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$viewFile = '/var/www/awschlegel/version-04-20/app/View/Letters/view.ctp' $dataForView = array( 'html' => '<span class="index-228 tp-3090 ">Coppet</span> d. 7 Jul. 1805<br>Ihre beyden Briefe, meine geliebteste Freundin, sind richtig in meine Hände gekommen, der vom 22sten Juni vor wenigen Tagen. Sie wissen, wie sehr ich jede Sorge mit Ihnen theile, aber nach vielfältiger Überlegung alles dessen, was Sie mir geschrieben, glaube ich doch, daß Sie sich über <span class="index-42 tp-3091 ">B.[ernhardi]ʼs</span> Schritte zu sehr beunruhigen, und ich fürchte für jetzt nur die unmittelbaren nachtheiligen Folgen dieser Ängstigung für Ihre Gesundheit.<br>Mich dünkt, das <span class="index-3552 tp-38250 ">Preussische Gesetz</span> gegen die ausländische Erziehung <span class="index-96 tp-3093 index-44 tp-3092 ">der Kinder</span> kann nur darauf gehen, wenn es mit der Absicht geschieht, sie ihrem Vaterlande ganz zu entziehen. Sey aber auch sein Sinn welcher es wolle, so muß es doch erst in Bewegung gesetzt und durch eine Klage geltend gemacht werden. Sollte sich damit <span class="index-42 tp-3095 ">B.[ernhardi]</span> unmittelbar an die Regierung wenden können, und nicht vielmehr den gewöhnlichen Rechtsgang gehen müssen? Unmöglich wird aber ein Gerichtshof einen Spruch ertheilen, ohne die andre Partey gehört zu haben. <span class="index-42 tp-3096 ">B.[ernhardi]ʼs</span> Schritt wird Ihnen also vom Cammergericht mitgetheilt und aufgegeben werden darauf zu antworten. Sie werden alsdann sagen, daß Sie genöthigt sind, sich wegen Ihrer Gesundheit in einem südlichen Klima aufzuhalten, daß Sie <span class="index-96 tp-3098 index-44 tp-3097 ">Ihre Kinder</span> mit sich genommen, weil sie in so zartem Alter Ihre Pflege nicht entbehren können; Ihre Absicht sey aber keinesweges, sie ihrem Vaterlande zu entziehen, als wohin Sie selbst zurückzukehren gedächten, <span class="index-96 tp-3101 index-44 tp-3100 ">die Kinder</span> seyen ja im Hause <span class="index-56 tp-3177 ">ihres Oheims</span> der selbst in Preussischen Diensten stehe. <span class="index-42 tp-3102 ">B.[ernhardi]</span> habe nie gehörig für ihren Unterhalt gesorgt, er sey außer Stande ihnen physisch und moralisch die gehörige Erziehung zu geben, sie würden bey ihm oder <span class="index-621 tp-3591 index-451 tp-3103 ">seinen Eltern</span> verwahrlost seyn, und Sie hätten sich daher verpflichtet geachtet, die Erziehung ganz auf Ihre eignen Kosten zu übernehmen. – Sollte <span class="index-42 tp-3104 ">B.[ernhardi]</span> wider Vermuthen, hierauf nicht zur Ruhe verwiesen werden, so wird sich die Regierung doch unmöglich so genau in Privatsachen mischen, daß sie <span class="index-9 tp-3178 ">dem Residenten in </span><span class="index-9 tp-3178 index-356 tp-3106 ">Rom</span> aufgäbe die Zurücksendung <span class="index-96 tp-3108 index-44 tp-3107 ">der Kinder</span> zu besorgen. 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Vielleicht ist bey Ankunft dieses Briefes <span class="index-56 tp-3114 ">Ihr Bruder</span> schon in <span class="index-356 tp-3115 ">Rom</span>, da er mir von <span class="index-354 tp-3116 ">München</span> aus schreibt (am 1ten Juli) er werde den nächsten Tag abreisen, und sich unterwegs vermuthlich wenig aufhält. Er wird Ihnen besser rathen und Sie über den Gang der Sache unterrichten können. – An <span class="index-276 tp-3117 ">Hufeland</span> habe ich sogleich Ihrem Verlangen gemäß geschrieben, und so dringend ich wußte seine freundschaftliche Verwendung in Anspruch genommen, und hoffe daß es von Wirkung seyn wird.<br>Was die Religions-Veränderung betrifft, so nehmen Sie sich wohl in Acht und erkundigen sich genau, in wie fern es Ihnen den <span class="index-356 tp-3118 ">Römischen</span> Schutz für sich und <span class="index-96 tp-3120 index-44 tp-3119 weight-bold ">Ihre Kinder</span> sichern würde; und ob bey der jetzigen Schwäche des <span class="index-403 tp-3121 ">päbstlichen</span> Hofes, die Reclamationen einer mächtigen Regierung nicht hinreichen würden zu bewirken, daß sie für die letztere nicht als gültig betrachtet würden? Ich kann auch die Maßregel nicht billigen, nur das Gerücht davon auf irgend eine Weise zu begünstigen. Sie wissen, wie in <span class="index-15 tp-3122 ">Berlin</span> die Meynung über diesen Punkt steht. Sie würden dadurch alle dortigen Freunde oder Wohlgesinnte einbüßen, und <span class="index-276 tp-3123 ">Hufeland</span> würde es nicht mehr wagen dürfen für Sie zu sprechen.<br>Ein weit weniger gewagter Schritt würde es mir scheinen, wenn Sie <span class="index-356 tp-3124 ">Rom</span> auf einige Zeit verließen, sich einen Paß mit anderm Namen verschafften, und unter diesem dahin zurückkämen. Sie brauchten dann <span class="index-9 tp-3179 ">H. v. H.[umboldt]</span> nicht gerade zu besuchen, so könnte er immer Ihren Aufenthalt ignoriren, wenn auch jedermann darum wüßte, wofern Sie nur selbst Ihren wahren Namen nicht anerkennten. Denn unmöglich kann man einem diplomatischen Agenten polizeyliche Nachforschungen in fremden Ländern aufgeben. Doch alles dieß sage ich nur auf den Fall, daß die Sachen wider Wunsch und Verhoffen gehen sollten.<br>Jede Verzögerung ist Gewinnst, darum däucht mir, hätten Sie auch nicht so mit Antworten an <span class="index-42 tp-3125 ">B.[ernhardi]</span> zu eilen, und ich begreife nicht recht, wie Sie sich von ihm einen Termin haben setzen lassen. Gänzliches Stillschweigen auf seine Briefe wäre vielleicht das beste, aus jedem von Ihnen oder Ihren Freunden wird er doch über irgend etwas unterrichtet, man müßte ihn so viel möglich in der Ungewißheit über alles lassen. Selbst daß Sie in <span class="index-356 tp-3126 ">Rom</span> sind hätte er nicht von Ihnen oder <span class="index-56 tp-3170 ">Ihrem Bruder</span> zu erfahren brauchen.<br>Noch habe ich keinen Brief von ihm bekommen, falls es geschieht, werde ich ganz Ihrem Wunsche gemäß antworten. Der an <span class="index-102 tp-3127 ">Kn.[orring]</span>, wovon Sie mir den Inhalt angeben, ist so abgeschmackt, daß mir einen Augenblick der Verdacht gekommen ist, ob ihn nicht jemand <span class="index-42 tp-3129 ">B.[ernhardi]</span> zum Spott untergeschoben. Auf jeden Fall wäre <span class="index-102 tp-3128 ">Kn.[orring]</span> unstreitig berechtigt gewesen, den Brief ganz zu ignoriren bis <span class="index-42 tp-3130 ">B.[ernhardi]</span> ihn mit eigner Hand geschrieben hätte. Immer finde ich, daß er ihm zu viel Ehre erwiesen, so ausführlich und ernsthaft zu antworten und nicht bloß: „Der Vorschlag nach <span class="index-15 tp-3180 ">Berlin</span> zu kommen, sey zu abgeschmackt um nur ein Wort darüber zu verlieren; wenn <span class="index-42 tp-3131 ">B.[ernhardi]</span> aber nach <span class="index-356 tp-3181 ">Rom</span> käme, wolle man sehen was sich für ihn thun ließe.“ Ich besinne mich nicht genau auf <span class="index-63 tp-3133 ">Schützens</span> Wappen, doch ist es nur zu wahrscheinlich, daß er und <span class="index-558 tp-38251 ">Schierstädt</span> die Hand im Spiele haben, weil <span class="index-42 tp-3132 ">B.[ernhardi]</span> ohne fremde Verhetzung nie von Pistolen reden wird, die seiner Natur aufs äußerste zuwider sind. Er wird es für seine Person immer vorziehen, jemanden im Schlaf zu überfallen, und ihn z. B. mit einem Pfahl auszuweiden.<br>Die Ankunft <span class="index-56 tp-3134 ">Ihres Bruders</span> wird hoffentlich viel beytragen, Ihre Ruhe wieder herzustellen. Er äußert in seinem Briefe an mich durchaus die Zuversicht, daß <span class="index-42 tp-3135 ">B.[ernhardi]</span> selbst nach <span class="index-356 tp-3136 ">Rom</span> kommen muß, um etwas auszurichten, und daß er das nie thun wird.<br>Ich bin begierig zu erfahren ob <span class="index-48 tp-3139 ">der älteste Bruder</span> auch nach Italien, und insbesondre nach <span class="index-356 tp-3182 ">Rom</span> kommt. In seinem ersten Briefe aus <span class="index-354 tp-3138 ">München</span> schrieb <span class="index-56 tp-3140 ">der Bildhauer</span>, er sey immer noch nicht ganz hergestellt und werde auf Verordnung der Ärzte die Bäder von <span class="index-278 tp-3137 ">Pisa</span> gebrauchen. Aus dem zweyten Briefe kann ich nicht recht klug werden, ob <span class="index-48 tp-3142 ">L. Tieck</span> wohl genug ist, um mit den <span class="index-537 tp-3144 index-538 tp-3145 ">Riepenhausens</span>, <span class="index-562 tp-3171 ">Raumer</span> und <span class="index-56 tp-3143 ">seinem Bruder</span> zu reisen, oder ob sie ihn zurücklassen. Er sollte in <span class="index-356 tp-3146 ">Rom</span> nicht bey Ihnen wohnen, und wenn alle näheren Verhältnisse von seiner Gegenwart abgesondert sind, wird seine Gesellschaft Sie gewiß sehr aufheitern.<br>An <span class="index-539 tp-3148 ">Cotta</span> habe ich wegen <span class="index-383 tp-3149 ">Egidio und Isabella</span> geschrieben, ich fürchte daß es zu spät ist, um es noch als Taschenbuch in diesem Jahre zu geben. Sobald ich <span class="index-383 tp-3150 ">das Manuscript</span> erhalte, werde ich keine Zeit mit der Abschrift versäumen.<br>In der Ungewißheit, ob ich bey jetziger Lage der Dinge Ihren Aufenthalt in <span class="index-356 tp-3151 ">Rom</span> vor dem Deutschen Publicum notorisch machen sollte, habe ich <span class="index-565 tp-3183 ">den projectirten Aufsatz über die Künstler in </span><span class="index-565 tp-3183 index-356 tp-3153 ">Rom</span> u. s. w. noch verschoben. Entscheiden Sie, ob es auf keinen Fall nachtheilig seyn kann, so werde ich ihn schreiben und baldmöglichst für die <span class="index-94 tp-3154 ">A[llgemeine] Literatur] Z.[eitung]</span> nach <span class="index-12 tp-3155 ">Jena</span> senden.<br>Verzeihen Sie, daß die in beyliegendem Wechsel enthaltne Summe nicht ganz die ist die ich schicken zu können hoffte: ich habe einige unvermeidliche Ausgaben gehabt, so daß ich nicht mehr übrig habe. Der Wechsel ist auf <span class="index-171 tp-3156 ">Paris</span> gestellt, <span class="index-564 tp-3173 ">Torloniaʼs</span> Comptoir wird ihn aber ohne Zweifel sogleich realisiren. <span class="index-428 tp-67528 index-429 tp-67525 ">Der Banquier in </span><span class="index-428 tp-67528 index-429 tp-67525 index-280 tp-3157 ">Genf</span> sagt, er könne nicht ohne beträchtlichen Verlust zu verursachen, den Wechsel auf <span class="index-564 tp-3174 ">Torlonia</span> selbst stellen. Ich habe einige Schwierigkeit gehabt, mir ihn zu verschaffen, als ich durch <span class="index-280 tp-3158 ">Genf</span> kam, fand ich das Comptoir schon verschlossen, und seitdem ich hier bin, habe ich nicht selbst in <span class="index-280 tp-3159 ">die Stadt</span> fahren können. Durch diesen Aufenthalt ist auch mein Brief um einige Tage verzögert worden.<br><span class="index-56 tp-3160 ">Dem Bildhauer</span> meine herzlichsten Grüße, nächstens schreibe ich an ihn. Vorläufig vielen Dank für die überschickten Skizzen. Ich wünschte nur, daß er vor Ausführung <span class="index-477 tp-3161 ">des Basreliefs</span> eine Zeichnung von den Köpfen schickte in der Größe, wie sie werden sollen, der Ähnlichkeit wegen.<br>Die freundschaftlichsten Grüße an <span class="index-102 tp-3162 ">Kn.[orring]</span>. – Ich umarme und herze <span class="index-96 tp-3164 index-44 tp-3163 ">die Kinder</span>. Sollten Sie in der Folge, was ich jedoch nicht glaube, Beweggründe haben, den Aufenthalt <span class="index-96 tp-3166 index-44 tp-3165 ">Ihrer Kinder</span> vor allen Nachforschungen zu verheimlichen und sie deswegen auf einige Zeit von sich zu entfernen, und Sie könnten sich entschließen mir eins anzuvertrauen, so wollte ich Ihnen wohl dafür einstehen, daß man ihm nichts anhaben sollte, ich würde dazu erfoderlichen Falls allen Credit <span class="index-222 tp-3167 ">meiner Freundin</span> aufbieten können.<br>Leben Sie recht wohl und pflegen Sie Ihre Gesundheit.', 'isaprint' => true, 'isnewtranslation' => false, 'statemsg' => 'betamsg13', 'cittitle' => 'www.august-wilhelm-schlegel.de/briefedigital/briefid/88', 'description' => 'August Wilhelm von Schlegel an Sophie Bernhardi am 09.07.1805, Coppet, Rom', 'adressatort' => 'Rom <a class="gndmetadata" target="_blank" href="http://d-nb.info/gnd/4050471-2">GND</a>', 'absendeort' => 'Coppet <a class="gndmetadata" target="_blank" href="http://d-nb.info/gnd/1027948-9">GND</a>', 'date' => '09.07.1805', 'adressat' => array( (int) 4598 => array( 'ID' => '4598', 'project' => '1', 'timecreate' => '2014-02-10 10:31:52', 'timelastchg' => '2018-01-11 19:15:27', 'key' => 'AWS-ap-00fg', 'docTyp' => array( [maximum depth reached] ), '39_name' => 'Bernhardi, Sophie', '39_namevar' => 'Tieck, Sophie (geborene) Knorring, Sophie von (verheiratete) Bernhardi, Sophie von', '39_geschlecht' => 'w', '39_gebdatum' => '1775-02-28', '39_toddatum' => '1833-09-30', '39_pdb' => 'GND', '39_lebenwirken' => 'Schriftstellerin Sophie Tieck war die Tochter des Seilermeisters Johann Ludwig Tieck und seiner Ehefrau Anna Sophie Tieck. 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Daß man sie aber nicht mit der Post schicken kann leuchtet von selbst ein, <span class="index-42 tp-3105 ">B.[ernhardi]</span> muß also selbst nach <span class="index-356 tp-3168 ">Rom</span> kommen, oder einen Bevollmächtigten schicken. Diesem können [Sie] sich immer weigern <span class="index-96 tp-3110 index-44 tp-3109 ">die Kinder</span> anzuvertrauen; und er selbst wird sich nicht wagen, noch die Mittel zu der Reise haben. – Jedoch wenn die Sachen so weit wären, würden sich andre Maßregeln treffen lassen.<br>Für jetzt scheint mir eine Bittschrift an <span class="index-515 tp-3111 ">den König</span> ein zu dringender Schritt, der darauf verspart werden müßte, wenn die Regierung wirklich sich unmittelbar darein mischen und <span class="index-9 tp-3169 ">Hrn. v. H.[umboldt]</span> aufgeben sollte, Erkundigungen über Sie und <span class="index-96 tp-3113 index-44 tp-3112 ">Ihre Kinder</span> einzuziehen. Vielleicht ist bey Ankunft dieses Briefes <span class="index-56 tp-3114 ">Ihr Bruder</span> schon in <span class="index-356 tp-3115 ">Rom</span>, da er mir von <span class="index-354 tp-3116 ">München</span> aus schreibt (am 1ten Juli) er werde den nächsten Tag abreisen, und sich unterwegs vermuthlich wenig aufhält. Er wird Ihnen besser rathen und Sie über den Gang der Sache unterrichten können. – An <span class="index-276 tp-3117 ">Hufeland</span> habe ich sogleich Ihrem Verlangen gemäß geschrieben, und so dringend ich wußte seine freundschaftliche Verwendung in Anspruch genommen, und hoffe daß es von Wirkung seyn wird.