, daß er nun eine hübschere Frau heyrathen könne. Sie war in der That eine wackre und muthige Frau; für ihren Mann hat sie auch vorher durch ein Testament gesorgt, das ihn zum einzigen Erben ihres Nachlasses macht, wie billig. Mir kam die Botschaft so unerwartet, die folgende Nacht war so schlaflos, daß ich nun wieder ein wenig krank bin, aber es soll durchaus nicht lange dauern, denn am nächsten Sontag fahre ich nach Zelle, Philipp holt mich ab. Sieh, er hat jeden Postag deswegen geschrieben, er hat mir versprochen, daß es mir so gut wie nichts kosten soll, sie haben mir hier zugeredet, so daß ich endlich meine Trägheit überwunden und ein Ja von mir gegeben habe. Die Mutter scheint seit gestern auch wieder auf bessern Weg zu kommen, und ich zweifle nicht, sie wird binnen drey oder 4 Wochen im Stande seyn Philippen, der mich selbst ganz zurückbringt, nach Harburg zu folgen, obwohl sie so kleinmüthig ist, daß sie uns traurig macht, und für unsre Plane ängstigt, die Luisen so sehr am Herzen liegen wie mir nur immer.
Der Besuch von Tiek, den Du mir anmeldest, erfreut mich sehr, sage es ihm recht herzlich von mir; er soll auch nicht unten, sondern auf Deiner Stube logiren, wenn Du noch nicht da bist. Ich will Dir meine Disposition des Hauses melden: Luise, das Kind und ich besetzen die mittlere Etage und schlafen auch zusammen in dem Zimmer und Alkoven in der Ecke. Die unter Stube bleibt zum Eßen und dergl. frey, die Kammer zum Baden, was mir sehr empfohlen worden ist. Ist das nun so gut? Aber was mir nicht gut deucht, sondern die Wahrheit zu sagen etwas verdrossen hat, ist, daß sich Friedrichs meiner Stube, worinn mein eignes Bildniß hängt, bedienen um Feten darinn zu geben. Das habe ich von Sophien gehört. Ich hoffe zwar, mein allerliebster Schlegel, daß sie Dir es vorher gesagt haben ‒ allein ich finde es denn doch nicht delikat von Mad. Veit, da gar keine Nothwendigkeit sie dazu drängte, sie haben in ihrer Wohnung ein Zimmer, das eben so groß ist, und was die Sachen betrift, die sie gebraucht haben, so ist denn doch das Tischzeug und Porzelan, das so schon genug durch den Gebrauch zusammengeschmolzen ist, mein kleines absonderliches Eigenthum, und kurzum beym nächsten Doktorschmause will ich es nicht hergeben, besonders wenn Du es mir nicht offiziel notifizirest. Und wenn das auch alles nicht wäre, ich bleibe dabey, es ist undelikat, und gewiß, mein Bild mag seine Lippen ein wenig dazu aufgeworfen haben.
Von diesem Doktorwerden habe ich außer dieser Partikularität durch andre Wege, hiesige studirende Jugend, erfahren, was Dir Friedrich wohl selbst gemeldet hat, daß er mit dem miserabeln Tänzer und stattlichen Theologen Augusti, den ihm die Facultät boshaft als Opponenten aufgedrungen hat, sehr hart an einander gerathen ist, und daß darauf eine ganz lütje Minorität dem Friedrich eine Musik gebracht und eine breite Majorität dem Augusti. Dummes Zeug. Schelling hat mir von der Sache nichts wissen lassen, blos die Theses hat er mir geschickt, die habe ich fein und frey übersetzt, aber ich zeige es niemand.
Es will mich verdünken, als ob Paulus die ganze LZ. jetzt allein schriebe.
