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$viewFile = '/var/www/awschlegel/version-04-20/app/View/Letters/view.ctp' $dataForView = array( 'html' => '[<span class="index-12 tp-22677 ">Jena</span>] d. 18ten [‒?] May. [18]01.<br>Dein Brief vom 9ten May mit den Einlagen an <span class="index-56 tp-22678 ">Friedrich Tiek</span> ist volle 8 Tage unterwegens geblieben, so daß ich ihn am Sonnabend eben erhielt, da <span class="index-62 tp-22680 ">Schelling</span> hinüber nach <span class="index-58 tp-22740 ">Weimar</span> reiten wollte. Ich gab ihm den ganzen Inhalt noch mit, besonders das heilige Interresse des <span class="index-4 tp-22681 index-344 tp-47173 weight-bold ">Shakespear</span> bey <span class="index-539 tp-22679 ">Cotta</span>, was er auch selber, schon der allgemeinen Rücksicht wegen, zur Gnüge gefaßt hatte. Ich will Dir erzählen, was er zurückbringt. Erstlich die Nachricht, die wir voraussahn, daß auch Cotta sich entzogen habe. Dann hat er eine Stunde lang mit ihm über die Ursachen geredet. Ich hatte ihm Deine erste Geschichte der Sache mitgegeben, um, wenn Cotta etwa fälschlich berichtet wäre, zu widerlegen und zu ergänzen. Allein Cotta hatte das Wahre gewußt und, wie es scheint, mit Unger viel darüber verhandelt. Daraus erhellte, daß <span class="index-67 tp-22682 ">Unger</span> alles auf frühere Spannung schob und auf seine momentane Tollköpfigkeit. Ferner, daß <span class="index-67 tp-22683 ">U.</span> wirklich die Sache tief gekränkt habe. Die feierliche Anmahnung in Deinem Billet, das Begehren die Bücher zu sehn, was er Dir freylich selbst sehr unbesonnen angeboten habe, indem das ein ehrlicher Mann unter den Buchhändlern sonst nie zu thun pflege ‒ und dann der schnelle Proceß. Daß <span class="index-69 tp-22684 ">Grattenauer</span> zuerst gütlich geschrieben, hat ihn vermuthlich noch in der Tollheit getroffen, und er hat es als eine bloße Formalität angesehn. Die Grobheit <span class="weight-bold ">seines</span> Billets hat er vollkommen eingestanden. Er würde Dir ohne das Deinige aber gewiß Geld geschickt haben. Cotta <span class="weight-bold ">wollte</span> er, ebenfals ohne es wirklich zu thun, aus seinen Büchern beweisen, daß von den leztern Theilen <span class="index-344 tp-22685 ">des </span><span class="index-344 tp-22685 weight-bold ">Shakes</span><span class="index-344 tp-22685 ">.</span> nur 400 Exemplare abgesetzt worden wären, übrigens riethe er ihm nicht ab, sondern vielmehr zu. ‒ Cottas Ansicht ist die gewesen: es beruhe alles auf persönlicher Spannung, ohne die es nicht so weit hätte kommen müssen, und er glaubte was diese beträfe sehr gern, daß <span class="index-380 tp-22686 ">die Unger</span> eine Kanaille wär ‒ er hätte noch von niemand ein anders Urtheil über sie gehört. Aber U. sey doch ein vollkommen honetter Mann und Du hättest eigentlich mit ihm in dem Verhältniß stehn müssen, wie er ZB. mit <span class="index-55 tp-22687 ">Fichte</span> im Ganzen und Großen, wo so eine kleine Nachauflage mehrmals ohne vorläufige Nachricht vorfiele ‒ ja er habe <span class="index-88 tp-22688 index-1415 tp-22689 ">Schillers</span><span class="index-1415 tp-22689 "> Wallenstein</span> noch einmal aufgelegt, ohne diesem ein Wort zu sagen wie nach <span class="index-6043 tp-40029 ">der Messe</span> usw. Kurz, Du hättest es wohl gleich zu Anfang zu gespannt gerügt und mit Mistrauen, wenigstens habe es U. so überrascht, daß er auch gleich mit dem Erbieten die Bücher zu zeigen herausgefahren wäre. Verbergen habe dieser es durchaus nicht wollen. Er hat denn auch geltend gemacht, daß er Dir jetzt mehr bezahle. So wie Cotta nun den Buchhandel, die Stimmung für U. und die Zeitumstände kennte, würde es Dir sehr schwer fallen einen ordentlichen Verleger zu finden. Zuletzt hat er sich mit dem Erbieten herausgelassen zwischen Dir und U. den Vermittler zu machen, und das auf eine solche Weise, daß Schelling meynt, Ungers Wünsche müsten selbst dahin gegangen seyn. Er hat sehr darauf appüyirt, daß U. der Handel sehr unglücklich mache.<br>Deine Aufträge haben <span class="index-56 tp-22693 ">Tiek</span> schwerlich mehr in <span class="index-22 tp-22691 ">Leipzig</span> gefunden und überhaupt ist ein solch Geschäft Tieks Stärke nicht. Ich vermuthe daher, es ist noch nichts weiter geschehn. <span class="index-4271 tp-22690 ">Vieweg</span> wäre der einzige, der gegen Unger an gern etwas thäte. <span class="index-99 tp-22692 ">Perthes</span>, sagt Schelling, hat nicht <span class="weight-bold ">fonds</span> genung für diese Unternehmung und ist außerdem Deinen Gegnern dienstbar. Cotta hat gern eingestanden, daß sie etwas solides sey. Was ist nun zu thun? Du kanst von der möglichen Fehlschlagung zu der Eröffnung einer Subscription doch Ärger einerndten. Schelling räth eine stille Pause und eine endliche Wiedervereinigung mit Unger. Er will gern Cotta das Nöthige darüber mittheilen, damit Du es nicht zu thun brauchst.<br>Ich weiß nicht, in wie fern Du den Rath annehmen magst und kannst. Fällt der Proceß für Dich aus, so ist es möglich. Hemmen wirst Du ihn jetzt in seinen Lauf nicht wollen. Ich kann Dir nicht sagen, wie toll wir hier über das dumme Ereigniß sind. Daß man darum den Muth nicht sinken läßt, versteht sich wohl ‒ aber wenn es nun dahin käme, daß <span class="index-344 tp-22788 ">der </span><span class="index-344 tp-22788 weight-bold ">Shakespear</span> in Stocken geriethe, der gleichsam Deine Amtsbedienung ausmacht, so würde das infame Volk sich ungefähr eben so freuen, als wie <span class="index-55 tp-22789 ">Fichte</span> den hiesigen Professorstuhl verließ. Ich wünschte sehr mündlich mit Dir darüber reden zu können. ‒ Recht entsinne ich mich nicht, wie das vor dem Jahr mit den Briefen kam, weil ich eben krank war. Warest Du nicht böse, daß Unger auf keine Vorschläge <span class="weight-bold ">entriren</span> wollte?<br>Ich bitte Dich nur, halte Dich künftig ganz für Dich selber und apart in Deinen Geschäften. Ohne die fremden Einschlagsfäden würde Dein eignes zu betreibendes Gewebe von Grund aus reiner seyn. Sey nicht böse, mein lieber Schlegel, und argwehne, daß ich Dich Deinen Freunden entziehn wolle ‒ aber geschieht ihnen ein Dienst, wenn Du Verdruß hast? Erfordert die Freundschaft diese Art von Thätigkeit und Theilung des Interresse? <span class="index-8 tp-22699 ">Friedrich</span> weiß doch gewiß Freund zu seyn ‒ aber siehe die Lilien auf dem Felde, sie arbeiten nicht und unser himmlischer Vater nähret sie doch. Bedenk, daß Du ganz für Dich allein auch mit Unger eine wenigstens oberflächliche fröliche Gemeinschaft hättest haben können. Wenn ich unrecht sehe nach Deiner Einsicht, so schilt mich nur nicht, ich meyne es blos gut mit Dir, ohne es böse mit andern zu meynen. Herzlich freu ich mich, daß Du auf keinen Fall an eine kritische Arbeit denkst, und das mit <span class="index-77 tp-22742 ">einer Tragödie </span><span class="index-77 tp-22742 index-1411 tp-22741 ">des Euripides</span> scheint mir auch gut. Nur bleibt die Hauptsache immer der Rumpf Deines Ruhmes, um so zu sprechen, einen Kopf, und Hände und Füße hat er schon. Wenn während dessen Capital verzehrt werden muß, was ist daran gelegen? Ich habe keine Pflicht mehr auf mir, zusammenzuhalten, was ich besitze, und es kann nicht besser angewendet werden als Dir Muße zu verschaffen, so weit es reicht.<br>Daß Dir Unger die 30 <span class="weight-bold ">Louisdʼor</span> gleich bezahlt, daran kann ich nicht zweifeln, sonst schickte ich Dir Geld in <span class="weight-bold ">natura</span>. Eins habe ich noch gethan, <span class="index-1928 tp-22701 ">Philipp</span> hatte an <span class="index-276 tp-22700 ">Hufeland</span> eine beträchtliche Summe zu fordern. Ich habe ihm geschrieben, wenn Hufeland ihm noch nicht gezahlt, so solle er Dir die Vollmacht ertheilen Dir es auszahlen zu lassen und es so einrichten, daß wir Philipp noch 100 rh. schuldig würden. Dann kannst Du Hufeland gleich abfinden. Möglich ist es freylich, daß Philipp das Geld nun schon hat und auch in den jezigen Umständen und Theurung nicht entbehren kann. ‒ Wie viel ich erhalten habe und noch erhalten werde, hast Du aus der Note von Friedrich gesehn. Wenn <span class="index-31 tp-22697 ">Fromman</span> die 12 Carolin bringt, so möcht ich gern <span class="index-4268 tp-22698 ">die Niethammer</span> bezahlen ‒ es steht noch 1 <span class="weight-bold ">Louisdʼor</span> von der vorigen Miethe. Für <span class="index-4230 tp-22696 ">Succow</span> habe ich die 4 <span class="weight-bold ">Louisdʼor</span> schon zurückgelegt. Ich werde für mich und <span class="index-4261 tp-22702 ">Rose</span> nicht viel über 3 <span class="weight-bold ">Louisdʼor</span> für den Monat brauchen für die ganze Wirthschaft, aber da ich <span class="index-1929 tp-22743 ">Luisen</span> schuldig geworden bin, so muß ich 2 Monate lang auch für sie mit stehn. Manche Dinge habe ich denn auch ganz nothwendig ankaufen müssen ‒ darunter gehörten, weil eben Markt war, Gläser für einige rh. Ich dachte daran, wie Du mich mit dem ersten splendiden Einkauf der Gläser necktest, und muste lächeln, was auch eben so ein Weinen hätte seyn können, über diesen Refrain des Geschickes; Du wirst gewiß wieder finden, daß ich zu viel gekauft habe. Ich weiß nicht, warum es mir immer mit dem Glase so geht. Dieses soll nun gewiß nicht so bald brechen. Was das verwandte Glück betrift ‒ das ist gebrochen, und nicht zu ersetzen. Sey übrigens nicht bange wegen den Verschönerungsanstalten, von denen ich neulich in der Erwartung <span class="index-74 tp-22703 ">Unzelinettens</span> Meldung that. Ich habe noch nicht einmal wegen des Porzelans geschrieben und will es auch nicht eher, bis Du kommst. Das Alkoven Zimmer läßt die Niethammer übermahlen. Meines mag so bleiben.<br>Du mußt seit dem 9ten noch recht viel Briefe von mir erhalten haben, ich schrieb fast jeden Postag. Damals scheint das Packet mit <span class="index-4311 tp-22745 ">Fichtens Schrift</span> noch nicht in Deinen Händen gewesen zu seyn, wo ich auch einen Brief beygelegt hatte. Seitdem adressirte ich einigemal in der Ungewißheit noch in Dein altes <span class="weight-bold ">logis</span> und dachte, Du würdest dort wohl Aufträge gegeben haben.<br>Deine Einlage an <span class="index-8 tp-22746 ">Friedrich</span> setzte mich in große Verlegenheit ‒ ich war aufs äußerste versucht sie zurückzubehalten, hielt mich am Ende aber doch nicht für befugt dazu, und schickte sie hin. Wenn Du ihm nur auf seine eigne Erwähnung der Fremdheit zwischen uns geantwortet hast, so ist es gut ‒ aber als Klage und Verlegenheit von mir, so ist es schlimm für mich. Alles, was zu thun war, mußte seit meinem Briefe von seiner Seite geschehn, und es stand ihm weiter nichts zu sagen als: <span class="weight-bold ">ihr</span> seyd es nicht, der sich zu beschweren hat. Jetzt wird er sich ja freylich gegen Dich erklären müssen. Aber Du, mein Freund, wirst mich darauf hin zu nichts nöthigen wollen. Der allgemeine Friede wird auch gewiß besser ohne die allgemeine Gemeinschaft bestehn, und Du solst sehn, daß <span class="weight-bold ">Du</span> ganz frey bleibst neben <span class="weight-bold ">meiner</span> billigen Zurückhaltung. Ich bin die Diskretion, die Schonung, und zu Anfang die ächteste Freundschaft selbst gewesen in dem Verhältniß mit <span class="index-8 tp-22706 ">Friedrich</span> und <span class="index-180 tp-22705 ">der Veit</span>. So viel gerechte Güte hast Du jetzt für mich wieder gewonnen, daß Du das meinige gegen Dich in jenes nicht mischest. ‒<br><span class="index-62 tp-22707 ">Schelling</span> hat <span class="index-137 tp-22708 ">Goethen</span> die Briefe an <span class="index-56 tp-22748 ">Tiek</span> gegeben. Die haben noch nicht gewußt, daß er hinkommen würde. <span class="index-1267 tp-23913 ">Mephistopheles, das ist Meyer</span>, hat sich etwas neidisch geäußert. Die kleine Kröte, warum kann sie selbst nichts machen als Witz? und Kritik? Er ahme <span class="index-2550 tp-22747 ">den </span><span class="index-2550 tp-22747 weight-bold ">Giulio Romano</span> nach, hat er mit Verachtung gesagt. Nun, wenn er das nur könnte. Goethe läßt sich auch nicht dadurch irre machen.<br><span class="index-4255 tp-22709 ">Kilian</span> hat hier auf seinen Zimmer gelesen, da er es nicht oeffentlich sollte. Neue <span class="weight-bold ">Denunciation</span> von Seiten <span class="index-4256 tp-47174 ">Gruners</span> und Suspension durch die Fakultät. Nun will man <span class="index-2889 tp-22710 ">den Herzog</span> persönlich gegen ihn wie gegen Fichte gewinnen. Es wird wohl an sämtliche Höfe gebracht werden und Hufeland hat gemeint, er würde es doch am Ende durchsetzen, aber ist es nicht schändlich? <span class="index-2983 tp-22711 ">Loder</span> mischt sich in alles, aber so, daß er die Hände gleich wieder herauszieht ‒ er hat es Schelling eben selbst in <span class="index-58 tp-22712 ">Weimar</span> gesagt: ja, <span class="weight-bold ">er</span> suche sich nur für seine Person davon zu bringen. Es ist artig, wie sie die Maximen selbst aussprechen. ‒ Hier schreibe ich Dir eine Anekdote für Fichte. <span class="index-196 tp-22713 ">Vermehren</span> wollte in seinem ehmaligen Hörsal lesen, aber durch eine sehr starke Impertinenz des Inhabers (Fichtens ehmaligen Famulus) fand er am ersten Tage das Zimmer verschlossen, so daß es selbigesmal nicht zum Lesen kam. Alle, die an dem Saal theil hatten, gingen nun mit Eins ab, und Vermehren wählte <span class="index-244 tp-22749 ">Schützens</span> <span class="weight-bold ">auditorium</span>, hatte sich seinen <span class="weight-bold ">debut</span> aufgeschrieben, in welchem sich etwas auf die hohe Empfindung bezog, auf Fichtens Lehrstuhl zu stehen ‒ eine Formel, die sämtlich daselbst Lesende durch die Bank gebraucht haben ‒ und ließt das nun auf Schützens ‒ Stuhl mit ab. Luise hat dies gestern bey Hufelands von einigen Herren erzählen hören, die dabey waren.<br>Wir haben <span class="index-4311 tp-22750 ">den sonnenklaren</span> ‒ ich bitte Dich, was ist es doch, daß Fichte treibt seine Lehre den Leuten wie einen Wollsack vor die Füße zu schmeißen, und wieder aufzufangen und nochmals hinzuwerfen? Es gehört eine unsägliche Geduld dazu, und am Ende, zum Guckguck, wenn sie es nicht verstehn, was liegt daran, und wer kann sie im Ernst zwingen wollen! Ich habe mich sehr darüber lustig gemacht. Schelling hat nur so hineingesehn, aber ich habe es gelesen. Es ist ein komischer Hang. Fichte hat ja auch <span class="index-4310 tp-22751 ">etwas gegen Reinhold geschrieben</span>; davon hatte <span class="index-539 tp-77591 ">Cotta</span>, auf dessen Kosten es gedruckt ist, erst in <span class="index-22 tp-22714 ">Leipzig</span> erfahren und meynt, das wär eben das rechte Verhältniß zwischen Buchhändler und Schriftsteller. Fichte und <span class="index-43 tp-22715 ">Schleyermacher</span> sehen sich wohl gar nicht? Lezteres Reden sind in <span class="index-19 tp-22717 ">den </span><span class="index-19 tp-22717 index-2 tp-22716 ">Göttinger</span><span class="index-19 tp-22717 "> Anzeigen</span> recensirt, <span class="weight-bold ">vielleicht</span> von <span class="index-8 tp-22718 ">Deinem Bruder</span>. Hast Du die Rezension <span class="index-162 tp-22719 ">des Athenäum</span> in <span class="index-3092 tp-22720 ">der Erlanger Zeitung</span> gesehn? Das Beste ist, Du schickst dahin gar nichts ein; es wird doch niemals etwas ordentliches aus dem Institut und man muß sich die Hände rein erhalten. ‒ Über den <span class="index-253 tp-47175 ">Huber</span> muß man ein Kreuz machen, denn er ist ans Kreuz geschlagen, denn er ist ein Schächer. Er hält gewiß <span class="index-822 tp-22752 ">den Merkel</span> für einen rechtschaffnen unpartheyischen Mann.<br>Schelling bittet Dich, Dir von Fichte das neue Heft <span class="index-4312 tp-22753 ">seines </span><span class="index-4312 tp-22753 weight-bold ">Journals</span> geben zu lassen, wenn Du nur einige wenige Zeit dazu hättest. Fichte ließt es vielleicht gar nicht, wenn Du demnächst aber einmal zu sagen wüstest, was er davon dächte, das wäre interressant.<br>Da man sich ordentlich mit einander beschäftigen muß um in der Ordnung zu bleiben, so will ich Dir nur sagen, mein lieber Wilhelm, daß Schelling dieses Heft Zeile vor Zeile mit mir lieset, und es gar anders helle in mir zu werden anfängt. Es ist eine wahre Wonne um das Verstehen lernen, und das Erleuchten einer dunkeln Vorstellung, und endlich um die Ruhe dieser Vorstellung selbst. Da das Höchste nicht zu hoch für ‒ diejenige kleine Person ist, welche Dir schreibt ‒ so kann ich diese strenge Folge, da sie mir so lebendig erklärt wird besonders, und das von allem Subjektivem gleichsam entbundene Bild der Welt auch besser fassen als den sonnenklaren ‒ Und wie stille macht sie das Gemüth. Ja, ich glaube wohl an den Himmel in <span class="index-769 tp-22721 ">Spinozas</span> Seele, dessen Eins und Alles gewiß das alte Urgefühl ist, das sich nun auch in Schelling wieder zum Lichte drängt.<br>–<br>Apropos, dünkt Dich die Form der Darstellung wieder barbarisch? Sie sah mir auf den ersten Blick freylich so aus, aber ich kann sie für den Zweck nicht tadeln, so wenig als in einem arithmetischen Buch die Zahlen. Und ich möchte wissen, ob es wohl eine andre Form als die mathematische gäbe für die Speculation ‒ Poesie ist = Offenbarung.<br>–<br>Wir wollen uns nunmehr zu einigen andern Materien innerhalb des Raumes wenden. Ich finde unter Deinen Rechnungen einen Weinbrief über <span class="weight-bold ">ein Fässel,</span> was wenig Tage vor Deiner Abreise muß angekommen seyn. Das hast Du wohl <span class="index-8 tp-22722 ">Friedrich</span> überlassen? Denn es findet sich nichts als die unbezahlte Note. Ich habe keinen aus <span class="index-1783 tp-22723 ">Salzburg</span> verschrieben. <span class="index-2983 tp-22754 ">Loder</span> sagte mir, daß man den nehmlichen Ofner Wein in <span class="index-1633 tp-22724 ">Erfurt</span> bekäme. Nun habe ich mich dorthin gewendet um eine kleine Quantität, vors erste nur für Schelling, der natürlich die Damen bisher mit Wein und <span class="weight-bold ">Mareschino</span> unterstüzt hat.<br>Denke Dir nur eines, was ich unmöglich so lange auf dem Herzen behalten kann, bis Du kommst ‒ Mein Sopha war ganz ruinirt und ich hatte es doch nach meiner Abreise gleich umzustopfen angeordnet, was auch, laut der Rechnung des Sattlers, geschehn war. Ich sah das Ding lange gedankenlos an, endlich frage ich Rosen ‒ da hat Friedrich meine Stube, nachdem Du wegwarst, zu seinen Schlafzimmer gemacht und die Betten auf das Sopha legen lassen. Ist das nun wirklich nicht sehr unmanierlich von dem göttlichen Philosophen ‒ und gegen alle Dir und mir schuldige Bescheidenheit?<br>–<br>Allerliebster Freund, Deine Liebschaften sind in Desperazion und wenden sich in selbiger an mich. Ich habe wahr und wahrhaftig einen Brief von <span class="index-1494 tp-22725 ">der </span><span class="index-1494 tp-22725 weight-bold ">Dame Nuys</span> erhalten ‒ die ich nicht besucht, nicht wiedergesehn hatte, außer das erste am lezten Tage in <span class="index-60 tp-22726 ">Braunschweig</span>. ‒ Welches sie sehr bedauert verfehlt zu haben ‒ und ein paar Aufträge vom Zaune bricht; ich soll ihr das lezte Stück vom Athenäum schicken ‒ nehmlich geliehen oder geschenkt ‒ und Du hättest zwar keine Nachricht von Dir gegeben, aber sie ließe Dich doch grüßen ‒ und mit <span class="index-4309 tp-22739 ">dem </span><span class="index-4309 tp-22739 index-4308 tp-22738 weight-bold ">Parny</span> solltest Du Dich nicht weiter bemühn. Alles sehr süß und steif stylisirt. Wenn Du es nicht glauben wilst, schick ich Dir den Brief. Was soll ich nun erwiedern? Alles, was Du willst, nur solst Du ihr nicht schreiben. Nicht wahr, Du wilst auch nicht? Ich kann sie nicht leiden, aber <span class="index-74 tp-22727 ">Unzelinen</span> bring nur, der bin ich gewiß gut.<br><span class="index-4291 tp-22728 index-4290 tp-22729 weight-bold ">Mereaus</span> sind geschieden, und sie abgereißt nach <span class="index-4313 tp-22755 ">Kamburg</span> zu <span class="index-4314 tp-22756 ">ihrer dort verheyratheten Schwester</span> nebst dem Kind und 200 rh. Gehalt. <span class="index-4291 tp-22730 weight-bold ">Mereau</span> hat Schelling den ganzen Verlauf im Erbprinzen französisch erzählt. Sie sind getrennt <span class="weight-bold ">par le Chemin de la Grace</span> (der auch <span class="weight-bold ">le chemin de la disgrace</span> ist) unmittelbar vom Fürsten, blos auf ihre gegenseitige Übereinstimmung hin, in diesem Punkt. Beyde können sich wieder vermählen und <span class="weight-bold ">Mereau</span> sieht schon umher, wen er verschlingen will, ob er gleich sagt, <span class="weight-bold ">jʼai aimé beaucoup </span><span class="weight-bold index-4290 tp-22731 ">ma femme</span><span class="weight-bold ">, je lʼaime encore et je lʼaimerai toujours</span>.<br><span class="weight-bold ">Et moi je suis dans le train dʼécrire toujours, cʼest à</span> <span class="weight-bold ">dire continuellement</span>. Lebe wohl, lieber Wilhelm. Komm bald. Ich wollte, ich könte das mit dem <span class="weight-bold ">Shakesp</span>. ungeschehn machen. Aber denk nur nicht etwa, daß <span class="weight-bold ">wir</span> Cottas zunftmäßige und partheyische Ansicht darüber haben.<br><span class="index-4233 tp-22732 ">Die Mutter</span> hat heute geschrieben; sie ist wohl, aber <span class="index-1928 tp-22733 ">Philipps</span> Jungen, <span class="index-2493 tp-22736 ">Gustav Adolph</span> und <span class="index-4307 tp-22737 ">Eduard Conradin</span>, sind beyde tödlich krank gewesen und sie fängt an einzusehn, es gebe allenthalben Noth.<br>Nochmals lebe wohl, grüße <span class="index-132 tp-22734 ">die Bernhardi</span>. Schreibe doch, wann Du ohngefähr zu kommen gedenkst, und vor allen Dingen, komm wirklich.<br><span class="index-1929 tp-22735 ">Luisen</span> bringe ein <span class="weight-bold ">bouquet</span> <span class="weight-bold ">weißer Blumen,</span> wie sie auf eine Mütze passen, mit. Die Unzeline wird das wissen, es giebt dort eine Fabrik. Mir die Tassen. <span class="index-3118 tp-77151 ">Emma</span> einen Jahrhundertsilberthaler.<br>Mache keine Einlagen blos in der Absicht Postgeld zu sparen. Ich muß doch das Doppelte bezahlen.<br><br>[Späteres Blatt.]<br>Wenn Du die bestellten Sachen noch nicht eingekauft hast, so bitte ich um Erlaubniß, das <span class="weight-bold ">Bouquet</span> für Luise in ein paar weißseidne schöne Frauenstrümpfe für sie [zu] verwandeln. Ich denke ihr dann dazu ein paar solche Schuh zu geben, wie ich Dich um welche bat, denn ich habe wirklich dergleichen, sie sind mir nur zu gros, und ich habe sie noch nie getragen. Sie braucht beydes sehr nöthig.<br>Wir wünschen auch, daß Du Dich nach dem Preise von <span class="weight-bold ">weißem Crepflor</span> erkundigen möchtest durch <span class="index-812 tp-22757 ">Mad. Meyer</span>, um, wenn er wohlfeil dort ist, vielleicht noch eine Bestellung zu machen. Wilst Du das wohl artigst nicht vergessen. <span class="index-1929 tp-47177 weight-bold ">Mad</span><span class="index-1929 tp-47177 ">. Wiedemann</span> bittet darum, zu Zeiten genannt <span class="weight-bold ">Madame</span> Wüthemann.', 'isaprint' => true, 'isnewtranslation' => false, 'statemsg' => 'betamsg13', 'cittitle' => '', 'description' => 'Caroline von Schelling an August Wilhelm von Schlegel am 18.05.1801, Jena, Berlin', 'adressatort' => 'Berlin <a class="gndmetadata" target="_blank" href="http://d-nb.info/gnd/2004272-3">GND</a>', 'absendeort' => 'Jena <a class="gndmetadata" target="_blank" href="http://d-nb.info/gnd/4028557-1">GND</a>', 'date' => '18.05.1801', 'adressat' => array(), 'adrCitation' => 'August Wilhelm von Schlegel', 'absender' => array( (int) 1444 => array( 'ID' => '1444', 'project' => '1', 'timecreate' => '2013-03-04 12:36:20', 'timelastchg' => '2018-01-11 18:18:28', 'key' => 'AWS-ap-0044', 'docTyp' => array( [maximum depth reached] ), '39_name' => 'Schelling, Caroline von', '39_namevar' => 'Michaelis, Dorothea Caroline Albertine von (Geburtsname) Böhmer, Dorothea Caroline Albertine (1. 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Mit Hilfe der Brüder Schlegel konnte ihre Freilassung erreicht werden. Es folgten Aufenthalte in Gotha, Dresden und die Heirat mit AWS, den sie bereits in Göttingen kennengelernt hatte. In Jena war Caroline wichtiger Teil des frühromantischen Kreises, der im Schlegelschen Haus in der Leutragasse 5 zusammentraf. Die Scheidung von AWS erfolgte im Jahr 1803; im selben Jahr heiratete sie den Philosophen Friedrich Wilhelm Joseph von Schelling. Mit ihm zog sie nach Würzburg und München. 1809 erkrankte sie an der Ruhr und verstarb.', '39_geschlecht' => 'w', '39_beziehung' => 'Caroline von Schelling war die erste Ehefrau Schlegels; die Ehe wurde 1803 geschieden. 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Berlin 2009.', '39_status_person' => 'Vollständig', '39_preasentation' => true, '39_sourcename0' => 'AWS-ap-0044-0.jpg', 'folders' => array( [maximum depth reached] ), '_label' => '', '_descr' => '', '_model' => 'Person', '_model_title' => 'Person', '_model_titles' => 'People', '_url' => '' ) ), 'absCitation' => 'Caroline von Schelling', 'percount' => (int) 1, 'notabs' => false, 'tabs' => array( 'text' => array( 'content' => 'Volltext Druck', 'exists' => '1' ), 'druck' => array( 'exists' => '1', 'content' => 'Digitalisat Druck' ) ), 'parallelview' => array( (int) 0 => '1', (int) 1 => '1' ), 'dzi_imagesHand' => array(), 'dzi_imagesDruck' => array( (int) 0 => '/cake_fud/files/temp/images/dzi/13d787704ddbc30b2e004bea201a099b.jpg.xml', (int) 1 => '/cake_fud/files/temp/images/dzi/2e566f657b241937ea4158c866f4f6b7.jpg.xml', (int) 2 => '/cake_fud/files/temp/images/dzi/41e1b3d58710eba89531e3b81c677760.jpg.xml', (int) 3 => '/cake_fud/files/temp/images/dzi/37549ad475ac9781ee1ad89002b88673.jpg.xml', (int) 4 => '/cake_fud/files/temp/images/dzi/3ffb635ab0bdc3b07aab33c122dd7da1.jpg.xml', (int) 5 => '/cake_fud/files/temp/images/dzi/31fa0a967f4c9e5efe7ab91b41f4ff7b.jpg.xml', (int) 6 => '/cake_fud/files/temp/images/dzi/bbad3930e67b9f38410c4c6f315409fc.jpg.xml', (int) 7 => '/cake_fud/files/temp/images/dzi/1a4f3b68db8022affd00aeb8cf00dd1c.jpg.xml', (int) 8 => '/cake_fud/files/temp/images/dzi/584b7f9950c4eeb441befdaa91847a14.jpg.xml', (int) 9 => '/cake_fud/files/temp/images/dzi/d6037699c337e7f2e33559fd88697498.jpg.xml', (int) 10 => '/cake_fud/files/temp/images/dzi/cd559709d4fad83d14d6a4a1b00a9ec2.jpg.xml', (int) 11 => '/cake_fud/files/temp/images/dzi/205d523b4cc4edf45e1cce289e7f12f2.jpg.xml' ), 'indexesintext' => array( 'Namen' => array( (int) 0 => array( [maximum depth reached] ), (int) 1 => array( [maximum depth reached] ), (int) 2 => array( [maximum depth reached] ), (int) 3 => array( [maximum depth reached] ), (int) 4 => array( [maximum depth reached] ), (int) 5 => array( [maximum depth reached] ), (int) 6 => array( [maximum depth reached] ), (int) 7 => array( [maximum depth reached] ), (int) 8 => array( [maximum depth reached] ), (int) 9 => array( [maximum depth reached] ), (int) 10 => array( [maximum depth reached] ), (int) 11 => array( [maximum depth reached] ), (int) 12 => array( [maximum depth reached] ), (int) 13 => array( [maximum depth reached] ), (int) 14 => array( [maximum depth reached] ), (int) 15 => array( [maximum depth reached] ), (int) 16 => array( [maximum depth reached] ), (int) 17 => array( [maximum depth reached] ), (int) 18 => array( [maximum depth reached] ), (int) 19 => array( [maximum depth reached] ), (int) 20 => array( [maximum depth reached] ), (int) 21 => array( [maximum depth reached] ), (int) 22 => array( [maximum depth reached] ), (int) 23 => array( [maximum depth reached] ), (int) 24 => array( [maximum depth reached] ), (int) 25 => array( [maximum depth reached] ), (int) 26 => array( [maximum depth reached] ), (int) 27 => array( [maximum depth reached] ), (int) 28 => array( [maximum depth reached] ), (int) 29 => array( [maximum depth reached] ), (int) 30 => array( [maximum depth reached] ), (int) 31 => array( [maximum depth reached] ), (int) 32 => array( [maximum depth reached] ), (int) 33 => array( [maximum depth reached] ), (int) 34 => array( [maximum depth reached] ), (int) 35 => array( [maximum depth reached] ), (int) 36 => array( [maximum depth reached] ), (int) 37 => array( [maximum depth reached] ), (int) 38 => array( [maximum depth reached] ), (int) 39 => array( [maximum depth reached] ), (int) 40 => array( [maximum depth reached] ), (int) 41 => array( [maximum depth reached] ), (int) 42 => array( [maximum depth reached] ), (int) 43 => array( [maximum depth reached] ), (int) 44 => array( [maximum depth reached] ), (int) 45 => array( [maximum depth reached] ) ), 'Körperschaften' => array( (int) 0 => array( [maximum depth reached] ) ), 'Orte' => array( (int) 0 => array( [maximum depth reached] ), (int) 1 => array( [maximum depth reached] ), (int) 2 => array( [maximum depth reached] ), (int) 3 => array( [maximum depth reached] ), (int) 4 => array( [maximum depth reached] ), (int) 5 => array( [maximum depth reached] ), (int) 6 => array( [maximum depth reached] ), (int) 7 => array( [maximum depth reached] ) ), 'Werke' => array( (int) 0 => array( [maximum depth reached] ), (int) 1 => array( [maximum depth reached] ), (int) 2 => array( [maximum depth reached] ), (int) 3 => array( [maximum depth reached] ), (int) 4 => array( [maximum depth reached] ), (int) 5 => array( [maximum depth reached] ) ), 'Periodika' => array( (int) 0 => array( [maximum depth reached] ), (int) 1 => array( [maximum depth reached] ), (int) 2 => array( [maximum depth reached] ), (int) 3 => array( [maximum depth reached] ) ) ), 'right' => 'druck', 'left' => 'text', 'handschrift' => array(), 'druck' => array( 'Datengeber' => 'Dresden, Sächsische Landesbibliothek - 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[18]01.