<br>Was die Religions-Veränderung betrifft, so nehmen Sie sich wohl in Acht und erkundigen sich genau, in wie fern es Ihnen den <span class="index-356 tp-3118 ">Römischen</span> Schutz für sich und <span class="index-96 tp-3120 index-44 tp-3119 weight-bold ">Ihre Kinder</span> sichern würde; und ob bey der jetzigen Schwäche des <span class="index-403 tp-3121 ">päbstlichen</span> Hofes, die Reclamationen einer mächtigen Regierung nicht hinreichen würden zu bewirken, daß sie für die letztere nicht als gültig betrachtet würden? Ich kann auch die Maßregel nicht billigen, nur das Gerücht davon auf irgend eine Weise zu begünstigen. Sie wissen, wie in <span class="index-15 tp-3122 ">Berlin</span> die Meynung über diesen Punkt steht. Sie würden dadurch alle dortigen Freunde oder Wohlgesinnte einbüßen, und <span class="index-276 tp-3123 ">Hufeland</span> würde es nicht mehr wagen dürfen für Sie zu sprechen.<br>Ein weit weniger gewagter Schritt würde es mir scheinen, wenn Sie <span class="index-356 tp-3124 ">Rom</span> auf einige Zeit verließen, sich einen Paß mit anderm Namen verschafften, und unter diesem dahin zurückkämen. Sie brauchten dann <span class="index-9 tp-3179 ">H. v. H.[umboldt]</span> nicht gerade zu besuchen, so könnte er immer Ihren Aufenthalt ignoriren, wenn auch jedermann darum wüßte, wofern Sie nur selbst Ihren wahren Namen nicht anerkennten. Denn unmöglich kann man einem diplomatischen Agenten polizeyliche Nachforschungen in fremden Ländern aufgeben. Doch alles dieß sage ich nur auf den Fall, daß die Sachen wider Wunsch und Verhoffen gehen sollten.<br>Jede Verzögerung ist Gewinnst, darum däucht mir, hätten Sie auch nicht so mit Antworten an <span class="index-42 tp-3125 ">B.[ernhardi]</span> zu eilen, und ich begreife nicht recht, wie Sie sich von ihm einen Termin haben setzen lassen. Gänzliches Stillschweigen auf seine Briefe wäre vielleicht das beste, aus jedem von Ihnen oder Ihren Freunden wird er doch über irgend etwas unterrichtet, man müßte ihn so viel möglich in der Ungewißheit über alles lassen. Selbst daß Sie in <span class="index-356 tp-3126 ">Rom</span> sind hätte er nicht von Ihnen oder <span class="index-56 tp-3170 ">Ihrem Bruder</span> zu erfahren brauchen.<br>Noch habe ich keinen Brief von ihm bekommen, falls es geschieht, werde ich ganz Ihrem Wunsche gemäß antworten. Der an <span class="index-102 tp-3127 ">Kn.[orring]</span>, wovon Sie mir den Inhalt angeben, ist so abgeschmackt, daß mir einen Augenblick der Verdacht gekommen ist, ob ihn nicht jemand <span class="index-42 tp-3129 ">B.[ernhardi]</span> zum Spott untergeschoben. Auf jeden Fall wäre <span class="index-102 tp-3128 ">Kn.[orring]</span> unstreitig berechtigt gewesen, den Brief ganz zu ignoriren bis <span class="index-42 tp-3130 ">B.[ernhardi]</span> ihn mit eigner Hand geschrieben hätte. Immer finde ich, daß er ihm zu viel Ehre erwiesen, so ausführlich und ernsthaft zu antworten und nicht bloß: „Der Vorschlag nach <span class="index-15 tp-3180 ">Berlin</span> zu kommen, sey zu abgeschmackt um nur ein Wort darüber zu verlieren; wenn <span class="index-42 tp-3131 ">B.[ernhardi]</span> aber nach <span class="index-356 tp-3181 ">Rom</span> käme, wolle man sehen was sich für ihn thun ließe.“ Ich besinne mich nicht genau auf <span class="index-63 tp-3133 ">Schützens</span> Wappen, doch ist es nur zu wahrscheinlich, daß er und <span class="index-558 tp-38251 ">Schierstädt</span> die Hand im Spiele haben, weil <span class="index-42 tp-3132 ">B.[ernhardi]</span> ohne fremde Verhetzung nie von Pistolen reden wird, die seiner Natur aufs äußerste zuwider sind. Er wird es für seine Person immer vorziehen, jemanden im Schlaf zu überfallen, und ihn z. B. mit einem Pfahl auszuweiden.<br>Die Ankunft <span class="index-56 tp-3134 ">Ihres Bruders</span> wird hoffentlich viel beytragen, Ihre Ruhe wieder herzustellen. Er äußert in seinem Briefe an mich durchaus die Zuversicht, daß <span class="index-42 tp-3135 ">B.[ernhardi]</span> selbst nach <span class="index-356 tp-3136 ">Rom</span> kommen muß, um etwas auszurichten, und daß er das nie thun wird.<br>Ich bin begierig zu erfahren ob <span class="index-48 tp-3139 ">der älteste Bruder</span> auch nach Italien, und insbesondre nach <span class="index-356 tp-3182 ">Rom</span> kommt. In seinem ersten Briefe aus <span class="index-354 tp-3138 ">München</span> schrieb <span class="index-56 tp-3140 ">der Bildhauer</span>, er sey immer noch nicht ganz hergestellt und werde auf Verordnung der Ärzte die Bäder von <span class="index-278 tp-3137 ">Pisa</span> gebrauchen. Aus dem zweyten Briefe kann ich nicht recht klug werden, ob <span class="index-48 tp-3142 ">L. Tieck</span> wohl genug ist, um mit den <span class="index-537 tp-3144 index-538 tp-3145 ">Riepenhausens</span>, <span class="index-562 tp-3171 ">Raumer</span> und <span class="index-56 tp-3143 ">seinem Bruder</span> zu reisen, oder ob sie ihn zurücklassen. Er sollte in <span class="index-356 tp-3146 ">Rom</span> nicht bey Ihnen wohnen, und wenn alle näheren Verhältnisse von seiner Gegenwart abgesondert sind, wird seine Gesellschaft Sie gewiß sehr aufheitern.<br>An <span class="index-539 tp-3148 ">Cotta</span> habe ich wegen <span class="index-383 tp-3149 ">Egidio und Isabella</span> geschrieben, ich fürchte daß es zu spät ist, um es noch als Taschenbuch in diesem Jahre zu geben. Sobald ich <span class="index-383 tp-3150 ">das Manuscript</span> erhalte, werde ich keine Zeit mit der Abschrift versäumen.<br>In der Ungewißheit, ob ich bey jetziger Lage der Dinge Ihren Aufenthalt in <span class="index-356 tp-3151 ">Rom</span> vor dem Deutschen Publicum notorisch machen sollte, habe ich <span class="index-565 tp-3183 ">den projectirten Aufsatz über die Künstler in </span><span class="index-565 tp-3183 index-356 tp-3153 ">Rom</span> u. s. w. noch verschoben. Entscheiden Sie, ob es auf keinen Fall nachtheilig seyn kann, so werde ich ihn schreiben und baldmöglichst für die <span class="index-94 tp-3154 ">A[llgemeine] Literatur] Z.[eitung]</span> nach <span class="index-12 tp-3155 ">Jena</span> senden.<br>Verzeihen Sie, daß die in beyliegendem Wechsel enthaltne Summe nicht ganz die ist die ich schicken zu können hoffte: ich habe einige unvermeidliche Ausgaben gehabt, so daß ich nicht mehr übrig habe. Der Wechsel ist auf <span class="index-171 tp-3156 ">Paris</span> gestellt, <span class="index-564 tp-3173 ">Torloniaʼs</span> Comptoir wird ihn aber ohne Zweifel sogleich realisiren. <span class="index-428 tp-67528 index-429 tp-67525 ">Der Banquier in </span><span class="index-428 tp-67528 index-429 tp-67525 index-280 tp-3157 ">Genf</span> sagt, er könne nicht ohne beträchtlichen Verlust zu verursachen, den Wechsel auf <span class="index-564 tp-3174 ">Torlonia</span> selbst stellen. Ich habe einige Schwierigkeit gehabt, mir ihn zu verschaffen, als ich durch <span class="index-280 tp-3158 ">Genf</span> kam, fand ich das Comptoir schon verschlossen, und seitdem ich hier bin, habe ich nicht selbst in <span class="index-280 tp-3159 ">die Stadt</span> fahren können. Durch diesen Aufenthalt ist auch mein Brief um einige Tage verzögert worden.<br><span class="index-56 tp-3160 ">Dem Bildhauer</span> meine herzlichsten Grüße, nächstens schreibe ich an ihn. Vorläufig vielen Dank für die überschickten Skizzen. Ich wünschte nur, daß er vor Ausführung <span class="index-477 tp-3161 ">des Basreliefs</span> eine Zeichnung von den Köpfen schickte in der Größe, wie sie werden sollen, der Ähnlichkeit wegen.<br>Die freundschaftlichsten Grüße an <span class="index-102 tp-3162 ">Kn.[orring]</span>. – Ich umarme und herze <span class="index-96 tp-3164 index-44 tp-3163 ">die Kinder</span>. Sollten Sie in der Folge, was ich jedoch nicht glaube, Beweggründe haben, den Aufenthalt <span class="index-96 tp-3166 index-44 tp-3165 ">Ihrer Kinder</span> vor allen Nachforschungen zu verheimlichen und sie deswegen auf einige Zeit von sich zu entfernen, und Sie könnten sich entschließen mir eins anzuvertrauen, so wollte ich Ihnen wohl dafür einstehen, daß man ihm nichts anhaben sollte, ich würde dazu erfoderlichen Falls allen Credit <span class="index-222 tp-3167 ">meiner Freundin</span> aufbieten können.<br>Leben Sie recht wohl und pflegen Sie Ihre Gesundheit.', '36_xml' => '<p><placeName key="228">Coppet</placeName> d. 7 Jul. 1805<lb/>Ihre beyden Briefe, meine geliebteste Freundin, sind richtig in meine Hände gekommen, der vom 22sten Juni vor wenigen Tagen. Sie wissen, wie sehr ich jede Sorge mit Ihnen theile, aber nach vielfältiger Überlegung alles dessen, was Sie mir geschrieben, glaube ich doch, daß Sie sich über <persName key="42">B.[ernhardi]ʼs</persName> Schritte zu sehr beunruhigen, und ich fürchte für jetzt nur die unmittelbaren nachtheiligen Folgen dieser Ängstigung für Ihre Gesundheit.<lb/>Mich dünkt, das <name key="3552" type="work">Preussische Gesetz</name> gegen die ausländische Erziehung <persName key="96"><persName key="44">der Kinder</persName></persName> kann nur darauf gehen, wenn es mit der Absicht geschieht, sie ihrem Vaterlande ganz zu entziehen. Sey aber auch sein Sinn welcher es wolle, so muß es doch erst in Bewegung gesetzt und durch eine Klage geltend gemacht werden. Sollte sich damit <persName key="42">B.[ernhardi]</persName> unmittelbar an die Regierung wenden können, und nicht vielmehr den gewöhnlichen Rechtsgang gehen müssen? Unmöglich wird aber ein Gerichtshof einen Spruch ertheilen, ohne die andre Partey gehört zu haben. <persName key="42">B.[ernhardi]ʼs</persName> Schritt wird Ihnen also vom Cammergericht mitgetheilt und aufgegeben werden darauf zu antworten. Sie werden alsdann sagen, daß Sie genöthigt sind, sich wegen Ihrer Gesundheit in einem südlichen Klima aufzuhalten, daß Sie <persName key="96"><persName key="44">Ihre Kinder</persName></persName> mit sich genommen, weil sie in so zartem Alter Ihre Pflege nicht entbehren können; Ihre Absicht sey aber keinesweges, sie ihrem Vaterlande zu entziehen, als wohin Sie selbst zurückzukehren gedächten, <persName key="96"><persName key="44">die Kinder</persName></persName> seyen ja im Hause <persName key="56">ihres Oheims</persName> der selbst in Preussischen Diensten stehe. <persName key="42">B.[ernhardi]</persName> habe nie gehörig für ihren Unterhalt gesorgt, er sey außer Stande ihnen physisch und moralisch die gehörige Erziehung zu geben, sie würden bey ihm oder <persName key="621"><persName key="451">seinen Eltern</persName></persName> verwahrlost seyn, und Sie hätten sich daher verpflichtet geachtet, die Erziehung ganz auf Ihre eignen Kosten zu übernehmen. – Sollte <persName key="42">B.[ernhardi]</persName> wider Vermuthen, hierauf nicht zur Ruhe verwiesen werden, so wird sich die Regierung doch unmöglich so genau in Privatsachen mischen, daß sie <persName key="9">dem Residenten in <placeName key="356">Rom</placeName></persName> aufgäbe die Zurücksendung <persName key="96"><persName key="44">der Kinder</persName></persName> zu besorgen. Daß man sie aber nicht mit der Post schicken kann leuchtet von selbst ein, <persName key="42">B.[ernhardi]</persName> muß also selbst nach <placeName key="356">Rom</placeName> kommen, oder einen Bevollmächtigten schicken. Diesem können [Sie] sich immer weigern <persName key="96"><persName key="44">die Kinder</persName></persName> anzuvertrauen; und er selbst wird sich nicht wagen, noch die Mittel zu der Reise haben. – Jedoch wenn die Sachen so weit wären, würden sich andre Maßregeln treffen lassen.<lb/>Für jetzt scheint mir eine Bittschrift an <persName key="515">den König</persName> ein zu dringender Schritt, der darauf verspart werden müßte, wenn die Regierung wirklich sich unmittelbar darein mischen und <persName key="9">Hrn. v. H.[umboldt]</persName> aufgeben sollte, Erkundigungen über Sie und <persName key="96"><persName key="44">Ihre Kinder</persName></persName> einzuziehen. Vielleicht ist bey Ankunft dieses Briefes <persName key="56">Ihr Bruder</persName> schon in <placeName key="356">Rom</placeName>, da er mir von <placeName key="354">München</placeName> aus schreibt (am 1ten Juli) er werde den nächsten Tag abreisen, und sich unterwegs vermuthlich wenig aufhält. Er wird Ihnen besser rathen und Sie über den Gang der Sache unterrichten können. – An <persName key="276">Hufeland</persName> habe ich sogleich Ihrem Verlangen gemäß geschrieben, und so dringend ich wußte seine freundschaftliche Verwendung in Anspruch genommen, und hoffe daß es von Wirkung seyn wird.<lb/>Was die Religions-Veränderung betrifft, so nehmen Sie sich wohl in Acht und erkundigen sich genau, in wie fern es Ihnen den <placeName key="356">Römischen</placeName> Schutz für sich und <persName key="96"><persName key="44"><hi rend="weight:bold">Ihre Kinder</hi></persName></persName> sichern würde; und ob bey der jetzigen Schwäche des <persName key="403">päbstlichen</persName> Hofes, die Reclamationen einer mächtigen Regierung nicht hinreichen würden zu bewirken, daß sie für die letztere nicht als gültig betrachtet würden? Ich kann auch die Maßregel nicht billigen, nur das Gerücht davon auf irgend eine Weise zu begünstigen. Sie wissen, wie in <placeName key="15">Berlin</placeName> die Meynung über diesen Punkt steht. Sie würden dadurch alle dortigen Freunde oder Wohlgesinnte einbüßen, und <persName key="276">Hufeland</persName> würde es nicht mehr wagen dürfen für Sie zu sprechen.<lb/>Ein weit weniger gewagter Schritt würde es mir scheinen, wenn Sie <placeName key="356">Rom</placeName> auf einige Zeit verließen, sich einen Paß mit anderm Namen verschafften, und unter diesem dahin zurückkämen. Sie brauchten dann <persName key="9">H. v. H.[umboldt]</persName> nicht gerade zu besuchen, so könnte er immer Ihren Aufenthalt ignoriren, wenn auch jedermann darum wüßte, wofern Sie nur selbst Ihren wahren Namen nicht anerkennten. Denn unmöglich kann man einem diplomatischen Agenten polizeyliche Nachforschungen in fremden Ländern aufgeben. 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Sie werden alsdann sagen, daß Sie genöthigt sind, sich wegen Ihrer Gesundheit in einem südlichen Klima aufzuhalten, daß Sie <anchor type="b" n="96" ana="11" xml:id="NidB3098"/><anchor type="b" n="44" ana="11" xml:id="NidB3097"/>Ihre Kinder<anchor type="e" n="44" ana="11" xml:id="NidE3097"/><anchor type="e" n="96" ana="11" xml:id="NidE3098"/> mit sich genommen, weil sie in so zartem Alter Ihre Pflege nicht entbehren können; Ihre Absicht sey aber keinesweges, sie ihrem Vaterlande zu entziehen, als wohin Sie selbst zurückzukehren gedächten, <anchor type="b" n="96" ana="11" xml:id="NidB3101"/><anchor type="b" n="44" ana="11" xml:id="NidB3100"/>die Kinder<anchor type="e" n="44" ana="11" xml:id="NidE3100"/><anchor type="e" n="96" ana="11" xml:id="NidE3101"/> seyen ja im Hause <anchor type="b" n="56" ana="11" xml:id="NidB3177"/>ihres Oheims<anchor type="e" n="56" ana="11" xml:id="NidE3177"/> der selbst in Preussischen Diensten stehe. <anchor type="b" n="42" ana="11" xml:id="NidB3102"/>B.