• Friederike Helene Unger to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Berlin · Place of Destination: Genf · Date: 02.12.1805
Edition Status: Newly transcribed and labelled; double collated
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Friederike Helene Unger
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Berlin
  • Place of Destination: Genf
  • Date: 02.12.1805
    Manuscript
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: APP2712-Bd-9
  • Classification Number: Mscr.Dresd.App.2712,B,IV,e,7
  • Number of Pages: 4 S. auf Doppelbl., hs. m. U.
  • Format: 19 x 11,6 cm
  • Incipit: „[1] Mein verehrungswerther Freund!
    Wo Sie auch hausen mögen, ich hoffe dies Briefchen soll Sie erreichen: wodurch ich Sie recht dringend [...]“
    Language
  • German
    Editors
  • Bamberg, Claudia
  • Funk, Gerald
  • Varwig, Olivia
Notice (8): Undefined offset: 0 [APP/View/Letters/view.ctp, line 360]/version-04-20/letters/view/6949" data-language="">
[1] Mein verehrungswerther Freund!
Wo Sie auch hausen mögen, ich hoffe dies Briefchen soll Sie erreichen: wodurch ich Sie recht dringend ersuche, es so einzurichten, daß ich zur Ostermesse mit einen neuen Theil des Shakespear erscheine. Ihre Elegie macht hier einen allgemein günstigen Eindruk bei alle die es begreifen, und oder sich einbilden, es zu begreifen: und ich bemerke bei dieser Veranlaßung, mit herzlicher theilnehmender Freude, wie viel Freunde und Verehrer Sie und Fr: Schlegel hier zurük gelassen haben. Und an dem wohlthuenden Gefühl womit dies mein Herz erfüllt, werde ich gewahr, wie gern und innig mein Herz zu seinen alten Verbindungen zurükkehrt. Ich war Ihnen ein etwas mein Freund läugnen Sie es nur nicht, ich fühlte das, und es mußte so sein, da [2] mein Äußres eine Trokenheit anzudeuten scheint, von der mein Herz nichts weiß: wie meine Schriften Ihnen das sagen mögen. Indes waren Sie mir stets desto mehr: und ich hörte nie auf, das interessante Brüder Paar in meinem Herzen zu tragen.
Fried: Schlegels Taschenbuch sezt in Verwundrung, wird bekrittelt; für Herrenhutsches Machwerck erklärt, und dennoch gelesen: auch sein Name steth hier in Ehren, und er hat hier gewiß mehr Freunde, als er es vermuthet. Öffentliche Urtheile sind noch nicht darüber so wenig als wie über die Elegie erschienen: ob schon das gehörige damit geschehen ist, und ich beides den Schnüfflern geschikt habe. Für die hiesige Zeitung hatte H. Pr: Spalding eine vortrefliche Anzeige von der [3] Elegie besorgt: welche in der That dem Werthe des gegenstandes angemessen war. Sie werden sie ja einst sehen. –
Jezt mein verehrter Freund, verwandelt sich mein Brief in einen Bettelbrief. Mit künftiges Jahr lege ich die Schreckens Bände die Kalender Pacht nieder bin aber noch zu einer Liefrung verbunden. Möchte ich diesen lezten Akt mit Ehre bestehen! möchte es meinem Geistvollen Freunde gefallen, meinen Damen Kalender, mit einige wenn auch nur ganz kurze Erzeugnisse seines Genuis auszustatten. Nur daß Ihr Name ihn verherrliche. Und dann – die Bitte ist sehr dreist – eine ähnliche Zeichnung von dem Bilde, Ihrer edlen Freundin! Wie könnte der Kalender für Frauen, herrlicher [4] als unter solchen Auspicien in die Welt gehen! Von der Feder dieser einzigen Frau, wäre mir der kleinste Aufsatz, wäre mir eine Seite zu füllen, ein Schatz Ich würde Ihre Freundschaft darin erkennen, vermöchten Sie sie dazu. Denken Sie sichs, daß Sies Ihren verstorbenen treflichen Freunde, in seiner Wittwe, die so gern sein Andenken feyert, thun.
Johannes vom Müller hat mir sein Bild vor den historischen Kalender gewährt, dessen Inhallt die Geschichte Wilhelm Tells ist.