<br>Dein Brief vom 9ten May mit den Einlagen an <span class="index-56 tp-22678 ">Friedrich Tiek</span> ist volle 8 Tage unterwegens geblieben, so daß ich ihn am Sonnabend eben erhielt, da <span class="index-62 tp-22680 ">Schelling</span> hinüber nach <span class="index-58 tp-22740 ">Weimar</span> reiten wollte. Ich gab ihm den ganzen Inhalt noch mit, besonders das heilige Interresse des <span class="index-4 tp-22681 index-344 tp-47173 weight-bold ">Shakespear</span> bey <span class="index-539 tp-22679 ">Cotta</span>, was er auch selber, schon der allgemeinen Rücksicht wegen, zur Gnüge gefaßt hatte. Ich will Dir erzählen, was er zurückbringt. Erstlich die Nachricht, die wir voraussahn, daß auch Cotta sich entzogen habe. Dann hat er eine Stunde lang mit ihm über die Ursachen geredet. Ich hatte ihm Deine erste Geschichte der Sache mitgegeben, um, wenn Cotta etwa fälschlich berichtet wäre, zu widerlegen und zu ergänzen. Allein Cotta hatte das Wahre gewußt und, wie es scheint, mit Unger viel darüber verhandelt. Daraus erhellte, daß <span class="index-67 tp-22682 ">Unger</span> alles auf frühere Spannung schob und auf seine momentane Tollköpfigkeit. Ferner, daß <span class="index-67 tp-22683 ">U.</span> wirklich die Sache tief gekränkt habe. Die feierliche Anmahnung in Deinem Billet, das Begehren die Bücher zu sehn, was er Dir freylich selbst sehr unbesonnen angeboten habe, indem das ein ehrlicher Mann unter den Buchhändlern sonst nie zu thun pflege ‒ und dann der schnelle Proceß. Daß <span class="index-69 tp-22684 ">Grattenauer</span> zuerst gütlich geschrieben, hat ihn vermuthlich noch in der Tollheit getroffen, und er hat es als eine bloße Formalität angesehn. Die Grobheit <span class="weight-bold ">seines</span> Billets hat er vollkommen eingestanden. Er würde Dir ohne das Deinige aber gewiß Geld geschickt haben. Cotta <span class="weight-bold ">wollte</span> er, ebenfals ohne es wirklich zu thun, aus seinen Büchern beweisen, daß von den leztern Theilen <span class="index-344 tp-22685 ">des </span><span class="index-344 tp-22685 weight-bold ">Shakes</span><span class="index-344 tp-22685 ">.</span> nur 400 Exemplare abgesetzt worden wären, übrigens riethe er ihm nicht ab, sondern vielmehr zu. ‒ Cottas Ansicht ist die gewesen: es beruhe alles auf persönlicher Spannung, ohne die es nicht so weit hätte kommen müssen, und er glaubte was diese beträfe sehr gern, daß <span class="index-380 tp-22686 ">die Unger</span> eine Kanaille wär ‒ er hätte noch von niemand ein anders Urtheil über sie gehört. Aber U. sey doch ein vollkommen honetter Mann und Du hättest eigentlich mit ihm in dem Verhältniß stehn müssen, wie er ZB. mit <span class="index-55 tp-22687 ">Fichte</span> im Ganzen und Großen, wo so eine kleine Nachauflage mehrmals ohne vorläufige Nachricht vorfiele ‒ ja er habe <span class="index-88 tp-22688 index-1415 tp-22689 ">Schillers</span><span class="index-1415 tp-22689 "> Wallenstein</span> noch einmal aufgelegt, ohne diesem ein Wort zu sagen wie nach <span class="index-6043 tp-40029 ">der Messe</span> usw. Kurz, Du hättest es wohl gleich zu Anfang zu gespannt gerügt und mit Mistrauen, wenigstens habe es U. so überrascht, daß er auch gleich mit dem Erbieten die Bücher zu zeigen herausgefahren wäre. Verbergen habe dieser es durchaus nicht wollen. Er hat denn auch geltend gemacht, daß er Dir jetzt mehr bezahle. So wie Cotta nun den Buchhandel, die Stimmung für U. und die Zeitumstände kennte, würde es Dir sehr schwer fallen einen ordentlichen Verleger zu finden. Zuletzt hat er sich mit dem Erbieten herausgelassen zwischen Dir und U. den Vermittler zu machen, und das auf eine solche Weise, daß Schelling meynt, Ungers Wünsche müsten selbst dahin gegangen seyn. Er hat sehr darauf appüyirt, daß U. der Handel sehr unglücklich mache.<br>Deine Aufträge haben <span class="index-56 tp-22693 ">Tiek</span> schwerlich mehr in <span class="index-22 tp-22691 ">Leipzig</span> gefunden und überhaupt ist ein solch Geschäft Tieks Stärke nicht. Ich vermuthe daher, es ist noch nichts weiter geschehn. <span class="index-4271 tp-22690 ">Vieweg</span> wäre der einzige, der gegen Unger an gern etwas thäte. <span class="index-99 tp-22692 ">Perthes</span>, sagt Schelling, hat nicht <span class="weight-bold ">fonds</span> genung für diese Unternehmung und ist außerdem Deinen Gegnern dienstbar. Cotta hat gern eingestanden, daß sie etwas solides sey. Was ist nun zu thun? Du kanst von der möglichen Fehlschlagung zu der Eröffnung einer Subscription doch Ärger einerndten. Schelling räth eine stille Pause und eine endliche Wiedervereinigung mit Unger. Er will gern Cotta das Nöthige darüber mittheilen, damit Du es nicht zu thun brauchst.<br>Ich weiß nicht, in wie fern Du den Rath annehmen magst und kannst. Fällt der Proceß für Dich aus, so ist es möglich. Hemmen wirst Du ihn jetzt in seinen Lauf nicht wollen. Ich kann Dir nicht sagen, wie toll wir hier über das dumme Ereigniß sind. Daß man darum den Muth nicht sinken läßt, versteht sich wohl ‒ aber wenn es nun dahin käme, daß <span class="index-344 tp-22788 ">der </span><span class="index-344 tp-22788 weight-bold ">Shakespear</span> in Stocken geriethe, der gleichsam Deine Amtsbedienung ausmacht, so würde das infame Volk sich ungefähr eben so freuen, als wie <span class="index-55 tp-22789 ">Fichte</span> den hiesigen Professorstuhl verließ. Ich wünschte sehr mündlich mit Dir darüber reden zu können. ‒ Recht entsinne ich mich nicht, wie das vor dem Jahr mit den Briefen kam, weil ich eben krank war. Warest Du nicht böse, daß Unger auf keine Vorschläge <span class="weight-bold ">entriren</span> wollte?<br>Ich bitte Dich nur, halte Dich künftig ganz für Dich selber und apart in Deinen Geschäften. Ohne die fremden Einschlagsfäden würde Dein eignes zu betreibendes Gewebe von Grund aus reiner seyn. Sey nicht böse, mein lieber Schlegel, und argwehne, daß ich Dich Deinen Freunden entziehn wolle ‒ aber geschieht ihnen ein Dienst, wenn Du Verdruß hast? Erfordert die Freundschaft diese Art von Thätigkeit und Theilung des Interresse? <span class="index-8 tp-22699 ">Friedrich</span> weiß doch gewiß Freund zu seyn ‒ aber siehe die Lilien auf dem Felde, sie arbeiten nicht und unser himmlischer Vater nähret sie doch. Bedenk, daß Du ganz für Dich allein auch mit Unger eine wenigstens oberflächliche fröliche Gemeinschaft hättest haben können. Wenn ich unrecht sehe nach Deiner Einsicht, so schilt mich nur nicht, ich meyne es blos gut mit Dir, ohne es böse mit andern zu meynen. Herzlich freu ich mich, daß Du auf keinen Fall an eine kritische Arbeit denkst, und das mit <span class="index-77 tp-22742 ">einer Tragödie </span><span class="index-77 tp-22742 index-1411 tp-22741 ">des Euripides</span> scheint mir auch gut. Nur bleibt die Hauptsache immer der Rumpf Deines Ruhmes, um so zu sprechen, einen Kopf, und Hände und Füße hat er schon. Wenn während dessen Capital verzehrt werden muß, was ist daran gelegen? Ich habe keine Pflicht mehr auf mir, zusammenzuhalten, was ich besitze, und es kann nicht besser angewendet werden als Dir Muße zu verschaffen, so weit es reicht.<br>Daß Dir Unger die 30 <span class="weight-bold ">Louisdʼor</span> gleich bezahlt, daran kann ich nicht zweifeln, sonst schickte ich Dir Geld in <span class="weight-bold ">natura</span>. Eins habe ich noch gethan, <span class="index-1928 tp-22701 ">Philipp</span> hatte an <span class="index-276 tp-22700 ">Hufeland</span> eine beträchtliche Summe zu fordern. Ich habe ihm geschrieben, wenn Hufeland ihm noch nicht gezahlt, so solle er Dir die Vollmacht ertheilen Dir es auszahlen zu lassen und es so einrichten, daß wir Philipp noch 100 rh. schuldig würden. Dann kannst Du Hufeland gleich abfinden. Möglich ist es freylich, daß Philipp das Geld nun schon hat und auch in den jezigen Umständen und Theurung nicht entbehren kann. ‒ Wie viel ich erhalten habe und noch erhalten werde, hast Du aus der Note von Friedrich gesehn. Wenn <span class="index-31 tp-22697 ">Fromman</span> die 12 Carolin bringt, so möcht ich gern <span class="index-4268 tp-22698 ">die Niethammer</span> bezahlen ‒ es steht noch 1 <span class="weight-bold ">Louisdʼor</span> von der vorigen Miethe. Für <span class="index-4230 tp-22696 ">Succow</span> habe ich die 4 <span class="weight-bold ">Louisdʼor</span> schon zurückgelegt. Ich werde für mich und <span class="index-4261 tp-22702 ">Rose</span> nicht viel über 3 <span class="weight-bold ">Louisdʼor</span> für den Monat brauchen für die ganze Wirthschaft, aber da ich <span class="index-1929 tp-22743 ">Luisen</span> schuldig geworden bin, so muß ich 2 Monate lang auch für sie mit stehn. Manche Dinge habe ich denn auch ganz nothwendig ankaufen müssen ‒ darunter gehörten, weil eben Markt war, Gläser für einige rh. Ich dachte daran, wie Du mich mit dem ersten splendiden Einkauf der Gläser necktest, und muste lächeln, was auch eben so ein Weinen hätte seyn können, über diesen Refrain des Geschickes; Du wirst gewiß wieder finden, daß ich zu viel gekauft habe. Ich weiß nicht, warum es mir immer mit dem Glase so geht. Dieses soll nun gewiß nicht so bald brechen. Was das verwandte Glück betrift ‒ das ist gebrochen, und nicht zu ersetzen. Sey übrigens nicht bange wegen den Verschönerungsanstalten, von denen ich neulich in der Erwartung <span class="index-74 tp-22703 ">Unzelinettens</span> Meldung that. Ich habe noch nicht einmal wegen des Porzelans geschrieben und will es auch nicht eher, bis Du kommst. Das Alkoven Zimmer läßt die Niethammer übermahlen. Meines mag so bleiben.<br>Du mußt seit dem 9ten noch recht viel Briefe von mir erhalten haben, ich schrieb fast jeden Postag. Damals scheint das Packet mit <span class="index-4311 tp-22745 ">Fichtens Schrift</span> noch nicht in Deinen Händen gewesen zu seyn, wo ich auch einen Brief beygelegt hatte. Seitdem adressirte ich einigemal in der Ungewißheit noch in Dein altes <span class="weight-bold ">logis</span> und dachte, Du würdest dort wohl Aufträge gegeben haben.<br>Deine Einlage an <span class="index-8 tp-22746 ">Friedrich</span> setzte mich in große Verlegenheit ‒ ich war aufs äußerste versucht sie zurückzubehalten, hielt mich am Ende aber doch nicht für befugt dazu, und schickte sie hin. Wenn Du ihm nur auf seine eigne Erwähnung der Fremdheit zwischen uns geantwortet hast, so ist es gut ‒ aber als Klage und Verlegenheit von mir, so ist es schlimm für mich. Alles, was zu thun war, mußte seit meinem Briefe von seiner Seite geschehn, und es stand ihm weiter nichts zu sagen als: <span class="weight-bold ">ihr</span> seyd es nicht, der sich zu beschweren hat. Jetzt wird er sich ja freylich gegen Dich erklären müssen. Aber Du, mein Freund, wirst mich darauf hin zu nichts nöthigen wollen. Der allgemeine Friede wird auch gewiß besser ohne die allgemeine Gemeinschaft bestehn, und Du solst sehn, daß <span class="weight-bold ">Du</span> ganz frey bleibst neben <span class="weight-bold ">meiner</span> billigen Zurückhaltung. Ich bin die Diskretion, die Schonung, und zu Anfang die ächteste Freundschaft selbst gewesen in dem Verhältniß mit <span class="index-8 tp-22706 ">Friedrich</span> und <span class="index-180 tp-22705 ">der Veit</span>. So viel gerechte Güte hast Du jetzt für mich wieder gewonnen, daß Du das meinige gegen Dich in jenes nicht mischest. ‒<br><span class="index-62 tp-22707 ">Schelling</span> hat <span class="index-137 tp-22708 ">Goethen</span> die Briefe an <span class="index-56 tp-22748 ">Tiek</span> gegeben. Die haben noch nicht gewußt, daß er hinkommen würde. <span class="index-1267 tp-23913 ">Mephistopheles, das ist Meyer</span>, hat sich etwas neidisch geäußert. Die kleine Kröte, warum kann sie selbst nichts machen als Witz? und Kritik? Er ahme <span class="index-2550 tp-22747 ">den </span><span class="index-2550 tp-22747 weight-bold ">Giulio Romano</span> nach, hat er mit Verachtung gesagt. Nun, wenn er das nur könnte. Goethe läßt sich auch nicht dadurch irre machen.<br><span class="index-4255 tp-22709 ">Kilian</span> hat hier auf seinen Zimmer gelesen, da er es nicht oeffentlich sollte. Neue <span class="weight-bold ">Denunciation</span> von Seiten <span class="index-4256 tp-47174 ">Gruners</span> und Suspension durch die Fakultät. Nun will man <span class="index-2889 tp-22710 ">den Herzog</span> persönlich gegen ihn wie gegen Fichte gewinnen. Es wird wohl an sämtliche Höfe gebracht werden und Hufeland hat gemeint, er würde es doch am Ende durchsetzen, aber ist es nicht schändlich? <span class="index-2983 tp-22711 ">Loder</span> mischt sich in alles, aber so, daß er die Hände gleich wieder herauszieht ‒ er hat es Schelling eben selbst in <span class="index-58 tp-22712 ">Weimar</span> gesagt: ja, <span class="weight-bold ">er</span> suche sich nur für seine Person davon zu bringen. Es ist artig, wie sie die Maximen selbst aussprechen. ‒ Hier schreibe ich Dir eine Anekdote für Fichte. <span class="index-196 tp-22713 ">Vermehren</span> wollte in seinem ehmaligen Hörsal lesen, aber durch eine sehr starke Impertinenz des Inhabers (Fichtens ehmaligen Famulus) fand er am ersten Tage das Zimmer verschlossen, so daß es selbigesmal nicht zum Lesen kam. Alle, die an dem Saal theil hatten, gingen nun mit Eins ab, und Vermehren wählte <span class="index-244 tp-22749 ">Schützens</span> <span class="weight-bold ">auditorium</span>, hatte sich seinen <span class="weight-bold ">debut</span> aufgeschrieben, in welchem sich etwas auf die hohe Empfindung bezog, auf Fichtens Lehrstuhl zu stehen ‒ eine Formel, die sämtlich daselbst Lesende durch die Bank gebraucht haben ‒ und ließt das nun auf Schützens ‒ Stuhl mit ab. Luise hat dies gestern bey Hufelands von einigen Herren erzählen hören, die dabey waren.<br>Wir haben <span class="index-4311 tp-22750 ">den sonnenklaren</span> ‒ ich bitte Dich, was ist es doch, daß Fichte treibt seine Lehre den Leuten wie einen Wollsack vor die Füße zu schmeißen, und wieder aufzufangen und nochmals hinzuwerfen? Es gehört eine unsägliche Geduld dazu, und am Ende, zum Guckguck, wenn sie es nicht verstehn, was liegt daran, und wer kann sie im Ernst zwingen wollen! Ich habe mich sehr darüber lustig gemacht. Schelling hat nur so hineingesehn, aber ich habe es gelesen. Es ist ein komischer Hang. Fichte hat ja auch <span class="index-4310 tp-22751 ">etwas gegen Reinhold geschrieben</span>; davon hatte <span class="index-539 tp-77591 ">Cotta</span>, auf dessen Kosten es gedruckt ist, erst in <span class="index-22 tp-22714 ">Leipzig</span> erfahren und meynt, das wär eben das rechte Verhältniß zwischen Buchhändler und Schriftsteller. Fichte und <span class="index-43 tp-22715 ">Schleyermacher</span> sehen sich wohl gar nicht? Lezteres Reden sind in <span class="index-19 tp-22717 ">den </span><span class="index-19 tp-22717 index-2 tp-22716 ">Göttinger</span><span class="index-19 tp-22717 "> Anzeigen</span> recensirt, <span class="weight-bold ">vielleicht</span> von <span class="index-8 tp-22718 ">Deinem Bruder</span>. Hast Du die Rezension <span class="index-162 tp-22719 ">des Athenäum</span> in <span class="index-3092 tp-22720 ">der Erlanger Zeitung</span> gesehn? Das Beste ist, Du schickst dahin gar nichts ein; es wird doch niemals etwas ordentliches aus dem Institut und man muß sich die Hände rein erhalten. ‒ Über den <span class="index-253 tp-47175 ">Huber</span> muß man ein Kreuz machen, denn er ist ans Kreuz geschlagen, denn er ist ein Schächer. Er hält gewiß <span class="index-822 tp-22752 ">den Merkel</span> für einen rechtschaffnen unpartheyischen Mann.<br>Schelling bittet Dich, Dir von Fichte das neue Heft <span class="index-4312 tp-22753 ">seines </span><span class="index-4312 tp-22753 weight-bold ">Journals</span> geben zu lassen, wenn Du nur einige wenige Zeit dazu hättest. Fichte ließt es vielleicht gar nicht, wenn Du demnächst aber einmal zu sagen wüstest, was er davon dächte, das wäre interressant.<br>Da man sich ordentlich mit einander beschäftigen muß um in der Ordnung zu bleiben, so will ich Dir nur sagen, mein lieber Wilhelm, daß Schelling dieses Heft Zeile vor Zeile mit mir lieset, und es gar anders helle in mir zu werden anfängt. Es ist eine wahre Wonne um das Verstehen lernen, und das Erleuchten einer dunkeln Vorstellung, und endlich um die Ruhe dieser Vorstellung selbst. Da das Höchste nicht zu hoch für ‒ diejenige kleine Person ist, welche Dir schreibt ‒ so kann ich diese strenge Folge, da sie mir so lebendig erklärt wird besonders, und das von allem Subjektivem gleichsam entbundene Bild der Welt auch besser fassen als den sonnenklaren ‒ Und wie stille macht sie das Gemüth. Ja, ich glaube wohl an den Himmel in <span class="index-769 tp-22721 ">Spinozas</span> Seele, dessen Eins und Alles gewiß das alte Urgefühl ist, das sich nun auch in Schelling wieder zum Lichte drängt.<br>–<br>Apropos, dünkt Dich die Form der Darstellung wieder barbarisch? Sie sah mir auf den ersten Blick freylich so aus, aber ich kann sie für den Zweck nicht tadeln, so wenig als in einem arithmetischen Buch die Zahlen. Und ich möchte wissen, ob es wohl eine andre Form als die mathematische gäbe für die Speculation ‒ Poesie ist = Offenbarung.<br>–<br>Wir wollen uns nunmehr zu einigen andern Materien innerhalb des Raumes wenden. Ich finde unter Deinen Rechnungen einen Weinbrief über <span class="weight-bold ">ein Fässel,</span> was wenig Tage vor Deiner Abreise muß angekommen seyn. Das hast Du wohl <span class="index-8 tp-22722 ">Friedrich</span> überlassen? Denn es findet sich nichts als die unbezahlte Note. Ich habe keinen aus <span class="index-1783 tp-22723 ">Salzburg</span> verschrieben. <span class="index-2983 tp-22754 ">Loder</span> sagte mir, daß man den nehmlichen Ofner Wein in <span class="index-1633 tp-22724 ">Erfurt</span> bekäme. Nun habe ich mich dorthin gewendet um eine kleine Quantität, vors erste nur für Schelling, der natürlich die Damen bisher mit Wein und <span class="weight-bold ">Mareschino</span> unterstüzt hat.<br>Denke Dir nur eines, was ich unmöglich so lange auf dem Herzen behalten kann, bis Du kommst ‒ Mein Sopha war ganz ruinirt und ich hatte es doch nach meiner Abreise gleich umzustopfen angeordnet, was auch, laut der Rechnung des Sattlers, geschehn war. Ich sah das Ding lange gedankenlos an, endlich frage ich Rosen ‒ da hat Friedrich meine Stube, nachdem Du wegwarst, zu seinen Schlafzimmer gemacht und die Betten auf das Sopha legen lassen. Ist das nun wirklich nicht sehr unmanierlich von dem göttlichen Philosophen ‒ und gegen alle Dir und mir schuldige Bescheidenheit?<br>–<br>Allerliebster Freund, Deine Liebschaften sind in Desperazion und wenden sich in selbiger an mich. Ich habe wahr und wahrhaftig einen Brief von <span class="index-1494 tp-22725 ">der </span><span class="index-1494 tp-22725 weight-bold ">Dame Nuys</span> erhalten ‒ die ich nicht besucht, nicht wiedergesehn hatte, außer das erste am lezten Tage in <span class="index-60 tp-22726 ">Braunschweig</span>. ‒ Welches sie sehr bedauert verfehlt zu haben ‒ und ein paar Aufträge vom Zaune bricht; ich soll ihr das lezte Stück vom Athenäum schicken ‒ nehmlich geliehen oder geschenkt ‒ und Du hättest zwar keine Nachricht von Dir gegeben, aber sie ließe Dich doch grüßen ‒ und mit <span class="index-4309 tp-22739 ">dem </span><span class="index-4309 tp-22739 index-4308 tp-22738 weight-bold ">Parny</span> solltest Du Dich nicht weiter bemühn. Alles sehr süß und steif stylisirt. Wenn Du es nicht glauben wilst, schick ich Dir den Brief. Was soll ich nun erwiedern? Alles, was Du willst, nur solst Du ihr nicht schreiben. Nicht wahr, Du wilst auch nicht? Ich kann sie nicht leiden, aber <span class="index-74 tp-22727 ">Unzelinen</span> bring nur, der bin ich gewiß gut.<br><span class="index-4291 tp-22728 index-4290 tp-22729 weight-bold ">Mereaus</span> sind geschieden, und sie abgereißt nach <span class="index-4313 tp-22755 ">Kamburg</span> zu <span class="index-4314 tp-22756 ">ihrer dort verheyratheten Schwester</span> nebst dem Kind und 200 rh. Gehalt. <span class="index-4291 tp-22730 weight-bold ">Mereau</span> hat Schelling den ganzen Verlauf im Erbprinzen französisch erzählt. Sie sind getrennt <span class="weight-bold ">par le Chemin de la Grace</span> (der auch <span class="weight-bold ">le chemin de la disgrace</span> ist) unmittelbar vom Fürsten, blos auf ihre gegenseitige Übereinstimmung hin, in diesem Punkt. Beyde können sich wieder vermählen und <span class="weight-bold ">Mereau</span> sieht schon umher, wen er verschlingen will, ob er gleich sagt, <span class="weight-bold ">jʼai aimé beaucoup </span><span class="weight-bold index-4290 tp-22731 ">ma femme</span><span class="weight-bold ">, je lʼaime encore et je lʼaimerai toujours</span>.<br><span class="weight-bold ">Et moi je suis dans le train dʼécrire toujours, cʼest à</span> <span class="weight-bold ">dire continuellement</span>. Lebe wohl, lieber Wilhelm. Komm bald. Ich wollte, ich könte das mit dem <span class="weight-bold ">Shakesp</span>. ungeschehn machen. Aber denk nur nicht etwa, daß <span class="weight-bold ">wir</span> Cottas zunftmäßige und partheyische Ansicht darüber haben.<br><span class="index-4233 tp-22732 ">Die Mutter</span> hat heute geschrieben; sie ist wohl, aber <span class="index-1928 tp-22733 ">Philipps</span> Jungen, <span class="index-2493 tp-22736 ">Gustav Adolph</span> und <span class="index-4307 tp-22737 ">Eduard Conradin</span>, sind beyde tödlich krank gewesen und sie fängt an einzusehn, es gebe allenthalben Noth.<br>Nochmals lebe wohl, grüße <span class="index-132 tp-22734 ">die Bernhardi</span>. Schreibe doch, wann Du ohngefähr zu kommen gedenkst, und vor allen Dingen, komm wirklich.<br><span class="index-1929 tp-22735 ">Luisen</span> bringe ein <span class="weight-bold ">bouquet</span> <span class="weight-bold ">weißer Blumen,</span> wie sie auf eine Mütze passen, mit. Die Unzeline wird das wissen, es giebt dort eine Fabrik. Mir die Tassen. <span class="index-3118 tp-77151 ">Emma</span> einen Jahrhundertsilberthaler.<br>Mache keine Einlagen blos in der Absicht Postgeld zu sparen. Ich muß doch das Doppelte bezahlen.<br><br>[Späteres Blatt.]<br>Wenn Du die bestellten Sachen noch nicht eingekauft hast, so bitte ich um Erlaubniß, das <span class="weight-bold ">Bouquet</span> für Luise in ein paar weißseidne schöne Frauenstrümpfe für sie [zu] verwandeln. Ich denke ihr dann dazu ein paar solche Schuh zu geben, wie ich Dich um welche bat, denn ich habe wirklich dergleichen, sie sind mir nur zu gros, und ich habe sie noch nie getragen. Sie braucht beydes sehr nöthig.<br>Wir wünschen auch, daß Du Dich nach dem Preise von <span class="weight-bold ">weißem Crepflor</span> erkundigen möchtest durch <span class="index-812 tp-22757 ">Mad. Meyer</span>, um, wenn er wohlfeil dort ist, vielleicht noch eine Bestellung zu machen. Wilst Du das wohl artigst nicht vergessen. <span class="index-1929 tp-47177 weight-bold ">Mad</span><span class="index-1929 tp-47177 ">. Wiedemann</span> bittet darum, zu Zeiten genannt <span class="weight-bold ">Madame</span> Wüthemann.', '36_xml' => '<p>[<placeName key="12">Jena</placeName>] d. 18ten [‒?] May. [18]01.<lb/>Dein Brief vom 9ten May mit den Einlagen an <persName key="56">Friedrich Tiek</persName> ist volle 8 Tage unterwegens geblieben, so daß ich ihn am Sonnabend eben erhielt, da <persName key="62">Schelling</persName> hinüber nach <placeName key="58">Weimar</placeName> reiten wollte. Ich gab ihm den ganzen Inhalt noch mit, besonders das heilige Interresse des <persName key="4"><name key="344" type="work"><hi rend="weight:bold">Shakespear</hi></name></persName> bey <persName key="539">Cotta</persName>, was er auch selber, schon der allgemeinen Rücksicht wegen, zur Gnüge gefaßt hatte. Ich will Dir erzählen, was er zurückbringt. Erstlich die Nachricht, die wir voraussahn, daß auch Cotta sich entzogen habe. Dann hat er eine Stunde lang mit ihm über die Ursachen geredet. Ich hatte ihm Deine erste Geschichte der Sache mitgegeben, um, wenn Cotta etwa fälschlich berichtet wäre, zu widerlegen und zu ergänzen. Allein Cotta hatte das Wahre gewußt und, wie es scheint, mit Unger viel darüber verhandelt. Daraus erhellte, daß <persName key="67">Unger</persName> alles auf frühere Spannung schob und auf seine momentane Tollköpfigkeit. Ferner, daß <persName key="67">U.</persName> wirklich die Sache tief gekränkt habe. Die feierliche Anmahnung in Deinem Billet, das Begehren die Bücher zu sehn, was er Dir freylich selbst sehr unbesonnen angeboten habe, indem das ein ehrlicher Mann unter den Buchhändlern sonst nie zu thun pflege ‒ und dann der schnelle Proceß. Daß <persName key="69">Grattenauer</persName> zuerst gütlich geschrieben, hat ihn vermuthlich noch in der Tollheit getroffen, und er hat es als eine bloße Formalität angesehn. Die Grobheit <hi rend="weight:bold">seines</hi> Billets hat er vollkommen eingestanden. Er würde Dir ohne das Deinige aber gewiß Geld geschickt haben. Cotta <hi rend="weight:bold">wollte</hi> er, ebenfals ohne es wirklich zu thun, aus seinen Büchern beweisen, daß von den leztern Theilen <name key="344" type="work">des <hi rend="weight:bold">Shakes</hi>.</name> nur 400 Exemplare abgesetzt worden wären, übrigens riethe er ihm nicht ab, sondern vielmehr zu. ‒ Cottas Ansicht ist die gewesen: es beruhe alles auf persönlicher Spannung, ohne die es nicht so weit hätte kommen müssen, und er glaubte was diese beträfe sehr gern, daß <persName key="380">die Unger</persName> eine Kanaille wär ‒ er hätte noch von niemand ein anders Urtheil über sie gehört. Aber U. sey doch ein vollkommen honetter Mann und Du hättest eigentlich mit ihm in dem Verhältniß stehn müssen, wie er ZB. mit <persName key="55">Fichte</persName> im Ganzen und Großen, wo so eine kleine Nachauflage mehrmals ohne vorläufige Nachricht vorfiele ‒ ja er habe <name key="1415" type="work"><persName key="88">Schillers</persName> Wallenstein</name> noch einmal aufgelegt, ohne diesem ein Wort zu sagen wie nach <orgName key="6043">der Messe</orgName> usw. Kurz, Du hättest es wohl gleich zu Anfang zu gespannt gerügt und mit Mistrauen, wenigstens habe es U. so überrascht, daß er auch gleich mit dem Erbieten die Bücher zu zeigen herausgefahren wäre. Verbergen habe dieser es durchaus nicht wollen. Er hat denn auch geltend gemacht, daß er Dir jetzt mehr bezahle. So wie Cotta nun den Buchhandel, die Stimmung für U. und die Zeitumstände kennte, würde es Dir sehr schwer fallen einen ordentlichen Verleger zu finden. Zuletzt hat er sich mit dem Erbieten herausgelassen zwischen Dir und U. den Vermittler zu machen, und das auf eine solche Weise, daß Schelling meynt, Ungers Wünsche müsten selbst dahin gegangen seyn. Er hat sehr darauf appüyirt, daß U. der Handel sehr unglücklich mache.<lb/>Deine Aufträge haben <persName key="56">Tiek</persName> schwerlich mehr in <placeName key="22">Leipzig</placeName> gefunden und überhaupt ist ein solch Geschäft Tieks Stärke nicht. Ich vermuthe daher, es ist noch nichts weiter geschehn. <persName key="4271">Vieweg</persName> wäre der einzige, der gegen Unger an gern etwas thäte. <persName key="99">Perthes</persName>, sagt Schelling, hat nicht <hi rend="weight:bold">fonds</hi> genung für diese Unternehmung und ist außerdem Deinen Gegnern dienstbar. Cotta hat gern eingestanden, daß sie etwas solides sey. Was ist nun zu thun? Du kanst von der möglichen Fehlschlagung zu der Eröffnung einer Subscription doch Ärger einerndten. Schelling räth eine stille Pause und eine endliche Wiedervereinigung mit Unger. Er will gern Cotta das Nöthige darüber mittheilen, damit Du es nicht zu thun brauchst.<lb/>Ich weiß nicht, in wie fern Du den Rath annehmen magst und kannst. Fällt der Proceß für Dich aus, so ist es möglich. Hemmen wirst Du ihn jetzt in seinen Lauf nicht wollen. Ich kann Dir nicht sagen, wie toll wir hier über das dumme Ereigniß sind. Daß man darum den Muth nicht sinken läßt, versteht sich wohl ‒ aber wenn es nun dahin käme, daß <name key="344" type="work">der <hi rend="weight:bold">Shakespear</hi></name> in Stocken geriethe, der gleichsam Deine Amtsbedienung ausmacht, so würde das infame Volk sich ungefähr eben so freuen, als wie <persName key="55">Fichte</persName> den hiesigen Professorstuhl verließ. Ich wünschte sehr mündlich mit Dir darüber reden zu können. ‒ Recht entsinne ich mich nicht, wie das vor dem Jahr mit den Briefen kam, weil ich eben krank war. Warest Du nicht böse, daß Unger auf keine Vorschläge <hi rend="weight:bold">entriren</hi> wollte?