[ernhardi]<anchor type="e" n="42" ana="11" xml:id="NidE3102"/> habe nie gehörig für ihren Unterhalt gesorgt, er sey außer Stande ihnen physisch und moralisch die gehörige Erziehung zu geben, sie würden bey ihm oder <anchor type="b" n="621" ana="11" xml:id="NidB3591"/><anchor type="b" n="451" ana="11" xml:id="NidB3103"/>seinen Eltern<anchor type="e" n="451" ana="11" xml:id="NidE3103"/><anchor type="e" n="621" ana="11" xml:id="NidE3591"/> verwahrlost seyn, und Sie hätten sich daher verpflichtet geachtet, die Erziehung ganz auf Ihre eignen Kosten zu übernehmen. – Sollte <anchor type="b" n="42" ana="11" xml:id="NidB3104"/>B.[ernhardi]<anchor type="e" n="42" ana="11" xml:id="NidE3104"/> wider Vermuthen, hierauf nicht zur Ruhe verwiesen werden, so wird sich die Regierung doch unmöglich so genau in Privatsachen mischen, daß sie <anchor type="b" n="9" ana="11" xml:id="NidB3178"/>dem Residenten in <anchor type="b" n="356" ana="10" xml:id="NidB3106"/>Rom<anchor type="e" n="356" ana="10" xml:id="NidE3106"/><anchor type="e" n="9" ana="11" xml:id="NidE3178"/> aufgäbe die Zurücksendung <anchor type="b" n="96" ana="11" xml:id="NidB3108"/><anchor type="b" n="44" ana="11" xml:id="NidB3107"/>der Kinder<anchor type="e" n="44" ana="11" xml:id="NidE3107"/><anchor type="e" n="96" ana="11" xml:id="NidE3108"/> zu besorgen. Daß man sie aber nicht mit der Post schicken kann leuchtet von selbst ein, <anchor type="b" n="42" ana="11" xml:id="NidB3105"/>B.[ernhardi]<anchor type="e" n="42" ana="11" xml:id="NidE3105"/> muß also selbst nach <anchor type="b" n="356" ana="10" xml:id="NidB3168"/>Rom<anchor type="e" n="356" ana="10" xml:id="NidE3168"/> kommen, oder einen Bevollmächtigten schicken. Diesem können [Sie] sich immer weigern <anchor type="b" n="96" ana="11" xml:id="NidB3110"/><anchor type="b" n="44" ana="11" xml:id="NidB3109"/>die Kinder<anchor type="e" n="44" ana="11" xml:id="NidE3109"/><anchor type="e" n="96" ana="11" xml:id="NidE3110"/> anzuvertrauen; und er selbst wird sich nicht wagen, noch die Mittel zu der Reise haben. – Jedoch wenn die Sachen so weit wären, würden sich andre Maßregeln treffen lassen.<lb/>Für jetzt scheint mir eine Bittschrift an <anchor type="b" n="515" ana="11" xml:id="NidB3111"/>den König<anchor type="e" n="515" ana="11" xml:id="NidE3111"/> ein zu dringender Schritt, der darauf verspart werden müßte, wenn die Regierung wirklich sich unmittelbar darein mischen und <anchor type="b" n="9" ana="11" xml:id="NidB3169"/>Hrn. v. H.[umboldt]<anchor type="e" n="9" ana="11" xml:id="NidE3169"/> aufgeben sollte, Erkundigungen über Sie und <anchor type="b" n="96" ana="11" xml:id="NidB3113"/><anchor type="b" n="44" ana="11" xml:id="NidB3112"/>Ihre Kinder<anchor type="e" n="44" ana="11" xml:id="NidE3112"/><anchor type="e" n="96" ana="11" xml:id="NidE3113"/> einzuziehen. Vielleicht ist bey Ankunft dieses Briefes <anchor type="b" n="56" ana="11" xml:id="NidB3114"/>Ihr Bruder<anchor type="e" n="56" ana="11" xml:id="NidE3114"/> schon in <anchor type="b" n="356" ana="10" xml:id="NidB3115"/>Rom<anchor type="e" n="356" ana="10" xml:id="NidE3115"/>, da er mir von <anchor type="b" n="354" ana="10" xml:id="NidB3116"/>München<anchor type="e" n="354" ana="10" xml:id="NidE3116"/> aus schreibt (am 1ten Juli) er werde den nächsten Tag abreisen, und sich unterwegs vermuthlich wenig aufhält. Er wird Ihnen besser rathen und Sie über den Gang der Sache unterrichten können. – An <anchor type="b" n="276" ana="11" xml:id="NidB3117"/>Hufeland<anchor type="e" n="276" ana="11" xml:id="NidE3117"/> habe ich sogleich Ihrem Verlangen gemäß geschrieben, und so dringend ich wußte seine freundschaftliche Verwendung in Anspruch genommen, und hoffe daß es von Wirkung seyn wird.<lb/>Was die Religions-Veränderung betrifft, so nehmen Sie sich wohl in Acht und erkundigen sich genau, in wie fern es Ihnen den <anchor type="b" n="356" ana="10" xml:id="NidB3118"/>Römischen<anchor type="e" n="356" ana="10" xml:id="NidE3118"/> Schutz für sich und <anchor type="b" n="96" ana="11" xml:id="NidB3120"/><anchor type="b" n="44" ana="11" xml:id="NidB3119"/><hi rend="weight:bold">Ihre Kinder</hi><anchor type="e" n="44" ana="11" xml:id="NidE3119"/><anchor type="e" n="96" ana="11" xml:id="NidE3120"/> sichern würde; und ob bey der jetzigen Schwäche des <anchor type="b" n="403" ana="11" xml:id="NidB3121"/>päbstlichen<anchor type="e" n="403" ana="11" xml:id="NidE3121"/> Hofes, die Reclamationen einer mächtigen Regierung nicht hinreichen würden zu bewirken, daß sie für die letztere nicht als gültig betrachtet würden? Ich kann auch die Maßregel nicht billigen, nur das Gerücht davon auf irgend eine Weise zu begünstigen. Sie wissen, wie in <anchor type="b" n="15" ana="10" xml:id="NidB3122"/>Berlin<anchor type="e" n="15" ana="10" xml:id="NidE3122"/> die Meynung über diesen Punkt steht. Sie würden dadurch alle dortigen Freunde oder Wohlgesinnte einbüßen, und <anchor type="b" n="276" ana="11" xml:id="NidB3123"/>Hufeland<anchor type="e" n="276" ana="11" xml:id="NidE3123"/> würde es nicht mehr wagen dürfen für Sie zu sprechen.<lb/>Ein weit weniger gewagter Schritt würde es mir scheinen, wenn Sie <anchor type="b" n="356" ana="10" xml:id="NidB3124"/>Rom<anchor type="e" n="356" ana="10" xml:id="NidE3124"/> auf einige Zeit verließen, sich einen Paß mit anderm Namen verschafften, und unter diesem dahin zurückkämen. Sie brauchten dann <anchor type="b" n="9" ana="11" xml:id="NidB3179"/>H. v. H.[umboldt]<anchor type="e" n="9" ana="11" xml:id="NidE3179"/> nicht gerade zu besuchen, so könnte er immer Ihren Aufenthalt ignoriren, wenn auch jedermann darum wüßte, wofern Sie nur selbst Ihren wahren Namen nicht anerkennten. Denn unmöglich kann man einem diplomatischen Agenten polizeyliche Nachforschungen in fremden Ländern aufgeben. Doch alles dieß sage ich nur auf den Fall, daß die Sachen wider Wunsch und Verhoffen gehen sollten.<lb/>Jede Verzögerung ist Gewinnst, darum däucht mir, hätten Sie auch nicht so mit Antworten an <anchor type="b" n="42" ana="11" xml:id="NidB3125"/>B.[ernhardi]<anchor type="e" n="42" ana="11" xml:id="NidE3125"/> zu eilen, und ich begreife nicht recht, wie Sie sich von ihm einen Termin haben setzen lassen. Gänzliches Stillschweigen auf seine Briefe wäre vielleicht das beste, aus jedem von Ihnen oder Ihren Freunden wird er doch über irgend etwas unterrichtet, man müßte ihn so viel möglich in der Ungewißheit über alles lassen. Selbst daß Sie in <anchor type="b" n="356" ana="10" xml:id="NidB3126"/>Rom<anchor type="e" n="356" ana="10" xml:id="NidE3126"/> sind hätte er nicht von Ihnen oder <anchor type="b" n="56" ana="11" xml:id="NidB3170"/>Ihrem Bruder<anchor type="e" n="56" ana="11" xml:id="NidE3170"/> zu erfahren brauchen.<lb/>Noch habe ich keinen Brief von ihm bekommen, falls es geschieht, werde ich ganz Ihrem Wunsche gemäß antworten. Der an <anchor type="b" n="102" ana="11" xml:id="NidB3127"/>Kn.[orring]<anchor type="e" n="102" ana="11" xml:id="NidE3127"/>, wovon Sie mir den Inhalt angeben, ist so abgeschmackt, daß mir einen Augenblick der Verdacht gekommen ist, ob ihn nicht jemand <anchor type="b" n="42" ana="11" xml:id="NidB3129"/>B.[ernhardi]<anchor type="e" n="42" ana="11" xml:id="NidE3129"/> zum Spott untergeschoben. Auf jeden Fall wäre <anchor type="b" n="102" ana="11" xml:id="NidB3128"/>Kn.[orring]<anchor type="e" n="102" ana="11" xml:id="NidE3128"/> unstreitig berechtigt gewesen, den Brief ganz zu ignoriren bis <anchor type="b" n="42" ana="11" xml:id="NidB3130"/>B.[ernhardi]<anchor type="e" n="42" ana="11" xml:id="NidE3130"/> ihn mit eigner Hand geschrieben hätte. Immer finde ich, daß er ihm zu viel Ehre erwiesen, so ausführlich und ernsthaft zu antworten und nicht bloß: „Der Vorschlag nach <anchor type="b" n="15" ana="10" xml:id="NidB3180"/>Berlin<anchor type="e" n="15" ana="10" xml:id="NidE3180"/> zu kommen, sey zu abgeschmackt um nur ein Wort darüber zu verlieren; wenn <anchor type="b" n="42" ana="11" xml:id="NidB3131"/>B.[ernhardi]<anchor type="e" n="42" ana="11" xml:id="NidE3131"/> aber nach <anchor type="b" n="356" ana="10" xml:id="NidB3181"/>Rom<anchor type="e" n="356" ana="10" xml:id="NidE3181"/> käme, wolle man sehen was sich für ihn thun ließe.“ Ich besinne mich nicht genau auf <anchor type="b" n="63" ana="11" xml:id="NidB3133"/>Schützens<anchor type="e" n="63" ana="11" xml:id="NidE3133"/> Wappen, doch ist es nur zu wahrscheinlich, daß er und <anchor type="b" n="558" ana="11" xml:id="NidB38251"/>Schierstädt<anchor type="e" n="558" ana="11" xml:id="NidE38251"/> die Hand im Spiele haben, weil <anchor type="b" n="42" ana="11" xml:id="NidB3132"/>B.[ernhardi]<anchor type="e" n="42" ana="11" xml:id="NidE3132"/> ohne fremde Verhetzung nie von Pistolen reden wird, die seiner Natur aufs äußerste zuwider sind. Er wird es für seine Person immer vorziehen, jemanden im Schlaf zu überfallen, und ihn z. B. mit einem Pfahl auszuweiden.<lb/>Die Ankunft <anchor type="b" n="56" ana="11" xml:id="NidB3134"/>Ihres Bruders<anchor type="e" n="56" ana="11" xml:id="NidE3134"/> wird hoffentlich viel beytragen, Ihre Ruhe wieder herzustellen. Er äußert in seinem Briefe an mich durchaus die Zuversicht, daß <anchor type="b" n="42" ana="11" xml:id="NidB3135"/>B.[ernhardi]<anchor type="e" n="42" ana="11" xml:id="NidE3135"/> selbst nach <anchor type="b" n="356" ana="10" xml:id="NidB3136"/>Rom<anchor type="e" n="356" ana="10" xml:id="NidE3136"/> kommen muß, um etwas auszurichten, und daß er das nie thun wird.<lb/>Ich bin begierig zu erfahren ob <anchor type="b" n="48" ana="11" xml:id="NidB3139"/>der älteste Bruder<anchor type="e" n="48" ana="11" xml:id="NidE3139"/> auch nach Italien, und insbesondre nach <anchor type="b" n="356" ana="10" xml:id="NidB3182"/>Rom<anchor type="e" n="356" ana="10" xml:id="NidE3182"/> kommt. In seinem ersten Briefe aus <anchor type="b" n="354" ana="10" xml:id="NidB3138"/>München<anchor type="e" n="354" ana="10" xml:id="NidE3138"/> schrieb <anchor type="b" n="56" ana="11" xml:id="NidB3140"/>der Bildhauer<anchor type="e" n="56" ana="11" xml:id="NidE3140"/>, er sey immer noch nicht ganz hergestellt und werde auf Verordnung der Ärzte die Bäder von <anchor type="b" n="278" ana="10" xml:id="NidB3137"/>Pisa<anchor type="e" n="278" ana="10" xml:id="NidE3137"/> gebrauchen. Aus dem zweyten Briefe kann ich nicht recht klug werden, ob <anchor type="b" n="48" ana="11" xml:id="NidB3142"/>L. Tieck<anchor type="e" n="48" ana="11" xml:id="NidE3142"/> wohl genug ist, um mit den <anchor type="b" n="537" ana="11" xml:id="NidB3144"/><anchor type="b" n="538" ana="11" xml:id="NidB3145"/>Riepenhausens<anchor type="e" n="538" ana="11" xml:id="NidE3145"/><anchor type="e" n="537" ana="11" xml:id="NidE3144"/>, <anchor type="b" n="562" ana="11" xml:id="NidB3171"/>Raumer<anchor type="e" n="562" ana="11" xml:id="NidE3171"/> und <anchor type="b" n="56" ana="11" xml:id="NidB3143"/>seinem Bruder<anchor type="e" n="56" ana="11" xml:id="NidE3143"/> zu reisen, oder ob sie ihn zurücklassen. Er sollte in <anchor type="b" n="356" ana="10" xml:id="NidB3146"/>Rom<anchor type="e" n="356" ana="10" xml:id="NidE3146"/> nicht bey Ihnen wohnen, und wenn alle näheren Verhältnisse von seiner Gegenwart abgesondert sind, wird seine Gesellschaft Sie gewiß sehr aufheitern.<lb/>An <anchor type="b" n="539" ana="11" xml:id="NidB3148"/>Cotta<anchor type="e" n="539" ana="11" xml:id="NidE3148"/> habe ich wegen <anchor type="b" n="383" ana="12" xml:id="NidB3149"/>Egidio und Isabella<anchor type="e" n="383" ana="12" xml:id="NidE3149"/> geschrieben, ich fürchte daß es zu spät ist, um es noch als Taschenbuch in diesem Jahre zu geben. Sobald ich <anchor type="b" n="383" ana="12" xml:id="NidB3150"/>das Manuscript<anchor type="e" n="383" ana="12" xml:id="NidE3150"/> erhalte, werde ich keine Zeit mit der Abschrift versäumen.<lb/>In der Ungewißheit, ob ich bey jetziger Lage der Dinge Ihren Aufenthalt in <anchor type="b" n="356" ana="10" xml:id="NidB3151"/>Rom<anchor type="e" n="356" ana="10" xml:id="NidE3151"/> vor dem Deutschen Publicum notorisch machen sollte, habe ich <anchor type="b" n="565" ana="12" xml:id="NidB3183"/>den projectirten Aufsatz über die Künstler in <anchor type="b" n="356" ana="10" xml:id="NidB3153"/>Rom<anchor type="e" n="356" ana="10" xml:id="NidE3153"/><anchor type="e" n="565" ana="12" xml:id="NidE3183"/> u. s. w. noch verschoben. Entscheiden Sie, ob es auf keinen Fall nachtheilig seyn kann, so werde ich ihn schreiben und baldmöglichst für die <anchor type="b" n="94" ana="13" xml:id="NidB3154"/>A[llgemeine] Literatur] Z.[eitung]<anchor type="e" n="94" ana="13" xml:id="NidE3154"/> nach <anchor type="b" n="12" ana="10" xml:id="NidB3155"/>Jena<anchor type="e" n="12" ana="10" xml:id="NidE3155"/> senden.<lb/>Verzeihen Sie, daß die in beyliegendem Wechsel enthaltne Summe nicht ganz die ist die ich schicken zu können hoffte: ich habe einige unvermeidliche Ausgaben gehabt, so daß ich nicht mehr übrig habe. Der Wechsel ist auf <anchor type="b" n="171" ana="10" xml:id="NidB3156"/>Paris<anchor type="e" n="171" ana="10" xml:id="NidE3156"/> gestellt, <anchor type="b" n="564" ana="11" xml:id="NidB3173"/>Torloniaʼs<anchor type="e" n="564" ana="11" xml:id="NidE3173"/> Comptoir wird ihn aber ohne Zweifel sogleich realisiren. <anchor type="b" n="428" ana="11" xml:id="NidB67528"/><anchor type="b" n="429" ana="11" xml:id="NidB67525"/>Der Banquier in <anchor type="b" n="280" ana="10" xml:id="NidB3157"/>Genf<anchor type="e" n="280" ana="10" xml:id="NidE3157"/><anchor type="e" n="429" ana="11" xml:id="NidE67525"/><anchor type="e" n="428" ana="11" xml:id="NidE67528"/> sagt, er könne nicht ohne beträchtlichen Verlust zu verursachen, den Wechsel auf <anchor type="b" n="564" ana="11" xml:id="NidB3174"/>Torlonia<anchor type="e" n="564" ana="11" xml:id="NidE3174"/> selbst stellen. Ich habe einige Schwierigkeit gehabt, mir ihn zu verschaffen, als ich durch <anchor type="b" n="280" ana="10" xml:id="NidB3158"/>Genf<anchor type="e" n="280" ana="10" xml:id="NidE3158"/> kam, fand ich das Comptoir schon verschlossen, und seitdem ich hier bin, habe ich nicht selbst in <anchor type="b" n="280" ana="10" xml:id="NidB3159"/>die Stadt<anchor type="e" n="280" ana="10" xml:id="NidE3159"/> fahren können. Durch diesen Aufenthalt ist auch mein Brief um einige Tage verzögert worden.<lb/><anchor type="b" n="56" ana="11" xml:id="NidB3160"/>Dem Bildhauer<anchor type="e" n="56" ana="11" xml:id="NidE3160"/> meine herzlichsten Grüße, nächstens schreibe ich an ihn. Vorläufig vielen Dank für die überschickten Skizzen. Ich wünschte nur, daß er vor Ausführung <anchor type="b" n="477" ana="12" xml:id="NidB3161"/>des Basreliefs<anchor type="e" n="477" ana="12" xml:id="NidE3161"/> eine Zeichnung von den Köpfen schickte in der Größe, wie sie werden sollen, der Ähnlichkeit wegen.