Höre einmal, die Nuys hat gar kein Judizium; auf das Gerücht, Falk sey todt, hat sie sich fast die Haare ausgerissen. Die Campen war bey uns, sie hat den Bericht im Modejournal von der Redoute scharmant gefunden. ‒ Wir haben am vorigen Sonnabend bey Frau von Sierstorf soupirt und der Herr von Sierstorf ließ eigends auf eine Stunde früher einladen um mir seine Galvanischen Batterien zu zeigen, die aus 160 Lagen bestehn; der hat Laubthaler! Sonst auch nichts, keine Idee wenigstens, viel mechanische Geschicklichkeiten höchstens.
Weiß man auch gewiß, daß das Frauenzimmer die Sprache verlohren hatte, dem Hr. Grapengießer sie hat widergegeben? Du sollst die Recepte haben, dagegen bitte ich Dich, schaff den Schnupfen ab. Ich habe oft an Dich gedacht bey dem häufigen Sturm; Du gehst doch oft Abends spät noch auf die Straße, und kannst Dich so leicht verkälten. Nun fängt das Wetter ja an sich zu setzen.
Hufeland ist abgereiset, also in Berlin; Du must nicht versäumen ihn bald zu sehn. Loder hat ihm gleich eine Nachrede gehalten und einen Nachfolger versprochen; man deutet noch immer auf Himly oder Horn. Himly würde schwerlich gehn. Goethe will nichts davon wissen, es sey nun, daß er sich so stellt, oder alles Antheils sich entschlagen hat. Daß es Röschlaub nicht ist, bedaure ich nicht, Roose erzählt mir, daß er im lezten Stück seines Journals Hufeland unverantwortlich gehuldigt hat ‒ das ist die Frucht unsrer Ermahnungen höflich zu seyn, aber wem der liebe Gott einmal den Takt versagt hat, der macht alles grob und schlecht. ‒ Ich würde sehr für Roose gestimmt haben, allein da Goethe nichts mehr mit der Sache zu thun haben will, werde ich auch die Hände davon abziehn!
Goethe ist ein wenig sonderbar in seiner Antwort. Barbarisches Land ‒ Kreuzwege ‒ was ich noch von Ländern gesehn habe, ist wenigstens eben so barbarisch gewesen, und ein Denkmal gehört unter dem freyen Himmel, und wenn wir an einem Kreuzwege eins treffen, so erfreuen wir uns daran. Wahrlich ich glaube, er will alle Kunst in das Weimarische Land ziehn. ‒ Meinem Gefühl nach hieße das mit seinen Schmerzen spielen, was er vorschlägt; sein herrlicher Saal der Erinnerung im Wilhelm Meister ist ebenfals ein solches Spiel. Ich habe für mich keine weitre Idee bey dem Monument, als die ich bey einem Kleide gehabt haben würde, das ich so schön wie möglich für das liebe Mädchen während ihres Lebens ausgesucht hätte um ihre liebliche Gestalt zu schmücken ‒ ich denke nur an ihr Wohlgefallen, wenn sie irgendwo, wenn sie an der friedlichen einsamen Stäte, wo sie ruhet, ein solches Denkmal gefunden hätte. Also laß uns dabey bleiben, Meyers Gutachten aber befolgen.
Abends.
Ich bin ein recht armes Kind und habe viele Schmerzen und ein betäubendes Ziehen im Kopf ‒ obgleich dieses auch Velinpapier ist so gut wie Deines. Der Himmel weiß, ob die bestellten Pferde nicht wieder unbestellt zurück wandern müssen. Übermorgen früh geht Galatin nach Berlin; er bringt Dir zwey hinterbliebne Schnupftücher, die an den sechsen fehlen, mit.