<lb/>Ich bitte Dich nur, halte Dich künftig ganz für Dich selber und apart in Deinen Geschäften. Ohne die fremden Einschlagsfäden würde Dein eignes zu betreibendes Gewebe von Grund aus reiner seyn. Sey nicht böse, mein lieber Schlegel, und argwehne, daß ich Dich Deinen Freunden entziehn wolle ‒ aber geschieht ihnen ein Dienst, wenn Du Verdruß hast? Erfordert die Freundschaft diese Art von Thätigkeit und Theilung des Interresse? <persName key="8">Friedrich</persName> weiß doch gewiß Freund zu seyn ‒ aber siehe die Lilien auf dem Felde, sie arbeiten nicht und unser himmlischer Vater nähret sie doch. Bedenk, daß Du ganz für Dich allein auch mit Unger eine wenigstens oberflächliche fröliche Gemeinschaft hättest haben können. Wenn ich unrecht sehe nach Deiner Einsicht, so schilt mich nur nicht, ich meyne es blos gut mit Dir, ohne es böse mit andern zu meynen. Herzlich freu ich mich, daß Du auf keinen Fall an eine kritische Arbeit denkst, und das mit <name key="77" type="work">einer Tragödie <persName key="1411">des Euripides</persName></name> scheint mir auch gut. Nur bleibt die Hauptsache immer der Rumpf Deines Ruhmes, um so zu sprechen, einen Kopf, und Hände und Füße hat er schon. Wenn während dessen Capital verzehrt werden muß, was ist daran gelegen? Ich habe keine Pflicht mehr auf mir, zusammenzuhalten, was ich besitze, und es kann nicht besser angewendet werden als Dir Muße zu verschaffen, so weit es reicht.<lb/>Daß Dir Unger die 30 <hi rend="weight:bold">Louisdʼor</hi> gleich bezahlt, daran kann ich nicht zweifeln, sonst schickte ich Dir Geld in <hi rend="weight:bold">natura</hi>. Eins habe ich noch gethan, <persName key="1928">Philipp</persName> hatte an <persName key="276">Hufeland</persName> eine beträchtliche Summe zu fordern. Ich habe ihm geschrieben, wenn Hufeland ihm noch nicht gezahlt, so solle er Dir die Vollmacht ertheilen Dir es auszahlen zu lassen und es so einrichten, daß wir Philipp noch 100 rh. schuldig würden. Dann kannst Du Hufeland gleich abfinden. Möglich ist es freylich, daß Philipp das Geld nun schon hat und auch in den jezigen Umständen und Theurung nicht entbehren kann. ‒ Wie viel ich erhalten habe und noch erhalten werde, hast Du aus der Note von Friedrich gesehn. Wenn <persName key="31">Fromman</persName> die 12 Carolin bringt, so möcht ich gern <persName key="4268">die Niethammer</persName> bezahlen ‒ es steht noch 1 <hi rend="weight:bold">Louisdʼor</hi> von der vorigen Miethe. Für <persName key="4230">Succow</persName> habe ich die 4 <hi rend="weight:bold">Louisdʼor</hi> schon zurückgelegt. Ich werde für mich und <persName key="4261">Rose</persName> nicht viel über 3 <hi rend="weight:bold">Louisdʼor</hi> für den Monat brauchen für die ganze Wirthschaft, aber da ich <persName key="1929">Luisen</persName> schuldig geworden bin, so muß ich 2 Monate lang auch für sie mit stehn. Manche Dinge habe ich denn auch ganz nothwendig ankaufen müssen ‒ darunter gehörten, weil eben Markt war, Gläser für einige rh. Ich dachte daran, wie Du mich mit dem ersten splendiden Einkauf der Gläser necktest, und muste lächeln, was auch eben so ein Weinen hätte seyn können, über diesen Refrain des Geschickes; Du wirst gewiß wieder finden, daß ich zu viel gekauft habe. Ich weiß nicht, warum es mir immer mit dem Glase so geht. Dieses soll nun gewiß nicht so bald brechen. Was das verwandte Glück betrift ‒ das ist gebrochen, und nicht zu ersetzen. Sey übrigens nicht bange wegen den Verschönerungsanstalten, von denen ich neulich in der Erwartung <persName key="74">Unzelinettens</persName> Meldung that. Ich habe noch nicht einmal wegen des Porzelans geschrieben und will es auch nicht eher, bis Du kommst. Das Alkoven Zimmer läßt die Niethammer übermahlen. Meines mag so bleiben.<lb/>Du mußt seit dem 9ten noch recht viel Briefe von mir erhalten haben, ich schrieb fast jeden Postag. Damals scheint das Packet mit <name key="4311" type="work">Fichtens Schrift</name> noch nicht in Deinen Händen gewesen zu seyn, wo ich auch einen Brief beygelegt hatte. Seitdem adressirte ich einigemal in der Ungewißheit noch in Dein altes <hi rend="weight:bold">logis</hi> und dachte, Du würdest dort wohl Aufträge gegeben haben.<lb/>Deine Einlage an <persName key="8">Friedrich</persName> setzte mich in große Verlegenheit ‒ ich war aufs äußerste versucht sie zurückzubehalten, hielt mich am Ende aber doch nicht für befugt dazu, und schickte sie hin. Wenn Du ihm nur auf seine eigne Erwähnung der Fremdheit zwischen uns geantwortet hast, so ist es gut ‒ aber als Klage und Verlegenheit von mir, so ist es schlimm für mich. Alles, was zu thun war, mußte seit meinem Briefe von seiner Seite geschehn, und es stand ihm weiter nichts zu sagen als: <hi rend="weight:bold">ihr</hi> seyd es nicht, der sich zu beschweren hat. Jetzt wird er sich ja freylich gegen Dich erklären müssen. Aber Du, mein Freund, wirst mich darauf hin zu nichts nöthigen wollen. Der allgemeine Friede wird auch gewiß besser ohne die allgemeine Gemeinschaft bestehn, und Du solst sehn, daß <hi rend="weight:bold">Du</hi> ganz frey bleibst neben <hi rend="weight:bold">meiner</hi> billigen Zurückhaltung. Ich bin die Diskretion, die Schonung, und zu Anfang die ächteste Freundschaft selbst gewesen in dem Verhältniß mit <persName key="8">Friedrich</persName> und <persName key="180">der Veit</persName>. So viel gerechte Güte hast Du jetzt für mich wieder gewonnen, daß Du das meinige gegen Dich in jenes nicht mischest. ‒<lb/><persName key="62">Schelling</persName> hat <persName key="137">Goethen</persName> die Briefe an <persName key="56">Tiek</persName> gegeben. Die haben noch nicht gewußt, daß er hinkommen würde. <persName key="1267">Mephistopheles, das ist Meyer</persName>, hat sich etwas neidisch geäußert. Die kleine Kröte, warum kann sie selbst nichts machen als Witz? und Kritik? Er ahme <persName key="2550">den <hi rend="weight:bold">Giulio Romano</hi></persName> nach, hat er mit Verachtung gesagt. Nun, wenn er das nur könnte. Goethe läßt sich auch nicht dadurch irre machen.<lb/><persName key="4255">Kilian</persName> hat hier auf seinen Zimmer gelesen, da er es nicht oeffentlich sollte. Neue <hi rend="weight:bold">Denunciation</hi> von Seiten <persName key="4256">Gruners</persName> und Suspension durch die Fakultät. Nun will man <persName key="2889">den Herzog</persName> persönlich gegen ihn wie gegen Fichte gewinnen. Es wird wohl an sämtliche Höfe gebracht werden und Hufeland hat gemeint, er würde es doch am Ende durchsetzen, aber ist es nicht schändlich? <persName key="2983">Loder</persName> mischt sich in alles, aber so, daß er die Hände gleich wieder herauszieht ‒ er hat es Schelling eben selbst in <placeName key="58">Weimar</placeName> gesagt: ja, <hi rend="weight:bold">er</hi> suche sich nur für seine Person davon zu bringen. Es ist artig, wie sie die Maximen selbst aussprechen. ‒ Hier schreibe ich Dir eine Anekdote für Fichte. <persName key="196">Vermehren</persName> wollte in seinem ehmaligen Hörsal lesen, aber durch eine sehr starke Impertinenz des Inhabers (Fichtens ehmaligen Famulus) fand er am ersten Tage das Zimmer verschlossen, so daß es selbigesmal nicht zum Lesen kam. Alle, die an dem Saal theil hatten, gingen nun mit Eins ab, und Vermehren wählte <persName key="244">Schützens</persName> <hi rend="weight:bold">auditorium</hi>, hatte sich seinen <hi rend="weight:bold">debut</hi> aufgeschrieben, in welchem sich etwas auf die hohe Empfindung bezog, auf Fichtens Lehrstuhl zu stehen ‒ eine Formel, die sämtlich daselbst Lesende durch die Bank gebraucht haben ‒ und ließt das nun auf Schützens ‒ Stuhl mit ab. Luise hat dies gestern bey Hufelands von einigen Herren erzählen hören, die dabey waren.<lb/>Wir haben <name key="4311" type="work">den sonnenklaren</name> ‒ ich bitte Dich, was ist es doch, daß Fichte treibt seine Lehre den Leuten wie einen Wollsack vor die Füße zu schmeißen, und wieder aufzufangen und nochmals hinzuwerfen? Es gehört eine unsägliche Geduld dazu, und am Ende, zum Guckguck, wenn sie es nicht verstehn, was liegt daran, und wer kann sie im Ernst zwingen wollen! Ich habe mich sehr darüber lustig gemacht. Schelling hat nur so hineingesehn, aber ich habe es gelesen. Es ist ein komischer Hang. Fichte hat ja auch <name key="4310" type="work">etwas gegen Reinhold geschrieben</name>; davon hatte <persName key="539">Cotta</persName>, auf dessen Kosten es gedruckt ist, erst in <placeName key="22">Leipzig</placeName> erfahren und meynt, das wär eben das rechte Verhältniß zwischen Buchhändler und Schriftsteller. Fichte und <persName key="43">Schleyermacher</persName> sehen sich wohl gar nicht? Lezteres Reden sind in <name key="19" type="periodical">den <placeName key="2">Göttinger</placeName> Anzeigen</name> recensirt, <hi rend="weight:bold">vielleicht</hi> von <persName key="8">Deinem Bruder</persName>. Hast Du die Rezension <name key="162" type="periodical">des Athenäum</name> in <name key="3092" type="periodical">der Erlanger Zeitung</name> gesehn? 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Es ist eine wahre Wonne um das Verstehen lernen, und das Erleuchten einer dunkeln Vorstellung, und endlich um die Ruhe dieser Vorstellung selbst. Da das Höchste nicht zu hoch für ‒ diejenige kleine Person ist, welche Dir schreibt ‒ so kann ich diese strenge Folge, da sie mir so lebendig erklärt wird besonders, und das von allem Subjektivem gleichsam entbundene Bild der Welt auch besser fassen als den sonnenklaren ‒ Und wie stille macht sie das Gemüth. Ja, ich glaube wohl an den Himmel in <persName key="769">Spinozas</persName> Seele, dessen Eins und Alles gewiß das alte Urgefühl ist, das sich nun auch in Schelling wieder zum Lichte drängt.<lb/>–<lb/>Apropos, dünkt Dich die Form der Darstellung wieder barbarisch? Sie sah mir auf den ersten Blick freylich so aus, aber ich kann sie für den Zweck nicht tadeln, so wenig als in einem arithmetischen Buch die Zahlen. Und ich möchte wissen, ob es wohl eine andre Form als die mathematische gäbe für die Speculation ‒ Poesie ist = Offenbarung.<lb/>–<lb/>Wir wollen uns nunmehr zu einigen andern Materien innerhalb des Raumes wenden. Ich finde unter Deinen Rechnungen einen Weinbrief über <hi rend="weight:bold">ein Fässel,</hi> was wenig Tage vor Deiner Abreise muß angekommen seyn. Das hast Du wohl <persName key="8">Friedrich</persName> überlassen? Denn es findet sich nichts als die unbezahlte Note. Ich habe keinen aus <placeName key="1783">Salzburg</placeName> verschrieben. <persName key="2983">Loder</persName> sagte mir, daß man den nehmlichen Ofner Wein in <placeName key="1633">Erfurt</placeName> bekäme. Nun habe ich mich dorthin gewendet um eine kleine Quantität, vors erste nur für Schelling, der natürlich die Damen bisher mit Wein und <hi rend="weight:bold">Mareschino</hi> unterstüzt hat.<lb/>Denke Dir nur eines, was ich unmöglich so lange auf dem Herzen behalten kann, bis Du kommst ‒ Mein Sopha war ganz ruinirt und ich hatte es doch nach meiner Abreise gleich umzustopfen angeordnet, was auch, laut der Rechnung des Sattlers, geschehn war. Ich sah das Ding lange gedankenlos an, endlich frage ich Rosen ‒ da hat Friedrich meine Stube, nachdem Du wegwarst, zu seinen Schlafzimmer gemacht und die Betten auf das Sopha legen lassen. Ist das nun wirklich nicht sehr unmanierlich von dem göttlichen Philosophen ‒ und gegen alle Dir und mir schuldige Bescheidenheit?<lb/>–<lb/>Allerliebster Freund, Deine Liebschaften sind in Desperazion und wenden sich in selbiger an mich. Ich habe wahr und wahrhaftig einen Brief von <persName key="1494">der <hi rend="weight:bold">Dame Nuys</hi></persName> erhalten ‒ die ich nicht besucht, nicht wiedergesehn hatte, außer das erste am lezten Tage in <placeName key="60">Braunschweig</placeName>. ‒ Welches sie sehr bedauert verfehlt zu haben ‒ und ein paar Aufträge vom Zaune bricht; ich soll ihr das lezte Stück vom Athenäum schicken ‒ nehmlich geliehen oder geschenkt ‒ und Du hättest zwar keine Nachricht von Dir gegeben, aber sie ließe Dich doch grüßen ‒ und mit <name key="4309" type="work">dem <persName key="4308"><hi rend="weight:bold">Parny</hi></persName></name> solltest Du Dich nicht weiter bemühn. Alles sehr süß und steif stylisirt. Wenn Du es nicht glauben wilst, schick ich Dir den Brief. Was soll ich nun erwiedern? Alles, was Du willst, nur solst Du ihr nicht schreiben. Nicht wahr, Du wilst auch nicht? Ich kann sie nicht leiden, aber <persName key="74">Unzelinen</persName> bring nur, der bin ich gewiß gut.<lb/><persName key="4291"><persName key="4290"><hi rend="weight:bold">Mereaus</hi></persName></persName> sind geschieden, und sie abgereißt nach <placeName key="4313">Kamburg</placeName> zu <persName key="4314">ihrer dort verheyratheten Schwester</persName> nebst dem Kind und 200 rh. Gehalt. <persName key="4291"><hi rend="weight:bold">Mereau</hi></persName> hat Schelling den ganzen Verlauf im Erbprinzen französisch erzählt. Sie sind getrennt <hi rend="weight:bold">par le Chemin de la Grace</hi> (der auch <hi rend="weight:bold">le chemin de la disgrace</hi> ist) unmittelbar vom Fürsten, blos auf ihre gegenseitige Übereinstimmung hin, in diesem Punkt. Beyde können sich wieder vermählen und <hi rend="weight:bold">Mereau</hi> sieht schon umher, wen er verschlingen will, ob er gleich sagt, <hi rend="weight:bold">jʼai aimé beaucoup <persName key="4290">ma femme</persName>, je lʼaime encore et je lʼaimerai toujours</hi>.<lb/><hi rend="weight:bold">Et moi je suis dans le train dʼécrire toujours, cʼest à</hi> <hi rend="weight:bold">dire continuellement</hi>. Lebe wohl, lieber Wilhelm. Komm bald. Ich wollte, ich könte das mit dem <hi rend="weight:bold">Shakesp</hi>. ungeschehn machen. Aber denk nur nicht etwa, daß <hi rend="weight:bold">wir</hi> Cottas zunftmäßige und partheyische Ansicht darüber haben.<lb/><persName key="4233">Die Mutter</persName> hat heute geschrieben; sie ist wohl, aber <persName key="1928">Philipps</persName> Jungen, <persName key="2493">Gustav Adolph</persName> und <persName key="4307">Eduard Conradin</persName>, sind beyde tödlich krank gewesen und sie fängt an einzusehn, es gebe allenthalben Noth.<lb/>Nochmals lebe wohl, grüße <persName key="132">die Bernhardi</persName>. Schreibe doch, wann Du ohngefähr zu kommen gedenkst, und vor allen Dingen, komm wirklich.<lb/><persName key="1929">Luisen</persName> bringe ein <hi rend="weight:bold">bouquet</hi> <hi rend="weight:bold">weißer Blumen,</hi> wie sie auf eine Mütze passen, mit. Die Unzeline wird das wissen, es giebt dort eine Fabrik. Mir die Tassen. <persName key="3118">Emma</persName> einen Jahrhundertsilberthaler.<lb/>Mache keine Einlagen blos in der Absicht Postgeld zu sparen. Ich muß doch das Doppelte bezahlen.<lb/><lb/>[Späteres Blatt.]<lb/>Wenn Du die bestellten Sachen noch nicht eingekauft hast, so bitte ich um Erlaubniß, das <hi rend="weight:bold">Bouquet</hi> für Luise in ein paar weißseidne schöne Frauenstrümpfe für sie [zu] verwandeln. Ich denke ihr dann dazu ein paar solche Schuh zu geben, wie ich Dich um welche bat, denn ich habe wirklich dergleichen, sie sind mir nur zu gros, und ich habe sie noch nie getragen. Sie braucht beydes sehr nöthig.<lb/>Wir wünschen auch, daß Du Dich nach dem Preise von <hi rend="weight:bold">weißem Crepflor</hi> erkundigen möchtest durch <persName key="812">Mad. Meyer</persName>, um, wenn er wohlfeil dort ist, vielleicht noch eine Bestellung zu machen. Wilst Du das wohl artigst nicht vergessen. <persName key="1929"><hi rend="weight:bold">Mad</hi>. Wiedemann</persName> bittet darum, zu Zeiten genannt <hi rend="weight:bold">Madame</hi> Wüthemann.</p>', '36_xml_standoff' => '[<anchor type="b" n="12" ana="10" xml:id="NidB22677"/>Jena<anchor type="e" n="12" ana="10" xml:id="NidE22677"/>] d. 18ten [‒?] May. [18]01.<lb/>Dein Brief vom 9ten May mit den Einlagen an <anchor type="b" n="56" ana="11" xml:id="NidB22678"/>Friedrich Tiek<anchor type="e" n="56" ana="11" xml:id="NidE22678"/> ist volle 8 Tage unterwegens geblieben, so daß ich ihn am Sonnabend eben erhielt, da <anchor type="b" n="62" ana="11" xml:id="NidB22680"/>Schelling<anchor type="e" n="62" ana="11" xml:id="NidE22680"/> hinüber nach <anchor type="b" n="58" ana="10" xml:id="NidB22740"/>Weimar<anchor type="e" n="58" ana="10" xml:id="NidE22740"/> reiten wollte. Ich gab ihm den ganzen Inhalt noch mit, besonders das heilige Interresse des <anchor type="b" n="4" ana="11" xml:id="NidB22681"/><anchor type="b" n="344" ana="12" xml:id="NidB47173"/><hi rend="weight:bold">Shakespear</hi><anchor type="e" n="344" ana="12" xml:id="NidE47173"/><anchor type="e" n="4" ana="11" xml:id="NidE22681"/> bey <anchor type="b" n="539" ana="11" xml:id="NidB22679"/>Cotta<anchor type="e" n="539" ana="11" xml:id="NidE22679"/>, was er auch selber, schon der allgemeinen Rücksicht wegen, zur Gnüge gefaßt hatte. Ich will Dir erzählen, was er zurückbringt. Erstlich die Nachricht, die wir voraussahn, daß auch Cotta sich entzogen habe. Dann hat er eine Stunde lang mit ihm über die Ursachen geredet. Ich hatte ihm Deine erste Geschichte der Sache mitgegeben, um, wenn Cotta etwa fälschlich berichtet wäre, zu widerlegen und zu ergänzen. Allein Cotta hatte das Wahre gewußt und, wie es scheint, mit Unger viel darüber verhandelt. Daraus erhellte, daß <anchor type="b" n="67" ana="11" xml:id="NidB22682"/>Unger<anchor type="e" n="67" ana="11" xml:id="NidE22682"/> alles auf frühere Spannung schob und auf seine momentane Tollköpfigkeit. Ferner, daß <anchor type="b" n="67" ana="11" xml:id="NidB22683"/>U.<anchor type="e" n="67" ana="11" xml:id="NidE22683"/> wirklich die Sache tief gekränkt habe. Die feierliche Anmahnung in Deinem Billet, das Begehren die Bücher zu sehn, was er Dir freylich selbst sehr unbesonnen angeboten habe, indem das ein ehrlicher Mann unter den Buchhändlern sonst nie zu thun pflege ‒ und dann der schnelle Proceß. Daß <anchor type="b" n="69" ana="11" xml:id="NidB22684"/>Grattenauer<anchor type="e" n="69" ana="11" xml:id="NidE22684"/> zuerst gütlich geschrieben, hat ihn vermuthlich noch in der Tollheit getroffen, und er hat es als eine bloße Formalität angesehn. Die Grobheit <hi rend="weight:bold">seines</hi> Billets hat er vollkommen eingestanden. Er würde Dir ohne das Deinige aber gewiß Geld geschickt haben. Cotta <hi rend="weight:bold">wollte</hi> er, ebenfals ohne es wirklich zu thun, aus seinen Büchern beweisen, daß von den leztern Theilen <anchor type="b" n="344" ana="12" xml:id="NidB22685"/>des <hi rend="weight:bold">Shakes</hi>.<anchor type="e" n="344" ana="12" xml:id="NidE22685"/> nur 400 Exemplare abgesetzt worden wären, übrigens riethe er ihm nicht ab, sondern vielmehr zu. ‒ Cottas Ansicht ist die gewesen: es beruhe alles auf persönlicher Spannung, ohne die es nicht so weit hätte kommen müssen, und er glaubte was diese beträfe sehr gern, daß <anchor type="b" n="380" ana="11" xml:id="NidB22686"/>die Unger<anchor type="e" n="380" ana="11" xml:id="NidE22686"/> eine Kanaille wär ‒ er hätte noch von niemand ein anders Urtheil über sie gehört. Aber U. sey doch ein vollkommen honetter Mann und Du hättest eigentlich mit ihm in dem Verhältniß stehn müssen, wie er ZB. mit <anchor type="b" n="55" ana="11" xml:id="NidB22687"/>Fichte<anchor type="e" n="55" ana="11" xml:id="NidE22687"/> im Ganzen und Großen, wo so eine kleine Nachauflage mehrmals ohne vorläufige Nachricht vorfiele ‒ ja er habe <anchor type="b" n="1415" ana="12" xml:id="NidB22689"/><anchor type="b" n="88" ana="11" xml:id="NidB22688"/>Schillers<anchor type="e" n="88" ana="11" xml:id="NidE22688"/> Wallenstein<anchor type="e" n="1415" ana="12" xml:id="NidE22689"/> noch einmal aufgelegt, ohne diesem ein Wort zu sagen wie nach <anchor type="b" n="6043" ana="15" xml:id="NidB40029"/>der Messe<anchor type="e" n="6043" ana="15" xml:id="NidE40029"/> usw. Kurz, Du hättest es wohl gleich zu Anfang zu gespannt gerügt und mit Mistrauen, wenigstens habe es U. so überrascht, daß er auch gleich mit dem Erbieten die Bücher zu zeigen herausgefahren wäre. Verbergen habe dieser es durchaus nicht wollen. Er hat denn auch geltend gemacht, daß er Dir jetzt mehr bezahle. So wie Cotta nun den Buchhandel, die Stimmung für U. und die Zeitumstände kennte, würde es Dir sehr schwer fallen einen ordentlichen Verleger zu finden. Zuletzt hat er sich mit dem Erbieten herausgelassen zwischen Dir und U. den Vermittler zu machen, und das auf eine solche Weise, daß Schelling meynt, Ungers Wünsche müsten selbst dahin gegangen seyn. Er hat sehr darauf appüyirt, daß U. der Handel sehr unglücklich mache.<lb/>Deine Aufträge haben <anchor type="b" n="56" ana="11" xml:id="NidB22693"/>Tiek<anchor type="e" n="56" ana="11" xml:id="NidE22693"/> schwerlich mehr in <anchor type="b" n="22" ana="10" xml:id="NidB22691"/>Leipzig<anchor type="e" n="22" ana="10" xml:id="NidE22691"/> gefunden und überhaupt ist ein solch Geschäft Tieks Stärke nicht. Ich vermuthe daher, es ist noch nichts weiter geschehn. <anchor type="b" n="4271" ana="11" xml:id="NidB22690"/>Vieweg<anchor type="e" n="4271" ana="11" xml:id="NidE22690"/> wäre der einzige, der gegen Unger an gern etwas thäte. <anchor type="b" n="99" ana="11" xml:id="NidB22692"/>Perthes<anchor type="e" n="99" ana="11" xml:id="NidE22692"/>, sagt Schelling, hat nicht <hi rend="weight:bold">fonds</hi> genung für diese Unternehmung und ist außerdem Deinen Gegnern dienstbar. Cotta hat gern eingestanden, daß sie etwas solides sey. Was ist nun zu thun? Du kanst von der möglichen Fehlschlagung zu der Eröffnung einer Subscription doch Ärger einerndten. Schelling räth eine stille Pause und eine endliche Wiedervereinigung mit Unger. Er will gern Cotta das Nöthige darüber mittheilen, damit Du es nicht zu thun brauchst.<lb/>Ich weiß nicht, in wie fern Du den Rath annehmen magst und kannst. Fällt der Proceß für Dich aus, so ist es möglich. Hemmen wirst Du ihn jetzt in seinen Lauf nicht wollen. Ich kann Dir nicht sagen, wie toll wir hier über das dumme Ereigniß sind. Daß man darum den Muth nicht sinken läßt, versteht sich wohl ‒ aber wenn es nun dahin käme, daß <anchor type="b" n="344" ana="12" xml:id="NidB22788"/>der <hi rend="weight:bold">Shakespear</hi><anchor type="e" n="344" ana="12" xml:id="NidE22788"/> in Stocken geriethe, der gleichsam Deine Amtsbedienung ausmacht, so würde das infame Volk sich ungefähr eben so freuen, als wie <anchor type="b" n="55" ana="11" xml:id="NidB22789"/>Fichte<anchor type="e" n="55" ana="11" xml:id="NidE22789"/> den hiesigen Professorstuhl verließ. Ich wünschte sehr mündlich mit Dir darüber reden zu können. ‒ Recht entsinne ich mich nicht, wie das vor dem Jahr mit den Briefen kam, weil ich eben krank war. Warest Du nicht böse, daß Unger auf keine Vorschläge <hi rend="weight:bold">entriren</hi> wollte?<lb/>Ich bitte Dich nur, halte Dich künftig ganz für Dich selber und apart in Deinen Geschäften. Ohne die fremden Einschlagsfäden würde Dein eignes zu betreibendes Gewebe von Grund aus reiner seyn. Sey nicht böse, mein lieber Schlegel, und argwehne, daß ich Dich Deinen Freunden entziehn wolle ‒ aber geschieht ihnen ein Dienst, wenn Du Verdruß hast? Erfordert die Freundschaft diese Art von Thätigkeit und Theilung des Interresse? <anchor type="b" n="8" ana="11" xml:id="NidB22699"/>Friedrich<anchor type="e" n="8" ana="11" xml:id="NidE22699"/> weiß doch gewiß Freund zu seyn ‒ aber siehe die Lilien auf dem Felde, sie arbeiten nicht und unser himmlischer Vater nähret sie doch. Bedenk, daß Du ganz für Dich allein auch mit Unger eine wenigstens oberflächliche fröliche Gemeinschaft hättest haben können. Wenn ich unrecht sehe nach Deiner Einsicht, so schilt mich nur nicht, ich meyne es blos gut mit Dir, ohne es böse mit andern zu meynen. Herzlich freu ich mich, daß Du auf keinen Fall an eine kritische Arbeit denkst, und das mit <anchor type="b" n="77" ana="12" xml:id="NidB22742"/>einer Tragödie <anchor type="b" n="1411" ana="11" xml:id="NidB22741"/>des Euripides<anchor type="e" n="1411" ana="11" xml:id="NidE22741"/><anchor type="e" n="77" ana="12" xml:id="NidE22742"/> scheint mir auch gut. Nur bleibt die Hauptsache immer der Rumpf Deines Ruhmes, um so zu sprechen, einen Kopf, und Hände und Füße hat er schon. Wenn während dessen Capital verzehrt werden muß, was ist daran gelegen? Ich habe keine Pflicht mehr auf mir, zusammenzuhalten, was ich besitze, und es kann nicht besser angewendet werden als Dir Muße zu verschaffen, so weit es reicht.<lb/>Daß Dir Unger die 30 <hi rend="weight:bold">Louisdʼor</hi> gleich bezahlt, daran kann ich nicht zweifeln, sonst schickte ich Dir Geld in <hi rend="weight:bold">natura</hi>. Eins habe ich noch gethan, <anchor type="b" n="1928" ana="11" xml:id="NidB22701"/>Philipp<anchor type="e" n="1928" ana="11" xml:id="NidE22701"/> hatte an <anchor type="b" n="276" ana="11" xml:id="NidB22700"/>Hufeland<anchor type="e" n="276" ana="11" xml:id="NidE22700"/> eine beträchtliche Summe zu fordern. Ich habe ihm geschrieben, wenn Hufeland ihm noch nicht gezahlt, so solle er Dir die Vollmacht ertheilen Dir es auszahlen zu lassen und es so einrichten, daß wir Philipp noch 100 rh. schuldig würden. Dann kannst Du Hufeland gleich abfinden. Möglich ist es freylich, daß Philipp das Geld nun schon hat und auch in den jezigen Umständen und Theurung nicht entbehren kann. ‒ Wie viel ich erhalten habe und noch erhalten werde, hast Du aus der Note von Friedrich gesehn. Wenn <anchor type="b" n="31" ana="11" xml:id="NidB22697"/>Fromman<anchor type="e" n="31" ana="11" xml:id="NidE22697"/> die 12 Carolin bringt, so möcht ich gern <anchor type="b" n="4268" ana="11" xml:id="NidB22698"/>die Niethammer<anchor type="e" n="4268" ana="11" xml:id="NidE22698"/> bezahlen ‒ es steht noch 1 <hi rend="weight:bold">Louisdʼor</hi> von der vorigen Miethe. Für <anchor type="b" n="4230" ana="11" xml:id="NidB22696"/>Succow<anchor type="e" n="4230" ana="11" xml:id="NidE22696"/> habe ich die 4 <hi rend="weight:bold">Louisdʼor</hi> schon zurückgelegt. Ich werde für mich und <anchor type="b" n="4261" ana="11" xml:id="NidB22702"/>Rose<anchor type="e" n="4261" ana="11" xml:id="NidE22702"/> nicht viel über 3 <hi rend="weight:bold">Louisdʼor</hi> für den Monat brauchen für die ganze Wirthschaft, aber da ich <anchor type="b" n="1929" ana="11" xml:id="NidB22743"/>Luisen<anchor type="e" n="1929" ana="11" xml:id="NidE22743"/> schuldig geworden bin, so muß ich 2 Monate lang auch für sie mit stehn. Manche Dinge habe ich denn auch ganz nothwendig ankaufen müssen ‒ darunter gehörten, weil eben Markt war, Gläser für einige rh. Ich dachte daran, wie Du mich mit dem ersten splendiden Einkauf der Gläser necktest, und muste lächeln, was auch eben so ein Weinen hätte seyn können, über diesen Refrain des Geschickes; Du wirst gewiß wieder finden, daß ich zu viel gekauft habe. Ich weiß nicht, warum es mir immer mit dem Glase so geht. Dieses soll nun gewiß nicht so bald brechen. Was das verwandte Glück betrift ‒ das ist gebrochen, und nicht zu ersetzen. Sey übrigens nicht bange wegen den Verschönerungsanstalten, von denen ich neulich in der Erwartung <anchor type="b" n="74" ana="11" xml:id="NidB22703"/>Unzelinettens<anchor type="e" n="74" ana="11" xml:id="NidE22703"/> Meldung that. Ich habe noch nicht einmal wegen des Porzelans geschrieben und will es auch nicht eher, bis Du kommst. Das Alkoven Zimmer läßt die Niethammer übermahlen. Meines mag so bleiben.<lb/>Du mußt seit dem 9ten noch recht viel Briefe von mir erhalten haben, ich schrieb fast jeden Postag. Damals scheint das Packet mit <anchor type="b" n="4311" ana="12" xml:id="NidB22745"/>Fichtens Schrift<anchor type="e" n="4311" ana="12" xml:id="NidE22745"/> noch nicht in Deinen Händen gewesen zu seyn, wo ich auch einen Brief beygelegt hatte. Seitdem adressirte ich einigemal in der Ungewißheit noch in Dein altes <hi rend="weight:bold">logis</hi> und dachte, Du würdest dort wohl Aufträge gegeben haben.<lb/>Deine Einlage an <anchor type="b" n="8" ana="11" xml:id="NidB22746"/>Friedrich<anchor type="e" n="8" ana="11" xml:id="NidE22746"/> setzte mich in große Verlegenheit ‒ ich war aufs äußerste versucht sie zurückzubehalten, hielt mich am Ende aber doch nicht für befugt dazu, und schickte sie hin. Wenn Du ihm nur auf seine eigne Erwähnung der Fremdheit zwischen uns geantwortet hast, so ist es gut ‒ aber als Klage und Verlegenheit von mir, so ist es schlimm für mich. Alles, was zu thun war, mußte seit meinem Briefe von seiner Seite geschehn, und es stand ihm weiter nichts zu sagen als: <hi rend="weight:bold">ihr</hi> seyd es nicht, der sich zu beschweren hat. Jetzt wird er sich ja freylich gegen Dich erklären müssen. Aber Du, mein Freund, wirst mich darauf hin zu nichts nöthigen wollen. Der allgemeine Friede wird auch gewiß besser ohne die allgemeine Gemeinschaft bestehn, und Du solst sehn, daß <hi rend="weight:bold">Du</hi> ganz frey bleibst neben <hi rend="weight:bold">meiner</hi> billigen Zurückhaltung. Ich bin die Diskretion, die Schonung, und zu Anfang die ächteste Freundschaft selbst gewesen in dem Verhältniß mit <anchor type="b" n="8" ana="11" xml:id="NidB22706"/>Friedrich<anchor type="e" n="8" ana="11" xml:id="NidE22706"/> und <anchor type="b" n="180" ana="11" xml:id="NidB22705"/>der Veit<anchor type="e" n="180" ana="11" xml:id="NidE22705"/>. So viel gerechte Güte hast Du jetzt für mich wieder gewonnen, daß Du das meinige gegen Dich in jenes nicht mischest. ‒<lb/><anchor type="b" n="62" ana="11" xml:id="NidB22707"/>Schelling<anchor type="e" n="62" ana="11" xml:id="NidE22707"/> hat <anchor type="b" n="137" ana="11" xml:id="NidB22708"/>Goethen<anchor type="e" n="137" ana="11" xml:id="NidE22708"/> die Briefe an <anchor type="b" n="56" ana="11" xml:id="NidB22748"/>Tiek<anchor type="e" n="56" ana="11" xml:id="NidE22748"/> gegeben. Die haben noch nicht gewußt, daß er hinkommen würde. <anchor type="b" n="1267" ana="11" xml:id="NidB23913"/>Mephistopheles, das ist Meyer<anchor type="e" n="1267" ana="11" xml:id="NidE23913"/>, hat sich etwas neidisch geäußert. Die kleine Kröte, warum kann sie selbst nichts machen als Witz? und Kritik? Er ahme <anchor type="b" n="2550" ana="11" xml:id="NidB22747"/>den <hi rend="weight:bold">Giulio Romano</hi><anchor type="e" n="2550" ana="11" xml:id="NidE22747"/> nach, hat er mit Verachtung gesagt. Nun, wenn er das nur könnte. Goethe läßt sich auch nicht dadurch irre machen.