<lb/>Die freundschaftlichsten Grüße an <anchor type="b" n="102" ana="11" xml:id="NidB3162"/>Kn.[orring]<anchor type="e" n="102" ana="11" xml:id="NidE3162"/>. – Ich umarme und herze <anchor type="b" n="96" ana="11" xml:id="NidB3164"/><anchor type="b" n="44" ana="11" xml:id="NidB3163"/>die Kinder<anchor type="e" n="44" ana="11" xml:id="NidE3163"/><anchor type="e" n="96" ana="11" xml:id="NidE3164"/>. Sollten Sie in der Folge, was ich jedoch nicht glaube, Beweggründe haben, den Aufenthalt <anchor type="b" n="96" ana="11" xml:id="NidB3166"/><anchor type="b" n="44" ana="11" xml:id="NidB3165"/>Ihrer Kinder<anchor type="e" n="44" ana="11" xml:id="NidE3165"/><anchor type="e" n="96" ana="11" xml:id="NidE3166"/> vor allen Nachforschungen zu verheimlichen und sie deswegen auf einige Zeit von sich zu entfernen, und Sie könnten sich entschließen mir eins anzuvertrauen, so wollte ich Ihnen wohl dafür einstehen, daß man ihm nichts anhaben sollte, ich würde dazu erfoderlichen Falls allen Credit <anchor type="b" n="222" ana="11" xml:id="NidB3167"/>meiner Freundin<anchor type="e" n="222" ana="11" xml:id="NidE3167"/> aufbieten können.<lb/>Leben Sie recht wohl und pflegen Sie Ihre Gesundheit.', '36_datengeber' => 'Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek', '36_purl' => '335976727', '36_briefid' => '335976727_AWSanSB_07071805', '36_absenderort' => array( (int) 0 => array( [maximum depth reached] ) ), '36_datumvon' => '1805-07-09', '36_absender' => array( (int) 0 => array( [maximum depth reached] ) ), '36_adressat' => array( (int) 0 => array( [maximum depth reached] ) ), '36_leitd' => 'Krisenjahre der Frühromantik. Briefe aus dem Schlegelkreis. Hg. v. Josef Körner. Bd. 1. Der Texte erste Hälfte. 1791‒1808. Bern u.a. ²1969, S. 210‒213.', '36_sprache' => array( (int) 0 => 'Deutsch' ), '36_adressatort' => array( (int) 0 => array( [maximum depth reached] ) ), '36_anmerkungextern' => 'Empfangsort erschlossen. – Datierung: Vgl. 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wenigen Tagen. Sie wissen, wie sehr ich jede Sorge mit Ihnen theile, aber nach vielfältiger Überlegung alles dessen, was Sie mir geschrieben, glaube ich doch, daß Sie sich über <span class="index-42 tp-3091 ">B.[ernhardi]ʼs</span> Schritte zu sehr beunruhigen, und ich fürchte für jetzt nur die unmittelbaren nachtheiligen Folgen dieser Ängstigung für Ihre Gesundheit.<br>Mich dünkt, das <span class="index-3552 tp-38250 ">Preussische Gesetz</span> gegen die ausländische Erziehung <span class="index-96 tp-3093 index-44 tp-3092 ">der Kinder</span> kann nur darauf gehen, wenn es mit der Absicht geschieht, sie ihrem Vaterlande ganz zu entziehen. Sey aber auch sein Sinn welcher es wolle, so muß es doch erst in Bewegung gesetzt und durch eine Klage geltend gemacht werden. Sollte sich damit <span class="index-42 tp-3095 ">B.[ernhardi]</span> unmittelbar an die Regierung wenden können, und nicht vielmehr den gewöhnlichen Rechtsgang gehen müssen? Unmöglich wird aber ein Gerichtshof einen Spruch ertheilen, ohne die andre Partey gehört zu haben. <span class="index-42 tp-3096 ">B.[ernhardi]ʼs</span> Schritt wird Ihnen also vom Cammergericht mitgetheilt und aufgegeben werden darauf zu antworten. Sie werden alsdann sagen, daß Sie genöthigt sind, sich wegen Ihrer Gesundheit in einem südlichen Klima aufzuhalten, daß Sie <span class="index-96 tp-3098 index-44 tp-3097 ">Ihre Kinder</span> mit sich genommen, weil sie in so zartem Alter Ihre Pflege nicht entbehren können; Ihre Absicht sey aber keinesweges, sie ihrem Vaterlande zu entziehen, als wohin Sie selbst zurückzukehren gedächten, <span class="index-96 tp-3101 index-44 tp-3100 ">die Kinder</span> seyen ja im Hause <span class="index-56 tp-3177 ">ihres Oheims</span> der selbst in Preussischen Diensten stehe. <span class="index-42 tp-3102 ">B.[ernhardi]</span> habe nie gehörig für ihren Unterhalt gesorgt, er sey außer Stande ihnen physisch und moralisch die gehörige Erziehung zu geben, sie würden bey ihm oder <span class="index-621 tp-3591 index-451 tp-3103 ">seinen Eltern</span> verwahrlost seyn, und Sie hätten sich daher verpflichtet geachtet, die Erziehung ganz auf Ihre eignen Kosten zu übernehmen. – Sollte <span class="index-42 tp-3104 ">B.[ernhardi]</span> wider Vermuthen, hierauf nicht zur Ruhe verwiesen werden, so wird sich die Regierung doch unmöglich so genau in Privatsachen mischen, daß sie <span class="index-9 tp-3178 ">dem Residenten in </span><span class="index-9 tp-3178 index-356 tp-3106 ">Rom</span> aufgäbe die Zurücksendung <span class="index-96 tp-3108 index-44 tp-3107 ">der Kinder</span> zu besorgen. Daß man sie aber nicht mit der Post schicken kann leuchtet von selbst ein, <span class="index-42 tp-3105 ">B.[ernhardi]</span> muß also selbst nach <span class="index-356 tp-3168 ">Rom</span> kommen, oder einen Bevollmächtigten schicken. Diesem können [Sie] sich immer weigern <span class="index-96 tp-3110 index-44 tp-3109 ">die Kinder</span> anzuvertrauen; und er selbst wird sich nicht wagen, noch die Mittel zu der Reise haben. – Jedoch wenn die Sachen so weit wären, würden sich andre Maßregeln treffen lassen.<br>Für jetzt scheint mir eine Bittschrift an <span class="index-515 tp-3111 ">den König</span> ein zu dringender Schritt, der darauf verspart werden müßte, wenn die Regierung wirklich sich unmittelbar darein mischen und <span class="index-9 tp-3169 ">Hrn. v. H.[umboldt]</span> aufgeben sollte, Erkundigungen über Sie und <span class="index-96 tp-3113 index-44 tp-3112 ">Ihre Kinder</span> einzuziehen. Vielleicht ist bey Ankunft dieses Briefes <span class="index-56 tp-3114 ">Ihr Bruder</span> schon in <span class="index-356 tp-3115 ">Rom</span>, da er mir von <span class="index-354 tp-3116 ">München</span> aus schreibt (am 1ten Juli) er werde den nächsten Tag abreisen, und sich unterwegs vermuthlich wenig aufhält. Er wird Ihnen besser rathen und Sie über den Gang der Sache unterrichten können. – An <span class="index-276 tp-3117 ">Hufeland</span> habe ich sogleich Ihrem Verlangen gemäß geschrieben, und so dringend ich wußte seine freundschaftliche Verwendung in Anspruch genommen, und hoffe daß es von Wirkung seyn wird.<br>Was die Religions-Veränderung betrifft, so nehmen Sie sich wohl in Acht und erkundigen sich genau, in wie fern es Ihnen den <span class="index-356 tp-3118 ">Römischen</span> Schutz für sich und <span class="index-96 tp-3120 index-44 tp-3119 weight-bold ">Ihre Kinder</span> sichern würde; und ob bey der jetzigen Schwäche des <span class="index-403 tp-3121 ">päbstlichen</span> Hofes, die Reclamationen einer mächtigen Regierung nicht hinreichen würden zu bewirken, daß sie für die letztere nicht als gültig betrachtet würden? Ich kann auch die Maßregel nicht billigen, nur das Gerücht davon auf irgend eine Weise zu begünstigen. Sie wissen, wie in <span class="index-15 tp-3122 ">Berlin</span> die Meynung über diesen Punkt steht. Sie würden dadurch alle dortigen Freunde oder Wohlgesinnte einbüßen, und <span class="index-276 tp-3123 ">Hufeland</span> würde es nicht mehr wagen dürfen für Sie zu sprechen.<br>Ein weit weniger gewagter Schritt würde es mir scheinen, wenn Sie <span class="index-356 tp-3124 ">Rom</span> auf einige Zeit verließen, sich einen Paß mit anderm Namen verschafften, und unter diesem dahin zurückkämen. Sie brauchten dann <span class="index-9 tp-3179 ">H. v. H.[umboldt]</span> nicht gerade zu besuchen, so könnte er immer Ihren Aufenthalt ignoriren, wenn auch jedermann darum wüßte, wofern Sie nur selbst Ihren wahren Namen nicht anerkennten. Denn unmöglich kann man einem diplomatischen Agenten polizeyliche Nachforschungen in fremden Ländern aufgeben. Doch alles dieß sage ich nur auf den Fall, daß die Sachen wider Wunsch und Verhoffen gehen sollten.<br>Jede Verzögerung ist Gewinnst, darum däucht mir, hätten Sie auch nicht so mit Antworten an <span class="index-42 tp-3125 ">B.[ernhardi]</span> zu eilen, und ich begreife nicht recht, wie Sie sich von ihm einen Termin haben setzen lassen. Gänzliches Stillschweigen auf seine Briefe wäre vielleicht das beste, aus jedem von Ihnen oder Ihren Freunden wird er doch über irgend etwas unterrichtet, man müßte ihn so viel möglich in der Ungewißheit über alles lassen. Selbst daß Sie in <span class="index-356 tp-3126 ">Rom</span> sind hätte er nicht von Ihnen oder <span class="index-56 tp-3170 ">Ihrem Bruder</span> zu erfahren brauchen.<br>Noch habe ich keinen Brief von ihm bekommen, falls es geschieht, werde ich ganz Ihrem Wunsche gemäß antworten. Der an <span class="index-102 tp-3127 ">Kn.[orring]</span>, wovon Sie mir den Inhalt angeben, ist so abgeschmackt, daß mir einen Augenblick der Verdacht gekommen ist, ob ihn nicht jemand <span class="index-42 tp-3129 ">B.[ernhardi]</span> zum Spott untergeschoben. Auf jeden Fall wäre <span class="index-102 tp-3128 ">Kn.[orring]</span> unstreitig berechtigt gewesen, den Brief ganz zu ignoriren bis <span class="index-42 tp-3130 ">B.[ernhardi]</span> ihn mit eigner Hand geschrieben hätte. Immer finde ich, daß er ihm zu viel Ehre erwiesen, so ausführlich und ernsthaft zu antworten und nicht bloß: „Der Vorschlag nach <span class="index-15 tp-3180 ">Berlin</span> zu kommen, sey zu abgeschmackt um nur ein Wort darüber zu verlieren; wenn <span class="index-42 tp-3131 ">B.[ernhardi]</span> aber nach <span class="index-356 tp-3181 ">Rom</span> käme, wolle man sehen was sich für ihn thun ließe.“ Ich besinne mich nicht genau auf <span class="index-63 tp-3133 ">Schützens</span> Wappen, doch ist es nur zu wahrscheinlich, daß er und <span class="index-558 tp-38251 ">Schierstädt</span> die Hand im Spiele haben, weil <span class="index-42 tp-3132 ">B.[ernhardi]</span> ohne fremde Verhetzung nie von Pistolen reden wird, die seiner Natur aufs äußerste zuwider sind. Er wird es für seine Person immer vorziehen, jemanden im Schlaf zu überfallen, und ihn z. B. mit einem Pfahl auszuweiden.<br>Die Ankunft <span class="index-56 tp-3134 ">Ihres Bruders</span> wird hoffentlich viel beytragen, Ihre Ruhe wieder herzustellen. Er äußert in seinem Briefe an mich durchaus die Zuversicht, daß <span class="index-42 tp-3135 ">B.[ernhardi]</span> selbst nach <span class="index-356 tp-3136 ">Rom</span> kommen muß, um etwas auszurichten, und daß er das nie thun wird.<br>Ich bin begierig zu erfahren ob <span class="index-48 tp-3139 ">der älteste Bruder</span> auch nach Italien, und insbesondre nach <span class="index-356 tp-3182 ">Rom</span> kommt. In seinem ersten Briefe aus <span class="index-354 tp-3138 ">München</span> schrieb <span class="index-56 tp-3140 ">der Bildhauer</span>, er sey immer noch nicht ganz hergestellt und werde auf Verordnung der Ärzte die Bäder von <span class="index-278 tp-3137 ">Pisa</span> gebrauchen. Aus dem zweyten Briefe kann ich nicht recht klug werden, ob <span class="index-48 tp-3142 ">L. Tieck</span> wohl genug ist, um mit den <span class="index-537 tp-3144 index-538 tp-3145 ">Riepenhausens</span>, <span class="index-562 tp-3171 ">Raumer</span> und <span class="index-56 tp-3143 ">seinem Bruder</span> zu reisen, oder ob sie ihn zurücklassen. Er sollte in <span class="index-356 tp-3146 ">Rom</span> nicht bey Ihnen wohnen, und wenn alle näheren Verhältnisse von seiner Gegenwart abgesondert sind, wird seine Gesellschaft Sie gewiß sehr aufheitern.<br>An <span class="index-539 tp-3148 ">Cotta</span> habe ich wegen <span class="index-383 tp-3149 ">Egidio und Isabella</span> geschrieben, ich fürchte daß es zu spät ist, um es noch als Taschenbuch in diesem Jahre zu geben. Sobald ich <span class="index-383 tp-3150 ">das Manuscript</span> erhalte, werde ich keine Zeit mit der Abschrift versäumen.<br>In der Ungewißheit, ob ich bey jetziger Lage der Dinge Ihren Aufenthalt in <span class="index-356 tp-3151 ">Rom</span> vor dem Deutschen Publicum notorisch machen sollte, habe ich <span class="index-565 tp-3183 ">den projectirten Aufsatz über die Künstler in </span><span class="index-565 tp-3183 index-356 tp-3153 ">Rom</span> u. s. w. noch verschoben. Entscheiden Sie, ob es auf keinen Fall nachtheilig seyn kann, so werde ich ihn schreiben und baldmöglichst für die <span class="index-94 tp-3154 ">A[llgemeine] Literatur] Z.[eitung]</span> nach <span class="index-12 tp-3155 ">Jena</span> senden.<br>Verzeihen Sie, daß die in beyliegendem Wechsel enthaltne Summe nicht ganz die ist die ich schicken zu können hoffte: ich habe einige unvermeidliche Ausgaben gehabt, so daß ich nicht mehr übrig habe. Der Wechsel ist auf <span class="index-171 tp-3156 ">Paris</span> gestellt, <span class="index-564 tp-3173 ">Torloniaʼs</span> Comptoir wird ihn aber ohne Zweifel sogleich realisiren. <span class="index-428 tp-67528 index-429 tp-67525 ">Der Banquier in </span><span class="index-428 tp-67528 index-429 tp-67525 index-280 tp-3157 ">Genf</span> sagt, er könne nicht ohne beträchtlichen Verlust zu verursachen, den Wechsel auf <span class="index-564 tp-3174 ">Torlonia</span> selbst stellen. Ich habe einige Schwierigkeit gehabt, mir ihn zu verschaffen, als ich durch <span class="index-280 tp-3158 ">Genf</span> kam, fand ich das Comptoir schon verschlossen, und seitdem ich hier bin, habe ich nicht selbst in <span class="index-280 tp-3159 ">die Stadt</span> fahren können. Durch diesen Aufenthalt ist auch mein Brief um einige Tage verzögert worden.<br><span class="index-56 tp-3160 ">Dem Bildhauer</span> meine herzlichsten Grüße, nächstens schreibe ich an ihn. Vorläufig vielen Dank für die überschickten Skizzen. Ich wünschte nur, daß er vor Ausführung <span class="index-477 tp-3161 ">des Basreliefs</span> eine Zeichnung von den Köpfen schickte in der Größe, wie sie werden sollen, der Ähnlichkeit wegen.<br>Die freundschaftlichsten Grüße an <span class="index-102 tp-3162 ">Kn.[orring]</span>. – Ich umarme und herze <span class="index-96 tp-3164 index-44 tp-3163 ">die Kinder</span>. Sollten Sie in der Folge, was ich jedoch nicht glaube, Beweggründe haben, den Aufenthalt <span class="index-96 tp-3166 index-44 tp-3165 ">Ihrer Kinder</span> vor allen Nachforschungen zu verheimlichen und sie deswegen auf einige Zeit von sich zu entfernen, und Sie könnten sich entschließen mir eins anzuvertrauen, so wollte ich Ihnen wohl dafür einstehen, daß man ihm nichts anhaben sollte, ich würde dazu erfoderlichen Falls allen Credit <span class="index-222 tp-3167 ">meiner Freundin</span> aufbieten können.