Der liebenswürdige junge Schütz ist Luisen bekannt, eben auch als liebenswürdig; er ist um die nehmliche Zeit wie Tiek in Göttingen gewesen, und sie hat ihm einmal ihre Kleider geliehen, da Komödie gespielt worden ist, wo er die Tochter im Vetter von Lissabon gemacht, und auch einmal den jungen Mahler von Babo. ‒ Ich bin auf Deine Romanze begierig ‒ ja, wenn Du Zeit gehabt hättest und den ewigen Juden machen können ‒ Du hast ihn doch nicht vergessen? ‒ dann solltest Du mir wohl den Preis davon tragen. Du verkündigest mir allerley neue Evangelien von Knioch und Mnioch. Was wird es denn seyn? Werdet ihr nicht etwa bald einmal eine Zählung eures Volkes vornehmen? Bald hätte ich gesagt, Friedrich hat in seinem Herkules dergleichen unternommen ‒ doch Du möchtest nicht Spas verstehn und ich habe die Schwachheit ‒ was Du auch davon denken mögest ‒ Dich nicht gern böse zu sehn, mein freundlicher Wilhelm. Räthsel des Bakis ‒ ja, das ist wahr, Sieben gehen verhüllt etc. Aber im Ernst, ich dachte, die Elegie sollte Lessingen ganz besonders gelten ‒ nun hast Du aber recht, sie drückt ganz besonders Friedrich Schlegeln aus. Ich danke Dir, daß Du sie mir geschickt hast; Du must jedoch jetzt nichts weiter von mir darüber wissen wollen, als daß Du recht gut gegen mich bist. Du bist es auch in dem Wunsche Friedrich und Schelling wieder näher gebracht zu sehn. Allein, lieber Freund, weißt Du denn auch, ob es Friedrich selbst wünscht und wünschen kann? Ob manche Dinge nicht unwegräumbar sind? ‒ Gern werde ich Tiek zu allem die Hand bieten, aber nur kein künstliches Verhältniß zu erzwingen, wo gar keins dieselben und bessre Dienste thut. Es wird mich freuen mit Tiek aufrichtig sprechen zu können. Glaube auch nicht, daß ich je von ihm unwohlthätige Einflüsse für Dich und mich besorgt habe ‒ ich hatte immer den Gedanken, daß er ihrer nicht fähig wäre.
–––––
Vernachlässige Schleiermacher nicht zu sehr, Du weißt, wie empfindlich er ist; lade ihn doch nach Jena ein, damit ich ihn einmal sehe und er mich. Ich begreife wohl, wie Dir die Zeit unter den Händen wegkommt. Hat denn der unselige Fiorillo etwas erhalten?
Der unzusammenhängende Zustand des Berliner Theaters ist doch sehr seltsam und kann an niemand wie am Direktor liegen. Die Weimarischen Schauspieler machen also wohl tout de bon ein besseres Ensemble?
Du hast mir noch viel mündlich zu erzählen ohngeachtet der langen Briefe; sie sind nur die Skizze. Heute ist keiner gekommen, aber ich erwartete es auch nicht. Adressir Deinen nächsten nach Harburg, er kommt mir doch wohl schneller zu, und denk nur ja nicht etwa, daß ich ihn an den Ufern der Elbe entbehren könne.
Daß Du mir nicht noch sagen konntest, ob das Bild gut ausgefallen ist! Ich wünsche es sehnlich. Du wirst in Berlin die beste Gelegenheit haben es in ein Taschenbuch von Maroquin fassen zu lassen, wo es sich doch am sichersten aufbewahrt. Wenn Du auch in der Messe nicht nach Leipzig gehst, hingehn must Du wegen des großen Bildes.
Freytag früh [27. März].
Mir ist heut viel besser und es bleibt bey der Reise, ob ich es zwar nicht eher glauben werde, bis ich es sehe, und auch dann nicht recht, so wenig Trieb ist in mir. Mit der Mutter haben wir wegen ihrer Niedergeschlagenheit rechte Noth, sie gleicht darin dem Vater. Daß nun so mancherley geschehn soll, ängstigt sie, selbst daß ich nun weggehe, ob sie mir gleich am meisten deswegen zugesezt hat.
Wenn ich Dich wiedersehe, wird alles ruhiger seyn, und die verschiednen Einrichtungen sich gefügt haben. Bleib ja nicht zu lange aus. Bleibe gesund und mein guter lieber Freund.