<lb/><anchor type="b" n="4255" ana="11" xml:id="NidB22709"/>Kilian<anchor type="e" n="4255" ana="11" xml:id="NidE22709"/> hat hier auf seinen Zimmer gelesen, da er es nicht oeffentlich sollte. Neue <hi rend="weight:bold">Denunciation</hi> von Seiten <anchor type="b" n="4256" ana="11" xml:id="NidB47174"/>Gruners<anchor type="e" n="4256" ana="11" xml:id="NidE47174"/> und Suspension durch die Fakultät. Nun will man <anchor type="b" n="2889" ana="11" xml:id="NidB22710"/>den Herzog<anchor type="e" n="2889" ana="11" xml:id="NidE22710"/> persönlich gegen ihn wie gegen Fichte gewinnen. Es wird wohl an sämtliche Höfe gebracht werden und Hufeland hat gemeint, er würde es doch am Ende durchsetzen, aber ist es nicht schändlich? <anchor type="b" n="2983" ana="11" xml:id="NidB22711"/>Loder<anchor type="e" n="2983" ana="11" xml:id="NidE22711"/> mischt sich in alles, aber so, daß er die Hände gleich wieder herauszieht ‒ er hat es Schelling eben selbst in <anchor type="b" n="58" ana="10" xml:id="NidB22712"/>Weimar<anchor type="e" n="58" ana="10" xml:id="NidE22712"/> gesagt: ja, <hi rend="weight:bold">er</hi> suche sich nur für seine Person davon zu bringen. Es ist artig, wie sie die Maximen selbst aussprechen. ‒ Hier schreibe ich Dir eine Anekdote für Fichte. <anchor type="b" n="196" ana="11" xml:id="NidB22713"/>Vermehren<anchor type="e" n="196" ana="11" xml:id="NidE22713"/> wollte in seinem ehmaligen Hörsal lesen, aber durch eine sehr starke Impertinenz des Inhabers (Fichtens ehmaligen Famulus) fand er am ersten Tage das Zimmer verschlossen, so daß es selbigesmal nicht zum Lesen kam. Alle, die an dem Saal theil hatten, gingen nun mit Eins ab, und Vermehren wählte <anchor type="b" n="244" ana="11" xml:id="NidB22749"/>Schützens<anchor type="e" n="244" ana="11" xml:id="NidE22749"/> <hi rend="weight:bold">auditorium</hi>, hatte sich seinen <hi rend="weight:bold">debut</hi> aufgeschrieben, in welchem sich etwas auf die hohe Empfindung bezog, auf Fichtens Lehrstuhl zu stehen ‒ eine Formel, die sämtlich daselbst Lesende durch die Bank gebraucht haben ‒ und ließt das nun auf Schützens ‒ Stuhl mit ab. Luise hat dies gestern bey Hufelands von einigen Herren erzählen hören, die dabey waren.<lb/>Wir haben <anchor type="b" n="4311" ana="12" xml:id="NidB22750"/>den sonnenklaren<anchor type="e" n="4311" ana="12" xml:id="NidE22750"/> ‒ ich bitte Dich, was ist es doch, daß Fichte treibt seine Lehre den Leuten wie einen Wollsack vor die Füße zu schmeißen, und wieder aufzufangen und nochmals hinzuwerfen? Es gehört eine unsägliche Geduld dazu, und am Ende, zum Guckguck, wenn sie es nicht verstehn, was liegt daran, und wer kann sie im Ernst zwingen wollen! Ich habe mich sehr darüber lustig gemacht. Schelling hat nur so hineingesehn, aber ich habe es gelesen. Es ist ein komischer Hang. Fichte hat ja auch <anchor type="b" n="4310" ana="12" xml:id="NidB22751"/>etwas gegen Reinhold geschrieben<anchor type="e" n="4310" ana="12" xml:id="NidE22751"/>; davon hatte <anchor type="b" n="539" ana="11" xml:id="NidB77591"/>Cotta<anchor type="e" n="539" ana="11" xml:id="NidE77591"/>, auf dessen Kosten es gedruckt ist, erst in <anchor type="b" n="22" ana="10" xml:id="NidB22714"/>Leipzig<anchor type="e" n="22" ana="10" xml:id="NidE22714"/> erfahren und meynt, das wär eben das rechte Verhältniß zwischen Buchhändler und Schriftsteller. Fichte und <anchor type="b" n="43" ana="11" xml:id="NidB22715"/>Schleyermacher<anchor type="e" n="43" ana="11" xml:id="NidE22715"/> sehen sich wohl gar nicht? Lezteres Reden sind in <anchor type="b" n="19" ana="13" xml:id="NidB22717"/>den <anchor type="b" n="2" ana="10" xml:id="NidB22716"/>Göttinger<anchor type="e" n="2" ana="10" xml:id="NidE22716"/> Anzeigen<anchor type="e" n="19" ana="13" xml:id="NidE22717"/> recensirt, <hi rend="weight:bold">vielleicht</hi> von <anchor type="b" n="8" ana="11" xml:id="NidB22718"/>Deinem Bruder<anchor type="e" n="8" ana="11" xml:id="NidE22718"/>. Hast Du die Rezension <anchor type="b" n="162" ana="13" xml:id="NidB22719"/>des Athenäum<anchor type="e" n="162" ana="13" xml:id="NidE22719"/> in <anchor type="b" n="3092" ana="13" xml:id="NidB22720"/>der Erlanger Zeitung<anchor type="e" n="3092" ana="13" xml:id="NidE22720"/> gesehn? Das Beste ist, Du schickst dahin gar nichts ein; es wird doch niemals etwas ordentliches aus dem Institut und man muß sich die Hände rein erhalten. ‒ Über den <anchor type="b" n="253" ana="11" xml:id="NidB47175"/>Huber<anchor type="e" n="253" ana="11" xml:id="NidE47175"/> muß man ein Kreuz machen, denn er ist ans Kreuz geschlagen, denn er ist ein Schächer. Er hält gewiß <anchor type="b" n="822" ana="11" xml:id="NidB22752"/>den Merkel<anchor type="e" n="822" ana="11" xml:id="NidE22752"/> für einen rechtschaffnen unpartheyischen Mann.<lb/>Schelling bittet Dich, Dir von Fichte das neue Heft <anchor type="b" n="4312" ana="13" xml:id="NidB22753"/>seines <hi rend="weight:bold">Journals</hi><anchor type="e" n="4312" ana="13" xml:id="NidE22753"/> geben zu lassen, wenn Du nur einige wenige Zeit dazu hättest. Fichte ließt es vielleicht gar nicht, wenn Du demnächst aber einmal zu sagen wüstest, was er davon dächte, das wäre interressant.<lb/>Da man sich ordentlich mit einander beschäftigen muß um in der Ordnung zu bleiben, so will ich Dir nur sagen, mein lieber Wilhelm, daß Schelling dieses Heft Zeile vor Zeile mit mir lieset, und es gar anders helle in mir zu werden anfängt. Es ist eine wahre Wonne um das Verstehen lernen, und das Erleuchten einer dunkeln Vorstellung, und endlich um die Ruhe dieser Vorstellung selbst. Da das Höchste nicht zu hoch für ‒ diejenige kleine Person ist, welche Dir schreibt ‒ so kann ich diese strenge Folge, da sie mir so lebendig erklärt wird besonders, und das von allem Subjektivem gleichsam entbundene Bild der Welt auch besser fassen als den sonnenklaren ‒ Und wie stille macht sie das Gemüth. Ja, ich glaube wohl an den Himmel in <anchor type="b" n="769" ana="11" xml:id="NidB22721"/>Spinozas<anchor type="e" n="769" ana="11" xml:id="NidE22721"/> Seele, dessen Eins und Alles gewiß das alte Urgefühl ist, das sich nun auch in Schelling wieder zum Lichte drängt.<lb/>–<lb/>Apropos, dünkt Dich die Form der Darstellung wieder barbarisch? Sie sah mir auf den ersten Blick freylich so aus, aber ich kann sie für den Zweck nicht tadeln, so wenig als in einem arithmetischen Buch die Zahlen. Und ich möchte wissen, ob es wohl eine andre Form als die mathematische gäbe für die Speculation ‒ Poesie ist = Offenbarung.<lb/>–<lb/>Wir wollen uns nunmehr zu einigen andern Materien innerhalb des Raumes wenden. Ich finde unter Deinen Rechnungen einen Weinbrief über <hi rend="weight:bold">ein Fässel,</hi> was wenig Tage vor Deiner Abreise muß angekommen seyn. Das hast Du wohl <anchor type="b" n="8" ana="11" xml:id="NidB22722"/>Friedrich<anchor type="e" n="8" ana="11" xml:id="NidE22722"/> überlassen? Denn es findet sich nichts als die unbezahlte Note. Ich habe keinen aus <anchor type="b" n="1783" ana="10" xml:id="NidB22723"/>Salzburg<anchor type="e" n="1783" ana="10" xml:id="NidE22723"/> verschrieben. <anchor type="b" n="2983" ana="11" xml:id="NidB22754"/>Loder<anchor type="e" n="2983" ana="11" xml:id="NidE22754"/> sagte mir, daß man den nehmlichen Ofner Wein in <anchor type="b" n="1633" ana="10" xml:id="NidB22724"/>Erfurt<anchor type="e" n="1633" ana="10" xml:id="NidE22724"/> bekäme. Nun habe ich mich dorthin gewendet um eine kleine Quantität, vors erste nur für Schelling, der natürlich die Damen bisher mit Wein und <hi rend="weight:bold">Mareschino</hi> unterstüzt hat.<lb/>Denke Dir nur eines, was ich unmöglich so lange auf dem Herzen behalten kann, bis Du kommst ‒ Mein Sopha war ganz ruinirt und ich hatte es doch nach meiner Abreise gleich umzustopfen angeordnet, was auch, laut der Rechnung des Sattlers, geschehn war. Ich sah das Ding lange gedankenlos an, endlich frage ich Rosen ‒ da hat Friedrich meine Stube, nachdem Du wegwarst, zu seinen Schlafzimmer gemacht und die Betten auf das Sopha legen lassen. Ist das nun wirklich nicht sehr unmanierlich von dem göttlichen Philosophen ‒ und gegen alle Dir und mir schuldige Bescheidenheit?<lb/>–<lb/>Allerliebster Freund, Deine Liebschaften sind in Desperazion und wenden sich in selbiger an mich. Ich habe wahr und wahrhaftig einen Brief von <anchor type="b" n="1494" ana="11" xml:id="NidB22725"/>der <hi rend="weight:bold">Dame Nuys</hi><anchor type="e" n="1494" ana="11" xml:id="NidE22725"/> erhalten ‒ die ich nicht besucht, nicht wiedergesehn hatte, außer das erste am lezten Tage in <anchor type="b" n="60" ana="10" xml:id="NidB22726"/>Braunschweig<anchor type="e" n="60" ana="10" xml:id="NidE22726"/>. ‒ Welches sie sehr bedauert verfehlt zu haben ‒ und ein paar Aufträge vom Zaune bricht; ich soll ihr das lezte Stück vom Athenäum schicken ‒ nehmlich geliehen oder geschenkt ‒ und Du hättest zwar keine Nachricht von Dir gegeben, aber sie ließe Dich doch grüßen ‒ und mit <anchor type="b" n="4309" ana="12" xml:id="NidB22739"/>dem <anchor type="b" n="4308" ana="11" xml:id="NidB22738"/><hi rend="weight:bold">Parny</hi><anchor type="e" n="4308" ana="11" xml:id="NidE22738"/><anchor type="e" n="4309" ana="12" xml:id="NidE22739"/> solltest Du Dich nicht weiter bemühn. Alles sehr süß und steif stylisirt. Wenn Du es nicht glauben wilst, schick ich Dir den Brief. Was soll ich nun erwiedern? Alles, was Du willst, nur solst Du ihr nicht schreiben. Nicht wahr, Du wilst auch nicht? Ich kann sie nicht leiden, aber <anchor type="b" n="74" ana="11" xml:id="NidB22727"/>Unzelinen<anchor type="e" n="74" ana="11" xml:id="NidE22727"/> bring nur, der bin ich gewiß gut.<lb/><anchor type="b" n="4291" ana="11" xml:id="NidB22728"/><anchor type="b" n="4290" ana="11" xml:id="NidB22729"/><hi rend="weight:bold">Mereaus</hi><anchor type="e" n="4290" ana="11" xml:id="NidE22729"/><anchor type="e" n="4291" ana="11" xml:id="NidE22728"/> sind geschieden, und sie abgereißt nach <anchor type="b" n="4313" ana="10" xml:id="NidB22755"/>Kamburg<anchor type="e" n="4313" ana="10" xml:id="NidE22755"/> zu <anchor type="b" n="4314" ana="11" xml:id="NidB22756"/>ihrer dort verheyratheten Schwester<anchor type="e" n="4314" ana="11" xml:id="NidE22756"/> nebst dem Kind und 200 rh. Gehalt. <anchor type="b" n="4291" ana="11" xml:id="NidB22730"/><hi rend="weight:bold">Mereau</hi><anchor type="e" n="4291" ana="11" xml:id="NidE22730"/> hat Schelling den ganzen Verlauf im Erbprinzen französisch erzählt. Sie sind getrennt <hi rend="weight:bold">par le Chemin de la Grace</hi> (der auch <hi rend="weight:bold">le chemin de la disgrace</hi> ist) unmittelbar vom Fürsten, blos auf ihre gegenseitige Übereinstimmung hin, in diesem Punkt. Beyde können sich wieder vermählen und <hi rend="weight:bold">Mereau</hi> sieht schon umher, wen er verschlingen will, ob er gleich sagt, <hi rend="weight:bold">jʼai aimé beaucoup <anchor type="b" n="4290" ana="11" xml:id="NidB22731"/>ma femme<anchor type="e" n="4290" ana="11" xml:id="NidE22731"/>, je lʼaime encore et je lʼaimerai toujours</hi>.<lb/><hi rend="weight:bold">Et moi je suis dans le train dʼécrire toujours, cʼest à</hi> <hi rend="weight:bold">dire continuellement</hi>. Lebe wohl, lieber Wilhelm. Komm bald. Ich wollte, ich könte das mit dem <hi rend="weight:bold">Shakesp</hi>. ungeschehn machen. Aber denk nur nicht etwa, daß <hi rend="weight:bold">wir</hi> Cottas zunftmäßige und partheyische Ansicht darüber haben.<lb/><anchor type="b" n="4233" ana="11" xml:id="NidB22732"/>Die Mutter<anchor type="e" n="4233" ana="11" xml:id="NidE22732"/> hat heute geschrieben; sie ist wohl, aber <anchor type="b" n="1928" ana="11" xml:id="NidB22733"/>Philipps<anchor type="e" n="1928" ana="11" xml:id="NidE22733"/> Jungen, <anchor type="b" n="2493" ana="11" xml:id="NidB22736"/>Gustav Adolph<anchor type="e" n="2493" ana="11" xml:id="NidE22736"/> und <anchor type="b" n="4307" ana="11" xml:id="NidB22737"/>Eduard Conradin<anchor type="e" n="4307" ana="11" xml:id="NidE22737"/>, sind beyde tödlich krank gewesen und sie fängt an einzusehn, es gebe allenthalben Noth.<lb/>Nochmals lebe wohl, grüße <anchor type="b" n="132" ana="11" xml:id="NidB22734"/>die Bernhardi<anchor type="e" n="132" ana="11" xml:id="NidE22734"/>. Schreibe doch, wann Du ohngefähr zu kommen gedenkst, und vor allen Dingen, komm wirklich.<lb/><anchor type="b" n="1929" ana="11" xml:id="NidB22735"/>Luisen<anchor type="e" n="1929" ana="11" xml:id="NidE22735"/> bringe ein <hi rend="weight:bold">bouquet</hi> <hi rend="weight:bold">weißer Blumen,</hi> wie sie auf eine Mütze passen, mit. Die Unzeline wird das wissen, es giebt dort eine Fabrik. Mir die Tassen. <anchor type="b" n="3118" ana="11" xml:id="NidB77151"/>Emma<anchor type="e" n="3118" ana="11" xml:id="NidE77151"/> einen Jahrhundertsilberthaler.<lb/>Mache keine Einlagen blos in der Absicht Postgeld zu sparen. Ich muß doch das Doppelte bezahlen.<lb/><lb/>[Späteres Blatt.]<lb/>Wenn Du die bestellten Sachen noch nicht eingekauft hast, so bitte ich um Erlaubniß, das <hi rend="weight:bold">Bouquet</hi> für Luise in ein paar weißseidne schöne Frauenstrümpfe für sie [zu] verwandeln. Ich denke ihr dann dazu ein paar solche Schuh zu geben, wie ich Dich um welche bat, denn ich habe wirklich dergleichen, sie sind mir nur zu gros, und ich habe sie noch nie getragen. Sie braucht beydes sehr nöthig.<lb/>Wir wünschen auch, daß Du Dich nach dem Preise von <hi rend="weight:bold">weißem Crepflor</hi> erkundigen möchtest durch <anchor type="b" n="812" ana="11" xml:id="NidB22757"/>Mad. Meyer<anchor type="e" n="812" ana="11" xml:id="NidE22757"/>, um, wenn er wohlfeil dort ist, vielleicht noch eine Bestellung zu machen. Wilst Du das wohl artigst nicht vergessen. <anchor type="b" n="1929" ana="11" xml:id="NidB47177"/><hi rend="weight:bold">Mad</hi>. Wiedemann<anchor type="e" n="1929" ana="11" xml:id="NidE47177"/> bittet darum, zu Zeiten genannt <hi rend="weight:bold">Madame</hi> Wüthemann.', '36_datengeber' => 'Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek', '36_purl' => '370516575', '36_briefid' => '370516575_CSchellinganAWS_18051801', '36_absenderort' => array( (int) 0 => array( [maximum depth reached] ) ), '36_datumvon' => '1801-05-18', '36_absender' => array( (int) 0 => array( [maximum depth reached] ) ), '36_adressat' => array( (int) 0 => array( [maximum depth reached] ) ), '36_leitd' => 'Schelling, Caroline von: Briefe aus der Frühromantik. Nach Georg Waitz vermehrt hg. v. Erich Schmidt. Bd. 2. Leipzig 1913, S. 139‒149 u. 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[18]01.<br>Dein Brief vom 9ten May mit den Einlagen an <span class="index-56 tp-22678 ">Friedrich Tiek</span> ist volle 8 Tage unterwegens geblieben, so daß ich ihn am Sonnabend eben erhielt, da <span class="index-62 tp-22680 ">Schelling</span> hinüber nach <span class="index-58 tp-22740 ">Weimar</span> reiten wollte. Ich gab ihm den ganzen Inhalt noch mit, besonders das heilige Interresse des <span class="index-4 tp-22681 index-344 tp-47173 weight-bold ">Shakespear</span> bey <span class="index-539 tp-22679 ">Cotta</span>, was er auch selber, schon der allgemeinen Rücksicht wegen, zur Gnüge gefaßt hatte. Ich will Dir erzählen, was er zurückbringt. Erstlich die Nachricht, die wir voraussahn, daß auch Cotta sich entzogen habe. Dann hat er eine Stunde lang mit ihm über die Ursachen geredet. Ich hatte ihm Deine erste Geschichte der Sache mitgegeben, um, wenn Cotta etwa fälschlich berichtet wäre, zu widerlegen und zu ergänzen. Allein Cotta hatte das Wahre gewußt und, wie es scheint, mit Unger viel darüber verhandelt. Daraus erhellte, daß <span class="index-67 tp-22682 ">Unger</span> alles auf frühere Spannung schob und auf seine momentane Tollköpfigkeit. Ferner, daß <span class="index-67 tp-22683 ">U.</span> wirklich die Sache tief gekränkt habe. Die feierliche Anmahnung in Deinem Billet, das Begehren die Bücher zu sehn, was er Dir freylich selbst sehr unbesonnen angeboten habe, indem das ein ehrlicher Mann unter den Buchhändlern sonst nie zu thun pflege ‒ und dann der schnelle Proceß. Daß <span class="index-69 tp-22684 ">Grattenauer</span> zuerst gütlich geschrieben, hat ihn vermuthlich noch in der Tollheit getroffen, und er hat es als eine bloße Formalität angesehn. Die Grobheit <span class="weight-bold ">seines</span> Billets hat er vollkommen eingestanden. Er würde Dir ohne das Deinige aber gewiß Geld geschickt haben. Cotta <span class="weight-bold ">wollte</span> er, ebenfals ohne es wirklich zu thun, aus seinen Büchern beweisen, daß von den leztern Theilen <span class="index-344 tp-22685 ">des </span><span class="index-344 tp-22685 weight-bold ">Shakes</span><span class="index-344 tp-22685 ">.</span> nur 400 Exemplare abgesetzt worden wären, übrigens riethe er ihm nicht ab, sondern vielmehr zu. ‒ Cottas Ansicht ist die gewesen: es beruhe alles auf persönlicher Spannung, ohne die es nicht so weit hätte kommen müssen, und er glaubte was diese beträfe sehr gern, daß <span class="index-380 tp-22686 ">die Unger</span> eine Kanaille wär ‒ er hätte noch von niemand ein anders Urtheil über sie gehört. Aber U. sey doch ein vollkommen honetter Mann und Du hättest eigentlich mit ihm in dem Verhältniß stehn müssen, wie er ZB. mit <span class="index-55 tp-22687 ">Fichte</span> im Ganzen und Großen, wo so eine kleine Nachauflage mehrmals ohne vorläufige Nachricht vorfiele ‒ ja er habe <span class="index-88 tp-22688 index-1415 tp-22689 ">Schillers</span><span class="index-1415 tp-22689 "> Wallenstein</span> noch einmal aufgelegt, ohne diesem ein Wort zu sagen wie nach <span class="index-6043 tp-40029 ">der Messe</span> usw. Kurz, Du hättest es wohl gleich zu Anfang zu gespannt gerügt und mit Mistrauen, wenigstens habe es U. so überrascht, daß er auch gleich mit dem Erbieten die Bücher zu zeigen herausgefahren wäre. Verbergen habe dieser es durchaus nicht wollen. Er hat denn auch geltend gemacht, daß er Dir jetzt mehr bezahle. So wie Cotta nun den Buchhandel, die Stimmung für U. und die Zeitumstände kennte, würde es Dir sehr schwer fallen einen ordentlichen Verleger zu finden. Zuletzt hat er sich mit dem Erbieten herausgelassen zwischen Dir und U. den Vermittler zu machen, und das auf eine solche Weise, daß Schelling meynt, Ungers Wünsche müsten selbst dahin gegangen seyn. Er hat sehr darauf appüyirt, daß U. der Handel sehr unglücklich mache.<br>Deine Aufträge haben <span class="index-56 tp-22693 ">Tiek</span> schwerlich mehr in <span class="index-22 tp-22691 ">Leipzig</span> gefunden und überhaupt ist ein solch Geschäft Tieks Stärke nicht. Ich vermuthe daher, es ist noch nichts weiter geschehn. <span class="index-4271 tp-22690 ">Vieweg</span> wäre der einzige, der gegen Unger an gern etwas thäte. <span class="index-99 tp-22692 ">Perthes</span>, sagt Schelling, hat nicht <span class="weight-bold ">fonds</span> genung für diese Unternehmung und ist außerdem Deinen Gegnern dienstbar. Cotta hat gern eingestanden, daß sie etwas solides sey. Was ist nun zu thun? Du kanst von der möglichen Fehlschlagung zu der Eröffnung einer Subscription doch Ärger einerndten. Schelling räth eine stille Pause und eine endliche Wiedervereinigung mit Unger. Er will gern Cotta das Nöthige darüber mittheilen, damit Du es nicht zu thun brauchst.<br>Ich weiß nicht, in wie fern Du den Rath annehmen magst und kannst. Fällt der Proceß für Dich aus, so ist es möglich. Hemmen wirst Du ihn jetzt in seinen Lauf nicht wollen. Ich kann Dir nicht sagen, wie toll wir hier über das dumme Ereigniß sind. Daß man darum den Muth nicht sinken läßt, versteht sich wohl ‒ aber wenn es nun dahin käme, daß <span class="index-344 tp-22788 ">der </span><span class="index-344 tp-22788 weight-bold ">Shakespear</span> in Stocken geriethe, der gleichsam Deine Amtsbedienung ausmacht, so würde das infame Volk sich ungefähr eben so freuen, als wie <span class="index-55 tp-22789 ">Fichte</span> den hiesigen Professorstuhl verließ. Ich wünschte sehr mündlich mit Dir darüber reden zu können. ‒ Recht entsinne ich mich nicht, wie das vor dem Jahr mit den Briefen kam, weil ich eben krank war. Warest Du nicht böse, daß Unger auf keine Vorschläge <span class="weight-bold ">entriren</span> wollte?<br>Ich bitte Dich nur, halte Dich künftig ganz für Dich selber und apart in Deinen Geschäften. Ohne die fremden Einschlagsfäden würde Dein eignes zu betreibendes Gewebe von Grund aus reiner seyn. Sey nicht böse, mein lieber Schlegel, und argwehne, daß ich Dich Deinen Freunden entziehn wolle ‒ aber geschieht ihnen ein Dienst, wenn Du Verdruß hast? Erfordert die Freundschaft diese Art von Thätigkeit und Theilung des Interresse? <span class="index-8 tp-22699 ">Friedrich</span> weiß doch gewiß Freund zu seyn ‒ aber siehe die Lilien auf dem Felde, sie arbeiten nicht und unser himmlischer Vater nähret sie doch. Bedenk, daß Du ganz für Dich allein auch mit Unger eine wenigstens oberflächliche fröliche Gemeinschaft hättest haben können. Wenn ich unrecht sehe nach Deiner Einsicht, so schilt mich nur nicht, ich meyne es blos gut mit Dir, ohne es böse mit andern zu meynen. Herzlich freu ich mich, daß Du auf keinen Fall an eine kritische Arbeit denkst, und das mit <span class="index-77 tp-22742 ">einer Tragödie </span><span class="index-77 tp-22742 index-1411 tp-22741 ">des Euripides</span> scheint mir auch gut. Nur bleibt die Hauptsache immer der Rumpf Deines Ruhmes, um so zu sprechen, einen Kopf, und Hände und Füße hat er schon. Wenn während dessen Capital verzehrt werden muß, was ist daran gelegen? Ich habe keine Pflicht mehr auf mir, zusammenzuhalten, was ich besitze, und es kann nicht besser angewendet werden als Dir Muße zu verschaffen, so weit es reicht.<br>Daß Dir Unger die 30 <span class="weight-bold ">Louisdʼor</span> gleich bezahlt, daran kann ich nicht zweifeln, sonst schickte ich Dir Geld in <span class="weight-bold ">natura</span>. Eins habe ich noch gethan, <span class="index-1928 tp-22701 ">Philipp</span> hatte an <span class="index-276 tp-22700 ">Hufeland</span> eine beträchtliche Summe zu fordern. Ich habe ihm geschrieben, wenn Hufeland ihm noch nicht gezahlt, so solle er Dir die Vollmacht ertheilen Dir es auszahlen zu lassen und es so einrichten, daß wir Philipp noch 100 rh. schuldig würden. Dann kannst Du Hufeland gleich abfinden. Möglich ist es freylich, daß Philipp das Geld nun schon hat und auch in den jezigen Umständen und Theurung nicht entbehren kann. ‒ Wie viel ich erhalten habe und noch erhalten werde, hast Du aus der Note von Friedrich gesehn. Wenn <span class="index-31 tp-22697 ">Fromman</span> die 12 Carolin bringt, so möcht ich gern <span class="index-4268 tp-22698 ">die Niethammer</span> bezahlen ‒ es steht noch 1 <span class="weight-bold ">Louisdʼor</span> von der vorigen Miethe. Für <span class="index-4230 tp-22696 ">Succow</span> habe ich die 4 <span class="weight-bold ">Louisdʼor</span> schon zurückgelegt. Ich werde für mich und <span class="index-4261 tp-22702 ">Rose</span> nicht viel über 3 <span class="weight-bold ">Louisdʼor</span> für den Monat brauchen für die ganze Wirthschaft, aber da ich <span class="index-1929 tp-22743 ">Luisen</span> schuldig geworden bin, so muß ich 2 Monate lang auch für sie mit stehn. Manche Dinge habe ich denn auch ganz nothwendig ankaufen müssen ‒ darunter gehörten, weil eben Markt war, Gläser für einige rh. Ich dachte daran, wie Du mich mit dem ersten splendiden Einkauf der Gläser necktest, und muste lächeln, was auch eben so ein Weinen hätte seyn können, über diesen Refrain des Geschickes; Du wirst gewiß wieder finden, daß ich zu viel gekauft habe. Ich weiß nicht, warum es mir immer mit dem Glase so geht. Dieses soll nun gewiß nicht so bald brechen. Was das verwandte Glück betrift ‒ das ist gebrochen, und nicht zu ersetzen. Sey übrigens nicht bange wegen den Verschönerungsanstalten, von denen ich neulich in der Erwartung <span class="index-74 tp-22703 ">Unzelinettens</span> Meldung that. Ich habe noch nicht einmal wegen des Porzelans geschrieben und will es auch nicht eher, bis Du kommst. Das Alkoven Zimmer läßt die Niethammer übermahlen. Meines mag so bleiben.<br>Du mußt seit dem 9ten noch recht viel Briefe von mir erhalten haben, ich schrieb fast jeden Postag. Damals scheint das Packet mit <span class="index-4311 tp-22745 ">Fichtens Schrift</span> noch nicht in Deinen Händen gewesen zu seyn, wo ich auch einen Brief beygelegt hatte. Seitdem adressirte ich einigemal in der Ungewißheit noch in Dein altes <span class="weight-bold ">logis</span> und dachte, Du würdest dort wohl Aufträge gegeben haben.<br>Deine Einlage an <span class="index-8 tp-22746 ">Friedrich</span> setzte mich in große Verlegenheit ‒ ich war aufs äußerste versucht sie zurückzubehalten, hielt mich am Ende aber doch nicht für befugt dazu, und schickte sie hin. Wenn Du ihm nur auf seine eigne Erwähnung der Fremdheit zwischen uns geantwortet hast, so ist es gut ‒ aber als Klage und Verlegenheit von mir, so ist es schlimm für mich. Alles, was zu thun war, mußte seit meinem Briefe von seiner Seite geschehn, und es stand ihm weiter nichts zu sagen als: <span class="weight-bold ">ihr</span> seyd es nicht, der sich zu beschweren hat. Jetzt wird er sich ja freylich gegen Dich erklären müssen. Aber Du, mein Freund, wirst mich darauf hin zu nichts nöthigen wollen. Der allgemeine Friede wird auch gewiß besser ohne die allgemeine Gemeinschaft bestehn, und Du solst sehn, daß <span class="weight-bold ">Du</span> ganz frey bleibst neben <span class="weight-bold ">meiner</span> billigen Zurückhaltung. Ich bin die Diskretion, die Schonung, und zu Anfang die ächteste Freundschaft selbst gewesen in dem Verhältniß mit <span class="index-8 tp-22706 ">Friedrich</span> und <span class="index-180 tp-22705 ">der Veit</span>. So viel gerechte Güte hast Du jetzt für mich wieder gewonnen, daß Du das meinige gegen Dich in jenes nicht mischest. ‒<br><span class="index-62 tp-22707 ">Schelling</span> hat <span class="index-137 tp-22708 ">Goethen</span> die Briefe an <span class="index-56 tp-22748 ">Tiek</span> gegeben. Die haben noch nicht gewußt, daß er hinkommen würde. <span class="index-1267 tp-23913 ">Mephistopheles, das ist Meyer</span>, hat sich etwas neidisch geäußert. Die kleine Kröte, warum kann sie selbst nichts machen als Witz? und Kritik? Er ahme <span class="index-2550 tp-22747 ">den </span><span class="index-2550 tp-22747 weight-bold ">Giulio Romano</span> nach, hat er mit Verachtung gesagt. Nun, wenn er das nur könnte. Goethe läßt sich auch nicht dadurch irre machen.<br><span class="index-4255 tp-22709 ">Kilian</span> hat hier auf seinen Zimmer gelesen, da er es nicht oeffentlich sollte. Neue <span class="weight-bold ">Denunciation</span> von Seiten <span class="index-4256 tp-47174 ">Gruners</span> und Suspension durch die Fakultät. Nun will man <span class="index-2889 tp-22710 ">den Herzog</span> persönlich gegen ihn wie gegen Fichte gewinnen. Es wird wohl an sämtliche Höfe gebracht werden und Hufeland hat gemeint, er würde es doch am Ende durchsetzen, aber ist es nicht schändlich? <span class="index-2983 tp-22711 ">Loder</span> mischt sich in alles, aber so, daß er die Hände gleich wieder herauszieht ‒ er hat es Schelling eben selbst in <span class="index-58 tp-22712 ">Weimar</span> gesagt: ja, <span class="weight-bold ">er</span> suche sich nur für seine Person davon zu bringen. Es ist artig, wie sie die Maximen selbst aussprechen. ‒ Hier schreibe ich Dir eine Anekdote für Fichte. <span class="index-196 tp-22713 ">Vermehren</span> wollte in seinem ehmaligen Hörsal lesen, aber durch eine sehr starke Impertinenz des Inhabers (Fichtens ehmaligen Famulus) fand er am ersten Tage das Zimmer verschlossen, so daß es selbigesmal nicht zum Lesen kam. Alle, die an dem Saal theil hatten, gingen nun mit Eins ab, und Vermehren wählte <span class="index-244 tp-22749 ">Schützens</span> <span class="weight-bold ">auditorium</span>, hatte sich seinen <span class="weight-bold ">debut</span> aufgeschrieben, in welchem sich etwas auf die hohe Empfindung bezog, auf Fichtens Lehrstuhl zu stehen ‒ eine Formel, die sämtlich daselbst Lesende durch die Bank gebraucht haben ‒ und ließt das nun auf Schützens ‒ Stuhl mit ab. Luise hat dies gestern bey Hufelands von einigen Herren erzählen hören, die dabey waren.