<br>Leben Sie recht wohl und pflegen Sie Ihre Gesundheit.' $isaprint = true $isnewtranslation = false $statemsg = 'betamsg13' $cittitle = 'www.august-wilhelm-schlegel.de/briefedigital/briefid/88' $description = 'August Wilhelm von Schlegel an Sophie Bernhardi am 09.07.1805, Coppet, Rom' $adressatort = 'Rom <a class="gndmetadata" target="_blank" href="http://d-nb.info/gnd/4050471-2">GND</a>' $absendeort = 'Coppet <a class="gndmetadata" target="_blank" href="http://d-nb.info/gnd/1027948-9">GND</a>' $date = '09.07.1805' $adressat = array( (int) 4598 => array( 'ID' => '4598', 'project' => '1', 'timecreate' => '2014-02-10 10:31:52', 'timelastchg' => '2018-01-11 19:15:27', 'key' => 'AWS-ap-00fg', 'docTyp' => array( 'name' => 'Person', 'id' => '39' ), '39_name' => 'Bernhardi, Sophie', '39_namevar' => 'Tieck, Sophie (geborene) Knorring, Sophie von (verheiratete) Bernhardi, Sophie von', '39_geschlecht' => 'w', '39_gebdatum' => '1775-02-28', '39_toddatum' => '1833-09-30', '39_pdb' => 'GND', '39_lebenwirken' => 'Schriftstellerin Sophie Tieck war die Tochter des Seilermeisters Johann Ludwig Tieck und seiner Ehefrau Anna Sophie Tieck. 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Briefe aus dem Schlegelkreis. Hg. v. Josef Körner. Bd. 1. Der Texte erste Hälfte. 1791‒1808. 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Sie wissen, wie sehr ich jede Sorge mit Ihnen theile, aber nach vielfältiger Überlegung alles dessen, was Sie mir geschrieben, glaube ich doch, daß Sie sich über <span class="index-42 tp-3091 ">B.[ernhardi]ʼs</span> Schritte zu sehr beunruhigen, und ich fürchte für jetzt nur die unmittelbaren nachtheiligen Folgen dieser Ängstigung für Ihre Gesundheit.<br>Mich dünkt, das <span class="index-3552 tp-38250 ">Preussische Gesetz</span> gegen die ausländische Erziehung <span class="index-96 tp-3093 index-44 tp-3092 ">der Kinder</span> kann nur darauf gehen, wenn es mit der Absicht geschieht, sie ihrem Vaterlande ganz zu entziehen. Sey aber auch sein Sinn welcher es wolle, so muß es doch erst in Bewegung gesetzt und durch eine Klage geltend gemacht werden. Sollte sich damit <span class="index-42 tp-3095 ">B.[ernhardi]</span> unmittelbar an die Regierung wenden können, und nicht vielmehr den gewöhnlichen Rechtsgang gehen müssen? Unmöglich wird aber ein Gerichtshof einen Spruch ertheilen, ohne die andre Partey gehört zu haben. <span class="index-42 tp-3096 ">B.[ernhardi]ʼs</span> Schritt wird Ihnen also vom Cammergericht mitgetheilt und aufgegeben werden darauf zu antworten. Sie werden alsdann sagen, daß Sie genöthigt sind, sich wegen Ihrer Gesundheit in einem südlichen Klima aufzuhalten, daß Sie <span class="index-96 tp-3098 index-44 tp-3097 ">Ihre Kinder</span> mit sich genommen, weil sie in so zartem Alter Ihre Pflege nicht entbehren können; Ihre Absicht sey aber keinesweges, sie ihrem Vaterlande zu entziehen, als wohin Sie selbst zurückzukehren gedächten, <span class="index-96 tp-3101 index-44 tp-3100 ">die Kinder</span> seyen ja im Hause <span class="index-56 tp-3177 ">ihres Oheims</span> der selbst in Preussischen Diensten stehe. <span class="index-42 tp-3102 ">B.[ernhardi]</span> habe nie gehörig für ihren Unterhalt gesorgt, er sey außer Stande ihnen physisch und moralisch die gehörige Erziehung zu geben, sie würden bey ihm oder <span class="index-621 tp-3591 index-451 tp-3103 ">seinen Eltern</span> verwahrlost seyn, und Sie hätten sich daher verpflichtet geachtet, die Erziehung ganz auf Ihre eignen Kosten zu übernehmen. – Sollte <span class="index-42 tp-3104 ">B.[ernhardi]</span> wider Vermuthen, hierauf nicht zur Ruhe verwiesen werden, so wird sich die Regierung doch unmöglich so genau in Privatsachen mischen, daß sie <span class="index-9 tp-3178 ">dem Residenten in </span><span class="index-9 tp-3178 index-356 tp-3106 ">Rom</span> aufgäbe die Zurücksendung <span class="index-96 tp-3108 index-44 tp-3107 ">der Kinder</span> zu besorgen. Daß man sie aber nicht mit der Post schicken kann leuchtet von selbst ein, <span class="index-42 tp-3105 ">B.[ernhardi]</span> muß also selbst nach <span class="index-356 tp-3168 ">Rom</span> kommen, oder einen Bevollmächtigten schicken. Diesem können [Sie] sich immer weigern <span class="index-96 tp-3110 index-44 tp-3109 ">die Kinder</span> anzuvertrauen; und er selbst wird sich nicht wagen, noch die Mittel zu der Reise haben. – Jedoch wenn die Sachen so weit wären, würden sich andre Maßregeln treffen lassen.<br>Für jetzt scheint mir eine Bittschrift an <span class="index-515 tp-3111 ">den König</span> ein zu dringender Schritt, der darauf verspart werden müßte, wenn die Regierung wirklich sich unmittelbar darein mischen und <span class="index-9 tp-3169 ">Hrn. v. H.[umboldt]</span> aufgeben sollte, Erkundigungen über Sie und <span class="index-96 tp-3113 index-44 tp-3112 ">Ihre Kinder</span> einzuziehen. Vielleicht ist bey Ankunft dieses Briefes <span class="index-56 tp-3114 ">Ihr Bruder</span> schon in <span class="index-356 tp-3115 ">Rom</span>, da er mir von <span class="index-354 tp-3116 ">München</span> aus schreibt (am 1ten Juli) er werde den nächsten Tag abreisen, und sich unterwegs vermuthlich wenig aufhält. Er wird Ihnen besser rathen und Sie über den Gang der Sache unterrichten können. – An <span class="index-276 tp-3117 ">Hufeland</span> habe ich sogleich Ihrem Verlangen gemäß geschrieben, und so dringend ich wußte seine freundschaftliche Verwendung in Anspruch genommen, und hoffe daß es von Wirkung seyn wird.<br>Was die Religions-Veränderung betrifft, so nehmen Sie sich wohl in Acht und erkundigen sich genau, in wie fern es Ihnen den <span class="index-356 tp-3118 ">Römischen</span> Schutz für sich und <span class="index-96 tp-3120 index-44 tp-3119 weight-bold ">Ihre Kinder</span> sichern würde; und ob bey der jetzigen Schwäche des <span class="index-403 tp-3121 ">päbstlichen</span> Hofes, die Reclamationen einer mächtigen Regierung nicht hinreichen würden zu bewirken, daß sie für die letztere nicht als gültig betrachtet würden? Ich kann auch die Maßregel nicht billigen, nur das Gerücht davon auf irgend eine Weise zu begünstigen. Sie wissen, wie in <span class="index-15 tp-3122 ">Berlin</span> die Meynung über diesen Punkt steht. Sie würden dadurch alle dortigen Freunde oder Wohlgesinnte einbüßen, und <span class="index-276 tp-3123 ">Hufeland</span> würde es nicht mehr wagen dürfen für Sie zu sprechen.<br>Ein weit weniger gewagter Schritt würde es mir scheinen, wenn Sie <span class="index-356 tp-3124 ">Rom</span> auf einige Zeit verließen, sich einen Paß mit anderm Namen verschafften, und unter diesem dahin zurückkämen. Sie brauchten dann <span class="index-9 tp-3179 ">H. v. H.[umboldt]</span> nicht gerade zu besuchen, so könnte er immer Ihren Aufenthalt ignoriren, wenn auch jedermann darum wüßte, wofern Sie nur selbst Ihren wahren Namen nicht anerkennten. Denn unmöglich kann man einem diplomatischen Agenten polizeyliche Nachforschungen in fremden Ländern aufgeben. Doch alles dieß sage ich nur auf den Fall, daß die Sachen wider Wunsch und Verhoffen gehen sollten.<br>Jede Verzögerung ist Gewinnst, darum däucht mir, hätten Sie auch nicht so mit Antworten an <span class="index-42 tp-3125 ">B.[ernhardi]</span> zu eilen, und ich begreife nicht recht, wie Sie sich von ihm einen Termin haben setzen lassen. Gänzliches Stillschweigen auf seine Briefe wäre vielleicht das beste, aus jedem von Ihnen oder Ihren Freunden wird er doch über irgend etwas unterrichtet, man müßte ihn so viel möglich in der Ungewißheit über alles lassen. Selbst daß Sie in <span class="index-356 tp-3126 ">Rom</span> sind hätte er nicht von Ihnen oder <span class="index-56 tp-3170 ">Ihrem Bruder</span> zu erfahren brauchen.<br>Noch habe ich keinen Brief von ihm bekommen, falls es geschieht, werde ich ganz Ihrem Wunsche gemäß antworten. Der an <span class="index-102 tp-3127 ">Kn.[orring]</span>, wovon Sie mir den Inhalt angeben, ist so abgeschmackt, daß mir einen Augenblick der Verdacht gekommen ist, ob ihn nicht jemand <span class="index-42 tp-3129 ">B.[ernhardi]</span> zum Spott untergeschoben. Auf jeden Fall wäre <span class="index-102 tp-3128 ">Kn.[orring]</span> unstreitig berechtigt gewesen, den Brief ganz zu ignoriren bis <span class="index-42 tp-3130 ">B.[ernhardi]</span> ihn mit eigner Hand geschrieben hätte. Immer finde ich, daß er ihm zu viel Ehre erwiesen, so ausführlich und ernsthaft zu antworten und nicht bloß: „Der Vorschlag nach <span class="index-15 tp-3180 ">Berlin</span> zu kommen, sey zu abgeschmackt um nur ein Wort darüber zu verlieren; wenn <span class="index-42 tp-3131 ">B.[ernhardi]</span> aber nach <span class="index-356 tp-3181 ">Rom</span> käme, wolle man sehen was sich für ihn thun ließe.“ Ich besinne mich nicht genau auf <span class="index-63 tp-3133 ">Schützens</span> Wappen, doch ist es nur zu wahrscheinlich, daß er und <span class="index-558 tp-38251 ">Schierstädt</span> die Hand im Spiele haben, weil <span class="index-42 tp-3132 ">B.[ernhardi]</span> ohne fremde Verhetzung nie von Pistolen reden wird, die seiner Natur aufs äußerste zuwider sind. Er wird es für seine Person immer vorziehen, jemanden im Schlaf zu überfallen, und ihn z. B. mit einem Pfahl auszuweiden.<br>Die Ankunft <span class="index-56 tp-3134 ">Ihres Bruders</span> wird hoffentlich viel beytragen, Ihre Ruhe wieder herzustellen. Er äußert in seinem Briefe an mich durchaus die Zuversicht, daß <span class="index-42 tp-3135 ">B.[ernhardi]</span> selbst nach <span class="index-356 tp-3136 ">Rom</span> kommen muß, um etwas auszurichten, und daß er das nie thun wird.<br>Ich bin begierig zu erfahren ob <span class="index-48 tp-3139 ">der älteste Bruder</span> auch nach Italien, und insbesondre nach <span class="index-356 tp-3182 ">Rom</span> kommt. In seinem ersten Briefe aus <span class="index-354 tp-3138 ">München</span> schrieb <span class="index-56 tp-3140 ">der Bildhauer</span>, er sey immer noch nicht ganz hergestellt und werde auf Verordnung der Ärzte die Bäder von <span class="index-278 tp-3137 ">Pisa</span> gebrauchen. Aus dem zweyten Briefe kann ich nicht recht klug werden, ob <span class="index-48 tp-3142 ">L. Tieck</span> wohl genug ist, um mit den <span class="index-537 tp-3144 index-538 tp-3145 ">Riepenhausens</span>, <span class="index-562 tp-3171 ">Raumer</span> und <span class="index-56 tp-3143 ">seinem Bruder</span> zu reisen, oder ob sie ihn zurücklassen. Er sollte in <span class="index-356 tp-3146 ">Rom</span> nicht bey Ihnen wohnen, und wenn alle näheren Verhältnisse von seiner Gegenwart abgesondert sind, wird seine Gesellschaft Sie gewiß sehr aufheitern.<br>An <span class="index-539 tp-3148 ">Cotta</span> habe ich wegen <span class="index-383 tp-3149 ">Egidio und Isabella</span> geschrieben, ich fürchte daß es zu spät ist, um es noch als Taschenbuch in diesem Jahre zu geben. Sobald ich <span class="index-383 tp-3150 ">das Manuscript</span> erhalte, werde ich keine Zeit mit der Abschrift versäumen.<br>In der Ungewißheit, ob ich bey jetziger Lage der Dinge Ihren Aufenthalt in <span class="index-356 tp-3151 ">Rom</span> vor dem Deutschen Publicum notorisch machen sollte, habe ich <span class="index-565 tp-3183 ">den projectirten Aufsatz über die Künstler in </span><span class="index-565 tp-3183 index-356 tp-3153 ">Rom</span> u. s. w. noch verschoben. Entscheiden Sie, ob es auf keinen Fall nachtheilig seyn kann, so werde ich ihn schreiben und baldmöglichst für die <span class="index-94 tp-3154 ">A[llgemeine] Literatur] Z.[eitung]</span> nach <span class="index-12 tp-3155 ">Jena</span> senden.<br>Verzeihen Sie, daß die in beyliegendem Wechsel enthaltne Summe nicht ganz die ist die ich schicken zu können hoffte: ich habe einige unvermeidliche Ausgaben gehabt, so daß ich nicht mehr übrig habe. Der Wechsel ist auf <span class="index-171 tp-3156 ">Paris</span> gestellt, <span class="index-564 tp-3173 ">Torloniaʼs</span> Comptoir wird ihn aber ohne Zweifel sogleich realisiren. <span class="index-428 tp-67528 index-429 tp-67525 ">Der Banquier in </span><span class="index-428 tp-67528 index-429 tp-67525 index-280 tp-3157 ">Genf</span> sagt, er könne nicht ohne beträchtlichen Verlust zu verursachen, den Wechsel auf <span class="index-564 tp-3174 ">Torlonia</span> selbst stellen. Ich habe einige Schwierigkeit gehabt, mir ihn zu verschaffen, als ich durch <span class="index-280 tp-3158 ">Genf</span> kam, fand ich das Comptoir schon verschlossen, und seitdem ich hier bin, habe ich nicht selbst in <span class="index-280 tp-3159 ">die Stadt</span> fahren können. Durch diesen Aufenthalt ist auch mein Brief um einige Tage verzögert worden.<br><span class="index-56 tp-3160 ">Dem Bildhauer</span> meine herzlichsten Grüße, nächstens schreibe ich an ihn. Vorläufig vielen Dank für die überschickten Skizzen. Ich wünschte nur, daß er vor Ausführung <span class="index-477 tp-3161 ">des Basreliefs</span> eine Zeichnung von den Köpfen schickte in der Größe, wie sie werden sollen, der Ähnlichkeit wegen.<br>Die freundschaftlichsten Grüße an <span class="index-102 tp-3162 ">Kn.[orring]</span>. – Ich umarme und herze <span class="index-96 tp-3164 index-44 tp-3163 ">die Kinder</span>. Sollten Sie in der Folge, was ich jedoch nicht glaube, Beweggründe haben, den Aufenthalt <span class="index-96 tp-3166 index-44 tp-3165 ">Ihrer Kinder</span> vor allen Nachforschungen zu verheimlichen und sie deswegen auf einige Zeit von sich zu entfernen, und Sie könnten sich entschließen mir eins anzuvertrauen, so wollte ich Ihnen wohl dafür einstehen, daß man ihm nichts anhaben sollte, ich würde dazu erfoderlichen Falls allen Credit <span class="index-222 tp-3167 ">meiner Freundin</span> aufbieten können.<br>Leben Sie recht wohl und pflegen Sie Ihre Gesundheit.', '36_xml' => '<p><placeName key="228">Coppet</placeName> d. 7 Jul. 1805<lb/>Ihre beyden Briefe, meine geliebteste Freundin, sind richtig in meine Hände gekommen, der vom 22sten Juni vor wenigen Tagen. Sie wissen, wie sehr ich jede Sorge mit Ihnen theile, aber nach vielfältiger Überlegung alles dessen, was Sie mir geschrieben, glaube ich doch, daß Sie sich über <persName key="42">B.[ernhardi]ʼs</persName> Schritte zu sehr beunruhigen, und ich fürchte für jetzt nur die unmittelbaren nachtheiligen Folgen dieser Ängstigung für Ihre Gesundheit.<lb/>Mich dünkt, das <name key="3552" type="work">Preussische Gesetz</name> gegen die ausländische Erziehung <persName key="96"><persName key="44">der Kinder</persName></persName> kann nur darauf gehen, wenn es mit der Absicht geschieht, sie ihrem Vaterlande ganz zu entziehen. Sey aber auch sein Sinn welcher es wolle, so muß es doch erst in Bewegung gesetzt und durch eine Klage geltend gemacht werden. Sollte sich damit <persName key="42">B.