Darf ich fragen, was der Roman der Fr. v. Stael macht, den Sie mir in der Perspektive zeigten? Ich ehre dieses mehr als weibliche Genie über alles. Wie glüklich Sie in ihrer Nähe sein müssen.
Von Herzen, u mit warmer Verehrung die Ihrige
Unger
Berlin d. 2. Dec. 1805.
Notice (8): Undefined offset: 0 [APP/View/Letters/view.ctp, line 442]/version-04-20/letters/view/6949" data-language="">
[1] Mein verehrungswerther Freund!
Wo Sie auch hausen mögen, ich hoffe dies Briefchen soll Sie erreichen: wodurch ich Sie recht dringend ersuche, es so einzurichten, daß ich zur Ostermesse mit einen neuen Theil des Shakespear erscheine. Ihre Elegie macht hier einen allgemein günstigen Eindruk bei alle die es begreifen, und oder sich einbilden, es zu begreifen: und ich bemerke bei dieser Veranlaßung, mit herzlicher theilnehmender Freude, wie viel Freunde und Verehrer Sie und Fr: Schlegel hier zurük gelassen haben. Und an dem wohlthuenden Gefühl womit dies mein Herz erfüllt, werde ich gewahr, wie gern und innig mein Herz zu seinen alten Verbindungen zurükkehrt. Ich war Ihnen ein etwas mein Freund läugnen Sie es nur nicht, ich fühlte das, und es mußte so sein, da [2] mein Äußres eine Trokenheit anzudeuten scheint, von der mein Herz nichts weiß: wie meine Schriften Ihnen das sagen mögen. Indes waren Sie mir stets desto mehr: und ich hörte nie auf, das interessante Brüder Paar in meinem Herzen zu tragen.
Fried: Schlegels Taschenbuch sezt in Verwundrung, wird bekrittelt; für Herrenhutsches Machwerck erklärt, und dennoch gelesen: auch sein Name steth hier in Ehren, und er hat hier gewiß mehr Freunde, als er es vermuthet. Öffentliche Urtheile sind noch nicht darüber so wenig als wie über die Elegie erschienen: ob schon das gehörige damit geschehen ist, und ich beides den Schnüfflern geschikt habe. Für die hiesige Zeitung hatte H. Pr: Spalding eine vortrefliche Anzeige von der [3] Elegie besorgt: welche in der That dem Werthe des gegenstandes angemessen war. Sie werden sie ja einst sehen. –
Jezt mein verehrter Freund, verwandelt sich mein Brief in einen Bettelbrief. Mit künftiges Jahr lege ich die Schreckens Bände die Kalender Pacht nieder bin aber noch zu einer Liefrung verbunden. Möchte ich diesen lezten Akt mit Ehre bestehen! möchte es meinem Geistvollen Freunde gefallen, meinen Damen Kalender, mit einige wenn auch nur ganz kurze Erzeugnisse seines Genuis auszustatten. Nur daß Ihr Name ihn verherrliche. Und dann – die Bitte ist sehr dreist – eine ähnliche Zeichnung von dem Bilde, Ihrer edlen Freundin! Wie könnte der Kalender für Frauen, herrlicher [4] als unter solchen Auspicien in die Welt gehen! Von der Feder dieser einzigen Frau, wäre mir der kleinste Aufsatz, wäre mir eine Seite zu füllen, ein Schatz Ich würde Ihre Freundschaft darin erkennen, vermöchten Sie sie dazu. Denken Sie sichs, daß Sies Ihren verstorbenen treflichen Freunde, in seiner Wittwe, die so gern sein Andenken feyert, thun.
Johannes vom Müller hat mir sein Bild vor den historischen Kalender gewährt, dessen Inhallt die Geschichte Wilhelm Tells ist.
Darf ich fragen, was der Roman der Fr. v. Stael macht, den Sie mir in der Perspektive zeigten? Ich ehre dieses mehr als weibliche Genie über alles. Wie glüklich Sie in ihrer Nähe sein müssen.
Von Herzen, u mit warmer Verehrung die Ihrige
Unger
Berlin d. 2. Dec. 1805.
×