<br>Wir haben <span class="index-4311 tp-22750 ">den sonnenklaren</span> ‒ ich bitte Dich, was ist es doch, daß Fichte treibt seine Lehre den Leuten wie einen Wollsack vor die Füße zu schmeißen, und wieder aufzufangen und nochmals hinzuwerfen? Es gehört eine unsägliche Geduld dazu, und am Ende, zum Guckguck, wenn sie es nicht verstehn, was liegt daran, und wer kann sie im Ernst zwingen wollen! Ich habe mich sehr darüber lustig gemacht. Schelling hat nur so hineingesehn, aber ich habe es gelesen. Es ist ein komischer Hang. Fichte hat ja auch <span class="index-4310 tp-22751 ">etwas gegen Reinhold geschrieben</span>; davon hatte <span class="index-539 tp-77591 ">Cotta</span>, auf dessen Kosten es gedruckt ist, erst in <span class="index-22 tp-22714 ">Leipzig</span> erfahren und meynt, das wär eben das rechte Verhältniß zwischen Buchhändler und Schriftsteller. Fichte und <span class="index-43 tp-22715 ">Schleyermacher</span> sehen sich wohl gar nicht? Lezteres Reden sind in <span class="index-19 tp-22717 ">den </span><span class="index-19 tp-22717 index-2 tp-22716 ">Göttinger</span><span class="index-19 tp-22717 "> Anzeigen</span> recensirt, <span class="weight-bold ">vielleicht</span> von <span class="index-8 tp-22718 ">Deinem Bruder</span>. Hast Du die Rezension <span class="index-162 tp-22719 ">des Athenäum</span> in <span class="index-3092 tp-22720 ">der Erlanger Zeitung</span> gesehn? Das Beste ist, Du schickst dahin gar nichts ein; es wird doch niemals etwas ordentliches aus dem Institut und man muß sich die Hände rein erhalten. ‒ Über den <span class="index-253 tp-47175 ">Huber</span> muß man ein Kreuz machen, denn er ist ans Kreuz geschlagen, denn er ist ein Schächer. Er hält gewiß <span class="index-822 tp-22752 ">den Merkel</span> für einen rechtschaffnen unpartheyischen Mann.<br>Schelling bittet Dich, Dir von Fichte das neue Heft <span class="index-4312 tp-22753 ">seines </span><span class="index-4312 tp-22753 weight-bold ">Journals</span> geben zu lassen, wenn Du nur einige wenige Zeit dazu hättest. Fichte ließt es vielleicht gar nicht, wenn Du demnächst aber einmal zu sagen wüstest, was er davon dächte, das wäre interressant.<br>Da man sich ordentlich mit einander beschäftigen muß um in der Ordnung zu bleiben, so will ich Dir nur sagen, mein lieber Wilhelm, daß Schelling dieses Heft Zeile vor Zeile mit mir lieset, und es gar anders helle in mir zu werden anfängt. Es ist eine wahre Wonne um das Verstehen lernen, und das Erleuchten einer dunkeln Vorstellung, und endlich um die Ruhe dieser Vorstellung selbst. Da das Höchste nicht zu hoch für ‒ diejenige kleine Person ist, welche Dir schreibt ‒ so kann ich diese strenge Folge, da sie mir so lebendig erklärt wird besonders, und das von allem Subjektivem gleichsam entbundene Bild der Welt auch besser fassen als den sonnenklaren ‒ Und wie stille macht sie das Gemüth. Ja, ich glaube wohl an den Himmel in <span class="index-769 tp-22721 ">Spinozas</span> Seele, dessen Eins und Alles gewiß das alte Urgefühl ist, das sich nun auch in Schelling wieder zum Lichte drängt.<br>–<br>Apropos, dünkt Dich die Form der Darstellung wieder barbarisch? Sie sah mir auf den ersten Blick freylich so aus, aber ich kann sie für den Zweck nicht tadeln, so wenig als in einem arithmetischen Buch die Zahlen. Und ich möchte wissen, ob es wohl eine andre Form als die mathematische gäbe für die Speculation ‒ Poesie ist = Offenbarung.<br>–<br>Wir wollen uns nunmehr zu einigen andern Materien innerhalb des Raumes wenden. Ich finde unter Deinen Rechnungen einen Weinbrief über <span class="weight-bold ">ein Fässel,</span> was wenig Tage vor Deiner Abreise muß angekommen seyn. Das hast Du wohl <span class="index-8 tp-22722 ">Friedrich</span> überlassen? Denn es findet sich nichts als die unbezahlte Note. Ich habe keinen aus <span class="index-1783 tp-22723 ">Salzburg</span> verschrieben. <span class="index-2983 tp-22754 ">Loder</span> sagte mir, daß man den nehmlichen Ofner Wein in <span class="index-1633 tp-22724 ">Erfurt</span> bekäme. Nun habe ich mich dorthin gewendet um eine kleine Quantität, vors erste nur für Schelling, der natürlich die Damen bisher mit Wein und <span class="weight-bold ">Mareschino</span> unterstüzt hat.<br>Denke Dir nur eines, was ich unmöglich so lange auf dem Herzen behalten kann, bis Du kommst ‒ Mein Sopha war ganz ruinirt und ich hatte es doch nach meiner Abreise gleich umzustopfen angeordnet, was auch, laut der Rechnung des Sattlers, geschehn war. Ich sah das Ding lange gedankenlos an, endlich frage ich Rosen ‒ da hat Friedrich meine Stube, nachdem Du wegwarst, zu seinen Schlafzimmer gemacht und die Betten auf das Sopha legen lassen. Ist das nun wirklich nicht sehr unmanierlich von dem göttlichen Philosophen ‒ und gegen alle Dir und mir schuldige Bescheidenheit?<br>–<br>Allerliebster Freund, Deine Liebschaften sind in Desperazion und wenden sich in selbiger an mich. Ich habe wahr und wahrhaftig einen Brief von <span class="index-1494 tp-22725 ">der </span><span class="index-1494 tp-22725 weight-bold ">Dame Nuys</span> erhalten ‒ die ich nicht besucht, nicht wiedergesehn hatte, außer das erste am lezten Tage in <span class="index-60 tp-22726 ">Braunschweig</span>. ‒ Welches sie sehr bedauert verfehlt zu haben ‒ und ein paar Aufträge vom Zaune bricht; ich soll ihr das lezte Stück vom Athenäum schicken ‒ nehmlich geliehen oder geschenkt ‒ und Du hättest zwar keine Nachricht von Dir gegeben, aber sie ließe Dich doch grüßen ‒ und mit <span class="index-4309 tp-22739 ">dem </span><span class="index-4309 tp-22739 index-4308 tp-22738 weight-bold ">Parny</span> solltest Du Dich nicht weiter bemühn. Alles sehr süß und steif stylisirt. Wenn Du es nicht glauben wilst, schick ich Dir den Brief. Was soll ich nun erwiedern? Alles, was Du willst, nur solst Du ihr nicht schreiben. Nicht wahr, Du wilst auch nicht? Ich kann sie nicht leiden, aber <span class="index-74 tp-22727 ">Unzelinen</span> bring nur, der bin ich gewiß gut.<br><span class="index-4291 tp-22728 index-4290 tp-22729 weight-bold ">Mereaus</span> sind geschieden, und sie abgereißt nach <span class="index-4313 tp-22755 ">Kamburg</span> zu <span class="index-4314 tp-22756 ">ihrer dort verheyratheten Schwester</span> nebst dem Kind und 200 rh. Gehalt. <span class="index-4291 tp-22730 weight-bold ">Mereau</span> hat Schelling den ganzen Verlauf im Erbprinzen französisch erzählt. Sie sind getrennt <span class="weight-bold ">par le Chemin de la Grace</span> (der auch <span class="weight-bold ">le chemin de la disgrace</span> ist) unmittelbar vom Fürsten, blos auf ihre gegenseitige Übereinstimmung hin, in diesem Punkt. Beyde können sich wieder vermählen und <span class="weight-bold ">Mereau</span> sieht schon umher, wen er verschlingen will, ob er gleich sagt, <span class="weight-bold ">jʼai aimé beaucoup </span><span class="weight-bold index-4290 tp-22731 ">ma femme</span><span class="weight-bold ">, je lʼaime encore et je lʼaimerai toujours</span>.<br><span class="weight-bold ">Et moi je suis dans le train dʼécrire toujours, cʼest à</span> <span class="weight-bold ">dire continuellement</span>. Lebe wohl, lieber Wilhelm. Komm bald. Ich wollte, ich könte das mit dem <span class="weight-bold ">Shakesp</span>. ungeschehn machen. Aber denk nur nicht etwa, daß <span class="weight-bold ">wir</span> Cottas zunftmäßige und partheyische Ansicht darüber haben.<br><span class="index-4233 tp-22732 ">Die Mutter</span> hat heute geschrieben; sie ist wohl, aber <span class="index-1928 tp-22733 ">Philipps</span> Jungen, <span class="index-2493 tp-22736 ">Gustav Adolph</span> und <span class="index-4307 tp-22737 ">Eduard Conradin</span>, sind beyde tödlich krank gewesen und sie fängt an einzusehn, es gebe allenthalben Noth.<br>Nochmals lebe wohl, grüße <span class="index-132 tp-22734 ">die Bernhardi</span>. Schreibe doch, wann Du ohngefähr zu kommen gedenkst, und vor allen Dingen, komm wirklich.<br><span class="index-1929 tp-22735 ">Luisen</span> bringe ein <span class="weight-bold ">bouquet</span> <span class="weight-bold ">weißer Blumen,</span> wie sie auf eine Mütze passen, mit. Die Unzeline wird das wissen, es giebt dort eine Fabrik. Mir die Tassen. <span class="index-3118 tp-77151 ">Emma</span> einen Jahrhundertsilberthaler.<br>Mache keine Einlagen blos in der Absicht Postgeld zu sparen. Ich muß doch das Doppelte bezahlen.<br><br>[Späteres Blatt.]<br>Wenn Du die bestellten Sachen noch nicht eingekauft hast, so bitte ich um Erlaubniß, das <span class="weight-bold ">Bouquet</span> für Luise in ein paar weißseidne schöne Frauenstrümpfe für sie [zu] verwandeln. Ich denke ihr dann dazu ein paar solche Schuh zu geben, wie ich Dich um welche bat, denn ich habe wirklich dergleichen, sie sind mir nur zu gros, und ich habe sie noch nie getragen. Sie braucht beydes sehr nöthig.<br>Wir wünschen auch, daß Du Dich nach dem Preise von <span class="weight-bold ">weißem Crepflor</span> erkundigen möchtest durch <span class="index-812 tp-22757 ">Mad. Meyer</span>, um, wenn er wohlfeil dort ist, vielleicht noch eine Bestellung zu machen. Wilst Du das wohl artigst nicht vergessen. <span class="index-1929 tp-47177 weight-bold ">Mad</span><span class="index-1929 tp-47177 ">. Wiedemann</span> bittet darum, zu Zeiten genannt <span class="weight-bold ">Madame</span> Wüthemann.' $isaprint = true $isnewtranslation = false $statemsg = 'betamsg13' $cittitle = '' $description = 'Caroline von Schelling an August Wilhelm von Schlegel am 18.05.1801, Jena, Berlin' $adressatort = 'Berlin <a class="gndmetadata" target="_blank" href="http://d-nb.info/gnd/2004272-3">GND</a>' $absendeort = 'Jena <a class="gndmetadata" target="_blank" href="http://d-nb.info/gnd/4028557-1">GND</a>' $date = '18.05.1801' $adressat = array() $adrCitation = 'August Wilhelm von Schlegel' $absender = array( (int) 1444 => array( 'ID' => '1444', 'project' => '1', 'timecreate' => '2013-03-04 12:36:20', 'timelastchg' => '2018-01-11 18:18:28', 'key' => 'AWS-ap-0044', 'docTyp' => array( 'name' => 'Person', 'id' => '39' ), '39_name' => 'Schelling, Caroline von', '39_namevar' => 'Michaelis, Dorothea Caroline Albertine von (Geburtsname) Böhmer, Dorothea Caroline Albertine (1. 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Ich gab ihm den ganzen Inhalt noch mit, besonders das heilige Interresse des <span class="index-4 tp-22681 index-344 tp-47173 weight-bold ">Shakespear</span> bey <span class="index-539 tp-22679 ">Cotta</span>, was er auch selber, schon der allgemeinen Rücksicht wegen, zur Gnüge gefaßt hatte. Ich will Dir erzählen, was er zurückbringt. Erstlich die Nachricht, die wir voraussahn, daß auch Cotta sich entzogen habe. Dann hat er eine Stunde lang mit ihm über die Ursachen geredet. Ich hatte ihm Deine erste Geschichte der Sache mitgegeben, um, wenn Cotta etwa fälschlich berichtet wäre, zu widerlegen und zu ergänzen. Allein Cotta hatte das Wahre gewußt und, wie es scheint, mit Unger viel darüber verhandelt. Daraus erhellte, daß <span class="index-67 tp-22682 ">Unger</span> alles auf frühere Spannung schob und auf seine momentane Tollköpfigkeit. Ferner, daß <span class="index-67 tp-22683 ">U.</span> wirklich die Sache tief gekränkt habe. Die feierliche Anmahnung in Deinem Billet, das Begehren die Bücher zu sehn, was er Dir freylich selbst sehr unbesonnen angeboten habe, indem das ein ehrlicher Mann unter den Buchhändlern sonst nie zu thun pflege ‒ und dann der schnelle Proceß. Daß <span class="index-69 tp-22684 ">Grattenauer</span> zuerst gütlich geschrieben, hat ihn vermuthlich noch in der Tollheit getroffen, und er hat es als eine bloße Formalität angesehn. Die Grobheit <span class="weight-bold ">seines</span> Billets hat er vollkommen eingestanden. Er würde Dir ohne das Deinige aber gewiß Geld geschickt haben. Cotta <span class="weight-bold ">wollte</span> er, ebenfals ohne es wirklich zu thun, aus seinen Büchern beweisen, daß von den leztern Theilen <span class="index-344 tp-22685 ">des </span><span class="index-344 tp-22685 weight-bold ">Shakes</span><span class="index-344 tp-22685 ">.</span> nur 400 Exemplare abgesetzt worden wären, übrigens riethe er ihm nicht ab, sondern vielmehr zu. ‒ Cottas Ansicht ist die gewesen: es beruhe alles auf persönlicher Spannung, ohne die es nicht so weit hätte kommen müssen, und er glaubte was diese beträfe sehr gern, daß <span class="index-380 tp-22686 ">die Unger</span> eine Kanaille wär ‒ er hätte noch von niemand ein anders Urtheil über sie gehört. Aber U. sey doch ein vollkommen honetter Mann und Du hättest eigentlich mit ihm in dem Verhältniß stehn müssen, wie er ZB. mit <span class="index-55 tp-22687 ">Fichte</span> im Ganzen und Großen, wo so eine kleine Nachauflage mehrmals ohne vorläufige Nachricht vorfiele ‒ ja er habe <span class="index-88 tp-22688 index-1415 tp-22689 ">Schillers</span><span class="index-1415 tp-22689 "> Wallenstein</span> noch einmal aufgelegt, ohne diesem ein Wort zu sagen wie nach <span class="index-6043 tp-40029 ">der Messe</span> usw. Kurz, Du hättest es wohl gleich zu Anfang zu gespannt gerügt und mit Mistrauen, wenigstens habe es U. so überrascht, daß er auch gleich mit dem Erbieten die Bücher zu zeigen herausgefahren wäre. Verbergen habe dieser es durchaus nicht wollen. Er hat denn auch geltend gemacht, daß er Dir jetzt mehr bezahle. So wie Cotta nun den Buchhandel, die Stimmung für U. und die Zeitumstände kennte, würde es Dir sehr schwer fallen einen ordentlichen Verleger zu finden. Zuletzt hat er sich mit dem Erbieten herausgelassen zwischen Dir und U. den Vermittler zu machen, und das auf eine solche Weise, daß Schelling meynt, Ungers Wünsche müsten selbst dahin gegangen seyn. Er hat sehr darauf appüyirt, daß U. der Handel sehr unglücklich mache.<br>Deine Aufträge haben <span class="index-56 tp-22693 ">Tiek</span> schwerlich mehr in <span class="index-22 tp-22691 ">Leipzig</span> gefunden und überhaupt ist ein solch Geschäft Tieks Stärke nicht. Ich vermuthe daher, es ist noch nichts weiter geschehn. <span class="index-4271 tp-22690 ">Vieweg</span> wäre der einzige, der gegen Unger an gern etwas thäte. <span class="index-99 tp-22692 ">Perthes</span>, sagt Schelling, hat nicht <span class="weight-bold ">fonds</span> genung für diese Unternehmung und ist außerdem Deinen Gegnern dienstbar. Cotta hat gern eingestanden, daß sie etwas solides sey. Was ist nun zu thun? Du kanst von der möglichen Fehlschlagung zu der Eröffnung einer Subscription doch Ärger einerndten. Schelling räth eine stille Pause und eine endliche Wiedervereinigung mit Unger. Er will gern Cotta das Nöthige darüber mittheilen, damit Du es nicht zu thun brauchst.<br>Ich weiß nicht, in wie fern Du den Rath annehmen magst und kannst. Fällt der Proceß für Dich aus, so ist es möglich. Hemmen wirst Du ihn jetzt in seinen Lauf nicht wollen. Ich kann Dir nicht sagen, wie toll wir hier über das dumme Ereigniß sind. Daß man darum den Muth nicht sinken läßt, versteht sich wohl ‒ aber wenn es nun dahin käme, daß <span class="index-344 tp-22788 ">der </span><span class="index-344 tp-22788 weight-bold ">Shakespear</span> in Stocken geriethe, der gleichsam Deine Amtsbedienung ausmacht, so würde das infame Volk sich ungefähr eben so freuen, als wie <span class="index-55 tp-22789 ">Fichte</span> den hiesigen Professorstuhl verließ. Ich wünschte sehr mündlich mit Dir darüber reden zu können. ‒ Recht entsinne ich mich nicht, wie das vor dem Jahr mit den Briefen kam, weil ich eben krank war. Warest Du nicht böse, daß Unger auf keine Vorschläge <span class="weight-bold ">entriren</span> wollte?<br>Ich bitte Dich nur, halte Dich künftig ganz für Dich selber und apart in Deinen Geschäften. Ohne die fremden Einschlagsfäden würde Dein eignes zu betreibendes Gewebe von Grund aus reiner seyn. Sey nicht böse, mein lieber Schlegel, und argwehne, daß ich Dich Deinen Freunden entziehn wolle ‒ aber geschieht ihnen ein Dienst, wenn Du Verdruß hast? Erfordert die Freundschaft diese Art von Thätigkeit und Theilung des Interresse? <span class="index-8 tp-22699 ">Friedrich</span> weiß doch gewiß Freund zu seyn ‒ aber siehe die Lilien auf dem Felde, sie arbeiten nicht und unser himmlischer Vater nähret sie doch. Bedenk, daß Du ganz für Dich allein auch mit Unger eine wenigstens oberflächliche fröliche Gemeinschaft hättest haben können. Wenn ich unrecht sehe nach Deiner Einsicht, so schilt mich nur nicht, ich meyne es blos gut mit Dir, ohne es böse mit andern zu meynen. Herzlich freu ich mich, daß Du auf keinen Fall an eine kritische Arbeit denkst, und das mit <span class="index-77 tp-22742 ">einer Tragödie </span><span class="index-77 tp-22742 index-1411 tp-22741 ">des Euripides</span> scheint mir auch gut. Nur bleibt die Hauptsache immer der Rumpf Deines Ruhmes, um so zu sprechen, einen Kopf, und Hände und Füße hat er schon. Wenn während dessen Capital verzehrt werden muß, was ist daran gelegen? Ich habe keine Pflicht mehr auf mir, zusammenzuhalten, was ich besitze, und es kann nicht besser angewendet werden als Dir Muße zu verschaffen, so weit es reicht.<br>Daß Dir Unger die 30 <span class="weight-bold ">Louisdʼor</span> gleich bezahlt, daran kann ich nicht zweifeln, sonst schickte ich Dir Geld in <span class="weight-bold ">natura</span>. Eins habe ich noch gethan, <span class="index-1928 tp-22701 ">Philipp</span> hatte an <span class="index-276 tp-22700 ">Hufeland</span> eine beträchtliche Summe zu fordern. Ich habe ihm geschrieben, wenn Hufeland ihm noch nicht gezahlt, so solle er Dir die Vollmacht ertheilen Dir es auszahlen zu lassen und es so einrichten, daß wir Philipp noch 100 rh. schuldig würden. Dann kannst Du Hufeland gleich abfinden. Möglich ist es freylich, daß Philipp das Geld nun schon hat und auch in den jezigen Umständen und Theurung nicht entbehren kann. ‒ Wie viel ich erhalten habe und noch erhalten werde, hast Du aus der Note von Friedrich gesehn. Wenn <span class="index-31 tp-22697 ">Fromman</span> die 12 Carolin bringt, so möcht ich gern <span class="index-4268 tp-22698 ">die Niethammer</span> bezahlen ‒ es steht noch 1 <span class="weight-bold ">Louisdʼor</span> von der vorigen Miethe. Für <span class="index-4230 tp-22696 ">Succow</span> habe ich die 4 <span class="weight-bold ">Louisdʼor</span> schon zurückgelegt. Ich werde für mich und <span class="index-4261 tp-22702 ">Rose</span> nicht viel über 3 <span class="weight-bold ">Louisdʼor</span> für den Monat brauchen für die ganze Wirthschaft, aber da ich <span class="index-1929 tp-22743 ">Luisen</span> schuldig geworden bin, so muß ich 2 Monate lang auch für sie mit stehn. Manche Dinge habe ich denn auch ganz nothwendig ankaufen müssen ‒ darunter gehörten, weil eben Markt war, Gläser für einige rh. Ich dachte daran, wie Du mich mit dem ersten splendiden Einkauf der Gläser necktest, und muste lächeln, was auch eben so ein Weinen hätte seyn können, über diesen Refrain des Geschickes; Du wirst gewiß wieder finden, daß ich zu viel gekauft habe. Ich weiß nicht, warum es mir immer mit dem Glase so geht. Dieses soll nun gewiß nicht so bald brechen. Was das verwandte Glück betrift ‒ das ist gebrochen, und nicht zu ersetzen. Sey übrigens nicht bange wegen den Verschönerungsanstalten, von denen ich neulich in der Erwartung <span class="index-74 tp-22703 ">Unzelinettens</span> Meldung that. Ich habe noch nicht einmal wegen des Porzelans geschrieben und will es auch nicht eher, bis Du kommst. Das Alkoven Zimmer läßt die Niethammer übermahlen. Meines mag so bleiben.<br>Du mußt seit dem 9ten noch recht viel Briefe von mir erhalten haben, ich schrieb fast jeden Postag. Damals scheint das Packet mit <span class="index-4311 tp-22745 ">Fichtens Schrift</span> noch nicht in Deinen Händen gewesen zu seyn, wo ich auch einen Brief beygelegt hatte. Seitdem adressirte ich einigemal in der Ungewißheit noch in Dein altes <span class="weight-bold ">logis</span> und dachte, Du würdest dort wohl Aufträge gegeben haben.<br>Deine Einlage an <span class="index-8 tp-22746 ">Friedrich</span> setzte mich in große Verlegenheit ‒ ich war aufs äußerste versucht sie zurückzubehalten, hielt mich am Ende aber doch nicht für befugt dazu, und schickte sie hin. Wenn Du ihm nur auf seine eigne Erwähnung der Fremdheit zwischen uns geantwortet hast, so ist es gut ‒ aber als Klage und Verlegenheit von mir, so ist es schlimm für mich. Alles, was zu thun war, mußte seit meinem Briefe von seiner Seite geschehn, und es stand ihm weiter nichts zu sagen als: <span class="weight-bold ">ihr</span> seyd es nicht, der sich zu beschweren hat. Jetzt wird er sich ja freylich gegen Dich erklären müssen. Aber Du, mein Freund, wirst mich darauf hin zu nichts nöthigen wollen. Der allgemeine Friede wird auch gewiß besser ohne die allgemeine Gemeinschaft bestehn, und Du solst sehn, daß <span class="weight-bold ">Du</span> ganz frey bleibst neben <span class="weight-bold ">meiner</span> billigen Zurückhaltung. Ich bin die Diskretion, die Schonung, und zu Anfang die ächteste Freundschaft selbst gewesen in dem Verhältniß mit <span class="index-8 tp-22706 ">Friedrich</span> und <span class="index-180 tp-22705 ">der Veit</span>. So viel gerechte Güte hast Du jetzt für mich wieder gewonnen, daß Du das meinige gegen Dich in jenes nicht mischest. ‒<br><span class="index-62 tp-22707 ">Schelling</span> hat <span class="index-137 tp-22708 ">Goethen</span> die Briefe an <span class="index-56 tp-22748 ">Tiek</span> gegeben. Die haben noch nicht gewußt, daß er hinkommen würde. <span class="index-1267 tp-23913 ">Mephistopheles, das ist Meyer</span>, hat sich etwas neidisch geäußert. Die kleine Kröte, warum kann sie selbst nichts machen als Witz? und Kritik? Er ahme <span class="index-2550 tp-22747 ">den </span><span class="index-2550 tp-22747 weight-bold ">Giulio Romano</span> nach, hat er mit Verachtung gesagt. Nun, wenn er das nur könnte. Goethe läßt sich auch nicht dadurch irre machen.<br><span class="index-4255 tp-22709 ">Kilian</span> hat hier auf seinen Zimmer gelesen, da er es nicht oeffentlich sollte. Neue <span class="weight-bold ">Denunciation</span> von Seiten <span class="index-4256 tp-47174 ">Gruners</span> und Suspension durch die Fakultät. Nun will man <span class="index-2889 tp-22710 ">den Herzog</span> persönlich gegen ihn wie gegen Fichte gewinnen. Es wird wohl an sämtliche Höfe gebracht werden und Hufeland hat gemeint, er würde es doch am Ende durchsetzen, aber ist es nicht schändlich? <span class="index-2983 tp-22711 ">Loder</span> mischt sich in alles, aber so, daß er die Hände gleich wieder herauszieht ‒ er hat es Schelling eben selbst in <span class="index-58 tp-22712 ">Weimar</span> gesagt: ja, <span class="weight-bold ">er</span> suche sich nur für seine Person davon zu bringen. Es ist artig, wie sie die Maximen selbst aussprechen. ‒ Hier schreibe ich Dir eine Anekdote für Fichte. <span class="index-196 tp-22713 ">Vermehren</span> wollte in seinem ehmaligen Hörsal lesen, aber durch eine sehr starke Impertinenz des Inhabers (Fichtens ehmaligen Famulus) fand er am ersten Tage das Zimmer verschlossen, so daß es selbigesmal nicht zum Lesen kam. Alle, die an dem Saal theil hatten, gingen nun mit Eins ab, und Vermehren wählte <span class="index-244 tp-22749 ">Schützens</span> <span class="weight-bold ">auditorium</span>, hatte sich seinen <span class="weight-bold ">debut</span> aufgeschrieben, in welchem sich etwas auf die hohe Empfindung bezog, auf Fichtens Lehrstuhl zu stehen ‒ eine Formel, die sämtlich daselbst Lesende durch die Bank gebraucht haben ‒ und ließt das nun auf Schützens ‒ Stuhl mit ab. Luise hat dies gestern bey Hufelands von einigen Herren erzählen hören, die dabey waren.<br>Wir haben <span class="index-4311 tp-22750 ">den sonnenklaren</span> ‒ ich bitte Dich, was ist es doch, daß Fichte treibt seine Lehre den Leuten wie einen Wollsack vor die Füße zu schmeißen, und wieder aufzufangen und nochmals hinzuwerfen? Es gehört eine unsägliche Geduld dazu, und am Ende, zum Guckguck, wenn sie es nicht verstehn, was liegt daran, und wer kann sie im Ernst zwingen wollen! Ich habe mich sehr darüber lustig gemacht. Schelling hat nur so hineingesehn, aber ich habe es gelesen. Es ist ein komischer Hang. Fichte hat ja auch <span class="index-4310 tp-22751 ">etwas gegen Reinhold geschrieben</span>; davon hatte <span class="index-539 tp-77591 ">Cotta</span>, auf dessen Kosten es gedruckt ist, erst in <span class="index-22 tp-22714 ">Leipzig</span> erfahren und meynt, das wär eben das rechte Verhältniß zwischen Buchhändler und Schriftsteller. Fichte und <span class="index-43 tp-22715 ">Schleyermacher</span> sehen sich wohl gar nicht? Lezteres Reden sind in <span class="index-19 tp-22717 ">den </span><span class="index-19 tp-22717 index-2 tp-22716 ">Göttinger</span><span class="index-19 tp-22717 "> Anzeigen</span> recensirt, <span class="weight-bold ">vielleicht</span> von <span class="index-8 tp-22718 ">Deinem Bruder</span>. Hast Du die Rezension <span class="index-162 tp-22719 ">des Athenäum</span> in <span class="index-3092 tp-22720 ">der Erlanger Zeitung</span> gesehn? Das Beste ist, Du schickst dahin gar nichts ein; es wird doch niemals etwas ordentliches aus dem Institut und man muß sich die Hände rein erhalten. ‒ Über den <span class="index-253 tp-47175 ">Huber</span> muß man ein Kreuz machen, denn er ist ans Kreuz geschlagen, denn er ist ein Schächer. Er hält gewiß <span class="index-822 tp-22752 ">den Merkel</span> für einen rechtschaffnen unpartheyischen Mann.<br>Schelling bittet Dich, Dir von Fichte das neue Heft <span class="index-4312 tp-22753 ">seines </span><span class="index-4312 tp-22753 weight-bold ">Journals</span> geben zu lassen, wenn Du nur einige wenige Zeit dazu hättest. Fichte ließt es vielleicht gar nicht, wenn Du demnächst aber einmal zu sagen wüstest, was er davon dächte, das wäre interressant.<br>Da man sich ordentlich mit einander beschäftigen muß um in der Ordnung zu bleiben, so will ich Dir nur sagen, mein lieber Wilhelm, daß Schelling dieses Heft Zeile vor Zeile mit mir lieset, und es gar anders helle in mir zu werden anfängt. Es ist eine wahre Wonne um das Verstehen lernen, und das Erleuchten einer dunkeln Vorstellung, und endlich um die Ruhe dieser Vorstellung selbst. Da das Höchste nicht zu hoch für ‒ diejenige kleine Person ist, welche Dir schreibt ‒ so kann ich diese strenge Folge, da sie mir so lebendig erklärt wird besonders, und das von allem Subjektivem gleichsam entbundene Bild der Welt auch besser fassen als den sonnenklaren ‒ Und wie stille macht sie das Gemüth. Ja, ich glaube wohl an den Himmel in <span class="index-769 tp-22721 ">Spinozas</span> Seele, dessen Eins und Alles gewiß das alte Urgefühl ist, das sich nun auch in Schelling wieder zum Lichte drängt.<br>–<br>Apropos, dünkt Dich die Form der Darstellung wieder barbarisch? Sie sah mir auf den ersten Blick freylich so aus, aber ich kann sie für den Zweck nicht tadeln, so wenig als in einem arithmetischen Buch die Zahlen. Und ich möchte wissen, ob es wohl eine andre Form als die mathematische gäbe für die Speculation ‒ Poesie ist = Offenbarung.<br>–<br>Wir wollen uns nunmehr zu einigen andern Materien innerhalb des Raumes wenden. Ich finde unter Deinen Rechnungen einen Weinbrief über <span class="weight-bold ">ein Fässel,</span> was wenig Tage vor Deiner Abreise muß angekommen seyn. Das hast Du wohl <span class="index-8 tp-22722 ">Friedrich</span> überlassen? Denn es findet sich nichts als die unbezahlte Note. Ich habe keinen aus <span class="index-1783 tp-22723 ">Salzburg</span> verschrieben. <span class="index-2983 tp-22754 ">Loder</span> sagte mir, daß man den nehmlichen Ofner Wein in <span class="index-1633 tp-22724 ">Erfurt</span> bekäme. Nun habe ich mich dorthin gewendet um eine kleine Quantität, vors erste nur für Schelling, der natürlich die Damen bisher mit Wein und <span class="weight-bold ">Mareschino</span> unterstüzt hat.<br>Denke Dir nur eines, was ich unmöglich so lange auf dem Herzen behalten kann, bis Du kommst ‒ Mein Sopha war ganz ruinirt und ich hatte es doch nach meiner Abreise gleich umzustopfen angeordnet, was auch, laut der Rechnung des Sattlers, geschehn war. Ich sah das Ding lange gedankenlos an, endlich frage ich Rosen ‒ da hat Friedrich meine Stube, nachdem Du wegwarst, zu seinen Schlafzimmer gemacht und die Betten auf das Sopha legen lassen. Ist das nun wirklich nicht sehr unmanierlich von dem göttlichen Philosophen ‒ und gegen alle Dir und mir schuldige Bescheidenheit?<br>–<br>Allerliebster Freund, Deine Liebschaften sind in Desperazion und wenden sich in selbiger an mich. Ich habe wahr und wahrhaftig einen Brief von <span class="index-1494 tp-22725 ">der </span><span class="index-1494 tp-22725 weight-bold ">Dame Nuys</span> erhalten ‒ die ich nicht besucht, nicht wiedergesehn hatte, außer das erste am lezten Tage in <span class="index-60 tp-22726 ">Braunschweig</span>. ‒ Welches sie sehr bedauert verfehlt zu haben ‒ und ein paar Aufträge vom Zaune bricht; ich soll ihr das lezte Stück vom Athenäum schicken ‒ nehmlich geliehen oder geschenkt ‒ und Du hättest zwar keine Nachricht von Dir gegeben, aber sie ließe Dich doch grüßen ‒ und mit <span class="index-4309 tp-22739 ">dem </span><span class="index-4309 tp-22739 index-4308 tp-22738 weight-bold ">Parny</span> solltest Du Dich nicht weiter bemühn. Alles sehr süß und steif stylisirt. Wenn Du es nicht glauben wilst, schick ich Dir den Brief. Was soll ich nun erwiedern? Alles, was Du willst, nur solst Du ihr nicht schreiben. Nicht wahr, Du wilst auch nicht? Ich kann sie nicht leiden, aber <span class="index-74 tp-22727 ">Unzelinen</span> bring nur, der bin ich gewiß gut.