[ernhardi]</persName> unmittelbar an die Regierung wenden können, und nicht vielmehr den gewöhnlichen Rechtsgang gehen müssen? Unmöglich wird aber ein Gerichtshof einen Spruch ertheilen, ohne die andre Partey gehört zu haben. <persName key="42">B.[ernhardi]ʼs</persName> Schritt wird Ihnen also vom Cammergericht mitgetheilt und aufgegeben werden darauf zu antworten. Sie werden alsdann sagen, daß Sie genöthigt sind, sich wegen Ihrer Gesundheit in einem südlichen Klima aufzuhalten, daß Sie <persName key="96"><persName key="44">Ihre Kinder</persName></persName> mit sich genommen, weil sie in so zartem Alter Ihre Pflege nicht entbehren können; Ihre Absicht sey aber keinesweges, sie ihrem Vaterlande zu entziehen, als wohin Sie selbst zurückzukehren gedächten, <persName key="96"><persName key="44">die Kinder</persName></persName> seyen ja im Hause <persName key="56">ihres Oheims</persName> der selbst in Preussischen Diensten stehe. <persName key="42">B.[ernhardi]</persName> habe nie gehörig für ihren Unterhalt gesorgt, er sey außer Stande ihnen physisch und moralisch die gehörige Erziehung zu geben, sie würden bey ihm oder <persName key="621"><persName key="451">seinen Eltern</persName></persName> verwahrlost seyn, und Sie hätten sich daher verpflichtet geachtet, die Erziehung ganz auf Ihre eignen Kosten zu übernehmen. – Sollte <persName key="42">B.[ernhardi]</persName> wider Vermuthen, hierauf nicht zur Ruhe verwiesen werden, so wird sich die Regierung doch unmöglich so genau in Privatsachen mischen, daß sie <persName key="9">dem Residenten in <placeName key="356">Rom</placeName></persName> aufgäbe die Zurücksendung <persName key="96"><persName key="44">der Kinder</persName></persName> zu besorgen. Daß man sie aber nicht mit der Post schicken kann leuchtet von selbst ein, <persName key="42">B.[ernhardi]</persName> muß also selbst nach <placeName key="356">Rom</placeName> kommen, oder einen Bevollmächtigten schicken. Diesem können [Sie] sich immer weigern <persName key="96"><persName key="44">die Kinder</persName></persName> anzuvertrauen; und er selbst wird sich nicht wagen, noch die Mittel zu der Reise haben. – Jedoch wenn die Sachen so weit wären, würden sich andre Maßregeln treffen lassen.<lb/>Für jetzt scheint mir eine Bittschrift an <persName key="515">den König</persName> ein zu dringender Schritt, der darauf verspart werden müßte, wenn die Regierung wirklich sich unmittelbar darein mischen und <persName key="9">Hrn. v. H.[umboldt]</persName> aufgeben sollte, Erkundigungen über Sie und <persName key="96"><persName key="44">Ihre Kinder</persName></persName> einzuziehen. Vielleicht ist bey Ankunft dieses Briefes <persName key="56">Ihr Bruder</persName> schon in <placeName key="356">Rom</placeName>, da er mir von <placeName key="354">München</placeName> aus schreibt (am 1ten Juli) er werde den nächsten Tag abreisen, und sich unterwegs vermuthlich wenig aufhält. Er wird Ihnen besser rathen und Sie über den Gang der Sache unterrichten können. – An <persName key="276">Hufeland</persName> habe ich sogleich Ihrem Verlangen gemäß geschrieben, und so dringend ich wußte seine freundschaftliche Verwendung in Anspruch genommen, und hoffe daß es von Wirkung seyn wird.<lb/>Was die Religions-Veränderung betrifft, so nehmen Sie sich wohl in Acht und erkundigen sich genau, in wie fern es Ihnen den <placeName key="356">Römischen</placeName> Schutz für sich und <persName key="96"><persName key="44"><hi rend="weight:bold">Ihre Kinder</hi></persName></persName> sichern würde; und ob bey der jetzigen Schwäche des <persName key="403">päbstlichen</persName> Hofes, die Reclamationen einer mächtigen Regierung nicht hinreichen würden zu bewirken, daß sie für die letztere nicht als gültig betrachtet würden? Ich kann auch die Maßregel nicht billigen, nur das Gerücht davon auf irgend eine Weise zu begünstigen. Sie wissen, wie in <placeName key="15">Berlin</placeName> die Meynung über diesen Punkt steht. Sie würden dadurch alle dortigen Freunde oder Wohlgesinnte einbüßen, und <persName key="276">Hufeland</persName> würde es nicht mehr wagen dürfen für Sie zu sprechen.<lb/>Ein weit weniger gewagter Schritt würde es mir scheinen, wenn Sie <placeName key="356">Rom</placeName> auf einige Zeit verließen, sich einen Paß mit anderm Namen verschafften, und unter diesem dahin zurückkämen. Sie brauchten dann <persName key="9">H. v. H.[umboldt]</persName> nicht gerade zu besuchen, so könnte er immer Ihren Aufenthalt ignoriren, wenn auch jedermann darum wüßte, wofern Sie nur selbst Ihren wahren Namen nicht anerkennten. Denn unmöglich kann man einem diplomatischen Agenten polizeyliche Nachforschungen in fremden Ländern aufgeben. Doch alles dieß sage ich nur auf den Fall, daß die Sachen wider Wunsch und Verhoffen gehen sollten.<lb/>Jede Verzögerung ist Gewinnst, darum däucht mir, hätten Sie auch nicht so mit Antworten an <persName key="42">B.[ernhardi]</persName> zu eilen, und ich begreife nicht recht, wie Sie sich von ihm einen Termin haben setzen lassen. Gänzliches Stillschweigen auf seine Briefe wäre vielleicht das beste, aus jedem von Ihnen oder Ihren Freunden wird er doch über irgend etwas unterrichtet, man müßte ihn so viel möglich in der Ungewißheit über alles lassen. Selbst daß Sie in <placeName key="356">Rom</placeName> sind hätte er nicht von Ihnen oder <persName key="56">Ihrem Bruder</persName> zu erfahren brauchen.<lb/>Noch habe ich keinen Brief von ihm bekommen, falls es geschieht, werde ich ganz Ihrem Wunsche gemäß antworten. Der an <persName key="102">Kn.[orring]</persName>, wovon Sie mir den Inhalt angeben, ist so abgeschmackt, daß mir einen Augenblick der Verdacht gekommen ist, ob ihn nicht jemand <persName key="42">B.[ernhardi]</persName> zum Spott untergeschoben. Auf jeden Fall wäre <persName key="102">Kn.[orring]</persName> unstreitig berechtigt gewesen, den Brief ganz zu ignoriren bis <persName key="42">B.[ernhardi]</persName> ihn mit eigner Hand geschrieben hätte. Immer finde ich, daß er ihm zu viel Ehre erwiesen, so ausführlich und ernsthaft zu antworten und nicht bloß: „Der Vorschlag nach <placeName key="15">Berlin</placeName> zu kommen, sey zu abgeschmackt um nur ein Wort darüber zu verlieren; wenn <persName key="42">B.[ernhardi]</persName> aber nach <placeName key="356">Rom</placeName> käme, wolle man sehen was sich für ihn thun ließe.“ Ich besinne mich nicht genau auf <persName key="63">Schützens</persName> Wappen, doch ist es nur zu wahrscheinlich, daß er und <persName key="558">Schierstädt</persName> die Hand im Spiele haben, weil <persName key="42">B.[ernhardi]</persName> ohne fremde Verhetzung nie von Pistolen reden wird, die seiner Natur aufs äußerste zuwider sind. Er wird es für seine Person immer vorziehen, jemanden im Schlaf zu überfallen, und ihn z. B. mit einem Pfahl auszuweiden.<lb/>Die Ankunft <persName key="56">Ihres Bruders</persName> wird hoffentlich viel beytragen, Ihre Ruhe wieder herzustellen. Er äußert in seinem Briefe an mich durchaus die Zuversicht, daß <persName key="42">B.[ernhardi]</persName> selbst nach <placeName key="356">Rom</placeName> kommen muß, um etwas auszurichten, und daß er das nie thun wird.<lb/>Ich bin begierig zu erfahren ob <persName key="48">der älteste Bruder</persName> auch nach Italien, und insbesondre nach <placeName key="356">Rom</placeName> kommt. In seinem ersten Briefe aus <placeName key="354">München</placeName> schrieb <persName key="56">der Bildhauer</persName>, er sey immer noch nicht ganz hergestellt und werde auf Verordnung der Ärzte die Bäder von <placeName key="278">Pisa</placeName> gebrauchen. Aus dem zweyten Briefe kann ich nicht recht klug werden, ob <persName key="48">L. Tieck</persName> wohl genug ist, um mit den <persName key="537"><persName key="538">Riepenhausens</persName></persName>, <persName key="562">Raumer</persName> und <persName key="56">seinem Bruder</persName> zu reisen, oder ob sie ihn zurücklassen. Er sollte in <placeName key="356">Rom</placeName> nicht bey Ihnen wohnen, und wenn alle näheren Verhältnisse von seiner Gegenwart abgesondert sind, wird seine Gesellschaft Sie gewiß sehr aufheitern.<lb/>An <persName key="539">Cotta</persName> habe ich wegen <name key="383" type="work">Egidio und Isabella</name> geschrieben, ich fürchte daß es zu spät ist, um es noch als Taschenbuch in diesem Jahre zu geben. Sobald ich <name key="383" type="work">das Manuscript</name> erhalte, werde ich keine Zeit mit der Abschrift versäumen.<lb/>In der Ungewißheit, ob ich bey jetziger Lage der Dinge Ihren Aufenthalt in <placeName key="356">Rom</placeName> vor dem Deutschen Publicum notorisch machen sollte, habe ich <name key="565" type="work">den projectirten Aufsatz über die Künstler in <placeName key="356">Rom</placeName></name> u. s. w. noch verschoben. Entscheiden Sie, ob es auf keinen Fall nachtheilig seyn kann, so werde ich ihn schreiben und baldmöglichst für die <name key="94" type="periodical">A[llgemeine] Literatur] Z.[eitung]</name> nach <placeName key="12">Jena</placeName> senden.<lb/>Verzeihen Sie, daß die in beyliegendem Wechsel enthaltne Summe nicht ganz die ist die ich schicken zu können hoffte: ich habe einige unvermeidliche Ausgaben gehabt, so daß ich nicht mehr übrig habe. Der Wechsel ist auf <placeName key="171">Paris</placeName> gestellt, <persName key="564">Torloniaʼs</persName> Comptoir wird ihn aber ohne Zweifel sogleich realisiren. <persName key="428"><persName key="429">Der Banquier in <placeName key="280">Genf</placeName></persName></persName> sagt, er könne nicht ohne beträchtlichen Verlust zu verursachen, den Wechsel auf <persName key="564">Torlonia</persName> selbst stellen. Ich habe einige Schwierigkeit gehabt, mir ihn zu verschaffen, als ich durch <placeName key="280">Genf</placeName> kam, fand ich das Comptoir schon verschlossen, und seitdem ich hier bin, habe ich nicht selbst in <placeName key="280">die Stadt</placeName> fahren können. Durch diesen Aufenthalt ist auch mein Brief um einige Tage verzögert worden.<lb/><persName key="56">Dem Bildhauer</persName> meine herzlichsten Grüße, nächstens schreibe ich an ihn. Vorläufig vielen Dank für die überschickten Skizzen. Ich wünschte nur, daß er vor Ausführung <name key="477" type="work">des Basreliefs</name> eine Zeichnung von den Köpfen schickte in der Größe, wie sie werden sollen, der Ähnlichkeit wegen.<lb/>Die freundschaftlichsten Grüße an <persName key="102">Kn.[orring]</persName>. – Ich umarme und herze <persName key="96"><persName key="44">die Kinder</persName></persName>. Sollten Sie in der Folge, was ich jedoch nicht glaube, Beweggründe haben, den Aufenthalt <persName key="96"><persName key="44">Ihrer Kinder</persName></persName> vor allen Nachforschungen zu verheimlichen und sie deswegen auf einige Zeit von sich zu entfernen, und Sie könnten sich entschließen mir eins anzuvertrauen, so wollte ich Ihnen wohl dafür einstehen, daß man ihm nichts anhaben sollte, ich würde dazu erfoderlichen Falls allen Credit <persName key="222">meiner Freundin</persName> aufbieten können.<lb/>Leben Sie recht wohl und pflegen Sie Ihre Gesundheit.</p>', '36_xml_standoff' => '<anchor type="b" n="228" ana="10" xml:id="NidB3090"/>Coppet<anchor type="e" n="228" ana="10" xml:id="NidE3090"/> d. 7 Jul. 1805<lb/>Ihre beyden Briefe, meine geliebteste Freundin, sind richtig in meine Hände gekommen, der vom 22sten Juni vor wenigen Tagen. Sie wissen, wie sehr ich jede Sorge mit Ihnen theile, aber nach vielfältiger Überlegung alles dessen, was Sie mir geschrieben, glaube ich doch, daß Sie sich über <anchor type="b" n="42" ana="11" xml:id="NidB3091"/>B.[ernhardi]ʼs<anchor type="e" n="42" ana="11" xml:id="NidE3091"/> Schritte zu sehr beunruhigen, und ich fürchte für jetzt nur die unmittelbaren nachtheiligen Folgen dieser Ängstigung für Ihre Gesundheit.<lb/>Mich dünkt, das <anchor type="b" n="3552" ana="12" xml:id="NidB38250"/>Preussische Gesetz<anchor type="e" n="3552" ana="12" xml:id="NidE38250"/> gegen die ausländische Erziehung <anchor type="b" n="96" ana="11" xml:id="NidB3093"/><anchor type="b" n="44" ana="11" xml:id="NidB3092"/>der Kinder<anchor type="e" n="44" ana="11" xml:id="NidE3092"/><anchor type="e" n="96" ana="11" xml:id="NidE3093"/> kann nur darauf gehen, wenn es mit der Absicht geschieht, sie ihrem Vaterlande ganz zu entziehen. Sey aber auch sein Sinn welcher es wolle, so muß es doch erst in Bewegung gesetzt und durch eine Klage geltend gemacht werden. Sollte sich damit <anchor type="b" n="42" ana="11" xml:id="NidB3095"/>B.[ernhardi]<anchor type="e" n="42" ana="11" xml:id="NidE3095"/> unmittelbar an die Regierung wenden können, und nicht vielmehr den gewöhnlichen Rechtsgang gehen müssen? Unmöglich wird aber ein Gerichtshof einen Spruch ertheilen, ohne die andre Partey gehört zu haben. <anchor type="b" n="42" ana="11" xml:id="NidB3096"/>B.[ernhardi]ʼs<anchor type="e" n="42" ana="11" xml:id="NidE3096"/> Schritt wird Ihnen also vom Cammergericht mitgetheilt und aufgegeben werden darauf zu antworten. 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H.[umboldt]<anchor type="e" n="9" ana="11" xml:id="NidE3169"/> aufgeben sollte, Erkundigungen über Sie und <anchor type="b" n="96" ana="11" xml:id="NidB3113"/><anchor type="b" n="44" ana="11" xml:id="NidB3112"/>Ihre Kinder<anchor type="e" n="44" ana="11" xml:id="NidE3112"/><anchor type="e" n="96" ana="11" xml:id="NidE3113"/> einzuziehen. Vielleicht ist bey Ankunft dieses Briefes <anchor type="b" n="56" ana="11" xml:id="NidB3114"/>Ihr Bruder<anchor type="e" n="56" ana="11" xml:id="NidE3114"/> schon in <anchor type="b" n="356" ana="10" xml:id="NidB3115"/>Rom<anchor type="e" n="356" ana="10" xml:id="NidE3115"/>, da er mir von <anchor type="b" n="354" ana="10" xml:id="NidB3116"/>München<anchor type="e" n="354" ana="10" xml:id="NidE3116"/> aus schreibt (am 1ten Juli) er werde den nächsten Tag abreisen, und sich unterwegs vermuthlich wenig aufhält. Er wird Ihnen besser rathen und Sie über den Gang der Sache unterrichten können. – An <anchor type="b" n="276" ana="11" xml:id="NidB3117"/>Hufeland<anchor type="e" n="276" ana="11" xml:id="NidE3117"/> habe ich sogleich Ihrem Verlangen gemäß geschrieben, und so dringend ich wußte seine freundschaftliche Verwendung in Anspruch genommen, und hoffe daß es von Wirkung seyn wird.