<br><span class="index-4291 tp-22728 index-4290 tp-22729 weight-bold ">Mereaus</span> sind geschieden, und sie abgereißt nach <span class="index-4313 tp-22755 ">Kamburg</span> zu <span class="index-4314 tp-22756 ">ihrer dort verheyratheten Schwester</span> nebst dem Kind und 200 rh. Gehalt. <span class="index-4291 tp-22730 weight-bold ">Mereau</span> hat Schelling den ganzen Verlauf im Erbprinzen französisch erzählt. Sie sind getrennt <span class="weight-bold ">par le Chemin de la Grace</span> (der auch <span class="weight-bold ">le chemin de la disgrace</span> ist) unmittelbar vom Fürsten, blos auf ihre gegenseitige Übereinstimmung hin, in diesem Punkt. Beyde können sich wieder vermählen und <span class="weight-bold ">Mereau</span> sieht schon umher, wen er verschlingen will, ob er gleich sagt, <span class="weight-bold ">jʼai aimé beaucoup </span><span class="weight-bold index-4290 tp-22731 ">ma femme</span><span class="weight-bold ">, je lʼaime encore et je lʼaimerai toujours</span>.<br><span class="weight-bold ">Et moi je suis dans le train dʼécrire toujours, cʼest à</span> <span class="weight-bold ">dire continuellement</span>. Lebe wohl, lieber Wilhelm. Komm bald. Ich wollte, ich könte das mit dem <span class="weight-bold ">Shakesp</span>. ungeschehn machen. Aber denk nur nicht etwa, daß <span class="weight-bold ">wir</span> Cottas zunftmäßige und partheyische Ansicht darüber haben.<br><span class="index-4233 tp-22732 ">Die Mutter</span> hat heute geschrieben; sie ist wohl, aber <span class="index-1928 tp-22733 ">Philipps</span> Jungen, <span class="index-2493 tp-22736 ">Gustav Adolph</span> und <span class="index-4307 tp-22737 ">Eduard Conradin</span>, sind beyde tödlich krank gewesen und sie fängt an einzusehn, es gebe allenthalben Noth.<br>Nochmals lebe wohl, grüße <span class="index-132 tp-22734 ">die Bernhardi</span>. Schreibe doch, wann Du ohngefähr zu kommen gedenkst, und vor allen Dingen, komm wirklich.<br><span class="index-1929 tp-22735 ">Luisen</span> bringe ein <span class="weight-bold ">bouquet</span> <span class="weight-bold ">weißer Blumen,</span> wie sie auf eine Mütze passen, mit. Die Unzeline wird das wissen, es giebt dort eine Fabrik. Mir die Tassen. <span class="index-3118 tp-77151 ">Emma</span> einen Jahrhundertsilberthaler.<br>Mache keine Einlagen blos in der Absicht Postgeld zu sparen. Ich muß doch das Doppelte bezahlen.<br><br>[Späteres Blatt.]<br>Wenn Du die bestellten Sachen noch nicht eingekauft hast, so bitte ich um Erlaubniß, das <span class="weight-bold ">Bouquet</span> für Luise in ein paar weißseidne schöne Frauenstrümpfe für sie [zu] verwandeln. Ich denke ihr dann dazu ein paar solche Schuh zu geben, wie ich Dich um welche bat, denn ich habe wirklich dergleichen, sie sind mir nur zu gros, und ich habe sie noch nie getragen. Sie braucht beydes sehr nöthig.<br>Wir wünschen auch, daß Du Dich nach dem Preise von <span class="weight-bold ">weißem Crepflor</span> erkundigen möchtest durch <span class="index-812 tp-22757 ">Mad. Meyer</span>, um, wenn er wohlfeil dort ist, vielleicht noch eine Bestellung zu machen. Wilst Du das wohl artigst nicht vergessen. <span class="index-1929 tp-47177 weight-bold ">Mad</span><span class="index-1929 tp-47177 ">. Wiedemann</span> bittet darum, zu Zeiten genannt <span class="weight-bold ">Madame</span> Wüthemann.', '36_xml' => '<p>[<placeName key="12">Jena</placeName>] d. 18ten [‒?] May. [18]01.<lb/>Dein Brief vom 9ten May mit den Einlagen an <persName key="56">Friedrich Tiek</persName> ist volle 8 Tage unterwegens geblieben, so daß ich ihn am Sonnabend eben erhielt, da <persName key="62">Schelling</persName> hinüber nach <placeName key="58">Weimar</placeName> reiten wollte. Ich gab ihm den ganzen Inhalt noch mit, besonders das heilige Interresse des <persName key="4"><name key="344" type="work"><hi rend="weight:bold">Shakespear</hi></name></persName> bey <persName key="539">Cotta</persName>, was er auch selber, schon der allgemeinen Rücksicht wegen, zur Gnüge gefaßt hatte. Ich will Dir erzählen, was er zurückbringt. Erstlich die Nachricht, die wir voraussahn, daß auch Cotta sich entzogen habe. Dann hat er eine Stunde lang mit ihm über die Ursachen geredet. Ich hatte ihm Deine erste Geschichte der Sache mitgegeben, um, wenn Cotta etwa fälschlich berichtet wäre, zu widerlegen und zu ergänzen. Allein Cotta hatte das Wahre gewußt und, wie es scheint, mit Unger viel darüber verhandelt. Daraus erhellte, daß <persName key="67">Unger</persName> alles auf frühere Spannung schob und auf seine momentane Tollköpfigkeit. Ferner, daß <persName key="67">U.</persName> wirklich die Sache tief gekränkt habe. Die feierliche Anmahnung in Deinem Billet, das Begehren die Bücher zu sehn, was er Dir freylich selbst sehr unbesonnen angeboten habe, indem das ein ehrlicher Mann unter den Buchhändlern sonst nie zu thun pflege ‒ und dann der schnelle Proceß. Daß <persName key="69">Grattenauer</persName> zuerst gütlich geschrieben, hat ihn vermuthlich noch in der Tollheit getroffen, und er hat es als eine bloße Formalität angesehn. Die Grobheit <hi rend="weight:bold">seines</hi> Billets hat er vollkommen eingestanden. Er würde Dir ohne das Deinige aber gewiß Geld geschickt haben. Cotta <hi rend="weight:bold">wollte</hi> er, ebenfals ohne es wirklich zu thun, aus seinen Büchern beweisen, daß von den leztern Theilen <name key="344" type="work">des <hi rend="weight:bold">Shakes</hi>.</name> nur 400 Exemplare abgesetzt worden wären, übrigens riethe er ihm nicht ab, sondern vielmehr zu. ‒ Cottas Ansicht ist die gewesen: es beruhe alles auf persönlicher Spannung, ohne die es nicht so weit hätte kommen müssen, und er glaubte was diese beträfe sehr gern, daß <persName key="380">die Unger</persName> eine Kanaille wär ‒ er hätte noch von niemand ein anders Urtheil über sie gehört. Aber U. sey doch ein vollkommen honetter Mann und Du hättest eigentlich mit ihm in dem Verhältniß stehn müssen, wie er ZB. mit <persName key="55">Fichte</persName> im Ganzen und Großen, wo so eine kleine Nachauflage mehrmals ohne vorläufige Nachricht vorfiele ‒ ja er habe <name key="1415" type="work"><persName key="88">Schillers</persName> Wallenstein</name> noch einmal aufgelegt, ohne diesem ein Wort zu sagen wie nach <orgName key="6043">der Messe</orgName> usw. Kurz, Du hättest es wohl gleich zu Anfang zu gespannt gerügt und mit Mistrauen, wenigstens habe es U. so überrascht, daß er auch gleich mit dem Erbieten die Bücher zu zeigen herausgefahren wäre. Verbergen habe dieser es durchaus nicht wollen. Er hat denn auch geltend gemacht, daß er Dir jetzt mehr bezahle. So wie Cotta nun den Buchhandel, die Stimmung für U. und die Zeitumstände kennte, würde es Dir sehr schwer fallen einen ordentlichen Verleger zu finden. Zuletzt hat er sich mit dem Erbieten herausgelassen zwischen Dir und U. den Vermittler zu machen, und das auf eine solche Weise, daß Schelling meynt, Ungers Wünsche müsten selbst dahin gegangen seyn. Er hat sehr darauf appüyirt, daß U. der Handel sehr unglücklich mache.<lb/>Deine Aufträge haben <persName key="56">Tiek</persName> schwerlich mehr in <placeName key="22">Leipzig</placeName> gefunden und überhaupt ist ein solch Geschäft Tieks Stärke nicht. Ich vermuthe daher, es ist noch nichts weiter geschehn. <persName key="4271">Vieweg</persName> wäre der einzige, der gegen Unger an gern etwas thäte. <persName key="99">Perthes</persName>, sagt Schelling, hat nicht <hi rend="weight:bold">fonds</hi> genung für diese Unternehmung und ist außerdem Deinen Gegnern dienstbar. Cotta hat gern eingestanden, daß sie etwas solides sey. Was ist nun zu thun? Du kanst von der möglichen Fehlschlagung zu der Eröffnung einer Subscription doch Ärger einerndten. Schelling räth eine stille Pause und eine endliche Wiedervereinigung mit Unger. Er will gern Cotta das Nöthige darüber mittheilen, damit Du es nicht zu thun brauchst.<lb/>Ich weiß nicht, in wie fern Du den Rath annehmen magst und kannst. Fällt der Proceß für Dich aus, so ist es möglich. Hemmen wirst Du ihn jetzt in seinen Lauf nicht wollen. Ich kann Dir nicht sagen, wie toll wir hier über das dumme Ereigniß sind. Daß man darum den Muth nicht sinken läßt, versteht sich wohl ‒ aber wenn es nun dahin käme, daß <name key="344" type="work">der <hi rend="weight:bold">Shakespear</hi></name> in Stocken geriethe, der gleichsam Deine Amtsbedienung ausmacht, so würde das infame Volk sich ungefähr eben so freuen, als wie <persName key="55">Fichte</persName> den hiesigen Professorstuhl verließ. Ich wünschte sehr mündlich mit Dir darüber reden zu können. ‒ Recht entsinne ich mich nicht, wie das vor dem Jahr mit den Briefen kam, weil ich eben krank war. Warest Du nicht böse, daß Unger auf keine Vorschläge <hi rend="weight:bold">entriren</hi> wollte?<lb/>Ich bitte Dich nur, halte Dich künftig ganz für Dich selber und apart in Deinen Geschäften. Ohne die fremden Einschlagsfäden würde Dein eignes zu betreibendes Gewebe von Grund aus reiner seyn. Sey nicht böse, mein lieber Schlegel, und argwehne, daß ich Dich Deinen Freunden entziehn wolle ‒ aber geschieht ihnen ein Dienst, wenn Du Verdruß hast? Erfordert die Freundschaft diese Art von Thätigkeit und Theilung des Interresse? <persName key="8">Friedrich</persName> weiß doch gewiß Freund zu seyn ‒ aber siehe die Lilien auf dem Felde, sie arbeiten nicht und unser himmlischer Vater nähret sie doch. Bedenk, daß Du ganz für Dich allein auch mit Unger eine wenigstens oberflächliche fröliche Gemeinschaft hättest haben können. Wenn ich unrecht sehe nach Deiner Einsicht, so schilt mich nur nicht, ich meyne es blos gut mit Dir, ohne es böse mit andern zu meynen. Herzlich freu ich mich, daß Du auf keinen Fall an eine kritische Arbeit denkst, und das mit <name key="77" type="work">einer Tragödie <persName key="1411">des Euripides</persName></name> scheint mir auch gut. Nur bleibt die Hauptsache immer der Rumpf Deines Ruhmes, um so zu sprechen, einen Kopf, und Hände und Füße hat er schon. Wenn während dessen Capital verzehrt werden muß, was ist daran gelegen? Ich habe keine Pflicht mehr auf mir, zusammenzuhalten, was ich besitze, und es kann nicht besser angewendet werden als Dir Muße zu verschaffen, so weit es reicht.<lb/>Daß Dir Unger die 30 <hi rend="weight:bold">Louisdʼor</hi> gleich bezahlt, daran kann ich nicht zweifeln, sonst schickte ich Dir Geld in <hi rend="weight:bold">natura</hi>. Eins habe ich noch gethan, <persName key="1928">Philipp</persName> hatte an <persName key="276">Hufeland</persName> eine beträchtliche Summe zu fordern. Ich habe ihm geschrieben, wenn Hufeland ihm noch nicht gezahlt, so solle er Dir die Vollmacht ertheilen Dir es auszahlen zu lassen und es so einrichten, daß wir Philipp noch 100 rh. schuldig würden. Dann kannst Du Hufeland gleich abfinden. Möglich ist es freylich, daß Philipp das Geld nun schon hat und auch in den jezigen Umständen und Theurung nicht entbehren kann. ‒ Wie viel ich erhalten habe und noch erhalten werde, hast Du aus der Note von Friedrich gesehn. Wenn <persName key="31">Fromman</persName> die 12 Carolin bringt, so möcht ich gern <persName key="4268">die Niethammer</persName> bezahlen ‒ es steht noch 1 <hi rend="weight:bold">Louisdʼor</hi> von der vorigen Miethe. Für <persName key="4230">Succow</persName> habe ich die 4 <hi rend="weight:bold">Louisdʼor</hi> schon zurückgelegt. Ich werde für mich und <persName key="4261">Rose</persName> nicht viel über 3 <hi rend="weight:bold">Louisdʼor</hi> für den Monat brauchen für die ganze Wirthschaft, aber da ich <persName key="1929">Luisen</persName> schuldig geworden bin, so muß ich 2 Monate lang auch für sie mit stehn. Manche Dinge habe ich denn auch ganz nothwendig ankaufen müssen ‒ darunter gehörten, weil eben Markt war, Gläser für einige rh. Ich dachte daran, wie Du mich mit dem ersten splendiden Einkauf der Gläser necktest, und muste lächeln, was auch eben so ein Weinen hätte seyn können, über diesen Refrain des Geschickes; Du wirst gewiß wieder finden, daß ich zu viel gekauft habe. Ich weiß nicht, warum es mir immer mit dem Glase so geht. Dieses soll nun gewiß nicht so bald brechen. Was das verwandte Glück betrift ‒ das ist gebrochen, und nicht zu ersetzen. Sey übrigens nicht bange wegen den Verschönerungsanstalten, von denen ich neulich in der Erwartung <persName key="74">Unzelinettens</persName> Meldung that. Ich habe noch nicht einmal wegen des Porzelans geschrieben und will es auch nicht eher, bis Du kommst. Das Alkoven Zimmer läßt die Niethammer übermahlen. Meines mag so bleiben.<lb/>Du mußt seit dem 9ten noch recht viel Briefe von mir erhalten haben, ich schrieb fast jeden Postag. Damals scheint das Packet mit <name key="4311" type="work">Fichtens Schrift</name> noch nicht in Deinen Händen gewesen zu seyn, wo ich auch einen Brief beygelegt hatte. Seitdem adressirte ich einigemal in der Ungewißheit noch in Dein altes <hi rend="weight:bold">logis</hi> und dachte, Du würdest dort wohl Aufträge gegeben haben.<lb/>Deine Einlage an <persName key="8">Friedrich</persName> setzte mich in große Verlegenheit ‒ ich war aufs äußerste versucht sie zurückzubehalten, hielt mich am Ende aber doch nicht für befugt dazu, und schickte sie hin. Wenn Du ihm nur auf seine eigne Erwähnung der Fremdheit zwischen uns geantwortet hast, so ist es gut ‒ aber als Klage und Verlegenheit von mir, so ist es schlimm für mich. Alles, was zu thun war, mußte seit meinem Briefe von seiner Seite geschehn, und es stand ihm weiter nichts zu sagen als: <hi rend="weight:bold">ihr</hi> seyd es nicht, der sich zu beschweren hat. Jetzt wird er sich ja freylich gegen Dich erklären müssen. Aber Du, mein Freund, wirst mich darauf hin zu nichts nöthigen wollen. Der allgemeine Friede wird auch gewiß besser ohne die allgemeine Gemeinschaft bestehn, und Du solst sehn, daß <hi rend="weight:bold">Du</hi> ganz frey bleibst neben <hi rend="weight:bold">meiner</hi> billigen Zurückhaltung. Ich bin die Diskretion, die Schonung, und zu Anfang die ächteste Freundschaft selbst gewesen in dem Verhältniß mit <persName key="8">Friedrich</persName> und <persName key="180">der Veit</persName>. So viel gerechte Güte hast Du jetzt für mich wieder gewonnen, daß Du das meinige gegen Dich in jenes nicht mischest. ‒<lb/><persName key="62">Schelling</persName> hat <persName key="137">Goethen</persName> die Briefe an <persName key="56">Tiek</persName> gegeben. Die haben noch nicht gewußt, daß er hinkommen würde. <persName key="1267">Mephistopheles, das ist Meyer</persName>, hat sich etwas neidisch geäußert. Die kleine Kröte, warum kann sie selbst nichts machen als Witz? und Kritik? Er ahme <persName key="2550">den <hi rend="weight:bold">Giulio Romano</hi></persName> nach, hat er mit Verachtung gesagt. Nun, wenn er das nur könnte. Goethe läßt sich auch nicht dadurch irre machen.<lb/><persName key="4255">Kilian</persName> hat hier auf seinen Zimmer gelesen, da er es nicht oeffentlich sollte. Neue <hi rend="weight:bold">Denunciation</hi> von Seiten <persName key="4256">Gruners</persName> und Suspension durch die Fakultät. Nun will man <persName key="2889">den Herzog</persName> persönlich gegen ihn wie gegen Fichte gewinnen. Es wird wohl an sämtliche Höfe gebracht werden und Hufeland hat gemeint, er würde es doch am Ende durchsetzen, aber ist es nicht schändlich? <persName key="2983">Loder</persName> mischt sich in alles, aber so, daß er die Hände gleich wieder herauszieht ‒ er hat es Schelling eben selbst in <placeName key="58">Weimar</placeName> gesagt: ja, <hi rend="weight:bold">er</hi> suche sich nur für seine Person davon zu bringen. Es ist artig, wie sie die Maximen selbst aussprechen. ‒ Hier schreibe ich Dir eine Anekdote für Fichte. <persName key="196">Vermehren</persName> wollte in seinem ehmaligen Hörsal lesen, aber durch eine sehr starke Impertinenz des Inhabers (Fichtens ehmaligen Famulus) fand er am ersten Tage das Zimmer verschlossen, so daß es selbigesmal nicht zum Lesen kam. Alle, die an dem Saal theil hatten, gingen nun mit Eins ab, und Vermehren wählte <persName key="244">Schützens</persName> <hi rend="weight:bold">auditorium</hi>, hatte sich seinen <hi rend="weight:bold">debut</hi> aufgeschrieben, in welchem sich etwas auf die hohe Empfindung bezog, auf Fichtens Lehrstuhl zu stehen ‒ eine Formel, die sämtlich daselbst Lesende durch die Bank gebraucht haben ‒ und ließt das nun auf Schützens ‒ Stuhl mit ab. Luise hat dies gestern bey Hufelands von einigen Herren erzählen hören, die dabey waren.<lb/>Wir haben <name key="4311" type="work">den sonnenklaren</name> ‒ ich bitte Dich, was ist es doch, daß Fichte treibt seine Lehre den Leuten wie einen Wollsack vor die Füße zu schmeißen, und wieder aufzufangen und nochmals hinzuwerfen? Es gehört eine unsägliche Geduld dazu, und am Ende, zum Guckguck, wenn sie es nicht verstehn, was liegt daran, und wer kann sie im Ernst zwingen wollen! Ich habe mich sehr darüber lustig gemacht. Schelling hat nur so hineingesehn, aber ich habe es gelesen. Es ist ein komischer Hang. Fichte hat ja auch <name key="4310" type="work">etwas gegen Reinhold geschrieben</name>; davon hatte <persName key="539">Cotta</persName>, auf dessen Kosten es gedruckt ist, erst in <placeName key="22">Leipzig</placeName> erfahren und meynt, das wär eben das rechte Verhältniß zwischen Buchhändler und Schriftsteller. Fichte und <persName key="43">Schleyermacher</persName> sehen sich wohl gar nicht? Lezteres Reden sind in <name key="19" type="periodical">den <placeName key="2">Göttinger</placeName> Anzeigen</name> recensirt, <hi rend="weight:bold">vielleicht</hi> von <persName key="8">Deinem Bruder</persName>. Hast Du die Rezension <name key="162" type="periodical">des Athenäum</name> in <name key="3092" type="periodical">der Erlanger Zeitung</name> gesehn? 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Es ist eine wahre Wonne um das Verstehen lernen, und das Erleuchten einer dunkeln Vorstellung, und endlich um die Ruhe dieser Vorstellung selbst. Da das Höchste nicht zu hoch für ‒ diejenige kleine Person ist, welche Dir schreibt ‒ so kann ich diese strenge Folge, da sie mir so lebendig erklärt wird besonders, und das von allem Subjektivem gleichsam entbundene Bild der Welt auch besser fassen als den sonnenklaren ‒ Und wie stille macht sie das Gemüth. Ja, ich glaube wohl an den Himmel in <persName key="769">Spinozas</persName> Seele, dessen Eins und Alles gewiß das alte Urgefühl ist, das sich nun auch in Schelling wieder zum Lichte drängt.<lb/>–<lb/>Apropos, dünkt Dich die Form der Darstellung wieder barbarisch? Sie sah mir auf den ersten Blick freylich so aus, aber ich kann sie für den Zweck nicht tadeln, so wenig als in einem arithmetischen Buch die Zahlen. Und ich möchte wissen, ob es wohl eine andre Form als die mathematische gäbe für die Speculation ‒ Poesie ist = Offenbarung.<lb/>–<lb/>Wir wollen uns nunmehr zu einigen andern Materien innerhalb des Raumes wenden. Ich finde unter Deinen Rechnungen einen Weinbrief über <hi rend="weight:bold">ein Fässel,</hi> was wenig Tage vor Deiner Abreise muß angekommen seyn. Das hast Du wohl <persName key="8">Friedrich</persName> überlassen? Denn es findet sich nichts als die unbezahlte Note. Ich habe keinen aus <placeName key="1783">Salzburg</placeName> verschrieben. <persName key="2983">Loder</persName> sagte mir, daß man den nehmlichen Ofner Wein in <placeName key="1633">Erfurt</placeName> bekäme. 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Ich habe wahr und wahrhaftig einen Brief von <persName key="1494">der <hi rend="weight:bold">Dame Nuys</hi></persName> erhalten ‒ die ich nicht besucht, nicht wiedergesehn hatte, außer das erste am lezten Tage in <placeName key="60">Braunschweig</placeName>. ‒ Welches sie sehr bedauert verfehlt zu haben ‒ und ein paar Aufträge vom Zaune bricht; ich soll ihr das lezte Stück vom Athenäum schicken ‒ nehmlich geliehen oder geschenkt ‒ und Du hättest zwar keine Nachricht von Dir gegeben, aber sie ließe Dich doch grüßen ‒ und mit <name key="4309" type="work">dem <persName key="4308"><hi rend="weight:bold">Parny</hi></persName></name> solltest Du Dich nicht weiter bemühn. Alles sehr süß und steif stylisirt. Wenn Du es nicht glauben wilst, schick ich Dir den Brief. Was soll ich nun erwiedern? Alles, was Du willst, nur solst Du ihr nicht schreiben. Nicht wahr, Du wilst auch nicht? Ich kann sie nicht leiden, aber <persName key="74">Unzelinen</persName> bring nur, der bin ich gewiß gut.<lb/><persName key="4291"><persName key="4290"><hi rend="weight:bold">Mereaus</hi></persName></persName> sind geschieden, und sie abgereißt nach <placeName key="4313">Kamburg</placeName> zu <persName key="4314">ihrer dort verheyratheten Schwester</persName> nebst dem Kind und 200 rh. Gehalt. <persName key="4291"><hi rend="weight:bold">Mereau</hi></persName> hat Schelling den ganzen Verlauf im Erbprinzen französisch erzählt. Sie sind getrennt <hi rend="weight:bold">par le Chemin de la Grace</hi> (der auch <hi rend="weight:bold">le chemin de la disgrace</hi> ist) unmittelbar vom Fürsten, blos auf ihre gegenseitige Übereinstimmung hin, in diesem Punkt. Beyde können sich wieder vermählen und <hi rend="weight:bold">Mereau</hi> sieht schon umher, wen er verschlingen will, ob er gleich sagt, <hi rend="weight:bold">jʼai aimé beaucoup <persName key="4290">ma femme</persName>, je lʼaime encore et je lʼaimerai toujours</hi>.<lb/><hi rend="weight:bold">Et moi je suis dans le train dʼécrire toujours, cʼest à</hi> <hi rend="weight:bold">dire continuellement</hi>. Lebe wohl, lieber Wilhelm. Komm bald. Ich wollte, ich könte das mit dem <hi rend="weight:bold">Shakesp</hi>. ungeschehn machen. Aber denk nur nicht etwa, daß <hi rend="weight:bold">wir</hi> Cottas zunftmäßige und partheyische Ansicht darüber haben.<lb/><persName key="4233">Die Mutter</persName> hat heute geschrieben; sie ist wohl, aber <persName key="1928">Philipps</persName> Jungen, <persName key="2493">Gustav Adolph</persName> und <persName key="4307">Eduard Conradin</persName>, sind beyde tödlich krank gewesen und sie fängt an einzusehn, es gebe allenthalben Noth.<lb/>Nochmals lebe wohl, grüße <persName key="132">die Bernhardi</persName>. Schreibe doch, wann Du ohngefähr zu kommen gedenkst, und vor allen Dingen, komm wirklich.<lb/><persName key="1929">Luisen</persName> bringe ein <hi rend="weight:bold">bouquet</hi> <hi rend="weight:bold">weißer Blumen,</hi> wie sie auf eine Mütze passen, mit. Die Unzeline wird das wissen, es giebt dort eine Fabrik. Mir die Tassen. <persName key="3118">Emma</persName> einen Jahrhundertsilberthaler.<lb/>Mache keine Einlagen blos in der Absicht Postgeld zu sparen. Ich muß doch das Doppelte bezahlen.<lb/><lb/>[Späteres Blatt.]<lb/>Wenn Du die bestellten Sachen noch nicht eingekauft hast, so bitte ich um Erlaubniß, das <hi rend="weight:bold">Bouquet</hi> für Luise in ein paar weißseidne schöne Frauenstrümpfe für sie [zu] verwandeln. Ich denke ihr dann dazu ein paar solche Schuh zu geben, wie ich Dich um welche bat, denn ich habe wirklich dergleichen, sie sind mir nur zu gros, und ich habe sie noch nie getragen. Sie braucht beydes sehr nöthig.<lb/>Wir wünschen auch, daß Du Dich nach dem Preise von <hi rend="weight:bold">weißem Crepflor</hi> erkundigen möchtest durch <persName key="812">Mad. Meyer</persName>, um, wenn er wohlfeil dort ist, vielleicht noch eine Bestellung zu machen. Wilst Du das wohl artigst nicht vergessen. <persName key="1929"><hi rend="weight:bold">Mad</hi>. Wiedemann</persName> bittet darum, zu Zeiten genannt <hi rend="weight:bold">Madame</hi> Wüthemann.</p>', '36_xml_standoff' => '[<anchor type="b" n="12" ana="10" xml:id="NidB22677"/>Jena<anchor type="e" n="12" ana="10" xml:id="NidE22677"/>] d. 18ten [‒?] May. [18]01.<lb/>Dein Brief vom 9ten May mit den Einlagen an <anchor type="b" n="56" ana="11" xml:id="NidB22678"/>Friedrich Tiek<anchor type="e" n="56" ana="11" xml:id="NidE22678"/> ist volle 8 Tage unterwegens geblieben, so daß ich ihn am Sonnabend eben erhielt, da <anchor type="b" n="62" ana="11" xml:id="NidB22680"/>Schelling<anchor type="e" n="62" ana="11" xml:id="NidE22680"/> hinüber nach <anchor type="b" n="58" ana="10" xml:id="NidB22740"/>Weimar<anchor type="e" n="58" ana="10" xml:id="NidE22740"/> reiten wollte. Ich gab ihm den ganzen Inhalt noch mit, besonders das heilige Interresse des <anchor type="b" n="4" ana="11" xml:id="NidB22681"/><anchor type="b" n="344" ana="12" xml:id="NidB47173"/><hi rend="weight:bold">Shakespear</hi><anchor type="e" n="344" ana="12" xml:id="NidE47173"/><anchor type="e" n="4" ana="11" xml:id="NidE22681"/> bey <anchor type="b" n="539" ana="11" xml:id="NidB22679"/>Cotta<anchor type="e" n="539" ana="11" xml:id="NidE22679"/>, was er auch selber, schon der allgemeinen Rücksicht wegen, zur Gnüge gefaßt hatte. Ich will Dir erzählen, was er zurückbringt. Erstlich die Nachricht, die wir voraussahn, daß auch Cotta sich entzogen habe. Dann hat er eine Stunde lang mit ihm über die Ursachen geredet. Ich hatte ihm Deine erste Geschichte der Sache mitgegeben, um, wenn Cotta etwa fälschlich berichtet wäre, zu widerlegen und zu ergänzen. Allein Cotta hatte das Wahre gewußt und, wie es scheint, mit Unger viel darüber verhandelt. Daraus erhellte, daß <anchor type="b" n="67" ana="11" xml:id="NidB22682"/>Unger<anchor type="e" n="67" ana="11" xml:id="NidE22682"/> alles auf frühere Spannung schob und auf seine momentane Tollköpfigkeit. Ferner, daß <anchor type="b" n="67" ana="11" xml:id="NidB22683"/>U.<anchor type="e" n="67" ana="11" xml:id="NidE22683"/> wirklich die Sache tief gekränkt habe. Die feierliche Anmahnung in Deinem Billet, das Begehren die Bücher zu sehn, was er Dir freylich selbst sehr unbesonnen angeboten habe, indem das ein ehrlicher Mann unter den Buchhändlern sonst nie zu thun pflege ‒ und dann der schnelle Proceß. Daß <anchor type="b" n="69" ana="11" xml:id="NidB22684"/>Grattenauer<anchor type="e" n="69" ana="11" xml:id="NidE22684"/> zuerst gütlich geschrieben, hat ihn vermuthlich noch in der Tollheit getroffen, und er hat es als eine bloße Formalität angesehn. Die Grobheit <hi rend="weight:bold">seines</hi> Billets hat er vollkommen eingestanden. Er würde Dir ohne das Deinige aber gewiß Geld geschickt haben. Cotta <hi rend="weight:bold">wollte</hi> er, ebenfals ohne es wirklich zu thun, aus seinen Büchern beweisen, daß von den leztern Theilen <anchor type="b" n="344" ana="12" xml:id="NidB22685"/>des <hi rend="weight:bold">Shakes</hi>.<anchor type="e" n="344" ana="12" xml:id="NidE22685"/> nur 400 Exemplare abgesetzt worden wären, übrigens riethe er ihm nicht ab, sondern vielmehr zu. ‒ Cottas Ansicht ist die gewesen: es beruhe alles auf persönlicher Spannung, ohne die es nicht so weit hätte kommen müssen, und er glaubte was diese beträfe sehr gern, daß <anchor type="b" n="380" ana="11" xml:id="NidB22686"/>die Unger<anchor type="e" n="380" ana="11" xml:id="NidE22686"/> eine Kanaille wär ‒ er hätte noch von niemand ein anders Urtheil über sie gehört. Aber U. sey doch ein vollkommen honetter Mann und Du hättest eigentlich mit ihm in dem Verhältniß stehn müssen, wie er ZB. mit <anchor type="b" n="55" ana="11" xml:id="NidB22687"/>Fichte<anchor type="e" n="55" ana="11" xml:id="NidE22687"/> im Ganzen und Großen, wo so eine kleine Nachauflage mehrmals ohne vorläufige Nachricht vorfiele ‒ ja er habe <anchor type="b" n="1415" ana="12" xml:id="NidB22689"/><anchor type="b" n="88" ana="11" xml:id="NidB22688"/>Schillers<anchor type="e" n="88" ana="11" xml:id="NidE22688"/> Wallenstein<anchor type="e" n="1415" ana="12" xml:id="NidE22689"/> noch einmal aufgelegt, ohne diesem ein Wort zu sagen wie nach <anchor type="b" n="6043" ana="15" xml:id="NidB40029"/>der Messe<anchor type="e" n="6043" ana="15" xml:id="NidE40029"/> usw. Kurz, Du hättest es wohl gleich zu Anfang zu gespannt gerügt und mit Mistrauen, wenigstens habe es U. so überrascht, daß er auch gleich mit dem Erbieten die Bücher zu zeigen herausgefahren wäre. Verbergen habe dieser es durchaus nicht wollen. Er hat denn auch geltend gemacht, daß er Dir jetzt mehr bezahle. So wie Cotta nun den Buchhandel, die Stimmung für U. und die Zeitumstände kennte, würde es Dir sehr schwer fallen einen ordentlichen Verleger zu finden. Zuletzt hat er sich mit dem Erbieten herausgelassen zwischen Dir und U. den Vermittler zu machen, und das auf eine solche Weise, daß Schelling meynt, Ungers Wünsche müsten selbst dahin gegangen seyn. Er hat sehr darauf appüyirt, daß U. der Handel sehr unglücklich mache.<lb/>Deine Aufträge haben <anchor type="b" n="56" ana="11" xml:id="NidB22693"/>Tiek<anchor type="e" n="56" ana="11" xml:id="NidE22693"/> schwerlich mehr in <anchor type="b" n="22" ana="10" xml:id="NidB22691"/>Leipzig<anchor type="e" n="22" ana="10" xml:id="NidE22691"/> gefunden und überhaupt ist ein solch Geschäft Tieks Stärke nicht. Ich vermuthe daher, es ist noch nichts weiter geschehn. <anchor type="b" n="4271" ana="11" xml:id="NidB22690"/>Vieweg<anchor type="e" n="4271" ana="11" xml:id="NidE22690"/> wäre der einzige, der gegen Unger an gern etwas thäte. <anchor type="b" n="99" ana="11" xml:id="NidB22692"/>Perthes<anchor type="e" n="99" ana="11" xml:id="NidE22692"/>, sagt Schelling, hat nicht <hi rend="weight:bold">fonds</hi> genung für diese Unternehmung und ist außerdem Deinen Gegnern dienstbar. Cotta hat gern eingestanden, daß sie etwas solides sey. Was ist nun zu thun? Du kanst von der möglichen Fehlschlagung zu der Eröffnung einer Subscription doch Ärger einerndten. Schelling räth eine stille Pause und eine endliche Wiedervereinigung mit Unger. Er will gern Cotta das Nöthige darüber mittheilen, damit Du es nicht zu thun brauchst.