<lb/>Was die Religions-Veränderung betrifft, so nehmen Sie sich wohl in Acht und erkundigen sich genau, in wie fern es Ihnen den <anchor type="b" n="356" ana="10" xml:id="NidB3118"/>Römischen<anchor type="e" n="356" ana="10" xml:id="NidE3118"/> Schutz für sich und <anchor type="b" n="96" ana="11" xml:id="NidB3120"/><anchor type="b" n="44" ana="11" xml:id="NidB3119"/><hi rend="weight:bold">Ihre Kinder</hi><anchor type="e" n="44" ana="11" xml:id="NidE3119"/><anchor type="e" n="96" ana="11" xml:id="NidE3120"/> sichern würde; und ob bey der jetzigen Schwäche des <anchor type="b" n="403" ana="11" xml:id="NidB3121"/>päbstlichen<anchor type="e" n="403" ana="11" xml:id="NidE3121"/> Hofes, die Reclamationen einer mächtigen Regierung nicht hinreichen würden zu bewirken, daß sie für die letztere nicht als gültig betrachtet würden? Ich kann auch die Maßregel nicht billigen, nur das Gerücht davon auf irgend eine Weise zu begünstigen. Sie wissen, wie in <anchor type="b" n="15" ana="10" xml:id="NidB3122"/>Berlin<anchor type="e" n="15" ana="10" xml:id="NidE3122"/> die Meynung über diesen Punkt steht. Sie würden dadurch alle dortigen Freunde oder Wohlgesinnte einbüßen, und <anchor type="b" n="276" ana="11" xml:id="NidB3123"/>Hufeland<anchor type="e" n="276" ana="11" xml:id="NidE3123"/> würde es nicht mehr wagen dürfen für Sie zu sprechen.<lb/>Ein weit weniger gewagter Schritt würde es mir scheinen, wenn Sie <anchor type="b" n="356" ana="10" xml:id="NidB3124"/>Rom<anchor type="e" n="356" ana="10" xml:id="NidE3124"/> auf einige Zeit verließen, sich einen Paß mit anderm Namen verschafften, und unter diesem dahin zurückkämen. Sie brauchten dann <anchor type="b" n="9" ana="11" xml:id="NidB3179"/>H. v. H.[umboldt]<anchor type="e" n="9" ana="11" xml:id="NidE3179"/> nicht gerade zu besuchen, so könnte er immer Ihren Aufenthalt ignoriren, wenn auch jedermann darum wüßte, wofern Sie nur selbst Ihren wahren Namen nicht anerkennten. Denn unmöglich kann man einem diplomatischen Agenten polizeyliche Nachforschungen in fremden Ländern aufgeben. Doch alles dieß sage ich nur auf den Fall, daß die Sachen wider Wunsch und Verhoffen gehen sollten.<lb/>Jede Verzögerung ist Gewinnst, darum däucht mir, hätten Sie auch nicht so mit Antworten an <anchor type="b" n="42" ana="11" xml:id="NidB3125"/>B.[ernhardi]<anchor type="e" n="42" ana="11" xml:id="NidE3125"/> zu eilen, und ich begreife nicht recht, wie Sie sich von ihm einen Termin haben setzen lassen. Gänzliches Stillschweigen auf seine Briefe wäre vielleicht das beste, aus jedem von Ihnen oder Ihren Freunden wird er doch über irgend etwas unterrichtet, man müßte ihn so viel möglich in der Ungewißheit über alles lassen. Selbst daß Sie in <anchor type="b" n="356" ana="10" xml:id="NidB3126"/>Rom<anchor type="e" n="356" ana="10" xml:id="NidE3126"/> sind hätte er nicht von Ihnen oder <anchor type="b" n="56" ana="11" xml:id="NidB3170"/>Ihrem Bruder<anchor type="e" n="56" ana="11" xml:id="NidE3170"/> zu erfahren brauchen.<lb/>Noch habe ich keinen Brief von ihm bekommen, falls es geschieht, werde ich ganz Ihrem Wunsche gemäß antworten. Der an <anchor type="b" n="102" ana="11" xml:id="NidB3127"/>Kn.[orring]<anchor type="e" n="102" ana="11" xml:id="NidE3127"/>, wovon Sie mir den Inhalt angeben, ist so abgeschmackt, daß mir einen Augenblick der Verdacht gekommen ist, ob ihn nicht jemand <anchor type="b" n="42" ana="11" xml:id="NidB3129"/>B.[ernhardi]<anchor type="e" n="42" ana="11" xml:id="NidE3129"/> zum Spott untergeschoben. Auf jeden Fall wäre <anchor type="b" n="102" ana="11" xml:id="NidB3128"/>Kn.[orring]<anchor type="e" n="102" ana="11" xml:id="NidE3128"/> unstreitig berechtigt gewesen, den Brief ganz zu ignoriren bis <anchor type="b" n="42" ana="11" xml:id="NidB3130"/>B.[ernhardi]<anchor type="e" n="42" ana="11" xml:id="NidE3130"/> ihn mit eigner Hand geschrieben hätte. 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Er wird es für seine Person immer vorziehen, jemanden im Schlaf zu überfallen, und ihn z. B. mit einem Pfahl auszuweiden.<lb/>Die Ankunft <anchor type="b" n="56" ana="11" xml:id="NidB3134"/>Ihres Bruders<anchor type="e" n="56" ana="11" xml:id="NidE3134"/> wird hoffentlich viel beytragen, Ihre Ruhe wieder herzustellen. Er äußert in seinem Briefe an mich durchaus die Zuversicht, daß <anchor type="b" n="42" ana="11" xml:id="NidB3135"/>B.[ernhardi]<anchor type="e" n="42" ana="11" xml:id="NidE3135"/> selbst nach <anchor type="b" n="356" ana="10" xml:id="NidB3136"/>Rom<anchor type="e" n="356" ana="10" xml:id="NidE3136"/> kommen muß, um etwas auszurichten, und daß er das nie thun wird.<lb/>Ich bin begierig zu erfahren ob <anchor type="b" n="48" ana="11" xml:id="NidB3139"/>der älteste Bruder<anchor type="e" n="48" ana="11" xml:id="NidE3139"/> auch nach Italien, und insbesondre nach <anchor type="b" n="356" ana="10" xml:id="NidB3182"/>Rom<anchor type="e" n="356" ana="10" xml:id="NidE3182"/> kommt. In seinem ersten Briefe aus <anchor type="b" n="354" ana="10" xml:id="NidB3138"/>München<anchor type="e" n="354" ana="10" xml:id="NidE3138"/> schrieb <anchor type="b" n="56" ana="11" xml:id="NidB3140"/>der Bildhauer<anchor type="e" n="56" ana="11" xml:id="NidE3140"/>, er sey immer noch nicht ganz hergestellt und werde auf Verordnung der Ärzte die Bäder von <anchor type="b" n="278" ana="10" xml:id="NidB3137"/>Pisa<anchor type="e" n="278" ana="10" xml:id="NidE3137"/> gebrauchen. Aus dem zweyten Briefe kann ich nicht recht klug werden, ob <anchor type="b" n="48" ana="11" xml:id="NidB3142"/>L. Tieck<anchor type="e" n="48" ana="11" xml:id="NidE3142"/> wohl genug ist, um mit den <anchor type="b" n="537" ana="11" xml:id="NidB3144"/><anchor type="b" n="538" ana="11" xml:id="NidB3145"/>Riepenhausens<anchor type="e" n="538" ana="11" xml:id="NidE3145"/><anchor type="e" n="537" ana="11" xml:id="NidE3144"/>, <anchor type="b" n="562" ana="11" xml:id="NidB3171"/>Raumer<anchor type="e" n="562" ana="11" xml:id="NidE3171"/> und <anchor type="b" n="56" ana="11" xml:id="NidB3143"/>seinem Bruder<anchor type="e" n="56" ana="11" xml:id="NidE3143"/> zu reisen, oder ob sie ihn zurücklassen. Er sollte in <anchor type="b" n="356" ana="10" xml:id="NidB3146"/>Rom<anchor type="e" n="356" ana="10" xml:id="NidE3146"/> nicht bey Ihnen wohnen, und wenn alle näheren Verhältnisse von seiner Gegenwart abgesondert sind, wird seine Gesellschaft Sie gewiß sehr aufheitern.<lb/>An <anchor type="b" n="539" ana="11" xml:id="NidB3148"/>Cotta<anchor type="e" n="539" ana="11" xml:id="NidE3148"/> habe ich wegen <anchor type="b" n="383" ana="12" xml:id="NidB3149"/>Egidio und Isabella<anchor type="e" n="383" ana="12" xml:id="NidE3149"/> geschrieben, ich fürchte daß es zu spät ist, um es noch als Taschenbuch in diesem Jahre zu geben. Sobald ich <anchor type="b" n="383" ana="12" xml:id="NidB3150"/>das Manuscript<anchor type="e" n="383" ana="12" xml:id="NidE3150"/> erhalte, werde ich keine Zeit mit der Abschrift versäumen.<lb/>In der Ungewißheit, ob ich bey jetziger Lage der Dinge Ihren Aufenthalt in <anchor type="b" n="356" ana="10" xml:id="NidB3151"/>Rom<anchor type="e" n="356" ana="10" xml:id="NidE3151"/> vor dem Deutschen Publicum notorisch machen sollte, habe ich <anchor type="b" n="565" ana="12" xml:id="NidB3183"/>den projectirten Aufsatz über die Künstler in <anchor type="b" n="356" ana="10" xml:id="NidB3153"/>Rom<anchor type="e" n="356" ana="10" xml:id="NidE3153"/><anchor type="e" n="565" ana="12" xml:id="NidE3183"/> u. s. w. noch verschoben. Entscheiden Sie, ob es auf keinen Fall nachtheilig seyn kann, so werde ich ihn schreiben und baldmöglichst für die <anchor type="b" n="94" ana="13" xml:id="NidB3154"/>A[llgemeine] Literatur] Z.[eitung]<anchor type="e" n="94" ana="13" xml:id="NidE3154"/> nach <anchor type="b" n="12" ana="10" xml:id="NidB3155"/>Jena<anchor type="e" n="12" ana="10" xml:id="NidE3155"/> senden.<lb/>Verzeihen Sie, daß die in beyliegendem Wechsel enthaltne Summe nicht ganz die ist die ich schicken zu können hoffte: ich habe einige unvermeidliche Ausgaben gehabt, so daß ich nicht mehr übrig habe. Der Wechsel ist auf <anchor type="b" n="171" ana="10" xml:id="NidB3156"/>Paris<anchor type="e" n="171" ana="10" xml:id="NidE3156"/> gestellt, <anchor type="b" n="564" ana="11" xml:id="NidB3173"/>Torloniaʼs<anchor type="e" n="564" ana="11" xml:id="NidE3173"/> Comptoir wird ihn aber ohne Zweifel sogleich realisiren. <anchor type="b" n="428" ana="11" xml:id="NidB67528"/><anchor type="b" n="429" ana="11" xml:id="NidB67525"/>Der Banquier in <anchor type="b" n="280" ana="10" xml:id="NidB3157"/>Genf<anchor type="e" n="280" ana="10" xml:id="NidE3157"/><anchor type="e" n="429" ana="11" xml:id="NidE67525"/><anchor type="e" n="428" ana="11" xml:id="NidE67528"/> sagt, er könne nicht ohne beträchtlichen Verlust zu verursachen, den Wechsel auf <anchor type="b" n="564" ana="11" xml:id="NidB3174"/>Torlonia<anchor type="e" n="564" ana="11" xml:id="NidE3174"/> selbst stellen. Ich habe einige Schwierigkeit gehabt, mir ihn zu verschaffen, als ich durch <anchor type="b" n="280" ana="10" xml:id="NidB3158"/>Genf<anchor type="e" n="280" ana="10" xml:id="NidE3158"/> kam, fand ich das Comptoir schon verschlossen, und seitdem ich hier bin, habe ich nicht selbst in <anchor type="b" n="280" ana="10" xml:id="NidB3159"/>die Stadt<anchor type="e" n="280" ana="10" xml:id="NidE3159"/> fahren können. Durch diesen Aufenthalt ist auch mein Brief um einige Tage verzögert worden.<lb/><anchor type="b" n="56" ana="11" xml:id="NidB3160"/>Dem Bildhauer<anchor type="e" n="56" ana="11" xml:id="NidE3160"/> meine herzlichsten Grüße, nächstens schreibe ich an ihn. Vorläufig vielen Dank für die überschickten Skizzen. Ich wünschte nur, daß er vor Ausführung <anchor type="b" n="477" ana="12" xml:id="NidB3161"/>des Basreliefs<anchor type="e" n="477" ana="12" xml:id="NidE3161"/> eine Zeichnung von den Köpfen schickte in der Größe, wie sie werden sollen, der Ähnlichkeit wegen.<lb/>Die freundschaftlichsten Grüße an <anchor type="b" n="102" ana="11" xml:id="NidB3162"/>Kn.[orring]<anchor type="e" n="102" ana="11" xml:id="NidE3162"/>. – Ich umarme und herze <anchor type="b" n="96" ana="11" xml:id="NidB3164"/><anchor type="b" n="44" ana="11" xml:id="NidB3163"/>die Kinder<anchor type="e" n="44" ana="11" xml:id="NidE3163"/><anchor type="e" n="96" ana="11" xml:id="NidE3164"/>. Sollten Sie in der Folge, was ich jedoch nicht glaube, Beweggründe haben, den Aufenthalt <anchor type="b" n="96" ana="11" xml:id="NidB3166"/><anchor type="b" n="44" ana="11" xml:id="NidB3165"/>Ihrer Kinder<anchor type="e" n="44" ana="11" xml:id="NidE3165"/><anchor type="e" n="96" ana="11" xml:id="NidE3166"/> vor allen Nachforschungen zu verheimlichen und sie deswegen auf einige Zeit von sich zu entfernen, und Sie könnten sich entschließen mir eins anzuvertrauen, so wollte ich Ihnen wohl dafür einstehen, daß man ihm nichts anhaben sollte, ich würde dazu erfoderlichen Falls allen Credit <anchor type="b" n="222" ana="11" xml:id="NidB3167"/>meiner Freundin<anchor type="e" n="222" ana="11" xml:id="NidE3167"/> aufbieten können.<lb/>Leben Sie recht wohl und pflegen Sie Ihre Gesundheit.', '36_datengeber' => 'Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek', '36_purl' => '335976727', '36_briefid' => '335976727_AWSanSB_07071805', '36_absenderort' => array( (int) 0 => array( 'ID' => '228', 'content' => 'Coppet', 'bemerkung' => 'GND:1027948-9', 'altBegriff' => '', 'LmAdd' => array([maximum depth reached]) ) ), '36_datumvon' => '1805-07-09', '36_absender' => array( (int) 0 => array( 'ID' => '7125', 'content' => 'August Wilhelm von Schlegel', 'bemerkung' => '', 'altBegriff' => 'Schlegel, August Wilhelm von', 'LmAdd' => array( [maximum depth reached] ) ) ), '36_adressat' => array( (int) 0 => array( 'ID' => '7128', 'content' => 'Sophie Bernhardi', 'bemerkung' => '', 'altBegriff' => 'Bernhardi, Sophie', 'LmAdd' => array( [maximum depth reached] ) ) ), '36_leitd' => 'Krisenjahre der Frühromantik. 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Coppet d. 7 Jul. 1805
Ihre beyden Briefe, meine geliebteste Freundin, sind richtig in meine Hände gekommen, der vom 22sten Juni vor wenigen Tagen. Sie wissen, wie sehr ich jede Sorge mit Ihnen theile, aber nach vielfältiger Überlegung alles dessen, was Sie mir geschrieben, glaube ich doch, daß Sie sich über B.[ernhardi]ʼs Schritte zu sehr beunruhigen, und ich fürchte für jetzt nur die unmittelbaren nachtheiligen Folgen dieser Ängstigung für Ihre Gesundheit.
Mich dünkt, das Preussische Gesetz gegen die ausländische Erziehung der Kinder kann nur darauf gehen, wenn es mit der Absicht geschieht, sie ihrem Vaterlande ganz zu entziehen. Sey aber auch sein Sinn welcher es wolle, so muß es doch erst in Bewegung gesetzt und durch eine Klage geltend gemacht werden. Sollte sich damit B.[ernhardi] unmittelbar an die Regierung wenden können, und nicht vielmehr den gewöhnlichen Rechtsgang gehen müssen? Unmöglich wird aber ein Gerichtshof einen Spruch ertheilen, ohne die andre Partey gehört zu haben. B.[ernhardi]ʼs Schritt wird Ihnen also vom Cammergericht mitgetheilt und aufgegeben werden darauf zu antworten. Sie werden alsdann sagen, daß Sie genöthigt sind, sich wegen Ihrer Gesundheit in einem südlichen Klima aufzuhalten, daß Sie Ihre Kinder mit sich genommen, weil sie in so zartem Alter Ihre Pflege nicht entbehren können; Ihre Absicht sey aber keinesweges, sie ihrem Vaterlande zu entziehen, als wohin Sie selbst zurückzukehren gedächten, die Kinder seyen ja im Hause ihres Oheims der selbst in Preussischen Diensten stehe. B.[ernhardi] habe nie gehörig für ihren Unterhalt gesorgt, er sey außer Stande ihnen physisch und moralisch die gehörige Erziehung zu geben, sie würden bey ihm oder seinen Eltern verwahrlost seyn, und Sie hätten sich daher verpflichtet geachtet, die Erziehung ganz auf Ihre eignen Kosten zu übernehmen. – Sollte B.[ernhardi] wider Vermuthen, hierauf nicht zur Ruhe verwiesen werden, so wird sich die Regierung doch unmöglich so genau in Privatsachen mischen, daß sie dem Residenten in Rom aufgäbe die Zurücksendung der Kinder zu besorgen. Daß man sie aber nicht mit der Post schicken kann leuchtet von selbst ein, B.[ernhardi] muß also selbst nach Rom kommen, oder einen Bevollmächtigten schicken. Diesem können [Sie] sich immer weigern die Kinder anzuvertrauen; und er selbst wird sich nicht wagen, noch die Mittel zu der Reise haben. – Jedoch wenn die Sachen so weit wären, würden sich andre Maßregeln treffen lassen.
Für jetzt scheint mir eine Bittschrift an den König ein zu dringender Schritt, der darauf verspart werden müßte, wenn die Regierung wirklich sich unmittelbar darein mischen und Hrn. v. H.[umboldt] aufgeben sollte, Erkundigungen über Sie und Ihre Kinder einzuziehen. Vielleicht ist bey Ankunft dieses Briefes Ihr Bruder schon in Rom, da er mir von München aus schreibt (am 1ten Juli) er werde den nächsten Tag abreisen, und sich unterwegs vermuthlich wenig aufhält. Er wird Ihnen besser rathen und Sie über den Gang der Sache unterrichten können. – An Hufeland habe ich sogleich Ihrem Verlangen gemäß geschrieben, und so dringend ich wußte seine freundschaftliche Verwendung in Anspruch genommen, und hoffe daß es von Wirkung seyn wird.
Was die Religions-Veränderung betrifft, so nehmen Sie sich wohl in Acht und erkundigen sich genau, in wie fern es Ihnen den Römischen Schutz für sich und Ihre Kinder sichern würde; und ob bey der jetzigen Schwäche des päbstlichen Hofes, die Reclamationen einer mächtigen Regierung nicht hinreichen würden zu bewirken, daß sie für die letztere nicht als gültig betrachtet würden? Ich kann auch die Maßregel nicht billigen, nur das Gerücht davon auf irgend eine Weise zu begünstigen. Sie wissen, wie in Berlin die Meynung über diesen Punkt steht. Sie würden dadurch alle dortigen Freunde oder Wohlgesinnte einbüßen, und Hufeland würde es nicht mehr wagen dürfen für Sie zu sprechen.
Ein weit weniger gewagter Schritt würde es mir scheinen, wenn Sie Rom auf einige Zeit verließen, sich einen Paß mit anderm Namen verschafften, und unter diesem dahin zurückkämen. Sie brauchten dann H. v. H.[umboldt] nicht gerade zu besuchen, so könnte er immer Ihren Aufenthalt ignoriren, wenn auch jedermann darum wüßte, wofern Sie nur selbst Ihren wahren Namen nicht anerkennten. Denn unmöglich kann man einem diplomatischen Agenten polizeyliche Nachforschungen in fremden Ländern aufgeben. Doch alles dieß sage ich nur auf den Fall, daß die Sachen wider Wunsch und Verhoffen gehen sollten.
Jede Verzögerung ist Gewinnst, darum däucht mir, hätten Sie auch nicht so mit Antworten an B.[ernhardi] zu eilen, und ich begreife nicht recht, wie Sie sich von ihm einen Termin haben setzen lassen. Gänzliches Stillschweigen auf seine Briefe wäre vielleicht das beste, aus jedem von Ihnen oder Ihren Freunden wird er doch über irgend etwas unterrichtet, man müßte ihn so viel möglich in der Ungewißheit über alles lassen. Selbst daß Sie in Rom sind hätte er nicht von Ihnen oder Ihrem Bruder zu erfahren brauchen.
Noch habe ich keinen Brief von ihm bekommen, falls es geschieht, werde ich ganz Ihrem Wunsche gemäß antworten. Der an Kn.[orring], wovon Sie mir den Inhalt angeben, ist so abgeschmackt, daß mir einen Augenblick der Verdacht gekommen ist, ob ihn nicht jemand B.[ernhardi] zum Spott untergeschoben. Auf jeden Fall wäre Kn.[orring] unstreitig berechtigt gewesen, den Brief ganz zu ignoriren bis B.[ernhardi] ihn mit eigner Hand geschrieben hätte. Immer finde ich, daß er ihm zu viel Ehre erwiesen, so ausführlich und ernsthaft zu antworten und nicht bloß: „Der Vorschlag nach Berlin zu kommen, sey zu abgeschmackt um nur ein Wort darüber zu verlieren; wenn B.[ernhardi] aber nach Rom käme, wolle man sehen was sich für ihn thun ließe.“ Ich besinne mich nicht genau auf Schützens Wappen, doch ist es nur zu wahrscheinlich, daß er und Schierstädt die Hand im Spiele haben, weil B.[ernhardi] ohne fremde Verhetzung nie von Pistolen reden wird, die seiner Natur aufs äußerste zuwider sind. Er wird es für seine Person immer vorziehen, jemanden im Schlaf zu überfallen, und ihn z. B. mit einem Pfahl auszuweiden.
Die Ankunft Ihres Bruders wird hoffentlich viel beytragen, Ihre Ruhe wieder herzustellen. Er äußert in seinem Briefe an mich durchaus die Zuversicht, daß B.[ernhardi] selbst nach Rom kommen muß, um etwas auszurichten, und daß er das nie thun wird.
Ich bin begierig zu erfahren ob der älteste Bruder auch nach Italien, und insbesondre nach Rom kommt. In seinem ersten Briefe aus München schrieb der Bildhauer, er sey immer noch nicht ganz hergestellt und werde auf Verordnung der Ärzte die Bäder von Pisa gebrauchen. Aus dem zweyten Briefe kann ich nicht recht klug werden, ob L. Tieck wohl genug ist, um mit den Riepenhausens, Raumer und seinem Bruder zu reisen, oder ob sie ihn zurücklassen. Er sollte in Rom nicht bey Ihnen wohnen, und wenn alle näheren Verhältnisse von seiner Gegenwart abgesondert sind, wird seine Gesellschaft Sie gewiß sehr aufheitern.
An Cotta habe ich wegen Egidio und Isabella geschrieben, ich fürchte daß es zu spät ist, um es noch als Taschenbuch in diesem Jahre zu geben. Sobald ich das Manuscript erhalte, werde ich keine Zeit mit der Abschrift versäumen.
In der Ungewißheit, ob ich bey jetziger Lage der Dinge Ihren Aufenthalt in Rom vor dem Deutschen Publicum notorisch machen sollte, habe ich den projectirten Aufsatz über die Künstler in Rom u. s. w. noch verschoben. Entscheiden Sie, ob es auf keinen Fall nachtheilig seyn kann, so werde ich ihn schreiben und baldmöglichst für die A[llgemeine] Literatur] Z.[eitung] nach Jena senden.
Verzeihen Sie, daß die in beyliegendem Wechsel enthaltne Summe nicht ganz die ist die ich schicken zu können hoffte: ich habe einige unvermeidliche Ausgaben gehabt, so daß ich nicht mehr übrig habe. Der Wechsel ist auf Paris gestellt, Torloniaʼs Comptoir wird ihn aber ohne Zweifel sogleich realisiren. Der Banquier in Genf sagt, er könne nicht ohne beträchtlichen Verlust zu verursachen, den Wechsel auf Torlonia selbst stellen. Ich habe einige Schwierigkeit gehabt, mir ihn zu verschaffen, als ich durch Genf kam, fand ich das Comptoir schon verschlossen, und seitdem ich hier bin, habe ich nicht selbst in die Stadt fahren können. Durch diesen Aufenthalt ist auch mein Brief um einige Tage verzögert worden.
Dem Bildhauer meine herzlichsten Grüße, nächstens schreibe ich an ihn. Vorläufig vielen Dank für die überschickten Skizzen. Ich wünschte nur, daß er vor Ausführung des Basreliefs eine Zeichnung von den Köpfen schickte in der Größe, wie sie werden sollen, der Ähnlichkeit wegen.
Die freundschaftlichsten Grüße an Kn.[orring]. – Ich umarme und herze die Kinder. Sollten Sie in der Folge, was ich jedoch nicht glaube, Beweggründe haben, den Aufenthalt Ihrer Kinder vor allen Nachforschungen zu verheimlichen und sie deswegen auf einige Zeit von sich zu entfernen, und Sie könnten sich entschließen mir eins anzuvertrauen, so wollte ich Ihnen wohl dafür einstehen, daß man ihm nichts anhaben sollte, ich würde dazu erfoderlichen Falls allen Credit meiner Freundin aufbieten können.
Leben Sie recht wohl und pflegen Sie Ihre Gesundheit.
Ihre beyden Briefe, meine geliebteste Freundin, sind richtig in meine Hände gekommen, der vom 22sten Juni vor wenigen Tagen. Sie wissen, wie sehr ich jede Sorge mit Ihnen theile, aber nach vielfältiger Überlegung alles dessen, was Sie mir geschrieben, glaube ich doch, daß Sie sich über B.[ernhardi]ʼs Schritte zu sehr beunruhigen, und ich fürchte für jetzt nur die unmittelbaren nachtheiligen Folgen dieser Ängstigung für Ihre Gesundheit.
Mich dünkt, das Preussische Gesetz gegen die ausländische Erziehung der Kinder kann nur darauf gehen, wenn es mit der Absicht geschieht, sie ihrem Vaterlande ganz zu entziehen. Sey aber auch sein Sinn welcher es wolle, so muß es doch erst in Bewegung gesetzt und durch eine Klage geltend gemacht werden. Sollte sich damit B.[ernhardi] unmittelbar an die Regierung wenden können, und nicht vielmehr den gewöhnlichen Rechtsgang gehen müssen? Unmöglich wird aber ein Gerichtshof einen Spruch ertheilen, ohne die andre Partey gehört zu haben. B.[ernhardi]ʼs Schritt wird Ihnen also vom Cammergericht mitgetheilt und aufgegeben werden darauf zu antworten. Sie werden alsdann sagen, daß Sie genöthigt sind, sich wegen Ihrer Gesundheit in einem südlichen Klima aufzuhalten, daß Sie Ihre Kinder mit sich genommen, weil sie in so zartem Alter Ihre Pflege nicht entbehren können; Ihre Absicht sey aber keinesweges, sie ihrem Vaterlande zu entziehen, als wohin Sie selbst zurückzukehren gedächten, die Kinder seyen ja im Hause ihres Oheims der selbst in Preussischen Diensten stehe. B.[ernhardi] habe nie gehörig für ihren Unterhalt gesorgt, er sey außer Stande ihnen physisch und moralisch die gehörige Erziehung zu geben, sie würden bey ihm oder seinen Eltern verwahrlost seyn, und Sie hätten sich daher verpflichtet geachtet, die Erziehung ganz auf Ihre eignen Kosten zu übernehmen. – Sollte B.[ernhardi] wider Vermuthen, hierauf nicht zur Ruhe verwiesen werden, so wird sich die Regierung doch unmöglich so genau in Privatsachen mischen, daß sie dem Residenten in Rom aufgäbe die Zurücksendung der Kinder zu besorgen. Daß man sie aber nicht mit der Post schicken kann leuchtet von selbst ein, B.[ernhardi] muß also selbst nach Rom kommen, oder einen Bevollmächtigten schicken. Diesem können [Sie] sich immer weigern die Kinder anzuvertrauen; und er selbst wird sich nicht wagen, noch die Mittel zu der Reise haben. – Jedoch wenn die Sachen so weit wären, würden sich andre Maßregeln treffen lassen.
Für jetzt scheint mir eine Bittschrift an den König ein zu dringender Schritt, der darauf verspart werden müßte, wenn die Regierung wirklich sich unmittelbar darein mischen und Hrn. v. H.[umboldt] aufgeben sollte, Erkundigungen über Sie und Ihre Kinder einzuziehen. Vielleicht ist bey Ankunft dieses Briefes Ihr Bruder schon in Rom, da er mir von München aus schreibt (am 1ten Juli) er werde den nächsten Tag abreisen, und sich unterwegs vermuthlich wenig aufhält. Er wird Ihnen besser rathen und Sie über den Gang der Sache unterrichten können. – An Hufeland habe ich sogleich Ihrem Verlangen gemäß geschrieben, und so dringend ich wußte seine freundschaftliche Verwendung in Anspruch genommen, und hoffe daß es von Wirkung seyn wird.
Was die Religions-Veränderung betrifft, so nehmen Sie sich wohl in Acht und erkundigen sich genau, in wie fern es Ihnen den Römischen Schutz für sich und Ihre Kinder sichern würde; und ob bey der jetzigen Schwäche des päbstlichen Hofes, die Reclamationen einer mächtigen Regierung nicht hinreichen würden zu bewirken, daß sie für die letztere nicht als gültig betrachtet würden? Ich kann auch die Maßregel nicht billigen, nur das Gerücht davon auf irgend eine Weise zu begünstigen. Sie wissen, wie in Berlin die Meynung über diesen Punkt steht. Sie würden dadurch alle dortigen Freunde oder Wohlgesinnte einbüßen, und Hufeland würde es nicht mehr wagen dürfen für Sie zu sprechen.
Ein weit weniger gewagter Schritt würde es mir scheinen, wenn Sie Rom auf einige Zeit verließen, sich einen Paß mit anderm Namen verschafften, und unter diesem dahin zurückkämen. Sie brauchten dann H. v. H.[umboldt] nicht gerade zu besuchen, so könnte er immer Ihren Aufenthalt ignoriren, wenn auch jedermann darum wüßte, wofern Sie nur selbst Ihren wahren Namen nicht anerkennten. Denn unmöglich kann man einem diplomatischen Agenten polizeyliche Nachforschungen in fremden Ländern aufgeben. Doch alles dieß sage ich nur auf den Fall, daß die Sachen wider Wunsch und Verhoffen gehen sollten.
Jede Verzögerung ist Gewinnst, darum däucht mir, hätten Sie auch nicht so mit Antworten an B.[ernhardi] zu eilen, und ich begreife nicht recht, wie Sie sich von ihm einen Termin haben setzen lassen. Gänzliches Stillschweigen auf seine Briefe wäre vielleicht das beste, aus jedem von Ihnen oder Ihren Freunden wird er doch über irgend etwas unterrichtet, man müßte ihn so viel möglich in der Ungewißheit über alles lassen. Selbst daß Sie in Rom sind hätte er nicht von Ihnen oder Ihrem Bruder zu erfahren brauchen.
Noch habe ich keinen Brief von ihm bekommen, falls es geschieht, werde ich ganz Ihrem Wunsche gemäß antworten. Der an Kn.[orring], wovon Sie mir den Inhalt angeben, ist so abgeschmackt, daß mir einen Augenblick der Verdacht gekommen ist, ob ihn nicht jemand B.[ernhardi] zum Spott untergeschoben. Auf jeden Fall wäre Kn.[orring] unstreitig berechtigt gewesen, den Brief ganz zu ignoriren bis B.[ernhardi] ihn mit eigner Hand geschrieben hätte. Immer finde ich, daß er ihm zu viel Ehre erwiesen, so ausführlich und ernsthaft zu antworten und nicht bloß: „Der Vorschlag nach Berlin zu kommen, sey zu abgeschmackt um nur ein Wort darüber zu verlieren; wenn B.[ernhardi] aber nach Rom käme, wolle man sehen was sich für ihn thun ließe.“ Ich besinne mich nicht genau auf Schützens Wappen, doch ist es nur zu wahrscheinlich, daß er und Schierstädt die Hand im Spiele haben, weil B.[ernhardi] ohne fremde Verhetzung nie von Pistolen reden wird, die seiner Natur aufs äußerste zuwider sind. Er wird es für seine Person immer vorziehen, jemanden im Schlaf zu überfallen, und ihn z. B. mit einem Pfahl auszuweiden.
Die Ankunft Ihres Bruders wird hoffentlich viel beytragen, Ihre Ruhe wieder herzustellen. Er äußert in seinem Briefe an mich durchaus die Zuversicht, daß B.[ernhardi] selbst nach Rom kommen muß, um etwas auszurichten, und daß er das nie thun wird.
Ich bin begierig zu erfahren ob der älteste Bruder auch nach Italien, und insbesondre nach Rom kommt. In seinem ersten Briefe aus München schrieb der Bildhauer, er sey immer noch nicht ganz hergestellt und werde auf Verordnung der Ärzte die Bäder von Pisa gebrauchen. Aus dem zweyten Briefe kann ich nicht recht klug werden, ob L. Tieck wohl genug ist, um mit den Riepenhausens, Raumer und seinem Bruder zu reisen, oder ob sie ihn zurücklassen. Er sollte in Rom nicht bey Ihnen wohnen, und wenn alle näheren Verhältnisse von seiner Gegenwart abgesondert sind, wird seine Gesellschaft Sie gewiß sehr aufheitern.
An Cotta habe ich wegen Egidio und Isabella geschrieben, ich fürchte daß es zu spät ist, um es noch als Taschenbuch in diesem Jahre zu geben. Sobald ich das Manuscript erhalte, werde ich keine Zeit mit der Abschrift versäumen.
In der Ungewißheit, ob ich bey jetziger Lage der Dinge Ihren Aufenthalt in Rom vor dem Deutschen Publicum notorisch machen sollte, habe ich den projectirten Aufsatz über die Künstler in Rom u. s. w. noch verschoben. Entscheiden Sie, ob es auf keinen Fall nachtheilig seyn kann, so werde ich ihn schreiben und baldmöglichst für die A[llgemeine] Literatur] Z.[eitung] nach Jena senden.
Verzeihen Sie, daß die in beyliegendem Wechsel enthaltne Summe nicht ganz die ist die ich schicken zu können hoffte: ich habe einige unvermeidliche Ausgaben gehabt, so daß ich nicht mehr übrig habe. Der Wechsel ist auf Paris gestellt, Torloniaʼs Comptoir wird ihn aber ohne Zweifel sogleich realisiren. Der Banquier in Genf sagt, er könne nicht ohne beträchtlichen Verlust zu verursachen, den Wechsel auf Torlonia selbst stellen. Ich habe einige Schwierigkeit gehabt, mir ihn zu verschaffen, als ich durch Genf kam, fand ich das Comptoir schon verschlossen, und seitdem ich hier bin, habe ich nicht selbst in die Stadt fahren können. Durch diesen Aufenthalt ist auch mein Brief um einige Tage verzögert worden.
Dem Bildhauer meine herzlichsten Grüße, nächstens schreibe ich an ihn. Vorläufig vielen Dank für die überschickten Skizzen. Ich wünschte nur, daß er vor Ausführung des Basreliefs eine Zeichnung von den Köpfen schickte in der Größe, wie sie werden sollen, der Ähnlichkeit wegen.
Die freundschaftlichsten Grüße an Kn.[orring]. – Ich umarme und herze die Kinder. Sollten Sie in der Folge, was ich jedoch nicht glaube, Beweggründe haben, den Aufenthalt Ihrer Kinder vor allen Nachforschungen zu verheimlichen und sie deswegen auf einige Zeit von sich zu entfernen, und Sie könnten sich entschließen mir eins anzuvertrauen, so wollte ich Ihnen wohl dafür einstehen, daß man ihm nichts anhaben sollte, ich würde dazu erfoderlichen Falls allen Credit meiner Freundin aufbieten können.
Leben Sie recht wohl und pflegen Sie Ihre Gesundheit.