<lb/>Ich weiß nicht, in wie fern Du den Rath annehmen magst und kannst. Fällt der Proceß für Dich aus, so ist es möglich. Hemmen wirst Du ihn jetzt in seinen Lauf nicht wollen. Ich kann Dir nicht sagen, wie toll wir hier über das dumme Ereigniß sind. Daß man darum den Muth nicht sinken läßt, versteht sich wohl ‒ aber wenn es nun dahin käme, daß <anchor type="b" n="344" ana="12" xml:id="NidB22788"/>der <hi rend="weight:bold">Shakespear</hi><anchor type="e" n="344" ana="12" xml:id="NidE22788"/> in Stocken geriethe, der gleichsam Deine Amtsbedienung ausmacht, so würde das infame Volk sich ungefähr eben so freuen, als wie <anchor type="b" n="55" ana="11" xml:id="NidB22789"/>Fichte<anchor type="e" n="55" ana="11" xml:id="NidE22789"/> den hiesigen Professorstuhl verließ. Ich wünschte sehr mündlich mit Dir darüber reden zu können. ‒ Recht entsinne ich mich nicht, wie das vor dem Jahr mit den Briefen kam, weil ich eben krank war. Warest Du nicht böse, daß Unger auf keine Vorschläge <hi rend="weight:bold">entriren</hi> wollte?<lb/>Ich bitte Dich nur, halte Dich künftig ganz für Dich selber und apart in Deinen Geschäften. Ohne die fremden Einschlagsfäden würde Dein eignes zu betreibendes Gewebe von Grund aus reiner seyn. Sey nicht böse, mein lieber Schlegel, und argwehne, daß ich Dich Deinen Freunden entziehn wolle ‒ aber geschieht ihnen ein Dienst, wenn Du Verdruß hast? Erfordert die Freundschaft diese Art von Thätigkeit und Theilung des Interresse? <anchor type="b" n="8" ana="11" xml:id="NidB22699"/>Friedrich<anchor type="e" n="8" ana="11" xml:id="NidE22699"/> weiß doch gewiß Freund zu seyn ‒ aber siehe die Lilien auf dem Felde, sie arbeiten nicht und unser himmlischer Vater nähret sie doch. Bedenk, daß Du ganz für Dich allein auch mit Unger eine wenigstens oberflächliche fröliche Gemeinschaft hättest haben können. Wenn ich unrecht sehe nach Deiner Einsicht, so schilt mich nur nicht, ich meyne es blos gut mit Dir, ohne es böse mit andern zu meynen. Herzlich freu ich mich, daß Du auf keinen Fall an eine kritische Arbeit denkst, und das mit <anchor type="b" n="77" ana="12" xml:id="NidB22742"/>einer Tragödie <anchor type="b" n="1411" ana="11" xml:id="NidB22741"/>des Euripides<anchor type="e" n="1411" ana="11" xml:id="NidE22741"/><anchor type="e" n="77" ana="12" xml:id="NidE22742"/> scheint mir auch gut. Nur bleibt die Hauptsache immer der Rumpf Deines Ruhmes, um so zu sprechen, einen Kopf, und Hände und Füße hat er schon. Wenn während dessen Capital verzehrt werden muß, was ist daran gelegen? Ich habe keine Pflicht mehr auf mir, zusammenzuhalten, was ich besitze, und es kann nicht besser angewendet werden als Dir Muße zu verschaffen, so weit es reicht.<lb/>Daß Dir Unger die 30 <hi rend="weight:bold">Louisdʼor</hi> gleich bezahlt, daran kann ich nicht zweifeln, sonst schickte ich Dir Geld in <hi rend="weight:bold">natura</hi>. Eins habe ich noch gethan, <anchor type="b" n="1928" ana="11" xml:id="NidB22701"/>Philipp<anchor type="e" n="1928" ana="11" xml:id="NidE22701"/> hatte an <anchor type="b" n="276" ana="11" xml:id="NidB22700"/>Hufeland<anchor type="e" n="276" ana="11" xml:id="NidE22700"/> eine beträchtliche Summe zu fordern. Ich habe ihm geschrieben, wenn Hufeland ihm noch nicht gezahlt, so solle er Dir die Vollmacht ertheilen Dir es auszahlen zu lassen und es so einrichten, daß wir Philipp noch 100 rh. schuldig würden. Dann kannst Du Hufeland gleich abfinden. Möglich ist es freylich, daß Philipp das Geld nun schon hat und auch in den jezigen Umständen und Theurung nicht entbehren kann. ‒ Wie viel ich erhalten habe und noch erhalten werde, hast Du aus der Note von Friedrich gesehn. Wenn <anchor type="b" n="31" ana="11" xml:id="NidB22697"/>Fromman<anchor type="e" n="31" ana="11" xml:id="NidE22697"/> die 12 Carolin bringt, so möcht ich gern <anchor type="b" n="4268" ana="11" xml:id="NidB22698"/>die Niethammer<anchor type="e" n="4268" ana="11" xml:id="NidE22698"/> bezahlen ‒ es steht noch 1 <hi rend="weight:bold">Louisdʼor</hi> von der vorigen Miethe. Für <anchor type="b" n="4230" ana="11" xml:id="NidB22696"/>Succow<anchor type="e" n="4230" ana="11" xml:id="NidE22696"/> habe ich die 4 <hi rend="weight:bold">Louisdʼor</hi> schon zurückgelegt. Ich werde für mich und <anchor type="b" n="4261" ana="11" xml:id="NidB22702"/>Rose<anchor type="e" n="4261" ana="11" xml:id="NidE22702"/> nicht viel über 3 <hi rend="weight:bold">Louisdʼor</hi> für den Monat brauchen für die ganze Wirthschaft, aber da ich <anchor type="b" n="1929" ana="11" xml:id="NidB22743"/>Luisen<anchor type="e" n="1929" ana="11" xml:id="NidE22743"/> schuldig geworden bin, so muß ich 2 Monate lang auch für sie mit stehn. Manche Dinge habe ich denn auch ganz nothwendig ankaufen müssen ‒ darunter gehörten, weil eben Markt war, Gläser für einige rh. Ich dachte daran, wie Du mich mit dem ersten splendiden Einkauf der Gläser necktest, und muste lächeln, was auch eben so ein Weinen hätte seyn können, über diesen Refrain des Geschickes; Du wirst gewiß wieder finden, daß ich zu viel gekauft habe. Ich weiß nicht, warum es mir immer mit dem Glase so geht. Dieses soll nun gewiß nicht so bald brechen. Was das verwandte Glück betrift ‒ das ist gebrochen, und nicht zu ersetzen. Sey übrigens nicht bange wegen den Verschönerungsanstalten, von denen ich neulich in der Erwartung <anchor type="b" n="74" ana="11" xml:id="NidB22703"/>Unzelinettens<anchor type="e" n="74" ana="11" xml:id="NidE22703"/> Meldung that. Ich habe noch nicht einmal wegen des Porzelans geschrieben und will es auch nicht eher, bis Du kommst. Das Alkoven Zimmer läßt die Niethammer übermahlen. Meines mag so bleiben.<lb/>Du mußt seit dem 9ten noch recht viel Briefe von mir erhalten haben, ich schrieb fast jeden Postag. Damals scheint das Packet mit <anchor type="b" n="4311" ana="12" xml:id="NidB22745"/>Fichtens Schrift<anchor type="e" n="4311" ana="12" xml:id="NidE22745"/> noch nicht in Deinen Händen gewesen zu seyn, wo ich auch einen Brief beygelegt hatte. Seitdem adressirte ich einigemal in der Ungewißheit noch in Dein altes <hi rend="weight:bold">logis</hi> und dachte, Du würdest dort wohl Aufträge gegeben haben.<lb/>Deine Einlage an <anchor type="b" n="8" ana="11" xml:id="NidB22746"/>Friedrich<anchor type="e" n="8" ana="11" xml:id="NidE22746"/> setzte mich in große Verlegenheit ‒ ich war aufs äußerste versucht sie zurückzubehalten, hielt mich am Ende aber doch nicht für befugt dazu, und schickte sie hin. Wenn Du ihm nur auf seine eigne Erwähnung der Fremdheit zwischen uns geantwortet hast, so ist es gut ‒ aber als Klage und Verlegenheit von mir, so ist es schlimm für mich. Alles, was zu thun war, mußte seit meinem Briefe von seiner Seite geschehn, und es stand ihm weiter nichts zu sagen als: <hi rend="weight:bold">ihr</hi> seyd es nicht, der sich zu beschweren hat. Jetzt wird er sich ja freylich gegen Dich erklären müssen. Aber Du, mein Freund, wirst mich darauf hin zu nichts nöthigen wollen. Der allgemeine Friede wird auch gewiß besser ohne die allgemeine Gemeinschaft bestehn, und Du solst sehn, daß <hi rend="weight:bold">Du</hi> ganz frey bleibst neben <hi rend="weight:bold">meiner</hi> billigen Zurückhaltung. Ich bin die Diskretion, die Schonung, und zu Anfang die ächteste Freundschaft selbst gewesen in dem Verhältniß mit <anchor type="b" n="8" ana="11" xml:id="NidB22706"/>Friedrich<anchor type="e" n="8" ana="11" xml:id="NidE22706"/> und <anchor type="b" n="180" ana="11" xml:id="NidB22705"/>der Veit<anchor type="e" n="180" ana="11" xml:id="NidE22705"/>. So viel gerechte Güte hast Du jetzt für mich wieder gewonnen, daß Du das meinige gegen Dich in jenes nicht mischest. ‒<lb/><anchor type="b" n="62" ana="11" xml:id="NidB22707"/>Schelling<anchor type="e" n="62" ana="11" xml:id="NidE22707"/> hat <anchor type="b" n="137" ana="11" xml:id="NidB22708"/>Goethen<anchor type="e" n="137" ana="11" xml:id="NidE22708"/> die Briefe an <anchor type="b" n="56" ana="11" xml:id="NidB22748"/>Tiek<anchor type="e" n="56" ana="11" xml:id="NidE22748"/> gegeben. Die haben noch nicht gewußt, daß er hinkommen würde. <anchor type="b" n="1267" ana="11" xml:id="NidB23913"/>Mephistopheles, das ist Meyer<anchor type="e" n="1267" ana="11" xml:id="NidE23913"/>, hat sich etwas neidisch geäußert. Die kleine Kröte, warum kann sie selbst nichts machen als Witz? und Kritik? Er ahme <anchor type="b" n="2550" ana="11" xml:id="NidB22747"/>den <hi rend="weight:bold">Giulio Romano</hi><anchor type="e" n="2550" ana="11" xml:id="NidE22747"/> nach, hat er mit Verachtung gesagt. Nun, wenn er das nur könnte. Goethe läßt sich auch nicht dadurch irre machen.<lb/><anchor type="b" n="4255" ana="11" xml:id="NidB22709"/>Kilian<anchor type="e" n="4255" ana="11" xml:id="NidE22709"/> hat hier auf seinen Zimmer gelesen, da er es nicht oeffentlich sollte. Neue <hi rend="weight:bold">Denunciation</hi> von Seiten <anchor type="b" n="4256" ana="11" xml:id="NidB47174"/>Gruners<anchor type="e" n="4256" ana="11" xml:id="NidE47174"/> und Suspension durch die Fakultät. Nun will man <anchor type="b" n="2889" ana="11" xml:id="NidB22710"/>den Herzog<anchor type="e" n="2889" ana="11" xml:id="NidE22710"/> persönlich gegen ihn wie gegen Fichte gewinnen. Es wird wohl an sämtliche Höfe gebracht werden und Hufeland hat gemeint, er würde es doch am Ende durchsetzen, aber ist es nicht schändlich? <anchor type="b" n="2983" ana="11" xml:id="NidB22711"/>Loder<anchor type="e" n="2983" ana="11" xml:id="NidE22711"/> mischt sich in alles, aber so, daß er die Hände gleich wieder herauszieht ‒ er hat es Schelling eben selbst in <anchor type="b" n="58" ana="10" xml:id="NidB22712"/>Weimar<anchor type="e" n="58" ana="10" xml:id="NidE22712"/> gesagt: ja, <hi rend="weight:bold">er</hi> suche sich nur für seine Person davon zu bringen. Es ist artig, wie sie die Maximen selbst aussprechen. ‒ Hier schreibe ich Dir eine Anekdote für Fichte. <anchor type="b" n="196" ana="11" xml:id="NidB22713"/>Vermehren<anchor type="e" n="196" ana="11" xml:id="NidE22713"/> wollte in seinem ehmaligen Hörsal lesen, aber durch eine sehr starke Impertinenz des Inhabers (Fichtens ehmaligen Famulus) fand er am ersten Tage das Zimmer verschlossen, so daß es selbigesmal nicht zum Lesen kam. Alle, die an dem Saal theil hatten, gingen nun mit Eins ab, und Vermehren wählte <anchor type="b" n="244" ana="11" xml:id="NidB22749"/>Schützens<anchor type="e" n="244" ana="11" xml:id="NidE22749"/> <hi rend="weight:bold">auditorium</hi>, hatte sich seinen <hi rend="weight:bold">debut</hi> aufgeschrieben, in welchem sich etwas auf die hohe Empfindung bezog, auf Fichtens Lehrstuhl zu stehen ‒ eine Formel, die sämtlich daselbst Lesende durch die Bank gebraucht haben ‒ und ließt das nun auf Schützens ‒ Stuhl mit ab. Luise hat dies gestern bey Hufelands von einigen Herren erzählen hören, die dabey waren.<lb/>Wir haben <anchor type="b" n="4311" ana="12" xml:id="NidB22750"/>den sonnenklaren<anchor type="e" n="4311" ana="12" xml:id="NidE22750"/> ‒ ich bitte Dich, was ist es doch, daß Fichte treibt seine Lehre den Leuten wie einen Wollsack vor die Füße zu schmeißen, und wieder aufzufangen und nochmals hinzuwerfen? Es gehört eine unsägliche Geduld dazu, und am Ende, zum Guckguck, wenn sie es nicht verstehn, was liegt daran, und wer kann sie im Ernst zwingen wollen! Ich habe mich sehr darüber lustig gemacht. Schelling hat nur so hineingesehn, aber ich habe es gelesen. Es ist ein komischer Hang. Fichte hat ja auch <anchor type="b" n="4310" ana="12" xml:id="NidB22751"/>etwas gegen Reinhold geschrieben<anchor type="e" n="4310" ana="12" xml:id="NidE22751"/>; davon hatte <anchor type="b" n="539" ana="11" xml:id="NidB77591"/>Cotta<anchor type="e" n="539" ana="11" xml:id="NidE77591"/>, auf dessen Kosten es gedruckt ist, erst in <anchor type="b" n="22" ana="10" xml:id="NidB22714"/>Leipzig<anchor type="e" n="22" ana="10" xml:id="NidE22714"/> erfahren und meynt, das wär eben das rechte Verhältniß zwischen Buchhändler und Schriftsteller. Fichte und <anchor type="b" n="43" ana="11" xml:id="NidB22715"/>Schleyermacher<anchor type="e" n="43" ana="11" xml:id="NidE22715"/> sehen sich wohl gar nicht? Lezteres Reden sind in <anchor type="b" n="19" ana="13" xml:id="NidB22717"/>den <anchor type="b" n="2" ana="10" xml:id="NidB22716"/>Göttinger<anchor type="e" n="2" ana="10" xml:id="NidE22716"/> Anzeigen<anchor type="e" n="19" ana="13" xml:id="NidE22717"/> recensirt, <hi rend="weight:bold">vielleicht</hi> von <anchor type="b" n="8" ana="11" xml:id="NidB22718"/>Deinem Bruder<anchor type="e" n="8" ana="11" xml:id="NidE22718"/>. Hast Du die Rezension <anchor type="b" n="162" ana="13" xml:id="NidB22719"/>des Athenäum<anchor type="e" n="162" ana="13" xml:id="NidE22719"/> in <anchor type="b" n="3092" ana="13" xml:id="NidB22720"/>der Erlanger Zeitung<anchor type="e" n="3092" ana="13" xml:id="NidE22720"/> gesehn? Das Beste ist, Du schickst dahin gar nichts ein; es wird doch niemals etwas ordentliches aus dem Institut und man muß sich die Hände rein erhalten. ‒ Über den <anchor type="b" n="253" ana="11" xml:id="NidB47175"/>Huber<anchor type="e" n="253" ana="11" xml:id="NidE47175"/> muß man ein Kreuz machen, denn er ist ans Kreuz geschlagen, denn er ist ein Schächer. Er hält gewiß <anchor type="b" n="822" ana="11" xml:id="NidB22752"/>den Merkel<anchor type="e" n="822" ana="11" xml:id="NidE22752"/> für einen rechtschaffnen unpartheyischen Mann.<lb/>Schelling bittet Dich, Dir von Fichte das neue Heft <anchor type="b" n="4312" ana="13" xml:id="NidB22753"/>seines <hi rend="weight:bold">Journals</hi><anchor type="e" n="4312" ana="13" xml:id="NidE22753"/> geben zu lassen, wenn Du nur einige wenige Zeit dazu hättest. Fichte ließt es vielleicht gar nicht, wenn Du demnächst aber einmal zu sagen wüstest, was er davon dächte, das wäre interressant.<lb/>Da man sich ordentlich mit einander beschäftigen muß um in der Ordnung zu bleiben, so will ich Dir nur sagen, mein lieber Wilhelm, daß Schelling dieses Heft Zeile vor Zeile mit mir lieset, und es gar anders helle in mir zu werden anfängt. Es ist eine wahre Wonne um das Verstehen lernen, und das Erleuchten einer dunkeln Vorstellung, und endlich um die Ruhe dieser Vorstellung selbst. Da das Höchste nicht zu hoch für ‒ diejenige kleine Person ist, welche Dir schreibt ‒ so kann ich diese strenge Folge, da sie mir so lebendig erklärt wird besonders, und das von allem Subjektivem gleichsam entbundene Bild der Welt auch besser fassen als den sonnenklaren ‒ Und wie stille macht sie das Gemüth. Ja, ich glaube wohl an den Himmel in <anchor type="b" n="769" ana="11" xml:id="NidB22721"/>Spinozas<anchor type="e" n="769" ana="11" xml:id="NidE22721"/> Seele, dessen Eins und Alles gewiß das alte Urgefühl ist, das sich nun auch in Schelling wieder zum Lichte drängt.<lb/>–<lb/>Apropos, dünkt Dich die Form der Darstellung wieder barbarisch? Sie sah mir auf den ersten Blick freylich so aus, aber ich kann sie für den Zweck nicht tadeln, so wenig als in einem arithmetischen Buch die Zahlen. Und ich möchte wissen, ob es wohl eine andre Form als die mathematische gäbe für die Speculation ‒ Poesie ist = Offenbarung.<lb/>–<lb/>Wir wollen uns nunmehr zu einigen andern Materien innerhalb des Raumes wenden. Ich finde unter Deinen Rechnungen einen Weinbrief über <hi rend="weight:bold">ein Fässel,</hi> was wenig Tage vor Deiner Abreise muß angekommen seyn. Das hast Du wohl <anchor type="b" n="8" ana="11" xml:id="NidB22722"/>Friedrich<anchor type="e" n="8" ana="11" xml:id="NidE22722"/> überlassen? Denn es findet sich nichts als die unbezahlte Note. Ich habe keinen aus <anchor type="b" n="1783" ana="10" xml:id="NidB22723"/>Salzburg<anchor type="e" n="1783" ana="10" xml:id="NidE22723"/> verschrieben. <anchor type="b" n="2983" ana="11" xml:id="NidB22754"/>Loder<anchor type="e" n="2983" ana="11" xml:id="NidE22754"/> sagte mir, daß man den nehmlichen Ofner Wein in <anchor type="b" n="1633" ana="10" xml:id="NidB22724"/>Erfurt<anchor type="e" n="1633" ana="10" xml:id="NidE22724"/> bekäme. Nun habe ich mich dorthin gewendet um eine kleine Quantität, vors erste nur für Schelling, der natürlich die Damen bisher mit Wein und <hi rend="weight:bold">Mareschino</hi> unterstüzt hat.<lb/>Denke Dir nur eines, was ich unmöglich so lange auf dem Herzen behalten kann, bis Du kommst ‒ Mein Sopha war ganz ruinirt und ich hatte es doch nach meiner Abreise gleich umzustopfen angeordnet, was auch, laut der Rechnung des Sattlers, geschehn war. Ich sah das Ding lange gedankenlos an, endlich frage ich Rosen ‒ da hat Friedrich meine Stube, nachdem Du wegwarst, zu seinen Schlafzimmer gemacht und die Betten auf das Sopha legen lassen. Ist das nun wirklich nicht sehr unmanierlich von dem göttlichen Philosophen ‒ und gegen alle Dir und mir schuldige Bescheidenheit?<lb/>–<lb/>Allerliebster Freund, Deine Liebschaften sind in Desperazion und wenden sich in selbiger an mich. Ich habe wahr und wahrhaftig einen Brief von <anchor type="b" n="1494" ana="11" xml:id="NidB22725"/>der <hi rend="weight:bold">Dame Nuys</hi><anchor type="e" n="1494" ana="11" xml:id="NidE22725"/> erhalten ‒ die ich nicht besucht, nicht wiedergesehn hatte, außer das erste am lezten Tage in <anchor type="b" n="60" ana="10" xml:id="NidB22726"/>Braunschweig<anchor type="e" n="60" ana="10" xml:id="NidE22726"/>. ‒ Welches sie sehr bedauert verfehlt zu haben ‒ und ein paar Aufträge vom Zaune bricht; ich soll ihr das lezte Stück vom Athenäum schicken ‒ nehmlich geliehen oder geschenkt ‒ und Du hättest zwar keine Nachricht von Dir gegeben, aber sie ließe Dich doch grüßen ‒ und mit <anchor type="b" n="4309" ana="12" xml:id="NidB22739"/>dem <anchor type="b" n="4308" ana="11" xml:id="NidB22738"/><hi rend="weight:bold">Parny</hi><anchor type="e" n="4308" ana="11" xml:id="NidE22738"/><anchor type="e" n="4309" ana="12" xml:id="NidE22739"/> solltest Du Dich nicht weiter bemühn. Alles sehr süß und steif stylisirt. Wenn Du es nicht glauben wilst, schick ich Dir den Brief. Was soll ich nun erwiedern? Alles, was Du willst, nur solst Du ihr nicht schreiben. Nicht wahr, Du wilst auch nicht? Ich kann sie nicht leiden, aber <anchor type="b" n="74" ana="11" xml:id="NidB22727"/>Unzelinen<anchor type="e" n="74" ana="11" xml:id="NidE22727"/> bring nur, der bin ich gewiß gut.<lb/><anchor type="b" n="4291" ana="11" xml:id="NidB22728"/><anchor type="b" n="4290" ana="11" xml:id="NidB22729"/><hi rend="weight:bold">Mereaus</hi><anchor type="e" n="4290" ana="11" xml:id="NidE22729"/><anchor type="e" n="4291" ana="11" xml:id="NidE22728"/> sind geschieden, und sie abgereißt nach <anchor type="b" n="4313" ana="10" xml:id="NidB22755"/>Kamburg<anchor type="e" n="4313" ana="10" xml:id="NidE22755"/> zu <anchor type="b" n="4314" ana="11" xml:id="NidB22756"/>ihrer dort verheyratheten Schwester<anchor type="e" n="4314" ana="11" xml:id="NidE22756"/> nebst dem Kind und 200 rh. Gehalt. <anchor type="b" n="4291" ana="11" xml:id="NidB22730"/><hi rend="weight:bold">Mereau</hi><anchor type="e" n="4291" ana="11" xml:id="NidE22730"/> hat Schelling den ganzen Verlauf im Erbprinzen französisch erzählt. Sie sind getrennt <hi rend="weight:bold">par le Chemin de la Grace</hi> (der auch <hi rend="weight:bold">le chemin de la disgrace</hi> ist) unmittelbar vom Fürsten, blos auf ihre gegenseitige Übereinstimmung hin, in diesem Punkt. Beyde können sich wieder vermählen und <hi rend="weight:bold">Mereau</hi> sieht schon umher, wen er verschlingen will, ob er gleich sagt, <hi rend="weight:bold">jʼai aimé beaucoup <anchor type="b" n="4290" ana="11" xml:id="NidB22731"/>ma femme<anchor type="e" n="4290" ana="11" xml:id="NidE22731"/>, je lʼaime encore et je lʼaimerai toujours</hi>.<lb/><hi rend="weight:bold">Et moi je suis dans le train dʼécrire toujours, cʼest à</hi> <hi rend="weight:bold">dire continuellement</hi>. Lebe wohl, lieber Wilhelm. Komm bald. Ich wollte, ich könte das mit dem <hi rend="weight:bold">Shakesp</hi>. ungeschehn machen. Aber denk nur nicht etwa, daß <hi rend="weight:bold">wir</hi> Cottas zunftmäßige und partheyische Ansicht darüber haben.<lb/><anchor type="b" n="4233" ana="11" xml:id="NidB22732"/>Die Mutter<anchor type="e" n="4233" ana="11" xml:id="NidE22732"/> hat heute geschrieben; sie ist wohl, aber <anchor type="b" n="1928" ana="11" xml:id="NidB22733"/>Philipps<anchor type="e" n="1928" ana="11" xml:id="NidE22733"/> Jungen, <anchor type="b" n="2493" ana="11" xml:id="NidB22736"/>Gustav Adolph<anchor type="e" n="2493" ana="11" xml:id="NidE22736"/> und <anchor type="b" n="4307" ana="11" xml:id="NidB22737"/>Eduard Conradin<anchor type="e" n="4307" ana="11" xml:id="NidE22737"/>, sind beyde tödlich krank gewesen und sie fängt an einzusehn, es gebe allenthalben Noth.<lb/>Nochmals lebe wohl, grüße <anchor type="b" n="132" ana="11" xml:id="NidB22734"/>die Bernhardi<anchor type="e" n="132" ana="11" xml:id="NidE22734"/>. Schreibe doch, wann Du ohngefähr zu kommen gedenkst, und vor allen Dingen, komm wirklich.<lb/><anchor type="b" n="1929" ana="11" xml:id="NidB22735"/>Luisen<anchor type="e" n="1929" ana="11" xml:id="NidE22735"/> bringe ein <hi rend="weight:bold">bouquet</hi> <hi rend="weight:bold">weißer Blumen,</hi> wie sie auf eine Mütze passen, mit. Die Unzeline wird das wissen, es giebt dort eine Fabrik. Mir die Tassen. <anchor type="b" n="3118" ana="11" xml:id="NidB77151"/>Emma<anchor type="e" n="3118" ana="11" xml:id="NidE77151"/> einen Jahrhundertsilberthaler.<lb/>Mache keine Einlagen blos in der Absicht Postgeld zu sparen. Ich muß doch das Doppelte bezahlen.<lb/><lb/>[Späteres Blatt.]<lb/>Wenn Du die bestellten Sachen noch nicht eingekauft hast, so bitte ich um Erlaubniß, das <hi rend="weight:bold">Bouquet</hi> für Luise in ein paar weißseidne schöne Frauenstrümpfe für sie [zu] verwandeln. Ich denke ihr dann dazu ein paar solche Schuh zu geben, wie ich Dich um welche bat, denn ich habe wirklich dergleichen, sie sind mir nur zu gros, und ich habe sie noch nie getragen. Sie braucht beydes sehr nöthig.<lb/>Wir wünschen auch, daß Du Dich nach dem Preise von <hi rend="weight:bold">weißem Crepflor</hi> erkundigen möchtest durch <anchor type="b" n="812" ana="11" xml:id="NidB22757"/>Mad. Meyer<anchor type="e" n="812" ana="11" xml:id="NidE22757"/>, um, wenn er wohlfeil dort ist, vielleicht noch eine Bestellung zu machen. Wilst Du das wohl artigst nicht vergessen. <anchor type="b" n="1929" ana="11" xml:id="NidB47177"/><hi rend="weight:bold">Mad</hi>. Wiedemann<anchor type="e" n="1929" ana="11" xml:id="NidE47177"/> bittet darum, zu Zeiten genannt <hi rend="weight:bold">Madame</hi> Wüthemann.', '36_datengeber' => 'Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek', '36_purl' => '370516575', '36_briefid' => '370516575_CSchellinganAWS_18051801', '36_absenderort' => array( (int) 0 => array( 'ID' => '12', 'content' => 'Jena', 'bemerkung' => 'GND:4028557-1', 'altBegriff' => '', 'LmAdd' => array([maximum depth reached]) ) ), '36_datumvon' => '1801-05-18', '36_absender' => array( (int) 0 => array( 'ID' => '7212', 'content' => 'Caroline von Schelling', 'bemerkung' => '', 'altBegriff' => 'Schelling, Caroline von', 'LmAdd' => array( [maximum depth reached] ) ) ), '36_adressat' => array( (int) 0 => array( 'ID' => '7125', 'content' => 'August Wilhelm von Schlegel', 'bemerkung' => '', 'altBegriff' => 'Schlegel, August Wilhelm von', 'LmAdd' => array( [maximum depth reached] ) ) ), '36_leitd' => 'Schelling, Caroline von: Briefe aus der Frühromantik. 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[Jena] d. 18ten [‒?] May. [18]01.
Dein Brief vom 9ten May mit den Einlagen an Friedrich Tiek ist volle 8 Tage unterwegens geblieben, so daß ich ihn am Sonnabend eben erhielt, da Schelling hinüber nach Weimar reiten wollte. Ich gab ihm den ganzen Inhalt noch mit, besonders das heilige Interresse des Shakespear bey Cotta, was er auch selber, schon der allgemeinen Rücksicht wegen, zur Gnüge gefaßt hatte. Ich will Dir erzählen, was er zurückbringt. Erstlich die Nachricht, die wir voraussahn, daß auch Cotta sich entzogen habe. Dann hat er eine Stunde lang mit ihm über die Ursachen geredet. Ich hatte ihm Deine erste Geschichte der Sache mitgegeben, um, wenn Cotta etwa fälschlich berichtet wäre, zu widerlegen und zu ergänzen. Allein Cotta hatte das Wahre gewußt und, wie es scheint, mit Unger viel darüber verhandelt. Daraus erhellte, daß Unger alles auf frühere Spannung schob und auf seine momentane Tollköpfigkeit. Ferner, daß U. wirklich die Sache tief gekränkt habe. Die feierliche Anmahnung in Deinem Billet, das Begehren die Bücher zu sehn, was er Dir freylich selbst sehr unbesonnen angeboten habe, indem das ein ehrlicher Mann unter den Buchhändlern sonst nie zu thun pflege ‒ und dann der schnelle Proceß. Daß Grattenauer zuerst gütlich geschrieben, hat ihn vermuthlich noch in der Tollheit getroffen, und er hat es als eine bloße Formalität angesehn. Die Grobheit seines Billets hat er vollkommen eingestanden. Er würde Dir ohne das Deinige aber gewiß Geld geschickt haben. Cotta wollte er, ebenfals ohne es wirklich zu thun, aus seinen Büchern beweisen, daß von den leztern Theilen des Shakes. nur 400 Exemplare abgesetzt worden wären, übrigens riethe er ihm nicht ab, sondern vielmehr zu. ‒ Cottas Ansicht ist die gewesen: es beruhe alles auf persönlicher Spannung, ohne die es nicht so weit hätte kommen müssen, und er glaubte was diese beträfe sehr gern, daß die Unger eine Kanaille wär ‒ er hätte noch von niemand ein anders Urtheil über sie gehört. Aber U. sey doch ein vollkommen honetter Mann und Du hättest eigentlich mit ihm in dem Verhältniß stehn müssen, wie er ZB. mit Fichte im Ganzen und Großen, wo so eine kleine Nachauflage mehrmals ohne vorläufige Nachricht vorfiele ‒ ja er habe Schillers Wallenstein noch einmal aufgelegt, ohne diesem ein Wort zu sagen wie nach der Messe usw. Kurz, Du hättest es wohl gleich zu Anfang zu gespannt gerügt und mit Mistrauen, wenigstens habe es U. so überrascht, daß er auch gleich mit dem Erbieten die Bücher zu zeigen herausgefahren wäre. Verbergen habe dieser es durchaus nicht wollen. Er hat denn auch geltend gemacht, daß er Dir jetzt mehr bezahle. So wie Cotta nun den Buchhandel, die Stimmung für U. und die Zeitumstände kennte, würde es Dir sehr schwer fallen einen ordentlichen Verleger zu finden. Zuletzt hat er sich mit dem Erbieten herausgelassen zwischen Dir und U. den Vermittler zu machen, und das auf eine solche Weise, daß Schelling meynt, Ungers Wünsche müsten selbst dahin gegangen seyn. Er hat sehr darauf appüyirt, daß U. der Handel sehr unglücklich mache.
Deine Aufträge haben Tiek schwerlich mehr in Leipzig gefunden und überhaupt ist ein solch Geschäft Tieks Stärke nicht. Ich vermuthe daher, es ist noch nichts weiter geschehn. Vieweg wäre der einzige, der gegen Unger an gern etwas thäte. Perthes, sagt Schelling, hat nicht fonds genung für diese Unternehmung und ist außerdem Deinen Gegnern dienstbar. Cotta hat gern eingestanden, daß sie etwas solides sey. Was ist nun zu thun? Du kanst von der möglichen Fehlschlagung zu der Eröffnung einer Subscription doch Ärger einerndten. Schelling räth eine stille Pause und eine endliche Wiedervereinigung mit Unger. Er will gern Cotta das Nöthige darüber mittheilen, damit Du es nicht zu thun brauchst.
Ich weiß nicht, in wie fern Du den Rath annehmen magst und kannst. Fällt der Proceß für Dich aus, so ist es möglich. Hemmen wirst Du ihn jetzt in seinen Lauf nicht wollen. Ich kann Dir nicht sagen, wie toll wir hier über das dumme Ereigniß sind. Daß man darum den Muth nicht sinken läßt, versteht sich wohl ‒ aber wenn es nun dahin käme, daß der Shakespear in Stocken geriethe, der gleichsam Deine Amtsbedienung ausmacht, so würde das infame Volk sich ungefähr eben so freuen, als wie Fichte den hiesigen Professorstuhl verließ. Ich wünschte sehr mündlich mit Dir darüber reden zu können. ‒ Recht entsinne ich mich nicht, wie das vor dem Jahr mit den Briefen kam, weil ich eben krank war. Warest Du nicht böse, daß Unger auf keine Vorschläge entriren wollte?
Ich bitte Dich nur, halte Dich künftig ganz für Dich selber und apart in Deinen Geschäften. Ohne die fremden Einschlagsfäden würde Dein eignes zu betreibendes Gewebe von Grund aus reiner seyn. Sey nicht böse, mein lieber Schlegel, und argwehne, daß ich Dich Deinen Freunden entziehn wolle ‒ aber geschieht ihnen ein Dienst, wenn Du Verdruß hast? Erfordert die Freundschaft diese Art von Thätigkeit und Theilung des Interresse? Friedrich weiß doch gewiß Freund zu seyn ‒ aber siehe die Lilien auf dem Felde, sie arbeiten nicht und unser himmlischer Vater nähret sie doch. Bedenk, daß Du ganz für Dich allein auch mit Unger eine wenigstens oberflächliche fröliche Gemeinschaft hättest haben können. Wenn ich unrecht sehe nach Deiner Einsicht, so schilt mich nur nicht, ich meyne es blos gut mit Dir, ohne es böse mit andern zu meynen. Herzlich freu ich mich, daß Du auf keinen Fall an eine kritische Arbeit denkst, und das mit einer Tragödie des Euripides scheint mir auch gut. Nur bleibt die Hauptsache immer der Rumpf Deines Ruhmes, um so zu sprechen, einen Kopf, und Hände und Füße hat er schon. Wenn während dessen Capital verzehrt werden muß, was ist daran gelegen? Ich habe keine Pflicht mehr auf mir, zusammenzuhalten, was ich besitze, und es kann nicht besser angewendet werden als Dir Muße zu verschaffen, so weit es reicht.
Daß Dir Unger die 30 Louisdʼor gleich bezahlt, daran kann ich nicht zweifeln, sonst schickte ich Dir Geld in natura. Eins habe ich noch gethan, Philipp hatte an Hufeland eine beträchtliche Summe zu fordern. Ich habe ihm geschrieben, wenn Hufeland ihm noch nicht gezahlt, so solle er Dir die Vollmacht ertheilen Dir es auszahlen zu lassen und es so einrichten, daß wir Philipp noch 100 rh. schuldig würden. Dann kannst Du Hufeland gleich abfinden. Möglich ist es freylich, daß Philipp das Geld nun schon hat und auch in den jezigen Umständen und Theurung nicht entbehren kann. ‒ Wie viel ich erhalten habe und noch erhalten werde, hast Du aus der Note von Friedrich gesehn. Wenn Fromman die 12 Carolin bringt, so möcht ich gern die Niethammer bezahlen ‒ es steht noch 1 Louisdʼor von der vorigen Miethe. Für Succow habe ich die 4 Louisdʼor schon zurückgelegt. Ich werde für mich und Rose nicht viel über 3 Louisdʼor für den Monat brauchen für die ganze Wirthschaft, aber da ich Luisen schuldig geworden bin, so muß ich 2 Monate lang auch für sie mit stehn. Manche Dinge habe ich denn auch ganz nothwendig ankaufen müssen ‒ darunter gehörten, weil eben Markt war, Gläser für einige rh. Ich dachte daran, wie Du mich mit dem ersten splendiden Einkauf der Gläser necktest, und muste lächeln, was auch eben so ein Weinen hätte seyn können, über diesen Refrain des Geschickes; Du wirst gewiß wieder finden, daß ich zu viel gekauft habe. Ich weiß nicht, warum es mir immer mit dem Glase so geht. Dieses soll nun gewiß nicht so bald brechen. Was das verwandte Glück betrift ‒ das ist gebrochen, und nicht zu ersetzen. Sey übrigens nicht bange wegen den Verschönerungsanstalten, von denen ich neulich in der Erwartung Unzelinettens Meldung that. Ich habe noch nicht einmal wegen des Porzelans geschrieben und will es auch nicht eher, bis Du kommst. Das Alkoven Zimmer läßt die Niethammer übermahlen. Meines mag so bleiben.
Du mußt seit dem 9ten noch recht viel Briefe von mir erhalten haben, ich schrieb fast jeden Postag. Damals scheint das Packet mit Fichtens Schrift noch nicht in Deinen Händen gewesen zu seyn, wo ich auch einen Brief beygelegt hatte. Seitdem adressirte ich einigemal in der Ungewißheit noch in Dein altes logis und dachte, Du würdest dort wohl Aufträge gegeben haben.
Deine Einlage an Friedrich setzte mich in große Verlegenheit ‒ ich war aufs äußerste versucht sie zurückzubehalten, hielt mich am Ende aber doch nicht für befugt dazu, und schickte sie hin. Wenn Du ihm nur auf seine eigne Erwähnung der Fremdheit zwischen uns geantwortet hast, so ist es gut ‒ aber als Klage und Verlegenheit von mir, so ist es schlimm für mich. Alles, was zu thun war, mußte seit meinem Briefe von seiner Seite geschehn, und es stand ihm weiter nichts zu sagen als: ihr seyd es nicht, der sich zu beschweren hat. Jetzt wird er sich ja freylich gegen Dich erklären müssen. Aber Du, mein Freund, wirst mich darauf hin zu nichts nöthigen wollen. Der allgemeine Friede wird auch gewiß besser ohne die allgemeine Gemeinschaft bestehn, und Du solst sehn, daß Du ganz frey bleibst neben meiner billigen Zurückhaltung. Ich bin die Diskretion, die Schonung, und zu Anfang die ächteste Freundschaft selbst gewesen in dem Verhältniß mit Friedrich und der Veit. So viel gerechte Güte hast Du jetzt für mich wieder gewonnen, daß Du das meinige gegen Dich in jenes nicht mischest. ‒
Schelling hat Goethen die Briefe an Tiek gegeben. Die haben noch nicht gewußt, daß er hinkommen würde. Mephistopheles, das ist Meyer, hat sich etwas neidisch geäußert. Die kleine Kröte, warum kann sie selbst nichts machen als Witz? und Kritik? Er ahme den Giulio Romano nach, hat er mit Verachtung gesagt. Nun, wenn er das nur könnte. Goethe läßt sich auch nicht dadurch irre machen.
Kilian hat hier auf seinen Zimmer gelesen, da er es nicht oeffentlich sollte. Neue Denunciation von Seiten Gruners und Suspension durch die Fakultät. Nun will man den Herzog persönlich gegen ihn wie gegen Fichte gewinnen. Es wird wohl an sämtliche Höfe gebracht werden und Hufeland hat gemeint, er würde es doch am Ende durchsetzen, aber ist es nicht schändlich? Loder mischt sich in alles, aber so, daß er die Hände gleich wieder herauszieht ‒ er hat es Schelling eben selbst in Weimar gesagt: ja, er suche sich nur für seine Person davon zu bringen. Es ist artig, wie sie die Maximen selbst aussprechen. ‒ Hier schreibe ich Dir eine Anekdote für Fichte. Vermehren wollte in seinem ehmaligen Hörsal lesen, aber durch eine sehr starke Impertinenz des Inhabers (Fichtens ehmaligen Famulus) fand er am ersten Tage das Zimmer verschlossen, so daß es selbigesmal nicht zum Lesen kam. Alle, die an dem Saal theil hatten, gingen nun mit Eins ab, und Vermehren wählte Schützens auditorium, hatte sich seinen debut aufgeschrieben, in welchem sich etwas auf die hohe Empfindung bezog, auf Fichtens Lehrstuhl zu stehen ‒ eine Formel, die sämtlich daselbst Lesende durch die Bank gebraucht haben ‒ und ließt das nun auf Schützens ‒ Stuhl mit ab. Luise hat dies gestern bey Hufelands von einigen Herren erzählen hören, die dabey waren.
Wir haben den sonnenklaren ‒ ich bitte Dich, was ist es doch, daß Fichte treibt seine Lehre den Leuten wie einen Wollsack vor die Füße zu schmeißen, und wieder aufzufangen und nochmals hinzuwerfen? Es gehört eine unsägliche Geduld dazu, und am Ende, zum Guckguck, wenn sie es nicht verstehn, was liegt daran, und wer kann sie im Ernst zwingen wollen! Ich habe mich sehr darüber lustig gemacht. Schelling hat nur so hineingesehn, aber ich habe es gelesen. Es ist ein komischer Hang. Fichte hat ja auch etwas gegen Reinhold geschrieben; davon hatte Cotta, auf dessen Kosten es gedruckt ist, erst in Leipzig erfahren und meynt, das wär eben das rechte Verhältniß zwischen Buchhändler und Schriftsteller. Fichte und Schleyermacher sehen sich wohl gar nicht? Lezteres Reden sind in den Göttinger Anzeigen recensirt, vielleicht von Deinem Bruder. Hast Du die Rezension des Athenäum in der Erlanger Zeitung gesehn? Das Beste ist, Du schickst dahin gar nichts ein; es wird doch niemals etwas ordentliches aus dem Institut und man muß sich die Hände rein erhalten. ‒ Über den Huber muß man ein Kreuz machen, denn er ist ans Kreuz geschlagen, denn er ist ein Schächer. Er hält gewiß den Merkel für einen rechtschaffnen unpartheyischen Mann.
Schelling bittet Dich, Dir von Fichte das neue Heft seines Journals geben zu lassen, wenn Du nur einige wenige Zeit dazu hättest. Fichte ließt es vielleicht gar nicht, wenn Du demnächst aber einmal zu sagen wüstest, was er davon dächte, das wäre interressant.
Da man sich ordentlich mit einander beschäftigen muß um in der Ordnung zu bleiben, so will ich Dir nur sagen, mein lieber Wilhelm, daß Schelling dieses Heft Zeile vor Zeile mit mir lieset, und es gar anders helle in mir zu werden anfängt. Es ist eine wahre Wonne um das Verstehen lernen, und das Erleuchten einer dunkeln Vorstellung, und endlich um die Ruhe dieser Vorstellung selbst. Da das Höchste nicht zu hoch für ‒ diejenige kleine Person ist, welche Dir schreibt ‒ so kann ich diese strenge Folge, da sie mir so lebendig erklärt wird besonders, und das von allem Subjektivem gleichsam entbundene Bild der Welt auch besser fassen als den sonnenklaren ‒ Und wie stille macht sie das Gemüth. Ja, ich glaube wohl an den Himmel in Spinozas Seele, dessen Eins und Alles gewiß das alte Urgefühl ist, das sich nun auch in Schelling wieder zum Lichte drängt.
–
Apropos, dünkt Dich die Form der Darstellung wieder barbarisch? Sie sah mir auf den ersten Blick freylich so aus, aber ich kann sie für den Zweck nicht tadeln, so wenig als in einem arithmetischen Buch die Zahlen. Und ich möchte wissen, ob es wohl eine andre Form als die mathematische gäbe für die Speculation ‒ Poesie ist = Offenbarung.
–
Wir wollen uns nunmehr zu einigen andern Materien innerhalb des Raumes wenden. Ich finde unter Deinen Rechnungen einen Weinbrief über ein Fässel, was wenig Tage vor Deiner Abreise muß angekommen seyn. Das hast Du wohl Friedrich überlassen? Denn es findet sich nichts als die unbezahlte Note. Ich habe keinen aus Salzburg verschrieben. Loder sagte mir, daß man den nehmlichen Ofner Wein in Erfurt bekäme. Nun habe ich mich dorthin gewendet um eine kleine Quantität, vors erste nur für Schelling, der natürlich die Damen bisher mit Wein und Mareschino unterstüzt hat.
Denke Dir nur eines, was ich unmöglich so lange auf dem Herzen behalten kann, bis Du kommst ‒ Mein Sopha war ganz ruinirt und ich hatte es doch nach meiner Abreise gleich umzustopfen angeordnet, was auch, laut der Rechnung des Sattlers, geschehn war. Ich sah das Ding lange gedankenlos an, endlich frage ich Rosen ‒ da hat Friedrich meine Stube, nachdem Du wegwarst, zu seinen Schlafzimmer gemacht und die Betten auf das Sopha legen lassen. Ist das nun wirklich nicht sehr unmanierlich von dem göttlichen Philosophen ‒ und gegen alle Dir und mir schuldige Bescheidenheit?
–
Allerliebster Freund, Deine Liebschaften sind in Desperazion und wenden sich in selbiger an mich. Ich habe wahr und wahrhaftig einen Brief von der Dame Nuys erhalten ‒ die ich nicht besucht, nicht wiedergesehn hatte, außer das erste am lezten Tage in Braunschweig. ‒ Welches sie sehr bedauert verfehlt zu haben ‒ und ein paar Aufträge vom Zaune bricht; ich soll ihr das lezte Stück vom Athenäum schicken ‒ nehmlich geliehen oder geschenkt ‒ und Du hättest zwar keine Nachricht von Dir gegeben, aber sie ließe Dich doch grüßen ‒ und mit dem Parny solltest Du Dich nicht weiter bemühn. Alles sehr süß und steif stylisirt. Wenn Du es nicht glauben wilst, schick ich Dir den Brief. Was soll ich nun erwiedern? Alles, was Du willst, nur solst Du ihr nicht schreiben. Nicht wahr, Du wilst auch nicht? Ich kann sie nicht leiden, aber Unzelinen bring nur, der bin ich gewiß gut.
Mereaus sind geschieden, und sie abgereißt nach Kamburg zu ihrer dort verheyratheten Schwester nebst dem Kind und 200 rh. Gehalt. Mereau hat Schelling den ganzen Verlauf im Erbprinzen französisch erzählt. Sie sind getrennt par le Chemin de la Grace (der auch le chemin de la disgrace ist) unmittelbar vom Fürsten, blos auf ihre gegenseitige Übereinstimmung hin, in diesem Punkt. Beyde können sich wieder vermählen und Mereau sieht schon umher, wen er verschlingen will, ob er gleich sagt, jʼai aimé beaucoup ma femme, je lʼaime encore et je lʼaimerai toujours.
Et moi je suis dans le train dʼécrire toujours, cʼest à dire continuellement. Lebe wohl, lieber Wilhelm. Komm bald. Ich wollte, ich könte das mit dem Shakesp. ungeschehn machen. Aber denk nur nicht etwa, daß wir Cottas zunftmäßige und partheyische Ansicht darüber haben.
Die Mutter hat heute geschrieben; sie ist wohl, aber Philipps Jungen, Gustav Adolph und Eduard Conradin, sind beyde tödlich krank gewesen und sie fängt an einzusehn, es gebe allenthalben Noth.
Nochmals lebe wohl, grüße die Bernhardi. Schreibe doch, wann Du ohngefähr zu kommen gedenkst, und vor allen Dingen, komm wirklich.
Luisen bringe ein bouquet weißer Blumen, wie sie auf eine Mütze passen, mit. Die Unzeline wird das wissen, es giebt dort eine Fabrik. Mir die Tassen. Emma einen Jahrhundertsilberthaler.
Mache keine Einlagen blos in der Absicht Postgeld zu sparen. Ich muß doch das Doppelte bezahlen.
[Späteres Blatt.]
Wenn Du die bestellten Sachen noch nicht eingekauft hast, so bitte ich um Erlaubniß, das Bouquet für Luise in ein paar weißseidne schöne Frauenstrümpfe für sie [zu] verwandeln. Ich denke ihr dann dazu ein paar solche Schuh zu geben, wie ich Dich um welche bat, denn ich habe wirklich dergleichen, sie sind mir nur zu gros, und ich habe sie noch nie getragen. Sie braucht beydes sehr nöthig.
Wir wünschen auch, daß Du Dich nach dem Preise von weißem Crepflor erkundigen möchtest durch Mad. Meyer, um, wenn er wohlfeil dort ist, vielleicht noch eine Bestellung zu machen. Wilst Du das wohl artigst nicht vergessen. Mad. Wiedemann bittet darum, zu Zeiten genannt Madame Wüthemann.
Dein Brief vom 9ten May mit den Einlagen an Friedrich Tiek ist volle 8 Tage unterwegens geblieben, so daß ich ihn am Sonnabend eben erhielt, da Schelling hinüber nach Weimar reiten wollte. Ich gab ihm den ganzen Inhalt noch mit, besonders das heilige Interresse des Shakespear bey Cotta, was er auch selber, schon der allgemeinen Rücksicht wegen, zur Gnüge gefaßt hatte. Ich will Dir erzählen, was er zurückbringt. Erstlich die Nachricht, die wir voraussahn, daß auch Cotta sich entzogen habe. Dann hat er eine Stunde lang mit ihm über die Ursachen geredet. Ich hatte ihm Deine erste Geschichte der Sache mitgegeben, um, wenn Cotta etwa fälschlich berichtet wäre, zu widerlegen und zu ergänzen. Allein Cotta hatte das Wahre gewußt und, wie es scheint, mit Unger viel darüber verhandelt. Daraus erhellte, daß Unger alles auf frühere Spannung schob und auf seine momentane Tollköpfigkeit. Ferner, daß U. wirklich die Sache tief gekränkt habe. Die feierliche Anmahnung in Deinem Billet, das Begehren die Bücher zu sehn, was er Dir freylich selbst sehr unbesonnen angeboten habe, indem das ein ehrlicher Mann unter den Buchhändlern sonst nie zu thun pflege ‒ und dann der schnelle Proceß. Daß Grattenauer zuerst gütlich geschrieben, hat ihn vermuthlich noch in der Tollheit getroffen, und er hat es als eine bloße Formalität angesehn. Die Grobheit seines Billets hat er vollkommen eingestanden. Er würde Dir ohne das Deinige aber gewiß Geld geschickt haben. Cotta wollte er, ebenfals ohne es wirklich zu thun, aus seinen Büchern beweisen, daß von den leztern Theilen des Shakes. nur 400 Exemplare abgesetzt worden wären, übrigens riethe er ihm nicht ab, sondern vielmehr zu. ‒ Cottas Ansicht ist die gewesen: es beruhe alles auf persönlicher Spannung, ohne die es nicht so weit hätte kommen müssen, und er glaubte was diese beträfe sehr gern, daß die Unger eine Kanaille wär ‒ er hätte noch von niemand ein anders Urtheil über sie gehört. Aber U. sey doch ein vollkommen honetter Mann und Du hättest eigentlich mit ihm in dem Verhältniß stehn müssen, wie er ZB. mit Fichte im Ganzen und Großen, wo so eine kleine Nachauflage mehrmals ohne vorläufige Nachricht vorfiele ‒ ja er habe Schillers Wallenstein noch einmal aufgelegt, ohne diesem ein Wort zu sagen wie nach der Messe usw. Kurz, Du hättest es wohl gleich zu Anfang zu gespannt gerügt und mit Mistrauen, wenigstens habe es U. so überrascht, daß er auch gleich mit dem Erbieten die Bücher zu zeigen herausgefahren wäre. Verbergen habe dieser es durchaus nicht wollen. Er hat denn auch geltend gemacht, daß er Dir jetzt mehr bezahle. So wie Cotta nun den Buchhandel, die Stimmung für U. und die Zeitumstände kennte, würde es Dir sehr schwer fallen einen ordentlichen Verleger zu finden. Zuletzt hat er sich mit dem Erbieten herausgelassen zwischen Dir und U. den Vermittler zu machen, und das auf eine solche Weise, daß Schelling meynt, Ungers Wünsche müsten selbst dahin gegangen seyn. Er hat sehr darauf appüyirt, daß U. der Handel sehr unglücklich mache.
Deine Aufträge haben Tiek schwerlich mehr in Leipzig gefunden und überhaupt ist ein solch Geschäft Tieks Stärke nicht. Ich vermuthe daher, es ist noch nichts weiter geschehn. Vieweg wäre der einzige, der gegen Unger an gern etwas thäte. Perthes, sagt Schelling, hat nicht fonds genung für diese Unternehmung und ist außerdem Deinen Gegnern dienstbar. Cotta hat gern eingestanden, daß sie etwas solides sey. Was ist nun zu thun? Du kanst von der möglichen Fehlschlagung zu der Eröffnung einer Subscription doch Ärger einerndten. Schelling räth eine stille Pause und eine endliche Wiedervereinigung mit Unger. Er will gern Cotta das Nöthige darüber mittheilen, damit Du es nicht zu thun brauchst.
Ich weiß nicht, in wie fern Du den Rath annehmen magst und kannst. Fällt der Proceß für Dich aus, so ist es möglich. Hemmen wirst Du ihn jetzt in seinen Lauf nicht wollen. Ich kann Dir nicht sagen, wie toll wir hier über das dumme Ereigniß sind. Daß man darum den Muth nicht sinken läßt, versteht sich wohl ‒ aber wenn es nun dahin käme, daß der Shakespear in Stocken geriethe, der gleichsam Deine Amtsbedienung ausmacht, so würde das infame Volk sich ungefähr eben so freuen, als wie Fichte den hiesigen Professorstuhl verließ. Ich wünschte sehr mündlich mit Dir darüber reden zu können. ‒ Recht entsinne ich mich nicht, wie das vor dem Jahr mit den Briefen kam, weil ich eben krank war. Warest Du nicht böse, daß Unger auf keine Vorschläge entriren wollte?
Ich bitte Dich nur, halte Dich künftig ganz für Dich selber und apart in Deinen Geschäften. Ohne die fremden Einschlagsfäden würde Dein eignes zu betreibendes Gewebe von Grund aus reiner seyn. Sey nicht böse, mein lieber Schlegel, und argwehne, daß ich Dich Deinen Freunden entziehn wolle ‒ aber geschieht ihnen ein Dienst, wenn Du Verdruß hast? Erfordert die Freundschaft diese Art von Thätigkeit und Theilung des Interresse? Friedrich weiß doch gewiß Freund zu seyn ‒ aber siehe die Lilien auf dem Felde, sie arbeiten nicht und unser himmlischer Vater nähret sie doch. Bedenk, daß Du ganz für Dich allein auch mit Unger eine wenigstens oberflächliche fröliche Gemeinschaft hättest haben können. Wenn ich unrecht sehe nach Deiner Einsicht, so schilt mich nur nicht, ich meyne es blos gut mit Dir, ohne es böse mit andern zu meynen. Herzlich freu ich mich, daß Du auf keinen Fall an eine kritische Arbeit denkst, und das mit einer Tragödie des Euripides scheint mir auch gut. Nur bleibt die Hauptsache immer der Rumpf Deines Ruhmes, um so zu sprechen, einen Kopf, und Hände und Füße hat er schon. Wenn während dessen Capital verzehrt werden muß, was ist daran gelegen? Ich habe keine Pflicht mehr auf mir, zusammenzuhalten, was ich besitze, und es kann nicht besser angewendet werden als Dir Muße zu verschaffen, so weit es reicht.
Daß Dir Unger die 30 Louisdʼor gleich bezahlt, daran kann ich nicht zweifeln, sonst schickte ich Dir Geld in natura. Eins habe ich noch gethan, Philipp hatte an Hufeland eine beträchtliche Summe zu fordern. Ich habe ihm geschrieben, wenn Hufeland ihm noch nicht gezahlt, so solle er Dir die Vollmacht ertheilen Dir es auszahlen zu lassen und es so einrichten, daß wir Philipp noch 100 rh. schuldig würden. Dann kannst Du Hufeland gleich abfinden. Möglich ist es freylich, daß Philipp das Geld nun schon hat und auch in den jezigen Umständen und Theurung nicht entbehren kann. ‒ Wie viel ich erhalten habe und noch erhalten werde, hast Du aus der Note von Friedrich gesehn. Wenn Fromman die 12 Carolin bringt, so möcht ich gern die Niethammer bezahlen ‒ es steht noch 1 Louisdʼor von der vorigen Miethe. Für Succow habe ich die 4 Louisdʼor schon zurückgelegt. Ich werde für mich und Rose nicht viel über 3 Louisdʼor für den Monat brauchen für die ganze Wirthschaft, aber da ich Luisen schuldig geworden bin, so muß ich 2 Monate lang auch für sie mit stehn. Manche Dinge habe ich denn auch ganz nothwendig ankaufen müssen ‒ darunter gehörten, weil eben Markt war, Gläser für einige rh. Ich dachte daran, wie Du mich mit dem ersten splendiden Einkauf der Gläser necktest, und muste lächeln, was auch eben so ein Weinen hätte seyn können, über diesen Refrain des Geschickes; Du wirst gewiß wieder finden, daß ich zu viel gekauft habe. Ich weiß nicht, warum es mir immer mit dem Glase so geht. Dieses soll nun gewiß nicht so bald brechen. Was das verwandte Glück betrift ‒ das ist gebrochen, und nicht zu ersetzen. Sey übrigens nicht bange wegen den Verschönerungsanstalten, von denen ich neulich in der Erwartung Unzelinettens Meldung that. Ich habe noch nicht einmal wegen des Porzelans geschrieben und will es auch nicht eher, bis Du kommst. Das Alkoven Zimmer läßt die Niethammer übermahlen. Meines mag so bleiben.
Du mußt seit dem 9ten noch recht viel Briefe von mir erhalten haben, ich schrieb fast jeden Postag. Damals scheint das Packet mit Fichtens Schrift noch nicht in Deinen Händen gewesen zu seyn, wo ich auch einen Brief beygelegt hatte. Seitdem adressirte ich einigemal in der Ungewißheit noch in Dein altes logis und dachte, Du würdest dort wohl Aufträge gegeben haben.
Deine Einlage an Friedrich setzte mich in große Verlegenheit ‒ ich war aufs äußerste versucht sie zurückzubehalten, hielt mich am Ende aber doch nicht für befugt dazu, und schickte sie hin. Wenn Du ihm nur auf seine eigne Erwähnung der Fremdheit zwischen uns geantwortet hast, so ist es gut ‒ aber als Klage und Verlegenheit von mir, so ist es schlimm für mich. Alles, was zu thun war, mußte seit meinem Briefe von seiner Seite geschehn, und es stand ihm weiter nichts zu sagen als: ihr seyd es nicht, der sich zu beschweren hat. Jetzt wird er sich ja freylich gegen Dich erklären müssen. Aber Du, mein Freund, wirst mich darauf hin zu nichts nöthigen wollen. Der allgemeine Friede wird auch gewiß besser ohne die allgemeine Gemeinschaft bestehn, und Du solst sehn, daß Du ganz frey bleibst neben meiner billigen Zurückhaltung. Ich bin die Diskretion, die Schonung, und zu Anfang die ächteste Freundschaft selbst gewesen in dem Verhältniß mit Friedrich und der Veit. So viel gerechte Güte hast Du jetzt für mich wieder gewonnen, daß Du das meinige gegen Dich in jenes nicht mischest. ‒
Schelling hat Goethen die Briefe an Tiek gegeben. Die haben noch nicht gewußt, daß er hinkommen würde. Mephistopheles, das ist Meyer, hat sich etwas neidisch geäußert. Die kleine Kröte, warum kann sie selbst nichts machen als Witz? und Kritik? Er ahme den Giulio Romano nach, hat er mit Verachtung gesagt. Nun, wenn er das nur könnte. Goethe läßt sich auch nicht dadurch irre machen.
Kilian hat hier auf seinen Zimmer gelesen, da er es nicht oeffentlich sollte. Neue Denunciation von Seiten Gruners und Suspension durch die Fakultät. Nun will man den Herzog persönlich gegen ihn wie gegen Fichte gewinnen. Es wird wohl an sämtliche Höfe gebracht werden und Hufeland hat gemeint, er würde es doch am Ende durchsetzen, aber ist es nicht schändlich? Loder mischt sich in alles, aber so, daß er die Hände gleich wieder herauszieht ‒ er hat es Schelling eben selbst in Weimar gesagt: ja, er suche sich nur für seine Person davon zu bringen. Es ist artig, wie sie die Maximen selbst aussprechen. ‒ Hier schreibe ich Dir eine Anekdote für Fichte. Vermehren wollte in seinem ehmaligen Hörsal lesen, aber durch eine sehr starke Impertinenz des Inhabers (Fichtens ehmaligen Famulus) fand er am ersten Tage das Zimmer verschlossen, so daß es selbigesmal nicht zum Lesen kam. Alle, die an dem Saal theil hatten, gingen nun mit Eins ab, und Vermehren wählte Schützens auditorium, hatte sich seinen debut aufgeschrieben, in welchem sich etwas auf die hohe Empfindung bezog, auf Fichtens Lehrstuhl zu stehen ‒ eine Formel, die sämtlich daselbst Lesende durch die Bank gebraucht haben ‒ und ließt das nun auf Schützens ‒ Stuhl mit ab. Luise hat dies gestern bey Hufelands von einigen Herren erzählen hören, die dabey waren.
Wir haben den sonnenklaren ‒ ich bitte Dich, was ist es doch, daß Fichte treibt seine Lehre den Leuten wie einen Wollsack vor die Füße zu schmeißen, und wieder aufzufangen und nochmals hinzuwerfen? Es gehört eine unsägliche Geduld dazu, und am Ende, zum Guckguck, wenn sie es nicht verstehn, was liegt daran, und wer kann sie im Ernst zwingen wollen! Ich habe mich sehr darüber lustig gemacht. Schelling hat nur so hineingesehn, aber ich habe es gelesen. Es ist ein komischer Hang. Fichte hat ja auch etwas gegen Reinhold geschrieben; davon hatte Cotta, auf dessen Kosten es gedruckt ist, erst in Leipzig erfahren und meynt, das wär eben das rechte Verhältniß zwischen Buchhändler und Schriftsteller. Fichte und Schleyermacher sehen sich wohl gar nicht? Lezteres Reden sind in den Göttinger Anzeigen recensirt, vielleicht von Deinem Bruder. Hast Du die Rezension des Athenäum in der Erlanger Zeitung gesehn? Das Beste ist, Du schickst dahin gar nichts ein; es wird doch niemals etwas ordentliches aus dem Institut und man muß sich die Hände rein erhalten. ‒ Über den Huber muß man ein Kreuz machen, denn er ist ans Kreuz geschlagen, denn er ist ein Schächer. Er hält gewiß den Merkel für einen rechtschaffnen unpartheyischen Mann.
Schelling bittet Dich, Dir von Fichte das neue Heft seines Journals geben zu lassen, wenn Du nur einige wenige Zeit dazu hättest. Fichte ließt es vielleicht gar nicht, wenn Du demnächst aber einmal zu sagen wüstest, was er davon dächte, das wäre interressant.
Da man sich ordentlich mit einander beschäftigen muß um in der Ordnung zu bleiben, so will ich Dir nur sagen, mein lieber Wilhelm, daß Schelling dieses Heft Zeile vor Zeile mit mir lieset, und es gar anders helle in mir zu werden anfängt. Es ist eine wahre Wonne um das Verstehen lernen, und das Erleuchten einer dunkeln Vorstellung, und endlich um die Ruhe dieser Vorstellung selbst. Da das Höchste nicht zu hoch für ‒ diejenige kleine Person ist, welche Dir schreibt ‒ so kann ich diese strenge Folge, da sie mir so lebendig erklärt wird besonders, und das von allem Subjektivem gleichsam entbundene Bild der Welt auch besser fassen als den sonnenklaren ‒ Und wie stille macht sie das Gemüth. Ja, ich glaube wohl an den Himmel in Spinozas Seele, dessen Eins und Alles gewiß das alte Urgefühl ist, das sich nun auch in Schelling wieder zum Lichte drängt.
–
Apropos, dünkt Dich die Form der Darstellung wieder barbarisch? Sie sah mir auf den ersten Blick freylich so aus, aber ich kann sie für den Zweck nicht tadeln, so wenig als in einem arithmetischen Buch die Zahlen. Und ich möchte wissen, ob es wohl eine andre Form als die mathematische gäbe für die Speculation ‒ Poesie ist = Offenbarung.
–
Wir wollen uns nunmehr zu einigen andern Materien innerhalb des Raumes wenden. Ich finde unter Deinen Rechnungen einen Weinbrief über ein Fässel, was wenig Tage vor Deiner Abreise muß angekommen seyn. Das hast Du wohl Friedrich überlassen? Denn es findet sich nichts als die unbezahlte Note. Ich habe keinen aus Salzburg verschrieben. Loder sagte mir, daß man den nehmlichen Ofner Wein in Erfurt bekäme. Nun habe ich mich dorthin gewendet um eine kleine Quantität, vors erste nur für Schelling, der natürlich die Damen bisher mit Wein und Mareschino unterstüzt hat.
Denke Dir nur eines, was ich unmöglich so lange auf dem Herzen behalten kann, bis Du kommst ‒ Mein Sopha war ganz ruinirt und ich hatte es doch nach meiner Abreise gleich umzustopfen angeordnet, was auch, laut der Rechnung des Sattlers, geschehn war. Ich sah das Ding lange gedankenlos an, endlich frage ich Rosen ‒ da hat Friedrich meine Stube, nachdem Du wegwarst, zu seinen Schlafzimmer gemacht und die Betten auf das Sopha legen lassen. Ist das nun wirklich nicht sehr unmanierlich von dem göttlichen Philosophen ‒ und gegen alle Dir und mir schuldige Bescheidenheit?
–
Allerliebster Freund, Deine Liebschaften sind in Desperazion und wenden sich in selbiger an mich. Ich habe wahr und wahrhaftig einen Brief von der Dame Nuys erhalten ‒ die ich nicht besucht, nicht wiedergesehn hatte, außer das erste am lezten Tage in Braunschweig. ‒ Welches sie sehr bedauert verfehlt zu haben ‒ und ein paar Aufträge vom Zaune bricht; ich soll ihr das lezte Stück vom Athenäum schicken ‒ nehmlich geliehen oder geschenkt ‒ und Du hättest zwar keine Nachricht von Dir gegeben, aber sie ließe Dich doch grüßen ‒ und mit dem Parny solltest Du Dich nicht weiter bemühn. Alles sehr süß und steif stylisirt. Wenn Du es nicht glauben wilst, schick ich Dir den Brief. Was soll ich nun erwiedern? Alles, was Du willst, nur solst Du ihr nicht schreiben. Nicht wahr, Du wilst auch nicht? Ich kann sie nicht leiden, aber Unzelinen bring nur, der bin ich gewiß gut.
Mereaus sind geschieden, und sie abgereißt nach Kamburg zu ihrer dort verheyratheten Schwester nebst dem Kind und 200 rh. Gehalt. Mereau hat Schelling den ganzen Verlauf im Erbprinzen französisch erzählt. Sie sind getrennt par le Chemin de la Grace (der auch le chemin de la disgrace ist) unmittelbar vom Fürsten, blos auf ihre gegenseitige Übereinstimmung hin, in diesem Punkt. Beyde können sich wieder vermählen und Mereau sieht schon umher, wen er verschlingen will, ob er gleich sagt, jʼai aimé beaucoup ma femme, je lʼaime encore et je lʼaimerai toujours.
Et moi je suis dans le train dʼécrire toujours, cʼest à dire continuellement. Lebe wohl, lieber Wilhelm. Komm bald. Ich wollte, ich könte das mit dem Shakesp. ungeschehn machen. Aber denk nur nicht etwa, daß wir Cottas zunftmäßige und partheyische Ansicht darüber haben.
Die Mutter hat heute geschrieben; sie ist wohl, aber Philipps Jungen, Gustav Adolph und Eduard Conradin, sind beyde tödlich krank gewesen und sie fängt an einzusehn, es gebe allenthalben Noth.
Nochmals lebe wohl, grüße die Bernhardi. Schreibe doch, wann Du ohngefähr zu kommen gedenkst, und vor allen Dingen, komm wirklich.
Luisen bringe ein bouquet weißer Blumen, wie sie auf eine Mütze passen, mit. Die Unzeline wird das wissen, es giebt dort eine Fabrik. Mir die Tassen. Emma einen Jahrhundertsilberthaler.
Mache keine Einlagen blos in der Absicht Postgeld zu sparen. Ich muß doch das Doppelte bezahlen.
[Späteres Blatt.]
Wenn Du die bestellten Sachen noch nicht eingekauft hast, so bitte ich um Erlaubniß, das Bouquet für Luise in ein paar weißseidne schöne Frauenstrümpfe für sie [zu] verwandeln. Ich denke ihr dann dazu ein paar solche Schuh zu geben, wie ich Dich um welche bat, denn ich habe wirklich dergleichen, sie sind mir nur zu gros, und ich habe sie noch nie getragen. Sie braucht beydes sehr nöthig.
Wir wünschen auch, daß Du Dich nach dem Preise von weißem Crepflor erkundigen möchtest durch Mad. Meyer, um, wenn er wohlfeil dort ist, vielleicht noch eine Bestellung zu machen. Wilst Du das wohl artigst nicht vergessen. Mad. Wiedemann bittet darum, zu Zeiten genannt Madame Wüthemann.